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Nachtwächterstaat oder Minimalstaat bezeichnet einen Staat der sich am Prinzip des Laissez faire orientiert und sich auf

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Nachtwächterstaat oder Minimalstaat bezeichnet einen Staat, der sich am Prinzip des Laissez-faire orientiert und sich auf den Schutz des Privateigentums und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung beschränkt.Ferdinand Lassalle prägte diesen Begriff – in Anspielung auf die Aufgabe eines Nachtwächters – im Jahr 1862 in einer Rede in Berlin. Die Massenverelendung im 19. Jahrhundert begründete die Soziale Frage. Der Nachtwächterstaat wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Sozialstaat abgelöst. Der Nachtwächterstaat wird von Minarchisten befürwortet. Bei dem Minarchismus handelt es sich um eine Strömung des Libertarismus. In der heutigen politischen Diskussion wird bisweilen das Schlagwort small government den Begriffen Nachtwächterstaat bzw. Minimalstaat vorgezogen.

Begriffsentstehung

Im 19. Jahrhundert dominierte das Leitbild des Laissez-faire die wirtschaftswissenschaftlichen Debatten. Die Idee beziehungsweise Ideologie des Laissez-faire geht von einer natürlichen Ordnung aus, in der die eigennützigen und individualistischen Handlungsweisen der Individuen durch die „Unsichtbare Hand“ zu einem bestmöglichen Ergebnis koordiniert werden. Daraus ergab sich die Forderung an den Staat, sich aus dem Wirtschaftsleben weitestgehend herauszuhalten, diese Vorstellung verspottete Lasalle als Nachtwächterstaat. Er benutzte den Ausdruck als „Kampfbegriff gegen das liberale Staats- und Gesellschaftskonzept“. Er bezeichnet (in seinem „Arbeiterprogramm“ im Jahre 1862) mit der „Nachtwächteridee“ das Bild vom Staat, das sich (nicht nur) Liberale machen und richtet sich damit spöttisch gegen den zeitgenössischen Manchesterliberalismus. „Manchestertum“ ist ebenfalls ein spöttischer Ausdruck, der von Ferdinand Lassalle bzw. Benjamin Disraeli stammt.

Historische Einordnung

Bis in das 19. Jahrhundert hinein dominierte das Leitbild des Laissez-faire die wirtschaftspolitische Debatte. Zudem hinderte das vorherrschende wirtschaftsliberale Staatsverständnis den Staat bis in die 1880er Jahre daran, die Soziale Frage konsequent zu lösen. Um sein eigenes Wohlergehen sollte sich jeder Bürger selbst kümmern. Im 19. Jahrhundert milderten zwar die Industrialisierung und die Fortschritte der Agrarchemie die durch das enorme Bevölkerungswachstum entstandenen Beschäftigungs- und Ernährungsprobleme, die Soziale Frage wandelte sich aber nur; es entstand das Problem unmenschlicher Lebens- und Arbeitsbedingungen der Industriearbeiter. Durch Krankheit, Invalidität, Arbeitslosigkeit oder Alter bedingte Lohnausfälle führten zu sozialer Not, da es keinen Sozialstaat gab. Ein weiteres Problem war die verbreitete Kinderarbeit. Dieser liberale Nachtwächterstaat ging erst mit der bismarckschen Sozialgesetzgebung erste zögerliche Schritte in Richtung Sozialstaat, da die Verelendung der Massen die Notwendigkeit sozialstaatlicher Regelungen sichtbar machte. Politiker wie Bismarck und Firmenchefs wie Krupp sorgten einerseits für eine Verbesserung der Arbeits- und Sozialbedingungen, behinderten aber andererseits z. B. mittels der Sozialistengesetze die gewerkschaftliche Organisation der Beschäftigten und deren politische Betätigung. Die Situation änderte sich, als 1890 die Sozialistengesetze ausliefen und die Gewerkschaften 1892 auf dem Halberstädter Kongress einer syndikalistischen Revolutionspolitik eine Absage erteilten. Es kam zu einer positiven langfristigen Entwicklung der Lohnquote, die von 43,1 % im Jahr 1870 auf 60,2 % im Jahr 1930 anwuchs.

