Als Grüne Chemie oder nachhaltige Chemie bezeichnet man die Art von Chemie die versucht Umweltverschmutzung einzudämmen
Grüne Chemie

Als Grüne Chemie oder nachhaltige Chemie bezeichnet man die Art von Chemie, die versucht, Umweltverschmutzung einzudämmen, Energie zu sparen und so möglichst umweltverträglich zu produzieren. Gleichzeitig sollen Gefahren der Produktion und des Produkts vermieden werden. Um diese Ziele zu erreichen, sind die Entwicklung und Nutzung neuartiger Techniken notwendig. So kann es z. B. nachhaltiger sein, Kunststoffe oder Ethanol aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen, statt aus Erdöl. Im Gegensatz zur grünen Chemie beschäftigt sich die Umweltchemie mit der Ausbreitung, Umwandlung und den Wirkungen chemischer Stoffe auf die belebte und unbelebte Umwelt.
Geschichte
1991 wurde erstmals das Konzept der Atomökonomie von Barry M. Trost eingeführt und 1992 entwickelte Roger A Sheldon den E-Faktor beides sind Kennzahlen, welche Aspekte von Synthesen in Bezug auf deren Nachhaltigkeit quantifizieren. Die grüne Chemie entwickelte sich aus diesen beiden und vielen weiteren Ideen und Forschungsbemühungen in der Zeit bis zu den 1990er Jahren, als die Probleme der chemischen Verschmutzung und der Erschöpfung der Ressourcen immer mehr in den Vordergrund rückten. Die Entwicklung der grünen Chemie in Europa und den Vereinigten Staaten war mit einer Verlagerung der Strategien zur Lösung von Umweltproblemen verbunden. Diese Verlagerung kann als Abkehr von der Regulierung auf Befehl und Kontrolle sowie der vorgeschriebenen Verringerung der Industrieemissionen am „Ende der Leitung“ hin zur aktiven Vermeidung von Umweltverschmutzung durch die innovative Gestaltung der Produktionstechnologien selbst beschrieben werden. 1998 wurde von und John C. Warner eine Liste von Grundprinzipien entwickelt, welche einen Rahmen für die Entwicklung umweltfreundlicherer Chemikalien, Verfahren oder Produkte darstellt. Die Konzepte, die heute als „grüne Chemie“ bekannt sind, haben sich Mitte bis Ende der 1990er Jahre herausgebildet, zusammen mit einer breiteren Akzeptanz des Begriffs (der sich gegenüber konkurrierenden Begriffen wie „saubere“ und „nachhaltige“ Chemie durchgesetzt hat).
In den USA spielte die Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency, EPA) schon früh eine wichtige Rolle bei der Förderung der Grünen Chemie durch ihre Programme zur Vermeidung von Umweltverschmutzung, ihre Finanzierung und ihre technische Koordinierung. Im Vereinigten Königreich trugen Forscher der Universität York zur gleichen Zeit zur Gründung des Green Chemistry Network innerhalb der Royal Society of Chemistry und zur Einführung der Zeitschrift Green Chemistry bei. In Deutschland hat die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) zu diesem Zweck die Fachgruppe Nachhaltige Chemie gegründet.
Eigenschaften
Die grüne Chemie bezieht sich auf alle Bereiche der Chemie, wie die organische Chemie, anorganische Chemie, Biochemie, analytische Chemie und physikalische Chemie und wird somit nicht nur im industriellen Bereich verwirklicht. Das Konzept der Click-Chemie wird oft als eine besonders grüne Art der chemischen Synthese bezeichnet.
Im Jahr 2005 erklärte Ryōji Noyori drei wichtige Entwicklungen für die grüne Chemie: Anwendung von überkritischem Kohlenstoffdioxid als grünes Lösungsmittel, in Wasser gelöstes Wasserstoffperoxid für grüne Oxidationen und der Gebrauch von Wasserstoff für stereoselektive Synthesen. Beispiele für die Umsetzung von grüner Chemie sind Oxidationsreaktionen mit überkritischem Wasser () und lösungsmittelfreie Reaktionen (). Eine weitere Technik im Bereich der grünen Chemie ist das Bioengineering. Zahlreiche wichtige Chemikalien können durch Synthesen in Mikroorganismen hergestellt werden, z. B. Shikimisäure.
