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Als Bodenproduktivität englisch soil productivity soil fertility wird in der Land und Forstwirtschaft der Agrarökonomie

Bodenproduktivität

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Als Bodenproduktivität (englisch soil productivity, soil fertility) wird in der Land- und Forstwirtschaft, der Agrarökonomie und der Volkswirtschaftslehre die Produktivität des Produktionsfaktors Boden bezeichnet.

Allgemeines

Die Produktivität wird bei allen Produktionsfaktoren gemessen. Bei der Arbeit ist es die Arbeitsproduktivität, beim Kapital die Kapitalproduktivität. Das Zusammenwirken aller Produktionsfaktoren wird totale Faktorproduktivität genannt. Die Bodenproduktivität wird allgemein lediglich auf die Bodennutzung – also die ökonomisch genutzte Landfläche begrenzt, Brachland ist somit nicht Teil der Bodenproduktivität. Der für Verkehr, Wohnflächen und Gewerbeflächen genutzte Boden wird als Nutzungsfläche ebenfalls ausgeklammert, so dass einzig die Urproduktion (landwirtschaftliche Nutzfläche, Wirtschaftswald und Bergbau, nicht jedoch Fischerei) für die Messung der Bodenproduktivität herangezogen wird.

Geschichte

Die Physiokraten sprachen dem Boden die alleinige Produktivität zu, während Karl Marx die produktive Arbeit bevorzugte. Für den Physiokraten François Quesnay war 1757 die Bodenproduktivität in der Urproduktion die alleinige Quelle des allgemeinen Wohlstandes. Der Bodenertrag ist für ihn die wesentliche Einnahme (französisch revenue), welche die Landwirtschaft zum einzigen Produktionsfaktor macht.

Durch Beobachtung der landwirtschaftlichen Produktion gelangte Anne Robert Jacques Turgot 1767/1768 zu der Erkenntnis, dass, wenn man sonst alle Faktoren konstant hält (z. B. Größe der Ackerfläche, Menge des Saatguts und Düngers), mit zunehmendem Arbeitseinsatz zunächst mit steigenden, aber ab einem gewissen Punkt mit abnehmendem Ertragszuwachs zu rechnen ist. Dieses Bodenertragsgesetz geht mithin davon aus, dass die Bodenproduktivität linear abnimmt und der Bodenertrag sinkt. Johann Heinrich von Thünen Johann erkannte 1826, dass die Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzung zur Aufrechterhaltung der Bodenproduktivität einen größeren Einsatz von Dünger erfordere: „Der Boden wird im Verhältnis der Größe der Ernten erschöpft und bedarf in dem Maße, wie die Aussaugung größer wird auch einem größeren Düngersatz.“ Er verband die Intensivierung der Landwirtschaft mit der Erhöhung eines mit Kapitaleinsatz zusammenhängenden Arbeitseinsatzes. Thünen bestätigte 1842, „dass das Mehrerzeugnis nicht in geradem Verhältnis mit der Zahl der mehr angestellten Arbeiter steigt, sondern jeder später angestellte Arbeiter liefert ein geringeres Erzeugnis als der vorhergehende“. Das von Thomas Robert Malthus 1798 entwickelte Bevölkerungsgesetz ignorierte die Veränderbarkeit der Bodenproduktivität und kam zu der Schlussfolgerung, dass das weltweite Bevölkerungswachstum zu Hunger und Armut führe.

James Anderson of Hermiston ging 1801 davon aus, dass sich der Boden durch chemische Einflüsse und Bearbeitung immer weiter verbessere und die Bodenproduktivität bei weiser Bodenbewirtschaftung von Jahr zu Jahr zunehme.David Ricardo zufolge muss bei zunehmender Bodenproduktion und sinkender Bodenproduktivität der Anteil der Bodenrente an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung steigen und als Folge davon der Profitanteil an der Wertschöpfung sinken. Ricardo untersuchte 1817 die Besiedlung neuer Territorien und die Auswirkungen derselben auf Bodenproduktivität und Nahrungsmittelpreise.John Stuart Mills Ackerbaugesetz besagte, dass die Grenze der Bodenproduktivität erreicht ist, sobald kein weiterer technischer Fortschritt mehr stattfindet.

