Als Herzklappenersatz oder künstliche Herzklappe wird ein künstlich eingebrachter Ersatz für eine natürliche Herzklappe
Künstliche Herzklappe

Als Herzklappenersatz oder künstliche Herzklappe wird ein künstlich eingebrachter Ersatz für eine natürliche Herzklappe bezeichnet. Je nach der Position werden (Aortenklappe, Mitralklappe, Pulmonalklappe oder Trikuspidalklappe), nach der Art (mechanische und biologische Herzklappen) sowie nach dem Implantationsverfahren (offen-chirurgisch oder minimalinvasiv) des Klappenersatzes unterschieden.
Abhängig von der Indikation ist die Herzklappenrekonstruktion das alternative Verfahren.
Geschichte
Am 11. September 1952 setzte Charles A. Hufnagel von der Georgetown University eine von ihm entwickelte „Herzklappe“ in Form eines Plexiglaskugelventils in die absteigende Aorta (Aorta descendens) einer Patientin mit Aortenklappeninsuffizienz ein. Die künstliche Klappe lag also deutlich entfernt von der natürlichen Aortenklappe, die sich an der Aortenbasis befindet, verbesserte aber trotzdem den Blutfluss (Hämodynamik). Die Technik war zuvor an Hunden erprobt worden.
Die ersten künstlichen Herzklappen in Form einer Kugelprothese (Caged ball valve) innerhalb des Herzens wurden 1960 in subkoronarer Aortenposition durch D. E. Harken und 1961 durch die beiden Amerikaner Albert Starr und implantiert. Zugrunde lag die 1958 begonnene Entwicklung von Kugelventilen durch den Ingenieur Edwards und den Chirurgen Starr in Portland, woraus dann 1960 die Starr-Edwards-Klappe entstand. Versuche anderer amerikanischer Chirurgen, etwa Aortenklappen durch Einnähen von Kunststoffsegeln zu rekonstruieren, wurden als Methode 1961 wieder verlassen. Um durch den bei Herzklappenersatz verwendeten Kunststoff bedingte Komplikationen zu vermeiden, wurden um 1963 auch homologe (von der gleichen Spezies) und heterologe (von anderen Spezies) Klappentransplantationen sowie (durch Åke Senning) Rekonstruktionen aus autologem (körpereigenes, vom Patienten gewonnenes) Material vorgenommen.
Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 30.492 Herzklappenersatzoperationen durchgeführt. Den größten Anteil daran machte mit 26.208 (86,0 %) der Aortenklappenersatz aus. Bei Mitralklappenvitien war häufig eine Rekonstruktion möglich (7.728 Eingriffe), ein Mitralklappenersatz wurde 4.146 Mal (13,6 %) durchgeführt. Der Trikuspidalklappenersatz spielte mit 138 Eingriffen (0,4 %) nur eine untergeordnete Rolle.
Indikation
Die Indikation zur Operation wird in Abhängigkeit von klinischer Symptomatik und objektivierbaren Kriterien gestellt. Ziel ist neben der Symptomerleichterung vor allem die Verhinderung einer akuten oder chronischen Herzinsuffizienz. Das Schlagvolumen und damit das Herzzeitvolumen sollen vergrößert werden. Die folgende Aufstellung gibt einen vereinfachten Überblick zu den häufigsten Operationen. Nicht erwähnt werden hier die Trikuspidalklappenstenose, die Trikuspidalklappeninsuffizienz, die Pulmonalklappenstenose, die Pulmonalklappeninsuffizienz und die kombinierten Vitien.
Aortenklappenstenose
- schwere Aortenklappenstenose und Symptomatik
- schwere Aortenklappenstenose ohne Symptomatik mit reduzierter Pumpfunktion (EF < 50 %) oder pathologischem Belastungstest oder rascher Progredienz
Aortenklappeninsuffizienz
- schwere Aortenklappeninsuffizienz und Symptomatik
- schwere Aortenklappeninsuffizienz ohne Symptomatik mit reduzierter Pumpfunktion (EF < 50 %) oder endsystolischem Durchmesser des linken Ventrikels > 50 mm
Mitralklappenstenose
- erhebliche Symptomatik und Klappenöffnungsfläche < 1,5 cm² und nicht möglich
- geringe Symptomatik und Klappenöffnungsfläche < 1,0 cm² und Valvuloplastie nicht möglich
Mitralklappeninsuffizienz
- schwere Mitralklappeninsuffizienz und Symptomatik und EF > 30 %
- schwere Mitralklappeninsuffizienz ohne Symptomatik mit EF < 60 % oder neu aufgetretenem Vorhofflimmern oder > 50 mmHg
Offen-chirurgische Technik
Nach Indikationsstellung zum offen-chirurgischen Aortenklappenersatz werden Untersuchungen zur Abschätzung des Operations- und Narkoserisikos durchgeführt. Diese umfassen z. B. eine Lungenfunktionsprüfung und eine Herzkatheteruntersuchung. Wird bei letzterer eine koronare Herzkrankheit festgestellt, wird in der Regel die Anlage von Koronararterienbypässen empfohlen, die in einer Sitzung mit dem Klappenersatz erfolgen kann.
Operationsablauf
Die Operation erfolgt in Vollnarkose unter Verwendung der Herz-Lungen-Maschine. Der Brustkorb wird durch Aufsägen des Brustbeins eröffnet (mediane Sternotomie). Nach Eröffnung des Herzbeutels und Freilegung des Herzens wird die Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Sie ermöglicht die Blutversorgung des Körpers unter Ausschaltung des Herzens durch Abklemmen der großen Gefäße. Mittels kardiopleger Lösung wird das Herz dazu zum Stillstand gebracht. Nun wird die betroffene Herzklappe freigelegt. Beim Aortenklappenersatz geschieht dies über die Aorta, der Zugang zur Mitralklappe erfolgt über den linken Vorhof. Die betroffene Herzklappe wird, falls nötig, zunächst entkalkt und anschließend entfernt. Dazu werden die Klappensegel aus dem Klappenring ausgeschnitten. Ziel ist es, Platz für eine möglichst große Klappenprothese zu schaffen. Zur Fixierung der Prothese werden Haltefäden mit Filzbewehrung vorgelegt. Über diese wird die künstliche Herzklappe in die richtige Position geführt und fixiert. Beim Aortenklappenersatz unterscheidet sich die Art der Fixierung in Abhängigkeit von der verwendeten Prothese. Biologische Klappen ohne mechanisches Gerüst werden entweder unter Erhalt der eigenen Koronargefäße (subkoronare Technik) oder, bei Verwendung eines größeren Aortensegments, mit Reimplantation der Koronargefäße eingesetzt. Anschließend erfolgt der Verschluss der Aorta beziehungsweise des linken Vorhofs und die Entfernung der Herz-Lungen-Maschine. Anschließend erfolgt bei wieder schlagendem Herzen der Verschluss von Herzbeutel und Brustkorb.
