Friedrich Fritz Hasenöhrl 30 November 1874 in Wien 7 Oktober 1915 in Vielgereuth Welschtirol war ein österreichischer Ph
Friedrich Hasenöhrl

Friedrich (Fritz) Hasenöhrl (* 30. November 1874 in Wien; † 7. Oktober 1915 in Vielgereuth, Welschtirol) war ein österreichischer Physiker.
Leben und Werk
Friedrich Hasenöhrl wurde als zweites Kind von Viktor Hasenöhrl (Regierungsrat, Hof- und Gerichtsadvokat) und Gabriele, geborene Freiin von Pidoll zu Quintenbach, in Wien geboren. Er besuchte die Theresianische Akademie und bestand die Matura mit Auszeichnung. Schon in seiner Schulzeit trat er durch kleinere Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Mathematik in Erscheinung. 1892 begann er das Studium der Mathematik und Physik und arbeitete an der Universität Wien u. a. bei Franz Serafin Exner, Josef Stefan und Ludwig Boltzmann. Bereits während des zweiten Studienjahres veröffentlichte er die mathematische Arbeit „Über das quadratische Reziprozitätsgesetz“. 1894 unterbrach er sein Studium für eine einjährige freiwillige Militärzeit, während der er Hugo von Hofmannsthal kennenlernte. 1896 promovierte er bei Franz-Serafin Exner Über den Temperaturkoeffizienten der Dielektrizitätskonstante in Flüssigkeiten und die Mosotti-Clausius'sche Formel.
Danach wendete sich Hasenöhrl stärker der theoretischen Physik zu, wurde 1897 zum Doktor der Philosophie promoviert und 1899 mit einer Arbeit über Potentialtheorie habilitiert. Ein Auslandsaufenthalt führte ihn zu Heike Kamerlingh Onnes an die Universität Leiden – Boltzmann hatte ihn Kamerlingh-Onnes auf Anfrage als Assistenten empfohlen. Im März 1899 heiratete er Ella Brückner und erhielt noch im selben Jahr die venia legendi an der Universität Wien. Schnell erwarb er sich den Ruf, ausgezeichnete Vorlesungen zu halten. Zu seinen Schülern gehörten u. a. Paul Ehrenfest und Erwin Schrödinger. 1905 wurde Friedrich Hasenöhrl mit dem Haitinger-Preis der Akademie der Wissenschaften in Wien ausgezeichnet.
1906 wurde Hasenöhrl außerordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Wien. Als noch im selben Jahr Ludwig Boltzmann starb, wurde Hasenöhrl, der nach Wilhelm Wien und Max Planck als dritter auf der Berufungsliste stand, dessen Nachfolger als Ordinarius für Theoretische Physik. Er war Teilnehmer der ersten beiden Solvay-Konferenzen 1911 und 1913.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich Hasenöhrl, mittlerweile vierzigjährig, freiwillig zum Kriegsdienst. Nach einer Verwundung an der Schulter im Juli 1915 erhielt er das Militär-Verdienstkreuz 3. Klasse. Als Oberleutnant der Reserve und Bataillonskommandant im 14. Infanterie-Regiment wurde er am 7. Oktober in Vielgereuth (Folgaria) bei Trient durch einen Granatsplitter tödlich am Kopf getroffen, während er die Attacke seines Bataillons anführte. Sein früher Tod im Alter von nur 41 Jahren erregte in breiten Kreisen Aufmerksamkeit – er galt als die große Hoffnung der Theoretischen Physik in Österreich. Der Kaiser persönlich schickte der Witwe ein Kondolenztelegramm. Seine Gebeine ruhen heute auf dem Friedhof von Altmünster bei Gmunden. 1956 wurde die Hasenöhrlstraße in Wien-Favoriten nach ihm benannt.
