Die Unterwasserarchäologie beschäftigt sich mit allen archäologischen Quellen die unter Wasserbedeckung erhalten geblieb
Unterwasserarchäologie

Die Unterwasserarchäologie beschäftigt sich mit allen archäologischen Quellen, die unter Wasserbedeckung erhalten geblieben sind. Sie ist ein großer Vorwärtsschritt der archäologischen Forschung, weil sie Fundquellen auf dem Grund von Meeren, Seen und Flüssen, Brunnen, Höhlen und Cenoten erschließt, aber auch in Mooren, wobei hier meist der Begriff „Feuchtbodenarchäologie“ verwendet wird.
In Deutschland sind Unterwasser-Ausgrabungen genehmigungspflichtig und dürfen nur durch speziell ausgebildete Fachleute durchgeführt werden. Die Kommission für Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie beim Verband der Landesarchäologen in der Bundesrepublik Deutschland führt entsprechende Ausbildungen durch.
Die Unterwasserarchäologie ist eng verknüpft mit der Unterwasserfotografie.
Bedeutung
Die Bedeutung der Unterwasserarchäologie ist regional unterschiedlich und hängt ursächlich von geografischen und geophysikalischen Umständen ab. In Skandinavien beispielsweise findet seit dem Ende der letzten Eiszeit, der Würm-Kaltzeit, die vor rund 12.000 Jahren endete und damit das Holozän einleitete, durch den Wegfall des enormen Gewichtes des Eispanzers eine sogenannte postglaziale Landhebung statt, die bis heute andauert. Das führte dazu, dass die ehemaligen Flachwassergebiete, normalerweise die potentiell interessantesten Gebiete für Unterwasserarchäologen, heute an Land liegen, sodass die Unterwasserarchäologie bis auf wenige Ausnahmen kaum eine Rolle spielt, um beispielsweise die Erforschung der Geschichte der Wikinger voranzutreiben.
Für andere ufernahe Bereiche liegt die Bedeutung dieser Sparte in gegensätzlichen postglazialen Entwicklungen, die durch den Meerwasseranstieg (gebietsweise bis zu 120 m) ehemals trocken gelegene Wohnplätze, besonders aus mesolithischer Zeit, unter die heutigen Wasserlinien verbracht haben, wie beispielsweise Doggerland zwischen den Britischen Inseln und Dänemark oder den Bereich vor der Küste Nordirlands, der erst vor kurzer Zeit in einem aufwändigen Projekt genauer untersucht wurde (Joint Irish Bathymetric Survey Project (JIBS)).
Die besondere Bedeutung dieses noch nicht sehr alten Zweiges der Archäologie ergibt sich aus der besonders guten Konservierung organischer Materialien wie Holz und Textilien, aber auch Speiseresten und anderen organischen Abfällen unter Luftabschluss in Süßwasser (waterlogging). Die Aussage- und Informationskraft der geborgenen Gegenstände ist deshalb sehr hoch und betrifft naturgemäß auch alle Relikte maritimer Art, so dass sich seefahrtsgeschichtliche Einblicke ergeben. Als Sonderzweig hat sich die Schiffsarchäologie entwickelt.
In warmen und salzreichen Meeren, wie dem Mittelmeer oder dem Roten Meer, werden durch den Schiffsbohrwurm Holz und andere organische Materialien stark angegriffen, von älteren Wracks sind selten mehr als 5 % des Schiffsrumpfes erhalten. Der besondere Informationsgehalt liegt aber in den erhaltenen Materialien, aus denen die Schiffsladung bestand, wie Kupferbarren, Keramiken oder aus römischer Zeit auch Architekturelemente oder Marmor-Sarkophage, deren Herkunft manchmal bestimmt werden kann und die dadurch Auskunft über Handelsbeziehungen, Reiserouten, Stand der Technik und auch gesellschaftliche Strukturen geben können. Interessante Beispiele dafür sind das Schiff von Uluburun oder das .
