Ludwig Wörl 28 Februar 1906 in München 27 August 1967 ebenda war ein deutscher Antifaschist und Widerstandskämpfer gegen
Ludwig Wörl

Ludwig Wörl (* 28. Februar 1906 in München; † 27. August 1967 ebenda) war ein deutscher Antifaschist und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Als Funktionshäftling in den Konzentrationslagern Dachau und Auschwitz konnte Wörl durch seinen Einsatz viele Häftlinge retten, wofür er später unter anderem als Gerechter unter den Völkern geehrt wurde. Er hielt die Erinnerung an die Opfer in Konzentrationslagern wach und war wichtiger Zeuge in NS-Prozessen.
Familie, Beruf und antifaschistischer Widerstand
Wörl war der Sohn eines Schumachers und wuchs in Großhadern auf. Nach der Schulzeit absolvierte er eine Schreinerlehre und arbeitete anschließend als Schreinergeselle. 1928 heiratete er Maria Anna Völtl, das Paar lebte in Obersendling. Wörl war passionierter Wassersportler. Parteipolitisch ungebunden betätigte er sich in der Arbeiterbewegung und gehörte den Naturfreunden an. Ab 1931 war er Mitglied der Roten Hilfe, für die er die Ortsgruppe München-Süd leitete. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat er infolge des KPD-Verbots deren Untergrundorganisation bei und betätigte sich im antifaschistischen Widerstand. Im Untergrund hatte er mit Walter Häbich zusammengearbeitet und sich nach dessen Verhaftung für mehrere Wochen aus München abgesetzt. Im November 1933 kehrte er nach München zurück und hatte konspirativen Kontakt zu Adolf Maislinger. Über aus dem KZ Dachau entlassene Sportfreunde erfuhren Wörl und seine Kameraden von dem grausamen Regime im Konzentrationslager. Er beteiligte sich daraufhin 1934 an einer Flugblattaktion, durch welche die Münchner Bürger über die inhumanen Lagerzustände im KZ Dachau („So ist Dachau“) aufgeklärt werden sollten. Wörl wurde daraufhin denunziert und durch die Gestapo am 5. Mai 1934 festgenommen.
KZ-Lagerhaft
Noch am 5. Mai wurde Wörl in das KZ Dachau eingewiesen. Während der Verhöre legte er trotz Misshandlungen kein Geständnis ab und verbrachte neun Monate größtenteils in Dunkelhaft im lagereigenen Arrestbau. Nach der Entlassung aus dem Arrestbau leitete er die Lagerschreinerei. Nachdem Wörl aufgrund von Intrigen krimineller Häftlinge aus dieser Position herausgedrängt wurde, kam er als Pfleger in den Häftlingskrankenbau (HKB). Über Vorerfahrungen in der Pflege verfügte Wörl bereits, da er vor Beginn der Zeit des Nationalsozialismus einer Sanitätskolonne des Roten Kreuzes angehört hatte. Im Häftlingskrankenbau unterstand ihm die Röntgenstation. Wörl bildete sich mit medizinischer Fachliteratur weiter und unterwies im HKB tätige Häftlinge in der Pflegewissenschaft. Unter anderem konnte er den schwer herzkranken Kurt Schumacher mit gestohlenen Medikamenten behandeln. Zwischenzeitlich wurde er von September 1939 bis März 1940 in das KZ Flossenbürg überstellt.
Am 19. August 1942 wurden 17 Häftlingspfleger und -schreiber, darunter auch Wörl und Hermann Langbein, von Dachau in das KZ Auschwitz verlegt, wo er die Häftlingsnummer 60.363 erhielt. Als der Transport mit Wörl aus Dachau in Auschwitz ankam, grassierte dort eine Fleckfieber-Epidemie. Wörl war als erster Lagerältester des HKB in Auschwitz-Monowitz am Aufbau der dortigen medizinischen Versorgung für kranke Häftlinge maßgeblich beteiligt. Allerdings war er kein Arzt, was sich trotz seines großen Engagements teils negativ auf die Behandlung der Patienten und den Betrieb des Häftlingskrankenbaus auswirkte. Wörl fälschte Selektionslisten, versteckte Häftlinge und rettete jüdische Ärzte vor der Vergasung, indem er sie im Häftlingskrankenbau einsetzte. Im März 1943 wurde er Lagerältester des HKB im Stammlager des KZ Auschwitz.
