Die Pfründe von mittellateinisch praebenda für Unterhalt abgeleitet Plural Pfründen auch Präbende historisch auch Pfrund
Pfründe

Die Pfründe (von mittellateinisch praebenda für „Unterhalt“ abgeleitet), Plural Pfründen, auch Präbende, historisch auch Pfrund (in der Schweiz) oder Pröven (in Norddeutschland) genannt, lateinisch Benefizium, bezeichnet ursprünglich eine Schenkung. Später bezeichnet sie das Einkommen aus einem weltlichen oder kirchlichen Amt, insbesondere die durch eine natürliche oder juristische Person gewährte Verköstigung oder Zahlung von Unterhalt. Übertragen wird der Begriff auch für das Amt selbst mit einem selbständigen Einkommen für den Amtsinhaber oder für eine Abgabe zur Finanzierung dieses Amtes gebraucht. Heute noch gibt es Pfründen aus dem Ertrag von kirchlichen Liegenschaften oder Vermögen, welche die Säkularisation überdauert haben.
Geschichte
Im frühen und hohen Mittelalter, vor der allgemeinen Durchsetzung der Geldwirtschaft, bot dieses System der indirekten Finanzierung eines Amtes die Möglichkeit, solche Stellen unabhängig und langfristig zu finanzieren. Es war auch möglich, eine Pfründe (deren Ertrag) auf mehrere Personen aufzuteilen oder mehrere Pfründen für eine Personengruppe vorzusehen (z. B. am Speyerer Dom: Semipräbendare und Sexpräbendare). Pfründner nannte man auch Pensionäre in Spitälern, die sich durch Einbringen eines Legats eine dauernde Unterkunft und Pflege gesichert hatten.
Schon im Mittelalter wandten sich Päpste und Konzilien gegen die Vereinigung mehrerer Pfründen auf eine Person („Pfründenkumulation“), denn die Zuweisung mehrerer Einkünfte – insbesondere in verschiedenen Orten – vertrug sich nicht mit der persönlichen Verrichtung der Amtspflichten, der Residenzpflicht. Daher wurden die Pfründen nach und nach zu Gunsten einer direkten Besoldung der Amtsträger eingezogen.
Pfründen als Keimzellen von sozialen Institutionen, Gilden und Zünften
Das Pfründenwesen diente in vielen europäischen Städten des Mittelalters zur Entwicklung sozialer Institutionen. An zwei Beispielen kann dies nachvollzogen werden:
Von der Pfründe zur Zunft am Beispiel Antwerpens
In Antwerpen gingen einige Handwerks-Zünfte und Gilden aus Stiftungen für Messen hervor. Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert bestellten wohlhabende, ältere Leute einen Seelsorger der Liebfrauenkathedrale, der nach ihrem Tode für sie regelmäßig Messe lesen sollte. Die materielle Versorgung dieses Dienstes wurde oft durch eine Schenkung von Land, Wald oder Immobilien sichergestellt. Da dieser Priester jede Woche mindestens einmal den Gottesdienst auf einem bestimmten Altar zu lesen hatte, verband sich dieser Altar und der ihm zugehörige Heilige mit der Pfründe. Meist verwaltete der Priester die Schenkung nicht selbst, sondern die Erblasserin oder der Erblasser setzte eine Institution ein. Im süddeutschen Raum, in Österreich und der Schweiz entstanden dadurch Stiftungen – mehrfach in Form von Kloster-Stiften. In Antwerpen wurden die ersten dieser Institutionen um 1230 gegründet. Da die Pfründen zuweilen von Kaufleuten oder Handwerksmeistern gestiftet wurden, weiteten sie sich oft zu Gilden und Zünften aus. Die Verknüpfung mit dem Altar und dem Heiligen war dabei konstitutiv. Die Kirchenoberhäupter unterstützten diesen Wandel; sie wurden von einer wesentlichen Renovations- und Instandhaltungspflicht des Kirchengebäudes entbunden.
