Jörg Jenatsch auch Jürg Jenatsch oder Georg Jenatsch betont auf dem A rätoromanisch Gieri Genatsch 1596 in Lohn oder im
Jörg Jenatsch

Jörg Jenatsch, auch Jürg Jenatsch oder Georg Jenatsch (betont auf dem A; rätoromanisch: Gieri Genatsch, * 1596 in Lohn oder im Oberengadin; † 24. Januar 1639 in Chur) war ein Bündner evangelischer Pfarrer, Militärführer und Politiker. Er galt in den Augen vieler Anhänger als der Retter Graubündens im Dreissigjährigen Krieg.
Leben
Jörg Jenatsch wurde 1596 geboren. Er war ein Grosssohn des Pfarrers Andreas Jenatsch und ältester Sohn des Notars und Pfarrers Israel Jenatsch und dessen Ehefrau Ursina Balsamin. Er hatte fünf jüngere Geschwister, Katharina, Susanna und Nuttin sowie zwei, die früh starben. Bis heute ist nicht restlos geklärt, ob er im Oberengadin oder in Lohn im Schams zur Welt kam, da sein Vater im Geburtsjahr seine Pfarrstelle von Silvaplana in die Talschaft Schams wechselte. Seine Kinderjahre verbrachte er ab 1599 im Pfarrhaus von Silvaplana. 1610 besuchte er mit weiteren Bündner Studenten das Lektorium in Zürich, wo er sich unter dem Namen Georgius Jenatius, Engadino-Rhetus, eintragen liess. Er wohnte beim Schulherrn und Grossmünsterprediger Caspar Murer. Im Juni 1616 konnte er sich an der theologischen Fakultät der Universität Basel immatrikulieren. Um seine missliche finanzielle Lage zu verbessern, übernahm er um 1614 in Zürich die Stelle eines Präzeptors bei vier Söhnen des Ritters Baptista von Salis in Soglio. Nach Studienabschluss wirkte er ab Sommer 1617 als Prädikant in Scharans im Domleschg.
Ab 1618 beteiligte sich Jenatsch an den wilden Parteikämpfen innerhalb der Drei Bünde. Er trat am Strafgericht von Thusis als fanatischer Gegner der spanisch-katholischen Partei auf und war mitverantwortlich für den Justizmord an Nicolò Rusca, Erzpriester von Sondrio, und von Vicosoprano. Im gleichen Jahr wurde Jenatsch reformierter Prädikant in Berbenno bei Sondrio in der mehrheitlich katholischen Talschaft Veltlin. 1620 entkam er knapp dem Veltliner Protestantenmord und floh nach Silvaplana. Als Racheakt ermordete Jenatsch im Jahre 1621 mit einigen Helfern den Führer der spanisch-katholischen Partei in den Drei Bünden Pompejus Planta auf dessen Schloss Rietberg im Domleschg. Im gleichen Jahr ermordete Jenatsch Joseph von Capol aus Flims.
Nach dem Einmarsch der Spanier und Österreicher in die Drei Bünde 1620 wurde das Land während den Bündner Wirren in die Kriegshandlungen des Dreissigjährigen Krieges hineingezogen. Der Theologe Jenatsch begann nun seine militärische Karriere, zuerst als Partisanenführer, dann als Hauptmann der Kavallerie in der Armee des pfälzischen Generals Ernst von Mansfeld. 1627 stieg er zum Major auf, liess sich aber auf ein Duell mit seinem Vorgesetzten ein, Oberst Jacob von Ruinelli, den er erdolchte. Im folgenden Jahr trat Jenatsch in venezianische Dienste ein, wurde dort aber inhaftiert und zog darauf 1629 mit seiner Familie auf das Schloss Katzensteig bei Bischofszell im eidgenössisch beherrschten Thurgau.
Als 1634 der reformierte Herzog Henri II. de Rohan im Auftrag Kardinal Richelieus Graubünden besetzte, war Jenatsch im Rang eines Obersten seine rechte Hand. Da aber Richelieu Absichten zeigte, Graubünden und dessen Untertanengebiete als Pfand für den Friedensschluss zu behalten, führte Jenatsch zur Befreiung seiner Heimat Verhandlungen mit Österreich-Spanien. Zu diesem Zweck trat er 1635 im Kapuzinerkloster Rapperswil zur katholischen Kirche über. Es gelang ihm in meisterhafter Weise, Rohan zu täuschen und zugleich die Bündner beim französischen Heer sowie das ganze Land für seinen Plan (Kettenbund) zu gewinnen. Er wurde zum General der Drei Bünde ernannt und war mit der Unterstützung Spaniens in der Lage, die Franzosen am 5. Mai 1637 zum Abzug zu zwingen. Zugleich gelang es ihm mit diplomatischem Geschick, von Spanien die Rückgabe des Veltlins an Graubünden zu erwirken.
Von da an war Jenatsch der politische und militärische Lenker seines Landes, wurde als «Direktor» des spanisch-österreichischen Bündnisses mit Reichtümern überschüttet und durch Philipp IV. von Spanien geadelt. Bei einem nächtlichen Trinkgelage in Chur wurde er in der Fasnachtszeit in der Wirtschaft des Pastetenbäckers Lorenz (Laurentz) Fausch, dem «Staubigen Hüetli», am 21. Januar 1639 durch eine Gruppe maskierter Verschwörer ermordet. Der erste Täter, als Bär verkleidet, feuerte mit einer Pistole auf ihn, worauf ihn die anderen mit Knüppeln und Äxten niederstreckten. Jenatsch wurde noch gleichentags in einer aufwändigen Trauerfeier in der Kathedrale in Chur beigesetzt. Das «Staubige Hüetli» stand an der Stelle des Alten Gebäu an der Poststrasse 14.
