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Schamgefühl

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Das Schamgefühl gehört zu den bei allen Menschen auftretenden Affekten. Auslöser für Schamgefühle können innerseelische Vorgänge sein, wie zum Beispiel der Eindruck von Peinlichkeit oder Verlegenheit, aber auch die Bloßstellung oder Beschämung durch andere Menschen in Form von Demütigungen oder Kränkungen. In Verbindung mit vegetativen Begleiterscheinungen, wie beispielsweise dem Erröten, sind Schamgefühle auch für Außenstehende wahrnehmbar.

Die Fähigkeit, Scham zu empfinden, gilt als angeboren. Im zwischenmenschlichen Kontakt kommt es zu einer Ausdifferenzierung. Die Anlässe für ein Schamgefühl variieren zwischen sozialisations- und kulturbedingten sowie entsprechend der individuellen Veranlagung und der aktuellen Befindlichkeit. Die Intensität der Empfindung kann sich redensartlich vom „peinlichen Berührtsein“ bis zum „Im-Boden-Versinken“ erstrecken.

Beschämungen und Schamgefühle sind nicht allein individuelle Phänomene, sondern werden auch in mehr oder minder großen sozialen Gruppierungen verursacht und erlitten. Die damit verbundenen Kränkungen des Selbstwertgefühls erzeugen ein breites Spektrum unterschiedlicher Reaktions- und Verarbeitungsweisen. Der Erforschung und Deutung, teils auch der Behandlung von Schamgefühlen, widmen sich eine Reihe sozial-, geistes- und naturwissenschaftlicher Disziplinen.

Begriff

Aufgrund der Komplexität und Vielschichtigkeit des Schamgefühls werden Analysen häufig an binären Unterscheidungen festgemacht, um bestimmte Aspekte herauszuarbeiten. So wird zwischen moralischer und imagebezogener Scham, zwischen internalisierter und externalisierter Scham, zwischen gesunder und pathologischer Scham oder zwischen destruktiver und konstruktiver Scham unterschieden. Als Gegenpol zur Scham kann das Gefühl des Stolzes betrachtet werden, das mit Situationen einhergeht, die das Selbstwertgefühl aufwerten.

Der Sozialpsychologe Jonas Rees definiert Scham als „aversive Emotion, die häufig mit einem Gefühl der Unzulänglichkeit einhergeht“. Sie wird empfunden, wenn das Selbstbild einer Person nicht mit dem Bild übereinstimmt, das andere Personen von ihr haben, oder das die Person selbst aufgrund bestimmter Umstände von sich gewinnt. Für Brené Brown ist Scham die Empfindung persönlicher Fehlerhaftigkeit und hat mit der Angst vor Zugehörigkeitsverlust zu tun. Im Extremfall ist Scham „das Gefühl, dass nichts mehr zu retten sei, wenn die anderen einem auf die Schliche kommen.“

Sowohl individuell als auch kulturell wird Scham häufig im Verhältnis zu Schuld betrachtet. Da ebenfalls in sozialen Normen verankert, ist das Schuldgefühl mit dem Schamgefühl verwandt, so Michael Raub. „Man lädt Schuld auf sich, wenn man gegen eine Norm verstoßen hat, ohne daß aber die eigene Person sich davon in ihrem Innersten durch Bloßstellung vor anderen entwertet fühlen muß.“ In Mustern der Schamkultur bewegt sich im Sinne einer solchen Unterscheidung, „wer ein unerwünschtes, unerlaubtes Verhalten aus Furcht vor Liebesentzug oder Strafe unterlässt“, so Ulrich Greiner. Einer Schuldkultur hingegen folge, wer durch sein Gewissen bestimmt wird, etwas zu unterlassen. Das Ineinandergreifen von Scham und Schuld kommt im Begriff der Gewissensscham zum Ausdruck. Sie fußt auf dem Grundbedürfnis nach Integrität und signalisiert Verletzungen der eigenen moralischen und ethischen Wertvorstellungen. Nach Wurmser ist Scham „die Wächterin der inneren Realität“. Schambesetzte Schuldgefühle resultieren demnach aus Gewissenskonflikten. Diese gründen in anerzogenen und übernommenen Moralvorstellungen, die im Laufe des Lebens modifiziert oder ersetzt werden können.

Im Zusammenhang mit den Funktionen der Scham behandelt Wolfgang Blankenburg eine „behütende Scham“ am Beispiel von Künstlern, die sich etwa scheuen, ein Bild zu zeigen, das ihnen noch nicht ausgereift oder gut genug erscheint, an das sie aber vielleicht große Erwartungen knüpfen: ein Verhüllen aus Scheu vor einer voreiligen Kritik, die die im Werk angelegten Potenziale verkennt. Zudem reflektiert Blankenburg eine Scham des Erkennenden, die die Schutzbedürftigkeit des Gegenübers achtet: „Es gibt einen ‚Takt‘, der gegenüber dem Begegnenden fragt, wie er /sie/es verstanden sein möchte, welche Herangehensweise ihm adäquat wäre.“

Etymologisch leitet sich das deutsche Wort Scham von althochdeutsch scama bzw. altsächsisch skama ab, das auf germanisch skamo mit der Bedeutung „Schamgefühl, Beschämung, Schande“ zurückgeht. Die indogermanische Wurzel kam/kem kann mit „zudecken, verschleiern oder verbergen“ übersetzt werden und zeigt, „wie eng das Gefühl der Scham mit der Vorstellung des Sichverbergens verbunden ist“. Die meisten europäischen Sprachen unterscheiden zwischen einem Gefühl für Scham und dem Beschämt-sein (z. B. „Scham“ und „Schande“ im Deutschen oder honte und pudeur im Französischen).

Erscheinungsbild

Nach Léon Wurmser ist Scham „in ihren typischen Grundzügen komplex und variabel, viel eher eine Palette von eng verwandten Affekten als ein simpler, klar abgegrenzter Affekt“.

Körperliche Begleiterscheinungen

Eine typische Begleiterscheinung des Schamgefühls ist die Schamröte, eine Reaktion des vegetativen Nervensystems, die eine verstärkte Blutzufuhr im Gesicht verursacht und es erröten lässt. Als innerlich wahrnehmbare und nach außen sichtbare Reaktion kann das Bewusstsein, rot geworden zu sein, die Schamempfindung noch verstärken. Im Allgemeinen scheinen Kinder und Jugendliche schneller rot zu werden als Erwachsene, doch nicht alle Menschen erröten, wenn sie Scham empfinden. Auch ein besonders breites Grinsen oder verlegenes Lachen gelten als mögliche Anzeichen der Scham. Weitere Körperreaktionen akuter Schamgefühle können Stressreaktionen wie ein erhöhter Puls, Schweißausbrüche, Schwindel und Herzklopfen sein.

Wird im Bereich der Körpersprache der Blickkontakt unterbrochen, kann das Schamgefühle signalisieren. Sie können von Gesten begleitet werden, wie das Senken des Kopfes oder das Verbergen der Augen mit den Händen. Im Internetjargon ist diese Geste als Facepalm bekannt und wird in Memes und als Emoticon genutzt, um Fremdscham auszudrücken. Die Körperhaltung tendiert dazu, sich zusammenzurollen und den Körper kleiner erscheinen zu lassen. Gestik und Gang sind oft gehemmt und können durch drehende, ausweichende Bewegungen einem Davonschleichen und Hinauswinden gleichen. Die Intensität, mit der das Erleben von Scham beginnt, kann zu einem Verlust der Geistesgegenwart führen, sodass die Sprache stockt oder es zum Stottern kommt.

Varianten

Abhängig von Alter, Geschlecht, Charakter und aktueller Lebenssituation werden Schamgefühle unterschiedlich erlebt und verarbeitet. So hat jeder Mensch eine persönliche „Schambiografie“.

Die Philosophin Inga Claudia Römer bezeichnet die Scham als eine affektive Erfahrung eines Mangels, „in der eine dreigliedrige Grundstruktur zu erkennen ist: ‚Jemand (1) schämt sich für etwas (2) vor jemandem (3)‘“. Auf Basis dieser allgemein definierten Grundstruktur der Scham lassen sich verschiedene Erscheinungsformen beschreiben, die sich in ihren Zusammenhängen, Auslösern, Beweggründen, Reaktionen und Bewertungen unterscheiden:

Körperscham

Ein typisches Beispiel der Körperscham ist die empfundene Nacktheit bei der Unterschreitung einer Mindestgrenze an körperlicher Bedeckung. Die Varianz dieser Grenze kann von einer Hüftschnur zur Bedeckung der Geschlechtsorgane bis zur völligen Verhüllung des Körpers bei einer Ganzkörperverschleierung reichen. Für den Ethnologen Hans Peter Duerr scheint die Körperscham des Menschen nicht kulturspezifisch, sondern charakteristisch für die menschliche Lebensform überhaupt zu sein. So pflegen Naturvölker, die kaum oder gar keine Kleidung tragen, wie die Kwoma in Neuguinea, strenge Blick-Tabus: „Männer dürfen Frauen nicht auf den Genitalbereich oder die Brüste schauen. Begegnen sich Mann und Frau, etwa auf einem Pfad, unterhalten sie sich Rücken an Rücken.“ Dabei lösen die unterschiedlichen Körperteile in ungleichem Maße Scham aus. Für die am meisten schambehafteten Zonen des Körpers, die entblößten Genitalien, werden bezeichnenderweise Begriffe wie Schamgegend oder die weibliche Scham synonym verwendet. Auch die Beschaffenheit und das Aussehen des eigenen Körpers können Anlass zur Scham sein. Auffallende Makel, körperliche Entstellungen, Normabweichungen oder das Empfinden, nicht attraktiv zu sein, lösen bisweilen Schamgefühle aus. Das Beschämen anderer Personen aufgrund körperlicher Merkmale fällt unter den Begriff des Bodyshaming. Die Historikerin Ute Frevert weist darauf hin, dass sich Beschämung und Scham im direkten und übertragenen Sinn an den Körper heften und an ihm haften bleiben. Seit dem 19. Jahrhundert stünde vor allem der weibliche Körper im Mittelpunkt vielfältiger Beschämungspraktiken: „In einer Zeit, die Sexualität ebenso unterdrückte wie obsessiv zum Thema machte, wurden junge Mädchen dazu erzogen, sich für und durch ihren Körper zu schämen, ihn zu verhüllen und vor männlichen Blicken zu verbergen. ‹Schamhaftigkeit› war für Frauen eine conditio sine qua non; als schamlos galten jene, die ihren Körper verkauften oder verschenkten.“

Geschlechtsspezifische Scham

„Ein Mann darf nicht weinen, eine Frau nicht fluchen.“ Es zeigt sich, dass die Ausprägungen und Anlässe des Schamgefühls nicht nur einem historischen Wandel unterliegen, sondern auch geschlechtsspezifisch sind. Brené Brown führt das Gefühl der Scham auf Rollenklischees zurück, denen man nicht zu genügen glaubt: „Scham fühlt sich für Männer und Frauen gleich an, aber sie ist nach Geschlecht organisiert.“ Während die Gefühlsscham zumeist dem Mann zugerechnet wird, für den es sich lange Zeit nicht schickte, in der Öffentlichkeit zu weinen, zu erröten oder Furcht zu zeigen, wurde die Körperscham als typisch weibliche Eigenschaft verstanden. Diese Vorstellung einer naturgegebenen Schamhaftigkeit der Frau wird mit ihrer Keuschheit in Verbindung gebracht und reicht bis in die Antike zurück, wo sie vor allem in der bildenden Kunst ihren Ausdruck fand. Sie wurde laut Jean-Claude Bologne mit dem Urchristentum beginnend von einer obsessiven Angst vor der weiblichen Sexualität begleitet. Heute steht der Begriff Slutshaming – das diskriminierende Bezeichnen als Schlampe – für die Abwertung zumeist weiblicher Personen aufgrund ihres sexuellen Verhaltens mit dem Ziel, Schamgefühle auszulösen. Auch die weibliche Menstruation ist in vielen Kulturen schambesetzt (siehe Menstruationsshaming).

Gruppenbasierte Scham

Die Theorie der sozialen Identität besagt, dass ein Teil des menschlichen Selbstkonzepts eng mit den Gruppen, denen sich eine Person zugehörig fühlt, in Zusammenhang steht und mit dem Wert sowie der emotionalen Bedeutung verbunden ist, den sie aus dieser Mitgliedschaft ableitet. Dieser Teil wird als soziale Identität bezeichnet. Sie ist die Basis für kollektive Emotionen, die beispielsweise bei Sport- oder Musikveranstaltungen als Gemeinschaftsgefühl oder Gruppeneuphorie erlebt werden können. Dass sich auch Schuld- und Schamgefühle auf Gruppenebene zeigen können, wurde besonders im Zusammenhang mit dem emotionalen Verhältnis der Deutschen zu den Verbrechen der NS-Zeit, insbesondere dem Holocaust, thematisiert. So wurde der Begriff der Kollektivscham maßgeblich vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss geprägt, der 1952 im Konzentrationslager Bergen-Belsen deutliche Worte für eine Scham fand, die über die Kollektivschuld der Deutschen hinausreichen sollte: „Und dies ist unsere Scham, dass sich solches im Raume der Volksgeschichte vollzog, aus der Lessing und Kant, Goethe und Schiller in das Weltbewusstsein traten. Diese Scham nimmt uns niemand, niemand ab.“ Für den Theologen Karl-Josef Kuschel wurde er mit dieser Rede bis in die Gegenwart hinein richtungsweisend für das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Vergangenheit: „Heuss fordert einen schweren Weg der Selbstreinigung, den wir als Deutsche zu gehen hätten. Wenn man in ein Volk hineingeboren ist, […] dann liebt man dieses Volk. So entstand das Bewusstsein, dass wir stolz waren, Deutsche zu sein. Und das war das Scheußlichste und Schrecklichste, was uns der Nationalsozialismus antat, das er uns zwang, uns schämen zu müssen, Deutsche zu sein.“

Jonas Rees beschrieb zwei Erscheinungsformen kollektiver Scham: die moralische Scham und die imagebezogene Scham. Er führte diese Unterscheidung darauf zurück, dass Menschen in der Regel den Anspruch an sich selbst stellen, zum einen moralisch handelnde und zum anderen geachtete Individuen zu sein. Würde einer dieser beiden Ansprüche verletzt, wäre dies ein Anlass für Schamgefühle der entsprechenden Ausprägung. In einer diese Unterscheidung zur Grundlage nehmenden Studie zu dem Verhältnis von gruppenbasierter Schuld, Scham und Fremdenfeindlichkeit konnte er zeigen, dass das Empfinden von moralischer Scham oder imagebezogener Scham in Bezug auf den Holocaust mit der Einstellung gegenüber Türken in Deutschland korrelierte. Während moralische Scham mit einer positiven, unterstützenden Einstellung einherging, zeigte imagebezogene Scham Überschneidungen mit negativen, feindseligen Einstellungen. Ob und in welcher Weise Menschen aufgrund ihrer sozialen Identität Scham empfinden, hängt also damit zusammen, welche Einstellung sie gegenüber Fremden haben.

Fremdscham

Scham kann auch durch Verfehlungen oder empfundene Unzulänglichkeit (Peinlichkeit) anderer ausgelöst werden, die einem gemeinschaftlich verbunden sind. Hierfür ist der Neologismus „fremdschämen“ gebräuchlich, der 2009 in den Duden aufgenommen und 2010 in Österreich zum Wort des Jahres gekürt wurde. In der englischen Sprache werden in der Wissenschaftsliteratur seit den 1980er Jahren die Bezeichnungen vicarious embarrassment (stellvertretende Peinlichkeit) oder empathic embarrassment (empathische Peinlichkeit) verwendet. Das Berücksichtigen des Schamgefühls anderer Personen sowie die Wahrung ihrer Würde wird als Taktgefühl bezeichnet und beschreibt eher eine grundsätzliche Geisteshaltung als ein situatives Verhalten.

Für Fremdscham hat sich in der deutschen Jugendsprache das Wort cringe etabliert, das im Deutschen als Adjektiv verwendet wird und 2021 zum Jugendwort des Jahres gewählt wurde. Im Englischen hat das Wort eine ähnliche Bedeutung, ist jedoch ein Substantiv und ein Verb (to cringe: ,sich krümmen‘, ,zusammenzucken‘); das entsprechende Adjektiv heißt cringy. Ein davon abgeleitetes Genre heißt Cringe comedy, ein Vortragsformat Cringe Night.

Ein einschlägiges Beispiel aus der Literatur findet sich in Daphne du Mauriers Roman Rebecca (1938), in dem die junge Erzählerin Qualen über das peinliche Verhalten ihrer Arbeitgeberin leidet:

“Later her friends would come in for a drink, which I must mix for them, hating my task, shy and ill at-ease in my corner hemmed in by their parrot chatter, and I would be a whipping-boy again, blushing for her when, excited by her little crowd, she must sit up in bed and talk too loudly, laugh too long, reach to the portable gramophone and start a record, shrugging her large shoulders to the tune.”

„Später kommen ihre Freunde auf einen Drink, den ich für sie mixen muss, eine Aufgabe, die ich hasse, schüchtern und unbehaglich von ihrem Papageiengeplapper in meine Ecke gedrängt, und wieder bin ich ein Prügelknabe, der für sie [Mrs. van Hopper] errötet, wenn sie sich, von ihrer kleinen Versammlung angereizt, im Bett aufsetzt und zu laut spricht, zu lange lacht, sich nach ihrem tragbaren Grammophon streckt und eine Schallplatte anmacht, ihre dicken Schultern zur Melodie zucken lässt.“

– Daphne du Maurier: Rebecca, S. 14

Einordnungen und Deutungsmuster

Als universelle menschliche Veranlagung sind Schamgefühle, die sich aus einer Vielzahl von individuell und kulturell bedingten Anlässen ergeben können und in unterschiedlich ausgeprägter Intensität erlebt und vermittelt werden, ein Reflexions- und Forschungsfeld sowohl diverser fachwissenschaftlicher Disziplinen geworden als auch fruchtbar für interdisziplinäre Forschungsansätze. Neben individual- und sozialpsychologischen Erscheinungsformen werden unter anderem kulturspezifische Aspekte des Schamempfindens betrachtet, kulturhistorische Besonderheiten zu Vergleichszwecken in den Blick genommen sowie Kunstwerke und philosophische Anschauungen herangezogen.

Psychologie

Da Sigmund Freud ein stark triebtheoretisch bestimmtes Verständnis der frühkindlichen Entwicklung zum Ausgangs- und Mittelpunkt der von ihm begründeten Psychoanalyse machte – wobei Affekte als Triebabkömmlinge und damit als nachrangig betrachtet wurden – gab er der Scham als Affekt in seinem theoretischen Denken wenig Platz. In der neueren Forschung zur Entstehung von Schamgefühlen, in der das Kontaktbedürfnis des Säuglings zur Mutter bzw. zur Hauptkontaktperson eine zentrale Rolle spielt, werden der Augenkontakt und das Aufeinander-Bezogensein der Gesichter als entscheidend für die gelingende Bindung des Säuglings angesehen und für das mögliche Eintreten erster Schamgefühle: Wenn nicht das freudig erwartete, zugewandte Muttergesicht erscheine, sondern ein fremdes – oder das der Mutter ohne den gewohnt liebevollen Blick –, werde die Zuwendung durch das Kind jäh unterbrochen, wobei die kindliche Reaktion alle Merkmale erwachsenen Beschämtseins aufweise.

