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Friedrich Rühs 1 März 1781 in Greifswald 1 Februar 1820 in Florenz war ein deutscher Historiker und Hochschullehrer Er l

Friedrich Rühs

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Friedrich Rühs (* 1. März 1781 in Greifswald; † 1. Februar 1820 in Florenz) war ein deutscher Historiker und Hochschullehrer. Er lehrte zunächst an der Universität Greifswald in Schwedisch-Pommern, ab 1810 dann an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Er befasste sich mit skandinavischer und germanischer Geschichte. In der Zeit der Befreiungskriege trat er mit xenophoben, frankreichfeindlichen Schriften als Nationalist hervor und verfasste judenfeindliche Texte, die in die Frühgeschichte des völkischen Antisemitismus eingeordnet werden.

Leben

Schulbesuch und Studium

Friedrich Rühs wuchs in Greifswald auf, das damals zu Schwedisch-Pommern gehörte. Er stammte aus einer alten Greifswalder Kaufmannsfamilie, sein Vater Joachim Rühs († 1811) war Kaufmann und Ratsherr in Greifswald. Rühs besuchte zunächst die Greifswalder Stadtschule.

Rühs begann 1797 sein Studium an der Universität Greifswald, wo er unter anderem Geschichte bei Johann Georg Peter Möller und bei Thomas Thorild hörte. Im Jahre 1800 wechselte er an die Georg-August-Universität Göttingen, wo er bei August Ludwig von Schlözer promoviert wurde. Er verfasste damals eine erste Schrift über Skandinavien (Versuch einer Geschichte der Religion, Staatsverfassung und Cultur der alten Skandinavier, Göttingen 1801) die von Friedrich David Gräter als zu deklamierend und zu wenig untersuchend kritisiert wurde.

Privatdozent und ao. Professor in Greifswald

Im Herbst 1801 kehrte Rühs in seine Heimatstadt Greifswald zurück. In dieser Epoche war die Universität Greifswald von schwedischer Wissenschaftspolitik geprägt, und die Stadt war Sitz der obersten Gerichts- und Kirchenbehörden für Schwedisch-Pommern. Rühs wurde Vizebibliothekar an der Universitätsbibliothek Greifswald und nach seiner Habilitation 1802 Privatdozent. Rühs bot sich als Übersetzer fremdsprachiger Schriften an und erhielt 1802 als schwedischer Untertan den königlichen Auftrag, als „Berater“ an der deutschen Übersetzung der „Schwedenreise“ des Italieners mitzuwirken. Dieser hatte den Schwedenkönig Gustav IV. Adolf als engstirnigen Zensor des Geisteslebens in seinen Ländern dargestellt. 1803 erschien die Berliner Ausgabe des Reiseberichts ohne Angriffe auf Schweden, die Rühs getilgt hatte. Er wurde nicht namentlich genannt.

Damit hatte sich Rühs das Vertrauen des schwedischen Königshauses erworben und erhielt weitere Aufträge. Er übersetzte in den Folgejahren eine Gegenschrift zu Acerbi, Carl Gustaf af Leopolds Briefe über „Schwedens neueste Verhältnisse“ (1804), ferner dessen „Vermischte prosaische Schriften“ (Rostock/Leipzig 1805) und die Werke von Gustav III. in drei Bänden (Berlin 1805–1808). Er veröffentlichte auch eigene Werke zur nordischen Geschichte und Philologie, etwa über „Finnland und seine Bewohner“ (1809). Sehr positiv aufgenommen und breit rezipiert (insbesondere auch in Skandinavien) wurde Rühs fünfbändige Geschichte Schwedens.

Im Jahre 1808 wurde Rühs außerordentlicher Professor an der philosophischen Fakultät in Greifswald. Er folgte in diesem Amt seinem Freund Ernst Moritz Arndt, der vor den Truppen Napoleons nach Schweden ausgewichen war.