Jenatschs Mörder konnten nie ermittelt werden, es wurde aber vermutet, dass neben den Elitenfamilien von Planta und auch spanische Agenten an den Plänen zur Ermordung beteiligt waren. Die Chronik des Fortunat Sprecher v. Bernegg vermutete die Täter in gegenreformatorischen Kreisen, die es Jenatsch verübelten, dass er zum katholischen Glauben gewechselt hatte. Ein Mittäter mit Namen Zambra der am 30. Oktober 1639 am Brauli-Pass (am Stilfserjoch gelegen) ein Mitglied der kaiserlich-katholisch gesinnten Familie von Planta getötet hatte und am 24. Februar 1639 ein weiteres Familienmitglied und der auch sonst in weitere kriegerische Mordanschläge verwickelt gewesen war, wurde am 7. März 1640 in Tarasp durch Öffnen der Beinschlagadern hingerichtet, „ohne den Scharfrichter“ bemühen zu müssen. Auffällig ist, dass die Häufung von Mordanschlägen während der Bündner Wirren auf die Eliten und deren Parteigänger System hatte: Jenatsch selbst ermordete am 26. Juli 1638 einen Widersacher in Chiavenna namens Johann Peter Stampa. Ziel war es, den Freistaat der Drei Bünde nach dem Kapitulat von Mailand wieder in den vollen Besitz des Untertanengebietes Veltlin zu bringen.
Publikationen
- als Geo Jenatius: Disquisitio metaphysica de veritate sive vero et falsitate sive falso Tiguri 1616, OCLC 612156399 lateinisch (Verfasserangabe: Geo Jenatius für Georg Jenatsch und Erscheinungsort: „Tiguri“ für Zürich).
Exhumierungen
Sommer 1959
Im Sommer 1959 exhumierte der Zürcher Anthropologe (1911–1991) in der Churer Kathedrale den Leichnam von Georg Jenatsch.
Obwohl die Exhumierung von Jenatschs sterblichen Überresten allein aus wissenschaftlichen Gründen in jener Zeit aussergewöhnlich war, unterstützte der damalige Churer Bischof Christian Caminada die Aktion. Am 30. Juli stiessen die Arbeiter vor dem Katharinenaltar in der Kathedrale links des Eingangs auf ein Skelett, das für dasjenige von Jenatsch gehalten wurde. Obwohl der Bischof die Suche daraufhin für beendet erklärte, liess Hug ohne Erlaubnis weitergraben. Am 4. August 1959 stiess ein Arbeiter 110 Zentimeter unterhalb des heutigen Steinbodens östlich der Stelle, wo bis 1921 die Grabplatte Jenatschs gelegen hatte, auf einen Schädel mit zertrümmerter Schläfe und schwarzen Haarbüscheln. Die vollständige Exhumierung fand – nun mit dem Einverständnis des Bischofs – am 5. August statt.
Die auf dem Rücken liegende Leiche war bereits stark zersetzt; vom Schädel hatten sich nur die vordere Seite und die Schädeldecke erhalten. Von den übrigen Knochen fanden sich nur noch Reste des rechten Unterarms, eines linken Handwurzelknochens, des linken Schambeins sowie Reste des linken Beines und Fusses. Die Körperlänge betrug etwa 170 Zentimeter.
Jenatsch war in seinen Kleidern – Schultermantel, Seidenweste, Hemd, Kniehose und Kniestrümpfen – in einem konischen Sarg aus Tannenholz bestattet worden. Unter dem Hemd trug Jenatsch ein Skapulier, zudem fanden sich unter anderem Reste eines Rosenkranzes und zwei Medaillons.
Am 4. August 1961 wurden die Gebeine in der gleichen Grube wieder beigesetzt. Kleider, Skapulier und Rosenkranz wurden zurückbehalten. Sie werden als Dauerleihgabe der Kathedralstiftung der Diözese Chur im Rätischen Museum Chur aufbewahrt.
Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem Bünder Historiker Jon Mathieu vermachte Erik Hug seine umfangreichen Untersuchungsunterlagen nicht wie versprochen dem Bündner Staatsarchiv, sondern dem Kloster Einsiedeln, wo sie im Juli 2009 18 Jahre nach Hugs Tod nach langer Suche in einem Tresorfach wieder zum Vorschein kamen. Die Auseinandersetzung Hug-Mathieu fand auch Eingang in den Film Jenatsch von Daniel Schmid nach dem Drehbuch von Martin Suter, und zwar in der Form des Journalisten Sprecher, welcher vom "spleenigen Anthropologen" empfangen wird. Die Untersuchungsergebnisse Hugs wurden bisher nicht veröffentlicht.
März 2012 / Resultat Oktober 2012
Im März 2012 wurde das Grab in der Churer Kathedrale erneut geöffnet. Eine vergleichende DNA-Analyse mit heutigen Nachkommen Jenatschs sollte klären, ob es sich tatsächlich um den Leichnam Jenatschs handelt. Die Ergebnisse wurden am 25. Oktober 2012 präsentiert. Das Resultat der DNA-Analyse war nicht eindeutig: Die Chance, dass es sich beim Skelett um Jörg Jenatsch handle, betrage 96 Prozent. Weitere Indizien sprechen dafür: die exakte Position des Grabes wurde mit historischen Quellen abgeglichen, die Medaillons aus dem Grab und grossflächige Textiluntersuchungen weisen eindeutig in die Zeit Jörg Jenatschs. Auch das Alter des Verstorbenen und die Art seiner Verletzungen deuten auf Jenatsch hin. Darum gehen die Forscher davon aus, dass es sich um Jörg Jenatsch handle. Die Forscher arbeiten mittels Computertomographie daran, eine dreidimensionale Gesichtsrekonstruktion vom Toten zu erstellen, um zu erfahren, wie der Tote ausgesehen hat.