Die Hohlraumstrahlung
Ab 1880 wurde von Physikern wie Joseph John Thomson (1881), George Frederick Charles Searle (1897), Wilhelm Wien (1900), Henri Poincaré (1900), Max Abraham (1902), und Hendrik Antoon Lorentz (1904) der Begriff „elektromagnetische Masse“ benutzt. Diese drückte aus, dass die elektromagnetische Energie einen Impuls besitzt und zur Masse eines Körpers beiträgt. Als Formel für diesen Zusammenhang ergab sich (in moderner Notation):
Im Juli 1904 erschien (nach Vorarbeiten in den Wiener Sitzungsberichten im selben Jahr) in den Annalen der Physik Hasenöhrls Arbeit Zur Theorie der Strahlung in bewegten Körpern. Darin entwickelt er aus dem Strahlungsdruck elektromagnetischer Wellen die Formel
Dabei ist m die „scheinbare Masse der Hohlraumstrahlung“, der „Betrag der im ruhenden Hohlraum enthaltenen Strahlungsenergie“ und c die Lichtgeschwindigkeit. Die Formel drückt aus, dass ein von Strahlung erfüllter Hohlkörper durch die Strahlung eine zusätzliche, „scheinbare Masse“ besitzt. Hasenöhrl folgerte darüber hinaus, dass dieser Zusammenhang für jede Form von Wärmestrahlung und somit für jeden Körper, dessen Temperatur größer als 0 K ist, gültig ist. 1905 wurde Hasenöhrl allerdings von Max Abraham auf einen Fehler aufmerksam gemacht, wodurch er die Formel korrigieren musste auf:
Diese Formel entspricht der, welche bereits früher für die elektromagnetische Masse bekannt war. Hasenöhrls Ergänzung zu diesen vorhergehenden Leistungen bestand darin, dass er diesen Zusammenhang u. a. auf die Hohlraumstrahlung anwandte und mit thermodynamischen Überlegungen in Verbindung brachte. Für diese Leistung erhielt er, auf Vorschlag von Ludwig Boltzmann, den Haitinger-Preis der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und wurde 1906, trotz seiner Jugend, Nachfolger Boltzmanns als Ordinarius. Unter Bezug auf Hasenöhrl wurde die Hohlraumstrahlung später auch von Kurd von Mosengeil (1906) und, dem letzteren folgend, in sehr allgemeiner Weise im Rahmen der Relativitätstheorie von Max Planck (1907) benutzt.
In weiteren Arbeiten (1907, 1908) baute Hasenöhrl seine Theorie weiter aus und merkte an, dass die Ergebnisse seiner neuen Theorie mit denen von Mosengeil und Planck übereinstimmten. Dabei beklagte er allerdings, dass seine 1904-Ergebnisse von Planck (1907) überhaupt nicht erwähnt worden waren. Allerdings wurde Hasenöhrls neue Arbeit von 1907 nun auch von Planck (1908) anerkannt, indem er wie Hasenöhrl anmerkte, dass deren Ergebnisse trotz unterschiedlicher Methoden mit denen aus der Relativitätstheorie gefolgerten übereinstimmten.
Max Planck und Wolfgang Pauli schrieben:
„Darauf, daß die Hohlraumstrahlung Trägheit besitzt, hat zuerst F. Hasenöhrl aufmerksam gemacht.“
„Die Strahlung im bewegten Hohlraum. Dieser Fall hat ein historisches Interesse, da er allein auf Grund der Elektrodynamik, auch ohne Relativitätstheorie, behandelt werden kann. Man kommt dann notwendig dazu, der bewegten Strahlungsenergie Impuls, also auch träge Masse zuzuschreiben. Es ist interessant, daß dieses Resultat schon vor Aufstellung der Relativitätstheorie von Hasenöhrl gefunden wurde. Seine Schlüsse waren allerdings in einigen Punkten verbesserungsbedürftig. Eine vollständige Lösung des Problems gab zuerst K. v. Mosengeil.“
4/3-Faktor
Es gibt unterschiedliche Erklärungen für den 4/3-Faktor in Hasenöhrls Formel. Beispielsweise nahmen Enrico Fermi und andere an, dass dies analog zum selben Faktor für die elektromagnetische Masse zu sehen sei. D. h. man muss nicht nur die Energie der Strahlung selbst, sondern auch die elastischen Spannungen in der Hülle des Hohlkörpers berücksichtigen. Beides zusammen ergibt dann eine Massenzunahme gemäß der relativistischen Formel .