Erschließung
Eine Erschließung der Unterwasserquellen ist nicht nur durch Tauchgänge möglich, sondern auch durch das Trockenlegen des Gewässergrunds mit Hilfe von Spundwänden. Auf diese Weise wurde zum Beispiel ein Teil des alten Hafens von Haithabu trockengelegt und ein altes dänisches Handelsschiff geborgen. Andere Beispiele für Unterwasserarchäologie sind die Bergungen der Bremer Hansekogge von 1380, der Vasa, der Mary Rose sowie von Schiffen vor der türkischen Küste vor Uluburun, Bozburun und Küçüven Burnu bei Marmaris und am (bei Antalya), Kyrenia auf Zypern, der Wrackfund vor Alicante, und die Ausgrabungen in La Tène (späte Eisenzeit). Auch im Roten Meer () werden Schiffswracks untersucht. Dänische Beispiele sind die bei der Insel Dejrø (zwischen Fünen und Ærø) gelegenen Wohnplätze Møllegabet I + II (mesolithische Wohnplätze) und Tybrind vig (eine neolithische Siedlung). Das sind zwei von etwa 70 bisher registrierten Plätzen.
Antike Schiffswracks und unter Wasser befindliche Ruinen werden durch die Konvention zum Schutz des Kulturerbes unter Wasser der UNESCO geschützt.
Geschichte und Methoden
Bis zum Aufkommen des Sporttauchens wurden in der Regel Gelegenheitsfunde von Berufstauchern (zum Beispiel Schwammtauchern) gemacht, die sie selbst nutzten (zum Beispiel Amphoren) oder als Schrott (Kanonen etc.) bzw. an Museen oder Sammelnde verkauften. Der wissenschaftliche Wert der Funde war zumeist nicht mehr vorhanden, da die entsprechenden Stücke aus dem Zusammenhang gerissen wurden und die Bergung auch oft sehr rabiat erfolgt war. Mit dem Aufkommen des Tauchsports kam es vielerorts zu regelrechten Plünderungen von Wracks im Flachwasser, besonders im Mittelmeer.
Ab den 1950er Jahren begann sich langsam die Erkenntnis durchzusetzen, dass mit modernen Schwimmtauchgeräten unter Wasser ernsthafte archäologische Arbeit möglich war, teils sogar besser als an Land, da eine Fundstelle, wenn sie einmal mit Sediment bedeckt ist, nur geringen Störungen ausgesetzt ist und insbesondere organisches Material (zum Beispiel Holz) durch den Luftabschluss besser konserviert wird. Um nicht binnen kürzester Zeit zu zerfallen, müssen gerade diese Materialien nach der Bergung im Wasser verwahrt werden und anschließend einem aufwändigen Konservierungsprozess unterzogen werden. In vielen Fällen ist daher ein vorrangiges Ziel einer Ausgrabung insbesondere an Schiffswracks nicht die vollständige Bergung, sondern die Vermessung und Sicherung von Einzelfundstücken, während man das eigentliche Wrack an Ort und Stelle belässt, um später weitere Untersuchungen am Fundort zu ermöglichen.
Rettungsgrabungen im Wasser mit Beizug der Unterwasserarchäologie machten ab 1996 das unterste Zürichseebecken in der Schweiz zu einer der best-erforschten urgeschichtlichen Siedlungskammern Europas in Teilbereichen von Pfahlbau-Audörfern.
Neuerdings werden auch Tauch– bzw. Unterwasserroboter in der Unterwasserarchäologie eingesetzt.
Der französische Unterwasserarchäologe Franck Goddio plant akribisch, setzt Magnetometer ein und betont, dass aus Kostengründen der Zufall auf ein Minimum reduziert werden müsse.
Funde im Meer: Møllegabet I + II
Als Beispiele können hier die Fundorte der Unterwasser-Wohnplätze Møllegabet I + II der Ertebølle-Kultur an der dänischen Küste dienen: Møllegabet I liegt 2,3 Meter unter dem Meeresspiegel. Der Platz wurde zwischen 4500 und 4000 v. Chr. benutzt. Als erstes wurde ein 60 Meter langer und 0,75 Meter hoher Køkkenmødding (Muschelhaufen) mit Resten von Feuerstellen gefunden. Als Werkzeuge wurden Kern- und Scheibenbeile, Klingen und Pfeilspitzen benutzt, aber auch gepickte und polierte Steinbeile und ein Sandsteinteller kamen an die Oberfläche. Angelhaken, Messer, Spitzen und Hacken waren aus Knochen, Horn oder Geweih gefertigt. Elch, Reh, Rothirsch und Wildschwein wurden gegessen, aber auch die Felllieferanten Marder, Otter, Wildkatze und Wolf wurden erlegt, wie auch Robben und Enten, Fischadler, Kormorane, Möwenarten, Schwäne und Säger. Unter den Fischen sind Aal, Dorsch und Plattfische belegt. Austern, Eicheln, Muscheln, Nüsse und Schnecken wurden gesammelt.
