Hermann Haußer 3 März 1867 in Ludwigsburg 19 Oktober 1927 in Tübingen war ab 1896 Polizeiamtmann ab 1897 Stadtschultheiß
Hermann Haußer

Hermann Haußer (* 3. März 1867 in Ludwigsburg; † 19. Oktober 1927 in Tübingen) war ab 1896 Polizeiamtmann, ab 1897 Stadtschultheiß und von 1903 bis 1927 Oberbürgermeister von Tübingen. Er war Mitglied der Landsmannschaft Ulmia, der ältesten Studentenverbindung an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er starb im Amt überraschend an einem Herzinfarkt.
Stadtentwicklung
In den 30 Jahren der Haußerschen Amtszeit hat sich der Wachstums- und Modernisierungsprozess der Universitätsstadt deutlich beschleunigt. Selbst der Erste Weltkrieg hielt diese Entwicklung nur für kurze Zeit auf. Einer amtlichen Zählung zufolge wurden während der Amtszeit von Haußer mehr als 830 Bauwerke in Tübingen errichtet, darunter eine stattliche Anzahl, die unter städtischer Regie entstanden, zum Beispiel die drei großen Schulen an der Uhlandstraße, das Elektrizitätswerk an der Nonnengasse, das neue Gaswerk im Eisenhut sowie das Uhlandbad an der Karlstraße, das über eine moderne Fernwärmeleitung mit heißem Wasser versorgt wurde.
Die rege Bautätigkeit ging einher mit einem steilen Anstieg der Einwohnerzahlen von 14.000 Personen 1897 auf annähernd 22.000 im Jahr 1927. In gleichem Maße hatte sich die Zahl der Studenten von etwa 1300 auf fast 2800 erhöht. Die Universität hatte deshalb ihre „Reserveflächen“ in der Wilhelmsvorstadt bebaut, zum Beispiel die neue Universitätsbibliothek an der Wilhelmstraße.
Das seit 1877 anhaltende Wachstum zwang die Stadt zum kräftigen Ausbau ihrer Infrastruktur. Nach einer Berechnung des Stadtvermessungsamtes von 1927 wurden in den vorherigen 50 Jahren etwa 20 km Ortsstraßen mit 36,6 km Gehwegen ausgebaut. Straßen, Wege und Plätze befestigte man mit 85.600 m² Pflastersteinen und zur Versorgung der Haushalte verlegte man nicht weniger als 25 km Wasser- und 29 km Gasleitungen.
Das Militär – neben Universität, Eisenbahn und Gewerbe das vierte Standbein der Tübinger Stadtentwicklung – erhielt in der Südstadt eine neue Kaserne (Lorettokaserne). Die Entwicklung in der Südstadt entsprach aber sonst nicht ganz den Erwartungen, die man ursprünglich gehegt hatte. In dem Stadtteil der ausgangs des 19. Jahrhunderts als Industrieviertel projektiert worden war und zunächst auch kräftigen Zuwachs erhalten hatte, dominierte im Laufe der Zeit immer mehr die Wohnbebauung.
Heimatschutzstreit und Alleengezänk
Die Tübinger Lindenallee auf dem Oberen Wöhrd, die sich einst vom Hirschauer Steg, der heutigen Alleenbrücke, bis zur Weilheimer Markungsgrenze erstreckte, wurde durch den Bau der Ammertalbahn, zweier Verkehrsstraßen und später einer Umgehungsstraße zerstört. Heute stehen nur noch wenige der alten Baumriesen. Sie war nicht nur eine beliebte Promenade, sondern war auch Schauplatz zahlreicher „Naturkneipen“ der Tübinger Verbindungsstudenten. Alljährlich am Fronleichnamstag zog zuerst die Tübinger Königsgesellschaft Roigel in die Allee. Im Schatten der Bäume ließ sie dort ein mit Bier gefülltes Trinkhorn kreisen, und alle Passanten waren zum Mitfeiern eingeladen.
