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Archäologische Kultur

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Als archäologische Kultur wird in erster Linie ein räumlich und zeitlich begrenzter Ausschnitt der materiellen Kultur bezeichnet. Sie bezeichnet also keineswegs kulturelle oder soziopolitische Entitäten, auch wenn die kartografische Verarbeitung dies suggeriert. Die Abgrenzung erfolgt in den meisten Fällen willkürlich und wird, wenn sie sich in der Forschung durchsetzt, als Konvention benutzt.

Abgrenzungen

Technokomplex
Die früher gerne als Kultur bezeichneten Großkomplexe der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie werden heute gewöhnlich als „Technokomplex“ bezeichnet. Allenfalls im Neolithikum oder später verwendet man noch den Kultur-Begriff.
Assemblage, Inventar
Assemblage nannte man früher oft bei Grabungen eine Ansammlung bestimmter Fundobjekte, z. B. Keramikformen und Geräte, die in festen Komplexen auftreten. Sie wird heute gewöhnlich als Inventar bezeichnet, mitunter auch bei großräumigerer Ausdehnung als „Industrie“.
Industrie
Als Industrie ist in der modernen Urgeschichts-Archäologie die Ansammlung eines engeren Komplexes von übereinstimmenden Assemblagen von z. B. in bestimmter Technik bearbeiteten Feuersteingeräten definiert. ()
Gruppe, Technokomplex
In der Ur- und Frühgeschichtsarchäologie nennt man manchmal so eine nur durch eine Reliktgruppe (wie Keramik) bestimmbare Fundsituation, die noch nicht die Grenze zu einer übergeordneten Systematik überschreitet, die im Neolithikum mitunter auch als „Kultur“ bezeichnet wird. Diese Grenze ist allerdings fließend (La-Hoguette-Gruppe) und wird von den einzelnen Forschern unterschiedlich gezogen. Meist wird hier aber modern der Begriff „Industrie“ verwendet.

Als Klassifikationseinheit war die archäologische Kultur früher ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Arbeit des Archäologen. Der Begriff wird heute allerdings nur noch zur vorläufigen Einordnung als Arbeitshypothese verwendet und ist inzwischen vor allem in der Ur- und frühgeschichtlichen Terminologie und Systematik und hier insbesondere für das Paläolithikum durch den neutralen, kulturgeschichtlich unbelasteten Begriff „Technokomplex“ ersetzt worden.

Kulturwechsel

Um eine Einwanderung archäologisch feststellen zu können, müssen innerhalb eines Kulturgebietes fundamentale Veränderungen (Keramik, Hausbau) in der Sachkultur und Ökonomie wahrzunehmen sein, vorzugsweise verbunden mit Hinweisen auf das Herkunftsgebiet der Migranten.

Nach E. Drenth und Eric Lohof ist jedoch generell von kultureller Kontinuität (sowie von Immobilität) auszugehen. Mit der Verfeinerung der Chronologie des Neolithikums und der Bronzezeit während der letzten Jahrzehnte ist das Bewusstsein gewachsen, dass eine archäologische Kultur nach der bekannten von Vere Gordon Childe aufgestellten These, einen inhärent dynamischen Charakter hat, so dass kulturelle Änderungen in der Regel nicht als Folge von Migration erklärt werden können.

Versuch einer kommentierten Definition

Unter materieller Kultur werden alle beobachtbaren Ergebnisse menschlichen Handelns verstanden – wobei die Archäologie besonderes Augenmerk auf Bodenfunde legt. Zur materiellen Kultur gehören z. B. Töpfe und Gewandnadeln, aber auch Verzierungsmuster, Hausgrundrisse oder die Art und Weise wie Gräber angelegt oder Tote gebettet sind. Diese Merkmale sind einer zeitlichen Entwicklung unterworfen und treten in geographisch begrenzten Gebieten unterscheidbar auf. Außerdem lassen sich Korrelationen zwischen bestimmten Merkmalen beobachten, auch wenn diese Merkmale einander technisch nicht bedingen. So können z. B. zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Gebiet Keramikstil X mit Hausform Y zusammen vorkommen. Solche Korrelationen mehrerer Merkmale bilden die Grundlage für die Beschreibung archäologischer Kulturen. Konventionen über eine evtl. Mindestzahl derart korrelierter Merkmale bestehen nicht.