Darüber hinaus meinen Stephen Boughn und Tony Rothman (2011) und Boughn (2012), dass Hasenöhrl mit den Mitteln der damaligen Zeit, d. h. ohne die relativistischen Transformationsformeln, die kinetische Energie nicht korrekt berechnen konnte. Vor allem habe er übersehen, dass die Strahlungsquellen während der Strahlung an Masse verlieren, was ironischerweise einer Energie-Masse-Beziehung entspricht, die Hasenöhrls Arbeit eigentlich hätte demonstrieren sollen. Trotzdem verdiene Hasenöhrl für die grundlegende Erkenntnis, dass elektromagnetische Energie zu Masse strahlender Körper beiträgt, Anerkennung.
Hasenöhrl und Einstein
Die Formeln zur elektromagnetischen Masse (wie auch die von Hasenöhrl vom Juli 1904) ähneln sehr der Formel
die Albert Einstein einige Ausgaben später, im September 1905 (s. Annus mirabilis) in derselben Zeitschrift in seiner Arbeit Zur Elektrodynamik bewegter Körper veröffentlichte. Die Ähnlichkeit beider Formeln wurde noch bis in die 1930er Jahre von Gegnern der Einsteinschen Relativitätstheorie(n), insbesondere von den Vertretern der nationalsozialistischen Deutschen Physik – u. a. von Philipp Lenard – benutzt, um ihre Kritik zu fundieren oder zumindest Einstein die Originalität streitig zu machen.
So behauptete Lenard in einer Arbeit von 1921 (wo er übrigens auch die Priorität von Johann Georg von Soldner und Paul Gerber behauptete), dass es Hasenöhrls und die darauf folgenden Untersuchungen gewesen wären, welche die „Trägheit der Energie“ (also eine Kombination aus Äquivalenz von schwerer und träger Masse und der Äquivalenz von Masse und Energie) erwiesen hätten.Max von Laue (1921) antwortete darauf, dass die Trägheit der elektromagnetischen Energie insbesondere durch Poincaré (1900) und Abraham (1902) durch Einführung des elektromagnetischen Impulses erwiesen worden war, während Hasenöhrl diese Erkenntnisse im Grunde nur auf die Hohlraumstrahlung angewandt hätte. Einsteins Begriff der Trägheit der Energie hingegen ist sehr viel weitergehend, da er nicht nur für die elektromagnetische Energie wie bei den anderen Autoren, sondern für jede mögliche Form der Energie gültig ist.
Siehe auch
- Geschichte der speziellen Relativitätstheorie
- Lorentzsche Äthertheorie#Masse, Energie und Geschwindigkeit
- Äquivalenz von Masse und Energie#Geschichte
Veröffentlichungen
- Hasenöhrls Arbeit zur Hohlraumstrahlung
- Zur Theorie der Strahlung bewegter Körper. (Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien. 113 IIa, 1039, 1904)
- Zur Theorie der Strahlung in bewegten Körpern. (Annalen der Physik 15, 344–370, 1904)
- Zur Theorie der Strahlung in bewegten Körpern. Berichtigung (Annalen der Physik 16, 589–592, 1905).
- Zur Thermodynamik bewegter Systeme (Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien. 116 IIa (9): 1391–1405, 1907)
- Zur Thermodynamik bewegter Systeme (Fortsetzung) (Sitzungsberichte der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Wien. 117 IIa (2): 207–215, 1908).
Einzelnachweise
- Miller, Arthur I.: Albert Einstein’s special theory of relativity. Emergence (1905) and early interpretation (1905–1911). Addison-Wesley, Reading 1981, ISBN 0-201-04679-2 (englisch).
- Mosengeil, Kurd von: Theorie der stationären Strahlung in einem gleichförmich bewegten Hohlraum. In: Annalen der Physik. 327. Jahrgang, Nr. 5, 1907, S. 867–904.
- Planck, Max: Zur Dynamik bewegter Systeme. In: Sitzungsberichte der Königlich-Preussischen Akademie der Wissenschaften, Berlin. Erster Halbband. Jahrgang, Nr. 29, 1907, S. 542–570.
- Planck, Max: Bemerkungen zum Prinzip der Aktion und Reaktion in der allgemeinen Dynamik. In: Physikalische Zeitschrift. 9. Jahrgang, Nr. 23, 1908, S. 828–830.
- Planck, Max: Acht Vorlesungen über theoretische Physik, gehalten an der Columbia University in the City of New York. S. Hirzel, Leipzig 1910.
