Die Abendländische Bewegung war eine konservative stark katholisch geprägte Denkrichtung in der Nachkriegszeit und frühe
Abendländische Bewegung

Die Abendländische Bewegung war eine konservative, stark katholisch geprägte Denkrichtung in der Nachkriegszeit und frühen Bundesrepublik Deutschland, die sich ohne innere Geschlossenheit in mehreren Einrichtungen sammelte. Die Abendländische Akademie München-Eichstätt bot von 1952 bis in die 1960er Jahre das Podium für eine Reihe von intellektuellen Impulsen dieser Bewegung.
Geschichte
Verfechter dieser Bewegung waren häufig die Herausgeber, Redakteure und Autoren der Zeitschrift Neues Abendland (1946–1958), die Mitglieder der (gegründet 1951), der Vorstand, das Kuratorium und der Beirat der Abendländischen Akademie München-Eichstätt (gegründet 1952) und des Centre Européen de Documentation et Information (CEDI, gegründet 1952). Sie knüpften dabei an ideelle und personelle Zusammenhänge der Zwischenkriegszeit an. Ein wichtiger Finanzier war der Verleger und Unternehmer Graf Erich von Waldburg-Zeil bis zu seinem Unfalltod 1953, dann sein Sohn Georg von Waldburg-Zeil.
Die erste Tagung der Abendländischen Akademie fand am 6.–10. August 1952 in Eichstätt unter breiter ausländischer Beteiligung vor allem aus Frankreich und Spanien statt. Der spanische Geschichtsphilosoph Francisco Elías de Tejada y Spínola wies dem kommenden abendländischen Reich die Aufgabe weltweiter katholischer Mission zu. Nach dem Eintrag ins Vereinsregister wurde der CSU-Politiker Friedrich August von der Heydte Vorsitzender, Fürst Georg dessen Stellvertreter. Zum Vorstand gehörten der Chefredakteur des Neuen Abendland, der Publizist Helmut Ibach, Protestanten wie der Oldenburger Bischof Wilhelm Stählin sowie der Studienleiter und Philosoph Wolfgang Heilmann, der Münchner Historiker Georg Stadtmüller sowie der Vertrauensmann des Fürsten Georg von Gaupp-Berghausen als Generalsekretär. Über den Vorstand wachte ein Kuratorium, dem Politiker wie Außenminister Heinrich von Brentano, Hans-Joachim von Merkatz, Alois Hundhammer, aber auch Industrielle wie Max Ilgner oder Bischöfe angehörten. Ferner sollte ein umfangreicher, auch international besetzter Beirat die wissenschaftliche Tätigkeit begleiten, in dem sich auch der Schriftsteller Werner Bergengruen, der Kulturphilosoph Max Picard oder der existenzialistische Philosoph Gabriel Marcel einfanden. Einige Arbeitskreise wurden gebildet für übervölkische Ordnung, Recht, Soziales (). Vor allem Otto von Habsburg sollte den abendländischen Kulturraum repräsentieren.
Dem Selbstverständnis einer Elite mit der Mission zur Rettung des christlichen Abendlandes verpflichtet, planten die Träger jener Idee, als Multiplikatoren in Politik(beratung) und Publizistik in die Gesellschaft hineinzuwirken. Laut Vanessa Conzes Forschungen zur deutschen Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts bündelten sich in der „abendländischen Bewegung der fünfziger Jahre Katholizismus, Antiliberalismus, Antimodernismus und völkisches Denken von bayerisch-böhmischer Spielart“.
