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Die Messinische Salinitätskrise auch Messinische Salzkrise englisch Messinian salinity crisis abgekürzt MSC ist ein Absc

Messinische Salinitätskrise

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Messinische Salinitätskrise
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Die Messinische Salinitätskrise (auch Messinische Salzkrise, englisch: Messinian salinity crisis, abgekürzt MSC) ist ein Abschnitt der Erdgeschichte, in dem das Mittelmeer teilweise oder vollständig ausgetrocknet war. Hierbei lagerten sich in den tiefsten Meeresbecken bis zu drei Kilometer mächtige Verdunstungsgesteine (Evaporite) ab. Dies geschah in der Zeit vor ungefähr sechs Millionen Jahren bis vor etwa fünf Millionen Jahren am Ende des Messiniums, der letzten Stufe des Miozäns.

Entdeckungsgeschichte

Bereits um 1833 war dem britischen Geologen Charles Lyell in verschiedenen Fossilfundstellen in Italien ein frappierender Faunenschnitt aufgefallen, an dem viele Lebewesen, die zuvor das Mittelmeer bevölkert hatten, verschwanden und durch andere Organismen verdrängt wurden. Aus letzteren sollte dann weitgehend die heutige Fauna hervorgehen. Mit diesem markanten Ereignis legte Lyell die Grenze zwischen den geologischen Epochen des Miozäns und des Pliozäns fest.

Erste Hinweise

In der Ebene von Valence in Südfrankreich wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts bei der Anlage von Trinkwasserbrunnen eine unter quartären Schottern verborgene Schlucht entdeckt, die unerklärlich tief in den kristallinen Untergrund eingeschnitten war. Später gelang es, diese Schlucht im gesamten Tal der Rhone zwischen Lyon und der Camargue nachzuweisen, wo sie mit Meeressedimenten des Pliozäns gefüllt war. Manche französischen und italienischen Paläontologen zogen schon damals eine zeitweilige Austrocknung des Mittelmeeres in Betracht, um dieses Phänomen zu erklären. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren solche Vorstellungen verbreitet, galten jedoch als hoch spekulativ. So benutzte der Science-Fiction Autor H. G. Wells, der in seiner Jugend unter anderem bei in London Geologie studiert hatte, die Idee in seiner Kurzgeschichte The Grisly Folk.

1958 offenbarten seismische Messungen des nordamerikanischen Ozeanographen eine bisher unbekannte geologische Struktur, die sich stets etwa 100 bis 200 Meter unter dem Boden des Mittelmeeres befand. Da diese Fläche, der sogenannte „M-Reflektor“, dem heutigen Profil des Meeresbodens eng folgte, lag es nahe, dass es sich um eine harte Gesteinsschicht handelte, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt gleichmäßig und zusammenhängend im ganzen Mittelmeerraum abgelagert hatte. Außerdem traten in den seismischen Profilen Strukturen auf, die an Salzstöcke erinnerten, die aus der Tiefe empordrangen und die überlagernden Sedimente durchstießen. Viele Geologen vermuteten damals, dass das Salz aus der Zeit des Perms oder der Trias stammen müsste, denn während dieser geologischen Zeitalter waren vor mehr als 200 Millionen Jahren an vielen Stellen der Welt ergiebige Salzlagerstätten entstanden, u. a. auch die der Zechstein-Serie Mitteleuropas. Da sich die bisher bekannten permischen und triassischen Salzlager allerdings in einem relativ flachen Epikontinentalmeer, d. h. über kontinentaler Kruste, gebildet hatten und nicht in einem tiefen Ozeanbecken, galten die neu entdeckten Strukturen als Beleg, dass sich das Mittelmeerbecken irgendwann während der 200 Millionen Jahre nach der Trias eingesenkt hatte.

Nur wenige Geologen spekulierten, ob diese Salzstöcke nicht doch gleichzeitig mit den kleinen verstreuten Evaporit-Vorkommen entstanden sein könnten, wie sie zum Beispiel bei der Stadt Messina auf Sizilien aufgeschlossen sind (und die der Messin-Stufe ihren Namen gegeben haben). Weitere salz- und gipsführende Formationen dieses Alters fanden sich im Piemont, in der Toskana, in Kalabrien sowie in Spanien, Marokko, Algerien, Tunesien, Griechenland, in der Türkei, auf Zypern und in Israel.

Die Entdeckung

Die ersten handfesten Belege für die ehemalige Austrocknung des Mittelmeers ergaben sich im Sommer 1970 im Rahmen der Leg-13-Expedition des Tiefseebohrschiffs Glomar Challenger. Die Geologen unter der wissenschaftlichen Leitung von und Kenneth Hsü förderten im Balearen-Becken Bohrkerne zu Tage, die die überraschende Natur des „M-Reflektors“ enthüllten. Bereits in den Bohrungen 121 bis 123 wurden kleinere Reste von Dolomit (ein Gestein ähnlich wie Kalkstein, nur mit magnesiumreichem Karbonat) und Gipsgerölle erbohrt, ohne dass man jedoch weiterreichende Schlussfolgerungen daraus gezogen hätte. Der Gips konnte ja schließlich vom nahe gelegenen Festland eingespült worden sein. In der Bohrung 124 fanden sich dann aber in einer Tiefe von etwa 2000 Metern unter dem Meeresspiegel Stromatolithen und anstehender Anhydrit. Bei Stromatolithen handelt es sich nun um feine Wechsellagerungen von verfestigtem Schlamm und Kalk, der von in der Gezeitenzone von flachen tropischen Gewässern abgelagert wird. Der sogenannte „Hühnerdraht“-Anhydrit hingegen ist ein Calciumsulfat – wie Gips, jedoch ohne eingeschlossenes Kristallwasser –, das fast ausschließlich in „Salzmarschen“ (Sabchas), sehr heißen und trockenen Küstenebenen, ausgefällt wird, in denen selbst das Grundwasser Temperaturen über 30 °C erreicht. Bei niedrigeren Temperaturen bildet sich lediglich Gips. Die Fossilien (in diesem Fall mikroskopisch kleine Kalkschalen von Foraminiferen) in den Meeresablagerungen unterhalb der Sabcha-Sedimente datieren nicht aus dem Perm, sondern stammen aus der weit jüngeren Stufe des Messins.

