Die Repräsentativitätsheuristik ist eine Urteilsheuristik Urteilsentscheidungsregel in der die Wahrscheinlichkeit von Er
Repräsentativitätsheuristik

Die Repräsentativitätsheuristik ist eine Urteilsheuristik (Urteilsentscheidungsregel), in der die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen danach bewertet wird, wie genau sie bestimmten Prototypen entsprechen. Dies geschieht ebenso mit Objekten, die in Klassen eingeschätzt werden sollen. Objekte, die für eine gewisse Klasse repräsentativ wirken, werden mit einer zu hohen Wahrscheinlichkeit in eine Klasse eingeordnet. Dies führt nicht immer zu kompletten Fehleinschätzungen – intuitive Eindrücke sind oft zutreffender als tatsächliche Schätzungen basierend auf Wahrscheinlichkeiten.
Experimente von Kahneman und Tversky
In einer klassischen Untersuchung boten Daniel Kahneman und Amos Tversky (1973) ihren Versuchspersonen die schriftliche Beschreibung einer Frau namens Linda dar. Darin wurde sehr viel über Lindas Tätigkeit für Frauenrechte und Emanzipation berichtet. Danach wurden die Probanden gefragt, was denn nach dieser Beschreibung wahrscheinlicher sei, dass Linda „eine Bankangestellte“ oder „eine Bankangestellte und Feministin“ sei. Die Mehrzahl der Versuchspersonen schätzte die Wahrscheinlichkeit, dass Linda „Bankangestellte und Feministin“ sei, wesentlich höher ein (Konjunktionseffekt).
Diese Einschätzung ist jedoch falsch, denn die Wahrscheinlichkeit für das gleichzeitige Auftreten beider Ereignisse kann nicht größer sein als die Wahrscheinlichkeit, dass eines der beiden Ereignisse alleine eintritt. Selbst wenn alle Bankangestellten auch Feministinnen sind, wären die beiden Wahrscheinlichkeiten für (1) „Bankangestellte“ und für (2) „Bankangestellte und Feministin“ gleich groß.
Eine weitere bedeutende Studie von Kahneman und Tversky (1973) demonstriert das Auftreten des sogenannten Basisratenfehlers (Prävalenzfehler oder base rate neglect). Dabei wurden den Versuchspersonen zweier Gruppen Kurzbeschreibungen vorgelegt, die mit dem Stereotyp des „Juristen“ oder „Ingenieurs“ vereinbar waren (z. B. „Jack ist 45 Jahre alt. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Er ist im Allgemeinen konservativ, sorgfältig und ehrgeizig. Er interessiert sich nicht für Politik oder soziale Fragen und verwendet den größten Teil seiner Freizeit auf eines seiner vielen Hobbys, wie z. B. Tischlern, Segeln und mathematische Denksportaufgaben.“). Die Basisrate wurde variiert, indem den Versuchsteilnehmern mitgeteilt wurde, dass diese Personenbeschreibung aus Interviews resultiert, denen sich 30 Juristen und 70 Ingenieure unterzogen haben. Aufgabe der Probanden war es, abzuschätzen, mit welcher Wahrscheinlichkeit es sich um einen Ingenieur (bzw. Juristen) handelt. Die unterschiedlichen Ausgangswahrscheinlichkeiten hatten kaum Einfluss auf das Urteil, da die Versuchspersonen aufgrund der äußeren Beschreibung die Zuordnung vornahmen. Es kam daher häufig zu Urteilsfehlern.
Die Basisratenvernachlässigung, d. h. die Überschätzung der bedingten Wahrscheinlichkeit von Ereignissen mit niedriger Basisrate, erklären Kahneman und Tversky mit der Anwendung der Repräsentativitätsheuristik. Neuere Erklärungsansätze für diesen Fehler im Urteilsprozess finden sich bei Gigerenzer und Hoffrage (1995) (Präsentationsformat) sowie Fiedler u. a.(2000) ().
