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Klassifikation nach ICD 10F21 Schizotype StörungF60 0 Paranoide PersönlichkeitsstörungF60 1 Schizoide Persönlichkeitsstö

Persönlichkeitsstörung

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Persönlichkeitsstörung
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Klassifikation nach ICD-10
F21 Schizotype Störung
F60.0 Paranoide Persönlichkeitsstörung
F60.1 Schizoide Persönlichkeitsstörung
F60.2 Dissoziale Persönlichkeitsstörung
F60.30 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, impulsiver Typ
F60.31 Emotional instabile Persönlichkeitsstörung, Borderline-Typ
F60.4 Histrionische Persönlichkeitsstörung
F60.5 Anankastische [zwanghafte] Persönlichkeitsstörung
F60.6 Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeitsstörung
F60.7 Abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung
F60.8 Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung
F60.9 Persönlichkeitsstörung, nicht näher bezeichnet
F61 Kombinierte und andere Persönlichkeitsstörungen
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Persönlichkeitsstörungen (PS) stellen eine Klasse von psychischen Störungen dar. Bei ihnen sind bestimmte Merkmale der Persönlichkeitsstruktur und des Verhaltens in besonderer Weise ausgeprägt, unflexibel oder wenig angepasst. Sie gehören zu den häufigsten Diagnosen in der Psychiatrie.

Persönlichkeitsstörungen bezeichnen lang andauernde Erlebens- und Verhaltensmuster mit vielfältiger Verursachung (z. B. durch Entwicklungsbedingungen in der Kindheit oder späteren Lebensabschnitten, genetische Faktoren oder erworbene Hirnschäden). Diese Verhaltensmuster weichen von einem flexiblen, situationsangemessenen Erleben und Verhalten in charakteristischer Weise ab. Die persönliche Leistungsfähigkeit im sozialen, beruflichen und privaten Leben ist meist deutlich beeinträchtigt (siehe Lebensqualität bei PS).

Persönlichkeitsstörungen werden nach charakteristischen Merkmalen unterteilt, wobei jedoch häufig Überschneidungen vorkommen. In Psychiatrie und klinischer Psychologie wurden dazu verschiedene Typologien oder Klassifikationen entwickelt, etwa im ICD-10 und DSM-5. Der Begriff Persönlichkeitsstörung wurde früher auch als Charakterneurose bezeichnet und ist eng verwandt, aber nicht inhaltlich identisch mit den Begriffen Neurosenstruktur und Neurosendisposition.

Bei Kindern und Jugendlichen finden sich in seltenen Fällen Vorstufen oder Risikokonstellationen von Persönlichkeitsstörungen. Da aber die Entwicklung der Persönlichkeit noch nicht vollendet ist, wird hier eher von einer Persönlichkeitsentwicklungsstörung gesprochen.

Geschichtliches

Früher verwendete man den allgemeinen Begriff der „Psychopathie“ für jene Persönlichkeitsauffälligkeiten, die man heute unter dem Begriff „Persönlichkeitsstörung“ zusammenfasst. Diese weitgefasste Bezeichnung wurde erst 1980 mit Einführung des DSM-III durch „Persönlichkeitsstörung“ ersetzt. Im heutigen forensisch-psychiatrischen Sprachgebrauch ist die Bedeutung von Psychopathie dagegen sehr eng begrenzt und bezeichnet ausschließlich eine extrem schwere Form der antisozialen Persönlichkeitsstörung.

Bereits Philippe Pinel (1809) unterschied zwischen Psychotikern und Psychopathen und benutzte dabei den Begriff manie sans delire, wobei er Psychopathie als Beeinträchtigung der affektiven Funktionen bei ungestörten Verstandeskräften definierte.Bénédict Morel (1857) glaubte an die Degenerationslehre: Danach entstünde gewohnheitsmäßige Dissozialität durch die Umwelt, könne dann aber in einer Art Lamarckismus genetisch weitergegeben werden.

Das erste Diathese-Stress-Modell der Persönlichkeitsstörungen wurde von Valentin Magnan und Lagrain (1895) vorgestellt, die vererbten neurophysiologischen Faktoren eine entscheidende Rolle für die Anfälligkeit zusprachen, eine Persönlichkeitsstörung zu entwickeln. Diese könnten aber erst durch psychosoziale Stressoren wirksam werden.

Der Begriff Psychopathie wurde vor allem durch die Monographie über psychopathische Minderwertigkeiten (1891) von Julius Koch geprägt. Koch war ebenfalls Anhänger einer genetischen Degenerationslehre und beschrieb verschiedene Störungstypen wie zart Besaitete oder Stadt- und Weltverbesserer.

Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert erfolgte ein Paradigmenwechsel von der Degenerationslehre weg hin zur Konstitutionslehre. Besonders die deutschen Psychiater Kraepelin und Kretschmer brachten konstitutionelle Faktoren wie Triebstärke oder Körperbau mit verschiedenen Störungen in Verbindung. Ernst Kretschmer untersuchte dabei typische Körperbauformen und damit korrelierende Risiken für psychische Erkrankungen. Mit Kurt Schneiders Die psychopathischen Persönlichkeiten (1923) verschwand in der Terminologie die wertende Begrifflichkeit und in seinen zehn verschiedenen Typen waren bereits die meisten der bekannten Persönlichkeitsstörungen enthalten.

In der Psychoanalyse wurde zunächst der auf Wilhelm Reich zurückgehende Begriff der Charakterneurose verwendet, die als ein Neurosentypus bezeichnet wurde, bei dem der Abwehrkonflikt sich nicht durch die Bildung von ichdystonen Symptomen zeigt, sondern durch ichsyntone Charakterzüge, Verhaltensweisen und in der Organisation der gesamten Persönlichkeit. Bei Wilhelm Reich stand der Begriff im Kontext der Charakteranalyse und der Vorstellung der „Charakterpanzerung“. Auch wenn der Begriff der Charakterneurose in der Abgrenzung vage blieb, wurde – wie bei Symptomneurosen und den psychischen Grundstrukturen – zwischen den Formen der paranoid-schizoiden, depressiven, zwanghaften und hysterischen Ausprägung unterschieden. Deskriptiv wurde die Charakterisierung des uneinheitlichen Krankheitsbildes als zugleich symptomlose und schwerere Form der Neurose dargestellt, die aufgrund des (scheinbar) fehlenden Leidensdrucks sowie der mangelhaften Krankheitseinsicht schwerer zu behandeln sei als die Symptomneurosen. Der auch in der Psychiatrie verwendete Begriff blieb in seiner Definition ungenau, teilweise in sich widersprüchlich und wurde diagnostisch sinngleich mit Begriffen wie Kernneurose, Psychopathie oder abnorme Persönlichkeit verwendet.

Diagnostik

Beide Diagnosesysteme beschreiben genau sechs Kriterien für eine Allgemeine Persönlichkeitsstörung. Diese Kriterien beschreiben grundsätzliche Bedingungen, die in jedem Einzelfall erfüllt sein müssen, um von einer Persönlichkeitsstörung sprechen zu können. Erst dann kann eine genauere Diagnose einer spezifischen PS vergeben werden.

DSM-5

Im DSM-5 sind das die Folgenden:

  • Ein überdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten, das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht. Dieses Muster manifestiert sich in mindestens zwei der folgenden Bereiche:
  1. Kognition (d. h. die Art, sich selbst, andere Menschen und Ereignisse wahrzunehmen und zu interpretieren),
  2. Affektivität (d. h. die Variationsbreite, Intensität, Labilität und Angemessenheit emotionaler Reaktionen),
  3. Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen.
  4. Impulskontrolle.
  • Das überdauernde Muster führt in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen.
  • Das Muster ist stabil und lang andauernd, und sein Beginn ist mindestens bis in die Adoleszenz oder ins frühe Erwachsenenalter zurückzuverfolgen.
  • Das überdauernde Muster lässt sich nicht besser als Manifestation oder Folge einer anderen psychischen Störung erklären.
  • Das überdauernde Muster ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors (z. B. Hirnverletzung).
  • Das überdauernde Muster ist unflexibel und tiefgreifend in einem weiten Bereich persönlicher und sozialer Situationen.

ICD-10

In den Leitlinien der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen der ICD-10 gelten folgende allgemeine Kriterien für Persönlichkeitsstörungen:

  • Klinisch wichtige, meist länger anhaltende Zustandsbilder und Verhaltensmuster.
  • Ausdruck des charakteristischen, individuellen Lebensstils, des Verhältnisses zur eigenen Person und zu anderen Menschen.
  • Tief verwurzelte, anhaltende Verhaltensmuster, die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche persönliche und soziale Lebenslagen zeigen.
  • Deutliche Abweichungen im Wahrnehmen, Denken, Fühlen und in den Beziehungen zu anderen.
  • Verhaltensmuster meistens stabil und beziehen sich auf vielfältige Bereiche des Verhaltens und der psychologischen Funktionen.
  • Meist persönliches Leiden und gestörte soziale Funktionsfähigkeit.

ICD-11

Klassifikation nach ICD-11
6D10 Persönlichkeitsstörung
6D10.0 Leichtgradige Persönlichkeitsstörung
6D10.1 Mittelgradige Persönlichkeitsstörung
6D10.2 Schwergradige Persönlichkeitsstörung
6D10.Z Persönlichkeitsstörung, Schweregrad nicht näher bezeichnet
ICD-11: Englisch • Deutsch (Entwurf)
Klassifikation nach ICD-11
6D11.0 Negative Affektivität bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
6D11.1 Distanziertheit bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
6D11.2 Dissozialität bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
6D11.3 Enthemmung bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
6D11.4 Anankasmus bei Persönlichkeitsstörung oder -problematik
6D11.5 Borderline-Muster
ICD-11: Englisch • Deutsch (Entwurf)

In der seit dem 1. Januar 2022 anwendbaren ICD-11 treten die strukturellen Differenzierungen der Persönlichkeitsstörungen in den Hintergrund. Stattdessen finden sich unter der Ziffer „6D10 Persönlichkeitsstörung“ zunächst drei Schweregrade von leicht- über mittelgradig bis schwergradig angegeben, ergänzt durch „Persönlichkeitsstörung, Schwere, nicht näher bezeichnet“. Unter der Ziffer 6D11 können dann diejenigen spezifischen strukturellen Merkmale der Persönlichkeit beschrieben werden, die am stärksten ausgeprägt sind. Sie entsprechen den zugrundeliegenden Persönlichkeitsmerkmalen bei Gesunden und werden nicht als diagnostische Kriterien angesehen. Dabei können auch mehrere Merkmale angegeben werden, wenn dies zur Beschreibung der Persönlichkeitsfunktion erforderlich ist. Unterschieden werden von dieser Gruppe die „sekundären Persönlichkeitsstörungen“, die „aufgrund von Störungen oder Krankheiten, die nicht unter psychische Störungen und Verhaltensstörungen fallen“ auftreten und mit Ziffer 6E68 diagnostisch erfasst werden.

Abgrenzung

Persönlichkeitsstörungen müssen von folgenden neurologischen und psychischen Störungen unterschieden werden (Differenzialdiagnose):

Organische Wesensveränderungen
Dazu gehören vor allem Hirnschädigungen nach Schädel-Hirn-Trauma (Frontalhirnsyndrome), Demenzen (etwa die Pick-Krankheit) oder langjähriger schwerer Alkoholmissbrauch. Alle diese Erkrankungen können zu starken Persönlichkeitsänderungen führen.
Affektive Störungen
Berücksichtigt werden müssen auch Erkrankungen wie Depression oder bipolare Störung, die sich ausschließlich auf den Umgang mit Stimmungen beziehen. Menschen mit affektiver Störung verhalten sich nur während akuter Krankheitsphasen auffällig; aber sonst in der übrigen Zeit wie alle anderen Menschen. Menschen mit Persönlichkeitsstörung zeigen hingegen dauerhaft und gleichmäßig ein anderes Verhalten als die Mehrzahl der Menschen. Und zwar besonders im Hinblick darauf, wie sie Gefühle erleben und mit ihnen umgehen, wie sie mit anderen Menschen umgehen, wie sie über Probleme denken und wie sie Situationen interpretieren.
Autismus
Bei der Abklärung von Störungen des autistischen Spektrums sind Persönlichkeitsstörungen eine der wichtigsten Differenzialdiagnosen und Komorbiditäten. In Untersuchungen mit Patienten mit Asperger-Syndrom (AS) erfüllten davon
  • 19–32 % die formalen Kriterien der zwanghaften PS,
  • 21–26 % die der schizoiden PS,
  • 13–25 % die der ängstlich-vermeidenden PS
  • und 3–13 % der Fälle die der schizotypischen PS.

