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Die Mittelalterarchäologie – aufgrund der zunehmenden Integration der Neuzeitarchäologie inzwischen oft als Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit bezeichnet – ist eine archäologische Disziplin, die Erkenntnisse über das Mittelalter aus Boden- und Baubefunden sowie den bei Ausgrabungen und Bauuntersuchungen gewonnenen (also nicht museal überlieferten) Hinterlassenschaften (Befunden und Funden) gewinnt. Sie ergänzt das Wissen zum Mittelalter um solche Aspekte, die aus der Analyse schriftlicher oder bildlicher Quellen nicht zu gewinnen sind.

Methodisch ist die Mittelalterarchäologie mit der Ur- und Frühgeschichte verwandt; doch spielt im Unterschied zu dieser die Einbindung der Schrift- und Bildquellen eine wichtige Rolle. Enge Beziehungen bestehen weiterhin zur Kunst- und Architekturgeschichte und zur Geographie sowie natürlich zur Mittelalterlichen Geschichte.

Forschungsgeschichte

Die Archäologie des Mittelalters ist verhältnismäßig jung und betrifft auf europäischer Ebene ein regional unterschiedlich eingegrenztes Feld. Der Begriff Mittelalter bezeichnet in Teilbereichen der europäischen Geschichte die Epoche zwischen Antike und Neuzeit (6. bis 15. Jahrhundert). In Skandinavien beginnt es nach der Wikingerzeit (800 bis 1050).

Entwicklung in Deutschland

Nach einzelnen Anfängen im 19. Jahrhundert kam es vor allem in den 1960er Jahren zu einem Entwicklungsschub, der in einigen Bundesländern zur Etablierung in der Denkmalpflege und zur Einrichtung eines Lehrstuhls in Bamberg führte. Neben Geographen und Kunsthistorikern waren vor allem Prähistoriker an der Entwicklung des Fachs beteiligt, was Methode und Theorie bis heute prägt. Seit 1973 gibt es mit der „Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters“ eine eigene Fachzeitschrift, die jedoch auf der Privatinitiative der Herausgeber beruht. Die Deutsche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (DGAMN) hat ihr Mitteilungsblatt inzwischen ebenfalls zu einer anerkannten Fachzeitschrift ausbauen können, in der regelmäßig die Tagungen der Gesellschaft dokumentiert sind.

1987 veröffentlichte Günter P. Fehring eine Einführung in die Mittelalterarchäologie. Heute betreffen die weitaus meisten Aktivitäten der Bodendenkmalpflege mittelalterliche Objekte.

Seit den 1970er Jahren wird zunehmend auch die Neuzeit einbezogen. Dabei ist zum einen auf die grundsätzlich gleiche methodische Problematik der Kombination archäologischer und schriftlicher Quellen zu verweisen. Hinzu kommt häufig die Idee des „langen Mittelalters“, die der französische Historiker Jacques Le Goff formuliert hat. Zunehmend wird die Disziplin daher als „Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit“ bezeichnet.

Situation in anderen europäischen Ländern

In Großbritannien und Skandinavien konnte sich eine Archäologie des Mittelalters früher etablieren als in Deutschland, da hier die schriftliche Überlieferung später einsetzt und die Notwendigkeit einer archäologischen Erforschung daher weniger kontrovers war. Dementsprechend hat auch hier früher eine Ausweitung in die Neuzeit stattgefunden.

Im Mittelmeerraum hat eine Auseinandersetzung vor allem mit kirchlicher Archäologie im Rahmen der christlichen Archäologie und der byzantinischen Archäologie zu einer archäologischen Erforschung des Mittelalters geführt. Zahlreiche Survey-Projekte, wie sie v. a. seit den 1970er Jahren zunehmend durchgeführt wurden und die von der prähistorischen bzw. klassischen Archäologie ausgingen, haben zwangsläufig auch jüngere Monumente erbracht. Damit dehnte sich das Spektrum der Fragestellungen über die Sakralbauten hinaus aus. In Italien hat sich eine breit aufgestellte Archäologie des Mittelalters entwickeln können, die wichtige Impulse durch französische und britische Projekte erhalten hat und v. a. durch Riccardo Francovich geprägt wurde.