Møllegabet II liegt 4,5 Meter unter dem Meeresspiegel und nur etwa 25 Meter entfernt vom ersten Platz. Hier wurden beim Tauchen Holzobjekte entdeckt und zwischen 1987 und 1993 wurden systematische Tauchgänge und Grabungen durchgeführt. Dieser Platz wurde zwischen 5500 und 5000 v. Chr. datiert. Zusätzlich zu den Nahrungsresten am Platz I wurden hier auch Reste von Igel und Hund gefunden. Die Holzreste von Aalstechern, Beilschäftungen, Fischspeeren, Jagdbögen und Reusen waren aussagekräftig. Eine vermutliche Bootsbestattung und ein 3 Meter × 5 Meter großer Fußboden aus einer Rindenschicht auf einem Gitterwerk aus Ästen gehörten zu den spektakulären Funden.
Mediale Rezeption
Die Unterwasserarchäologie wurde mehrfach zum Thema von Ausstellungen, so etwa mit der Ausstellung „Das Wrack. Der antike Schiffsfund von Mahdia“, die 1994–1995 im Rheinischen Landesmuseum Bonn gezeigt wurde und sich schwerpunktmäßig mit dem Schiffsfund von Mahdia als einem Meilenstein der Unterwasserarchäologie befasste. Die 2006 im Berliner Martin-Gropius-Bau eröffnete Ausstellung „Ägyptens versunkene Schätze“ stellte diverse Funde versunkener Städte des Alten Ägypten aus und wurde danach noch in mehreren internationalen Museen gezeigt. 2017–2018 präsentierte das Bonner Landesmuseum die Sonderausstellung „Im Meer versunken. Sizilien und die Unterwasserarchäologie“. In Sassnitz auf Rügen befand sich zeitweise sich ein „Museum für Unterwasserarchäologie“.
Neben verschiedenen populärwissenschaftlichen Publikationen machten daneben auch Dokumentarfilme die Thematik in der Öffentlichkeit bekannt. Dazu gehört die 1997 entstandene ARD-Dokumentation „Die Schätze der San Diego – Tauchfahrt in die Vergangenheit“ des Regisseurs Torsten Sasse, die sich um die Bergung der im 17. Jahrhundert gesunkenen spanischen Galeone San Diego durch den französischen Unterwasserarchäologen Franck Goddio dreht, sowie die 2010 ausgestrahlte Terra-X-Folge „Schatzjagd in der Tiefe – Der Unterwasser-Pionier“ über Alfred Merlin und die Anfänge der Unterwasserarchäologie.
Bekannte Unterwasserarchäologen
Literatur
- UNESCO (Hrsg.): Unterwasserarchäologie. Ein neuer Forschungszweig. Hans Putty, Wuppertal 1973. ISBN 3-87650-011-7
- Keith Muckelroy: Maritime archaeology. Cambridge University Press, Cambridge 1978, ISBN 0-521-22079-3
- (Hrsg.): In Poseidons Reich. Archäologie unter Wasser (= Zaberns Bildbände zur Archäologie. Band 23). Philipp von Zabern, Mainz 1995. ISBN 3-8053-1643-7
- Hildegard von Schmettow: Schutz des Kulturerbes unter Wasser. Veränderungen europäischer Lebenskultur durch Fluß- und Seehandel. Beiträge zum Internationalen Kongreß für Unterwasserarchäologie (IKUWA 1999), 18.–21. Februar 1999 in Sassnitz auf Rügen (= Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns. Band 35). Lübstorf 2000
- Robert D. Ballard: Abenteuer Ozean. Unterwasserexpeditionen lüften die letzten Geheimnisse der Weltmeere. in: National Geographic. Hamburg 2001. ISSN 0027-9358 (populärwissenschaftliche Darstellung)
- Gabriele Hoffmann: Schätze unter Wasser. Europa Verlag, Hamburg 2001. ISBN 3-203-75100-3
- Friedrich Lüth (Hrsg.): Tauchgang in die Vergangenheit – Unterwasserarchäologie in Nord- und Ostsee. Archäologie in Deutschland. Sonderheft. Theiss, Stuttgart 2004. ISBN 3-8062-1671-1 ISSN 0176-8522