Auswahl der Klappenprothese
Grundsätzlich werden zwei Arten von Herzklappenprothesen unterschieden: Mechanische Klappen werden künstlich hergestellt und bestehen zum größten Teil aus Metall, biologische Klappen (Gewebeklappen) stehen als Transplantate von Mensch oder Tier zur Verfügung.
Mechanische und biologische Klappenprothesen unterscheiden sich in einigen Punkten, anhand derer die Auswahl der für den Patienten am besten geeigneten Klappe erfolgt. Mechanische Herzklappen haben eine wesentlich höhere Lebensdauer als biologische Klappenprothesen. In Labortests haben mechanische Herzklappen eine (theoretische) Haltbarkeit von 100 bis 300 Jahren erreicht. Diese Angabe bezieht sich auf die Anzahl der Öffnungs- und Schließvorgänge gerechnet auf die normale Herzfrequenz von 60 bis 80 Schlägen pro Minute. Die Lebensdauer biologischer Herzklappen ist begrenzt, da sie im Vergleich zum eigenen Gewebe einem beschleunigten Alterungsprozess (Verkalkung) unterliegen. Dieser kann nach einigen Jahren zu sichtbaren und auch funktionell bedeutsamen Funktionsstörungen führen, die einen Austausch notwendig machen. Erfahrungsgemäß verkalken biologische Herzklappen bei Kindern früher und schneller als bei Erwachsenen. Ein wesentlicher Nachteil der mechanischen Klappen besteht in der gerinnungsaktivierenden Metalloberfläche. Dies führt zu einem erhöhten Risiko von Thrombosen und Thrombembolien und macht eine lebenslange Antikoagulation notwendig.
Grundsätzlich werden mechanische Klappen damit bei Patienten eingesetzt, die eine hohe Lebenserwartung haben und bei denen keine Kontraindikation für eine Antikoagulation vorliegt. Die Entscheidung, welche Art von Klappenprothese verwendet wird, beruht jedoch immer auf individueller Abwägung aller Vor- und Nachteile für den einzelnen Patienten.
Mechanische Herzklappen
Mechanische Herzklappen gibt es in verschiedenen Bauformen und Größen, die alle bauartbedingte Vor- und Nachteile haben. Unterschieden werden Kugel-, Scheiben- und Doppelflügelklappen. Grundsätzlich bestehen mechanische Klappen aus einem metallenen Korpus und einem Gerüst, das mit einer Polyestermanschette versehen ist. Alle mechanischen Bauformen verursachen ein mehr oder weniger stark hörbares Klappengeräusch („Prothesenklick“). Dieses Geräusch entsteht beim Schließen der Klappe, wenn der oder die Klappenflügel auf den Klappenring aufprallen. Die Klarheit dieses Geräusches ist ein Indiz dafür, ob sich Ablagerungen auf der Klappe gebildet haben. Alle mechanischen Klappen erzeugen in der Sonographie eine starke Reflexion und einen Schallschatten.
Bauformen (Auswahl)
- Kippscheibenklappen (mit Kippscheibenventilen)
- St. Jude Medical: zweiflüglige Klappe (seit 1977)
- Björk-Shiley-Prothese (nach Viking Björk und Donald Shiley): einflüglige Klappe (aufgehängter Diskus, seit 1968)
- Lillehei-Kaster-Prothese: benannt nach Clarence Walton Lillehei
- Medtronic Hall: einflüglige Klappe (Diskus mit zentralem Loch). Der Diskus bewegt sich auf einem gebogenen Dorn innerhalb des Klappenrings. Der Klappenring ist ein gefräster Titan-Monoblock.
- Kugelklappe, Käfigklappe
- Starr-Edwards-Kugelklappe (die älteste Käfigklappe): Kugelkäfigprothese (erster Einsatz 1952). Als Ventil bzw. Verschlusskörper dient eine Kunststoffkugel, die sich in einem Drahtkäfig mit der Blutströmung frei hin- und herbewegt. Dies war der erste künstliche Klappentyp und ist jetzt (fast) ohne Bedeutung, da bei dieser Variante durch das bauartbedingte Gewicht entscheidende Nachteile entstehen (Hämolyse).
- Smeloff-Cutter-Kugelklappe (auch Smeloff-Cutter-Doppelkäfig-Prothese, benannt nach E. A. Smeloff)
Biologische Herzklappen
Bei biologischen Klappen, die im Prinzip die Segelbewegungen normaler Herzklappen ausführen, besteht das Klappengewebe aus menschlichem (Allo- oder Homograft) oder tierischem (Xenograft) Gewebe. Beim Tissue Engineering werden Gerüststrukturen mit patienteneigenen Zellen im Bioreaktor besiedelt. Diese künstlich besiedelten Klappen spielen im klinischen Alltag noch keine bedeutende Rolle, gehören aber etwa an der Medizinischen Hochschule Hannover zum regelmäßig praktizierten klinischen Alltag. Das eigentliche Klappengewebe wird in einem Gittertubus („Stent“) oder auf einer Gerüststruktur („Scaffold“) angesiedelt bzw. gerüstfrei verwendet. Ebenso wie künstliche Herzklappen sind auch biologische Klappen zum Einnähen mit einer Polyestermanschette umgeben. Tierische- und menschliche Spenderklappen müssen nach der Entnahme für die spätere Implantierung konserviert werden. Hierbei hat sich die Kryokonservierung in flüssigem Stickstoff als effektivstes Verfahren durchgesetzt. Alternativen sind die Präparation in einer antibiotischen Lösung bei 4 °C, Röntgenbestrahlung und Trockengefrierung. Bei dezellularisierten Homografts werden durch Waschverfahren zuvor die Zellen des Spenders aus der Herzklappe entfernt.
Gewebeklappen haben entweder ein Stentimplantat (Gerüst) oder sie sind stentlos. Gestentete Klappen sind in Größen von 19 mm bis 29 mm erhältlich. Stentlose Klappen werden direkt an die Aortenwurzel genäht. Der Hauptvorteil von stentlosen Klappen besteht darin, dass sie die Fehlanpassung zwischen dem Patienten und der Prothese begrenzen (wenn die Oberfläche der Klappenprothese im Verhältnis zur Größe des Patienten zu klein ist, wird dadurch der Druck innerhalb der Klappe erhöht), so dass sie bei kleinen Aortenwurzeln hilfreich sein können. Ihr Nachteil ist, dass das Implantieren von stentlosen Klappen zeitaufwändiger ist als von gestenteten Klappen
Gewebeklappen können 10–20 Jahre halten. Tendenziell verschlechtern sie sich jedoch bei jüngeren Patienten schneller. Es wurden neue Möglichkeiten untersucht, um Gewebe länger zu erhalten. Eine solche Konservierungsbehandlung wird jetzt bei einer kommerziell erhältlichen Gewebeherzklappe eingesetzt. In Schaf- und Kaninchenstudien wies das Gewebe (RESILIA™ Gewebe genannt) weniger Verkalkung auf als das Kontrollgewebe. Daten zur Langzeithaltbarkeit bei Patienten liegen jedoch noch nicht vor.
