Die märkischen Dialekte umgangssprachlich auch als märkisches Plattdeutsch bezeichnet bilden eine Dialektgruppe des Ostn
Märkische Dialekte

Die märkischen Dialekte, umgangssprachlich auch als märkisches Plattdeutsch bezeichnet, bilden eine Dialektgruppe des Ostniederdeutschen, die im Territorium des historischen Brandenburgs (z. T. über die Grenzen des modernen Bundeslandes hinaus) heimisch ist. In Berlin und südlich davon ist das Märkische stark vom Mitteldeutschen beeinflusst und ersetzt worden. Das historisch ebenfalls zum Niederdeutschen zählende Südmärkische hat im Laufe der Zeit ostmitteldeutsche Merkmale aufgenommen und gilt heute als mitteldeutscher, nicht mehr niederdeutscher Dialekt. Die in Brandenburg noch gesprochenen märkischen Dialekte sind Nordmärkisch und Mittelmärkisch.
Neben der Bezeichnung „Märkisch“ steht auch die Bezeichnung Brandenburgisch. Beide sind jedoch nicht deckungsgleich, weil erstere sprachhistorisch (diachron, definiert durch sprachliche Merkmale) und letztere geographisch (synchron, mit Bezug auf das historische Land und das heutige Bundesland) definiert ist. Man beachte, dass sich dieser semantische Unterschied seit Gründung des Bundeslandes Brandenburg (1990) verschärft hat. In der älteren Literatur wurden „Märkisch“ und „Brandenburgisch“ teilweise als austauschbar behandelt, was sich gelegentlich heute noch findet, aber missverständlich ist und heute vermieden werden sollte, da Brandenburg auch Heimat mitteldeutscher Mundarten ist, die nicht zum Märkischen gerechnet werden können. Das heutige Südbrandenburgische, aus dem die Umgangssprache des Berliner Umlandes entstanden ist, ist brandenburgisch (gemäß Schönfeld 1981, S. 154 f.), aber nicht märkisch (gemäß Bock & Langner 1989, S. 236 ff). Das Mittelpommersche im östlichen Vorpommern ist dagegen märkisch, wird jedoch meist nicht als brandenburgisch angesehen (so allerdings bei Schönfeld 1981).
Dialekte des Märkischen
Die folgende Klassifikation entspricht weitgehend Schönfeld (1981, S. 154f.):
- Mittelmärkisch (Mittelbrandenburgisch)
- Flämingisch (Brandenburg: Belzig-Jüterbog-Luckenwalde, Sachsen-Anhalt: Burg – Zerbst – Gebiete nördlich von Wittenberg)
- Havelland (Brandenburg: Rathenow-Premnitz-Nauen)
- Barnim/Märkisch-Oderland (Brandenburg: Eberswalde, Bad Freienwalde)
- Nordmärkisch (Nordbrandenburgisch)
- Altmark (Sachsen-Anhalt: Salzwedel-Gardelegen-Stendal-Genthin)
- Westprignitz (Brandenburg: Perleberg-Pritzwalk-Wittstock)
- Ostprignitz (Brandenburg: Löwenberg-Templin-Zehdenick-Fürstenberg)
- Mittelpommersch
- Uckermark (Brandenburg: Prenzlau)
- ehem. Kreis Randow (östliches Mecklenburg-Vorpommern: ehemaliges Umland von Stettin)
Die Abgrenzung zwischen Mittelpommersch und Nordmärkisch und die Einordnung des Uckermärkischen werden unterschiedlich beurteilt und die Grenze zwischen ihnen unterschiedlich verortet, siehe auf der entsprechenden Wikipedia-Seite. Mittelpommersch und Nordmärkisch stehen einander sehr nahe und insbesondere fällt die Nordgrenze Brandenburgs nicht mit sprachlichen Unterschieden zusammen. Um überhaupt sprachliche Trennungskriterien zu finden, rechnet z. B. Schönfeld (1981, S. 154 f.) das östliche Uckermärkische vollständig zum Mittelpommerschen, so dass seine Südgrenze nördlich von Eberswalde verortet wird und es damit direkt nördlich an das Mittelmärkische anschließt. Die Klassifikation von Peter Wiesinger (1983, Karte 47.14) ist analog, zieht die Südgrenze aber eher zwischen Schwedt und Angermünde. Die Sprecher der Uckermark empfinden dagegen ihren Dialekt („uckermärkisch“) als weitgehend einheitlich. Eine alternative Sichtweise ist daher, das Mittelpommersche als Varietät des Nordmärkischen anzusehen.
Eine weitere, allerdings nur historische Varietät des Märkischen ist das Niederdeutsch der Neumark, das sich dem Mittelmärkischen östlich der Oder anschloss, allerdings durch den Bevölkerungsaustausch im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges ausgestorben ist. Eine Beschreibung von Phonologie und Morphologie der westlichen Neumark bietet Teuchert (1907). Während die westliche Neumark mittelmärkisch geprägt war, stand die östliche Neumark, für deren Dialekt auch die Bezeichnung „ostmärkisch“ vorgeschlagen wurde, eher den Mundarten der hinterpommerschen Kreise Dramburg und Schievelbein nahe, die zum Ostpommerschen gerechnet werden können.
Der Wortschatz der märkischen Dialekte wird primär in folgenden großlandschaftlichen Wörterbüchern erfasst:
- Brandenburg-Berlinischen Wörterbuch (Dialekte in Brandenburg und Berlin)
- Mittelelbischen Wörterbuch (Dialekte in Sachsen-Anhalt)
- Pommersches Wörterbuch (Dialekte in Mecklenburg-Vorpommern)
Man beachte allerdings, dass jedes dieser Wörterbücher jeweils auch nicht-märkische Dialekte abdeckt, da ihr Abdeckungsgebiet geographisch-politisch, nicht linguistisch definiert ist. Von einem knappen Dutzend märkischen Ortsmundarten wurden des Weiteren Ortsgrammatiken erstellt, die sich allerdings auf die Phonologie beschränken.
