Dieser Artikel behandelt den Staatspräsidenten von Württemberg Hohenzollern und Ministerpräsidenten von Baden Württember
Gebhard Müller

Gebhard Müller (* 17. April 1900 in Füramoos, Oberamt Waldsee; † 7. August 1990 in Stuttgart) war ein deutscher Politiker der CDU, Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern, Ministerpräsident von Baden-Württemberg und anschließend als Jurist von 1959 bis 1971 Präsident des Bundesverfassungsgerichts.
Jugendzeit und Ausbildung
Gebhard Müller wurde als fünftes Kind des oberschwäbischen Volksschullehrers Johannes Müller (1865–1945) und seiner Frau Josefa geb. Müller (1871–1958), geboren und wuchs zunächst an seinem Geburtsort Füramoos, ab 1906 am neuen Wirkungsort des Vaters in Ludwigsburg auf. Er besuchte die katholische Volksschule in Ludwigsburg und später das humanistische Gymnasium in Rottweil.
Im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs wurde er zum Militär einberufen und war in der Ludwigsburger Feuerseekaserne bei der 3. Ersatzbatterie des Feldartillerieregiments 29 stationiert, ohne ins Feld ausrücken zu müssen.
Ab 1919 studierte Müller zuerst katholische Theologie, Geschichte und Philosophie an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen, wechselte allerdings zu Rechtswissenschaft und Staatswissenschaft. Nach der Ersten Juristischen Staatsprüfung in Tübingen (1926) folgten drei Jahre später die Zweite Staatsprüfung sowie die Promotion zum Dr. iur. in Tübingen; Thema seiner Dissertation vom 13. Dezember 1929 war: Die strafrechtliche Bekämpfung des Wuchers in der Geschichte, im geltenden Recht und in den Entwürfen zu einem Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuch.
In Tübingen wurde er Mitglied der Theologengesellschaft Guelfia sowie der katholischen Studentenverbindung KStV Alamannia, in Berlin, wo er 1923 studierte, bei der Verbindung KStV Askania im KV. Später wurde er noch Ehrenphilister der Verbindungen des KV Ripuaria-Heidelberg und Laetitia Karlsruhe.
Sein Referendariat absolvierte Müller beim Amtsgericht Ludwigsburg, beim Landgericht und bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart, beim Oberamt Ludwigsburg und in einer Rechtsanwaltskanzlei. Nach seiner Promotion war er ab Juni 1929 zunächst stellvertretender Amtsrichter in Stuttgart und Tübingen, bevor er zum 1. September 1930 im Rahmen einer Beurlaubung auf Zeit vom Staatsdienst als Steuerreferent in die Verwaltung der Diözese Rottenburg wechselte. Bis 1933 gehörte er wie bereits sein Vater der Zentrumspartei an und war deren Orts- und Bezirksvorsitzender in Rottenburg am Neckar.
Zeit des Nationalsozialismus
Im Frühjahr 1933 entschied er sich nach dem Ende seiner Beurlaubung für die Rückkehr in den Staatsdienst und war stellvertretender Amtsrichter in Göppingen und beim Amtsgericht Waiblingen. Ab 1934 war er Amtsgerichtsrat am Amtsgericht Göppingen. Er gehörte dem Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen (BNSDJ) und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) an und war Förderndes Mitglied der SS. Trotz seiner staatlichen Ämter während der NS-Zeit und seiner Zugehörigkeit zu NS-Organisationen wurde er nie Parteimitglied und es wird ihm strenge Rechtlichkeit bescheinigt. Er stimmte bei der Volksabstimmung über den Anschluss Österreichs mit Nein und schlug anschließende Nachforschungen der Gestapo nieder. Müller behauptete, 1938 als Landgerichtsrat an das Landgericht Stuttgart strafversetzt worden zu sein, weil er bei der Reichspogromnacht 1938 Anzeige gegen einen Landrat und weitere Einsatzleiter, die den Einsatz der Feuerwehr gegen den Brand der Göppinger Synagoge ablehnten, erstattet habe.