Schon länger bestehende Typen von Bioprothesen sind beispielsweise die Hancock-Bioprothese, der Hancock-Conduit und die Ionescu-Shiley-Bioprothese sowie die biologischen Carpentier-Edwards-Klappen.
In der Berliner Charité wurde im Juni 2025 einem Patienten weltweit zum ersten Mal eine Herzklappe eingesetzt, die aus seinem eigenen Gewebe gezüchtet worden war. Entnommen wurden kleine Teile des Herzbeutels, aus dem ein Klappensegel gezüchtet, in einem Drahtgerüst befestigt und wie ein Stent eingeführt wurde. Diese Eigenklappe wird vom Körper nicht abgestoßen und soll nahezu unbegrenzt haltbar sein. Müssen Kindern Herzklappen ersetzt werden, haben solche aus körpereigenem Gewebe den großen Vorteil, dass sie mitwachsen. Die jahrelange Forschungsarbeit an der Charité erfolgte unter Leitung des Kinderarztes Boris Schmitt.
Ozaki-Prozedur
Das relativ neue Ozaki-Verfahren, benannt nach dem japanischen Arzt Shigeyuki Ozaki, kann in der Aortenposition angewendet werden. Dabei werden die Klappensegel im Verlauf der Operation etwa aus Herzbeutelgewebe nachgebaut und in den patienteneigenen Aortenklappenring eingefügt. Von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, wurde 2020 begonnen, das Verfahren genauer zu untersuchen.
Ross-Operation
Eine Sonderform stellt die Ross-Operation dar. Dieses von Donald Ross entwickelte Verfahren wird vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen eingesetzt. Bei Vorliegen eines Aortenvitiums wird die Aortenklappe entfernt und durch die patienteneigene Pulmonalklappe ersetzt. Die Pulmonalklappe kann aufgrund der niedrigeren Druckbelastung dann durch eine biologische Klappe ersetzt werden. Die in der Literatur berichteten exzellenten Ergebnisse der Ross-Operation sind nur bedingt übertragbar auf den einzelnen Patienten oder die einzelne Patientin, da sie nur bei einer äußerst geringen Anzahl an Patienten erhoben wurden. Im Jahr 2021 wurden etwa bei allen chirurgischen Aortenklappenimplantationen in nur 1,9 % eine Ross-Operation durchgeführt.
Dezellularisierte Homografts
An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wurde in den vergangenen 20 Jahren ein Verfahren entwickelt, bei dem gespendete menschliche Herzklappen dezellularisiert werden. Das verbliebene zellfreie Gerüst aus Kollagen, elastischen Fasern und Interzellularsubstanzen ist mechanisch vergleichbar stabil wie eine normale Herzklappe. Die Dezellularisierung soll einerseits die Immunogenität des Homografts reduzieren und andererseits die Wiederbesiedelung mit patienteneigenen Zellen ermöglichen. Die zellfreien Homografts, für die seit 2015 eine Zulassung durch das Paul-Ehrlich-Institut besteht, werden zu keinem Zeitpunkt kryokonserviert und sind bis zu 6 Monate implantierbar. Weltweit wurden in den letzten Jahren auch andere Verfahren der Dezellularisierung erarbeitet (u. a. von F. da Costa, Universität Curitiba, Paraná, Brasilien; W. Konertz, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Deutschland; Fa. CryoLife, Kennesaw, GA, USA). Aktuell stellen dezellularisierte Homografts eine Option für diejenigen Patienten dar, die aufgrund ihrer Aortenklappen- bzw. Ausflusstraktpathologie einen Aortenwurzelersatz benötigen, oder bei denen eine Kontraindikation für eine dauerhafte Antikoagulation besteht. Darunter fallen beispielsweise junge Frauen mit Kinderwunsch oder Patienten mit Gerinnungsanomalien. Eine weitere Gruppe sind Patienten mit stark eingeschränkter linksventrikulärer Funktion, da die Klappenöffnungsfläche im Verhältnis zum Klappendurchmesser gegenüber gestenteten intraanulären Klappen erheblich größer ist.
Minimalinvasive Verfahren
- Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI)
Neben der offen-chirurgischen Technik existiert ein kathetergestütztes Verfahren, bei dem ein Zugangsweg über die Leistenarterie (transfemoral) oder über die Herzspitze (transapikal) gewählt wird. Dieses Verfahren wird Transkatheter-Aortenklappenimplantation (engl. transcatheter aortic valve implantation, TAVI) oder Endovaskulärer Aortenklappenersatz genannt. Die Aortenklappe ist dabei in einem Metallgerüst eingebracht. Mittels Katheter wird die Klappe in Position gebracht. Anschließend wird sie entfaltet und dadurch im Klappenring verankert. Die körpereigene Aortenklappe wird dabei nicht entfernt, sondern durch die Prothese verdrängt. Es werden selbstexpandierende Klappen von solchen unterschieden, die – etwa vergleichbar mit einer PTCA – mittels Ballon expandiert werden.
Die Technik wurde erstmals von und Kollegen im Jahr 2002 beschrieben. Ziel der TAVI ist es, einen Aortenklappenersatz den Patienten anbieten zu können, deren Operationsrisiko für einen offen-chirurgischen Ersatz zu hoch eingeschätzt wird; nach und nach wird die Indikation auch auf Patienten mit mittlerem Operationsrisiko zu Studienzwecken ausgeweitet. Die minimalinvasive Form der Therapie ist jedoch bisher kein genereller Ersatz für die offen-chirurgische Technik. Langzeitergebnisse für die Transkatheter-Aortenklappenimplantation liegen aufgrund der Neuheit des Verfahrens noch nicht vor, allerdings deuten erste Ergebnisse aus 5-Jahres-Analysen darauf hin, dass die Hämodynamik und die Stabilität der TAVI-Klappen gleichwertig mit chirurgisch implantierten Aortenklappen zu sein scheint. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie hat 2014 Qualitätsstandards zur Durchführung der TAVI veröffentlicht – zu den wichtigsten Forderungen gehören, dass der Eingriff in einem Hybrid-Operationssaal stattfinden sollte und ein Herzchirurg bereitsteht.
