Leopold Schönbauer 13 November 1888 in Thaya Niederösterreich 11 September 1963 in Wien war ein österreichischer Chirurg
Leopold Schönbauer

Leopold Schönbauer (* 13. November 1888 in Thaya (Niederösterreich); † 11. September 1963 in Wien) war ein österreichischer Chirurg, Krebsforscher und Politiker. Er gilt als Begründer der Neurochirurgie in Österreich und vertrat die ÖVP im österreichischen Nationalrat.
Leben
Nach der Matura am Gymnasium in Prachatitz studierte Schönbauer Medizin an der Karl-Ferdinands-Universität in Prag und schloss 1914 sub auspiciis imperatoris ab. 1915 erlitt er im Kriegseinsatz eine Schussverletzung. Nach der Ausheilung kam er zu einer mobilen Chirurgentruppe an die Klinik von Anton von Eiselsberg nach Wien. Nach dem Krieg wurde Schönbauer Assistent bei Eiselsberg. 1921 veröffentlichte er einen Bericht über die Behandlung und Heilung eines Tetanusfalles mit Curare. Dabei dürfte es sich um eine der ersten Veröffentlichungen über die Behandlungsart handeln. Anschließend absolvierte Schönbauer Studienaufenthalte in Boston, Rochester (Minnesota) und München, wo er unter Anderen bei den Mayobrüdern sowie 1926 bei Harvey Cushing (1869–1939) lernte. 1930 stellte Leopold Schönbauer in der Gesellschaft der Chirurgen Wiens eine, mit Erfolg operierte, linksseitige Zwerchfellhernie bei einem drei Monate alten Säugling vor, die er nach den heute allgemein gültigen Prinzipien korrigierte. Aus seiner Tätigkeit als Konsiliarchirurg an der, aus dem Jubiläumsfonds für Kinder 1915 gestifteten Kinderklinik Glanzing hatte Leopold Schönbauer auch reichlich Gelegenheit, Fälle mit hypertropher Pylorusstenose chirurgisch zu behandeln und 1931 seine diesbezüglichen Erfahrungen zu publizieren.
1930 kehrte er als Primar nach Wien ins Krankenhaus Lainz zurück. Anfänglich hatte er Schwierigkeiten mit dem sozialdemokratischen Bürgermeister Karl Seitz, wegen Anzeigen, nach denen Schönbauer angeblich Patienten gezwungen haben soll, sich die Krankenölung spenden zu lassen. In diesem Zusammenhang fiel von Seitz das Zitat:
„Schau’n Sie, Herr Primarius, hier am Spitalstor hört die Politik auf. […]“
Schließlich wurden beide Freunde. Dazu stieß auch Julius Tandler. Auf Schönbauers Auftrag wurde 1931 in Lainz Österreichs erstes strahlentherapeutisches Institut mit der so genannten Tandlerschen Radium-Kanone eingerichtet. Wien kaufte damals fünf Gramm Radium zur Bestrahlung von Krebspatienten. Als dritte Stadt weltweit wurde Wien damit zu einem Zentrum der Krebsbekämpfung.
Schönbauer bearbeitete weite Teile der allgemeinen und speziellen Chirurgie, v. a. jedoch untersuchte er Probleme bei der Bauchfellentzündung, studierte die Erkrankungen der Schilddrüse und die Pathologie und Therapie von Krebserkrankungen. 1922 empfahl er die Verwendung von Pepsinhydrochlorid als Antisepticum zur Spülung der Bauchhöhle bei Peritonitis. Von Schönbauer stammen vielbeachtete Arbeiten zur Pathologie und Therapie von Hirnödem und Gehirnerschütterung. Die Schrift Hirnchirurgie: Erfahrungen und Resultate (hrsg. mit Hans Hoff) zählt zu den ersten deutschsprachigen Überblicksdarstellungen dieses Gebiets.
Schönbauer begründete in Lainz auch die Neurochirurgie in Österreich. 1930 wurde ihm die Leitung der Chirurgischen Abteilung am Krankenhaus Lainz der Stadt Wien übertragen (ao. Prof. 1933). Im September 1938 zum Direktor der Chirurgischen Klinik an der Deutschen Universität Prag ernannt, konnte Schönbauer diese Stellung wegen des Kriegsbeginns nicht mehr antreten und war stattdessen von 1939 bis 1960 Vorstand und Ordinarius an der I. Chirurgischen Universitätsklinik im Allgemeinen Krankenhaus, wo er im Zweiten Weltkrieg seine Klinik zu einem Mammutlazarett und Zentrum für Neurochirurgie ausbaute. Er richtete außerdem ein Sonderlazarett für Gehirn-, Rückenmarks- und Nervenverletzungen mit einem angeschlossenen Rehabilitationszentrum ein. Während seines Direktorates wurden während der NS-Zeit Patienten an einer Abteilung seines Spitals zwangssterilisiert, die nach der NS-Eugenik als „nicht erbgesund“ galten. Schönbauer beantragte am 10. April 1940 die Aufnahme in die Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei und wurde am 1. Juli aufgenommen (Mitgliedsnummer 8.121.441). 1943 verlieh die Partei ihm das Treudienst-Ehrenzeichen in der silbernen Sonderstufe.
Entgegen den geltenden Bestimmungen zur Entnazifizierung wurde Schönbauer nach der Kapitulation zunächst nicht des Dienstes enthoben. Begründet wurde dies zum Teil mit einer später legendär gewordenen Erzählung, nach der er einer SS-Halbkompanie entgegengetreten sei und damit das Krankenhaus vor Kampfhandlungen bewahrt habe. Erst Ende März 1946 wurde er formal zwar durch das Ministerkomitee im Bundeskanzleramt des Dienstes enthoben, blieb jedoch „bis auf weiteres“ im Dienst. Dies erregte Ende 1946 den Unmut eines Medizinstudenten, der in einem Schreiben an Dekan sein Erstaunen äußerte, nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft „die wildesten Parteigänger an der Wiener Universität noch wie zu Führers Zeiten nicht nur in Amt und Würden zu finden, sondern frecher denn je schalten und walten“ zu sehen. Schönbauer persönlich sei ihm in Erinnerung von einer „fulminante Rede im Hörsalle (sic) der damaligen Klinik Fuhs gegen alle diejenigen die es wagen sollten die armen Selbstverstümmler und sonstigen Desperados zu schützen“. Schönbauer rechtfertigte sich in seiner Antwort mit der Angst vor kriegsgerichtlichen Untersuchungen. Die Enthebungsverfügung gegen ihn wurde im Oktober 1947 aufgehoben. Am 25, Mai 1948 wurde er schließlich erneut zum ordentlichen Professor ernannt.
Bis 1960 war Schönbauer auch provisorischer Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Universität Wien, bis dieses von Erna Lesky übernommen wurde. Im Jahr 1944 erschien unter seinem Namen das Werk Das medizinische Wien, das jedoch größtenteils auf Arbeiten seiner Privatassistentin Marlene Jantsch und ihrem Ehemann Hans beruhte. Als studentischer Sohn Eiselsberg und damit Enkel Billroths war Schönbauer zeit seines Lebens ein glühender Bewunderer Billroths, welchen er in seiner Funktion als ärztlicher Direktor anlässlich Billroths 50. Todestages 1944 als «Genie deutschen Geistes» mit einem überlebensgroßen Denkmal ehrte, welches unübersehbar beim Haupteingang in das damalige Allgemeine Krankenhaus aufgestellt wurde. Da kriegsbedingt kein Marmor zur Verfügung stand, wurde das Denkmal zunächst in Gips gegossen und auf Bestreben Schönbauers später durch den Bildhauer Michael Drobil in Stein gemeißelt.
Schönbauer verstarb am 11. September 1963, vermutlich nach einem Herzinfarkt, im Stiegenhaus am Weg zu einem Kondolenzbesuch. Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 C, Nummer 26).
Auszeichnungen und Würdigungen
- 1950: Preis der Stadt Wien für Naturwissenschaften
- 1958: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst
- 1958: Ehrenring der Stadt Wien
- 1958: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
- 1959: Billroth-Medaille
- Ehrenbürger der Stadt Waidhofen an der Thaya
- Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste
- Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
- Gedenktafel im 1. Hof der Alten Allgemeinen Krankenhauses Wien
- Büste im Foyer des Instituts für Neurochirurgie des Neuen Allgemeinen Krankenhauses Wien
Zahlreiche Straßen und Höfe sind nach Schönbauer benannt, so zum Beispiel der 1970 erbaute Dr.-Leopold-Schönbauer-Hof im 14. Wiener Gemeindebezirk Penzing. 1988 gab die Österreichische Post ihm zu Ehren eine Sonderbriefmarke zu 4 Schilling heraus.
Schriften (Auswahl)
Insgesamt verfasste Schönbauer über 500 Publikationen. Mehr als 200 Arbeiten widmete er den Spezialgebieten Schilddrüsenchirurgie und Neurochirurgie sowie der Karzinomforschung. Zu den von ihm veröffentlichten wissenschaftlichen Werken gehören Konservative Frakturbehandlung (1928), Hirnchirurgie (gemeinsam mit Hans Hoff, 1933) und sein Lehrbuch der Chirurgie (zwei Bände, 1950). Zur Medizingeschichte veröffentlichte er Das medizinische Wien (1944, 2. Auflage 1947), Beiträge zur Geschichte der Medizin (1948) und Geschichte der Anästhesie (1950); ebenfalls 1950 erschienen die von ihm und Marlene Jantsch ergänzten Lebenserinnerungen Julius Wagner-Jaureggs (1950).
- Das medizinische Wien. Urban & Schwarzenberg, Berlin 1944.
- Geschichte der Anästhesie. Deuticke, Wien 1948.
- Lehrbuch der Chirurgie. 2 Bände. Deuticke, Wien 1950.
- Julius Wagner-Jauregg: Lebenserinnerungen. Springer, Wien 1950 (hrsg. und ergänzt, mit Marlene Jantsch).
- Gesünder leben – länger leben. Europa-Verlag, Wien 1955.
- Das österreichische Spital. Hollinek, Wien 1959.
Literatur
- Gabriela Schmidt: Schönbauer, Leopold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 383 f. (Digitalisat).
- Wolfgang Regal, Michael Nanut: Der „Retter des Allgemeinen Krankenhauses“. In: Ärzte Woche. Nr. 22/2009. Springer, Mai 2009, ISSN 1862-7137 (springermedizin.at ( vom 5. März 2016 im Internet Archive) [abgerufen am 9. Dezember 2020]).
Weblinks
- Leopold Schönbauer auf der Website des österreichischen Parlaments
- Literatur von und über Leopold Schönbauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Leopold Schönbauer im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Leopold Schönbauer in der Datenbank Gedächtnis des Landes zur Geschichte des Landes Niederösterreich (Museum Niederösterreich)
- Leopold Schönbauer 1888–1963. Nachruf aus: Die Feierliche Inauguration des Rektors der Wiener Universität für das Studienjahr 1963/64, Wien 1964, S. 64–66. In: univie.ac.at. Archiviert vom 31. März 2003 . am
- Dr.-Leopold-Schönbauer-Hof im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
Einzelnachweise
- Julius Tandler. In: dasrotewien.at – Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie. SPÖ Wien (Hrsg.); abgerufen am 28. April 2011
- Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/39110695
- Michael Wladika, Doris Sottopietra, Helmut Wohnout: Zur Repräsentanz von Politikern und Mandaten mit NS-Vergangenheit in der Österreichischen Volkspartei 1945-1980: Eine gruppenbiographische Untersuchung. Forschungsprojekt im Auftrag des Karl von Vogelsang-Instituts. Wien April 2018, S. 106 (vogelsanginstitut.at [PDF]).
- Linda Erker: Schönbauer Gedenktafel. In: beyondarts.at. Abgerufen am 10. Januar 2023 (ursprünglich veröffentlicht auf der Website der Universität Wien).
- Roman Pfefferle, Hans Pfefferle: Glimpflich entnazifiziert: Die Professorenschaft der Universität Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren. Vandenhoeck & Ruprecht, 2014, ISBN 978-3-8470-0275-8, S. 190 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 27. April 2022]).
- Brigitta Keintzel: Wissenschafterinnen in und aus Österreich: Leben - Werk - Wirken. Böhlau Verlag Wien, 2002, ISBN 978-3-205-99467-1, S. 334 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 27. April 2022]).
- Gabriela Schmidt: Schönbauer, Leopold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 383 f. (Digitalisat).
- Dr.-Leopold-Schönbauer-Hof im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
Personendaten | |
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NAME | Schönbauer, Leopold |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Mediziner und Politiker (ÖVP), Abgeordneter zum Nationalrat |
GEBURTSDATUM | 13. November 1888 |
GEBURTSORT | Thaya, Niederösterreich |
STERBEDATUM | 11. September 1963 |
STERBEORT | Wien |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Leopold Schonbauer 13 November 1888 in Thaya Niederosterreich 11 September 1963 in Wien war ein osterreichischer Chirurg Krebsforscher und Politiker Er gilt als Begrunder der Neurochirurgie in Osterreich und vertrat die OVP im osterreichischen Nationalrat Gedenktafel im 1 Hof des Alten AKHLebenNach der Matura am Gymnasium in Prachatitz studierte Schonbauer Medizin an der Karl Ferdinands Universitat in Prag und schloss 1914 sub auspiciis imperatoris ab 1915 erlitt er im Kriegseinsatz eine Schussverletzung Nach der Ausheilung kam er zu einer mobilen Chirurgentruppe an die Klinik von Anton von Eiselsberg nach Wien Nach dem Krieg wurde Schonbauer Assistent bei Eiselsberg 1921 veroffentlichte er einen Bericht uber die Behandlung und Heilung eines Tetanusfalles mit Curare Dabei durfte es sich um eine der ersten Veroffentlichungen uber die Behandlungsart handeln Anschliessend absolvierte Schonbauer Studienaufenthalte in Boston Rochester Minnesota und Munchen wo er unter Anderen bei den Mayobrudern sowie 1926 bei Harvey Cushing 1869 1939 lernte 1930 stellte Leopold Schonbauer in der Gesellschaft der Chirurgen Wiens eine mit Erfolg operierte linksseitige Zwerchfellhernie bei einem drei Monate alten Saugling vor die er nach den heute allgemein gultigen Prinzipien korrigierte Aus seiner Tatigkeit als Konsiliarchirurg an der aus dem Jubilaumsfonds fur Kinder 1915 gestifteten Kinderklinik Glanzing hatte Leopold Schonbauer auch reichlich Gelegenheit Falle mit hypertropher Pylorusstenose chirurgisch zu behandeln und 1931 seine diesbezuglichen Erfahrungen zu publizieren 1930 kehrte er als Primar nach Wien ins Krankenhaus Lainz zuruck Anfanglich hatte er Schwierigkeiten mit dem sozialdemokratischen Burgermeister Karl Seitz wegen Anzeigen nach denen Schonbauer angeblich Patienten gezwungen haben soll sich die Krankenolung spenden zu lassen In diesem Zusammenhang fiel von Seitz das Zitat Schau n Sie Herr Primarius hier am Spitalstor hort die Politik auf Karl Seitz Schliesslich wurden beide Freunde Dazu stiess auch Julius Tandler Auf Schonbauers Auftrag wurde 1931 in Lainz Osterreichs erstes strahlentherapeutisches Institut mit der so genannten Tandlerschen Radium Kanone eingerichtet Wien kaufte damals funf Gramm Radium zur Bestrahlung von Krebspatienten Als dritte Stadt weltweit wurde Wien damit zu einem Zentrum der Krebsbekampfung Schonbauer bearbeitete weite Teile der allgemeinen und speziellen Chirurgie v a jedoch untersuchte er Probleme bei der Bauchfellentzundung studierte die Erkrankungen der Schilddruse und die Pathologie und Therapie von Krebserkrankungen 1922 empfahl er die Verwendung von Pepsinhydrochlorid als Antisepticum zur Spulung der Bauchhohle bei Peritonitis Von Schonbauer stammen vielbeachtete Arbeiten zur Pathologie und Therapie von Hirnodem und Gehirnerschutterung Die Schrift Hirnchirurgie Erfahrungen und Resultate hrsg mit Hans Hoff zahlt zu den ersten deutschsprachigen Uberblicksdarstellungen dieses Gebiets Schonbauer begrundete in Lainz auch die Neurochirurgie in Osterreich 1930 wurde ihm die Leitung der Chirurgischen Abteilung am Krankenhaus Lainz der Stadt Wien ubertragen ao Prof 1933 Im September 1938 zum Direktor der Chirurgischen Klinik an der Deutschen Universitat Prag ernannt konnte Schonbauer diese Stellung wegen des Kriegsbeginns nicht mehr antreten und war stattdessen von 1939 bis 1960 Vorstand und Ordinarius an der I Chirurgischen Universitatsklinik im Allgemeinen Krankenhaus wo er im Zweiten Weltkrieg seine Klinik zu einem Mammutlazarett und Zentrum fur Neurochirurgie ausbaute Er richtete ausserdem ein Sonderlazarett fur Gehirn Ruckenmarks und Nervenverletzungen mit einem angeschlossenen Rehabilitationszentrum ein Wahrend seines Direktorates wurden wahrend der NS Zeit Patienten an einer Abteilung seines Spitals zwangssterilisiert die nach der NS Eugenik als nicht erbgesund galten Schonbauer beantragte am 10 April 1940 die Aufnahme in die Nationalsozialistischen Deutsche Arbeiterpartei und wurde am 1 Juli aufgenommen Mitgliedsnummer 8 121 441 1943 verlieh die Partei ihm das Treudienst Ehrenzeichen in der silbernen Sonderstufe Entgegen den geltenden Bestimmungen zur Entnazifizierung wurde Schonbauer nach der Kapitulation zunachst nicht des Dienstes enthoben Begrundet wurde dies zum Teil mit einer spater legendar gewordenen Erzahlung nach der er einer SS Halbkompanie entgegengetreten sei und damit das Krankenhaus vor Kampfhandlungen bewahrt habe Erst Ende Marz 1946 wurde er formal zwar durch das Ministerkomitee im Bundeskanzleramt des Dienstes enthoben blieb jedoch bis auf weiteres im Dienst Dies erregte Ende 1946 den Unmut eines Medizinstudenten der in einem Schreiben an Dekan sein Erstaunen ausserte nach der Ruckkehr aus der Kriegsgefangenschaft die wildesten Parteiganger an der Wiener Universitat noch wie zu Fuhrers Zeiten nicht nur in Amt und Wurden zu finden sondern frecher denn je schalten und walten zu sehen Schonbauer personlich sei ihm in Erinnerung von einer fulminante Rede im Horsalle sic der damaligen Klinik Fuhs gegen alle diejenigen die es wagen sollten die armen Selbstverstummler und sonstigen Desperados zu schutzen Schonbauer rechtfertigte sich in seiner Antwort mit der Angst vor kriegsgerichtlichen Untersuchungen Die Enthebungsverfugung gegen ihn wurde im Oktober 1947 aufgehoben Am 25 Mai 1948 wurde er schliesslich erneut zum ordentlichen Professor ernannt Wiener Zentralfriedhof Ehrengrab von Leopold Schonbauer Bis 1960 war Schonbauer auch provisorischer Leiter des Instituts fur Geschichte der Medizin der Universitat Wien bis dieses von Erna Lesky ubernommen wurde Im Jahr 1944 erschien unter seinem Namen das Werk Das medizinische Wien das jedoch grosstenteils auf Arbeiten seiner Privatassistentin Marlene Jantsch und ihrem Ehemann Hans beruhte Als studentischer Sohn Eiselsberg und damit Enkel Billroths war Schonbauer zeit seines Lebens ein gluhender Bewunderer Billroths welchen er in seiner Funktion als arztlicher Direktor anlasslich Billroths 50 Todestages 1944 als Genie deutschen Geistes mit einem uberlebensgrossen Denkmal ehrte welches unubersehbar beim Haupteingang in das damalige Allgemeine Krankenhaus aufgestellt wurde Da kriegsbedingt kein Marmor zur Verfugung stand wurde das Denkmal zunachst in Gips gegossen und auf Bestreben Schonbauers spater durch den Bildhauer Michael Drobil in Stein gemeisselt Schonbauer verstarb am 11 September 