Die Mecklenburg Strelitz sche Landesirrenanstalt Domjüch ab 1934 Heil und Pflegeanstalt Domjüch umgangssprachlich auch D
Landesirrenanstalt Domjüch

Die Mecklenburg-Strelitz’sche Landesirrenanstalt Domjüch (ab 1934 Heil- und Pflegeanstalt Domjüch), umgangssprachlich auch Domjüch genannt, war eine Nervenheilanstalt in Mecklenburg. Die Ruinen der Anstaltsgebäude liegen am Ufer des Domjüchsees im Neustrelitzer Stadtteil Strelitz-Alt und stehen unter Denkmalschutz. Während der Zeit des Nationalsozialismus war die Anstalt für viele Behinderte Durchgangsstation auf dem Weg in die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg oder im Rahmen der Aktion T4 in die NS-Tötungsanstalt Bernburg.
Seit 2010 setzt sich der Verein zum Erhalt der Domjüch für den Fortbestand der Bauten ein und organisiert auf dem Gelände u. a. Kulturveranstaltungen.
Geschichte
1805 wurde das Altstrelitzer Gefängnis als – Landarbeits- auch Zucht- und Irrenhaus – auf dem Gelände des 1712 abgebrannten Residenzschlosses von Strelitz erbaut. Die gemeinsame Unterbringung Strafgefangener und psychisch Kranker sowie die permanente Überbelegung führten zu unhaltbaren Zuständen. 1896 wurde eine Untersuchungskommission eingesetzt. Diese schlug den Neubau einer Irrenanstalt und die weitere Nutzung der vorhandenen Bausubstanz als Landarbeits- und Landarmenhaus, Zuchthaus und Gefängnis vor. Vorbild für den Neubau wurde die im selben Jahr (1896) eingeweihte in Gehlsdorf bei Rostock.
Am 1. März 1899 begannen am Westufer des Domjüchsees die Bauarbeiten. Das Gelände hatte der Strelitzer Magistrat unentgeltlich zur Verfügung gestellt. 1902 wurde die unter „Großherzoglicher Direktion“ stehende – Mecklenburg-Strelitz'sche Landesirrenanstalt – fertiggestellt. Am 22. August 1902 zogen 70 Frauen und 60 Männer in die neue Anstalt um. Anstaltsleiter wurde der 31-jährige Arzt . Dieser hatte vorher fünfeinhalb Jahre in der Schweriner Irrenanstalt Sachsenberg als Assistenzarzt bahnbrechend auf dem Gebiet der Behandlung psychisch kranker Menschen gearbeitet und war schon seit 1894 in Strelitz tätig. 1896 hatte er sich maßgeblich für den Neubau der Landesirrenanstalt eingesetzt. Der regierende Großherzog Adolf Friedrich V. ernannte Serger für seine Pflichttreue sowie seinen Diensteifer zum Sanitätsrat und verlieh ihm das Ritterkreuz des Greifenordens. Im Gegensatz zu seiner Arbeit war sein Privatleben nicht von Erfolg gekrönt. Serger war verheiratet, hatte sich jedoch auf eine Beziehung mit der Oberpflegerin der Anstalt eingelassen. Von dieser Beziehung hatte die Ärztekammer Mitteilung erhalten – zur damaligen Zeit ein gesellschaftlicher Fauxpas. Serger erfuhr davon und beging am 18. Oktober 1913 Selbstmord; man fand ihn tot im Domjüchsee. Die Oberschwester nahm sich in der nahegelegenen Lanz das Leben. Serger wurde auf dem anstaltseigenen Friedhof beigesetzt. Sein Nachfolger wurde Obermedizinalrat , ein Anhänger der Beschäftigungstherapie. Er leitete Domjüch bis 1935.
Während des Ersten Weltkrieges wurden immer weniger Patienten in der Landesirrenanstalt Domjüch behandelt; im Vergleich zum Vorkriegsniveau sankt der Krankenbestand um mehr als die Hälfte. Die frei gewordenen Räumlichkeiten wurden bis 1927 als Landessäuglingsheim (60 Betten) und Landeskinderheim (20 Betten) genutzt. Das Kinderheim wurde am 1. Oktober 1928 wieder aufgelöst. Die Kinder kamen in das Borwinheim nach Neustrelitz.
