Dieser Artikel befasst sich mit dem Anwachsen kleiner Störungen in einem Strömungsfeld Für weitere Bedeutungen des Begri
Lineare Stabilitätstheorie

Die Lineare Stabilitätstheorie (kurz LST) beschreibt physikalisch in einer Strömung das Anwachsen wellenförmiger Störungen mit kleiner Amplitude. Durch Vorgabe eines stationären Strömungsfeldes lassen sich Anfachungsraten und Form der linearen Störungen in Abhängigkeit von Frequenz oder Wellenzahl bestimmen. Damit lässt sich gut erklären, warum sich für manche Strömungen kein stationärer Zustand einstellt. Trotz des lokalen Ansatzes kann mit ihr der anfängliche Bereich des laminar-turbulenten Umschlags bereits gut beschrieben werden. Die eN-Methode, die eine gängige Methode zur Abschätzung der Position des laminar-turbulenten Umschlags ist, basiert auf den Anfachungsraten aus der linearen Stabilitätstheorie.
Geschichte
Viele in Natur und Technik auftretende Strömungen sind turbulent. Nur bei kleiner Reynolds-Zahl ergibt sich eine laminare Strömung. Lange Zeit war unklar, warum eine laminare Strömung umschlägt und sich stromab ein turbulenter Zustand einstellt. Eine der ersten Hypothesen war bereits, dass die laminare Strömung instabil sei. Ab den 1880er Jahren veröffentlichte John William Strutt, 3. Baron Rayleigh, verschiedene Ergebnisse zur Instabilität reibungsfreier Strömungen und entdeckte, dass ein Strömungsfeld beim Auftreten eines Wendepunkts im Geschwindigkeitsprofil instabil wird. Damit konnte zwar bereits das instationäre Verhalten eines Freistrahls erklärt werden, jedoch blieb die Fragestellung, warum eine Grenzschicht turbulent wird, weiter offen. Geoffrey Ingram Taylor hatte bereits 1915 den Verdacht, dass die Reibung auch destabilisierend wirken könnte. Typischerweise wurde jedoch von einem stabilisierenden Einfluss der viskosen Terme ausgegangen, sodass Fritz Noether 1921 aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse den Ansatz kleiner Störungen als nicht erfolgreich bewertete. Bemerkenswerterweise stellte im gleichen Jahr Ludwig Prandtl ähnliche Vermutungen wie Taylor an und initiierte die Forschung zur reibungsbehafteten Stabilitätstheorie in Göttingen. Werner Heisenberg beschäftigte sich im Rahmen seiner Dissertation mit dem laminar-turbulenten Umschlag, aber erst Walter Tollmien gelang es, die reibungsbehaftete Stabilitätstheorie zu entwickeln. Eine der ersten Anwendungen der linearen Stabilitätstheorie erfolgte 1933 durch Hermann Schlichting. Vor Beginn des Computerzeitalters führte Pretsch 1942 die ersten systematischen Stabilitätsrechnungen für Grenzschichten der Falkner-Skan Familie durch.
Außerhalb Deutschlands fand die lineare Stabilitätstheorie anfangs wenig Beachtung, da die vorausgesagten Instabilitätswellen nicht gemessen werden konnten. Außerdem überwog Skepsis darüber, dass ein linearer Ansatz sinnvolle Aussagen für ein hochgradig nichtlineares Phänomen wie die Turbulenz ermöglichen sollte. Erst durch den experimentellen Nachweis von Instabilitätswellen in einer Plattengrenzschicht durch Schubauer und Skramstadt Anfang der 1940er wurde der Göttinger Ansatz bestätigt (aufgrund der kriegsbedingten Zensur erfolgte eine Veröffentlichung der Ergebnisse 1947). Smith und Gamberoni sowie Van Ingen entwickelten aus der linearen Stabilitätstheorie die eN-Methode, die auch heutzutage noch zur Transitionsvorhersage eingesetzt wird. Mit Beginn des Computerzeitalters in den 1960er Jahren wurden die Stabilitätseigenschaften zahlreicher Grenzschichtkonfigurationen berechnet. In Überschallgrenzschichten konnte Mack 1982 zusätzliche Instabilitätsmoden mittels der linearen Stabilitätstheorie nachweisen, die ihm zu Ehren auch als Mack-Moden bezeichnet werden.
Grundlagen der linearen Stabilitätstheorie
Die lineare Stabilitätstheorie betrachtet die Stabilität einer Strömung gegenüber kleinen Störungen. Hierbei wird davon ausgegangen, dass das Strömungsfeld in Querrichtung konstant ist. Für die Grenzschicht bedeutet dies, dass an einer ebenen Platte mit der Strömungsrichtung und der wandnormalen Richtung die Grundströmung konstant über der spannweitigen Richtung ist, was einer unendlichen Ausdehnung in -Richtung entspricht. Um das Verhalten kleiner Störungen mathematisch erfassen zu können, werden die Strömungsgrößen in den Navier-Stokes-Gleichungen in eine vorzugebende stationäre Grundströmung und instationäre Störgrößen unterteilt. Für die drei Geschwindigkeitskomponenten in -, - und -Richtung sowie Dichte , Druck und Temperatur ergibt sich somit:
Annahmen
Darauf aufbauend werden folgende Annahmen getroffen:
- Die stationäre Grundströmung erfüllt die Navier-Stokes-Gleichungen. Dadurch verschwinden in den Navier-Stokes-Gleichungen alle Terme, die keine Störgrößen enthalten.
- Parallele Grundströmung. Dabei wird z. B. das Aufdicken einer Grenzschicht vernachlässigt. Aus der Kontinuitätsgleichung folgt daraus, dass für die Grundströmung die normale Geschwindigkeitskomponente V0 vernachlässigt wird. Dadurch ergibt sich eine lokale Theorie, bei der jede Position x in Stromabrichtung separat betrachtet wird. Daraus folgt:
- Kleine Störungen. Unter der Annahme kleiner Störungen können die Gleichungen bezüglich der Grundströmung linearisiert werden. Damit verschwinden alle Quadrate der Störgrößen aus den Gleichungen.
Störansatz
Für die Störgrößen wird ein Wellenansatz angesetzt, der z. B. für , die Störgeschwindigkeit in -Richtung, folgende Form hat:
Dies entspricht einer Welle mit den Wellenzahlen und in - beziehungsweise -Richtung mit der Frequenz , deren Amplituden- und Phasenverlauf eine Funktion von sind. Die einzelnen Größen sind im Allgemeinen komplex und haben folgende physikalische Bedeutung:
- = Wellenzahl in Strömungsrichtung (Wellenlänge )
- = Wellenzahl in Querrichtung (Wellenlänge )
- = Wellenzahl in Ausbreitungsrichtung
- = Kreisfrequenz (Periodendauer )
- = räumliche Anfachungsrate in -Richtung (Anfachung für < 0)
- = zeitliche Anfachungsrate (Anfachung für > 0)
- = Amplitudenverlauf von über
- = Phasenverlauf von über
- = Phasengeschwindigkeit der Störwelle in -Richtung
- = Gruppengeschwindigkeit der Störwelle in -Richtung
Die spannweitige Wellenzahl ist aufgrund der unendlichen Ausdehnung der Strömung in -Richtung eine reelle Größe, da ein Imaginärteil einem räumlichen Wachstum in spannweitiger Richtung entspräche.
Zeitliches und räumliches Modell
Bei der linearen Stabilitätstheorie wird zwischen zeitlichem und räumlichem Modell unterschieden. Beim zeitlichen Modell werden die reelle Wellenzahlen und vorgegeben, woraus sich die Frequenz und die zeitliche Anfachungsrate ergibt. Beim räumlichen Problem erhält man durch Vorgabe der Querwellenzahl und der reellen Frequenz eine die Wellenzahl in -Richtung und die räumliche Anfachungsrate .
