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Rigobert Günther 18 Mai 1928 in Magdeburg 2 April 2000 in Leipzig war ein deutscher Althistoriker Er hatte von 1968 bis

Rigobert Günther

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Rigobert Günther (* 18. Mai 1928 in Magdeburg; † 2. April 2000 in Leipzig) war ein deutscher Althistoriker. Er hatte von 1968 bis 1992 den Lehrstuhl für Geschichte des Altertums an der Universität Leipzig inne.

Leben und Karriere

Rigobert Günther, Kind eines Arbeiters und einer Krankenschwester aus Magdeburg, begann 1944 nach der mittleren Reife eine Lehre zum Verlagskaufmann. Arbeits- und Militärdienst unterbrachen die Ausbildung seit Dezember 1944. Anfang April 1945 geriet Günther in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Die Kriegserlebnisse und die Gefangenschaft sollten Günther prägen. Nachdem er im August 1945 aus der Gefangenschaft entlassen worden war, setzte er seine Lehre fort, die er 1947 beendete. Im selben Jahr trat er auch in die SED ein, 1948 in die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Bis 1948 arbeitete er beim Verlag „Freiheit“ als Buchhalter. 1948/49 machte er an der Arbeiter- und Bauernfakultät (ABF) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sein Abitur und studierte dort anschließend von 1949 bis 1953 Ur- und Frühgeschichte, Geschichte, Anglistik und Latein. 1953 schloss Günther als Diplom-Historiker ab.

Daran schloss sich bis 1955 eine Zeit als wissenschaftlicher Assistent am Marx-Engels-Lenin-Stalin-Institut (später Institut für Marxismus-Leninismus) des ZK der SED sowie ab 1955 eine planmäßige wissenschaftliche Aspirantur am Institut für Allgemeine Geschichte der Karl-Marx-Universität Leipzig (KMU) an, was auch einen Umzug nach Leipzig mit sich brachte. Einer seiner prägenden Lehrer war der bedeutende Althistoriker Franz Altheim, der allerdings durch seine Nähe zum NS-Regime belastet war. 1957 erfolgte die Promotion bei Werner Peek (AdW) und Franz Dornseiff (KMU) mit einer Arbeit zum Thema „Wirtschaft, Sklaverei, und Ständekampf im ältesten Rom“. Anschließend hatte er eine planmäßige wissenschaftliche Habilitations-Aspirantur an der Abteilung für die Geschichte des Altertums des Instituts für Allgemeine Geschichte der Leipziger Universität. Seine 1962 abgeschlossene Habilitation zu „Der politisch-weltanschauliche Kampf in der römischen Religion in den beiden letzten Jahrzehnten v. u. Z.“ wurde von Sergej L. Uttschenko (Moskau), Imre Trencsényi-Waldapfel (1908–1970; Budapest) und Franz Altheim (der inzwischen von Halle an die West-Berliner Freie Universität gewechselt war) begutachtet. Günthers Habilitationsschrift wurde aufgrund der wissenschaftlichen Defizite – aber auch aufgrund des Gutachters Altheim und dessen Verstrickung in das NS-System – vor allem vom Ägyptologen Siegfried Morenz angegriffen.

Ab 1962 war Günther Hochschuldozent für Geschichte des Altertums an der Universität Leipzig, seit 1965 Professor mit Lehrauftrag, ab 1968 schließlich Lehrstuhlinhaber am Institut für Allgemeine Geschichte, später am Wissenschaftsbereich für die Geschichte des Altertums. Von 1965 bis 1969 leitete er die Abteilung Geschichte des Altertums, von 1969 bis 1973 sowie erneut von 1985 bis 1992 war er Leiter des Wissenschaftsbereiches Urgeschichte/Alte Geschichte, von 1973 bis 1978 Stellvertretender Sektionsdirektor für Forschung und von 1982 bis 1987 Direktor der Sektion Geschichte in Leipzig.