Im Jahre 1871 wurden in Deutschland lediglich 0,9 Tonnen Roggen pro Hektar geerntet, 1912 schon 1,57 Tonnen. 1871 zog man 5 Tonnen Kartoffeln aus dem Hektar, 1914 erntete man bereits 13,5 Tonnen vom Hektar. Im Jahre 2016 lagen die Ernteerträge bei 5,56 (Roggen) bzw. 45,4 (Kartoffeln). Im Jahre 2017 lag weltweit der Hektarertrag für Mais bei 5,6 Tonnen/Hektar, gefolgt von Reis (4,5), Weizen (3,4) und Gerste (3,0). Am gesamten Marktobst haben in Deutschland Äpfel mit 30,9 Tonnen/Hektar die höchste Ernteproduktivität, gefolgt von Birnen (22,4), Pflaumen/Zwetschgen (12,2), Erdbeeren (Freiland; 11,5) und Mirabellen/Renekloden (9,2).Werner Sombart ging 1960 davon aus, dass die Bodenproduktivität steigt, wenn mehr Agrarprodukte aus dem Boden erwirtschaftet werden können.

Im Jahre 1981 hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen einer „Welt-Boden-Charta“ zugestimmt, worin unter anderem die steigende Notwendigkeit der Nahrungsmittelproduktion, die Verbesserung und Erhaltung der Bodenproduktivität und der Schutz der Bodenressourcen Vorrang für eine optimale Landnutzung genießen.

Der Nobelpreisträger Theodore W. Schultz kritisierte 1986: „Die unterschiedliche Bodenproduktivität ist keine nützliche Variable. Sie erklärt nicht, warum die Bevölkerung in seit langem besiedelten Gebieten der Erde arm ist. Menschen in Indien waren jahrhundertelang arm, sowohl auf dem Dekkan-Plateau , wo die Produktivität der durch Regen bewässerten Böden gering ist, als auch auf den äußerst fruchtbaren Böden Südindiens…“. Als Maßstab für die Armut ist die Bodenproduktivität freilich nicht geschaffen.

Ermittlung

Die volkswirtschaftliche Kennzahl der Bodenproduktivität ist der auf die Nutzfläche bezogene Bodenertrag. Die Bodenproduktivität BP{\displaystyle BP} gibt das Verhältnis aus Bodenertrag BE{\displaystyle BE}.und der dafür erforderlichen Landfläche Lf{\displaystyle Lf}.wieder:

BP=BELf{\displaystyle BP={\frac {BE}{Lf}}}.

Als Berechnungseinheit dient die Landfläche von 1 Hektar. Werden auf einer Landfläche von 1 Hektar 3 Tonnen Weizen geerntet und auf einer anderen Fläche 4 Tonnen, so weist die letztere eine höhere Bodenproduktivtät auf:

BP=TonnenHektar{\displaystyle {\text{BP}}={\frac {\text{Tonnen}}{\text{Hektar}}}\,}.

Bodenproduktivität beinhaltet den reinen Bodenertrag ohne Berücksichtigung der investierten Arbeit und des investierten Kapitals. Dabei wird übersehen, dass faktorbezogene Produktivitäten stets das Zusammenwirken aller Produktionsfaktoren reflektieren: In der Arbeitsproduktivität steckt die Kapazität eingesetzter Maschinen, in der Kapitalproduktivität ist die Arbeitsleistung der Arbeitskräfte berücksichtigt. So kann beispielsweise ein Arbeiter mit einem Bagger mehr Erde bewegen als mit einer Schaufel; die Arbeitsproduktivität verbessert sich durch den Kapitaleinsatz, obwohl sich Umfang und Intensität des Arbeitseinsatzes nicht verändert haben.

Wirtschaftliche Aspekte

Einflussfaktoren der Bodenproduktivität

Der Boden ist der einzige, kaum beliebig vermehrbare Produktionsfaktor (Ausnahmen: Landgewinnung, Melioration, Rodung) und unterliegt deshalb einer natürlichen Knappheit.