Ob das zeitliche oder das räumliche Problem anzuwenden ist hängt von der jeweiligen Problemstellung ab: handelt es sich um eine konvektive Instabilität, ist das räumliche Problem zu wählen, bei einer absoluten Instabilität das zeitliche. In vielen Fällen ist die räumliche Betrachtungsweise realistischer, da z. B. in einer Grenzschicht die Störungen während des Anwachsens stromab konvektiert werden, was einem Anwachsen im Raum entspricht.
Gaster-Transformation
Die Gaster-Transformation, ermöglicht die Transformation zwischen zeitlichem und räumlichem Modell für nahezu neutrale Wellen, das heißt unter der Annahme kleiner Anfachungsraten:
wobei angenommen wird, dass sich Frequenz und -Wellenzahl im räumlichen und zeitlichen Modell nicht wesentlich unterscheiden:
Inkompressible Stabilitätsgleichungen
Aufgrund der elliptischen Form der Kontinuitätsgleichung für inkompressible Strömungen, ergeben sich bei Vernachlässigung von Kompressibilitätseffekten die Orr-Sommerfeld- und Squire-Gleichung zur Beschreibung der linearen Stabilität. Diese bilden zusammen ein Gleichungssystem sechster Ordnung.
Orr-Sommerfeld-Gleichung
Für inkompressible Strömungen wird das lineare Stabilitätsproblem durch die Orr-Sommerfeld-Gleichung beschrieben (nach William McFadden Orr 1907, Arnold Sommerfeld 1908):
Bei der Orr-Sommerfeldgleichung handelt es sich um eine gewöhnliche Differentialgleichung vierter Ordnung mit der komplexen Amplitudenfunktion als einzige Variable. Man kann die Gleichung auch als Eigenwertproblem mit dem Eigenwert und dem Eigenvektor verstehen. Da bis zu vierte Ableitungen der zu lösenden Größe auftreten, sind vier Randbedingungen erforderlich.
- Handelt es sich bei dem Rand um eine Wand, so ergeben sich aus der Haftbedingung und der Kontinuitätsgleichung:
- Im Fall eines Freistromrandes muss die komplexe Amplitudenfunktion zum Fernfeld hin abklingen. Man kann zeigen, dass die Abklingrate in -Richtung der Wellenzahl in Stromabrichtung entspricht.
Squire-Gleichung
Die Lösung der Orr-Sommerfeld-Gleichung liefert für die Störung der normalen Geschwindigkeitskomponente Amplituden- und Phasenverlauf. Für einen rein zweidimensionalen Fall (, ) lassen sich die Verläufe der anderen Geschwindigkeitskomponente aus der Kontinuitätsgleichung berechnen. Im allgemeinen dreidimensionalen Fall ist jedoch die Squire-Gleichung zur Berechnung der Querströmungskomponenten erforderlich:
mit der (wand)normalen Wirbelstärke
als zu lösender Größe aus der sich die Störgrößen der Geschwindigkeitskomponenten und berechnen lassen. Hierbei ist der sich aus der Orr-Sommerfeld-Gleichung ergebende Verlauf von auf der Rechthandseite zu verwenden. Die homogenen Lösungen der Squire-Gleichung (mit ) sind ebenfalls gültige und physikalisch sinnvolle Lösungen und werden Squire-Moden genannt. Squire wies nach, dass diese Moden stets gedämpft sind.
Kompressible Stabilitätsgleichungen
Berücksichtigt man die Kompressibilität, so lässt sich mit der Kontinuitätsgleichung nicht eine Größe aus den Gleichungen eliminieren, wie dies bei der inkompressiblen Betrachtungsweise der Fall war. Mit den oben genannten Annahmen sowie dem Störansatz ergibt sich ein Gleichungssystem achter Ordnung, welches aus fünf Gleichungen besteht. Entsprechend der Ordnung des Gleichungssystems sind insgesamt acht Randbedingungen zu erfüllen:
- Für die Wandrandbedingung gilt wie im inkompressiblen Fall die Haftbedingung. Unter der Annahme, dass die Wand thermisch träge ist und Temperaturfluktuationen mit Frequenzen von bis zu vielen Kilohertz, wie sie z. B. in Überschallgrenzschichten auftreten, nicht folgen kann, wird die Störgröße der Temperatur an der Wand ebenfalls zu null gesetzt.
- Am Freistromrand gilt ähnlich wie im inkompressiblen Fall, dass die Störungen nach außen hin abklingen müssen. Allerdings lässt sich eine direkte Korrelation zwischen und Wellenzahl nicht aufstellen. Ist der Freistromrand weit genug entfernt, so lassen sich in guter Näherung die Störgrößen auch direkt zu null setzen.
Erkenntnisse aus der linearen Stabilitätstheorie
Aus der linearen Stabilitätstheorie lassen sich wesentliche physikalische Erkenntnisse über die Stabilität von Strömungen und damit über die Ursache des laminar-turbulenten Umschlags ableiten.
Reibungsfreie Instabilität
Für reibungsfreie Strömungen () lassen sich aus der linearen Stabilitätstheorie folgende Theoreme ableiten:
- Rayleigh-Theorem Nr. 1:
- Eine notwendige Bedingung für reibungsfreie Instabilität ist ein Wendepunkt im Geschwindigkeitsprofil.
- Rayleigh-Theorem Nr. 2:
- Die Phasengeschwindigkeit einer angefachten Störung liegt stets zwischen dem Minimal- und dem Maximalwert der Grundströmung u(y).
- Tollmien-Theorem:
- Für eine Grenzschicht ist es notwendig und hinreichend für reibungsfreie Instabilität, dass die Grundströmung einen Wendepunkt besitzt.
Ein Wendepunkt beeinflusst somit wesentlich das Stabilitätsverhalten. Aus dem Theorem von Tollmien folgt außerdem, dass die Blasius-Grenzschicht erst durch den Einfluss der Reibung instabil wird.
Grenzschichtinstabilitäten
Führt man eine Stabilitätsanalyse für verschiedene Frequenzen an mehreren Positionen in Stromabrichtung durch, so erhält man ein Stabilitätsdiagramm. Für die inkompressible ist ein solches Stabilitätsdiagramm für zweidimensionale Wellen () rechts dargestellt. Dabei ist der Bereich der Anfachung in Abhängigkeit von der Frequenz und von der Reynolds-Zahl, gebildet mit der lokalen Verdrängungsdicke , gegeben. Die Neutralkurve (hier blau) gibt den Bereich an, in dem Störungen gedämpft beziehungsweise angefacht sind. Man sieht, dass ab einer Reynolds-Zahl , der kritischen Reynolds-Zahl, erstmals Anfachung von Störungen existiert. Weiter stromab verschiebt sich der Bereich der Anfachung zu niedrigeren Frequenzen. Aufgrund der Form der Neutralkurve im Stabilitätsdiagramm ist oft auch von der Stabilitätsbanane die Rede.
Das zeitliche Spektrum für die Blasiusgrenzschicht an der Stelle ist in der rechten Abbildung für eine Wellenzahl dargestellt. Es existiert ein einzelner angefachter Eigenwert () bei einer Frequenz , der der Tollmien-Schlichting-Welle (kurz TS-Welle) entspricht. Rechts des angefachten Eigenwertes befindet sich das kontinuierliche Spektrum, dessen Störungen alle gedämpft sind. Das kontinuierliche Spektrum entspricht Störungen in der Potentialströmung, entsprechend ist ihre Phasengeschwindigkeit gleich der dimensionslosen Freistromgeschwindigkeit (). Unterhalb des angefachten Eigenwertes befinden sich die gedämpften Squire-Moden, die sich aus der homogenen Lösung der Squire-Gleichung () ergeben und somit nur Störungen in und aufweisen.
Die zum angefachten Eigenwert gehörende Eigenfunktion zeigt für die Amplitude der Geschwindigkeitskomponente den typischen Verlauf einer TS-Welle mit dem globalen Maximum innerhalb der Grenzschicht und einem weiteren lokalen Maximum am Grenzschichtrand. Nach außen hin klingt die Störung exponentiell ab. Im Bereich des Nulldurchgangs der Amplitude existiert ein Phasensprung um .