In Spanien galt das Interesse lange Zeit v. a. der islamischen Periode (), doch rückt zunehmend auch die Zeit nach der reconquista ins Blickfeld. In Ungarn gründete 1987 an der Loránd-Eötvös-Universität für Wissenschaften den ersten Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in Ostmitteleuropa. Die Thematik umfasste den Zeitraum von der ungarischen Staatsgründung (um 1000) bis zum Ende der Osmanenzeit in Ungarn (Anfang des 18. Jahrhunderts) und war stark interdisziplinär geprägt.

Forschungsfelder

  • Siedlungsarchäologie: ländliche Siedlungen, Städte, Burgen, Klöster

In der Praxis ist die Stadtarchäologie ein wichtiges Tätigkeits- und Forschungsfeld der Mittelalterarchäologen. Im Rahmen von Baumaßnahmen muss hier denkmalpflegerisch reagiert und in Notgrabungen dokumentiert werden, was Bodeneingriffen zum Opfer fällt. Bei der Stadtarchäologie ist stets ein lokalhistorischer Bezug gegeben, der viel zum Selbstverständnis und Heimatgefühl einer Stadt beitragen kann.

  • Archäologie des Kults: Kirchen, Klöster, Bestattungsplätze, heidnische und jüdische Kultbauten
  • Sachkulturforschung

Im Unterschied zu anderen Disziplinen wie der Kunstgeschichte und der Volkskunde erschließt die Archäologie die Sachkultur vor allem aus alltäglichen Ablagerungen etwa in Abfallgruben. Damit hat sie generell die Chance nicht nur die Elite, sondern die in Schrift- und Bildquellen nur ungenügend präsenten Unterschichten zu erfassen.

  • Landesgeschichte
  • Kulturgeschichte
  • Sozialarchäologie: gesellschaftliche Differenzierung, „gender studies“, soziale Praxis und Sozialverhalten
  • Wirtschaftsarchäologie: Handwerk und Technik, Produktion und Handel
  • Umweltarchäologie
  • Archäologie des Krieges: Schlachtfelder, Massengräber

Definitionen

Im Lauf der kurzen Forschungsgeschichte wurde das Fach unterschiedlich definiert:

  • Paul Grimm 1966: archäologische Frühgeschichtsforschung.
  • Herbert Jankuhn 1973: direkte Fortsetzung der vor- und frühgeschichtlichen Archäologie, und zwar sowohl nach Problemstellung wie nach methodischem Ansatz.
  • Günter P. Fehring 1987: nach Fragestellung und Arbeitsziel eine historische Wissenschaft; aufgrund der in den Boden eingebetteten Sachquellen und ihrer Methoden eine archäologische Disziplin.
  • Barbara Scholkmann 1998: eine Geschichtswissenschaft, deren Forschungsgegenstand die gegenständlichen Quellen sind. Die Fragestellungen zielen auf kulturelle Erscheinungen und Entwicklungen, sie arbeitet mit einem breiten Methodenspektrum, dessen Kern die archäologischen Methoden bilden.

In einer neuen Einführung in das Fach von Barbara Scholkmann, Hauke Kenzler und Rainer Schreg findet sich nun eine Definition, die die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit als historische Kulturwissenschaft und als historische Archäologie einordnet. „Sie analysiert die materiellen Hinterlassenschaften des Mittelalters und der Neuzeit mit geistes- und naturwissenschaftlichen Methoden“ und stellt sie in den Kontext der überwiegend schriftlichen und bildlichen Überlieferung. Ziel ist ein Verständnis vergangener Gesellschaften.