Die Anstalt selbst wurde 1918 in ein Landeskrankenhaus umgewandelt und seit 1930 in staatlichem Auftrag durch die pommersche Diakonissenanstalt Salem in Köslin geführt. Der Landrat des Amtes Stargard forderte im September 1932, den Lebensstandard in den mecklenburgischen Anstalten zu senken; dementsprechend erhielt die Anstaltsleitung von Domjüch die Anweisung, eine neue Verpflegungsklasse einzuführen.
Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945)
Zum 1. Januar 1934 wurden die bis dahin selbstständigen Länder Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt. Domjüch wurde nun ebenso wie die Irrenanstalten Gehlsheim und Sachsenberg als Heil- und Pflegeanstalt bezeichnet und dem Schweriner Ministerium zugeordnet.
Nachdem Obermedizinalrat Starke am 1. Februar 1935 in Pension gegangen war, leitete ein Arzt aus der Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg die Heil-und Pflegeanstalt Domjüch mit kurzen Unterbrechungen bis Ende 1944.
Am 30. September 1939 wurden – bedingt durch die mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1. September 1939 angeordnete Fremdnutzung der Heil- und Pflegeanstalt Gehlsheim durch Wehrmacht und zivilen Luftschutz – 101 Patienten nach Domjüch verlegt. Bis Mai 1943 wurden immer häufiger Verlegungen von Gehlsheim nach Domjüch und von dort aus in die Heil- und Pflegeanstalt Sachsenberg vorgenommen. Die Gesamtzahl der Transporte und Patienten ist nicht bekannt.
In der Zeit des Nationalsozialismus (NS-Zeit) begannen im Frühjahr 1940 im Deutschen Reich die NS-Krankenmorde. Die Heil-und Pflegeanstalt Domjüch diente für viele der betroffenen psychisch kranken und/oder behinderten Menschen nur als Zwischenanstalt auf dem Weg in die für Mecklenburg zuständige NS-Tötungsanstalt Bernburg. Dort wurden sie in der Gaskammer ermordet. Der Transport erfolgte durch die grauen Busse der Gekrat oder durch die Deutsche Reichsbahn; die Scheiben der Busse waren von außen zugepinselt. Über Leben und Tod hatten zuvor die T4-Gutachter in Berlin (Tiergartenstraße 4) entschieden. Aufgrund „Planwirtschaftlicher Maßnahmen“ wurden in der Heil-und Pflegeanstalt Domjüch ganze Anstaltsteile frei.
Anfang September 1941 wurden in den Heil- und Pflegeanstalten Mecklenburgs 1113 Personen registriert, etwa 480 weniger als am 31. August 1939.
Ab Frühjahr 1943 wurde Domjüch auf Grundlage einer ministeriellen Verfügung als Tuberkuloseheilstätte genutzt. Die noch verbliebenen psychisch Kranken wurden in die Heil- und Pflegeanstalten Gehlsheim und Sachsenberg oder in die (Stettin) verlegt. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gelände von Truppen der Roten Armee besetzt.
(Die Heil-und Pflegeanstalt Domjüch darf nicht mit der als Landesanstalt Neustrelitz-Strelitz bezeichneten Strafanstalt verwechselt werden. Der Schriftsteller Hans Fallada wurde am 4. September 1944 in den Maßregelvollzug der Landesanstalt Neustrelitz-Strelitz − im 2. Obergeschoss der „Abteilung Heil-und Pflegeanstalt“ (Hafthaus I) − zur Beobachtung eingewiesen und am 13. Dezember 1944 wieder entlassen.)
Sowjetische Truppenstationierung (1945–1993)
Von 1945 bis 1993 wurde das Gelände der ehemaligen Heil-und Pflegeanstalt Domjüch von der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland militärisch genutzt und konnte nicht mehr betreten werden. Für die dort stationierten Truppen des 66. Garde Fla Raketenregiments wurden drei Kasernengebäude gebaut. Die acht Anstaltsgebäude blieben unberührt stehen.