Eine Vielzahl von Plattformchemikalien lässt sich durch Pyrolyse aus lignocellulosischer Biomasse, also aus Holz, herstellen. Wege zu Polymeren, basierend auf Fetten und Ölen als nachwachsenden Rohstoffen, wurden beschrieben.
In der grünen Chemie gibt es eine Vielzahl von Metriken, z B. die Atomökonomie und den E-Faktor, die im Laufe der Jahre entwickelt wurden, um die Effizienz oder Nachhaltigkeit chemischer Prozesse zu quantifizieren. Chemiker und Ingenieure messen, verfolgen und bewerten die Leistung in einem bestimmten Bereich, z. B. Nachhaltigkeit, anhand dieser Metriken. Sie werden in der Industrie verwendet, um Vergleiche zwischen Syntheserouten zu ermöglichen und die Nachhaltigkeit chemischer Prozesse sowie deren Veränderungen messbar zu machen, um sie gegebenenfalls zu optimieren. Ganz nach dem Motto: „Man kann nichts verbessern, was man nicht misst“.
Grundprinzipien
Paul Anastas von der Environmental Protection Agency und John C. Warner entwickelten zwölf Grundprinzipien von Green Chemistry:
- Vermeidung von Abfall: Abfall und Verschmutzung zu vermeiden ist, gegenüber dem nachträglichen Entsorgen und Aufarbeiten von selbigen, zu bevorzugen.
- Atomeffizienz: Synthesen und Reaktionen sind so zu gestalten, um im Endprodukt ein Maximum der Atome der beteiligten Edukte zu erreichen.
- Sicherere chemische Umwandlungen: Synthetische Methoden sollen vermieden werden, die Edukte nutzen oder Produkte erzeugen, die ein Risiko für Mensch oder Umwelt darstellen.
- Entwicklung sichererer Stoffe: Bei der Entwicklung chemischer Stoffe sollen bei gleichzeitiger Ausübung ihres Nutzens auch auf eine Minimierung ihrer Toxizität geachtet werden.
- Sicherere Lösungsmittel und Hilfsmittel: Der Einsatz von Lösungsmittel oder Hilfssubstanzen soll vermieden werden, oder – wenn es nicht anders geht, so geringe Toxizität wie möglich aufweisen.
- Energieeffizienz: Der Energieverbrauch soll vermindert werden und die Prozesse sollten möglichst bei Raumtemperatur und Atmosphärendruck durchgeführt werden.
- Erneuerbare Ressourcen: Erneuerbare Ressourcen sollen bevorzugt werden.
- Derivate reduzieren: Anzahl der Zwischenstufen und/oder Derivate – z. B. Schutzgruppen – soll reduziert oder möglichst ganz vermieden werden. Derartige zusätzliche Schritte erfordern zusätzliche Reagenzien und verursachen zusätzlichen Abfall
- Katalysatoren: Katalysatoren sind stöchiometrischen Reagenzien zu bevorzugen.
- Natürlich abbaubar: Produkte sollen nach der Nutzung natürlich abgebaut werden können, ohne der Umwelt zu schaden.
- Echtzeitüberwachung der Abfallvorsorge: Die Echtzeitüberwachung ist weiterzuentwickeln um Verunreinigungen im Prozess zu vermeiden.
- Grundsätzliche Risikovermeidung: Die Wahl von Edukten in chemischen Prozessen soll die potentielle Gefahr, wie von Explosion, Feuer, unbeabsichtigter Freisetzung, vermeiden.
Kritik
Die chemische Synthese einiger Kraftstoffe – wie Biodiesel (Fettsäuremethylester) – aus nachwachsenden Rohstoffen (Öle und Fette, wie z. B. Rapsöl, aber auch Altspeisefette und tierische Altfette sowie anderen Triglyceriden) wird unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit vom Umweltbundesamt kritisch bewertet. Biodiesel habe eine mäßige Ökobilanz und sei volkswirtschaftlich als Kfz- und Lkw-Kraftstoff deshalb nicht sinnvoll, allerdings sei die Verwendung als Kraftstoff in Sportbooten unter Aspekten des Gewässerschutzes empfehlenswert.