Einflussfaktoren der Bodenproduktivität sind insbesondere Anbautechnik, Betriebsgröße (Kleinbauern, Großbetriebe), Bodendegradation, Cash Crops oder Food Crops, Düngung, Fruchtfolge (Sommerweizen, Winterweizen), Landnutzung, Größe der Nutzfläche, Pflanzenschutz, Saatgut, technischer Fortschritt, Umwelt oder Witterung (Dürre oder Überschwemmungen führen zu Ernteausfall). So ist beispielsweise die Anbautechnik auch von der Bodenart abhängig, so dass etwa Hackbau von Hackfrüchten im Hackbaugürtel stattfindet, Ackerbau durch Nutzpflanzenanbau mit Pflug oder moderner Landtechnik. Durch umfassende Meliorationsmaßnahmen kann die Bodenproduktivität erhöht werden. Das gilt auch für die extensive Landwirtschaft, die durch Nutzung von relativ großen Landflächen gekennzeichnet ist, und die intensive, deren Produktivität durch Bewässerung, mineralische Düngung, Rodung, Terrassenfeldbau und Trockenlegung verbessert werden kann. Eine geringe Bodenproduktivität ist für die extensive Landwirtschaft kennzeichnend und geht in der Regel mit einer hohen Arbeitsproduktivität einher. Deshalb ist in den trockenen Tropen infolge geringer natürlicher Bodenproduktivität die extensive Weidewirtschaft verbreitet. Höhere Bodenproduktivität kann durch Mineraldünger, Saatgut oder Herbizide/Pestizide/Fungizide erreicht werden. Die Fruchtfolge führt bei Dreifelderwirtschaft zu einer höheren Bodenproduktivität als bei der Zweifelderwirtschaft. Wasser- und Winderosion sind die Hauptursachen der Bodendegradation, wodurch die Bodenproduktivität abnimmt.

Bodenproduktivität und Arbeitsproduktivität

Eine hohe Bevölkerungsdichte im Verhältnis zur landwirtschaftlichen Nutzfläche zwingt zu hoher Bodenproduktivität, insbesondere wenn ein hoher Selbstversorgungsgrad durch Subsistenzwirtschaft erreicht werden soll. Falls Boden- und Arbeitsproduktivität gleichermaßen erhöht werden sollen, müssen die Kapitalkosten gering sein, so dass durch Mechanisierung die Arbeitsproduktivität und durch Intensivierung die Bodenproduktivität gesteigert werden kann. Wo die Bodenpreise hoch sind und die Arbeitskosten steigen, kann diesen Kostenstrukturen nur durch eine hohe Boden- und Arbeitsproduktivität entgegengewirkt werden, was jedoch mit sinkender Kapitalproduktivität erkauft werden muss. Der Körnerfruchtbau gewährleistet generell eine höhere Arbeitsproduktivität, der Hackfruchtbau eine höhere Bodenproduktivität. Unter den gleichen ökologischen Verhältnissen müssen deshalb dichtbesiedelte Staaten den Hackfruchtbau stärker bevorzugen als dünnbesiedelte.

Nutzungskonkurrenzen

Die produktive Bodennutzung kann zu Flächenkonkurrenzen führen. Da auch der Bergbau zwecks Gewinnung von Bodenschätzen und Rohstoffen zur Bodennutzung gehört, konkurriert er mit der Land- und Forstwirtschaft, die hier nicht (mehr) betrieben werden können. Konkurrenz besteht auch zwischen dem Agrarsektor und der Viehwirtschaft oder Forstwirtschaft und Landwirtschaft jeweils auf derselben Landfläche. Die Abholzung des tropischen Regenwaldes ist ein negatives Beispiel für die Erhöhung der Bodenproduktivität, denn hierbei wird der – unproduktive – Waldschutz aufgegeben zu Gunsten der Umwandlung in Nutzwald, Agrarwirtschaft oder Bergbau. Auf diese Weise wird durch Brandrodung das Fruchtbarkeitspotenzial des Regenwaldes in wenigen Jahren erschöpft. Auch die Umwidmung der für die Urproduktion genutzten Landflächen in andere Flächennutzungen wie Siedlung (Wohnungen und Gewerbe), Infrastruktur oder Tourismus beeinträchtigt die Bodenproduktivität.

International

Die nordamerikanische Produktionsmethode ist auf eine hohe Arbeitsproduktivität, die spezifisch westdeutsche auf eine hohe Bodenproduktivität gerichtet. Deshalb müssen deutsche Landwirte die Bodenflächen im Vergleich zu Personal und Landtechnik sparsamer einsetzen als die Farmer in den USA, um einen ausreichend hohen Grenzertrag des Bodens zu erwirtschaften. In bevölkerungsreichen Agrarstaaten wird der Boden zunehmend knapper, was zu einer starken Erhöhung der Bodenproduktivität führt.