Dass ihnen dies zumindest in den 1950er Jahren noch teilweise gelang, verdeutlicht ein Blick auf die Zusammensetzung von Mitgliedern und Unterstützerkreis. Diesen gehörten neben Adeligen, Publizisten und Wissenschaftlern auch „prominente Vertreter des konservativen, vorwiegend […] katholischen Spektrums“ an, unter ihnen auch „hochrangige Politiker der Union“, wie etwa die Bundesminister Hans-Joachim von Merkatz (als Mitglied) und Heinrich von Brentano (im Kuratorium). Eine Rückkehr zu einer rein katholischen Partei wie der Zentrumspartei wollten diese aber nicht mehr. Vielmehr gelang es Bundeskanzler Adenauer immer mehr, durch seinen autoritären Regierungsstil den Vorwurf fehlender Ordnung im Staat zu zerstreuen. Nach der 1000-Jahr-Feier wegen der Schlacht auf dem Lechfeld in Augsburg 1955 griff der Spiegel die Bewegung in einem Artikel als verfassungsfeindlich an. Im Bundestag griff Helmut Schmidt (SPD) dies auf und stellte das Kuratoriumsmitglied von Brentano, der in Augsburg die Schlussrede gehalten hatte, an den Pranger. Nach einigen Verteidigungsversuchen trat von der Heydte im Februar 1956 zurück. Das Kuratorium distanzierte sich definitiv von der Abendländischen Aktion, eine staatsanwaltschaftliche Untersuchung fand statt. Betroffen waren sogar der Präsident des Bundesgerichtshofs, Hermann Weinkauff (im Kuratorium), und der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Josef Wintrich. Am Ende fielen die geplanten Jahrestagungen nach 1956 aus und die Zeitschrift wurde 1958 eingestellt. Die Akademie verlagerte sich auf die Pflege internationaler Beziehungen, insbesondere zu Spanien unter Franco.
Im November 1958 wählte in München eine Mitgliederversammlung der Abendländischen Akademie den ehemaligen Reichsminister Walter von Keudell, Hans Hutter, Oberbürgermeister von Eichstätt, und Alois Graf von Waldburg-Zeil als Vorstand. Die interkonfessionelle Ausrichtung wurde stärker betont durch neue Mitglieder wie Karl Forster, Direktor der Katholischen Akademie in Bayern, und Hans Schomerus, Leiter der Evangelischen Akademie in Baden (Axel Schildt, S. 77). Von 1960 bis 1963 fanden noch einmal unter dem neuen Studienleiter Jahrestagungen mit einem offeneren Referentenkreis statt, die vielfach bereits den progressiven Geist des Vaticanums II aufwiesen. Da aber letztlich keine breitere Wirkung erzielt wurde, verpuffte die Bewegung in den 1960er Jahren bis auf geringe Reste.
Ideen
Nach den Vorstellungen der Bewegung beruhe das abendländische Gedankengebäude auf acht tragenden Säulen, von denen zwei, die Rückbesinnung auf Mitteleuropa und das Alte Reich und das Mittelalter, die Vergangenheit legitimatorisch in Dienst nehmen sollten, drei weitere – die Beschwörung christlicher Werte, abendländischer Kultureinheit, der Föderalismus – die Brücke zur Gegenwart schlugen und drei weitere – Antitotalitarismus bzw. Antikommunismus, Antiliberalismus sowie Antiamerikanismus – die politischen Ziele definierten. Für den Westkurs der Regierung Adenauers hatten die Vertreter einerseits Verständnis als Rückkehr zu den karolingischen Anfängen, andererseits misstrauten sie der US-Kultur und sahen u. a. in US-Filmen „unsittliche Gefahren“. Die Ständestaat-Regierungen in Spanien unter Franco und Portugal mit Salazar galten als Vorbild einer staatlichen Gesellschaftsordnung. Sehr konkret befürworteten viele die Wiedereinführung der Todesstrafe.
Personen
Der Spiegel druckte am 10. August 1955 eine Liste der prominenten Mitglieder der „Abendländischen Akademie“ und ihrer Organe ab:
- Adelige
- Eberhard Fürst von Urach (1907–1969)
- Erich von Waldburg-Zeil (1899–1953), deutscher Unternehmer und Großgrundbesitzer
- Georg Fürst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg (1928–2015), Verleger der Zeitschrift „Neues Abendland“, stellvertretender Vorsitzender der Akademie
- Elimar Freiherr von Fürstenberg (1910–1981), ehemals MdB, Bayernpartei
- Friedrich August Freiherr von der Heydte (1907–1994), Professor für Staats- und Völkerrecht in Würzburg, Vorsitzender der Akademie
- Ritter Georg von Gaupp-Berghausen (1918–1985), Generalsekretär der Akademie
- Heinrich von Brentano (1904–1964), Bundesaußenminister, CDU
- Hans-Joachim von Merkatz (1905–1982), Bundesratsminister, DP
- Rudolf Lodgman von Auen (1877–1962), Vorsitzender des Verbandes der Landsmannschaften
- Hasso von Manteuffel (1897–1978), Panzer-General a. D. und MdB (FDP)
- Walter von Keudell (1884–1973), Reichsminister a. D.