Weite Verbreitung fand das angebliche Zitat von Sigmund Freud, der Verlust von Scham sei das erste Zeichen von Schwachsinn. Diese Aussage ist in seinen Schriften allerdings nicht zu finden. Vielmehr wurde die Vorstellung, fehlendes Schamgefühls sei ein Symptom des Idiotismus, bereits verbreitet, bevor Freud begann zu publizieren.

Psychoanalyse

Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die Psychoanalyse verstärkt dem Thema zugewandt, um die Bedeutsamkeit von Schamkonflikten und traumatischen Schamerfahrungen für schwerste Pathologien (Dissoziale Persönlichkeit, Sucht, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Schizophrenie) nachzuweisen. Wegweisend sind hier insbesondere die Arbeiten von Léon Wurmser. Im Kontext existentieller Abhängigkeit kann das Erleben einer früh erlittenen Zurückweisung oder emotionaler Unerreichbarkeit der Eltern ein fundamentales und absolutes Gefühl des Liebesunwertes verursachen, für das der Psychoanalytiker Léon Wurmser den Begriff der Urscham eingeführt hat, die auch als präödipale oder elementare Scham bezeichnet wird:

„Die radikalste Scham ist es schließlich doch, sich selbst der Liebe anzubieten und als liebensunwert verstoßen zu empfinden – sich als nicht der Liebe und damit der wesentlichsten Achtung würdig zu wissen. Man wird dabei nicht gesehen, fühlt sich in dieser Individualität unsichtbar, des Respekts beraubt.“

– Leon Wurmser

Der Freud-Schüler Erik H. Erikson situiert in seinem Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung Scham und Zweifel als Effekte einer misslingenden Lernerfahrung von „Autonomie“ des zwei- bis dreijährigen Kindes in der „analen Phase“ (Stufe II seines Modells). Scham tritt hier in Gegensatz zum Stolz über gemeisterte Entwicklungsschritte. Erikson deutet Scham als sekundär gegen das Ich gerichteten Zorn: „Der Schamerfüllte möchte […] die Welt zwingen, ihn nicht anzusehen […]. Er würde am liebsten die Augen aller anderen zerstören. Stattdessen muss er seine eigene Unsichtbarkeit wünschen.“

Auf einer reiferen Entwicklungsstufe können abbrechende Kompetenzerfahrungen und Misserfolge Kompetenzscham auslösen – eine Erfahrung, die für Erwachsene ebenso peinlich sein kann. Demütigungen und Verletzungen der Selbst- und Intimitätsgrenzen durch Übergriffe jeglicher Form bieten ebenfalls Anlass für Schamgefühle.

Kognitive Verhaltenstherapie

Autoren wie Gilbert (1997, 1998) unterscheiden zwischen internalisierten und externalisierten Schamgefühlen. Während der externalisierten Scham die Annahme zugrunde liegt, andere Personen könnten die eigene Person als minderwertig, schwach oder unzulänglich bewerten, geht die internalisierte Scham mit der eigenen Abwertung von sich selbst einher. Für die Therapie ist die Unterscheidung zwischen gerechtfertigten und ungerechtfertigten Schamgefühlen von Bedeutung. Von gerechtfertigten Schamgefühlen spricht man, wenn eine Offenlegung des entsprechenden Sachverhalts tatsächlich zu negativen sozialen Konsequenzen führen würde. Wäre nicht mit negativen Konsequenzen zu rechnen, würde man von unberechtigten Schamgefühlen sprechen. Da verschiedene Kulturen über unterschiedliche Normen verfügen können, ist bei der Therapie wichtig zu berücksichtigen, aus welcher Kultur der Patient stammt. Insbesondere bei Migranten könnte es durchaus sein, dass Schamgefühle gegenüber einigen Angehörigen des Patienten berechtigt sind, während sie gegenüber anderen Personengruppen unberechtigt sind. Dementsprechend wird in der Dialektisch Behavioralen Therapie vorgeschlagen, sich bei unberechtigter Scham zu zeigen und – entgegen dem eigenen Impuls – zu handeln. Bei berechtigter Scham wird hingegen durchaus gewürdigt, dass die Scham hier eine soziale Schutzfunktion hat, um die betroffene Person davor zu schützen, ihr Ansehen in der Gruppe zu verlieren. Während die internalisierte Scham durch einen sokratischen Dialog bearbeitet werden könne, sei es bei externalisierter Scham sinnvoll, sich im Verhaltensexperiment zu vergewissern, dass die Umwelt einem nach der Selbstoffenbarung weiterhin wertschätzend begegnet – vorausgesetzt, es handelt sich um unberechtigte Scham, bezogen auf den Personenkreis, demgegenüber man sich öffnet. Eine besondere Form der schamreduzierenden Mutproben sind sogenannte shame-attacking exercises im Rahmen der Rational-Emotiven Verhaltenstherapie, bei denen sich der Patient aktiv Situationen aussetzt, die bisher schambesetzt waren.

Psychopathologie

Die Psychiatrie kennt exzessive Scham als Symptom bestimmter Formen neurotischer Krankheitsbilder und Persönlichkeitsstörungen. Schamkonflikte treten in der Narzisstischen und in der Borderline-Persönlichkeitsstörung auf. In seinem Buch Die Scham, das Selbst und der Andere untersucht der Psychotherapeut Jens Leon Tiedemann die Psychodynamik und Therapie von Schamkonflikten. Er geht der Frage nach, ob das Schamgefühl primär als ein intersubjektiver oder eher als ein intrapsychischer Affekt zu verstehen ist. Dabei nimmt er das Konzept von Scham als Affekt, das in der klassischen Psychoanalyse verankert ist, aus der Perspektive der Intersubjektivitätstheorie in den Blick und fragt, wie es dazu kommt, „dass das individuelle Schamerleben – wie kaum ein anderes Gefühl – so ansteckend im zwischenmenschlichen Kontakt wirkt.“.

Sozialpsychologie

Die Psychologie der Scham wurde vom Sozialwissenschaftler Stephan Marks auf den Nationalsozialismus angewandt. Marks unterscheidet vier Quellen der Scham:

  1. Scham infolge von Missachtung,
  2. Scham infolge von Grenzverletzung („Intimitäts-Scham“),
  3. Scham infolge von Ausgrenzung und
  4. Scham infolge von Verletzung der eigenen Werte („Gewissens-Scham“).

Darüber hinaus beschreibt er Scham-Abwehrmechanismen, die dazu dienen, die eigenen Schamgefühle von sich zu weisen: Die Projektion auf andere, das Beschämen anderer, Zynismus und Arroganz, aggressives Verhalten, Mobbing, Perfektionismus, Suchtverhalten und emotionale Erstarrung. Er vergleicht die Scham mit einem Seismographen, „der sensibel reagiert, wenn das menschliche Grundbedürfnis nach Anerkennung, Schutz, Zugehörigkeit oder Integrität verletzt wurde.“

Scham wird oft als negativ empfunden, da sie den Menschen emotional hemmt und Individualität und Kreativität unterbindet. Sie kann das Bekenntnis zu einem Partner, für den wahre Liebe empfunden wird, ebenso verhindern wie den Widerstand gegen Ungerechtigkeit oder die Wahl eines (von anderen als unstandesgemäß empfundenen) passenden Berufs. Dennoch kann Scham einen „Nutzen“ bringen. So zeigen Sznycer et al. in einer vergleichenden evolutionsbiologischen Studie, dass Scham eine wichtige evolutionäre Anpassung darstellt, indem Schamgefühl dem Einzelnen dabei hilft, Handlungen zu vermeiden, die ihn innerhalb einer Gemeinschaft abwerten oder gar ächten. Im sozialen Kontext bewirkt das Schamgefühl, dass Distanz zu anderen Personen eingehalten und Intimität geschützt wird. Damit führt sie zu einer Haltung des Respekts sich selbst und anderen gegenüber: „Einerseits ist sie Ausdruck eines Anpassungsmodus an soziale Werte – und somit Regulationsfaktor in der Sozialisation. Andererseits ist sie als Bewahrer der Grenzen und des Selbstwertgefühls zu verstehen.“

Unter dem Titel „Königswege“ der Entwürdigung beschreibt Friedrich W. Stallberg drei schamauslösende Handlungsmuster und grenzt sie voneinander ab: Demütigung definiert er als „ein mit Zwang arbeitender Ausschlussprozess in zwischenmenschlichen Begegnungen, sozialen Institutionen und internationalen Beziehungen“. Beschämung beschreibt er als „beabsichtigte interaktive Bloßstellung einer Person, die Normbrüche, Makel und Fehleistungen thematisiert“. Bei der Degradierung wird einer Person der zuvor eingenommene Status in einem von speziellen Regeln gesteuerten Verfahren öffentlich entzogen.

Kulturanthropologie

Maria-Sibylla Lotter beschreibt die Scham als objektivierendes Selbstbewusstsein und weist darauf hin, dass in vielen traditionellen Gesellschaften unter dem moralischen Selbstbewusstsein die Schamfähigkeit verstanden wird: „Sanktionen können eine Person ebenso wenig erreichen wie ein vernünftiger Ratschlag, wenn sie nicht schon ein moralisches Selbstverständnis entwickelt hat, das sich als Scham äußert und der Person Gründe liefert, die Autorität von Eltern und die Kompetenz von Ratgebern anzuerkennen.“

Über das individuelle Erleben hinaus lassen sich Scham und Schuld auch als kulturelle Differenz der sozialen Konfliktverarbeitung verstehen. Ruth Benedict verglich Gesellschaften in Anlehnung an die Kulturanthropologie von Margaret Mead anhand der in ihnen vorherrschenden Ausprägung von Scham- und Schuldkultur miteinander. Während das Konzept der Schuld auf eine innere Instanz – das Gewissen – verweise, sei der Maßstab der schamorientierten Kultur die Gesellschaft, in der Ehre eine wichtige Rolle spiele. Innerhalb der sozialen Kontrollmechanismen könne also zwischen internen und externen Sanktionen unterschieden werden. „Regelverletzungen führen zu einer Beschämung des Individuums und der Gemeinschaft – und wenn der Zustand andauert, zur Schande.“

Sighard Neckel bezeichnet Scham und Schuld als „psychische Wachposten der Person“. Um sie abzugrenzen, nutzt er den Begriff der Gewissensangst oder der moralischen Angst für Schuld und den Begriff der sozialen Angst für Scham: „Schuld ist das Gefühl, durch eigenes Handeln die Verletzung einer Norm verantwortet zu haben; Scham jenes, in seiner Integrität beschädigt zu sein. Schuld entsteht in der Übertretung von Verboten, Scham im Verfehlen eigener Ideale.“ Demnach bezieht sich Schuld auf ein inneres Gebot, welches übertreten wird oder auf das, was wir als „das Böse“ in uns anerkennen. Schuld bedarf keiner Entdeckung, sie stellt lediglich auf unser moralisches Empfinden ab. Für Ulrich Greiner gibt es so gut wie keine Gesellschaft, „in der Scham derart ausschließlich handlungsleitend wäre, dass nicht auch Fragen des Gewissens und der Schuld eine Rolle spielten; so wie es umgekehrt auch keine Gesellschaft gibt, in der Schuldgefühle nicht auch von Scham begleitet würden.“ Folglich könnten die Begriffe Schamkultur und Schuldkultur nicht dazu dienen, eine Entwicklung von einer primitiven zu einer komplexeren Kulturstufe zu beschreiben, wohl aber dazu, „das weitläufige Feld von Scham und Schuld zu analysieren und zu strukturieren.“

In allen Gemeinschaften sind Formen der Demütigung, die ein gezieltes Auslösen von Schamgefühlen anderer Personen in erzieherischer oder feindseliger Absicht darstellen, eine scharfe soziale Sanktion. Bis ins 19. Jahrhundert wurden Beschämungen in Form von Schand- und Ehrenstrafen gezielt als Machtinstrument der Staatsgewalt eingesetzt. Verurteilte wurden an einen Pranger gefesselt und schutzlos den Schmähungen der Passanten ausgesetzt. Heute ist die Redewendung, jemanden an den Pranger zu stellen, für öffentliche Bloßstellungen in den Sozialen Medien und der Presse gebräuchlich. Umgekehrt gilt das Schützen der Mitmenschen vor Scham und Verlegenheit als Form der Höflichkeit und ist ein Ausdruck von Respekt.

Soziologisch betrachtet kennen alle Gesellschaften – zum Teil höchst unterschiedliche – Gegenstände der Scham, tragen somit Merkmale einer Schamkultur, während nur einige als ausgeprägte „Schuldgesellschaften“ verstanden werden können. Augenscheinliche Übereinstimmungen im allgemeinen Umgang mit Schuld und Scham zeigen sich in dem universell verbreiteten Tabu-Verhalten der menschlichen Gesellschaften. In der heutigen Ethnologie gilt die Klassifizierung in Scham- und Schuldkulturen aufgrund ihrer einseitigen theoretischen Perspektive und problematischen ethisch-politischen Implikationen als nicht mehr haltbar.

Dass Schamgefühle je nach Kulturkreis unterschiedlich weit verbreitet sind und in ihrer gesellschaftlichen Relevanz variieren, zeigte auch Daniel Fessler, indem er zwei Probanden-Gruppen aus Indonesien und Kalifornien eine Liste mit 52 Gefühlen vorlegte, die diese nach Bedeutsamkeit sortieren sollten. Bei den Asiaten lag die Scham auf Platz zwei, bei den Amerikanern auf Platz 32. Während man in asiatischen Ländern also sehr bemüht ist, niemals das Gesicht zu verlieren, haben Amerikaner ein eher entspanntes Verhältnis zum Schamgefühl und finden andere Emotionen bedeutsamer.

In der vom Daoismus geprägten traditionellen koreanischen Kultur steht das Schamgefühl in einer engen Beziehung zum Gewissen als der lebenslang zur Verwirklichung der eigenen Natur mahnenden Instanz. Zu dieser nach innen gerichteten Scham kommt die Kultur der Gesichtswahrung als Reflex auf eine mögliche Beschämung von außen hinzu. Dabei geht es vor allem um die Gesichtswahrung der Familie durch ihre Mitglieder, also etwa um die Ehrfurcht der Kinder vor ihren Eltern oder um den Gehorsam der Frau gegenüber ihrem Mann. Im Zuge der Modernisierung der koreanischen Gesellschaft, so Zuk-Nae Lee, haben sich mit neuen Werten wie Freiheit, Gleichheit und Reichtum auch die Objekte des Schamgefühls verändert, zu denen nun besonders Untüchtigkeit und Armut gezählt werden. Dies habe dazu geführt, dass koreanische Eltern alles dafür einsetzen, ihren Kindern die bestmögliche Ausbildung zu verschaffen.

Norbert Elias hat 1939 in Über den Prozeß der Zivilisation das „Vorrücken der Schamschwelle“ als wesentliches Element der „Zivilisation“ seit dem Mittelalter zu einem soziologischen Schlüsselbegriff gemacht, indem er in der Scham ein wesentliches Kriterium für die Umwandlung von Fremd- in Selbstzwänge sah.

Hans Peter Duerr hat in dem sich gegen Elias wendenden Werk Der Mythos vom Zivilisationsprozess vor allem im ersten Band Nacktheit und Scham nachzuweisen versucht, dass eine niedrige Schamschwelle gerade eine sehr hohe Zivilisierung voraussetze und nur in einem streng konventionalisierten Rahmen möglich werde. Er sah einen Bedeutungsverlust der Scham.

Kulturgeschichte

Jean-Claude Bologne konstatiert, dass es das Schamgefühl schon immer gegeben habe, es sich jedoch im Lauf der Jahrhunderte in durchaus unterschiedlichen Bereichen manifestierte. So habe jede Epoche einen bestimmten Aspekt des Schamgefühls in den Vordergrund gerückt. Außerdem sei zwischen exzessiver Freizügigkeit und exzessiver Prüderie stets ein gewisses Gleichgewicht auszumachen. So stand in der Renaissance einer größeren Freizügigkeit gegenüber der Nacktheit in der Kunst eine übertriebene Schamhaftigkeit im Alltagsleben gegenüber. Umgekehrt wurde die Blöße in der Malerei des Mittelalters verhüllt, während man in anderen Bereichen „nackte Tatsachen durchaus zu schätzen wusste“.

Jean-Claude Bologne weist in Nacktheit und Prüderie: Eine Geschichte des Schamgefühls auf eine hierarchische Komponente des historischen Schamgefühls hin: Während man sich genierte, in Anwesenheit angesehener Personen, denen man Achtung schuldete, nackt zu sein, zog man sich im Beisein von Bediensteten ohne Scham aus. Aus diesem Blickwinkel zeigt sich die Schamhaftigkeit als Zeichen der Unterlegenheit in einem Machtgefälle.

Im 18. Jahrhundert wurde das Schamgefühl bisweilen als Konvention verstanden, zu der vor allem die Frauen erzogen wurden:

„Es ist klar, daß drei Viertel des Schamgefühls anerzogen sind. […] Die Schamhaftigkeit ist das Wunderwerk der Kultur. Bei den wilden und halbbarbarischen Völkern gibt es nur Liebe aus Sinnlichkeit, und zwar gröbster Art. Erst die Schamhaftigkeit gesellt zu der Liebe die Phantasie und erweckt sie dadurch zum wahren Leben.“

– Stendhal: Über die Liebe

So vertraten Honoré de Balzac und Stendhal die Ansicht, dass ein durch die Scham verborgenes Begehren umso mächtiger würde und die Hürde der Scham die Begierde erst recht entflammen würde.

Ende des 18. Jahrhunderts sinnierte Friedrich Schleiermacher in seiner Schrift Versuch über die Schamhaftigkeit darüber, „daß es bei der Schamhaftigkeit darauf ankomme, gewisse Vorstellungen, diejenigen nämlich, welche sich auf die Mysterien der Liebe beziehen, entweder gar nicht zu haben oder wenigstens nicht mitzutheilen, und dadurch in Andern zu erregen“. Demgegenüber sei es aber naturgemäß und auf eine gewisse Art doch erlaubt, Vorstellungen zu haben, welche die Schamhaftigkeit ächtet. Es komme darauf an, „die Grenzlinie zwischen diesem und dem Verbotenen zu finden“. Schleiermacher sieht diese Grenzlinie in der Liebe verwirklicht, welche den Gegensatz zur „rohen Begierde“ bildet. Wenn Liebe im Spiel sei, gelte: „Der Zustand des Genusses und der herrschenden Sinnlichkeit hat auch sein Heiliges und fordert gleich Achtung, und es muß ebenfalls schamlos seyn, ihn gewaltsam zu unterbrechen.“ Somit seien die Gesetze der Scham in der Liebe auf eine gewisse Art außer Kraft gesetzt.