Siehe auch

  • Bodenfruchtbarkeit

Einzelnachweise

  1. Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialkybernetik/Wissenschaftliche Jahrestagung (Hrsg.): Betriebswirtschaftliche Systemforschung und ökonomische Kybernetik, 1987, S. 124
  2. für Wohn- und Gewerbeflächen gibt es das Maß der baulichen Nutzung
  3. Hans R. G. Rück, Dienstleistungen in der ökonomischen Theorie, 2000, S. 96 f.
  4. Marguerite Kuczynski (Hrsg.): François Quesnay: Ökonomische Schriften, 1971, Band 1, S. 188.
  5. Bernd Schiemenz, Olaf Schönert: Entscheidung und Produktion, 2005, ISBN 3-486-57716-6, S. 106.
  6. Horst Siebert, Oliver Lorz: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, 2007, ISBN 3-17-019437-2, S. 72.
  7. Johann Heinrich von Thünen: Der isoli(e)rte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie, 1826, S. 32.
  8. Gottfried Eisermann/Wilhelm Roscher/Jürgen G. Backhaus: Wilhelm Roscher und seine "Geschichte der National-Ökonomik in Deutschland", 1992, S. 12.
  9. Johann Heinrich von Thünen: Der isoli[e]rte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie, Teil I, 1842, S. 416.
  10. Thomas Robert Malthus: An Essay on the Principle of Population, 1798/1924, S. 18
  11. James Anderson of Hermiston: Recreations in Agriculture, Natural History, and Miscellaneous Literature, 1801, S. 1 ff.
  12. Peter Sass/Harm Rehders: Die Untersuchung der Profitraten-Unterschiede zwischen den westdeutschen Industriebranchen nach dem 2. Weltkrieg, 1975, ISBN 978-3-16-336901-6, S. 1.
  13. David Ricardo: Principles of Political Economy and Taxation, 1817, S. 1 ff.
  14. Alfred Nüssing: Über die Bevölkerung, in: Kosmos, Band 2, 1885, S. 126.
  15. Die Volksschule, Band 37, Ausgaben 7–18, 1941, S. 188.
  16. Statista Das Statistik-Portal: Getreideertrag pro Hektar Anbaufläche der wichtigsten Getreidearten weltweit in den Jahren 1993/94 bis 2017/2018, abgerufen am 22. Februar 2018.
  17. Statistisches Bundesamt: BMEL (123), 2015.
  18. Werner Sombart: Allgemeine Nationalökonomie, 1960, S. 149.
  19. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung (Hrsg.): Welt im Wandel: Grundstruktur globaler Mensch-Umwelt-Beziehungen, 1993, S. 81.
  20. Theodore W. Schultz: Die Ökonomie der Armut, in: Theodore W. Schultz (Hrsg.): In Menschen investieren: Die Ökonomie der Bevölkerungsqualität, 1986, S. 1 ff.
  21. Theodore W. Schultz: Ökonomie der Armut, in: Horst Klaus Recktenwald, Karl-Dieter Grüske (Hrsg.): Die Nobelpreisträger der ökonomischen Wissenschaft 1969-1988, Band II, 1986, ISBN 978-3-87881-047-6, S. 661.
  22. Verlag der Sozialistischen Monatshefte (Hrsg.): Sozialistische Monatshefte, Band 1, 1919, S. 25.
  23. BWL-Lexikon.de, Bodenproduktivität, abgerufen am 16. Mai 2021.
  24. Justus Liebig-Universität Gießen, Geographisches Seminar (Hrsg.): Gießener geographische Schriften, Ausgaben 37–40, 1976, S. 50.
  25. Gottfried Bombach: Probleme der Produktivitätsmessung, in: Konjunkturpolitik, 1959, S. 322.
  26. Horst Penzkofer, Heinz Schmalholz, Lothar Scholz: Innovation, Wachstum und Beschäftigung, 1989, ISBN 978-3-11-011987-9, S. 100.
  27. Eduard Hahn: Die Entstehung der Pflugkultur. Eine Erwiderung, in: Zeitschrift für Ethnologie 48/6, 1916, S 341 Anm. 1.
  28. Walter Wittmann: Der unbewältigte Wohlstand, 1972, S. 47.
  29. Benedikt Bilgeri, Franz Vögel: Landstände und Landtag in Vorarlberg, 1961, S. 32.
  30. Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (Hrsg.): Zeitschrift für ausländische Landwirtschaft, Band 5, 1966, S. 71.
  31. Ernst Langthaler: Schlachtfelder, 2016, S. 376.
  32. Bernd Andreae: Agrarsysteme, in: Willi Albers (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, Band 1, 1977, S. 158 f.
  33. Bernd Andreae: Agrarsysteme, in: Willi Albers (Hrsg.): Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, Band 1, 1977, S. 158 f.
  34. Bernd Andreae: Agrargeographie, 1977, S. 280.
  35. Bernd Andreae: Agrargeographie, 1977, S. 114.
  36. Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (Hrsg.): Zeitschrift für ausländische Landwirtschaft, Band 5, 1966, S. 71.
  37. Bernd Andreae: Allgemeine Agrargeographie, 1985, S. 50.
  38. Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (Hrsg.): Zeitschrift für ausländische Landwirtschaft, Band 5, 1966, S. 70.

