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Madrider Zuganschläge

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Die Zuganschläge in der spanischen Hauptstadt Madrid waren eine Serie von zehn durch islamistische Terroristen ausgelösten Bombenexplosionen verteilt auf vier Züge am Morgen des 11. März 2004 (in Spanien umgangssprachlich mit dem Numeronym 11-M abgekürzt), drei Tage vor den spanischen Parlamentswahlen. 193 Menschen starben und 2051 wurden verletzt, 82 davon schwer.

Drei Wochen später, am 3. April 2004, sprengte sich der mutmaßliche Rädelsführer Serhane Ben Abdelmajid bei einer Razzia in einem Vorort von Madrid in die Luft. Dabei starben sechs seiner Komplizen und ein Polizist, 15 Polizisten wurden verletzt. Die Anschläge galten Ende April 2004 als nahezu aufgeklärt.

Die Anschläge

Ablauf

Zahl der Todesopfer

nach Staatsangehörigkeit

Spanien Spanien 140
Rumänien Rumänien 16
Ecuador 1900 Ecuador 6
Polen Polen 4
Peru Peru 4
Bulgarien Bulgarien 4
Marokko Marokko 3
Kolumbien Kolumbien 2
Honduras 1949 Honduras 2
Dominikanische Republik Dominikanische Republik 2
Ukraine Ukraine 2
Brasilien Brasilien 1
Chile Chile 1
Kuba Kuba 1
Philippinen Philippinen 1
Guinea-Bissau Guinea-Bissau 1
Frankreich Frankreich 1

Die Explosionen ereigneten sich an jenem Donnerstagmorgen zwischen 7:39 Uhr und 7:42 Uhr Ortszeit.

Zehn Sprengsätze explodierten in eng besetzten Personenwagen von Vorortzügen der Cercanías Madrid. Drei weitere Bomben sollten verzögert detonieren, vermutlich um die zu Hilfe kommenden Einsatzkräfte zu verletzen, detonierten jedoch nicht. Die Sprengsätze wurden später kontrolliert gesprengt, einer davon soll die Kraft gehabt haben, den zu Rushhourzeiten stark frequentierten Madrider Hauptbahnhof Atocha komplett zu zerstören. Ein verdächtiges Auto, das vor dem Bahnhof geparkt war, wurde ebenfalls kontrolliert gesprengt. Wie später bekannt wurde, befand sich unter den in einer Polizeistation eingelagerten Koffern und Taschen ein brauner Rucksack mit einem weiteren Sprengsatz, der vermutlich durch ein Mobiltelefon gezündet werden sollte. Die Ermittler wurden durch das Klingeln des Mobiltelefons auf den Rucksack aufmerksam und konnten den Sprengsatz entschärfen.

Zwei der vier Züge explodierten nicht im Bahnhof Atocha (siehe unten). Einer der Züge wäre fahrplanmäßig zum Zeitpunkt der Detonation im Bahnhof eingetroffen, er hatte jedoch Verspätung und explodierte auf dem Gleisfeld etwa 500 Meter vor den Bahnsteigen.

Rettungskräfte erreichten die Unglücksstellen nach wenigen Minuten. Angesichts des Ausmaßes der Anschläge musste ein Behandlungsplatz im Sportkomplex Daoiz y Velarde eingerichtet werden. Um 8:00 Uhr wurde die Operation Jaula („Käfig“) angeordnet: Der Verkehr von und nach Madrid-Stadt wurde unterbrochen, um die Flucht möglicher Terroristen zu unterbinden. Der Verkehr auf der Metrolinie 1 wurde eingestellt, die beiden anderen Fernbahnhöfe Madrids neben Atocha, Chamartín und Príncipe Pío, wurden geschlossen.

Die Anschläge ereigneten sich drei Tage vor den spanischen Parlamentswahlen 2004. In Spanien waren daher die Sicherheitsmaßnahmen bereits erhöht worden.

Orte der Explosionen

Sieben der zehn Explosionen ereigneten sich im Bahnhof Atocha bzw. in dessen Nähe. Dies ist der zentrale Bahnhof der spanischen Hauptstadt für die Fernzüge aus dem Süden des Landes sowie für Regionalzüge und der wichtigste Knoten im Cercanías-Netz. Er wurde 1992 umgebaut. Drei Bomben explodierten im Zug 21431, der sich im Bahnhof befand (die erste um 7:37 Uhr, zwei weitere unmittelbar nacheinander um 7:38). Um 7:39 explodierten vier Sprengsätze im verspäteten Zug 17305, rund 800 Meter vor dem Bahnhof an der Calle de Téllez.

Zwei Sprengsätze detonierten im Zug 21435 gegen 7:38, als dieser die Station El Pozo del Tío Raimundo verließ. Eine weitere Explosion ereignete sich im Zug 21713 in der Station Santa Eugenia. Bei den Stationen Santa Eugenia und El Pozo del Tío Raimundo handelt es sich um zwei S-Bahn-Stationen in Arbeitervierteln im Südosten der Stadt. Alle Züge befuhren die Strecke Alcalá de Henares - Atocha, eine der wichtigsten Madrider Vorortverbindungen, die in der Rushhour stark frequentiert wird. Von den 191 Todesopfern starben 34 am Bahnhof Atocha, 64 an der Calle de Téllez, 67 am Bahnhof El Pozo del Tío Raimundo und 16 am Bahnhof Santa Eugenia; die übrigen zehn starben in Krankenhäusern.

Die Suche nach den Urhebern

Die ETA im politischen Fadenkreuz

Bald nach den ersten Meldungen über die Explosionen wurde über die Urheber spekuliert. Die spanische Regierung (Kabinett Aznar II, PP) benannte die ETA als Verdächtige; die Resolution des UN-Sicherheitsrats nannte auf Drängen der spanischen Regierung ebenfalls die ETA als Täter. Diese These wurde insbesondere von der spanischen Regierung genährt, da ein Anschlag radikaler islamistischer Gruppierungen erneute Kritik am spanischen Irakeinsatz hätte erzeugen können. Zumindest bis zu den anstehenden Parlamentswahlen drei Tage später sollte das Bild des ETA-Anschlages in der Öffentlichkeit erhalten bleiben.

Der Anschlag ähnelte dem Muster von ETA-Aktivitäten in den Jahren zuvor: Am Heiligabend 2003 wurde ein Anschlag auf den Bahnhof Chamartín in Madrid vereitelt, und am 29. Februar 2004 wurde ein ETA-Kommando, das eine halbe Tonne Sprengstoff in einem Lkw mitführte, auf dem Weg nach Madrid verhaftet. Zudem berichteten mehrere europäische Geheimdienste übereinstimmend, die ETA wolle ihre Gangart ändern. Dies sollte die ETA-fremde Handschrift des Anschlages erklären.