Ende August 1943 wurde Wörl gemeinsam mit Langbein für drei Monate in den Bunker des Blocks 11 gesperrt, da er Anweisungen der Lagerärzte nicht nachgekommen war. Als Lagerältester im HKB des Stammlagers folgte Wörl der polnische Mediziner Władysław Alexander Dering nach. Nachdem Arthur Liebehenschel Lagerkommandant des Stammlagers Auschwitz wurde, ernannte dieser Wörl im Januar 1944 zum Lagerältesten des Stammlagers. Aufgrund von Intrigen wurde Wörl aber als Lagerältester abgelöst. Im Juli 1944 wurde Wörl Lagerältester im Auschwitzer Außenlager Günthergrube. Auch dort setzte er sich für seine Mithäftlinge ein. Im Zuge der Räumung des KZ Auschwitz ab Mitte Januar 1945 verhalf Wörl auf den Todesmärschen Mithäftlingen zur Flucht. Er selbst wurde zum KZ Mauthausen verbracht und im Mauthausener Außenlager Ebensee am 6. Mai 1945 durch Angehörige der US-Armee befreit.
Nach der Befreiung: Zeuge in NS-Prozessen und Erinnerungsarbeit
Wörl kehrte nach München zurück, wo er wieder unter einfachsten Verhältnissen lebte. Langbein zufolge war Wörl nach seiner Rückkehr nach München verbittert und soll aus Angst, „abgespritzt“ zu werden, trotz Erkrankung keine medizinische Behandlung in Anspruch genommen haben. Erkrankungsbedingt war er zu 70 % erwerbsunfähig und konnte nicht mehr in seinem erlernten Beruf arbeiten. Er betrieb einen Zeitschriftenkiosk in München. Seine erste Ehe war 1940 geschieden worden, 1966 heiratete er erneut.
Wörl pflegte Kontakte zu Auschwitzüberlebenden und war als ehemaliger Funktionshäftling sehr gut über die Geschehnisse im Lager informiert. Für NS-Prozesse stellte er sich als Zeuge zur Verfügung oder half bei der Suche nach Zeugen. Mit Langbein, der seinerzeit Generalsekretär des IAK war, stand er ab 1955 wieder in Kontakt. Spätestens ab Frühjahr 1958 leitete Wörl die Landesgruppe Bayern des Deutschen Auschwitzkomitees. Trotz kritischer Haltung gegenüber dem IAK begann Wörl ab 1958 mit der Organisation zusammenzuarbeiten. Auf sein Betreiben hin wurde eine Liste von ehemaligen Angehörigen der Lager-SS zusammengestellt, die später Basis für eine von Langbein zusammengestellte Kartei wurde. Wörl wurde Vorsitzender der Organisation Ehemaliger Auschwitzhäftlinge in Deutschland und hielt die Erinnerung an die Opfer der Konzentrationslager in der deutschen Bevölkerung aufrecht. Als Zeuge sagte er im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess aus:
„Dass auch das Leben eines Kindes in Auschwitz nichts galt, machte der Zeuge Ludwig Wörl deutlich. Vor dem Frankfurter Schwurgericht berichtete er, er habe gesehen, wie der Angeklagte Kaduk mit einer Pistole mehrere Kinder zu den Gaskammern getrieben habe. Nach dieser Aussage, so berichtete ein Prozessbeobachter, sei Wörl plötzlich von seinem Zeugenstuhl aufgesprungen, habe sich in Richtung Anklagebank gedreht und gerufen: Wo ist Kaduk? Die Pistole stießt du ihnen in den Rücken, so, so. Dabei habe der Zeuge gezeigt, wie Kaduk damals die Kinder in den Tod getrieben habe. Daraufhin, so berichtet der Beobachter weiter, sei auch Kaduk aufgesprungen und habe Wörl mit sich überschlagenden Worten angeschrieen – er sei dabei allerdings nicht zu verstehen gewesen. Erst als der Oberste Richter Hofmeyer gerufen habe Hinsetzen! Schreien Sie nicht den Zeugen an! und Polizisten den Angeklagten Kaduk wieder in seinen Stuhl zurückgedrückt hätten, hätte sich die Lage wieder beruhigt.“
Aufgrund seiner Zeugenaussagen erhielt er anonyme Briefe mit Drohungen und üblen Beleidigungen.