- Erik von Kuehnelt-Leddihn (1909–1999), österreichischer Publizist und Universalgelehrter
- Bürgerliche
- Theodor Oberländer (1905–1998), Bundesvertriebenenminister
- Franz-Josef Wuermeling (1900–1986), Bundesfamilienminister (CDU)
- Heinrich Hellwege (1908–1991), Ministerpräsident von Niedersachsen
- Friedrich Holzapfel (1900–1969), Gesandter in Bern
- Heinrich Weitz (1890–1962), Präsident des Deutschen Roten Kreuzes
- Adolf Süsterhenn (1905–1974), Präsident des Verfassungsgerichtshof von Rheinland-Pfalz, ehemaliger CDU-Abgeordneter im Parlamentarischen Rat
- Richard Jaeger (1913–1998), Vizepräsident des Bundestages (CSU), früherer Oberbürgermeister von Eichstätt
- Hans Schuberth (1897–1976), Bundespostminister a. D., MdB (CSU)
- Hermann Pünder (1888–1976), CDU-MdB, früherer Oberdirektor der Frankfurter Wirtschaftsverwaltung (Bizone/Trizone)
- Alois Hundhammer (1900–1974), Präsident des bayerischen Landtags a. D. (CSU)
- Gerhard Kroll (1910–1963), Politiker (CSU)
- Wolfgang Heilmann (1913–1992), Philosoph
- Georg Stadtmüller (1909–1985), Historiker und Byzantinist
- Helmut Ibach (1912–1996), Historiker, Journalist und Publizist
- Geistliche
- Lorenz Kardinal Jaeger (1892–1975), Erzbischof von Paderborn
- Joseph Schröffer (1903–1983), Bischof von Eichstätt
- Hugo Lang (1892–1967), OSB, Abt von St. Bonifaz und Andechs
- Basilius Ebel (1896–1968), OSB, Abt von Maria Laach
- Prälat Michael Schmaus (1897–1993), Dogmatikprofessor an der Universität München
- Wilhelm Stählin (1883–1975), Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg
- Karl Bernhard Ritter (1890–1968), evangelischer Theologe und Politiker
- Hans Asmussen (1898–1968), Propst der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Schleswig-Holsteins in Kiel
- Hans Dombois (1907–1997), evangelischer Kirchenrechtler
- Pater Gilbert Corman
Regelmäßige Tagungsteilnehmer waren außerdem
- Otto von Habsburg (1912–2011), Präsident des Europäischen Dokumentationszentrums
- Prinz Bernhard von Preußen (?)
Publikationen
- Neues Abendland. Zeitschrift für Politik, Kultur und Geschichte. Hrsg. von Johann Wilhelm Naumann. Augsburg: Johann Wilhelm Naumann Verlag 1946–1951. 1951–1958 hrsg. von Gerhard Kroll und im Verlag Neues Abendland. 1958 wurde die Zeitschrift wegen zu wenig Lesern eingestellt.
- Gerhard Kroll: Grundlagen abendländischer Kultur – Das Manifest der Abendländischen Aktion, Verlag Neues Abendland, München 1951.
- Gerhard Kroll: Das Ordnungsbild der Abendländischen Aktion, Verlag Neues Abendland, München 1953.
- Das europäische Erbe in der heutigen Welt. Beiträge von Raimondo Panikkar u. a., Abendländische Akademie, Nürnberg 1963.
Literatur
- Vanessa Conze: Die Abendländische Bewegung. In: Das Europa der Deutschen. Ideen von Europa in Deutschland zwischen Reichstradition und Westorientierung (1920–1970), Oldenbourg, München 2005, doi:10.1524/9783486596335.111, S. 111–207.
- Konstantin Götschel: Abendland in Bayern: Zum Verhältnis von Abendländischer Bewegung und CSU zwischen 1945 und 1955. In: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte 69 (2017), H. 4, S. 367–398, Leiden 2017.
- Jürgen Klöckler: Abendland – Alpenland – Alemannien. Frankreich und die Neugliederungsdiskussion in Südwestdeutschland 1945–1947 (= Studien zur Zeitgeschichte. Bd. 55). Oldenbourg, München 1998, ISBN 3-486-56345-9 (Volltext digital verfügbar).
- Axel Schildt: Zwischen Abendland und Amerika. Studien zur westdeutschen Ideenlandschaft der 50er Jahre (= Ordnungssysteme. Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit. Bd. 4). Oldenbourg, München 1999.