In der Vergangenheit hatte die ETA mehrfach vor Wahlen in Spanien Attentate verübt. Am Tag der Parlamentswahlen verlautete aus Geheimdienstkreisen, auch eine Zusammenarbeit von al-Qaida und einer radikalen Zelle der ETA könne nicht ausgeschlossen werden. Diese von regierungsnahen Kreisen lancierte These war der letzte Versuch, die ETA bei den Wählern zu diskreditieren. Die Regierung Aznar (PP) war hart gegen die ETA vorgegangen; diejenigen, die den Verdacht gegen die ETA lancierten, erhofften sich davon Wählerstimmen für die PP.

Al-Qaida gerät in Verdacht

Erste Zweifel an der Darstellung wurden laut und es kam zu Demonstrationen gegen die Regierung (siehe Kapitel Reaktionen und Folgen). Arnaldo Otegi, der Sprecher der verbotenen ETA-nahen Partei Herri Batasuna, meldete sich zu Wort. Er bestritt die Verantwortlichkeit der ETA und beschuldigte stattdessen islamistische Gruppen der Attentate.

Die Londoner Zeitung Al-Quds al-arabi berichtete am Abend des 11. März, ihr liege ein mutmaßliches Bekennerschreiben der Abu-Hafs-El-Masri-Brigaden (Unterorganisation der al-Qaida) in Form einer E-Mail vor. In dem Schreiben wird Spanien als eines der wichtigsten Mitglieder der „Allianz im Krieg gegen den Islam“ genannt. Aus diesem Grund habe al-Qaida nun in Madrid zugeschlagen. Nach Angaben US-amerikanischer Geheimdienstexperten habe sich Abu Hafs El Masri in der Vergangenheit zu Taten bekannt, die nicht von ihr ausgeführt wurden, so etwa bei den großflächigen Stromausfällen in der Region New York. Die Organisation wird als Gruppe von Trittbrettfahrern eingestuft.

Am gleichen Abend teilte der spanische Innenminister Angel Acebes auf einer Pressekonferenz mit, dass ein am 28. Februar gestohlener Lieferwagen mit acht Sprengkapseln und einem Tonband mit arabischen Koranversen östlich von Madrid in Alcalá de Henares gefunden wurde. Es wird jedoch nicht ausgeschlossen, dass ETA-Anhänger gezielt arabischsprachiges Material zurückgelassen hätten, um die Ermittler zu täuschen.

Am 12. März meldete sich um 18 Uhr eine Person im Namen der ETA bei der linksgerichteten baskischen Tageszeitung Gara und dementierte die Beteiligung der ETA an den Anschlägen. Kurze Zeit später meldete sich angeblich derselbe Anrufer beim baskischen Fernsehsender ETB. Beides sind Medien, in denen sich die ETA schon früher zu Terrorakten bekannt hat. Der spanische Nachrichtendienst Centro Nacional de Inteligencia glaubte sich unterdessen sicher zu sein, dass die Tat von islamistischen Terroristen verübt wurde.

Am Abend des 13. März verkündete der spanische Innenminister die Verhaftung von fünf Männern, drei Marokkanern und zwei Indern. Die Verhaftungen sollen im Zusammenhang mit dem Mobiltelefon stehen, das bei einem der nicht explodierten Sprengsätze gefunden wurde. Zwei weitere Verdächtige würden noch verhört.

Die Fahndung konkretisiert sich

In der Nacht zum 14. März wurde ein Videoband gefunden, auf dem der angebliche Militärsprecher al-Qaidas mitteilt, dass al-Qaida hinter den Anschlägen stecke. Die Echtheit des Bandes wurde überprüft und später bestätigt.

Am 14. März 2004 teilte Innenminister Acebes mit, dass einer der festgenommenen Marokkaner mit den Anschlägen des 11. September 2001 in den USA in Verbindung gebracht werde. Der als Jamal Zougam identifizierte Mann sei einer der 35 Verdächtigen, gegen die der spanische Ermittlungsrichter Baltasar Garzón vergangenes Jahr Anklage erhoben hatte.

Am 17. März 2004 wurden weitere Einzelheiten zu dem Personenkreis bekannt, nach dem gefahndet wird. Die spanische Polizei suchte mindestens 20 Marokkaner, die einer radikal-islamischen Organisation namens Islamische Kampfgruppe Marokkos (GICM) angehören sollten. Die GICM sei 1993 unter einem anderen Namen von Veteranen des Afghanistan-Krieges in Pakistan gegründet worden und werde vom Terrornetzwerk al-Qaida finanziert.

Am 21. März wurde bekannt, dass der Sprengstoff vermutlich aus einem asturischen Bergwerk stammte.

Gegen Ende März führte eine Spur nach Deutschland. Einer der festgenommenen Marokkaner lebte jahrelang legal in Deutschland, er wurde von den Behörden als extremistisch eingeschätzt. Mittlerweile wurde er freigelassen.

Tödliche Razzia in Leganés

Am Abend des 3. April kam es im Madrider Vorort Leganés zu einem Schusswechsel mit den mutmaßlichen Attentätern. Als die spanische Polizei die Wohnung, in der sich die Terroristen aufhielten, gegen 21 Uhr stürmen wollte, sprengte sich der Rädelsführer in die Luft und tötete dabei sechs seiner Komplizen sowie einen Polizisten, 15 weitere Polizisten wurden verletzt. Von den Komplizen konnten nur fünf identifiziert werden, der Name von einem Toten konnte nicht ermittelt werden. Man geht davon aus, dass fünf bis acht weitere tatverdächtige Personen fliehen konnten.

Die Bluttat vom 11. März gilt als nahezu aufgeklärt. Al-Qaida drohte Spanien mit weiteren Terroranschlägen.

Abschluss der Ermittlungen

Zum Abschluss der zweijährigen Ermittlungen wurde hingegen festgestellt, dass es keine direkten oder erkennbaren Verbindungen zwischen den Terroristen und al-Qaida gab. Laut dem Abschlussbericht war die Terrorgruppe international organisiert und folgte den zahlreichen Aufforderungen in Videobotschaften der al-Qaida. Der Militärsprecher al-Qaidas, der angab, al-Qaida sei für die Anschläge verantwortlich, konnte als Mitglied der Terrororganisation bestätigt werden. Allerdings wurde von den Ermittlern angenommen, dass al-Qaida gerne die Verantwortung für Anschläge übernahm, in die sie nicht involviert gewesen sei, da diese ins angekündigte Schema der Organisation passten.