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 25 Jun 2025 / 20:09

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Als Bodenproduktivitat englisch soil productivity soil fertility wird in der Land und Forstwirtschaft der Agrarokonomie und der Volkswirtschaftslehre die Produktivitat des Produktionsfaktors Boden bezeichnet AllgemeinesDie Produktivitat wird bei allen Produktionsfaktoren gemessen Bei der Arbeit ist es die Arbeitsproduktivitat beim Kapital die Kapitalproduktivitat Das Zusammenwirken aller Produktionsfaktoren wird totale Faktorproduktivitat genannt Die Bodenproduktivitat wird allgemein lediglich auf die Bodennutzung also die okonomisch genutzte Landflache begrenzt Brachland ist somit nicht Teil der Bodenproduktivitat Der fur Verkehr Wohnflachen und Gewerbeflachen genutzte Boden wird als Nutzungsflache ebenfalls ausgeklammert so dass einzig die Urproduktion landwirtschaftliche Nutzflache Wirtschaftswald und Bergbau nicht jedoch Fischerei fur die Messung der Bodenproduktivitat herangezogen wird GeschichteDie Physiokraten sprachen dem Boden die alleinige Produktivitat zu wahrend Karl Marx die produktive Arbeit bevorzugte Fur den Physiokraten Francois Quesnay war 1757 die Bodenproduktivitat in der Urproduktion die alleinige Quelle des allgemeinen Wohlstandes Der Bodenertrag ist fur ihn die wesentliche Einnahme franzosisch revenue welche die Landwirtschaft zum einzigen Produktionsfaktor macht Durch Beobachtung der landwirtschaftlichen Produktion gelangte Anne Robert Jacques Turgot 1767 1768 zu der Erkenntnis dass wenn man sonst alle Faktoren konstant halt z B Grosse der Ackerflache Menge des Saatguts und Dungers mit zunehmendem Arbeitseinsatz zunachst mit steigenden aber ab einem gewissen Punkt mit abnehmendem Ertragszuwachs zu rechnen ist Dieses Bodenertragsgesetz geht mithin davon aus dass die Bodenproduktivitat linear abnimmt und der Bodenertrag sinkt Johann Heinrich von Thunen Johann erkannte 1826 dass die Intensivierung landwirtschaftlicher Nutzung zur Aufrechterhaltung der Bodenproduktivitat einen grosseren Einsatz von Dunger erfordere Der Boden wird im Verhaltnis der Grosse der Ernten erschopft und bedarf in dem Masse wie die Aussaugung grosser wird auch einem grosseren Dungersatz Er verband die Intensivierung der Landwirtschaft mit der Erhohung eines mit Kapitaleinsatz zusammenhangenden Arbeitseinsatzes Thunen bestatigte 1842 dass das Mehrerzeugnis nicht in geradem Verhaltnis mit der Zahl der mehr angestellten Arbeiter steigt sondern jeder spater angestellte Arbeiter liefert ein geringeres Erzeugnis als der vorhergehende Das von Thomas Robert Malthus 1798 entwickelte Bevolkerungsgesetz ignorierte die Veranderbarkeit der Bodenproduktivitat und kam zu der Schlussfolgerung dass das weltweite Bevolkerungswachstum zu Hunger und Armut fuhre James Anderson of Hermiston ging 1801 davon aus dass sich der Boden durch chemische Einflusse und Bearbeitung immer weiter verbessere und die Bodenproduktivitat bei weiser Bodenbewirtschaftung von Jahr zu Jahr zunehme David Ricardo zufolge muss bei zunehmender Bodenproduktion und sinkender Bodenproduktivitat der Anteil der Bodenrente an der volkswirtschaftlichen Wertschopfung steigen und als Folge davon der Profitanteil an der Wertschopfung sinken Ricardo untersuchte 1817 die Besiedlung neuer Territorien und die Auswirkungen derselben auf Bodenproduktivitat und Nahrungsmittelpreise John Stuart Mills Ackerbaugesetz besagte dass die Grenze der Bodenproduktivitat erreicht ist sobald kein weiterer technischer Fortschritt mehr stattfindet Im Jahre 1871 