Gesetzgebung
Europäische Union
Im Jahr 2007 hat die EU das Programm zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien (REACH) eingeführt, das von den Unternehmen verlangt, Daten vorzulegen, die die Sicherheit ihrer Produkte belegen. Diese Verordnung (1907/2006) gewährleistet nicht nur die Bewertung der Gefahren von Chemikalien und der Risiken ihrer Verwendung, sondern umfasst auch Maßnahmen zum Verbot oder zur Beschränkung/Zulassung der Verwendung bestimmter Stoffe. Die Europäische Chemikalienagentur in Helsinki setzt die Verordnung um, während der Vollzug den EU-Mitgliedstaaten obliegt.
Vereinigte Staaten
Die Environmental Protection Agency (EPA) wurde 1970 in den USA gegründet, um die Gesundheit von Mensch und Umwelt durch die Entwicklung und Durchsetzung von Umweltvorschriften zu schützen. Die Grüne Chemie baut auf den Zielen der EPA auf, indem sie Chemiker und Ingenieure ermutigt, Chemikalien, Verfahren und Produkte zu entwickeln, die die Entstehung von Giftstoffen und Abfällen vermeiden.
Das US-amerikanische Gesetz, das die meisten Industriechemikalien (mit Ausnahme von Pestiziden, Lebensmitteln und Arzneimitteln) regelt, ist der Toxic Substances Control Act (TSCA) von 1976. Bei der Untersuchung der Rolle von Regulierungsprogrammen bei der Entwicklung der grünen Chemie in den USA haben Analysten strukturelle Mängel und seit langem bestehende Schwächen des TSCA aufgedeckt. Ein Bericht an die kalifornische Legislative aus dem Jahr 2006 kommt beispielsweise zu dem Schluss, dass das TSCA einen inländischen Chemikalienmarkt geschaffen hat, auf dem gefährliche Eigenschaften von Chemikalien im Vergleich zu ihrer Funktion, ihrem Preis und ihrer Leistung benachteiligt werden. Wissenschaftler haben argumentiert, dass solche Marktbedingungen ein Haupthindernis für den wissenschaftlichen, technischen und kommerziellen Erfolg der Grünen Chemie in den USA darstellen und dass grundlegende politische Veränderungen notwendig sind, um diese Schwächen zu korrigieren.
Grüne Chemie gewann in den USA nach der Verabschiedung des Pollution Prevention Act von 1990 an Popularität. Dieses Gesetz legte fest, dass die Umweltverschmutzung durch die Verbesserung des Designs und der Produkte und nicht durch die Behandlung und Entsorgung reduziert werden sollte. Im Jahr 1991 rief das EPA Office of Pollution Prevention and Toxics ein Forschungsförderungsprogramm ins Leben, das die Erforschung und Neugestaltung chemischer Produkte und Prozesse fördert, um die Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu begrenzen. Die EPA veranstaltet jedes Jahr den Wettbewerb „The Green Chemistry Challenge“, um Anreize für die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile der Entwicklung und Anwendung grüner Chemie zu schaffen.
Im Jahr 2008 verabschiedete Kalifornien zwei Gesetze zur Förderung der Grünen Chemie und rief damit die California Green Chemistry Initiative ins Leben. Eines dieser Gesetze verpflichtete das kalifornische Department of Toxic Substances Control (DTSC), neue Vorschriften zu entwickeln, um „besorgniserregende Chemikalien“ zu priorisieren und den Ersatz gefährlicher Chemikalien durch sicherere Alternativen zu fördern. Die daraus resultierenden Vorschriften traten 2013 in Kraft und führten zum Safer Consumer Products Program der DTSC.
Preise
Für Leistungen auf diesem Gebiet vergibt die GDCh den Wöhler-Preis für Nachhaltige Chemie.
Literatur
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- Bernd Beek, Horst Neidhard, Günter Neumeier, Wolfgang Lohrer: Substitution umweltgefährlicher Stoffe Wissenschaftsmagazin Ökologie 8, 77–90, Technische Universität Berlin (1985).
- Green Chemistry's Industrial Strategies (ParisTech Review, Dec. 2011).
- Ryoji Noyori: Pursuing practical elegance in chemical synthesis. In: Chemical Communications. Nr. 14, 2005, S. 1807–1811, doi:10.1039/B502713F.