Einen Nachtwächterstaat in dem Sinne, dass der Staat über den Laissez-faire-Liberalismus hinaus auch die politische Freiheit der Bürger nicht beschränkt hätte, hat es im 19. Jahrhundert hingegen nach vielfacher Auffassung nicht gegeben. Nach Frank Deppe habe es den „liberalen Nachtwächterstaat“ in England und Deutschland nur auf dem Papier liberaler Staatsschriften und in Parlamentsreden gegeben, aber nie in der Wirklichkeit. Der liberale Staat war keineswegs jener tolerante und zurückhaltende „Nachtwächterstaat“, in gewissen Grenzen bestand zwar rechtlich politische Freiheit, faktisch fehlte sie jedoch.

Lassalles Staatsvorstellung

Dazu stellt sich Lassalles politischer Hintergrund wie folgt dar: Lassalle strebte eine Wirtschaftsordnung an, in der die Entstehung von „leistungslosem Einkommen“ verhindert wird. Lassalle forderte zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Arbeiter, dass der Staat, statt passiv zu bleiben, die Selbsthilfeeinrichtungen der Arbeiter wie zum Beispiel Produktionsgenossenschaften durch Kapitalgewährung unterstützt. Dies werde aber erst geschehen, wenn die Arbeiter angemessen im Parlament vertreten werden (siehe Dreiklassenwahlrecht). Mit seinem „Arbeiterprogramm“, vorgetragen am 12. April 1862, setzt er den „vierten Stand“ (den Arbeiterstand) dem ganzen Menschengeschlecht gleich, da jeder Arbeiter sei, der den Willen habe, in irgendeiner Weise der menschlichen Gesellschaft nützlich zu sein. Dabei setzte er die „sittliche Idee des Arbeiterstandes“, nämlich Solidarität, Gemeinsamkeit und Gegenseitigkeit dem „Nachtwächterstaat“ der „Bourgeoisie“ gegenüber. Er begründete dies wie folgt:

„Die Geschichte ist ein Kampf mit der Natur; mit dem Elend, der Unwissenheit, der Armut, der Machtlosigkeit und somit der Unfreiheit aller Art, in der wir uns befanden, als das Menschengeschlecht im Anfang der Geschichte auftrat. Die fortschreitende Besiegung der Machtlosigkeit – das ist die Entwicklung der Freiheit, welche die Geschichte darstellt. In diesem Kampf würden wir niemals einen Schritt vorwärts gemacht haben oder jemals weiter machen, wenn wir ihn als einzelne jeder für sich, jeder allein, geführt hätten oder führen wollten. Der Staat ist es, welcher die Funktion hat, diese Entwicklung der Freiheit, diese Entwicklung des Menschengeschlechts zur Freiheit zu vollbringen.“

– Ferdinand Lassalle

Lassalles Staatsverständnis war der liberalen Staatsnegation diametral entgegengesetzt. Der liberale „Nachtwächterstaat“ sei unsittlich, da er vom „falschen Prinzip“ der Gleichheit aller Menschen und Bürger ausgehend nur negative Funktionen erfülle. Der Glaube Lassalles an den deutschen Staat und dessen zukünftige sittliche Aufgabe zeigte sich auch in einer Episode: Als ein Fortschrittler Lassalle vorhielt, dass er mit seiner Sozialpolitik dem Staat Unmögliches zumute, erwiderte dieser: „Was wollen Sie? Der Staat ist Gott!“

Rezeption der Bezeichnung

Ludwig von Mises kommentierte Lassalles Formulierungen gegen eng begrenzte Staatstätigkeit unter anderem mit der Bemerkung:

„Doch es ist nicht einzusehen, warum der Nachtwächterstaat lächerlicher oder schlechter sein sollte als der Staat, der sich mit der Sauerkrautzurichtung, mit der Fabrikation von Hosenknöpfen oder mit der Herausgabe von Zeitungen befaßt.“

– Ludwig von Mises

Nach Ansicht von Mises seien die Ideen Lassalles nur deshalb so erfolgreich gewesen, weil die Deutschen damals noch in Erinnerung des Absolutismus waren und unter dem Einfluss der Hegelschen Philosophie gestanden hätten, die den Staat zu einem göttlichen Wesen erhoben habe. Insofern hätte man es als Blasphemie ansehen müssen, wenn jemand die Aufgaben des Staates auf den Nachtwächterdienst beschränken wollte.