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Gebhard Müller zur Wehrmacht eingezogen und nahm als Schreiber am Frankreichfeldzug teil. Nach seiner Rückkehr heiratete er Marianne Lutz, mit der er drei Söhne hatte. 1944 wurde er nochmals zur Wehrmacht eingezogen, wo er als Unteroffizier der Flak-Ersatz-Abteilung 45 in Rottweil stationiert und im Frühjahr 1945 in der Nähe von Berlin im Einsatz war. Im Mai 1945 geriet er nahe der bayerisch-österreichischen Grenze in Kriegsgefangenschaft, kam aber nach wenigen Tagen aufgrund seiner Bekanntschaft mit dem hingerichteten württembergischen Staatspräsidenten und Widerstandskämpfer Eugen Bolz wieder frei.
Staatspräsident, Ministerpräsident, Bundesverfassungsgericht
Von den Besatzungsmächten wurde er als Oberstaatsanwalt und schließlich als Ministerialdirektor des Justizministeriums eingesetzt. 1947 wurde er in Biberach an der Riß zum Landesvorsitzenden der CDU Württemberg-Hohenzollern gewählt, kurz darauf als Vertreter des Wahlkreises Tübingen zum Mitglied des Landtages, dem er bis 1952 angehörte.
Am 13. August 1948 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Lorenz Bock zum Staatspräsidenten des Landes Württemberg-Hohenzollern gewählt. Dieses Amt übte er bis zur Gründung Baden-Württembergs 1952 aus. Im Demontagestreit mit den Franzosen, der von April 1948 bis April 1949 dauerte, machte sich Gebhard Müller einen Namen. Er lehnte während seiner Amtszeit die Begnadigung des 28-jährigen Mörders Richard Schuh ab, dessen Hinrichtung am 18. Februar 1949 in der Justizvollzugsanstalt Tübingen die letzte durch ein westdeutsches Gericht angeordnete Hinrichtung war. (In West-Berlin, das ein selbständiges Rechtssystem hatte, folgte die Vollstreckung des Todesurteils gegen Berthold Wehmeyer drei Monate später.)
In den Auseinandersetzungen vor Gründung des neuen Bundeslands Baden-Württemberg, zunächst Südweststaat genannt, war Müller gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten von Württemberg-Baden Reinhold Maier (FDP/DVP) und dem Bundestagsabgeordneten Kurt Georg Kiesinger ein entschiedener Vorkämpfer für das neue Land.
Am 23. Mai 1949 unterzeichnete Gebhard Müller in Bonn als Staatspräsident des Landes Württemberg-Hohenzollern mit anderen die Urschrift des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland.
Am 25. April 1952 wurde jedoch nicht Gebhard Müller als Vorsitzender der stärksten Landtagsfraktion Ministerpräsident des neuen Bundeslandes, sondern Reinhold Maier, der eine Koalition aus SPD, FDP/DVP und der Flüchtlingspartei BHE gegen die CDU geschmiedet hatte. Die offizielle Begründung lautete, die CDU sei nicht geschlossen für den Südweststaat eingetreten.
Nach dem Wahlsieg der CDU bei der Bundestagswahl 1953, bei der Müller in den Bundestag gewählt wurde, wurde er am 30. September 1953 zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gewählt und legte deshalb bereits am 11. November 1953 sein frisch erlangtes Bundestagsmandat nieder. Er stand bis 1958 einer übergroßen Koalition aus CDU, SPD, FDP/DVP und BHE vor. Bei der Wahl 1956 fiel die KPD – wenige Monate vor ihrem Parteiverbot – als einzige Oppositionspartei aus dem Landtag, so dass Müller nun eine Allparteienkoalition führte.
In seine Amtszeit als Ministerpräsident fiel die Aussetzung des Verfahrens gegen den einzigen wegen der Durchführung der Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten zu lebenslanger Strafe verurteilten Medizinalbeamten Ludwig Sprauer. In einem Schreiben an das Justizministerium vom 23. Juli 1954 schreibt Müller: „Der noch nicht verbüßte Teil der umgewandelten Gefängnisstrafe bleibt weiterhin gemäß der Verfügung der Staatsanwaltschaft Freiburg vom 24. Februar / 14. April 1951 ausgesetzt.“ Müller bewilligte Sprauer außerdem eine monatliche Unterhaltszahlung von 450 DM. Auch dem zu lebenslänglich und zusätzlich zehn Jahren Zuchthaus verurteilten, aber bereits Anfang 1951 aus der Haft entlassenen Psychiater Arthur Schreck bewilligte er ab 1954 einen monatlichen Unterhalt von 450 DM.