Die Kasernengebäude standen seit Abzug der GUS-Truppen im Jahr 1993 leer und wurden auf Initiative der Stadt Neustrelitz abgerissen.
Architektur
Domjüch war im damals für solche Anstalten üblichen Villen- oder Pavillonstil errichtet worden. Auf hohe Mauern, Gitter oder Eisentore wurde bei der Unterbringung der psychisch kranken Patienten verzichtet. Die Anstalt hatte eine eigene Kapelle und sogar einen eigenen Friedhof. Zwischen den Gebäuden erstrecken sich lange unterirdische Versorgungsgänge. Die Entwürfe für sämtliche Gebäude stammten von Baumeister , der 1895 ins Bauamt der Großherzoglichen Landesregierung berufen worden war. Die umgebenden Felder, Gärten und Parkanlagen – geplant von Ökonomierat Schulz aus Neubrandenburg – ermöglichten die Selbstversorgung der Kranken. So entstand im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert innerhalb einer gestalteten Park- und Gartenlandschaft eine vorbildliche medizinische Behandlungsstätte, ausgestattet mit moderner Wasser- und Stromversorgung sowie Zentralheizung.
Die ehemalige Anstalt heute
Die heutige Postanschrift lautet: Am Domjüchsee 1; 17235 Neustrelitz.
Geplante Umwandlung
Im Sommer 2005 erhielt die Stadt Neustrelitz einen Förderbescheid in Höhe von über einer Million Euro für die Umwandlung der Liegenschaft in einen Familienferienpark mit Campingplatz. Dabei sollen die acht denkmalgeschützten Gebäude saniert und ihnen Funktionen im Tourismusvorhaben zugeordnet werden. Dieser Plan entstand unter dem damaligen Wirtschaftsminister Mecklenburg-Vorpommerns Otto Ebnet (SPD).
Im Jahr 2006 ist das Gelände der ehemaligen Heilanstalt an die eigens gegründete Domjüchsee GmbH verkauft worden. Die Erwerber kündigten an, am Standort 200 Ferienhäuser und einen Campingplatz mit 300 Plätzen zu errichten. Bis heute sind keine weiteren Ergebnisse in der Planung zur Umwandlung des Geländes bekannt. Eine baldige Umsetzung dieses Projektes scheint unwahrscheinlich.
Brandstiftung in einem der Anstaltsgebäude
In der Nacht zum 3. April 2008 wurde im Dachgeschoss eines der Anstaltsgebäude ein Feuer gelegt. Als die Feuerwehr gegen 2:25 Uhr das Gelände der ehemaligen Landesirrenanstalt erreichte, stand der Dachstuhl bereits in Flammen. Teile der Decke waren bereits eingestürzt und weitere Teile gaben während der Löscharbeiten nach. Es wurden ca. 300.000 Liter Löschwasser aus dem naheliegenden Domjüchsee gepumpt. Der Brandbekämpfungseinsatz wurde erst um 10:14 Uhr beendet. Die Kriminalpolizei begann noch während des Feuerwehreinsatzes mit ihren Ermittlungen.
Domjüch ab 2009
Am 11. November 2009 erwarb die Ingenieurbüro Strelitz GmbH das Gelände. Am 15. Januar 2010 wurde der Verein zum Erhalt der Domjüch – ehemalige Landesirrenanstalt e. V. gegründet. Vereinsmitglieder, Neustrelitzer, Firmen der Region, Verwaltungen und die Denkmalpflege räumten unter anderem auf, arbeiteten Geschichte auf, dichteten Dächer ab, sanierten die Kapelle und legten Wege an.
Seit der Wiedereröffnung der Kapelle am 27. Mai 2011 macht der Verein saisonal sonntags das Gelände für Besucher zugänglich. Neben Veranstaltungen in der Kapelle bieten Vereinsmitglieder Ausstellungen und Führungen an.