Einfluss des Schräglaufwinkels
Der Schräglaufwinkel gibt den Winkel zwischen Ausbreitungsrichtung der Störwelle und der Langsströmungsrichtung an. Für den Einfluss des Schräglaufwinkels auf die Anfachungsraten in einer inkompressiblen Strömung gilt:
- Squire-Theorem:
- Für eine inkompressible zweidimensionale Grundströmung ergibt sich die kleinste kritische Reynoldszahl für zweidimensionale Störwellen.
Die Herleitung des Squire-Theorems aus der Orr-Sommerfeld-Gleichung findet sich z. B. in .
Einfluss des Druckgradienten
Aus der linearen Stabilitätstheorie folgt, dass ein negativer Druckgradient die Strömung stabilisiert, ein Druckanstieg in Strömungsrichtung dagegen destabilisierend wirkt. Die Ursache hierfür liegt an der Form der Geschwindigkeitsprofile: Ein negativer Druckgradient bewirkt ein fülligeres Geschwindigkeitsprofil, wohingegen ein starker positiver Druckgradient einen Wendepunkt im u-Profil verursacht.
Überschallgrenzschichten
Mit zunehmender Strömungsgeschwindigkeit spielen Kompressibilitätseffekte zunehmend eine Rolle. Ab einer Machzahl von Ma = 3 existiert für die über der wandnormalen Richtung konstante Phasengeschwindigkeit an der Wand ein lokales Überschallgebiet, in dem die Phasengeschwindigkeit größer als die Summe aus lokaler Strömungs- und Schallgeschwindigkeit ist. Dies bewirkt das Auftreten einer zusätzlichen Instabilität, die üblicherweise als zweite Mode bezeichnet wird. Kennzeichnend für die zweite Mode ist eine Nullstelle in der Eigenfunktion des Druckes. Die Dicke des lokalen Überschallgebietes der Phasengeschwindigkeit ist hierbei ein Maß für die Anfachung der zweiten Mode.
Eine Erhöhung der Machzahl bewirkt in der Regel eine kleinere kritischere Reynoldszahl, deren Minimalwert bei einer Machzahl von ungefähr 4,5 erreicht wird. Ab einer Machzahl von 5 verbinden sich die Instabilitätsbereiche von erster und zweiter Mode im Stabilitätsdiagramm.
Die Kompressibilität hat auch Einfluss auf den Ausbreitungswinkel der maximal angefachten Störung. Während im inkompressiblen Fall für eine zweidimensionale Grenzschicht die angefachteste Störung einen Schräglaufwinkel von null Grad aufweist, nimmt er im Überschall von ca. 40° bei Mach 1 bis zu seinem Maximalwert von 65° bei Mach 3 zu.
Durch die Wandtemperatur kann das Stabilitätsverhalten der Grenzschicht stark beeinflusst werden: durch Kühlung ist es möglich, die erste Mode zu stabilisieren, allerdings führt dies zu größeren Anfachungsraten bei der zweiten Mode.
Numerische Lösungsverfahren
Für die Lösung der linearen Stabilitätsgleichungen gibt es zwei numerische Methoden, das Matrixverfahren und das Schießverfahren. Da die Grundströmungsprofile vorgegeben werden, können bei beiden Methoden die auftretenden y-Ableitungen der Grundströmung als bekannt angesehen werden, da sie z. B. mit Finiten Differenzen berechnet werden können.
Matrix-Verfahren
Beim Matrixverfahren, oft auch als direktes Verfahren bezeichnet, werden die zu lösenden Stabilitätsgleichungen in Matrixform dargestellt. Dabei werden die einzelnen Terme nach den -Ableitungen der zu lösenden Größen sortiert. Daraus ergibt sich ein Eigenwertproblem mit dem Eigenwert . Die Eigenvektoren bestehen aus den Werten der komplexen Amplitudenfunktionen an den diskreten -Stellen. Da die viskosen Terme der Navier-Stokes-Gleichungen auch zweite -Ableitungen enthalten, treten in der linearen Stabilitätstheorie Terme mit auf. Somit existiert das Eigenwertproblem nur für das zeitliche Modell, bei der räumlichen Betrachtungsweise wäre ein quadratisches Eigenwertproblem zu lösen.
Bei der zweidimensionalen Orr-Sommerfeld-Gleichung werden die Terme entsprechend den -Ableitungen von und dem Auftreten des Eigenwertes sortiert:
Hierbei steht für den komplexen Eigenvektor, der aus den Werten von
- an den diskreten -Stellen besteht.
Die -Ableitungen von lassen sich durch Finite Differenzen bestimmen. Somit ist die -Ableitung von eine Linearkombination der einzelnen diskreten Werte, weshalb sich die -Ableitungen durch eine Matrixoperation ausdrücken lassen:
Die Ableitungsmatrizen enthalten die Koeffizienten der entsprechenden Finiten Differenzen. Damit lässt sich die Matrixschreibweise der Orr-Sommerfeld-Gleichung aufstellen:
Bei Matrizen , , sind ausschließlich die Hauptdiagonalen mit den entsprechenden Termen der Orr-Sommerfeld-Gleichung belegt. So besteht etwa die Hauptdiagonale der Matrix aus den Elementen , wobei j der y-Index ist. Das Eigenwertproblem der resultierenden Matrizen und kann dann mittels numerischer Bibliotheken, z. B. LAPACK gelöst werden.
Ist man an der räumlichen Lösung interessiert, so besteht die Möglichkeit, den betrachteten Eigenwert auf das räumliche Problem zu iterieren. Hierzu wird der Imaginärteil so iteriert, dass der Imaginärteil dieses Eigenwerts zu null wird. Die dafür notwendige Bestimmung des Eigenwertes einer nur leicht abgeänderten Matrix kann z. B. mit der Wielandt-Iteration erfolgen. Die eigentliche Iteration kann dann z. B. mittels des Newton-Verfahrens oder ähnlicher Methoden erfolgen.
Der große Vorteil des Matrixverfahrens besteht darin, dass man ohne Vorgabe von Schätzwerten das gesamte Spektrum erhält. Allerdings ist es relativ rechenaufwändig, vor allem bei der Iteration auf die räumliche Lösung.
Schießverfahren
Beim Schießverfahren wird das ursprüngliche Randwertproblem als ein Anfangswertproblem betrachtet und die fehlenden Anfangsbedingungen durch eine Iteration bestimmt. Hierzu sind die ursprünglichen Differentialgleichungen in ein System von Differentialgleichungen erster Ordnung umzuwandeln. Für die zweidimensionale Orr-Sommerfeld-Gleichung ergibt sich beispielhaft folgendes Gleichungssystem:
Dieses Gleichungssystem ist nun über der -Richtung zu integrieren. Für den Freistromrand (Parallelströmung außerhalb der Grenzschicht) lassen sich folgende Fundamentallösungen der Form herleiten:
- reibungsfreie Fundamentallösung:
- viskose Fundamentallösung:
Aufgrund des Abklingens der Störungen nach außen existiert nur eine physikalisch sinnvolle Lösung pro Fundamentallösung. Für das Beispiel einer Grenzschicht mit der Wand bei ergibt sich, dass aufgrund der Bedingung
nur die negativen Fundamentallösungen physikalisch sinnvoll sind. Durch die Wahl der Integrationsrichtung ausgehend vom Fernfeld zur Wand hin lässt sich erreichen, dass die unphysikalischen Lösungen gedämpft sind.
Das grundsätzliche Vorgehen für die räumliche Lösung z. B. einer Grenzschicht sieht dann so aus, dass die Frequenz und im allgemeinen dreidimensionalen Fall die spannweitige Wellenzahl vorgegeben werden. Ausgehend vom Freistromrand werden die beiden Fundamentallösungen für eine geschätzte Wellenzahl entlang der -Richtungen integriert. Dabei ist es in der Regel erforderlich, eine Orthonormalisierung durchzuführen, um ein Anwachsen der anderen Fundamentallösung zu unterdrücken.