Im August 2005 berief sich die konservative spanische Zeitung El Mundo auf einen Ermittlungsbericht der Polizei, wonach ein aus Syrien stammender Polizeibeamter die Handys mit den Sprengsätzen verkabelt haben soll, da die Attentäter nicht die erforderlichen technischen Kenntnisse gehabt hätten und bei ihnen auch keinerlei Ausrüstung für die Manipulation der Telefone gefunden worden sei.

Reaktionen und Folgen

Spanien

In Spanien rief die Regierung am 11. März eine dreitägige Staatstrauer aus. Der Spitzenkandidat der konservativen Volkspartei Partido Popular, Mariano Rajoy, erklärte im Radiosender Onda Cero den Wahlkampf seiner Partei für beendet, alle anderen Parteien folgten dem Beispiel. Die UEFA entsprach dagegen nicht der Bitte dreier spanischer Fußballvereine, ihre Spiele um den UEFA-Cup am Abend des 11. März zu verschieben.

Demonstrationen zum Gedenken an die Opfer

Teilnehmerzahlen
(„Wir vergessen Euch nicht“)
Barcelona 1.500.000
Bilbao 300.000
Cádiz 350.000
Granada 250.000
Jaén 120.000
Logroño 100.000
Lugo 40.000
Madrid 2.290.000
Murcia 300.000
Orense 65.000
Oviedo 350.000
Santander 85.000
Santiago de Compostela 100.000
Saragossa 400.000
Sevilla 700.000
Valencia 400.000
Vigo 400.000
Quelle: El Mundo

Am 12. März nahmen in ganz Spanien über elf Millionen Menschen an den Demonstrationen gegen die Terroranschläge und zum Gedenken an die Opfer teil. Die Demonstrationen sollten landesweit unter dem von Aznars Regierungspartei PP ausgegebenen Motto Con las víctimas, con la Constitución, por la derrota del terrorismo (deutsch: Mit den Opfern, mit der Verfassung, für die Niederlage des Terrorismus) stehen.

Dieser Slogan enthielt mit der Phrase con la Constitución wiederum einen Hinweis auf eine Urheberschaft der separatistischen ETA und stellte zusätzlich eine Provokation für alle nach mehr Autonomie bzw. Unabhängigkeit strebenden Landesteile (z. B. Katalonien und Baskenland) dar. Deshalb wurden in diesen Regionen die offiziellen Slogans entsprechend abgeändert. Die Großdemonstration in Barcelona war Trauermarsch, aber auch wütender Protest gegen die konservative Regierung und deren Informationspolitik (die Vertreter der PP mussten die Demonstration unter Polizeischutz verlassen).

In Madrid versammelten sich 2.290.000 Menschen. Zahlreiche Anti-ETA-Transparente deuten darauf hin, dass hier viele der offiziellen Darstellung von der ETA-Urheberschaft folgten. Erstmals in der Geschichte nahm mit Kronprinz Felipe auch ein Mitglied der königlichen Familie an einem Protestzug teil. Es wird geschätzt, dass sich mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung Spaniens auf den Straßen befand.

Demonstration gegen die Informationspolitik der Regierungspartei

Einige Tage nach dem Anschlag und den folgenden Wahlen nahm die Anzahl der Vorwürfe gegen die spanische Regierung unter Aznar zu, man habe offenbar mit allen Mitteln versucht, die ETA für die Terroranschläge verantwortlich zu machen. So wurden deutsche Sicherheitsbehörden absichtlich mit Falschinformationen über den verwendeten Sprengstoff beliefert. Zudem gab es Regierungsanweisungen an die spanischen Botschafter, jede Art von Zweifel an einer ETA-Täterschaft zu zerstreuen.

Am 13. März 2004, dem Vorabend zu den spanischen Parlamentswahlen 2004, hatten sich um 18:00 Uhr über tausend Demonstranten vor der Zentrale der Partido Popular versammelt, um nach den Anschlägen von der Regierung Aufklärung zu fordern sowie diese für ihre Beteiligung am Irak-Krieg zu kritisieren. Die Demonstranten führten die Proteste auch nach der Bekanntgabe von fünf Verhaftungen fort. Später trat der Spitzenkandidat der PP Mariano Rajoy vor die Presse und nannte die nicht genehmigte Demonstration antidemokratisch und einmalig in der Geschichte Spaniens. Er warf den Demonstranten vor, die Wahl beeinflussen zu wollen.

PSOE gewinnt die Parlamentswahlen

Der Anschlag knapp vor der Wahl und die fragwürdige Informationspolitik der alten Regierung verfehlten ihre Wirkung nicht. Alle Prognosen vor der Wahl auf den Kopf stellend gewannen die Sozialisten PSOE die spanischen Parlamentswahlen am 14. März 2004. Die bis zu diesem Zeitpunkt mit absoluter Mehrheit regierende Partido Popular verlor deutlich gegenüber den Wahlen im Jahr 2000. Die Wahlbeteiligung lag bei 77 Prozent und damit 8 Prozentpunkte über der Beteiligung bei den letzten Wahlen.

Europa und die Vereinten Nationen

Nach dem Bekanntwerden der Anschläge unterbrach das Europäische Parlament seine Plenarsitzung zu einer Schweigeminute. Der Präsident und irische Europaabgeordnete Pat Cox rief die spanische Bevölkerung dazu auf, die Wahlen am Sonntag zu einer Antwort gegen den Terrorismus zu nutzen.

In Deutschland kondolierte Bundespräsident Johannes Rau. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse drückte im Namen des Deutschen Bundestages sein Entsetzen über die Anschläge aus. Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer drückte sein Entsetzen und seine Solidarität aus. Bundeskanzler Gerhard Schröder bot in einem Telefonat mit dem spanischen Ministerpräsidenten deutsche Unterstützung bei der Suche nach den Urhebern an.

Am Sonntag, dem 14. März 2004 berief Bundeskanzler Schröder das Sicherheitskabinett zu einer Sondersitzung ein, die Notwendigkeit zu dieser ergäbe sich aus der durch die Festnahmen veränderte Beurteilung der Lage. Am selben Tag rief Bundesinnenminister Otto Schily die Bundesbürger dazu auf, am 15. März um 12 Uhr durch ein dreiminütiges Schweigen ihre Verbundenheit mit den Opfern und ihren Angehörigen zum Ausdruck zu bringen.