Erklärungsversuche

Auf den ersten Blick schienen diese Befunde völlig unvereinbar miteinander zu sein. Einerseits deuteten die erbohrten Gesteine und Sedimentstrukturen eindeutig auf eine Ablagerung unter sehr flachem Wasser hin. Andererseits ließen die seismischen Daten erkennen, dass der „M-Reflektor“ die tiefen Böden des Mittelmeeres bedeckte, so als ob er sich dort, an Ort und Stelle, in großer Tiefe, gebildet hätte. Außerdem sollten die Evaporite plötzlich gleichzeitig mit einer Vielzahl von kleinen isolierten Vorkommen auf den umliegenden Festländern entstanden sein, die man bisher nur für unbedeutende lokale Ereignisse gehalten und kaum miteinander in Verbindung gebracht hatte.

Ein Erklärungsversuch, der auch von einem Mitglied der Leg-13-Expedition vertreten wurde, dem Sedimentologen , lautete: Als sich die messinischen Evaporite ablagerten, müsse das Mittelmeer noch ein flaches Nebenmeer gewesen sein, das sich nach der Abschnürung vom Atlantik in eine weite Salzpfanne verwandelt hätte. Die Einsenkung des Ozeanbeckens könne dann aber nicht mehr irgendwann im Laufe des Mesozoikums oder Känozoikums stattgefunden haben, sondern müsste sich sehr rasch, vor weniger als fünf Millionen Jahren ereignet haben.

Andere Forscher, wie der Leiter der Expedition Bill Ryan selbst, zweifelten jedoch an der Möglichkeit einer dermaßen raschen „Ozeanisierung“ von kontinentaler Kruste. In der klassischen Geosynklinaltheorie waren solche Ideen über „Einsturzbecken“ und „Senkungströge“ noch vertretbar gewesen, aber seit dem Aufkommen des neuen geotektonischen Modells der Plattentektonik in den sechziger Jahren waren sie immer mehr in Diskredit geraten. Deshalb folgerte man, dass sich der Anhydrit auf irgendeine Weise in tiefem Wasser gebildet haben musste. Tatsächlich wurden bei späteren Bohrungen nicht nur oberhalb der Salze Tiefseesedimente gefunden, sondern auch schon darunter. Aus diesem Grund erwog man Modelle, wie sich auch an der Basis einer großen Wassersäule schwere Salzlaken oder Solen ansammeln könnten, die stark genug konzentriert wären, um leicht lösliche Minerale auszufällen.

Letztendlich setzte sich jedoch eine Vorstellung durch, die die widersprüchlichen Befunde endlich vereinen konnte. Die Evaporite hatten sich zwar unter flachem Wasser abgelagert (schließlich hätten die Algenmatten, die die Stromatholiten gebildet hatten, niemals in der lichtlosen Tiefsee existieren können), aber dennoch lagen sie mehrere tausend Meter unterhalb des Weltmeeresspiegels. Während die Straße von Gibraltar geschlossen war und das Eindringen von Wasser aus dem Atlantik verhinderte, müssen die Evaporite auf dem Grund von sehr tiefen, wüstenhaften Becken entstanden sein.

Einen wichtigen Hinweis lieferte bereits das Bohrloch 133 westlich von Sardinien. Hier fanden sich unter dem „M-Reflektor“ keine Evaporite, sondern Wechsellagerungen von wohlgerundeten Kiesen mit intensiv rot und grün gefärbten Siltsteinen. Offenbar handelte es sich um die Ablagerungen von Wüstenflüssen, die den sardischen Festlandssockel hinab geströmt waren und an seinem Fuß Schuttfächer gebildet hatten. Im Bohrloch 134 fand sich bereits Steinsalz, das zu den Verdunstungsmineralen gehört, die fast als allerletzte ausfallen.

In der Folge kamen außerdem immer mehr Hinweise zu Tage, dass sich die seit langem bekannten Tiefsee-Canyons vor den Mündungen der Rhone und anderer Flüsse nicht erst im Pleistozän durch das Wirken von Unterwasserlawinen gebildet hatten wie die Canyons im Atlantik und Pazifik, sondern bereits am Ende des Miozäns in die steilen Flanken des weitgehend ausgetrockneten Mittelmeerbeckens bis tief hinunter zu den heutigen Tiefseeebenen geschnitten wurden. Zum Beispiel befand sich das Bett des Nil damals bei Assuan bereits 750 Meter unter dem heutigen Meeresspiegel, wie man bei der Errichtung des Nasser-Staudamms von 1959 bis 1970 feststellte, an der Mündung bei Kairo sogar 2400 Meter tief.

Weitere Erkenntnisse

Allerdings konnte das enorme Volumen der erhaltenen messinischen Evaporite, die, wie man später feststellte, maximale Mächtigkeiten von bis zu drei Kilometern erreichten, nicht im Laufe eines einzigen Austrocknungsereignisses abgelagert worden sein. Das gesamte im Mittelmeer gelöste Salz hätte dazu niemals ausgereicht.

Die Ablagerungszyklen

Nach eingehender Untersuchung des Bohrloches 124 erkannte Kenneth Hsü zwei Jahre nach Ende der Bohrkampagne, dass die Beschaffenheit der Schichten deutlich auf mehrere Zyklen hinwies, in denen das Mittelmeer ausgetrocknet und wieder gefüllt worden war. Zu diesem Zeitpunkt war ihm auch bereits die Existenz eines großen Brackwassersees (Paratethys) in Osteuropa bekannt.

Das älteste Sediment jedes einzelnen Zyklus stammte entweder aus der Tiefsee oder aus einem großen Brackwassersee. Feinkörnige Sedimente auf Böden mit ruhigem Wasser oder aus großer Tiefe weisen vollkommen gleichmäßige Streifung auf. In dem Maße, wie das Becken austrocknete und die Wassertiefe abnahm, wurde infolge des zunehmenden Spiels der Wellen die Bänderung immer unregelmäßiger. Und als die Stellen, wo sich Sedimente ablagerten, nur noch von Zeit zu Zeit unter Wasser standen, bildete sich Stromatolith. Schließlich lag, nach weiterer Austrocknung, auch das zuvor noch zeitweilig überschwemmte Gelände völlig trocken, und jetzt wurde vom salzhaltigen Sabcha-Grundwasser Anhydrid ausgefällt. Plötzlich aber schwappte entweder Meerwasser über die Straße von Gibraltar – oder eine größere Brackwassermenge brach aus dem osteuropäischen Brackwassersee ein. Nun füllte sich das Balearen-Becken wieder, und feinkörnige Schlamm-Massen, die der Wassereinbruch mitführte, überlagerten abrupt den „Hühnerdraht-Anhydrit“. Im Lauf der Jahrmillionen, die die sogenannte Messina-Phase des Spätmiozäns umfasste, wiederholte sich dieser Zyklus mindestens acht- bis zehnmal.