Das Ende seiner exponierten Stellung fällt mit dem Ende der DDR zusammen. Seine vielfältigen Funktionen in Redaktionen, Verbänden und so weiter waren mit dem Ende der DDR hinfällig geworden. Das Ende seiner akademischen Lehrtätigkeit an der Universität Leipzig erfolgte zum Wintersemester 1992/93, als er im Rahmen einer Evaluierung abberufen wurde. Seine Nachfolge hatte zunächst kommissarisch der Althistoriker Hartwin Brandt inne, bevor sie 1993 von Charlotte Schubert übernommen wurde. Danach schrieb Günther vor allem Artikel für althistorische Periodika und war für den Fachverlag für Ethik und Philosophie Militzke in Leipzig tätig. Dort publizierte er auch eines seiner letzten größeren Werke, „Römische Kaiserinnen“ (1995).

Forschungsschwerpunkte und Wirkung

Forschungsschwerpunkt Günthers waren die Geschichte der frühen römischen Republik, soziale Utopien in der Antike, die Geschichte des Christentums und der Spätantike. Dabei war seine Geschichtsauffassung von der sowjetischen Sichtweise auf die Geschichte, insbesondere die Alte Geschichte geprägt. Günther setzte die streng marxistisch geprägte Sicht auf das Altertum (siehe Historischer Materialismus) in der DDR-Altertumswissenschaft mit durch und stellte sich gegen Liselotte Welskopf-Henrich und deren in seinen Augen zu universelle und verallgemeinernde Perspektive auf das Altertum. Er vertrat seit 1956, als er mit Gerhart Schrot eine Grundsatzschrift veröffentlichte, die Abkehr von der Periodisierung der Geschichte in Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Seiner Auffassung nach sollte die Geschichte in die primitive, die patriarchalische, die antike, die klassische und die späte Periode unterteilt werden (Sidorow-Modell). Die „asiatische Epoche“, das heißt die altorientalischen Gesellschaften, wurde der ersten Gruppe zugeordnet. Neben Aleksej A. Sidorov prägten ihn die sowjetischen Forscher Sergej L. Uttschenko (Klassenkampfforschung) und Nikolaj A. Maskin (eine strikt stalinistisch geprägte Sicht auf die Römische Geschichte). Den wissenschaftlichen Disput mit „bürgerlichen“, also westlichen, Wissenschaftlern suchte Günther bewusst. Auf Tagungen im In- und Ausland trat er mit häufig stark ideologisch geprägten, „linientreuen“ Beiträgen auf.

Insgesamt blieben ihm und seiner Sicht auf die Alte Geschichte eine längere Nachwirkung oder Akzeptanz in der internationalen Fachwelt versagt. Dies lag allerdings nicht nur an seiner marxistisch-materialistischen Weltsicht, die grundsätzlich auch im Westen, insbesondere in Großbritannien, von nicht wenigen Althistorikern geteilt wurde (beispielsweise von Geoffrey de Ste Croix und seinen Schülern), sondern daran, dass sich Günther nach Ansicht der meisten Forscher so sehr von ideologischen Erwägungen leiten ließ, dass dies einer unvoreingenommenen Interpretation der Quellen abträglich gewesen sei. Im Kern war Günther lediglich darum bemüht, die Richtigkeit und Unumstößlichkeit des marxistisch-stalinistischen Geschichtsbildes immer wieder zu bestätigen. Aus diesem Grund vermochte Günther der althistorischen Forschung keine bleibenden Impulse zu geben.

Zu seinen akademischen Schülern gehörten Wieland Held (1966), Zweit- oder Drittgutachter war er unter anderem bei den Promotionen von Klaus Mylius, Hans Joachim Herrmann, Barbara Kühnert und Günter Katsch, zudem Gutachter bei den Habilitationen (beziehungsweise Promotionen B) von Hubert Reimer, Gottfried Härtel, Wolfgang Jahn, Helmut Kalex, Barbara Kühnert, Gerhard Schrot und Edith Hoffmann. Obwohl ein Großteil des Nachwuchses in den verschiedenen Altertumswissenschaften spätestens als Gutachter ihrer Qualifikationsarbeiten in Kontakt mit Günther kam, konnte er, nicht zuletzt aufgrund seiner fachlichen Unzulänglichkeiten, nie auch nur im Ansatz eine eigene akademische Schule begründen.