Die Wissenschaftlerin Jennifer Jacquet sprach 2015 auf der Plattform dctp.tv über den „Unterschied zwischen Online- und Offline-Scham“. Sie interessiert sich insbesondere für die Frage, welchen Einfluss Scham auf kooperatives Verhalten in Gruppen hat und betont, wie wichtig es bei interkulturell zusammengesetzten Gruppen – also auch im Internet – sei, der je verschiedenen Normen in den verschiedenen Kulturen gewahr zu sein.

Philosophie

Hesiod, für den Rechtsnormen das nötige Korrektiv zu menschlicher Hybris bilden, betrachtet Schamgefühle als Hüter des inneren Rechtsgefühls. „Das die Scham begleitende internalisierte Normbewußtsein“, heißt es bei Martin F. Meyer, „verschafft sich in der Gestalt des Rechts nun objektive Geltung. Zugleich treten Scham und Recht auseinander. Die Schamempfindung bildet fortan das gewissermaßen ‚subjektive‘ Korrelat zu den ‚objektiven‘ Rechtsprinzipien.“

Der auf Maß und Mitte bedachte Aristoteles ordnet die Schamhaftigkeit zwischen der vor allem zurückschreckenden Schüchternheit und der sich vor gar nichts fürchtenden Schamlosigkeit ein. Scham steht bei ihm für die Furcht vor einem Ehrverlust, der infolge feigen, ungerechten oder zügellosen Handelns droht. Derartige Schamgefühle haben Aristoteles zufolge einen spezifischen gesellschaftlichen Adressaten- bzw. Verursacherkreis. Sie gründen in Werturteilen darüber, wem man Achtung und Bedeutung zumisst. Keine oder entsprechend weniger Scham empfindet man folglich gegenüber Personen, denen man kaum Achtung zollt.

David Hume beschäftigt speziell die Gegenüberstellung von Scham und Stolz. Beiden liegt das menschliche Streben nach Anerkennung zugrunde, nach Anerkennung durch andere, aber auch danach, vor der je eigenen moralischen Selbstbeurteilung bestehen zu können. Laut Rudolf Lüthe sind Stolz und Scham neben Liebe und Hass für Hume die wichtigsten menschlichen Affekte.

Für Friedrich Nietzsche ist die Befreiung von Scham vor sich selbst das Siegel der erreichten Freiheit. Damit richtet er sich gegen moralische Instanzen, die durch Konventionen Mechanismen der Beschämung in Gang setzen.

Max Scheler sieht für Schamgefühle einen zeitlich ausgedehnten Wirkungsraum. Sie kommen nicht nur als gegenwartsbezogene vor, sondern können auch an Zurückliegendes anknüpfen oder als „Vorgefühl“ auf Zukünftiges gerichtet sein. Im letzteren Fall dienen sie der Abwendung oder Vermeidung dessen, was Scham erzeugen könnte, stützen damit Selbstvorsorge und Selbstwertgefühl beziehungsweise die individuelle Identität und Integrität. In anthropologischer Dimension ist Scham für Scheler Ausdruck der Gespaltenheit zwischen sinnlichen Trieben und geistigem Streben und des Ringens um ein ständig gefährdetes Gleichgewicht. „Die Scham ist das Innewerden dieser Bruchstellen und Wunden unserer Existenz, die gefühlte Gebrochenheit, Verwundetheit und Fragilität des Selbst“, kommentiert Eduard Zwierlein.

In der existentialistischen Philosophie des frühen Sartre (L'être et le néant, 1943, dt. Das Sein und das Nichts) offenbart sich in der Scham das „Für-andere-Sein“ als Selbstentfremdung bzw. Verdinglichung, die das „Für-sich“ in der konflikthaften Begegnung mit dem anderen erleidet; Scham ist insbesondere Anerkennung der Tatsache, dass ich so bin, wie der andere mich sieht.

Religiöse Muster und Akzente

Für Abrahamitische Religionen (Judentum, Christentum, Islam) führt das Bewusstsein, gegen göttliche Weisung verstoßen zu haben, zu Scham. So empfanden Adam und Eva ihr Nacktsein plötzlich als unangemessen: „Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten, dass sie nackt waren. Sie hefteten Feigenblätter zusammen und machten sich einen Schurz.“(Gen 3,7 EU) Während der schamfreie Urzustand die Gemeinschaft mit Gott kennzeichnete, war die Scham hier keine Tugend wie in der antiken Vorstellung, sondern eine Signatur der „Krankheit“, die zur Vertreibung aus den Paradies führte. Das Motiv der Scham setzt sich fort, als ihr erster Sohn Kain seinen Bruder Abel im Affekt tötet, nachdem er von Gott beschämt worden ist, der sein Opfer ignoriert hat: „Der Herr schaute auf Abel und seine Gabe, aber auf Kain und seine Gabe schaute er nicht. Da überlief es Kain ganz heiß und sein Blick senkte sich.“(Gen 4,4 EU) Für seinen Brudermord wird er von Gott mit dem Kainsmal gezeichnet, das seine Tat für alle sichtbar macht und damit zum Stigma wird. Auch Noah handelt aus Scham und verflucht seinen jüngsten Sohn Ham, weil dieser ihn nackt gesehen hat: „Als Noach aus seinem Weinrausch erwachte und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn angetan hatte, sagte er: Verflucht sei Kanaan. Sklave der Sklaven sei er seinen Brüdern!“ (Gen 9,24 EU) Somit stehen drei Schamgeschichten gleich in den Anfängen der Schöpfungsgeschichte. Michael Klessmann kritisiert, dass dieser Aspekt in der christlichen Anthropologie kaum wirkungsmächtig geworden ist. Stattdessen habe sich die Theologie vorwiegend mit der Schuld des Menschen befasst und Sünde als Schuld interpretiert. Die Scham wurde weitgehend außen vor gelassen und führte zu einer „Anthropologie, die den Menschen einseitig von den Phänomenen der Sünde und der Schuld – und damit von seinen Taten her zu verstehen sucht.“ In den Evangelien gipfeln verletzte Schamgefühle in der öffentlichen Entehrung und Kreuzigung Jesu, der mit den Initialen INRI als Jesus von Nazaret, König der Juden verspottet wird. Nach der Auferstehung schämt sich Petrus dafür, Jesus drei Mal verleugnet zu haben.

Darstellung in den Künsten

Die Literatur stellt für Ulrich Greiner ein „hervorragendes Archiv“ dar, „das die Wandlungen der Gefühlskultur sammelt und aufbewahrt“. Schuld, Scham und Peinlichkeit zählten zu den stärksten Antriebsfedern von Literatur, nämlich „als Ausdruck eines unlösbaren Konflikts, als rückwirkende Schambewältigung, als Erklärungsversuch des Unverstandenen, vielleicht gar Unerklärbaren“. Dabei sei die Scham, die ein Ich im gegebenen Augenblick empfinde, eine andere als die literarisch gestaltete Scham. Der Unterschied liege aber nicht im Wahrheitsgehalt, sondern bestehe nur darin, „dass wir uns über das zur Sprache gewordene Schamgefühl verständigen, vielleicht daraus lernen können“, während die jeweils unmittelbar empfundene Scham für sich bleibe.

Historische Stoffe und Motive

Das Schamgefühl wird in Literatur und bildender Kunst vielfach behandelt. Klassisches und häufig aufgenommenes Motiv vor allem in der Malerei ist der Suizid der Lucretia aus Scham.

An vorderer Stelle im Ersten Buch seiner Historien schildert Herodot einen Fall folgenreich verletzter Scham durch insgeheim beobachtete Nacktheit: König Kandaules renommiert vor seinem Vertrauten Gyges mit der Schönheit seiner Frau und möchte sie sich von diesem bestätigen lassen. Er beredet den Widerstrebenden, seine Frau heimlich nackt zu betrachten. Als diese in entblößtem Zustand Gyges als Beobachter doch bemerkt, bringt ihr Schamgefühl sie dazu, den Gyges zum Mord an ihrem für diese Beschämung verantwortlichen Gatten anzutreiben.Friedrich Hebbel variiert diesen Stoff in seinem Drama Gyges und sein Ring (1854) unter anderem im Ausgang der Geschichte: Nachdem sich beide Männer auf einen fairen Kampf Mann gegen Mann verständigt haben, in dem Kandaules unterliegt, führt Gyges die bei Hebbel Rhodope geheißene Frau zum Traualtar, wo sie ihm die Hand zum Gelöbnis reicht – und sich umbringt.

Ein aus der Antike als typisch männlich überliefertes Schammotiv erscheint in Homers Ilias, da Hektor sich dem Wunsch seiner Frau Andromache widersetzt, die ihn speziell des gemeinsamen Sohnes wegen unter Tränen anfleht, sich nicht in die Schlacht zur Verteidigung Trojas gegen die Griechen zu werfen. Hektors väterlicherseits eingepflanztes Selbstverständnis verlangt, immer der Erste und anderen in Troja Vorbild zu sein, um Schande vom Familiengeschlecht fernzuhalten. „Mich auch härmt das alles, o Trauteste, aber ich scheue / Trojas Männer zu sehr und die saumnachschleppenden Weiber, / Wenn ich hier wie ein Feiger entfernt das Treffen vermeide. / Auch verwehrt es mein Herz, denn ich lernete, tapferen Mutes / Immer zu sein und voran mit Trojas Helden zu kämpfen, / Schirmend zugleich des Vaters erhabenen Ruhm und den meinen!“ Im 22. Gesang der Ilias bekräftigt Hektor vor dem Kampf auf Leben und Tod mit Achilleus, dem er sich durch Flucht hinter die Mauern Trojas hätte entziehen können, dieses Motiv: „Wehe mir, wollt ich jetzt durch Tor und Mauer hineingehn, / Würde Polydamas gleich mit kränkendem Hohn mich belasten / […] doch mir weit heilsamer wär’ es, / Mutig entweder mit Sieg von Achilleus’ Morde zu kehren, / Oder durch ihn zu fallen im rühmlichen Kampf vor der Mauer.“ Mit dem eigenen Ehrverlust droht für Hektor zugleich der des Familiengeschlechts. Letztlich gilt es, gegen die Auslöschung der Stadt und gegen Versklavung von Frauen und Kindern durch die Feinde, unter Einsatz des eigenen Lebens alle Kräfte aufzubieten. In welchem Maße die Scham die Kampfbereitschaft der Kontrahenten im homerischen Epos bestimmt, zeigt sich für Martin F. Meyer im fünften Gesang der Ilias, wo es heißt: „Freunde! Seid Männer und faßt Euch ein wehrhaftes Herz! / Und habt Scham voreinander in den starken Schlachten! / Da wo Männer sich schämen, werden mehr gerettet werden als getötet; / Den Fliehenden aber entsteht weder Ruhm noch Rettung!“

Literatur und Kunst seit dem 19. Jahrhundert

In dem Kunstmärchen Des Kaisers neue Kleider aus dem 19. Jahrhundert erzählt Hans Christian Andersen von der Macht der Scham im Verbund mit der Eitelkeit. Schamkonflikte sind auch ein regelmäßiges Motiv etwa des Erzählwerks Arthur Schnitzlers; in Lieutenant Gustl oder Fräulein Else wird ein Scham- bzw. Ehrkonflikt der Hauptperson in inneren Monologen ausgestaltet.

1891 thematisierte Frank Wedekind in seinem Drama Frühlings Erwachen. Eine Kindertragödie Gefühle und Folgen der Scham in unterschiedlichen Facetten. Das Erwachen jugendlicher Sexualität, Masturbation und homosexuelle Neigungen werden von Schamkonflikten begleitet. Durch Schulversagen hervorgerufene Schamgefühle führen in den Freitod. Sprachtabus verhindern sexuelle Aufklärung und haben eine ungewollte Schwangerschaft zur Folge, die nicht als solche erkannt wird. Die Schwangere stirbt bei einer heimlichen Abtreibung, die von ihrer Mutter veranlasst wird, um die Schande eines unehelichen Enkelkindes abzuwenden.

Dass individuelles Schamempfinden und daran orientiertes Verhalten nicht nur kulturabhängig und zeitgebunden, sondern auch milieubedingt wandelbar sind, zeigt Thomas Mann exemplarisch an der Figur des Hans Castorp in Der Zauberberg. Der Roman, so Ulrich Greiner, entwerfe „in kühnem Vorausblick“ das Modell einer Peinlichkeitskultur, die sich von „existenziell bedrohlichen Schamgefühlen“ freigemacht habe: Zur Ausheilung einer Lungenkrankheit wechselt Castorp für sieben Jahre aus dem von distinguierter Zurückhaltung geprägten gutbürgerlich-hanseatischen Hamburger Milieu in das ganz eigene Fluidum des Davoser Lungensanatoriums, „dessen dünne Hochgebirgsluft die Contenance gewissermaßen zersetzt.“ Castorps Besucher aus Hamburg sind davon konsterniert, wie ungeniert dieser „äußerst undelikate medizinische Details über Mitpatienten ausbreitet“ und höchst unpassend in prustendes Lachen ausbricht. Mit gewisser Irritation registriert Castorp, dass er seiner Manieren allmählich verlustig geht, was auch mit seiner Hinwendung zu der durch merkwürdiges Benehmen auffallenden Clawdia Cauchat zusammenhängt. „Der ganze Kern seines Schamempfindens wird derart aufgeweicht, dass er sich für sich selbst kaum mehr schämen kann, sondern allenfalls für andere noch.“

2017 präsentierte eine Kunst-Ausstellung mit dem Titel Die innere Haut – Kunst und Scham im Museum Marta Herford 100 Werke von 50 internationalen Künstlern und Künstlerinnen. Es waren zeitgenössische Installationen, Malerei, Video, Performance und Skulpturen zu sehen, die ein „Panoptikum der Scham in der Kunst“ lieferten.

Wandlungen und neuere Trends

Wandel bei gesellschaftlichen Normen und Verhältnissen hat Rückwirkungen auf individuelles Empfinden und Verhalten. So macht eine Beschleunigung der Lebensverhältnisse laut Ulrich Greiner Veränderungen der Gefühlskultur schneller erkennbar als zu Zeiten, in denen sich Lebensumstände und Verhaltensnormen oft über Generationen als relativ stabil darstellten. Greiner sieht an die Stelle der alten Schuldkultur und der noch älteren Schamkultur eine neue Kultur der Peinlichkeit treten, die ein vergleichsweise schwächeres Gefühl aus in der Regel geringfügigerem Anlass bedinge. Zu der mit sozialen Zusammenhängen verknüpften Peinlichkeit gehören für ihn Begriffe wie Takt, Verlegenheit und Fremdscham.

Gelockerte und in Fluss geratene Vorstellungen davon, was „sich gehört“ und was es im jeweiligen sozialen Umfeld zu vermeiden gilt, haben zur Folge, dass hinsichtlich des „Angesagten“ wie auch des „Peinlichen“ sich einerseits Beliebigkeit und andererseits Unsicherheit einstellen. Statt allgemein verbindlichen Geboten hat man den wechselnden Vorgaben von Peergroups, Moden, beruflichem Habitus und sonstiger sozialer Umgebung zu folgen. Traditionelle Anstandsregeln sind nur mehr situativ anzuwenden. „In unserer komplexen, pluralistischen, weltweit uniform werdenden Gesellschaft verkehren wir in den verschiedensten, sich überlagernden Beziehungen, Rollen und Situationen miteinander und können nie sicher wissen, wem wir wodurch ‚zu nahe treten‘, weil wir die anderen, auch wenn wir sie in einer einzigen Funktion ansprechen, selten so gut kennen, dass wir alle privaten, beruflichen schichtenspezifischen, altersmäßigen, religiösen, politischen u. a. Lebensbereiche, in denen sie sich sonst noch aufhalten, bei der Kommunikation mitberücksichtigen können.“

Trendsetter und Trendverstärker für das, was man tut und trägt, sind in der Gegenwartsgesellschaft nicht zuletzt die Massenmedien. Sie haben zu einem veränderten Frauenbild und Frauenselbstbild in Konsumgesellschaften beigetragen. Frauenzeitschriften, die früher vor allem praktische Tipps für den Haushalt enthielten, drehen sich nun verstärkt um Fragen der Körperpflege, der Ästhetik und erotischen Ausstrahlung. „Die moderne Frau braucht sich nach heute geltenden Konventionen nicht mehr zu schämen, wenn die Wohnung einmal unaufgeräumt ist oder wenn sie spontan mit einem neuen Bekannten ins Bett geht, aber es wäre höchst peinlich, wäre die Frisur nicht bis zum Abend perfekt, wäre die Frau nicht ‚top‘ gekleidet – einschließlich entsprechender Dessous, denen auf keinen Fall angemerkt werden darf, daß sie vielleicht schon einige Stunden getragen wurden! –, machte sich Körpergeruch bemerkbar, wäre der Körper nicht entsprechend epiliert und anderes mehr.“ Ähnliches gelte auch für Männer, wenngleich der Wandel hier weniger groß sei: Schnell zum Außenseiter könne werden, wer als Jugendlicher keine „geilen“ oder „coolen“ „Teile“ trage.

Die Scham in ihrer Funktion als Hüterin von Intimität und Innenleben wird zum Beispiel im Fernsehen oft beiseite getan und unwirksam. „Seelische Gesundheit“, heißt es bei Micha Hilgers, „besteht nicht zuletzt im Abwägen von Sich-Zeigen und Sich-Verbergen, in angemessener Selbstenthüllung und Selbstverschlossenheit.“ Im Fernsehen jedoch würden die Leidtragenden von Kriegen, Unfällen, Katastrophen und Attentaten ohne Rücksicht auf deren Intimität zur Schau gestellt. Die Schutzfunktion der Scham, auch als Mitgefühl mit anderen in peinlicher Lage, ist für Hilgers essenziell, um die Humanität zu wahren. „Eine schamlose Gesellschaft gibt Respekt und Würde ihrer Mitglieder preis.“

Literatur

Multidimensionale Ansätze

  • Adolf Gerson: Die Scham. Beiträge zur Physiologie, Psychologie und Soziologie des Schamgefühls. Bonn 1919.
  • Wolfgang Kalbe: Scham – Komponenten, Determinanten, Dimensionen. Dissertationsschrift Universität Hamburg, 2002, auf d-nb.info [1]
  • Matthias Kreienbrink: Schäm dich! In: Die Zeit. Nr. 04, 19. Januar 2023, S. 13 f.  Konziser Gesamtabriss mit Hinweisen auf neue Forschungsarbeiten.
  • Rolf Kühn, Michael Raub, Michael Titze (Hrsg.): Scham – ein menschliches Gefühl. Kulturelle, psychologische und philosophische Perspektiven. Westdeutscher Verlag, Opladen 1997, ISBN 3-531-12951-1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. November 2019]). 