Robert Nozick stellte fest, dass selbst der Nachtwächterstaat des klassischen Liberalismus, der sich ausschließlich auf den Schutz gegen Gewalt, Diebstahl und Betrug sowie den Schutz des Eigentums beschränkt, insoweit einen Umverteilungseffekt zu haben scheint, als er Menschen zwingt für den Schutz anderer zu bezahlen.

Weblinks

Wiktionary: Nachtwächterstaat – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Duden Wirtschaft von A bis Z: Grundlagenwissen für Schule und Studium, Beruf und Alltag, 5. Aufl. Mannheim: Bibliographisches Institut 2013, Nachtwächterstaat
  2. Peter Schwacke, Guido Schmidt: Staatsrecht. W. Kohlhammer Verlag, 2007, ISBN 9783555013985, S. 121.
  3. Markus M. Müller, Roland Sturm, Wirtschaftspolitik kompakt. 1. Auflage. Vs Verlag, 2008, ISBN 978-3-531-14497-9, S. 26.
  4. Bernhard Felderer, Stefan Homburg: Makroökonomik und neue Makroökonomik. 9. Auflage. Springer, Berlin/Heidelberg 2005, ISBN 3-540-25020-4, S. 24.
  5. Thomas Nipperdey: Deutsche Geschichte 1800–1866 – Bürgerwelt und starker Staat. München 1983, S. 742.
  6. Ferdinand Lassalle: Das Arbeiterprogramm – Über den besonderen Zusammenhang der gegenwärtigen Geschichtsperiode mit der Idee des Arbeiterstandes. Berlin 1862. Lassalle schreibt: „Entsprechend […] faßt die Bourgeoisie den sittlichen Staatszweck so auf: er bestehe ausschließend und allein darin, die persönliche Freiheit und sein Eigentum zu schützen. Dies ist eine Nachtwächteridee, meine Herren, eine Nachtwächteridee deshalb, weil sie sich den Staat selbst nur unter dem Bilde eines Nachtwächters denken kann, dessen ganze Funktion darin besteht, Raub und Einbruch zu verhüten.“
  7. Wolf Rainer Wendt: Geschichte der sozialen Arbeit. 4. Auflage. Ferdinant Enke Verlag, 1995, ISBN 3-432-93854-3, S. 126, 127.
  8. Willem Albeda, Erich W. Streissler, Norbert Kloten: Studien zur Entwicklung der ökonomischen Theorie . Band 1. Duncker & Humblot, 1997, ISBN 3-428-09092-6, S. 94.
  9. Markus M. Müller, Roland Sturm: Wirtschaftspolitik kompakt. 1. Auflage. Vs Verlag, 2008, ISBN 978-3-531-14497-9, S. 26.
  10. Bruno Gebhardt, Rolf Häfele, Jürgen Kocka, Alfred Haverkamp, Wolfgang Reinhard: Handbuch der deutschen Geschichte: Das lange 19. Jahrhundert. Klett-Cotta, 2001, ISBN 978-3-608-60013-1, S. 74, 75.
  11. Vgl. hierzu die 40-bändige Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914 von Wolfgang Ayaß, Florian Tennstedt u. a.