- Hermann Fischer, Horst G. Appelhagen: Chemiewende : Von der intelligenten Nutzung natürlicher Rohstoffe, Verlag A. Kunstmann, München 2017, ISBN 978-3-95614-173-7.
Weblinks
- Linkliste der ETH Zürich zur Grünen Chemie ( vom 30. August 2011 im Internet Archive)
- Einführung Grüne Chemie
- Institut für Chemie und Biotechnologie ICBT der ZHAW (Zürich/CH): Grüne Chemie schaffen! 12 Prinzipien der Grünen Chemie – auch für Nicht-Chemiker.
- Website des Journals „Green Chemistry“ der britischen Royal Society of Chemistry
- Hanno Böck: Die fossilfreie Chemiefabrik: Von elektrischen Crackern und grünen Olefinen. In: Golem.de. 19. April 2022 .
Einzelnachweise
- Barry M. Trost: Atom Economy—A Challenge for Organic Synthesis: Homogeneous Catalysis Leads the Way. In: Angewandte Chemie International Edition in English. Band 34, Nr. 3, 21. Februar 1995, ISSN 0570-0833, S. 259–281, doi:10.1002/anie.199502591 (wiley.com [abgerufen am 27. April 2024]).
- R. A. Sheldon: Organic synthesis; past, present and future. In: Chem. Ind. Nr. 23, 1992, S. 903–906.
- P. T. Anastas, J. C. Warner: Green Chemistry: Theory and Practice. Oxford University Press, 1998.
- Edward J. Woodhouse, Steve Breyman: Green Chemistry as Social Movement? In: Science, Technology, & Human Values. Band 30, Nr. 2, 2005, ISSN 0162-2439, S. 199–222, JSTOR:1558035.
- J. A. Linthorst: An overview: origins and development of green chemistry. In: Foundations of Chemistry. Band 12, Nr. 1, 1. April 2010, ISSN 1572-8463, S. 55–68, doi:10.1007/s10698-009-9079-4.
- Tushar P. Vispute, Huiyan Zhang, Aimaro Sanna, Rui Xiao und George W. Huber: Renewable Chemical Commodity Feedstocks from Integrated Catalytic Processing of Pyrolysis Oils, Science 330 (2010) S. 1222–1227, doi:10.1126/science.1194218.
- Michael A. R. Meier, Jürgen O. Metzger und Ulrich S. Schubert: Plant oil renewable resources as green alternatives in polymer science, Chem. Soc. Rev., 36 (2007) S. 1788–1802, doi:10.1039/B703294C.
- 12 Principles of Green Chemistry – American Chemical Society. In: American Chemical Society. Abgerufen am 19. August 2016.
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- History of Green Chemistry | Center for Green Chemistry & Green Engineering at Yale. In: greenchemistry.yale.edu. Abgerufen am 29. Januar 2021 (englisch).
- OCSPP US EPA: Information About the Green Chemistry Challenge. In: US EPA. 13. Februar 2013, abgerufen am 29. Januar 2021 (englisch).
- : What is the Safer Consumer Products (SCP) Program? Abgerufen am 5. September 2015 (englisch).