Psychologische Perspektive

  • Caroline Bohn: Die soziale Dimension der Einsamkeit. Unter besonderer Berücksichtigung der Scham. Kovac, Hamburg 2008, ISBN 978-3-8300-3475-9.
  • Erik H. Erikson: Identität und Lebenszyklus: Drei Aufsätze. Frankfurt am Main 2008 (Neuauflage).
  • Sigmund Freud: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie. 9. Auflage. Frankfurt am Main 2000.
  • John Steiner: Narzißtische Einbrüche. Sehen und Gesehenwerden. Scham und Verlegenheit pathologischer Persönlichkeitsstörungen. 2. Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-94688-8. 
  • Léon Wurmser: Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. 7. Auflage. Westarp Verlagsservicegesellschaft, Hohenwarsleben 2017, ISBN 978-3-86617-142-8. Originaltitel: The mask of shame übersetzt von Ursula Dallmeyer.
  • Jens L. Tiedemann: Die Scham, das Selbst und der Andere. Psychodynamik und Therapie von Schamkonflikten. (= Bibliothek der Psychoanalyse). Psychosozial-Verlag, Gießen 2010, ISBN 978-3-8379-2035-2.
  • Peer Hultberg: Scham – eine überschattete Emotion. Analytische Psychologie, (1987) 18(2), 84–104, DOI:10.1159/000471137

Kulturgeschichtliche und kulturvergleichende Perspektive

  • Michaela Bauks, Martin F. Meyer (Hrsg.): Zur Kulturgeschichte der Scham. Meiner, Hamburg 2011, ISBN 978-3-7873-1979-4.
  • Ruth Benedict: Chrysantheme und Schwert. Formen der japanischen Kultur. Suhrkamp, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-518-12014-9.
  • Claudia Benthien: Tribunal der Blicke: Kulturtheorien von Scham und Schuld und die Tragödie um 1800. Böhlau, Köln 2011, ISBN 978-3-412-20684-0.
  • Katja Gvozdeva, Hans Rudolf Velten (Hrsg.): Scham und Schamlosigkeit. Grenzverletzungen in Literatur und Kultur der Vormoderne. De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-412-20684-0.
  • Jean-Claude Bologne: Nacktheit und Prüderie. Eine Geschichte des Schamgefühls. Verlag Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 2001, ISBN 3-7400-1138-6.
  • Ulrich Greiner: Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2014, ISBN 978-3-498-02524-3.
  • Guido Rappe: Die Scham im Kulturvergleich. Antike Konzepte des moralischen Schamgefühls in Griechenland und China. Projektverlag, Bochum/ Freiburg i.Br. 2009, ISBN 978-3-89733-201-0.
  • Corinna Schöps: Du darfst dich schämen. In: Die Zeit Doctor. Nr. 2, Mai 2020, S. 6–13 (kleiner Überblick über die Bedeutung der Scham in der Kulturgeschichte, vom Alten Testament bis zur modernen Männergewalt). 

Soziologische und sozialwissenschaftliche Perspektive

  • Wolfgang Hantel-Quitmann: Schamlos! Was wir verlieren, wenn alles erlaubt ist. Herder, Freiburg 2009, ISBN 978-3-451-30262-6. (pcast.sr-online.de, fernladbare Buchbesprechung mit dem Autor unter dem Datum vom 14. März 2010)
  • Anja Hesse, Hans-Joachim Behr u. a. (Hrsg.): TABU: Über den gesellschaftlichen Umgang mit Ekel und Scham. (= Braunschweiger kulturwissenschaftliche Studien. Veröffentlichungen des Fachbereichs Kultur der Stadt Braunschweig. Band 1). Berlin 2009, ISBN 978-3-86599-058-7.
  • Sighard Neckel: Status und Scham. Zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheit. Frankfurt am Main/ New York 1991.
  • Publik-Forum (Hrsg.): Intimität und Scham. Vom Verlangen nach geschützten Räumen. Oberursel 2012, ISBN 978-3-88095-224-9.
  • Ariane Schorn: Scham und Öffentlichkeit. Genese und Dynamik von Scham- und Identitätskonflikten in der Kulturarbeit. Roderer, Regensburg 1996, ISBN 3-89073-951-2.

Kommunikationswissenschaftliche Perspektive

  • Julia Döring: Peinlichkeit – Formen und Funktionen eines kommunikativ konstruierten Phänomens. transcript, Bielefeld 2015, ISBN 978-3-8376-3145-6.

Literaturwissenschaftliche Perspektive

  • Joachim Küchenhoff u. a. (Hrsg.): Scham. (= Freiburger literaturpsychologische Gespräche. Band 32). Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, ISBN 978-3-8260-5105-0.
  • Lea Schneider: Scham. Edition Poeticon, Verlagshaus Berlin, Berlin 2021, ISBN 978-3-945832-48-6, Rezension.

Politologische Perspektive

  • Jürgen Riethmüller: Kalkül der Scham. Der soziale Affekt und das Politische. Kadmos, Berlin 2020. ISBN 978-3-86599-440-0.
  • Jennifer Jacquet: Scham. Die politische Kraft eines unterschätzten Gefühls. S. Fischer, Frankfurt am Main 2015, ISBN 978-3-10-035902-5 (englisch: Is shame necessary? Übersetzt von Jürgen Neubauer). 
  • Jens Roselt: Die Würde des Menschen ist antastbar – Der kreative Umgang mit der Scham. In: Carl Hegemann (Hrsg.): Erniedrigung genießen. Kapitalismus und Depression. Bd. 3, Berlin 2001, S. 47–59. (nachtkritik.de Gekürzte Fassung auf nachtkritik.de [abgerufen am 24. November 2019])

Philosophische Perspektive

  • Friedrich Kirchner: Scham. In: Wörterbuch der philosophischen Grundbegriffe. 5. Auflage. Dürr, Leipzig 1907.
  • Jeffrie G. Murphy: Shame. In: Encyclopedia of Philosophy. Bd. 9, S. 4–5.
  • Jean-Paul Sartre: Das Sein und das Nichts. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1993.
  • Max Scheler: Über Scham und Schamgefühl. (1913). In: Ders: Gesammelte Werke. Bd. 10, Francke, Bern 1957, S. 67–154.
  • Friedrich Schleiermacher: Versuch über die Schamhaftigkeit. In: Schleiermachers vertraute Briefe über die Lucinde. Hamburg 1835, S. 46–68.

Unsortiert

  • Hans Peter Duerr: Nacktheit und Scham. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-518-02292-X.
  • Eva-Maria Engelen: Eine kurze Geschichte von „Zorn“ und „Scham“. In: Archiv für Begriffsgeschichte. Band 50, 2008.
  • Andrea Köhler: Scham. Vom Paradies zum Dschungelcamp. Zu Klampen Verlag, Springe 2017, ISBN 978-3-86674-551-3.
  • Michael Lewis: Scham. Annäherung an ein Tabu. Aus dem Amerikanischen übersetzt von R. Höner. Knaur, München 1995.
  • Stephan Marks: Scham, die tabuisierte Emotion. Patmos, Ostfildern 2007.
  • Jens León Tiedemann: Scham. Psychosozial Verlag, Gießen 2013, ISBN 978-3-8379-2229-5.

Weblinks

Commons: Schamgefühl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Scham – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Schamgefühl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Schamgefühl – Zitate
  • Literatur von und über Schamgefühl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Peter Brandt: Von der verstohlenen Scham zur »unaufhörlichen Präsentation unserer Schande«. – Zur Auseinandersetzung Deutschlands mit dem Nationalsozialismus seit 1945, in: Iablis 2012
  • Brené Brown: Auf die Scham hören, Video
  • Stephan Marks: Scham, Ehre und der 'Kampf der Kulturen'. (Memento vom 20. April 2014 im Internet Archive) 2008.
  • Ulrich Schödlbauer: Die Wirksamkeit der Scham. Versuch über emotionale Schuldkultur. In: Iablis. 2012
  • Shame. History, Law and Evolution. Research Project by Jörg Wettlaufer, Göttingen

Anmerkungen

  1. Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 10–13 (Online [abgerufen am 11. September 2019]). 
  2. Jonas Rees, Jesse A. Allpress, Rupert J. Brown: Nie Wieder: Group‐Based Emotions for In‐Group Wrongdoing Affect Attitudes toward Unrelated Minorities. In: Political Psychology. 2013, S. 387–407, doi:10.1111/pops.12003. 
  3. Anne Boos: Kognitive Verhaltenstherapie nach chronischer Traumatisierung: Ein Therapiemanual. Hogrefe, 2006, ISBN 978-3-8409-2316-6, S. 143 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]). 
  4. Stephan Marks: Menschenwürde und Scham. (PDF) Abgerufen am 15. September 2019. 
  5. Inga Claudia Römer: Scham. Phänomenologische Überlegungen zu einem sozialtheoretischen Begriff. 2017, doi:10.1515/gth-2017-0022 (Online [PDF; abgerufen am 14. September 2019]). 
  6. Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 13–16 (Online [abgerufen am 11. September 2019]). 
  7. Jonas Rees: Glossar: Scham. In: In-Mind Magazin. Stichting In-Mind Foundation, abgerufen am 14. September 2019. 
  8. Katrin Kruse: Scham – die stille Epidemie. In: NZZ Digital. 31. Januar 2016, abgerufen am 24. November 2019. 
  9. Michael Raub: Scham – ein obsoletes Gefühl? Einleitende Bemerkungen zur Aktualität eines Begriffs. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 31.
  10. Ulrich Greiner: Schamverlust. Vom Wandel der Gefühlskultur. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2014, ISBN 978-3-498-02524-3, S. 271 f. 
  11. Léon Wurmser: Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1997, ISBN 978-3-642-80458-8, S. 122 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]). 
  12. Wolfgang Blankenburg: Funktionen der Scham. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 179.
  13. Wolfgang Blankenburg: Funktionen der Scham. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 186.
  14. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache. Hrsg.: Elmar Seebold. 24. Auflage. De Gruyter, Berlin 2002, ISBN 978-3-11-017473-1. 
  15. Günther Drosdowski: Duden: Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache (Die Geschichte der deutschen Wörter und der Fremdwörter von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart). Band 7. Duden Verlag, Mannheim 1997, ISBN 978-3-411-20907-1. 
  16. Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 49 (Online [abgerufen am 11. September 2019]). 
  17. Léon Wurmser: Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 1997, ISBN 978-3-642-80458-8, S. 25 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]). 
  18. Ursula Immenschuh, Stephan Marks: Scham und Würde in der Pflege. Abgerufen am 14. September 2019. 
  19. Katharina Kramer: Schamgefühle. So erklären Forscher unsere Angst vor der Blöße. In: GEO kompakt, Nr. 20 - 09/09. Abgerufen am 14. September 2019. 
  20. Anja Lietzmann: Theorie der Scham. Eine anthropologische Perspektive auf ein menschliches Charakteristikum. Dissertation. Hrsg.: Universität Tübingen. Tübingen 2003 (Online [PDF; abgerufen am 15. September 2019]). 
  21. Ute Frevert: Scham und Beschämung. In: Geschichte der Gefühle. Einblicke in die Forschung. Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e. V., 2015, abgerufen am 29. August 2020. 
  22. Ulrike Meyer-Timpe: Gebrauchsanweisung für ein Gefühl: Scham. In: ZEIT Wissen, Nr. 6. 16. November 2016, abgerufen am 9. November 2019. 
  23. Jean-Claude Bologne: Nacktheit und Prüderie. Eine Geschichte des Schamgefühls. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 2001, ISBN 978-3-7400-1138-3 (Online [abgerufen am 15. September 2019]). 
  24. Theodor Heuss: Schuld oder Scham? Gedenkrede in Bergen-Belsen 1952. In: Praxis Geschichte. Politische Reden – Deutschland im 20. Jahrhundert. Nr. 6, 2007, S. 34–37. 
  25. Thomas Klatt: Theodor Heuss und Israel. Aktive Wiedergutmachung. In: Deutschlandfunk. 14. August 2014, abgerufen am 14. September 2019. 
  26. Jonas Rees: Deutsche Emotionen: Soziale Identität, gruppenbasierte Scham und Erinnerungskultur in Deutschland. In: In-Mind Magazin. Stichting In-Mind Foundation, 2013, abgerufen am 14. September 2019. 
  27. Jana Zeh: Wenn ein anderer peinlich ist. Fremdschämen kann wehtun. Interview mit Frieder Paulus und Dr. Sören Krach. 14. April 2001, abgerufen am 15. September 2019. 
  28. Sören Krach, Jan Christopher Cohrs, Nicole Cruz de Echeverría Loebell, Tilo Kircher, Jens Sommer, Andreas Jansen, Frieder Michel Paulus, Jan Lauwereyns: Your Flaws Are My Pain: Linking Empathy To Vicarious Embarrassment. 2011, doi:10.1371/journal.pone.0018675 (plos.org [abgerufen am 14. September 2019]). 
  29. cringe. In: Urban Dictionary. Abgerufen am 6. Juni 2024. 
  30. Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 385 (Online [abgerufen am 11. September 2019]). 
  31. Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 408 (Online [abgerufen am 11. September 2019]). 
  32. Mario Jacoby: Scham-Angst und Selbstwertgefühl. In: Rolf Kühn, Michael Raub, Michael Titze (Hrsg.): Scham – ein menschliches Gefühl. Opladen 1997. 
  33. Wolfgang Gruber, Ralf Bülow: "Der Verlust der Scham ist das erste Zeichen von Schwachsinn." Sigmund Freud (angeblich). In: Falschzitate mit Belegen und Kommentaren. 6. Februar 2020, abgerufen am 1. September 2021. 
  34. Léon Wurmser: Die Maske der Scham. Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten. Springer, Berlin 1990, ISBN 978-3-642-80458-8, S. 158. 
  35. Erik H. Erikson: Wachstum und Krisen der gesunden Persönlichkeit. In: Identität und Lebenszyklus. Drei Aufsätze. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-27616-7. 
  36. Erik H. Erikson: Kindheit und Gesellschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 1999, ISBN 978-3-608-94212-5, S. 243 ff. 
  37. Jens León Tiedemann: Die intersubjektive Natur der Scham. Dissertation. Berlin 2007, S. 84–96 (Online [abgerufen am 11. September 2019]). 
  38. Julia König, Patricia A. Resick, Regina Karl, Rita Rosner: Posttraumatische Belastungsstörung: Ein Manual zur Cognitive Processing Therapy. Hogrefe, 2012, ISBN 978-3-8409-2419-4, S. 53 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]). 
  39. Martin Bohus, Martina Wolf-Arehult: Interaktives Skillstraining für Borderline-Patienten. Schattauer, 2012, ISBN 978-3-7945-2827-1, S. 216–218 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]). 
  40. Albert Ellis, Burkhard Hoellen: Die rational-emotive Verhaltenstherapie: Reflexionen und Neubestimmungen. Pfeiffer, 2004, ISBN 978-3-608-89652-7, S. 64 (google.de [abgerufen am 15. September 2019]). 
  41. Jens León Tiedemann: Die Scham, das Selbst und der Andere. Psychodynamik und Therapie von Schamkonflikten. Psychosozial-Verlag, Gießen 2010, ISBN 978-3-8379-2035-2, S. 17 ff. 
  42. Stephan Marks: Warum folgten sie Hitler? Die Psychologie des Nationalsozialismus. In: Scham – die tabuisierte Emotion. Patmos, Düsseldorf 2007. 
  43. Stephan Marks: Vom Umgang mit Scham, Schuld und Ehre in der interkulturellen Begegnung. (PDF) In: Menschenwürde und Scham. Missionsakademie an der Universität Hamburg, 2014, S. 16, abgerufen am 25. Mai 2023. 
  44. Daniel Sznycer, John Tooby u. a.: Shame closely tracks the threat of devaluation by others, even across cultures. In: Proceedings of the National Academy of Sciences. 2016, S. 2625, doi:10.1073/pnas.1514699113. 
  45. Friedrich W. Stallberg: „Königswege“ der Entwürdigung. In: Soziologie der Würde: Eine Einführung in ihre Problemzugänge, Analysen und Befunde. Springer Fachmedien, Wiesbaden 2023, ISBN 978-3-658-40208-2, S. 83–95, doi:10.1007/978-3-658-40208-2_11. 
  46. Maria-Sibylla Lotter: Scham, Schuld, Verantwortung: Über die kulturellen Grundlagen der Moral. Suhrkamp Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-518-29616-5, S. 69 f. 
  47. Ruth Benedict: Chrysantheme und Schwert. Formen der japanischen Kultur. Deutsche Erstausgabe. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-518-12014-9. 
  48. Mladen Gladić: Macht sich schuldig, wer „Schuldkultur“ sagt? In: der Freitag. 14. Februar 2019, abgerufen am 11. September 2019. 
  49. Thomas Müller: Transkulturelle Psychiatrie. Von der Scham- zur Schuldkultur. In: DNP. Der Neurologe & Psychiater. Springer Medizin, 18. Januar 2016, abgerufen am 11. September 2019. 
  50. Sighard Neckel: Achtungsverlust und Scham. Die soziale Gestalt eines existentiellen Gefühls. In: Hinrich Fink-Eitel, Georg Lohmann (Hrsg.): Zur Philosophie der Gefühle. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1993, ISBN 978-3-518-28674-6, S. 249. 
  51. Sighard Neckel: Achtungsverlust und Scham. In: Die Macht der Unterscheidung, Essays zur Kultursoziologie der modernen Gesellschaft. Campus, Frankfurt am Main 2000, ISBN 978-3-593-36623-4. 
  52. Greiner 2014, S. 276.
  53. Peter Leusch: Die Rolle der Scham. Vom Pranger auf dem Marktplatz zu dem im Netz. In: Deutschlandfunk. 14. Dezember 2017, abgerufen am 24. November 2019. 
  54. Thomas Gross: Der Mythos von der japanischen Schamkultur. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. April 2011, abgerufen am 11. September 2019: „Japaner mögen sich aus anderen Anlässen schämen als Araber, Deutsche oder als Engländer, denen ebenfalls nachgesagt wird, vielerlei Anlässe zu Peinlichkeitsgefühlen zu kennen. Gute, oft diskret verborgene Gründe zur Scham haben indes alle.“ 
  55. Zuk-Nae Lee: Koreanische Kultur und Schamgefühl. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.): Scham — ein menschliches Gefühl. Springer, Berlin 1997, S. 77–85. 
  56. Norbert Elias: Über den Prozeß der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Band 2. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992, ISBN 978-3-518-27759-1. 
  57. Hans Peter Duerr: Der Mythos vom Zivilisationsprozeß. Nacktheit und Scham. Band 1. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1988, ISBN 978-3-518-02292-4. 
  58. Stendhal: Über die Liebe. 25. Über das Schamgefühl. In: Projekt Gutenberg. Kap. 27 (Online [abgerufen am 12. Juli 2020]). 
  59. Friedrich Schleiermacher: Versuch über die Schamhaftigkeit. In: Schleiermachers vertraute Briefe über die Lucinde. Hamburg 1835, S. 46–68. 
  60. DLD Interview. Scham online Jennifer Jacquet im Interview bei Philip Banse. In: dctp.tv. 2015, abgerufen am 30. November 2019 (englisch). 
  61. Martin F. Meyer: Scham im klassischen griechischen Denken. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 44.
  62. Nikomachische Ethik II, 1108a 31–36.
  63. Martin F. Meyer: Scham im klassischen griechischen Denken. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 52.
  64. Rudolf Lüthe: Der diskrete Charme der Scham. Rhapsodische Anmerkungen zu Humes Lehre von »Pride« und »Humility« im »Treatise of Human Nature«. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 78 und 80.
  65. Friedrich Nietzsche: Die fröhliche Wissenschaft. In: Werke in drei Bänden. Band 2. München 1954, ISBN 978-3-446-10817-2, S. 160 (Online [abgerufen am 9. November 2019]): „Was ist das Siegel der erreichten Freiheit? – Sich nicht mehr vor sich selber schämen.“ 
  66. Maja Beckers, Greta Lührs: Gift, Galle, Gram. In: HOHE LUFT Magazin: Die Weisheit der Gefühle / Teil 2 / Neid und Scham. 26. März 2019 (Online [abgerufen am 9. November 2019]). 
  67. Eduard Zwierlein: Scham und Menschsein. Zur Anthropologie der Scham bei Max Scheler. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 161.
  68. Eduard Zwierlein: Scham und Menschsein. Zur Anthropologie der Scham bei Max Scheler. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 167 f. „Nur ein Wesen, das unvollkommen nach Vollkommenheit strebt, hat genug »Fallhöhe« für Tragik und Scham. Dabei verweist das punktuelle Mißlingen im konkreten Fall auf die prinzipiell problematische Gesamtverfassung des Menschsseins, in der dieses Mißlingen wurzelt und von dem es symbolisch miterzählt.“ (Ebenda, S. 171)
  69. Katja Gvozdeva, Hans Rudolf Velten (Hrsg.): Scham und Schamlosigkeit. Grenzverletzungen in Literatur und Kultur der Vormoderne. De Gruyter, Berlin 2011, ISBN 978-3-412-20684-0, S. 1. 
  70. Michael Klessmann: „Ich armer, elender, sündiger Mensch…“ Schuld und Scham in der christlichen Tradition. (PDF) Abgerufen am 25. Mai 2023. 
  71. Günter Renz: Scham (und Schuld). Biblische und anthropologische Aspekte. Vortrag am 1. November 2019 vor leitenden Diakoninnen und Diakonen in Württemberg. 1. November 2019, S. 7, abgerufen am 25. Mai 2023. 
  72. Christian Feldmann: Schwankender Fels. In: Deutsche Welle. 21. Februar 2020, abgerufen am 25. Mai 2023. 
  73. Greiner 2014, S. 21 f.
  74. Greiner 2014, S. 129 f.
  75. Herodot 1, 8–12
  76. Greiner 2014, S. 140–145; weitere Bearbeitungen des von Herodot gesetzten Themas finden sich bei Théophile Gautier (Le Roi Candaule, 1944), in André Gides Drama Le roi Candaule (1901 uraufgeführt) und in Alexander Zemlinskys Oper Der König Kandaules (Uraufführung 1996).
  77. Ilias 6, 405–432.
  78. Ilias 6, 206–210.
  79. Ilias 6, 441–446 ( Voß-Übersetzung).
  80. Ilias 22, 99–110 (Voß-Übersetzung).
  81. Martin F. Meyer: Scham im klassischen griechischen Denken. In: Bauks/Meyer (Hrsg.) 2011, S. 38 f.
  82. Zitiert nach Martin F. Meyer: Scham im klassischen griechischen Denken. In: Bauks/Meyer (Hrsg.) 2011, S. 39.
  83. Greiner 2014, S. 247.
  84. Greiner 2014, S. 247 und 252 f.
  85. Marta Herford, Museum für Kunst, Architektur, Design: Die innere Haut. Kunst und Scham. Abgerufen am 15. September 2019. 
  86. Andi Hörmann: Ausstellung „Die innere Haut“. Scham mit Charme. In: Deutschlandfunk. 30. März 2017 (deutschlandfunk.de [abgerufen am 15. September 2019]). 
  87. Greiner 2014, S. 21 und 25 f.
  88. Greiner 2014, S. 74.
  89. Peter von Moos: Vorwort. In: Ders. (Hrsg.): Der Fehltritt. Vergehen und Versehen in der Vormoderne. Köln 2001, S. 73. Zitiert nach Julia Döring: Peinlichkeit. Formen und Funktionen eines kommunikativ konstruierten Phänomens. Bielefeld 2015, S. 10.
  90. Michael Raub: Scham – ein obsoletes Gefühl? Einleitende Bemerkungen zur Aktualität eines Begriffs. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 36 f.
  91. Micha Hilgers: Die infrarote Schamlosigkeit. Exhibitionismus, Voyeurismus und die elektronischen Medien. In: Kühn, Raub, Titze (Hrsg.) 1997, S. 87 und 95.
  92. Fritz Göttler: Neue Essays über Lust und Scham. Abgerufen am 28. Januar 2022. 
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Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 21 Jun 2025 / 22:10