Am 9. Dezember 1958 trat Gebhard Müller als Ministerpräsident zurück, nachdem er am 13. November vom Bundestag zum Richter im Ersten Senat und am 14. November vom Bundesrat zum Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts berufen worden war. Dieses Amt trat er am 8. Januar 1959 an, 1971 ging er in den Ruhestand. Bereits am 1. Januar 1959 hatte er sein Landtagsmandat niedergelegt, das er seit 1952 für den Wahlkreis Tübingen innehatte. Sein Nachfolger im Abgeordnetenmandat wurde Jakob Krauss. Als Ministerpräsident folgte ihm Kurt Georg Kiesinger nach.
1990 starb Gebhard Müller im Alter von 90 Jahren und wurde auf dem Waldfriedhof Stuttgart beerdigt.
Ehrungen und Auszeichnungen
Gebhard Müller war Mitglied der katholischen Studentenverbindung KStV Alamannia im KV, sowie Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen AV Guestfalia Tübingen und AV Cheruskia Tübingen, beide im CV.
- 1950 – Ehrensenator der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- 1952 – Großkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1953 – Ehrenbürger der Gemeinde Füramoos, heute Gemeinde Eberhardzell
- 1954 – Ehrenzeichen 1. Kl. des Deutschen Roten Kreuzes
- 1956 – Ehrenbürger von Friedrichshafen
- 1956 – Ehrendoktor der Philosophie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
- 1965 – in Gold des Landes Baden-Württemberg
- 1970 – Großkreuz des Ordens San Carlo von Kolumbien
- 1970 – Große Verdienstmedaille der Stadt Karlsruhe
- 1971 – Ehrung durch den Hebelbund Lörrach mit dem „Hebeldank“
- 1972 – Großoffizier der Französischen Ehrenlegion
- 1972 – Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
- 1972 – Großkreuz des Piusordens
- 1972 – Honorarprofessor für Staats- und Verfassungsrecht an der Universität Tübingen (1972)
- 1975 – Ehrenbürger der Stadt Stuttgart
- 1975 – Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
- 1976 – Martinusmedaille der Diözese Rottenburg
- 1978 – Ehrenbürger von Tübingen
- 1978 – Ehrendoktor der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen
- 1979 – Heimatmedaille des Landes Baden-Württemberg
Die kaufmännische Schule in Biberach an der Riß hat seit 1984 den Namen Gebhard-Müller-Schule. In seinem Geburtsort Eberhardzell gibt es die Gebhard-Müller-Schule. 2006 wurde die Gebhard-Müller-Straße in Karlsruhe nach ihm benannt.
In Stuttgart trägt eine nicht begehbare Kreuzung den Namen Gebhard-Müller-Platz. Sie liegt im Zentrum der Stadt zwischen Schillerstraße–Wagenburgtunnel einerseits und der B 14.
Siehe auch
- Kabinett Müller (Württemberg-Hohenzollern)
- Kabinett Müller I (Baden-Württemberg)
- Kabinett Müller II (Baden-Württemberg)
Literatur
- Paul Feuchte: Müller, Gebhard. In: Bernd Ottnad (Hrsg.): Baden-Württembergische Biographien. Band 2. Kohlhammer, Stuttgart 1999, ISBN 3-17-014117-1, S. 324–332 (leo-bw.de).
- Frank Raberg: Lebensgeschichte Gebhard Müllers. In: Günther Bradler, Peter Bohl, Kurt Hochstuhl: Nachlaß Gebhard Müller. Inventar des Bestands Q 1/35 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart (= Veröffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg. Bd. 54). Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2000, ISBN 3-17-016382-5.
- Udo Rauch, Antje Zacharias (Hrsg.): Sieben Jahre Landeshauptstadt. Tübingen und Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952 (= Tübinger Kataloge. Nr. 61). Kulturamt, Tübingen 2002, ISBN 3-910090-49-4.
- Kurt Hochstuhl, Peter Bohl, Frank Raberg (Bearb.): Gebhard Müller 1900–1990. Christ – Jurist – Politiker. Katalog zur Wanderausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart. Stuttgart 2000, ISBN 3-00-005866-4.