- Ole Gron: Underwater landscapes, unrecognised cultural heritage and research resource. in: Archaeology international. London 8.2004, 19–22. ISSN 1463-1725
- George F. Bass: Beneath the seven seas – adventures with the Institute of Nautical Archaeology. Thames & Hudson, London 2005, ISBN 0-500-05136-4
- George F. Bass (Hrsg.): Die Tiefe. Versunkene Schätze auf dem Meeresgrund. Aus dem amerikanischen Englisch von Thorsten Schmidt. Herbig Verlag, München 2006. ISBN 978-3-7766-2483-0
- Ned Middleton: Schlafende Schiffe. Kosmos, Stuttgart 2006. ISBN 978-3-440-10727-0
- Paul Rainbird: The archaeology of islands. Cambridge University Press, New York 2007, ISBN 978-0-521-85374-3
- Robert D. Ballard: Archaeological oceanography. Princeton University Press, Princeton 2008, ISBN 0-691-12940-1
- Amanda Bowens: Underwater archaeology – the NAS guide to principles and practice. Blackwell, Malden 2009, ISBN 978-1-4051-7592-0
- Sebastiano Tusa: Versunkene Antike. Faszination Unterwasserarchäologie. Zabern, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-8053-4317-6
- Eike-Christian Heine: Forschen in einer extremen Umwelt. Praktiken unterwasserarchäologischer Feldforschung am Kap Gelidonya (1958–1961). In. NTM. Zeitschrift für Geschichte der Wissenschaften, Technik und Medizin, New Series Band 29, Heft 2, 2021, S. 171–202 (Bericht über eine 1958 begonnene prototypische archäologische Kampagne unter Wasser, die sich auf ein im 14. Jahrhundert v. u. Z. vor der türkischen Südküste gesunkenes bronzezeitliches Schiff und seine Ladung richtete; mit einem ausführlichen Literaturverzeichnis).
- Jonas Dahm und Carl Douglas: Geisterschiffe. Eine Reise zu den Wracks der Ostsee. Übersetzt von Lisa Arnold. Piper, München 2022, ISBN 978-3-89029-573-2.
Weblinks
- Die Höhlen der Toten
- Linkkatalog zum Thema Unterwasserarchäologie bei odp.org (ehemals DMOZ)
- UNESCO Webseite zum Schutz des Unterwasserkulturerbes
- Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie
- Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Unterwasserarchäologie
- Seite zur Unterwasserarchäologie der Israel Antiquities Authority
- Underwater Archaeology Branch der United States Navy
- Institut Européen d’Archéologie Sous-marine
- Oxford Centre for Maritime Archaeology
Einzelnachweise
- Verband der Landesarchäologen: Kommission für Unterwasser- und Feuchtbodenarchäologie (KUFA). Abgerufen am 3. April 2025.
- Dieses Phänomen erläutert der englischsprachige Wikipedia-Artikel waterlogging_(archaeology).
- Beat Eberschweiler: Eine Bestandsaufnahme der Zürcher Pfahlbauten. In: Baudirektion des Kantons Zürich, Kantonsarchäologie (Hrsg.): Archäologie im Kanton Zürich 1995–1996 (= Berichte der Kantonsarchäologie Zürich. Band 14). Fotorotar AG, Zürich/Egg ZH 1998, ISBN 3-905647-88-5, S. 299–305.
- Marine archaeology. The Economist, 17. Dezember 2009
- G. Conte et al.: Data gathering in underwater archaeology by means of a remotely operated vehicle. pdf online isprs.org, abgerufen am 3. März 2011
- Anja Jardine: Osiris war immer schon da. NZZ, 13. Januar 2017, Titel der Printausgabe
- Informationen zur Sonderausstellung „Im Meer versunken. Sizilien und die Unterwasserarchäologie“ auf der Website des Museums ( des vom 16. Juni 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 4. Juli 2018.
- ostsee de INFO GmbH www.ostsee-netzwerk.de: Museum für Unterwasserarchäologie Sassnitz Insel Rügen – ostsee.de. Abgerufen am 6. Januar 2022.