Chronologie

Vor 20 Millionen Jahren bildete der Vorläuferozean des Mittelmeeres, die Tethys, noch eine breite Wasserstraße zwischen dem Indischen Ozean und dem sich öffnenden Atlantik. Jedoch wurde die Tethys im Laufe der folgenden Zeit immer weiter eingeengt, bis im mittleren Miozän vor etwa 15 Millionen Jahren die Afrikanische Platte mit Vorderasien kollidierte. Dies führte zur Auffaltung von Kettengebirgen im Nahen Osten und beendete die Verbindung des entstehenden Mittelmeeres zum Indischen Ozean. Von nun an bestanden nur noch Verbindungen zum Atlantik in Gestalt der im Süden der Iberischen Halbinsel (Iberischer Block, Iberische Kleinplatte oder einfach Iberia), nördlich der Betischen Kordillere, und der in Nordwest-Afrika, südlich des Rif-Gebirges. Die heutige Straße von Gibraltar war vom Gebirgsbogen, welcher Betische Kordillere und Rif miteinander verband (Gibraltar-Bogen), verschlossen.

Der genaue Ablauf und die genauen Gründe für die messinische Salinitätskrise sind noch immer umstritten. Man darf jedoch davon ausgehen, dass das Mittelmeer ohne jeglichen Zufluss in einigen zehntausend Jahren verdunsten würde. Während man früher meist von einem globalen Meeresspiegelabfall ausging oder von einer seitlichen Einengung der verbliebenen Meeresstraßen durch tektonische Bewegungen, so wird seit 2003 ein Modell diskutiert, nach dem großräumige Bewegungen im oberen Erdmantel zu einer Verschließung der Meerespassagen zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer führten.

In dem Modell schlagen die Autoren vor, dass die Subduktion ozeanischer Lithosphäre unter der Alborán-See (westlichstes Mittelmeer) Bänder von subkontinentaler Mantellithosphäre unter dem Südrand von Iberia und Nordwest-Afrika abschälte. Das Entfernen von Material im unteren Bereich der Lithosphäre zusammen mit dem Aufströmen von Mantelmaterial in den freiwerdenden Raum führte am Ende des Miozäns zu einer raschen Anhebung der darüber liegenden restlichen Lithosphäre einschließlich der Kruste und der Meerespassagen am Südrand von Iberia und Nordwest-Afrika. Diese Vorgänge im oberen Erdmantel wurden aus der zeitlichen und räumlichen Entwicklung der geochemischen Zusammensetzung von Vulkangesteinen in Südspanien, Nordmarokko und vom Meeresboden des dazwischenliegenden Teils des Mittelmeers (Alborán-See) rekonstruiert. Anhand von geochemischen Analysen und Altersdatierungen konnte gezeigt werden, dass sich die Zusammensetzung der Vulkangesteine in der Region zwischen 6,3 und 4,8 Millionen Jahren, also weitgehend zeitgleich mit der Austrocknung des Mittelmeers, drastisch änderte (vom Subduktions- zum Intraplattentyp). Dieser Wechsel weist stark auf einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Vorgängen im Erdmantel und der Messinischen Salinitätskrise hin. Unterstützt wird das Modell von thermomechanischen (geophysikalischen) Berechnungen, die zeigen, dass die Vorgänge im oberen Erdmantel zu einer Anhebung der Meeresstraßen um knapp einen Kilometer und somit über den Meeresspiegel verursacht haben können. Dadurch kam es zu einer Verschließung der Meerespassagen, Isolierung und letztlich Austrocknung des Mittelmeers.

Laut Clauzon et al. (1996) begann die Salinitätskrise vor 5,75 Millionen Jahren, laut Krijksman et al. (1999) jedoch bereits vor 5,96 Ma. Beide Autoren schlagen eine Zweiteilung der Salinitätskrise vor. Während Clauzon annimmt, dass in der ersten Phase (5,75–5,60 Ma) nur ein moderater Rückgang des Meeresspiegels stattfand, bei dem sich nur in den Randbereichen des Mittelmeeres Evaporite ablagerten, und dass darauf eine Phase (5,60–5,32 Ma) der völligen Abschnürung und Eindampfung gefolgt sei, in der sich die Evaporite in den tiefen Becken und die riesigen Canyons gebildet hätten, schlägt Krijksman hingegen vor, dass letzteres bereits in der ersten Phase (5,59–5,50 Ma) geschehen sei, während sich in der zweiten Phase (5,50–5,33 Ma) die zyklischen Evaporitablagerungen in einem großen Lago-Mare-Becken („Meersee“) gebildet hätten.

Vor ungefähr 5,33 Millionen Jahren, an der Wende vom Miozän zum Pliozän, erfolgte nach neuesten Erkenntnissen zunächst eine leichte Senkung der Landbrücke zwischen Europa und Afrika, sodass für einige Jahrtausende nur geringe Wassermengen aus dem Atlantik in das ausgetrocknete Mittelmeerbecken schwappten. Nach und nach grub sich das Wasser immer tiefer in die Landbrücke, bis schließlich durch einen 200 Kilometer langen und bis zu 11 Kilometer breiten Kanal etwa 100 Millionen Kubikmeter pro Sekunde einströmten und dabei mit einer Geschwindigkeit von 144 Kilometer pro Stunde den Strömungskanal um 40 Zentimeter pro Tag vertieften. Insgesamt wurden dabei 500 Kubikkilometer Gestein weggewaschen. Das führte dazu, dass auf dem Höhepunkt dieses Vorgangs der Wasserspiegel im Mittelmeerbecken täglich um mehr als 10 Meter anstieg, bis nach maximal zwei Jahren das Mittelmeer wieder aufgefüllt war. Seither ist diese Meerenge die einzige natürliche Verbindung zwischen Atlantik und Mittel- und Schwarzem Meer.

Im letzteren Fall wäre das erneute und endgültige Fluten des Beckens durch einen vermutlich verhältnismäßig engen, aber tiefen Kanal in der Straße von Gibraltar ein sehr viel weniger spektakulärerer Vorgang gewesen als bisher gedacht. Das grandiose Bild von einem tausend Meter hohen Wasserfall, tausendmal so mächtig wie die Niagarafälle, der tosend in die tiefen Wüstenbecken einbricht, wie es besonders von Kenneth Hsü popularisiert wurde, müsste damit wohl etwas revidiert werden. Auch Befunde auf Sizilien sprechen zumindest in der Endphase nur für eine zügige, aber nicht für eine katastrophale Flutung des Mittelmeeres.