Umgekehrt ist nicht bekannt, wie viele Menschen mit einer PS zusätzlich eine autistische Störung haben. Im Gegensatz zum Asperger-Syndrom zeigen sich PS jedoch in der Regel erst ab der Pubertät und bis dahin lässt sich zunächst häufig noch ein angepasstes und unauffälliges Sozialverhalten feststellen. Zudem haben Menschen mit PS, im Gegensatz zu Autisten, zumeist eine normal entwickelte Fähigkeit zur Theory of Mind. Während Autisten Schwierigkeiten haben, soziale Signale zu erkennen und zu verstehen („Hypo-Mentalizing“), entstehen Kommunikationsprobleme bei Menschen mit PS eher dadurch, dass sie soziale Signale in einer bestimmten Weise überinterpretieren („Hyper-Mentalizing“). So tendieren Menschen mit Cluster-A-PS dazu, feindselige Botschaften in neutrale Signale „hineinzulesen“, während Menschen mit ängstlich-vermeidender PS dagegen übermäßig auf kritische und ablehnende Signale achten.

Weitere Störungen

  • komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen
  • Störungen der Impulskontrolle (z. B. Pyromanie oder Kleptomanie)
  • Störungen der Geschlechtsidentität oder der Sexualpräferenz
  • dissoziative Identitätsstörung, früher multiple Persönlichkeit(sstörung), ist eine dissoziative Störung

Cluster-Einteilung der PS

Im DSM-5 werden die Persönlichkeitsstörungen in Cluster gruppiert:

DSM-5 Beschreibung
Cluster A
sonderbar, exzentrisch
paranoide PS schizoide PS
schizotypische PS
Cluster A umfasst die schizophrenienahen Persönlichkeitsstörungen. Menschen mit diesen Persönlichkeitsstörungen sind misstrauisch, sonderbar und exzentrisch und wirken affektarm bis gefühlskalt. Bei vermeintlichen Kränkungen und Bedrohung kann die Stimmung rasch in Wut umschlagen. Sie leben isoliert und haben kaum zwischenmenschliche Kontakte.
Cluster B
dramatisch, emotional, launisch
Borderline-PS
histrionische PS
antisoziale PS
narzisstische PS
Merkmale der Cluster-B-Persönlichkeitsstörungen sind Launenhaftigkeit, Impulsivität, starke Wut und Unfähigkeit, diese zu kontrollieren. Das Verhalten in Beziehungen ist tendenziell geprägt von Idealisierung und Entwertung sowie Schwierigkeiten im Umgang mit Nähe und Distanz. Selbstschädigende und suizidale Verhaltensweisen treten bei bestimmten Ausprägungen dieser Persönlichkeitsstörungen häufiger auf, manchmal auch Fremdaggressivität. Gemeinsam liegt allen Persönlichkeitsstörungen dieses Clusters ein geringes Selbstwertgefühl zugrunde, so dass bei Kritik Gefühle wie Wut, Scham oder Demütigung aufkommen.
Cluster C
ängstlich, vermeidend, furchtsam
vermeidende PS
dependente PS
zwanghafte PS
(passiv-aggressive PS)
Menschen mit Cluster-C-Persönlichkeitsstörung lassen sich als ängstlich und furchtsam beschreiben. Zentrale Gefühle bei diesen Menschen sind neben einer Anspannung und Besorgnis Gefühle von Hilflosigkeit und Abhängigkeit. Sie sind leicht verletzbar durch Kritik oder Ablehnung und leiden unter starken Trennungsängsten. Bei übermäßiger Gewissenhaftigkeit sind sie wenig flexibel und tendieren zu passiver Aggressivität.

Im ICD-10 ist die schizotypische Persönlichkeitsstörung unter der Kodierung F21 als schizotype Störung gelistet. Obwohl sie dort der Gruppe der Schizophrenien und wahnhaften Störungen zugeordnet ist, heißt es aber auch: „Entwicklung und Verlauf entsprechen gewöhnlich einer Persönlichkeitsstörung.“

Einteilung nach ICD-10

Im ICD-10 gibt es in Kapitel V einen Abschnitt zu Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen.

Paranoide Persönlichkeitsstörung

Die paranoide Persönlichkeitsstörung (F60.0) ist gekennzeichnet durch übermäßiges Misstrauen (bis hin zur häufigen Annahme von Verschwörungen, um Ereignisse zu erklären), Streitsucht, dauernden Groll und starke Selbstbezogenheit. Handlungen, Äußerungen und kommunikative Signale anderer Personen werden häufig als feindlich missgedeutet.

Schizoide Persönlichkeitsstörung

Im ICD-10 wird die schizoide Persönlichkeitsstörung (F60.1) so beschrieben: „Eine Persönlichkeitsstörung, die durch einen Rückzug von affektiven, sozialen und anderen Kontakten mit übermäßiger Vorliebe für Phantasie, einzelgängerisches Verhalten und in sich gekehrte Zurückhaltung gekennzeichnet ist. Es besteht nur ein begrenztes Vermögen, Gefühle auszudrücken und Freude zu erleben.“

Dissoziale Persönlichkeitsstörung

Typisch für die dissoziale Persönlichkeitsstörung (F60.2) sind Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen, Regeln und Verpflichtungen, fehlendes Schuldbewusstsein sowie geringes Einfühlungsvermögen in andere. Oft besteht eine niedrige Schwelle für aggressives oder gewalttätiges Verhalten, eine geringe Frustrationstoleranz sowie mangelnde Lernfähigkeit aufgrund von Erfahrung. Beziehungen zu anderen Menschen werden eingegangen, sind jedoch nicht stabil.

Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung kommen häufiger als im Bevölkerungsdurchschnitt mit dem Gesetz in Konflikt. Der ältere Begriff Psychopathie für diese Störung wird in der aktuellen deutschsprachigen Literatur nicht mehr verwendet.

Emotional instabile Persönlichkeitsstörung

Die ICD-10 unterscheidet zwei Subtypen der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung: Impulsiver Typ (F60.30, vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilität und mangelnde Impulskontrolle) und Borderline-Typ (F60.31). Das DSM-5 spricht dagegen von einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (Diagnose-Nr. 301.83) und unterscheidet nicht zwischen diesen beiden Unterformen.

Die wesentlichen Merkmale der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind nach ICD-10 impulsive Handlungen ohne Berücksichtigung der Konsequenzen für den Betroffenen selbst oder dritte Personen in Verbindung mit häufigen, unvorhersehbaren und launenhaften Stimmungsschwankungen. Hinzu kommt eine Neigung zu intensiven und instabilen Beziehungen, oft mit der Folge emotionaler Krisen, Störungen und Unsicherheiten bezüglich des Selbstbildes, der eigenen Ziele und inneren Präferenzen. Es zeigen sich ein anhaltendes Gefühl der Leere und Zornesausbrüche. Wenn gewalttätiges Verhalten gegen andere oder gegen sich selbst auftritt, spricht man in diesem Fall von autoaggressiven Verhaltensweisen und mangelnder Impulskontrolle als überdauerndem Erlebens- und Verhaltensmuster. Ferner beobachtet man eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und Konflikten mit anderen Menschen, insbesondere, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden. Ein wichtiges Kennzeichen dieser Störung ist die große Angst vor dem Alleinsein. Menschen mit dieser Erkrankung haben gelegentlich ausgeprägte Trennungsängste, Verlustängste oder Angst vor Isolation, auch wenn kein konkreter Grund dazu gegeben ist.

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Kennzeichnend für die histrionische Persönlichkeitsstörung (F60.4) sind Übertreibung, theatralisches Verhalten, Tendenz zur Dramatisierung, Oberflächlichkeit, labile Stimmungslage, gesteigerte Beeinflussbarkeit, dauerndes Verlangen nach Anerkennung und der Wunsch, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, erhöhte Kränkbarkeit sowie ein übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität.

Personen mit dieser Struktur verfügen oftmals über hohes schauspielerisches Talent, sie schreiben sich für viele Lebenslagen eigene Rollen zu, die sie perfekt inszenieren. Falls sie in Situationen, denen sie Bedeutung beimessen, nicht die gewünschte Aufmerksamkeit bekommen, fühlen sie sich hilflos und ausgeschlossen.

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Die anankastische (zwanghafte) Persönlichkeitsstörung (F60.5) ist gekennzeichnet durch Gefühle von Zweifel, Perfektionismus, übertriebener Gewissenhaftigkeit, ständige Kontrollen, allgemein große Vorsicht und Starrheit in Denken und Handeln, die sich als Unflexibilität, Pedanterie und Steifheit zeigt. Typisch ist die übermäßige Beschäftigung mit Details und Regeln, so dass die eigentliche Aktivität oftmals in den Hintergrund tritt. Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die Schwere einer Zwangsstörung erreichen. Die Fähigkeit zum Ausdruck von Gefühlen ist häufig vermindert. In zwischenmenschlichen Beziehungen wirken Betroffene dementsprechend kühl und rational. Die Anpassungsfähigkeit an die Gewohnheiten und Eigenheiten der Mitmenschen ist eingeschränkt. Menschen mit zwanghafter Persönlichkeitsstörung sind meist übermäßig leistungsorientiert und perfektionistisch. Daher erweisen sie sich im Arbeitsleben als fleißig, übermäßig gewissenhaft und übergenau, wobei der überstrenge Perfektionismus die Aufgabenerfüllung mitunter verhindert. Ihre Angst vor Fehlern behindert die Entscheidungsfähigkeit der Betroffenen. Etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung ist von einer anankastischen Persönlichkeitsstörung betroffen.

Ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung

Die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung oder auch selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung (F60.6) ist eine psychische Erkrankung, die durch anhaltende Ängstlichkeit, soziale Hemmungen und ein starkes Verlangen nach sozialer Anerkennung gekennzeichnet ist. Menschen mit dieser Störung neigen dazu, soziale Situationen zu vermeiden oder mit erheblicher Angst zu begegnen, selbst wenn sie starken Wunsch nach sozialen Beziehungen verspüren.

Die ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch übermäßige Sorge bis hin zur wahnähnlichen Überzeugung, abgelehnt zu werden, unattraktiv oder minderwertig zu sein. Folgen davon sind andauernde Angespanntheit und Besorgtsein, der Lebensstil ist wegen des starken Bedürfnisses nach Sicherheit starken Einschränkungen unterworfen.

Betroffene sind auch teils überempfindlich gegenüber Ablehnung oder Kritik. Die Überempfindlichkeit im Kontext der ängstlich-vermeidenden Persönlichkeitsstörung bezieht sich auf eine gesteigerte Sensibilität oder Empfindlichkeit gegenüber Ablehnung, Kritik oder negativem Feedback. Menschen mit dieser Störung neigen dazu, solche Situationen intensiver zu erleben und emotional stärker darauf zu reagieren als Personen ohne die Störung. Die Überempfindlichkeit kann dazu führen, dass Betroffene soziale Interaktionen und Beziehungen meiden, um potenzielle negative Erfahrungen zu vermeiden. Es ist ein Merkmal, das zu den Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung von Beziehungen und der Teilnahme an sozialen Aktivitäten beitragen kann, was wiederum die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigt.

Abhängige Persönlichkeitsstörung

Die abhängige (asthenische) Persönlichkeitsstörung (F60.7) ist geprägt durch mangelnde Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen, ständiges Appellieren an die Hilfe anderer, Abhängigkeit von und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber anderen. Dazu kommen Ängste, nicht für sich selbst sorgen zu können und von einer nahestehenden Person verlassen zu werden und hilflos zu sein.

Schizotypische Persönlichkeitsstörung

Die schizotypische Persönlichkeitsstörung oder schizotype Störung zeichnet sich aus durch ein tiefgreifendes Verhaltensdefizit im zwischenmenschlichen oder psychosozialen Bereich. Dies äußert sich in teils als unpassend empfundenen Verhaltenseigentümlichkeiten, der mangelnden Fähigkeit, enge Beziehungen einzugehen, und Verzerrungen in Denken und Wahrnehmung. Das Auftreten wirkt oft schrullig und exzentrisch. Im ICD-10 wird diese Störung den „schizophrenen und wahnhaften Störungen“ (F2x) zugeordnet.