- Pauli, Wolfgang: Encyclopädie der mathematischen Wissenschaften. Band 5.2, 1921, Die Relativitätstheorie, S. 539–776 (archive.org).
- Fermi, E.: Sulla massa della radiazione in uno spazio vuoto. In: Rendiconti Lincei. 32. Jahrgang, 1923, S. 162–164 (italienisch).
- Mathpages: Another Derivation of Mass-Energy Equivalence. Abgerufen im Jahr 2011 (englisch).
- Stephen Boughn, Tony Rothman: Hasenöhrl and the Equivalence of Mass and Energy. In: Cornell University. 2011, arxiv:1108.2250.
- Stephen Boughn: Fritz Hasenöhrl and E = mc2. In: European Physical Journal H. 2013, doi:10.1140/epjh/e2012-30061-5, arxiv:1303.7162.
- Lenard, P.: Vorbemerkung Lenards zu Soldners: Über die Ablenkung eines Lichtstrahls von seiner geradlinigen Bewegung durch die Attraktion eines Weltkörpers, an welchem er nahe vorbeigeht;. In: Annalen der Physik. 65. Jahrgang, 1921, S. 593–604, doi:10.1002/andp.19213701503.
- Laue, M.v.: Erwiderung auf Hrn. Lenards Vorbemerkungen zur Soldnerschen Arbeit von 1801. In: Annalen der Physik. 66. Jahrgang, 1921, S. 283–284, doi:10.1002/andp.19213712005.
Literatur
- Walter Moore: A life of Schrödinger. Cambridge 1994, S. 33, 71 f.
- Armin Hermann: Hasenöhrl, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 34 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Hasenöhrl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Österreichische Zentralbibliothek für Physik
- Eintrag zu Friedrich Hasenöhrl im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Porträt über Fritz Hasenöhrl (Ö1-Radiosendung) im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hasenöhrl, Friedrich |
ALTERNATIVNAMEN | Hasenöhrl, Fritz |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Physiker |
GEBURTSDATUM | 30. November 1874 |
GEBURTSORT | Wien |
STERBEDATUM | 7. Oktober 1915 |
STERBEORT | Vielgereuth (Folgaria), Südtirol |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Friedrich Fritz Hasenohrl 30 November 1874 in Wien 7 Oktober 1915 in Vielgereuth Welschtirol war ein osterreichischer Physiker Friedrich HasenohrlLeben und WerkFriedrich Hasenohrl wurde als zweites Kind von Viktor Hasenohrl Regierungsrat Hof und Gerichtsadvokat und Gabriele geborene Freiin von Pidoll zu Quintenbach in Wien geboren Er besuchte die Theresianische Akademie und bestand die Matura mit Auszeichnung Schon in seiner Schulzeit trat er durch kleinere Veroffentlichungen auf dem Gebiet der Mathematik in Erscheinung 1892 begann er das Studium der Mathematik und Physik und arbeitete an der Universitat Wien u a bei Franz Serafin Exner Josef Stefan und Ludwig Boltzmann Bereits wahrend des zweiten Studienjahres veroffentlichte er die mathematische Arbeit Uber das quadratische Reziprozitatsgesetz 1894 unterbrach er sein Studium fur eine einjahrige freiwillige Militarzeit wahrend der er Hugo von Hofmannsthal kennenlernte 1896 promovierte er bei Franz Serafin Exner Uber den Temperaturkoeffizienten der Dielektrizitatskonstante in Flussigkeiten und die Mosotti Clausius sche Formel Danach wendete sich Hasenohrl starker der theoretischen Physik zu wurde 1897 zum Doktor der Philosophie promoviert und 1899 mit einer Arbeit uber Potentialtheorie habilitiert Ein Auslandsaufenthalt fuhrte ihn zu Heike Kamerlingh Onnes an die Universitat Leiden Boltzmann hatte ihn Kamerlingh Onnes auf Anfrage als Assistenten empfohlen Im Marz 1899 heiratete er Ella Bruckner und erhielt noch im selben Jahr die venia legendi an der Universitat Wien Schnell erwarb er sich den Ruf ausgezeichnete Vorlesungen zu halten Zu seinen Schulern gehorten u a Paul Ehrenfest und Erwin Schrodinger 1905 wurde Friedrich Hasenohrl mit dem Haitinger Preis der Akademie