Bei den isolierten Evaporit-Vorkommen auf den Festländern rund um das Mittelmeer handelt es sich übrigens meistens um Sedimente in kleineren, aber auch höher gelegenen Randbecken, die während späterer Gebirgsbildungsphasen über den Meeresspiegel angehoben wurden, zum Beispiel in Italien, auf Sizilien und auf Kreta. Die Becken in Südspanien und Nordwestafrika hingegen bildeten bis zur Öffnung der Straße von Gibraltar die einzige Verbindung zum Atlantik. Schon geringe tektonische Bewegungen oder Meeresspiegelschwankungen in dieser Region konnten die Verbindung mit dem Atlantik, mit dem Mittelmeer, aber auch mit den einzelnen Teilbecken untereinander blockieren oder wiederherstellen. Damit bildet die tektonische und sedimentäre Entwicklung der Betischen Straße und der Rif-Straße wahrscheinlich den Schlüssel zum endgültigen Verständnis der messinischen Salinitätskrise.

Auswirkungen

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Neben der Erosion der untermeerischen Canyons wird die Austrocknung des Mittelmeeres auch für die tiefgreifende Verkarstung im Norden und Osten der Adria verantwortlich gemacht sowie für die rasche Abtragung der Alpen.

Bei der Bewertung der klimatischen Folgen der messinischen Salinitätskrise ist es oft schwer, Ursache und Wirkung zu unterscheiden. Hat die vermehrte Bildung von Gletschern eine globale Senkung des Meeresspiegels ausgelöst und somit die Abschnürung des Mittelmeeres bewirkt? Oder hat die Bindung enormer Mengen von Salz die Salinität des Weltmeeres verringert, damit den Gefrierpunkt des Meerwassers erhöht und die Bildung von Eis gefördert? Jedenfalls lässt sich während des Miozäns ein trockeneres, steppenartiges Klima in Teilen Mitteleuropas nachweisen, während im Pliozän, nach der Flutung des Mittelmeeres, das Klima immer feuchter und kühler wurde, bis hin zur letzten Eiszeit.

Während der Boden des Mittelmeeres weitgehend trocken und wüstenartig war, breiteten sich Nadelwälder von den umliegenden Plateaus die Kontinentalabhänge hinunter aus. Die heutigen Mittelmeerinseln bildeten hohe Bergesgipfel mit alpiner Flora. Nach der Flutung überlebten diese Vergesellschaftungen zum Beispiel auf Sardinien und Korsika, während sie sich anderswo wieder in die Hochgebirge zurückzogen. Anscheinend erlaubte die Austrocknung auch die Wanderung vieler Tierarten aus Afrika nach Europa, wie Wildpferde und sogar Flusspferde, die sich dann zuweilen, wie die Ziegenartigen auf den Balearen (Myotragus balearicus), nach der Flutung zu Zwergformen weiterentwickelten. Hsü spekulierte sogar, ob die Versteppung großer Teile Afrikas, die man oft für das „Herabsteigen aus den Bäumen“ der frühen Hominiden verantwortlich macht, nicht ebenfalls von der Salinitätskrise bewirkt worden sein könnte.

Zukünftige Entwicklung

Schon heute ist das Mittelmeer wegen seiner hohen Verdunstungsrate und der geringen Öffnung der Straße von Gibraltar wieder deutlich salziger als zum Beispiel der Nordatlantik. Ebenso ist die Straße von Gibraltar bereits wieder seichter als im Pliozän. Man darf davon ausgehen, dass sie sich wahrscheinlich in zwei oder drei Millionen Jahren wieder schließen wird.

Trivia

In seinem Science-Fiction-Roman Der letzte Tag der Schöpfung aus dem Jahre 1981 lässt der Autor Wolfgang Jeschke Menschen in die Zeit der messinischen Salinitätskrise zurückreisen.

Literatur

  • Kenneth J. Hsü: Das Mittelmeer war eine Wüste. Auf Forschungsreisen mit der Glomar Challenger. Harnack, München 1984. ISBN 3-88966-012-6

Einzelnachweise

  1. Kenneth J. Hsü: Das Mittelmeer war eine Wüste. Auf Forschungsreisen mit der Glomar Challenger. S. 112, Harnack, München 1984.
  2. Svend Duggen, Kaj Hoernle, Paul van den Bogaard, Lars Rüpke, Jason Phipps Morgan: Deep roots off the Messinian salinity crisis. In: Nature, Bd. 422, 2003, S. 602–606, doi:10.1038/nature01553.
  3. S. Duggen, K. Hoernle, P. van den Bogaard, D. Garbe-Schönberg: Post-collisional transition from subduction- to intraplate-type magmatism in the westernmost Mediterranean: Evidence for continental-edge delamination of subcontinental lithosphere. In: Journal of Petrology, Bd. 46, 2005, Nr. 6 S. 1155–1201, doi:10.1093/petrology/egi013.
  4. Garcia-Castellanos, D., A. Villaseñor: Messinian salinity crisis regulated by competing tectonics and erosion at the Gibraltar Arc. In: Nature, Bd. 480, 2011, S. 359–363, doi:10.1038/nature10651 (alternativer PDF-Link (Memento vom 9. Juli 2015 auf WebCite); 3,7 MB).
  5. Georges Clauzon, Jean-Pierre Suc, Francois Gautier, André Berger, Marie-France Loutre: Alternate interpretation of the Messinian salinity crisis: Controversy resolved?. In: Geology, Bd. 24, 1996, Nr. 4, S. 363–366, doi:10.1130/0091-7613.
  6. W. Krijgsman, F.J. Hilgent, I. Raffi, F.J. Sierros, D.S. Wilson: Chronology, causes and progression of the Messinian salinity crisis. In: Nature Bd. 400, 1999, S. 652–655, doi:10.1038/23231.
  7. D. Garcia-Castellanos et al.: Catastrophic flood of the Mediterranean after the Messinian salinity crisis. In: Nature, Bd. 462, 2009, S. 778–781, doi:10.1038/nature08555.