Jenatsch in den Augen der Nachwelt
Von den Zeitgenossen, die ihn kannten, wie Bartholomäus Anhorn, Fortunat Sprecher, Ulysses von Salis und Fortunat von Juvalta, von denen die wenigen zeitgenössischen schriftlichen Würdigungen stammen, wurden Jenatsch und seine Leistung eher kritisch gewürdigt. Alle verurteilten Jenatschs Konversion als unverzeihlichen Verrat und alle, ausser Anhorn, sahen auf ihn als sozialen Aufsteiger herab, der das gesellschaftliche Gefüge (Aristokraten, Geistliche und einfaches Volk) aufzubrechen drohte. Mit Ausnahme von Ulysses von Salis, der wie Jenatsch an Pompejus von Plantas Ermordung beteiligt war, fühlten sich zudem alle von Jenatschs Gewalttätigkeit vor den Kopf gestossen. Von Salis’ Bild von Jenatsch wird geprägt vom Verrat an Frankreich und der Art und Weise, wie er führende Persönlichkeiten wie von Salis selbst aus dem Rampenlicht verdrängte. Juvaltas persönliche Erinnerungen zeugen von Wut über Jenatschs Rolle im Thusner Strafgericht. Über die Höhepunkte in Jenatschs Karriere und insbesondere seine Rolle bei der temporären Rückgewinnung des Veltlins und beim Abzug des französischen Heeres aus dem Freistaat berichtete vor allem Bartholomäus Anhorn. Im Übrigen spielte Jenatsch in den schriftlichen Berichten der genannten Zeitgenossen, die alle versuchten, ihre Betrachtungen in einen grösseren geschichtlichen Zusammenhang einzuordnen, eine ziemlich geringe Rolle und tritt dort nur sporadisch in Erscheinung.
Ausser aus diesen Chroniken behielt die Nachwelt durch Volkslieder und Spottgesänge, die zum Teil bereits vor seinem Tod kursierten, noch für einige Jahrzehnte eine eher verzerrte Erinnerung an den Machtmenschen Jenatsch.
Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die ehemaligen Untertanengebiete Veltlin, Bormio und Chiavenna längst verlorengegangen waren und aus dem Freystaat mit Nachhilfe der Franzosen ein Kanton der Eidgenossenschaft geworden war, begannen sich in Graubünden die Menschen nach einer Identifikationsfigur zu sehnen, die sie – nach Erscheinen einer systematischen Untersuchung der Schweizergeschichte durch Louis Vulliemin im Jahre 1844, in der Georg Jenatsch als massgeblicher Protagonist der diplomatischen Manöver der 1630er Jahre eingehend gewürdigt wurde – in Jenatsch fanden. Es begann sich der Mythos eines Freiheitshelden um seine Person zu bilden, der sich, losgelöst von historischen Fakten, in literarischen Werken und patriotischen Bühnenstücken entwickelte.
Der Hauptgrund, weshalb Jenatsch im 19. Jahrhundert wieder Eingang ins historische Gedächtnis des Volkes fand, war der Erfolg des 1876 erschienenen Romans von Conrad Ferdinand Meyer Jürg Jenatsch. Dieser war während der folgenden Jahrzehnte sogar Teil des Lehrplans für höhere Schulen, wodurch sich das Bild von Jenatsch als unerschrockenem Freiheitshelden und seiner tragisch endenden, verbotenen Liebe zur Tochter seines Todfeindes Pompejus Planta bei Generationen von Schülern prägte.
Die wissenschaftliche Geschichtsforschung insbesondere ab dem 20. Jahrhundert revidierte wieder das Bild von Georg Jenatsch. Sowohl in der 1894 publizierten Biographie von Ernst Haffter als auch in jener seit 1938 in mehreren überarbeiteten und ergänzten Auflagen erschienenen Biographie von Alexander Pfister treten aufgrund umfassender Auswertung zeitgenössischer Dokumente und Briefe wieder weniger altruistische Charaktereigenschaften Jenatschs zu Tage, wie Skrupellosigkeit und Neigung zu Gewaltexzessen bis hin zu Terrorismus, unbedingtes Streben nach Erhebung in den Adelsstand sowie Machtgier als Motiv für sein Wirken. Sein Übertritt zum Katholizismus wird von einigen Historikern weniger eindeutig als Ausdruck eines skrupellosen Opportunismus gesehen, sondern es wird die Möglichkeit eines tiefgreifenden Wandels seiner inneren Überzeugung erwogen. Da kriegerische Ereignisse (u. a. Waffen und Söldner) immer auch finanzielle Geldgeber benötigen, sind die Ursachen und Auswirkungen von Bestechungsgeldern (Pensionen) auf die Hauptakteure diesbezüglich ungeklärt. Randolph C. Heads Buch Jenatschs Axt von 2012 stellt den aktuellen Stand der Forschung dar.
Unter weitgehender Verdrängung der historischen Fakten wird Jenatschs Mythos als Freiheitsheld in Graubünden gerne für kommerzielle Zwecke genutzt, vor allem für Namen von Gastwirtschaften.
Rezeption
- Jenatsch ist Protagonist des historischen Romans Die Geschichte des Jürg Jenatsch von Maurus Carnot.
- Jenatsch ist Protagonist des historischen Romans Jürg Jenatsch von Conrad Ferdinand Meyer.
- 1987 entstand der Film Jenatsch unter der Regie von Daniel Schmid.
- 1929 wurde die Oper Jürg Jenatsch von Heinrich Kaminski uraufgeführt.
- Der (3250 m) und die Jenatschhütte in den Albula-Alpen tragen heute seinen Namen.
- Das Gruppenhaus Jenatsch in Parpan mit 86 Betten in einem alten Patrizierhaus (früher Hotel Jürg Jenatsch) ist nach ihm benannt.
- Sonderausstellung Calling Jenatsch, 7. Oktober 2016 bis 13. August 2017, Rätisches Museum, Chur. (Handout pdf).
Literatur
- Balzer Gartmann: Georg Jenatsch in der Literatur. Condrau, Dissentis 1946, DNB 570218942 (Bern, Universität, Dissertation, 1946).
- Ernst Haffter: Georg Jenatsch. Ein Beitrag zur Geschichte der Bündner Wirren. Hugo Richter, Davos 1894, (Digitalisat).
- Randolph C. Head: Jenatsch's Axe. Social Boundaries, Identity, and Myth in the Era of the Thirty Years' War (= Changing Perspectives on Early Modern Europe. Bd. 9). University of Rochester Press, Rochester u. a. 2008, ISBN 978-1-58046-276-1 (In deutscher Sprache: Jenatschs Axt. Soziale Grenzen, Identität und Mythos in der Epoche des Dreissigjährigen Krieges (= Reihe cultura alpina. Bd. 5). Aus dem Amerikanischen von Peter Jäger. Aktualisiert und autorisiert durch den Verfasser. Desertina, Chur 2012, ISBN 978-3-85637-413-6).