- Informationen zum Museum für Unterwasserarchäologie auf der Website der Stadt Sassnitz ( des vom 4. Juli 2018 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 4. Juli 2018.
- Ausführlicher Artikel zur Terra-X-Sendung auf zdf.de
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer
Die Unterwasserarchaologie beschaftigt sich mit allen archaologischen Quellen die unter Wasserbedeckung erhalten geblieben sind Sie ist ein grosser Vorwartsschritt der archaologischen Forschung weil sie Fundquellen auf dem Grund von Meeren Seen und Flussen Brunnen Hohlen und Cenoten erschliesst aber auch in Mooren wobei hier meist der Begriff Feuchtbodenarchaologie verwendet wird Vermessung eines SchiffwracksFunddokumentation in der Unterwasserarchaologie In Deutschland sind Unterwasser Ausgrabungen genehmigungspflichtig und durfen nur durch speziell ausgebildete Fachleute durchgefuhrt werden Die Kommission fur Unterwasser und Feuchtbodenarchaologie beim Verband der Landesarchaologen in der Bundesrepublik Deutschland fuhrt entsprechende Ausbildungen durch Die Unterwasserarchaologie ist eng verknupft mit der Unterwasserfotografie BedeutungDie Bedeutung der Unterwasserarchaologie ist regional unterschiedlich und hangt ursachlich von geografischen und geophysikalischen Umstanden ab In Skandinavien beispielsweise findet seit dem Ende der letzten Eiszeit der Wurm Kaltzeit die vor rund 12 000 Jahren endete und damit das Holozan einleitete durch den Wegfall des enormen Gewichtes des Eispanzers eine sogenannte postglaziale Landhebung statt die bis heute andauert Das fuhrte dazu dass die ehemaligen Flachwassergebiete normalerweise die potentiell interessantesten Gebiete fur Unterwasserarchaologen heute an Land liegen sodass die Unterwasserarchaologie bis auf wenige Ausnahmen kaum eine Rolle spielt um beispielsweise die Erforschung der Geschichte der Wikinger voranzutreiben Fur andere ufernahe Bereiche liegt die Bedeutung dieser Sparte in gegensatzlichen postglazialen Entwicklungen die durch den Meerwasseranstieg gebietsweise bis zu 120 m ehemals trocken gelegene Wohnplatze besonders aus mesolithischer Zeit unter die heutigen Wasserlinien verbracht haben wie beispielsweise Doggerland zwischen den Britischen Inseln und Danemark oder den Bereich vor der Kuste Nordirlands der erst vor kurzer Zeit in einem aufwandigen Projekt genauer untersucht wurde Joint Irish Bathymetric Survey Project JIBS Die besondere Bedeutung dieses noch nicht sehr alten Zweiges der Archaologie ergibt sich aus der besonders guten Konservierung organischer Materialien wie Holz und Textilien aber auch Speiseresten und anderen organischen Abfallen unter Luftabschluss in Susswasser waterlogging Die Aussage und Informationskraft der geborgenen Gegenstande ist deshalb sehr hoch und betrifft naturgemass auch alle Relikte maritimer Art so dass sich seefahrtsgeschichtliche Einblicke ergeben Als Sonderzweig hat sich die Schiffsarchaologie entwickelt In warmen und salzreichen Meeren wie dem Mittelmeer oder dem Roten Meer werden durch den Schiffsbohrwurm Holz und andere organische Materialien stark angegriffen von alteren Wracks sind selten mehr als 5 des Schiffsrumpfes erhalten Der besondere Informationsgehalt liegt aber in den erhaltenen Materialien aus denen die Schiffsladung bestand wie Kupferbarren Keramiken oder aus romischer Zeit auch Architekturelemente oder Marmor Sarkophage deren Herkunft manchmal bestimmt werden kann und die dadurch Auskunft uber Handelsbeziehungen Reiserouten Stand der Technik und auch gesellschaftliche Strukturen geben konnen Interessante Beispiele dafur sind das Schiff von Uluburun oder das ErschliessungEine Erschliessung der Unterwasserquellen ist