Professor in Berlin

1810 wurde Rühs bei der Gründung der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin auf den dortigen Lehrstuhl für Geschichte berufen. Heinz Duchhardt zufolge war „die Wahl des 30jährigen Greifswalders eine mutige Entscheidung, die man in Berlin aber nie zu bereuen hatte“.

In Berlin setzte Rühs seine skandinavischen Forschungen fort und übersetzte 1812 noch vor den Brüdern Grimm die Edda ins Deutsche. Die Übersetzung erschien „nebst einer Einleitung über die nordische Poesie und Mythologie“ und war in Prosa-Form gehalten. Rühs stützte sich dabei auf eine dänische Ausgabe des Edda-Forschers Rasmus Nyerup, den er 1810 in Stockholm besucht hatte. Seine Übertragung stieß jedoch auf Kritik, aus der sich ein Edda-Streit entwickelte. Rühs wurden Übersetzungsfehler aus mangelnder Kenntnis des Altnordischen vorgeworfen. Dafür hatte der Däne Rasmus Rask 1811 ein Wörterbuch herausgegeben, das Rühs nicht benutzt hatte.

Dennoch fand Rühs mit Unterstützung des aus Greifswald stammenden Verlegers Georg Andreas Reimer (1776–1842) neue Aufgaben. 1813 erschien Über den Ursprung der Isländischen Poesie. Später verfasste er unter anderem noch eine fünfbändige Schwedische Geschichte, die 1823 ins Schwedische übersetzt wurde und Anklang auch bei dem schwedischen Historiker Erik Gustaf Geijer fand.

Früher Antisemit und Nationalist

Rühs gewann über seinen Verleger in Berlin das Vertrauen des Historikers und Politikers Barthold Georg Niebuhr, der ihn zur Mitarbeit am Preußischen Correspondenten bewegte. In der Folge trat Rühs mit betont nationalistischen Schriften hervor. Nachdem Greifswald 1815 an Preußen gefallen war, kritisierte er die dortige „Schwedenzeit“ in einem als Brief fingierten Aufsatz scharf. Im selben Jahr erschien seine sehr emotionale Schrift „Historische Entwicklung des Einflusses Frankreichs und der Franzosen auf Deutschland“, die diese als „Erzfeind“ und „ewige Bedränger“ darstellte.

Ebenfalls 1815 erschien das radikal antijüdische Pamphlet „Über die Ansprüche der Juden auf das deutsche Bürgerrecht“. Darin sprach Rühs den Juden das deutsche Bürgerrecht ab, falls sie nicht bereit wären, zum Christentum überzutreten. Er folgte einer völkischen und antijudaistischen Argumentation, die vor ihm Johann Gottlieb Fichte vertreten hatte:

Ein fremdes Volk kann nicht Rechte erlangen, welche die Deutschen zum Teil nur durch das Christentum genießen.

Der zukünftige deutsche Staat werde wieder „christlich-germanisch“ sein. Wie im Hochmittelalter solle man die Juden wieder mit einer Kleiderordnung kenntlich machen, „damit ein Deutscher, selbst sei er durch Aussehen, Verhalten und Sprache irregeführt, seinen hebräischen Feind erkenne.“ Mit dem Übertritt zum „milden Charakter“ des Christentums sollten sich die Juden die „deutschen Volkseigentümlichkeiten“ aneignen, „um auf diese Arte den Untergang des jüdischen Volks mit der Zeit zu bewirken.“ Damit wandte sich Rühs von den Grundgedanken der Aufklärung ab und zeigte sich als Gegner der Jüdischen Emanzipation, die damals in Preußen auf der politischen Tagesordnung stand.