- Klaus Schrode: Gebhard Müller (1948–1952, 1953–1958, CDU) Württemberg-Hohenzollern und Baden-Württemberg. Die Aufbaugesetze. In: ders.: Von Carlo Schmid bis Erwin Teufel (1945–2005): erlebte Politik im deutschen Südwesten. verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher u. a. 2022, ISBN 978-3-95505-362-8, S. 62–75.
- Gerhard Taddey (Hrsg.): Gebhard Müller. Ein Leben für das Recht und die Politik. Symposium anläßlich seines 100. Geburtstages am 17. April 2000 in Stuttgart (= Veröffentlichung der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B: Forschungen. Bd. 148). Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 3-17-016897-5.
- Walter Rudi Wand: Dr. Gebhard Müller. Demokrat, Staatsmann, Präsident des Bundesverfassungsgerichts. In: Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart 34 (1985), S. 89–104.
- Paul-Ludwig Weinacht: Müller, Gebhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 389–391 (Digitalisat).
- Günter Buchstab: Gebhard Müller (1900–1990). In: Jürgen Aretz, Rudolf Morsey, Anton Rauscher (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern, Aus dem deutschen Katholizismus des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 8, Aschendorff Verlag GmbH & Co. KG, Münster 1997, ISBN 978-3-402-06112-1, S. 247–264. (Digitalisat)
Weblinks
- Literatur von und über Gebhard Müller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Gebhard Müller in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Eintrag von Gebhard Müller in der Online-Datenbank der Landesbibliographie Baden-Württemberg
- Biographie mit Bild auf der Homepage der Stadt Karlsruhe
- Biographie mit Bild bei der Konrad-Adenauer-Stiftung
- Pressemitteilung des BVG zum 100. Geburtstag Gebhard Müllers
- Entnazifizierungsakte Gebhard Müller als digitale Reproduktion Staatsarchiv Sigmaringen
- Gebhard Müller bei leo-bw, dem landeskundlichen Informationssystem Baden-Württemberg
- Online-Findbuch Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Q 1/35 Gebhard Müller
Einzelnachweise
- Bernhard Strasser (Hrsg.): Mitglieder-Verzeichnis der Theologengesellschaft Guelfia Tübingen; 1870–1930. Tübingen 1930, S. 10.
- Raberg: Lebensgeschichte Gebhard Müllers. 2000.
- Urschrift des Grundgesetzes (Digitalisat) - openJur. Abgerufen am 27. Februar 2024.
- Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg – Liste der Ordensträgerinnen und Ordensträger 1975–2025. (PDF; 372 kB).Staatsministerium Baden-Württemberg, 2. Juni 2025, S. 2.
Personendaten | |
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NAME | Müller, Gebhard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CDU), MdL, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, MdB, Richter des Bundesverfassungsgerichts |
GEBURTSDATUM | 17. April 1900 |
GEBURTSORT | Füramoos |
STERBEDATUM | 7. August 1990 |
STERBEORT | Stuttgart |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Dieser Artikel behandelt den Staatsprasidenten von Wurttemberg Hohenzollern und Ministerprasidenten von Baden Wurttemberg Der Abgeordnete aus Niedersachsen findet sich unter Gebhard Muller Politiker 1944 Gebhard Muller 17 April 1900 in Furamoos Oberamt Waldsee 7 August 1990 in Stuttgart war ein deutscher Politiker der CDU Staatsprasident von Wurttemberg Hohenzollern Ministerprasident von Baden Wurttemberg und anschliessend als Jurist von 1959 bis 1971 Prasident des Bundesverfassungsgerichts Gebhard Muller 1953Unterschrift von Gebhard MullerJugendzeit und AusbildungGeburtshaus Mullers in Furamoos Gebhard Muller wurde als funftes Kind des oberschwabischen Volksschullehrers Johannes Muller 1865 1945 und