Historische Entwicklung
Das Märkische ist die Sprache der Nachkommen von Siedlern, die im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung vormals slawische Gebiete im Gebiet der damaligen Mark Brandenburg eingenommen haben. Die slawische und niederdeutsche Sprache existierten für einige Zeit parallel, und im Süden des märkischen Sprachraums überdauerte das Slawische in Gestalt des (Nieder-)Sorbischen der Lausitz bis in die Gegenwart. Mit etwa 300 Worten slawischen Ursprungs und zahlreichen Orts-, Flur- und Gewässernamen bewahrt das Märkische (geringe) Spuren des slawischen Substrats. Aus dem Slawischen überlieferte Flussnamen zeigen z. T. Spuren einer vorslawischen, germanischen Sprache, Spree (zu germ. *sprewjan ‚spritzen‘ oder zu *spreu ‚streuen, ausbreiten, spritzen‘), Havel (zu germ. *hafa ‚Meer‘), weiterhin Elbe, Oder, Havel, Nute, Notte, Dosse u. a. Praktisch alle märkische Orts- und Flussnamen auf -in und -itz gehen auf das Slawische zurück (Lausitz zu asorb. lozia, lug, log ‚Sumpfland‘; Pulsnitz zu asorb. polzati ‚kriechen, langsam fließen‘, Beelitz, Wusterwitz; Berlin, Ruppin), auch zahlreiche Ortsnamen auf -ow (bzw. hochdeutsch -au, z. B. Beeskow zu asorb. bezk ‚Holunder‘, Teltow, Storkow, Prenzlau dial. Prenzlow, jedoch nicht Bernau zu mnd. Bernoue ‚Brand-Aue‘). Slawische Sachbezeichnungen beinhalten Gurke, Ziesel, Zeisig, Kokoschken ‚Pfifferlinge‘, Maline ‚Himbeere‘ oder Pätzanke ‚ein Stück Backobst‘, Pupse (hd. Hautpickel), Drogatz (hd. Feldbirne).
Das Märkische beruht einerseits auf elbostfälischen Dialekten, wie sie noch heute in der Altmark gesprochen werden, weist aber andererseits eine starke niederländisch-niederfränkische Prägung auf, was den Anteil niederfränkischer Siedler in der brandenburgischen Kolonisation des 12. bis 13. Jahrhunderts widerspiegelt, und unterscheidet sich unter anderem darin vom nördlich benachbarten Mecklenburgisch-Vorpommerschen. In zeitgenössischen Urkunden werden die brandenburgischen Kolonisten als Flandrenses, Hollandenses und Flamingi ex Flandrenses provincia erwähnt. Da jedoch einschlägige Quellen aus den Niederlanden selbst fehlen, wurde diese Frage sprachwissenschaftlich untersucht und von Teuchert (1944) weitgehend bestätigt. Er beschrieb die märkischen Dialekte daher als „niederländische Sprachinsel“. Diese Position wird heute i. d. R. abgelehnt bzw. stark relativiert, insbesondere direkter niederländischer Einfluss auf die märkische Phonologie werden bezweifelt, Einflüsse im Bereich der Lexik sind jedoch unumstritten. Einzelworte niederländischer Herkunft sind Bäsing(e) ‚Blaubeeren‘ (nl. bes ‚Beere‘), Dase ‚Stechfliege‘, Erpel ‚Enterich‘ (mnl. erpel), Miere ‚Ameise‘ (nl. mier), Moll ‚Maulwurf‘, Päde ‚Quecke‘, Pieresel ’Regenwurm (nl. pier), Stulle ‚Brotschnitte‘, Upstall (‚umzäunter Lagerplatz für das Weidevieh auf einem höher gelegenen Platz in der Nähe von Wasser‘) oder Färse ‚junges, weibliches Rind‘ (mnl. vaerse, veerse, verse). Hinzu treten Eigennamen wie Fläming, Brück, Niemegk und Lichterfelde,Moosfenn (bei Potsdam, zu Fenn ‚kleiner Sumpf‘), Roßdunk (bei Prützke, zu Dunk ‚niedrige Erhebung [im Sumpf]‘), Mörtel (großer und kleiner Mörtel, 1988 in Wittbrietzen aufgenommen, zu Mörtel ‚kleiner Teich‘).
Bereits während der Ostkolonisation waren daneben auch mitteldeutsche Einflüsse (bzw. Siedler) in der Region präsent (Teuchert 1964). Ein möglicher schriftlicher Beleg für eine im 12. Jahrhundert gesprochene Kolonisationsmundart, die niederdeutsche, niederländische und mitteldeutsche Züge vereint und gleichzeitig sehr reich an Slawismen ist, und wie sie in ähnlicher Art auch dem Märkischen zugrunde gelegt werden muss, wurde von Sanders (1970) angeführt.
Im Raum Berlin sowie in Südbrandenburg haben sich die märkischen Dialekte seit dem 15. Jahrhundert derart mit ostmitteldeutschen Dialekten gemischt, dass dort nur noch relativ wenige der historischen Verbindungen mit dem Ostniederdeutschen sichtbar sind. Dies spiegelt einerseits den ökonomischen und kulturellen Einfluss des wettinisch-meißnischen Raumes, u. a. im Zuge der Reformation, und andererseits die Einführung der hochdeutschen Kanzleisprache nach Regierungsübernahme der Hohenzollern (1415) wider. Das Berlinische und das Südbrandengurgische sind daher heute ostmitteldeutsche Dialekte, keine Dialekte des Märkischen (d. h. des Niederdeutschen).
Im 17. Jahrhundert wanderten Hugenotten in die Mark Brandenburg ein, wodurch das Märkische und das Berlinische eine Vielzahl sprachlicher Einflüsse aus dem Französischen aufnahmen, z. B. berlinisch Bulette, Lamäng (frz. la main ‚die Hand‘) und Stampe ‚kleine Gastwirtschaft‘ (zu frz. estaminet) oder nordmärkisch Butelje ‚Flasche‘ (frz. bouteille), Kutschen ‚sorgfältig hergerichtete Beete‘ (zu frz. couche ‚Mistbeet‘).
Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden die märkischen Dialekte zunehmend durch die berlinische Umgangssprache bedrängt und sind im allgemeinen Sprachgebrauch weitgehend dadurch ersetzt worden. Dies spiegelt sozioökonomische Umstrukturierungen im Zuge der Aufhebung der Leibeigenschaft und der Industrialisierung wider, die sich im 20. Jahrhundert fortgesetzt haben und sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Zuzug von Neubauern und der Kollektivierung der Landwirtschaft nochmals intensivierten. Für die späte DDR-Zeit belegen Bock und Langner (1989), dass „[t]rotzdem … die märkischen Dialekte bis ins 20. Jahrhundert hinein für viele Menschen ein wichtiges Mittel der Kommunikation [bleiben]“. Aufgrund neuerlicher ökonomischer Umbrüche seit den 90er Jahren und der damit verbundenen Landflucht gilt das heute nur noch sehr einschränkt. In einer ursprünglicheren Form wird das Märkische am ehesten noch von Angehörigen der älteren Generation im Norden der Bundesländer Sachsen-Anhalt und Brandenburg gesprochen, zum Beispiel in der Altmark, der Uckermark, der Prignitz und im Havelland.