Wertungen
Bruno Baum schreibt in seinem Buch Widerstand in Auschwitz über Wörl:
„... hat als Lagerältester des Krankenbaus ... viel dazu beitragen, dass die Atmosphäre besser wurde, d. h. eine Reihe krimineller Banditen wurde aus ihren Funktionen entfernt. Auch die furchtbaren sanitären Verhältnisse konnten nun geändert werden. Später, als Lagerältester des Stammlagers ... führte er ebenfalls einen energischen Kampf gegen die Berufsverbrecher... Schließlich wurde er als Lagerältester abgelöst und strafversetzt...“
Hermann Langbein urteilt folgendermaßen über Wörl:
„Vor seiner Verhaftung hat er in bescheidenen Verhältnissen gelebt, in die er nach der Befreiung zurückkehrte. Im Lager hat er weit größere Macht erhalten, als er jemals besaß. Die SS hatte ihn zum „Führer“ gemacht und er hatte nicht die Kraft, allen Verlockungen zu widerstehen, welche das Führerprinzip denen anbot, die aus der Masse herausgehoben wurden. Er hat es entschieden abgewehrt, zum Werkzeug der SS herabzusinken, weshalb er sich deren Gunst nicht erhalten konnte. Mitgefangenen gegenüber spielte er jedoch auch dann die Autorität seiner Funktion aus, sobald er sich von ihnen nicht gebührend anerkannt fühlte, wenn diese keineswegs böswillig waren, aber in irgendeiner Frage nicht seine Meinung teilten.“
Ehrungen
Wörl wurde am 19. März 1963 von Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern geehrt. 1966 erhielt er den Leo-Baeck-Preis. Im selben Jahr wurde er mit der Medaille München leuchtet in Gold ausgezeichnet. Ebenfalls 1966 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen.
Nach seinem Tod wurde Wörl auf dem Münchner Waldfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt. Ihm zu Ehren wurde 1995 in München im Stadtteil Neuhadern (Stadtbezirk 20 – Hadern) der Ludwig-Wörl-Weg ⊙ benannt.
Literatur
- Daniel Fraenkel, Jakob Borut: Lexikon der Gerechten unter den Völkern: Deutsche und Österreicher, Band 1. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 978-3-89244-900-3.
- Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Ullstein, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1980, ISBN 3-548-33014-2.
- Freiburger Rundbrief, Nummer 61/64, Juli 1965 (pdf; 8,4 MB)
- Bruno Baum: Widerstand in Auschwitz. Kongress, Berlin 1957/1962.
- Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-039333-3.
- Katharina Stengel: Hermann Langbein. Ein Auschwitz-Überlebender in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit. Campus Verlag, Frankfurt am Main/New York 2012, ISBN 978-3-593-39788-7.
Weblinks
- Ludwig Wörl auf der Website von Yad Vashem
- Eintrag Ludwig Wörl (pdf; 1,43 MB) auf www.gedaechtnisbuch.org
Einzelnachweise
- Präzises Geburtsdatum und -ort nach Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon, Frankfurt am Main 2013, S. 441 und präzises Sterbedatum und -ort nach Oberbayerisches Archiv, Band 104, 1979, S. 249
- Eintrag Ludwig Wörl auf www.gedaechtnisbuch.org
- Freiburger Rundbrief, Nummer 61/64, Juli 1965, S. 94f.
- Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon. Frankfurt am Main 2013, S. 441.
- Stanislav Zámečník: (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg 2002, ISBN 2-87996-948-4, S. 170.
- Bernd C. Wagner: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München 2000, S. 164f.
- Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Ullstein, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1980, ISBN 3-548-33014-2, S. 253 ff.
- Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme. C. H. Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-52965-8, S. 245.
- Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Ullstein, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1980, ISBN 3-548-33014-2, S. 545.
- Katharina Stengel: Hermann Langbein. Ein Auschwitz-Überlebender in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit. Frankfurt am Main/New York 2012, S. 333.
- Katharina Stengel: Hermann Langbein. Ein Auschwitz-Überlebender in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit. Frankfurt am Main/New York 2012, S. 333ff.
- Daniel Fraenkel, Jakob Borut: Lexikon der Gerechten unter den Völkern: Deutsche und Österreicher, Band 1. Göttingen 2005, S. 289f.
- Ludwig Wörl während einer Zeugenaussage während des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses. Zitiert bei: Bundeszentrale für politische Bildung – Rechtsextremismus.
- Antifaschist bedroht. In: Neues Deutschland vom 29. April 1965, S. 7
- gemeint: im Lager
- S. 67, nur in der Neuausgabe 1962. Die Erstausgabe von 1949 erwähnt Wörl nur mit einem Wort. Editorisch interessant für Baums Änderungen ist, dass er in diesem Abschnitt umfangreiche Passagen über Hermann Langbein entfernt hat (Langbein verschwindet namentlich aus dem ganzen Buch, wird nur noch „der Schreiber“ genannt) und stattdessen diesen Abschnitt über Wörl einfügte. Langbein war inzwischen zum Kritiker der Sowjetunion geworden.
- Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Ullstein, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1980, ISBN 3-548-33014-2, S. 254 f.
- Leo-Baeck-Preis | Preisträger seit 1957, auf zentralratderjuden.de
- Ludwig Wörl. In: Münchner Friedhofsportal. Abgerufen am 17. Mai 2022 (Grab 003-W-15; Eintrag auf privater Website).
- Ludwig-Wörl-Weg, auf stadtgeschichte-muenchen.de
Personendaten | |
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NAME | Wörl, Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Antifaschist und Funktionshäftling in Konzentrationslagern |
GEBURTSDATUM | 28. Februar 1906 |
GEBURTSORT | München |
STERBEDATUM | 27. August 1967 |
STERBEORT | München |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Ludwig Worl 28 Februar 1906 in Munchen 27 August 1967 ebenda war ein deutscher Antifaschist und Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus Als Funktionshaftling in den Konzentrationslagern Dachau und Auschwitz konnte Worl durch seinen Einsatz viele Haftlinge retten wofur er spater unter anderem als Gerechter unter den Volkern geehrt wurde Er hielt die Erinnerung an die Opfer in Konzentrationslagern wach und war wichtiger Zeuge in NS Prozessen Ludwig Worl 1965Familie Beruf und antifaschistischer WiderstandWorl war der Sohn eines Schumachers und wuchs in Grosshadern auf Nach der Schulzeit absolvierte er eine Schreinerlehre und arbeitete anschliessend als Schreinergeselle 1928 heiratete er Maria Anna Voltl das Paar lebte in Obersendling Worl war passionierter Wassersportler Parteipolitisch ungebunden betatigte er sich in der Arbeiterbewegung und gehorte den Naturfreunden an Ab 1931 war er Mitglied der Roten Hilfe fur die er die Ortsgruppe Munchen Sud leitete Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat er infolge des KPD Verbots deren Untergrundorganisation bei und betatigte sich im antifaschistischen Widerstand Im Untergrund hatte er mit Walter Habich zusammengearbeitet und sich nach dessen Verhaftung fur mehrere Wochen aus Munchen abgesetzt Im November 1933 kehrte er nach Munchen zuruck und hatte konspirativen Kontakt zu Adolf Maislinger Uber aus dem KZ Dachau entlassene Sportfreunde erfuhren Worl und seine Kameraden von dem grausamen Regime im Konzentrationslager Er beteiligte sich daraufhin 1934 an