Das Franziskanerkloster in Tübingen existierte in Tübingen von 1272 bis zur Reformation in Württemberg von 1534 Heute be
Franziskanerkloster Tübingen

Das Franziskanerkloster in Tübingen existierte in Tübingen von 1272 bis zur Reformation in Württemberg von 1534. Heute beherbergt das Gelände des ehemaligen Klosters das Wilhelmsstift.
Geschichte
Im Jahr 1272 wurde mit Unterstützung des Pfalzgrafen Heinrich von Tübingen an der heutigen Collegiumsgasse in Tübingen eine Niederlassung des 1210 gegründeten Franziskanerordens gegründet. Zu diesem nach dem Augustinerkloster zweiten Kloster Tübingens gehörten auch ein Friedhof und eine Kirche, die der Mutter Gottes geweiht war.
Schon bald erwarb das Kloster bescheidenen weiteren, von zwei weltlichen Pflegern verwalteten Grundbesitz, etwa hundert Jahre nach Gründung wird unter anderem auch ein Weinberg mit etwa 300 Stöcken bei Hirschau genannt. Etwa ab Mitte des 14. Jahrhunderts wurden auch Pfründner ins Kloster aufgenommen, auch wenn dies dem franziskanischen Grundsatz der persönlichen Armut widersprach. Erst unter der Förderung der Gräfin Mechthild von Württemberg erfolgte mit Nicolaus Caroli, Guardian in Heidelberg, 1446 eine Rückkehr zum strengen Armutsgebot. Die Güter des Klosters wurden an das Tübinger Spital übergeben, welches dafür die entsprechenden Jahrtage abhielt und 200 Pfund Heller zum Klosterbau und dem weiteren Aufbau der Bibliothek beisteuerte.
In der Folgezeit folgte eine rege geistige und geistliche Entfaltung des Klosterlebens. Von Tübingen aus erfolgten Reformen in weiteren Klöstern in Horb, Rottenburg und Nürtingen, außerdem wurden die Beichtväter für das Klarissenkloster Pfullingen gestellt.
Im Jahr 1476 brannte das Kloster zur Hälfte ab, wurde aber bald wieder aufgebaut. Die Bedeutung des Klosters stieg weiter. 1510 und 1518 fand in Tübingen das Provinzkapitel der Oberdeutschen (Straßburger) Franziskanerprovinz statt, ab 1520 war der Tübinger Guardian zugleich Oberer der Schwäbischen Kustodie innerhalb dieser Provinz. Nach der Gründung der Tübinger Universität 1477 richtete das Kloster eigene Studiermöglichkeiten ein, Franziskaner wurden als Lektoren für Philosophie und Theologie berufen und machten auch durch Publikationen von sich reden.
Im Jahr 1485 wurde der 24-jährige Paul Scriptoris Guardian des Tübinger Klosters und versah dieses Amt über zwei Perioden bis 1501. Seine theologischen Vorlesungen wurden weit über Tübingen hinaus bekannt. Im Jahr 1501 wurde Scriptorius unter dem Vorwurf der Häresie seiner Ämter enthoben und nach Basel versetzt, von wo er 1502 nach Rom ging.
Im Laufe der Reformation wurde das Kloster 1535 durch Herzog Ulrich von Württemberg aufgehoben, die leerstehenden Gebäude wurden 1540 durch einen Brand zerstört. Zwischen 1588 und 1592 wurde an ihrer Stelle von Herzog Ludwig von Württemberg ein Renaissance-Neubau für eine Ritterakademie, das Collegium illustre, unter Leitung von Georg Beer errichtet. Hier wurde 1817 das neue Höhere Katholische Konvikt eingerichtet, das heutige Wilhelmsstift.