Das Niederdeutsche genießt durch die von Deutschland ratifizierte Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen offiziellen Schutz, unter den auch das Mittel- und Nordmärkische fällt. Mit „Platt in Brannenborch“ koordiniert der eine Plattform, innerhalb derer mehrere regionale Vereine zur Sprachpflege im Bundesland kooperieren. Zur aktuellen Situation, zu Sprachdokumentation und -pflege, siehe jeweils in den Artikeln zu Mittel- und Nordmärkisch.
Sprachliche Merkmale
Definierende Merkmale
Als niederdeutscher Dialekt bewahrt das Märkische die germanischen Verschlusslaute p, t, k, während sie im Hochdeutschen zu pf, z und ch verschoben sind. Mitteldeutsche Dialekte wie das Berlinische entsprechen meist dem Hochdeutschen, nehmen aber eine vermittelnde Stellung ein, indem u. a. intervokalisches p ebenfalls bewahrt ist:
- mk. Pund ‚Pfund‘, bln. Pfund (gesprochen Fund)
- mk. Tid ‚Zeit‘
- mk. Appel ‚Apfel‘, bln. Appel
- mmk. Dorp ‚Dorf‘
- mk. open ‚offen‘
- mk. maken ‚machen‘
- mk. up ‚auf‘, bln. uff
- mmk. det ‚das‘, bln. det
- mk. ik ‚ich‘, bln. ick
- mmk. dun ‚tun‘
Wie andere ostniederdeutsche Dialekte verwendet das Märkische einen Einheitsplural auf -en und unterscheidet sich damit von westniederdeutschen Dialekten wie dem Nordniedersächsischen:
- mmk. wei moaken ‚wir machen, wnd. wei maket
- mmk. jei moaken ‚ihr macht‘, wnd. ji maket
- mmk. sei (die) moaken ‚sie machen‘, wnd. sei maket
Spezifisch märkische Merkmale beinhalten:
- j statt g (nmk. joot, mmk. juet ‚gut‘; mmk. jejaan ‚gegangen‘), so auch im Berlinischen
- typische Leitworte oftmals niederländischer Herkunft, z. B. leech, leeg ‚niedrig‘, Molle ‚kleiner Trog‘ (bln. ‚Glas Bier‘), Kossät ‚Bauer‘, Kumm ‚Gefäß‘, Spind ‚Schrank‘, Tiene ‚Holzgefäß, Waschfaß‘. Aus dem Slawischen stammt Maline ‚Himbeere‘; lange betrachtete man auch Kiez ‚Wohngebiet‘ (ursprünglich ‚Fischersiedlung‘) als Slawismus, vgl. slaw. chyza/chyzy ‚Haus, Hütte‘, doch bevorzugt die jüngere Forschung eine deutsche Etymologie.
Phonologie und Morphologie
Neben dem o. g. gilt, dass das Märkische als niederdeutsche Mundart keinen Anteil an der hochdeutschen Diphthongierung von mhd.mnd. î zu ei und mhd. û zu au hat, daher mk. sien Hus ‚sein Haus‘. Nord- und Mittelmärkisch unterscheiden sich erheblich in ihrer Phonologie, zu ihren spezifischen Merkmalen siehe zu beiden Dialekten separat.
Mittel- und Nordmärkisch unterscheiden sich in der Flexionsmorphologie v. a. dadurch erheblich, dass das Nordmärkische systematische Apokopie von mnd. auslautendem -e durchgeführt hat, während das Mittelmärkische dieses bewahrte. Neben der Vereinfachung der Endungen hatte das Auswirkungen auf die jeweiligen Gesamtsysteme. So bewahrt das Mittelmärkische den nominalen Dativ (wie das Ostmitteldeutsche), während das Nordmärkische (wie das Mecklenburgisch-Vorpommersche) einen Objektkasus ausgebildet hat, in dem Dativ und Akkusativ zusammengefallen sind. In der Konjugation bewahrt das Mittelmärkische (wie das Ostmitteldeutsche) den mnd. Konjunktiv, während er im Nordmärkischen (wie im Mecklenburg-Vorpommerschen) formal mit dem Indikativ zusammenfällt und daher analytisch gebildet wird. Zu den spezifischen Merkmalen siehe daher zu den beiden Dialekten separat.
Lexik
Vor allem das Mittelmärkische wurde intensiv hinsichtlich seiner Lexik untersucht, wobei deren Zusammensetzung aus ostfälischen, niederfränkischen, ostmitteldeutschen und slawischen Bestandteilen im Vordergrund stand (zusammengefasst bei Teuchert 1964). Die brandenburgischen Dialekte zeichnen sich zudem durch einen im Vergleich zu anderen niederdeutschen Dialekten hohen Anteil an jiddischem Lehnwortgut aus, vermutlich angeregt durch das Berlinische.
Syntax
Mit dem IDS-Korpus Deutsche Mundarten: DDR existiert ein teilweise transkribiertes Audiokorpus, das auch die märkischen Dialekte beinhaltet. Auf dieser Grundlage beobachtete Weber (2014) Besonderheiten in der Bildung des Verbalkomplexes, wobei neben der Standardvariante auch Umstellungen zulässig sind:
- wenn wi Kinner denn rutjahn sind ‚wenn wir Kinder dann rausgegangen sind‘ (wie Schriftdeutsch)
- as ick Murer bin west ‚als ich Maurer gewesen bin‘ (wörtlich: „… bin gewesen“)
Das Phänomen scheint weitreichende Gültigkeit im Märkischen bzw. Brandenburgischen zu haben.
Siehe auch
- Berliner Dialekt
- Mecklenburgisch-Vorpommersch
- Dialekte in Sachsen-Anhalt
Literatur
- Anneliese Bretschneider: Die brandenburgische Sprachlandschaft. Schmitz, Giessen 1981.
- Klaas Hinrich Ehlers: Mecklenburgisch-Vorpommersch, Mittelpommersch, Brandenburgisch. In: Joachim Herrgen, Jürgen Erich Schmidt: Sprache und Raum. Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Band 4: Deutsch (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 30.4). De Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-018003-9, S. 590–615.