Neben seiner Lehrtätigkeit war Günther schon früh in verschiedenen Institutionen tätig. Er war von 1977 bis 1990 Mitglied des Präsidiums der Historiker-Gesellschaft der DDR, Vorsitzender der Fachkommission für Alte Geschichte der Historikergesellschaft, seit 1982 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates für Altertumswissenschaften und seit 1984 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates für Geschichtswissenschaften beim Ministerium für das Hoch- und Fachschulwesen der DDR. Weiterhin war er seit 1982 stellvertretender Vorsitzender des Zentralen Rates für Archäologie und Alte Geschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR und seit 1984 Ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. 1987 wurde er Mitglied der der Akademie der Wissenschaften der DDR. Günther wurde mit dem „Banner der Arbeit“ II. Klasse und der „Pestalozzi-Medaille für treue Dienste“ in Gold (1981) sowie der Humboldt-Medaille in Gold (1988) ausgezeichnet.

Publikationen (Auswahl)

Günther war publizistisch und redaktionell sehr aktiv. Er wirkte bei den Periodika Zeitschrift für Geschichtswissenschaft (ZfG) von Heft 1/1956 bis Heft 12/1990 und Klio bis 1990 in führenden Positionen mit. Er veröffentlichte 40 Bücher, teilweise mit Koautoren, sowie über 200 Artikel, Rezensionen, Festschriften und Aufsätze. Günther war mithin einer der produktivsten Althistoriker in der DDR. Zu seinen bekanntesten Werken zählen:

  • Die Römer an Rhein und Donau (1975).
  • Der Aufstand des Spartacus (1979).
  • mit Horst Dieter (Hrsg.): Römische Geschichte bis 476 (1979)
  • Vom Untergang Westroms zum Reich der Merowinger (1982).
  • Germanen erobern Rom (1986).
  • mit Reimar Müller: Sozialutopien in der Antike (1987).
  • Römische Kaiserinnen (1995).

Literatur

  • Karl Christ: Klios Wandlungen. Die deutsche Althistorie vom Neuhumanismus bis zur Gegenwart. C. H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54181-X, S. 121–124, 126–128.
  • Burkhard Meißner: Die Alte Geschichte an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Anmerkungen zum Geschichtsbild von Rigobert Günther. In: Isolde Stark (Hrsg.): Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR. Beiträge der Konferenz vom 21. bis 23. November 2002 in Halle/Saale. Steiner, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08457-6, S. 90–107.
  • Burkhard Meißner: Günther, Rigobert. In: Peter Kuhlmann, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Altertumswissenschaften. Biographisches Lexikon (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 6). Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02033-8, Sp. 518–520.
  • Lothar Mertens: Lexikon der DDR-Historiker. Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik. Saur, München 2006, ISBN 3-598-11673-X, S. 252–253.
  • Matthias Willing: Althistorische Forschung in der DDR (= Historische Forschungen. Band 45). Duncker & Humblot, Berlin 1991, ISBN 3-428-07109-3 (siehe Index).