Die Linearkombination der beiden Fundamentallösungen und die Wellenzahl sind dann so zu iterieren, sodass die Wandrandbedingungen: erfüllt werden. Bei der Integration über der -Richtung ist natürlich die Stabilitätsgrenze des verwendeten Verfahrens einzuhalten.
Der Hauptvorteil des Schießverfahrens ist seine Schnelligkeit, da dabei keine großen Gleichungssysteme zu lösen sind. Es eignet sich gleichermaßen für das zeitliche und das räumliche Problem. Nachteilig ist die Vorgabe von sinnvollen Schätzwerten, was insbesondere für hohe Machzahlen ein Problem darstellen kann. Die für die Grenzschicht dargestellte Vorgehensweise lässt sich nur bedingt auf andere Strömungen wie eine freie Scherschicht übertragen.
Literatur
- H. Schlichting, K. Gersten: Grenzschicht-Theorie. 9. Auflage. Springer Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-540-55744-X.
- L. Mack: Boundary-layer linear stability theory. In: AGARD Special Course on Stability and Transition of Laminar Flow. AGARD R-709, 1984.
- B. Bayly, S. Orszag, T. Herbert: Instability mechanisms in shear-flow transition. In: Annual Review of Fluid Mechanics., Vol. 20, S. 359–391, 1988, doi:10.1146/annurev.fl.20.010188.002043
- P. Schmid, D. Henningson: Stability and Transition in Shear Flows. In: Applied Mathematical Sciences. Band 142. Springer Verlag, Berlin 2001, ISBN 0-387-98985-4.
Einzelnachweise
- L. Rayleigh: On the Stability, or Instability, of certain Fluid Motions. In: Scientific Papers. Vol. 1, 1880, S. 474–487.
- F. Noether: Das Turbulenzproblem. Zeitschrift fur angewandte Mathematik und Mechanik, Vol. 1, 1921, S. 125–138.
- L. Prandtl: Bemerkungen über die Entstehung der Turbulenz. In: Zeitschrift fur angewandte Mathematik und Mechanik. Vol. 1, 1921, S. 431–436.
- W. Heisenberg: Über Stabilitat und Turbulenz von Flüssigkeitsströmen. 1924.
- W. Tollmien: Über die Entstehung der Turbulenz. In: Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, mathematisch-physikasische Klasse. 1929, S. 21–44.
- H. Schlichting: Zur Entstehung der Turbulenz bei der Plattenströmung. In: Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, mathematisch-physikalische Klasse. 1933, S. 181–208.
- J. Pretsch: Anfachung instabiler Störungen in einer laminaren Reibungsschicht. In: Jb. deutsche Luftfahrtforschung. 1942, S. 154–171.
- Schubauer, Skramstadt: Laminar Boundary Layer Oscillations and Transitions on a Flat Plate. In: NACA Report. 909, 1947.
- A. Smith, N. Gamberoni: Transition, Pressure Gradient and Stability Theory. In: Douglas Aircraft Co. Report. No. ES-26388, 1956.
- Van Ingen: A Suggested Semi-Empirical Method for the Calculation of the Boundary-Layer Transition Region. Universität Delft, Report VTH-74, 1956.
- L. Mack: Boundary-layer linear stability theory. In: AGARD Special Course on Stability and Transition of Laminar Flow. AGARD R-709, 1984
- M. Gaster: A note on the relation between temporally-increasing and spatially-increasing disturbances in hydrodynamic stability. In: Journal of Fluid Mechanics. Vol. 14, 1962, S. 222–224.
- H. B. Squire: On the Stability for Three-Dimensional Disturbances of Viscous Fluid Flow between Parallel Walls. Proc. Roy. Soc. A, Vol. 142. 1933.
- Matrixkoeffizienten für die kompressible Stabilitätstheorie (Webseite am Institut für Aerodynamik und Gasdynamik der Universität Stuttgart) ( vom 6. Juni 2008 im Internet Archive)
- W. Tollmien: Ein allgemeines Kriterium der Instabilität laminarer Geschwindigkeitsverteilungen. In: Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen, mathematisch-physikasische Klasse, Vol. I(5), 1935, S. 79–114.
- P. Schmid, D. Henningson: Stability and Transition in Shear Flows. In: Appl. Math. Sciences. 2001, Vol. 142.
Siehe auch
- Grenzschicht
- Scherschicht
- Direkte Numerische Simulation
Weblinks
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Lineare Stabilitätstheorie, Was ist Lineare Stabilitätstheorie? Was bedeutet Lineare Stabilitätstheorie?
Dieser Artikel befasst sich mit dem Anwachsen kleiner Storungen in einem Stromungsfeld Fur weitere Bedeutungen des Begriffs Lineare Stabilitatstheorie siehe Stabilitatstheorie Die Lineare Stabilitatstheorie kurz LST beschreibt physikalisch in einer Stromung das Anwachsen wellenformiger Storungen mit kleiner Amplitude Durch Vorgabe eines stationaren Stromungsfeldes lassen sich Anfachungsraten und Form der linearen Storungen in Abhangigkeit von Frequenz oder Wellenzahl bestimmen Damit lasst sich gut erklaren warum sich fur manche Stromungen kein stationarer Zustand einstellt Trotz des lokalen Ansatzes kann mit ihr der anfangliche Bereich des laminar turbulenten Umschlags bereits gut beschrieben werden Die eN Methode die eine gangige Methode zur Abschatzung der Position des laminar turbulenten Umschlags ist basiert auf den Anfachungsraten aus der linearen Stabilitatstheorie GeschichteViele in Natur und Technik auftretende Stromungen sind turbulent Nur bei kleiner Reynolds Zahl ergibt sich eine laminare Stromung Lange Zeit war unklar warum eine laminare Stromung umschlagt und sich stromab ein turbulenter Zustand einstellt Eine der ersten Hypothesen war bereits dass die laminare Stromung instabil sei Ab den 1880er Jahren veroffentlichte John William Strutt 3 Baron Rayleigh verschiedene Ergebnisse zur Instabilitat reibungsfreier Stromungen und entdeckte dass ein Stromungsfeld beim Auftreten eines Wendepunkts im Geschwindigkeitsprofil instabil wird Damit konnte zwar bereits das instationare Verhalten eines Freistrahls erklart werden jedoch blieb die Fragestellung warum eine Grenzschicht turbulent wird weiter offen Geoffrey Ingram Taylor hatte bereits 1915 den Verdacht dass die Reibung auch destabilisierend wirken konnte Typischerweise wurde jedoch von einem stabilisierenden Einfluss der viskosen Terme ausgegangen sodass Fritz Noether 1921 aufgrund der bisherigen Forschungsergebnisse den Ansatz kleiner Storungen als nicht erfolgreich bewertete Bemerkenswerterweise stellte im gleichen Jahr Ludwig Prandtl ahnliche Vermutungen wie Taylor an und initiierte die Forschung zur reibungsbehafteten Stabilitatstheorie in Gottingen Werner Heisenberg beschaftigte sich im Rahmen seiner Dissertation mit dem laminar turbulenten Umschlag aber erst Walter Tollmien gelang es die reibungsbehaftete Stabilitatstheorie zu entwickeln Eine der ersten Anwendungen der linearen Stabilitatstheorie erfolgte 1933 durch Hermann Schlichting Vor Beginn des Computerzeitalters fuhrte Pretsch 1942 die ersten systematischen Stabilitatsrechnungen fur Grenzschichten der Falkner Skan Familie durch Ausserhalb Deutschlands fand die lineare Stabilitatstheorie anfangs wenig Beachtung da die vorausgesagten Instabilitatswellen nicht gemessen werden konnten Ausserdem uberwog Skepsis daruber dass ein linearer Ansatz sinnvolle Aussagen fur ein hochgradig nichtlineares Phanomen wie die Turbulenz