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Schamfamilie Verlegenheit Befangenheit Schuchternheit Peinlichkeit Krankung Schmach Minderwertigkeitsgefuhl Das Schamgefuhl gehort zu den bei allen Menschen auftretenden Affekten Ausloser fur Schamgefuhle konnen innerseelische Vorgange sein wie zum Beispiel der Eindruck von Peinlichkeit oder Verlegenheit aber auch die Blossstellung oder Beschamung durch andere Menschen in Form von Demutigungen oder Krankungen In Verbindung mit vegetativen Begleiterscheinungen wie beispielsweise dem Erroten sind Schamgefuhle auch fur Aussenstehende wahrnehmbar Die Fahigkeit Scham zu empfinden gilt als angeboren Im zwischenmenschlichen Kontakt kommt es zu einer Ausdifferenzierung Die Anlasse fur ein Schamgefuhl variieren zwischen sozialisations und kulturbedingten sowie entsprechend der individuellen Veranlagung und der aktuellen Befindlichkeit Die Intensitat der Empfindung kann sich redensartlich vom peinlichen Beruhrtsein bis zum Im Boden Versinken erstrecken Beschamungen und Schamgefuhle sind nicht allein individuelle Phanomene sondern werden auch in mehr oder minder grossen sozialen Gruppierungen verursacht und erlitten Die damit verbundenen Krankungen des Selbstwertgefuhls erzeugen ein breites Spektrum unterschiedlicher Reaktions und Verarbeitungsweisen Der Erforschung und Deutung teils auch der Behandlung von Schamgefuhlen widmen sich eine Reihe sozial geistes und naturwissenschaftlicher Disziplinen BegriffAufgrund der Komplexitat und Vielschichtigkeit des Schamgefuhls werden Analysen haufig an binaren Unterscheidungen festgemacht um bestimmte Aspekte herauszuarbeiten So wird zwischen moralischer und imagebezogener Scham zwischen internalisierter und externalisierter Scham zwischen gesunder und pathologischer Scham oder zwischen destruktiver und konstruktiver Scham unterschieden Als Gegenpol zur Scham kann das Gefuhl des Stolzes betrachtet werden das mit Situationen einhergeht die das Selbstwertgefuhl aufwerten Der Sozialpsychologe Jonas Rees definiert Scham als aversive Emotion die haufig mit einem Gefuhl der Unzulanglichkeit einhergeht Sie wird empfunden wenn das Selbstbild einer Person nicht mit dem Bild ubereinstimmt das andere Personen von ihr haben oder das die Person selbst aufgrund bestimmter Umstande von sich gewinnt Fur Brene Brown ist Scham die Empfindung personlicher Fehlerhaftigkeit und hat mit der Angst vor Zugehorigkeitsverlust zu tun Im Extremfall ist Scham das Gefuhl dass nichts mehr zu retten sei wenn die anderen einem auf die Schliche kommen Sowohl individuell als auch kulturell wird Scham haufig im Verhaltnis zu Schuld betrachtet Da ebenfalls in sozialen Normen verankert ist das Schuldgefuhl mit dem Schamgefuhl verwandt so Michael Raub Man ladt Schuld auf sich wenn man gegen eine Norm verstossen hat ohne dass aber die eigene Person sich davon in ihrem Innersten durch Blossstellung vor anderen entwertet fuhlen muss In Mustern der Schamkultur bewegt sich im Sinne einer solchen Unterscheidung wer ein unerwunschtes unerlaubtes Verhalten aus Furcht vor Liebesentzug oder Strafe unterlasst so Ulrich Greiner Einer Schuldkultur hingegen folge wer durch sein Gewissen bestimmt wird etwas zu unterlassen Das Ineinandergreifen von Scham und Schuld kommt im Begriff der Gewissensscham zum Ausdruck Sie fusst auf dem Grundbedurfnis nach Integritat und signalisiert Verletzungen der eigenen moralischen und ethischen Wertvorstellungen Nach Wurmser ist Scham die Wachterin der inneren Realitat Schambesetzte Schuldgefuhle resultieren demnach aus Gewissenskonflikten Diese grunden in anerzogenen und ubernommenen Moralvorstellungen die im Laufe des Lebens modifiziert oder ersetzt werden konnen Im Zusammenhang mit den Funktionen der Scham behandelt Wolfgang Blankenburg eine behutende Scham am Beispiel von Kunstlern die sich etwa scheuen ein Bild zu zeigen das ihnen noch nicht ausgereift oder gut genug erscheint an das sie aber vielleicht grosse Erwartungen knupfen ein Verhullen aus Scheu vor einer voreiligen Kritik die die im Werk angelegten Potenziale verkennt Zudem reflektiert Blankenburg eine Scham des Erkennenden die die Schutzbedurftigkeit des Gegenubers achtet Es gibt einen Takt der gegenuber dem Begegnenden fragt wie er sie es verstanden sein mochte welche Herangehensweise ihm adaquat ware Etymologisch leitet sich das deutsche Wort Scham von althochdeutsch scama bzw altsachsisch skama ab das auf germanisch skamo mit der Bedeutung Schamgefuhl Beschamung Schande zuruckgeht Die indogermanische Wurzel kam kem kann mit zudecken verschleiern oder verbergen ubersetzt werden und zeigt wie eng das Gefuhl der Scham mit der Vorstellung des Sichverbergens verbunden ist Die meisten europaischen Sprachen unterscheiden zwischen einem Gefuhl fur Scham und dem Beschamt sein z B Scham und Schande im Deutschen oder honte und pudeur im Franzosischen ErscheinungsbildEva nach dem Sundenfall Auguste Rodin Nach Leon Wurmser ist Scham in ihren typischen Grundzugen komplex und variabel viel eher eine Palette von eng verwandten Affekten als ein simpler klar abgegrenzter Affekt Korperliche Begleiterscheinungen Eine typische Begleiterscheinung des Schamgefuhls ist die Schamrote eine Reaktion des vegetativen Nervensystems die eine verstarkte Blutzufuhr im Gesicht verursacht und es erroten lasst Als innerlich wahrnehmbare und nach aussen sichtbare Reaktion kann das Bewusstsein rot geworden zu sein die Schamempfindung noch verstarken Im Allgemeinen scheinen Kinder und Jugendliche schneller rot zu werden als Erwachsene doch nicht alle Menschen erroten wenn sie Scham empfinden Auch ein besonders breites Grinsen oder verlegenes Lachen gelten als mogliche Anzeichen der Scham Weitere Korperreaktionen akuter Schamgefuhle konnen Stressreaktionen wie ein erhohter Puls Schweissausbruche Schwindel und Herzklopfen sein Wird im Bereich der Korpersprache der Blickkontakt unterbrochen kann das Schamgefuhle signalisieren Sie konnen von Gesten begleitet werden wie das Senken des Kopfes oder das Verbergen der Augen mit den Handen Im Internetjargon ist diese Geste als Facepalm bekannt und wird in Memes und als Emoticon genutzt um Fremdscham auszudrucken Die Korperhaltung tendiert dazu sich zusammenzurollen und den Korper kleiner erscheinen zu lassen Gestik und Gang sind oft gehemmt und konnen durch drehende ausweichende Bewegungen einem Davonschleichen und Hinauswinden gleichen Die Intensitat mit der das Erleben von Scham beginnt kann zu einem Verlust der Geistesgegenwart fuhren sodass die Sprache stockt oder es zum Stottern kommt Varianten Abhangig von Alter Geschlecht Charakter und aktueller Lebenssituation werden Schamgefuhle unterschiedlich erlebt und verarbeitet So hat jeder Mensch eine personliche Schambiografie Die Philosophin Inga Claudia Romer bezeichnet die Scham als eine affektive Erfahrung eines Mangels in der eine dreigliedrige Grundstruktur zu erkennen ist Jemand 1 schamt sich fur etwas 2 vor jemandem 3 Auf Basis dieser allgemein definierten Grundstruktur der Scham lassen sich verschiedene Erscheinungsformen beschreiben die sich in ihren Zusammenhangen Auslosern Beweggrunden Reaktionen und Bewertungen unterscheiden Korperscham Eglon van der Neer Die Frau des Kandaules entdeckt den versteckten Gyges Ein typisches Beispiel der Korperscham ist die empfundene Nacktheit bei der Unterschreitung einer Mindestgrenze an korperlicher Bedeckung Die Varianz dieser Grenze kann von einer Huftschnur zur Bedeckung der Geschlechtsorgane bis zur volligen Verhullung des Korpers bei einer Ganzkorperverschleierung reichen Fur den Ethnologen Hans Peter Duerr scheint die Korperscham des Menschen nicht kulturspezifisch sondern charakteristisch fur die menschliche Lebensform uberhaupt zu sein So pflegen Naturvolker die kaum oder gar keine Kleidung tragen wie die Kwoma in Neuguinea strenge Blick Tabus Manner durfen Frauen nicht auf den Genitalbereich oder die Bruste schauen Begegnen sich Mann und Frau etwa auf einem Pfad unterhalten sie sich Rucken an Rucken Dabei losen die unterschiedlichen Korperteile in ungleichem Masse Scham aus Fur die am meisten schambehafteten Zonen des Korpers die entblossten Genitalien werden bezeichnenderweise Begriffe wie Schamgegend oder die weibliche Scham synonym verwendet Auch die Beschaffenheit und das Aussehen des eigenen Korpers konnen Anlass zur Scham sein Auffallende Makel korperliche Entstellungen Normabweichungen oder das Empfinden nicht attraktiv zu sein losen bisweilen Schamgefuhle aus Das Beschamen anderer Personen aufgrund korperlicher Merkmale fallt unter den Begriff des Bodyshaming Die Historikerin Ute Frevert weist darauf hin dass sich Beschamung und Scham im direkten und ubertragenen Sinn an den Korper heften und an ihm haften bleiben Seit dem 19 Jahrhundert stunde vor allem der weibliche Korper im Mittelpunkt vielfaltiger Beschamungspraktiken In einer Zeit die Sexualitat ebenso unterdruckte wie obsessiv zum Thema machte wurden junge Madchen dazu erzogen sich fur und durch ihren Korper zu schamen ihn zu verhullen und vor mannlichen Blicken zu verbergen Schamhaftigkeit war fur Frauen eine conditio sine qua non als schamlos galten jene die ihren Korper verkauften oder verschenkten Geschlechtsspezifische Scham Ein Mann darf nicht weinen eine Frau nicht fluchen Es zeigt sich dass die Auspragungen und Anlasse des Schamgefuhls nicht nur einem historischen Wandel unterliegen sondern auch geschlechtsspezifisch sind Brene Brown fuhrt das Gefuhl der Scham auf Rollenklischees zuruck denen man nicht zu genugen glaubt Scham fuhlt sich fur Manner und Frauen gleich an aber sie ist nach Geschlecht organisiert Wahrend die Gefuhlsscham zumeist dem Mann zugerechnet wird fur den es sich lange Zeit nicht schickte in der Offentlichkeit zu weinen zu erroten oder Furcht zu zeigen wurde die Korperscham als typisch weibliche Eigenschaft verstanden Diese Vorstellung einer naturgegebenen Schamhaftigkeit der Frau wird mit ihrer Keuschheit in Verbindung gebracht und reicht bis in die Antike zuruck wo sie vor allem in der bildenden Kunst ihren Ausdruck fand Sie wurde laut Jean Claude Bologne mit dem Urchristentum beginnend von einer obsessiven Angst vor der weiblichen Sexualitat begleitet Heute steht der Begriff Slutshaming das diskriminierende Bezeichnen als Schlampe fur die Abwertung zumeist weiblicher Personen aufgrund ihres sexuellen Verhaltens mit dem Ziel Schamgefuhle auszulosen Auch die weibliche Menstruation ist in vielen Kulturen schambesetzt siehe Menstruationsshaming Gruppenbasierte Scham Die Theorie der sozialen Identitat besagt dass ein Teil des menschlichen Selbstkonzepts eng mit den Gruppen denen sich eine Person zugehorig fuhlt in Zusammenhang steht und mit dem Wert sowie der emotionalen Bedeutung verbunden ist den sie aus dieser Mitgliedschaft ableitet Dieser Teil wird als soziale Identitat bezeichnet Sie ist die Basis fur kollektive Emotionen die beispielsweise bei Sport oder Musikveranstaltungen als Gemeinschaftsgefuhl oder Gruppeneuphorie erlebt werden konnen Dass sich auch Schuld und Schamgefuhle auf Gruppenebene zeigen konnen wurde besonders im Zusammenhang mit dem emotionalen Verhaltnis der Deutschen zu den Verbrechen der NS Zeit insbesondere dem Holocaust thematisiert So wurde der Begriff der Kollektivscham massgeblich vom damaligen Bundesprasidenten Theodor Heuss gepragt der 1952 im Konzentrationslager Bergen Belsen deutliche Worte fur eine Scham fand die uber die Kollektivschuld der Deutschen hinausreichen sollte Und dies ist unsere Scham dass sich solches im Raume der Volksgeschichte vollzog aus der Lessing und Kant Goethe und Schiller in das Weltbewusstsein traten Diese Scham nimmt uns niemand niemand ab Fur den Theologen Karl Josef Kuschel wurde er mit dieser Rede bis in die Gegenwart hinein richtungsweisend fur das Verhaltnis der Deutschen zu ihrer Vergangenheit Heuss fordert einen schweren Weg der Selbstreinigung den wir als Deutsche zu gehen hatten Wenn man in ein Volk hineingeboren ist dann liebt man dieses Volk So entstand das Bewusstsein dass wir stolz waren Deutsche zu sein Und das war das Scheusslichste und Schrecklichste was uns der Nationalsozialismus antat das er uns zwang uns schamen zu mussen Deutsche zu sein Jonas Rees beschrieb zwei Erscheinungsformen kollektiver Scham die moralische Scham und die imagebezogene Scham Er fuhrte diese Unterscheidung darauf zuruck dass Menschen in der Regel den Anspruch an sich selbst stellen zum einen moralisch handelnde und zum anderen geachtete Individuen zu sein Wurde einer dieser beiden Anspruche verletzt ware dies ein Anlass fur Schamgefuhle der entsprechenden Auspragung In einer diese Unterscheidung zur Grundlage nehmenden Studie zu dem Verhaltnis von gruppenbasierter Schuld Scham und Fremdenfeindlichkeit konnte er zeigen dass das Empfinden von moralischer Scham oder imagebezogener Scham in Bezug auf den Holocaust mit der Einstellung gegenuber Turken in Deutschland korrelierte Wahrend moralische Scham mit einer positiven unterstutzenden Einstellung einherging zeigte imagebezogene Scham Uberschneidungen mit negativen feindseligen Einstellungen Ob und in welcher Weise Menschen aufgrund ihrer sozialen Identitat Scham empfinden hangt also damit zusammen welche Einstellung sie gegenuber Fremden haben Fremdscham Luisa Neubauer in T Shirt mit der Aufschrift cringe 2024 Scham kann auch durch Verfehlungen oder empfundene Unzulanglichkeit Peinlichkeit anderer ausgelost werden die einem gemeinschaftlich verbunden sind Hierfur ist der Neologismus fremdschamen gebrauchlich der 2009 in den Duden aufgenommen und 2010 in Osterreich zum Wort des Jahres gekurt wurde In der englischen Sprache werden in der Wissenschaftsliteratur seit den 1980er Jahren die Bezeichnungen vicarious embarrassment stellvertretende Peinlichkeit oder empathic embarrassment empathische Peinlichkeit verwendet Das Berucksichtigen des Schamgefuhls anderer Personen sowie die Wahrung ihrer Wurde wird als Taktgefuhl bezeichnet und beschreibt eher eine grundsatzliche Geisteshaltung als ein situatives Verhalten Fur Fremdscham hat sich in der deutschen Jugendsprache das Wort cringe etabliert das im Deutschen als Adjektiv verwendet wird und 2021 zum Jugendwort des Jahres gewahlt wurde Im Englischen hat das Wort eine ahnliche Bedeutung ist jedoch ein Substantiv und ein Verb to cringe sich krummen zusammenzucken das entsprechende Adjektiv heisst cringy Ein davon abgeleitetes Genre heisst Cringe comedy ein Vortragsformat Cringe Night Ein einschlagiges Beispiel aus der Literatur findet sich in Daphne du Mauriers Roman Rebecca 1938 in dem die junge Erzahlerin Qualen uber das peinliche Verhalten ihrer Arbeitgeberin leidet Later her friends would come in for a drink which I must mix for them hating my task shy and ill at ease in my corner hemmed in by their parrot chatter and I would be a whipping boy again blushing for her when excited by her little crowd she must sit up in bed and talk too loudly laugh too long reach to the portable gramophone and start a record shrugging her large shoulders to the tune Spater kommen ihre Freunde auf einen Drink den ich fur sie mixen muss eine Aufgabe die ich hasse schuchtern und unbehaglich von ihrem Papageiengeplapper in meine Ecke gedrangt und wieder bin ich ein Prugelknabe der fur sie Mrs van Hopper errotet wenn sie sich von ihrer kleinen Versammlung angereizt im Bett aufsetzt und zu laut spricht zu lange lacht sich nach ihrem tragbaren Grammophon streckt und eine Schallplatte anmacht ihre dicken Schultern zur Melodie zucken lasst