Maßgeblich für den chronologischen Beginn des Arbeitsfeldes der Mittelalterarchäologie ist heute die Christianisierung, da sie nicht nur eine kulturelle Veränderung bedeutet, sondern auch einen Wechsel der Quellenlage: Das Ende der beigabenführenden Bestattungen und der Beginn einer von den Klöstern getragenen schriftlichen Überlieferung. Hier ergibt sich ein Überlappungsbereich mit der Ur- und Frühgeschichte. Zur Neuzeit besteht keine eindeutige Grenze, da diese zunehmend in das Selbstverständnis des Faches integriert wird.

Theorie und Methode

Die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit bedient sich bei der Erschließung ihrer Quellen vorrangig archäologischer Methoden. Bei der Interpretation ihrer Quellen ist es notwendig, diese mit den Ergebnissen der anderen mediaevistischen Disziplinen bzw. vielmehr mit den Aussagen der schriftlichen und bildlichen Quellen in Bezug setzen. Das erfordert eine Methodik der Interpretation, die über die in der Ur- und Frühgeschichte gebräuchliche Analogiebildung hinausgeht. Eine diesbezügliche Theoriebildung beginnt gerade erst, da sich dieses Problem im Rahmen der Ur- und Frühgeschichte in dieser Weise kaum gestellt hatte (Schreg 2007).

Nach ihrer Methode ist die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit (wie die klassische Archäologie) daher eine historische Archäologie, für die das Nebeneinander materieller und schriftlicher (bildlicher) Quellen charakteristisch ist. Neuere Fragestellungen der historischen Wissenschaften wie die Mentalitätsgeschichte (Schimpff 2004) dringen in die Mittelalterarchäologie erst langsam ein.

Universitäre Situation

Mittelalterarchäologie ist Studienfach an verschiedenen Universitäten in Deutschland wie beispielsweise Tübingen oder Bamberg. Einzelne Lehrangebote bestehen darüber hinaus auch an anderen Universitäten, meist im Kontext der Ur- und Frühgeschichte (Bonn, Berlin, München, Halle) oder der Kunstgeschichte (Heidelberg). Aufgrund der geringen Zahl an Fachstandorten und Lehrstühlen gilt die Mittelalterarchäologie in der deutschen Hochschulpolitik als Kleines Fach.

In anderen Ländern ist die Archäologie des Mittelalters in die Kunstgeschichte (Mittelmeerraum) oder – wie vielfach auch die prähistorische Archäologie – in die Geschichte (Osteuropa) eingebunden.

Dänemark

  • Section for Medieval and Renaissance Archaeology – Department of Culture and Society an der Aarhus Universitetet.

Deutschland

  • Institut für Archäologische Wissenschaften, Denkmalwissenschaften und Kunstgeschichte: Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.
  • Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau.
  • Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit des Instituts für Kunstgeschichte und Archäologien Europas – Prähistorische Archäologie Mitteleuropas – der Philosophischen Fakultät I: Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
  • Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Eberhard-Karls-Universität Tübingen mit den Abteilungen Ältere Urgeschichte und Quartärökologie (Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät), der Abteilung Jüngere Urgeschichte und Frühgeschichte (Philosophische Fakultät) und der Abteilung Archäologie des Mittelalters (Philosophische Fakultät).
  • Professur für Mittelalterliche Geschichte/Historische Hilfswissenschaften an der Universität Trier (derzeitiger Inhaber: Lukas Clemens) in Kooperation mit dortiger Klassischer und Geo-Archäologie sowie dem Forschungsschwerpunkt Experimentelle Archäologie (Alte Geschichte).
  • Professur für Frühgeschichte, Mittelalterarchäologie und Neuzeitarchäologie an der Christian-Albrechts-Universität Kiel (derzeitige Inhaber: Ulrich Müller), angesiedelt am Institut für Ur- und Frühgeschichte.