Wiege der Russlandkunde
Da im September 1525 im Franziskanerkloster Tübingen der aus Leutkirch im Allgäu gebürtige Humanist und spätere katholische Bischof von Wien Johann Fabri im Auftrag des späteren Kaisers Ferdinand I. eine russische Gesandtschaft während ihrer Rückkehr aus Spanien breit ausfragte und dieses Gespräch in einer Niederschrift als Ad Serenissimum Principem Ferdinandum Archiducem Austriae, Moscovitarum iuxta mare glaciale religio (Basileae 1526) veröffentlichte, kann das Kloster auch als Wiege der deutschsprachigen Russlandkunde angesehen werden. Denn Ferdinand I. schickte das Buch seinen Emissären, dem Kämmerer, Philosophen und Theologen sowie dem ihn begleitenden Diplomaten und Juristen Siegmund von Herberstein als Leitfaden hinterher. Dadurch wurde es zur bedeutenden Inspirationsquelle für Herbersteins Reiseberichte.
Nachweise
- Stefan Michael Newerkla: Russen auf der Durchreise. Tübingen 1525 als Wiege der deutschen Russlandkunde (siehe Literatur).
Literatur
- Hermann Tüchle: Das Tübinger Franziskanerkloster und seine Insassen. In: „Tübinger Blätter“. 40 (1953). S. 20–24.
- Württembergisches Klosterbuch. Thorbecke, Stuttgart 2003, ISBN 3-7995-0220-3.
- Stefan Michael Newerkla: Russen auf der Durchreise. Tübingen 1525 als Wiege der deutschen Russlandkunde. In: Bernhard Brehmer – Anja Gattnar – Tatiana Perevozchikova (Hrsg.): Von A wie Aspekt bis Z wie zdvořilost. Ein Kaleidoskop der Slavistik für Tilman Berger zum 65. Geburtstag. Tübingen: Tübingen Library Publishing, 2021, ISBN 978-3-946552-49-9, S. 377–383 (Digitalisat).
Weblinks
- Franziskanerkloster Tübingen in der Datenbank Klöster in Baden-Württemberg des Landesarchivs Baden-Württemberg
Koordinaten: 48° 31′ 16,1″ N, 9° 3′ 18,5″ O
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Das Franziskanerkloster in Tubingen existierte in Tubingen von 1272 bis zur Reformation in Wurttemberg von 1534 Heute beherbergt das Gelande des ehemaligen Klosters das Wilhelmsstift GeschichteIm Jahr 1272 wurde mit Unterstutzung des Pfalzgrafen Heinrich von Tubingen an der heutigen Collegiumsgasse in Tubingen eine Niederlassung des 1210 gegrundeten Franziskanerordens gegrundet Zu diesem nach dem Augustinerkloster zweiten Kloster Tubingens gehorten auch ein Friedhof und eine Kirche die der Mutter Gottes geweiht war Schon bald erwarb das Kloster bescheidenen weiteren von zwei weltlichen Pflegern verwalteten Grundbesitz etwa hundert Jahre nach Grundung wird unter anderem auch ein Weinberg mit etwa 300 Stocken bei Hirschau genannt Etwa ab Mitte des 14 Jahrhunderts wurden auch Pfrundner ins Kloster aufgenommen auch wenn dies dem franziskanischen Grundsatz der personlichen Armut widersprach Erst unter der Forderung der Grafin Mechthild von Wurttemberg erfolgte mit Nicolaus Caroli Guardian in Heidelberg 1446 eine Ruckkehr zum strengen Armutsgebot Die Guter des Klosters wurden an das Tubinger Spital ubergeben welches dafur die entsprechenden Jahrtage abhielt und 200 Pfund Heller zum Klosterbau und dem weiteren Aufbau der Bibliothek beisteuerte In der Folgezeit folgte eine rege geistige und geistliche Entfaltung des Klosterlebens Von Tubingen aus erfolgten Reformen in weiteren Klostern in Horb Rottenburg und Nurtingen ausserdem wurden die Beichtvater