Weblinks
- Elisabeth Berner: Brandenburgische Sprachlandschaft. 2019
- Uni Marburg: Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas
- Mittelelbisches Wörterbuch, Belege der brandenburgischen (märkischen) Dialekte
- Platt in Brannenborch (Platt in Brandenburg), Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e. V. mit Links zu Regionalvereinen
Einzelnachweise
- Elisabeth Berner: Brandenburgische Sprachlandschaft. In: Historisches Lexikon Brandenburgs. www.brandenburgikon.de, 5. April 2019, abgerufen am 29. Oktober 2024.
- So sehr explizit bei Stellmacher (1980): „Die in der dialektgeographischen Literatur häufig anzutreffende Bezeichnung B r a n d e n b u r g i s c h für die Sprache des Landes zwischen Elbe und Oder in ihrem mittleren Lauf ist ungeeignet. Dieser Terminus nimmt Bezug auf die politische Raumbildung des Landes Brandenburg, das bis 1952 bestanden hat. Zu diesem Land gehörten auch die md. oder md.-nd. Gebiete des sächsischen Kurkreises und der Niederlausitz, die 1815 an Preußen gekommen waren. Abweichend von bisherigen Einteilungen soll der brandenburgische Raum nach sprachlichen Merkmalen unterteilt und als Märkisch die Landschaften bezeichnet werden, denen eine nd. Grundmundart zuzuerkennen ist.“ (Dieter Stellmacher: Ostniederdeutsch. In: Hans Peter Althaus, Helmut Henne and Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Lexikon der Germanistischen Linguistik. Niemeyer, Tübingen 1980, S. 466).
- W. Hartung, H. Schönfeld (Hrsg.): Kommunikation und Sprachvariation (Vol. 17). Akademie-Verlag, Berlin 1981, S. 154 f. Zitiert nach Rolf Bock, Helmut Langner: Zur Geschichte, Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der märkischen Dialekte. In: WZ PH Potsdam. H. 2. Potsdam 1989, S. 234. Dort wird eine Karte reproduziert.
- Rolf Bock, Helmut Langner: Zur Geschichte, Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der märkischen Dialekte. In: WZ PH Potsdam. H. 2. Potsdam 1989, S. 236 ff.
- Diskussion z. B. bei Eginhard Dräger: [Rezension von] Eberhard Krienke, Zum Gebrauch des Niederdeutschen in der Uckermark – Symposium des Prenzlauer Kulturvereins e. V. mit dem Projekt Sprache und Literatur in der Uckermark am 10.9.1994 in Prenzlau. Sonderheft des Kulturvereins 1995, S. 346–348.
- Peter Wiesinger: Die Einteilung der deutschen Dialekte. In: Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst Wiegand (Hrsg.): Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung, 2. Halbband. De Gruyter, Berlin / New York 1983, ISBN 3-11-009571-8 (doi:10.1515/9783110203332), S. 807–900, hier S. 882.
- Hermann Teuchert: Laut- und Flexionslehre der neumärkischen Mundart. In: Zeitschrift für Deutsche Mundarten. Band 2, 1907, ISSN 0932-1314, S. 103–155, JSTOR:40496766.
- Wilhelm Seelmann (1913), Die Mundart der hinteren Neumark oder das Ostmärkische, Jahrbuch des Vereins für Niederdeutsche Sprachforschung XXXIX, S. 142
- Peter Wiesinger, Elisabeth Raffin: Bibliographie zur Grammatik der deutschen Dialekte. Laut-, Formen, Wortbildungs- und Satzlehre 1800 bis 1980. Peter Lang, Bern / Frankfurt am Main 1982.
- Rolf Bock, Helmut Langner: Zur Geschichte, Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der märkischen Dialekte. In: WZ PH Potsdam. H. 2. Potsdam 1989, S. 240.
- Hermann Teuchert: Die Sprachreste der niederländischen Siedlungen des 12. Jahrhunderts. Böhlau, 1972.
- Hans Joachim Gernentz: Niederdeutsch gestern und heute. Rostock 1980, S. 33–34.
- Dieter Stellmacher: Niederländisches im Lautstande des Mittelmärkischen. In: Leuvense Bijdraeen 57, 1968, S. 119.
- Ludger Kremer: Varieties of Dutch / Dutch as a minority language in Germany. In: Frans Hinskens, Johan Taeldeman (Hrsg.): Language and Space. An International Handbook of Linguistic Variation. Volume 3: Dutch. De Gruyter Mouton, 2013, ISBN 978-3-11-018005-3, S. 764 f.
- Dieter Stellmacher: Niederländisches im Lautstande des Mittelmärkischen. In: Leuvense Bijdraeen 57j, 1968, S. 119–129.
- Jan Peter Ponten: Deutsch-niederländischer Lehnworttausch. In: Walther Mitzka (Hrsg.): Wortgeographie und Gesellschaft. Walter de Gruyter, Berlin 1968, S. 561–607.
- Rolf Bock, Helmut Langner: Zur Geschichte, Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der märkischen Dialekte. In: WZ PH Potsdam. H. 2. Potsdam 1989, S. 232.
- Sanders, Willy: Ein Sprachdenkmal der niederländischen Siedlungen des 12. Jahrhunderts. In: Niederdeutsches Wort 10 (1970), S. 10-24. Der Text ist nicht genau lokalisierbar. Sanders vermutet aufgrund seiner mitteldeutschen Merkmale eine Abfassung im heutigen Sachsen-Anhalt, also eher an der Peripherie bzw. südöstlich des späteren Märkischen.
- Rolf Bock, Helmut Langner: Zur Geschichte, Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der märkischen Dialekte. In: WZ PH Potsdam. H. 2. Potsdam 1989, S. 132 f.
- Rolf Bock, Helmut Langner: Zur Geschichte, Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der märkischen Dialekte. In: WZ PH Potsdam. H. 2. Potsdam 1989, S. 233.
- Platt in Brandenburg – Aktuelles. Verein für Niederdeutsch im Land Brandenburg e. V., abgerufen am 1. November 2023.
- Märkisches Platt: Mundartgruppen und Forschungsstellen in Brandenburg. Brandenburgischer Kulturbund, archiviert vom 8. Juni 2004; abgerufen am 20. November 2023. (nicht mehr online verfügbar) am
- Beispiele nach Rolf Bock, Helmut Langner: Zur Geschichte, Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der märkischen Dialekte. In: WZ PH Potsdam. H. 2. Potsdam 1989, S. 236.