wurden in Deutschland lediglich 0 9 Tonnen Roggen pro Hektar geerntet 1912 schon 1 57 Tonnen 1871 zog man 5 Tonnen Kartoffeln aus dem Hektar 1914 erntete man bereits 13 5 Tonnen vom Hektar Im Jahre 2016 lagen die Ernteertrage bei 5 56 Roggen bzw 45 4 Kartoffeln Im Jahre 2017 lag weltweit der Hektarertrag fur Mais bei 5 6 Tonnen Hektar gefolgt von Reis 4 5 Weizen 3 4 und Gerste 3 0 Am gesamten Marktobst haben in Deutschland Apfel mit 30 9 Tonnen Hektar die hochste Ernteproduktivitat gefolgt von Birnen 22 4 Pflaumen Zwetschgen 12 2 Erdbeeren Freiland 11 5 und Mirabellen Renekloden 9 2 Werner Sombart ging 1960 davon aus dass die Bodenproduktivitat steigt wenn mehr Agrarprodukte aus dem Boden erwirtschaftet werden konnen Im Jahre 1981 hat die Ernahrungs und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen einer Welt Boden Charta zugestimmt worin unter anderem die steigende Notwendigkeit der Nahrungsmittelproduktion die Verbesserung und Erhaltung der Bodenproduktivitat und der Schutz der Bodenressourcen Vorrang fur eine optimale Landnutzung geniessen Der Nobelpreistrager Theodore W Schultz kritisierte 1986 Die unterschiedliche Bodenproduktivitat ist keine nutzliche Variable Sie erklart nicht warum die Bevolkerung in seit langem besiedelten Gebieten der Erde arm ist Menschen in Indien waren jahrhundertelang arm sowohl auf dem Dekkan Plateau wo die Produktivitat der durch Regen bewasserten Boden gering ist als auch auf den ausserst fruchtbaren Boden Sudindiens Als Massstab fur die Armut ist die Bodenproduktivitat freilich nicht geschaffen ErmittlungDie volkswirtschaftliche Kennzahl der Bodenproduktivitat ist der auf die Nutzflache bezogene Bodenertrag Die Bodenproduktivitat BP displaystyle BP gibt das Verhaltnis aus Bodenertrag BE displaystyle BE und der dafur erforderlichen Landflache Lf displaystyle Lf wieder BP BELf displaystyle BP frac BE Lf Als Berechnungseinheit dient die Landflache von 1 Hektar Werden auf einer Landflache von 1 Hektar 3 Tonnen Weizen geerntet und auf einer anderen Flache 4 Tonnen so weist die letztere eine hohere Bodenproduktivtat auf BP TonnenHektar displaystyle text BP frac text Tonnen text Hektar Bodenproduktivitat beinhaltet den reinen Bodenertrag ohne Berucksichtigung der investierten Arbeit und des investierten Kapitals Dabei wird ubersehen dass faktorbezogene Produktivitaten stets das Zusammenwirken aller Produktionsfaktoren reflektieren In der Arbeitsproduktivitat steckt die Kapazitat eingesetzter Maschinen in der Kapitalproduktivitat ist die Arbeitsleistung der Arbeitskrafte berucksichtigt So kann beispielsweise ein Arbeiter mit einem Bagger mehr Erde bewegen als mit einer Schaufel die Arbeitsproduktivitat verbessert sich durch den Kapitaleinsatz obwohl sich Umfang und Intensitat des Arbeitseinsatzes nicht verandert haben Wirtschaftliche AspekteEinflussfaktoren der Bodenproduktivitat Der Boden ist der einzige kaum beliebig vermehrbare Produktionsfaktor Ausnahmen Landgewinnung Melioration Rodung und unterliegt deshalb einer naturlichen Knappheit Einflussfaktoren der Bodenproduktivitat sind insbesondere Anbautechnik Betriebsgrosse Kleinbauern Grossbetriebe Bodendegradation Cash Crops oder Food Crops Dungung Fruchtfolge Sommerweizen Winterweizen Landnutzung Grosse der Nutzflache Pflanzenschutz Saatgut technischer Fortschritt Umwelt oder Witterung Durre oder Uberschwemmungen fuhren zu Ernteausfall So ist beispielsweise die Anbautechnik auch von der Bodenart abhangig so dass etwa Hackbau von Hackfruchten im Hackbaugurtel stattfindet Ackerbau durch Nutzpflanzenanbau mit Pflug oder