- Manuel Janosa: Die Exhumierung des Jörg Jenatsch im Jahre 1959. In: Bündner Monatsblatt. Nr. 5, Heft 5, 2010, S. 431–452, (doi:10.5169/seals-398957).
- Manuel Janosa (Redaktion): Unter die Orgl begraben. Das Grab des Jörg Jenatsch in der Kathedrale zu Chur (= Archäologie Graubünden. Sonderheft. 4). Somedia-Buchverlag, Glarus 2014, ISBN 978-3-906064-35-2.
- C. Jecklin: Georg Jenatsch in der Dichtung. In: Bündner Monatsblatt: Zeitschrift für bündnerische Geschichte, Landes- und Volkskunde, 1944, Heft 3, S. 82–90 (doi:10.5169/seals-397223).
- Christian Immanuel Kind: Jenatsch, Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 763–766.
- Wolfram Mirbach: Jenatsch, Georg (Jürg). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 23–24 .
- Gaudenz Meili: Die Ermordung von Jörg Jenatsch (24. Januar 1639). In: Appenzeller Kalender, Band 243, Herisau 1964 doi:10.5169/seals-375782.
- Hans Mohler: Georg Jenatsch. (Roman) Terra Grischuna/Calven Verlag ISBN 3 7298 10510
- Hansruedi Näf: Jenatsch – Kurz & Bündig! Crüzer, Stampa/Samedan 2017
- Alexander Pfister: Jörg Jenatsch. Sein Leben und seine Zeit. Herausgegeben von der Jörg-Jenatsch-Stiftung. 5. Auflage. Verlag Bündner Monatsblatt, Chur 1991, ISBN 3-905241-21-8 (Erstauflage: Georg Jenatsch. Sein Leben und seine Zeit. Zu seinem 300. Todestage. Schwabe, Basel 1938).
- Peter Conradin von Planta: Geschichte von Graubünden. In ihren Hauptzügen gemeinfasslich dargestellt. 3. Auflage, bearbeitet von Constanz Jecklin. Wyss, Bern 1913, DNB 361578180, S. 197 ff.
- Markus Schmid-Lengersdorf: Bündner Wirren. Szenen um Jörg Jenatsch. Libretto für eine Aufführung im Jubiläumsjahr 700 Jahre Davoser Lehensbrief, 30. Juni 1989, 1. Juli und 2. Juli 1989 im Eisstadion Davos. Komitee Bündner Wirren, Davos 1989, DNB 941304655.
- Jean J. Winkler: Jörg Jenatsch und der erste Verlust des Veltlins. Winkler, Zürich 1965, DNB 576933260.
- Hansmartin Schmid: Jenatsch war nie Bündner Nationalheld. In: Bündner Monatsblatt 3/2012
Audio
- Graubünden 1618: Jörg Jenatsch – Freiheitsheld oder Verräter? Sendung der Reihe Zeitblende im Radio SRF 4 News, 2. Juni 2018
- Hörspiel-Klassiker im März 2014 – Jörg Jenatsch. War Jörg Jenatsch (1596-1639) ein glühender Patriot? Oder doch ein ruch-, skrupel- und gewissenloser Machtlüstling? Er zählt zu den grossen Gestalten in der Schweizer Geschichte, und auch zu den heiss umstrittenen. Schweizer Radio SRF, 28. Februar 2014
Weblinks
- Silvio Färber: Jenatsch, Jörg [Georg]. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Literatur von und über Jörg Jenatsch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Friedrich Pieth: Georg Jenatsch als Privatlehrer in Zürich, abgerufen am 11. Februar 2021
- Hansruedi Näf: Jenatsch - Kurz & Bündig! Crüzer, Stampa/Samedan 2017, S. 6–9
- Peter Dürrenmatt: Schweizer Geschichte. Schweizer Verlagshaus, Zürich 1976
- Silvio Färber: Jörg Jenatsch. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 16. Oktober 2013, abgerufen am 12. Juni 2019.
- Stadt Chur ( vom 20. Juni 2007 im Internet Archive)
- La chavazza ( vom 25. Mai 2015 im Internet Archive)
- Manuel Janosa: Die Exhumierung des Jörg Jenatsch im Jahre 1959. In: Bündner Monatsblatt, 5/2010
- NZZ
- Urs Willmann: Jörg Jenatsch: Er ist es! Vermutlich. 1639 wurde der Bündner Freiheitsheld Jörg Jenatsch bei einem Wirtshaus-Attentat ermordet und noch am selben Tag in der Kathedrale in Chur begraben. Doch bis heute streiten Archäologen, ob dort tatsächlich seine Leiche liegt. Eine neue Untersuchung der Uni Zürich schafft nun Klarheit. Die Zeit (Online), 23. Januar 2017
- Brigit Weibel: DNA-Test kann Jenatsch-Rätsel nicht lösen. Schweizer Fernsehen, 25. Oktober 2012
- Alles beim Alten bei Jenatsch. In: Neue Zürcher Zeitung, 25. Oktober 2012
- Simone Rau: Aktenzeichen J J ungelöst – auch weiterhin. In: Tages-Anzeiger, 25. Oktober 2012
- dazu und zum Folgenden: ausführlich bei Head, 2012 (siehe oben: Literatur) S. 208–211
- Head, S. 211
- Louis Vulliemin: Geschichte der Eidgenossen während des 16. und 17. Jahrhunderts, 3 Teile. Orell Füssli, Zürich 1844 (deutsche Übersetzung aus dem Französischen)
- 2. Teil des Buches auf Google Books
- Head, S. 214 ff.
- Head, S. 233
- hierzu und zum Folgenden: Head, S. 233 ff.
- Head, S. 241 ff.
- Universaledition ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Jenatsch, Jörg |
ALTERNATIVNAMEN | Jenatsch, Jürg; Jenatsch, Georg; Genatsch, Gieri |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer evangelischer Pfarrer, Politiker und Militärführer in Graubünden |
GEBURTSDATUM | 1596 |
GEBURTSORT | Lohn oder Oberengadin |
STERBEDATUM | 24. Januar 1639 |
STERBEORT | Chur |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Jörg Jenatsch, Was ist Jörg Jenatsch? Was bedeutet Jörg Jenatsch?