Am Abend des 11. März verurteilte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Anschläge und bezeichnete sie als „Bedrohung des Friedens und der Sicherheit“. Die entsprechende UN-Resolution 1530 wurde einstimmig angenommen. Dabei wurde jedoch auf ausdrücklichen Wunsch spanischer Diplomaten die ETA als Täter genannt. Der Präsident des Rats der Europäischen Union Bertie Ahern rief die Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf, mit Schweigeminuten der Opfer der Madrider Anschläge zu gedenken. Damit sollten die Opfer geehrt und Solidarität mit der spanischen Bevölkerung demonstriert werden. Die drei Schweigeminuten wurden am Montag, dem 15. März um 12:00 Uhr durchgeführt.

Die Anschläge führten dazu, dass das damalige Joint Situation Centre (heute INTCEN) der EU nicht mehr ausschließlich für EU-außenpolitisches Geschehen interessierte, sondern auch im Inneren der EU zur Terrorismusabwehr tätig wurde. Ebenso verstärkte der Berner Club seine Aktivitäten, eine Zusammenarbeit der Nachrichtendienste der EU, der Schweiz und Norwegens.

Gedenken 2006

In Spanien und im Rest der Welt gedachte man der Opfer mit Zeremonien, Gebeten und Schweigeminuten. Im Retiro-Park in der spanischen Hauptstadt legten ein algerisches Mädchen und ein spanischer Junge im ein Jahr zuvor angelegten „Wald der Erinnerung“ einen Kranz nieder. Dort war für jeden der 191 Toten symbolisch eine Zypresse oder ein Olivenbaum gepflanzt worden.

2006 beteiligten sich weit weniger Menschen an den Gedenkfeiern als am ersten Jahrestag der Anschläge. Am Morgen hatte auch eine Delegation aus Marokko, woher die meisten der mutmaßlichen Attentäter stammen, am Madrider Bahnhof Atocha Kerzen angezündet, Blumen niedergelegt und ihre Solidarität mit Opfern und Angehörigen erklärt.

Weitere Gedenkveranstaltungen von Opfergruppen fanden im Laufe des Tages an den Vorortbahnhöfen El Pozo und Santa Eugenia statt. Bereits am Freitag hatte die Stiftung für Opfer des Terrorismus ein Konzert des London Philharmonic Orchestra in Madrid organisiert. Dort wurde auch der Opfer der Londoner Terroranschläge vom 7. Juli 2005 gedacht.

Weitere Ermittlungen

Der zuständige Richter Juan del Olmo stand im März 2006 kurz vor dem Abschluss seiner Voruntersuchungen. Nach Angaben aus Justizkreisen wurden 30 bis 40 der 116 Verdächtigen vor Gericht angeklagt, darunter drei der mutmaßlichen Tatbeteiligten (afp vom 11. März 2006).

Der Prozess

Gegen 28 dieser Verdächtigen begann am 15. Februar 2007 unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen der Prozess vor dem Madrider Gericht. Sieben Angeklagten wurde Mord sowie die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen, bei den anderen Angeklagten wurde die Mitgliedschaft oder Mitarbeit in einer terroristischen Gruppe, Waffenbesitz und anderes angeklagt. Die Staatsanwaltschaft forderte mehr als 40.000 Jahre Haft für die Hauptangeklagten. Mit der Höhe der Strafe sollte den Angeklagten die Konsequenzen der Tat verdeutlicht werden. Die Todesstrafe in Spanien ist sowohl im Zivil- als auch im Militärrecht abgeschafft. Am 31. Oktober 2007 wurden 21 der 28 Angeklagten verurteilt, sieben wurden freigesprochen. Einige der Angeklagten erhielten formal mehrere tausend Jahre Strafe, das spanische Recht sieht jedoch eine Maximalverbüßungsdauer von 40 Jahren vor.

Verschwörungstheorien

Die kurz nach den Anschlägen von der damaligen konservativen Regierung (Aznar/PP) verbreitete These von der ETA-Urheberschaft und die abgewandelte These von einer Zusammenarbeit von ETA und al-Qaida sind bis heute (2015) in rechtskonservativen spanischen Kreisen weit verbreitet.

„Immerhin noch fast ein Drittel der Bürger glaubt nach Umfragen an eine Verschwörungstheorie, die die konservative Volkspartei verbreitet (die während der Attentate an der Regierung war): Nicht radikale Islamisten, sondern die baskische Terrororganisation ETA habe den Anschlag in Auftrag gegeben.“ Grund hierfür sind einige Widersprüche, in die sich die zu unterschiedlichen Zeitpunkten an den Ermittlungen beteiligten spanischen Polizeibeamten verstrickten. Zu diesen gehört, dass der Sprengstoff in den Zügen und der von der Polizei in einem Auto sichergestellte, welcher angeblich auch den islamischen Terroristen gehörte, unterschiedlicher Art waren.

Mit der Verbindung von islamistischen Tätern und ETA lässt die Theorie auch indirekt auf die Regierung anspielen. Der Anschlag machte es möglich, dass die Sozialistische Partei die Wahlen 2004 gewann. Die Partei Rodríguez Zapateros hätte auf diese Weise von den Attentaten profitiert. Obendrein wird dieser Verdacht mit dem Argument genährt, dass sich die Sozialisten im Vorfeld der Anschläge auf heimliche Friedensverhandlungen mit der ETA eingelassen hätten.

Siehe auch

  • Liste von Anschlägen im Schienenverkehr
  • Liste von Terroranschlägen

Literatur

  • Fernando Reinares: Al-Qaeda’s Revenge: The 2004 Madrid Train Bombings. Columbia University Press, New York 2017, ISBN 978-0-231-70454-0.
  • Eben Kaplan: Rail Security and the Terrorist Threat. Council on Foreign Relations, 12. März 2007

Weblinks

Commons: Madrider Zuganschläge – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Tagesschau-Dossier (Memento vom 1. Oktober 2009 im Internet Archive)
  • Frankfurter Rundschau: Dossier „Terror gegen den Westen“ (Memento vom 18. September 2004 im Internet Archive) – mit Artikeln über den Anschlag, über die Terrordiskussion und al-Qaida