der Wissenschaften in Wien ausgezeichnet Erste Solvay Konferenz 1911 Friedrich Hasenohrl stehend Achter von links 1906 wurde Hasenohrl ausserordentlicher Professor an der Technischen Hochschule in Wien Als noch im selben Jahr Ludwig Boltzmann starb wurde Hasenohrl der nach Wilhelm Wien und Max Planck als dritter auf der Berufungsliste stand dessen Nachfolger als Ordinarius fur Theoretische Physik Er war Teilnehmer der ersten beiden Solvay Konferenzen 1911 und 1913 Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich Hasenohrl mittlerweile vierzigjahrig freiwillig zum Kriegsdienst Nach einer Verwundung an der Schulter im Juli 1915 erhielt er das Militar Verdienstkreuz 3 Klasse Als Oberleutnant der Reserve und Bataillonskommandant im 14 Infanterie Regiment wurde er am 7 Oktober in Vielgereuth Folgaria bei Trient durch einen Granatsplitter todlich am Kopf getroffen wahrend er die Attacke seines Bataillons anfuhrte Sein fruher Tod im Alter von nur 41 Jahren erregte in breiten Kreisen Aufmerksamkeit er galt als die grosse Hoffnung der Theoretischen Physik in Osterreich Der Kaiser personlich schickte der Witwe ein Kondolenztelegramm Seine Gebeine ruhen heute auf dem Friedhof von Altmunster bei Gmunden 1956 wurde die Hasenohrlstrasse in Wien Favoriten nach ihm benannt Die HohlraumstrahlungAb 1880 wurde von Physikern wie Joseph John Thomson 1881 George Frederick Charles Searle 1897 Wilhelm Wien 1900 Henri Poincare 1900 Max Abraham 1902 und Hendrik Antoon Lorentz 1904 der Begriff elektromagnetische Masse benutzt Diese druckte aus dass die elektromagnetische Energie einen Impuls besitzt und zur Masse eines Korpers beitragt Als Formel fur diesen Zusammenhang ergab sich in moderner Notation mem 43 Eemc2 displaystyle m em frac 4 3 cdot frac E em c 2 Im Juli 1904 erschien nach Vorarbeiten in den Wiener Sitzungsberichten im selben Jahr in den Annalen der Physik Hasenohrls Arbeit Zur Theorie der Strahlung in bewegten Korpern Darin entwickelt er aus dem Strahlungsdruck elektromagnetischer Wellen die Formel m 83 he0c2 displaystyle m frac 8 3 cdot frac h varepsilon 0 c 2 Dabei ist m die scheinbare Masse der Hohlraumstrahlung he0 displaystyle h varepsilon 0 der Betrag der im ruhenden Hohlraum enthaltenen Strahlungsenergie und c die Lichtgeschwindigkeit Die Formel druckt aus dass ein von Strahlung erfullter Hohlkorper durch die Strahlung eine zusatzliche scheinbare Masse besitzt Hasenohrl folgerte daruber hinaus dass dieser Zusammenhang fur jede Form von Warmestrahlung und somit fur jeden Korper dessen Temperatur grosser als 0 K ist gultig ist 1905 wurde Hasenohrl allerdings von Max Abraham auf einen Fehler aufmerksam gemacht wodurch er die Formel korrigieren musste auf m 43 he0c2 displaystyle m frac 4 3 cdot frac h varepsilon 0 c 2 Diese Formel entspricht der welche bereits fruher fur die elektromagnetische Masse bekannt war Hasenohrls Erganzung zu diesen vorhergehenden Leistungen bestand darin dass er diesen Zusammenhang u a auf die Hohlraumstrahlung anwandte und mit thermodynamischen Uberlegungen in Verbindung brachte Fur diese Leistung erhielt er auf Vorschlag von Ludwig Boltzmann den Haitinger Preis der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien und wurde 1906 trotz seiner Jugend Nachfolger Boltzmanns als Ordinarius Unter Bezug auf Hasenohrl wurde die Hohlraumstrahlung spater auch von Kurd von Mosengeil 1906 und dem letzteren folgend in sehr allgemeiner Weise im Rahmen der Relativitatstheorie von Max Planck 1907 benutzt In weiteren Arbeiten 1907 1908 baute Hasenohrl seine Theorie weiter aus und merkte an dass die Ergebnisse seiner neuen Theorie mit denen von Mosengeil und