Auf einer Sitzung des Stadtrats am 19. Dezember 1908 wurde im Zusammenhang mit der Trassenführung der Ammertalbahn von Tübingen nach Herrenberg einem auf die Schonung der schönen alten Lindenbäume dringenden Bürgerausschussmitglied vom Ratsvorsitzenden eröffnet, man möge „dem dortigen Baumbestand alle nur mögliche Schonung angedeihen lassen, schließlich dürfe man aber doch auch in der Erhaltung alter Bäume nicht zu weit gehen, wenn wichtigere, auf viele Jahrzehnte hinaus vorliegende Interessen dem entgegenständen.“
Vehement wiesen der Oberbürgermeister Hermann Haußer und die Gemeinderäte auf einer Sitzung am 9. Januar 1909 die Forderungen Prof. Konrad Langes im Auftrag der Tübinger Universität zurück, der sich zu einer geharnischten Stellungnahme herausgefordert gesehen hatte. Er warf der Stadtverwaltung eine Informationen verschleppende, ja gar unterschlagende Politik vor.
Dieser „Heimatschutzstreit“, wie die Auseinandersetzung bald genannt wurde, spaltete die Stadt für viele Monate in zwei geradezu feindliche Lager. Immer wieder flammte das „Alleengezänk“ auf. Ein letztes Mal, recht heftig, als es Ende 1910 um die Bebauung der Bahnhofstraße ging. Im Umfeld dieser Auseinandersetzung wurde 1909 der Schwäbische Heimatbund gegründet. Er hatte damals zum Ziel, dass die Industrialisierung nicht mehr des Alten zerstört, als wirklich notwendig. Es ist erstaunlich, wie schnell man auf sachlicher Basis eine Lösung fand. Die Gemeindevertretung ließ sich, wie der Oberbürgermeister in seinem Verwaltungsbericht von 1927 aus der Rückschau schrieb „durch das ihr gegenüber entwickelte feindliche Pathos nicht einschüchtern“, baute die Eisenbahntrasse nach den alten Plänen, doch nun „unter möglichster Rücksichtnahme auf die idealen Interessen des Heimatschutzes“. Zur Lösung des Konflikts trug ganz wesentlich die Offenlegung der Absichten, Formen und Auswirkungen der Pläne bei, „die Schaffung eines klaren Tatbestands und einer sicheren Umgrenzung des Unternehmens sowie die Zusicherung auf tunlichste Schonung all des Bestehenden und Erhaltungswürdigen.“
Festumzug zur Feier von mehr als 2000 Studenten in Tübingen
Als im Sommersemester 1910 die Anzahl der Tübinger Studenten die magische Zahl 2000 überschritt, entschloss sich der Senat der Universität zu einer Feier, die am 22. Juni 1910 durchgeführt wurde. Der Ausschuss der Tübinger Korporationen bat das Schultheißenamt, die Stadt möge bei der Feier auf der Neckarinsel die Kosten für das Bier übernehmen, „wie es bei ähnlichen Anlässen in Marburg, Greifswald, Freiburg und Leipzig geschehen ist“. Entrüstet sandte Bürgermeister Hermann Haußer dieses Schreiben an den Rektor der Universität. Es enthalte, so Haußer, die unangemessene „Erwartung“, die Bürgerschaft soll die gesamte Studentenschaft mit Freibier aushalten. Rektor Frank konnte den Ausschuss der Tübinger Korporationen schließlich davon überzeugen, dieses Gesuch zurückzuziehen.
Einzelnachweise
- Repertorium zum Bestand A 70, Registratur von 1857 ( vom 21. Februar 2005 im Internet Archive) Stadtarchiv Tübingen, S. 13.
- Erläuterungen zum Tübinger Stadtplan von 1927 ( vom 20. Oktober 2011 im Internet Archive). Herausgegeben im Jubiläumsjahr der Universität 1927. Gedruckt von Wilh. C. Rübsamen GmbH Stuttgart. 70,5 × 93,6 cm. Beilage zu: Tübinger Gemeindeverwaltung in den letzten 50 Jahren. Tübingen 1927. Stadtarchiv Tübingen Bibliothek P 278.