- Rudolf Uertz: Konservative Kulturkritik in der frühen Bundesrepublik Deutschland. Die Abendländische Akademie in Eichstätt (1952–56). In: Historisch-Politische Mitteilungen 8 (2001), S. 45–71, Eichstätt 2000, online bei der Konrad-Adenauer-Stiftung.
- : Europa in der Tradition Habsburgs? Die Rezeption Kaiser Karls V.im Umfeld der Abendländischen Bewegung und der Paneuropa Union. Chemnitzer Europastudien Bd. 23. Duncker & Humblot Berlin 2020.
Einzelnachweise
- Anselm Doering-Manteuffel: Rezension zu: Behrends, Jan C.; von Klimo, Arpad; Poutrus, Patrice G. (Hrsg.): Antiamerikanismus im 20. Jahrhundert. Studien zu Ost- und Westeuropa. Bonn 2005. In: Connections. A Journal for Historians and Area Specialists. 17. März 2006 (clio-online.net).
- Abendländische Akademie: Wo hört der Unsinn auf? In: Der Spiegel. Nr. 7, 1956, S. 18–19 (online).
- Wilfried. Loth, Jürgen. Osterhammel: Internationale Geschichte: Themen, Ergebnisse, Aussichte. Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56487-0, S. 132 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 3. Juli 2010]).
- Der Spiegel 33/1955: Die missonäre Monarchie. 10. August 1955, abgerufen am 31. Oktober 2017.
- Uertz, Konservative Kulturkritik, S. 59f.
Autor: www.NiNa.Az
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Die Abendlandische Bewegung war eine konservative stark katholisch gepragte Denkrichtung in der Nachkriegszeit und fruhen Bundesrepublik Deutschland die sich ohne innere Geschlossenheit in mehreren Einrichtungen sammelte Die Abendlandische Akademie Munchen Eichstatt bot von 1952 bis in die 1960er Jahre das Podium fur eine Reihe von intellektuellen Impulsen dieser Bewegung GeschichteVerfechter dieser Bewegung waren haufig die Herausgeber Redakteure und Autoren der Zeitschrift Neues Abendland 1946 1958 die Mitglieder der gegrundet 1951 der Vorstand das Kuratorium und der Beirat der Abendlandischen Akademie Munchen Eichstatt gegrundet 1952 und des Centre Europeen de Documentation et Information CEDI gegrundet 1952 Sie knupften dabei an ideelle und personelle Zusammenhange der Zwischenkriegszeit an Ein wichtiger Finanzier war der Verleger und Unternehmer Graf Erich von Waldburg Zeil bis zu seinem Unfalltod 1953 dann sein Sohn Georg von Waldburg Zeil Die erste Tagung der Abendlandischen Akademie fand am 6 10 August 1952 in Eichstatt unter breiter auslandischer Beteiligung vor allem aus Frankreich und Spanien statt Der spanische Geschichtsphilosoph Francisco Elias de Tejada y Spinola wies dem kommenden abendlandischen Reich die Aufgabe weltweiter katholischer Mission zu Nach dem Eintrag ins Vereinsregister wurde der CSU Politiker Friedrich August von der Heydte Vorsitzender Furst Georg dessen Stellvertreter Zum Vorstand gehorten der Chefredakteur des Neuen Abendland der Publizist Helmut Ibach Protestanten wie der Oldenburger Bischof Wilhelm Stahlin sowie der Studienleiter und Philosoph Wolfgang Heilmann der Munchner Historiker Georg Stadtmuller sowie der Vertrauensmann des Fursten Georg von Gaupp Berghausen als Generalsekretar Uber den Vorstand wachte ein Kuratorium dem Politiker wie Aussenminister Heinrich von Brentano Hans Joachim von Merkatz Alois Hundhammer aber auch Industrielle wie Max Ilgner oder Bischofe angehorten Ferner sollte ein umfangreicher auch international besetzter Beirat die wissenschaftliche Tatigkeit begleiten in dem sich auch der Schriftsteller Werner Bergengruen der Kulturphilosoph Max Picard oder der existenzialistische Philosoph Gabriel Marcel einfanden Einige Arbeitskreise wurden gebildet fur ubervolkische Ordnung Recht Soziales Vor allem Otto von Habsburg sollte den abendlandischen Kulturraum