Die Anwendung der TAVI kann mit folgenden Risiken einhergehen
- erhöhtes Schlaganfallrisiko (siehe auch Zerebrale Embolieprotektion beim Tavi)
- Komplikationen bei Einbringung der Prothese durch die Gefäße, wie Gefäßverletzungen
- Notwendigkeit eines erneuten Eingriffs, z. B. durch Undichtigkeiten zwischen Prothese und Gefäßwand
- kompletter atrioventrikulärer Block mit Notwendigkeit einer Schrittmacherimplantation
Bedeutende Hersteller sind:
- Edwards Lifesciences mit Sapien (ballonexpandierend) und
- Medtronic mit CoreValve (selbstexpandierend)
2024 veröffentlichten deutsche Forscher um den Kardiologen Stefan Blankenburg die Ergebnisse der deutschlandweiten DEDICATE-DZHK6-Studie, die zeigten, dass eine TAVI für Patienten mit niedrigem und mittlerem Operationsrisiko eine zusätzliche Behandlungsoption darstellt. Im Vergleich zum chirurgischen Aortenklappenersatz (SAVR) ist das Risiko demnach mit Blick auf die Gesamtsterblichkeit und die Entwicklung von Schlaganfällen nach dem Eingriff etwa halb so hoch. Im Zeitraum von Mai 2017 bis September 2022 wurden an 38 deutschen Herzzentren insgesamt 1.414 Patienten in die industrieunabhängige Studie eingeschlossen, deren Nachbeobachtungszeitraum auf fünf Jahre ausgelegt ist. Die für die Studie ausgewählten Patienten wurden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten entweder einen kathetergestützten Aortenklappenersatz oder einen chirurgischen Klappenersatz. Das Durchschnittsalter betrug 74 Jahre, 57 Prozent der Teilnehmenden waren Männer. Um in der DEDICATE-Studie die klinische Versorgungsrealität in Deutschland abzubilden, konnten die Heart Teams der jeweiligen Klinik innerhalb der beiden Studiengruppen über die Behandlungsdetails wie Klappenauswahl selbst entscheiden. Die Forschenden stellten im Rahmen der Studie fest, dass bei Patienten mit kathetergestützter Therapie die Gesamtsterblichkeit und das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ein Jahr nach dem Eingriff um 47 Prozent geringer lag als bei Patienten mit chirurgischem Aortenklappenersatz. Daher stellt die kathetergestützte Therapie der Aortenklappenstenose auch bei Patienten mit mittlerem bis niedrigem operativen Risiko eine gute Behandlungsoption dar. Ebenso konnten die Patienten nach der kathetergestützten Therapie das Krankenhaus schneller verlassen und wiesen insgesamt eine bessere Lebensqualität auf.
Nachsorge
Postoperative Phase
Nach der Operation wird der Patient zunächst auf der Intensivstation überwacht. Hier wird nach Operationen mit Eröffnung des Brustkorbs die künstliche Beatmung beendet. Im weiteren Verlauf wird der Patient auf einer kardiochirurgischen oder kardiologischen Normalstation betreut. An den ein- bis zweiwöchigen Aufenthalt im Akutkrankenhaus schließt sich in der Regel eine mehrwöchige Rehabilitation mit kontrolliert ansteigender körperlicher Belastung an. Eine Wiederaufnahme einer Berufstätigkeit ist etwa zehn bis zwölf Wochen nach der Operation möglich.
Verlaufskontrollen
Zur Beurteilung des postoperativen Verlaufs, vor allem bezüglich des Blutdurchflusses durch den Herzklappenersatz, spielt die Echokardiographie eine entscheidende Rolle, da hier die Klappenfunktion (Dichtigkeit, Druckgradienten) und, vor allem bei biologischen Klappen, die Klappenmorphologie beurteilt werden können. Die erste Verlaufskontrolle sollte nach etwa drei Monaten erfolgen.
Antikoagulation
Bei Verwendung eines mechanischen Herzklappenersatzes muss zur Vermeidung von Thrombembolien eine lebenslange Antikoagulation (die Hemmung der Blutgerinnung) erfolgen. Dazu werden Cumarinderivate wie Phenprocoumon und Warfarin eingesetzt. Die angestrebte INR richtet sich nach der Position der Prothese. Nach biologischem Klappenersatz ist eine Antikoagulation für drei Monate notwendig. Nach TAVI wird die Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern empfohlen; die alleinige Gabe von Acetylsalicylsäure war in einer Untersuchung der Gabe einer Kombinationstherapie mit Clopidogrel bei TAVI-Patienten überlegen.
Endokarditisprophylaxe
Nach Herzklappenersatz ist eine lebenslange Endokarditisprophylaxe bei allen Eingriffen im Bereich des Mund-Rachen-Raums (z. B. Zahnchirurgie, Tonsillektomie) empfohlen.
Siehe auch
- Prosthetic valve infection
- Skumin-Syndrom
Literatur
- Martin Steiner: Beurteilung von biologischen und mechanischen Herzklappenprothesen anhand zeitaufgelöster Verfahren (Dissertation). VVB Laufersweiler Verlag, Gießen 2005, ISBN 3-89687-053-X, S. 319.
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- Klaus Holldack, Klaus Gahl: Auskultation und Perkussion. Inspektion und Palpation. Thieme, Stuttgart 1955; 10., neubearbeitete Auflage ebenda 1986, ISBN 3-13-352410-0, S. 180 f. (Töne und Geräusche an künstlichen Herzklappen).
- B. G. Barrat-Boyes: Homograft for aortic incompetence and stenosis. In: Thorax. Band 19, 1964, S. 131 ff.
- J. P. Binet, Alain Carpentier, J. Langlois: Heterotransplantate der Aortenklappe. In: Langenbecks Archiv für klinische Chirurgie, Band 316, 1966, S. 800 ff.
- Bioreaktoren für nachgezüchtete Herzklappen. In: Die Zeit, Nr. 9/2005.
Weblinks
- Herzklappe mit einem Klappenflügel
- Möglichkeiten und Grenzen des minimalinvasiven Herzklappenersatzes
- S2k-Leitlinie Zahnsanierung vor Herzklappenersatz der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). In: AWMF online (Stand April 2017)
Einzelnachweise
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- Glenn Fowler: Obituaries: Charles A. Hufnagel, 72, Surgeon Who Invented Plastic Heart Valve. In: New York Times. 1. Juni 1989, abgerufen am 11. Juli 2020 (englisch).
- Friedrich Wilhelm Hehrlein: Herz und große Gefäße. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich W. Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen: Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 164–185, hier: S. 174–176 und 182.
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- Vgl. auch M. I. Ionescu et al.: Mitral valve replacement with aortic heterografts in humans. In: Thorax. Band 22, 1967, S. 305 ff.
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- Lübecker Herzchirurgen konstruieren Herzklappe aus Patientengewebe - erstmals in Norddeutschland. 6. Juli 2018, abgerufen am 6. April 2019.