Autor: www.NiNa.Az
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Als Grune Chemie oder nachhaltige Chemie bezeichnet man die Art von Chemie die versucht Umweltverschmutzung einzudammen Energie zu sparen und so moglichst umweltvertraglich zu produzieren Gleichzeitig sollen Gefahren der Produktion und des Produkts vermieden werden Um diese Ziele zu erreichen sind die Entwicklung und Nutzung neuartiger Techniken notwendig So kann es z B nachhaltiger sein Kunststoffe oder Ethanol aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen statt aus Erdol Im Gegensatz zur grunen Chemie beschaftigt sich die Umweltchemie mit der Ausbreitung Umwandlung und den Wirkungen chemischer Stoffe auf die belebte und unbelebte Umwelt Geschichte1991 wurde erstmals das Konzept der Atomokonomie von Barry M Trost eingefuhrt und 1992 entwickelte Roger A Sheldon den E Faktor beides sind Kennzahlen welche Aspekte von Synthesen in Bezug auf deren Nachhaltigkeit quantifizieren Die grune Chemie entwickelte sich aus diesen beiden und vielen weiteren Ideen und Forschungsbemuhungen in der Zeit bis zu den 1990er Jahren als die Probleme der chemischen Verschmutzung und der Erschopfung der Ressourcen immer mehr in den Vordergrund ruckten Die Entwicklung der grunen Chemie in Europa und den Vereinigten Staaten war mit einer Verlagerung der Strategien zur Losung von Umweltproblemen verbunden Diese Verlagerung kann als Abkehr von der Regulierung auf Befehl und Kontrolle sowie der vorgeschriebenen Verringerung der Industrieemissionen am Ende der Leitung hin zur aktiven Vermeidung von Umweltverschmutzung durch die innovative Gestaltung der Produktionstechnologien selbst beschrieben werden 1998 wurde von und John C Warner eine Liste von Grundprinzipien entwickelt welche einen Rahmen fur die Entwicklung umweltfreundlicherer Chemikalien Verfahren oder Produkte darstellt Die Konzepte die heute als grune Chemie bekannt sind haben sich Mitte bis Ende der 1990er Jahre herausgebildet zusammen mit einer breiteren Akzeptanz des Begriffs der sich gegenuber konkurrierenden Begriffen wie saubere und nachhaltige Chemie durchgesetzt hat In den USA spielte die Umweltschutzbehorde Environmental Protection Agency EPA schon fruh eine wichtige Rolle bei der Forderung der Grunen Chemie durch ihre Programme zur Vermeidung von Umweltverschmutzung ihre Finanzierung und ihre technische Koordinierung Im Vereinigten Konigreich trugen Forscher der Universitat York zur gleichen Zeit zur Grundung des Green Chemistry Network innerhalb der Royal Society of Chemistry und zur Einfuhrung der Zeitschrift Green Chemistry bei In Deutschland hat die Gesellschaft Deutscher Chemiker GDCh zu diesem Zweck die Fachgruppe Nachhaltige Chemie gegrundet EigenschaftenDie grune Chemie bezieht sich auf alle Bereiche der Chemie wie die organische Chemie anorganische Chemie Biochemie analytische Chemie und physikalische Chemie und wird somit nicht nur im industriellen Bereich verwirklicht Das Konzept der Click Chemie wird oft als eine besonders grune Art der chemischen Synthese bezeichnet Im Jahr 2005 erklarte Ryōji Noyori drei wichtige Entwicklungen fur die grune Chemie Anwendung von uberkritischem Kohlenstoffdioxid als grunes Losungsmittel in Wasser gelostes Wasserstoffperoxid fur grune Oxidationen und der Gebrauch von Wasserstoff fur stereoselektive Synthesen Beispiele fur die Umsetzung von gruner Chemie sind Oxidationsreaktionen mit uberkritischem Wasser und losungsmittelfreie Reaktionen Eine weitere Technik im Bereich der grunen Chemie ist das Bioengineering Zahlreiche wichtige Chemikalien konnen durch Synthesen in Mikroorganismen hergestellt werden z B Shikimisaure Eine Vielzahl von Plattformchemikalien lasst sich durch Pyrolyse aus lignocellulosischer Biomasse also aus Holz herstellen Wege zu Polymeren basierend auf Fetten und Olen als nachwachsenden Rohstoffen wurden beschrieben In der grunen Chemie gibt es eine Vielzahl von Metriken z B die Atomokonomie und den E Faktor die im Laufe der Jahre entwickelt wurden um die Effizienz oder Nachhaltigkeit