Die zeitliche Entwicklung der Merkmale hat zur Folge, dass sich archäologische Kulturen chronologisch untergliedern lassen – oft geschieht dies durch Beschreibung einer „Anfangs-“, einer „Übergangs-“ und einer „Endphase“. Andererseits wird bei einer großteils ungebrochenen Entwicklung klar, dass die zeitliche Grenzziehung zwischen aufeinander folgenden archäologischen Kulturen rein willkürlich erfolgt. Häufig werden „kleinere“ Brüche in der Entwicklung, etwa das Auftreten eines neuen Keramiktyps oder der Wegfall eines anderen als zeitliche Grenze zwischen Kulturen definiert. Eine zeitliche Mindest- oder Maximalgröße existiert nicht, so überspannt z. B. die Jōmon-Kultur in Japan über 10.000 Jahre, die neolithischen Kulturen Mitteleuropas dagegen nur einige Hundert Jahre.

Bei der räumlichen Verteilung gleichzeitiger Merkmale einer postulierten Kultur sind ein relativ geschlossenes Verbreitungsgebiet und eine relative Mindestgröße (=Mindestanzahl von Fundstellen) ausschlaggebend, allerdings nicht zwingend. Auch hier gilt: Bei fließenden Übergängen erfolgt die Grenzziehung willkürlich. Kommen z. B. in einem Gebiet die Merkmale A, B, C und D vor und in einem benachbarten Gebiet gleichzeitig die Merkmale C, D, E und F, könnten zwei hypothetische Kulturen anhand der Verbreitungen der Merkmale A und B einerseits und E und F andererseits postuliert werden.

Leitformen

Typische Artefakte einer Kultur werden in Anlehnung an paläontologische Leitfossilien in der Archäologie als Leitformen bezeichnet.

Eine begrifflich festgelegte hierarchische Gliederung der archäologischen Kulturen in räumliche und zeitliche Überkategorien fehlt weitgehend, bzw. wird von der Forschung für bestimmte Einheiten dynamisch entwickelt, die Trichterbecherkultur wird z. B. in weitere räumliche Untergruppen untergliedert, die sich – forschungsgeschichtlich bedingt – wiederum aus einzelnen zumeist als Kulturen bezeichneten Einheiten zusammensetzen. Versuche der Umbenennungen solch weit verbreiteter Kulturerscheinungen zum Zwecke der besseren Übersicht wie etwa der Glockenbecherkultur in Glockenbecherphänomen () scheitern zumeist an den etablierten alten Begriffen. So ist auch das Verhältnis der Begriffe archäologische Kultur und archäologische Gruppe nicht eindeutig geklärt; beide werden sowohl synonym als auch zur Bezeichnung verschiedener hierarchischer Gliederungsebenen genutzt (meist Kultur über Gruppe).

Nomenklatur

Die Benennung der archäologischen Kulturen folgt keinen festen Regeln. Sie werden z. B. benannt nach:

  • dem ersten Fundort (z. B. Starčevo-Kultur, Baalberger Kultur, Rössener Kultur, La-Tène-Kultur);
  • dem an Flussläufen festgemachten Verbreitungsgebiet (z. B. Körös-Kultur, Saône-Rhône-Kultur, Theiß-Kultur);
  • den Bestattungssitten (z. B. Einzelgrabkultur, Hügelgräberkultur, Urnenfelderkultur);
  • der Keramik-Verzierung oder -Leitform (z. B. Linienbandkeramik oder Trichterbecherkultur);
  • anderen typischen Artefakten (z. B. Streitaxtkulturen, Bootaxtkultur) oder etwa
  • ihren Bauwerken (z. B. Nuraghenkultur).