- Rolf Bock, Helmut Langner: Zur Geschichte, Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der märkischen Dialekte. In: WZ PH Potsdam. H. 2. Potsdam 1989, S. 236
- Gerhard Schlimpert: Slawische Namen in Brandenburg. In: Wilfried Schich (Hrsg.): Beiträge zur Entstehung und Entwicklung der Stadt Brandenburg im Mittelalter. De Gruyter, Berlin 1993, ISBN 978-3-11-013983-9, S. 30–31; Brandenburg-Berlinisches Wörterbuch. Band II, 961.
- 3. Die historische Entwicklung des jiddisch-deutschen Sprachkontakts. In: Wörterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten. DE GRUYTER, 2000, ISBN 3-484-39102-2, S. 16, doi:10.1515/9783110915051.6.
- Archiv für Gesprochenes Deutsch. Abgerufen am 16. August 2022.
- Thilo Weber: Zum Verbalkomplex im Märkisch-Brandenburgischen. In: Manuela Schönenberger, Volkmar Engerer, Peter Öhl, Bela Brogyanyi (Hrsg.): Dialekte, Konzepte, Kontakte. Ergebnisse des Arbeitstreffens der Gesellschaft für Sprache und Sprachen. GeSuS e. V., 31. Mai – 1. Juni 2013 in Freiburg/Breisgau (Sonderheft Sprache & Sprachen 2014). GeSuS e. V., Wuppertal 2014. S. 1–17.
Autor: www.NiNa.Az
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Die markischen Dialekte umgangssprachlich auch als markisches Plattdeutsch bezeichnet bilden eine Dialektgruppe des Ostniederdeutschen die im Territorium des historischen Brandenburgs z T uber die Grenzen des modernen Bundeslandes hinaus heimisch ist In Berlin und sudlich davon ist das Markische stark vom Mitteldeutschen beeinflusst und ersetzt worden Das historisch ebenfalls zum Niederdeutschen zahlende Sudmarkische hat im Laufe der Zeit ostmitteldeutsche Merkmale aufgenommen und gilt heute als mitteldeutscher nicht mehr niederdeutscher Dialekt Die in Brandenburg noch gesprochenen markischen Dialekte sind Nordmarkisch und Mittelmarkisch Neben der Bezeichnung Markisch steht auch die Bezeichnung Brandenburgisch Beide sind jedoch nicht deckungsgleich weil erstere sprachhistorisch diachron definiert durch sprachliche Merkmale und letztere geographisch synchron mit Bezug auf das historische Land und das heutige Bundesland definiert ist Man beachte dass sich dieser semantische Unterschied seit Grundung des Bundeslandes Brandenburg 1990 verscharft hat In der alteren Literatur wurden Markisch und Brandenburgisch teilweise als austauschbar behandelt was sich gelegentlich heute noch findet aber missverstandlich ist und heute vermieden werden sollte da Brandenburg auch Heimat mitteldeutscher Mundarten ist die nicht zum Markischen gerechnet werden konnen Das heutige Sudbrandenburgische aus dem die Umgangssprache des Berliner Umlandes entstanden ist ist brandenburgisch gemass Schonfeld 1981 S 154 f aber nicht markisch gemass Bock amp Langner 1989 S 236 ff Das Mittelpommersche im ostlichen Vorpommern ist dagegen markisch wird jedoch meist nicht als brandenburgisch angesehen so allerdings bei Schonfeld 1981 Dialekte des MarkischenDie folgende Klassifikation entspricht weitgehend Schonfeld 1981 S 154f Mittelmarkisch Mittelbrandenburgisch Flamingisch Brandenburg Belzig Juterbog Luckenwalde Sachsen Anhalt Burg Zerbst Gebiete nordlich von Wittenberg Havelland Brandenburg Rathenow Premnitz Nauen Barnim Markisch Oderland Brandenburg Eberswalde Bad Freienwalde Nordmarkisch Nordbrandenburgisch Altmark Sachsen Anhalt Salzwedel Gardelegen Stendal Genthin Westprignitz Brandenburg Perleberg Pritzwalk Wittstock Ostprignitz Brandenburg Lowenberg Templin Zehdenick Furstenberg Mittelpommersch Uckermark Brandenburg Prenzlau ehem Kreis Randow ostliches Mecklenburg Vorpommern ehemaliges Umland von Stettin Die Abgrenzung zwischen Mittelpommersch und Nordmarkisch und die Einordnung des Uckermarkischen werden unterschiedlich beurteilt und die Grenze zwischen ihnen unterschiedlich verortet siehe auf der entsprechenden Wikipedia Seite Mittelpommersch und Nordmarkisch stehen einander sehr nahe und insbesondere fallt die Nordgrenze Brandenburgs nicht mit sprachlichen Unterschieden zusammen Um uberhaupt sprachliche Trennungskriterien zu finden rechnet z B Schonfeld 1981 S 154 f das ostliche Uckermarkische vollstandig zum Mittelpommerschen so dass seine Sudgrenze nordlich von Eberswalde verortet wird und es damit direkt nordlich an das Mittelmarkische anschliesst Die Klassifikation von Peter Wiesinger 1983 Karte 47 14 ist analog zieht die Sudgrenze aber eher zwischen Schwedt und Angermunde Die Sprecher der Uckermark empfinden dagegen ihren Dialekt uckermarkisch als weitgehend einheitlich Eine alternative Sichtweise ist daher das Mittelpommersche als Varietat des Nordmarkischen anzusehen Eine weitere allerdings nur historische Varietat des Markischen ist das Niederdeutsch der Neumark das sich dem Mittelmarkischen ostlich der Oder anschloss allerdings durch den Bevolkerungsaustausch im Ergebnis des Zweiten Weltkrieges ausgestorben ist Eine Beschreibung von Phonologie und Morphologie der westlichen Neumark bietet Teuchert 1907 Wahrend die westliche Neumark mittelmarkisch gepragt war stand die ostliche Neumark fur deren Dialekt auch die Bezeichnung ostmarkisch vorgeschlagen wurde eher den Mundarten der hinterpommerschen Kreise Dramburg und Schievelbein nahe die zum Ostpommerschen gerechnet werden konnen Der Wortschatz der markischen Dialekte wird primar in folgenden grosslandschaftlichen Worterbuchern erfasst Brandenburg Berlinischen Worterbuch Dialekte in Brandenburg und Berlin Mittelelbischen Worterbuch Dialekte in Sachsen Anhalt Pommersches Worterbuch Dialekte in Mecklenburg Vorpommern Man beachte allerdings dass jedes