Italien

An einer Reihe von Universitäten wird Archäologie des Mittelalters in Verbindung mit Christlicher Archäologie gelehrt. Eigenständige Fachvertretungen sind im Folgenden genannt.

  • Dipartimento di Archeologia e Storia delle Arti, Area di Archeologia Medievale (Department für Archäologie und Kunstgeschichte, Abteilung Mittelalterarchäologie) an der Universität Siena mit den Außenstellen Grosseto, Poggibonsi und Val di Cornia.
  • Lehrstuhl für Mittelalterarchäologie an der Universität Sassari auf Sardinien.
  • Lehrstuhl für Mittelalterarchäologie an der Universität Venedig.
  • Department für Archäologie, Abteilung Mittelalterarchäologie der Universität Bologna mit Sitz in Ravenna.
  • Lehrstuhl für Mittelalterarchäologie der Universität Padua.
  • Laboratorio di Archeologia Medievale im Dipartimento di Beni Culturali, settore storico-archeologico der Universität Lecce.
  • Mittelalterarchäologie im Dipartimento di scienze archeologiche der Universität Pisa.

Niederlande

  • Faculty of Archaeology, Abteilung Mittelalterarchäologie der Universität Leiden

Österreich

  • Mittelalter- und Neuzeitarchäologie am Institut für Archäologien der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck.
  • Mittelalter- und Neuzeitarchäologie am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Wien.

Schweiz

  • Lehrstuhl für Archäologie und mittelalterliche Kunstgeschichte am Kunsthistorischen Institut der Universität Zürich.

Gesellschaften

Deutschland

  • Deutsche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit

England

  • Society for Medieval Archaeology

Österreich

  • Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie (ÖGM)

Schweiz

  • Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit

Literatur

  • Günter P. Fehring: Die Archäologie des Mittelalters. Eine Einführung. 3. verbesserte und aktualisierte Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2000, ISBN 3-534-14517-8 (Parallelausgabe: Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1480-8).
  • James Graham-Campbell, Magdalena Valor (Hrsg.): The archaeology of medieval Europe. Volume 1: Eighth to twelfth centuries AD. Aarhus University Press u. a., Aarhus 2007, ISBN 978-87-7934-288-0.
  • Martin Carver, Jan Klápště (Hrsg.): The Archaeology of Medieval Europe Vol. 2: Twelfth to Sixteenth Centuries, Aarhus 2011, ISBN 9788779342910.
  • Volker Schimpff: Mittelalterarchäologie und Mentalitätsgeschichte: Der Griffel des sparsamen Kaufmanns. In: Volker Schimpff, Wieland Führ (Hrsg.): Historia in museo. Festschrift für Frank-Dietrich Jacob zum sechzigsten Geburtstag. Beier und Beran, Langenweißbach 2004, ISBN 3-930036-94-0, S. 417–432.
  • Barbara Scholkmann: Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit heute. Eine Standortbestimmung im interdisziplinären Kontext. In: Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters. 25/26, 1997/98, ISSN 0340-0824, S. 7–18.
  • Barbara Scholkmann: Das Mittelalter im Fokus der Archäologie. Lizenzausgabe. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009, ISBN 978-3-534-20998-9, (Archäologie in Deutschland – Sonderheft Plus 2009).
  • Barbara Scholkmann, Hauke Kenzler, Rainer Schreg (Hrsg.), Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Grundwissen, Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft 2016, ISBN 9783534268115.
  • Rainer Schreg: Archäologie der frühen Neuzeit. Der Beitrag der Archäologie angesichts zunehmender Schriftquellen. In: Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. 18, 2007, ISSN 1619-1439, S. 9–20.
  • Marianne Flüeler; Niklaus Flüeler (Hrsg.): Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300 [Katalog zur Ausstellung Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch – die Stadt um 1300]. Stuttgart 1992 (sehr anschauliche Darstellung der archäologischen Stadtkernforschung des Mittelalters).