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Autor: www.NiNa.Az
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Als Herzklappenersatz oder kunstliche Herzklappe wird ein kunstlich eingebrachter Ersatz fur eine naturliche Herzklappe bezeichnet Je nach der Position werden Aortenklappe Mitralklappe Pulmonalklappe oder Trikuspidalklappe nach der Art mechanische und biologische Herzklappen sowie nach dem Implantationsverfahren offen chirurgisch oder minimalinvasiv des Klappenersatzes unterschieden Abhangig von der Indikation ist die Herzklappenrekonstruktion das alternative Verfahren GeschichteVon Hufnagel verwendete Klappe1 Starr Edwards Herzklappe 2 Starr Edwards Herzklappe 3 Smeloff Cutter Herzklappe Am 11 September 1952 setzte Charles A Hufnagel von der Georgetown University eine von ihm entwickelte Herzklappe in Form eines Plexiglaskugelventils in die absteigende Aorta Aorta descendens einer Patientin mit Aortenklappeninsuffizienz ein Die kunstliche Klappe lag also deutlich entfernt von der naturlichen Aortenklappe die sich an der Aortenbasis befindet verbesserte aber trotzdem den Blutfluss Hamodynamik Die Technik war zuvor an Hunden erprobt worden Die ersten kunstlichen Herzklappen in Form einer Kugelprothese Caged ball valve innerhalb des Herzens wurden 1960 in subkoronarer Aortenposition durch D E Harken und 1961 durch die beiden Amerikaner Albert Starr und implantiert Zugrunde lag die 1958 begonnene Entwicklung von Kugelventilen durch den Ingenieur Edwards und den Chirurgen Starr in Portland woraus dann 1960 die Starr Edwards Klappe entstand Versuche anderer amerikanischer Chirurgen etwa Aortenklappen durch Einnahen von Kunststoffsegeln zu rekonstruieren wurden als Methode 1961 wieder verlassen Um durch den bei Herzklappenersatz verwendeten Kunststoff bedingte Komplikationen zu vermeiden wurden um 1963 auch homologe von der gleichen Spezies und heterologe von anderen Spezies Klappentransplantationen sowie durch Ake Senning Rekonstruktionen aus autologem korpereigenes vom Patienten gewonnenes Material vorgenommen Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 30 492 Herzklappenersatzoperationen durchgefuhrt Den grossten Anteil daran machte mit 26 208 86 0 der Aortenklappenersatz aus Bei Mitralklappenvitien war haufig eine Rekonstruktion moglich 7 728 Eingriffe ein Mitralklappenersatz wurde 4 146 Mal 13 6 durchgefuhrt Der Trikuspidalklappenersatz spielte mit 138 Eingriffen 0 4 nur eine untergeordnete Rolle IndikationDie Indikation zur Operation wird in Abhangigkeit von klinischer Symptomatik und objektivierbaren Kriterien gestellt Ziel ist neben der Symptomerleichterung vor allem die Verhinderung einer akuten oder chronischen Herzinsuffizienz Das Schlagvolumen und damit das Herzzeitvolumen sollen vergrossert werden Die folgende Aufstellung gibt einen vereinfachten Uberblick zu den haufigsten Operationen Nicht erwahnt werden hier die Trikuspidalklappenstenose die Trikuspidalklappeninsuffizienz die Pulmonalklappenstenose die Pulmonalklappeninsuffizienz und die kombinierten Vitien Aortenklappenstenose schwere Aortenklappenstenose und Symptomatik schwere Aortenklappenstenose ohne Symptomatik mit reduzierter Pumpfunktion EF lt 50 oder pathologischem Belastungstest oder rascher ProgredienzAortenklappeninsuffizienz schwere Aortenklappeninsuffizienz und Symptomatik schwere Aortenklappeninsuffizienz ohne Symptomatik mit reduzierter Pumpfunktion EF lt 50 oder endsystolischem Durchmesser des linken Ventrikels gt 50 mmMitralklappenstenose erhebliche Symptomatik und Klappenoffnungsflache lt 1 5 cm und nicht moglich geringe Symptomatik und Klappenoffnungsflache lt 1 0 cm und Valvuloplastie nicht moglichMitralklappeninsuffizienz schwere Mitralklappeninsuffizienz und Symptomatik und EF gt 30 schwere Mitralklappeninsuffizienz ohne Symptomatik mit EF lt 60 oder neu aufgetretenem Vorhofflimmern oder gt 50 mmHgOffen chirurgische TechnikNach Indikationsstellung zum offen chirurgischen Aortenklappenersatz werden Untersuchungen zur Abschatzung des Operations und Narkoserisikos durchgefuhrt Diese umfassen z B eine Lungenfunktionsprufung und eine Herzkatheteruntersuchung Wird bei letzterer eine koronare Herzkrankheit festgestellt wird in der Regel die Anlage von Koronararterienbypassen empfohlen die in einer Sitzung mit dem Klappenersatz erfolgen kann Operationsablauf Arztbrief nach erfolgtem Aortenklappenersatz Die Operation erfolgt in Vollnarkose unter Verwendung der Herz Lungen Maschine Der Brustkorb wird durch Aufsagen des Brustbeins eroffnet mediane Sternotomie Nach Eroffnung des Herzbeutels und Freilegung des Herzens wird die Herz Lungen Maschine angeschlossen Sie ermoglicht die Blutversorgung des Korpers unter Ausschaltung des Herzens durch Abklemmen der grossen Gefasse Mittels kardiopleger Losung wird das Herz dazu zum Stillstand gebracht Nun wird die betroffene Herzklappe freigelegt Beim Aortenklappenersatz geschieht dies uber die Aorta der Zugang zur Mitralklappe erfolgt uber den linken Vorhof Die betroffene Herzklappe wird falls notig zunachst entkalkt und anschliessend entfernt Dazu werden die Klappensegel aus dem Klappenring ausgeschnitten Ziel ist es Platz fur eine moglichst grosse Klappenprothese zu schaffen Zur Fixierung der Prothese werden Haltefaden mit Filzbewehrung vorgelegt Uber diese wird die kunstliche Herzklappe in die richtige Position gefuhrt und fixiert Beim Aortenklappenersatz unterscheidet sich die Art der Fixierung in Abhangigkeit von der verwendeten Prothese Biologische Klappen ohne mechanisches Gerust werden entweder unter Erhalt der eigenen Koronargefasse subkoronare Technik oder bei Verwendung eines grosseren Aortensegments mit Reimplantation der Koronargefasse eingesetzt Anschliessend erfolgt der Verschluss der Aorta beziehungsweise des linken Vorhofs und die Entfernung der Herz Lungen Maschine Anschliessend erfolgt bei wieder schlagendem Herzen der Verschluss von Herzbeutel und Brustkorb