  12. Manfred Spieker: Zwischen Romantik und Revolution. Die Kirchen und die Soziale Frage im 19. Jahrhundert. In: Reinhold Mokrosch, Helmut Merkel: Humanismus und Reformation. Historische, theologische und pädagogische Beiträge zu deren Wechselwirkung. Lit Verlag, 2001, ISBN 3-8258-4640-7, S. 241, 242.
  13. Anna Gamper: Staat und Verfassung. 2. Auflage. Facultas Verlag und Buchhandels AG, 2010, ISBN 978-3-7089-0597-6, S. 54.
  14. Reinhold Zippelius: Recht und Gerechtigkeit in der offenen Gesellschaft. 2., erw. Auflage. Verlag Duncker & Humblot, 1996, ISBN 3-428-08661-9, S. 147. (Ausgabe 163 von Schriften zur Rechtstheorie)
  15. Heinz-J. Bontrup: Lohn und Gewinn: Volks- und betriebswirtschaftliche Grundzüge. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008, ISBN 978-3-486-58472-1, S. 53. (online)
  16. Politisches Denken im 20. Jahrhundert. Band 2. Frank Deppe: Politisches Denken zwischen den Weltkriegen. VSA, Hamburg 2003, ISBN 978-3-89965-023-5, S. 255.
  17. Karl-Peter Sommermann: Staatsziele und Staatszielbestimmungen. 1. Auflage. Mohr Siebeck, 1997, ISBN 3-16-146816-3, S. 71.
  18. Heinz-J. Bontrup: Lohn und Gewinn: Volks- und betriebswirtschaftliche Grundzüge. 2. Auflage. 2008, ISBN 978-3-486-58472-1, S. 33.
  19. Klaus von Beyme: Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300-2000. S. 420.
  20. zitiert nach Bernd Heidenreich: Politische Theorien des 19. Jahrhunderts: Konservatismus – Liberalismus – Sozialismus. 1. Auflage. Oldenbourg Akademieverlag, 2002, ISBN 3-05-003682-6, S. 488.
  21. Bernd Heidenreich: Politische Theorien des 19. Jahrhunderts: Konservatismus – Liberalismus – Sozialismus. 1. Auflage. Oldenbourg Akademieverlag, 2002, ISBN 3-05-003682-6, S. 487.
  22. Wilhelm Bernsdorf: Internationales Soziologenlexikon: Beiträge über bis Ende 1969 verstorbene Soziologen. Transaction Publishers, 1980. S. 234.
  23. Johannes Ziekursch, Politische Geschichte des neuen deutschen Kaiserreiches, Band 1, Frankfurter societäts-druckerei g.m.b.h., 1925, Seite 146.
  24. Gerhard Engel: Der Liberalismus ist ein Humanismus. (PDF; 78 kB) In: Aufklärung und Kritik. 1/2010, S. 11.
  25. Ludwig von Mises: Liberalismus. Verlag von Gustav Fischer, Jena 1927, S. 33.
  26. Ludwig von Mises: Liberalismus. Verlag von Gustav Fischer, Jena 1927, S. 33.
  27. Jens Petersen: Wilhelm von Humboldts Rechtsphilosophie. 2. Auflage. De Gruyter, 2007, ISBN 978-3-89949-430-3, S. 283.

