Unter biologischer Schädlingsbekämpfung versteht man die bewusste Einbringung von Viren oder Lebewesen durch den Mensche
Biologische Schädlingsbekämpfung

Unter biologischer Schädlingsbekämpfung versteht man die bewusste Einbringung von Viren oder Lebewesen durch den Menschen, um die Population bestimmter („schädlicher“) Tiere oder Pflanzen zu dezimieren (Schädlingsbekämpfung). Hierbei wird meist auf Organismen zurückgegriffen, die als natürliche Feinde (Räuber, Schmarotzer und Krankheitserreger) der unerwünschten Art bekannt sind. Es ist auch möglich, Individuen so zu verändern, dass sie die Population ihrer eigenen Artgenossen schädigen. Außerdem können auch Organismen eingesetzt werden, welche durch ihre Ausscheidungen für unerwünschte Arten bedrohlich sind.
Die oft damit gleichgesetzte Verwendung von Produkten, die nur auf der Verminderung des Einsatzes von Pestiziden oder Insektiziden basieren, ist irreführend und steht eher mit dem Begriff Biologischer Pflanzenschutz in Verbindung.
Die biologische Schädlingsbekämpfung ist nicht auf die Landwirtschaft begrenzt, sondern wird von alters her auch in der Vorratswirtschaft angewendet.
Prinzip der biologischen Schädlingsbekämpfung
Die biologische Schädlingsbekämpfung macht sich das Prinzip zunutze, dass in einem ausgewogenen Ökosystem normalerweise keine Schädlinge im Sinne einer übermäßigen Vermehrung auftreten, da eine negative Rückkoppelung zwischen Räuber- und Beutezahlen bzw. Fressfeind und Nahrungspflanze das Gesamtsystem stabilisiert. Allerdings ist auch unter natürlichen Bedingungen ein Massenauftreten von Arten bekannt (siehe Heuschreckenplage und Lemminge). Eine Forderung der biologischen Schädlingskontrolle ist daher die Aufrechterhaltung einer Mindest-Artenvielfalt.
Die Ansiedelung von Nützlingen wird unterstützt, und/oder diese werden gezüchtet und im betroffenen Bereich ausgesetzt.
Beispiele
Seit etwa 10.000 Jahren werden Katzen gezüchtet, um durch Mäusejagd Vorratsräume weitgehend von Kleinsäugetieren frei zu halten.
Klassische Beispiele für die biologische Schädlingsbekämpfung sind die Anbringung von Nistkästen zur Ansiedlung insektenfressender Vögel oder von Sitzstangen für Greifvögel zur Dezimierung von Nagetieren (Ackerbau) oder Singvögeln (Obstanbau). Durch Fledermauskästen kann ein Bestand der dämmerungs- und nachtaktiven Flugsäuger zur Dezimierung von Stechmücken beitragen, aber auch einem Maikäferbefall entgegenwirken und Nachtschmetterlinge dezimieren, deren Raupenstadien Fraßschäden an Bäumen hinterlassen.
Ein moderneres Beispiel ist die Bekämpfung von im Boden lebenden Insektenlarven, wie die des Gefurchten Dickmaulrüsslers (Otiorhynchus sulcatus) oder des Gartenlaubkäfers (Phyllopertha horticola), mit insektenpathogenen Nematoden der Gattung Heterorhabditis bacteriophora. Die ausgebrachten Nematoden befallen die Schädlingslarven, wonach ein mitgebrachtes Bakterium (Xenorhabdus) diese tötet bzw. für die Nematoden als Nahrung aufbereitet. Nematoden gelten als ungefährlich für Pflanzen und zeigen keine Auswirkungen auf Warmblüter. Ihre Wirkung auf Nicht-Zielorganismen (Non-targets) ist aufgrund zu geringer Untersuchungen aber noch umstritten. Eine weitere wichtige Gattung wäre .
Unter anderem zur Bekämpfung von Engerlingen des Mai-, Juni- und Gartenlaubkäfers können z. B. Pilze wie Beauveria und Metarhizium eingesetzt werden. Solche Pilze wirken pathogen auf bestimmte Insekten.