Implikationen
Eine weitere Implikation ergibt sich daraus, dass Menschen den Stichprobenumfang vernachlässigen. Ein kleiner Ausschnitt aus einem Prozess wird als repräsentativ für den gesamten Prozess angesehen und bereits nach kurzem wird ein Muster für alle Ereignisse erkannt. Diese Muster müssen nicht stimmen und können somit in die Irre führen. Ein Beispiel dafür: Man habe zwei Stichproben mit der Körpergröße von Männern. Die erste Stichprobe enthalte zehn Messungen, die zweite 1000. Sie wissen, dass die Männer in der Bevölkerung, aus der die Stichproben gemessen wurden, durchschnittlich 1,70 Meter groß sind. Bei der Einschätzung, wie wahrscheinlich es ist, dass der jeweilige Durchschnitt der Stichproben exakt 1,70 Meter beträgt, nehmen die meisten Menschen bei beiden Stichproben dieselbe Wahrscheinlichkeit an. Dies ist jedoch falsch. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stichprobe mit der höheren Anzahl an Messungen exakt 1,70 Meter beträgt, ist höher.
Genau so kommt es auch zum Spielerfehlschluss.
Siehe auch
- Ankerheuristik
- Halo-Effekt
- Illusorische Korrelation
- Verfügbarkeitsheuristik
Literatur
- K. Fiedler, B. Brinkmann, T. Betsch, B. Wild: A sampling approach to biases in conditional probability judgments: Beyond base rate neglect and statistical format. In: Journal of Experimental Psychology: General. Band 129, Nr. 3, 2000, S. 399–418.
- G. Gigerenzer, U. Hoffrage: How to improve Bayesian reasoning without instruction: Frequency formats. In: Psychological Review. Band 102, 1995, S. 684–704.
- G. Pennycook, V. A. Thompson: Base-rate neglect. In: R. F. Pohl (Hrsg.): Cognitive illusions: Intriguing phenomena in thinking, judgement, and memory. 2. Auflage. Routledge, London / New York 2017, S. 44–61.
- K. H. Teigen: Judgements by representativeness. In: R. F. Pohl (Hrsg.): Cognitive illusions: Intriguing phenomena in thinking, judgement, and memory. 2. Auflage. Routledge, London / New York 2017, S. 204–222.
- A. Tversky, D. Kahneman: Availability: A heuristic for judging frequency and probability. In: Cognitive Psychology. Band 42, 1973, S. 207–232.
Einzelnachweise
- David G. Myers: Psychologie. Springer, Berlin 2008, ISBN 978-3-540-79032-7, S. 437.
- Hanno Beck: Behavioral Economics: eine Einführung. Springer Gabler, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-03366-8, S. 28–38.
- Daniel Kahneman: Schnelles Denken, langsames Denken. Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt. 3. Auflage. Siedler Verlag, München 2011, ISBN 978-3-328-10034-8, S. 190.
Autor: www.NiNa.Az
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Die Reprasentativitatsheuristik ist eine Urteilsheuristik Urteilsentscheidungsregel in der die Wahrscheinlichkeit von Ereignissen danach bewertet wird wie genau sie bestimmten Prototypen entsprechen Dies geschieht ebenso mit Objekten die in Klassen eingeschatzt werden sollen Objekte die fur eine gewisse Klasse reprasentativ wirken werden mit einer zu hohen Wahrscheinlichkeit in eine Klasse eingeordnet Dies fuhrt nicht immer zu kompletten Fehleinschatzungen intuitive Eindrucke sind oft zutreffender als tatsachliche Schatzungen basierend auf Wahrscheinlichkeiten Experimente von Kahneman und TverskyIn einer klassischen Untersuchung boten Daniel Kahneman und Amos Tversky 1973 ihren Versuchspersonen die schriftliche Beschreibung einer Frau namens Linda dar Darin wurde sehr viel uber Lindas Tatigkeit fur Frauenrechte und Emanzipation berichtet Danach wurden die Probanden gefragt was denn nach dieser Beschreibung wahrscheinlicher sei dass Linda eine Bankangestellte oder eine Bankangestellte und Feministin sei Die Mehrzahl der Versuchspersonen schatzte die Wahrscheinlichkeit dass Linda Bankangestellte und Feministin sei wesentlich hoher ein Konjunktionseffekt Diese Einschatzung ist jedoch falsch denn