Bei archäologischen Kulturerscheinungen, die heutige Länder- und Sprachgrenzen übergreifen, kommt erschwerend hinzu, dass oft Mehrfachbenennungen für ein und dieselbe archäologische Kultur existieren, so wird z. B. der Kulturkomplex der späten Früh- bis Mittelbronzezeit in Niederösterreich als Böheimkirchener Gruppe/Kultur, in der Südwestslowakei als Kultur und in Mähren als Věteřov-Kultur bezeichnet.

Verwendung des Begriffs

Die meist willkürliche Abgrenzung der archäologischen Kulturen untereinander und ihre im Einzelnen sehr verschiedenen, manchmal mehr von der Forschungsgeschichte als vom Forschungsgegenstand selbst geprägten Definitionen verdeutlichen, dass es sich um rein künstliche Gebilde handelt, die – zumindest pauschal – nie mit Ethnien, Sprachgruppen oder „Lebendkulturen“ gleichgesetzt werden dürfen.

Bei der Definition von archäologischen Kulturen wird „[e]thnische Identität […] räumlich definiert.“ Bei der üblichen summativen Kartierung von Einzelobjekten werden „relativ beliebige Objekte ausgewählt und über- bzw. nebeneinander kartiert“ und aus ihrem Kontext gelöst. Aus ähnlichen Verbreitungsbildern wird eine Verbindung zwischen unterschiedlichen Objekten konstruiert, was zu einem Zirkelschluss führt, „weil sie [die Objekte] ein ähnliches Verbreitungsbild zeigen, und dieser Umstand wiederum als Beweis dafür gilt, dass zwischen diesen Objekten ein inhaltlicher Zusammenhang besteht“.

Die Gliederung der immens vielfältigen archäologischen Hinterlassenschaften in Einheiten dient der anders gar nicht zu bewältigenden Übersichtlichkeit und Konventionalisierung – mithin als Grundlage für jede weiterführende Erforschung der im eigentlichen Sinne kulturellen, besser: kulturanthropologischen Phänomene.

Siehe auch

  • Liste archäologischer Kulturen
  • Ur- und frühgeschichtliche Terminologie und Systematik