Einzelnachweise

  1. Der Fischer Weltalmanach 2005 – Zahlen, Daten, Fakten. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-72005-4 (formal falsch), S. 104.  Korrekte ISBN 3-596-72905-X.
  2. Madrid bomb death toll lowered to 190. In: MSNBC.msn.com (ein Kind starb erst später)
  3. Al Qaeda reivindica los atentados en un vídeo hallado en Madrid. In: elmundo.es (spanisch)
  4. Madrid bombing suspects. In: news.bbc.co.uk. 10. März 2005, abgerufen am 24. Februar 2024. 
  5. Associoted Press: Madrid bombing probe finds no al-Qaida link. In: msnbc.msn.com, 9. März 2006
  6. Terror-Anschläge von Madrid: Polizist verkabelte Handys. In: n-tv.de
  7. Unos 11,4 millones de personas salen a las calles de toda España para protestar contra el terrorismo. In: El Mundo, 14. März 2004
  8. Resolution 1530 des UN-Sicherheitsrates (PDF; 1,9 MB)
  9. dpa/dpaweb: Europäischer CIA. In: nachrichtentube.wordpress.com, 16. Januar 2011; abgerufen am 4. März 2014.
  10. Europäer haben keine Geheimnisse voreinander. In: Deutsche Welle, 16. Januar 2014
  11. Madrid bombings: the defendants. In: The Guardian, 31. Oktober 2007
  12. Reuters: 21 Schuldsprüche in Prozess um Anschläge von Madrid (Memento vom 15. Dezember 2007 im Internet Archive) (abgerufen am 31. Oktober 2007)
  13. Spiegel Online