chemischer Prozesse zu quantifizieren Chemiker und Ingenieure messen verfolgen und bewerten die Leistung in einem bestimmten Bereich z B Nachhaltigkeit anhand dieser Metriken Sie werden in der Industrie verwendet um Vergleiche zwischen Syntheserouten zu ermoglichen und die Nachhaltigkeit chemischer Prozesse sowie deren Veranderungen messbar zu machen um sie gegebenenfalls zu optimieren Ganz nach dem Motto Man kann nichts verbessern was man nicht misst GrundprinzipienPaul Anastas von der Environmental Protection Agency und John C Warner entwickelten zwolf Grundprinzipien von Green Chemistry Vermeidung von Abfall Abfall und Verschmutzung zu vermeiden ist gegenuber dem nachtraglichen Entsorgen und Aufarbeiten von selbigen zu bevorzugen Atomeffizienz Synthesen und Reaktionen sind so zu gestalten um im Endprodukt ein Maximum der Atome der beteiligten Edukte zu erreichen Sicherere chemische Umwandlungen Synthetische Methoden sollen vermieden werden die Edukte nutzen oder Produkte erzeugen die ein Risiko fur Mensch oder Umwelt darstellen Entwicklung sichererer Stoffe Bei der Entwicklung chemischer Stoffe sollen bei gleichzeitiger Ausubung ihres Nutzens auch auf eine Minimierung ihrer Toxizitat geachtet werden Sicherere Losungsmittel und Hilfsmittel Der Einsatz von Losungsmittel oder Hilfssubstanzen soll vermieden werden oder wenn es nicht anders geht so geringe Toxizitat wie moglich aufweisen Energieeffizienz Der Energieverbrauch soll vermindert werden und die Prozesse sollten moglichst bei Raumtemperatur und Atmospharendruck durchgefuhrt werden Erneuerbare Ressourcen Erneuerbare Ressourcen sollen bevorzugt werden Derivate reduzieren Anzahl der Zwischenstufen und oder Derivate z B Schutzgruppen soll reduziert oder moglichst ganz vermieden werden Derartige zusatzliche Schritte erfordern zusatzliche Reagenzien und verursachen zusatzlichen Abfall Katalysatoren Katalysatoren sind stochiometrischen Reagenzien zu bevorzugen Naturlich abbaubar Produkte sollen nach der Nutzung naturlich abgebaut werden konnen ohne der Umwelt zu schaden Echtzeituberwachung der Abfallvorsorge Die Echtzeituberwachung ist weiterzuentwickeln um Verunreinigungen im Prozess zu vermeiden Grundsatzliche Risikovermeidung Die Wahl von Edukten in chemischen Prozessen soll die potentielle Gefahr wie von Explosion Feuer unbeabsichtigter Freisetzung vermeiden KritikDie chemische Synthese einiger Kraftstoffe wie Biodiesel Fettsauremethylester aus nachwachsenden Rohstoffen Ole und Fette wie z B Rapsol aber auch Altspeisefette und tierische Altfette sowie anderen Triglyceriden wird unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit vom Umweltbundesamt kritisch bewertet Biodiesel habe eine massige Okobilanz und sei volkswirtschaftlich als Kfz und Lkw Kraftstoff deshalb nicht sinnvoll allerdings sei die Verwendung als Kraftstoff in Sportbooten unter Aspekten des Gewasserschutzes empfehlenswert GesetzgebungEuropaische Union Im Jahr 2007 hat die EU das Programm zur Registrierung Bewertung Zulassung und Beschrankung von Chemikalien REACH eingefuhrt das von den Unternehmen verlangt Daten vorzulegen die die Sicherheit ihrer Produkte belegen Diese Verordnung 1907 2006 gewahrleistet nicht nur die Bewertung der Gefahren von Chemikalien und der Risiken ihrer Verwendung sondern umfasst auch Massnahmen zum Verbot oder zur Beschrankung Zulassung der Verwendung bestimmter Stoffe Die Europaische Chemikalienagentur in Helsinki setzt die Verordnung um wahrend der Vollzug den EU Mitgliedstaaten obliegt Vereinigte Staaten Die Environmental Protection Agency EPA wurde 1970 in den USA gegrundet um die Gesundheit von Mensch und Umwelt durch die Entwicklung und Durchsetzung von Umweltvorschriften zu schutzen Die Grune Chemie baut auf den Zielen der EPA auf indem sie Chemiker und Ingenieure ermutigt Chemikalien Verfahren und Produkte zu entwickeln die die Entstehung von Giftstoffen und Abfallen vermeiden Das US amerikanische Gesetz das die meisten Industriechemikalien mit Ausnahme von Pestiziden Lebensmitteln und Arzneimitteln regelt ist der