Jorg Jenatsch auch Jurg Jenatsch oder Georg Jenatsch betont auf dem A ratoromanisch Gieri Genatsch 1596 in Lohn oder im Oberengadin 24 Januar 1639 in Chur war ein Bundner evangelischer Pfarrer Militarfuhrer und Politiker Er galt in den Augen vieler Anhanger als der Retter Graubundens im Dreissigjahrigen Krieg Jenatsch 1636Jenatsch auf einer Zeichnung von Heinrich Kraneck 1832LebenJorg Jenatsch wurde 1596 geboren Er war ein Grosssohn des Pfarrers Andreas Jenatsch und altester Sohn des Notars und Pfarrers Israel Jenatsch und dessen Ehefrau Ursina Balsamin Er hatte funf jungere Geschwister Katharina Susanna und Nuttin sowie zwei die fruh starben Bis heute ist nicht restlos geklart ob er im Oberengadin oder in Lohn im Schams zur Welt kam da sein Vater im Geburtsjahr seine Pfarrstelle von Silvaplana in die Talschaft Schams wechselte Seine Kinderjahre verbrachte er ab 1599 im Pfarrhaus von Silvaplana 1610 besuchte er mit weiteren Bundner Studenten das Lektorium in Zurich wo er sich unter dem Namen Georgius Jenatius Engadino Rhetus eintragen liess Er wohnte beim Schulherrn und Grossmunsterprediger Caspar Murer Im Juni 1616 konnte er sich an der theologischen Fakultat der Universitat Basel immatrikulieren Um seine missliche finanzielle Lage zu verbessern ubernahm er um 1614 in Zurich die Stelle eines Prazeptors bei vier Sohnen des Ritters Baptista von Salis in Soglio Nach Studienabschluss wirkte er ab Sommer 1617 als Pradikant in Scharans im Domleschg Ab 1618 beteiligte sich Jenatsch an den wilden Parteikampfen innerhalb der Drei Bunde Er trat am Strafgericht von Thusis als fanatischer Gegner der spanisch katholischen Partei auf und war mitverantwortlich fur den Justizmord an Nicolo Rusca Erzpriester von Sondrio und von Vicosoprano Im gleichen Jahr wurde Jenatsch reformierter Pradikant in Berbenno bei Sondrio in der mehrheitlich katholischen Talschaft Veltlin 1620 entkam er knapp dem Veltliner Protestantenmord und floh nach Silvaplana Als Racheakt ermordete Jenatsch im Jahre 1621 mit einigen Helfern den Fuhrer der spanisch katholischen Partei in den Drei Bunden Pompejus Planta auf dessen Schloss Rietberg im Domleschg Im gleichen Jahr ermordete Jenatsch Joseph von Capol aus Flims Ermordung Plantas Nach dem Einmarsch der Spanier und Osterreicher in die Drei Bunde 1620 wurde das Land wahrend den Bundner Wirren in die Kriegshandlungen des Dreissigjahrigen Krieges hineingezogen Der Theologe Jenatsch begann nun seine militarische Karriere zuerst als Partisanenfuhrer dann als Hauptmann der Kavallerie in der Armee des pfalzischen Generals Ernst von Mansfeld 1627 stieg er zum Major auf liess sich aber auf ein Duell mit seinem Vorgesetzten ein Oberst Jacob von Ruinelli den er erdolchte Im folgenden Jahr trat Jenatsch in venezianische Dienste ein wurde dort aber inhaftiert und zog darauf 1629 mit seiner Familie auf das Schloss Katzensteig bei Bischofszell im eidgenossisch beherrschten Thurgau Als 1634 der reformierte Herzog Henri II de Rohan im Auftrag Kardinal Richelieus Graubunden besetzte war Jenatsch im Rang eines Obersten seine rechte Hand Da aber Richelieu Absichten zeigte Graubunden und dessen Untertanengebiete als Pfand fur den Friedensschluss zu behalten fuhrte Jenatsch zur Befreiung seiner Heimat Verhandlungen mit Osterreich Spanien Zu diesem Zweck trat er 1635 im Kapuzinerkloster Rapperswil zur katholischen Kirche uber Es gelang ihm in meisterhafter Weise Rohan zu tauschen und zugleich die Bundner beim franzosischen Heer sowie das ganze Land fur seinen Plan Kettenbund zu gewinnen Er wurde zum General der Drei Bunde ernannt und war mit der Unterstutzung Spaniens in der Lage die Franzosen am 5 Mai 1637 zum Abzug zu zwingen Zugleich gelang es ihm mit diplomatischem Geschick von Spanien die Ruckgabe des Veltlins an Graubunden zu erwirken Der Untergang des Jurg Jenatsch Historienbild von E Sturtevant Sturtevants Darstellung beruht genau auf der Romanvorlage von C F Meyer Jenatsch streckte sich nach dem nahen Kredenztische aus und erreichte dort mit der freien Hand einen schweren ehernen Leuchter dessen gewichtigen Fuss er gegen seine Angreifer schwang die von vorn fallenden Hiebe parierend Ort des ehemaligen Staubigen Huetlis heute Teil des Alten Gebau Von da an war Jenatsch der politische und militarische Lenker seines Landes wurde als Direktor des spanisch osterreichischen Bundnisses mit Reichtumern uberschuttet und durch Philipp IV von Spanien geadelt Bei einem nachtlichen Trinkgelage in Chur wurde er in der Fasnachtszeit in der Wirtschaft des Pastetenbackers Lorenz Laurentz Fausch dem Staubigen Huetli am 21 Januar 1639 durch eine Gruppe maskierter Verschworer ermordet Der erste Tater als Bar verkleidet feuerte mit einer Pistole auf ihn worauf ihn die anderen mit Knuppeln und Axten niederstreckten Jenatsch wurde noch gleichentags in einer aufwandigen Trauerfeier in der Kathedrale in Chur beigesetzt Das Staubige Huetli stand an der Stelle des Alten Gebau an der Poststrasse 14 Jenatschs Morder konnten nie ermittelt werden es wurde