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 18 Jul 2025 / 18:00

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Polen 4Peru Peru 4Bulgarien Bulgarien 4Marokko Marokko 3Kolumbien Kolumbien 2Honduras 1949 Honduras 2Dominikanische Republik Dominikanische Republik 2Ukraine Ukraine 2Brasilien Brasilien 1Chile Chile 1Kuba Kuba 1Philippinen Philippinen 1Guinea Bissau Guinea Bissau 1Frankreich Frankreich 1 Die Explosionen ereigneten sich an jenem Donnerstagmorgen zwischen 7 39 Uhr und 7 42 Uhr Ortszeit Zehn Sprengsatze explodierten in eng besetzten Personenwagen von Vorortzugen der Cercanias Madrid Drei weitere Bomben sollten verzogert detonieren vermutlich um die zu Hilfe kommenden Einsatzkrafte zu verletzen detonierten jedoch nicht Die Sprengsatze wurden spater kontrolliert gesprengt einer davon soll die Kraft gehabt haben den zu Rushhourzeiten stark frequentierten Madrider Hauptbahnhof Atocha komplett zu zerstoren Ein verdachtiges Auto das vor dem Bahnhof geparkt war wurde ebenfalls kontrolliert gesprengt Wie spater bekannt wurde befand sich unter den in einer Polizeistation eingelagerten Koffern und Taschen ein brauner Rucksack mit einem weiteren Sprengsatz der vermutlich durch ein Mobiltelefon gezundet werden sollte Die Ermittler wurden durch das Klingeln des Mobiltelefons auf den Rucksack aufmerksam und konnten den Sprengsatz entscharfen Zwei der vier Zuge explodierten nicht im Bahnhof Atocha siehe unten Einer der Zuge ware fahrplanmassig zum Zeitpunkt der Detonation im Bahnhof eingetroffen er hatte jedoch Verspatung und explodierte auf dem Gleisfeld etwa 500 Meter vor den Bahnsteigen Rettungskrafte erreichten die Unglucksstellen nach wenigen Minuten Angesichts des Ausmasses der Anschlage musste ein Behandlungsplatz im Sportkomplex Daoiz y Velarde eingerichtet werden Um 8 00 Uhr wurde die Operation Jaula Kafig angeordnet Der Verkehr von und nach Madrid Stadt wurde unterbrochen um die Flucht moglicher Terroristen zu unterbinden Der Verkehr auf der Metrolinie 1 wurde eingestellt die beiden anderen Fernbahnhofe Madrids neben Atocha Chamartin und Principe Pio wurden geschlossen Die Anschlage ereigneten sich drei Tage vor den spanischen Parlamentswahlen 2004 In Spanien waren daher die Sicherheitsmassnahmen bereits erhoht worden Orte der Explosionen Bahnhof Atocha Sieben der zehn Explosionen ereigneten sich im Bahnhof Atocha bzw in dessen Nahe Dies ist der zentrale Bahnhof der spanischen Hauptstadt fur die Fernzuge aus dem Suden des Landes sowie fur Regionalzuge und der wichtigste Knoten im Cercanias Netz Er wurde 1992 umgebaut Drei Bomben explodierten im Zug 21431 der sich im Bahnhof befand die erste um 7 37 Uhr zwei weitere unmittelbar nacheinander um 7 38 Um 7 39 explodierten vier Sprengsatze im verspateten Zug 17305 rund 800 Meter vor dem Bahnhof an der Calle de Tellez Zwei Sprengsatze detonierten im Zug 21435 gegen 7 38 als dieser die Station El Pozo del Tio Raimundo verliess Eine weitere Explosion ereignete sich im Zug 21713 in der Station Santa Eugenia Bei den Stationen Santa Eugenia und El Pozo del Tio Raimundo handelt es sich um zwei S Bahn Stationen in Arbeitervierteln im Sudosten der Stadt Alle Zuge befuhren die Strecke Alcala de Henares Atocha eine der wichtigsten Madrider Vorortverbindungen die in der Rushhour stark frequentiert wird Von den 191 Todesopfern starben 34 am Bahnhof Atocha 64 an der Calle de Tellez 67 am Bahnhof El Pozo del Tio Raimundo und 16 am Bahnhof Santa Eugenia die ubrigen zehn starben in Krankenhausern Die Suche nach den UrhebernDie ETA im politischen Fadenkreuz Bald nach den ersten Meldungen uber die Explosionen wurde uber die Urheber spekuliert Die spanische Regierung Kabinett Aznar II PP benannte die ETA als Verdachtige die Resolution des UN Sicherheitsrats nannte auf Drangen der spanischen Regierung ebenfalls die ETA als Tater Diese These wurde insbesondere von der spanischen Regierung genahrt da ein Anschlag radikaler islamistischer Gruppierungen erneute Kritik am spanischen Irakeinsatz hatte erzeugen konnen Zumindest bis zu den anstehenden Parlamentswahlen drei Tage spater sollte das Bild des ETA Anschlages in der Offentlichkeit erhalten bleiben Der Anschlag ahnelte dem Muster von ETA Aktivitaten in den Jahren zuvor Am Heiligabend 2003 wurde ein Anschlag auf den Bahnhof Chamartin in Madrid vereitelt und am 29 Februar 2004 wurde ein ETA Kommando das eine halbe Tonne Sprengstoff in einem Lkw mitfuhrte auf dem Weg nach Madrid verhaftet Zudem berichteten mehrere europaische Geheimdienste ubereinstimmend die ETA wolle ihre Gangart andern Dies sollte die ETA fremde Handschrift des Anschlages erklaren In der Vergangenheit hatte die ETA mehrfach vor Wahlen in Spanien Attentate verubt Am Tag der Parlamentswahlen verlautete aus Geheimdienstkreisen auch eine Zusammenarbeit von al Qaida und einer radikalen Zelle der ETA konne nicht ausgeschlossen werden Diese von regierungsnahen Kreisen lancierte These war der letzte Versuch die ETA bei den Wahlern zu diskreditieren Die Regierung Aznar PP war hart gegen die ETA vorgegangen diejenigen die den Verdacht gegen die ETA lancierten erhofften sich davon Wahlerstimmen fur die PP Al Qaida gerat in Verdacht Erste Zweifel an der Darstellung wurden laut und es kam zu Demonstrationen gegen die Regierung siehe Kapitel Reaktionen und Folgen Arnaldo Otegi der Sprecher der verbotenen ETA nahen Partei Herri Batasuna meldete sich zu Wort Er bestritt die Verantwortlichkeit der ETA und beschuldigte stattdessen islamistische Gruppen der Attentate Die Londoner Zeitung Al Quds al arabi berichtete am Abend des 11 Marz ihr liege ein mutmassliches Bekennerschreiben der Abu Hafs El Masri Brigaden Unterorganisation der al Qaida in Form einer E Mail vor In dem Schreiben wird Spanien als eines der wichtigsten Mitglieder der Allianz im Krieg gegen den Islam genannt Aus diesem Grund habe al Qaida nun in Madrid zugeschlagen Nach Angaben US amerikanischer Geheimdienstexperten habe sich Abu Hafs El Masri in der Vergangenheit zu Taten bekannt die nicht von ihr ausgefuhrt wurden so etwa bei den grossflachigen Stromausfallen in der Region New York Die Organisation wird als Gruppe von Trittbrettfahrern eingestuft Am gleichen Abend teilte der spanische Innenminister Angel Acebes auf einer Pressekonferenz mit dass ein am 28 Februar gestohlener Lieferwagen mit acht Sprengkapseln und einem Tonband mit arabischen Koranversen ostlich von Madrid in Alcala de Henares gefunden wurde Es wird jedoch nicht ausgeschlossen dass ETA Anhanger gezielt arabischsprachiges Material zuruckgelassen hatten um die Ermittler zu tauschen Am 12 Marz meldete sich um 18 Uhr eine Person im Namen der ETA bei der linksgerichteten baskischen Tageszeitung Gara und dementierte die Beteiligung der ETA an den Anschlagen Kurze Zeit spater meldete sich angeblich derselbe Anrufer beim baskischen Fernsehsender ETB Beides sind Medien in denen sich die ETA schon fruher zu Terrorakten bekannt hat Der spanische Nachrichtendienst Centro Nacional de Inteligencia glaubte sich unterdessen sicher zu sein dass die Tat von islamistischen Terroristen verubt wurde Am Abend des 13 Marz verkundete der spanische Innenminister die Verhaftung von funf Mannern drei Marokkanern und zwei Indern Die Verhaftungen sollen im Zusammenhang mit dem Mobiltelefon stehen das bei einem der nicht explodierten Sprengsatze gefunden wurde Zwei weitere Verdachtige