ermoglichen sollte Erst durch den experimentellen Nachweis von Instabilitatswellen in einer Plattengrenzschicht durch Schubauer und Skramstadt Anfang der 1940er wurde der Gottinger Ansatz bestatigt aufgrund der kriegsbedingten Zensur erfolgte eine Veroffentlichung der Ergebnisse 1947 Smith und Gamberoni sowie Van Ingen entwickelten aus der linearen Stabilitatstheorie die eN Methode die auch heutzutage noch zur Transitionsvorhersage eingesetzt wird Mit Beginn des Computerzeitalters in den 1960er Jahren wurden die Stabilitatseigenschaften zahlreicher Grenzschichtkonfigurationen berechnet In Uberschallgrenzschichten konnte Mack 1982 zusatzliche Instabilitatsmoden mittels der linearen Stabilitatstheorie nachweisen die ihm zu Ehren auch als Mack Moden bezeichnet werden Grundlagen der linearen StabilitatstheorieDie lineare Stabilitatstheorie betrachtet die Stabilitat einer Stromung gegenuber kleinen Storungen Hierbei wird davon ausgegangen dass das Stromungsfeld in Querrichtung konstant ist Fur die Grenzschicht bedeutet dies dass an einer ebenen Platte mit der Stromungsrichtung x displaystyle x und der wandnormalen Richtung y displaystyle y die Grundstromung konstant uber der spannweitigen Richtung ist was einer unendlichen Ausdehnung in z displaystyle z Richtung entspricht Um das Verhalten kleiner Storungen mathematisch erfassen zu konnen werden die Stromungsgrossen in den Navier Stokes Gleichungen in eine vorzugebende stationare Grundstromung und instationare Storgrossen unterteilt Fur die drei Geschwindigkeitskomponenten u v w displaystyle u v w in x displaystyle x y displaystyle y und z displaystyle z Richtung sowie Dichte r displaystyle rho Druck p displaystyle p und Temperatur T displaystyle T ergibt sich somit u U0 x y u x y z t v V0 x y v x y z t w W0 x y w x y z t displaystyle u U 0 x y u x y z t quad v V 0 x y v x y z t quad w W 0 x y w x y z t r r0 x y r x y z t p P0 x y p x y z t T T0 x y T x y z t displaystyle rho rho 0 x y rho x y z t quad p P 0 x y p x y z t quad T T 0 x y T x y z t Annahmen Darauf aufbauend werden folgende Annahmen getroffen Die stationare Grundstromung erfullt die Navier Stokes Gleichungen Dadurch verschwinden in den Navier Stokes Gleichungen alle Terme die keine Storgrossen enthalten Parallele Grundstromung Dabei wird z B das Aufdicken einer Grenzschicht vernachlassigt Aus der Kontinuitatsgleichung folgt daraus dass fur die Grundstromung die normale Geschwindigkeitskomponente V0 vernachlassigt wird Dadurch ergibt sich eine lokale Theorie bei der jede Position x in Stromabrichtung separat betrachtet wird Daraus folgt U0 U0 y W0 W0 y P0 P0 y V0 0 displaystyle U 0 U 0 y quad W 0 W 0 y quad P 0 P 0 y dots quad V 0 0 Kleine Storungen Unter der Annahme kleiner Storungen konnen die Gleichungen bezuglich der Grundstromung linearisiert werden Damit verschwinden alle Quadrate der Storgrossen aus den Gleichungen Storansatz Fur die Storgrossen wird ein Wellenansatz angesetzt der z B fur u displaystyle u die Storgeschwindigkeit in x displaystyle x Richtung folgende Form hat u u y ei ax gz wt displaystyle u hat u y cdot e i alpha x gamma z omega t Dies entspricht einer Welle mit den Wellenzahlen ar displaystyle alpha r und g displaystyle gamma in x displaystyle x beziehungsweise z displaystyle z Richtung mit der Frequenz wr displaystyle omega r deren Amplituden und Phasenverlauf eine Funktion von y displaystyle y sind Die einzelnen Grossen sind im Allgemeinen komplex und haben folgende physikalische Bedeutung ar displaystyle alpha r Wellenzahl in Stromungsrichtung Wellenlange lx 2p ar displaystyle lambda x 2 pi alpha r g displaystyle gamma Wellenzahl in Querrichtung Wellenlange lz 2p g displaystyle lambda z 2 pi gamma k ar2 gr2 displaystyle k sqrt alpha r 2 gamma r 2 Wellenzahl in Ausbreitungsrichtung wr displaystyle omega r Kreisfrequenz Periodendauer lT 2p wr displaystyle lambda T 2 pi omega r ai displaystyle alpha i raumliche Anfachungsrate in x displaystyle x Richtung Anfachung fur ai displaystyle alpha i lt 0 wi displaystyle omega i zeitliche Anfachungsrate Anfachung fur wi displaystyle omega i gt 0 u y displaystyle left hat u y right Amplitudenverlauf von u displaystyle u uber y displaystyle y arg u y displaystyle arg hat u y Phasenverlauf von u displaystyle u uber y displaystyle y wr ar displaystyle omega r alpha r Phasengeschwindigkeit der Storwelle in x displaystyle x Richtung wr ar displaystyle partial omega r partial alpha r Gruppengeschwindigkeit der Storwelle in x displaystyle x Richtung Die spannweitige Wellenzahl g displaystyle gamma ist aufgrund der unendlichen Ausdehnung der Stromung in z displaystyle z Richtung eine reelle Grosse da ein Imaginarteil gi displaystyle gamma i einem raumlichen Wachstum in spannweitiger Richtung entsprache Zeitliches und raumliches ModellBei der linearen Stabilitatstheorie wird zwischen zeitlichem und raumlichem Modell unterschieden Beim zeitlichen Modell werden die reelle Wellenzahlen ar displaystyle alpha r und g displaystyle gamma vorgegeben woraus sich die Frequenz wr displaystyle omega r und die zeitliche Anfachungsrate wi displaystyle omega i ergibt Beim raumlichen Problem erhalt man durch Vorgabe der Querwellenzahl g displaystyle gamma und der reellen Frequenz wr displaystyle omega r eine die Wellenzahl in x displaystyle x Richtung ar displaystyle alpha r und die raumliche Anfachungsrate ai displaystyle alpha i Ob das zeitliche oder das raumliche Problem anzuwenden ist hangt von der jeweiligen Problemstellung ab handelt es sich um eine konvektive Instabilitat ist das raumliche Problem zu wahlen bei einer absoluten Instabilitat das zeitliche In vielen Fallen ist die raumliche Betrachtungsweise realistischer da z B in einer Grenzschicht die Storungen wahrend des Anwachsens stromab konvektiert werden was einem Anwachsen im Raum entspricht Gaster Transformation Die Gaster Transformation ermoglicht die Transformation zwischen zeitlichem und raumlichem Modell fur nahezu neutrale Wellen das heisst unter der Annahme kleiner Anfachungsraten wizeitairaum wr ar displaystyle frac omega i mathrm zeit alpha i mathrm raum frac partial omega r partial alpha r wobei angenommen wird dass sich Frequenz und x displaystyle x Wellenzahl im raumlichen und zeitlichen Modell nicht wesentlich unterscheiden arraum arzeit wrraum wrzeit displaystyle alpha r mathrm raum approx alpha r mathrm zeit quad omega r mathrm raum omega r mathrm zeit Inkompressible StabilitatsgleichungenAufgrund der elliptischen Form der Kontinuitatsgleichung fur inkompressible Stromungen ergeben sich bei Vernachlassigung von Kompressibilitatseffekten die Orr Sommerfeld und Squire Gleichung zur Beschreibung der linearen Stabilitat Diese bilden zusammen ein Gleichungssystem sechster Ordnung Orr Sommerfeld Gleichung Fur inkompressible Stromungen wird das lineare Stabilitatsproblem durch die Orr