moderner Landtechnik Durch umfassende Meliorationsmassnahmen kann die Bodenproduktivitat erhoht werden Das gilt auch fur die extensive Landwirtschaft die durch Nutzung von relativ grossen Landflachen gekennzeichnet ist und die intensive deren Produktivitat durch Bewasserung mineralische Dungung Rodung Terrassenfeldbau und Trockenlegung verbessert werden kann Eine geringe Bodenproduktivitat ist fur die extensive Landwirtschaft kennzeichnend und geht in der Regel mit einer hohen Arbeitsproduktivitat einher Deshalb ist in den trockenen Tropen infolge geringer naturlicher Bodenproduktivitat die extensive Weidewirtschaft verbreitet Hohere Bodenproduktivitat kann durch Mineraldunger Saatgut oder Herbizide Pestizide Fungizide erreicht werden Die Fruchtfolge fuhrt bei Dreifelderwirtschaft zu einer hoheren Bodenproduktivitat als bei der Zweifelderwirtschaft Wasser und Winderosion sind die Hauptursachen der Bodendegradation wodurch die Bodenproduktivitat abnimmt Bodenproduktivitat und Arbeitsproduktivitat Eine hohe Bevolkerungsdichte im Verhaltnis zur landwirtschaftlichen Nutzflache zwingt zu hoher Bodenproduktivitat insbesondere wenn ein hoher Selbstversorgungsgrad durch Subsistenzwirtschaft erreicht werden soll Falls Boden und Arbeitsproduktivitat gleichermassen erhoht werden sollen mussen die Kapitalkosten gering sein so dass durch Mechanisierung die Arbeitsproduktivitat und durch Intensivierung die Bodenproduktivitat gesteigert werden kann Wo die Bodenpreise hoch sind und die Arbeitskosten steigen kann diesen Kostenstrukturen nur durch eine hohe Boden und Arbeitsproduktivitat entgegengewirkt werden was jedoch mit sinkender Kapitalproduktivitat erkauft werden muss Der Kornerfruchtbau gewahrleistet generell eine hohere Arbeitsproduktivitat der Hackfruchtbau eine hohere Bodenproduktivitat Unter den gleichen okologischen Verhaltnissen mussen deshalb dichtbesiedelte Staaten den Hackfruchtbau starker bevorzugen als dunnbesiedelte Nutzungskonkurrenzen Die produktive Bodennutzung kann zu Flachenkonkurrenzen fuhren Da auch der Bergbau zwecks Gewinnung von Bodenschatzen und Rohstoffen zur Bodennutzung gehort konkurriert er mit der Land und Forstwirtschaft die hier nicht mehr betrieben werden konnen Konkurrenz besteht auch zwischen dem Agrarsektor und der Viehwirtschaft oder Forstwirtschaft und Landwirtschaft jeweils auf derselben Landflache Die Abholzung des tropischen Regenwaldes ist ein negatives Beispiel fur die Erhohung der Bodenproduktivitat denn hierbei wird der unproduktive Waldschutz aufgegeben zu Gunsten der Umwandlung in Nutzwald Agrarwirtschaft oder Bergbau Auf diese Weise wird durch Brandrodung das Fruchtbarkeitspotenzial des Regenwaldes in wenigen Jahren erschopft Auch die Umwidmung der fur die Urproduktion genutzten Landflachen in andere Flachennutzungen wie Siedlung Wohnungen und Gewerbe Infrastruktur oder Tourismus beeintrachtigt die Bodenproduktivitat InternationalDie nordamerikanische Produktionsmethode ist auf eine hohe Arbeitsproduktivitat die spezifisch westdeutsche auf eine hohe Bodenproduktivitat gerichtet Deshalb mussen deutsche Landwirte die Bodenflachen im Vergleich zu Personal und Landtechnik sparsamer einsetzen als die Farmer in den USA um einen ausreichend hohen Grenzertrag des Bodens zu erwirtschaften In bevolkerungsreichen Agrarstaaten wird der Boden zunehmend knapper was zu einer starken Erhohung der Bodenproduktivitat fuhrt Siehe auchBodenfruchtbarkeitEinzelnachweiseGesellschaft fur Wirtschafts und Sozialkybernetik Wissenschaftliche Jahrestagung Hrsg Betriebswirtschaftliche Systemforschung