wurden noch verhort Die Fahndung konkretisiert sich In der Nacht zum 14 Marz wurde ein Videoband gefunden auf dem der angebliche Militarsprecher al Qaidas mitteilt dass al Qaida hinter den Anschlagen stecke Die Echtheit des Bandes wurde uberpruft und spater bestatigt Am 14 Marz 2004 teilte Innenminister Acebes mit dass einer der festgenommenen Marokkaner mit den Anschlagen des 11 September 2001 in den USA in Verbindung gebracht werde Der als Jamal Zougam identifizierte Mann sei einer der 35 Verdachtigen gegen die der spanische Ermittlungsrichter Baltasar Garzon vergangenes Jahr Anklage erhoben hatte Am 17 Marz 2004 wurden weitere Einzelheiten zu dem Personenkreis bekannt nach dem gefahndet wird Die spanische Polizei suchte mindestens 20 Marokkaner die einer radikal islamischen Organisation namens Islamische Kampfgruppe Marokkos GICM angehoren sollten Die GICM sei 1993 unter einem anderen Namen von Veteranen des Afghanistan Krieges in Pakistan gegrundet worden und werde vom Terrornetzwerk al Qaida finanziert Am 21 Marz wurde bekannt dass der Sprengstoff vermutlich aus einem asturischen Bergwerk stammte Gegen Ende Marz fuhrte eine Spur nach Deutschland Einer der festgenommenen Marokkaner lebte jahrelang legal in Deutschland er wurde von den Behorden als extremistisch eingeschatzt Mittlerweile wurde er freigelassen Todliche Razzia in Leganes Am Abend des 3 April kam es im Madrider Vorort Leganes zu einem Schusswechsel mit den mutmasslichen Attentatern Als die spanische Polizei die Wohnung in der sich die Terroristen aufhielten gegen 21 Uhr sturmen wollte sprengte sich der Radelsfuhrer in die Luft und totete dabei sechs seiner Komplizen sowie einen Polizisten 15 weitere Polizisten wurden verletzt Von den Komplizen konnten nur funf identifiziert werden der Name von einem Toten konnte nicht ermittelt werden Man geht davon aus dass funf bis acht weitere tatverdachtige Personen fliehen konnten Die Bluttat vom 11 Marz gilt als nahezu aufgeklart Al Qaida drohte Spanien mit weiteren Terroranschlagen Abschluss der Ermittlungen Zum Abschluss der zweijahrigen Ermittlungen wurde hingegen festgestellt dass es keine direkten oder erkennbaren Verbindungen zwischen den Terroristen und al Qaida gab Laut dem Abschlussbericht war die Terrorgruppe international organisiert und folgte den zahlreichen Aufforderungen in Videobotschaften der al Qaida Der Militarsprecher al Qaidas der angab al Qaida sei fur die Anschlage verantwortlich konnte als Mitglied der Terrororganisation bestatigt werden Allerdings wurde von den Ermittlern angenommen dass al Qaida gerne die Verantwortung fur Anschlage ubernahm in die sie nicht involviert gewesen sei da diese ins angekundigte Schema der Organisation passten Im August 2005 berief sich die konservative spanische Zeitung El Mundo auf einen Ermittlungsbericht der Polizei wonach ein aus Syrien stammender Polizeibeamter die Handys mit den Sprengsatzen verkabelt haben soll da die Attentater nicht die erforderlichen technischen Kenntnisse gehabt hatten und bei ihnen auch keinerlei Ausrustung fur die Manipulation der Telefone gefunden worden sei Reaktionen und FolgenKerzen vor dem Bahnhof AtochaSpanien In Spanien rief die Regierung am 11 Marz eine dreitagige Staatstrauer aus Der Spitzenkandidat der konservativen Volkspartei Partido Popular Mariano Rajoy erklarte im Radiosender Onda Cero den Wahlkampf seiner Partei fur beendet alle anderen Parteien folgten dem Beispiel Die UEFA entsprach dagegen nicht der Bitte dreier spanischer Fussballvereine ihre Spiele um den UEFA Cup am Abend des 11 Marz zu verschieben Demonstrationen zum Gedenken an die Opfer Teilnehmerzahlen Wir vergessen Euch nicht Barcelona 1 500 000Bilbao 300 000Cadiz 350 000Granada 250 000Jaen 120 000Logrono 100 000Lugo 40 000Madrid 2 290 000Murcia 300 000Orense 65 000Oviedo 350 000Santander 85 000Santiago de Compostela 100 000Saragossa 400 000Sevilla 700 000Valencia 400 000Vigo 400 000Quelle El MundoDemonstration am Passeig de Gracia in Barcelona am 12 Marz 2004 Am 12 Marz nahmen in ganz Spanien uber elf Millionen Menschen an den Demonstrationen gegen die Terroranschlage und zum Gedenken an die Opfer teil Die Demonstrationen sollten landesweit unter dem von Aznars Regierungspartei PP ausgegebenen Motto Con las victimas con la Constitucion por la derrota del terrorismo deutsch Mit den Opfern mit der Verfassung fur die Niederlage des Terrorismus stehen Dieser Slogan enthielt mit der Phrase con la Constitucion wiederum einen Hinweis auf eine Urheberschaft der separatistischen ETA und stellte zusatzlich eine Provokation fur alle nach mehr Autonomie bzw Unabhangigkeit strebenden Landesteile z B Katalonien und Baskenland dar Deshalb wurden in diesen Regionen die offiziellen Slogans entsprechend abgeandert Die Grossdemonstration in Barcelona war Trauermarsch aber auch wutender Protest gegen die konservative Regierung und deren Informationspolitik die Vertreter der PP mussten die Demonstration unter Polizeischutz verlassen In Madrid versammelten sich 2 290 000 Menschen Zahlreiche Anti ETA Transparente deuten darauf hin dass hier viele der offiziellen Darstellung von der ETA Urheberschaft folgten Erstmals in der Geschichte nahm mit Kronprinz Felipe auch ein Mitglied der koniglichen Familie an einem Protestzug teil Es wird geschatzt dass sich mehr als ein Viertel der Gesamtbevolkerung Spaniens auf den Strassen befand Demonstration gegen die Informationspolitik der Regierungspartei Einige Tage nach dem Anschlag und den folgenden Wahlen nahm die Anzahl der Vorwurfe gegen die spanische Regierung unter Aznar zu man habe offenbar mit allen Mitteln versucht die ETA fur die Terroranschlage verantwortlich zu machen So wurden deutsche Sicherheitsbehorden absichtlich mit Falschinformationen uber den verwendeten Sprengstoff beliefert Zudem gab es Regierungsanweisungen an die spanischen Botschafter jede Art von Zweifel an einer ETA Taterschaft zu zerstreuen Am 13 Marz 2004 dem Vorabend zu den spanischen Parlamentswahlen 2004 hatten sich um 18 00 Uhr uber tausend Demonstranten vor der Zentrale der Partido Popular versammelt um nach den Anschlagen von der Regierung Aufklarung zu fordern sowie diese fur ihre Beteiligung am Irak Krieg zu kritisieren Die Demonstranten fuhrten die Proteste auch nach der Bekanntgabe von funf Verhaftungen fort Spater trat der Spitzenkandidat der PP Mariano Rajoy vor die Presse und nannte die nicht genehmigte Demonstration antidemokratisch und einmalig in der Geschichte Spaniens Er warf den Demonstranten vor die Wahl beeinflussen zu wollen PSOE gewinnt die Parlamentswahlen Der Anschlag knapp vor der Wahl und die fragwurdige Informationspolitik der alten Regierung verfehlten ihre Wirkung nicht Alle Prognosen vor der Wahl auf den Kopf stellend gewannen die Sozialisten PSOE die spanischen Parlamentswahlen am 14 Marz 2004 Die bis zu diesem Zeitpunkt mit absoluter Mehrheit regierende Partido Popular verlor deutlich gegenuber den Wahlen im Jahr 2000 Die Wahlbeteiligung lag bei 77 Prozent und damit 8 Prozentpunkte uber der Beteiligung bei den letzten Wahlen Europa und die Vereinten Nationen Nach dem Bekanntwerden der Anschlage unterbrach das Europaische Parlament seine Plenarsitzung zu einer Schweigeminute Der Prasident und irische Europaabgeordnete Pat Cox rief die spanische Bevolkerung dazu auf die Wahlen am Sonntag zu einer Antwort gegen den Terrorismus zu nutzen In