aber vermutet dass neben den Elitenfamilien von Planta und auch spanische Agenten an den Planen zur Ermordung beteiligt waren Die Chronik des Fortunat Sprecher v Bernegg vermutete die Tater in gegenreformatorischen Kreisen die es Jenatsch verubelten dass er zum katholischen Glauben gewechselt hatte Ein Mittater mit Namen Zambra der am 30 Oktober 1639 am Brauli Pass am Stilfserjoch gelegen ein Mitglied der kaiserlich katholisch gesinnten Familie von Planta getotet hatte und am 24 Februar 1639 ein weiteres Familienmitglied und der auch sonst in weitere kriegerische Mordanschlage verwickelt gewesen war wurde am 7 Marz 1640 in Tarasp durch Offnen der Beinschlagadern hingerichtet ohne den Scharfrichter bemuhen zu mussen Auffallig ist dass die Haufung von Mordanschlagen wahrend der Bundner Wirren auf die Eliten und deren Parteiganger System hatte Jenatsch selbst ermordete am 26 Juli 1638 einen Widersacher in Chiavenna namens Johann Peter Stampa Ziel war es den Freistaat der Drei Bunde nach dem Kapitulat von Mailand wieder in den vollen Besitz des Untertanengebietes Veltlin zu bringen Publikationenals Geo Jenatius Disquisitio metaphysica de veritate sive vero et falsitate sive falso Tiguri 1616 OCLC 612156399 lateinisch Verfasserangabe Geo Jenatius fur Georg Jenatsch und Erscheinungsort Tiguri fur Zurich ExhumierungenSommer 1959 Im Sommer 1959 exhumierte der Zurcher Anthropologe 1911 1991 in der Churer Kathedrale den Leichnam von Georg Jenatsch Obwohl die Exhumierung von Jenatschs sterblichen Uberresten allein aus wissenschaftlichen Grunden in jener Zeit aussergewohnlich war unterstutzte der damalige Churer Bischof Christian Caminada die Aktion Am 30 Juli stiessen die Arbeiter vor dem Katharinenaltar in der Kathedrale links des Eingangs auf ein Skelett das fur dasjenige von Jenatsch gehalten wurde Obwohl der Bischof die Suche daraufhin fur beendet erklarte liess Hug ohne Erlaubnis weitergraben Am 4 August 1959 stiess ein Arbeiter 110 Zentimeter unterhalb des heutigen Steinbodens ostlich der Stelle wo bis 1921 die Grabplatte Jenatschs gelegen hatte auf einen Schadel mit zertrummerter Schlafe und schwarzen Haarbuscheln Die vollstandige Exhumierung fand nun mit dem Einverstandnis des Bischofs am 5 August statt Die auf dem Rucken liegende Leiche war bereits stark zersetzt vom Schadel hatten sich nur die vordere Seite und die Schadeldecke erhalten Von den ubrigen Knochen fanden sich nur noch Reste des rechten Unterarms eines linken Handwurzelknochens des linken Schambeins sowie Reste des linken Beines und Fusses Die Korperlange betrug etwa 170 Zentimeter Jenatsch war in seinen Kleidern Schultermantel Seidenweste Hemd Kniehose und Kniestrumpfen in einem konischen Sarg aus Tannenholz bestattet worden Unter dem Hemd trug Jenatsch ein Skapulier zudem fanden sich unter anderem Reste eines Rosenkranzes und zwei Medaillons Am 4 August 1961 wurden die Gebeine in der gleichen Grube wieder beigesetzt Kleider Skapulier und Rosenkranz wurden zuruckbehalten Sie werden als Dauerleihgabe der Kathedralstiftung der Diozese Chur im Ratischen Museum Chur aufbewahrt Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten mit dem Bunder Historiker Jon Mathieu vermachte Erik Hug seine umfangreichen Untersuchungsunterlagen nicht wie versprochen dem Bundner Staatsarchiv sondern dem Kloster Einsiedeln wo sie im Juli 2009 18 Jahre nach Hugs Tod nach langer Suche in einem Tresorfach wieder zum Vorschein kamen Die Auseinandersetzung Hug Mathieu fand auch Eingang in den Film Jenatsch von Daniel Schmid nach dem Drehbuch von Martin Suter und zwar in der Form des Journalisten Sprecher welcher vom spleenigen Anthropologen empfangen wird Die Untersuchungsergebnisse Hugs wurden bisher nicht veroffentlicht Marz 2012 Resultat Oktober 2012 Im Marz 2012 wurde das Grab in der Churer Kathedrale erneut geoffnet Eine vergleichende DNA Analyse mit heutigen Nachkommen Jenatschs sollte klaren ob es sich tatsachlich um den Leichnam Jenatschs handelt Die Ergebnisse wurden am 25 Oktober 2012 prasentiert Das Resultat der DNA Analyse war nicht eindeutig Die Chance dass es sich beim Skelett um Jorg Jenatsch handle betrage 96 Prozent Weitere Indizien sprechen dafur die exakte Position des Grabes wurde mit historischen Quellen abgeglichen die Medaillons aus dem Grab und grossflachige Textiluntersuchungen weisen eindeutig in die Zeit Jorg Jenatschs Auch das Alter des Verstorbenen und die Art seiner Verletzungen deuten auf Jenatsch hin Darum gehen die Forscher davon aus dass es sich um Jorg Jenatsch handle Die Forscher arbeiten mittels Computertomographie daran eine dreidimensionale Gesichtsrekonstruktion vom Toten zu erstellen um zu erfahren wie der Tote ausgesehen hat Jenatsch in den Augen der NachweltVon den Zeitgenossen die ihn kannten wie Bartholomaus Anhorn Fortunat Sprecher Ulysses von Salis und Fortunat von Juvalta von denen die wenigen zeitgenossischen schriftlichen Wurdigungen stammen wurden Jenatsch und seine Leistung eher kritisch gewurdigt Alle verurteilten Jenatschs Konversion