Weblinks

Commons: Messinische Salinitätskrise – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Salzkrise – Die Mega-Flut. Artikel bei spektrum.de
  • Die große Flut. Forscher enträtseln die Urzeit-Katastrophe am Mittelmeer. Artikel bei scinexx.de
  • Rob Butler: The Messinian Salinity Crisis. Webseite der Universität Leeds
  • Messinian Online – Living in an Evaporitic World. (Memento vom 9. Juli 2013 im Internet Archive) Webseite zur Messinischen Salinitätskrise

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 16 Jul 2025 / 16:58

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Die Messinische Salinitatskrise auch Messinische Salzkrise englisch Messinian salinity crisis abgekurzt MSC ist ein Abschnitt der Erdgeschichte in dem das Mittelmeer teilweise oder vollstandig ausgetrocknet war Hierbei lagerten sich in den tiefsten Meeresbecken bis zu drei Kilometer machtige Verdunstungsgesteine Evaporite ab Dies geschah in der Zeit vor ungefahr sechs Millionen Jahren bis vor etwa funf Millionen Jahren am Ende des Messiniums der letzten Stufe des Miozans Kunstlerische Darstellung des westlichen Mittelmeers nach der vollstandigen Abtrennung vom Atlantik Die Flusse haben tiefe Schluchten in die exponierten Kontinentalrander gegraben Der starke Anstieg der Salzkonzentration in den verbliebenen schrumpfenden Wasserkorpern fuhrt zur Bildung von Evaporiten Das in die Karte eingefugte Bild veranschaulicht den Transit von Saugetieren von Nordafrika nach Iberien uber die trockengefallene Strasse von Gibraltar EntdeckungsgeschichteBereits um 1833 war dem britischen Geologen Charles Lyell in verschiedenen Fossilfundstellen in Italien ein frappierender Faunenschnitt aufgefallen an dem viele Lebewesen die zuvor das Mittelmeer bevolkert hatten verschwanden und durch andere Organismen verdrangt wurden Aus letzteren sollte dann weitgehend die heutige Fauna hervorgehen Mit diesem markanten Ereignis legte Lyell die Grenze zwischen den geologischen Epochen des Miozans und des Pliozans fest Erste Hinweise In der Ebene von Valence in Sudfrankreich wurde gegen Ende des 19 Jahrhunderts bei der Anlage von Trinkwasserbrunnen eine unter quartaren Schottern verborgene Schlucht entdeckt die unerklarlich tief in den kristallinen Untergrund eingeschnitten war Spater gelang es diese Schlucht im gesamten Tal der Rhone zwischen Lyon und der Camargue nachzuweisen wo sie mit Meeressedimenten des Pliozans gefullt war Manche franzosischen und italienischen Palaontologen zogen schon damals eine zeitweilige Austrocknung des Mittelmeeres in Betracht um dieses Phanomen zu erklaren Noch zu Beginn des 20 Jahrhunderts waren solche Vorstellungen verbreitet galten jedoch als hoch spekulativ So benutzte der Science Fiction Autor H G Wells der in seiner Jugend unter anderem bei in London Geologie studiert hatte die Idee in seiner Kurzgeschichte The Grisly Folk 1958 offenbarten seismische Messungen des nordamerikanischen Ozeanographen eine bisher unbekannte geologische Struktur die sich stets etwa 100 bis 200 Meter unter dem Boden des Mittelmeeres befand Da diese Flache der sogenannte M Reflektor dem heutigen Profil des Meeresbodens eng folgte lag es nahe dass es sich um eine harte Gesteinsschicht handelte die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt gleichmassig und zusammenhangend im ganzen Mittelmeerraum abgelagert hatte Ausserdem traten in den seismischen Profilen Strukturen auf die an Salzstocke erinnerten die aus der Tiefe empordrangen und die uberlagernden Sedimente durchstiessen Viele Geologen vermuteten damals dass das Salz aus der Zeit des Perms oder der Trias stammen musste denn wahrend dieser geologischen Zeitalter waren vor mehr als 200 Millionen Jahren an vielen Stellen der Welt ergiebige Salzlagerstatten entstanden u a auch die der Zechstein Serie Mitteleuropas Da sich die bisher bekannten permischen und triassischen Salzlager allerdings in einem relativ flachen Epikontinentalmeer d h uber kontinentaler Kruste gebildet hatten und nicht in einem tiefen Ozeanbecken galten die neu entdeckten Strukturen als Beleg dass sich das Mittelmeerbecken irgendwann wahrend der 200 Millionen Jahre nach der Trias eingesenkt hatte Nur wenige Geologen spekulierten ob diese Salzstocke nicht doch gleichzeitig mit den kleinen verstreuten Evaporit Vorkommen entstanden sein konnten wie sie zum Beispiel bei der Stadt Messina auf Sizilien aufgeschlossen sind und die der Messin Stufe ihren Namen gegeben haben Weitere salz und gipsfuhrende Formationen dieses Alters fanden sich im Piemont in der Toskana in Kalabrien sowie in Spanien Marokko Algerien Tunesien Griechenland in der Turkei auf Zypern und in Israel Die Entdeckung Stromatolithen in ubersalzenen tropischen Gewassern hier Shark Bay Australien Die ersten handfesten Belege fur die ehemalige Austrocknung des Mittelmeers ergaben sich im Sommer 1970 im Rahmen der Leg 13 Expedition des Tiefseebohrschiffs Glomar Challenger Die Geologen unter der wissenschaftlichen Leitung von und Kenneth Hsu forderten im Balearen Becken Bohrkerne zu Tage die die uberraschende Natur des M Reflektors enthullten Bereits in den Bohrungen 121 bis 123 wurden kleinere Reste von Dolomit ein Gestein ahnlich wie Kalkstein nur mit magnesiumreichem Karbonat und Gipsgerolle erbohrt ohne dass man jedoch weiterreichende Schlussfolgerungen daraus gezogen hatte Der Gips konnte ja schliesslich vom nahe gelegenen Festland eingespult worden sein In der Bohrung 124 fanden sich dann aber in einer Tiefe von etwa 2000 Metern unter dem Meeresspiegel Stromatolithen und anstehender Anhydrit Bei Stromatolithen handelt es sich nun um feine Wechsellagerungen von verfestigtem Schlamm und Kalk der von in der Gezeitenzone von flachen tropischen Gewassern abgelagert wird Der sogenannte Huhnerdraht Anhydrit hingegen ist ein Calciumsulfat wie Gips jedoch ohne eingeschlossenes Kristallwasser das fast