Toxic Substances Control Act TSCA von 1976 Bei der Untersuchung der Rolle von Regulierungsprogrammen bei der Entwicklung der grunen Chemie in den USA haben Analysten strukturelle Mangel und seit langem bestehende Schwachen des TSCA aufgedeckt Ein Bericht an die kalifornische Legislative aus dem Jahr 2006 kommt beispielsweise zu dem Schluss dass das TSCA einen inlandischen Chemikalienmarkt geschaffen hat auf dem gefahrliche Eigenschaften von Chemikalien im Vergleich zu ihrer Funktion ihrem Preis und ihrer Leistung benachteiligt werden Wissenschaftler haben argumentiert dass solche Marktbedingungen ein Haupthindernis fur den wissenschaftlichen technischen und kommerziellen Erfolg der Grunen Chemie in den USA darstellen und dass grundlegende politische Veranderungen notwendig sind um diese Schwachen zu korrigieren Grune Chemie gewann in den USA nach der Verabschiedung des Pollution Prevention Act von 1990 an Popularitat Dieses Gesetz legte fest dass die Umweltverschmutzung durch die Verbesserung des Designs und der Produkte und nicht durch die Behandlung und Entsorgung reduziert werden sollte Im Jahr 1991 rief das EPA Office of Pollution Prevention and Toxics ein Forschungsforderungsprogramm ins Leben das die Erforschung und Neugestaltung chemischer Produkte und Prozesse fordert um die Auswirkungen auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu begrenzen Die EPA veranstaltet jedes Jahr den Wettbewerb The Green Chemistry Challenge um Anreize fur die wirtschaftlichen und okologischen Vorteile der Entwicklung und Anwendung gruner Chemie zu schaffen Im Jahr 2008 verabschiedete Kalifornien zwei Gesetze zur Forderung der Grunen Chemie und rief damit die California Green Chemistry Initiative ins Leben Eines dieser Gesetze verpflichtete das kalifornische Department of Toxic Substances Control DTSC neue Vorschriften zu entwickeln um besorgniserregende Chemikalien zu priorisieren und den Ersatz gefahrlicher Chemikalien durch sicherere Alternativen zu fordern Die daraus resultierenden Vorschriften traten 2013 in Kraft und fuhrten zum Safer Consumer Products Program der DTSC PreiseFur Leistungen auf diesem Gebiet vergibt die GDCh den Wohler Preis fur Nachhaltige Chemie LiteraturMichael Angrick Klaus Kummerer Lothar Meinzer Hg Nachhaltige Chemie Erfahrungen und Perspektiven Reihe Okologie und Wirtschaftsforschung Band 66 Marburg Metropolis Verlag 2006 ISBN 3 89518 565 5 Bernd Beek Horst Neidhard Gunter Neumeier Wolfgang Lohrer Substitution umweltgefahrlicher Stoffe Wissenschaftsmagazin Okologie 8 77 90 Technische Universitat Berlin 1985 Green Chemistry s Industrial Strategies ParisTech Review Dec 2011 Ryoji Noyori Pursuing practical elegance in chemical synthesis In Chemical Communications Nr 14 2005 S 1807 1811 doi 10 1039 B502713F Hermann Fischer Horst G Appelhagen Chemiewende Von der intelligenten Nutzung naturlicher Rohstoffe Verlag A Kunstmann Munchen 2017 ISBN 978 3 95614 173 7 WeblinksLinkliste der ETH Zurich zur Grunen Chemie Memento vom 30 August 2011 im Internet Archive Einfuhrung Grune Chemie Institut fur Chemie und Biotechnologie ICBT der ZHAW Zurich CH Grune Chemie schaffen 12 Prinzipien der Grunen Chemie auch fur Nicht Chemiker Website des Journals Green Chemistry der britischen Royal Society of Chemistry Hanno Bock Die fossilfreie Chemiefabrik Von elektrischen Crackern und grunen Olefinen In Golem de 19 April 2022 abgerufen am 5 Mai 2022 EinzelnachweiseBarry M Trost Atom Economy A Challenge for Organic Synthesis Homogeneous Catalysis Leads the Way In Angewandte Chemie International Edition in English Band 34 Nr 3 21 Februar 1995 ISSN 0570 0833 S 259 281 doi 10 1002 anie 199502591 wiley com abgerufen am 27 April 2024 R A Sheldon Organic synthesis past present and future In Chem Ind Nr 23 1992 S 903 906 P T Anastas J C Warner Green Chemistry Theory and Practice Oxford University Press 1998 Edward J Woodhouse Steve Breyman Green Chemistry as Social Movement In Science Technology amp Human Values Band 30 Nr 2 2005 ISSN 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