Im Bio-Anbau, speziell im Bio-Weinbau, werden auch Marienkäfer und ihre Larven gegen Blattläuse eingesetzt. Problematisch hieran ist, dass hierzu weltweit der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis) verwendet wurde, welcher nun die einheimischen Arten in Europa und Nordamerika zu verdrängen droht.
Auch bestimmte Schlupfwespen (z. B. der Gattung ) können gezielt gezüchtet und gegen einige für den Menschen unerwünschte Insekten eingesetzt werden. Ihr Einsatzgebiet liegt in der Vorratswirtschaft sowie in der Landwirtschaft, beispielsweise gegen den Maiszünsler (Ostrinia nubilalis). Die Schlupfwespen können aber auch eingesetzt werden, um eine von Nagekäfern befallene Kirchenausstattung zu behandeln. Einen solchen Einsatz führte die Kirchengemeinde der Dorfkirche Melzow in der brandenburgischen Gemeinde Oberuckersee durch.
Zu eingesetzten Biologischen Schädlingsbekämpfern gehören auch Ohrwürmer zur Blattlausbekämpfung, besonders der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia), der mittlerweile als ein Komplex nahe verwandter Arten angesehen wird.
Ein weiteres Beispiel für biologische Schädlingsbekämpfung, in diesem Fall durch Pflanzeninhaltsstoffe, ist die Biofumigation, die sich in einigen Pflanzen enthaltenes Isothiocyanat (Senföl) zunutze macht, um bodengebundene Krankheitserreger zu reduzieren.
Auf den Wiesen im Bereich von Flugplätzen werden zur Vermeidung von Vogelschwärmen oft Strategien der biologischen Schädlingsbekämpfung angewendet.
Leistung von Nützlingen
Nützlinge | Nützlingsleistung pro Tag | Nützlingsleistung bis zur Verpuppung |
---|---|---|
Raubmilben | 5 Spinnmilben | 30–50 Spinnmilben |
Raubwanzen () | 30 Spinnmilben | 200 Spinnmilben |
Kugelkäfer | 30 Spinnmilben | 250 Spinnmilben |
Marienkäfer | 10–50 Blattläuse | 400 Blattläuse |
Florfliege | 30–50 Blattläuse | 200–500 Blattläuse |
Schwebfliege | 10–40 Blattläuse | 150–600 Blattläuse |
(Aphelinus mali) | bis 90 % Parasitierung im Herbst | |
(Prospaltella perniciosi) | 70–90 % Parasitierung im Herbst | |
200–1000 Blattläuse |
Gefahren
Biologische Schädlingsbekämpfung mit Unwissen kann immense ökologische und wirtschaftliche Schäden anrichten. Die Besiedelung des australischen Kontinents, aber auch vieler anderer Regionen, kann Zeugnis davon ablegen (z. B. Kaninchen- und Fuchsplage in Australien). Ein bekanntes Beispiel ist die Einführung der Aga-Kröte in Australien, die sich, ursprünglich zur Bekämpfung eines Zuckerrohrschädlings vorgesehen, selbst zu einer Plage entwickelte.
Ökologisch bedenklich ist die biologische Schädlingsbekämpfung immer, wenn nicht für das Biotop und die Region typische und dort fremde Organismen vom Menschen (massenhaft) eingebracht werden.
Siehe auch
- Liste von Nützlingen
Dokumentarfilm
- Arte: Insekten – Die besseren Schädlingsbekämpfer? Regie: Claude-Julie Parisot, Frankreich 2016, 53 Min; (YouTube)
Literatur
- Jost Martin Franz, Aloysius Krieg: Biologische Schädlingsbekämpfung. Paul Parey Verlag, Berlin u. a. 1972, ISBN 3-489-66526-0.
Weblinks
- Vorratsschutz: raue Parasitensitten (Fachartikel Bio Aktuell 02/09; PDF-Datei, 483 kB)
Einzelnachweise
- Engerlingsbekämpfung mit entomopathogenen Pilzen. Agroscope, abgerufen am 26. Oktober 2020.