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 24 Jun 2025 / 12:35

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Nachtwachterstaat oder Minimalstaat bezeichnet einen Staat der sich am Prinzip des Laissez faire orientiert und sich auf den Schutz des Privateigentums und die Aufrechterhaltung der offentlichen Sicherheit und Ordnung beschrankt Ferdinand Lassalle pragte diesen Begriff in Anspielung auf die Aufgabe eines Nachtwachters im Jahr 1862 in einer Rede in Berlin Die Massenverelendung im 19 Jahrhundert begrundete die Soziale Frage Der Nachtwachterstaat wurde Ende des 19 Jahrhunderts vom Sozialstaat abgelost Der Nachtwachterstaat wird von Minarchisten befurwortet Bei dem Minarchismus handelt es sich um eine Stromung des Libertarismus In der heutigen politischen Diskussion wird bisweilen das Schlagwort small government den Begriffen Nachtwachterstaat bzw Minimalstaat vorgezogen BegriffsentstehungIm 19 Jahrhundert dominierte das Leitbild des Laissez faire die wirtschaftswissenschaftlichen Debatten Die Idee beziehungsweise Ideologie des Laissez faire geht von einer naturlichen Ordnung aus in der die eigennutzigen und individualistischen Handlungsweisen der Individuen durch die Unsichtbare Hand zu einem bestmoglichen Ergebnis koordiniert werden Daraus ergab sich die Forderung an den Staat sich aus dem Wirtschaftsleben weitestgehend herauszuhalten diese Vorstellung verspottete Lasalle als Nachtwachterstaat Er benutzte den Ausdruck als Kampfbegriff gegen das liberale Staats und Gesellschaftskonzept Er bezeichnet in seinem Arbeiterprogramm im Jahre 1862 mit der Nachtwachteridee das Bild vom Staat das sich nicht nur Liberale machen und richtet sich damit spottisch gegen den zeitgenossischen Manchesterliberalismus Manchestertum ist ebenfalls ein spottischer Ausdruck der von Ferdinand Lassalle bzw Benjamin Disraeli stammt Historische EinordnungBis in das 19 Jahrhundert hinein dominierte das Leitbild des Laissez faire die wirtschaftspolitische Debatte Zudem hinderte das vorherrschende wirtschaftsliberale Staatsverstandnis den Staat bis in die 1880er Jahre daran die Soziale Frage konsequent zu losen Um sein eigenes Wohlergehen sollte sich jeder Burger selbst kummern Im 19 Jahrhundert milderten zwar die Industrialisierung und die Fortschritte der Agrarchemie die durch das enorme Bevolkerungswachstum entstandenen Beschaftigungs und Ernahrungsprobleme die Soziale Frage wandelte sich aber nur es entstand das Problem unmenschlicher Lebens und Arbeitsbedingungen der Industriearbeiter Durch Krankheit Invaliditat Arbeitslosigkeit oder Alter bedingte Lohnausfalle fuhrten zu sozialer Not da es keinen Sozialstaat gab Ein weiteres Problem war die verbreitete Kinderarbeit Dieser liberale Nachtwachterstaat ging erst mit der bismarckschen Sozialgesetzgebung erste zogerliche Schritte in Richtung Sozialstaat da die Verelendung der Massen die Notwendigkeit sozialstaatlicher Regelungen sichtbar machte Politiker wie Bismarck und Firmenchefs wie Krupp sorgten einerseits fur eine Verbesserung der Arbeits und Sozialbedingungen behinderten aber andererseits z B mittels der Sozialistengesetze die gewerkschaftliche Organisation der Beschaftigten und deren politische Betatigung Die Situation anderte sich als 1890 die Sozialistengesetze ausliefen und die Gewerkschaften 1892 auf dem Halberstadter Kongress einer syndikalistischen Revolutionspolitik eine Absage erteilten Es kam zu einer positiven langfristigen Entwicklung der Lohnquote die von 43 1 im Jahr 1870 auf 60 2 im Jahr 1930 anwuchs Einen Nachtwachterstaat in dem Sinne dass der Staat uber den Laissez faire Liberalismus hinaus auch die politische Freiheit der Burger nicht beschrankt hatte hat es im 19 Jahrhundert hingegen nach vielfacher Auffassung nicht gegeben Nach Frank Deppe habe es den liberalen Nachtwachterstaat in England und Deutschland nur auf dem Papier