In Antwerpen sind diese Pfründen-Altäre Wegmarken der Kunstgeschichte. Die Altarbilder wurden Meistern wie Peter Paul Rubens in Auftrag gegeben. Vom 16. Jahrhundert an begründete damit die Malerei der Renaissance und später die des Barock von Antwerpen ihren Ruhm und ihr Auskommen.
Pfründen als Finanzierungsform sozialer Institutionen am Beispiel St. Gallens
In St. Gallen, wie in vielen anderen Städten Mittel- und Westeuropas auch, bildete das Pfründenwesen den materiellen Hintergrund eines so genannten «Heilig-Geist-Spitals». Dieses „Spital“ der Stadt St. Gallen wurde 1228, also rund 60 Jahre vor der Abfassung des Bundesbriefes von 1291, gestiftet. Dass die Institution bis in die heutige Zeit überlebt hat, ist bemerkenswert. Der Begriff Spital trifft den institutionellen Charakter nur unzureichend: Nach heutiger Terminologie enthielt die Stiftung ein Alters- und Pflegeheim, ein Waisenhaus, eine Armen- und Arbeitsanstalt, ein Hospital für ansteckende Krankheiten (Siechenhaus) und ein Krankenheim. Diese Institutionen standen nur den Bürgern der Stadt offen. Ab 1845 wurde die Einrichtung in Bürgerspital umbenannt.
Das Heilig-Geist-Spital ging ursprünglich aus einer Stiftung des Minnesängers Ulrich von Singenberg und des Stadtbürgers Ulrich Blarer hervor. Während ihres ganzen Bestehens bis zur heutigen Zeit sind freiwillige Zuwendungen ein wesentlicher Finanzierungsfaktor der Institution. Die Motivation war, dass eine Wohlhabende oder ein Wohlhabender einen Teil seines Reichtums an Bedürftige abgibt. Bernhard Wartmann, der Chronist des Heiliggeist-Spitals St. Gallen, schreibt um 1794:
„Vornehme und adelige Geschlechter wurden durch die damals den Benediktinern eigentümlich zugehörende Menschlichkeit angespornt, das Ihrige mit beizutragen, um den Überfluss des einten durch Unterstützung des andern gehörig anzuwenden. So entstanden Stiftungen und Vergabungen, um Elende zu ernähren und Waisen zu erhalten.“
Wichtig scheint in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass ein begüterter Mensch nicht einem individuellen Armen ein Almosen gab, sondern dass er einen Teil seines Reichtums einer Institution vermachte, die dann allen Armen ohne Unterschied zustand. Diese institutionelle Wohltätigkeit ist für einen Sozialstaat charakteristisch. In St. Gallen wurde mit dem Namen „Pfrund“ eine frühe Form eines Pensionskassen-Systems begründet. Ein Bürger konnte sich mit einem festen Geldbetrag oder einer Schenkung in Naturalien das Recht erwerben, bis zu seinem Tode im Spital wohnen zu dürfen und verköstigt zu werden. Dieser Geldbetrag oder die Naturalie wurde Pfrund genannt.
Durch die Pfründen gelangte das Spital im Laufe der Zeit zu einem ansehnlichen Besitz von Land, Wald, Rebbergen und Immobilien. Die Pfründe gehörte nach dem Ableben, wie heute das Pensionskassenkapital auch, dem Spital.
Das Heiliggeist-Spital nahm auch Flüchtlinge auf. Oft unter großer Entbehrung wie 1688 als in der Folge der Hugenottenkriege viele flüchtende Franzosen und Piemonteser Piemonteser in St. Gallen vorbeikamen oder auch dort blieben.
Das Spital hatte den Auftrag, Milch für Bedürftige zu liefern. Vor allem Familien mit Kindern hatten Anrecht auf verbilligte Milch. Die Stiftung legte deshalb einen Höchstpreis fest. Menschen, die in Armut gerieten, hatten Anrecht auf eine so genannte Wochengabe. Diese wurde individuell festgelegt.