Weblinks

  • Literatur von und über Rigobert Günther im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Dieter, Horst, Günther, Rigobert, Römische Geschichte bis 476, Berlin 1990 (mit Biografie Günthers und Einordnung in die Altertumswissenschaft der DDR)
  • Rigobert Günther im Professorenkatalog der Universität Leipzig

Einzelnachweise

  1. Günther, Rigobert, in: Professoren der Universität Leipzig 1945–1993, Universität Leipzig, abgerufen am 30. September 2024.
  2. Burkhard Meißner: Die Alte Geschichte an der Karl-Marx-Universität Leipzig. Anmerkungen zum Geschichtsbild Rigobert Günthers. In: Isolde Stark (Hrsg.): Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR. Steiner, Stuttgart 2005, S. 90–107, hier S. 101–102.
  3. Lothar Mertens: Lexikon der DDR-Historiker. München 2006, S. 252–253, spricht von der Abwicklung 1991.
  4. Wertungen zu Günthers Werk und Wirkung siehe Burkhard Meißner: Günther, Rigobert. In: Peter Kuhlmann, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Altertumswissenschaften. Biographisches Lexikon (= Der Neue Pauly. Supplemente. Band 6). Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02033-8, Sp. 518–520. und Isolde Stark (Herausgeberin): Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR. Steiner, Stuttgart 2005, vor allem S. 106–107.
Inhaber der Lehrstühle und Professuren für Alte Geschichte an der Universität Leipzig

Lehrstuhl/Erste Professur: (Ludwig Lange (1871–1885)) | Curt Wachsmuth (1886–1905) | Ulrich Wilcken (1906–1912) | Karl Julius Beloch (1912–1913) | Johannes Kromayer (1913–1927) | Helmut Berve (1927–1943) | Wilhelm Schubart (1946–1952) | Rigobert Günther (1965–1992) | Charlotte Schubert (1993–2021) | Krešimir Matijević (2024–)

Honorarprofessor für Papyrologie: Reinhold Scholl (seit 1993)

Professor für Antike Bildungsgeschichte: Ernst Bux (1948–1951)

Außerordentliche/Außerplanmäßige Professuren: Victor Gardthausen (1877–1921) | Eduard Meyer (1885) | Conrad Cichorius (1895–1900) | Otto Theodor Schulz (1920–1954) | Gottfried Härtel (1976–1990)

Normdaten (Person): GND: 120987074 (lobid, GND Explorer, OGND, AKS) | LCCN: n85228713 | VIAF: 14786527 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Günther, Rigobert
KURZBESCHREIBUNG deutscher Althistoriker
GEBURTSDATUM 18. Mai 1928
GEBURTSORT Magdeburg
STERBEDATUM 2. April 2000
STERBEORT Leipzig