dieser Worterbucher jeweils auch nicht markische Dialekte abdeckt da ihr Abdeckungsgebiet geographisch politisch nicht linguistisch definiert ist Von einem knappen Dutzend markischen Ortsmundarten wurden des Weiteren Ortsgrammatiken erstellt die sich allerdings auf die Phonologie beschranken Historische EntwicklungDas Markische ist die Sprache der Nachkommen von Siedlern die im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung vormals slawische Gebiete im Gebiet der damaligen Mark Brandenburg eingenommen haben Die slawische und niederdeutsche Sprache existierten fur einige Zeit parallel und im Suden des markischen Sprachraums uberdauerte das Slawische in Gestalt des Nieder Sorbischen der Lausitz bis in die Gegenwart Mit etwa 300 Worten slawischen Ursprungs und zahlreichen Orts Flur und Gewassernamen bewahrt das Markische geringe Spuren des slawischen Substrats Aus dem Slawischen uberlieferte Flussnamen zeigen z T Spuren einer vorslawischen germanischen Sprache Spree zu germ sprewjan spritzen oder zu spreu streuen ausbreiten spritzen Havel zu germ hafa Meer weiterhin Elbe Oder Havel Nute Notte Dosse u a Praktisch alle markische Orts und Flussnamen auf in und itz gehen auf das Slawische zuruck Lausitz zu asorb lozia lug log Sumpfland Pulsnitz zu asorb polzati kriechen langsam fliessen Beelitz Wusterwitz Berlin Ruppin auch zahlreiche Ortsnamen auf ow bzw hochdeutsch au z B Beeskow zu asorb bezk Holunder Teltow Storkow Prenzlau dial Prenzlow jedoch nicht Bernau zu mnd Bernoue Brand Aue Slawische Sachbezeichnungen beinhalten Gurke Ziesel Zeisig Kokoschken Pfifferlinge Maline Himbeere oder Patzanke ein Stuck Backobst Pupse hd Hautpickel Drogatz hd Feldbirne Das Markische beruht einerseits auf elbostfalischen Dialekten wie sie noch heute in der Altmark gesprochen werden weist aber andererseits eine starke niederlandisch niederfrankische Pragung auf was den Anteil niederfrankischer Siedler in der brandenburgischen Kolonisation des 12 bis 13 Jahrhunderts widerspiegelt und unterscheidet sich unter anderem darin vom nordlich benachbarten Mecklenburgisch Vorpommerschen In zeitgenossischen Urkunden werden die brandenburgischen Kolonisten als Flandrenses Hollandenses und Flamingi ex Flandrenses provincia erwahnt Da jedoch einschlagige Quellen aus den Niederlanden selbst fehlen wurde diese Frage sprachwissenschaftlich untersucht und von Teuchert 1944 weitgehend bestatigt Er beschrieb die markischen Dialekte daher als niederlandische Sprachinsel Diese Position wird heute i d R abgelehnt bzw stark relativiert insbesondere direkter niederlandischer Einfluss auf die markische Phonologie werden bezweifelt Einflusse im Bereich der Lexik sind jedoch unumstritten Einzelworte niederlandischer Herkunft sind Basing e Blaubeeren nl bes Beere Dase Stechfliege Erpel Enterich mnl erpel Miere Ameise nl mier Moll Maulwurf Pade Quecke Pieresel Regenwurm nl pier Stulle Brotschnitte Upstall umzaunter Lagerplatz fur das Weidevieh auf einem hoher gelegenen Platz in der Nahe von Wasser oder Farse junges weibliches Rind mnl vaerse veerse verse Hinzu treten Eigennamen wie Flaming Bruck Niemegk und Lichterfelde Moosfenn bei Potsdam zu Fenn kleiner Sumpf Rossdunk bei Prutzke zu Dunk niedrige Erhebung im Sumpf Mortel grosser und kleiner Mortel 1988 in Wittbrietzen aufgenommen zu Mortel kleiner Teich Bereits wahrend der Ostkolonisation waren daneben auch mitteldeutsche Einflusse bzw Siedler in der Region prasent Teuchert 1964 Ein moglicher schriftlicher Beleg fur eine im 12 Jahrhundert gesprochene Kolonisationsmundart die niederdeutsche niederlandische und mitteldeutsche Zuge vereint und gleichzeitig sehr reich an Slawismen ist und wie sie in ahnlicher Art auch dem Markischen zugrunde gelegt werden muss wurde von Sanders 1970 angefuhrt Im Raum Berlin sowie in Sudbrandenburg haben sich die markischen Dialekte seit dem 15 Jahrhundert derart mit ostmitteldeutschen Dialekten gemischt dass dort nur noch relativ wenige der historischen Verbindungen mit dem Ostniederdeutschen sichtbar sind Dies spiegelt einerseits den okonomischen und kulturellen Einfluss des wettinisch meissnischen Raumes u a im Zuge der Reformation und andererseits die Einfuhrung der hochdeutschen Kanzleisprache nach Regierungsubernahme der Hohenzollern 1415 wider Das Berlinische und das Sudbrandengurgische sind daher heute ostmitteldeutsche Dialekte keine Dialekte des Markischen d h des Niederdeutschen Im 17 Jahrhundert wanderten Hugenotten in die Mark Brandenburg ein wodurch das Markische und das Berlinische eine Vielzahl sprachlicher Einflusse aus dem Franzosischen aufnahmen z B berlinisch Bulette Lamang frz la main die Hand und Stampe kleine Gastwirtschaft zu frz estaminet oder nordmarkisch Butelje Flasche frz bouteille Kutschen sorgfaltig hergerichtete Beete zu frz couche Mistbeet Im Verlauf des 19 Jahrhunderts wurden die markischen Dialekte zunehmend durch die berlinische Umgangssprache bedrangt und sind im allgemeinen Sprachgebrauch weitgehend dadurch ersetzt worden Dies spiegelt soziookonomische Umstrukturierungen im Zuge der Aufhebung der Leibeigenschaft und der Industrialisierung wider die sich im 20 Jahrhundert fortgesetzt haben und sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Zuzug von Neubauern und der Kollektivierung der Landwirtschaft nochmals intensivierten Fur die spate DDR Zeit belegen Bock und Langner 1989 dass t rotzdem die markischen Dialekte bis ins 20 Jahrhundert hinein fur viele Menschen ein wichtiges Mittel der Kommunikation bleiben Aufgrund neuerlicher okonomischer