Neben den beschriebenen Leistungen wie Altersheim, Pflegeheim, Waisenhaus, Essen und Unterkunft für die Pensionäre gab es also auch Leistungen, die wir heute dem Sozialwesen zurechnen würden. Das Heiliggeist-Spital ist in der Terminologie der Umweltökonomie ein so genanntes Gemeingut (Englisch: Commons oder Pool-Ressource). Deren Aneignung und Bereitstellung wurde z. B. von Elinor Ostrom wissenschaftlich erforscht und dokumentiert.
Rechtsgrundlagen
Eine noch bestehende Pfründe ist heutzutage in Deutschland häufig als eine rechtsfähige Stiftung verfasst, die zu kirchlichem Vermögen gehört und in der Regel durch kirchliche Organe rechtlich vertreten wird (z. B. Ordinariat, Kirchenvorstand). Den rechtlichen Charakter einer Pfründe haben auch die vielerorts noch vorhandenen Küsterschulstiftungen und Kirchschullehne, etwa in Sachsen. Ob Pfründen Stiftungen kirchlichen, öffentlichen oder privaten Rechts sind, hängt von ihrer Entstehungszeit und dem örtlich geltenden (Landes-)Recht ab.
Die rechtliche Ausgestaltung einer Pfründe hängt unter Umständen von den Regeln eines allenfalls vorhandenen Konkordates ab, sie kann aber auch je nach Diözese unterschiedlich sein (sog. Partikularrecht). So haben in Österreich gemäß Art. II des österreichischen Konkordates, BGBl. II Nr. 2/1934, die mit Rechtspersönlichkeit ausgestatteten kirchlichen Einrichtungen auch Rechtspersönlichkeit für den staatlichen Bereich, entsprechende Bestimmungen des Kirchlichen Gesetzbuches (CIC) 1917 wurden von der Bischofskonferenz auch nach Inkrafttreten des CIC 1983 beibehalten. Es können somit zumindest in Österreich auch Pfründen die Rechtsstellung einer Körperschaft öffentlichen Rechts haben. Für die Erzdiözese Wien wurde im Dezember 2024 eine neue Regelung für die Verwaltung des Pfründenvermögens über einen Sozialfonds auf Grundlage des can. 1274 CIC veröffentlicht.
Heutiger Sprachgebrauch
Auch ein für Träger öffentlicher Ämter oft zu günstigen Bedingungen durch Einkauf oder eine Stiftung gesicherter Unterhalt in einem Kloster, Heim oder Krankenhaus kann als Pfründe bezeichnet werden. Eine Person, die diese Leistungen in Anspruch nimmt, wird Pfründner (oder Präbendar bzw. Präbendarius, in Norddeutschland Prövener) genannt.
In der heutigen Umgangssprache taucht der Begriff meist negativ konnotiert auf, wenn eine „fette Pfründe“ ein Amt bezeichnen soll, das wesentlich mehr einbringt, als Leistung dafür zu erbringen ist.
Siehe auch
- Pfrundhaus
- Sinekure
- Frühstücksdirektor
Literatur
- Gudrun Walter: Rechtsgrundlagen des Benefizialwesens im CIC/1917 und CIC/1983 (Online)
- Ernst Ziegler (Hg.): Vom Heiliggeist-Spital zum Bürgerspital. Bürgerspital St. Gallen, St. Gallen 1995, ISBN 3-907928-00-8.
Weblinks
- Beispiel: BFH-Urteil vom 13. Mai 1987 (II R 225/82) BStBl. 1987 II S. 722
- Immacolata Saulle Hippenmeyer: Pfründen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- Marcel Gielis: Images are the books of the ignorant. In: Ria Fabri, Nico Van Hout (Ed.): From Quinten Metsijs to Peter Paul Rubens. Masterpieces from the Royal Museum Reunited in the Cathedral. Bai Publishers, Antwerp 2009, ISBN 9789 0858 6537 7, S. 205.
- Jos Van den Nieuwenhuizen: Altars, from chantry to craft. In: Ria Fabri, Nico Van Hout (Ed.): From Quinten Metsijs to Peter Paul Rubens. Masterpieces from the Royal Museum Reunited in the Cathedral. Bai Publishers, Antwerp 2009, ISBN 9789 0858 6537 7, S. 13–15.