seiner Frau Josefa geb Muller 1871 1958 geboren und wuchs zunachst an seinem Geburtsort Furamoos ab 1906 am neuen Wirkungsort des Vaters in Ludwigsburg auf Er besuchte die katholische Volksschule in Ludwigsburg und spater das humanistische Gymnasium in Rottweil Im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs wurde er zum Militar einberufen und war in der Ludwigsburger Feuerseekaserne bei der 3 Ersatzbatterie des Feldartillerieregiments 29 stationiert ohne ins Feld ausrucken zu mussen Ab 1919 studierte Muller zuerst katholische Theologie Geschichte und Philosophie an der Eberhard Karls Universitat in Tubingen wechselte allerdings zu Rechtswissenschaft und Staatswissenschaft Nach der Ersten Juristischen Staatsprufung in Tubingen 1926 folgten drei Jahre spater die Zweite Staatsprufung sowie die Promotion zum Dr iur in Tubingen Thema seiner Dissertation vom 13 Dezember 1929 war Die strafrechtliche Bekampfung des Wuchers in der Geschichte im geltenden Recht und in den Entwurfen zu einem Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuch In Tubingen wurde er Mitglied der Theologengesellschaft Guelfia sowie der katholischen Studentenverbindung KStV Alamannia in Berlin wo er 1923 studierte bei der Verbindung KStV Askania im KV Spater wurde er noch Ehrenphilister der Verbindungen des KV Ripuaria Heidelberg und Laetitia Karlsruhe Sein Referendariat absolvierte Muller beim Amtsgericht Ludwigsburg beim Landgericht und bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart beim Oberamt Ludwigsburg und in einer Rechtsanwaltskanzlei Nach seiner Promotion war er ab Juni 1929 zunachst stellvertretender Amtsrichter in Stuttgart und Tubingen bevor er zum 1 September 1930 im Rahmen einer Beurlaubung auf Zeit vom Staatsdienst als Steuerreferent in die Verwaltung der Diozese Rottenburg wechselte Bis 1933 gehorte er wie bereits sein Vater der Zentrumspartei an und war deren Orts und Bezirksvorsitzender in Rottenburg am Neckar Zeit des NationalsozialismusIm Fruhjahr 1933 entschied er sich nach dem Ende seiner Beurlaubung fur die Ruckkehr in den Staatsdienst und war stellvertretender Amtsrichter in Goppingen und beim Amtsgericht Waiblingen Ab 1934 war er Amtsgerichtsrat am Amtsgericht Goppingen Er gehorte dem Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen BNSDJ und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt NSV an und war Forderndes Mitglied der SS Trotz seiner staatlichen Amter wahrend der NS Zeit und seiner Zugehorigkeit zu NS Organisationen wurde er nie Parteimitglied und es wird ihm strenge Rechtlichkeit bescheinigt Er stimmte bei der Volksabstimmung uber den Anschluss Osterreichs mit Nein und schlug anschliessende Nachforschungen der Gestapo nieder Muller behauptete 1938 als Landgerichtsrat an das Landgericht Stuttgart strafversetzt worden zu sein weil er bei der Reichspogromnacht 1938 Anzeige gegen einen Landrat und weitere Einsatzleiter die den Einsatz der Feuerwehr gegen den Brand der Goppinger Synagoge ablehnten erstattet habe Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Gebhard Muller zur Wehrmacht eingezogen und nahm als Schreiber am Frankreichfeldzug teil Nach seiner Ruckkehr heiratete er Marianne Lutz mit der er drei Sohne hatte 1944 wurde er nochmals zur Wehrmacht eingezogen wo er als Unteroffizier der Flak Ersatz Abteilung 45 in Rottweil stationiert und im Fruhjahr 1945 in der Nahe von Berlin im Einsatz war Im Mai 1945 geriet er nahe der bayerisch osterreichischen Grenze in Kriegsgefangenschaft kam aber nach wenigen Tagen aufgrund seiner Bekanntschaft mit dem hingerichteten wurttembergischen Staatsprasidenten