Der geänderte Bebauungsplan weist auf einer Teilfläche, die zu GUS-Zeiten als Technikstützpunkt genutzt wurde und eine Konversionsfläche ist, ein zeitlich begrenztes Sondergebiet Sonnenenergie aus. Die Anlage ist bereits in Betrieb und wurde durch die Stadtwerke errichtet. Dort sollen noch sich in die Natur integrierende Häuser mit großen Grundstücken entstehen.
Am 1. und 2. Juni 2013 fand auf dem Gelände das Nägel mit Köpfen X (NMK X), ein regionales Geocaching-Event, statt. Dabei trafen sich etwa 500 Teilnehmer, deren bevorzugte Leidenschaft Lost-Place-Caches sind. Der ansässige Verein erreichte bei zahlreichen Führungen aus diesem Anlass eine große Anzahl interessierter Bürger.
Literatur
- Christiane Witzke: Domjüch – Eine Landesirren-, Heil- und Pflegeanstalt in Mecklenburg. Steffen Verlag, Friedland 2012, ISBN 978-3-941683-16-7.
- Christiane Witzke: Domjüch. Erinnerungen an eine Heil- und Pflegeanstalt in Mecklenburg-Strelitz. federchen Verlag, Neubrandenburg 2001, ISBN 3-910170-43-9 (Rezension).
- Alexander Rommel: Ehemalige Landesheil- und Pflegeanstalt Domjüch, Strelitz-Alt am Ufer des Domjüchsees. Bachelorarbeit, Hochschule Neubrandenburg, 2011 (Digitalisat; 25 MB, Digitale Bibliothek NB).
Weblinks
- Literatur über Landesirrenanstalt Domjüch in der Landesbibliographie MV
- Informationen zur Anstalt in Pressemitteilung und Laudatio zur Auszeichnung von Christiane Witzke mit dem Annalise-Wagner-Preis
- Website des Vereins zum Erhalt der Domjüch – ehemalige Landesirrenanstalt e. V.
- Bettina Gnekow: Landesamt für Kultur und Denkmalpflege MV: Die ehemalige Landesirrenanstalt Domjüch bei Strelitz-Alt – Denkmal des Monats Mai 2012
Einzelnachweise
- Christine Witzke: Ohne schweres Eisentor und vergitterte Fenster, Landesirrenheilanstalt Domjüch ist fast vergessene Geschichte. In: Nordkurier, Serie: Mecklenburg-Strelitz im 20. Jahrhundert.
- Kathleen Haak, Ekkehard Kumbier, Sabine C. Herpertz: Erinnern – Betrauern – Wachrütteln. Zum Gedenken an die Opfer von Zwangssterilisationen und „Euthanasie“ in der Zeit des Nationalsozialismus (PDF; 133 kB). In: Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Rostock → Zur Geschichte Gehlsheims und der KPP.
- Ernst Klee: „Euthanasie“ in Mecklenburg und Pommern, „Betroffene Familien mußten alleine mit dem Schmerz fertig werden“, Die Heil- und Pflegeanstalt Gehlsheim im Dritten Reich. In: Lichtblick 1/1997, S. 28–30 (PDF; 131 kB ( vom 19. Dezember 2013 im Internet Archive)).
- Chronik der JA Neustrelitz ( vom 27. April 2016 im Internet Archive). In: ja-neustrelitz.de; bzw. Chronik JVA. In: justiz-in-mv.de.
- Harald Lachmann: Finanzstarke Liebhaber von Denkmälern gesucht. In: Nordkurier. Strelitzer Zeitung.
- Christiane Witzke: Landesheil- und Pflegeanstalt Domjüch – Insel der Glückseligen? In: Mecklenburg-Strelitzer Kalender – Ein Jahrbuch. Hrsg. Freundeskreis des Karbe-Wagner-Archivs e. V., Neustrelitz, 1998, S. 38 ff.
- s. Rezension: zu Christiane Witzke: Domjüch. Erinnerungen an eine Heil- und Pflegeanstalt in Mecklenburg-Strelitz. federchen Verlag, Neubrandenburg 2001, ISBN 3-910170-43-9.