- Michael Petersen: 100 Jahre Ammertalbahn – Nächste Station Saloniki Hauptbahnhof ( vom 19. Juni 2009 im Internet Archive), Stuttgarter Zeitung vom 15. Juni 2009.
- Wilfried Setzler: Der Streit um die Tübinger Alleen und die Heimatschutzbewegung.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Haußer, Hermann |
ALTERNATIVNAMEN | Hausser, Hermann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker, Oberbürgermeister von Tübingen |
GEBURTSDATUM | 3. März 1867 |
GEBURTSORT | Ludwigsburg |
STERBEDATUM | 19. Oktober 1927 |
STERBEORT | Tübingen |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Hermann Hausser 3 Marz 1867 in Ludwigsburg 19 Oktober 1927 in Tubingen war ab 1896 Polizeiamtmann ab 1897 Stadtschultheiss und von 1903 bis 1927 Oberburgermeister von Tubingen Er war Mitglied der Landsmannschaft Ulmia der altesten Studentenverbindung an der Eberhard Karls Universitat Tubingen Er starb im Amt uberraschend an einem Herzinfarkt Hermann Hausser um 1911 Unterschrift von Hermann Hausser 1927 StadtentwicklungIn den 30 Jahren der Hausserschen Amtszeit hat sich der Wachstums und Modernisierungsprozess der Universitatsstadt deutlich beschleunigt Selbst der Erste Weltkrieg hielt diese Entwicklung nur fur kurze Zeit auf Einer amtlichen Zahlung zufolge wurden wahrend der Amtszeit von Hausser mehr als 830 Bauwerke in Tubingen errichtet darunter eine stattliche Anzahl die unter stadtischer Regie entstanden zum Beispiel die drei grossen Schulen an der Uhlandstrasse das Elektrizitatswerk an der Nonnengasse das neue Gaswerk im Eisenhut sowie das Uhlandbad an der Karlstrasse das uber eine moderne Fernwarmeleitung mit heissem Wasser versorgt wurde Die rege Bautatigkeit ging einher mit einem steilen Anstieg der Einwohnerzahlen von 14 000 Personen 1897 auf annahernd 22 000 im Jahr 1927 In gleichem Masse hatte sich die Zahl der Studenten von etwa 1300 auf fast 2800 erhoht Die Universitat hatte deshalb ihre Reserveflachen in der Wilhelmsvorstadt bebaut zum Beispiel die neue Universitatsbibliothek an der Wilhelmstrasse Das seit 1877 anhaltende Wachstum zwang die Stadt zum kraftigen Ausbau ihrer Infrastruktur Nach einer Berechnung des Stadtvermessungsamtes von 1927 wurden in den vorherigen 50 Jahren etwa 20 km Ortsstrassen mit 36 6 km Gehwegen ausgebaut Strassen Wege und Platze befestigte man mit 85 600 m Pflastersteinen und zur Versorgung der Haushalte verlegte man nicht weniger als 25 km Wasser und 29 km Gasleitungen Das Militar neben Universitat Eisenbahn und Gewerbe das vierte Standbein der Tubinger Stadtentwicklung erhielt in der Sudstadt eine neue Kaserne Lorettokaserne Die Entwicklung in der Sudstadt entsprach aber sonst nicht ganz den Erwartungen die man ursprunglich gehegt hatte In dem Stadtteil der ausgangs des 19 Jahrhunderts als Industrieviertel projektiert worden war und zunachst auch kraftigen Zuwachs erhalten hatte dominierte im Laufe der Zeit immer mehr die Wohnbebauung Heimatschutzstreit und AlleengezankDie Tubinger Lindenallee auf dem Oberen Wohrd die sich einst vom Hirschauer Steg der heutigen Alleenbrucke bis zur Weilheimer Markungsgrenze erstreckte wurde durch den Bau der Ammertalbahn zweier Verkehrsstrassen und spater einer Umgehungsstrasse zerstort Heute stehen nur noch wenige der alten Baumriesen Sie war nicht nur eine beliebte Promenade sondern war