- Paul Huvenne, Paul Van Remoortere Introduction. In: Ria Fabri, Nico Van Hout (Ed.): From Quinten Metsijs to Peter Paul Rubens. Masterpieces from the Royal Museum Reunited in the Cathedral. Bai Publishers, Antwerp 2009, ISBN 9789 0858 6537 7, S. 9–11.
- Man würde vielleicht besser von einem Hospiz oder einem Hospital sprechen. Vgl. Marcel Mayer: Heime im Heim. Die Aufgaben des Bürgerspitals im Wandel. In: Ernst Ziegler (Hg.): Vom Heiliggeist-Spital zum Bürgerspital. Bürgerspital St. Gallen, St. Gallen 1995, ISBN 3-907928-00-8, S. 126–127.
- Stefan Sonderegger: Das Heiliggeist-Spital St.Gallen als wirtschaftliche Institution im Spätmittelalter. In: Ziegler E. (Hg.): Vom Heiliggeist-Spital zum Bürgerspital. Bürgerspital St. Gallen, St. Gallen 1995, ISBN 3-907928-00-8, S. 63.
- Bernhard Wartmann: Spital, Seelhaus, Prestenhaus, Siechenhaus, Zucht- und Waisenhaus. Bearbeitet von E. Ziegler in: Ernst Ziegler (Hg.): Vom Heiliggeist-Spital zum Bürgerspital. Bürgerspital St. Gallen, St. Gallen 1995, ISBN 3-907928-00-8, S. 14.
- Stefan Sonderegger: Das Heiliggeist-Spital St.Gallen als wirtschaftliche Institution im Spätmittelalter. In: Ernst Ziegler (Hg.): Vom Heiliggeist-Spital zum Bürgerspital. Bürgerspital St. Gallen, St. Gallen 1995, ISBN 3-907928-00-8, S. 63–89.
- Bernhard Wartmann: Spital, Seelhaus, Prestenhaus, Siechenhaus, Zucht- und Waisenhaus. Bearbeitet von E. Ziegler in: Ziegler E. (Hg.): Vom Heiliggeist-Spital zum Bürgerspital. Bürgerspital St. Gallen, St. Gallen 1995, ISBN 3-907928-00-8, S. 38.
- Elinor Ostrom: Die Verfassung der Allmende. Mohr Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 978-3-16-146916-9.
- Damjan Peter Oitzl: Die Einkünfte von katholischen Priestern und deren steuerliche Behandlung. Masterarbeit an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt 2016. S. 48–49.
- Can. 1274 — § 1. In den einzelnen Diözesen hat es eine besondere Einrichtung zu geben, die Vermögen oder Gaben zu dem Zweck sammelt, dass der Unterhalt der Kleriker, die für die Diözese Dienst tun, gemäß can. 281 gewährleistet ist, falls nicht anders für sie vorgesorgt ist. … (Abgerufen am 11. Dezember 2024).
- Bestimmungen für die Gebarung der Pfründenvermögen. Wiener Diözesanblatt, Jahrgang 162, Nr. 12, Dezember 2024, ZDB-ID 553999-7, S. 221–223 (Abgerufen am 11. Dezember 2024).