- Aufstellung der Truppen und Truppenteile der sowj. Truppen in Deutschland, Stand: 1.1.1991 – jetjournal.net ( vom 5. September 2012 im Webarchiv archive.today)
- Stadt erwartet Konzept zu Domjüch. In: neustrelitz.de, Februar 2006, abgerufen am 12. März 2019.
- Frank Pergande: Ehemalige Landesirrenanstalt: Keine Gitter auf der Domjüch. In: faz.net. 13. Januar 2013, abgerufen am 12. März 2019.
- Einsatzbericht (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Photovoltaikanlagen – Stadtwerke Neustrelitz. In: stadtwerke-neustrelitz.de, abgerufen am 12. März 2019.
Koordinaten: 53° 19′ 51,6″ N, 13° 7′ 40,8″ O
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Mecklenburg Strelitz sche Landesirrenanstalt Domjuch ab 1934 Heil und Pflegeanstalt Domjuch umgangssprachlich auch Domjuch genannt war eine Nervenheilanstalt in Mecklenburg Die Ruinen der Anstaltsgebaude liegen am Ufer des Domjuchsees im Neustrelitzer Stadtteil Strelitz Alt und stehen unter Denkmalschutz Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus war die Anstalt fur viele Behinderte Durchgangsstation auf dem Weg in die Heil und Pflegeanstalt Sachsenberg oder im Rahmen der Aktion T4 in die NS Totungsanstalt Bernburg Landesirrenanstalt Domjuch HauptgebaudeLandesirrenanstalt Domjuch Heizhaus Seit 2010 setzt sich der Verein zum Erhalt der Domjuch fur den Fortbestand der Bauten ein und organisiert auf dem Gelande u a Kulturveranstaltungen Geschichte1805 wurde das Altstrelitzer Gefangnis als Landarbeits auch Zucht und Irrenhaus auf dem Gelande des 1712 abgebrannten Residenzschlosses von Strelitz erbaut Die gemeinsame Unterbringung Strafgefangener und psychisch Kranker sowie die permanente Uberbelegung fuhrten zu unhaltbaren Zustanden 1896 wurde eine Untersuchungskommission eingesetzt Diese schlug den Neubau einer Irrenanstalt und die weitere Nutzung der vorhandenen Bausubstanz als Landarbeits und Landarmenhaus Zuchthaus und Gefangnis vor Vorbild fur den Neubau wurde die im selben Jahr 1896 eingeweihte in Gehlsdorf bei Rostock Am 1 Marz 1899 begannen am Westufer des Domjuchsees die Bauarbeiten Das Gelande hatte der Strelitzer Magistrat unentgeltlich zur Verfugung gestellt 1902 wurde die unter Grossherzoglicher Direktion stehende Mecklenburg Strelitz sche Landesirrenanstalt fertiggestellt Am 22 August 1902 zogen 70 Frauen und 60 Manner in die neue Anstalt um Anstaltsleiter wurde der 31 jahrige Arzt Dieser hatte vorher funfeinhalb Jahre in der Schweriner Irrenanstalt Sachsenberg als Assistenzarzt bahnbrechend auf dem Gebiet der Behandlung psychisch kranker Menschen gearbeitet und war schon seit 1894 in Strelitz tatig 1896 hatte er sich massgeblich fur den Neubau der Landesirrenanstalt eingesetzt Der regierende Grossherzog Adolf Friedrich V ernannte Serger fur seine Pflichttreue sowie seinen Diensteifer zum Sanitatsrat und verlieh ihm das Ritterkreuz des Greifenordens Im Gegensatz zu seiner Arbeit war sein Privatleben nicht von Erfolg gekront Serger war verheiratet hatte sich jedoch auf eine Beziehung mit der Oberpflegerin der Anstalt eingelassen Von dieser Beziehung hatte die Arztekammer Mitteilung erhalten zur damaligen Zeit ein gesellschaftlicher Fauxpas Serger erfuhr davon und beging am 18 Oktober 1913 Selbstmord man fand ihn tot im Domjuchsee Die Oberschwester nahm sich in der