als unverzeihlichen Verrat und alle ausser Anhorn sahen auf ihn als sozialen Aufsteiger herab der das gesellschaftliche Gefuge Aristokraten Geistliche und einfaches Volk aufzubrechen drohte Mit Ausnahme von Ulysses von Salis der wie Jenatsch an Pompejus von Plantas Ermordung beteiligt war fuhlten sich zudem alle von Jenatschs Gewalttatigkeit vor den Kopf gestossen Von Salis Bild von Jenatsch wird gepragt vom Verrat an Frankreich und der Art und Weise wie er fuhrende Personlichkeiten wie von Salis selbst aus dem Rampenlicht verdrangte Juvaltas personliche Erinnerungen zeugen von Wut uber Jenatschs Rolle im Thusner Strafgericht Uber die Hohepunkte in Jenatschs Karriere und insbesondere seine Rolle bei der temporaren Ruckgewinnung des Veltlins und beim Abzug des franzosischen Heeres aus dem Freistaat berichtete vor allem Bartholomaus Anhorn Im Ubrigen spielte Jenatsch in den schriftlichen Berichten der genannten Zeitgenossen die alle versuchten ihre Betrachtungen in einen grosseren geschichtlichen Zusammenhang einzuordnen eine ziemlich geringe Rolle und tritt dort nur sporadisch in Erscheinung Jenatschstatue aus dem Jahr 2000 als Werbetrager fur ein Hotel in ParpanVerklarende Infotafel zur Statue Ausser aus diesen Chroniken behielt die Nachwelt durch Volkslieder und Spottgesange die zum Teil bereits vor seinem Tod kursierten noch fur einige Jahrzehnte eine eher verzerrte Erinnerung an den Machtmenschen Jenatsch Erst in der Mitte des 19 Jahrhunderts als die ehemaligen Untertanengebiete Veltlin Bormio und Chiavenna langst verlorengegangen waren und aus dem Freystaat mit Nachhilfe der Franzosen ein Kanton der Eidgenossenschaft geworden war begannen sich in Graubunden die Menschen nach einer Identifikationsfigur zu sehnen die sie nach Erscheinen einer systematischen Untersuchung der Schweizergeschichte durch Louis Vulliemin im Jahre 1844 in der Georg Jenatsch als massgeblicher Protagonist der diplomatischen Manover der 1630er Jahre eingehend gewurdigt wurde in Jenatsch fanden Es begann sich der Mythos eines Freiheitshelden um seine Person zu bilden der sich losgelost von historischen Fakten in literarischen Werken und patriotischen Buhnenstucken entwickelte Der Hauptgrund weshalb Jenatsch im 19 Jahrhundert wieder Eingang ins historische Gedachtnis des Volkes fand war der Erfolg des 1876 erschienenen Romans von Conrad Ferdinand Meyer Jurg Jenatsch Dieser war wahrend der folgenden Jahrzehnte sogar Teil des Lehrplans fur hohere Schulen wodurch sich das Bild von Jenatsch als unerschrockenem Freiheitshelden und seiner tragisch endenden verbotenen Liebe zur Tochter seines Todfeindes Pompejus Planta bei Generationen von Schulern pragte Die wissenschaftliche Geschichtsforschung insbesondere ab dem 20 Jahrhundert revidierte wieder das Bild von Georg Jenatsch Sowohl in der 1894 publizierten Biographie von Ernst Haffter als auch in jener seit 1938 in mehreren uberarbeiteten und erganzten Auflagen erschienenen Biographie von Alexander Pfister treten aufgrund umfassender Auswertung zeitgenossischer Dokumente und Briefe wieder weniger altruistische Charaktereigenschaften Jenatschs zu Tage wie Skrupellosigkeit und Neigung zu Gewaltexzessen bis hin zu Terrorismus unbedingtes Streben nach Erhebung in den Adelsstand sowie Machtgier als Motiv fur sein Wirken Sein Ubertritt zum Katholizismus wird von einigen Historikern weniger eindeutig als Ausdruck eines skrupellosen Opportunismus gesehen sondern es wird die Moglichkeit eines tiefgreifenden Wandels seiner inneren Uberzeugung erwogen Da kriegerische Ereignisse u a Waffen und Soldner immer auch finanzielle Geldgeber benotigen sind die Ursachen und Auswirkungen von Bestechungsgeldern Pensionen auf die Hauptakteure diesbezuglich ungeklart Randolph C Heads Buch Jenatschs Axt von 2012 stellt den aktuellen Stand der Forschung dar Unter weitgehender Verdrangung der historischen Fakten wird Jenatschs Mythos als Freiheitsheld in Graubunden gerne fur kommerzielle Zwecke genutzt vor allem fur Namen von Gastwirtschaften RezeptionJenatsch ist Protagonist des historischen Romans Die Geschichte des Jurg Jenatsch von Maurus Carnot Jenatsch ist Protagonist des historischen Romans Jurg Jenatsch von Conrad Ferdinand Meyer 1987 entstand der Film Jenatsch unter der Regie von Daniel Schmid 1929 wurde die Oper Jurg Jenatsch von Heinrich Kaminski uraufgefuhrt Der 3250 m und die Jenatschhutte in den Albula Alpen tragen heute seinen Namen Das Gruppenhaus Jenatsch in Parpan mit 86 Betten in einem alten Patrizierhaus fruher Hotel Jurg Jenatsch ist nach ihm benannt Sonderausstellung Calling Jenatsch 7 Oktober 2016 bis 13 August 2017 Ratisches Museum Chur Handout pdf LiteraturBalzer Gartmann Georg Jenatsch in der Literatur Condrau Dissentis 1946 DNB 570218942 Bern Universitat Dissertation 1946 Ernst Haffter Georg Jenatsch Ein Beitrag zur Geschichte der Bundner Wirren Hugo Richter Davos 1894 Digitalisat Randolph C Head Jenatsch s Axe Social Boundaries Identity and Myth in the Era of the Thirty Years War Changing Perspectives