Literatur

  • Wilhelm Angeli: Zum Kulturbegriff in der Urgeschichtswissenschaft. In: Herbert Mitscha-Märheim, Herwig Friesinger, Helga Kerchler (Hrsg.): Festschrift für Richard Pittioni zum siebzigsten Geburtstag. Band 1: Urgeschichte (= Archaeologia Austriaca. Beiheft. 13). Deuticke u. a., Wien 1976, ISBN 3-7005-4420-0, S. 3–6.
  • Joseph Bergmann: Ethnos und Kulturkreis. Zur Methodik der Urgeschichtswissenschaft. In: Praehistorische Zeitschrift. Band 47, 1972, S. 105–110, doi:10.1515/prhz.1972.47.1-2.105.
  • Lewis Roberts Binford: Coping with culture. In: Lewis R. Binford (Hrsg.): Debating archaeology. Academic Press, San Diego CA u. a. 1989, ISBN 0-12-100045-1, S. 485–490.
  • Stefan Burmester, Nils Müller-Scheeßel (Hrsg.): Soziale Gruppen – kulturelle Grenzen. Die Interpretation sozialer Identitäten in der Prähistorischen Archäologie (= Tübinger Archäologische Taschenbücher. 5). Waxmann, Münster u. a. 2006, ISBN 3-8309-1651-5.
  • Eric Drenth, Eric Lohof: Mobilität während des Endneolithikums und der Bronzezeit. Eine allgemeine Übersicht für die Niederlande. In: Alexandra Krenn-Leeb, Hans-Jürgen Beier, Erich Claßen, Frank Falkenstein, Stefan Schwenzer (Hrsg.): Mobilität, Migration und Kommunikation in Europa während des Neolithikums und der Bronzezeit. Beiträge der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Neolithikum während der Jahrestagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung e. V. in Xanten, 6.–8. Juni 2006 (= Varia neolithica. 5 = Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. 53). Beier & Beran, Langenweissbach 2009, ISBN 978-3-941171-27-5, S. 121–132.
  • Manfred K. H. Eggert: Zum Kulturkonzept in der prähistorischen Archäologie. In: Bonner Jahrbücher. Band 178, 1978, S. 1–20, doi:10.11588/bjb.1978.0.78547.
  • Siegfried Fröhlich (Hrsg.): Kultur. Ein Interdisziplinäres Kolloquium zur Begrifflichkeit, Halle (Saale), 18. bis 21. Februar 1999. Landesamt für Archäologie, Halle (Saale) 2000, ISBN 3-910010-50-4.
  • Rolf Hachmann (Hrsg.): Studien zum Kulturbegriff in der Vor- und Frühgeschichtsforschung (= Saarbrücker Beiträge zur Altertumskunde. 48). Habelt, Bonn 1987, ISBN 3-7749-2263-2.
  • Siân Jones: The archaeology of ethnicity. Constructing identities in the past and present. Routledge, London u. a. 1997, ISBN 0-415-14157-5 (Zugleich: Southampton, Universität, Dissertation, 1994).
  • Heinz-Eberhard Mandera: Zur Deutung neolithischer Kulturen. Probleme urgeschichtlicher Methodik. In: Nassauische Annalen. Band 76, 1965, S. 1–14.
  • Wolfdietrich Schmied-Kowarzik: Philosophische Überlegungen zum Verstehen fremder Kulturen und zu einer Theorie der menschlichen Kultur. In: Wolfdietrich Schmied-Kowarzik, Justin Stagl (Hrsg.): Grundfragen der Ethnologie. Beiträge zur gegenwärtigen Theorie-Diskussion. Reimer, Berlin 1981, ISBN 3-496-00124-0, S. 349–389.
  • Christian Strahm: Kontinuität und Kulturwandel im Neolithikum der Westschweiz. In: Fundberichte Baden-Württemberg. Band 3, 1977, S. 115–143, doi:10.11588/fbbw.1977.0.24831.
  • Ulrich Veit: Kulturanthropologische Perspektiven in der Urgeschichtsforschung. Einige forschungsgeschichtliche und wissenschaftstheoretische Vorüberlegungen. In: Urgeschichte als Kulturanthropologie. Beiträge zum 70. Geburtstag von Karl J. Narr (= Saeculum. Band 41, Heft 3/4). Alber, Freiburg (Freiburg) u. a. 1990, S. 182–214, doi:10.7788/saeculum.1990.41.34.182.
  • Hans-Peter Wotzka: Zum traditionellen Kulturbegriff in der prähistorischen Archäologie. In: Paideuma. Band 39 1993, S. 25–44, JSTOR:40341655.

Einzelnachweise

  1. John Desmond Clark: The Cambridge History of Africa. Band 1, Cambridge University Press, Cambridge 1982/89, ISBN 0-521-22215-X, S. 157 f., 169, 234.
  2. Andrew Sherratt: Die Cambridge Enzyklopädie der Archäologie. Christian Verlag, München 1980, ISBN 3-88472-035-X, S. 10.
  3. Roland Prien: Archäologie und Migration. Vergleichende Studien zur archäologischen Nachweisbarkeit von Wanderungsbewegungen (= Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie. 120). Habelt, Bonn 2005, ISBN 3-7749-3327-8, S. 304–316, (Zugleich: Heidelberg, Universität, Dissertation, 2002).
  4. Nils Müller-Scheessel, Stefan Burmester: Einführung: Die Identifizierung sozialer Gruppen. Die Erkenntnismöglichkeiten der Prähistorischen Archäologie auf dem Prüfstand. In: Stefan Burmester, Nils Müller-Scheeßel (Hrsg.): Soziale Gruppen – kulturelle Grenzen. Die Interpretation sozialer Identitäten in der Prähistorischen Archäologie. 2006, S. 9–38, hier S. 27.