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung zeichnet sich durch einen Mangel an Empathie, Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und gesteigertes Verlangen nach Anerkennung aus. Betroffene können jedoch leistungsstark (in Schule, Beruf, Hobby) sein und haben bisweilen gepflegte und statusbewusste Umgangsformen. Betroffene sind häufig sehr stolz und besitzen eine hohe Anspruchshaltung an sich selbst. Betroffene zeigen ein meist ausbeutendes Verhalten und einen Mangel an Empathie. Es können wahnhafte Störungen mit Größenideen auftreten.

Die narzisstische Persönlichkeitsstörung ist im ICD-10 unter der Rubrik „Andere spezifische Persönlichkeitsstörungen (F 60.8)“ aufgeführt. Sie wird jedoch nur im Anhang I der Ausgabe „Forschungskriterien“ näher beschrieben, obwohl sie als Diagnose in der Praxis häufig gebraucht wird. Im DSM-5 der American Psychiatric Association ist die NPS dagegen als selbstständiges Störungsbild enthalten und gehört dort zum Cluster B, der die „launisch, dramatisch, emotionalen“ Persönlichkeitsstörungen umfasst. In jedem Fall muss sie von normalem Narzissmus als tatsächlicher oder zugeschriebener Charaktereigenschaft abgegrenzt werden.

Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung

Die passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung ist gekennzeichnet durch ein tiefgreifendes Muster negativistischer Einstellungen und passiven Widerstandes gegenüber Anregungen und Leistungsanforderungen, die von anderen Menschen kommen. Sie fällt insbesondere durch passive Widerstände gegenüber Anforderungen im sozialen und beruflichen Bereich auf und durch die häufig ungerechtfertigte Annahme, missverstanden, ungerecht behandelt oder übermäßig in die Pflicht genommen zu werden.

Ein eigener Code existierte nur bis DSM-IV und wurde im DSM-5 gestrichen. In der ICD-10 und den Vorläufern wird die Störung nur in F60.8 aufgeführt, jedoch nur in der Ausgabe „Forschungskriterien“ im Anhang I durch Kriterien genauer beschrieben.

Kombinierte Persönlichkeitsstörung

Kombinierte Persönlichkeitsstörungen führen häufig zu Beeinträchtigungen, weisen aber nicht die spezifischen Symptombilder der in F60.- beschriebenen Störungen auf. Dies führt dazu, dass es häufig schwieriger ist, diese zu diagnostizieren.

Beispiele:

  • Kombinierte Persönlichkeitsstörungen mit unterschiedlichen Merkmalen aus den unter F60.- aufgeführten Störungen, allerdings ohne ein vorherrschendes Symptombild, das eine genauere Diagnose ermöglichen würde.
  • Störende Persönlichkeitsänderungen, die nicht in F60.- oder F62.- einzuordnen sind oder Zweitdiagnosen zu bisher bestehenden Angst- oder Affektstörungen.

Lebensqualität

Meist wird angenommen, dass alle Persönlichkeitsstörungen die normale Lebensführung erschweren und zu niedriger Lebensqualität beitragen, da erkennbares Leiden und Beeinträchtigungen eine grundlegende Bedingung für die Diagnose sind. Aber das scheint nicht für alle Arten von PS gleichermaßen zuzutreffen.

Verschiedene Studien belegten zwar, dass die ängstliche, abhängige, schizoide, paranoide, schizotype und die dissoziale Persönlichkeitsstörung mit einer verminderten Funktionsfähigkeit und Lebensqualität einhergeht. Die zwanghafte und histrionische PS dagegen hatten jedoch kaum einen negativen Einfluss auf Lebensqualität und Leistungsfähigkeit im Alltag. In einer Langzeitstudie waren noch nach 15 Jahren fast alle PS mit psychosozialen Einschränkungen assoziiert; mit Ausnahme der zwanghaften und narzisstischen Persönlichkeitsstörung.

Diese beiden PS scheinen sich im Gegenteil sogar positiv auszuwirken, wie eine Untersuchung zu bestimmten Aspekten des „Lebenserfolgs“ ergab (d. h. sozialer Stellung, Wohlstand und erfolgreichen intimen Beziehungen). Denn sie erreichten hier die höchste Stufe und zeigten eher gute Werte; die schizotypische, antisoziale, borderline und abhängige PS dagegen eher schlechte Werte. Die paranoide, histrionische und ängstliche Persönlichkeitsstörung lagen im Mittelfeld, und die schizoide PS war mit den schlechtesten Werten verbunden.

Insgesamt gibt es einen direkten negativen Zusammenhang zwischen der Menge erfüllter Diagnosekriterien und Lebensqualität. Das bedeutet, je mehr Persönlichkeitsstörungen und je mehr einzelne Kriterien (von allen PS) vorliegen, desto geringer ist die Lebensqualität einer Person. Einige Befunde deuten auch auf einen ungünstigen Einfluss der meisten PS auf Ausbildungsniveau, wirtschaftliche Probleme (Arbeitslosigkeit o. ä.) und sozioökonomischen Status.

Abhängig von der Art der PS kann auch das Risiko für Selbsttötungsversuche erhöht sein. Das gilt insbesondere für die dissoziale, narzisstische und Borderline-Persönlichkeitsstörung; in geringerem Grad aber auch für andere wie die schizoide PS.

Überlappungen scheinen zwischen Persönlichkeitsstörungen und dem Konsum psychoaktiver Substanzen zu bestehen: 16,4 % der Betroffenen mit einer Persönlichkeitsstörung zeigen einen problematischen Alkoholkonsum, 5,5 % nehmen illegale Drogen. Umgekehrt weisen 28,6 % der Personen mit problematischem Alkoholkonsum und 47,7 % der Personen mit einem problematischen Drogenkonsum zumindest eine Persönlichkeitsstörung auf.

Häufigkeit

Die Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen ist nur begrenzt erforscht, dementsprechend ungewiss und diesbezügliche Angaben schwanken stark. In Deutschland wurde bisher nur eine einzige Studie hierzu durchgeführt, laut der etwa 9,4 Prozent der Gesamtbevölkerung an einer Persönlichkeitsstörung leidet. Unter psychiatrischen Patienten haben allerdings 40 bis 60 Prozent eine PS, sodass der Anteil dort deutlich größer ist. Innerhalb dieser Bevölkerungsgruppe ist die ängstliche Persönlichkeitsstörung häufigste Diagnose, die paranoide und schizoide Persönlichkeitsstörung hingegen die seltenste.

Häufig sind Persönlichkeitsstörungen unter Obdachlosen, besonders die paranoide, schizotypische oder schizoide PS (Cluster A). Ähnliches gilt für männliche Inhaftierte, wobei hier Borderline, histrionische, antisoziale und narzisstische PS (Cluster B) erwartbar überwiegen. Die paranoide, ängstliche und abhängige Persönlichkeitsstörung scheint häufiger unter Menschen mit geringerer Ausbildung vorzukommen, die zwanghafte dagegen öfter in höheren sozialen Schichten. Auch Menschen, die im Zentrum einer Stadt leben, haben häufiger Persönlichkeitsstörungen; die Ursachen hierfür sind jedoch noch unklar.

Auch die Frage nach der Geschlechterverteilung von Persönlichkeitsstörungen ist nicht ausreichend geklärt. Es gibt jedoch Hinweise dafür, dass sie sich bei bestimmten Störungen erheblich unterscheidet. So sind um die 80 Prozent der Menschen mit dissozialer Persönlichkeitsstörung männlich. Auch die schizotypische und die paranoide PS sind bei Männern vermutlich häufiger. Die histrionische, abhängige und die Borderline-Persönlichkeitsstörung scheinen hingegen bei Frauen öfter vorzukommen.

Ursachen

Es existiert keine einheitliche Vorstellung über die Ursachen oder die Entstehung von Persönlichkeitsstörungen. Die Entwicklung der Persönlichkeit wird allgemein als Ergebnis komplexer Wechselwirkungen aus Umweltfaktoren (Eltern, soziales Umfeld) und genetischer Veranlagung gesehen.

Die verschiedenen Erklärungsansätze der Psychologie gewichten einzelne Aspekte stärker als andere, ergänzen sich jedoch im Großen und Ganzen. Aus Sicht der Tiefenpsychologie werden Störungen in der kindlichen Entwicklung als ursächlich oder begünstigend für die Ausbildung von Persönlichkeitsstörungen angenommen. Beispielsweise werden ein ungünstiges soziales Umfeld und eventuelle traumatische Erlebnisse als belastende Faktoren angesehen. Die klassische Psychoanalyse wertet die Prozesse der Identitätsentwicklung stärker. Lerntheoretische Ansätze betonen, dass Persönlichkeitsstörungen im Kern ein gelerntes Verhalten darstellen. Prinzipien des operanten Konditionierens (Beeinflussung durch positive oder negative Verstärkung) und Modell-Lernens (dem Lernen am Beispiel) führen demnach dazu, dass bereits angelegte Verhaltenstendenzen verstärkt oder abgeschwächt werden können. Diese Annahmen sind der Ansatz für die moderne Verhaltenstherapie, die beispielsweise bei der Behandlung der Borderline-Symptomatik empirisch belegte Behandlungserfolge aufweist.

Therapie

Die Behandlung von Persönlichkeitsstörungen erfolgt in erster Linie mit psychotherapeutischen Verfahren. Dabei kommen meist psychoanalytische oder tiefenpsychologische Therapie (z. B. – in alphabetischer Reihenfolge – nach Peter Fonagy, Otto F. Kernberg, Gerd Rudolf, Ulrich Streeck) und kognitive Verhaltenstherapie (nach Aaron T. Beck oder Marsha M. Linehan) zum Einsatz.

In einigen Fällen werden auch Medikamente verschrieben. Diese bewirken jedoch nur eine Abmilderung von Symptomen: So können beispielsweise einige Antidepressiva und Antipsychotika impulsive oder selbstverletzende Handlungen reduzieren. Gleichzeitig bestehende andere psychiatrische Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, sollten mitbehandelt werden; hier sind antidepressiv wirksame Medikamente durchaus indiziert.

Je nach Ausgangslage können sich Therapien über Jahre hinziehen und stellen somit große Ansprüche an die Therapeuten wie auch die Patienten. In einigen Fällen treten Suizidalität oder selbstverletzendes Verhalten auf, bei anderen die Tendenz zu Drogenmissbrauch, Delinquenz oder Gewalttätigkeit. Sehr häufig kommt es im Rahmen einer Persönlichkeitsstörung zu Depressionen, seltener sind psychotische Symptome. All diese Faktoren erschweren die therapeutische Arbeit.

Es ist fraglich, ob Persönlichkeitsstörungen mit psychiatrisch-psychotherapeutischen Interventionen so behandelt werden können, dass eine vollständige Heilung eintritt. Oftmals wird darauf hingewiesen, dass die Behandlung eine Besserung der psychischen Störung oder die Lösung konkreter, zum Behandlungszeitpunkt bestehender Alltagsprobleme zum Ziel hat. In verschiedenen Studien zum Behandlungserfolg von Persönlichkeitsstörungen konnten Therapieeffekte nachgewiesen werden, nach denen die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung nicht mehr gerechtfertigt war. Aber auch hier kann nicht von einer vollständigen Genesung gesprochen werden, lediglich von einer starken Verbesserung.

Stigmatisierung

Die Öffentlichkeit hat weniger Kenntnisse über Persönlichkeitsstörungen als über andere psychische Erkrankungen. Es gibt Hinweise darauf, dass Persönlichkeitsstörungen möglicherweise noch stärker als andere psychiatrische Diagnosen stigmatisiert werden. Tatsächlich reagiert die Öffentlichkeit weniger mitfühlend auf Personen, bei denen eine Persönlichkeitsstörung beschrieben wird. Häufig wird Betroffenen eher unterstellt, dass sie weniger professionelle Hilfe benötigen als Personen mit anderen psychiatrischen Störungen. Sowohl Angst als auch Frustration sind die allgemeinen Reaktionen der Öffentlichkeit auf Persönlichkeitsstörungen. Die Unkenntnis in der Öffentlichkeit kann dazu führen, dass Personen mit Persönlichkeitsstörungen eher ausgegrenzt als behandelt werden. Die Überzeugung, dass Menschen mit Persönlichkeitsstörungen in der Lage sein sollten, Kontrolle über ihr Verhalten zu haben, führt dazu, dass Krankheitssymptome als manipulatives Verhalten oder Ablehnung von Hilfe interpretiert werden. Dies kann außerdem dazu führen, dass Betroffene eher als schwierig im Umgang statt als krank angesehen werden.

