Die Rössener Kultur ist eine mitteleuropäische Archäologische Kultur der mittleren Jungsteinzeit und wird nach Radiokarb
Rössener Kultur

Die Rössener Kultur ist eine mitteleuropäische Archäologische Kultur der mittleren Jungsteinzeit und wird nach Radiokarbondaten aus Holzkohle zwischen 4790 und 4550 v. Chr. datiert. Sie folgt mit Überschneidungen der Großgartacher Kultur und wird gefolgt von der Bischheimer Kultur. Funde der Rössener Kultur reichen von Nordost-Frankreich über elf deutsche Bundesländer (mit Ausnahme des nördlichen Bereichs der Norddeutschen Tiefebene) bis in die Nordschweiz und Teile Österreichs.
Der Begriff wurde 1900 von Alfred Götze eingeführt. Das namengebende Gräberfeld von Rössen, südlich von Rössen, heute ein Stadtteil von Leuna in Sachsen-Anhalt, liegt am Ostrand ihres Verbreitungsgebietes. Hier wurden zwischen 1882 und 1890 sowie 1918 wahrscheinlich über 100 Gräber hauptsächlich der Rössener Kultur, aber auch der Gaterslebener Kultur und weiterer Kulturen freigelegt.
Hausbau und Siedlungsweise
Es gibt nur wenige erforschte Siedlungen. Beispiele sind: Deiringsen-Ruploh, Bad Homburg und Schöningen-Esbeck oder die Siedlung Soest Am Ardey/Rüenstein. Die großen charakteristischen Langhäuser der Rössener Kultur, von denen in Hessen mittlerweile zahlreiche vollständige Beispiele archäologisch untersucht wurden, zeigen überwiegend langschmale trapezförmige Grundrisse mit leicht gebogenen Längswänden. Sie beherbergten vermutlich eine größere Personengruppe und wohl auch deren Tiere. Die Rössener-Langhäuser setzen die Bautradition der bandkeramischen Großbauten, für die ein kleiner Wald gefällt werden musste, fort, lassen aber eine deutliche Fortentwicklung erkennen, da weniger Holz verbaut wurde.
Die trapez- und schiffsförmigen Langhäuser waren bis zu 65 m lang. Bedingt durch den Grundriss besaßen sie vermutlich eine abfallende Dachlinie. Eine mehrfache Innenaufteilung ist nachgewiesen. Jens Lüning geht für die Rössener Kultur, im Gegensatz zur Bandkeramik, von echten Dorfanlagen aus. Manche Siedlungen waren von Erdwerken umgeben. Die Siedlungen befanden sich überwiegend in Gebieten der Parabraunerde, im Vergleich zu der späten Bandkeramik hatte sich das Siedlungsgebiet reduziert.
Keramik
Typische Gefäßformen sind hohe Schüsseln mit Standfuß, Kugelbecher, Zipfelschalen und Schiffchengefäße. Ihre Oberfläche ist meistens braun, rotbraun, dunkelbraun oder grauschwarz und geglättet. Die charakteristische Dekoration umfasst mit weißer Paste ausgelegte (so genannte Inkrustation) Doppelstiche („Geißfußstich“), furchenartige Einstiche und Stempeleindrücke.
Steingeräte
Das Silexinventar ähnelt weitgehend dem der Bandkeramik (Klingenindustrie mit pyramidalen Kernen), ein deutlicher Wechsel zeichnet sich jedoch bei den benutzten Rohmaterialien ab: der in der Bandkeramik vorherrschende Rijckholt-Feuerstein wird durch den gebänderten Plattenhornstein (Typ Abensberg-Arnhofen) abgelöst. Bei den Felsgesteingeräten ist der durchbohrte hohe Breitkeil typisch, daneben sind auch undurchbohrte Beile und Dechsel (Querbeile) in Gebrauch.