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 16 Jul 2025 / 17:00

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Als archaologische Kultur wird in erster Linie ein raumlich und zeitlich begrenzter Ausschnitt der materiellen Kultur bezeichnet Sie bezeichnet also keineswegs kulturelle oder soziopolitische Entitaten auch wenn die kartografische Verarbeitung dies suggeriert Die Abgrenzung erfolgt in den meisten Fallen willkurlich und wird wenn sie sich in der Forschung durchsetzt als Konvention benutzt AbgrenzungenTechnokomplex Die fruher gerne als Kultur bezeichneten Grosskomplexe der ur und fruhgeschichtlichen Archaologie werden heute gewohnlich als Technokomplex bezeichnet Allenfalls im Neolithikum oder spater verwendet man noch den Kultur Begriff Assemblage Inventar Assemblage nannte man fruher oft bei Grabungen eine Ansammlung bestimmter Fundobjekte z B Keramikformen und Gerate die in festen Komplexen auftreten Sie wird heute gewohnlich als Inventar bezeichnet mitunter auch bei grossraumigerer Ausdehnung als Industrie Industrie Als Industrie ist in der modernen Urgeschichts Archaologie die Ansammlung eines engeren Komplexes von ubereinstimmenden Assemblagen von z B in bestimmter Technik bearbeiteten Feuersteingeraten definiert Gruppe Technokomplex In der Ur und Fruhgeschichtsarchaologie nennt man manchmal so eine nur durch eine Reliktgruppe wie Keramik bestimmbare Fundsituation die noch nicht die Grenze zu einer ubergeordneten Systematik uberschreitet die im Neolithikum mitunter auch als Kultur bezeichnet wird Diese Grenze ist allerdings fliessend La Hoguette Gruppe und wird von den einzelnen Forschern unterschiedlich gezogen Meist wird hier aber modern der Begriff Industrie verwendet Als Klassifikationseinheit war die archaologische Kultur fruher ein unentbehrliches Hilfsmittel fur die Arbeit des Archaologen Der Begriff wird heute allerdings nur noch zur vorlaufigen Einordnung als Arbeitshypothese verwendet und ist inzwischen vor allem in der Ur und fruhgeschichtlichen Terminologie und Systematik und hier insbesondere fur das Palaolithikum durch den neutralen kulturgeschichtlich unbelasteten Begriff Technokomplex ersetzt worden KulturwechselUm eine Einwanderung archaologisch feststellen zu konnen mussen innerhalb eines Kulturgebietes fundamentale Veranderungen Keramik Hausbau in der Sachkultur und Okonomie wahrzunehmen sein vorzugsweise verbunden mit Hinweisen auf das Herkunftsgebiet der Migranten Nach E Drenth und Eric Lohof ist jedoch generell von kultureller Kontinuitat sowie von Immobilitat auszugehen Mit der Verfeinerung der Chronologie des Neolithikums und der Bronzezeit wahrend der letzten Jahrzehnte ist das Bewusstsein gewachsen dass eine archaologische Kultur nach der bekannten von Vere Gordon Childe aufgestellten These einen inharent dynamischen Charakter hat so dass kulturelle Anderungen in der Regel nicht als Folge von Migration erklart werden konnen Versuch einer kommentierten DefinitionUnter materieller Kultur werden alle beobachtbaren Ergebnisse menschlichen Handelns verstanden wobei die Archaologie besonderes Augenmerk auf Bodenfunde legt Zur materiellen Kultur gehoren z B Topfe und Gewandnadeln aber auch Verzierungsmuster Hausgrundrisse oder die Art und Weise wie Graber angelegt oder Tote gebettet sind Diese Merkmale sind einer zeitlichen Entwicklung unterworfen und treten in geographisch begrenzten Gebieten unterscheidbar auf Ausserdem lassen sich Korrelationen zwischen bestimmten Merkmalen beobachten auch wenn diese Merkmale einander technisch nicht bedingen So konnen z B zu einer bestimmten Zeit in einem bestimmten Gebiet Keramikstil X mit Hausform Y zusammen vorkommen Solche Korrelationen mehrerer Merkmale bilden die Grundlage fur die Beschreibung archaologischer Kulturen Konventionen uber eine evtl Mindestzahl derart korrelierter Merkmale bestehen nicht Die zeitliche Entwicklung der Merkmale hat zur Folge dass sich archaologische Kulturen chronologisch untergliedern lassen oft geschieht dies durch Beschreibung einer Anfangs einer Ubergangs und einer Endphase Andererseits wird bei einer grossteils ungebrochenen Entwicklung klar dass die zeitliche Grenzziehung zwischen aufeinander folgenden archaologischen Kulturen rein willkurlich erfolgt Haufig werden kleinere Bruche in der Entwicklung etwa das Auftreten eines neuen Keramiktyps oder der Wegfall eines anderen als zeitliche Grenze zwischen Kulturen definiert Eine zeitliche Mindest oder Maximalgrosse existiert nicht so uberspannt z B die Jōmon Kultur in Japan uber 10 000 Jahre die neolithischen Kulturen Mitteleuropas dagegen nur einige Hundert Jahre Bei der raumlichen Verteilung gleichzeitiger Merkmale einer postulierten Kultur sind ein relativ geschlossenes Verbreitungsgebiet und eine relative Mindestgrosse Mindestanzahl von Fundstellen ausschlaggebend allerdings nicht zwingend Auch hier gilt Bei fliessenden Ubergangen erfolgt die Grenzziehung willkurlich Kommen z B in einem Gebiet die Merkmale A B C und D vor und in einem benachbarten Gebiet gleichzeitig die Merkmale C D E und F konnten zwei hypothetische Kulturen anhand der Verbreitungen der Merkmale A und B einerseits und E und F andererseits postuliert werden Leitformen Typische Artefakte einer Kultur werden in Anlehnung an palaontologische Leitfossilien in der Archaologie als Leitformen bezeichnet Eine begrifflich festgelegte hierarchische Gliederung der archaologischen Kulturen in raumliche und zeitliche Uberkategorien fehlt weitgehend bzw wird von der Forschung fur bestimmte Einheiten dynamisch entwickelt die Trichterbecherkultur wird z B in weitere raumliche Untergruppen untergliedert die sich forschungsgeschichtlich bedingt wiederum aus einzelnen zumeist als Kulturen bezeichneten Einheiten zusammensetzen Versuche der Umbenennungen solch weit verbreiteter Kulturerscheinungen zum Zwecke der besseren Ubersicht wie etwa der Glockenbecherkultur in Glockenbecherphanomen scheitern zumeist an den etablierten alten Begriffen So ist auch das Verhaltnis der Begriffe archaologische Kultur und archaologische Gruppe nicht eindeutig geklart beide werden sowohl synonym als auch zur Bezeichnung verschiedener hierarchischer Gliederungsebenen genutzt meist Kultur uber Gruppe NomenklaturDie Benennung der archaologischen Kulturen folgt keinen festen Regeln Sie werden z B benannt nach dem ersten Fundort z B Starcevo Kultur Baalberger Kultur