liberaler Staatsschriften und in Parlamentsreden gegeben aber nie in der Wirklichkeit Der liberale Staat war keineswegs jener tolerante und zuruckhaltende Nachtwachterstaat in gewissen Grenzen bestand zwar rechtlich politische Freiheit faktisch fehlte sie jedoch Lassalles StaatsvorstellungDazu stellt sich Lassalles politischer Hintergrund wie folgt dar Lassalle strebte eine Wirtschaftsordnung an in der die Entstehung von leistungslosem Einkommen verhindert wird Lassalle forderte zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Arbeiter dass der Staat statt passiv zu bleiben die Selbsthilfeeinrichtungen der Arbeiter wie zum Beispiel Produktionsgenossenschaften durch Kapitalgewahrung unterstutzt Dies werde aber erst geschehen wenn die Arbeiter angemessen im Parlament vertreten werden siehe Dreiklassenwahlrecht Mit seinem Arbeiterprogramm vorgetragen am 12 April 1862 setzt er den vierten Stand den Arbeiterstand dem ganzen Menschengeschlecht gleich da jeder Arbeiter sei der den Willen habe in irgendeiner Weise der menschlichen Gesellschaft nutzlich zu sein Dabei setzte er die sittliche Idee des Arbeiterstandes namlich Solidaritat Gemeinsamkeit und Gegenseitigkeit dem Nachtwachterstaat der Bourgeoisie gegenuber Er begrundete dies wie folgt Die Geschichte ist ein Kampf mit der Natur mit dem Elend der Unwissenheit der Armut der Machtlosigkeit und somit der Unfreiheit aller Art in der wir uns befanden als das Menschengeschlecht im Anfang der Geschichte auftrat Die fortschreitende Besiegung der Machtlosigkeit das ist die Entwicklung der Freiheit welche die Geschichte darstellt In diesem Kampf wurden wir niemals einen Schritt vorwarts gemacht haben oder jemals weiter machen wenn wir ihn als einzelne jeder fur sich jeder allein gefuhrt hatten oder fuhren wollten Der Staat ist es welcher die Funktion hat diese Entwicklung der Freiheit diese Entwicklung des Menschengeschlechts zur Freiheit zu vollbringen Ferdinand Lassalle Lassalles Staatsverstandnis war der liberalen Staatsnegation diametral entgegengesetzt Der liberale Nachtwachterstaat sei unsittlich da er vom falschen Prinzip der Gleichheit aller Menschen und Burger ausgehend nur negative Funktionen erfulle Der Glaube Lassalles an den deutschen Staat und dessen zukunftige sittliche Aufgabe zeigte sich auch in einer Episode Als ein Fortschrittler Lassalle vorhielt dass er mit seiner Sozialpolitik dem Staat Unmogliches zumute erwiderte dieser Was wollen Sie Der Staat ist Gott Rezeption der BezeichnungLudwig von Mises kommentierte Lassalles Formulierungen gegen eng begrenzte Staatstatigkeit unter anderem mit der Bemerkung Doch es ist nicht einzusehen warum der Nachtwachterstaat lacherlicher oder schlechter sein sollte als der Staat der sich mit der Sauerkrautzurichtung mit der Fabrikation von Hosenknopfen oder mit der Herausgabe von Zeitungen befasst Ludwig von Mises Nach Ansicht von Mises seien die Ideen Lassalles nur deshalb so erfolgreich gewesen weil die Deutschen damals noch in Erinnerung des Absolutismus waren und unter dem Einfluss der Hegelschen Philosophie gestanden hatten die den Staat zu einem gottlichen Wesen erhoben habe Insofern hatte man es als Blasphemie ansehen mussen wenn jemand die Aufgaben des Staates auf den Nachtwachterdienst beschranken wollte Robert Nozick stellte fest dass selbst der Nachtwachterstaat des klassischen Liberalismus der sich ausschliesslich auf den Schutz gegen Gewalt Diebstahl und Betrug sowie den Schutz des Eigentums beschrankt insoweit einen Umverteilungseffekt zu haben scheint als er Menschen zwingt fur den Schutz anderer zu bezahlen WeblinksWiktionary Nachtwachterstaat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweiseDuden Wirtschaft von A bis Z Grundlagenwissen fur Schule und Studium Beruf und Alltag 5 Aufl Mannheim Bibliographisches Institut 2013 Nachtwachterstaat Peter Schwacke Guido Schmidt Staatsrecht