Bestattungssitten
Die Toten wurden vorwiegend als ostorientierte Rechtshocker bestattet. Diese Gräber wurden zwischen 40 und 160 cm tief in der Erde angelegt und teilweise mit Steinplatten bedeckt. Über ihre Form und Größe ist wenig bekannt. Noch weniger ist über Brandbestattungen bekannt, deren Zuordnung teilweise bestritten wird. Der Leichenbrand und die Scheiterhaufenasche wurden gesammelt und die unverbrannten Beigaben daneben abgelegt (sog. Brandgrubengrab). Keramische Beigaben waren Fußbecher, Kugelbecher, Ösenbecher, Schalen, Schüsseln, Ösentassen, Flaschen, Amphoren, Kannen und Wannen. Weiter Kalksteinringe, Steinbeile, Feuersteinklingen und Tierknochen.
Zeitlich und räumlich nahe Kulturen
Die Rössener Kultur löste die Linienbandkeramik in deren westlichem Verbreitungsgebiet über die Zwischenstufen Hinkelstein, Großgartach und ab. Diese „Ablösung“ erfolgte jedoch abrupt, denn die meisten Rössener Ansiedlungen gründeten sich nicht auf ältere bandkeramische Siedlungen, sondern entstanden vermutlich unabhängig neu.
Die Rössener Kultur ist teilweise zeitgleich mit der bayerischen Gruppe Oberlauterbach und der jüngeren Stichbandkeramik. Sie wird im Südwesten Deutschlands und der Nordschweiz von den sogenannten Poströssener Gruppen (Wauwil, /Straßburg (früher Linsenkeramik)), Bischheimer Kultur, Goldberg III, der Aichbühler Kultur abgelöst. In Teilen Mitteldeutschlands folgt (unter Umständen mit einer zeitlichen Lücke) darauf die Gaterslebener Kultur, eine lokale Ausprägung der in Tschechien, Polen, Österreich und Ungarn ansässigen jungneolithischen Lengyel-Kultur, deren bayerische Ausprägung die Münchshöfener Kultur, die dort etwa um 4400 v. Chr. beginnt. Das Ende bereitet dann die Baalberger Kultur, die älteste Gruppe der Trichterbecherkulturen.
Literatur
Allgemein
- Hans-Jürgen Beier (Hrsg.): Der Rössener Horizont in Mitteleuropa (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 6). Beier & Beran, Wilkau-Hasslau 1994, ISBN 3-930036-04-5.
- Jens Ehrhardt: Rössener Kultur. In: H.-J. Beier und R. Einicke (Hrsg.): Das Neolithikum im Mittelelbe-Saale-Gebiet. Eine Übersicht und ein Abriß zum Stand der Forschung. Verlag Beier & Beran. Wilkau-Hasslau 1994, 67-83, ISBN 3-930036-05-3.
- Joachim Preuß: Das Neolithikum in Mitteleuropa. Kulturen-Wirtschaft-Umwelt vom 6. bis 3. Jahrtausend v.u.Z., Übersichten zum Stand der Forschung. 3 Bde. Beier und Beran, Wilkau-Haßlau, Weißbach 1996, 1998, 1999, ISBN 3-930036-10-X.
- Dieter Kaufmann: Die Rössener Kultur in Mitteldeutschland. Katalog der Rössener und rössenzeitlichen Funde. Altkreise Altenburg bis Gotha (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte. Band 72/I–II). 2 Bände. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2017, ISBN 978-3-944507-41-5.
- Jan Lichardus: Rössen – Gatersleben – Baalberge. Ein Beitrag zur Chronologie des mitteldeutschen Neolithikums und zur Entstehung der Trichterbecherkulturen (= Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde. Band 17). 2 Bände. Habelt, Bonn 1976, ISBN 3-7749-1303-X.
Genese
- Walter Meier-Arendt: Zur Frage der Genese der Rössener Kultur. In: Germania. 52/1, 1974, 1-15, doi:10.11588/ger.1974.100454. ISSN 0016-8874
- Hans-Jürgen Beier (Hrsg.): Der Rössener Horizont in Mitteleuropa. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas, Band 6. Wilkau-Haßlau 1994, ISBN 3-930036-04-5.