Weblinks

  • Links und Online-Artikel zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit in Deutschland, nach Bundesländern geordnet
  • Deutsche Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit e. V.

Einzelnachweise

  1. Arbeitsstelle Kleine Fächer: Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit auf dem Portal Kleine Fächer. Abgerufen am 12. Juni 2019. 
  2. Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, Universität Bamberg
  3. Abteilung für Jüngere Urgeschichte und Frühgeschichte. uni-tuebingen.de, abgerufen am 13. Oktober 2023. 
  4. Abteilung für Archäologie des Mittelalters. uni-tuebingen.de, abgerufen am 13. Oktober 2023. 
  5. Historische Archäologie. Abgerufen am 7. November 2023. 
  6. Roman Provinces, Middle Ages and Modern Period - Leiden University. In: Leiden University. Abgerufen am 18. Januar 2017 (amerikanisches Englisch). 
  7. Historische Archäologie. histarch.univie.ac.at, abgerufen am 13. Oktober 2023. 
  8. The Society for Medieval Archaeology, auf medievalarchaeology.co.uk
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4138633-4 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS) | LCCN: sh85006512

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 20 Jun 2025 / 21:23

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Die Mittelalterarchaologie aufgrund der zunehmenden Integration der Neuzeitarchaologie inzwischen oft als Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit bezeichnet ist eine archaologische Disziplin die Erkenntnisse uber das Mittelalter aus Boden und Baubefunden sowie den bei Ausgrabungen und Bauuntersuchungen gewonnenen also nicht museal uberlieferten Hinterlassenschaften Befunden und Funden gewinnt Sie erganzt das Wissen zum Mittelalter um solche Aspekte die aus der Analyse schriftlicher oder bildlicher Quellen nicht zu gewinnen sind Methodisch ist die Mittelalterarchaologie mit der Ur und Fruhgeschichte verwandt doch spielt im Unterschied zu dieser die Einbindung der Schrift und Bildquellen eine wichtige Rolle Enge Beziehungen bestehen weiterhin zur Kunst und Architekturgeschichte und zur Geographie sowie naturlich zur Mittelalterlichen Geschichte ForschungsgeschichteDie Archaologie des Mittelalters ist verhaltnismassig jung und betrifft auf europaischer Ebene ein regional unterschiedlich eingegrenztes Feld Der Begriff Mittelalter bezeichnet in Teilbereichen der europaischen Geschichte die Epoche zwischen Antike und Neuzeit 6 bis 15 Jahrhundert In Skandinavien beginnt es nach der Wikingerzeit 800 bis 1050 Entwicklung in Deutschland Nach einzelnen Anfangen im 19 Jahrhundert kam es vor allem in den 1960er Jahren zu einem Entwicklungsschub der in einigen Bundeslandern zur Etablierung in der Denkmalpflege und zur Einrichtung eines Lehrstuhls in Bamberg fuhrte Neben Geographen und Kunsthistorikern waren vor allem Prahistoriker an der Entwicklung des Fachs beteiligt was Methode und Theorie bis heute pragt Seit 1973 gibt es mit der Zeitschrift fur Archaologie des Mittelalters eine eigene Fachzeitschrift die jedoch auf der Privatinitiative der Herausgeber beruht Die Deutsche Gesellschaft fur Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit DGAMN hat ihr Mitteilungsblatt inzwischen ebenfalls zu einer anerkannten Fachzeitschrift ausbauen konnen in der regelmassig die Tagungen der Gesellschaft dokumentiert sind 1987 veroffentlichte Gunter P Fehring eine Einfuhrung in die Mittelalterarchaologie Heute betreffen die weitaus meisten Aktivitaten der Bodendenkmalpflege mittelalterliche Objekte Seit den 1970er Jahren wird zunehmend auch die Neuzeit einbezogen Dabei ist zum einen auf die grundsatzlich