ausschliesslich in Salzmarschen Sabchas sehr heissen und trockenen Kustenebenen ausgefallt wird in denen selbst das Grundwasser Temperaturen uber 30 C erreicht Bei niedrigeren Temperaturen bildet sich lediglich Gips Die Fossilien in diesem Fall mikroskopisch kleine Kalkschalen von Foraminiferen in den Meeresablagerungen unterhalb der Sabcha Sedimente datieren nicht aus dem Perm sondern stammen aus der weit jungeren Stufe des Messins Erklarungsversuche Auf den ersten Blick schienen diese Befunde vollig unvereinbar miteinander zu sein Einerseits deuteten die erbohrten Gesteine und Sedimentstrukturen eindeutig auf eine Ablagerung unter sehr flachem Wasser hin Andererseits liessen die seismischen Daten erkennen dass der M Reflektor die tiefen Boden des Mittelmeeres bedeckte so als ob er sich dort an Ort und Stelle in grosser Tiefe gebildet hatte Ausserdem sollten die Evaporite plotzlich gleichzeitig mit einer Vielzahl von kleinen isolierten Vorkommen auf den umliegenden Festlandern entstanden sein die man bisher nur fur unbedeutende lokale Ereignisse gehalten und kaum miteinander in Verbindung gebracht hatte Ein Erklarungsversuch der auch von einem Mitglied der Leg 13 Expedition vertreten wurde dem Sedimentologen lautete Als sich die messinischen Evaporite ablagerten musse das Mittelmeer noch ein flaches Nebenmeer gewesen sein das sich nach der Abschnurung vom Atlantik in eine weite Salzpfanne verwandelt hatte Die Einsenkung des Ozeanbeckens konne dann aber nicht mehr irgendwann im Laufe des Mesozoikums oder Kanozoikums stattgefunden haben sondern musste sich sehr rasch vor weniger als funf Millionen Jahren ereignet haben Andere Forscher wie der Leiter der Expedition Bill Ryan selbst zweifelten jedoch an der Moglichkeit einer dermassen raschen Ozeanisierung von kontinentaler Kruste In der klassischen Geosynklinaltheorie waren solche Ideen uber Einsturzbecken und Senkungstroge noch vertretbar gewesen aber seit dem Aufkommen des neuen geotektonischen Modells der Plattentektonik in den sechziger Jahren waren sie immer mehr in Diskredit geraten Deshalb folgerte man dass sich der Anhydrit auf irgendeine Weise in tiefem Wasser gebildet haben musste Tatsachlich wurden bei spateren Bohrungen nicht nur oberhalb der Salze Tiefseesedimente gefunden sondern auch schon darunter Aus diesem Grund erwog man Modelle wie sich auch an der Basis einer grossen Wassersaule schwere Salzlaken oder Solen ansammeln konnten die stark genug konzentriert waren um leicht losliche Minerale auszufallen Die Strasse von Gibraltar und das westliche Mittelmeer Alboran See aus dem All gesehen source source source source source source source source Video Entstehung des Mittelmeers Letztendlich setzte sich jedoch eine Vorstellung durch die die widerspruchlichen Befunde endlich vereinen konnte Die Evaporite hatten sich zwar unter flachem Wasser abgelagert schliesslich hatten die Algenmatten die die Stromatholiten gebildet hatten niemals in der lichtlosen Tiefsee existieren konnen aber dennoch lagen sie mehrere tausend Meter unterhalb des Weltmeeresspiegels Wahrend die Strasse von Gibraltar geschlossen war und das Eindringen von Wasser aus dem Atlantik verhinderte mussen die Evaporite auf dem Grund von sehr tiefen wustenhaften Becken entstanden sein Einen wichtigen Hinweis lieferte bereits das Bohrloch 133 westlich von Sardinien Hier fanden sich unter dem M Reflektor keine Evaporite sondern Wechsellagerungen von wohlgerundeten Kiesen mit intensiv rot und grun gefarbten Siltsteinen Offenbar handelte es sich um die Ablagerungen von Wustenflussen die den sardischen Festlandssockel hinab gestromt waren und an seinem Fuss Schuttfacher gebildet hatten Im Bohrloch 134 fand sich bereits Steinsalz das zu den Verdunstungsmineralen gehort die fast als allerletzte ausfallen In der Folge kamen ausserdem immer mehr Hinweise zu Tage dass sich die seit langem bekannten Tiefsee Canyons vor den Mundungen der Rhone und anderer Flusse nicht erst im Pleistozan durch das Wirken von Unterwasserlawinen gebildet hatten wie die Canyons im Atlantik und Pazifik sondern bereits am Ende des Miozans in die steilen Flanken des weitgehend ausgetrockneten Mittelmeerbeckens bis tief hinunter zu den heutigen Tiefseeebenen geschnitten wurden Zum Beispiel befand sich das Bett des Nil damals bei Assuan bereits 750 Meter unter dem heutigen Meeresspiegel wie man bei der Errichtung des Nasser Staudamms von 1959 bis 1970 feststellte an der Mundung bei Kairo sogar 2400 Meter tief Weitere ErkenntnisseAllerdings konnte das enorme Volumen der erhaltenen messinischen Evaporite die wie man spater feststellte maximale Machtigkeiten von bis zu drei Kilometern erreichten nicht im Laufe eines einzigen Austrocknungsereignisses abgelagert worden sein Das gesamte im Mittelmeer geloste Salz hatte dazu niemals ausgereicht Die Ablagerungszyklen Nach eingehender Untersuchung des Bohrloches 124 erkannte Kenneth Hsu zwei Jahre nach Ende der Bohrkampagne dass die Beschaffenheit der Schichten deutlich auf mehrere Zyklen hinwies in denen das Mittelmeer ausgetrocknet und wieder gefullt worden war Zu diesem Zeitpunkt war ihm auch bereits die Existenz eines grossen Brackwassersees Paratethys in Osteuropa bekannt Das alteste Sediment jedes einzelnen Zyklus stammte entweder aus der Tiefsee oder aus einem grossen Brackwassersee Feinkornige Sedimente auf Boden mit ruhigem Wasser oder aus grosser Tiefe weisen vollkommen gleichmassige Streifung auf In dem Masse wie das Becken austrocknete und die Wassertiefe abnahm wurde infolge des zunehmenden Spiels der Wellen die Banderung immer unregelmassiger Und als die Stellen wo sich Sedimente ablagerten nur noch von Zeit zu Zeit unter Wasser standen bildete sich Stromatolith Schliesslich lag nach weiterer Austrocknung auch das zuvor noch zeitweilig uberschwemmte Gelande vollig trocken und jetzt wurde vom salzhaltigen Sabcha Grundwasser