- Jens Erhardt: Rössener Kultur, in: Hans-Jürgen Beier, (Hrsg.): Das Neolithikum im Mittelelbe-Saale-Gebiet und in der Altmark, Wilkau-Haßlau 1996, 76-77.
Keramik und Chronologie
- Hermann Behrens: Die Rössener, Gaterslebener und Jordansmühler Gruppe im Mitteldeutschen Raum. Fundamenta A 3, Teil Va. Köln 1972, 270 ff.
- Jan Lichardus: Rössen – Gatersleben – Baalberge. Ein Beitrag zur Chronologie des mitteldeutschen Neolithikums und zur Entstehung der Trichterbecherkulturen (= Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde. Band 17). 2 Bände. Habelt, Bonn 1976, ISBN 3-7749-1303-X.
- Katharina Mauser-Goller: Die Rössener Kultur in ihrem südwestlichen Verbreitungsgebiet. Fundamenta A 3, Teil Va. Köln 1972, 231-268.
- Franz Niquet: Die Rössener Kultur in Mitteldeutschland (= Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 26). Gebauer-Schwetschke, Halle (Saale) 1937.
- Sigrid Alföldy-Thomas, Helmut Spatz, Gerhard Falkner: Die „Große Grube“ der Rössener Kultur in Heidelberg-Neuenheim. Materialhefte Vor- und Frühgesch. Baden-Württemberg 11. Stuttgart 1988.
- Otto Thielemann: Eine Rössener Prachtvase von Burgdorf, Kreis Goslar. Die Kunde 9/10 (1941) 194–198.
Steingeräte
- Alexander Binsteiner: Die Lagerstätten und der Abbau bayerischer Jurahornsteine sowie deren Distribution im Neolithikum Mittel- und Osteuropas. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. Band 52, 2005 (2006), S. 43–155 (Online).
- Dieter Kaufmann: Die Rössener Kultur in Mitteldeutschland. Die rössenzeitlichen Geräte aus Felsgestein (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt – Landesmuseum für Vorgeschichte. Band 72/V–VI). 2 Bände. Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Landesmuseum für Vorgeschichte, Halle (Saale) 2020, ISBN 978-3-948618-05-6.
Ernährung
- Jens Lüning: Steinzeitliche Bauern in Deutschland – die Landwirtschaft im Neolithikum. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 58. Habelt, Bonn 2000, ISBN 3-7749-2953-X.
- Ulrike Piening: Pflanzenreste – Die Pflanzenreste aus Gruben der Linearbandkeramik und der Rössener Kultur von Ditzingen, Kr. Ludwigsburg. In: Fundber. Baden-Württemberg 22/1. 1998, 125-160.
Hausbau
- Margarete Dohrn-Ihmig: Neolithische Siedlungen der Rössener Kultur in der Niederrheinischen Bucht. München 1983.
- Antonius Jürgens: Die Rössener Siedlung von Aldenhoven, Kr. Düren. In: Rhein. Ausgrab. 19. 1979, 385-505.
- Rudolph Kuper: Der Rössener Siedlungsplatz Inden I, Dissertations-Druck, Köln 1979.
- Jens Lüning: Siedlung und Siedlungslandschaft in bandkeramischer und Rössener Zeit. In: Offa 39 (1982) 9-33.
- Helmut Luley: Die Rekonstruktion eines Hauses der Rössener Kultur im archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen. In: Arch. Mitt. Nordwestdeutschl. Beiheft 4. Oldenburg 1990, 31-44.
- Helmut Luley: Urgeschichtlicher Hausbau in Mitteleuropa. Grundlagenforschung, Umweltbedingungen und bautechnische Rekonstruktion. Universitätsforsch. prähist. Arch. 7. Bonn 1992.
- Klaus Günther: Die jungsteinzeitliche Siedlung Deiringsen/Ruploh in der Soester Börde. Münster 1976.
Gräberfelder
Zum Gräberfeld von Rössen:
- Hermann Behrens: Gräber der Gaterslebener Gruppe vom Rössener Gräberfeld. In: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 52, 1968, S. 67–80.