Auswahl der Klappenprothese Grundsatzlich werden zwei Arten von Herzklappenprothesen unterschieden Mechanische Klappen werden kunstlich hergestellt und bestehen zum grossten Teil aus Metall biologische Klappen Gewebeklappen stehen als Transplantate von Mensch oder Tier zur Verfugung Mechanische und biologische Klappenprothesen unterscheiden sich in einigen Punkten anhand derer die Auswahl der fur den Patienten am besten geeigneten Klappe erfolgt Mechanische Herzklappen haben eine wesentlich hohere Lebensdauer als biologische Klappenprothesen In Labortests haben mechanische Herzklappen eine theoretische Haltbarkeit von 100 bis 300 Jahren erreicht Diese Angabe bezieht sich auf die Anzahl der Offnungs und Schliessvorgange gerechnet auf die normale Herzfrequenz von 60 bis 80 Schlagen pro Minute Die Lebensdauer biologischer Herzklappen ist begrenzt da sie im Vergleich zum eigenen Gewebe einem beschleunigten Alterungsprozess Verkalkung unterliegen Dieser kann nach einigen Jahren zu sichtbaren und auch funktionell bedeutsamen Funktionsstorungen fuhren die einen Austausch notwendig machen Erfahrungsgemass verkalken biologische Herzklappen bei Kindern fruher und schneller als bei Erwachsenen Ein wesentlicher Nachteil der mechanischen Klappen besteht in der gerinnungsaktivierenden Metalloberflache Dies fuhrt zu einem erhohten Risiko von Thrombosen und Thrombembolien und macht eine lebenslange Antikoagulation notwendig Grundsatzlich werden mechanische Klappen damit bei Patienten eingesetzt die eine hohe Lebenserwartung haben und bei denen keine Kontraindikation fur eine Antikoagulation vorliegt Die Entscheidung welche Art von Klappenprothese verwendet wird beruht jedoch immer auf individueller Abwagung aller Vor und Nachteile fur den einzelnen Patienten Mechanische Herzklappen Zweifluglige mechanische Herzklappe Mechanische Herzklappen gibt es in verschiedenen Bauformen und Grossen die alle bauartbedingte Vor und Nachteile haben Unterschieden werden Kugel Scheiben und Doppelflugelklappen Grundsatzlich bestehen mechanische Klappen aus einem metallenen Korpus und einem Gerust das mit einer Polyestermanschette versehen ist Alle mechanischen Bauformen verursachen ein mehr oder weniger stark horbares Klappengerausch Prothesenklick Dieses Gerausch entsteht beim Schliessen der Klappe wenn der oder die Klappenflugel auf den Klappenring aufprallen Die Klarheit dieses Gerausches ist ein Indiz dafur ob sich Ablagerungen auf der Klappe gebildet haben Alle mechanischen Klappen erzeugen in der Sonographie eine starke Reflexion und einen Schallschatten Bauformen Auswahl Kippscheibenklappen mit Kippscheibenventilen St Jude Medical zweifluglige Klappe seit 1977 Bjork Shiley Prothese nach Viking Bjork und Donald Shiley einfluglige Klappe aufgehangter Diskus seit 1968 Lillehei Kaster Prothese benannt nach Clarence Walton Lillehei Medtronic Hall einfluglige Klappe Diskus mit zentralem Loch Der Diskus bewegt sich auf einem gebogenen Dorn innerhalb des Klappenrings Der Klappenring ist ein gefraster Titan Monoblock Kugelklappe Kafigklappe Starr Edwards Kugelklappe die alteste Kafigklappe Kugelkafigprothese erster Einsatz 1952 Als Ventil bzw Verschlusskorper dient eine Kunststoffkugel die sich in einem Drahtkafig mit der Blutstromung frei hin und herbewegt Dies war der erste kunstliche Klappentyp und ist jetzt fast ohne Bedeutung da bei dieser Variante durch das bauartbedingte Gewicht entscheidende Nachteile entstehen Hamolyse Smeloff Cutter Kugelklappe auch Smeloff Cutter Doppelkafig Prothese benannt nach E A Smeloff Biologische Herzklappen Durch Gewebezuchtung hergestellte Herzklappe Bei biologischen Klappen die im Prinzip die Segelbewegungen normaler Herzklappen ausfuhren besteht das Klappengewebe aus menschlichem Allo oder Homograft oder tierischem Xenograft Gewebe Beim Tissue Engineering werden Geruststrukturen mit patienteneigenen Zellen im Bioreaktor besiedelt Diese kunstlich besiedelten Klappen spielen im klinischen Alltag noch keine bedeutende Rolle gehoren aber etwa an der Medizinischen Hochschule Hannover zum regelmassig praktizierten klinischen Alltag Das eigentliche Klappengewebe wird in einem Gittertubus Stent oder auf einer Geruststruktur Scaffold angesiedelt bzw gerustfrei verwendet Ebenso wie kunstliche Herzklappen sind auch biologische Klappen zum Einnahen mit einer Polyestermanschette umgeben Tierische und menschliche Spenderklappen mussen nach der Entnahme fur die spatere Implantierung konserviert werden Hierbei hat sich die Kryokonservierung in flussigem Stickstoff als effektivstes Verfahren durchgesetzt Alternativen sind die Praparation in einer antibiotischen Losung bei 4 C Rontgenbestrahlung und Trockengefrierung Bei dezellularisierten Homografts werden durch Waschverfahren zuvor die Zellen des Spenders aus der Herzklappe entfernt Gewebeklappen haben entweder ein Stentimplantat Gerust oder sie sind stentlos Gestentete Klappen sind in Grossen von 19 mm bis 29 mm erhaltlich Stentlose Klappen werden direkt an die Aortenwurzel genaht Der Hauptvorteil von stentlosen Klappen besteht darin dass sie die Fehlanpassung zwischen dem Patienten und der Prothese begrenzen wenn die Oberflache der Klappenprothese im Verhaltnis zur Grosse des Patienten zu klein ist wird dadurch der Druck innerhalb der Klappe erhoht so dass sie bei kleinen Aortenwurzeln hilfreich sein konnen Ihr Nachteil ist dass das Implantieren von stentlosen Klappen zeitaufwandiger ist als von gestenteten Klappen Gewebeklappen konnen 10 20 Jahre halten Tendenziell verschlechtern sie sich jedoch bei jungeren Patienten schneller Es wurden neue Moglichkeiten untersucht um Gewebe langer zu erhalten Eine solche Konservierungsbehandlung wird jetzt bei einer kommerziell erhaltlichen Gewebeherzklappe eingesetzt In Schaf und Kaninchenstudien wies das Gewebe RESILIA Gewebe genannt weniger Verkalkung auf als das Kontrollgewebe Daten zur Langzeithaltbarkeit bei Patienten liegen jedoch noch