Rühs stand mit solchen Forderungen nicht allein: 1815–1819 erreichte eine Welle antijüdischer und antiemanzipatorischer Hetzschriften im 19. Jahrhundert ihren ersten Höhepunkt. So schloss sich der Philosoph Jakob Friedrich Fries aus Jena 1816 mit einem eigenen Traktat Rühs an, forderte aber über den „Untergang“ der jüdischen Religion durch Konversion hinaus, dass diese „Kaste mit Stumpf und Stiel ausgerottet“ werde. 1818 antwortete Graf Karl Christian Ernst von Bentzel-Sternau auf beide Traktate mit einer Satire unter dem Titel „Anti-Israel. Eine Vorlesung in der geheimen Akademie zum grünen Esel als Eintrittsrede gehalten von Horatius Cocles“.

Geschichtstheoretiker

Mit seinem 1811 veröffentlichten Entwurf einer Propädeutik des historischen Studiums legte Rühs ein zu seiner Zeit sehr innovatives Buch auf dem Feld der sich gerade erst konstituierenden Geschichtsmethodik bzw. -theorie vor. Rühs stand hier in der Tradition von Johann Gottfried Herder und wandte sich wie dieser gegen die Geschichtsphilosophie der Aufklärung, da diese die Vergangenheit lediglich nach den Wertmaßstäben der eigenen Zeit beurteile. Demgegenüber betonte Rühs bspw. die Wichtigkeit der methodisch geleiteten Quellenkritik und forderte, dass die Geschichte als wissenschaftliche Disziplin die von ihr untersuchte Vergangenheit historisieren müsse.

Historiograf Preußens

Rühs veröffentlichte in den Folgejahren ein „Handbuch der Geschichte des Mittelalters“ (1816) und ein Buch über „Das Verhältnis Holsteins und Schleswigs zu Deutschland und Dänemark“ (1817). Im selben Jahr wurde er zum Historiografen des preußischen Staates berufen. Er widmete sich nun verstärkt Forschungen zum germanischen Altertum und war maßgeblich an Vorarbeiten zu der 1819 gegründeten „Gesellschaft für Deutschlands ältere Geschichtskunde“ beteiligt. Die Initiative dazu ging von Heinrich Friedrich Karl vom Stein aus. Nach dem Tod von Rühs ging daraus die Generaldirektion der Monumenta Germaniae Historica hervor. 1819 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Rühs erkrankte 1820 während einer Italienreise mit seinem Neffen Karl Gustav Homeyer (1795–1874). Er starb in dessen Obhut in Florenz. Sein Neffe übernahm die Pflege seines Werkes und betonte die Notwendigkeit nordischer Studien an der Universität in Berlin.

Friedrich Rühs war mit Eleonore Hyppolithe Kriebel verheiratet, einer Tochter des Wolgaster Propstes Johann August Kriebel. Er war Ritter des schwedischen Nordstern-Ordens.

Schriften

  • Geschichte Schwedens. 5 Bände. Gebauer, Halle 1803–1814. (Digitalisat Band 1), (Band 2), (Band 3) (Band 4), (Band 5) (Schwedische Übersetzung erschien 1823–1825)
  • Finnland und seine Bewohner. Göschen, Greifswald 1809. (Digitalisat)
  • Entwurf einer Propädeutik des historischen Studiums. 1811. (Neuauflage als Band 7 der Reihe Wissen und Kritik, herausgegeben und eingeleitet von Dirk Fleischer und Hans Schleier, Waltrop 1997.)
  • Ueber den Ursprung der isländischen Poesie aus der angelsächsischen, nebst vermischten Bemerkungen über die nordische Dichtkunst und Mythologie. Berlin 1813. (Digitalisat)
  • Historische Entwickelung des Einflusses Frankreichs und der Franzosen auf Deutschland und die Deutschen. Nicolai, Berlin 1815. (Digitalisat)
  • Über die Ansprüche der Juden auf das deutsche Bürgerrecht. Realschulbuchhandlung, Berlin 1815. (Digitalisat)
  • Die Rechte des Christenthums und des deutschen Volks verteidigt gegen die Ansprüche der Juden. Berlin 1816. Digitalisat.
  • Das Verhältniß Hollsteins und Schleswigs zu Deutschland und Dänemark. Reimer, Berlin 1817. (Digitalisat)
  • Handbuch der Geschichte des Mittelalters. Realschulbuchhandlung, Berlin 1816. (Digitalisat) (Neue verbesserte Auflage: Arnold, Stuttgart 1840)