und Widerstandskampfer Eugen Bolz wieder frei Staatsprasident Ministerprasident BundesverfassungsgerichtVon den Besatzungsmachten wurde er als Oberstaatsanwalt und schliesslich als Ministerialdirektor des Justizministeriums eingesetzt 1947 wurde er in Biberach an der Riss zum Landesvorsitzenden der CDU Wurttemberg Hohenzollern gewahlt kurz darauf als Vertreter des Wahlkreises Tubingen zum Mitglied des Landtages dem er bis 1952 angehorte Am 13 August 1948 wurde er als Nachfolger des verstorbenen Lorenz Bock zum Staatsprasidenten des Landes Wurttemberg Hohenzollern gewahlt Dieses Amt ubte er bis zur Grundung Baden Wurttembergs 1952 aus Im Demontagestreit mit den Franzosen der von April 1948 bis April 1949 dauerte machte sich Gebhard Muller einen Namen Er lehnte wahrend seiner Amtszeit die Begnadigung des 28 jahrigen Morders Richard Schuh ab dessen Hinrichtung am 18 Februar 1949 in der Justizvollzugsanstalt Tubingen die letzte durch ein westdeutsches Gericht angeordnete Hinrichtung war In West Berlin das ein selbstandiges Rechtssystem hatte folgte die Vollstreckung des Todesurteils gegen Berthold Wehmeyer drei Monate spater In den Auseinandersetzungen vor Grundung des neuen Bundeslands Baden Wurttemberg zunachst Sudweststaat genannt war Muller gemeinsam mit dem Ministerprasidenten von Wurttemberg Baden Reinhold Maier FDP DVP und dem Bundestagsabgeordneten Kurt Georg Kiesinger ein entschiedener Vorkampfer fur das neue Land Am 23 Mai 1949 unterzeichnete Gebhard Muller in Bonn als Staatsprasident des Landes Wurttemberg Hohenzollern mit anderen die Urschrift des Grundgesetzes fur die Bundesrepublik Deutschland Am 25 April 1952 wurde jedoch nicht Gebhard Muller als Vorsitzender der starksten Landtagsfraktion Ministerprasident des neuen Bundeslandes sondern Reinhold Maier der eine Koalition aus SPD FDP DVP und der Fluchtlingspartei BHE gegen die CDU geschmiedet hatte Die offizielle Begrundung lautete die CDU sei nicht geschlossen fur den Sudweststaat eingetreten Nach dem Wahlsieg der CDU bei der Bundestagswahl 1953 bei der Muller in den Bundestag gewahlt wurde wurde er am 30 September 1953 zum Ministerprasidenten von Baden Wurttemberg gewahlt und legte deshalb bereits am 11 November 1953 sein frisch erlangtes Bundestagsmandat nieder Er stand bis 1958 einer ubergrossen Koalition aus CDU SPD FDP DVP und BHE vor Bei der Wahl 1956 fiel die KPD wenige Monate vor ihrem Parteiverbot als einzige Oppositionspartei aus dem Landtag so dass Muller nun eine Allparteienkoalition fuhrte Gebhard Mullers Grab In seine Amtszeit als Ministerprasident fiel die Aussetzung des Verfahrens gegen den einzigen wegen der Durchfuhrung der Euthanasiemassnahmen der Nationalsozialisten zu lebenslanger Strafe verurteilten Medizinalbeamten Ludwig Sprauer In einem Schreiben an das Justizministerium vom 23 Juli 1954 schreibt Muller Der noch nicht verbusste Teil der umgewandelten Gefangnisstrafe bleibt weiterhin gemass der Verfugung der Staatsanwaltschaft Freiburg vom 24 Februar 14 April 1951 ausgesetzt Muller bewilligte Sprauer ausserdem eine monatliche Unterhaltszahlung von 450 DM Auch dem zu lebenslanglich und zusatzlich zehn Jahren Zuchthaus verurteilten aber bereits Anfang 1951 aus der Haft entlassenen Psychiater Arthur Schreck bewilligte er ab 1954 einen monatlichen Unterhalt von 450 DM Am 9 Dezember 1958 trat Gebhard Muller als Ministerprasident zuruck nachdem er am 13 November vom Bundestag zum Richter im Ersten Senat und am 14 November vom Bundesrat zum Prasidenten des Bundesverfassungsgerichts berufen worden war Dieses Amt trat er am 8 Januar 1959 an 1971 ging er in den