Planck ubereinstimmten Dabei beklagte er allerdings dass seine 1904 Ergebnisse von Planck 1907 uberhaupt nicht erwahnt worden waren Allerdings wurde Hasenohrls neue Arbeit von 1907 nun auch von Planck 1908 anerkannt indem er wie Hasenohrl anmerkte dass deren Ergebnisse trotz unterschiedlicher Methoden mit denen aus der Relativitatstheorie gefolgerten ubereinstimmten Max Planck und Wolfgang Pauli schrieben Darauf dass die Hohlraumstrahlung Tragheit besitzt hat zuerst F Hasenohrl aufmerksam gemacht Max Planck Die Strahlung im bewegten Hohlraum Dieser Fall hat ein historisches Interesse da er allein auf Grund der Elektrodynamik auch ohne Relativitatstheorie behandelt werden kann Man kommt dann notwendig dazu der bewegten Strahlungsenergie Impuls also auch trage Masse zuzuschreiben Es ist interessant dass dieses Resultat schon vor Aufstellung der Relativitatstheorie von Hasenohrl gefunden wurde Seine Schlusse waren allerdings in einigen Punkten verbesserungsbedurftig Eine vollstandige Losung des Problems gab zuerst K v Mosengeil Wolfgang Pauli 4 3 Faktor Es gibt unterschiedliche Erklarungen fur den 4 3 Faktor in Hasenohrls Formel Beispielsweise nahmen Enrico Fermi und andere an dass dies analog zum selben Faktor fur die elektromagnetische Masse zu sehen sei D h man muss nicht nur die Energie der Strahlung selbst sondern auch die elastischen Spannungen in der Hulle des Hohlkorpers berucksichtigen Beides zusammen ergibt dann eine Massenzunahme gemass der relativistischen Formel m E c2 displaystyle m E c 2 Daruber hinaus meinen Stephen Boughn und Tony Rothman 2011 und Boughn 2012 dass Hasenohrl mit den Mitteln der damaligen Zeit d h ohne die relativistischen Transformationsformeln die kinetische Energie nicht korrekt berechnen konnte Vor allem habe er ubersehen dass die Strahlungsquellen wahrend der Strahlung an Masse verlieren was ironischerweise einer Energie Masse Beziehung entspricht die Hasenohrls Arbeit eigentlich hatte demonstrieren sollen Trotzdem verdiene Hasenohrl fur die grundlegende Erkenntnis dass elektromagnetische Energie zu Masse strahlender Korper beitragt Anerkennung Hasenohrl und Einstein Die Formeln zur elektromagnetischen Masse wie auch die von Hasenohrl vom Juli 1904 ahneln sehr der Formel E mc2 displaystyle displaystyle E mc 2 die Albert Einstein einige Ausgaben spater im September 1905 s Annus mirabilis in derselben Zeitschrift in seiner Arbeit Zur Elektrodynamik bewegter Korper veroffentlichte Die Ahnlichkeit beider Formeln wurde noch bis in die 1930er Jahre von Gegnern der Einsteinschen Relativitatstheorie n insbesondere von den Vertretern der nationalsozialistischen Deutschen Physik u a von Philipp Lenard benutzt um ihre Kritik zu fundieren oder zumindest Einstein die Originalitat streitig zu machen So behauptete Lenard in einer Arbeit von 1921 wo er ubrigens auch die Prioritat von Johann Georg von Soldner und Paul Gerber behauptete dass es Hasenohrls und die darauf folgenden Untersuchungen gewesen waren welche die Tragheit der Energie also eine Kombination aus Aquivalenz von schwerer und trager Masse und der Aquivalenz von Masse und Energie erwiesen hatten Max von Laue 1921 antwortete darauf dass die Tragheit der elektromagnetischen Energie insbesondere durch Poincare 1900 und Abraham 1902 durch Einfuhrung des elektromagnetischen Impulses erwiesen worden war wahrend Hasenohrl diese Erkenntnisse im Grunde nur auf die Hohlraumstrahlung angewandt hatte Einsteins Begriff der Tragheit der Energie hingegen ist sehr viel weitergehend da er nicht nur fur die elektromagnetische Energie wie bei den anderen Autoren sondern fur jede mogliche Form der Energie gultig ist