Daphne du Maurier Rebecca S 14Einordnungen und DeutungsmusterAls universelle menschliche Veranlagung sind Schamgefuhle die sich aus einer Vielzahl von individuell und kulturell bedingten Anlassen ergeben konnen und in unterschiedlich ausgepragter Intensitat erlebt und vermittelt werden ein Reflexions und Forschungsfeld sowohl diverser fachwissenschaftlicher Disziplinen geworden als auch fruchtbar fur interdisziplinare Forschungsansatze Neben individual und sozialpsychologischen Erscheinungsformen werden unter anderem kulturspezifische Aspekte des Schamempfindens betrachtet kulturhistorische Besonderheiten zu Vergleichszwecken in den Blick genommen sowie Kunstwerke und philosophische Anschauungen herangezogen Psychologie Da Sigmund Freud ein stark triebtheoretisch bestimmtes Verstandnis der fruhkindlichen Entwicklung zum Ausgangs und Mittelpunkt der von ihm begrundeten Psychoanalyse machte wobei Affekte als Triebabkommlinge und damit als nachrangig betrachtet wurden gab er der Scham als Affekt in seinem theoretischen Denken wenig Platz In der neueren Forschung zur Entstehung von Schamgefuhlen in der das Kontaktbedurfnis des Sauglings zur Mutter bzw zur Hauptkontaktperson eine zentrale Rolle spielt werden der Augenkontakt und das Aufeinander Bezogensein der Gesichter als entscheidend fur die gelingende Bindung des Sauglings angesehen und fur das mogliche Eintreten erster Schamgefuhle Wenn nicht das freudig erwartete zugewandte Muttergesicht erscheine sondern ein fremdes oder das der Mutter ohne den gewohnt liebevollen Blick werde die Zuwendung durch das Kind jah unterbrochen wobei die kindliche Reaktion alle Merkmale erwachsenen Beschamtseins aufweise Weite Verbreitung fand das angebliche Zitat von Sigmund Freud der Verlust von Scham sei das erste Zeichen von Schwachsinn Diese Aussage ist in seinen Schriften allerdings nicht zu finden Vielmehr wurde die Vorstellung fehlendes Schamgefuhls sei ein Symptom des Idiotismus bereits verbreitet bevor Freud begann zu publizieren Psychoanalyse Erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die Psychoanalyse verstarkt dem Thema zugewandt um die Bedeutsamkeit von Schamkonflikten und traumatischen Schamerfahrungen fur schwerste Pathologien Dissoziale Personlichkeit Sucht Borderline Personlichkeitsstorung Schizophrenie nachzuweisen Wegweisend sind hier insbesondere die Arbeiten von Leon Wurmser Im Kontext existentieller Abhangigkeit kann das Erleben einer fruh erlittenen Zuruckweisung oder emotionaler Unerreichbarkeit der Eltern ein fundamentales und absolutes Gefuhl des Liebesunwertes verursachen fur das der Psychoanalytiker Leon Wurmser den Begriff der Urscham eingefuhrt hat die auch als praodipale oder elementare Scham bezeichnet wird Die radikalste Scham ist es schliesslich doch sich selbst der Liebe anzubieten und als liebensunwert verstossen zu empfinden sich als nicht der Liebe und damit der wesentlichsten Achtung wurdig zu wissen Man wird dabei nicht gesehen fuhlt sich in dieser Individualitat unsichtbar des Respekts beraubt Leon Wurmser Der Freud Schuler Erik H Erikson situiert in seinem Stufenmodell der psychosozialen Entwicklung Scham und Zweifel als Effekte einer misslingenden Lernerfahrung von Autonomie des zwei bis dreijahrigen Kindes in der analen Phase Stufe II seines Modells Scham tritt hier in Gegensatz zum Stolz uber gemeisterte Entwicklungsschritte Erikson deutet Scham als sekundar gegen das Ich gerichteten Zorn Der Schamerfullte mochte die Welt zwingen ihn nicht anzusehen Er wurde am liebsten die Augen aller anderen zerstoren Stattdessen muss er seine eigene Unsichtbarkeit wunschen Auf einer reiferen Entwicklungsstufe konnen abbrechende Kompetenzerfahrungen und Misserfolge Kompetenzscham auslosen eine Erfahrung die fur Erwachsene ebenso peinlich sein kann Demutigungen und Verletzungen der Selbst und Intimitatsgrenzen durch Ubergriffe jeglicher Form bieten ebenfalls Anlass fur Schamgefuhle Kognitive Verhaltenstherapie Autoren wie Gilbert 1997 1998 unterscheiden zwischen internalisierten und externalisierten Schamgefuhlen Wahrend der externalisierten Scham die Annahme zugrunde liegt andere Personen konnten die eigene Person als minderwertig schwach oder unzulanglich bewerten geht die internalisierte Scham mit der eigenen Abwertung von sich selbst einher Fur die Therapie ist die Unterscheidung zwischen gerechtfertigten und ungerechtfertigten Schamgefuhlen von Bedeutung Von gerechtfertigten Schamgefuhlen spricht man wenn eine Offenlegung des entsprechenden Sachverhalts tatsachlich zu negativen sozialen Konsequenzen fuhren wurde Ware nicht mit negativen Konsequenzen zu rechnen wurde man von unberechtigten Schamgefuhlen sprechen Da verschiedene Kulturen uber unterschiedliche Normen verfugen konnen ist bei der Therapie wichtig zu berucksichtigen aus welcher Kultur der Patient stammt Insbesondere bei Migranten konnte es durchaus sein dass Schamgefuhle gegenuber einigen Angehorigen des Patienten berechtigt sind wahrend sie gegenuber anderen Personengruppen unberechtigt sind Dementsprechend wird in der Dialektisch Behavioralen Therapie vorgeschlagen sich bei unberechtigter Scham zu zeigen und entgegen dem eigenen Impuls zu handeln Bei berechtigter Scham wird hingegen durchaus gewurdigt dass die Scham hier eine soziale Schutzfunktion hat um die betroffene Person davor zu schutzen ihr Ansehen in der Gruppe zu verlieren Wahrend die internalisierte Scham durch einen sokratischen Dialog bearbeitet werden konne sei es bei externalisierter Scham sinnvoll sich im Verhaltensexperiment zu vergewissern dass die Umwelt einem nach der Selbstoffenbarung weiterhin wertschatzend begegnet vorausgesetzt es handelt sich um unberechtigte Scham bezogen auf den Personenkreis demgegenuber man sich offnet Eine besondere Form der schamreduzierenden Mutproben sind sogenannte shame attacking exercises im Rahmen der Rational Emotiven Verhaltenstherapie bei denen sich der Patient aktiv Situationen aussetzt die bisher schambesetzt waren Psychopathologie Die Psychiatrie kennt exzessive Scham als Symptom bestimmter Formen neurotischer Krankheitsbilder und Personlichkeitsstorungen Schamkonflikte treten in der Narzisstischen und in der Borderline Personlichkeitsstorung auf In seinem Buch Die Scham das Selbst und der Andere untersucht der Psychotherapeut Jens Leon Tiedemann die Psychodynamik und Therapie von Schamkonflikten Er geht der Frage nach ob das Schamgefuhl primar als ein intersubjektiver oder eher als ein intrapsychischer Affekt zu verstehen ist Dabei nimmt er das Konzept von Scham als Affekt das in der klassischen Psychoanalyse verankert ist aus der Perspektive der Intersubjektivitatstheorie in den Blick und fragt wie es dazu kommt dass das individuelle Schamerleben wie kaum ein anderes Gefuhl so ansteckend im zwischenmenschlichen Kontakt wirkt Sozialpsychologie Die Psychologie der Scham wurde vom Sozialwissenschaftler Stephan Marks auf den Nationalsozialismus angewandt Marks unterscheidet vier Quellen der Scham Scham infolge von Missachtung Scham infolge von Grenzverletzung Intimitats Scham Scham infolge von Ausgrenzung und Scham infolge von Verletzung der eigenen Werte Gewissens Scham Daruber hinaus beschreibt er Scham Abwehrmechanismen die dazu dienen die eigenen Schamgefuhle von sich zu weisen Die Projektion auf andere das Beschamen anderer Zynismus und Arroganz aggressives Verhalten Mobbing Perfektionismus Suchtverhalten und emotionale Erstarrung Er vergleicht die Scham mit einem Seismographen der sensibel reagiert wenn das menschliche Grundbedurfnis nach Anerkennung Schutz Zugehorigkeit oder Integritat verletzt wurde Scham wird oft als negativ empfunden da sie den Menschen emotional hemmt und Individualitat und Kreativitat unterbindet Sie kann das Bekenntnis zu einem Partner fur den wahre Liebe empfunden wird ebenso verhindern wie den Widerstand gegen Ungerechtigkeit oder die Wahl eines von anderen als unstandesgemass empfundenen passenden Berufs Dennoch kann Scham einen Nutzen bringen So zeigen Sznycer et al in einer vergleichenden evolutionsbiologischen Studie dass Scham eine wichtige evolutionare Anpassung darstellt indem Schamgefuhl dem Einzelnen dabei hilft Handlungen zu vermeiden die ihn innerhalb einer Gemeinschaft abwerten oder gar achten Im sozialen Kontext bewirkt das Schamgefuhl dass Distanz zu anderen Personen eingehalten und Intimitat geschutzt wird Damit fuhrt sie zu einer Haltung des Respekts sich selbst und anderen gegenuber Einerseits ist sie Ausdruck eines Anpassungsmodus an soziale Werte und somit Regulationsfaktor in der Sozialisation Andererseits ist sie als Bewahrer der Grenzen und des Selbstwertgefuhls zu verstehen Unter dem Titel Konigswege der Entwurdigung beschreibt Friedrich W Stallberg drei schamauslosende Handlungsmuster und grenzt sie voneinander ab Demutigung definiert er als ein mit Zwang arbeitender Ausschlussprozess in zwischenmenschlichen Begegnungen sozialen Institutionen und internationalen Beziehungen Beschamung beschreibt er als beabsichtigte interaktive Blossstellung einer Person die Normbruche Makel und Fehleistungen thematisiert Bei der Degradierung wird einer Person der zuvor eingenommene Status in einem von speziellen Regeln gesteuerten Verfahren offentlich entzogen Kulturanthropologie Maria Sibylla Lotter beschreibt die Scham als objektivierendes Selbstbewusstsein und weist darauf hin dass in vielen traditionellen Gesellschaften unter dem moralischen Selbstbewusstsein die Schamfahigkeit verstanden wird Sanktionen konnen eine Person ebenso wenig erreichen wie ein vernunftiger Ratschlag wenn sie nicht schon ein moralisches Selbstverstandnis entwickelt hat das sich als Scham aussert und der Person Grunde liefert die Autoritat von Eltern und die Kompetenz von Ratgebern anzuerkennen Uber das individuelle Erleben hinaus lassen sich Scham und Schuld auch als kulturelle Differenz der sozialen Konfliktverarbeitung verstehen Ruth Benedict verglich Gesellschaften in Anlehnung an die Kulturanthropologie von Margaret Mead anhand der in ihnen vorherrschenden Auspragung von Scham und Schuldkultur miteinander Wahrend das Konzept der Schuld auf eine innere Instanz das Gewissen verweise sei der Massstab der schamorientierten Kultur die Gesellschaft in der Ehre eine wichtige Rolle spiele Innerhalb der sozialen Kontrollmechanismen konne also zwischen internen und externen Sanktionen unterschieden werden Regelverletzungen fuhren zu einer Beschamung des Individuums und der Gemeinschaft und wenn der Zustand andauert zur Schande Sighard Neckel bezeichnet Scham und Schuld als psychische Wachposten der Person Um sie abzugrenzen nutzt er den Begriff der Gewissensangst oder der moralischen Angst fur Schuld und den Begriff der sozialen Angst fur Scham Schuld ist das Gefuhl durch eigenes Handeln die Verletzung einer Norm verantwortet zu haben Scham jenes in seiner Integritat beschadigt zu sein Schuld entsteht in der Ubertretung von Verboten Scham im Verfehlen eigener Ideale Demnach bezieht sich Schuld auf ein inneres Gebot welches ubertreten wird oder auf das was wir als das Bose in uns anerkennen Schuld bedarf keiner Entdeckung sie stellt lediglich auf unser moralisches Empfinden ab Fur Ulrich Greiner gibt es so gut wie keine Gesellschaft in der Scham derart ausschliesslich handlungsleitend ware dass nicht auch Fragen des Gewissens und der Schuld eine Rolle spielten so wie es umgekehrt auch keine Gesellschaft gibt in der Schuldgefuhle nicht auch von Scham begleitet wurden Folglich konnten die Begriffe Schamkultur und Schuldkultur nicht dazu dienen eine Entwicklung von einer primitiven zu einer komplexeren Kulturstufe zu beschreiben wohl aber dazu das weitlaufige Feld von Scham und Schuld zu analysieren und zu strukturieren Drei Frauen am Pranger China Anonym um 1875 In allen Gemeinschaften sind Formen der Demutigung die ein gezieltes Auslosen von Schamgefuhlen anderer Personen in erzieherischer oder feindseliger Absicht darstellen eine scharfe soziale Sanktion Bis ins 19 Jahrhundert wurden Beschamungen in Form von Schand und Ehrenstrafen gezielt als Machtinstrument der Staatsgewalt eingesetzt Verurteilte wurden an einen Pranger gefesselt und schutzlos den Schmahungen der Passanten ausgesetzt Heute ist die Redewendung jemanden an den Pranger zu stellen fur offentliche Blossstellungen in den Sozialen Medien und der Presse gebrauchlich Umgekehrt gilt das Schutzen der Mitmenschen vor Scham und Verlegenheit als Form der Hoflichkeit und ist ein Ausdruck von Respekt Soziologisch betrachtet kennen alle Gesellschaften zum Teil hochst unterschiedliche Gegenstande der Scham tragen somit Merkmale einer Schamkultur wahrend nur einige als ausgepragte Schuldgesellschaften verstanden werden konnen Augenscheinliche Ubereinstimmungen im allgemeinen Umgang mit Schuld und Scham zeigen sich in dem universell verbreiteten Tabu Verhalten der menschlichen Gesellschaften In der heutigen Ethnologie gilt die Klassifizierung in Scham und Schuldkulturen aufgrund ihrer einseitigen theoretischen Perspektive und problematischen ethisch politischen Implikationen als nicht mehr haltbar Dass Schamgefuhle je nach Kulturkreis unterschiedlich weit verbreitet sind und in ihrer gesellschaftlichen Relevanz variieren zeigte auch Daniel Fessler indem er zwei Probanden Gruppen aus Indonesien und Kalifornien eine Liste mit 52 Gefuhlen vorlegte die diese nach Bedeutsamkeit sortieren sollten Bei den Asiaten lag die Scham auf Platz zwei bei den Amerikanern auf Platz 32 Wahrend man in asiatischen Landern also sehr bemuht ist niemals das Gesicht zu verlieren haben Amerikaner ein eher entspanntes Verhaltnis zum Schamgefuhl und finden andere Emotionen bedeutsamer In der vom Daoismus gepragten traditionellen koreanischen Kultur steht das Schamgefuhl in einer engen Beziehung zum Gewissen als der lebenslang zur Verwirklichung der eigenen Natur mahnenden Instanz Zu dieser nach innen gerichteten Scham kommt die Kultur der Gesichtswahrung als Reflex auf eine mogliche Beschamung von aussen hinzu Dabei geht es vor allem um die Gesichtswahrung der Familie durch ihre Mitglieder also etwa um die Ehrfurcht der Kinder vor ihren Eltern oder um den Gehorsam der Frau gegenuber ihrem Mann Im Zuge der Modernisierung der koreanischen Gesellschaft so Zuk Nae Lee haben sich mit neuen Werten wie Freiheit Gleichheit und Reichtum auch die Objekte des Schamgefuhls verandert zu denen nun besonders Untuchtigkeit und Armut gezahlt werden Dies habe dazu gefuhrt dass koreanische Eltern alles dafur einsetzen ihren Kindern die bestmogliche Ausbildung zu verschaffen Norbert Elias hat 1939 in Uber den Prozess der Zivilisation das Vorrucken der Schamschwelle als wesentliches Element der Zivilisation seit dem Mittelalter zu einem soziologischen Schlusselbegriff gemacht indem er in der Scham ein wesentliches Kriterium fur die Umwandlung von Fremd in Selbstzwange sah Hans Peter Duerr hat in dem sich gegen Elias wendenden Werk Der Mythos vom Zivilisationsprozess vor allem im ersten Band Nacktheit und Scham nachzuweisen versucht dass eine niedrige Schamschwelle gerade eine sehr hohe Zivilisierung voraussetze und nur in einem streng konventionalisierten Rahmen moglich werde Er sah einen Bedeutungsverlust der Scham Kulturgeschichte Jean Claude Bologne konstatiert dass es das Schamgefuhl schon immer gegeben habe es sich jedoch im Lauf der Jahrhunderte in durchaus unterschiedlichen Bereichen manifestierte So habe jede Epoche einen bestimmten Aspekt des Schamgefuhls in den Vordergrund geruckt Ausserdem sei zwischen exzessiver