Umbruche seit den 90er Jahren und der damit verbundenen Landflucht gilt das heute nur noch sehr einschrankt In einer ursprunglicheren Form wird das Markische am ehesten noch von Angehorigen der alteren Generation im Norden der Bundeslander Sachsen Anhalt und Brandenburg gesprochen zum Beispiel in der Altmark der Uckermark der Prignitz und im Havelland Das Niederdeutsche geniesst durch die von Deutschland ratifizierte Europaische Charta der Regional oder Minderheitensprachen offiziellen Schutz unter den auch das Mittel und Nordmarkische fallt Mit Platt in Brannenborch koordiniert der eine Plattform innerhalb derer mehrere regionale Vereine zur Sprachpflege im Bundesland kooperieren Zur aktuellen Situation zu Sprachdokumentation und pflege siehe jeweils in den Artikeln zu Mittel und Nordmarkisch Sprachliche MerkmaleSiehe auch Mittelmarkisch und Nordmarkisch Definierende Merkmale Als niederdeutscher Dialekt bewahrt das Markische die germanischen Verschlusslaute p t k wahrend sie im Hochdeutschen zu pf z und ch verschoben sind Mitteldeutsche Dialekte wie das Berlinische entsprechen meist dem Hochdeutschen nehmen aber eine vermittelnde Stellung ein indem u a intervokalisches p ebenfalls bewahrt ist mk Pund Pfund bln Pfund gesprochen Fund mk Tid Zeit mk Appel Apfel bln Appel mmk Dorp Dorf mk open offen mk maken machen mk up auf bln uff mmk det das bln det mk ik ich bln ick mmk dun tun Wie andere ostniederdeutsche Dialekte verwendet das Markische einen Einheitsplural auf en und unterscheidet sich damit von westniederdeutschen Dialekten wie dem Nordniedersachsischen mmk wei moaken wir machen wnd wei maket mmk jei moaken ihr macht wnd ji maket mmk sei die moaken sie machen wnd sei maket Spezifisch markische Merkmale beinhalten j statt g nmk joot mmk juet gut mmk jejaan gegangen so auch im Berlinischen typische Leitworte oftmals niederlandischer Herkunft z B leech leeg niedrig Molle kleiner Trog bln Glas Bier Kossat Bauer Kumm Gefass Spind Schrank Tiene Holzgefass Waschfass Aus dem Slawischen stammt Maline Himbeere lange betrachtete man auch Kiez Wohngebiet ursprunglich Fischersiedlung als Slawismus vgl slaw chyza chyzy Haus Hutte doch bevorzugt die jungere Forschung eine deutsche Etymologie Phonologie und Morphologie Neben dem o g gilt dass das Markische als niederdeutsche Mundart keinen Anteil an der hochdeutschen Diphthongierung von mhd mnd i zu ei und mhd u zu au hat daher mk sien Hus sein Haus Nord und Mittelmarkisch unterscheiden sich erheblich in ihrer Phonologie zu ihren spezifischen Merkmalen siehe zu beiden Dialekten separat Mittel und Nordmarkisch unterscheiden sich in der Flexionsmorphologie v a dadurch erheblich dass das Nordmarkische systematische Apokopie von mnd auslautendem e durchgefuhrt hat wahrend das Mittelmarkische dieses bewahrte Neben der Vereinfachung der Endungen hatte das Auswirkungen auf die jeweiligen Gesamtsysteme So bewahrt das Mittelmarkische den nominalen Dativ wie das Ostmitteldeutsche wahrend das Nordmarkische wie das Mecklenburgisch Vorpommersche einen Objektkasus ausgebildet hat in dem Dativ und Akkusativ zusammengefallen sind In der Konjugation bewahrt das Mittelmarkische wie das Ostmitteldeutsche den mnd Konjunktiv wahrend er im Nordmarkischen wie im Mecklenburg Vorpommerschen formal mit dem Indikativ zusammenfallt und daher analytisch gebildet wird Zu den spezifischen Merkmalen siehe daher zu den beiden Dialekten separat Lexik Vor allem das Mittelmarkische wurde intensiv hinsichtlich seiner Lexik untersucht wobei deren Zusammensetzung aus ostfalischen niederfrankischen ostmitteldeutschen und slawischen Bestandteilen im Vordergrund stand zusammengefasst bei Teuchert 1964 Die brandenburgischen Dialekte zeichnen sich zudem durch einen im Vergleich zu anderen niederdeutschen Dialekten hohen Anteil an jiddischem Lehnwortgut aus vermutlich angeregt durch das Berlinische Syntax Mit dem IDS Korpus Deutsche Mundarten DDR existiert ein teilweise transkribiertes Audiokorpus das auch die markischen Dialekte beinhaltet Auf dieser Grundlage beobachtete Weber 2014 Besonderheiten in der Bildung des Verbalkomplexes wobei neben der Standardvariante auch Umstellungen zulassig sind wenn wi Kinner denn rutjahn sind wenn wir Kinder dann rausgegangen sind wie Schriftdeutsch as ick Murer bin west als ich Maurer gewesen bin wortlich bin gewesen Das Phanomen scheint weitreichende Gultigkeit im Markischen bzw Brandenburgischen zu haben Siehe auchBerliner Dialekt Mecklenburgisch Vorpommersch Dialekte in Sachsen AnhaltLiteraturAnneliese Bretschneider Die brandenburgische Sprachlandschaft Schmitz Giessen 1981 Klaas Hinrich Ehlers Mecklenburgisch Vorpommersch Mittelpommersch Brandenburgisch In Joachim Herrgen Jurgen Erich Schmidt Sprache und Raum Ein internationales Handbuch der Sprachvariation Band 4 Deutsch Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Band 30 4 De Gruyter Mouton Berlin Boston 2019 ISBN 978 3 11 018003 9 S 590 615 WeblinksElisabeth Berner Brandenburgische Sprachlandschaft 2019 Uni Marburg Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas Mittelelbisches Worterbuch Belege der brandenburgischen markischen Dialekte Platt in Brannenborch Platt in Brandenburg Verein fur Niederdeutsch im Land Brandenburg e V mit Links zu RegionalvereinenEinzelnachweiseElisabeth Berner Brandenburgische Sprachlandschaft In Historisches Lexikon Brandenburgs www brandenburgikon de 5 April 2019 abgerufen am 29 Oktober 2024 So sehr explizit bei Stellmacher 1980 Die in der dialektgeographischen Literatur haufig anzutreffende