nicht nur durch Tauchgange moglich sondern auch durch das Trockenlegen des Gewassergrunds mit Hilfe von Spundwanden Auf diese Weise wurde zum Beispiel ein Teil des alten Hafens von Haithabu trockengelegt und ein altes danisches Handelsschiff geborgen Andere Beispiele fur Unterwasserarchaologie sind die Bergungen der Bremer Hansekogge von 1380 der Vasa der Mary Rose sowie von Schiffen vor der turkischen Kuste vor Uluburun Bozburun und Kucuven Burnu bei Marmaris und am bei Antalya Kyrenia auf Zypern der Wrackfund vor Alicante und die Ausgrabungen in La Tene spate Eisenzeit Auch im Roten Meer werden Schiffswracks untersucht Danische Beispiele sind die bei der Insel Dejro zwischen Funen und AEro gelegenen Wohnplatze Mollegabet I II mesolithische Wohnplatze und Tybrind vig eine neolithische Siedlung Das sind zwei von etwa 70 bisher registrierten Platzen Antike Schiffswracks und unter Wasser befindliche Ruinen werden durch die Konvention zum Schutz des Kulturerbes unter Wasser der UNESCO geschutzt Geschichte und MethodenBis zum Aufkommen des Sporttauchens wurden in der Regel Gelegenheitsfunde von Berufstauchern zum Beispiel Schwammtauchern gemacht die sie selbst nutzten zum Beispiel Amphoren oder als Schrott Kanonen etc bzw an Museen oder Sammelnde verkauften Der wissenschaftliche Wert der Funde war zumeist nicht mehr vorhanden da die entsprechenden Stucke aus dem Zusammenhang gerissen wurden und die Bergung auch oft sehr rabiat erfolgt war Mit dem Aufkommen des Tauchsports kam es vielerorts zu regelrechten Plunderungen von Wracks im Flachwasser besonders im Mittelmeer Ab den 1950er Jahren begann sich langsam die Erkenntnis durchzusetzen dass mit modernen Schwimmtauchgeraten unter Wasser ernsthafte archaologische Arbeit moglich war teils sogar besser als an Land da eine Fundstelle wenn sie einmal mit Sediment bedeckt ist nur geringen Storungen ausgesetzt ist und insbesondere organisches Material zum Beispiel Holz durch den Luftabschluss besser konserviert wird Um nicht binnen kurzester Zeit zu zerfallen mussen gerade diese Materialien nach der Bergung im Wasser verwahrt werden und anschliessend einem aufwandigen Konservierungsprozess unterzogen werden In vielen Fallen ist daher ein vorrangiges Ziel einer Ausgrabung insbesondere an Schiffswracks nicht die vollstandige Bergung sondern die Vermessung und Sicherung von Einzelfundstucken wahrend man das eigentliche Wrack an Ort und Stelle belasst um spater weitere Untersuchungen am Fundort zu ermoglichen Rettungsgrabungen im Wasser mit Beizug der Unterwasserarchaologie machten ab 1996 das unterste Zurichseebecken in der Schweiz zu einer der best erforschten urgeschichtlichen Siedlungskammern Europas in Teilbereichen von Pfahlbau Audorfern Neuerdings werden auch Tauch bzw Unterwasserroboter in der Unterwasserarchaologie eingesetzt Der franzosische Unterwasserarchaologe Franck Goddio plant akribisch setzt Magnetometer ein und betont dass aus Kostengrunden der Zufall auf ein Minimum reduziert werden musse Expedition Maslen 2015Expedition Maslen 2015Verwendung des Unterwasservideos als Teil dieses archaologischen Inventars Funde im Meer Mollegabet I IIAls Beispiele konnen hier die Fundorte der Unterwasser Wohnplatze Mollegabet I II der Ertebolle Kultur an der danischen Kuste dienen Mollegabet I liegt 2 3 Meter unter dem Meeresspiegel Der Platz wurde zwischen 4500 und 4000 v Chr benutzt Als erstes wurde ein 60 Meter langer und 0 75 Meter hoher Kokkenmodding Muschelhaufen mit Resten von Feuerstellen gefunden Als Werkzeuge wurden Kern und Scheibenbeile Klingen und Pfeilspitzen benutzt aber auch gepickte und polierte Steinbeile und ein Sandsteinteller kamen an die Oberflache Angelhaken