nicht vor Schon langer bestehende Typen von Bioprothesen sind beispielsweise die Hancock Bioprothese der Hancock Conduit und die Ionescu Shiley Bioprothese sowie die biologischen Carpentier Edwards Klappen In der Berliner Charite wurde im Juni 2025 einem Patienten weltweit zum ersten Mal eine Herzklappe eingesetzt die aus seinem eigenen Gewebe gezuchtet worden war Entnommen wurden kleine Teile des Herzbeutels aus dem ein Klappensegel gezuchtet in einem Drahtgerust befestigt und wie ein Stent eingefuhrt wurde Diese Eigenklappe wird vom Korper nicht abgestossen und soll nahezu unbegrenzt haltbar sein Mussen Kindern Herzklappen ersetzt werden haben solche aus korpereigenem Gewebe den grossen Vorteil dass sie mitwachsen Die jahrelange Forschungsarbeit an der Charite erfolgte unter Leitung des Kinderarztes Boris Schmitt Ozaki Prozedur Das relativ neue Ozaki Verfahren benannt nach dem japanischen Arzt Shigeyuki Ozaki kann in der Aortenposition angewendet werden Dabei werden die Klappensegel im Verlauf der Operation etwa aus Herzbeutelgewebe nachgebaut und in den patienteneigenen Aortenklappenring eingefugt Von Wissenschaftlern des Universitatsklinikums Schleswig Holstein Campus Lubeck wurde 2020 begonnen das Verfahren genauer zu untersuchen Ross Operation Eine Sonderform stellt die Ross Operation dar Dieses von Donald Ross entwickelte Verfahren wird vor allem bei Kindern und jungen Erwachsenen eingesetzt Bei Vorliegen eines Aortenvitiums wird die Aortenklappe entfernt und durch die patienteneigene Pulmonalklappe ersetzt Die Pulmonalklappe kann aufgrund der niedrigeren Druckbelastung dann durch eine biologische Klappe ersetzt werden Die in der Literatur berichteten exzellenten Ergebnisse der Ross Operation sind nur bedingt ubertragbar auf den einzelnen Patienten oder die einzelne Patientin da sie nur bei einer ausserst geringen Anzahl an Patienten erhoben wurden Im Jahr 2021 wurden etwa bei allen chirurgischen Aortenklappenimplantationen in nur 1 9 eine Ross Operation durchgefuhrt Dezellularisierte Homografts An der Medizinischen Hochschule Hannover MHH wurde in den vergangenen 20 Jahren ein Verfahren entwickelt bei dem gespendete menschliche Herzklappen dezellularisiert werden Das verbliebene zellfreie Gerust aus Kollagen elastischen Fasern und Interzellularsubstanzen ist mechanisch vergleichbar stabil wie eine normale Herzklappe Die Dezellularisierung soll einerseits die Immunogenitat des Homografts reduzieren und andererseits die Wiederbesiedelung mit patienteneigenen Zellen ermoglichen Die zellfreien Homografts fur die seit 2015 eine Zulassung durch das Paul Ehrlich Institut besteht werden zu keinem Zeitpunkt kryokonserviert und sind bis zu 6 Monate implantierbar Weltweit wurden in den letzten Jahren auch andere Verfahren der Dezellularisierung erarbeitet u a von F da Costa Universitat Curitiba Parana Brasilien W Konertz Charite Universitatsmedizin Berlin Deutschland Fa CryoLife Kennesaw GA USA Aktuell stellen dezellularisierte Homografts eine Option fur diejenigen Patienten dar die aufgrund ihrer Aortenklappen bzw Ausflusstraktpathologie einen Aortenwurzelersatz benotigen oder bei denen eine Kontraindikation fur eine dauerhafte Antikoagulation besteht Darunter fallen beispielsweise junge Frauen mit Kinderwunsch oder Patienten mit Gerinnungsanomalien Eine weitere Gruppe sind Patienten mit stark eingeschrankter linksventrikularer Funktion da die Klappenoffnungsflache im Verhaltnis zum Klappendurchmesser gegenuber gestenteten intraanularen Klappen erheblich grosser ist Minimalinvasive VerfahrenTranskatheter Aortenklappenimplantation TAVI Neben der offen chirurgischen Technik existiert ein kathetergestutztes Verfahren bei dem ein Zugangsweg uber die Leistenarterie transfemoral oder uber die Herzspitze transapikal gewahlt wird Dieses Verfahren wird Transkatheter Aortenklappenimplantation engl transcatheter aortic valve implantation TAVI oder Endovaskularer Aortenklappenersatz genannt Die Aortenklappe ist dabei in einem Metallgerust eingebracht Mittels Katheter wird die Klappe in Position gebracht Anschliessend wird sie entfaltet und dadurch im Klappenring verankert Die korpereigene Aortenklappe wird dabei nicht entfernt sondern durch die Prothese verdrangt Es werden selbstexpandierende Klappen von solchen unterschieden die etwa vergleichbar mit einer PTCA mittels Ballon expandiert werden Die Technik wurde erstmals von und Kollegen im Jahr 2002 beschrieben Ziel der TAVI ist es einen Aortenklappenersatz den Patienten anbieten zu konnen deren Operationsrisiko fur einen offen chirurgischen Ersatz zu hoch eingeschatzt wird nach und nach wird die Indikation auch auf Patienten mit mittlerem Operationsrisiko zu Studienzwecken ausgeweitet Die minimalinvasive Form der Therapie ist jedoch bisher kein genereller Ersatz fur die offen chirurgische Technik Langzeitergebnisse fur die Transkatheter Aortenklappenimplantation liegen aufgrund der Neuheit des Verfahrens noch nicht vor allerdings deuten erste Ergebnisse aus 5 Jahres Analysen darauf hin dass die Hamodynamik und die Stabilitat der TAVI Klappen gleichwertig mit chirurgisch implantierten Aortenklappen zu sein scheint Die Deutsche Gesellschaft fur Kardiologie hat 2014 Qualitatsstandards zur Durchfuhrung der TAVI veroffentlicht zu den wichtigsten Forderungen gehoren dass der Eingriff in einem Hybrid Operationssaal stattfinden sollte und ein Herzchirurg bereitsteht Die Anwendung der TAVI kann mit folgenden Risiken einhergehen erhohtes Schlaganfallrisiko siehe auch Zerebrale Embolieprotektion beim Tavi Komplikationen bei Einbringung der Prothese durch die Gefasse wie Gefassverletzungen Notwendigkeit eines erneuten Eingriffs z B durch Undichtigkeiten zwischen Prothese und Gefasswand kompletter atrioventrikularer Block mit Notwendigkeit einer Schrittmacherimplantation Bedeutende Hersteller sind Edwards Lifesciences mit Sapien ballonexpandierend und Medtronic mit CoreValve selbstexpandierend 