Bezeichnung B r a n d e n b u r g i s c h fur die Sprache des Landes zwischen Elbe und Oder in ihrem mittleren Lauf ist ungeeignet Dieser Terminus nimmt Bezug auf die politische Raumbildung des Landes Brandenburg das bis 1952 bestanden hat Zu diesem Land gehorten auch die md oder md nd Gebiete des sachsischen Kurkreises und der Niederlausitz die 1815 an Preussen gekommen waren Abweichend von bisherigen Einteilungen soll der brandenburgische Raum nach sprachlichen Merkmalen unterteilt und als Markisch die Landschaften bezeichnet werden denen eine nd Grundmundart zuzuerkennen ist Dieter Stellmacher Ostniederdeutsch In Hans Peter Althaus Helmut Henne and Herbert Ernst Wiegand Hrsg Lexikon der Germanistischen Linguistik Niemeyer Tubingen 1980 S 466 W Hartung H Schonfeld Hrsg Kommunikation und Sprachvariation Vol 17 Akademie Verlag Berlin 1981 S 154 f Zitiert nach Rolf Bock Helmut Langner Zur Geschichte Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der markischen Dialekte In WZ PH Potsdam H 2 Potsdam 1989 S 234 Dort wird eine Karte reproduziert Rolf Bock Helmut Langner Zur Geschichte Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der markischen Dialekte In WZ PH Potsdam H 2 Potsdam 1989 S 236 ff Diskussion z B bei Eginhard Drager Rezension von Eberhard Krienke Zum Gebrauch des Niederdeutschen in der Uckermark Symposium des Prenzlauer Kulturvereins e V mit dem Projekt Sprache und Literatur in der Uckermark am 10 9 1994 in Prenzlau Sonderheft des Kulturvereins 1995 S 346 348 Peter Wiesinger Die Einteilung der deutschen Dialekte In Werner Besch Ulrich Knoop Wolfgang Putschke Herbert Ernst Wiegand Hrsg Dialektologie Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung 2 Halbband De Gruyter Berlin New York 1983 ISBN 3 11 009571 8 doi 10 1515 9783110203332 S 807 900 hier S 882 Hermann Teuchert Laut und Flexionslehre der neumarkischen Mundart In Zeitschrift fur Deutsche Mundarten Band 2 1907 ISSN 0932 1314 S 103 155 JSTOR 40496766 Wilhelm Seelmann 1913 Die Mundart der hinteren Neumark oder das Ostmarkische Jahrbuch des Vereins fur Niederdeutsche Sprachforschung XXXIX S 142 Peter Wiesinger Elisabeth Raffin Bibliographie zur Grammatik der deutschen Dialekte Laut Formen Wortbildungs und Satzlehre 1800 bis 1980 Peter Lang Bern Frankfurt am Main 1982 Rolf Bock Helmut Langner Zur Geschichte Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der markischen Dialekte In WZ PH Potsdam H 2 Potsdam 1989 S 240 Hermann Teuchert Die Sprachreste der niederlandischen Siedlungen des 12 Jahrhunderts Bohlau 1972 Hans Joachim Gernentz Niederdeutsch gestern und heute Rostock 1980 S 33 34 Dieter Stellmacher Niederlandisches im Lautstande des Mittelmarkischen In Leuvense Bijdraeen 57 1968 S 119 Ludger Kremer Varieties of Dutch Dutch as a minority language in Germany In Frans Hinskens Johan Taeldeman Hrsg Language and Space An International Handbook of Linguistic Variation Volume 3 Dutch De Gruyter Mouton 2013 ISBN 978 3 11 018005 3 S 764 f Dieter Stellmacher Niederlandisches im Lautstande des Mittelmarkischen In Leuvense Bijdraeen 57j 1968 S 119 129 Jan Peter Ponten Deutsch niederlandischer Lehnworttausch In Walther Mitzka Hrsg Wortgeographie und Gesellschaft Walter de Gruyter Berlin 1968 S 561 607 Rolf Bock Helmut Langner Zur Geschichte Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der markischen Dialekte In WZ PH Potsdam H 2 Potsdam 1989 S 232 Sanders Willy Ein Sprachdenkmal der niederlandischen Siedlungen des 12 Jahrhunderts In Niederdeutsches Wort 10 1970 S 10 24 Der Text ist nicht genau lokalisierbar Sanders vermutet aufgrund seiner mitteldeutschen Merkmale eine Abfassung im heutigen Sachsen Anhalt also eher an der Peripherie bzw sudostlich des spateren Markischen Rolf Bock Helmut Langner Zur Geschichte Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der markischen Dialekte In WZ PH Potsdam H 2 Potsdam 1989 S 132 f Rolf Bock Helmut Langner Zur Geschichte Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der markischen Dialekte In WZ PH Potsdam H 2 Potsdam 1989 S 233 Platt in Brandenburg Aktuelles Verein fur Niederdeutsch im Land Brandenburg e V abgerufen am 1 November 2023 Markisches Platt Mundartgruppen und Forschungsstellen in Brandenburg Brandenburgischer Kulturbund archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 8 Juni 2004 abgerufen am 20 November 2023 Beispiele nach Rolf Bock Helmut Langner Zur Geschichte Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der markischen Dialekte In WZ PH Potsdam H 2 Potsdam 1989 S 236 Rolf Bock Helmut Langner Zur Geschichte Gliederung und zu wichtigen Merkmalen der markischen Dialekte In WZ PH Potsdam H 2 Potsdam 1989 S 236 Gerhard Schlimpert Slawische Namen in Brandenburg In Wilfried Schich Hrsg Beitrage zur Entstehung und Entwicklung der Stadt Brandenburg im Mittelalter De Gruyter Berlin 1993 ISBN 978 3 11 013983 9 S 30 31 Brandenburg Berlinisches Worterbuch Band II 961 3 Die historische Entwicklung des jiddisch deutschen Sprachkontakts In Worterbuch zum jiddischen Lehnwortschatz in den deutschen Dialekten DE GRUYTER 2000 ISBN 3 484 39102 2 S 16 doi 10 1515 9783110915051 6 Archiv fur Gesprochenes Deutsch Abgerufen am 16 August 2022 Thilo Weber Zum Verbalkomplex im Markisch Brandenburgischen In Manuela Schonenberger Volkmar Engerer Peter Ohl Bela Brogyanyi Hrsg Dialekte Konzepte Kontakte Ergebnisse des Arbeitstreffens der Gesellschaft fur Sprache und Sprachen GeSuS e V 31 Mai 1 Juni 2013 in Freiburg Breisgau Sonderheft Sprache amp Sprachen 2014 GeSuS e V Wuppertal 2014 S 1 17