einer Flugblattaktion durch welche die Munchner Burger uber die inhumanen Lagerzustande im KZ Dachau So ist Dachau aufgeklart werden sollten Worl wurde daraufhin denunziert und durch die Gestapo am 5 Mai 1934 festgenommen KZ LagerhaftNoch am 5 Mai wurde Worl in das KZ Dachau eingewiesen Wahrend der Verhore legte er trotz Misshandlungen kein Gestandnis ab und verbrachte neun Monate grosstenteils in Dunkelhaft im lagereigenen Arrestbau Nach der Entlassung aus dem Arrestbau leitete er die Lagerschreinerei Nachdem Worl aufgrund von Intrigen krimineller Haftlinge aus dieser Position herausgedrangt wurde kam er als Pfleger in den Haftlingskrankenbau HKB Uber Vorerfahrungen in der Pflege verfugte Worl bereits da er vor Beginn der Zeit des Nationalsozialismus einer Sanitatskolonne des Roten Kreuzes angehort hatte Im Haftlingskrankenbau unterstand ihm die Rontgenstation Worl bildete sich mit medizinischer Fachliteratur weiter und unterwies im HKB tatige Haftlinge in der Pflegewissenschaft Unter anderem konnte er den schwer herzkranken Kurt Schumacher mit gestohlenen Medikamenten behandeln Zwischenzeitlich wurde er von September 1939 bis Marz 1940 in das KZ Flossenburg uberstellt Am 19 August 1942 wurden 17 Haftlingspfleger und schreiber darunter auch Worl und Hermann Langbein von Dachau in das KZ Auschwitz verlegt wo er die Haftlingsnummer 60 363 erhielt Als der Transport mit Worl aus Dachau in Auschwitz ankam grassierte dort eine Fleckfieber Epidemie Worl war als erster Lageraltester des HKB in Auschwitz Monowitz am Aufbau der dortigen medizinischen Versorgung fur kranke Haftlinge massgeblich beteiligt Allerdings war er kein Arzt was sich trotz seines grossen Engagements teils negativ auf die Behandlung der Patienten und den Betrieb des Haftlingskrankenbaus auswirkte Worl falschte Selektionslisten versteckte Haftlinge und rettete judische Arzte vor der Vergasung indem er sie im Haftlingskrankenbau einsetzte Im Marz 1943 wurde er Lageraltester des HKB im Stammlager des KZ Auschwitz Ende August 1943 wurde Worl gemeinsam mit Langbein fur drei Monate in den Bunker des Blocks 11 gesperrt da er Anweisungen der Lagerarzte nicht nachgekommen war Als Lageraltester im HKB des Stammlagers folgte Worl der polnische Mediziner Wladyslaw Alexander Dering nach Nachdem Arthur Liebehenschel Lagerkommandant des Stammlagers Auschwitz wurde ernannte dieser Worl im Januar 1944 zum Lageraltesten des Stammlagers Aufgrund von Intrigen wurde Worl aber als Lageraltester abgelost Im Juli 1944 wurde Worl Lageraltester im Auschwitzer Aussenlager Gunthergrube Auch dort setzte er sich fur seine Mithaftlinge ein Im Zuge der Raumung des KZ Auschwitz ab Mitte Januar 1945 verhalf Worl auf den Todesmarschen Mithaftlingen zur Flucht Er selbst wurde zum KZ Mauthausen verbracht und im Mauthausener Aussenlager Ebensee am 6 Mai 1945 durch Angehorige der US Armee befreit Nach der Befreiung Zeuge in NS Prozessen und ErinnerungsarbeitWorl kehrte nach Munchen zuruck wo er wieder unter einfachsten Verhaltnissen lebte Langbein zufolge war Worl nach seiner Ruckkehr nach Munchen verbittert und soll aus Angst abgespritzt zu werden trotz Erkrankung keine medizinische Behandlung in Anspruch genommen haben Erkrankungsbedingt war er zu 70 erwerbsunfahig und konnte nicht mehr in seinem erlernten Beruf arbeiten Er betrieb einen Zeitschriftenkiosk in Munchen Seine erste Ehe war 1940 geschieden worden 1966 heiratete er erneut Worl pflegte Kontakte zu Auschwitzuberlebenden und war als ehemaliger Funktionshaftling sehr gut uber die Geschehnisse im Lager informiert Fur NS Prozesse stellte er sich als Zeuge zur Verfugung oder half bei