on Early Modern Europe Bd 9 University of Rochester Press Rochester u a 2008 ISBN 978 1 58046 276 1 In deutscher Sprache Jenatschs Axt Soziale Grenzen Identitat und Mythos in der Epoche des Dreissigjahrigen Krieges Reihe cultura alpina Bd 5 Aus dem Amerikanischen von Peter Jager Aktualisiert und autorisiert durch den Verfasser Desertina Chur 2012 ISBN 978 3 85637 413 6 Manuel Janosa Die Exhumierung des Jorg Jenatsch im Jahre 1959 In Bundner Monatsblatt Nr 5 Heft 5 2010 S 431 452 doi 10 5169 seals 398957 Manuel Janosa Redaktion Unter die Orgl begraben Das Grab des Jorg Jenatsch in der Kathedrale zu Chur Archaologie Graubunden Sonderheft 4 Somedia Buchverlag Glarus 2014 ISBN 978 3 906064 35 2 C Jecklin Georg Jenatsch in der Dichtung In Bundner Monatsblatt Zeitschrift fur bundnerische Geschichte Landes und Volkskunde 1944 Heft 3 S 82 90 doi 10 5169 seals 397223 Christian Immanuel Kind Jenatsch Georg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 13 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 763 766 Wolfram Mirbach Jenatsch Georg Jurg In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 23 24 Artikel Artikelanfang im Internet Archive am 2007 06 29 Gaudenz Meili Die Ermordung von Jorg Jenatsch 24 Januar 1639 In Appenzeller Kalender Band 243 Herisau 1964 doi 10 5169 seals 375782 Hans Mohler Georg Jenatsch Roman Terra Grischuna Calven Verlag ISBN 3 7298 10510 Hansruedi Naf Jenatsch Kurz amp Bundig Cruzer Stampa Samedan 2017 Alexander Pfister Jorg Jenatsch Sein Leben und seine Zeit Herausgegeben von der Jorg Jenatsch Stiftung 5 Auflage Verlag Bundner Monatsblatt Chur 1991 ISBN 3 905241 21 8 Erstauflage Georg Jenatsch Sein Leben und seine Zeit Zu seinem 300 Todestage Schwabe Basel 1938 Peter Conradin von Planta Geschichte von Graubunden In ihren Hauptzugen gemeinfasslich dargestellt 3 Auflage bearbeitet von Constanz Jecklin Wyss Bern 1913 DNB 361578180 S 197 ff Markus Schmid Lengersdorf Bundner Wirren Szenen um Jorg Jenatsch Libretto fur eine Auffuhrung im Jubilaumsjahr 700 Jahre Davoser Lehensbrief 30 Juni 1989 1 Juli und 2 Juli 1989 im Eisstadion Davos Komitee Bundner Wirren Davos 1989 DNB 941304655 Jean J Winkler Jorg Jenatsch und der erste Verlust des Veltlins Winkler Zurich 1965 DNB 576933260 Hansmartin Schmid Jenatsch war nie Bundner Nationalheld In Bundner Monatsblatt 3 2012Audio Graubunden 1618 Jorg Jenatsch Freiheitsheld oder Verrater Sendung der Reihe Zeitblende im Radio SRF 4 News 2 Juni 2018Horspiel Klassiker im Marz 2014 Jorg Jenatsch War Jorg Jenatsch 1596 1639 ein gluhender Patriot Oder doch ein ruch skrupel und gewissenloser Machtlustling Er zahlt zu den grossen Gestalten in der Schweizer Geschichte und auch zu den heiss umstrittenen Schweizer Radio SRF 28 Februar 2014WeblinksCommons Jorg Jenatsch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Silvio Farber Jenatsch Jorg Georg In Historisches Lexikon der Schweiz Literatur von und uber Jorg Jenatsch im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweiseFriedrich Pieth Georg Jenatsch als Privatlehrer in Zurich abgerufen am 11 Februar 2021 Hansruedi Naf Jenatsch Kurz amp Bundig Cruzer Stampa Samedan 2017 S 6 9 Peter Durrenmatt Schweizer Geschichte Schweizer Verlagshaus Zurich 1976 Silvio Farber Jorg Jenatsch In Historisches Lexikon der Schweiz 16 Oktober 2013 abgerufen am 12 Juni 2019 Stadt Chur Memento vom 20 Juni 2007 im Internet Archive La chavazza Memento vom 25 Mai 2015 im Internet Archive Manuel Janosa Die Exhumierung des Jorg Jenatsch im Jahre 1959 In Bundner Monatsblatt 5 2010 NZZ Urs Willmann Jorg Jenatsch Er ist es Vermutlich 1639 wurde der Bundner Freiheitsheld Jorg Jenatsch bei einem Wirtshaus Attentat ermordet und noch am selben Tag in der Kathedrale in Chur begraben Doch bis heute streiten Archaologen ob dort tatsachlich seine Leiche liegt Eine neue Untersuchung der Uni Zurich schafft nun Klarheit Die Zeit Online 23 Januar 2017 Brigit Weibel DNA Test kann Jenatsch Ratsel nicht losen Schweizer Fernsehen 25 Oktober 2012 Alles beim Alten bei Jenatsch In Neue Zurcher Zeitung 25 Oktober 2012 Simone Rau Aktenzeichen J J ungelost auch weiterhin In Tages Anzeiger 25 Oktober 2012 dazu und zum Folgenden ausfuhrlich bei Head 2012 siehe oben Literatur S 208 211 Head S 211 Louis Vulliemin Geschichte der Eidgenossen wahrend des 16 und 17 Jahrhunderts 3 Teile Orell Fussli Zurich 1844 deutsche Ubersetzung aus dem Franzosischen 2 Teil des Buches auf Google Books Head S 214 ff Head S 233 hierzu und zum Folgenden Head S 233 ff Head S 241 ff Universaledition Memento des Originals vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2Normdaten Person GND 118712004 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n84115170 VIAF 19700860 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jenatsch JorgALTERNATIVNAMEN Jenatsch Jurg Jenatsch Georg Genatsch GieriKURZBESCHREIBUNG Schweizer evangelischer Pfarrer Politiker und Militarfuhrer in GraubundenGEBURTSDATUM 1596GEBURTSORT Lohn oder OberengadinSTERBEDATUM 24 Januar 1639STERBEORT Chur