fur das Klarissenkloster Pfullingen gestellt Im Jahr 1476 brannte das Kloster zur Halfte ab wurde aber bald wieder aufgebaut Die Bedeutung des Klosters stieg weiter 1510 und 1518 fand in Tubingen das Provinzkapitel der Oberdeutschen Strassburger Franziskanerprovinz statt ab 1520 war der Tubinger Guardian zugleich Oberer der Schwabischen Kustodie innerhalb dieser Provinz Nach der Grundung der Tubinger Universitat 1477 richtete das Kloster eigene Studiermoglichkeiten ein Franziskaner wurden als Lektoren fur Philosophie und Theologie berufen und machten auch durch Publikationen von sich reden Im Jahr 1485 wurde der 24 jahrige Paul Scriptoris Guardian des Tubinger Klosters und versah dieses Amt uber zwei Perioden bis 1501 Seine theologischen Vorlesungen wurden weit uber Tubingen hinaus bekannt Im Jahr 1501 wurde Scriptorius unter dem Vorwurf der Haresie seiner Amter enthoben und nach Basel versetzt von wo er 1502 nach Rom ging Im Laufe der Reformation wurde das Kloster 1535 durch Herzog Ulrich von Wurttemberg aufgehoben die leerstehenden Gebaude wurden 1540 durch einen Brand zerstort Zwischen 1588 und 1592 wurde an ihrer Stelle von Herzog Ludwig von Wurttemberg ein Renaissance Neubau fur eine Ritterakademie das Collegium illustre unter Leitung von Georg Beer errichtet Hier wurde 1817 das neue Hohere Katholische Konvikt eingerichtet das heutige Wilhelmsstift Wiege der RusslandkundeDa im September 1525 im Franziskanerkloster Tubingen der aus Leutkirch im Allgau geburtige Humanist und spatere katholische Bischof von Wien Johann Fabri im Auftrag des spateren Kaisers Ferdinand I eine russische Gesandtschaft wahrend ihrer Ruckkehr aus Spanien breit ausfragte und dieses Gesprach in einer Niederschrift als Ad Serenissimum Principem Ferdinandum Archiducem Austriae Moscovitarum iuxta mare glaciale religio Basileae 1526 veroffentlichte kann das Kloster auch als Wiege der deutschsprachigen Russlandkunde angesehen werden Denn Ferdinand I schickte das Buch seinen Emissaren dem Kammerer Philosophen und Theologen sowie dem ihn begleitenden Diplomaten und Juristen Siegmund von Herberstein als Leitfaden hinterher Dadurch wurde es zur bedeutenden Inspirationsquelle fur Herbersteins Reiseberichte NachweiseStefan Michael Newerkla Russen auf der Durchreise Tubingen 1525 als Wiege der deutschen Russlandkunde siehe Literatur LiteraturHermann Tuchle Das Tubinger Franziskanerkloster und seine Insassen In Tubinger Blatter 40 1953 S 20 24 Wurttembergisches Klosterbuch Thorbecke Stuttgart 2003 ISBN 3 7995 0220 3 Stefan Michael Newerkla Russen auf der Durchreise Tubingen 1525 als Wiege der deutschen Russlandkunde In Bernhard Brehmer Anja Gattnar Tatiana Perevozchikova Hrsg Von A wie Aspekt bis Z wie zdvorilost Ein Kaleidoskop der Slavistik fur Tilman Berger zum 65 Geburtstag Tubingen Tubingen Library Publishing 2021 ISBN 978 3 946552 49 9 S 377 383 Digitalisat WeblinksFranziskanerkloster Tubingen in der Datenbank Kloster in Baden Wurttemberg des Landesarchivs Baden WurttembergVorganger und Nachfolger des Collegium illustre Franziskanerkloster Tubingen Collegium illustre Wilhelmsstift 48 521137 9 055143 Koordinaten 48 31 16 1 N 9 3 18 5 O Normdaten Korperschaft GND 1137504897 GND Explorer lobid OGND AKS VIAF 1980150203815603250003