Kritik

Peter Fiedler übt aus einer verhaltenstherapeutisch orientierten klinisch-psychologischen Perspektive Kritik am Konzept der Persönlichkeitsstörungen.

Mit Hilfe eines Zitats des Philosophen und Psychiaters Karl Jaspers beschreibt er das Stigmatisierungsproblem: „Menschlich aber bedeutet die Feststellung des Wesens eines Menschen eine Erledigung, die bei näherer Betrachtung beleidigend ist und die Kommunikation abbricht“. Die Festschreibung einer gesamten Persönlichkeit als „gestört“ sei ethisch zweifelhaft. Insbesondere führt Fiedler an, dass Personen mit Persönlichkeitsstörungen sich auf charakteristisch gestörte Art und Weise in zwischenmenschlichen Interaktionen verhalten. Erst auf dieser Ebene trete die Störung zu Tage, die Betroffenen selbst empfänden sich als Person oft nicht als gestört (Ich-Syntonie).

Somit erfolge durch die „Diagnose“ einer Persönlichkeitsstörung eine Umdeutung des Geschehens durch den „gesunden“ Interaktionspartner, und zwar derart, dass der abweichende Interaktionspartner per „Charakter-Diagnose“ allein verantwortlich für die Störung gemacht wird. Diese Umdeutung des Geschehens stelle letztlich eine Pseudoerklärung dar: dass die Person in ihrer Gesamtheit gestört sei und somit die Person das Störende, die Ursache der Störung sei. Mögliche Störungen des sozialen Systems, der Interaktion, der Gesellschaft gerieten aus dem Blickfeld.

Verhaltenstherapeutisch orientierte Klinische Psychologen (im deutschen Sprachraum u. a. Rainer Sachse) betrachten Persönlichkeitsstörungen primär als „Interaktionsstörungen“. Im englischen Sprachraum verstehen z. B. Beck und Freeman Persönlichkeitsstörungen als eine Kombination von grundlegenden Gedanken über sich selbst (z. B.: „Ich bin hilflos.“) und entsprechenden interaktionellen Verhaltensstrategien (z. B. Anhänglichkeit), die in charakteristischer und unflexibler Weise die soziale Interaktion bestimmen und somit zu Folgeproblemen führen können.

Literatur

Fachbücher

  • Sven Barnow: Persönlichkeitsstörungen: Ursachen und Behandlung. Mit fünf Fallbeispielen. Huber, Bern 2007, ISBN 978-3-456-84406-0.
  • Thomas Bronisch, Martin Bohus, Matthias Dose: Krisenintervention bei Persönlichkeitsstörungen. Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-89007-6.
  • Peter Fiedler, Sabine Herpertz: Persönlichkeitsstörungen. 8. Auflage, Julius Beltz, Weinheim 2022, ISBN 978-3-621-28893-4.
  • H. Haltenhof, G. Schmid-Ott, U. Schneider (Hrsg.): Persönlichkeitsstörungen im therapeutischen Alltag. Pabst, Lengerich 2009, ISBN 978-3-89967-517-7.
  • Otto F. Kernberg: Schwere Persönlichkeitsstörungen. 2000, ISBN 3-608-95369-8.
  • Rudi Merod (Hrsg.): Behandlung von Persönlichkeitsstörungen. Ein schulenübergreifendes Handbuch. Dgvt-Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-87159-054-1.
  • Andreas Remmel, Otto F. Kernberg, Wolfgang Vollmoeller: Handbuch Körper und Persönlichkeit. Schattauer, Stuttgart 2006, ISBN 3-7945-2411-X.
  • Gerd Rudolf: Strukturbezogene Psychotherapie. Leitfaden zur psychodynamischen Therapie struktureller Störungen. 3., überarb. und erw. Auflage. Schattauer, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-7945-2857-8.
  • Rainer Sachse: Persönlichkeitsstörungen verstehen. Zum Umgang mit schwierigen Patienten. 10. Auflage. Psychiatrie-Verlag, Bonn 2014, ISBN 978-3-88414-508-1.
  • B. Schmitz, P. Schuhler, A. Handke-Raubach, A. Jung: Kognitive Verhaltenstherapie bei Persönlichkeitsstörungen und unflexiblen Persönlichkeitsstilen. Pabst, Lengerich 2002, ISBN 3-935357-38-9.
  • Ulrich Streeck: Psychotherapie komplexer Persönlichkeitsstörungen. Klett-Cotta, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-608-94481-5.
  • John Steiner: Narzißtische Einbrüche. Sehen und Gesehenwerden. Scham und Verlegenheit pathologischer Persönlichkeitsstörungen. 2. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-94688-8. 

Leitlinien

  • S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Rehabilitation von Patientinnen und Patienten mit schwerer Beeinträchtigung der Persönlichkeitsfunktionen (LL-SBPF), 8. August 2024, gültig bis 7. August 2029.
  • S3-Leitlinie Borderline-Persönlichkeitsstörung, 14. November 2022, gültig bis 31. Mai 2026.
  • S3-Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen, 3. Februar 2022, gültig bis 31. Oktober 2025.

Weblinks

  • Literatur von und über Persönlichkeitsstörung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen (GePs) e. V.
  • Zwischen Dimension und Diagnose: Die neuen Kriterien für Persönlichkeitsstörungen – Gespräch mit Sabine Herpertz über die Diagnostik nach IDC-11, Podcast Jung und Freudlos, Uniklinik Freiburg im Breisgau, 4. März. 2025.

Einzelnachweise

  1. Henning Saß: Personality Disorders. In: International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences. 2001, S. 11301–11308, doi:10.1016/b0-08-043076-7/03763-3 (elsevier.com [abgerufen am 30. November 2017]). 
  2. Psychopathie. In: Uwe Henrik Peters: Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie. 1999, ISBN 3-86047-864-8, S. 420.
  3. Philippe Pinel: Traité Medico-Philosophique sur l’aliénation mentale. Brosson, Paris 1809.
  4. Julius A. Koch: Die psychopathischen Minderwertigkeiten. Maier, Ravensburg 1891–1893.
  5. Ernst Kretschmer: Körperbau und Charakter. Springer, Berlin 1921.
  6. Kurt Schneider: Die psychopathischen Persönlichkeiten. In: Gustav Aschaffenburg (Hrsg.): Handbuch der Psychiatrie. Deuticke, Leipzig 1923.
  7. Charakterneurose. In: Jean Laplanche, Jean-Bertrand Pontalis: Das Vokabular der Psychoanalyse. Erster Band. Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft, Frankfurt am Main 1973, ISBN 3-518-27607-7, S. 109–111.
  8. Wolfgang Loch (Hrsg.): Die Krankheitslehre der Psychoanalyse. Eine Einführung. 3. Auflage, S. Hirzel Verlag, 1977, ISBN 3-7776-0313-9, S. 157–168.
  9. Charles Brenner: Elemente des seelischen Konflikts. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1986. ISBN 3-10-007902-7. S. 181–188.
  10. Charakterneurose. In: Uwe Henrik Peters: Wörterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie. 3. Auflage. Urban & Schwarzenberg, 1984, ISBN 3-541-04963-4, S. 91
  11. Peter Falkai, Hans-Ulrich Wittchen (Hrsg.): Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Störungen DSM-5. Hogrefe, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8017-2599-0, S. 885. 
  12. ICD-Code: F60-F69 Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. Abgerufen am 15. März 2018. 
  13. ICD11 in der deutschen Übersetzung, hrsg. vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Entwurfsfassung. Abgerufen am 20. November 2022.
  14. Markus T. Gastpar, Siegfried Kasper, Michael Linden: Psychiatrie und Psychotherapie. 2013, ISBN 978-3-7091-6068-8, S. 227
  15. What’s the Difference Between a Personality Disorder and a Mood Disorder? Abgerufen am 15. September 2015. 
  16. Fritz-Georg Lehnhardt et al.: Diagnostik und Differentialdiagnose des Asperger-Syndroms im Erwachsenenalter. Ärzteblatt, 2013, doi:10.3238/arztebl.2013.0755.
  17. Alte S2-Leitlinie Persönlichkeitsstörungen (gültig von 2008 bis 2013) (Memento vom 23. Januar 2013 im Internet Archive; PDF) AWMF. Siehe Kapitel: 1.2.2. Geschlechtsverteilung, 1.2.3. Mortalität, 2.2. Definition von Persönlichkeitsstörungen (ICD-10 Forschungskriterien) und 4.5. Behandlungsprinzipien bei Emotional instabile bzw. Borderline-Persönlichkeitsstörung.
  18. ICD-10-WHO: Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen. (Memento vom 6. April 2016 im Internet Archive)
  19. Rainer Sachse: Persönlichkeitsstörungen. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Hogrefe, Göttingen. 2013. ISBN 978-3-8017-2542-6.
  20. Thomas A. Widiger: Kap. 9 (Epidemiology) und Kap. 10 (Gender and Personality Disorders). In: The Oxford Handbook of Personality Disorders. 2012, ISBN 978-0-19-999601-8, S. 203 f., 201 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  21. Paul Emmelkamp: Personality Disorders. 2013, ISBN 978-1-317-83477-9. S. 54 ff.
  22. Simone Ullrich: Dimensions of DSM-IV Personality Disorders and Life-Success. (PDF). doi:10.1521/pedi.2007.21.6.657.
  23. Svenn Torgersen: Prevalence, Sociodemographics and Functional Impairment. In: The American Psychiatric Publishing textbook of personality disorders. 2. Auflage. 2014, ISBN 978-1-58562-456-0, S. 122, 126 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  24. Y. Levi-Belz, Y. Gvion, U. Levi, A. Apter: Beyond the mental pain: A case-control study on the contribution of schizoid personality disorder symptoms to medically serious suicide attempts. In: Comprehensive Psychiatry. Band 90, S. 102–109, doi:10.1016/j.comppsych.2019.02.005 (elsevier.com). 
  25. Kathlen T. Brady, Sudie E. Back, Shelly F. Greenfield (Hrsg.): Women & Addiction – A Comprehensive Handbook. The Guilford Press, New York/ London 2009.
  26. Adrian J. Connolly et al.: Personality disorders in homeless drop-in center clients. 2008. doi:10.1521/pedi.2008.22.6.573: „Cluster A personality disorders (paranoid, schizoid, schizotypal) were found in almost all participants (92% had at least one diagnosis), and Cluster B (83% had at least one of antisocial, borderline, histrionic, or narcissistic) and C (68% had at least one of avoidant, dependent, obsessive-compulsive) disorders also were highly prevalent.“
  27. Tina Schröder: Psychische Erkrankungen bei männlichen Gefangenen im geschlossenen Vollzug. Dissertation (2005), ab S. 49. (PDF; 447 kB), abgerufen am 20. Mai 2017.
  28. There are few disorders that carry such a stigma as personality disorders. In: Helpseeker.net. Abgerufen am 6. Dezember 2020. 
  29. Lindsay Sheehan, Katherine Nieweglowski, Patrick Corrigan: The Stigma of Personality Disorders. In: Current Psychiatry Reports. Band 18, Nr. 1, 2016, ISSN 1523-3812, S. 11, doi:10.1007/s11920-015-0654-1 (springer.com [abgerufen am 10. November 2019]). 
  30. Peter Fiedler: Persönlichkeitsstörungen. 6. Auflage. Beltz, 2007, ISBN 978-3-621-27622-1, S. 3–6. 
  31. Aaron T. Beck, Arthur Freeman: Kognitive Therapie der Persönlichkeitsstörungen. 3. deutsche Auflage. Beltz, Weinheim 1995, ISBN 3-621-27155-4. 
Persönlichkeitsstörungen (nach ICD-10)

paranoid (F60.0) | schizoid (F60.1) | dissozial (antisozial) (F60.2) | emotional instabil (F60.3) | Borderline (F60.31) | histrionisch (F60.4) | zwanghaft (anankastisch) (F60.5) | ängstlich (vermeidend) (F60.6) | abhängig (asthenisch, dependent) (F60.7)