Als Herausgeber

  • Carl Gustaf af Leopold (Autor): Schwedens neueste Verhältnisse. Greifswald 1804.
  • Carl Gustaf af Leopold (Autor): Vermischte prosaische Schriften. Rostock/Leipzig 1805.
  • Gustav III. (Autor): Werke in drei Bänden. Berlin 1805–1808.
  • Die Edda, nebst einer Einleitung über die nordische Poesie und Mythologie. Berlin 1812. (Online)

Literatur

  • Ludwig Biewer: Friedrich Rühs. In: Dirk Alvermann, Nils Jörn (Hrsg.): Biographisches Lexikon für Pommern. Bd. 2 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe V: Forschungen zur Pommerschen Geschichte. Bd. 48,2). Böhlau, Köln u. a. 2015, ISBN 978-3-412-22541-4, S. 228–233.
  • Peter Fasel: Revolte und Judenmord. Hartwig von Hundt-Radowsky 1780-1835. Biografie eines Demagogen. Metropol, Berlin 2010, ISBN 978-3-938690-23-9 (Rühs: passim)
    • Rezension: Die Zeit. Beilage Literatur, Nr. 12, März 2010, S. 69 f.
  • Theodor Pyl: Rühs, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 624–626.
  • Hans Schleier: Rühs, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 221 f. (Digitalisat).

Weblinks

  • Werke von und über Friedrich Rühs in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  • Literatur von und über Friedrich Rühs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Literatur über Friedrich Rühs in der Landesbibliographie MV
  • Digitalisate der Werke Friedrich Rühs in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern

Einzelbelege

  1. Heinz Duchhardt: Fachhistorie und „politische“ Historie: der Mediävist, Landeshistoriker, Kulturhistoriker und Publizist Friedrich Rühs. In: Paul-Joachim Heinig u. a. (Hrsg.): Reich, Regionen und Europa in Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für Peter Moraw (= Historische Forschungen. Bd. 67). Berlin 2000, S. 715–730, hier S. 718.
  2. Vgl. dazu Michael Rohrschneider: Der Historiker Christian Friedrich Rühs und die Franzosen. Eine Studie zum deutschen Frankreichbild im frühen 19. Jahrhundert. In: Francia. Forschungen zur westeuropäischen Geschichte, Bd. 33 (2006), Heft 2, S. 129–146.
  3. zitiert nach LOTTA Nr. 11/97: 1815–1848–1933: „Deutsche“ Revolutionen
  4. Vgl. Michael F. Scholz: Der Historiker Christian Friedrich Rühs und die Ambivalenz der frühen deutschen Nationalbewegung. In: Deutsch-Finnische Gesellschaft e. V. (Hg.): Pro Finlandia 2001. Festschrift für Manfred Menger, Reinbek 2001, S. 125–139.
  5. Michael Czolkoß: Die Entwicklung der Geschichtswissenschaft an der Universität Greifswald 1765–1863. In: Niels Hegewisch / Karl-Heinz Spieß / Thomas Stamm-Kuhlmann (Hg.): Geschichtswissenschaft in Greifswald. Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Historischen Instituts der Universität Greifswald (Beiträge zur Geschichte der Universität Greifswald 11), Stuttgart 2015, S. 9–52, hier S. 42–49.
  6. Heinz Duchhardt: Friedrich Rühs und die Berliner Akademie der Wissenschaften. In: Dieter Hein / Klaus Hildebrand / Andreas Schulz (Hg.): Historie und Leben. Der Historiker als Wissenschaftler und Zeitgenosse. Festschrift für Lothar Gall zum 70. Geburtstag, München 2006, S. 15–20.
Normdaten (Person): GND: 104359714 (lobid, GND Explorer, OGND, AKS) | LCCN: n88659667 | VIAF: 27298922 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Rühs, Friedrich
ALTERNATIVNAMEN Rühs, Friedrich Christian; Rühs, Christian Friedrich
KURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker und Hochschullehrer
GEBURTSDATUM 1. März 1781
GEBURTSORT Greifswald
STERBEDATUM 1. Februar 1820
STERBEORT Florenz