auch Schauplatz zahlreicher Naturkneipen der Tubinger Verbindungsstudenten Alljahrlich am Fronleichnamstag zog zuerst die Tubinger Konigsgesellschaft Roigel in die Allee Im Schatten der Baume liess sie dort ein mit Bier gefulltes Trinkhorn kreisen und alle Passanten waren zum Mitfeiern eingeladen Auf einer Sitzung des Stadtrats am 19 Dezember 1908 wurde im Zusammenhang mit der Trassenfuhrung der Ammertalbahn von Tubingen nach Herrenberg einem auf die Schonung der schonen alten Lindenbaume dringenden Burgerausschussmitglied vom Ratsvorsitzenden eroffnet man moge dem dortigen Baumbestand alle nur mogliche Schonung angedeihen lassen schliesslich durfe man aber doch auch in der Erhaltung alter Baume nicht zu weit gehen wenn wichtigere auf viele Jahrzehnte hinaus vorliegende Interessen dem entgegenstanden Vehement wiesen der Oberburgermeister Hermann Hausser und die Gemeinderate auf einer Sitzung am 9 Januar 1909 die Forderungen Prof Konrad Langes im Auftrag der Tubinger Universitat zuruck der sich zu einer geharnischten Stellungnahme herausgefordert gesehen hatte Er warf der Stadtverwaltung eine Informationen verschleppende ja gar unterschlagende Politik vor Dieser Heimatschutzstreit wie die Auseinandersetzung bald genannt wurde spaltete die Stadt fur viele Monate in zwei geradezu feindliche Lager Immer wieder flammte das Alleengezank auf Ein letztes Mal recht heftig als es Ende 1910 um die Bebauung der Bahnhofstrasse ging Im Umfeld dieser Auseinandersetzung wurde 1909 der Schwabische Heimatbund gegrundet Er hatte damals zum Ziel dass die Industrialisierung nicht mehr des Alten zerstort als wirklich notwendig Es ist erstaunlich wie schnell man auf sachlicher Basis eine Losung fand Die Gemeindevertretung liess sich wie der Oberburgermeister in seinem Verwaltungsbericht von 1927 aus der Ruckschau schrieb durch das ihr gegenuber entwickelte feindliche Pathos nicht einschuchtern baute die Eisenbahntrasse nach den alten Planen doch nun unter moglichster Rucksichtnahme auf die idealen Interessen des Heimatschutzes Zur Losung des Konflikts trug ganz wesentlich die Offenlegung der Absichten Formen und Auswirkungen der Plane bei die Schaffung eines klaren Tatbestands und einer sicheren Umgrenzung des Unternehmens sowie die Zusicherung auf tunlichste Schonung all des Bestehenden und Erhaltungswurdigen Grab von Hermann Hausser auf dem Stadtfriedhof TubingenFestumzug zur Feier von mehr als 2000 Studenten in TubingenAls im Sommersemester 1910 die Anzahl der Tubinger Studenten die magische Zahl 2000 uberschritt entschloss sich der Senat der Universitat zu einer Feier die am 22 Juni 1910 durchgefuhrt wurde Der Ausschuss der Tubinger Korporationen bat das Schultheissenamt die Stadt moge bei der Feier auf der Neckarinsel die Kosten fur das Bier ubernehmen wie es bei ahnlichen Anlassen in Marburg Greifswald Freiburg und Leipzig geschehen ist Entrustet sandte Burgermeister Hermann Hausser dieses Schreiben an den Rektor der Universitat Es enthalte so Hausser die unangemessene Erwartung die Burgerschaft soll die gesamte Studentenschaft mit Freibier aushalten Rektor Frank konnte den Ausschuss der Tubinger Korporationen schliesslich davon uberzeugen dieses Gesuch zuruckzuziehen EinzelnachweiseRepertorium zum Bestand A 70 Registratur 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