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 18 Jul 2025 / 14:08

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Rigobert Gunther 18 Mai 1928 in Magdeburg 2 April 2000 in Leipzig war ein deutscher Althistoriker Er hatte von 1968 bis 1992 den Lehrstuhl fur Geschichte des Altertums an der Universitat Leipzig inne Leben und KarriereRigobert Gunther Kind eines Arbeiters und einer Krankenschwester aus Magdeburg begann 1944 nach der mittleren Reife eine Lehre zum Verlagskaufmann Arbeits und Militardienst unterbrachen die Ausbildung seit Dezember 1944 Anfang April 1945 geriet Gunther in sowjetische Kriegsgefangenschaft Die Kriegserlebnisse und die Gefangenschaft sollten Gunther pragen Nachdem er im August 1945 aus der Gefangenschaft entlassen worden war setzte er seine Lehre fort die er 1947 beendete Im selben Jahr trat er auch in die SED ein 1948 in die Gesellschaft fur Deutsch Sowjetische Freundschaft Bis 1948 arbeitete er beim Verlag Freiheit als Buchhalter 1948 49 machte er an der Arbeiter und Bauernfakultat ABF der Martin Luther Universitat Halle Wittenberg sein Abitur und studierte dort anschliessend von 1949 bis 1953 Ur und Fruhgeschichte Geschichte Anglistik und Latein 1953 schloss Gunther als Diplom Historiker ab Daran schloss sich bis 1955 eine Zeit als wissenschaftlicher Assistent am Marx Engels Lenin Stalin Institut spater Institut fur Marxismus Leninismus des ZK der SED sowie ab 1955 eine planmassige wissenschaftliche Aspirantur am Institut fur Allgemeine Geschichte der Karl Marx Universitat Leipzig KMU an was auch einen Umzug nach Leipzig mit sich brachte Einer seiner pragenden Lehrer war der bedeutende Althistoriker Franz Altheim der allerdings durch seine Nahe zum NS Regime belastet war 1957 erfolgte die Promotion bei Werner Peek AdW und Franz Dornseiff KMU mit einer Arbeit zum Thema Wirtschaft Sklaverei und Standekampf im altesten Rom Anschliessend hatte er eine planmassige wissenschaftliche Habilitations Aspirantur an der Abteilung fur die Geschichte des Altertums des Instituts fur Allgemeine Geschichte der Leipziger Universitat Seine 1962 abgeschlossene Habilitation zu Der politisch weltanschauliche Kampf in der romischen Religion in den beiden letzten Jahrzehnten v u Z wurde von Sergej L Uttschenko Moskau Imre Trencsenyi Waldapfel 1908 1970 Budapest und Franz Altheim der inzwischen von Halle an die West Berliner Freie Universitat gewechselt war begutachtet Gunthers Habilitationsschrift wurde aufgrund der wissenschaftlichen Defizite aber auch aufgrund des Gutachters Altheim und dessen Verstrickung in das NS System vor allem vom Agyptologen Siegfried Morenz angegriffen Ab 1962 war Gunther Hochschuldozent fur Geschichte des Altertums an der Universitat Leipzig seit 1965 Professor mit Lehrauftrag ab 1968 schliesslich Lehrstuhlinhaber am Institut fur Allgemeine Geschichte spater am Wissenschaftsbereich fur die Geschichte des Altertums Von 1965 bis 1969 leitete er die Abteilung Geschichte des Altertums von 1969 bis 1973 sowie erneut von 1985 bis 1992 war er Leiter des Wissenschaftsbereiches Urgeschichte Alte Geschichte von 1973 bis 1978 Stellvertretender Sektionsdirektor fur Forschung und von 1982 bis 1987 Direktor der Sektion Geschichte in Leipzig Das Ende seiner exponierten Stellung fallt mit dem Ende der DDR zusammen Seine vielfaltigen Funktionen in Redaktionen Verbanden und so weiter waren mit dem Ende der DDR hinfallig geworden Das Ende seiner akademischen Lehrtatigkeit an der Universitat Leipzig erfolgte zum Wintersemester 1992 93 als er im Rahmen einer Evaluierung abberufen wurde Seine Nachfolge hatte zunachst kommissarisch der Althistoriker Hartwin Brandt inne bevor sie 1993 von Charlotte Schubert ubernommen wurde Danach schrieb Gunther vor allem Artikel fur althistorische Periodika und war fur den Fachverlag fur Ethik und Philosophie Militzke in Leipzig tatig Dort publizierte er auch eines seiner letzten grosseren Werke Romische Kaiserinnen 1995 Forschungsschwerpunkte und WirkungForschungsschwerpunkt