- Hans von Borries: Bericht über die am 21., 30. und 31. Juli 1883 erfolgte Ausgrabung vorgeschichtlicher Gräber bei Rössen an der Saale, Kr. Merseburg. In: Vorgeschichtliche Alterthümer der Provinz Sachsen. Band 3, 1886, S. 1ff.
- Alfred Götze: Das neolithische Gräberfeld von Rössen und eine neue keramische Gruppe. In: Zeitschrift für Ethnologie. Band 32, 1900, S. 237–253 (online)
- Dieter Kaufmann: Alexander Nagel und das eponyme Gräberfeld von Rössen. In: Ralf Gleser, Valeska Becker (Hrsg.): Mitteleuropa im 5. Jahrtausend vor Christus. Beiträge zur Internationalen Konferenz in Münster 2010 (= Neolithikum und ältere Metallzeiten. Studien und Materialien. Band 1). LIT, Berlin/ Münster 2012, ISBN 978-3-643-11279-8, S. 13–33.
- August Nagel: Gräber von Rössen an der Saale. In: Zeitschrift für Ethnologie. Band 14, 1882, S. 143–144 (online)
- August Nagel: Das Gräberfeld in Rössen a/Saale. Kreis Merseburg. In: Correspondenz-Blatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Band 18, 1887, S. 19–20 (online)
- Nils Niklasson: Neuere Ausgrabungen in Rössen, in: Mannus 11/12 (1919/20) 309–337.
- Franz Niquet: Die Rössener Kultur in Mitteldeutschland (= Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder. Band 26), Gebauer-Schwetschke, Halle (Saale) 1937.
- Franz Niquet: Das Gräberfeld von Rössen, Kreis Merseburg (= Veröffentlichungen der Landesanstalt für Volkheitskunde. Band 9). Landesanstalt für Volkheitskunde, Halle (Saale) 1938.
- Rolf Dehn: Ein Gräberfeld der Rössener Kultur von Jechtingen, Gemeinde Sasbach, in: Archäologische Nachrichten Baden 34 (1985) 3-6.
Poströssener Gruppen
- Die Kugelbechergruppen in der südlichen Oberrheinebene. Sonderheft. Cahiers Assoc. Promotion Rech. Arch. Alsace 6, 1990.
- Jens Lüning: Die Entwicklung der Keramik beim Übergang vom Mittel- zum Jungneolithikum im Süddeutschen Raum. Bericht der 50. 1969, 3-95.
- Marie Zápotocká: Zum Stand der Forschung über die relative Chronologie des frühen Äneolithikums in Böhmen. In: Jörg Biel, Helmut Schlichtherle, Michael Strobel, Andrea Zeeb (Hrsg.): Die Michelsberger Kultur und ihre Randgebiete – Probleme der Entstehung, Chronologie und des Siedlungswesens. Kolloquium Hemmenhofen, 21.–23. Februar 1997. Materialh. Ur- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 43. Stuttgart 1998, 291-302.
- Andrea Zeeb: Poströssen – Epirössen – Kugelbechergruppen. Zur Begriffsverwirrung im frühen Jungneolithikum (Die Schulterbandgruppen – Versuch einer Neubenennung). In: Hans-Jürgen Beier (Hrsg.): Der Rössener Horizont in Mitteleuropa. Wilkau-Haßlau 1994, 7-10.
Weblinks
Einzelnachweise
- Anthony Denaire: Radiocarbon Dating of the Western European Neolithic: Comparison of the Dates on Bones and Dates on Charcoals. in: Radiocarbon 51-2 /2009 : 657–674 (Abstract).
- Renate Gerlach, Jutta Meurers-Balke, S. 171–177, hier: S. 175.