Ruhestand Bereits am 1 Januar 1959 hatte er sein Landtagsmandat niedergelegt das er seit 1952 fur den Wahlkreis Tubingen innehatte Sein Nachfolger im Abgeordnetenmandat wurde Jakob Krauss Als Ministerprasident folgte ihm Kurt Georg Kiesinger nach 1990 starb Gebhard Muller im Alter von 90 Jahren und wurde auf dem Waldfriedhof Stuttgart beerdigt Ehrungen und AuszeichnungenGebhard Muller war Mitglied der katholischen Studentenverbindung KStV Alamannia im KV sowie Ehrenmitglied der katholischen Studentenverbindungen AV Guestfalia Tubingen und AV Cheruskia Tubingen beide im CV 1950 Ehrensenator der Eberhard Karls Universitat Tubingen 1952 Grosskreuz der Bundesrepublik Deutschland 1953 Ehrenburger der Gemeinde Furamoos heute Gemeinde Eberhardzell 1954 Ehrenzeichen 1 Kl des Deutschen Roten Kreuzes 1956 Ehrenburger von Friedrichshafen 1956 Ehrendoktor der Philosophie der Albert Ludwigs Universitat Freiburg 1965 in Gold des Landes Baden Wurttemberg 1970 Grosskreuz des Ordens San Carlo von Kolumbien 1970 Grosse Verdienstmedaille der Stadt Karlsruhe 1971 Ehrung durch den Hebelbund Lorrach mit dem Hebeldank 1972 Grossoffizier der Franzosischen Ehrenlegion 1972 Grosskreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik 1972 Grosskreuz des Piusordens 1972 Honorarprofessor fur Staats und Verfassungsrecht an der Universitat Tubingen 1972 1975 Ehrenburger der Stadt Stuttgart 1975 Verdienstmedaille des Landes Baden Wurttemberg 1976 Martinusmedaille der Diozese Rottenburg 1978 Ehrenburger von Tubingen 1978 Ehrendoktor der katholisch theologischen Fakultat der Universitat Tubingen 1979 Heimatmedaille des Landes Baden Wurttemberg Die kaufmannische Schule in Biberach an der Riss hat seit 1984 den Namen Gebhard Muller Schule In seinem Geburtsort Eberhardzell gibt es die Gebhard Muller Schule 2006 wurde die Gebhard Muller Strasse in Karlsruhe nach ihm benannt In Stuttgart tragt eine nicht begehbare Kreuzung den Namen Gebhard Muller Platz Sie liegt im Zentrum der Stadt zwischen Schillerstrasse Wagenburgtunnel einerseits und der B 14 Siehe auchKabinett Muller Wurttemberg Hohenzollern Kabinett Muller I Baden Wurttemberg Kabinett Muller II Baden Wurttemberg LiteraturPaul Feuchte Muller Gebhard In Bernd Ottnad Hrsg Baden Wurttembergische Biographien Band 2 Kohlhammer Stuttgart 1999 ISBN 3 17 014117 1 S 324 332 leo bw de Frank Raberg Lebensgeschichte Gebhard Mullers In Gunther Bradler Peter Bohl Kurt Hochstuhl Nachlass Gebhard Muller Inventar des Bestands Q 1 35 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart Veroffentlichungen der Staatlichen Archivverwaltung Baden Wurttemberg Bd 54 Kohlhammer Stuttgart u a 2000 ISBN 3 17 016382 5 Udo Rauch Antje Zacharias Hrsg Sieben Jahre Landeshauptstadt Tubingen und Wurttemberg Hohenzollern 1945 bis 1952 Tubinger Kataloge Nr 61 Kulturamt Tubingen 2002 ISBN 3 910090 49 4 Kurt Hochstuhl Peter Bohl Frank Raberg Bearb Gebhard Muller 1900 1990 Christ Jurist Politiker Katalog zur Wanderausstellung des Hauptstaatsarchivs Stuttgart Stuttgart 2000 ISBN 3 00 005866 4 Klaus Schrode Gebhard Muller 1948 1952 1953 1958 CDU Wurttemberg Hohenzollern und Baden Wurttemberg Die Aufbaugesetze In ders Von Carlo Schmid bis Erwin Teufel 1945 2005 erlebte Politik im deutschen Sudwesten verlag regionalkultur Ubstadt Weiher u a 2022 ISBN 978 3 95505 362 8 S 62 75 Gerhard Taddey Hrsg Gebhard Muller Ein Leben fur das Recht und die Politik Symposium anlasslich seines 100 Geburtstages am 17 April 2000 in Stuttgart Veroffentlichung der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe B Forschungen Bd 148 Kohlhammer Stuttgart 2000 ISBN 3 17 016897 