Sonstige (F60.8):  | haltlos | narzisstisch | passiv-aggressiv (negativistisch) |  | unreif

Außerhalb von F60: schizotypisch (F21)

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Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 26 Jun 2025 / 09:30

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Klassifikation nach ICD 10F21 Schizotype StorungF60 0 Paranoide PersonlichkeitsstorungF60 1 Schizoide PersonlichkeitsstorungF60 2 Dissoziale PersonlichkeitsstorungF60 30 Emotional instabile Personlichkeitsstorung impulsiver TypF60 31 Emotional instabile Personlichkeitsstorung Borderline TypF60 4 Histrionische PersonlichkeitsstorungF60 5 Anankastische zwanghafte PersonlichkeitsstorungF60 6 Angstliche vermeidende PersonlichkeitsstorungF60 7 Abhangige asthenische PersonlichkeitsstorungF60 8 Sonstige spezifische Personlichkeitsstorungen Narzisstische Personlichkeitsstorung Passiv aggressive PersonlichkeitsstorungF60 9 Personlichkeitsstorung nicht naher bezeichnetF61 Kombinierte und andere Personlichkeitsstorungen 14 BEZEICHNUNG 15 BEZEICHNUNG 16 BEZEICHNUNG 17 BEZEICHNUNG 18 BEZEICHNUNG 19 BEZEICHNUNG 20 BEZEICHNUNG Vorlage Infobox ICD Wartung 21BEZEICHNUNG ICD 10 online WHO Version 2019 Personlichkeitsstorungen PS stellen eine Klasse von psychischen Storungen dar Bei ihnen sind bestimmte Merkmale der Personlichkeitsstruktur und des Verhaltens in besonderer Weise ausgepragt unflexibel oder wenig angepasst Sie gehoren zu den haufigsten Diagnosen in der Psychiatrie Personlichkeitsstorungen bezeichnen lang andauernde Erlebens und Verhaltensmuster mit vielfaltiger Verursachung z B durch Entwicklungsbedingungen in der Kindheit oder spateren Lebensabschnitten genetische Faktoren oder erworbene Hirnschaden Diese Verhaltensmuster weichen von einem flexiblen situationsangemessenen Erleben und Verhalten in charakteristischer Weise ab Die personliche Leistungsfahigkeit im sozialen beruflichen und privaten Leben ist meist deutlich beeintrachtigt siehe Lebensqualitat bei PS Personlichkeitsstorungen werden nach charakteristischen Merkmalen unterteilt wobei jedoch haufig Uberschneidungen vorkommen In Psychiatrie und klinischer Psychologie wurden dazu verschiedene Typologien oder Klassifikationen entwickelt etwa im ICD 10 und DSM 5 Der Begriff Personlichkeitsstorung wurde fruher auch als Charakterneurose bezeichnet und ist eng verwandt aber nicht inhaltlich identisch mit den Begriffen Neurosenstruktur und Neurosendisposition Bei Kindern und Jugendlichen finden sich in seltenen Fallen Vorstufen oder Risikokonstellationen von Personlichkeitsstorungen Da aber die Entwicklung der Personlichkeit noch nicht vollendet ist wird hier eher von einer Personlichkeitsentwicklungsstorung gesprochen GeschichtlichesFruher verwendete man den allgemeinen Begriff der Psychopathie fur jene Personlichkeitsauffalligkeiten die man heute unter dem Begriff Personlichkeitsstorung zusammenfasst Diese weitgefasste Bezeichnung wurde erst 1980 mit Einfuhrung des DSM III durch Personlichkeitsstorung ersetzt Im heutigen forensisch psychiatrischen Sprachgebrauch ist die Bedeutung von Psychopathie dagegen sehr eng begrenzt und bezeichnet ausschliesslich eine extrem schwere Form der antisozialen Personlichkeitsstorung Bereits Philippe Pinel 1809 unterschied zwischen Psychotikern und Psychopathen und benutzte dabei den Begriff manie sans delire wobei er Psychopathie als Beeintrachtigung der affektiven Funktionen bei ungestorten Verstandeskraften definierte Benedict Morel 1857 glaubte an die Degenerationslehre Danach entstunde gewohnheitsmassige Dissozialitat durch die Umwelt konne dann aber in einer Art Lamarckismus genetisch weitergegeben werden Das erste Diathese Stress Modell der Personlichkeitsstorungen wurde von Valentin Magnan und Lagrain 1895 vorgestellt die vererbten neurophysiologischen Faktoren eine entscheidende Rolle fur die Anfalligkeit zusprachen eine Personlichkeitsstorung zu entwickeln Diese konnten aber erst durch psychosoziale Stressoren wirksam werden Der Begriff Psychopathie wurde vor allem durch die Monographie uber psychopathische Minderwertigkeiten 1891 von Julius Koch gepragt Koch war ebenfalls Anhanger einer genetischen Degenerationslehre und beschrieb verschiedene Storungstypen wie zart Besaitete oder Stadt und Weltverbesserer Um die Jahrhundertwende zum 20 Jahrhundert erfolgte ein Paradigmenwechsel von der Degenerationslehre weg hin zur Konstitutionslehre Besonders die deutschen Psychiater Kraepelin und Kretschmer brachten konstitutionelle Faktoren wie Triebstarke oder Korperbau mit verschiedenen Storungen in Verbindung Ernst Kretschmer untersuchte dabei typische Korperbauformen und damit korrelierende Risiken fur psychische Erkrankungen Mit Kurt Schneiders Die psychopathischen Personlichkeiten 1923 verschwand in der Terminologie die wertende Begrifflichkeit und in seinen zehn verschiedenen Typen waren bereits die meisten der bekannten Personlichkeitsstorungen enthalten In der Psychoanalyse wurde zunachst der auf Wilhelm Reich zuruckgehende Begriff der Charakterneurose verwendet die als ein Neurosentypus bezeichnet wurde bei dem der Abwehrkonflikt sich nicht durch die Bildung von ichdystonen Symptomen zeigt sondern durch ichsyntone Charakterzuge Verhaltensweisen und in der Organisation der gesamten Personlichkeit Bei Wilhelm Reich stand der Begriff im Kontext der Charakteranalyse und der Vorstellung der Charakterpanzerung Auch wenn der Begriff der Charakterneurose in der Abgrenzung vage blieb wurde wie bei Symptomneurosen und den psychischen Grundstrukturen zwischen den Formen der paranoid schizoiden depressiven zwanghaften und hysterischen Auspragung unterschieden Deskriptiv wurde die Charakterisierung des uneinheitlichen Krankheitsbildes als zugleich symptomlose und schwerere Form der Neurose dargestellt die aufgrund des scheinbar fehlenden Leidensdrucks sowie der mangelhaften Krankheitseinsicht schwerer zu behandeln sei als die Symptomneurosen Der auch in der Psychiatrie verwendete Begriff blieb in seiner Definition ungenau teilweise in sich widerspruchlich und wurde diagnostisch sinngleich mit Begriffen wie Kernneurose Psychopathie oder abnorme Personlichkeit verwendet DiagnostikBeide Diagnosesysteme beschreiben genau sechs Kriterien fur eine Allgemeine Personlichkeitsstorung Diese Kriterien beschreiben grundsatzliche Bedingungen die in jedem Einzelfall erfullt sein mussen um von einer Personlichkeitsstorung sprechen zu konnen Erst dann kann eine genauere Diagnose einer spezifischen PS vergeben werden DSM 5 Im DSM 5 sind das die Folgenden Ein uberdauerndes Muster von innerem Erleben und Verhalten das merklich von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht Dieses Muster manifestiert sich in mindestens zwei der folgenden Bereiche Kognition d h die Art sich selbst andere Menschen und Ereignisse wahrzunehmen und zu interpretieren Affektivitat d h die Variationsbreite Intensitat Labilitat und Angemessenheit emotionaler Reaktionen Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen Impulskontrolle Das uberdauernde Muster fuhrt in klinisch bedeutsamer Weise zu Leiden oder Beeintrachtigungen in sozialen beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen Das Muster ist stabil und lang andauernd und sein Beginn ist mindestens bis in die Adoleszenz oder ins fruhe Erwachsenenalter zuruckzuverfolgen Das uberdauernde Muster lasst sich nicht besser als Manifestation oder Folge einer anderen psychischen Storung erklaren Das uberdauernde Muster ist nicht Folge der physiologischen Wirkung einer Substanz oder eines medizinischen Krankheitsfaktors z B Hirnverletzung Das uberdauernde Muster ist unflexibel und tiefgreifend in einem weiten Bereich personlicher und sozialer Situationen ICD 10 In den Leitlinien der Internationalen Klassifikation psychischer Storungen der ICD 10 gelten folgende allgemeine Kriterien fur Personlichkeitsstorungen Klinisch wichtige meist langer anhaltende Zustandsbilder und Verhaltensmuster Ausdruck des charakteristischen individuellen Lebensstils des Verhaltnisses zur eigenen Person und zu anderen Menschen Tief verwurzelte anhaltende Verhaltensmuster die sich in starren Reaktionen auf unterschiedliche personliche und soziale Lebenslagen zeigen Deutliche Abweichungen im Wahrnehmen Denken Fuhlen und in den Beziehungen zu anderen Verhaltensmuster meistens stabil und beziehen sich auf vielfaltige Bereiche des Verhaltens und der psychologischen Funktionen Meist personliches Leiden und gestorte soziale Funktionsfahigkeit ICD 11 Klassifikation nach ICD 116D10 Personlichkeitsstorung6D10 0 Leichtgradige Personlichkeitsstorung6D10 1 Mittelgradige Personlichkeitsstorung6D10 2 Schwergradige Personlichkeitsstorung6D10 Z Personlichkeitsstorung Schweregrad nicht naher bezeichnetICD 11 Englisch Deutsch Entwurf Klassifikation nach ICD 116D11 0 Negative Affektivitat bei Personlichkeitsstorung oder problematik6D11 1 Distanziertheit bei Personlichkeitsstorung oder problematik6D11 2 Dissozialitat bei Personlichkeitsstorung oder problematik6D11 3 Enthemmung bei Personlichkeitsstorung oder problematik6D11 4 Anankasmus bei Personlichkeitsstorung oder problematik6D11 5 Borderline MusterICD 11 Englisch Deutsch Entwurf In der seit dem 1 Januar 2022 anwendbaren ICD 11 treten die strukturellen Differenzierungen der Personlichkeitsstorungen in den Hintergrund Stattdessen finden sich unter der Ziffer 6D10 Personlichkeitsstorung zunachst drei Schweregrade von leicht uber mittelgradig bis schwergradig angegeben erganzt durch Personlichkeitsstorung Schwere nicht naher bezeichnet Unter der Ziffer 6D11 konnen dann diejenigen spezifischen strukturellen Merkmale der Personlichkeit beschrieben werden die am starksten ausgepragt sind Sie entsprechen den zugrundeliegenden Personlichkeitsmerkmalen bei Gesunden und werden nicht als diagnostische Kriterien angesehen Dabei konnen auch mehrere Merkmale angegeben werden wenn dies zur Beschreibung der Personlichkeitsfunktion erforderlich ist Unterschieden werden von dieser Gruppe die sekundaren Personlichkeitsstorungen die aufgrund von Storungen oder Krankheiten die nicht unter psychische Storungen und Verhaltensstorungen fallen auftreten und mit Ziffer 6E68 diagnostisch erfasst werden AbgrenzungPersonlichkeitsstorungen mussen von folgenden neurologischen und psychischen Storungen unterschieden werden Differenzialdiagnose Organische Wesensveranderungen Dazu gehoren vor allem Hirnschadigungen nach Schadel Hirn Trauma Frontalhirnsyndrome Demenzen etwa die Pick Krankheit oder langjahriger schwerer Alkoholmissbrauch Alle diese Erkrankungen konnen zu starken Personlichkeitsanderungen fuhren Affektive Storungen Berucksichtigt werden mussen auch Erkrankungen wie Depression oder bipolare Storung die sich ausschliesslich auf den Umgang mit Stimmungen beziehen Menschen mit affektiver Storung verhalten sich nur wahrend akuter Krankheitsphasen auffallig aber sonst in der ubrigen Zeit wie alle anderen