- Kurt W. Alt, Christian Meyer, Nicole Nicklisch, Thomas Becker, Alexander Mörseburg, Corina Knipper: Jechtingen – Anthropologie eines mittelneolithischen Gräberfeldes. S. 177–298, abgerufen am 6. Januar 2019 [1]
- Almut Bick: Die Steinzeit. Theiss WissenKompakt, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-1996-6
- : Beständig ist nur der Wandel! Die Rekonstruktion der Besiedelungsgeschichte Europas während des Neolithikums mittels paläo- und populationsgenetischer Verfahren. Dissertationsschrift, Johannes Gutenberg-Universität, Mainz 2014 ([2] auf researchgate.net; über download full-text PDF) hier S. 17; 19
Autor: www.NiNa.Az
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Die Rossener Kultur ist eine mitteleuropaische Archaologische Kultur der mittleren Jungsteinzeit und wird nach Radiokarbondaten aus Holzkohle zwischen 4790 und 4550 v Chr datiert Sie folgt mit Uberschneidungen der Grossgartacher Kultur und wird gefolgt von der Bischheimer Kultur Funde der Rossener Kultur reichen von Nordost Frankreich uber elf deutsche Bundeslander mit Ausnahme des nordlichen Bereichs der Norddeutschen Tiefebene bis in die Nordschweiz und Teile Osterreichs Der Begriff wurde 1900 von Alfred Gotze eingefuhrt Das namengebende Graberfeld von Rossen sudlich von Rossen heute ein Stadtteil von Leuna in Sachsen Anhalt liegt am Ostrand ihres Verbreitungsgebietes Hier wurden zwischen 1882 und 1890 sowie 1918 wahrscheinlich uber 100 Graber hauptsachlich der Rossener Kultur aber auch der Gaterslebener Kultur und weiterer Kulturen freigelegt Archaologische Kulturen des spateren Neolithikums mit ihren ungefahren lokoregionaren AusbreitungenHausbau und SiedlungsweiseLanghaus in Bad Homburg vor der Hohe Es gibt nur wenige erforschte Siedlungen Beispiele sind Deiringsen Ruploh Bad Homburg und Schoningen Esbeck oder die Siedlung Soest Am Ardey Ruenstein Die grossen charakteristischen Langhauser der Rossener Kultur von denen in Hessen mittlerweile zahlreiche vollstandige Beispiele archaologisch untersucht wurden zeigen uberwiegend langschmale trapezformige Grundrisse mit leicht gebogenen Langswanden Sie beherbergten vermutlich eine grossere Personengruppe und wohl auch deren Tiere Die Rossener Langhauser setzen die Bautradition der bandkeramischen Grossbauten fur die ein kleiner Wald gefallt werden musste fort lassen aber eine deutliche Fortentwicklung erkennen da weniger Holz verbaut wurde Die trapez und schiffsformigen Langhauser waren bis zu 65 m lang Bedingt durch den Grundriss besassen sie vermutlich eine abfallende Dachlinie Eine mehrfache Innenaufteilung ist nachgewiesen Jens Luning geht fur die Rossener Kultur im Gegensatz zur Bandkeramik von echten Dorfanlagen aus Manche Siedlungen waren von Erdwerken umgeben Die Siedlungen befanden sich uberwiegend in Gebieten der Parabraunerde im Vergleich zu der spaten Bandkeramik hatte sich das Siedlungsgebiet reduziert KeramikKugelbecher der Rossener Kultur aus Hude Niedersachsen Typische Gefassformen sind hohe Schusseln mit Standfuss Kugelbecher Zipfelschalen und Schiffchengefasse Ihre Oberflache ist meistens braun rotbraun dunkelbraun oder grauschwarz und geglattet Die charakteristische Dekoration umfasst mit weisser Paste ausgelegte so genannte Inkrustation Doppelstiche Geissfussstich furchenartige Einstiche und Stempeleindrucke SteingerateSteinaxt Breitkeil Typ Rossen aus Vernawahlshausen Das Silexinventar ahnelt