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Pfrunde von mittellateinisch praebenda fur Unterhalt abgeleitet Plural Pfrunden auch Prabende historisch auch Pfrund in der Schweiz oder Proven in Norddeutschland genannt lateinisch Benefizium bezeichnet ursprunglich eine Schenkung Spater bezeichnet sie das Einkommen aus einem weltlichen oder kirchlichen Amt insbesondere die durch eine naturliche oder juristische Person gewahrte Verkostigung oder Zahlung von Unterhalt Ubertragen wird der Begriff auch fur das Amt selbst mit einem selbstandigen Einkommen fur den Amtsinhaber oder fur eine Abgabe zur Finanzierung dieses Amtes gebraucht Heute noch gibt es Pfrunden aus dem Ertrag von kirchlichen Liegenschaften oder Vermogen welche die Sakularisation uberdauert haben GeschichteIm fruhen und hohen Mittelalter vor der allgemeinen Durchsetzung der Geldwirtschaft bot dieses System der indirekten Finanzierung eines Amtes die Moglichkeit solche Stellen unabhangig und langfristig zu finanzieren Es war auch moglich eine Pfrunde deren Ertrag auf mehrere Personen aufzuteilen oder mehrere Pfrunden fur eine Personengruppe vorzusehen z B am Speyerer Dom Semiprabendare und Sexprabendare Pfrundner nannte man auch Pensionare in Spitalern die sich durch Einbringen eines Legats eine dauernde Unterkunft und Pflege gesichert hatten Schon im Mittelalter wandten sich Papste und Konzilien gegen die Vereinigung mehrerer Pfrunden auf eine Person Pfrundenkumulation denn die Zuweisung mehrerer Einkunfte insbesondere in verschiedenen Orten vertrug sich nicht mit der personlichen Verrichtung der Amtspflichten der Residenzpflicht Daher wurden die Pfrunden nach und nach zu Gunsten einer direkten Besoldung der Amtstrager eingezogen Ob Grundstucke zu einer Pfrunde gehoren kann sich auch aus dem Grundbuch ergeben hier am Beispiel der Pfarrpfrunde Preding in der Weststeiermark Osterreich Pfrunden als Keimzellen von sozialen Institutionen Gilden und ZunftenDas Pfrundenwesen diente in vielen europaischen Stadten des Mittelalters zur Entwicklung sozialer Institutionen An zwei Beispielen kann dies nachvollzogen werden Von der Pfrunde zur Zunft am Beispiel Antwerpens In Antwerpen gingen einige Handwerks Zunfte und Gilden aus Stiftungen fur Messen hervor Vom 13 bis zum 16 Jahrhundert bestellten wohlhabende altere Leute einen Seelsorger der Liebfrauenkathedrale der nach ihrem Tode fur sie regelmassig Messe lesen sollte Die materielle Versorgung dieses Dienstes wurde oft durch eine Schenkung von Land Wald oder Immobilien sichergestellt Da dieser Priester jede Woche mindestens einmal den Gottesdienst auf einem bestimmten Altar zu lesen hatte verband sich dieser Altar und der ihm zugehorige Heilige mit der Pfrunde Meist verwaltete der Priester die Schenkung nicht selbst sondern die Erblasserin oder der Erblasser setzte eine Institution ein Im suddeutschen Raum in Osterreich und der Schweiz entstanden dadurch Stiftungen mehrfach in Form von Kloster Stiften In Antwerpen wurden die ersten dieser Institutionen um 1230 gegrundet Da die Pfrunden zuweilen von Kaufleuten oder Handwerksmeistern gestiftet wurden weiteten sie sich oft zu Gilden und Zunften aus Die Verknupfung mit dem Altar und dem Heiligen war dabei konstitutiv Die Kirchenoberhaupter unterstutzten diesen Wandel sie wurden von einer wesentlichen Renovations und Instandhaltungspflicht des Kirchengebaudes entbunden In Antwerpen sind diese Pfrunden Altare Wegmarken der Kunstgeschichte Die Altarbilder wurden Meistern wie Peter Paul Rubens in Auftrag gegeben Vom 16 Jahrhundert an begrundete damit die Malerei der Renaissance und spater die des Barock von Antwerpen ihren Ruhm und ihr Auskommen Pfrunden als