nahegelegenen Lanz das Leben Serger wurde auf dem anstaltseigenen Friedhof beigesetzt Sein Nachfolger wurde Obermedizinalrat ein Anhanger der Beschaftigungstherapie Er leitete Domjuch bis 1935 Wahrend des Ersten Weltkrieges wurden immer weniger Patienten in der Landesirrenanstalt Domjuch behandelt im Vergleich zum Vorkriegsniveau sankt der Krankenbestand um mehr als die Halfte Die frei gewordenen Raumlichkeiten wurden bis 1927 als Landessauglingsheim 60 Betten und Landeskinderheim 20 Betten genutzt Das Kinderheim wurde am 1 Oktober 1928 wieder aufgelost Die Kinder kamen in das Borwinheim nach Neustrelitz Die Anstalt selbst wurde 1918 in ein Landeskrankenhaus umgewandelt und seit 1930 in staatlichem Auftrag durch die pommersche Diakonissenanstalt Salem in Koslin gefuhrt Der Landrat des Amtes Stargard forderte im September 1932 den Lebensstandard in den mecklenburgischen Anstalten zu senken dementsprechend erhielt die Anstaltsleitung von Domjuch die Anweisung eine neue Verpflegungsklasse einzufuhren Zeit des Nationalsozialismus 1933 1945 Zum 1 Januar 1934 wurden die bis dahin selbststandigen Lander Mecklenburg Strelitz und Mecklenburg Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt Domjuch wurde nun ebenso wie die Irrenanstalten Gehlsheim und Sachsenberg als Heil und Pflegeanstalt bezeichnet und dem Schweriner Ministerium zugeordnet Nachdem Obermedizinalrat Starke am 1 Februar 1935 in Pension gegangen war leitete ein Arzt aus der Heil und Pflegeanstalt Sachsenberg die Heil und Pflegeanstalt Domjuch mit kurzen Unterbrechungen bis Ende 1944 Am 30 September 1939 wurden bedingt durch die mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges am 1 September 1939 angeordnete Fremdnutzung der Heil und Pflegeanstalt Gehlsheim durch Wehrmacht und zivilen Luftschutz 101 Patienten nach Domjuch verlegt Bis Mai 1943 wurden immer haufiger Verlegungen von Gehlsheim nach Domjuch und von dort aus in die Heil und Pflegeanstalt Sachsenberg vorgenommen Die Gesamtzahl der Transporte und Patienten ist nicht bekannt In der Zeit des Nationalsozialismus NS Zeit begannen im Fruhjahr 1940 im Deutschen Reich die NS Krankenmorde Die Heil und Pflegeanstalt Domjuch diente fur viele der betroffenen psychisch kranken und oder behinderten Menschen nur als Zwischenanstalt auf dem Weg in die fur Mecklenburg zustandige NS Totungsanstalt Bernburg Dort wurden sie in der Gaskammer ermordet Der Transport erfolgte durch die grauen Busse der Gekrat oder durch die Deutsche Reichsbahn die Scheiben der Busse waren von aussen zugepinselt Uber Leben und Tod hatten zuvor die T4 Gutachter in Berlin Tiergartenstrasse 4 entschieden Aufgrund Planwirtschaftlicher Massnahmen wurden in der Heil und Pflegeanstalt Domjuch ganze Anstaltsteile frei Anfang September 1941 wurden in den Heil und Pflegeanstalten Mecklenburgs 1113 Personen registriert etwa 480 weniger als am 31 August 1939 Ab Fruhjahr 1943 wurde Domjuch auf Grundlage einer ministeriellen Verfugung als Tuberkuloseheilstatte genutzt Die noch verbliebenen psychisch Kranken wurden in die Heil und Pflegeanstalten Gehlsheim und Sachsenberg oder in die Stettin verlegt Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gelande von Truppen der Roten Armee besetzt Die Heil und Pflegeanstalt Domjuch darf nicht mit der als Landesanstalt Neustrelitz