reprasentieren Dem Selbstverstandnis einer Elite mit der Mission zur Rettung des christlichen Abendlandes verpflichtet planten die Trager jener Idee als Multiplikatoren in Politik beratung und Publizistik in die Gesellschaft hineinzuwirken Laut Vanessa Conzes Forschungen zur deutschen Ideengeschichte des 20 Jahrhunderts bundelten sich in der abendlandischen Bewegung der funfziger Jahre Katholizismus Antiliberalismus Antimodernismus und volkisches Denken von bayerisch bohmischer Spielart Dass ihnen dies zumindest in den 1950er Jahren noch teilweise gelang verdeutlicht ein Blick auf die Zusammensetzung von Mitgliedern und Unterstutzerkreis Diesen gehorten neben Adeligen Publizisten und Wissenschaftlern auch prominente Vertreter des konservativen vorwiegend katholischen Spektrums an unter ihnen auch hochrangige Politiker der Union wie etwa die Bundesminister Hans Joachim von Merkatz als Mitglied und Heinrich von Brentano im Kuratorium Eine Ruckkehr zu einer rein katholischen Partei wie der Zentrumspartei wollten diese aber nicht mehr Vielmehr gelang es Bundeskanzler Adenauer immer mehr durch seinen autoritaren Regierungsstil den Vorwurf fehlender Ordnung im Staat zu zerstreuen Nach der 1000 Jahr Feier wegen der Schlacht auf dem Lechfeld in Augsburg 1955 griff der Spiegel die Bewegung in einem Artikel als verfassungsfeindlich an Im Bundestag griff Helmut Schmidt SPD dies auf und stellte das Kuratoriumsmitglied von Brentano der in Augsburg die Schlussrede gehalten hatte an den Pranger Nach einigen Verteidigungsversuchen trat von der Heydte im Februar 1956 zuruck Das Kuratorium distanzierte sich definitiv von der Abendlandischen Aktion eine staatsanwaltschaftliche Untersuchung fand statt Betroffen waren sogar der Prasident des Bundesgerichtshofs Hermann Weinkauff im Kuratorium und der Prasident des Bundesverfassungsgerichtes Josef Wintrich Am Ende fielen die geplanten Jahrestagungen nach 1956 aus und die Zeitschrift wurde 1958 eingestellt Die Akademie verlagerte sich auf die Pflege internationaler Beziehungen insbesondere zu Spanien unter Franco Im November 1958 wahlte in Munchen eine Mitgliederversammlung der Abendlandischen Akademie den ehemaligen Reichsminister Walter von Keudell Hans Hutter Oberburgermeister von Eichstatt und Alois Graf von Waldburg Zeil als Vorstand Die interkonfessionelle Ausrichtung wurde starker betont durch neue Mitglieder wie Karl Forster Direktor der Katholischen Akademie in Bayern und Hans Schomerus Leiter der Evangelischen Akademie in Baden Axel Schildt S 77 Von 1960 bis 1963 fanden noch einmal unter dem neuen Studienleiter Jahrestagungen mit einem offeneren Referentenkreis statt die vielfach bereits den progressiven Geist des Vaticanums II aufwiesen Da aber letztlich keine breitere Wirkung erzielt wurde verpuffte die Bewegung in den 1960er Jahren bis auf geringe Reste IdeenNach den Vorstellungen der Bewegung beruhe das abendlandische Gedankengebaude auf acht tragenden Saulen von denen zwei die Ruckbesinnung auf Mitteleuropa und das Alte Reich und das Mittelalter die Vergangenheit legitimatorisch in Dienst nehmen sollten drei weitere die Beschworung christlicher Werte abendlandischer Kultureinheit der Foderalismus die Brucke zur Gegenwart schlugen und drei weitere Antitotalitarismus bzw Antikommunismus Antiliberalismus sowie Antiamerikanismus die politischen Ziele definierten Fur den Westkurs der Regierung Adenauers hatten die Vertreter einerseits Verstandnis als Ruckkehr zu den karolingischen Anfangen andererseits misstrauten sie der US Kultur und sahen u a in US Filmen unsittliche Gefahren Die Standestaat Regierungen in Spanien unter Franco und Portugal