Messer Spitzen und Hacken waren aus Knochen Horn oder Geweih gefertigt Elch Reh Rothirsch und Wildschwein wurden gegessen aber auch die Felllieferanten Marder Otter Wildkatze und Wolf wurden erlegt wie auch Robben und Enten Fischadler Kormorane Mowenarten Schwane und Sager Unter den Fischen sind Aal Dorsch und Plattfische belegt Austern Eicheln Muscheln Nusse und Schnecken wurden gesammelt Mollegabet II liegt 4 5 Meter unter dem Meeresspiegel und nur etwa 25 Meter entfernt vom ersten Platz Hier wurden beim Tauchen Holzobjekte entdeckt und zwischen 1987 und 1993 wurden systematische Tauchgange und Grabungen durchgefuhrt Dieser Platz wurde zwischen 5500 und 5000 v Chr datiert Zusatzlich zu den Nahrungsresten am Platz I wurden hier auch Reste von Igel und Hund gefunden Die Holzreste von Aalstechern Beilschaftungen Fischspeeren Jagdbogen und Reusen waren aussagekraftig Eine vermutliche Bootsbestattung und ein 3 Meter 5 Meter grosser Fussboden aus einer Rindenschicht auf einem Gitterwerk aus Asten gehorten zu den spektakularen Funden Mediale RezeptionDie Unterwasserarchaologie wurde mehrfach zum Thema von Ausstellungen so etwa mit der Ausstellung Das Wrack Der antike Schiffsfund von Mahdia die 1994 1995 im Rheinischen Landesmuseum Bonn gezeigt wurde und sich schwerpunktmassig mit dem Schiffsfund von Mahdia als einem Meilenstein der Unterwasserarchaologie befasste Die 2006 im Berliner Martin Gropius Bau eroffnete Ausstellung Agyptens versunkene Schatze stellte diverse Funde versunkener Stadte des Alten Agypten aus und wurde danach noch in mehreren internationalen Museen gezeigt 2017 2018 prasentierte das Bonner Landesmuseum die Sonderausstellung Im Meer versunken Sizilien und die Unterwasserarchaologie In Sassnitz auf Rugen befand sich zeitweise sich ein Museum fur Unterwasserarchaologie Neben verschiedenen popularwissenschaftlichen Publikationen machten daneben auch Dokumentarfilme die Thematik in der Offentlichkeit bekannt Dazu gehort die 1997 entstandene ARD Dokumentation Die Schatze der San Diego Tauchfahrt in die Vergangenheit des Regisseurs Torsten Sasse die sich um die Bergung der im 17 Jahrhundert gesunkenen spanischen Galeone San Diego durch den franzosischen Unterwasserarchaologen Franck Goddio dreht sowie die 2010 ausgestrahlte Terra X Folge Schatzjagd in der Tiefe Der Unterwasser Pionier uber Alfred Merlin und die Anfange der Unterwasserarchaologie Bekannte Unterwasserarchaologen Hauptartikel Liste von Unterwasser und SchiffsarchaologenLiteraturUNESCO Hrsg Unterwasserarchaologie Ein neuer Forschungszweig Hans Putty Wuppertal 1973 ISBN 3 87650 011 7 Keith Muckelroy Maritime archaeology Cambridge University Press Cambridge 1978 ISBN 0 521 22079 3 Hrsg In Poseidons Reich Archaologie unter Wasser Zaberns Bildbande zur Archaologie Band 23 Philipp von Zabern Mainz 1995 ISBN 3 8053 1643 7 Hildegard von Schmettow Schutz des Kulturerbes unter Wasser Veranderungen europaischer Lebenskultur durch Fluss und Seehandel Beitrage zum Internationalen Kongress fur Unterwasserarchaologie IKUWA 1999 18 21 Februar 1999 in Sassnitz auf Rugen Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mecklenburg Vorpommerns Band 35 Lubstorf 2000 Robert D Ballard Abenteuer Ozean Unterwasserexpeditionen luften die letzten Geheimnisse der Weltmeere in National Geographic Hamburg 2001 ISSN 0027 9358 popularwissenschaftliche Darstellung Gabriele Hoffmann Schatze unter Wasser Europa Verlag Hamburg 2001 ISBN 3 203 75100 3 Friedrich Luth Hrsg Tauchgang in die Vergangenheit Unterwasserarchaologie in Nord und Ostsee Archaologie in Deutschland Sonderheft Theiss Stuttgart 2004 ISBN 3 8062 1671 1 ISSN 0176 8522 Ole Gron Underwater landscapes unrecognised