Siehe auchGeschichte der speziellen Relativitatstheorie Lorentzsche Athertheorie Masse Energie und Geschwindigkeit Aquivalenz von Masse und Energie GeschichteVeroffentlichungenWikisource Friedrich Hasenohrl Quellen und Volltexte Hasenohrls Arbeit zur HohlraumstrahlungZur Theorie der Strahlung bewegter Korper Sitzungsberichte der mathematisch naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien 113 IIa 1039 1904 Zur Theorie der Strahlung in bewegten Korpern Annalen der Physik 15 344 370 1904 Zur Theorie der Strahlung in bewegten Korpern Berichtigung Annalen der Physik 16 589 592 1905 Zur Thermodynamik bewegter Systeme Sitzungsberichte der mathematisch naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien 116 IIa 9 1391 1405 1907 Zur Thermodynamik bewegter Systeme Fortsetzung Sitzungsberichte der mathematisch naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Wien 117 IIa 2 207 215 1908 EinzelnachweiseMiller Arthur I Albert Einstein s special theory of relativity Emergence 1905 and early interpretation 1905 1911 Addison Wesley Reading 1981 ISBN 0 201 04679 2 englisch Mosengeil Kurd von Theorie der stationaren Strahlung in einem gleichformich bewegten Hohlraum In Annalen der Physik 327 Jahrgang Nr 5 1907 S 867 904 Planck Max Zur Dynamik bewegter Systeme In Sitzungsberichte der Koniglich Preussischen Akademie der Wissenschaften Berlin Erster Halbband Jahrgang Nr 29 1907 S 542 570 Planck Max Bemerkungen zum Prinzip der Aktion und Reaktion in der allgemeinen Dynamik In Physikalische Zeitschrift 9 Jahrgang Nr 23 1908 S 828 830 Planck Max Acht Vorlesungen uber theoretische Physik gehalten an der Columbia University in the City of New York S Hirzel Leipzig 1910 Pauli Wolfgang Encyclopadie der mathematischen Wissenschaften Band 5 2 1921 Die Relativitatstheorie S 539 776 archive org Fermi E Sulla massa della radiazione in uno spazio vuoto In Rendiconti Lincei 32 Jahrgang 1923 S 162 164 italienisch Mathpages Another Derivation of Mass Energy Equivalence Abgerufen im Jahr 2011 englisch Stephen Boughn Tony Rothman Hasenohrl and the Equivalence of Mass and Energy In Cornell University 2011 arxiv 1108 2250 Stephen Boughn Fritz Hasenohrl and E mc2 In European Physical Journal H 2013 doi 10 1140 epjh e2012 30061 5 arxiv 1303 7162 Lenard P Vorbemerkung Lenards zu Soldners Uber die Ablenkung eines Lichtstrahls von seiner geradlinigen Bewegung durch die Attraktion eines Weltkorpers an welchem er nahe vorbeigeht In Annalen der Physik 65 Jahrgang 1921 S 593 604 doi 10 1002 andp 19213701503 Laue M v Erwiderung auf Hrn Lenards Vorbemerkungen zur Soldnerschen Arbeit von 1801 In Annalen der Physik 66 Jahrgang 1921 S 283 284 doi 10 1002 andp 19213712005 LiteraturWalter Moore A life of Schrodinger Cambridge 1994 S 33 71 f Armin Hermann Hasenohrl Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 8 Duncker amp Humblot Berlin 1969 ISBN 3 428 00189 3 S 34 f Digitalisat WeblinksCommons Friedrich Hasenohrl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Friedrich Hasenohrl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Osterreichische Zentralbibliothek fur Physik Eintrag zu Friedrich Hasenohrl im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Portrat uber Fritz Hasenohrl O1 Radiosendung im Onlinearchiv der Osterreichischen MediathekNormdaten Person GND 116513373 lobid GND Explorer OGND AKS VIAF 8141500 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hasenohrl FriedrichALTERNATIVNAMEN Hasenohrl FritzKURZBESCHREIBUNG osterreichischer PhysikerGEBURTSDATUM 30 November 1874GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 7 Oktober 1915STERBEORT Vielgereuth Folgaria Sudtirol