Finanzierungsform sozialer Institutionen am Beispiel St Gallens In St Gallen wie in vielen anderen Stadten Mittel und Westeuropas auch bildete das Pfrundenwesen den materiellen Hintergrund eines so genannten Heilig Geist Spitals Dieses Spital der Stadt St Gallen wurde 1228 also rund 60 Jahre vor der Abfassung des Bundesbriefes von 1291 gestiftet Dass die Institution bis in die heutige Zeit uberlebt hat ist bemerkenswert Der Begriff Spital trifft den institutionellen Charakter nur unzureichend Nach heutiger Terminologie enthielt die Stiftung ein Alters und Pflegeheim ein Waisenhaus eine Armen und Arbeitsanstalt ein Hospital fur ansteckende Krankheiten Siechenhaus und ein Krankenheim Diese Institutionen standen nur den Burgern der Stadt offen Ab 1845 wurde die Einrichtung in Burgerspital umbenannt Das Heilig Geist Spital ging ursprunglich aus einer Stiftung des Minnesangers Ulrich von Singenberg und des Stadtburgers Ulrich Blarer hervor Wahrend ihres ganzen Bestehens bis zur heutigen Zeit sind freiwillige Zuwendungen ein wesentlicher Finanzierungsfaktor der Institution Die Motivation war dass eine Wohlhabende oder ein Wohlhabender einen Teil seines Reichtums an Bedurftige abgibt Bernhard Wartmann der Chronist des Heiliggeist Spitals St Gallen schreibt um 1794 Vornehme und adelige Geschlechter wurden durch die damals den Benediktinern eigentumlich zugehorende Menschlichkeit angespornt das Ihrige mit beizutragen um den Uberfluss des einten durch Unterstutzung des andern gehorig anzuwenden So entstanden Stiftungen und Vergabungen um Elende zu ernahren und Waisen zu erhalten Bernhard Wartmann Wichtig scheint in diesem Zusammenhang die Tatsache dass ein beguterter Mensch nicht einem individuellen Armen ein Almosen gab sondern dass er einen Teil seines Reichtums einer Institution vermachte die dann allen Armen ohne Unterschied zustand Diese institutionelle Wohltatigkeit ist fur einen Sozialstaat charakteristisch In St Gallen wurde mit dem Namen Pfrund eine fruhe Form eines Pensionskassen Systems begrundet Ein Burger konnte sich mit einem festen Geldbetrag oder einer Schenkung in Naturalien das Recht erwerben bis zu seinem Tode im Spital wohnen zu durfen und verkostigt zu werden Dieser Geldbetrag oder die Naturalie wurde Pfrund genannt Durch die Pfrunden gelangte das Spital im Laufe der Zeit zu einem ansehnlichen Besitz von Land Wald Rebbergen und Immobilien Die Pfrunde gehorte nach dem Ableben wie heute das Pensionskassenkapital auch dem Spital Das Heiliggeist Spital nahm auch Fluchtlinge auf Oft unter grosser Entbehrung wie 1688 als in der Folge der Hugenottenkriege viele fluchtende Franzosen und Piemonteser Piemonteser in St Gallen vorbeikamen oder auch dort blieben Das Spital hatte den Auftrag Milch fur Bedurftige zu liefern Vor allem Familien mit Kindern hatten Anrecht auf verbilligte Milch Die Stiftung legte deshalb einen Hochstpreis fest Menschen die in Armut gerieten hatten Anrecht auf eine so genannte Wochengabe Diese wurde individuell festgelegt Neben den beschriebenen Leistungen wie Altersheim Pflegeheim Waisenhaus Essen und Unterkunft fur die Pensionare gab es also auch Leistungen die wir heute dem Sozialwesen zurechnen wurden Das Heiliggeist Spital ist in der Terminologie der Umweltokonomie ein so genanntes Gemeingut Englisch Commons oder Pool Ressource Deren Aneignung und Bereitstellung wurde z B von Elinor Ostrom wissenschaftlich erforscht und dokumentiert Rechtsgrundlagen Eine noch bestehende Pfrunde ist heutzutage in Deutschland haufig als eine rechtsfahige Stiftung verfasst die zu kirchlichem Vermogen gehort und in der Regel durch kirchliche Organe rechtlich vertreten wird z B Ordinariat Kirchenvorstand Den