gleiche methodische Problematik der Kombination archaologischer und schriftlicher Quellen zu verweisen Hinzu kommt haufig die Idee des langen Mittelalters die der franzosische Historiker Jacques Le Goff formuliert hat Zunehmend wird die Disziplin daher als Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit bezeichnet Situation in anderen europaischen Landern In Grossbritannien und Skandinavien konnte sich eine Archaologie des Mittelalters fruher etablieren als in Deutschland da hier die schriftliche Uberlieferung spater einsetzt und die Notwendigkeit einer archaologischen Erforschung daher weniger kontrovers war Dementsprechend hat auch hier fruher eine Ausweitung in die Neuzeit stattgefunden Im Mittelmeerraum hat eine Auseinandersetzung vor allem mit kirchlicher Archaologie im Rahmen der christlichen Archaologie und der byzantinischen Archaologie zu einer archaologischen Erforschung des Mittelalters gefuhrt Zahlreiche Survey Projekte wie sie v a seit den 1970er Jahren zunehmend durchgefuhrt wurden und die von der prahistorischen bzw klassischen Archaologie ausgingen haben zwangslaufig auch jungere Monumente erbracht Damit dehnte sich das Spektrum der Fragestellungen uber die Sakralbauten hinaus aus In Italien hat sich eine breit aufgestellte Archaologie des Mittelalters entwickeln konnen die wichtige Impulse durch franzosische und britische Projekte erhalten hat und v a durch Riccardo Francovich gepragt wurde In Spanien galt das Interesse lange Zeit v a der islamischen Periode doch ruckt zunehmend auch die Zeit nach der reconquista ins Blickfeld In Ungarn grundete 1987 an der Lorand Eotvos Universitat fur Wissenschaften den ersten Lehrstuhl fur Archaologie des Mittelalters und der Fruhen Neuzeit in Ostmitteleuropa Die Thematik umfasste den Zeitraum von der ungarischen Staatsgrundung um 1000 bis zum Ende der Osmanenzeit in Ungarn Anfang des 18 Jahrhunderts und war stark interdisziplinar gepragt ForschungsfelderSiedlungsarchaologie landliche Siedlungen Stadte Burgen Kloster In der Praxis ist die Stadtarchaologie ein wichtiges Tatigkeits und Forschungsfeld der Mittelalterarchaologen Im Rahmen von Baumassnahmen muss hier denkmalpflegerisch reagiert und in Notgrabungen dokumentiert werden was Bodeneingriffen zum Opfer fallt Bei der Stadtarchaologie ist stets ein lokalhistorischer Bezug gegeben der viel zum Selbstverstandnis und Heimatgefuhl einer Stadt beitragen kann Archaologie des Kults Kirchen Kloster Bestattungsplatze heidnische und judische Kultbauten Sachkulturforschung Im Unterschied zu anderen Disziplinen wie der Kunstgeschichte und der Volkskunde erschliesst die Archaologie die Sachkultur vor allem aus alltaglichen Ablagerungen etwa in Abfallgruben Damit hat sie generell die Chance nicht nur die Elite sondern die in Schrift und Bildquellen nur ungenugend prasenten Unterschichten zu erfassen Landesgeschichte Kulturgeschichte Sozialarchaologie gesellschaftliche Differenzierung gender studies soziale Praxis und Sozialverhalten Wirtschaftsarchaologie Handwerk und Technik Produktion und Handel Umweltarchaologie Archaologie des Krieges Schlachtfelder MassengraberDefinitionenIm Lauf der kurzen Forschungsgeschichte wurde das Fach unterschiedlich definiert Paul Grimm 1966 archaologische Fruhgeschichtsforschung Herbert Jankuhn 1973 direkte Fortsetzung der vor und fruhgeschichtlichen Archaologie und zwar sowohl nach Problemstellung wie nach methodischem Ansatz Gunter P Fehring 1987 nach Fragestellung und Arbeitsziel eine historische Wissenschaft aufgrund der in den Boden eingebetteten Sachquellen und ihrer Methoden eine archaologische Disziplin Barbara Scholkmann 1998 eine Geschichtswissenschaft