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 17 Jul 2025 / 16:42

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Friedrich Ruhs 1 Marz 1781 in Greifswald 1 Februar 1820 in Florenz war ein deutscher Historiker und Hochschullehrer Er lehrte zunachst an der Universitat Greifswald in Schwedisch Pommern ab 1810 dann an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin Er befasste sich mit skandinavischer und germanischer Geschichte In der Zeit der Befreiungskriege trat er mit xenophoben frankreichfeindlichen Schriften als Nationalist hervor und verfasste judenfeindliche Texte die in die Fruhgeschichte des volkischen Antisemitismus eingeordnet werden Friedrich RuhsLebenSchulbesuch und Studium Friedrich Ruhs wuchs in Greifswald auf das damals zu Schwedisch Pommern gehorte Er stammte aus einer alten Greifswalder Kaufmannsfamilie sein Vater Joachim Ruhs 1811 war Kaufmann und Ratsherr in Greifswald Ruhs besuchte zunachst die Greifswalder Stadtschule Ruhs begann 1797 sein Studium an der Universitat Greifswald wo er unter anderem Geschichte bei Johann Georg Peter Moller und bei Thomas Thorild horte Im Jahre 1800 wechselte er an die Georg August Universitat Gottingen wo er bei August Ludwig von Schlozer promoviert wurde Er verfasste damals eine erste Schrift uber Skandinavien Versuch einer Geschichte der Religion Staatsverfassung und Cultur der alten Skandinavier Gottingen 1801 die von Friedrich David Grater als zu deklamierend und zu wenig untersuchend kritisiert wurde Privatdozent und ao Professor in Greifswald Im Herbst 1801 kehrte Ruhs in seine Heimatstadt Greifswald zuruck In dieser Epoche war die Universitat Greifswald von schwedischer Wissenschaftspolitik gepragt und die Stadt war Sitz der obersten Gerichts und Kirchenbehorden fur Schwedisch Pommern Ruhs wurde Vizebibliothekar an der Universitatsbibliothek Greifswald und nach seiner Habilitation 1802 Privatdozent Ruhs bot sich als Ubersetzer fremdsprachiger Schriften an und erhielt 1802 als schwedischer Untertan den koniglichen Auftrag als Berater an der deutschen Ubersetzung der Schwedenreise des Italieners mitzuwirken Dieser hatte den Schwedenkonig Gustav IV Adolf als engstirnigen Zensor des Geisteslebens in seinen Landern dargestellt 1803 erschien die Berliner Ausgabe des Reiseberichts ohne Angriffe auf Schweden die Ruhs getilgt hatte Er wurde nicht namentlich genannt Damit hatte sich Ruhs das Vertrauen des schwedischen Konigshauses erworben und erhielt weitere Auftrage Er ubersetzte in den Folgejahren eine Gegenschrift zu Acerbi Carl Gustaf af Leopolds Briefe uber Schwedens neueste Verhaltnisse 1804 ferner dessen Vermischte prosaische Schriften Rostock Leipzig 1805 und die Werke von Gustav III in drei Banden Berlin 1805 1808 Er veroffentlichte auch eigene Werke zur nordischen Geschichte und Philologie etwa uber Finnland und seine Bewohner 1809 Sehr positiv aufgenommen und breit rezipiert insbesondere auch in Skandinavien wurde Ruhs funfbandige Geschichte Schwedens Im Jahre 1808 wurde Ruhs ausserordentlicher Professor an der philosophischen Fakultat in Greifswald Er folgte in diesem Amt seinem Freund Ernst Moritz Arndt der vor den Truppen Napoleons nach Schweden ausgewichen war Professor in Berlin 1810 wurde Ruhs bei der Grundung der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin auf den dortigen Lehrstuhl fur Geschichte berufen Heinz Duchhardt zufolge war die Wahl des 30jahrigen Greifswalders eine mutige Entscheidung die man in Berlin aber nie zu bereuen hatte In Berlin setzte Ruhs seine skandinavischen Forschungen fort und ubersetzte 1812 noch vor den Brudern Grimm die Edda ins Deutsche Die Ubersetzung erschien nebst einer Einleitung uber die nordische Poesie und Mythologie und war in Prosa Form gehalten Ruhs stutzte sich dabei auf eine danische Ausgabe des Edda Forschers Rasmus Nyerup den er 1810 in Stockholm besucht hatte Seine Ubertragung stiess jedoch auf Kritik aus der sich ein Edda Streit entwickelte Ruhs wurden Ubersetzungsfehler aus mangelnder Kenntnis des Altnordischen vorgeworfen Dafur hatte der Dane Rasmus Rask 1811 ein Worterbuch herausgegeben das Ruhs nicht benutzt hatte Dennoch fand Ruhs mit Unterstutzung des aus Greifswald stammenden Verlegers Georg Andreas Reimer 1776 1842 neue Aufgaben 1813 erschien Uber den Ursprung der Islandischen Poesie Spater verfasste er unter anderem noch eine funfbandige Schwedische Geschichte die 1823 ins Schwedische ubersetzt wurde und Anklang auch bei dem schwedischen Historiker Erik Gustaf Geijer fand Fruher Antisemit und Nationalist Ruhs gewann uber seinen Verleger in Berlin das Vertrauen des Historikers und Politikers Barthold Georg Niebuhr der ihn zur Mitarbeit am Preussischen Correspondenten bewegte In der Folge trat Ruhs mit betont nationalistischen Schriften hervor Nachdem Greifswald 1815 an Preussen gefallen war kritisierte er die dortige Schwedenzeit in einem als Brief fingierten Aufsatz scharf Im selben Jahr erschien seine sehr emotionale Schrift Historische Entwicklung des Einflusses Frankreichs und der Franzosen auf Deutschland die diese als Erzfeind und ewige Bedranger darstellte Ebenfalls 1815 erschien das radikal antijudische Pamphlet Uber die Anspruche der Juden auf das deutsche Burgerrecht Darin sprach Ruhs den Juden das deutsche Burgerrecht ab falls sie nicht bereit waren zum Christentum uberzutreten Er folgte einer volkischen und antijudaistischen Argumentation die vor ihm Johann Gottlieb Fichte vertreten hatte Ein fremdes Volk kann nicht Rechte erlangen welche die Deutschen zum Teil nur durch das Christentum geniessen Der zukunftige deutsche Staat werde wieder christlich germanisch sein Wie im Hochmittelalter solle man die Juden wieder mit einer Kleiderordnung kenntlich machen damit ein Deutscher selbst sei er durch Aussehen Verhalten und Sprache irregefuhrt seinen hebraischen Feind erkenne Mit dem Ubertritt zum milden Charakter des Christentums sollten sich die Juden die deutschen Volkseigentumlichkeiten aneignen um auf diese Arte den Untergang des judischen Volks mit der Zeit zu bewirken Damit wandte sich Ruhs von den Grundgedanken der Aufklarung ab und zeigte sich als Gegner der Judischen Emanzipation die damals in Preussen auf der politischen Tagesordnung stand Ruhs stand mit solchen Forderungen nicht allein 1815 1819 erreichte eine Welle antijudischer und antiemanzipatorischer Hetzschriften im 19 Jahrhundert ihren ersten Hohepunkt So schloss sich der Philosoph Jakob Friedrich Fries aus Jena 1816 mit einem eigenen Traktat Ruhs an forderte aber uber den Untergang der judischen Religion durch Konversion hinaus