- Aufstellung der Hamburger Verbraucherzentrale mit Bezugsadressen u. a. für Schlupfwespen ( vom 23. Oktober 2010 im Internet Archive)
- Torsten Heidecke und Judith Auer: Bald kein Wurm (mehr) drin: Die Bekämpfung des Holzwurms in der Dorfkirche Melzow, veröffentlicht in Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Offene Kirchen 2021, S. 87 bis 89.
- Schädlingsbekämpfung mit Nützlingen, Webseite der Firma APC mit einem Video der eingesetzten Technik, abgerufen am 2. Januar 2022.
- Karl Lind: Biologischer Obstbau. Leopold Stocker Verlag, Graz 1998, ISBN 3-7020-0833-0, S. 145.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Unter biologischer Schadlingsbekampfung versteht man die bewusste Einbringung von Viren oder Lebewesen durch den Menschen um die Population bestimmter schadlicher Tiere oder Pflanzen zu dezimieren Schadlingsbekampfung Hierbei wird meist auf Organismen zuruckgegriffen die als naturliche Feinde Rauber Schmarotzer und Krankheitserreger der unerwunschten Art bekannt sind Es ist auch moglich Individuen so zu verandern dass sie die Population ihrer eigenen Artgenossen schadigen Ausserdem konnen auch Organismen eingesetzt werden welche durch ihre Ausscheidungen fur unerwunschte Arten bedrohlich sind Der Asiatische Marienkafer Harmonia axyridis wurde in den USA und Europa zur biologischen Schadlingsbekampfung eingefuhrt Die oft damit gleichgesetzte Verwendung von Produkten die nur auf der Verminderung des Einsatzes von Pestiziden oder Insektiziden basieren ist irrefuhrend und steht eher mit dem Begriff Biologischer Pflanzenschutz in Verbindung Die biologische Schadlingsbekampfung ist nicht auf die Landwirtschaft begrenzt sondern wird von alters her auch in der Vorratswirtschaft angewendet Prinzip der biologischen SchadlingsbekampfungDie biologische Schadlingsbekampfung macht sich das Prinzip zunutze dass in einem ausgewogenen Okosystem normalerweise keine Schadlinge im Sinne einer ubermassigen Vermehrung auftreten da eine negative Ruckkoppelung zwischen Rauber und Beutezahlen bzw Fressfeind und Nahrungspflanze das Gesamtsystem stabilisiert Allerdings ist auch unter naturlichen Bedingungen ein Massenauftreten von Arten bekannt siehe Heuschreckenplage und Lemminge Eine Forderung der biologischen Schadlingskontrolle ist daher die Aufrechterhaltung einer Mindest Artenvielfalt Die Ansiedelung von Nutzlingen wird unterstutzt und oder diese werden gezuchtet und im betroffenen Bereich ausgesetzt BeispieleSeit etwa 10 000 Jahren werden Katzen gezuchtet um durch Mausejagd Vorratsraume weitgehend von Kleinsaugetieren frei zu halten Klassische Beispiele fur die biologische Schadlingsbekampfung sind die Anbringung von Nistkasten zur Ansiedlung insektenfressender Vogel oder von Sitzstangen fur Greifvogel zur Dezimierung von Nagetieren Ackerbau oder Singvogeln Obstanbau Durch Fledermauskasten kann ein Bestand der dammerungs und nachtaktiven Flugsauger zur Dezimierung von Stechmucken beitragen aber auch einem Maikaferbefall entgegenwirken und Nachtschmetterlinge dezimieren deren Raupenstadien Frassschaden an Baumen hinterlassen Ein moderneres Beispiel ist die Bekampfung von im Boden lebenden Insektenlarven wie die des Gefurchten Dickmaulrusslers Otiorhynchus sulcatus oder des Gartenlaubkafers Phyllopertha horticola mit insektenpathogenen Nematoden der Gattung Heterorhabditis