Strelitz bezeichneten Strafanstalt verwechselt werden Der Schriftsteller Hans Fallada wurde am 4 September 1944 in den Massregelvollzug der Landesanstalt Neustrelitz Strelitz im 2 Obergeschoss der Abteilung Heil und Pflegeanstalt Hafthaus I zur Beobachtung eingewiesen und am 13 Dezember 1944 wieder entlassen Sowjetische Truppenstationierung 1945 1993 Von 1945 bis 1993 wurde das Gelande der ehemaligen Heil und Pflegeanstalt Domjuch von der Gruppe der Sowjetischen Streitkrafte in Deutschland militarisch genutzt und konnte nicht mehr betreten werden Fur die dort stationierten Truppen des 66 Garde Fla Raketenregiments wurden drei Kasernengebaude gebaut Die acht Anstaltsgebaude blieben unberuhrt stehen Die Kasernengebaude standen seit Abzug der GUS Truppen im Jahr 1993 leer und wurden auf Initiative der Stadt Neustrelitz abgerissen ArchitekturAufnahme 2009 Domjuch war im damals fur solche Anstalten ublichen Villen oder Pavillonstil errichtet worden Auf hohe Mauern Gitter oder Eisentore wurde bei der Unterbringung der psychisch kranken Patienten verzichtet Die Anstalt hatte eine eigene Kapelle und sogar einen eigenen Friedhof Zwischen den Gebauden erstrecken sich lange unterirdische Versorgungsgange Die Entwurfe fur samtliche Gebaude stammten von Baumeister der 1895 ins Bauamt der Grossherzoglichen Landesregierung berufen worden war Die umgebenden Felder Garten und Parkanlagen geplant von Okonomierat Schulz aus Neubrandenburg ermoglichten die Selbstversorgung der Kranken So entstand im Ubergang vom 19 zum 20 Jahrhundert innerhalb einer gestalteten Park und Gartenlandschaft eine vorbildliche medizinische Behandlungsstatte ausgestattet mit moderner Wasser und Stromversorgung sowie Zentralheizung Die ehemalige Anstalt heuteEiner der beiden Ofen Die heutige Postanschrift lautet Am Domjuchsee 1 17235 Neustrelitz Geplante Umwandlung Im Sommer 2005 erhielt die Stadt Neustrelitz einen Forderbescheid in Hohe von uber einer Million Euro fur die Umwandlung der Liegenschaft in einen Familienferienpark mit Campingplatz Dabei sollen die acht denkmalgeschutzten Gebaude saniert und ihnen Funktionen im Tourismusvorhaben zugeordnet werden Dieser Plan entstand unter dem damaligen Wirtschaftsminister Mecklenburg Vorpommerns Otto Ebnet SPD Im Jahr 2006 ist das Gelande der ehemaligen Heilanstalt an die eigens gegrundete Domjuchsee GmbH verkauft worden Die Erwerber kundigten an am Standort 200 Ferienhauser und einen Campingplatz mit 300 Platzen zu errichten Bis heute sind keine weiteren Ergebnisse in der Planung zur Umwandlung des Gelandes bekannt Eine baldige Umsetzung dieses Projektes scheint unwahrscheinlich Brandstiftung in einem der Anstaltsgebaude Dachgeschoss des Gebaudes In der Nacht zum 3 April 2008 wurde im Dachgeschoss eines der Anstaltsgebaude ein Feuer gelegt Als die Feuerwehr gegen 2 25 Uhr das Gelande der ehemaligen Landesirrenanstalt erreichte stand der Dachstuhl bereits in Flammen Teile der Decke waren bereits eingesturzt und weitere Teile gaben wahrend der Loscharbeiten nach Es wurden ca 300 000 Liter Loschwasser aus dem naheliegenden Domjuchsee gepumpt Der Brandbekampfungseinsatz wurde erst um 10 14 Uhr beendet Die Kriminalpolizei begann noch wahrend des Feuerwehreinsatzes mit ihren Ermittlungen Domjuch ab 2009 Am 11 November 2009 erwarb die Ingenieurburo