dass diese Kaste mit Stumpf und Stiel ausgerottet werde 1818 antwortete Graf Karl Christian Ernst von Bentzel Sternau auf beide Traktate mit einer Satire unter dem Titel Anti Israel Eine Vorlesung in der geheimen Akademie zum grunen Esel als Eintrittsrede gehalten von Horatius Cocles Geschichtstheoretiker Mit seinem 1811 veroffentlichten Entwurf einer Propadeutik des historischen Studiums legte Ruhs ein zu seiner Zeit sehr innovatives Buch auf dem Feld der sich gerade erst konstituierenden Geschichtsmethodik bzw theorie vor Ruhs stand hier in der Tradition von Johann Gottfried Herder und wandte sich wie dieser gegen die Geschichtsphilosophie der Aufklarung da diese die Vergangenheit lediglich nach den Wertmassstaben der eigenen Zeit beurteile Demgegenuber betonte Ruhs bspw die Wichtigkeit der methodisch geleiteten Quellenkritik und forderte dass die Geschichte als wissenschaftliche Disziplin die von ihr untersuchte Vergangenheit historisieren musse Historiograf Preussens Ruhs veroffentlichte in den Folgejahren ein Handbuch der Geschichte des Mittelalters 1816 und ein Buch uber Das Verhaltnis Holsteins und Schleswigs zu Deutschland und Danemark 1817 Im selben Jahr wurde er zum Historiografen des preussischen Staates berufen Er widmete sich nun verstarkt Forschungen zum germanischen Altertum und war massgeblich an Vorarbeiten zu der 1819 gegrundeten Gesellschaft fur Deutschlands altere Geschichtskunde beteiligt Die Initiative dazu ging von Heinrich Friedrich Karl vom Stein aus Nach dem Tod von Ruhs ging daraus die Generaldirektion der Monumenta Germaniae Historica hervor 1819 wurde er Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften Ruhs erkrankte 1820 wahrend einer Italienreise mit seinem Neffen Karl Gustav Homeyer 1795 1874 Er starb in dessen Obhut in Florenz Sein Neffe ubernahm die Pflege seines Werkes und betonte die Notwendigkeit nordischer Studien an der Universitat in Berlin Friedrich Ruhs war mit Eleonore Hyppolithe Kriebel verheiratet einer Tochter des Wolgaster Propstes Johann August Kriebel Er war Ritter des schwedischen Nordstern Ordens SchriftenGeschichte Schwedens 5 Bande Gebauer Halle 1803 1814 Digitalisat Band 1 Band 2 Band 3 Band 4 Band 5 Schwedische Ubersetzung erschien 1823 1825 Finnland und seine Bewohner Goschen Greifswald 1809 Digitalisat Entwurf einer Propadeutik des historischen Studiums 1811 Neuauflage als Band 7 der Reihe Wissen und Kritik herausgegeben und eingeleitet von Dirk Fleischer und Hans Schleier Waltrop 1997 Ueber den Ursprung der islandischen Poesie aus der angelsachsischen nebst vermischten Bemerkungen uber die nordische Dichtkunst und Mythologie Berlin 1813 Digitalisat Historische Entwickelung des Einflusses Frankreichs und der Franzosen auf Deutschland und die Deutschen Nicolai Berlin 1815 Digitalisat Uber die Anspruche der Juden auf das deutsche Burgerrecht Realschulbuchhandlung Berlin 1815 Digitalisat Die Rechte des Christenthums und des deutschen Volks verteidigt gegen die Anspruche der Juden Berlin 1816 Digitalisat Das Verhaltniss Hollsteins und Schleswigs zu Deutschland und Danemark Reimer Berlin 1817 Digitalisat Handbuch der Geschichte des Mittelalters Realschulbuchhandlung Berlin 1816 Digitalisat Neue verbesserte Auflage Arnold Stuttgart 1840 Als Herausgeber Carl Gustaf af