und okonomische Kybernetik 1987 S 124 fur Wohn und Gewerbeflachen gibt es das Mass der baulichen Nutzung Hans R G Ruck Dienstleistungen in der okonomischen Theorie 2000 S 96 f Marguerite Kuczynski Hrsg Francois Quesnay Okonomische Schriften 1971 Band 1 S 188 Bernd Schiemenz Olaf Schonert Entscheidung und Produktion 2005 ISBN 3 486 57716 6 S 106 Horst Siebert Oliver Lorz Einfuhrung in die Volkswirtschaftslehre 2007 ISBN 3 17 019437 2 S 72 Johann Heinrich von Thunen Der isoli e rte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalokonomie 1826 S 32 Gottfried Eisermann Wilhelm Roscher Jurgen G Backhaus Wilhelm Roscher und seine Geschichte der National Okonomik in Deutschland 1992 S 12 Johann Heinrich von Thunen Der isoli e rte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalokonomie Teil I 1842 S 416 Thomas Robert Malthus An Essay on the Principle of Population 1798 1924 S 18 James Anderson of Hermiston Recreations in Agriculture Natural History and Miscellaneous Literature 1801 S 1 ff Peter Sass Harm Rehders Die Untersuchung der Profitraten Unterschiede zwischen den westdeutschen Industriebranchen nach dem 2 Weltkrieg 1975 ISBN 978 3 16 336901 6 S 1 David Ricardo Principles of Political Economy and Taxation 1817 S 1 ff Alfred Nussing Uber die Bevolkerung in Kosmos Band 2 1885 S 126 Die Volksschule Band 37 Ausgaben 7 18 1941 S 188 Statista Das Statistik Portal Getreideertrag pro Hektar Anbauflache der wichtigsten Getreidearten weltweit in den Jahren 1993 94 bis 2017 2018 abgerufen am 22 Februar 2018 Statistisches Bundesamt BMEL 123 2015 Werner Sombart Allgemeine Nationalokonomie 1960 S 149 Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Hrsg Welt im Wandel Grundstruktur globaler Mensch Umwelt Beziehungen 1993 S 81 Theodore W Schultz Die Okonomie der Armut in Theodore W Schultz Hrsg In Menschen investieren Die Okonomie der Bevolkerungsqualitat 1986 S 1 ff Theodore W Schultz Okonomie der Armut in Horst Klaus Recktenwald Karl Dieter Gruske Hrsg Die Nobelpreistrager der okonomischen Wissenschaft 1969 1988 Band II 1986 ISBN 978 3 87881 047 6 S 661 Verlag der Sozialistischen Monatshefte Hrsg Sozialistische Monatshefte Band 1 1919 S 25 BWL Lexikon de Bodenproduktivitat abgerufen am 16 Mai 2021 Justus Liebig Universitat Giessen Geographisches Seminar Hrsg Giessener geographische Schriften Ausgaben 37 40 1976 S 50 Gottfried Bombach Probleme der Produktivitatsmessung in Konjunkturpolitik 1959 S 322 Horst Penzkofer Heinz Schmalholz Lothar Scholz Innovation Wachstum und Beschaftigung 1989 ISBN 978 3 11 011987 9 S 100 Eduard Hahn Die Entstehung der Pflugkultur Eine Erwiderung in Zeitschrift fur Ethnologie 48 6 1916 S 341 Anm 1 Walter Wittmann Der unbewaltigte Wohlstand 1972 S 47 Benedikt Bilgeri Franz Vogel Landstande und Landtag in Vorarlberg 1961 S 32 Deutsche Landwirtschafts Gesellschaft Hrsg Zeitschrift fur auslandische Landwirtschaft Band 5 1966 S 71 Ernst Langthaler Schlachtfelder 2016 S 376 Bernd Andreae Agrarsysteme in Willi Albers Hrsg Handworterbuch der Wirtschaftswissenschaft Band 1 1977 S 158 f Bernd Andreae Agrarsysteme in Willi Albers Hrsg Handworterbuch der Wirtschaftswissenschaft Band 1 1977 S 158 f Bernd Andreae Agrargeographie 1977 S 280 Bernd Andreae Agrargeographie 1977 S 114 Deutsche Landwirtschafts Gesellschaft Hrsg Zeitschrift fur auslandische Landwirtschaft Band 5 1966 S 71 Bernd Andreae Allgemeine Agrargeographie 1985 S 50 Deutsche Landwirtschafts Gesellschaft Hrsg Zeitschrift fur auslandische Landwirtschaft Band 5 1966 S 70

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