Menschen Menschen mit Personlichkeitsstorung zeigen hingegen dauerhaft und gleichmassig ein anderes Verhalten als die Mehrzahl der Menschen Und zwar besonders im Hinblick darauf wie sie Gefuhle erleben und mit ihnen umgehen wie sie mit anderen Menschen umgehen wie sie uber Probleme denken und wie sie Situationen interpretieren Autismus Bei der Abklarung von Storungen des autistischen Spektrums sind Personlichkeitsstorungen eine der wichtigsten Differenzialdiagnosen und Komorbiditaten In Untersuchungen mit Patienten mit Asperger Syndrom AS erfullten davon19 32 die formalen Kriterien der zwanghaften PS 21 26 die der schizoiden PS 13 25 die der angstlich vermeidenden PS und 3 13 der Falle die der schizotypischen PS Umgekehrt ist nicht bekannt wie viele Menschen mit einer PS zusatzlich eine autistische Storung haben Im Gegensatz zum Asperger Syndrom zeigen sich PS jedoch in der Regel erst ab der Pubertat und bis dahin lasst sich zunachst haufig noch ein angepasstes und unauffalliges Sozialverhalten feststellen Zudem haben Menschen mit PS im Gegensatz zu Autisten zumeist eine normal entwickelte Fahigkeit zur Theory of Mind Wahrend Autisten Schwierigkeiten haben soziale Signale zu erkennen und zu verstehen Hypo Mentalizing entstehen Kommunikationsprobleme bei Menschen mit PS eher dadurch dass sie soziale Signale in einer bestimmten Weise uberinterpretieren Hyper Mentalizing So tendieren Menschen mit Cluster A PS dazu feindselige Botschaften in neutrale Signale hineinzulesen wahrend Menschen mit angstlich vermeidender PS dagegen ubermassig auf kritische und ablehnende Signale achten Weitere Storungen komplexen posttraumatischen Belastungsstorungen Storungen der Impulskontrolle z B Pyromanie oder Kleptomanie Storungen der Geschlechtsidentitat oder der Sexualpraferenz dissoziative Identitatsstorung fruher multiple Personlichkeit sstorung ist eine dissoziative StorungCluster Einteilung der PSIm DSM 5 werden die Personlichkeitsstorungen in Cluster gruppiert DSM 5 BeschreibungCluster A sonderbar exzentrisch paranoide PS schizoide PS schizotypische PS Cluster A umfasst die schizophrenienahen Personlichkeitsstorungen Menschen mit diesen Personlichkeitsstorungen sind misstrauisch sonderbar und exzentrisch und wirken affektarm bis gefuhlskalt Bei vermeintlichen Krankungen und Bedrohung kann die Stimmung rasch in Wut umschlagen Sie leben isoliert und haben kaum zwischenmenschliche Kontakte Cluster B dramatisch emotional launisch Borderline PS histrionische PS antisoziale PS narzisstische PS Merkmale der Cluster B Personlichkeitsstorungen sind Launenhaftigkeit Impulsivitat starke Wut und Unfahigkeit diese zu kontrollieren Das Verhalten in Beziehungen ist tendenziell gepragt von Idealisierung und Entwertung sowie Schwierigkeiten im Umgang mit Nahe und Distanz Selbstschadigende und suizidale Verhaltensweisen treten bei bestimmten Auspragungen dieser Personlichkeitsstorungen haufiger auf manchmal auch Fremdaggressivitat Gemeinsam liegt allen Personlichkeitsstorungen dieses Clusters ein geringes Selbstwertgefuhl zugrunde so dass bei Kritik Gefuhle wie Wut Scham oder Demutigung aufkommen Cluster C angstlich vermeidend furchtsam vermeidende PS dependente PS zwanghafte PS passiv aggressive PS Menschen mit Cluster C Personlichkeitsstorung lassen sich als angstlich und furchtsam beschreiben Zentrale Gefuhle bei diesen Menschen sind neben einer Anspannung und Besorgnis Gefuhle von Hilflosigkeit und Abhangigkeit Sie sind leicht verletzbar durch Kritik oder Ablehnung und leiden unter starken Trennungsangsten Bei ubermassiger Gewissenhaftigkeit sind sie wenig flexibel und tendieren zu passiver Aggressivitat Im ICD 10 ist die schizotypische Personlichkeitsstorung unter der Kodierung F21 als schizotype Storung gelistet Obwohl sie dort der Gruppe der Schizophrenien und wahnhaften Storungen zugeordnet ist heisst es aber auch Entwicklung und Verlauf entsprechen gewohnlich einer Personlichkeitsstorung Einteilung nach ICD 10Im ICD 10 gibt es in Kapitel V einen Abschnitt zu Personlichkeits und Verhaltensstorungen Paranoide Personlichkeitsstorung Die paranoide Personlichkeitsstorung F60 0 ist gekennzeichnet durch ubermassiges Misstrauen bis hin zur haufigen Annahme von Verschworungen um Ereignisse zu erklaren Streitsucht dauernden Groll und starke Selbstbezogenheit Handlungen Ausserungen und kommunikative Signale anderer Personen werden haufig als feindlich missgedeutet Schizoide Personlichkeitsstorung Im ICD 10 wird die schizoide Personlichkeitsstorung F60 1 so beschrieben Eine Personlichkeitsstorung die durch einen Ruckzug von affektiven sozialen und anderen Kontakten mit ubermassiger Vorliebe fur Phantasie einzelgangerisches Verhalten und in sich gekehrte Zuruckhaltung gekennzeichnet ist Es besteht nur ein begrenztes Vermogen Gefuhle auszudrucken und Freude zu erleben Dissoziale Personlichkeitsstorung Typisch fur die dissoziale Personlichkeitsstorung F60 2 sind Verantwortungslosigkeit und Missachtung sozialer Normen Regeln und Verpflichtungen fehlendes Schuldbewusstsein sowie geringes Einfuhlungsvermogen in andere Oft besteht eine niedrige Schwelle fur aggressives oder gewalttatiges Verhalten eine geringe Frustrationstoleranz sowie mangelnde Lernfahigkeit aufgrund von Erfahrung Beziehungen zu anderen Menschen werden eingegangen sind jedoch nicht stabil Menschen mit dissozialer Personlichkeitsstorung kommen haufiger als im Bevolkerungsdurchschnitt mit dem Gesetz in Konflikt Der altere Begriff Psychopathie fur diese Storung wird in der aktuellen deutschsprachigen Literatur nicht mehr verwendet Emotional instabile Personlichkeitsstorung Die ICD 10 unterscheidet zwei Subtypen der emotional instabilen Personlichkeitsstorung Impulsiver Typ F60 30 vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilitat und mangelnde Impulskontrolle und Borderline Typ F60 31 Das DSM 5 spricht dagegen von einer Borderline Personlichkeitsstorung Diagnose Nr 301 83 und unterscheidet nicht zwischen diesen beiden Unterformen Die wesentlichen Merkmale der Borderline Personlichkeitsstorung sind nach ICD 10 impulsive Handlungen ohne Berucksichtigung der Konsequenzen fur den Betroffenen selbst oder dritte Personen in Verbindung mit haufigen unvorhersehbaren und launenhaften Stimmungsschwankungen Hinzu kommt eine Neigung zu intensiven und instabilen Beziehungen oft mit der Folge emotionaler Krisen Storungen und Unsicherheiten bezuglich des Selbstbildes der eigenen Ziele und inneren Praferenzen Es zeigen sich ein anhaltendes Gefuhl der Leere und Zornesausbruche Wenn gewalttatiges Verhalten gegen andere oder gegen sich selbst auftritt spricht man in diesem Fall von autoaggressiven Verhaltensweisen und mangelnder Impulskontrolle als uberdauerndem Erlebens und Verhaltensmuster Ferner beobachtet man eine Tendenz zu streitsuchtigem Verhalten und Konflikten mit anderen Menschen insbesondere wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden Ein wichtiges Kennzeichen dieser Storung ist die grosse Angst vor dem Alleinsein Menschen mit dieser Erkrankung haben gelegentlich ausgepragte Trennungsangste Verlustangste oder Angst vor Isolation auch wenn kein konkreter Grund dazu gegeben ist Histrionische Personlichkeitsstorung Kennzeichnend fur die histrionische Personlichkeitsstorung F60 4 sind Ubertreibung theatralisches Verhalten Tendenz zur Dramatisierung Oberflachlichkeit labile Stimmungslage gesteigerte Beeinflussbarkeit dauerndes Verlangen nach Anerkennung und der Wunsch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen erhohte Krankbarkeit sowie ein ubermassiges Interesse an korperlicher Attraktivitat Personen mit dieser Struktur verfugen oftmals uber hohes schauspielerisches Talent sie schreiben sich fur viele Lebenslagen eigene Rollen zu die sie perfekt inszenieren Falls sie in Situationen denen sie Bedeutung beimessen nicht die gewunschte Aufmerksamkeit bekommen fuhlen sie sich hilflos und ausgeschlossen Zwanghafte Personlichkeitsstorung Die anankastische zwanghafte Personlichkeitsstorung F60 5 ist gekennzeichnet durch Gefuhle von Zweifel Perfektionismus ubertriebener Gewissenhaftigkeit standige Kontrollen allgemein grosse Vorsicht und Starrheit in Denken und Handeln die sich als Unflexibilitat Pedanterie und Steifheit zeigt Typisch ist die ubermassige Beschaftigung mit Details und Regeln so dass die eigentliche Aktivitat oftmals in den Hintergrund tritt Es konnen beharrliche und unerwunschte Gedanken oder Impulse auftreten die nicht die Schwere einer Zwangsstorung erreichen Die Fahigkeit zum Ausdruck von Gefuhlen ist haufig vermindert In zwischenmenschlichen Beziehungen wirken Betroffene dementsprechend kuhl und rational Die Anpassungsfahigkeit an die Gewohnheiten und Eigenheiten der Mitmenschen ist eingeschrankt Menschen mit zwanghafter Personlichkeitsstorung sind meist ubermassig leistungsorientiert und perfektionistisch Daher erweisen sie sich im Arbeitsleben als fleissig ubermassig gewissenhaft und ubergenau wobei der uberstrenge Perfektionismus die Aufgabenerfullung mitunter verhindert Ihre Angst vor Fehlern behindert die Entscheidungsfahigkeit der Betroffenen Etwa ein Prozent der Gesamtbevolkerung ist von einer anankastischen Personlichkeitsstorung betroffen Angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung Die angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung oder auch selbstunsicher vermeidende Personlichkeitsstorung F60 6 ist eine psychische Erkrankung die durch anhaltende Angstlichkeit soziale Hemmungen und ein starkes Verlangen nach sozialer Anerkennung gekennzeichnet ist Menschen mit dieser Storung neigen dazu soziale Situationen zu vermeiden oder mit erheblicher Angst zu begegnen selbst wenn sie starken Wunsch nach sozialen Beziehungen verspuren Die angstlich vermeidende Personlichkeitsstorung ist gekennzeichnet durch ubermassige Sorge bis hin zur wahnahnlichen Uberzeugung abgelehnt zu werden unattraktiv oder minderwertig zu sein Folgen davon sind andauernde Angespanntheit und Besorgtsein der Lebensstil ist wegen des starken Bedurfnisses nach Sicherheit starken Einschrankungen unterworfen Betroffene sind auch teils uberempfindlich gegenuber Ablehnung oder Kritik Die Uberempfindlichkeit im Kontext der angstlich vermeidenden Personlichkeitsstorung bezieht sich auf eine gesteigerte Sensibilitat oder Empfindlichkeit gegenuber Ablehnung Kritik oder negativem Feedback Menschen mit dieser Storung neigen dazu solche Situationen intensiver zu erleben und emotional starker darauf zu reagieren als Personen ohne die Storung Die Uberempfindlichkeit kann dazu fuhren dass Betroffene soziale Interaktionen und Beziehungen meiden um potenzielle negative Erfahrungen zu vermeiden Es ist ein Merkmal das zu den Schwierigkeiten bei der Aufrechterhaltung von Beziehungen und der Teilnahme an sozialen Aktivitaten beitragen kann was wiederum die Lebensqualitat der Betroffenen beeintrachtigt Abhangige Personlichkeitsstorung Die abhangige asthenische