Leopold Autor Schwedens neueste Verhaltnisse Greifswald 1804 Carl Gustaf af Leopold Autor Vermischte prosaische Schriften Rostock Leipzig 1805 Gustav III Autor Werke in drei Banden Berlin 1805 1808 Die Edda nebst einer Einleitung uber die nordische Poesie und Mythologie Berlin 1812 Online LiteraturLudwig Biewer Friedrich Ruhs In Dirk Alvermann Nils Jorn Hrsg Biographisches Lexikon fur Pommern Bd 2 Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Pommern Reihe V Forschungen zur Pommerschen Geschichte Bd 48 2 Bohlau Koln u a 2015 ISBN 978 3 412 22541 4 S 228 233 Peter Fasel Revolte und Judenmord Hartwig von Hundt Radowsky 1780 1835 Biografie eines Demagogen Metropol Berlin 2010 ISBN 978 3 938690 23 9 Ruhs passim Rezension Die Zeit Beilage Literatur Nr 12 Marz 2010 S 69 f Theodor Pyl Ruhs Friedrich In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 29 Duncker amp Humblot Leipzig 1889 S 624 626 Hans Schleier Ruhs Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 221 f Digitalisat WeblinksWerke von und uber Friedrich Ruhs in der Deutschen Digitalen Bibliothek Literatur von und uber Friedrich Ruhs im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur uber Friedrich Ruhs in der Landesbibliographie MV Digitalisate der Werke Friedrich Ruhs in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg VorpommernEinzelbelegeHeinz Duchhardt Fachhistorie und politische Historie der Mediavist Landeshistoriker Kulturhistoriker und Publizist Friedrich Ruhs In Paul Joachim Heinig u a Hrsg Reich Regionen und Europa in Mittelalter und Neuzeit Festschrift fur Peter Moraw Historische Forschungen Bd 67 Berlin 2000 S 715 730 hier S 718 Vgl dazu Michael Rohrschneider Der Historiker Christian Friedrich Ruhs und die Franzosen Eine Studie zum deutschen Frankreichbild im fruhen 19 Jahrhundert In Francia Forschungen zur westeuropaischen Geschichte Bd 33 2006 Heft 2 S 129 146 zitiert nach LOTTA Nr 11 97 1815 1848 1933 Deutsche Revolutionen Vgl Michael F Scholz Der Historiker Christian Friedrich Ruhs und die Ambivalenz der fruhen deutschen Nationalbewegung In Deutsch Finnische Gesellschaft e V Hg Pro Finlandia 2001 Festschrift fur Manfred Menger Reinbek 2001 S 125 139 Michael Czolkoss Die Entwicklung der Geschichtswissenschaft an der Universitat Greifswald 1765 1863 In Niels Hegewisch Karl Heinz Spiess Thomas Stamm Kuhlmann Hg Geschichtswissenschaft in Greifswald Festschrift zum 150jahrigen Bestehen des Historischen Instituts der Universitat Greifswald Beitrage zur Geschichte der Universitat Greifswald 11 Stuttgart 2015 S 9 52 hier S 42 49 Heinz Duchhardt Friedrich Ruhs und die Berliner Akademie der Wissenschaften In Dieter Hein Klaus Hildebrand Andreas Schulz Hg Historie und Leben Der Historiker als Wissenschaftler und Zeitgenosse Festschrift fur Lothar Gall zum 70 Geburtstag Munchen 2006 S 15 20 Normdaten Person GND 104359714 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n88659667 VIAF 27298922 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ruhs FriedrichALTERNATIVNAMEN Ruhs Friedrich Christian Ruhs Christian FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Historiker und HochschullehrerGEBURTSDATUM 1 Marz 1781GEBURTSORT GreifswaldSTERBEDATUM 1 Februar 1820STERBEORT Florenz

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