mit Salazar galten als Vorbild einer staatlichen Gesellschaftsordnung Sehr konkret befurworteten viele die Wiedereinfuhrung der Todesstrafe PersonenDer Spiegel druckte am 10 August 1955 eine Liste der prominenten Mitglieder der Abendlandischen Akademie und ihrer Organe ab AdeligeEberhard Furst von Urach 1907 1969 Erich von Waldburg Zeil 1899 1953 deutscher Unternehmer und Grossgrundbesitzer Georg Furst von Waldburg zu Zeil und Trauchburg 1928 2015 Verleger der Zeitschrift Neues Abendland stellvertretender Vorsitzender der Akademie Elimar Freiherr von Furstenberg 1910 1981 ehemals MdB Bayernpartei Friedrich August Freiherr von der Heydte 1907 1994 Professor fur Staats und Volkerrecht in Wurzburg Vorsitzender der Akademie Ritter Georg von Gaupp Berghausen 1918 1985 Generalsekretar der Akademie Heinrich von Brentano 1904 1964 Bundesaussenminister CDU Hans Joachim von Merkatz 1905 1982 Bundesratsminister DP Rudolf Lodgman von Auen 1877 1962 Vorsitzender des Verbandes der Landsmannschaften Hasso von Manteuffel 1897 1978 Panzer General a D und MdB FDP Walter von Keudell 1884 1973 Reichsminister a D Erik von Kuehnelt Leddihn 1909 1999 osterreichischer Publizist und UniversalgelehrterBurgerlicheTheodor Oberlander 1905 1998 Bundesvertriebenenminister Franz Josef Wuermeling 1900 1986 Bundesfamilienminister CDU Heinrich Hellwege 1908 1991 Ministerprasident von Niedersachsen Friedrich Holzapfel 1900 1969 Gesandter in Bern Heinrich Weitz 1890 1962 Prasident des Deutschen Roten Kreuzes Adolf Susterhenn 1905 1974 Prasident des Verfassungsgerichtshof von Rheinland Pfalz ehemaliger CDU Abgeordneter im Parlamentarischen Rat Richard Jaeger 1913 1998 Vizeprasident des Bundestages CSU fruherer Oberburgermeister von Eichstatt Hans Schuberth 1897 1976 Bundespostminister a D MdB CSU Hermann Punder 1888 1976 CDU MdB fruherer Oberdirektor der Frankfurter Wirtschaftsverwaltung Bizone Trizone Alois Hundhammer 1900 1974 Prasident des bayerischen Landtags a D CSU Gerhard Kroll 1910 1963 Politiker CSU Wolfgang Heilmann 1913 1992 Philosoph Georg Stadtmuller 1909 1985 Historiker und Byzantinist Helmut Ibach 1912 1996 Historiker Journalist und PublizistGeistlicheLorenz Kardinal Jaeger 1892 1975 Erzbischof von Paderborn Joseph Schroffer 1903 1983 Bischof von Eichstatt Hugo Lang 1892 1967 OSB Abt von St Bonifaz und Andechs Basilius Ebel 1896 1968 OSB Abt von Maria Laach Pralat Michael Schmaus 1897 1993 Dogmatikprofessor an der Universitat Munchen Wilhelm Stahlin 1883 1975 Landesbischof der Evangelisch Lutherischen Kirche in Oldenburg Karl Bernhard Ritter 1890 1968 evangelischer Theologe und Politiker Hans Asmussen 1898 1968 Propst der Evangelisch Lutherischen Landeskirche Schleswig Holsteins in Kiel Hans Dombois 1907 1997 evangelischer Kirchenrechtler Pater Gilbert Corman Regelmassige Tagungsteilnehmer waren ausserdem Otto von Habsburg 1912 2011 Prasident des Europaischen Dokumentationszentrums Prinz Bernhard von Preussen PublikationenNeues Abendland 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Studien zu Ost und Westeuropa Bonn 2005 In Connections A Journal for Historians and Area Specialists 17 Marz 2006 clio online net Abendlandische Akademie Wo hort der Unsinn auf In Der Spiegel Nr 7 1956 S 18 19 online Wilfried Loth Jurgen Osterhammel Internationale Geschichte Themen Ergebnisse Aussichte Oldenbourg Munchen 2000 ISBN 3 486 56487 0 S 132 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 3 Juli 2010 Der Spiegel 33 1955 Die missonare Monarchie 10 August 1955 abgerufen am 31 Oktober 2017 Uertz Konservative Kulturkritik S 59f Normdaten Korperschaft GND 35003 5 GND Explorer lobid OGND AKS VIAF 150689273