bacteriophora Die ausgebrachten Nematoden befallen die Schadlingslarven wonach ein mitgebrachtes Bakterium Xenorhabdus diese totet bzw fur die Nematoden als Nahrung aufbereitet Nematoden gelten als ungefahrlich fur Pflanzen und zeigen keine Auswirkungen auf Warmbluter Ihre Wirkung auf Nicht Zielorganismen Non targets ist aufgrund zu geringer Untersuchungen aber noch umstritten Eine weitere wichtige Gattung ware Unter anderem zur Bekampfung von Engerlingen des Mai Juni und Gartenlaubkafers konnen z B Pilze wie Beauveria und Metarhizium eingesetzt werden Solche Pilze wirken pathogen auf bestimmte Insekten Im Bio Anbau speziell im Bio Weinbau werden auch Marienkafer und ihre Larven gegen Blattlause eingesetzt Problematisch hieran ist dass hierzu weltweit der Asiatische Marienkafer Harmonia axyridis verwendet wurde welcher nun die einheimischen Arten in Europa und Nordamerika zu verdrangen droht Auch bestimmte Schlupfwespen z B der Gattung konnen gezielt gezuchtet und gegen einige fur den Menschen unerwunschte Insekten eingesetzt werden Ihr Einsatzgebiet liegt in der Vorratswirtschaft sowie in der Landwirtschaft beispielsweise gegen den Maiszunsler Ostrinia nubilalis Die Schlupfwespen konnen aber auch eingesetzt werden um eine von Nagekafern befallene Kirchenausstattung zu behandeln Einen solchen Einsatz fuhrte die Kirchengemeinde der Dorfkirche Melzow in der brandenburgischen Gemeinde Oberuckersee durch Zu eingesetzten Biologischen Schadlingsbekampfern gehoren auch Ohrwurmer zur Blattlausbekampfung besonders der Gemeine Ohrwurm Forficula auricularia der mittlerweile als ein Komplex nahe verwandter Arten angesehen wird Ein weiteres Beispiel fur biologische Schadlingsbekampfung in diesem Fall durch Pflanzeninhaltsstoffe ist die Biofumigation die sich in einigen Pflanzen enthaltenes Isothiocyanat Senfol zunutze macht um bodengebundene Krankheitserreger zu reduzieren Auf den Wiesen im Bereich von Flugplatzen werden zur Vermeidung von Vogelschwarmen oft Strategien der biologischen Schadlingsbekampfung angewendet Leistung von NutzlingenNutzlinge Nutzlingsleistung pro Tag Nutzlingsleistung bis zur VerpuppungRaubmilben 5 Spinnmilben 30 50 SpinnmilbenRaubwanzen 30 Spinnmilben 200 SpinnmilbenKugelkafer 30 Spinnmilben 250 SpinnmilbenMarienkafer 10 50 Blattlause 400 BlattlauseFlorfliege 30 50 Blattlause 200 500 BlattlauseSchwebfliege 10 40 Blattlause 150 600 Blattlause Aphelinus mali bis 90 Parasitierung im Herbst Prospaltella perniciosi 70 90 Parasitierung im Herbst200 1000 BlattlauseGefahrenBiologische Schadlingsbekampfung mit Unwissen kann immense okologische und wirtschaftliche Schaden anrichten Die Besiedelung des australischen Kontinents aber auch vieler anderer Regionen kann Zeugnis davon ablegen z B Kaninchen und Fuchsplage in Australien Ein bekanntes Beispiel ist die Einfuhrung der Aga Krote in Australien die sich ursprunglich zur Bekampfung eines Zuckerrohrschadlings vorgesehen selbst zu einer Plage entwickelte Okologisch bedenklich ist die biologische Schadlingsbekampfung immer wenn nicht fur das Biotop und die Region typische und dort fremde Organismen vom Menschen massenhaft eingebracht werden Siehe auchListe von NutzlingenDokumentarfilmArte Insekten Die besseren Schadlingsbekampfer Regie Claude Julie Parisot Frankreich 2016 53 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