2024 veroffentlichten deutsche Forscher um den Kardiologen Stefan Blankenburg die Ergebnisse der deutschlandweiten DEDICATE DZHK6 Studie die zeigten dass eine TAVI fur Patienten mit niedrigem und mittlerem Operationsrisiko eine zusatzliche Behandlungsoption darstellt Im Vergleich zum chirurgischen Aortenklappenersatz SAVR ist das Risiko demnach mit Blick auf die Gesamtsterblichkeit und die Entwicklung von Schlaganfallen nach dem Eingriff etwa halb so hoch Im Zeitraum von Mai 2017 bis September 2022 wurden an 38 deutschen Herzzentren insgesamt 1 414 Patienten in die industrieunabhangige Studie eingeschlossen deren Nachbeobachtungszeitraum auf funf Jahre ausgelegt ist Die fur die Studie ausgewahlten Patienten wurden per Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten entweder einen kathetergestutzten Aortenklappenersatz oder einen chirurgischen Klappenersatz Das Durchschnittsalter betrug 74 Jahre 57 Prozent der Teilnehmenden waren Manner Um in der DEDICATE Studie die klinische Versorgungsrealitat in Deutschland abzubilden konnten die Heart Teams der jeweiligen Klinik innerhalb der beiden Studiengruppen uber die Behandlungsdetails wie Klappenauswahl selbst entscheiden Die Forschenden stellten im Rahmen der Studie fest dass bei Patienten mit kathetergestutzter Therapie die Gesamtsterblichkeit und das Risiko einen Schlaganfall zu erleiden ein Jahr nach dem Eingriff um 47 Prozent geringer lag als bei Patienten mit chirurgischem Aortenklappenersatz Daher stellt die kathetergestutzte Therapie der Aortenklappenstenose auch bei Patienten mit mittlerem bis niedrigem operativen Risiko eine gute Behandlungsoption dar Ebenso konnten die Patienten nach der kathetergestutzten Therapie das Krankenhaus schneller verlassen und wiesen insgesamt eine bessere Lebensqualitat auf NachsorgePostoperative Phase Nach der Operation wird der Patient zunachst auf der Intensivstation uberwacht Hier wird nach Operationen mit Eroffnung des Brustkorbs die kunstliche Beatmung beendet Im weiteren Verlauf wird der Patient auf einer kardiochirurgischen oder kardiologischen Normalstation betreut An den ein bis zweiwochigen Aufenthalt im Akutkrankenhaus schliesst sich in der Regel eine mehrwochige Rehabilitation mit kontrolliert ansteigender korperlicher Belastung an Eine Wiederaufnahme einer Berufstatigkeit ist etwa zehn bis zwolf Wochen nach der Operation moglich Verlaufskontrollen Zur Beurteilung des postoperativen Verlaufs vor allem bezuglich des Blutdurchflusses durch den Herzklappenersatz spielt die Echokardiographie eine entscheidende Rolle da hier die Klappenfunktion Dichtigkeit Druckgradienten und vor allem bei biologischen Klappen die Klappenmorphologie beurteilt werden konnen Die erste Verlaufskontrolle sollte nach etwa drei Monaten erfolgen Antikoagulation Bei Verwendung eines mechanischen Herzklappenersatzes muss zur Vermeidung von Thrombembolien eine lebenslange Antikoagulation die Hemmung der Blutgerinnung erfolgen Dazu werden Cumarinderivate wie Phenprocoumon und Warfarin eingesetzt Die angestrebte INR richtet sich nach der Position der Prothese Nach biologischem Klappenersatz ist eine Antikoagulation fur drei Monate notwendig Nach TAVI wird die Einnahme von Thrombozytenaggregationshemmern empfohlen die alleinige Gabe von Acetylsalicylsaure war in einer Untersuchung der Gabe einer Kombinationstherapie mit Clopidogrel bei TAVI Patienten uberlegen Endokarditisprophylaxe Nach Herzklappenersatz ist eine lebenslange Endokarditisprophylaxe bei allen Eingriffen im Bereich des Mund Rachen Raums z B Zahnchirurgie Tonsillektomie empfohlen Siehe auchProsthetic valve infection Skumin SyndromLiteraturMartin Steiner Beurteilung von biologischen und mechanischen Herzklappenprothesen anhand zeitaufgeloster Verfahren Dissertation VVB Laufersweiler Verlag Giessen 2005 ISBN 3 89687 053 X S 319 Michael J Eichler In vitro Kavitationsuntersuchungen an mechanischen Herzklappenprothesen Dissertation Logos Verlag Berlin 2003 ISBN 3 8325 0398 6 S 175 Klaus Holldack Klaus Gahl Auskultation und Perkussion Inspektion und Palpation Thieme Stuttgart 1955 10 neubearbeitete Auflage ebenda 1986 ISBN 3 13 352410 0 S 180 f Tone und Gerausche an kunstlichen Herzklappen B G Barrat Boyes Homograft for aortic incompetence and stenosis In 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2002 106 24 S 3006 3008 Michael J Reardon Nicolas M Van Mieghem Jeffrey J Popma Neal S Kleiman Lars Sondergaard Surgical or Transcatheter Aortic Valve Replacement in Intermediate Risk Patients In New England Journal of Medicine Band 376 Nr 14 6 April 2017 ISSN 0028 4793 S 1321 1331 doi 10 1056 NEJMoa1700456 PMID 28304219 Melissa A Daubert Neil J Weissman Rebecca T Hahn Philippe Pibarot Rupa Parvataneni Long Term Valve Performance of TAVR and SAVR In JACC Cardiovascular Imaging Band 10 Nr 1 1 Januar 2017 S 15 25 doi 10 1016 j jcmg 2016 11 004 sciencedirect com abgerufen am 13 August 2017 Kuck et al Positionspapier der Deutschen Gesellschaft fur Kardiologie Qualitatskriterien zur Durchfuhrung der transvaskularen Aortenklappenimplantation TAVI PDF 465 kB 2016 Faktenblatt Aortenklappenersatz Memento vom 7 Marz 2016 im Internet Archive PDF GKV Spitzenverband abgerufen am 6 Januar 2016 Stefan Blankenberg und andere Transcatheter or Surgical Treatment of Aortic Valve Stenosis In New England Journal of Medicine 8 April 2024 ISSN 0028 4793 doi 10 1056 NEJMoa2400685 nejm org abgerufen am 8 April 2024 Jorn Brouwer Vincent J Nijenhuis Ronak Delewi Renicus S Hermanides Wouter Holvoet Aspirin with or without Clopidogrel after Transcatheter Aortic Valve Implantation In New England Journal of Medicine 30 August 2020 doi 10 1056 NEJMoa2017815 nejm org abgerufen am 7 September 2020 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient weder der Selbstdiagnose noch wird dadurch eine Diagnose durch einen Arzt ersetzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4222419 6 GND Explorer lobid OGND AKS