Deutschland kondolierte Bundesprasident Johannes Rau Bundestagsprasident Wolfgang Thierse druckte im Namen des Deutschen Bundestages sein Entsetzen uber die Anschlage aus Auch Bundesaussenminister Joschka Fischer druckte sein Entsetzen und seine Solidaritat aus Bundeskanzler Gerhard Schroder bot in einem Telefonat mit dem spanischen Ministerprasidenten deutsche Unterstutzung bei der Suche nach den Urhebern an Am Sonntag dem 14 Marz 2004 berief Bundeskanzler Schroder das Sicherheitskabinett zu einer Sondersitzung ein die Notwendigkeit zu dieser ergabe sich aus der durch die Festnahmen veranderte Beurteilung der Lage Am selben Tag rief Bundesinnenminister Otto Schily die Bundesburger dazu auf am 15 Marz um 12 Uhr durch ein dreiminutiges Schweigen ihre Verbundenheit mit den Opfern und ihren Angehorigen zum Ausdruck zu bringen Am Abend des 11 Marz verurteilte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Anschlage und bezeichnete sie als Bedrohung des Friedens und der Sicherheit Die entsprechende UN Resolution 1530 wurde einstimmig angenommen Dabei wurde jedoch auf ausdrucklichen Wunsch spanischer Diplomaten die ETA als Tater genannt Der Prasident des Rats der Europaischen Union Bertie Ahern rief die Mitgliedstaaten der Europaischen Union auf mit Schweigeminuten der Opfer der Madrider Anschlage zu gedenken Damit sollten die Opfer geehrt und Solidaritat mit der spanischen Bevolkerung demonstriert werden Die drei Schweigeminuten wurden am Montag dem 15 Marz um 12 00 Uhr durchgefuhrt Die Anschlage fuhrten dazu dass das damalige Joint Situation Centre heute INTCEN der EU nicht mehr ausschliesslich fur EU aussenpolitisches Geschehen interessierte sondern auch im Inneren der EU zur Terrorismusabwehr tatig wurde Ebenso verstarkte der Berner Club seine Aktivitaten eine Zusammenarbeit der Nachrichtendienste der EU der Schweiz und Norwegens Gedenken 2006 Wald der Erinnerung Denkmal vor dem Bahnhof Atocha In Spanien und im Rest der Welt gedachte man der Opfer mit Zeremonien Gebeten und Schweigeminuten Im Retiro Park in der spanischen Hauptstadt legten ein algerisches Madchen und ein spanischer Junge im ein Jahr zuvor angelegten Wald der Erinnerung einen Kranz nieder Dort war fur jeden der 191 Toten symbolisch eine Zypresse oder ein Olivenbaum gepflanzt worden 2006 beteiligten sich weit weniger Menschen an den Gedenkfeiern als am ersten Jahrestag der Anschlage Am Morgen hatte auch eine Delegation aus Marokko woher die meisten der mutmasslichen Attentater stammen am Madrider Bahnhof Atocha Kerzen angezundet Blumen niedergelegt und ihre Solidaritat mit Opfern und Angehorigen erklart Weitere Gedenkveranstaltungen von Opfergruppen fanden im Laufe des Tages an den Vorortbahnhofen El Pozo und Santa Eugenia statt Bereits am Freitag hatte die Stiftung fur Opfer des Terrorismus ein Konzert des London Philharmonic Orchestra in Madrid organisiert Dort wurde auch der Opfer der Londoner Terroranschlage vom 7 Juli 2005 gedacht Weitere Ermittlungen Der zustandige Richter Juan del Olmo stand im Marz 2006 kurz vor dem Abschluss seiner Voruntersuchungen Nach Angaben aus Justizkreisen wurden 30 bis 40 der 116 Verdachtigen vor Gericht angeklagt darunter drei der mutmasslichen Tatbeteiligten afp vom 11 Marz 2006 Der ProzessGegen 28 dieser Verdachtigen begann am 15 Februar 2007 unter scharfsten Sicherheitsvorkehrungen der Prozess vor dem Madrider Gericht Sieben Angeklagten wurde Mord sowie die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen bei den anderen Angeklagten wurde die Mitgliedschaft oder Mitarbeit in einer terroristischen Gruppe Waffenbesitz und anderes angeklagt Die Staatsanwaltschaft forderte mehr als 40 000 Jahre Haft fur die Hauptangeklagten Mit der Hohe der Strafe sollte den Angeklagten die Konsequenzen der Tat verdeutlicht werden Die Todesstrafe in Spanien ist sowohl im Zivil als auch im Militarrecht abgeschafft Am 31 Oktober 2007 wurden 21 der 28 Angeklagten verurteilt sieben wurden freigesprochen Einige der Angeklagten erhielten formal mehrere tausend Jahre Strafe das spanische Recht sieht jedoch eine Maximalverbussungsdauer von 40 Jahren vor VerschworungstheorienDie kurz nach den Anschlagen von der damaligen konservativen Regierung Aznar PP verbreitete These von der ETA Urheberschaft und die abgewandelte These von einer Zusammenarbeit von ETA und al Qaida sind bis heute 2015 in rechtskonservativen spanischen Kreisen weit verbreitet Immerhin noch fast ein Drittel der Burger glaubt nach Umfragen an eine Verschworungstheorie die die konservative Volkspartei verbreitet die wahrend der Attentate an der Regierung war Nicht radikale Islamisten sondern die baskische Terrororganisation ETA habe den Anschlag in Auftrag gegeben Grund hierfur sind einige Widerspruche in die sich die zu unterschiedlichen Zeitpunkten an den Ermittlungen beteiligten spanischen Polizeibeamten verstrickten Zu diesen gehort dass der Sprengstoff in den Zugen und der von der Polizei in einem Auto sichergestellte welcher angeblich auch den islamischen Terroristen gehorte unterschiedlicher Art waren Mit der Verbindung von islamistischen Tatern und ETA lasst die Theorie auch indirekt auf die Regierung anspielen Der Anschlag machte es moglich dass die Sozialistische Partei die Wahlen 2004 gewann Die Partei Rodriguez Zapateros hatte auf diese Weise von den Attentaten profitiert Obendrein wird dieser Verdacht mit dem Argument genahrt dass sich die Sozialisten im Vorfeld der Anschlage auf heimliche Friedensverhandlungen mit der ETA eingelassen hatten Siehe auchListe von Anschlagen im Schienenverkehr Liste von TerroranschlagenLiteraturFernando Reinares Al Qaeda s Revenge The 2004 Madrid Train Bombings Columbia University Press New York 2017 ISBN 978 0 231 70454 0 Eben Kaplan Rail Security and the Terrorist Threat Council on Foreign Relations 12 Marz 2007WeblinksCommons Madrider Zuganschlage Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tagesschau Dossier Memento vom 1 Oktober 2009 im Internet Archive Frankfurter Rundschau Dossier Terror gegen den Westen Memento vom 18 September 2004 im Internet Archive mit Artikeln uber den Anschlag uber die Terrordiskussion und al QaidaEinzelnachweiseDer Fischer Weltalmanach 2005 Zahlen Daten Fakten Fischer Taschenbuchverlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 72005 4 formal falsch S 104 Korrekte ISBN 3 596 72905 X Madrid bomb death toll lowered to 190 In MSNBC msn com ein Kind starb erst spater Al Qaeda reivindica los atentados en un video hallado en Madrid In elmundo es spanisch Madrid bombing suspects In news bbc co uk 10 Marz 2005 abgerufen am 24 Februar 2024 Associoted Press Madrid bombing probe finds no al Qaida link In msnbc msn com 9 Marz 2006 Terror Anschlage von Madrid Polizist verkabelte Handys In n tv de Unos 11 4 millones de personas salen a las calles de toda Espana para protestar contra el terrorismo In El Mundo 14 Marz 2004 Resolution 1530 des UN Sicherheitsrates PDF 1 9 MB dpa dpaweb Europaischer CIA In nachrichtentube wordpress com 16 Januar 2011 abgerufen am 4 Marz 2014 Europaer haben keine Geheimnisse voreinander In Deutsche Welle 16 Januar 2014 Madrid bombings the defendants In The Guardian 31 Oktober 2007 Reuters 21 Schuldspruche in Prozess um Anschlage von Madrid Memento vom 15 Dezember 2007 im Internet Archive abgerufen am 31 Oktober 2007 Spiegel Online

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