Anhydrid ausgefallt Plotzlich aber schwappte entweder Meerwasser uber die Strasse von Gibraltar oder eine grossere Brackwassermenge brach aus dem osteuropaischen Brackwassersee ein Nun fullte sich das Balearen Becken wieder und feinkornige Schlamm Massen die der Wassereinbruch mitfuhrte uberlagerten abrupt den Huhnerdraht Anhydrit Im Lauf der Jahrmillionen die die sogenannte Messina Phase des Spatmiozans umfasste wiederholte sich dieser Zyklus mindestens acht bis zehnmal Chronologie Palaogeographie des westlichen Mittelmeeres zu Beginn des Messiniums B Betische Strasse G heutige Strasse von Gibraltar M Alboran Becken S Sorbas Becken R Rif Strasse Die heutigen Kustenlinien sind in Rot eingezeichnet Vor 20 Millionen Jahren bildete der Vorlauferozean des Mittelmeeres die Tethys noch eine breite Wasserstrasse zwischen dem Indischen Ozean und dem sich offnenden Atlantik Jedoch wurde die Tethys im Laufe der folgenden Zeit immer weiter eingeengt bis im mittleren Miozan vor etwa 15 Millionen Jahren die Afrikanische Platte mit Vorderasien kollidierte Dies fuhrte zur Auffaltung von Kettengebirgen im Nahen Osten und beendete die Verbindung des entstehenden Mittelmeeres zum Indischen Ozean Von nun an bestanden nur noch Verbindungen zum Atlantik in Gestalt der im Suden der Iberischen Halbinsel Iberischer Block Iberische Kleinplatte oder einfach Iberia nordlich der Betischen Kordillere und der in Nordwest Afrika sudlich des Rif Gebirges Die heutige Strasse von Gibraltar war vom Gebirgsbogen welcher Betische Kordillere und Rif miteinander verband Gibraltar Bogen verschlossen Der genaue Ablauf und die genauen Grunde fur die messinische Salinitatskrise sind noch immer umstritten Man darf jedoch davon ausgehen dass das Mittelmeer ohne jeglichen Zufluss in einigen zehntausend Jahren verdunsten wurde Wahrend man fruher meist von einem globalen Meeresspiegelabfall ausging oder von einer seitlichen Einengung der verbliebenen Meeresstrassen durch tektonische Bewegungen so wird seit 2003 ein Modell diskutiert nach dem grossraumige Bewegungen im oberen Erdmantel zu einer Verschliessung der Meerespassagen zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer fuhrten In dem Modell schlagen die Autoren vor dass die Subduktion ozeanischer Lithosphare unter der Alboran See westlichstes Mittelmeer Bander von subkontinentaler Mantellithosphare unter dem Sudrand von Iberia und Nordwest Afrika abschalte Das Entfernen von Material im unteren Bereich der Lithosphare zusammen mit dem Aufstromen von Mantelmaterial in den freiwerdenden Raum fuhrte am Ende des Miozans zu einer raschen Anhebung der daruber liegenden restlichen Lithosphare einschliesslich der Kruste und der Meerespassagen am Sudrand von Iberia und Nordwest Afrika Diese Vorgange im oberen Erdmantel wurden aus der zeitlichen und raumlichen Entwicklung der geochemischen Zusammensetzung von Vulkangesteinen in Sudspanien Nordmarokko und vom Meeresboden des dazwischenliegenden Teils des Mittelmeers Alboran See rekonstruiert Anhand von geochemischen Analysen und Altersdatierungen konnte gezeigt werden dass sich die Zusammensetzung der Vulkangesteine in der Region zwischen 6 3 und 4 8 Millionen Jahren also weitgehend zeitgleich mit der Austrocknung des Mittelmeers drastisch anderte vom Subduktions zum Intraplattentyp Dieser Wechsel weist stark auf einen ursachlichen Zusammenhang zwischen Vorgangen im Erdmantel und der Messinischen Salinitatskrise hin Unterstutzt wird das Modell von thermomechanischen geophysikalischen Berechnungen die zeigen dass die Vorgange im oberen Erdmantel zu einer Anhebung der Meeresstrassen um knapp einen Kilometer und somit uber den Meeresspiegel verursacht haben konnen Dadurch kam es zu einer Verschliessung der Meerespassagen Isolierung und letztlich Austrocknung des Mittelmeers Laut Clauzon et al 1996 begann die Salinitatskrise vor 5 75 Millionen Jahren laut Krijksman et al 1999 jedoch bereits vor 5 96 Ma Beide Autoren schlagen eine Zweiteilung der Salinitatskrise vor Wahrend Clauzon annimmt dass in der ersten Phase 5 75 5 60 Ma nur ein moderater Ruckgang des Meeresspiegels stattfand bei dem sich nur in den Randbereichen des Mittelmeeres Evaporite ablagerten und dass darauf eine Phase 5 60 5 32 Ma der volligen Abschnurung und Eindampfung gefolgt sei in der sich die Evaporite in den tiefen Becken und die riesigen Canyons gebildet hatten schlagt Krijksman hingegen vor dass letzteres bereits in der ersten Phase 5 59 5 50 Ma geschehen sei wahrend sich in der zweiten Phase 5 50 5 33 Ma die zyklischen Evaporitablagerungen in einem grossen Lago Mare Becken Meersee gebildet hatten Rekonstruktion der Meerenge von Gibraltar an der Wende vom Miozan zum Pliozan Vor ungefahr 5 33 Millionen Jahren an der Wende vom Miozan zum Pliozan erfolgte nach neuesten Erkenntnissen zunachst eine leichte Senkung der Landbrucke zwischen Europa und Afrika sodass fur einige Jahrtausende nur geringe Wassermengen aus dem Atlantik in das ausgetrocknete Mittelmeerbecken schwappten Nach und nach grub sich das Wasser immer tiefer in die Landbrucke bis schliesslich durch einen 200 Kilometer langen und bis zu 11 Kilometer breiten Kanal etwa 100 Millionen Kubikmeter pro Sekunde einstromten und dabei mit einer Geschwindigkeit von 144 Kilometer pro Stunde den Stromungskanal um 40 Zentimeter pro Tag vertieften Insgesamt wurden dabei 500 Kubikkilometer Gestein weggewaschen Das fuhrte dazu dass auf dem Hohepunkt dieses Vorgangs der Wasserspiegel im Mittelmeerbecken taglich um mehr als 10 Meter anstieg bis nach maximal zwei Jahren das Mittelmeer wieder aufgefullt war Seither ist diese Meerenge die einzige naturliche Verbindung zwischen Atlantik und Mittel und Schwarzem Meer Im letzteren Fall ware das erneute und endgultige Fluten des Beckens durch einen vermutlich verhaltnismassig engen aber tiefen Kanal in der Strasse von Gibraltar ein sehr viel weniger