cultural heritage and research resource in Archaeology international London 8 2004 19 22 ISSN 1463 1725 George F Bass Beneath the seven seas adventures with the Institute of Nautical Archaeology Thames amp Hudson London 2005 ISBN 0 500 05136 4 George F Bass Hrsg Die Tiefe Versunkene Schatze auf dem Meeresgrund Aus dem amerikanischen Englisch von Thorsten Schmidt Herbig Verlag Munchen 2006 ISBN 978 3 7766 2483 0 Ned Middleton Schlafende Schiffe Kosmos Stuttgart 2006 ISBN 978 3 440 10727 0 Paul Rainbird The archaeology of islands Cambridge University Press New York 2007 ISBN 978 0 521 85374 3 Robert D Ballard Archaeological oceanography Princeton University Press Princeton 2008 ISBN 0 691 12940 1 Amanda Bowens Underwater archaeology the NAS guide to principles and practice Blackwell Malden 2009 ISBN 978 1 4051 7592 0 Sebastiano Tusa Versunkene Antike Faszination Unterwasserarchaologie Zabern Darmstadt 2011 ISBN 978 3 8053 4317 6 Eike Christian Heine Forschen in einer extremen Umwelt Praktiken unterwasserarchaologischer Feldforschung am Kap Gelidonya 1958 1961 In NTM Zeitschrift fur Geschichte der Wissenschaften Technik und Medizin New Series Band 29 Heft 2 2021 S 171 202 Bericht uber eine 1958 begonnene prototypische archaologische Kampagne unter Wasser die sich auf ein im 14 Jahrhundert v u Z vor der turkischen Sudkuste gesunkenes bronzezeitliches Schiff und seine Ladung richtete mit einem ausfuhrlichen Literaturverzeichnis Jonas Dahm und Carl Douglas Geisterschiffe Eine Reise zu den Wracks der Ostsee Ubersetzt von Lisa Arnold Piper Munchen 2022 ISBN 978 3 89029 573 2 WeblinksCommons Unterwasserarchaologie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Unterwasserarchaologie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Die Hohlen der Toten Linkkatalog zum Thema Unterwasserarchaologie bei odp org ehemals DMOZ UNESCO Webseite zum Schutz des Unterwasserkulturerbes Bayerische Gesellschaft fur Unterwasserarchaologie Deutsche Gesellschaft zur Forderung der Unterwasserarchaologie Seite zur Unterwasserarchaologie der Israel Antiquities Authority Underwater Archaeology Branch der United States Navy Institut Europeen d Archeologie Sous marine Oxford Centre for Maritime ArchaeologyEinzelnachweiseVerband der Landesarchaologen Kommission fur Unterwasser und Feuchtbodenarchaologie KUFA Abgerufen am 3 April 2025 Dieses Phanomen erlautert der englischsprachige Wikipedia Artikel waterlogging archaeology Beat Eberschweiler Eine Bestandsaufnahme der Zurcher Pfahlbauten In Baudirektion des Kantons Zurich Kantonsarchaologie Hrsg Archaologie im Kanton Zurich 1995 1996 Berichte der Kantonsarchaologie Zurich Band 14 Fotorotar AG Zurich Egg ZH 1998 ISBN 3 905647 88 5 S 299 305 Marine archaeology The Economist 17 Dezember 2009 G Conte et al Data gathering in underwater archaeology by means of a remotely operated vehicle pdf online isprs org abgerufen am 3 Marz 2011 Anja Jardine Osiris war immer schon da NZZ 13 Januar 2017 Titel der Printausgabe Informationen zur Sonderausstellung Im Meer versunken Sizilien und die Unterwasserarchaologie auf der Website des Museums Memento des Originals vom 16 Juni 2018 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 abgerufen am 4 Juli 2018 ostsee de INFO GmbH www ostsee netzwerk de Museum fur Unterwasserarchaologie Sassnitz Insel Rugen ostsee de Abgerufen am 6 Januar 2022 Informationen zum Museum fur Unterwasserarchaologie auf der Website der Stadt Sassnitz Memento des Originals vom 4 Juli 2018 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 abgerufen am 4 Juli 2018 Ausfuhrlicher Artikel zur Terra X Sendung auf zdf deNormdaten Sachbegriff GND 4062041 4 GND Explorer lobid OGND AKS