weitgehend dem der Bandkeramik Klingenindustrie mit pyramidalen Kernen ein deutlicher Wechsel zeichnet sich jedoch bei den benutzten Rohmaterialien ab der in der Bandkeramik vorherrschende Rijckholt Feuerstein wird durch den gebanderten Plattenhornstein Typ Abensberg Arnhofen abgelost Bei den Felsgesteingeraten ist der durchbohrte hohe Breitkeil typisch daneben sind auch undurchbohrte Beile und Dechsel Querbeile in Gebrauch BestattungssittenHockergrab aus Rossen Museum fur Vor und Fruhgeschichte Berlin Die Toten wurden vorwiegend als ostorientierte Rechtshocker bestattet Diese Graber wurden zwischen 40 und 160 cm tief in der Erde angelegt und teilweise mit Steinplatten bedeckt Uber ihre Form und Grosse ist wenig bekannt Noch weniger ist uber Brandbestattungen bekannt deren Zuordnung teilweise bestritten wird Der Leichenbrand und die Scheiterhaufenasche wurden gesammelt und die unverbrannten Beigaben daneben abgelegt sog Brandgrubengrab Keramische Beigaben waren Fussbecher Kugelbecher Osenbecher Schalen Schusseln Osentassen Flaschen Amphoren Kannen und Wannen Weiter Kalksteinringe Steinbeile Feuersteinklingen und Tierknochen Zeitlich und raumlich nahe KulturenDie Rossener Kultur loste die Linienbandkeramik in deren westlichem Verbreitungsgebiet uber die Zwischenstufen Hinkelstein Grossgartach und ab Diese Ablosung erfolgte jedoch abrupt denn die meisten Rossener Ansiedlungen grundeten sich nicht auf altere bandkeramische Siedlungen sondern entstanden vermutlich unabhangig neu Die Rossener Kultur ist teilweise zeitgleich mit der bayerischen Gruppe Oberlauterbach und der jungeren Stichbandkeramik Sie wird im Sudwesten Deutschlands und der Nordschweiz von den sogenannten Postrossener Gruppen Wauwil Strassburg fruher Linsenkeramik Bischheimer Kultur Goldberg III der Aichbuhler Kultur abgelost In Teilen Mitteldeutschlands folgt unter Umstanden mit einer zeitlichen Lucke darauf die Gaterslebener Kultur eine lokale Auspragung der in Tschechien Polen Osterreich und Ungarn ansassigen jungneolithischen Lengyel Kultur deren bayerische Auspragung die Munchshofener Kultur die dort etwa um 4400 v Chr beginnt Das Ende bereitet dann die Baalberger Kultur die alteste Gruppe der Trichterbecherkulturen LiteraturAllgemein Hans Jurgen Beier Hrsg Der Rossener Horizont in Mitteleuropa Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas Band 6 Beier amp Beran Wilkau Hasslau 1994 ISBN 3 930036 04 5 Jens Ehrhardt Rossener Kultur In H J Beier und R Einicke Hrsg Das Neolithikum im Mittelelbe Saale Gebiet Eine Ubersicht und ein Abriss zum Stand der Forschung Verlag Beier amp Beran Wilkau Hasslau 1994 67 83 ISBN 3 930036 05 3 Joachim Preuss Das Neolithikum in Mitteleuropa Kulturen Wirtschaft Umwelt vom 6 bis 3 Jahrtausend v u Z Ubersichten zum Stand der Forschung 3 Bde Beier und Beran Wilkau Hasslau Weissbach 1996 1998 1999 ISBN 3 930036 10 X Dieter Kaufmann Die Rossener Kultur in Mitteldeutschland Katalog der Rossener und rossenzeitlichen Funde Altkreise Altenburg bis Gotha Veroffentlichungen des Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt Landesmuseum fur Vorgeschichte Band 72 I II 2 Bande Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt Landesmuseum fur Vorgeschichte Halle Saale 2017 ISBN 978 3 944507 41 5 Jan Lichardus Rossen Gatersleben Baalberge Ein Beitrag zur Chronologie des mitteldeutschen Neolithikums und zur Entstehung der Trichterbecherkulturen Saarbrucker Beitrage zur Altertumskunde Band 17 2 Bande Habelt Bonn 1976 ISBN 3 7749 1303 X Genese Walter Meier Arendt Zur Frage der Genese der Rossener Kultur In Germania 52 1 1974 1 15 doi 10 11588 ger 1974 100454 ISSN 0016 8874 Hans Jurgen Beier Hrsg Der Rossener Horizont in Mitteleuropa Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas Band 6 Wilkau Hasslau 1994 ISBN 3 930036 04 5 Jens Erhardt Rossener Kultur in Hans Jurgen Beier Hrsg Das Neolithikum im Mittelelbe Saale Gebiet und in der Altmark Wilkau Hasslau 1996 76 77 Keramik und Chronologie Hermann Behrens Die Rossener Gaterslebener und Jordansmuhler Gruppe im Mitteldeutschen Raum Fundamenta A 3 Teil Va Koln 1972 270 ff Jan Lichardus Rossen Gatersleben Baalberge Ein Beitrag zur Chronologie des mitteldeutschen Neolithikums und zur Entstehung der Trichterbecherkulturen Saarbrucker Beitrage zur Altertumskunde Band 17 2 Bande Habelt Bonn 1976 ISBN 3 7749 1303 X Katharina Mauser Goller Die Rossener Kultur in ihrem sudwestlichen Verbreitungsgebiet Fundamenta A 3 Teil Va Koln 1972 231 268 Franz Niquet Die Rossener Kultur in Mitteldeutschland Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 26 Gebauer Schwetschke Halle Saale 1937 Sigrid Alfoldy Thomas Helmut Spatz Gerhard Falkner Die Grosse Grube der Rossener Kultur in Heidelberg Neuenheim Materialhefte Vor und Fruhgesch Baden Wurttemberg 11 Stuttgart 1988 Otto Thielemann Eine Rossener Prachtvase von Burgdorf Kreis Goslar Die Kunde 9 10 1941 194 198 Steingerate Alexander Binsteiner Die Lagerstatten und der Abbau bayerischer Jurahornsteine sowie deren Distribution im Neolithikum Mittel und Osteuropas In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz Band 52 2005 2006 S 43 155 Online Dieter Kaufmann Die Rossener Kultur in Mitteldeutschland Die rossenzeitlichen Gerate aus Felsgestein Veroffentlichungen des Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt Landesmuseum fur Vorgeschichte Band 72 V VI 2 Bande Landesamt fur Denkmalpflege und Archaologie Sachsen Anhalt Landesmuseum fur Vorgeschichte Halle Saale 2020 ISBN 978 3 948618 05 6 Ernahrung Jens Luning Steinzeitliche Bauern in Deutschland die Landwirtschaft im Neolithikum Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie 58 Habelt Bonn 2000 ISBN 3 7749 2953 X Ulrike Piening Pflanzenreste Die Pflanzenreste aus Gruben der Linearbandkeramik und der Rossener Kultur von Ditzingen Kr Ludwigsburg In Fundber Baden Wurttemberg 22 1 1998 125 160 Hausbau Margarete Dohrn Ihmig Neolithische Siedlungen der Rossener Kultur in der Niederrheinischen Bucht Munchen 1983 Antonius Jurgens Die Rossener Siedlung von Aldenhoven Kr Duren In Rhein Ausgrab 19 1979 385 505 Rudolph Kuper Der Rossener Siedlungsplatz Inden I Dissertations Druck Koln 1979 Jens Luning Siedlung und Siedlungslandschaft in bandkeramischer und Rossener Zeit In Offa 39 1982 9 33 Helmut Luley Die Rekonstruktion eines Hauses der Rossener Kultur im archaologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen In Arch Mitt Nordwestdeutschl Beiheft 4 Oldenburg 1990 31 44 Helmut Luley Urgeschichtlicher Hausbau in Mitteleuropa Grundlagenforschung Umweltbedingungen und bautechnische Rekonstruktion Universitatsforsch prahist Arch 7 Bonn 1992 Klaus Gunther Die jungsteinzeitliche Siedlung Deiringsen Ruploh in der Soester Borde Munster 1976 Graberfelder Zum Graberfeld von Rossen Hermann Behrens Graber der Gaterslebener Gruppe vom Rossener Graberfeld