die Wahrscheinlichkeit fur das gleichzeitige Auftreten beider Ereignisse kann nicht grosser sein als die Wahrscheinlichkeit dass eines der beiden Ereignisse alleine eintritt Selbst wenn alle Bankangestellten auch Feministinnen sind waren die beiden Wahrscheinlichkeiten fur 1 Bankangestellte und fur 2 Bankangestellte und Feministin gleich gross Eine weitere bedeutende Studie von Kahneman und Tversky 1973 demonstriert das Auftreten des sogenannten Basisratenfehlers Pravalenzfehler oder base rate neglect Dabei wurden den Versuchspersonen zweier Gruppen Kurzbeschreibungen vorgelegt die mit dem Stereotyp des Juristen oder Ingenieurs vereinbar waren z B Jack ist 45 Jahre alt Er ist verheiratet und hat vier Kinder Er ist im Allgemeinen konservativ sorgfaltig und ehrgeizig Er interessiert sich nicht fur Politik oder soziale Fragen und verwendet den grossten Teil seiner Freizeit auf eines seiner vielen Hobbys wie z B Tischlern Segeln und mathematische Denksportaufgaben Die Basisrate wurde variiert indem den Versuchsteilnehmern mitgeteilt wurde dass diese Personenbeschreibung aus Interviews resultiert denen sich 30 Juristen und 70 Ingenieure unterzogen haben Aufgabe der Probanden war es abzuschatzen mit welcher Wahrscheinlichkeit es sich um einen Ingenieur bzw Juristen handelt Die unterschiedlichen Ausgangswahrscheinlichkeiten hatten kaum Einfluss auf das Urteil da die Versuchspersonen aufgrund der ausseren Beschreibung die Zuordnung vornahmen Es kam daher haufig zu Urteilsfehlern Die Basisratenvernachlassigung d h die Uberschatzung der bedingten Wahrscheinlichkeit von Ereignissen mit niedriger Basisrate erklaren Kahneman und Tversky mit der Anwendung der Reprasentativitatsheuristik Neuere Erklarungsansatze fur diesen Fehler im Urteilsprozess finden sich bei Gigerenzer und Hoffrage 1995 Prasentationsformat sowie Fiedler u a 2000 ImplikationenEine weitere Implikation ergibt sich daraus dass Menschen den Stichprobenumfang vernachlassigen Ein kleiner Ausschnitt aus einem Prozess wird als reprasentativ fur den gesamten Prozess angesehen und bereits nach kurzem wird ein Muster fur alle Ereignisse erkannt Diese Muster mussen nicht stimmen und konnen somit in die Irre fuhren Ein Beispiel dafur Man habe zwei Stichproben mit der Korpergrosse von Mannern Die erste Stichprobe enthalte zehn Messungen die zweite 1000 Sie wissen dass die Manner in der Bevolkerung aus der die Stichproben gemessen wurden durchschnittlich 1 70 Meter gross sind Bei der Einschatzung wie wahrscheinlich es ist dass der jeweilige Durchschnitt der Stichproben exakt 1 70 Meter betragt nehmen die meisten Menschen bei beiden Stichproben dieselbe Wahrscheinlichkeit an Dies ist jedoch falsch Die Wahrscheinlichkeit dass die Stichprobe mit der hoheren Anzahl an Messungen exakt 1 70 Meter betragt ist hoher Genau so kommt es auch zum Spielerfehlschluss Siehe auchAnkerheuristik Halo Effekt Illusorische Korrelation VerfugbarkeitsheuristikLiteraturK Fiedler B Brinkmann T Betsch B Wild A sampling approach to biases in conditional probability judgments Beyond base rate neglect and statistical format In Journal of Experimental Psychology General Band 129 Nr 3 2000 S 399 418 G Gigerenzer U Hoffrage How to improve Bayesian reasoning without instruction Frequency formats In Psychological Review Band 102 1995 S 684 704 G Pennycook V A Thompson Base rate neglect In R F Pohl Hrsg Cognitive illusions Intriguing phenomena in thinking judgement and memory 2 Auflage Routledge London New York 2017 S 44 61 K H Teigen Judgements by representativeness In R F Pohl Hrsg Cognitive illusions Intriguing phenomena in thinking judgement and memory 2 Auflage Routledge London New York 2017 S 204 222 A Tversky D Kahneman Availability A heuristic for judging frequency and probability In 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