Personlichkeitsstorung F60 7 ist gepragt durch mangelnde Fahigkeit zu eigenen Entscheidungen standiges Appellieren an die Hilfe anderer Abhangigkeit von und unverhaltnismassige Nachgiebigkeit gegenuber anderen Dazu kommen Angste nicht fur sich selbst sorgen zu konnen und von einer nahestehenden Person verlassen zu werden und hilflos zu sein Schizotypische Personlichkeitsstorung Die schizotypische Personlichkeitsstorung oder schizotype Storung zeichnet sich aus durch ein tiefgreifendes Verhaltensdefizit im zwischenmenschlichen oder psychosozialen Bereich Dies aussert sich in teils als unpassend empfundenen Verhaltenseigentumlichkeiten der mangelnden Fahigkeit enge Beziehungen einzugehen und Verzerrungen in Denken und Wahrnehmung Das Auftreten wirkt oft schrullig und exzentrisch Im ICD 10 wird diese Storung den schizophrenen und wahnhaften Storungen F2x zugeordnet Narzisstische Personlichkeitsstorung Die narzisstische Personlichkeitsstorung zeichnet sich durch einen Mangel an Empathie Uberschatzung der eigenen Fahigkeiten und gesteigertes Verlangen nach Anerkennung aus Betroffene konnen jedoch leistungsstark in Schule Beruf Hobby sein und haben bisweilen gepflegte und statusbewusste Umgangsformen Betroffene sind haufig sehr stolz und besitzen eine hohe Anspruchshaltung an sich selbst Betroffene zeigen ein meist ausbeutendes Verhalten und einen Mangel an Empathie Es konnen wahnhafte Storungen mit Grossenideen auftreten Die narzisstische Personlichkeitsstorung ist im ICD 10 unter der Rubrik Andere spezifische Personlichkeitsstorungen F 60 8 aufgefuhrt Sie wird jedoch nur im Anhang I der Ausgabe Forschungskriterien naher beschrieben obwohl sie als Diagnose in der Praxis haufig gebraucht wird Im DSM 5 der American Psychiatric Association ist die NPS dagegen als selbststandiges Storungsbild enthalten und gehort dort zum Cluster B der die launisch dramatisch emotionalen Personlichkeitsstorungen umfasst In jedem Fall muss sie von normalem Narzissmus als tatsachlicher oder zugeschriebener Charaktereigenschaft abgegrenzt werden Passiv aggressive Personlichkeitsstorung Die passiv aggressive Personlichkeitsstorung ist gekennzeichnet durch ein tiefgreifendes Muster negativistischer Einstellungen und passiven Widerstandes gegenuber Anregungen und Leistungsanforderungen die von anderen Menschen kommen Sie fallt insbesondere durch passive Widerstande gegenuber Anforderungen im sozialen und beruflichen Bereich auf und durch die haufig ungerechtfertigte Annahme missverstanden ungerecht behandelt oder ubermassig in die Pflicht genommen zu werden Ein eigener Code existierte nur bis DSM IV und wurde im DSM 5 gestrichen In der ICD 10 und den Vorlaufern wird die Storung nur in F60 8 aufgefuhrt jedoch nur in der Ausgabe Forschungskriterien im Anhang I durch Kriterien genauer beschrieben Kombinierte Personlichkeitsstorung Kombinierte Personlichkeitsstorungen fuhren haufig zu Beeintrachtigungen weisen aber nicht die spezifischen Symptombilder der in F60 beschriebenen Storungen auf Dies fuhrt dazu dass es haufig schwieriger ist diese zu diagnostizieren Beispiele Kombinierte Personlichkeitsstorungen mit unterschiedlichen Merkmalen aus den unter F60 aufgefuhrten Storungen allerdings ohne ein vorherrschendes Symptombild das eine genauere Diagnose ermoglichen wurde Storende Personlichkeitsanderungen die nicht in F60 oder F62 einzuordnen sind oder Zweitdiagnosen zu bisher bestehenden Angst oder Affektstorungen LebensqualitatMeist wird angenommen dass alle Personlichkeitsstorungen die normale Lebensfuhrung erschweren und zu niedriger Lebensqualitat beitragen da erkennbares Leiden und Beeintrachtigungen eine grundlegende Bedingung fur die Diagnose sind Aber das scheint nicht fur alle Arten von PS gleichermassen zuzutreffen Verschiedene Studien belegten zwar dass die angstliche abhangige schizoide paranoide schizotype und die dissoziale Personlichkeitsstorung mit einer verminderten Funktionsfahigkeit und Lebensqualitat einhergeht Die zwanghafte und histrionische PS dagegen hatten jedoch kaum einen negativen Einfluss auf Lebensqualitat und Leistungsfahigkeit im Alltag In einer Langzeitstudie waren noch nach 15 Jahren fast alle PS mit psychosozialen Einschrankungen assoziiert mit Ausnahme der zwanghaften und narzisstischen Personlichkeitsstorung Diese beiden PS scheinen sich im Gegenteil sogar positiv auszuwirken wie eine Untersuchung zu bestimmten Aspekten des Lebenserfolgs ergab d h sozialer Stellung Wohlstand und erfolgreichen intimen Beziehungen Denn sie erreichten hier die hochste Stufe und zeigten eher gute Werte die schizotypische antisoziale borderline und abhangige PS dagegen eher schlechte Werte Die paranoide histrionische und angstliche Personlichkeitsstorung lagen im Mittelfeld und die schizoide PS war mit den schlechtesten Werten verbunden Insgesamt gibt es einen direkten negativen Zusammenhang zwischen der Menge erfullter Diagnosekriterien und Lebensqualitat Das bedeutet je mehr Personlichkeitsstorungen und je mehr einzelne Kriterien von allen PS vorliegen desto geringer ist die Lebensqualitat einer Person Einige Befunde deuten auch auf einen ungunstigen Einfluss der meisten PS auf Ausbildungsniveau wirtschaftliche Probleme Arbeitslosigkeit o a und soziookonomischen Status Abhangig von der Art der PS kann auch das Risiko fur Selbsttotungsversuche erhoht sein Das gilt insbesondere fur die dissoziale narzisstische und Borderline Personlichkeitsstorung in geringerem Grad aber auch fur andere wie die schizoide PS Uberlappungen scheinen zwischen Personlichkeitsstorungen und dem Konsum psychoaktiver Substanzen zu bestehen 16 4 der Betroffenen mit einer Personlichkeitsstorung zeigen einen problematischen Alkoholkonsum 5 5 nehmen illegale Drogen Umgekehrt weisen 28 6 der Personen mit problematischem Alkoholkonsum und 47 7 der Personen mit einem problematischen Drogenkonsum zumindest eine Personlichkeitsstorung auf HaufigkeitDie Haufigkeit von Personlichkeitsstorungen ist nur begrenzt erforscht dementsprechend ungewiss und diesbezugliche Angaben schwanken stark In Deutschland wurde bisher nur eine einzige Studie hierzu durchgefuhrt laut der etwa 9 4 Prozent der Gesamtbevolkerung an einer Personlichkeitsstorung leidet Unter psychiatrischen Patienten haben allerdings 40 bis 60 Prozent eine PS sodass der Anteil dort deutlich grosser ist Innerhalb dieser Bevolkerungsgruppe ist die angstliche Personlichkeitsstorung haufigste Diagnose die paranoide und schizoide Personlichkeitsstorung hingegen die seltenste Haufig sind Personlichkeitsstorungen unter Obdachlosen besonders die paranoide schizotypische oder schizoide PS Cluster A Ahnliches gilt fur mannliche Inhaftierte wobei hier Borderline histrionische antisoziale und narzisstische PS Cluster B erwartbar uberwiegen Die paranoide angstliche und abhangige Personlichkeitsstorung scheint haufiger unter Menschen mit geringerer Ausbildung vorzukommen die zwanghafte dagegen ofter in hoheren sozialen Schichten Auch Menschen die im Zentrum einer Stadt leben haben haufiger Personlichkeitsstorungen die Ursachen hierfur sind jedoch noch unklar Auch die Frage nach der Geschlechterverteilung von Personlichkeitsstorungen ist nicht ausreichend geklart Es gibt jedoch Hinweise dafur dass sie sich bei bestimmten Storungen erheblich unterscheidet So sind um die 80 Prozent der Menschen mit dissozialer Personlichkeitsstorung mannlich Auch die schizotypische und die paranoide PS sind bei Mannern vermutlich haufiger Die histrionische abhangige und die Borderline Personlichkeitsstorung scheinen hingegen bei Frauen ofter vorzukommen UrsachenEs existiert keine einheitliche Vorstellung uber die Ursachen oder die Entstehung von Personlichkeitsstorungen Die Entwicklung der Personlichkeit wird allgemein als Ergebnis komplexer Wechselwirkungen aus Umweltfaktoren Eltern soziales Umfeld und genetischer Veranlagung gesehen Die verschiedenen Erklarungsansatze der Psychologie gewichten einzelne Aspekte starker als andere erganzen sich jedoch im Grossen und Ganzen Aus Sicht der Tiefenpsychologie werden Storungen in der kindlichen Entwicklung als ursachlich oder begunstigend fur die Ausbildung von Personlichkeitsstorungen angenommen Beispielsweise werden ein ungunstiges soziales Umfeld und eventuelle traumatische Erlebnisse als belastende Faktoren angesehen Die klassische Psychoanalyse wertet die Prozesse der Identitatsentwicklung starker Lerntheoretische Ansatze betonen dass Personlichkeitsstorungen im Kern ein gelerntes Verhalten darstellen Prinzipien des operanten Konditionierens Beeinflussung durch positive oder negative Verstarkung und Modell Lernens dem Lernen am Beispiel fuhren demnach dazu dass bereits angelegte Verhaltenstendenzen verstarkt oder abgeschwacht werden konnen Diese Annahmen sind der Ansatz fur die moderne Verhaltenstherapie die beispielsweise bei der Behandlung der Borderline Symptomatik empirisch belegte Behandlungserfolge aufweist TherapieDie Behandlung von Personlichkeitsstorungen erfolgt in erster Linie mit psychotherapeutischen Verfahren Dabei kommen meist psychoanalytische oder tiefenpsychologische Therapie z B in alphabetischer Reihenfolge nach Peter Fonagy Otto F Kernberg Gerd Rudolf Ulrich Streeck und kognitive Verhaltenstherapie nach Aaron T Beck oder Marsha M Linehan zum Einsatz In einigen Fallen werden auch Medikamente verschrieben Diese bewirken jedoch nur eine Abmilderung von Symptomen So konnen beispielsweise einige Antidepressiva und Antipsychotika impulsive oder selbstverletzende Handlungen reduzieren Gleichzeitig bestehende andere psychiatrische Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen sollten mitbehandelt werden hier sind antidepressiv wirksame Medikamente durchaus indiziert Je nach Ausgangslage konnen sich Therapien uber Jahre hinziehen und stellen somit grosse Anspruche an die Therapeuten wie auch die Patienten In einigen Fallen treten Suizidalitat oder selbstverletzendes Verhalten auf bei anderen die Tendenz zu Drogenmissbrauch Delinquenz oder Gewalttatigkeit Sehr haufig kommt es im Rahmen einer Personlichkeitsstorung zu Depressionen seltener sind psychotische Symptome All diese Faktoren erschweren die therapeutische Arbeit Es ist fraglich ob Personlichkeitsstorungen mit psychiatrisch psychotherapeutischen Interventionen so behandelt werden konnen dass eine vollstandige Heilung eintritt Oftmals wird darauf hingewiesen dass die Behandlung eine Besserung der psychischen Storung oder die Losung konkreter zum Behandlungszeitpunkt bestehender Alltagsprobleme zum Ziel hat In verschiedenen Studien zum Behandlungserfolg von Personlichkeitsstorungen konnten Therapieeffekte nachgewiesen werden nach denen die Diagnose einer Personlichkeitsstorung nicht mehr gerechtfertigt war Aber auch hier kann nicht von einer vollstandigen Genesung gesprochen werden lediglich von einer starken Verbesserung StigmatisierungDie Offentlichkeit hat weniger Kenntnisse uber Personlichkeitsstorungen als uber andere