spektakularerer Vorgang gewesen als bisher gedacht Das grandiose Bild von einem tausend Meter hohen Wasserfall tausendmal so machtig wie die Niagarafalle der tosend in die tiefen Wustenbecken einbricht wie es besonders von Kenneth Hsu popularisiert wurde musste damit wohl etwas revidiert werden Auch Befunde auf Sizilien sprechen zumindest in der Endphase nur fur eine zugige aber nicht fur eine katastrophale Flutung des Mittelmeeres Bei den isolierten Evaporit Vorkommen auf den Festlandern rund um das Mittelmeer handelt es sich ubrigens meistens um Sedimente in kleineren aber auch hoher gelegenen Randbecken die wahrend spaterer Gebirgsbildungsphasen uber den Meeresspiegel angehoben wurden zum Beispiel in Italien auf Sizilien und auf Kreta Die Becken in Sudspanien und Nordwestafrika hingegen bildeten bis zur Offnung der Strasse von Gibraltar die einzige Verbindung zum Atlantik Schon geringe tektonische Bewegungen oder Meeresspiegelschwankungen in dieser Region konnten die Verbindung mit dem Atlantik mit dem Mittelmeer aber auch mit den einzelnen Teilbecken untereinander blockieren oder wiederherstellen Damit bildet die tektonische und sedimentare Entwicklung der Betischen Strasse und der Rif Strasse wahrscheinlich den Schlussel zum endgultigen Verstandnis der messinischen Salinitatskrise Auswirkungen Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Blick uber den Rand eines tiefen Ponors Schluckloch im Karst des Orjen Gebirges in Montenegro Neben der Erosion der untermeerischen Canyons wird die Austrocknung des Mittelmeeres auch fur die tiefgreifende Verkarstung im Norden und Osten der Adria verantwortlich gemacht sowie fur die rasche Abtragung der Alpen Bei der Bewertung der klimatischen Folgen der messinischen Salinitatskrise ist es oft schwer Ursache und Wirkung zu unterscheiden Hat die vermehrte Bildung von Gletschern eine globale Senkung des Meeresspiegels ausgelost und somit die Abschnurung des Mittelmeeres bewirkt Oder hat die Bindung enormer Mengen von Salz die Salinitat des Weltmeeres verringert damit den Gefrierpunkt des Meerwassers erhoht und die Bildung von Eis gefordert Jedenfalls lasst sich wahrend des Miozans ein trockeneres steppenartiges Klima in Teilen Mitteleuropas nachweisen wahrend im Pliozan nach der Flutung des Mittelmeeres das Klima immer feuchter und kuhler wurde bis hin zur letzten Eiszeit Wahrend der Boden des Mittelmeeres weitgehend trocken und wustenartig war breiteten sich Nadelwalder von den umliegenden Plateaus die Kontinentalabhange hinunter aus Die heutigen Mittelmeerinseln bildeten hohe Bergesgipfel mit alpiner Flora Nach der Flutung uberlebten diese Vergesellschaftungen zum Beispiel auf Sardinien und Korsika wahrend sie sich anderswo wieder in die Hochgebirge zuruckzogen Anscheinend erlaubte die Austrocknung auch die Wanderung vieler Tierarten aus Afrika nach Europa wie Wildpferde und sogar Flusspferde die sich dann zuweilen wie die Ziegenartigen auf den Balearen Myotragus balearicus nach der Flutung zu Zwergformen weiterentwickelten Hsu spekulierte sogar ob die Versteppung grosser Teile Afrikas die man oft fur das Herabsteigen aus den Baumen der fruhen Hominiden verantwortlich macht nicht ebenfalls von der Salinitatskrise bewirkt worden sein konnte Zukunftige Entwicklung Schon heute ist das Mittelmeer wegen seiner hohen Verdunstungsrate und der geringen Offnung der Strasse von Gibraltar wieder deutlich salziger als zum Beispiel der Nordatlantik Ebenso ist die Strasse von Gibraltar bereits wieder seichter als im Pliozan Man darf davon ausgehen dass sie sich wahrscheinlich in zwei oder drei Millionen Jahren wieder schliessen wird TriviaIn seinem Science Fiction Roman Der letzte Tag der Schopfung aus dem Jahre 1981 lasst der Autor Wolfgang Jeschke Menschen in die Zeit der messinischen Salinitatskrise zuruckreisen LiteraturKenneth J Hsu Das Mittelmeer war eine Wuste Auf Forschungsreisen mit der Glomar Challenger Harnack Munchen 1984 ISBN 3 88966 012 6EinzelnachweiseKenneth J Hsu Das Mittelmeer war eine Wuste Auf Forschungsreisen mit der Glomar Challenger S 112 Harnack Munchen 1984 Svend Duggen Kaj Hoernle Paul van den Bogaard Lars Rupke Jason Phipps Morgan Deep roots off the Messinian salinity crisis In Nature Bd 422 2003 S 602 606 doi 10 1038 nature01553 S Duggen K Hoernle P van den Bogaard D Garbe Schonberg Post collisional transition from subduction to intraplate type magmatism in the westernmost Mediterranean Evidence for continental edge delamination of subcontinental lithosphere In Journal of Petrology Bd 46 2005 Nr 6 S 1155 1201 doi 10 1093 petrology egi013 Garcia Castellanos D A Villasenor Messinian salinity crisis regulated by competing tectonics and erosion at the Gibraltar Arc In Nature Bd 480 2011 S 359 363 doi 10 1038 nature10651 alternativer PDF Link Memento vom 9 Juli 2015 auf WebCite 3 7 MB Georges Clauzon Jean Pierre Suc Francois Gautier Andre Berger Marie France Loutre Alternate interpretation of the Messinian salinity crisis Controversy resolved In Geology Bd 24 1996 Nr 4 S 363 366 doi 10 1130 0091 7613 W Krijgsman F J Hilgent I Raffi F J Sierros D S Wilson Chronology causes and progression of the Messinian salinity crisis In Nature Bd 400 1999 S 652 655 doi 10 1038 23231 D Garcia Castellanos et al Catastrophic flood of the Mediterranean after the Messinian salinity crisis In Nature Bd 462 2009 S 778 781 doi 10 1038 nature08555 WeblinksCommons Messinische Salinitatskrise Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Salzkrise Die Mega Flut Artikel bei spektrum de Die grosse Flut Forscher entratseln die Urzeit Katastrophe am Mittelmeer Artikel bei scinexx de Rob Butler The Messinian Salinity Crisis Webseite der Universitat Leeds Messinian Online Living in an Evaporitic World Memento vom 9 Juli 2013 im Internet Archive Webseite zur Messinischen Salinitatskrise

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