rechtlichen Charakter einer Pfrunde haben auch die vielerorts noch vorhandenen Kusterschulstiftungen und Kirchschullehne etwa in Sachsen Ob Pfrunden Stiftungen kirchlichen offentlichen oder privaten Rechts sind hangt von ihrer Entstehungszeit und dem ortlich geltenden Landes Recht ab Die rechtliche Ausgestaltung einer Pfrunde hangt unter Umstanden von den Regeln eines allenfalls vorhandenen Konkordates ab sie kann aber auch je nach Diozese unterschiedlich sein sog Partikularrecht So haben in Osterreich gemass Art II des osterreichischen Konkordates BGBl II Nr 2 1934 die mit Rechtspersonlichkeit ausgestatteten kirchlichen Einrichtungen auch Rechtspersonlichkeit fur den staatlichen Bereich entsprechende Bestimmungen des Kirchlichen Gesetzbuches CIC 1917 wurden von der Bischofskonferenz auch nach Inkrafttreten des CIC 1983 beibehalten Es konnen somit zumindest in Osterreich auch Pfrunden die Rechtsstellung einer Korperschaft offentlichen Rechts haben Fur die Erzdiozese Wien wurde im Dezember 2024 eine neue Regelung fur die Verwaltung des Pfrundenvermogens uber einen Sozialfonds auf Grundlage des can 1274 CIC veroffentlicht Heutiger SprachgebrauchAuch ein fur Trager offentlicher Amter oft zu gunstigen Bedingungen durch Einkauf oder eine Stiftung gesicherter Unterhalt in einem Kloster Heim oder Krankenhaus kann als Pfrunde bezeichnet werden Eine Person die diese Leistungen in Anspruch nimmt wird Pfrundner oder Prabendar bzw Prabendarius in Norddeutschland Provener genannt In der heutigen Umgangssprache taucht der Begriff meist negativ konnotiert auf wenn eine fette Pfrunde ein Amt bezeichnen soll das wesentlich mehr einbringt als Leistung dafur zu erbringen ist Siehe auchPfrundhaus Sinekure FruhstucksdirektorLiteraturGudrun Walter Rechtsgrundlagen des Benefizialwesens im CIC 1917 und CIC 1983 Online Ernst Ziegler Hg Vom Heiliggeist Spital zum Burgerspital Burgerspital St Gallen St Gallen 1995 ISBN 3 907928 00 8 WeblinksWiktionary Pfrunde Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Prabende Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Pfrundner Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Beispiel BFH Urteil vom 13 Mai 1987 II R 225 82 BStBl 1987 II S 722 Immacolata Saulle Hippenmeyer Pfrunden In Historisches Lexikon der Schweiz EinzelnachweiseMarcel Gielis Images are the books of the ignorant In Ria Fabri Nico Van Hout Ed From Quinten Metsijs to Peter Paul Rubens Masterpieces from the Royal Museum Reunited in the Cathedral Bai Publishers Antwerp 2009 ISBN 9789 0858 6537 7 S 205 Jos Van den Nieuwenhuizen Altars from chantry to craft In Ria Fabri Nico Van Hout Ed From Quinten Metsijs to Peter Paul Rubens Masterpieces from the Royal Museum Reunited in the Cathedral Bai Publishers Antwerp 2009 ISBN 9789 0858 6537 7 S 13 15 Paul Huvenne Paul Van Remoortere Introduction In Ria Fabri Nico Van Hout Ed From Quinten Metsijs to Peter Paul Rubens Masterpieces from the Royal Museum Reunited in the Cathedral Bai Publishers Antwerp 2009 ISBN 9789 0858 6537 7 S 9 11 Man wurde vielleicht besser von einem Hospiz oder einem Hospital sprechen Vgl Marcel Mayer Heime im Heim Die Aufgaben des Burgerspitals im Wandel In Ernst Ziegler Hg Vom Heiliggeist Spital zum Burgerspital Burgerspital St Gallen St Gallen 1995 ISBN 3 907928 00 8 S 126 127 Stefan Sonderegger Das Heiliggeist Spital St Gallen als wirtschaftliche Institution im Spatmittelalter In Ziegler E Hg Vom Heiliggeist Spital zum Burgerspital Burgerspital St Gallen St Gallen 1995 ISBN 3 907928 00 8 S 63 Bernhard Wartmann Spital Seelhaus Prestenhaus Siechenhaus Zucht und Waisenhaus Bearbeitet von E Ziegler in Ernst 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