Sommerfeld Gleichung beschrieben nach William McFadden Orr 1907 Arnold Sommerfeld 1908 0 au0 gw0 w v yy a2 g2 v au0yy gw0yy v iRe v yyyy 2 a2 g2 v yy a2 g2 2v displaystyle begin aligned 0 amp left alpha u 0 gamma w 0 omega right left hat v yy left alpha 2 gamma 2 right hat v right left alpha u 0yy gamma w 0yy right hat v amp frac i Re left hat v yyyy 2 left alpha 2 gamma 2 right hat v yy left alpha 2 gamma 2 right 2 hat v right end aligned Bei der Orr Sommerfeldgleichung handelt es sich um eine gewohnliche Differentialgleichung vierter Ordnung mit der komplexen Amplitudenfunktion v displaystyle hat v als einzige Variable Man kann die Gleichung auch als Eigenwertproblem mit dem Eigenwert w displaystyle omega und dem Eigenvektor v y displaystyle hat v y verstehen Da bis zu vierte Ableitungen der zu losenden Grosse auftreten sind vier Randbedingungen erforderlich Handelt es sich bei dem Rand um eine Wand so ergeben sich aus der Haftbedingung und der Kontinuitatsgleichung v yWand 0 v y yWand 0 displaystyle hat v y mathrm Wand 0 quad hat v y y mathrm Wand 0 Im Fall eines Freistromrandes muss die komplexe Amplitudenfunktion zum Fernfeld hin abklingen Man kann zeigen dass die Abklingrate in y displaystyle y Richtung der Wellenzahl in Stromabrichtung entspricht v y 0 v y y 0 displaystyle hat v y infty 0 quad hat v y y infty 0 Squire Gleichung Die Losung der Orr Sommerfeld Gleichung liefert fur die Storung der normalen Geschwindigkeitskomponente v displaystyle v Amplituden und Phasenverlauf Fur einen rein zweidimensionalen Fall W0 0 displaystyle W 0 0 g 0 displaystyle gamma 0 lassen sich die Verlaufe der anderen Geschwindigkeitskomponente u displaystyle u aus der Kontinuitatsgleichung berechnen Im allgemeinen dreidimensionalen Fall ist jedoch die Squire Gleichung zur Berechnung der Querstromungskomponenten erforderlich i au0 gw0 w W 1Re W yy a2 g2 W i aw0y gu0y v displaystyle i left alpha u 0 gamma w 0 omega right hat Omega frac 1 Re left hat Omega yy left alpha 2 gamma 2 right hat Omega right i left alpha w 0y gamma u 0y right hat v mit der wand normalen Wirbelstarke W i gu aw displaystyle hat Omega i gamma hat u alpha hat w als zu losender Grosse aus der sich die Storgrossen der Geschwindigkeitskomponenten u displaystyle u und w displaystyle w berechnen lassen Hierbei ist der sich aus der Orr Sommerfeld Gleichung ergebende Verlauf von v displaystyle hat v auf der Rechthandseite zu verwenden Die homogenen Losungen der Squire Gleichung mit v 0 displaystyle hat v 0 sind ebenfalls gultige und physikalisch sinnvolle Losungen und werden Squire Moden genannt Squire wies nach dass diese Moden stets gedampft sind Kompressible StabilitatsgleichungenBerucksichtigt man die Kompressibilitat so lasst sich mit der Kontinuitatsgleichung nicht eine Grosse aus den Gleichungen eliminieren wie dies bei der inkompressiblen Betrachtungsweise der Fall war Mit den oben genannten Annahmen sowie dem Storansatz ergibt sich ein Gleichungssystem achter Ordnung welches aus funf Gleichungen besteht Entsprechend der Ordnung des Gleichungssystems sind insgesamt acht Randbedingungen zu erfullen Fur die Wandrandbedingung gilt wie im inkompressiblen Fall die Haftbedingung Unter der Annahme dass die Wand thermisch trage ist und Temperaturfluktuationen mit Frequenzen von bis zu vielen Kilohertz wie sie z B in Uberschallgrenzschichten auftreten nicht folgen kann wird die Storgrosse der Temperatur an der Wand ebenfalls zu null gesetzt u yWand 0 v yWand 0 w yWand 0 T yWand 0 displaystyle hat u y mathrm Wand 0 quad hat v y mathrm Wand 0 quad hat w y mathrm Wand 0 quad hat T y mathrm Wand 0 Am Freistromrand gilt ahnlich wie im inkompressiblen Fall dass die Storungen nach aussen hin abklingen mussen Allerdings lasst sich eine direkte Korrelation zwischen und Wellenzahl nicht aufstellen Ist der Freistromrand weit genug entfernt so lassen sich in guter Naherung die Storgrossen auch direkt zu null setzen Erkenntnisse aus der linearen StabilitatstheorieAus der linearen Stabilitatstheorie lassen sich wesentliche physikalische Erkenntnisse uber die Stabilitat von Stromungen und damit uber die Ursache des laminar turbulenten Umschlags ableiten Reibungsfreie Instabilitat Fur reibungsfreie Stromungen Re displaystyle Re rightarrow infty lassen sich aus der linearen Stabilitatstheorie folgende Theoreme ableiten Rayleigh Theorem Nr 1 Eine notwendige Bedingung fur reibungsfreie Instabilitat ist ein Wendepunkt im Geschwindigkeitsprofil Rayleigh Theorem Nr 2 Die Phasengeschwindigkeit einer angefachten Storung liegt stets zwischen dem Minimal und dem Maximalwert der Grundstromung u y Tollmien Theorem Fur eine Grenzschicht ist es notwendig und hinreichend fur reibungsfreie Instabilitat dass die Grundstromung einen Wendepunkt besitzt Ein Wendepunkt beeinflusst somit wesentlich das Stabilitatsverhalten Aus dem Theorem von Tollmien folgt ausserdem dass die Blasius Grenzschicht erst durch den Einfluss der Reibung instabil wird Grenzschichtinstabilitaten Stabilitatsdiagramm fur die Blasius Grenzschicht Fuhrt man eine Stabilitatsanalyse fur verschiedene Frequenzen an mehreren Positionen in Stromabrichtung durch so erhalt man ein Stabilitatsdiagramm Fur die inkompressible ist ein solches Stabilitatsdiagramm fur zweidimensionale Wellen g 0 displaystyle gamma 0 rechts dargestellt Dabei ist der Bereich der Anfachung in Abhangigkeit von der Frequenz w displaystyle omega und von der Reynolds Zahl gebildet mit der lokalen Verdrangungsdicke d1 displaystyle delta 1 gegeben Die Neutralkurve hier blau gibt den Bereich an in dem Storungen gedampft beziehungsweise angefacht sind Man sieht dass ab einer Reynolds Zahl Red1 520 displaystyle Re delta 1 520 der kritischen Reynolds Zahl erstmals Anfachung von Storungen existiert Weiter stromab verschiebt sich der Bereich der Anfachung zu niedrigeren Frequenzen Aufgrund der Form der Neutralkurve im Stabilitatsdiagramm ist oft auch von der Stabilitatsbanane die Rede Spektrum der Blasius Grenzschicht Das zeitliche Spektrum fur die Blasiusgrenzschicht an der Stelle Red1 1000 displaystyle Re delta 1 1000 ist in der rechten Abbildung fur eine Wellenzahl ar 0 3 displaystyle alpha r 0 3 dargestellt Es existiert ein einzelner angefachter Eigenwert wi displaystyle omega i bei einer Frequenz wr 0 135 displaystyle omega r 0 135 der der Tollmien Schlichting Welle kurz TS Welle entspricht Rechts des angefachten Eigenwertes befindet sich das kontinuierliche Spektrum dessen Storungen alle gedampft sind Das kontinuierliche Spektrum entspricht Storungen in der Potentialstromung entsprechend ist ihre Phasengeschwindigkeit gleich der dimensionslosen Freistromgeschwindigkeit U 1 displaystyle U infty 1 Unterhalb des angefachten Eigenwertes befinden sich die gedampften Squire Moden die sich aus der homogenen Losung der Squire Gleichung v 0 displaystyle hat v 0 ergeben