Rossener Kultur La Tene Kultur dem an Flusslaufen festgemachten Verbreitungsgebiet z B Koros Kultur Saone Rhone Kultur Theiss Kultur den Bestattungssitten z B Einzelgrabkultur Hugelgraberkultur Urnenfelderkultur der Keramik Verzierung oder Leitform z B Linienbandkeramik oder Trichterbecherkultur anderen typischen Artefakten z B Streitaxtkulturen Bootaxtkultur oder etwa ihren Bauwerken z B Nuraghenkultur Bei archaologischen Kulturerscheinungen die heutige Lander und Sprachgrenzen ubergreifen kommt erschwerend hinzu dass oft Mehrfachbenennungen fur ein und dieselbe archaologische Kultur existieren so wird z B der Kulturkomplex der spaten Fruh bis Mittelbronzezeit in Niederosterreich als Boheimkirchener Gruppe Kultur in der Sudwestslowakei als Kultur und in Mahren als Veterov Kultur bezeichnet Verwendung des BegriffsDie meist willkurliche Abgrenzung der archaologischen Kulturen untereinander und ihre im Einzelnen sehr verschiedenen manchmal mehr von der Forschungsgeschichte als vom Forschungsgegenstand selbst gepragten Definitionen verdeutlichen dass es sich um rein kunstliche Gebilde handelt die zumindest pauschal nie mit Ethnien Sprachgruppen oder Lebendkulturen gleichgesetzt werden durfen Bei der Definition von archaologischen Kulturen wird e thnische Identitat raumlich definiert Bei der ublichen summativen Kartierung von Einzelobjekten werden relativ beliebige Objekte ausgewahlt und uber bzw nebeneinander kartiert und aus ihrem Kontext gelost Aus ahnlichen Verbreitungsbildern wird eine Verbindung zwischen unterschiedlichen Objekten konstruiert was zu einem Zirkelschluss fuhrt weil sie die Objekte ein ahnliches Verbreitungsbild zeigen und dieser Umstand wiederum als Beweis dafur gilt dass zwischen diesen Objekten ein inhaltlicher Zusammenhang besteht Die Gliederung der immens vielfaltigen archaologischen Hinterlassenschaften in Einheiten dient der anders gar nicht zu bewaltigenden Ubersichtlichkeit und Konventionalisierung mithin als Grundlage fur jede weiterfuhrende Erforschung der im eigentlichen Sinne kulturellen besser kulturanthropologischen Phanomene Siehe auchListe archaologischer Kulturen Ur und fruhgeschichtliche Terminologie und SystematikLiteraturWilhelm Angeli Zum Kulturbegriff in der Urgeschichtswissenschaft In Herbert Mitscha Marheim Herwig Friesinger Helga Kerchler Hrsg Festschrift fur Richard Pittioni zum siebzigsten Geburtstag Band 1 Urgeschichte Archaeologia Austriaca Beiheft 13 Deuticke u a Wien 1976 ISBN 3 7005 4420 0 S 3 6 Joseph Bergmann Ethnos und Kulturkreis Zur Methodik der Urgeschichtswissenschaft In Praehistorische Zeitschrift Band 47 1972 S 105 110 doi 10 1515 prhz 1972 47 1 2 105 Lewis Roberts Binford Coping with culture In Lewis R Binford Hrsg Debating archaeology Academic Press San Diego CA u a 1989 ISBN 0 12 100045 1 S 485 490 Stefan Burmester Nils Muller Scheessel Hrsg Soziale Gruppen kulturelle Grenzen Die Interpretation sozialer Identitaten in der Prahistorischen Archaologie Tubinger Archaologische Taschenbucher 5 Waxmann Munster u a 2006 ISBN 3 8309 1651 5 Eric Drenth Eric Lohof Mobilitat wahrend des Endneolithikums und der Bronzezeit Eine allgemeine Ubersicht fur die Niederlande In Alexandra Krenn Leeb