deren Forschungsgegenstand die gegenstandlichen Quellen sind Die Fragestellungen zielen auf kulturelle Erscheinungen und Entwicklungen sie arbeitet mit einem breiten Methodenspektrum dessen Kern die archaologischen Methoden bilden In einer neuen Einfuhrung in das Fach von Barbara Scholkmann Hauke Kenzler und Rainer Schreg findet sich nun eine Definition die die Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit als historische Kulturwissenschaft und als historische Archaologie einordnet Sie analysiert die materiellen Hinterlassenschaften des Mittelalters und der Neuzeit mit geistes und naturwissenschaftlichen Methoden und stellt sie in den Kontext der uberwiegend schriftlichen und bildlichen Uberlieferung Ziel ist ein Verstandnis vergangener Gesellschaften Massgeblich fur den chronologischen Beginn des Arbeitsfeldes der Mittelalterarchaologie ist heute die Christianisierung da sie nicht nur eine kulturelle Veranderung bedeutet sondern auch einen Wechsel der Quellenlage Das Ende der beigabenfuhrenden Bestattungen und der Beginn einer von den Klostern getragenen schriftlichen Uberlieferung Hier ergibt sich ein Uberlappungsbereich mit der Ur und Fruhgeschichte Zur Neuzeit besteht keine eindeutige Grenze da diese zunehmend in das Selbstverstandnis des Faches integriert wird Theorie und MethodeDie Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit bedient sich bei der Erschliessung ihrer Quellen vorrangig archaologischer Methoden Bei der Interpretation ihrer Quellen ist es notwendig diese mit den Ergebnissen der anderen mediaevistischen Disziplinen bzw vielmehr mit den Aussagen der schriftlichen und bildlichen Quellen in Bezug setzen Das erfordert eine Methodik der Interpretation die uber die in der Ur und Fruhgeschichte gebrauchliche Analogiebildung hinausgeht Eine diesbezugliche Theoriebildung beginnt gerade erst da sich dieses Problem im Rahmen der Ur und Fruhgeschichte in dieser Weise kaum gestellt hatte Schreg 2007 Nach ihrer Methode ist die Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit wie die klassische Archaologie daher eine historische Archaologie fur die das Nebeneinander materieller und schriftlicher bildlicher Quellen charakteristisch ist Neuere Fragestellungen der historischen Wissenschaften wie die Mentalitatsgeschichte Schimpff 2004 dringen in die Mittelalterarchaologie erst langsam ein Universitare SituationMittelalterarchaologie ist Studienfach an verschiedenen Universitaten in Deutschland wie beispielsweise Tubingen oder Bamberg Einzelne Lehrangebote bestehen daruber hinaus auch an anderen Universitaten meist im Kontext der Ur und Fruhgeschichte Bonn Berlin Munchen Halle oder der Kunstgeschichte Heidelberg Aufgrund der geringen Zahl an Fachstandorten und Lehrstuhlen gilt die Mittelalterarchaologie in der deutschen Hochschulpolitik als Kleines Fach In anderen Landern ist die Archaologie des Mittelalters in die Kunstgeschichte Mittelmeerraum oder wie vielfach auch die prahistorische Archaologie in die Geschichte Osteuropa eingebunden Danemark Section for Medieval and Renaissance Archaeology Department of Culture and Society an der Aarhus Universitetet Deutschland Institut fur Archaologische Wissenschaften Denkmalwissenschaften und Kunstgeschichte Lehrstuhl fur Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto Friedrich Universitat Bamberg Institut fur Ur und Fruhgeschichte und Archaologie des Mittelalters der Albert Ludwigs Universitat Freiburg im Breisgau Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit des Instituts fur Kunstgeschichte und Archaologien Europas Prahistorische Archaologie Mitteleuropas der Philosophischen Fakultat I Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg Institut fur Ur und Fruhgeschichte und Archaologie des Mittelalters der Eberhard Karls Universitat Tubingen mit den Abteilungen Altere Urgeschichte und Quartarokologie Mathematisch Naturwissenschaftliche Fakultat der Abteilung Jungere Urgeschichte und Fruhgeschichte 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Mittelalters und der NeuzeitEngland Society for Medieval ArchaeologyOsterreich Osterreichische Gesellschaft fur Mittelalterarchaologie OGM Schweiz Schweizerische Arbeitsgemeinschaft fur Archaologie des Mittelalters und der NeuzeitLiteraturGunter P Fehring Die Archaologie des Mittelalters Eine Einfuhrung 3 verbesserte und aktualisierte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2000 ISBN 3 534 14517 8 Parallelausgabe Theiss Stuttgart 2000 ISBN 3 8062 1480 8 James Graham Campbell Magdalena Valor Hrsg The archaeology of medieval Europe Volume 1 Eighth to twelfth centuries AD Aarhus University Press u a Aarhus 2007 ISBN 978 87 7934 288 0 Martin Carver Jan Klapste Hrsg The Archaeology of Medieval Europe Vol 2 Twelfth to Sixteenth Centuries Aarhus 2011 ISBN 9788779342910 Volker Schimpff Mittelalterarchaologie und Mentalitatsgeschichte Der Griffel des sparsamen Kaufmanns In Volker Schimpff Wieland Fuhr Hrsg Historia in museo Festschrift fur Frank Dietrich Jacob zum sechzigsten Geburtstag Beier und Beran Langenweissbach 2004 ISBN 3 930036 94 0 S 417 432 Barbara Scholkmann Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit heute Eine Standortbestimmung im interdisziplinaren Kontext In Zeitschrift fur Archaologie des Mittelalters 25 26 1997 98 ISSN 0340 0824 S 7 18 Barbara Scholkmann Das Mittelalter im Fokus der Archaologie Lizenzausgabe Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2009 ISBN 978 3 534 20998 9 Archaologie in Deutschland Sonderheft Plus 2009 Barbara Scholkmann Hauke Kenzler Rainer Schreg Hrsg Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit Grundwissen Darmstadt Wiss Buchgesellschaft 2016 ISBN 9783534268115 Rainer Schreg Archaologie der fruhen Neuzeit Der Beitrag der Archaologie angesichts zunehmender Schriftquellen In Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft fur Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit 18 2007 ISSN 1619 1439 S 9 20 Marianne Flueler Niklaus Flueler Hrsg Stadtluft Hirsebrei und Bettelmonch Die Stadt um 1300 Katalog zur Ausstellung Stadtluft Hirsebrei und Bettelmonch die Stadt um 1300 Stuttgart 1992 sehr anschauliche Darstellung der archaologischen Stadtkernforschung des Mittelalters WeblinksLinks und Online Artikel zur Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit in Deutschland nach Bundeslandern geordnet Deutsche Gesellschaft fur Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit e V EinzelnachweiseArbeitsstelle Kleine Facher Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit auf dem Portal Kleine Facher Abgerufen am 12 Juni 2019 Archaologie des Mittelalters und der Neuzeit Universitat Bamberg Abteilung fur Jungere Urgeschichte und Fruhgeschichte uni tuebingen de abgerufen am 13 Oktober 2023 Abteilung fur Archaologie des Mittelalters uni tuebingen de abgerufen am 13 Oktober 2023 Historische Archaologie Abgerufen am 7 November 2023 Roman Provinces Middle Ages and Modern Period Leiden University In Leiden University Abgerufen am 18 Januar 2017 amerikanisches Englisch Historische Archaologie histarch univie ac at abgerufen am 13 Oktober 2023 The Society for Medieval Archaeology auf medievalarchaeology co ukNormdaten Sachbegriff GND 4138633 4 GND Explorer lobid OGND AKS LCCN sh85006512

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