Gunthers waren die Geschichte der fruhen romischen Republik soziale Utopien in der Antike die Geschichte des Christentums und der Spatantike Dabei war seine Geschichtsauffassung von der sowjetischen Sichtweise auf die Geschichte insbesondere die Alte Geschichte gepragt Gunther setzte die streng marxistisch gepragte Sicht auf das Altertum siehe Historischer Materialismus in der DDR Altertumswissenschaft mit durch und stellte sich gegen Liselotte Welskopf Henrich und deren in seinen Augen zu universelle und verallgemeinernde Perspektive auf das Altertum Er vertrat seit 1956 als er mit Gerhart Schrot eine Grundsatzschrift veroffentlichte die Abkehr von der Periodisierung der Geschichte in Altertum Mittelalter und Neuzeit Seiner Auffassung nach sollte die Geschichte in die primitive die patriarchalische die antike die klassische und die spate Periode unterteilt werden Sidorow Modell Die asiatische Epoche das heisst die altorientalischen Gesellschaften wurde der ersten Gruppe zugeordnet Neben Aleksej A Sidorov pragten ihn die sowjetischen Forscher Sergej L Uttschenko Klassenkampfforschung und Nikolaj A Maskin eine strikt stalinistisch gepragte Sicht auf die Romische Geschichte Den wissenschaftlichen Disput mit burgerlichen also westlichen Wissenschaftlern suchte Gunther bewusst Auf Tagungen im In und Ausland trat er mit haufig stark ideologisch gepragten linientreuen Beitragen auf Insgesamt blieben ihm und seiner Sicht auf die Alte Geschichte eine langere Nachwirkung oder Akzeptanz in der internationalen Fachwelt versagt Dies lag allerdings nicht nur an seiner marxistisch materialistischen Weltsicht die grundsatzlich auch im Westen insbesondere in Grossbritannien von nicht wenigen Althistorikern geteilt wurde beispielsweise von Geoffrey de Ste Croix und seinen Schulern sondern daran dass sich Gunther nach Ansicht der meisten Forscher so sehr von ideologischen Erwagungen leiten liess dass dies einer unvoreingenommenen Interpretation der Quellen abtraglich gewesen sei Im Kern war Gunther lediglich darum bemuht die Richtigkeit und Unumstosslichkeit des marxistisch stalinistischen Geschichtsbildes immer wieder zu bestatigen Aus diesem Grund vermochte Gunther der althistorischen Forschung keine bleibenden Impulse zu geben Zu seinen akademischen Schulern gehorten Wieland Held 1966 Zweit oder Drittgutachter war er unter anderem bei den Promotionen von Klaus Mylius Hans Joachim Herrmann Barbara Kuhnert und Gunter Katsch zudem Gutachter bei den Habilitationen beziehungsweise Promotionen B von Hubert Reimer Gottfried Hartel Wolfgang Jahn Helmut Kalex Barbara Kuhnert Gerhard Schrot und Edith Hoffmann Obwohl ein Grossteil des Nachwuchses in den verschiedenen Altertumswissenschaften spatestens als Gutachter ihrer Qualifikationsarbeiten in Kontakt mit Gunther kam konnte er nicht zuletzt aufgrund seiner fachlichen Unzulanglichkeiten nie auch nur im Ansatz eine eigene akademische Schule begrunden Neben seiner Lehrtatigkeit war Gunther schon fruh in verschiedenen Institutionen tatig Er war von 1977 bis 1990 Mitglied des Prasidiums der Historiker Gesellschaft der DDR Vorsitzender der Fachkommission fur Alte Geschichte der Historikergesellschaft seit 1982 Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates fur Altertumswissenschaften und seit 1984 Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates fur Geschichtswissenschaften beim Ministerium fur das Hoch und Fachschulwesen der DDR Weiterhin war er seit 1982 stellvertretender Vorsitzender des Zentralen Rates fur Archaologie und Alte Geschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR und seit 1984 Ordentliches Mitglied der Sachsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig 1987 wurde er Mitglied der der Akademie der Wissenschaften der DDR Gunther wurde mit dem Banner der Arbeit II Klasse und der Pestalozzi Medaille fur treue Dienste in Gold 1981 sowie der Humboldt Medaille in Gold 1988 ausgezeichnet Publikationen Auswahl Gunther war publizistisch und redaktionell sehr aktiv