5 Walter Rudi Wand Dr Gebhard Muller Demokrat Staatsmann Prasident des Bundesverfassungsgerichts In Jahrbuch des offentlichen Rechts der Gegenwart 34 1985 S 89 104 Paul Ludwig Weinacht Muller Gebhard In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 389 391 Digitalisat Gunter Buchstab Gebhard Muller 1900 1990 In Jurgen Aretz Rudolf Morsey Anton Rauscher Hrsg Zeitgeschichte in Lebensbildern Aus dem deutschen Katholizismus des 19 und 20 Jahrhunderts Band 8 Aschendorff Verlag GmbH amp Co KG Munster 1997 ISBN 978 3 402 06112 1 S 247 264 Digitalisat WeblinksCommons Gebhard Muller Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Gebhard Muller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Gebhard Muller in der Deutschen Digitalen Bibliothek Eintrag von Gebhard Muller in der Online Datenbank der Landesbibliographie Baden Wurttemberg Biographie mit Bild auf der Homepage der Stadt Karlsruhe Biographie mit Bild bei der Konrad Adenauer Stiftung Pressemitteilung des BVG zum 100 Geburtstag Gebhard Mullers Entnazifizierungsakte Gebhard Muller als digitale Reproduktion Staatsarchiv Sigmaringen Gebhard Muller bei leo bw dem landeskundlichen Informationssystem Baden Wurttemberg Online Findbuch Landesarchiv Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Q 1 35 Gebhard MullerEinzelnachweiseBernhard Strasser Hrsg Mitglieder Verzeichnis der Theologengesellschaft Guelfia Tubingen 1870 1930 Tubingen 1930 S 10 Raberg Lebensgeschichte Gebhard Mullers 2000 Urschrift des Grundgesetzes Digitalisat openJur Abgerufen am 27 Februar 2024 Verdienstorden des Landes Baden Wurttemberg Liste der Ordenstragerinnen und Ordenstrager 1975 2025 PDF 372 kB Staatsministerium Baden Wurttemberg 2 Juni 2025 S 2 Ministerprasidenten des Landes Baden Wurttemberg Reinhold Maier Gebhard Muller Kurt Georg Kiesinger Hans Filbinger Lothar Spath Erwin Teufel Gunther Oettinger Stefan Mappus Winfried KretschmannPrasidenten des Bundesverfassungsgerichts Hermann Hopker Aschoff 1951 1954 Josef Wintrich 1954 1958 Gebhard Muller 1959 1971 Ernst Benda 1971 1983 Wolfgang Zeidler 1983 1987 Roman Herzog 1987 1994 Jutta Limbach 1994 2002 Hans Jurgen Papier 2002 2010 Andreas Vosskuhle 2010 2020 Stephan Harbarth seit 2020 Landesvorsitzende der CDU Baden Wurttemberg Nord Wurttemberg Josef Andre 1946 1948 Wilhelm Simpfendorfer 1948 1958 Klaus Scheufelen 1958 1971 Nord Baden Fridolin Heurich 1945 1951 Franz Gurk 1951 1968 Otto Dullenkopf 1968 1970 Gerhard Zeitel 1970 1971 Sud Baden Leo Wohleb 1946 1947 Anton Dichtel 1948 1966 Hans Filbinger 1966 1971 Wurttemberg Hohenzollern Franz Weiss 1946 1948 Gebhard Muller 1948 1955 Eduard Adorno 1956 1971 Baden Wurttemberg Hans Filbinger 1971 1979 Lothar Spath 1979 1991 Erwin Teufel 1991 2005 Gunther Oettinger 2005 2009 Stefan Mappus 2009 2011 Thomas Strobl 2011 2023 Manuel Hagel seit 2023 Vorsitzende der CDU Fraktion im Landtag von Baden Wurttemberg Franz Gurk 1952 1953 Gebhard Muller 1953 Franz Hermann 1953 1960 Camill Wurz 1960 1968 Erich Ganzenmuller 1968 1972 Lothar Spath 1972 1978 Erwin Teufel 1978 1991 Gunther Oettinger 1991 2005 Stefan Mappus 2005 2010 Peter Hauk 2010 2015 Guido Wolf 2015 2016 Wolfgang Reinhart 2016 2021 Manuel Hagel seit 2021 Normdaten Person GND 11858488X lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n83186428 VIAF 54270316 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muller GebhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker CDU MdL Ministerprasident von Baden Wurttemberg MdB Richter des BundesverfassungsgerichtsGEBURTSDATUM 17 April 1900GEBURTSORT FuramoosSTERBEDATUM 7 August 1990STERBEORT Stuttgart