Freizugigkeit und exzessiver Pruderie stets ein gewisses Gleichgewicht auszumachen So stand in der Renaissance einer grosseren Freizugigkeit gegenuber der Nacktheit in der Kunst eine ubertriebene Schamhaftigkeit im Alltagsleben gegenuber Umgekehrt wurde die Blosse in der Malerei des Mittelalters verhullt wahrend man in anderen Bereichen nackte Tatsachen durchaus zu schatzen wusste Jean Claude Bologne weist in Nacktheit und Pruderie Eine Geschichte des Schamgefuhls auf eine hierarchische Komponente des historischen Schamgefuhls hin Wahrend man sich genierte in Anwesenheit angesehener Personen denen man Achtung schuldete nackt zu sein zog man sich im Beisein von Bediensteten ohne Scham aus Aus diesem Blickwinkel zeigt sich die Schamhaftigkeit als Zeichen der Unterlegenheit in einem Machtgefalle Im 18 Jahrhundert wurde das Schamgefuhl bisweilen als Konvention verstanden zu der vor allem die Frauen erzogen wurden Es ist klar dass drei Viertel des Schamgefuhls anerzogen sind Die Schamhaftigkeit ist das Wunderwerk der Kultur Bei den wilden und halbbarbarischen Volkern gibt es nur Liebe aus Sinnlichkeit und zwar grobster Art Erst die Schamhaftigkeit gesellt zu der Liebe die Phantasie und erweckt sie dadurch zum wahren Leben Stendhal Uber die Liebe So vertraten Honore de Balzac und Stendhal die Ansicht dass ein durch die Scham verborgenes Begehren umso machtiger wurde und die Hurde der Scham die Begierde erst recht entflammen wurde Ende des 18 Jahrhunderts sinnierte Friedrich Schleiermacher in seiner Schrift Versuch uber die Schamhaftigkeit daruber dass es bei der Schamhaftigkeit darauf ankomme gewisse Vorstellungen diejenigen namlich welche sich auf die Mysterien der Liebe beziehen entweder gar nicht zu haben oder wenigstens nicht mitzutheilen und dadurch in Andern zu erregen Demgegenuber sei es aber naturgemass und auf eine gewisse Art doch erlaubt Vorstellungen zu haben welche die Schamhaftigkeit achtet Es komme darauf an die Grenzlinie zwischen diesem und dem Verbotenen zu finden Schleiermacher sieht diese Grenzlinie in der Liebe verwirklicht welche den Gegensatz zur rohen Begierde bildet Wenn Liebe im Spiel sei gelte Der Zustand des Genusses und der herrschenden Sinnlichkeit hat auch sein Heiliges und fordert gleich Achtung und es muss ebenfalls schamlos seyn ihn gewaltsam zu unterbrechen Somit seien die Gesetze der Scham in der Liebe auf eine gewisse Art ausser Kraft gesetzt Die Wissenschaftlerin Jennifer Jacquet sprach 2015 auf der Plattform dctp tv uber den Unterschied zwischen Online und Offline Scham Sie interessiert sich insbesondere fur die Frage welchen Einfluss Scham auf kooperatives Verhalten in Gruppen hat und betont wie wichtig es bei interkulturell zusammengesetzten Gruppen also auch im Internet sei der je verschiedenen Normen in den verschiedenen Kulturen gewahr zu sein Philosophie Hesiod fur den Rechtsnormen das notige Korrektiv zu menschlicher Hybris bilden betrachtet Schamgefuhle als Huter des inneren Rechtsgefuhls Das die Scham begleitende internalisierte Normbewusstsein heisst es bei Martin F Meyer verschafft sich in der Gestalt des Rechts nun objektive Geltung Zugleich treten Scham und Recht auseinander Die Schamempfindung bildet fortan das gewissermassen subjektive Korrelat zu den objektiven Rechtsprinzipien Der auf Mass und Mitte bedachte Aristoteles ordnet die Schamhaftigkeit zwischen der vor allem zuruckschreckenden Schuchternheit und der sich vor gar nichts furchtenden Schamlosigkeit ein Scham steht bei ihm fur die Furcht vor einem Ehrverlust der infolge feigen ungerechten oder zugellosen Handelns droht Derartige Schamgefuhle haben Aristoteles zufolge einen spezifischen gesellschaftlichen Adressaten bzw Verursacherkreis Sie grunden in Werturteilen daruber wem man Achtung und Bedeutung zumisst Keine oder entsprechend weniger Scham empfindet man folglich gegenuber Personen denen man kaum Achtung zollt David Hume beschaftigt speziell die Gegenuberstellung von Scham und Stolz Beiden liegt das menschliche Streben nach Anerkennung zugrunde nach Anerkennung durch andere aber auch danach vor der je eigenen moralischen Selbstbeurteilung bestehen zu konnen Laut Rudolf Luthe sind Stolz und Scham neben Liebe und Hass fur Hume die wichtigsten menschlichen Affekte Fur Friedrich Nietzsche ist die Befreiung von Scham vor sich selbst das Siegel der erreichten Freiheit Damit richtet er sich gegen moralische Instanzen die durch Konventionen Mechanismen der Beschamung in Gang setzen Max Scheler sieht fur Schamgefuhle einen zeitlich ausgedehnten Wirkungsraum Sie kommen nicht nur als gegenwartsbezogene vor sondern konnen auch an Zuruckliegendes anknupfen oder als Vorgefuhl auf Zukunftiges gerichtet sein Im letzteren Fall dienen sie der Abwendung oder Vermeidung dessen was Scham erzeugen konnte stutzen damit Selbstvorsorge und Selbstwertgefuhl beziehungsweise die individuelle Identitat und Integritat In anthropologischer Dimension ist Scham fur Scheler Ausdruck der Gespaltenheit zwischen sinnlichen Trieben und geistigem Streben und des Ringens um ein standig gefahrdetes Gleichgewicht Die Scham ist das Innewerden dieser Bruchstellen und Wunden unserer Existenz die gefuhlte Gebrochenheit Verwundetheit und Fragilitat des Selbst kommentiert Eduard Zwierlein In der existentialistischen Philosophie des fruhen Sartre L etre et le neant 1943 dt Das Sein und das Nichts offenbart sich in der Scham das Fur andere Sein als Selbstentfremdung bzw Verdinglichung die das Fur sich in der konflikthaften Begegnung mit dem anderen erleidet Scham ist insbesondere Anerkennung der Tatsache dass ich so bin wie der andere mich sieht Religiose Muster und AkzenteLucas Cranach d A Adam und Eva Fur Abrahamitische Religionen Judentum Christentum Islam fuhrt das Bewusstsein gegen gottliche Weisung verstossen zu haben zu Scham So empfanden Adam und Eva ihr Nacktsein plotzlich als unangemessen Da gingen beiden die Augen auf und sie erkannten dass sie nackt waren Sie hefteten Feigenblatter zusammen und machten sich einen Schurz Gen 3 7 EU Wahrend der schamfreie Urzustand die Gemeinschaft mit Gott kennzeichnete war die Scham hier keine Tugend wie in der antiken Vorstellung sondern eine Signatur der Krankheit die zur Vertreibung aus den Paradies fuhrte Das Motiv der Scham setzt sich fort als ihr erster Sohn Kain seinen Bruder Abel im Affekt totet nachdem er von Gott beschamt worden ist der sein Opfer ignoriert hat Der Herr schaute auf Abel und seine Gabe aber auf Kain und seine Gabe schaute er nicht Da uberlief es Kain ganz heiss und sein Blick senkte sich Gen 4 4 EU Fur seinen Brudermord wird er von Gott mit dem Kainsmal gezeichnet das seine Tat fur alle sichtbar macht und damit zum Stigma wird Auch Noah handelt aus Scham und verflucht seinen jungsten Sohn Ham weil dieser ihn nackt gesehen hat Als Noach aus seinem Weinrausch erwachte und erfuhr was ihm sein jungster Sohn angetan hatte sagte er Verflucht sei Kanaan Sklave der Sklaven sei er seinen Brudern Gen 9 24 EU Somit stehen drei Schamgeschichten gleich in den Anfangen der Schopfungsgeschichte Michael Klessmann kritisiert dass dieser Aspekt in der christlichen Anthropologie kaum wirkungsmachtig geworden ist Stattdessen habe sich die Theologie vorwiegend mit der Schuld des Menschen befasst und Sunde als Schuld interpretiert Die Scham wurde weitgehend aussen vor gelassen und fuhrte zu einer Anthropologie die den Menschen einseitig von den Phanomenen der Sunde und der Schuld und damit von seinen Taten her zu verstehen sucht In den Evangelien gipfeln verletzte Schamgefuhle in der offentlichen Entehrung und Kreuzigung Jesu der mit den Initialen INRI als Jesus von Nazaret Konig der Juden verspottet wird Nach der Auferstehung schamt sich Petrus dafur Jesus drei Mal verleugnet zu haben Darstellung in den KunstenDie Literatur stellt fur Ulrich Greiner ein hervorragendes Archiv dar das die Wandlungen der Gefuhlskultur sammelt und aufbewahrt Schuld Scham und Peinlichkeit zahlten zu den starksten Antriebsfedern von Literatur namlich als Ausdruck eines unlosbaren Konflikts als ruckwirkende Schambewaltigung als Erklarungsversuch des Unverstandenen vielleicht gar Unerklarbaren Dabei sei die Scham die ein Ich im gegebenen Augenblick empfinde eine andere als die literarisch gestaltete Scham Der Unterschied liege aber nicht im Wahrheitsgehalt sondern bestehe nur darin dass wir uns uber das zur Sprache gewordene Schamgefuhl verstandigen vielleicht daraus lernen konnen wahrend die jeweils unmittelbar empfundene Scham fur sich bleibe Historische Stoffe und Motive Lucretia den Dolch in der Rechten Kupferstich von Marcantonio Raimondi um 1511Jean Leon Gerome Kandaules Das Schamgefuhl wird in Literatur und bildender Kunst vielfach behandelt Klassisches und haufig aufgenommenes Motiv vor allem in der Malerei ist der Suizid der Lucretia aus Scham An vorderer Stelle im Ersten Buch seiner Historien schildert Herodot einen Fall folgenreich verletzter Scham durch insgeheim beobachtete Nacktheit Konig Kandaules renommiert vor seinem Vertrauten Gyges mit der Schonheit seiner Frau und mochte sie sich von diesem bestatigen lassen Er beredet den Widerstrebenden seine Frau heimlich nackt zu betrachten Als diese in entblosstem Zustand Gyges als Beobachter doch bemerkt bringt ihr Schamgefuhl sie dazu den Gyges zum Mord an ihrem fur diese Beschamung verantwortlichen Gatten anzutreiben Friedrich Hebbel variiert diesen Stoff in seinem Drama Gyges und sein Ring 1854 unter anderem im Ausgang der Geschichte Nachdem sich beide Manner auf einen fairen Kampf Mann gegen Mann verstandigt haben in dem Kandaules unterliegt fuhrt Gyges die bei Hebbel Rhodope geheissene Frau zum Traualtar wo sie ihm die Hand zum Gelobnis reicht und sich umbringt Ein aus der Antike als typisch mannlich uberliefertes Schammotiv erscheint in Homers Ilias da Hektor sich dem Wunsch seiner Frau Andromache widersetzt die ihn speziell des gemeinsamen Sohnes wegen unter Tranen anfleht sich nicht in die Schlacht zur Verteidigung Trojas gegen die Griechen zu werfen Hektors vaterlicherseits eingepflanztes Selbstverstandnis verlangt immer der Erste und anderen in Troja Vorbild zu sein um Schande vom Familiengeschlecht fernzuhalten Mich auch harmt das alles o Trauteste aber ich scheue Trojas Manner zu sehr und die saumnachschleppenden Weiber Wenn ich hier wie ein Feiger entfernt das Treffen vermeide Auch verwehrt es mein Herz denn ich lernete tapferen Mutes Immer zu sein und voran mit Trojas Helden zu kampfen Schirmend zugleich des Vaters erhabenen Ruhm und den meinen Im 22 Gesang der Ilias bekraftigt Hektor vor dem Kampf auf Leben und Tod mit Achilleus dem er sich durch Flucht hinter die Mauern Trojas hatte entziehen konnen dieses Motiv Wehe mir wollt ich jetzt durch Tor und Mauer hineingehn Wurde Polydamas gleich mit krankendem Hohn mich belasten doch mir weit heilsamer war es Mutig entweder mit Sieg von Achilleus Morde zu kehren Oder durch ihn zu fallen im ruhmlichen Kampf vor der Mauer Mit dem eigenen Ehrverlust droht fur Hektor zugleich der des Familiengeschlechts Letztlich gilt es gegen die Ausloschung der Stadt und gegen Versklavung von Frauen und Kindern durch die Feinde unter Einsatz des eigenen Lebens alle Krafte aufzubieten In welchem Masse die Scham die Kampfbereitschaft der Kontrahenten im homerischen Epos bestimmt zeigt sich fur Martin F Meyer im funften Gesang der Ilias wo es heisst Freunde Seid Manner und fasst Euch ein wehrhaftes Herz Und habt Scham voreinander in den starken Schlachten Da wo Manner sich schamen werden mehr gerettet werden als getotet Den Fliehenden aber entsteht weder Ruhm noch Rettung Literatur und Kunst seit dem 19 Jahrhundert In dem Kunstmarchen Des Kaisers neue Kleider aus dem 19 Jahrhundert erzahlt Hans Christian Andersen von der Macht der Scham im Verbund mit der Eitelkeit Schamkonflikte sind auch ein regelmassiges Motiv etwa des Erzahlwerks Arthur Schnitzlers in Lieutenant Gustl oder Fraulein Else wird ein Scham bzw Ehrkonflikt der Hauptperson in inneren Monologen ausgestaltet 1891 thematisierte Frank Wedekind in seinem Drama Fruhlings Erwachen Eine Kindertragodie Gefuhle und Folgen der Scham in unterschiedlichen Facetten Das Erwachen jugendlicher Sexualitat Masturbation und homosexuelle Neigungen werden von Schamkonflikten begleitet Durch Schulversagen hervorgerufene Schamgefuhle fuhren in den Freitod Sprachtabus verhindern sexuelle Aufklarung und haben eine ungewollte Schwangerschaft zur Folge die nicht als solche erkannt wird Die Schwangere stirbt bei einer heimlichen Abtreibung die von ihrer Mutter veranlasst wird um die Schande eines unehelichen Enkelkindes abzuwenden Dass individuelles Schamempfinden und daran orientiertes Verhalten nicht nur kulturabhangig und zeitgebunden sondern auch milieubedingt wandelbar sind zeigt Thomas Mann exemplarisch an der Figur des Hans Castorp in Der Zauberberg Der Roman so Ulrich Greiner entwerfe in kuhnem Vorausblick das Modell einer Peinlichkeitskultur die sich von existenziell bedrohlichen Schamgefuhlen freigemacht habe Zur Ausheilung einer Lungenkrankheit wechselt Castorp fur sieben Jahre aus dem von distinguierter Zuruckhaltung gepragten gutburgerlich hanseatischen Hamburger Milieu in das ganz eigene Fluidum des Davoser Lungensanatoriums dessen dunne Hochgebirgsluft die Contenance gewissermassen zersetzt Castorps Besucher aus Hamburg sind davon konsterniert wie ungeniert dieser ausserst undelikate medizinische Details uber Mitpatienten ausbreitet und hochst unpassend in prustendes Lachen ausbricht Mit gewisser Irritation registriert Castorp dass er seiner Manieren allmahlich verlustig geht was auch mit seiner Hinwendung zu der durch merkwurdiges Benehmen auffallenden Clawdia Cauchat zusammenhangt Der ganze Kern seines Schamempfindens wird derart aufgeweicht dass er sich fur sich selbst kaum mehr schamen kann sondern allenfalls fur andere noch 2017 prasentierte eine Kunst Ausstellung mit dem Titel Die innere Haut Kunst und Scham im Museum Marta Herford 100 Werke von 50 internationalen Kunstlern und Kunstlerinnen Es waren zeitgenossische Installationen Malerei Video Performance und Skulpturen zu sehen die ein Panoptikum der Scham in der Kunst lieferten Wandlungen und neuere TrendsWandel bei gesellschaftlichen Normen und Verhaltnissen hat Ruckwirkungen auf individuelles Empfinden und Verhalten So macht eine Beschleunigung der Lebensverhaltnisse laut Ulrich Greiner Veranderungen der Gefuhlskultur schneller erkennbar als zu Zeiten in denen sich Lebensumstande und Verhaltensnormen oft uber Generationen als relativ stabil darstellten Greiner sieht an die Stelle der alten Schuldkultur und der noch alteren Schamkultur eine neue Kultur der Peinlichkeit treten die ein vergleichsweise schwacheres Gefuhl aus in der Regel geringfugigerem Anlass bedinge Zu der mit sozialen Zusammenhangen verknupften Peinlichkeit gehoren fur ihn Begriffe wie Takt Verlegenheit und Fremdscham Gelockerte und in Fluss geratene Vorstellungen davon was sich gehort und was es im jeweiligen sozialen Umfeld zu vermeiden gilt haben zur Folge dass hinsichtlich des Angesagten wie auch des Peinlichen sich einerseits Beliebigkeit und andererseits Unsicherheit einstellen Statt allgemein verbindlichen Geboten hat man den wechselnden Vorgaben von Peergroups Moden beruflichem Habitus und sonstiger sozialer Umgebung zu folgen Traditionelle Anstandsregeln sind nur mehr situativ anzuwenden In unserer komplexen pluralistischen weltweit uniform werdenden Gesellschaft verkehren wir in den verschiedensten sich uberlagernden