der Suche nach Zeugen Mit Langbein der seinerzeit Generalsekretar des IAK war stand er ab 1955 wieder in Kontakt Spatestens ab Fruhjahr 1958 leitete Worl die Landesgruppe Bayern des Deutschen Auschwitzkomitees Trotz kritischer Haltung gegenuber dem IAK begann Worl ab 1958 mit der Organisation zusammenzuarbeiten Auf sein Betreiben hin wurde eine Liste von ehemaligen Angehorigen der Lager SS zusammengestellt die spater Basis fur eine von Langbein zusammengestellte Kartei wurde Worl wurde Vorsitzender der Organisation Ehemaliger Auschwitzhaftlinge in Deutschland und hielt die Erinnerung an die Opfer der Konzentrationslager in der deutschen Bevolkerung aufrecht Als Zeuge sagte er im ersten Frankfurter Auschwitz Prozess aus Dass auch das Leben eines Kindes in Auschwitz nichts galt machte der Zeuge Ludwig Worl deutlich Vor dem Frankfurter Schwurgericht berichtete er er habe gesehen wie der Angeklagte Kaduk mit einer Pistole mehrere Kinder zu den Gaskammern getrieben habe Nach dieser Aussage so berichtete ein Prozessbeobachter sei Worl plotzlich von seinem Zeugenstuhl aufgesprungen habe sich in Richtung Anklagebank gedreht und gerufen Wo ist Kaduk Die Pistole stiesst du ihnen in den Rucken so so Dabei habe der Zeuge gezeigt wie Kaduk damals die Kinder in den Tod getrieben habe Daraufhin so berichtet der Beobachter weiter sei auch Kaduk aufgesprungen und habe Worl mit sich uberschlagenden Worten angeschrieen er sei dabei allerdings nicht zu verstehen gewesen Erst als der Oberste Richter Hofmeyer gerufen habe Hinsetzen Schreien Sie nicht den Zeugen an und Polizisten den Angeklagten Kaduk wieder in seinen Stuhl zuruckgedruckt hatten hatte sich die Lage wieder beruhigt Aufgrund seiner Zeugenaussagen erhielt er anonyme Briefe mit Drohungen und ublen Beleidigungen WertungenBruno Baum schreibt in seinem Buch Widerstand in Auschwitz uber Worl hat als Lageraltester des Krankenbaus viel dazu beitragen dass die Atmosphare besser wurde d h eine Reihe krimineller Banditen wurde aus ihren Funktionen entfernt Auch die furchtbaren sanitaren Verhaltnisse konnten nun geandert werden Spater als Lageraltester des Stammlagers fuhrte er ebenfalls einen energischen Kampf gegen die Berufsverbrecher Schliesslich wurde er als Lageraltester abgelost und strafversetzt Hermann Langbein urteilt folgendermassen uber Worl Vor seiner Verhaftung hat er in bescheidenen Verhaltnissen gelebt in die er nach der Befreiung zuruckkehrte Im Lager hat er weit grossere Macht erhalten als er jemals besass Die SS hatte ihn zum Fuhrer gemacht und er hatte nicht die Kraft allen Verlockungen zu widerstehen welche das Fuhrerprinzip denen anbot die aus der Masse herausgehoben wurden Er hat es entschieden abgewehrt zum Werkzeug der SS herabzusinken weshalb er sich deren Gunst nicht erhalten konnte Mitgefangenen gegenuber spielte er jedoch auch dann die Autoritat seiner Funktion aus sobald er sich von ihnen nicht gebuhrend anerkannt fuhlte wenn diese keineswegs boswillig waren aber in irgendeiner Frage nicht seine Meinung teilten EhrungenGrabmal von Ludwig Worl auf dem Munchner Waldfriedhof Lage 48 11025 11 50111 Worl wurde am 19 Marz 1963 von Yad Vashem als Gerechter unter den Volkern geehrt 1966 erhielt er den Leo Baeck Preis Im selben Jahr wurde er mit der Medaille Munchen leuchtet in Gold ausgezeichnet Ebenfalls 1966 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz 1 Klasse verliehen Nach seinem Tod wurde Worl auf dem Munchner Waldfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt Ihm zu Ehren wurde 1995 in Munchen im Stadtteil Neuhadern Stadtbezirk 20 Hadern der Ludwig Worl Weg 48 11871 11 4699 benannt