In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 52 1968 S 67 80 Hans von Borries Bericht uber die am 21 30 und 31 Juli 1883 erfolgte Ausgrabung vorgeschichtlicher Graber bei Rossen an der Saale Kr Merseburg In Vorgeschichtliche Alterthumer der Provinz Sachsen Band 3 1886 S 1ff Alfred Gotze Das neolithische Graberfeld von Rossen und eine neue keramische Gruppe In Zeitschrift fur Ethnologie Band 32 1900 S 237 253 online Dieter Kaufmann Alexander Nagel und das eponyme Graberfeld von Rossen In Ralf Gleser Valeska Becker Hrsg Mitteleuropa im 5 Jahrtausend vor Christus Beitrage zur Internationalen Konferenz in Munster 2010 Neolithikum und altere Metallzeiten Studien und Materialien Band 1 LIT Berlin Munster 2012 ISBN 978 3 643 11279 8 S 13 33 August Nagel Graber von Rossen an der Saale In Zeitschrift fur Ethnologie Band 14 1882 S 143 144 online August Nagel Das Graberfeld in Rossen a Saale Kreis Merseburg In Correspondenz Blatt der Deutschen Gesellschaft fur Anthropologie Ethnologie und Urgeschichte Band 18 1887 S 19 20 online Nils Niklasson Neuere Ausgrabungen in Rossen in Mannus 11 12 1919 20 309 337 Franz Niquet Die Rossener Kultur in Mitteldeutschland Jahresschrift fur die Vorgeschichte der sachsisch thuringischen Lander Band 26 Gebauer Schwetschke Halle Saale 1937 Franz Niquet Das Graberfeld von Rossen Kreis Merseburg Veroffentlichungen der Landesanstalt fur Volkheitskunde Band 9 Landesanstalt fur Volkheitskunde Halle Saale 1938 Rolf Dehn Ein Graberfeld der Rossener Kultur von Jechtingen Gemeinde Sasbach in Archaologische Nachrichten Baden 34 1985 3 6 Postrossener Gruppen Die Kugelbechergruppen in der sudlichen Oberrheinebene Sonderheft Cahiers Assoc Promotion Rech Arch Alsace 6 1990 Jens Luning Die Entwicklung der Keramik beim Ubergang vom Mittel zum Jungneolithikum im Suddeutschen Raum Bericht der 50 1969 3 95 Marie Zapotocka Zum Stand der Forschung uber die relative Chronologie des fruhen Aneolithikums in Bohmen In Jorg Biel Helmut Schlichtherle Michael Strobel Andrea Zeeb Hrsg Die Michelsberger Kultur und ihre Randgebiete Probleme der Entstehung Chronologie und des Siedlungswesens Kolloquium Hemmenhofen 21 23 Februar 1997 Materialh Ur u Fruhgesch Baden Wurttemberg 43 Stuttgart 1998 291 302 Andrea Zeeb Postrossen Epirossen Kugelbechergruppen Zur Begriffsverwirrung im fruhen Jungneolithikum Die Schulterbandgruppen Versuch einer Neubenennung In Hans Jurgen Beier Hrsg Der Rossener Horizont in Mitteleuropa Wilkau Hasslau 1994 7 10 WeblinksCommons Rossener Kultur Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweiseAnthony Denaire Radiocarbon Dating of the Western European Neolithic Comparison of the Dates on Bones and Dates on Charcoals in Radiocarbon 51 2 2009 657 674 Abstract Renate Gerlach Jutta Meurers Balke S 171 177 hier S 175 Kurt W Alt Christian Meyer Nicole Nicklisch Thomas Becker Alexander Morseburg Corina Knipper Jechtingen Anthropologie eines mittelneolithischen Graberfeldes S 177 298 abgerufen am 6 Januar 2019 1 Almut Bick Die Steinzeit Theiss WissenKompakt Stuttgart 2006 ISBN 3 8062 1996 6 Bestandig ist nur der Wandel Die Rekonstruktion der Besiedelungsgeschichte Europas wahrend des Neolithikums mittels palao und populationsgenetischer Verfahren Dissertationsschrift Johannes Gutenberg Universitat Mainz 2014 2 auf researchgate net uber download full text PDF hier S 17 19Normdaten Sachbegriff GND 4196969 8 GND Explorer lobid OGND AKS