Strelitz GmbH das Gelande Am 15 Januar 2010 wurde der Verein zum Erhalt der Domjuch ehemalige Landesirrenanstalt e V gegrundet Vereinsmitglieder Neustrelitzer Firmen der Region Verwaltungen und die Denkmalpflege raumten unter anderem auf arbeiteten Geschichte auf dichteten Dacher ab sanierten die Kapelle und legten Wege an Seit der Wiedereroffnung der Kapelle am 27 Mai 2011 macht der Verein saisonal sonntags das Gelande fur Besucher zuganglich Neben Veranstaltungen in der Kapelle bieten Vereinsmitglieder Ausstellungen und Fuhrungen an Der geanderte Bebauungsplan weist auf einer Teilflache die zu GUS Zeiten als Technikstutzpunkt genutzt wurde und eine Konversionsflache ist ein zeitlich begrenztes Sondergebiet Sonnenenergie aus Die Anlage ist bereits in Betrieb und wurde durch die Stadtwerke errichtet Dort sollen noch sich in die Natur integrierende Hauser mit grossen Grundstucken entstehen Am 1 und 2 Juni 2013 fand auf dem Gelande das Nagel mit Kopfen X NMK X ein regionales Geocaching Event statt Dabei trafen sich etwa 500 Teilnehmer deren bevorzugte Leidenschaft Lost Place Caches sind Der ansassige Verein erreichte bei zahlreichen Fuhrungen aus diesem Anlass eine grosse Anzahl interessierter Burger LiteraturChristiane Witzke Domjuch Eine Landesirren Heil und Pflegeanstalt in Mecklenburg Steffen Verlag Friedland 2012 ISBN 978 3 941683 16 7 Christiane Witzke Domjuch Erinnerungen an eine Heil und Pflegeanstalt in Mecklenburg Strelitz federchen Verlag Neubrandenburg 2001 ISBN 3 910170 43 9 Rezension Alexander Rommel Ehemalige Landesheil und Pflegeanstalt Domjuch Strelitz Alt am Ufer des Domjuchsees Bachelorarbeit Hochschule Neubrandenburg 2011 Digitalisat 25 MB Digitale Bibliothek NB WeblinksCommons Landesirrenanstalt Domjuch Sammlung von Bildern Videos und 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Betroffene Familien mussten alleine mit dem Schmerz fertig werden Die Heil und Pflegeanstalt Gehlsheim im Dritten Reich In Lichtblick 1 1997 S 28 30 PDF 131 kB Memento vom 19 Dezember 2013 im Internet Archive Chronik der JA Neustrelitz Memento vom 27 April 2016 im Internet Archive In ja neustrelitz de bzw Chronik JVA In justiz in mv de Harald Lachmann Finanzstarke Liebhaber von Denkmalern gesucht In Nordkurier Strelitzer Zeitung Christiane Witzke Landesheil und Pflegeanstalt Domjuch Insel der Gluckseligen In Mecklenburg Strelitzer Kalender Ein Jahrbuch Hrsg Freundeskreis des Karbe Wagner Archivs e V Neustrelitz 1998 S 38 ff s Rezension zu Christiane Witzke Domjuch Erinnerungen an eine Heil und Pflegeanstalt in Mecklenburg Strelitz federchen Verlag Neubrandenburg 2001 ISBN 3 910170 43 9 Aufstellung der Truppen und Truppenteile der sowj Truppen in Deutschland Stand 1 1 1991 jetjournal net Memento vom 5 September 2012 im Webarchiv archive today Stadt erwartet Konzept zu Domjuch In neustrelitz de Februar 2006 abgerufen am 12 Marz 2019 Frank Pergande Ehemalige Landesirrenanstalt Keine Gitter auf der Domjuch In faz net 13 Januar 2013 abgerufen am 12 Marz 2019 Einsatzbericht 1 2 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2022 Suche in Webarchiven Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Photovoltaikanlagen Stadtwerke Neustrelitz In stadtwerke neustrelitz de abgerufen am 12 Marz 2019 53 331 13 128 Koordinaten 53 19 51 6 N 13 7 40 8 O