psychische Erkrankungen Es gibt Hinweise darauf dass Personlichkeitsstorungen moglicherweise noch starker als andere psychiatrische Diagnosen stigmatisiert werden Tatsachlich reagiert die Offentlichkeit weniger mitfuhlend auf Personen bei denen eine Personlichkeitsstorung beschrieben wird Haufig wird Betroffenen eher unterstellt dass sie weniger professionelle Hilfe benotigen als Personen mit anderen psychiatrischen Storungen Sowohl Angst als auch Frustration sind die allgemeinen Reaktionen der Offentlichkeit auf Personlichkeitsstorungen Die Unkenntnis in der Offentlichkeit kann dazu fuhren dass Personen mit Personlichkeitsstorungen eher ausgegrenzt als behandelt werden Die Uberzeugung dass Menschen mit Personlichkeitsstorungen in der Lage sein sollten Kontrolle uber ihr Verhalten zu haben fuhrt dazu dass Krankheitssymptome als manipulatives Verhalten oder Ablehnung von Hilfe interpretiert werden Dies kann ausserdem dazu fuhren dass Betroffene eher als schwierig im Umgang statt als krank angesehen werden KritikPeter Fiedler ubt aus einer verhaltenstherapeutisch orientierten klinisch psychologischen Perspektive Kritik am Konzept der Personlichkeitsstorungen Mit Hilfe eines Zitats des Philosophen und Psychiaters Karl Jaspers beschreibt er das Stigmatisierungsproblem Menschlich aber bedeutet die Feststellung des Wesens eines Menschen eine Erledigung die bei naherer Betrachtung beleidigend ist und die Kommunikation abbricht Die Festschreibung einer gesamten Personlichkeit als gestort sei ethisch zweifelhaft Insbesondere fuhrt Fiedler an dass Personen mit Personlichkeitsstorungen sich auf charakteristisch gestorte Art und Weise in zwischenmenschlichen Interaktionen verhalten Erst auf dieser Ebene trete die Storung zu Tage die Betroffenen selbst empfanden sich als Person oft nicht als gestort Ich Syntonie Somit erfolge durch die Diagnose einer Personlichkeitsstorung eine Umdeutung des Geschehens durch den gesunden Interaktionspartner und zwar derart dass der abweichende Interaktionspartner per Charakter Diagnose allein verantwortlich fur die Storung gemacht wird Diese Umdeutung des Geschehens stelle letztlich eine Pseudoerklarung dar dass die Person in ihrer Gesamtheit gestort sei und somit die Person das Storende die Ursache der Storung sei Mogliche Storungen des sozialen Systems der Interaktion der Gesellschaft gerieten aus dem Blickfeld Verhaltenstherapeutisch orientierte Klinische Psychologen im deutschen Sprachraum u a Rainer Sachse betrachten Personlichkeitsstorungen primar als Interaktionsstorungen Im englischen Sprachraum verstehen z B Beck und Freeman Personlichkeitsstorungen als eine Kombination von grundlegenden Gedanken uber sich selbst z B Ich bin hilflos und entsprechenden interaktionellen Verhaltensstrategien z B Anhanglichkeit die in charakteristischer und unflexibler Weise die soziale Interaktion bestimmen und somit zu Folgeproblemen fuhren konnen LiteraturFachbucher Sven Barnow Personlichkeitsstorungen Ursachen und Behandlung Mit funf Fallbeispielen Huber Bern 2007 ISBN 978 3 456 84406 0 Thomas Bronisch Martin Bohus Matthias Dose Krisenintervention bei Personlichkeitsstorungen Klett Cotta Verlag Stuttgart 2005 ISBN 3 608 89007 6 Peter Fiedler Sabine Herpertz Personlichkeitsstorungen 8 Auflage Julius Beltz Weinheim 2022 ISBN 978 3 621 28893 4 H Haltenhof G Schmid Ott U Schneider Hrsg Personlichkeitsstorungen im therapeutischen Alltag Pabst Lengerich 2009 ISBN 978 3 89967 517 7 Otto F Kernberg Schwere Personlichkeitsstorungen 2000 ISBN 3 608 95369 8 Rudi Merod Hrsg Behandlung von Personlichkeitsstorungen Ein schulenubergreifendes Handbuch Dgvt Verlag Tubingen 2005 ISBN 3 87159 054 1 Andreas Remmel Otto F Kernberg Wolfgang Vollmoeller Handbuch Korper und Personlichkeit Schattauer Stuttgart 2006 ISBN 3 7945 2411 X Gerd Rudolf Strukturbezogene Psychotherapie Leitfaden zur psychodynamischen Therapie struktureller Storungen 3 uberarb und erw Auflage Schattauer Stuttgart 2013 ISBN 978 3 7945 2857 8 Rainer Sachse Personlichkeitsstorungen verstehen Zum Umgang mit schwierigen Patienten 10 Auflage Psychiatrie Verlag Bonn 2014 ISBN 978 3 88414 508 1 B Schmitz P Schuhler A Handke Raubach A Jung Kognitive Verhaltenstherapie bei Personlichkeitsstorungen und unflexiblen Personlichkeitsstilen Pabst Lengerich 2002 ISBN 3 935357 38 9 Ulrich Streeck Psychotherapie komplexer Personlichkeitsstorungen Klett Cotta Stuttgart 2004 ISBN 978 3 608 94481 5 John Steiner Narzisstische Einbruche Sehen und Gesehenwerden Scham und Verlegenheit pathologischer Personlichkeitsstorungen 2 Auflage Klett Cotta Stuttgart 2011 ISBN 978 3 608 94688 8 Leitlinien S3 Leitlinie Diagnostik Therapie und Rehabilitation von Patientinnen und Patienten mit schwerer Beeintrachtigung der Personlichkeitsfunktionen LL SBPF 8 August 2024 gultig bis 7 August 2029 S3 Leitlinie Borderline Personlichkeitsstorung 14 November 2022 gultig bis 31 Mai 2026 S3 Leitlinie Psychosoziale Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen 3 Februar 2022 gultig bis 31 Oktober 2025 WeblinksLiteratur von und uber Personlichkeitsstorung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Personlichkeitsstorungen GePs e V Zwischen Dimension und Diagnose Die neuen Kriterien fur Personlichkeitsstorungen Gesprach mit Sabine Herpertz uber die Diagnostik nach IDC 11 Podcast Jung und Freudlos Uniklinik Freiburg im Breisgau 4 Marz 2025 EinzelnachweiseHenning Sass Personality Disorders In International Encyclopedia of the Social amp Behavioral Sciences 2001 S 11301 11308 doi 10 1016 b0 08 043076 7 03763 3 elsevier com abgerufen am 30 November 2017 Psychopathie In Uwe Henrik Peters Worterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie 1999 ISBN 3 86047 864 8 S 420 Philippe Pinel Traite Medico Philosophique sur l alienation mentale Brosson Paris 1809 Julius A Koch Die psychopathischen Minderwertigkeiten Maier Ravensburg 1891 1893 Ernst Kretschmer Korperbau und Charakter Springer Berlin 1921 Kurt Schneider Die psychopathischen Personlichkeiten In Gustav Aschaffenburg Hrsg Handbuch der Psychiatrie Deuticke Leipzig 1923 Charakterneurose In Jean Laplanche Jean Bertrand Pontalis Das Vokabular der Psychoanalyse Erster Band Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft Frankfurt am Main 1973 ISBN 3 518 27607 7 S 109 111 Wolfgang Loch Hrsg Die Krankheitslehre der Psychoanalyse Eine Einfuhrung 3 Auflage S Hirzel Verlag 1977 ISBN 3 7776 0313 9 S 157 168 Charles Brenner Elemente des seelischen Konflikts S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1986 ISBN 3 10 007902 7 S 181 188 Charakterneurose In Uwe Henrik Peters Worterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie 3 Auflage Urban amp Schwarzenberg 1984 ISBN 3 541 04963 4 S 91 Peter Falkai Hans Ulrich Wittchen Hrsg Diagnostisches und statistisches Manual psychischer Storungen DSM 5 Hogrefe Gottingen 2015 ISBN 978 3 8017 2599 0 S 885 ICD Code F60 F69 Personlichkeits und Verhaltensstorungen Abgerufen am 15 Marz 2018 ICD11 in der deutschen Ubersetzung hrsg vom Bundesinstitut fur Arzneimittel und Medizinprodukte Entwurfsfassung Abgerufen am 20 November 2022 Markus T Gastpar Siegfried Kasper Michael Linden Psychiatrie und Psychotherapie 2013 ISBN 978 3 7091 6068 8 S 227 What s the Difference Between a Personality Disorder and a Mood Disorder Abgerufen am 15 September 2015 Fritz Georg Lehnhardt et al Diagnostik und Differentialdiagnose des Asperger Syndroms im Erwachsenenalter Arzteblatt 2013 doi 10 3238 arztebl 2013 0755 Alte S2 Leitlinie Personlichkeitsstorungen gultig von 2008 bis 2013 Memento vom 23 Januar 2013 im Internet Archive PDF AWMF Siehe Kapitel 1 2 2 Geschlechtsverteilung 1 2 3 Mortalitat 2 2 Definition von Personlichkeitsstorungen ICD 10 Forschungskriterien und 4 5 Behandlungsprinzipien bei Emotional instabile bzw Borderline Personlichkeitsstorung ICD 10 WHO Personlichkeits und Verhaltensstorungen Memento vom 6 April 2016 imInternet Archive Rainer Sachse Personlichkeitsstorungen 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Hogrefe Gottingen 2013 ISBN 978 3 8017 2542 6 Thomas A Widiger Kap 9 Epidemiology und Kap 10 Gender and Personality Disorders In The Oxford Handbook of Personality Disorders 2012 ISBN 978 0 19 999601 8 S 203 f 201 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Paul Emmelkamp Personality Disorders 2013 ISBN 978 1 317 83477 9 S 54 ff Simone Ullrich Dimensions of DSM IV Personality Disorders and Life Success PDF doi 10 1521 pedi 2007 21 6 657 Svenn Torgersen Prevalence Sociodemographics and Functional Impairment In The American Psychiatric Publishing textbook of personality disorders 2 Auflage 2014 ISBN 978 1 58562 456 0 S 122 126 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Y Levi Belz Y Gvion U Levi A Apter Beyond the mental pain A case control study on the contribution of schizoid personality disorder symptoms to medically serious suicide attempts In Comprehensive Psychiatry Band 90 S 102 109 doi 10 1016 j comppsych 2019 02 005 elsevier com Kathlen T Brady Sudie E Back Shelly F Greenfield Hrsg Women amp Addiction A Comprehensive Handbook The Guilford Press New York London 2009 Adrian J Connolly et al Personality disorders in homeless drop in center clients 2008 doi 10 1521 pedi 2008 22 6 573 Cluster A personality disorders paranoid schizoid schizotypal were found in almost all participants 92 had at least one diagnosis and Cluster B 83 had at least one of antisocial borderline histrionic or narcissistic and C 68 had at least one of avoidant dependent obsessive compulsive disorders also were highly prevalent Tina Schroder Psychische Erkrankungen bei mannlichen Gefangenen im geschlossenen Vollzug Dissertation 2005 ab S 49 PDF 447 kB abgerufen am 20 Mai 2017 There are few disorders that carry such a stigma as personality disorders In Helpseeker net Abgerufen am 6 Dezember 2020 Lindsay Sheehan Katherine Nieweglowski Patrick Corrigan The Stigma of Personality Disorders In Current Psychiatry Reports Band 18 Nr 1 2016 ISSN 1523 3812 S 11 doi 10 1007 s11920 015 0654 1 springer com abgerufen am 10 November 2019 Peter Fiedler Personlichkeitsstorungen 6 Auflage Beltz 2007 ISBN 978 3 621 27622 1 S 3 6 Aaron T Beck Arthur Freeman Kognitive Therapie der Personlichkeitsstorungen 3 deutsche Auflage Beltz Weinheim 1995 ISBN 3 621 27155 4 Personlichkeitsstorungen nach ICD 10 paranoid F60 0 schizoid F60 1 dissozial antisozial F60 2 emotional instabil F60 3 Borderline F60 31 histrionisch F60 4 zwanghaft anankastisch F60 5 angstlich vermeidend F60 6 abhangig asthenisch dependent F60 7 Sonstige F60 8 haltlos narzisstisch passiv aggressiv negativistisch unreif Ausserhalb von F60 schizotypisch F21 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient weder der Selbstdiagnose noch wird dadurch eine Diagnose durch einen Arzt ersetzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4173873 1 GND Explorer lobid OGND AKS

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