LiteraturDaniel Fraenkel Jakob Borut Lexikon der Gerechten unter den Volkern Deutsche und Osterreicher Band 1 Wallstein Gottingen 2005 ISBN 978 3 89244 900 3 Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Ullstein Frankfurt M Berlin Wien 1980 ISBN 3 548 33014 2 Freiburger Rundbrief Nummer 61 64 Juli 1965 pdf 8 4 MB Bruno Baum Widerstand in Auschwitz Kongress Berlin 1957 1962 Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 039333 3 Katharina Stengel Hermann Langbein Ein Auschwitz Uberlebender in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit Campus Verlag Frankfurt am Main New York 2012 ISBN 978 3 593 39788 7 WeblinksLudwig Worl auf der Website von Yad Vashem Eintrag Ludwig Worl pdf 1 43 MB auf www gedaechtnisbuch orgEinzelnachweisePrazises Geburtsdatum und ort nach Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon Frankfurt am Main 2013 S 441 und prazises Sterbedatum und ort nach Oberbayerisches Archiv Band 104 1979 S 249 Eintrag Ludwig Worl auf www gedaechtnisbuch org Freiburger Rundbrief Nummer 61 64 Juli 1965 S 94f Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon Frankfurt am Main 2013 S 441 Stanislav Zamecnik Hrsg Comite International de Dachau Das war Dachau Luxemburg 2002 ISBN 2 87996 948 4 S 170 Bernd C Wagner IG Auschwitz Zwangsarbeit und Vernichtung von Haftlingen des Lagers Monowitz 1941 1945 Munchen 2000 S 164f Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Ullstein Frankfurt M Berlin Wien 1980 ISBN 3 548 33014 2 S 253 ff Wolfgang Benz Barbara Distel Hrsg Der Ort des Terrors Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Band 5 Hinzert Auschwitz Neuengamme C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 52965 8 S 245 Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Ullstein Frankfurt M Berlin Wien 1980 ISBN 3 548 33014 2 S 545 Katharina Stengel Hermann Langbein Ein Auschwitz Uberlebender in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit Frankfurt am Main New York 2012 S 333 Katharina Stengel Hermann Langbein Ein Auschwitz Uberlebender in den erinnerungspolitischen Konflikten der Nachkriegszeit Frankfurt am Main New York 2012 S 333ff Daniel Fraenkel Jakob Borut Lexikon der Gerechten unter den Volkern Deutsche und Osterreicher Band 1 Gottingen 2005 S 289f Ludwig Worl wahrend einer Zeugenaussage wahrend des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses Zitiert bei Bundeszentrale fur politische Bildung Rechtsextremismus Antifaschist bedroht In Neues Deutschland vom 29 April 1965 S 7 gemeint im Lager S 67 nur in der Neuausgabe 1962 Die Erstausgabe von 1949 erwahnt Worl nur mit einem Wort Editorisch interessant fur Baums Anderungen ist dass er in diesem Abschnitt umfangreiche Passagen uber Hermann Langbein entfernt hat Langbein verschwindet namentlich aus dem ganzen Buch wird nur noch der Schreiber genannt und stattdessen diesen Abschnitt uber Worl einfugte Langbein war inzwischen zum Kritiker der Sowjetunion geworden Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Ullstein Frankfurt M Berlin Wien 1980 ISBN 3 548 33014 2 S 254 f Leo Baeck Preis Preistrager seit 1957 auf zentralratderjuden de Ludwig Worl In Munchner Friedhofsportal Abgerufen am 17 Mai 2022 Grab 003 W 15 Eintrag auf privater Website Ludwig Worl Weg auf stadtgeschichte muenchen deNormdaten Person GND 1112192662 lobid GND Explorer OGND AKS VIAF 6239147270383535700001 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Worl LudwigKURZBESCHREIBUNG deutscher Antifaschist und Funktionshaftling in KonzentrationslagernGEBURTSDATUM 28 Februar 1906GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 27 August 1967STERBEORT Munchen