Beziehungen Rollen und Situationen miteinander und konnen nie sicher wissen wem wir wodurch zu nahe treten weil wir die anderen auch wenn wir sie in einer einzigen Funktion ansprechen selten so gut kennen dass wir alle privaten beruflichen schichtenspezifischen altersmassigen religiosen politischen u a Lebensbereiche in denen sie sich sonst noch aufhalten bei der Kommunikation mitberucksichtigen konnen Trendsetter und Trendverstarker fur das was man tut und tragt sind in der Gegenwartsgesellschaft nicht zuletzt die Massenmedien Sie haben zu einem veranderten Frauenbild und Frauenselbstbild in Konsumgesellschaften beigetragen Frauenzeitschriften die fruher vor allem praktische Tipps fur den Haushalt enthielten drehen sich nun verstarkt um Fragen der Korperpflege der Asthetik und erotischen Ausstrahlung Die moderne Frau braucht sich nach heute geltenden Konventionen nicht mehr zu schamen wenn die Wohnung einmal unaufgeraumt ist oder wenn sie spontan mit einem neuen Bekannten ins Bett geht aber es ware hochst peinlich ware die Frisur nicht bis zum Abend perfekt ware die Frau nicht top gekleidet einschliesslich entsprechender Dessous denen auf keinen Fall angemerkt werden darf dass sie vielleicht schon einige Stunden getragen wurden machte sich Korpergeruch bemerkbar ware der Korper nicht entsprechend epiliert und anderes mehr Ahnliches gelte auch fur Manner wenngleich der Wandel hier weniger gross sei Schnell zum Aussenseiter konne werden wer als Jugendlicher keine geilen oder coolen Teile trage Die Scham in ihrer Funktion als Huterin von Intimitat und Innenleben wird zum Beispiel im Fernsehen oft beiseite getan und unwirksam Seelische Gesundheit heisst es bei Micha Hilgers besteht nicht zuletzt im Abwagen von Sich Zeigen und Sich Verbergen in angemessener Selbstenthullung und Selbstverschlossenheit Im Fernsehen jedoch wurden die Leidtragenden von Kriegen Unfallen Katastrophen und Attentaten ohne Rucksicht auf deren Intimitat zur Schau gestellt Die Schutzfunktion der Scham auch als Mitgefuhl mit anderen in peinlicher Lage ist fur Hilgers essenziell um die Humanitat zu wahren Eine schamlose Gesellschaft gibt Respekt und Wurde ihrer Mitglieder preis LiteraturMultidimensionale Ansatze Adolf Gerson Die Scham Beitrage zur Physiologie Psychologie und Soziologie des Schamgefuhls Bonn 1919 Wolfgang Kalbe Scham Komponenten Determinanten Dimensionen Dissertationsschrift Universitat Hamburg 2002 auf d nb info 1 Matthias Kreienbrink Scham dich In Die Zeit Nr 04 19 Januar 2023 S 13 f Konziser Gesamtabriss mit Hinweisen auf neue Forschungsarbeiten Rolf Kuhn Michael Raub Michael Titze Hrsg Scham ein menschliches Gefuhl Kulturelle psychologische und philosophische Perspektiven Westdeutscher Verlag Opladen 1997 ISBN 3 531 12951 1 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 19 November 2019 Psychologische Perspektive Caroline Bohn Die soziale Dimension der Einsamkeit Unter besonderer Berucksichtigung der Scham Kovac Hamburg 2008 ISBN 978 3 8300 3475 9 Erik H Erikson Identitat und Lebenszyklus Drei Aufsatze Frankfurt am Main 2008 Neuauflage Sigmund Freud Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie 9 Auflage Frankfurt am Main 2000 John Steiner Narzisstische Einbruche Sehen und Gesehenwerden Scham und Verlegenheit pathologischer Personlichkeitsstorungen 2 Auflage Klett Cotta Stuttgart 2011 ISBN 978 3 608 94688 8 Leon Wurmser Die Maske der Scham Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten 7 Auflage Westarp Verlagsservicegesellschaft Hohenwarsleben 2017 ISBN 978 3 86617 142 8 Originaltitel The mask of shame ubersetzt von Ursula Dallmeyer Jens L Tiedemann Die Scham das Selbst und der Andere Psychodynamik und Therapie von Schamkonflikten Bibliothek der Psychoanalyse Psychosozial Verlag Giessen 2010 ISBN 978 3 8379 2035 2 Peer Hultberg Scham eine uberschattete Emotion Analytische Psychologie 1987 18 2 84 104 DOI 10 1159 000471137Kulturgeschichtliche und kulturvergleichende Perspektive Michaela Bauks Martin F Meyer Hrsg Zur Kulturgeschichte der Scham Meiner Hamburg 2011 ISBN 978 3 7873 1979 4 Ruth Benedict Chrysantheme und Schwert Formen der japanischen Kultur Suhrkamp Frankfurt am Main ISBN 978 3 518 12014 9 Claudia Benthien Tribunal der Blicke Kulturtheorien von Scham und Schuld und die Tragodie um 1800 Bohlau Koln 2011 ISBN 978 3 412 20684 0 Katja Gvozdeva Hans Rudolf Velten Hrsg Scham und Schamlosigkeit Grenzverletzungen in Literatur und Kultur der Vormoderne De Gruyter Berlin 2011 ISBN 978 3 412 20684 0 Jean Claude Bologne Nacktheit und Pruderie Eine Geschichte des Schamgefuhls Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 2001 ISBN 3 7400 1138 6 Ulrich Greiner Schamverlust Vom Wandel der Gefuhlskultur Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2014 ISBN 978 3 498 02524 3 Guido Rappe Die Scham im Kulturvergleich Antike Konzepte des moralischen Schamgefuhls in Griechenland und China Projektverlag Bochum Freiburg i Br 2009 ISBN 978 3 89733 201 0 Corinna Schops Du darfst dich schamen In Die Zeit Doctor Nr 2 Mai 2020 S 6 13 kleiner Uberblick uber die Bedeutung der Scham in der Kulturgeschichte vom Alten Testament bis zur modernen Mannergewalt Soziologische und sozialwissenschaftliche Perspektive Wolfgang Hantel Quitmann Schamlos Was wir verlieren wenn alles erlaubt ist Herder Freiburg 2009 ISBN 978 3 451 30262 6 pcast sr online de fernladbare Buchbesprechung mit dem Autor unter dem Datum vom 14 Marz 2010 Anja Hesse Hans Joachim Behr u a Hrsg TABU Uber den gesellschaftlichen Umgang mit Ekel und Scham Braunschweiger kulturwissenschaftliche Studien Veroffentlichungen des Fachbereichs Kultur der Stadt Braunschweig Band 1 Berlin 2009 ISBN 978 3 86599 058 7 Sighard Neckel Status und Scham Zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheit Frankfurt am Main New York 1991 Publik Forum Hrsg Intimitat und Scham Vom Verlangen nach geschutzten Raumen Oberursel 2012 ISBN 978 3 88095 224 9 Ariane Schorn Scham und Offentlichkeit Genese und Dynamik von Scham und Identitatskonflikten in der Kulturarbeit Roderer Regensburg 1996 ISBN 3 89073 951 2 Kommunikationswissenschaftliche Perspektive Julia Doring Peinlichkeit Formen und Funktionen eines kommunikativ konstruierten Phanomens transcript Bielefeld 2015 ISBN 978 3 8376 3145 6 Literaturwissenschaftliche Perspektive Joachim Kuchenhoff u a Hrsg Scham Freiburger literaturpsychologische Gesprache Band 32 Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2012 ISBN 978 3 8260 5105 0 Lea Schneider Scham Edition Poeticon Verlagshaus Berlin Berlin 2021 ISBN 978 3 945832 48 6 Rezension Politologische Perspektive Jurgen Riethmuller Kalkul der Scham Der soziale Affekt und das Politische Kadmos Berlin 2020 ISBN 978 3 86599 440 0 Jennifer Jacquet Scham Die politische Kraft eines unterschatzten Gefuhls S Fischer Frankfurt am Main 2015 ISBN 978 3 10 035902 5 englisch Is shame necessary Ubersetzt von Jurgen Neubauer Jens Roselt Die Wurde des Menschen ist antastbar Der kreative Umgang mit der Scham In Carl Hegemann Hrsg Erniedrigung geniessen Kapitalismus und Depression Bd 3 Berlin 2001 S 47 59 nachtkritik de Gekurzte Fassung auf nachtkritik de abgerufen am 24 November 2019 Philosophische Perspektive Friedrich Kirchner Scham In Worterbuch der philosophischen Grundbegriffe 5 Auflage Durr Leipzig 1907 Jeffrie G Murphy Shame In Encyclopedia of Philosophy Bd 9 S 4 5 Jean Paul Sartre Das Sein und das Nichts Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1993 Max Scheler Uber Scham und Schamgefuhl 1913 In Ders Gesammelte Werke Bd 10 Francke Bern 1957 S 67 154 Friedrich Schleiermacher Versuch uber die Schamhaftigkeit In Schleiermachers vertraute Briefe uber die Lucinde Hamburg 1835 S 46 68 Unsortiert Hans Peter Duerr Nacktheit und Scham Suhrkamp Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 518 02292 X Eva Maria Engelen Eine kurze Geschichte von Zorn und Scham In Archiv fur Begriffsgeschichte Band 50 2008 Andrea Kohler Scham Vom Paradies zum Dschungelcamp Zu Klampen Verlag Springe 2017 ISBN 978 3 86674 551 3 Michael Lewis Scham Annaherung an ein Tabu Aus dem Amerikanischen ubersetzt von R Honer Knaur Munchen 1995 Stephan Marks Scham die tabuisierte Emotion Patmos Ostfildern 2007 Jens Leon Tiedemann Scham Psychosozial Verlag Giessen 2013 ISBN 978 3 8379 2229 5 WeblinksCommons Schamgefuhl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Scham Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Schamgefuhl Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Schamgefuhl Zitate Literatur von und uber Schamgefuhl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Peter Brandt Von der verstohlenen Scham zur unaufhorlichen Prasentation unserer Schande Zur Auseinandersetzung Deutschlands mit dem Nationalsozialismus seit 1945 in Iablis 2012 Brene Brown Auf die Scham horen Video Stephan Marks Scham Ehre und der Kampf der Kulturen Memento vom 20 April 2014 im Internet Archive 2008 Ulrich Schodlbauer Die Wirksamkeit der Scham Versuch uber emotionale Schuldkultur In Iablis 2012 Shame History Law and Evolution Research Project by Jorg Wettlaufer GottingenAnmerkungenJens Leon Tiedemann Die intersubjektive Natur der Scham Dissertation Berlin 2007 S 10 13 Online abgerufen am 11 September 2019 Jonas Rees Jesse A Allpress Rupert J Brown Nie Wieder Group Based Emotions for In Group Wrongdoing Affect Attitudes toward Unrelated Minorities In Political Psychology 2013 S 387 407 doi 10 1111 pops 12003 Anne Boos Kognitive Verhaltenstherapie nach chronischer Traumatisierung Ein Therapiemanual Hogrefe 2006 ISBN 978 3 8409 2316 6 S 143 google de 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Sighard Neckel Achtungsverlust und Scham Die soziale Gestalt eines existentiellen Gefuhls In Hinrich Fink Eitel Georg Lohmann Hrsg Zur Philosophie der Gefuhle Suhrkamp Frankfurt am Main 1993 ISBN 978 3 518 28674 6 S 249 Sighard Neckel Achtungsverlust und Scham In Die Macht der Unterscheidung Essays zur Kultursoziologie der modernen Gesellschaft Campus Frankfurt am Main 2000 ISBN 978 3 593 36623 4 Greiner 2014 S 276 Peter Leusch Die Rolle der Scham Vom Pranger auf dem Marktplatz zu dem im Netz In Deutschlandfunk 14 Dezember 2017 abgerufen am 24 November 2019 Thomas Gross Der Mythos von der japanischen Schamkultur In Frankfurter Allgemeine Zeitung 6 April 2011 abgerufen am 11 September 2019 Japaner mogen sich aus anderen Anlassen schamen als Araber Deutsche oder als Englander denen ebenfalls nachgesagt wird vielerlei Anlasse zu Peinlichkeitsgefuhlen zu kennen Gute oft diskret verborgene Grunde zur Scham haben indes alle Zuk Nae Lee Koreanische Kultur und Schamgefuhl In Kuhn Raub Titze Hrsg Scham ein menschliches Gefuhl Springer Berlin 1997 S 77 85 Norbert Elias Uber den Prozess der Zivilisation Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen Band 2 Suhrkamp Frankfurt am Main 1992 ISBN 978 3 518 27759 1 Hans Peter Duerr Der Mythos vom Zivilisationsprozess Nacktheit und Scham Band 1 Suhrkamp Frankfurt am Main 1988 ISBN 978 3 518 02292 4 Stendhal Uber die Liebe 25 Uber das Schamgefuhl In Projekt Gutenberg Kap 27 Online abgerufen am 12 Juli 2020 Friedrich Schleiermacher Versuch uber die Schamhaftigkeit In Schleiermachers vertraute Briefe uber die Lucinde Hamburg 1835 S 46 68 DLD Interview Scham online Jennifer Jacquet im Interview bei Philip Banse In dctp tv 2015 abgerufen am 30 November 2019 englisch Martin F Meyer Scham im klassischen griechischen Denken In Kuhn Raub Titze Hrsg 1997 S 44 Nikomachische Ethik II 1108a 31 36 Martin F Meyer Scham im klassischen griechischen Denken In Kuhn Raub Titze Hrsg 1997 S 52 Rudolf Luthe Der diskrete Charme der Scham Rhapsodische Anmerkungen zu Humes Lehre von Pride und Humility im Treatise of Human Nature In Kuhn Raub Titze Hrsg 1997 S 78 und 80 Friedrich Nietzsche Die frohliche Wissenschaft In Werke in drei Banden Band 2 Munchen 1954 ISBN 978 3 446 10817 2 S 160 Online abgerufen am 9 November 2019 Was ist das Siegel der erreichten Freiheit Sich nicht mehr vor sich selber schamen Maja Beckers Greta Luhrs Gift Galle Gram In HOHE LUFT Magazin Die Weisheit der Gefuhle Teil 2 Neid und Scham 26 Marz 2019 Online abgerufen am 9 November 2019 Eduard Zwierlein Scham und Menschsein Zur Anthropologie der Scham bei Max Scheler In Kuhn Raub Titze Hrsg 1997 S 161 Eduard Zwierlein Scham und Menschsein Zur Anthropologie der Scham bei Max Scheler In Kuhn Raub Titze Hrsg 1997 S 167 f Nur ein Wesen das unvollkommen nach Vollkommenheit strebt hat genug Fallhohe fur Tragik und Scham Dabei verweist das punktuelle Misslingen im konkreten Fall auf die prinzipiell problematische Gesamtverfassung des Menschsseins in der dieses Misslingen wurzelt und von dem es symbolisch miterzahlt Ebenda S 171 Katja Gvozdeva Hans Rudolf Velten Hrsg Scham und Schamlosigkeit Grenzverletzungen in Literatur und Kultur der Vormoderne De Gruyter Berlin 2011 ISBN 978 3 412 20684 0 S 1 Michael Klessmann Ich armer elender sundiger Mensch Schuld und Scham in der christlichen Tradition PDF Abgerufen am 25 Mai 2023 Gunter Renz Scham und Schuld Biblische und anthropologische Aspekte Vortrag am 1 November 2019 vor leitenden Diakoninnen und Diakonen in Wurttemberg 1 November 2019 S 7 abgerufen am 25 Mai 2023 Christian Feldmann Schwankender Fels In Deutsche Welle 21 Februar 2020 abgerufen am 25 Mai 2023 Greiner 2014 S 21 f Greiner 2014 S 129 f Herodot 1 8 12 Greiner 2014 S 140 145 weitere Bearbeitungen des von Herodot gesetzten Themas finden sich bei Theophile Gautier Le Roi Candaule 1944 in Andre Gides Drama Le roi Candaule 1901 uraufgefuhrt und in Alexander Zemlinskys Oper Der Konig Kandaules Urauffuhrung 1996 Ilias 6 405 432 Ilias 6 206 210 Ilias 6 441 446 Voss Ubersetzung Ilias 22 99 110 Voss Ubersetzung Martin F Meyer Scham im klassischen griechischen Denken In Bauks Meyer Hrsg 2011 S 38 f Zitiert nach Martin F Meyer Scham im klassischen griechischen Denken In Bauks Meyer Hrsg 2011 S 39 Greiner 2014 S 247 Greiner 2014 S 247 und 252 f Marta Herford Museum fur Kunst Architektur Design Die innere Haut Kunst und Scham Abgerufen am 15 September 2019 Andi Hormann Ausstellung Die innere Haut Scham mit Charme In Deutschlandfunk 30 Marz 2017 deutschlandfunk de abgerufen am 15 September 2019 Greiner 2014 S 21 und 25 f Greiner 2014 S 74 Peter von Moos Vorwort In Ders Hrsg Der Fehltritt Vergehen und Versehen in der Vormoderne Koln 2001 S 73 Zitiert nach Julia Doring Peinlichkeit Formen und Funktionen eines kommunikativ konstruierten Phanomens Bielefeld 2015 S 10 Michael Raub Scham ein obsoletes Gefuhl Einleitende Bemerkungen zur Aktualitat eines Begriffs In Kuhn Raub Titze Hrsg 1997 S 36 f Micha Hilgers Die infrarote Schamlosigkeit Exhibitionismus Voyeurismus und die elektronischen Medien In Kuhn Raub Titze Hrsg 1997 S 87 und 95 Fritz Gottler Neue Essays uber Lust und Scham Abgerufen am 28 Januar 2022 Wort des Jahres in Osterreich Sondierungsgesprache 1999 Sanktionen 2000 Nulldefizit 2001 Teuro 2002 Hacklerregelung 2003 Pensionsharmonisierung 2004 Schweigekanzler 2005 Penthouse Sozialismus 2006 Bundestrojaner 2007 Lebensmensch 2008 Audimaxismus 2009 Fremdschamen 2010 Euro Rettungsschirm 2011 Rettungsgasse 2012 Frankschamen 2013 situationselastisch 2014 Willkommenskultur 2015 Bundesprasidentenstichwahlwiederholungsverschiebung 2016 Vollholler 2017 Schweigekanzler 2018 Ibiza 2019 Babyelefant 2020 Schattenkanzler 2021 Inflation 2022 Kanzlermenu 2023 Renaturierung 2024 Normdaten Sachbegriff GND 4122343 3 GND Explorer lobid OGND AKS LCCN sh85086448

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