Hans Jurgen Beier Erich Classen Frank Falkenstein Stefan Schwenzer Hrsg Mobilitat Migration und Kommunikation in Europa wahrend des Neolithikums und der Bronzezeit Beitrage der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Neolithikum wahrend der Jahrestagung des Nordwestdeutschen Verbandes fur Altertumsforschung e V in Xanten 6 8 Juni 2006 Varia neolithica 5 Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas 53 Beier amp Beran Langenweissbach 2009 ISBN 978 3 941171 27 5 S 121 132 Manfred K H Eggert Zum Kulturkonzept in der prahistorischen Archaologie In Bonner Jahrbucher Band 178 1978 S 1 20 doi 10 11588 bjb 1978 0 78547 Siegfried Frohlich Hrsg Kultur Ein Interdisziplinares Kolloquium zur Begrifflichkeit Halle Saale 18 bis 21 Februar 1999 Landesamt fur Archaologie Halle Saale 2000 ISBN 3 910010 50 4 Rolf Hachmann Hrsg Studien zum Kulturbegriff in der Vor und Fruhgeschichtsforschung Saarbrucker Beitrage zur Altertumskunde 48 Habelt Bonn 1987 ISBN 3 7749 2263 2 Sian Jones The archaeology of ethnicity Constructing identities in the past and present Routledge London u a 1997 ISBN 0 415 14157 5 Zugleich Southampton Universitat Dissertation 1994 Heinz Eberhard Mandera Zur Deutung neolithischer Kulturen Probleme urgeschichtlicher Methodik In Nassauische Annalen Band 76 1965 S 1 14 Wolfdietrich Schmied Kowarzik Philosophische Uberlegungen zum Verstehen fremder Kulturen und zu einer Theorie der menschlichen Kultur In Wolfdietrich Schmied Kowarzik Justin Stagl Hrsg Grundfragen der Ethnologie Beitrage zur gegenwartigen Theorie Diskussion Reimer Berlin 1981 ISBN 3 496 00124 0 S 349 389 Christian Strahm Kontinuitat und Kulturwandel im Neolithikum der Westschweiz In Fundberichte Baden Wurttemberg Band 3 1977 S 115 143 doi 10 11588 fbbw 1977 0 24831 Ulrich Veit Kulturanthropologische Perspektiven in der Urgeschichtsforschung Einige forschungsgeschichtliche und wissenschaftstheoretische Voruberlegungen In Urgeschichte als Kulturanthropologie Beitrage zum 70 Geburtstag von Karl J Narr Saeculum Band 41 Heft 3 4 Alber Freiburg Freiburg u a 1990 S 182 214 doi 10 7788 saeculum 1990 41 34 182 Hans Peter Wotzka Zum traditionellen Kulturbegriff in der prahistorischen Archaologie In Paideuma Band 39 1993 S 25 44 JSTOR 40341655 EinzelnachweiseJohn Desmond Clark The Cambridge History of Africa Band 1 Cambridge University Press Cambridge 1982 89 ISBN 0 521 22215 X S 157 f 169 234 Andrew Sherratt Die Cambridge Enzyklopadie der Archaologie Christian Verlag Munchen 1980 ISBN 3 88472 035 X S 10 Roland Prien Archaologie und Migration Vergleichende Studien zur archaologischen Nachweisbarkeit von Wanderungsbewegungen Universitatsforschungen zur prahistorischen Archaologie 120 Habelt Bonn 2005 ISBN 3 7749 3327 8 S 304 316 Zugleich Heidelberg Universitat Dissertation 2002 Nils Muller Scheessel Stefan Burmester Einfuhrung Die Identifizierung sozialer Gruppen Die Erkenntnismoglichkeiten der Prahistorischen Archaologie auf dem Prufstand In Stefan Burmester Nils Muller Scheessel Hrsg Soziale Gruppen kulturelle Grenzen Die Interpretation sozialer Identitaten in der Prahistorischen Archaologie 2006 S 9 38 hier S 27

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