und somit nur Storungen in u displaystyle u und w displaystyle w aufweisen Eigenfunktion des angefachten Eigenwertes U Profil der Tollmien Schlichting Welle Die zum angefachten Eigenwert gehorende Eigenfunktion zeigt fur die Amplitude der Geschwindigkeitskomponente u displaystyle u den typischen Verlauf einer TS Welle mit dem globalen Maximum innerhalb der Grenzschicht und einem weiteren lokalen Maximum am Grenzschichtrand Nach aussen hin klingt die Storung exponentiell ab Im Bereich des Nulldurchgangs der Amplitude existiert ein Phasensprung um p displaystyle pi Einfluss des Schraglaufwinkels Der Schraglaufwinkel ps atan g ar displaystyle psi operatorname atan gamma alpha r gibt den Winkel zwischen Ausbreitungsrichtung der Storwelle und der Langsstromungsrichtung an Fur den Einfluss des Schraglaufwinkels auf die Anfachungsraten in einer inkompressiblen Stromung gilt Squire Theorem Fur eine inkompressible zweidimensionale Grundstromung ergibt sich die kleinste kritische Reynoldszahl fur zweidimensionale Storwellen Die Herleitung des Squire Theorems aus der Orr Sommerfeld Gleichung findet sich z B in Einfluss des Druckgradienten Aus der linearen Stabilitatstheorie folgt dass ein negativer Druckgradient p x lt 0 displaystyle partial p partial x lt 0 die Stromung stabilisiert ein Druckanstieg in Stromungsrichtung dagegen destabilisierend wirkt Die Ursache hierfur liegt an der Form der Geschwindigkeitsprofile Ein negativer Druckgradient bewirkt ein fulligeres Geschwindigkeitsprofil wohingegen ein starker positiver Druckgradient einen Wendepunkt im u Profil verursacht Uberschallgrenzschichten Skizze des lokalen Uberschallgebiets der Phasengeschwindigkeit Mit zunehmender Stromungsgeschwindigkeit spielen Kompressibilitatseffekte zunehmend eine Rolle Ab einer Machzahl von Ma 3 existiert fur die uber der wandnormalen Richtung konstante Phasengeschwindigkeit an der Wand ein lokales Uberschallgebiet in dem die Phasengeschwindigkeit grosser als die Summe aus lokaler Stromungs und Schallgeschwindigkeit ist Dies bewirkt das Auftreten einer zusatzlichen Instabilitat die ublicherweise als zweite Mode bezeichnet wird Kennzeichnend fur die zweite Mode ist eine Nullstelle in der Eigenfunktion des Druckes Die Dicke des lokalen Uberschallgebietes der Phasengeschwindigkeit ist hierbei ein Mass fur die Anfachung der zweiten Mode Eine Erhohung der Machzahl bewirkt in der Regel eine kleinere kritischere Reynoldszahl deren Minimalwert bei einer Machzahl von ungefahr 4 5 erreicht wird Ab einer Machzahl von 5 verbinden sich die Instabilitatsbereiche von erster und zweiter Mode im Stabilitatsdiagramm Die Kompressibilitat hat auch Einfluss auf den Ausbreitungswinkel der maximal angefachten Storung Wahrend im inkompressiblen Fall fur eine zweidimensionale Grenzschicht die angefachteste Storung einen Schraglaufwinkel von null Grad aufweist nimmt er im Uberschall von ca 40 bei Mach 1 bis zu seinem Maximalwert von 65 bei Mach 3 zu Durch die Wandtemperatur kann das Stabilitatsverhalten der Grenzschicht stark beeinflusst werden durch Kuhlung ist es moglich die erste Mode zu stabilisieren allerdings fuhrt dies zu grosseren Anfachungsraten bei der zweiten Mode Numerische LosungsverfahrenFur die Losung der linearen Stabilitatsgleichungen gibt es zwei numerische Methoden das Matrixverfahren und das Schiessverfahren Da die Grundstromungsprofile vorgegeben werden konnen bei beiden Methoden die auftretenden y Ableitungen der Grundstromung als bekannt angesehen werden da sie z B mit Finiten Differenzen berechnet werden konnen Matrix Verfahren Beim Matrixverfahren oft auch als direktes Verfahren bezeichnet werden die zu losenden Stabilitatsgleichungen in Matrixform dargestellt Dabei werden die einzelnen Terme nach den y displaystyle y Ableitungen der zu losenden Grossen sortiert Daraus ergibt sich ein Eigenwertproblem mit dem Eigenwert w displaystyle omega Die Eigenvektoren bestehen aus den Werten der komplexen Amplitudenfunktionen an den diskreten y displaystyle y Stellen Da die viskosen Terme der Navier Stokes Gleichungen auch zweite x displaystyle x Ableitungen enthalten treten in der linearen Stabilitatstheorie Terme mit a2 displaystyle alpha 2 auf Somit existiert das Eigenwertproblem nur fur das zeitliche Modell bei der raumlichen Betrachtungsweise ware ein quadratisches Eigenwertproblem zu losen Bei der zweidimensionalen Orr Sommerfeld Gleichung werden die Terme entsprechend den y displaystyle y Ableitungen von v displaystyle hat v und dem Auftreten des Eigenwertes w displaystyle omega sortiert a3U0 aU0yy ia4Re v aU0 i 2a2Re v yy iRe v yyyy w 1 v yy w a2 v displaystyle left alpha 3 U 0 alpha U 0yy frac i alpha 4 Re right cdot overline v left alpha U 0 frac i cdot 2 alpha 2 Re right cdot overline v yy left frac i Re right cdot overline v yyyy omega left 1 right cdot overline v yy omega left alpha 2 right cdot overline v Hierbei steht v displaystyle overline v fur den komplexen Eigenvektor der aus den Werten von v y displaystyle hat v y an den diskreten y displaystyle y Stellen besteht Die y displaystyle y Ableitungen von v displaystyle overline v lassen sich durch Finite Differenzen bestimmen Somit ist die y displaystyle y Ableitung von v displaystyle overline v eine Linearkombination der einzelnen diskreten Werte weshalb sich die y displaystyle y Ableitungen durch eine Matrixoperation ausdrucken lassen v yy D 2 v displaystyle overline v yy overline D 2 cdot overline v v yyyy D 4 v displaystyle overline v yyyy overline D 4 cdot overline v Die Ableitungsmatrizen enthalten die Koeffizienten der entsprechenden Finiten Differenzen Damit lasst sich die Matrixschreibweise der Orr Sommerfeld Gleichung aufstellen A 0 v A 2 v yy A 4 v yyyy w B 0 v B 2 v yy displaystyle overline A 0 cdot overline v overline A 2 cdot overline v yy overline A 4 cdot overline v yyyy omega left overline B 0 cdot overline v overline B 2 cdot overline v yy right A 0 A 2 D 2 A 4 D 4 v w B 0 B 2 D 2 v displaystyle left overline A 0 overline A 2 cdot overline D 2 overline A 4 cdot overline D 4 right cdot overline v omega left overline B 0 overline B 2 cdot overline D 2 right cdot overline v A v w B v displaystyle overline A cdot overline v omega cdot overline B cdot overline v Bei Matrizen A displaystyle overline A A 2 displaystyle overline A 2 A 4 displaystyle overline A 4 sind ausschliesslich die Hauptdiagonalen mit den entsprechenden Termen der Orr Sommerfeld Gleichung belegt So besteht etwa die Hauptdiagonale der Matrix A 2 displaystyle overline A 2 aus den Elementen a2 j j a U0 j i2a2Re displaystyle a 2 j j alpha cdot U0 j i frac 2 alpha 2 Re wobei j der y Index ist Das Eigenwertproblem der resultierenden Matrizen A displaystyle overline A und B displaystyle overline B kann dann mittels numerischer Bibliotheken z B LAPACK gelost werden Ist man an der raumlichen Losung interessiert