1963 vermutlich nach einem Herzinfarkt im Stiegenhaus am Weg zu einem Kondolenzbesuch Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof Gruppe 32 C Nummer 26 Auszeichnungen und Wurdigungen1950 Preis der Stadt Wien fur Naturwissenschaften 1958 Osterreichisches Ehrenzeichen fur Wissenschaft und Kunst 1958 Ehrenring der Stadt Wien 1958 Grosses Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland 1959 Billroth Medaille Ehrenburger der Stadt Waidhofen an der Thaya Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Kunste Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Gedenktafel im 1 Hof der Alten Allgemeinen Krankenhauses Wien Buste im Foyer des Instituts fur Neurochirurgie des Neuen Allgemeinen Krankenhauses Wien Zahlreiche Strassen und Hofe sind nach Schonbauer benannt so zum Beispiel der 1970 erbaute Dr Leopold Schonbauer Hof im 14 Wiener Gemeindebezirk Penzing 1988 gab die Osterreichische Post ihm zu Ehren eine Sonderbriefmarke zu 4 Schilling heraus Schriften Auswahl Insgesamt verfasste Schonbauer uber 500 Publikationen Mehr als 200 Arbeiten widmete er den Spezialgebieten Schilddrusenchirurgie und Neurochirurgie sowie der Karzinomforschung Zu den von ihm veroffentlichten wissenschaftlichen Werken gehoren Konservative Frakturbehandlung 1928 Hirnchirurgie gemeinsam mit Hans Hoff 1933 und sein Lehrbuch der Chirurgie zwei Bande 1950 Zur Medizingeschichte veroffentlichte er Das medizinische Wien 1944 2 Auflage 1947 Beitrage zur Geschichte der Medizin 1948 und Geschichte der Anasthesie 1950 ebenfalls 1950 erschienen die von ihm und Marlene Jantsch erganzten Lebenserinnerungen Julius Wagner Jaureggs 1950 Das medizinische Wien Urban amp Schwarzenberg Berlin 1944 Geschichte der Anasthesie Deuticke Wien 1948 Lehrbuch der Chirurgie 2 Bande Deuticke Wien 1950 Julius Wagner Jauregg Lebenserinnerungen Springer Wien 1950 hrsg und erganzt mit Marlene Jantsch Gesunder leben langer leben Europa Verlag Wien 1955 Das osterreichische Spital Hollinek Wien 1959 LiteraturGabriela Schmidt Schonbauer Leopold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 383 f Digitalisat Wolfgang Regal Michael Nanut Der Retter des Allgemeinen Krankenhauses In Arzte Woche Nr 22 2009 Springer Mai 2009 ISSN 1862 7137 springermedizin at Memento vom 5 Marz 2016 im Internet Archive abgerufen am 9 Dezember 2020 WeblinksLeopold Schonbauer auf der Website des osterreichischen Parlaments Literatur von und uber Leopold Schonbauer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Leopold Schonbauer im 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Abgerufen am 10 Januar 2023 ursprunglich veroffentlicht auf der Website der Universitat Wien Roman Pfefferle Hans Pfefferle Glimpflich entnazifiziert Die Professorenschaft der Universitat Wien von 1944 in den Nachkriegsjahren Vandenhoeck amp Ruprecht 2014 ISBN 978 3 8470 0275 8 S 190 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 27 April 2022 Brigitta Keintzel Wissenschafterinnen in und aus Osterreich Leben Werk Wirken Bohlau Verlag Wien 2002 ISBN 978 3 205 99467 1 S 334 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 27 April 2022 Gabriela Schmidt Schonbauer Leopold In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 383 f Digitalisat Dr Leopold Schonbauer Hof im Wien Geschichte Wiki der Stadt WienPrasidenten der Osterreichischen Universitatenkonferenz Ludwig Adamovich Johann Solch Wolfgang Denk Richard Meister Johannes Gabriel Alfred Verdross Drossberg Wilhelm Czermak Alfred Verdross Drossberg Leopold Schonbauer 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September 1963STERBEORT Wien