W Kohlhammer Verlag 2007 ISBN 9783555013985 S 121 Markus M Muller Roland Sturm Wirtschaftspolitik kompakt 1 Auflage Vs Verlag 2008 ISBN 978 3 531 14497 9 S 26 Bernhard Felderer Stefan Homburg Makrookonomik und neue Makrookonomik 9 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2005 ISBN 3 540 25020 4 S 24 Thomas Nipperdey Deutsche Geschichte 1800 1866 Burgerwelt und starker Staat Munchen 1983 S 742 Ferdinand Lassalle Das Arbeiterprogramm Uber den besonderen Zusammenhang der gegenwartigen Geschichtsperiode mit der Idee des Arbeiterstandes Berlin 1862 Lassalle schreibt Entsprechend fasst die Bourgeoisie den sittlichen Staatszweck so auf er bestehe ausschliessend und allein darin die personliche Freiheit und sein Eigentum zu schutzen Dies ist eine Nachtwachteridee meine Herren eine Nachtwachteridee deshalb weil sie sich den Staat selbst nur unter dem Bilde eines Nachtwachters denken kann dessen ganze Funktion darin besteht Raub und Einbruch zu verhuten Wolf Rainer Wendt Geschichte der sozialen Arbeit 4 Auflage Ferdinant Enke Verlag 1995 ISBN 3 432 93854 3 S 126 127 Willem Albeda Erich W Streissler Norbert Kloten Studien zur Entwicklung der okonomischen Theorie Band 1 Duncker amp Humblot 1997 ISBN 3 428 09092 6 S 94 Markus M Muller Roland Sturm Wirtschaftspolitik kompakt 1 Auflage Vs Verlag 2008 ISBN 978 3 531 14497 9 S 26 Bruno Gebhardt Rolf Hafele Jurgen Kocka Alfred Haverkamp Wolfgang Reinhard Handbuch der deutschen Geschichte Das lange 19 Jahrhundert Klett Cotta 2001 ISBN 978 3 608 60013 1 S 74 75 Vgl hierzu die 40 bandige Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914 von Wolfgang Ayass Florian Tennstedt u a Manfred Spieker Zwischen Romantik und Revolution Die Kirchen und die Soziale Frage im 19 Jahrhundert In Reinhold Mokrosch Helmut Merkel Humanismus und Reformation Historische theologische und padagogische Beitrage zu deren Wechselwirkung Lit Verlag 2001 ISBN 3 8258 4640 7 S 241 242 Anna Gamper Staat und Verfassung 2 Auflage Facultas Verlag und Buchhandels AG 2010 ISBN 978 3 7089 0597 6 S 54 Reinhold Zippelius Recht und Gerechtigkeit in der offenen Gesellschaft 2 erw Auflage Verlag Duncker amp Humblot 1996 ISBN 3 428 08661 9 S 147 Ausgabe 163 von Schriften zur Rechtstheorie Heinz J Bontrup Lohn und Gewinn Volks und betriebswirtschaftliche Grundzuge 2 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58472 1 S 53 online Politisches Denken im 20 Jahrhundert Band 2 Frank Deppe Politisches Denken zwischen den Weltkriegen VSA Hamburg 2003 ISBN 978 3 89965 023 5 S 255 Karl Peter Sommermann Staatsziele und Staatszielbestimmungen 1 Auflage Mohr Siebeck 1997 ISBN 3 16 146816 3 S 71 Heinz J Bontrup Lohn und Gewinn Volks und betriebswirtschaftliche Grundzuge 2 Auflage 2008 ISBN 978 3 486 58472 1 S 33 Klaus von Beyme Geschichte der politischen Theorien in Deutschland 1300 2000 S 420 zitiert nach Bernd Heidenreich Politische Theorien des 19 Jahrhunderts Konservatismus Liberalismus Sozialismus 1 Auflage Oldenbourg Akademieverlag 2002 ISBN 3 05 003682 6 S 488 Bernd Heidenreich Politische Theorien des 19 Jahrhunderts Konservatismus Liberalismus Sozialismus 1 Auflage Oldenbourg Akademieverlag 2002 ISBN 3 05 003682 6 S 487 Wilhelm Bernsdorf Internationales Soziologenlexikon Beitrage uber bis Ende 1969 verstorbene Soziologen Transaction Publishers 1980 S 234 Johannes Ziekursch Politische Geschichte des neuen deutschen Kaiserreiches Band 1 Frankfurter societats druckerei g m b h 1925 Seite 146 Gerhard Engel Der Liberalismus ist ein Humanismus PDF 78 kB In Aufklarung und Kritik 1 2010 S 11 Ludwig von Mises Liberalismus Verlag von Gustav Fischer Jena 1927 S 33 Ludwig von Mises Liberalismus Verlag von Gustav Fischer Jena 1927 S 33 Jens Petersen Wilhelm von Humboldts Rechtsphilosophie 2 Auflage De Gruyter 2007 ISBN 978 3 89949 430 3 S 283

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