Er wirkte bei den Periodika Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft ZfG von Heft 1 1956 bis Heft 12 1990 und Klio bis 1990 in fuhrenden Positionen mit Er veroffentlichte 40 Bucher teilweise mit Koautoren sowie uber 200 Artikel Rezensionen Festschriften und Aufsatze Gunther war mithin einer der produktivsten Althistoriker in der DDR Zu seinen bekanntesten Werken zahlen Die Romer an Rhein und Donau 1975 Der Aufstand des Spartacus 1979 mit Horst Dieter Hrsg Romische Geschichte bis 476 1979 Vom Untergang Westroms zum Reich der Merowinger 1982 Germanen erobern Rom 1986 mit Reimar Muller Sozialutopien in der Antike 1987 Romische Kaiserinnen 1995 LiteraturKarl Christ Klios Wandlungen Die deutsche Althistorie vom Neuhumanismus bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54181 X S 121 124 126 128 Burkhard Meissner Die Alte Geschichte an der Karl Marx Universitat Leipzig Anmerkungen zum Geschichtsbild von Rigobert Gunther In Isolde Stark Hrsg Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR Beitrage der Konferenz vom 21 bis 23 November 2002 in Halle Saale Steiner Stuttgart 2005 ISBN 3 515 08457 6 S 90 107 Burkhard Meissner Gunther Rigobert In Peter Kuhlmann Helmuth Schneider Hrsg Geschichte der Altertumswissenschaften Biographisches Lexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 6 Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02033 8 Sp 518 520 Lothar Mertens Lexikon der DDR Historiker Biographien und Bibliographien zu den Geschichtswissenschaftlern aus der Deutschen Demokratischen Republik Saur Munchen 2006 ISBN 3 598 11673 X S 252 253 Matthias Willing Althistorische Forschung in der DDR Historische Forschungen Band 45 Duncker amp Humblot Berlin 1991 ISBN 3 428 07109 3 siehe Index WeblinksLiteratur von und uber Rigobert Gunther im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Dieter Horst Gunther Rigobert Romische Geschichte bis 476 Berlin 1990 mit Biografie Gunthers und Einordnung in die Altertumswissenschaft der DDR Rigobert Gunther im Professorenkatalog der Universitat LeipzigEinzelnachweiseGunther Rigobert in Professoren der Universitat Leipzig 1945 1993 Universitat Leipzig abgerufen am 30 September 2024 Burkhard Meissner Die Alte Geschichte an der Karl Marx Universitat Leipzig Anmerkungen zum Geschichtsbild Rigobert Gunthers In Isolde Stark Hrsg Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR Steiner Stuttgart 2005 S 90 107 hier S 101 102 Lothar Mertens Lexikon der DDR Historiker Munchen 2006 S 252 253 spricht von der Abwicklung 1991 Wertungen zu Gunthers Werk und Wirkung siehe Burkhard Meissner Gunther Rigobert In Peter Kuhlmann Helmuth Schneider Hrsg Geschichte der Altertumswissenschaften Biographisches Lexikon Der Neue Pauly Supplemente Band 6 Metzler Stuttgart Weimar 2012 ISBN 978 3 476 02033 8 Sp 518 520 und Isolde Stark Herausgeberin Elisabeth Charlotte Welskopf und die Alte Geschichte in der DDR Steiner Stuttgart 2005 vor allem S 106 107 Inhaber der Lehrstuhle und Professuren fur Alte Geschichte an der Universitat Leipzig Lehrstuhl Erste Professur Ludwig Lange 1871 1885 Curt Wachsmuth 1886 1905 Ulrich Wilcken 1906 1912 Karl Julius Beloch 1912 1913 Johannes Kromayer 1913 1927 Helmut Berve 1927 1943 Wilhelm Schubart 1946 1952 Rigobert Gunther 1965 1992 Charlotte Schubert 1993 2021 Kresimir Matijevic 2024 Honorarprofessor fur Papyrologie Reinhold Scholl seit 1993 Professor fur Antike Bildungsgeschichte Ernst Bux 1948 1951 Ausserordentliche Ausserplanmassige Professuren Victor Gardthausen 1877 1921 Eduard Meyer 1885 Conrad Cichorius 1895 1900 Otto Theodor Schulz 1920 1954 Gottfried Hartel 1976 1990 Normdaten Person GND 120987074 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n85228713 VIAF 14786527 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gunther RigobertKURZBESCHREIBUNG deutscher AlthistorikerGEBURTSDATUM 18 Mai 1928GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 2 April 2000STERBEORT Leipzig

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