so besteht die Moglichkeit den betrachteten Eigenwert auf das raumliche Problem zu iterieren Hierzu wird der Imaginarteil ai displaystyle alpha i so iteriert dass der Imaginarteil wi displaystyle omega i dieses Eigenwerts zu null wird Die dafur notwendige Bestimmung des Eigenwertes einer nur leicht abgeanderten Matrix kann z B mit der Wielandt Iteration erfolgen Die eigentliche Iteration kann dann z B mittels des Newton Verfahrens oder ahnlicher Methoden erfolgen Der grosse Vorteil des Matrixverfahrens besteht darin dass man ohne Vorgabe von Schatzwerten das gesamte Spektrum erhalt Allerdings ist es relativ rechenaufwandig vor allem bei der Iteration auf die raumliche Losung Schiessverfahren Beim Schiessverfahren wird das ursprungliche Randwertproblem als ein Anfangswertproblem betrachtet und die fehlenden Anfangsbedingungen durch eine Iteration bestimmt Hierzu sind die ursprunglichen Differentialgleichungen in ein System von Differentialgleichungen erster Ordnung umzuwandeln Fur die zweidimensionale Orr Sommerfeld Gleichung ergibt sich beispielhaft folgendes Gleichungssystem z0 v displaystyle z 0 hat v z0 y z1 displaystyle frac partial z 0 partial y z 1 z1 y z2 displaystyle frac partial z 1 partial y z 2 z2 y z3 displaystyle frac partial z 2 partial y z 3 z3 y wa2 a3u0 au0yy ia4Re z0 w au0 i2a2Re z2 displaystyle frac partial z 3 partial y left omega alpha 2 alpha 3 u 0 alpha u 0yy frac i alpha 4 Re right cdot z 0 left omega alpha u 0 frac i2 alpha 2 Re right cdot z 2 Dieses Gleichungssystem ist nun uber der y displaystyle y Richtung zu integrieren Fur den Freistromrand Parallelstromung ausserhalb der Grenzschicht lassen sich folgende Fundamentallosungen der Form v y el y displaystyle hat v y sim e lambda cdot y herleiten reibungsfreie Fundamentallosung l1 2 a displaystyle lambda 1 2 pm alpha viskose Fundamentallosung l3 4 a2 i Re w au0 displaystyle lambda 3 4 pm sqrt alpha 2 i cdot Re omega alpha u 0 Aufgrund des Abklingens der Storungen nach aussen existiert nur eine physikalisch sinnvolle Losung pro Fundamentallosung Fur das Beispiel einer Grenzschicht mit der Wand bei y 0 displaystyle y 0 ergibt sich dass aufgrund der Bedingung v y v y y 0 displaystyle hat v y infty hat v y y infty 0 nur die negativen Fundamentallosungen l2 4 lt 0 displaystyle lambda 2 4 lt 0 physikalisch sinnvoll sind Durch die Wahl der Integrationsrichtung ausgehend vom Fernfeld zur Wand hin lasst sich erreichen dass die unphysikalischen Losungen l1 3 gt 0 displaystyle lambda 1 3 gt 0 gedampft sind Das grundsatzliche Vorgehen fur die raumliche Losung z B einer Grenzschicht sieht dann so aus dass die Frequenz wr displaystyle omega r und im allgemeinen dreidimensionalen Fall die spannweitige Wellenzahl g displaystyle gamma vorgegeben werden Ausgehend vom Freistromrand werden die beiden Fundamentallosungen l2 4 displaystyle lambda 2 4 fur eine geschatzte Wellenzahl a displaystyle alpha entlang der y displaystyle y Richtungen integriert Dabei ist es in der Regel erforderlich eine Orthonormalisierung durchzufuhren um ein Anwachsen der anderen Fundamentallosung zu unterdrucken Die Linearkombination der beiden Fundamentallosungen und die Wellenzahl a displaystyle alpha sind dann so zu iterieren sodass die Wandrandbedingungen v y 0 v y y 0 0 displaystyle hat v y 0 hat v y y 0 0 erfullt werden Bei der Integration uber der y displaystyle y Richtung ist naturlich die Stabilitatsgrenze des verwendeten Verfahrens einzuhalten Der Hauptvorteil des Schiessverfahrens ist seine Schnelligkeit da dabei keine grossen Gleichungssysteme zu losen sind Es eignet sich gleichermassen fur das zeitliche und das raumliche Problem Nachteilig ist die Vorgabe von sinnvollen Schatzwerten was insbesondere fur hohe Machzahlen ein Problem darstellen kann Die fur die Grenzschicht dargestellte Vorgehensweise lasst sich nur bedingt auf andere Stromungen wie eine freie Scherschicht ubertragen LiteraturH Schlichting K Gersten Grenzschicht Theorie 9 Auflage Springer Verlag Berlin 1997 ISBN 3 540 55744 X L Mack Boundary layer linear stability theory In AGARD Special Course on Stability and Transition of Laminar Flow AGARD R 709 1984 B Bayly S Orszag T Herbert Instability mechanisms in shear flow transition In Annual Review of Fluid Mechanics Vol 20 S 359 391 1988 doi 10 1146 annurev fl 20 010188 002043 P Schmid D Henningson Stability and Transition in Shear Flows In Applied Mathematical Sciences Band 142 Springer Verlag Berlin 2001 ISBN 0 387 98985 4 EinzelnachweiseL Rayleigh On the Stability or Instability of certain Fluid Motions In Scientific Papers Vol 1 1880 S 474 487 F Noether Das Turbulenzproblem Zeitschrift fur angewandte Mathematik und Mechanik Vol 1 1921 S 125 138 L Prandtl Bemerkungen uber die Entstehung der Turbulenz In Zeitschrift fur angewandte Mathematik und Mechanik Vol 1 1921 S 431 436 W Heisenberg Uber Stabilitat und Turbulenz von Flussigkeitsstromen 1924 W Tollmien Uber die Entstehung der Turbulenz In Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen mathematisch physikasische Klasse 1929 S 21 44 H Schlichting Zur Entstehung der Turbulenz bei der Plattenstromung In Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen mathematisch physikalische Klasse 1933 S 181 208 J Pretsch Anfachung instabiler Storungen in einer laminaren Reibungsschicht In Jb deutsche Luftfahrtforschung 1942 S 154 171 Schubauer Skramstadt Laminar Boundary Layer Oscillations and Transitions on a Flat Plate In NACA Report 909 1947 A Smith N Gamberoni Transition Pressure Gradient and Stability Theory In Douglas Aircraft Co Report No ES 26388 1956 Van Ingen A Suggested Semi Empirical Method for the Calculation of the Boundary Layer Transition Region Universitat Delft Report VTH 74 1956 L Mack Boundary layer linear stability theory In AGARD Special Course on Stability and Transition of Laminar Flow AGARD R 709 1984 M Gaster A note on the relation between temporally increasing and spatially increasing disturbances in hydrodynamic stability In Journal of Fluid Mechanics Vol 14 1962 S 222 224 H B Squire On the Stability for Three Dimensional Disturbances of Viscous Fluid Flow between Parallel Walls Proc Roy Soc A Vol 142 1933 Matrixkoeffizienten fur die kompressible Stabilitatstheorie Webseite am Institut fur Aerodynamik und Gasdynamik der Universitat Stuttgart Memento vom 6 Juni 2008 im Internet Archive W Tollmien Ein allgemeines Kriterium der Instabilitat laminarer Geschwindigkeitsverteilungen In Nachrichten von der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen mathematisch physikasische Klasse Vol I 5 1935 S 79 114 P Schmid D Henningson Stability and Transition in Shear Flows In Appl Math Sciences 2001 Vol 142 Siehe auchGrenzschicht Scherschicht Direkte Numerische SimulationWeblinksCommons Lineare Stabilitatstheorie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien