Azərbaycan  AzərbaycanDeutschland  DeutschlandLietuva  LietuvaMalta  Maltaශ්‍රී ලංකාව  ශ්‍රී ලංකාවTürkmenistan  TürkmenistanTürkiyə  TürkiyəУкраина  Украина
Unterstützung
www.datawiki.de-de.nina.az
  • Heim

Als Porträtmalerei zu französisch portrait Bildnis bezeichnet man ein Genre der Malerei dessen Gegenstand die Abbildung

Porträtmalerei

  • Startseite
  • Porträtmalerei
Porträtmalerei
www.datawiki.de-de.nina.azhttps://www.datawiki.de-de.nina.az

Als Porträtmalerei (zu französisch ‚portrait‘, „Bildnis“) bezeichnet man ein Genre der Malerei, dessen Gegenstand die Abbildung eines Menschen in einem Gemälde ist.

Differenzierungsbereiche

Je nach der Größe des Bildausschnittes unterscheidet man in der Malerei Kopfstück, Brustbild, Hüftbild (halbe Figur), Halbfigur, Kniestück (Porträt vom Kopf bis zum Knie), Ganzfigur, nach der Haltung oder Wendung der Figur, besonders des Kopfes, bezeichnet man das Bildnis als von vorn (en face) oder von der Seite genommen (en profil), als Halb- oder Dreiviertelprofil. Eine Übersicht darüber gibt der Artikel Porträt.

Studienkopf nennt man ein skizzenhaft, mehr zur Übung oder als Studie ausgeführtes Bildnis.

Tronies sind vollständig ausgeführte porträtähnliche Kopf- und Charakterstudien, die keine individuelle Person darstellen und von Malern oft als Vorstudien für Gemälde oder für einen Typus geschaffen wurden.

Geschichte

Die Porträtmalerei war bereits in der Antike – gemäß schriftlichen Quellen – gut ausgebildet, erhalten sind allerdings nur außerordentlich wenige Exemplare. Gerühmt werden in den Schriften die Maler Apollodoros (5. Jh. v. Chr.), Apelles, Zeuxis und Pamphilos (4. Jh. v. Chr.), deren Namen auch in der Neuzeit noch einen mystischen Klang behielten, und z. T. selber Gegenstand der Historienmalerei wurden. Als bedeutendste Bildnismalerin trat Jaia von Kysikos (1. Jh. v. Chr.) hervor, die in Rom und Neapel gewirkt haben soll.

In großer Zahl erhalten sind römische Mumienporträts aus ägyptisch-hellenistischer Zeit. Ihr Anfang wird ins letzte vorchristliche Jahrhundert, das Ende ihrer Produktion in der neueren Forschung mehrheitlich Mitte des 3. Jahrhunderts angesetzt. Sie wurden in der Technik der Enkaustik gemalt, das heißt die Farben wurden mit Wachs gebunden.

Nach dem Untergang des Römischen Reiches, etwa vom 4. bis zum 14. Jahrhundert, spielte eine individuelle Bildniskunst so gut wie keine Rolle. Porträts aus dem Mittelalter sind häufig in der Form von Dedikationsbildern überliefert. Auf Altären seit dem späten Mittelalter finden sich oft Stifterbildnisse, normalerweise streng im Profil und in Gebetshaltung (z. B. Giottos Bildnis des Enrico Scrovegni in der Arenakapelle, Padua).

Als eins der ersten autonomen Tafelbilder, auf denen ein Einzelner porträtiert ist, gilt das Bildnis Johanns des Guten im Louvre. Ein weiteres frühes bedeutendes Beispiel der Porträtmalerei, jedoch aus dem böhmischen Wirkungsfeld, ist das Porträt Erzherzog Rudolfs IV. von Habsburg, das nicht im Profil, sondern in Dreiviertelansicht gemalt ist.

Schon im 14. Jahrhundert wurden nicht mehr nur Herrscher porträtiert, sondern auch Feldherren, Universitätsprofessoren (z. B. im Wiener Stephansdom), Künstler (z. B. Petrarca); ab dem 15. Jahrhundert sind auch Bildnisse von (oft reichen) Kaufleuten, Bürgern, Gelehrten oder Beamten erhalten – und auch von Frauen.

Bedeutende Zeugnisse spätmittelalterlicher Bildniskunst wurden von niederländischen Malern wie Jan van Eyck, Rogier van der Weyden u. a. geschaffen, wobei die noch völlig neue Technik der Ölmalerei im Gegensatz zu der in Italien weiterhin gebräuchlichen Temperatechnik einer möglichst natürlichen und lebensechten Darstellung sehr entgegenkam. Van Eyck wird die Entwicklung des erweiterten Brustbildnisses zugeschrieben, das auch die Arme bis zum Ellenbogen miteinbezieht. Dabei wurden in dieser Epoche nicht selten Arme und Hände im Vergleich zum Gesicht verkleinert dargestellt. Viele heute als Einzelporträts überlieferte Gemälde der niederländischen Schule des 15. Jahrhunderts waren ursprünglich eigentlich Stifterporträts im Zusammenhang eines Diptychons (oder Triptychons, z. B. mit einem Madonnenbild), zu erkennen an der Gebetshaltung. Van Eycks Hochzeit des Giovanni Arnolfini mit Giovanna Cenami (1434; London, National Gallery) gilt außerdem als erstes bedeutendes Beispiel für ein Doppelbildnis. Bedeutende frühe Porträtmaler in Frankreich waren Jean Fouquet und Nicolas Froment. Gleichzeitig wurde in der italienischen Frührenaissance die Porträtkunst durch Maler wie Antonello da Messina, Piero della Francesca, Pisanello, Botticelli und Giovanni Bellini entwickelt. Hier verwendete man noch bis Ende des 15. Jahrhunderts Temperafarben auf Holz, die ein farblich ganz anderes Ergebnis erzielen als die im Norden bereits übliche Ölmalerei. Auch schätzte man in Italien das emblemhafte Bildnis im Profil, das allerdings immer auch etwas artifiziell wirkt.

  • Sandro Botticelli: Idealporträt einer Dame (Simonetta Vespucci als Nymphe), 1480, Tempera auf Holz (Städel, Frankfurt a. M.)
  • Domenico Ghirlandaio: Doppelporträt eines Alten Mannes mit seinem Enkel, 1488, Tempera auf Holz (Louvre, Paris).

In der Hochrenaissance kam es zu einer ersten großen Hochblüte des Porträts. Die bis dahin noch oft hieratisch-starren Bildnisse wichen nun vollends einem naturnahen Ideal. Nach der Übernahme der Öltechnik auch durch italienische Künstler gelang es um und nach 1500 endgültig, dem Porträt die Bedeutung eines Charakterbildes zu geben, in welchem das ganze Wesen des Dargestellten lebensnah zum Ausdruck gelangt. In technischer Hinsicht trug auch die Erfindung des sogenannten sfumato durch Leonardo da Vinci zur Lebensechtheit des dargestellten Modells bei (z. B. Porträts der Mona Lisa oder der Belle Ferronière im Louvre, Paris), wodurch Weichheit und Wärme der Haut – in der Malerei als Inkarnat bezeichnet – besonders gut dargestellt werden konnten. Auch Giorgione, Raffael und insbesondere Tizian gehören zu den bedeutendsten Bildnismalern überhaupt. Tizian schuf neben seinen geradezu 'klassischen' halbfigurigen Porträts oder Brustbildern auch mehrere Porträts Karls V., die sowohl für das höfische Porträt (Karl V. mit Hund, 1533; Prado, Madrid) zum Vorbild avancieren sollten, als auch in dem Spezialfall des Reiterporträts (Karl V. in der Schlacht bei Mühlberg, 1547; Prado, Madrid).

Zeitgleich war der wohl bedeutendste Porträtmaler nördlich der Alpen Hans Holbein d. J., der in der nordischen Tradition, und neben großen Künstlern wie Albrecht Dürer und Anthonis Mor, einen beinahe mikroskopisch exakten Stil von erbarmungslosem Realismus entwickelte (zahlreiche Bildnisse vom englischen Hof, u. a. von Heinrich VIII. und Jane Seymour). Holbeins Stil steht auf der malerischen Ebene in einem deutlichen Gegensatz zu dem weichen venezianischen Kolorismus Tizians – zwei Pole, zwischen denen sich die Kunst des Porträts in der Folgezeit bewegen sollte.

Ab etwa 1500 kam es auch zu einer zunehmenden Spezialisierung: Zahlreiche Künstler beschränkten sich fast ausnahmslos auf die Bildnismalerei. Entgegen einer eher negativen Einstufung des Porträts als einer „minderen Bildgattung“ durch Kunsttheoretiker wie z. B. Giorgio Vasari, finden sich unter den Porträt-Spezialisten von Anfang an große Künstler, wie die schon genannten Hans Holbein d. J., Anthonis Mor, Jean und François Clouet, Corneille de Lyon oder Giovanni Battista Moroni. Die Porträtkunst war im 16. Jahrhundert bereits vollständig ausgereift.

  • Hans Holbein d. J.: Sir Richard Southwell, 1536 (Uffizien, Florenz)
  • Parmigianino: Ein junger Mann, 1520er Jahre (Louvre, Paris)
  • Corneille de Lyon: Porträt eines Mannes, vermutlich Clément Marot, 1536 (Louvre, Paris)

Das Porträt erfüllte außerdem eine bedeutende soziale Funktion, besonders als Gedenk- oder Herrscherporträt – Abbilder des herrschenden Königs waren sehr gefragt und wurden oft von einer Vielzahl von Einzelkünstlern und Werkstätten kopiert (oft nur mittelmäßig oder sogar schlecht). Auch in der Heiratspolitik der Königshäuser und des Adels wurden vor einer politischen Heirat Porträts ausgetauscht und nicht selten wurde ein Maler an einen fremden Hof gesandt, um eine in Frage stehende Braut zu malen. Dabei war der Empfänger des Porträts durchaus an einer möglichst naturnahen Darstellung interessiert, keineswegs an einer allzu sehr geschönten oder geschmeichelten Idealisierung, die allerdings auch vorkam – beabsichtigt und unbeabsichtigt.

Beim repräsentativen Herrscher- oder Adelsporträt trat neben die möglichst lebensechte, menschliche Darstellung der Person auch eine Strömung, die gewollt distanziert und kühl das Modell sozusagen dem 'normal Menschlichen' entrückt, wie dies in extremer Form die Porträts des in Florenz wirkenden Manieristen Agnolo Bronzino zeigen. Zum offiziellen Herrscherporträt gehörten auch wichtige Insignien wie Krone, Szepter, Krönungsmantel oder Rüstung (wenn das Porträt Gewicht auf die Leistung als Feldherr legte) und ein feierliches Ambiente, nicht selten mit Säule oder Draperien aus rotem Samt; ähnliches gilt für andere Formen des Repräsentationsporträts, bei weiblichen Modellen wurde oft minutiös und detailliert Schmuck und reichbestickte Kleider dargestellt. Überhaupt sollte im repräsentativen Standesporträt nicht nur die Persönlichkeit des Modells eingefangen werden, sondern auch in immer perfekterem Maße Stoffe wie Samt und Seide, oder die vom Ende des 16. Jahrhunderts etwa zweihundert Jahre lang hochmodernen Spitzen. Auch Anspielungen an bedeutende Leistungen wurden manchmal im Hintergrund dargestellt, beispielsweise sieht man in Porträts von Feldherren oft eine Schlacht, aus der sie siegreich hervorgingen (z. B. Gruppenporträt der Sieger der Schlacht von Lepanto, 1571 (KHM Wien); siehe auch das Armadaporträt Elisabeths I.). Zu den bekanntesten Porträtspezialisten im 16. und frühen 17. Jahrhundert, die auch als Hofmaler wirkten, gehören François Clouet, Alonso Sánchez Coello, Juan Pantoja de la Cruz, Frans Pourbus d. J. und Daniel Mytens.

Auch das intime Miniaturbildnis, das man immer bei sich tragen konnte, erlebte um 1600 eine erste Blüte, besonders im elisabethanischen und jakobinischen England mit dem überragenden Nicholas Hilliard und Isaac Oliver.

Eine gewisse Sonderrolle spielte das Selbstbildnis, das einige Maler auch zu humorvollen oder experimentellen Kreationen anregte, wie z. B. Hans von Aachen oder Rembrandt, der überhaupt ungewöhnlich viele Selbstporträts – auch in Verkleidung – hinterließ. Allerdings stellte sich erst spät heraus, dass z. B. die „Büste eines jungen Mannes“ kein Selbstporträt Rembrandts ist. Doch tragen die meisten Selbstporträts eher die Züge eines würdigen Repräsentationsbildnisses, und mindestens ebenso häufig stellte ein Maler sich beim Malen selber dar. Zuweilen porträtierte ein Künstler sich auch zusammen mit seiner Frau oder im Kreise seiner Familie.

  • Hans von Aachen: Doppel-Selbstporträt als lachender Mann, vor 1574
  • Selbstporträt von Rembrandt (1660, English Heritage, Kenwood House, London)

Im 17. Jahrhundert taten sich unter den Niederländern Rubens und Rembrandt unter anderem auch durch bedeutende Porträts hervor. Dabei gehören zu den bedeutendsten Bildnissen von Rubens vor allem intime Porträts seiner beiden Frauen und seiner Kinder, sowie sein berühmtes Selbstporträt mit seiner ersten Frau Isabella Brand (1609). Zu den Porträtspezialisten des Frühbarock gehörte u. a. Frans Hals, der erstaunlich lebensnahe Bildnisse schuf und der es zum ersten Mal (abgesehen von Selbstporträts) wagte, 'Momentaufnahmen' lachender Menschen zu kreieren (z. B. Der lachende Kavalier, 1624; Wallace Collection, London).

Von allergrößtem Einfluss war die Bildniskunst des Anthonis van Dyck, der mit seinen repräsentativen Bildnissen adliger Personen zu einem unübertrefflichen Vorbild an edler aber lässiger Eleganz für die kommenden Generationen von Porträtmalern wurde. Zu seinen besten 'Epigonen' im 17. Jahrhundert gehören Peter Lely, Jan Mytens, Godfrey Kneller, und sein Einfluss reicht noch bis weit ins 18. Jahrhundert bis zu Thomas Gainsborough und Joshua Reynolds.

Der überragende Porträtist aus der spanischen Schule des 17. Jahrhunderts war Diego Velázquez. Alle genannten Künstler standen bis zu einem gewissen Grade unter dem Einfluss Tizians und wussten auch durch koloristische Stimmung die Schilderung zu vertiefen, Velásquez nahm dabei teilweise schon impressionistische Maltechniken vorweg. Aus der heutigen Sicht sind insbesondere auch seine Bildnisse von Hofzwergen und -narren bedeutend, zumal sie sich fast ausschließlich auf das Wesen der Dargestellten konzentrieren, ohne z. B. zu karikieren. Ein besonders genialer Sonderfall eines Selbstbildnisses und zugleich ein Gruppenporträt ist Velázquez wohl berühmtestes Gemälde Las Meninas (siehe Abbildung). Er hatte großen Einfluss auf kommende spanische Maler, wie insbesondere Juan Bautista Martínez del Mazo und Juan Carreño de Miranda; aber auch auf in Rom tätige Maler, wie beispielsweise Giovanni Battista Gaulli genannt Baciccia oder Jacob Ferdinand Voet, denn Velázquez schuf bei seinem zweiten Romaufenthalt 1649 bis 1651 mehrere Porträts, die in Rom sehr bewundert wurden und auch dort verblieben, wie insbesondere sein Porträt von Papst Innozenz X. (Galleria Doria Pamphilj, Rom), von dem mindestens 13 Kopien bekannt sind. Noch an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert schöpfte Francisco de Goya in seinen Porträts aus dem technisch-stilistischen Fundus seines großen Vorgängers Velázquez.

Entstanden sind Porträts seit der Renaissance in der Regel im Auftrag von Herrschern, die sich der Dienste ihrer Hofmaler bedienten, oder im Auftrag von Mitgliedern des Adels und von Vertretern des Bürgertums, wie Bankiers, Händler, Zünften oder reichen Kunst- und Antiquitätensammler. Die niederländische Malerei brachte die so genannten Konversationsstücke und die Doelen- (Schützen-)und Regentenstücke auf, in denen die Porträtierten zu freien Gruppen bedeutungsvoll verbunden wurden. Berühmtestes Beispiel für ein solches Gruppenporträt ist Rembrandts Nachtwache (1642, Rijksmuseum Amsterdam).

Im Zuge der zunehmenden Bedeutung der Auftragsmalerei ist die Porträtbildnerei seit dem 17. Jahrhundert so sehr in den Vordergrund getreten, dass kein Maler von Bedeutung sich derselben entzogen hat. Die Porträtmalerei wurde im Barock von Adel, Klerus und Kaufleuten für die Standesrepräsentation funktionalisiert. Dies kann und darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei den oft hochbarock-schwungvollen und dramatisch-repräsentativen Werken von Künstlern wie z. B. den beiden Franzosen Hyacinthe Rigaud oder Nicolas de Largillière um große Kunstwerke handelt. Im 18. Jahrhundert schufen neben dem Repräsentationsbildnis zahlreiche Porträtisten auch wesentlich intimere Bildnisse, darunter Johann Kupetzky, Louis Tocqué, Martin van Meytens, Pompeo Batoni, Anton Raphael Mengs, Joseph Siffred Duplessis, Jean Etienne Liotard, Jean-Baptiste Greuze u. a.

Es verdient hervorgehoben zu werden, dass die Bildniskunst zu den ganz wenigen Gattungen der Malerei gehört, in der sich auch die wenigen Frauen hervortun konnten, die in historischen Zeiten überhaupt die Chance zu einer Malerausbildung hatten. Dazu gehörten in der Nachfolge der bereits genannten antiken Malerin Jaia von Kysikos (1. Jh.): im 16. Jahrhundert Catharina van Hemessen, Sofonisba Anguissola, Lavinia Fontana und die Miniaturistin Levina Teerlinc; im 17. Jahrhundert Artemisia Gentileschi, und Mary Beale. Eine Erscheinung von besonderem internationalem Einfluss war Rosalba Carriera mit ihren poetischen und duftigen Pastellbildnissen, die ganz und gar nach dem Geschmack des ausgehenden Barock und des Rokoko waren und auch andere Maler beeinflussten wie insbesondere Maurice Quentin de La Tour. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hochangesehen war auch die klassizistische Malerin Angelika Kauffmann und ihre beiden französischen Kolleginnen Adélaïde Labille-Guiard und Vigée-Lebrun; die letztere ist bis heute besonders als Hofmalerin von Königin Marie-Antoinette bekannt. Es verwundert kaum, dass die meisten der genannten Künstlerinnen allein aufgrund der strengen Moralvorstellungen ihrer Zeit vor allem auf Frauenbildnisse spezialisiert waren.

  • Rosalba Carriera: Anna Karolina Orzelska, 1730er Jahre, Pastell
  • (oder Louis-Michel van Loo): Ludwig XV., Ende 1730er Jahre, Pastell (Schloss Versailles)
  • Joseph Siffred Duplessis: Christoph Willibald Gluck, 1775 (KHM, Wien). Der Komponist erscheint hier im Zustand der Inspiration, und zugleich mit pockennarbigem Gesicht.

Auch im 19. Jahrhundert spielte die Porträtmalerei eine anhaltend bedeutende Rolle, bezüglich einer möglichst naturgetreuen und psychologisch stimmigen Menschendarstellung waren stilistisch oder technisch keine bedeutenden Fortschritte oder Neuerungen mehr möglich – doch sind zahlreiche große Kunstwerke und malerisch virtuose Leistungen erhalten. Auch neigen die Künstler vor allem in nicht offiziellen Bildnissen zu einer gewissen Romantisierung oder Beschaulichkeit, und wagen auch ungewöhnliche Darstellungen, wie z. B. Waldmüllers Porträts von Bauerskindern am Fenster (siehe Abb.). Von bevorzugten Porträtmalern seit etwa 1800 sind die Franzosen Jacques-Louis David, Gérard, Ingres, Cabanel, Bonnat, Carolus-Duran, Robert Lefèvre zu nennen. Der Österreicher Ferdinand Georg Waldmüller und der Deutsche Franz Xaver Winterhalter gehörten zu den technisch virtuosesten und international best angesehenen Porträtisten des 19. Jahrhunderts, die auch viele Personen des europäischen Adels malten. Berühmt sind u. a. Winterhalters drei Porträts der Kaiserin Elisabeth, gen. Sisi, wie er überhaupt besonders im Frauenbildnis reüssierte, wo es immer schon über Naturtreue hinaus auch um die Fähigkeit zur Darstellung von Anmut und Schönheit ging. Bedeutende Porträts schufen außerdem die Deutschen Eduard Magnus, Heinrich von Angeli; der Russe Orest Adamowitsch Kiprenski; die Engländer John Everett Millais und Hubert von Herkomer oder der US-Amerikaner James McNeill Whistler. Franz von Lenbach zeigte in seinen Bildnissen eine zuweilen ins Abgründige tendierende bizarr-'verrückte' Ironie, vor allem in seinen Porträts von Schauspielerinnen in exaltierter Haltung und in privaten sowie Selbstbildnissen.

  • Jean-Auguste-Dominique Ingres: Die Comtesse de Tournon, 1812
  • Orest Kiprenski: Alexander Puschkin, 1827
  • Franz Xaver Winterhalter: Sophie Troubetskoï, Duchesse de Morny, 1863 (Musée du Second Empire, Compiègne)
  • Franz von Lenbach: Sarah Bernhardt als Lady Macbeth, 1892, Privatsammlung

Auch nach der Erfindung der Fotografie Mitte des 19. Jahrhunderts blieb der Stellenwert der Porträtmalerei zunächst hoch. Selbst die Revolution des Impressionismus, nach der sich die Kunst immer mehr von einer möglichst naturnahen Darstellung entfernte, ließ dem Bildnis immer noch genügend Raum. Davon zeugen viele großartige Porträts von Malern wie Auguste Renoir oder Berthe Morisot. Auch Vincent van Gogh hinterließ interessante Porträts, insbesondere auch eine große Menge Selbstporträts, die allerdings auch belegen, dass das Gewicht nun auf einer sehr persönlichen Wahrnehmung des Künstlers selber liegt – die in diesem speziellen Falle den tragischen seelischen Verfall dieses Malers abbilden. Aus einer ganz anderen künstlerischen Strömung um 1900 wäre auch noch Gustav Klimt als wichtiger Porträtmaler zu nennen.

  • Pierre-Auguste Renoir: Der Maler Claude Monet, 1875 (Musée d’Orsay, Paris)
  • Berthe Morisot: Junges Mädchen im Park, 1893

Mit zunehmender Perfektionierung der Fotografie und einer fortschreitenden Abstraktion der Kunst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, hat die Porträtmalerei ihre ursprüngliche Funktion und Bedeutung verloren. In der Kunst der Gegenwart spielt sie keine besonders große Rolle mehr, Porträts werden heute in großem Stil von Fotografen angefertigt. Trotzdem gibt es zeitgenössische herausragende Porträtisten, wie Alice Neel, Francis Bacon, Lucian Freud oder Luc Tuymans.

  • Gustav Klimt: Alter Mann auf dem Totenbett, 1900 (Belvedere, Wien)

Landschaften

Die Wiedergabe einer spezifischen Landschaft wird auch als Landschaftsporträt bezeichnet, den gleichen Begriff wendet man auch in der Fotografie und der Literatur an.

Digitalisierte Werksammlungen

Meisterwerke der Porträtmalerei, Directmedia Publishing, Berlin 2007, Digitale Bibliothek Band KDB 26, CD-ROM, ISBN 978-3-89853-326-3.

Siehe auch

  • Herrscherbild
  • Porträt
  • Büste

Literatur

  • Bildnis. In: Lexikon der Kunst. Karl Müller Verlag, 1994, S. 172–177.
  • Torsten Krämer: Porträtmalerei-Werkbetrachtung von der Antike bis zur Gegenwart. Klett Verlag Stuttgart-Leipzig 2010, ISBN 978-3-12-205121-1.  (Schulbuch für die Oberstufe)
  • Petra Kathke: Porträt und Accessoire. Eine Bildnisform im 16. Jahrhundert. Berlin 1977.
  • Renate Klein: Porträt. Englisch Verlag, Wiesbaden 2005, ISBN 978-3-8241-1289-0.
  • José Lopez-Rey: Velázquez – Sämtliche Werke. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1997.
  • Andreas Beyer: Das Porträt in der Malerei. Hirmer Verlag, München 2002, ISBN 3-7774-9490-9.
  • Irene Daum (Hg.): Lars Käker – Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Solivagus Praeteritum, Kiel 2022, ISBN 978-3-947064-18-2.

Weblinks

Commons: Porträtgemälde – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Porträtmalerei im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Murielle Schlup: Von Angesicht zu Angesicht – die Porträtmalerei Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 31. Oktober 2023

Einzelnachweise

  1. "Bildnis", in: Lexikon der Kunst, Karl Müller Verlag, 1994, S. 173
  2. "Bildnis", in: Lexikon der Kunst, Karl Müller Verlag, 1994, S. 174
  3. Alexander Duckers & Marcello Toffanello: Rogier van der Weyden, RCS Libri S.p.A., 2004, S. 156 und 160.
  4. "Bildnis", in: Lexikon der Kunst, Karl Müller Verlag, 1994, S. 175
  5. "Bildnis", in: Lexikon der Kunst, Karl Müller Verlag, 1994, S. 172
  6. José Lopez-Rey: Velázquez - Sämtliche Werke. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1997, S. 187
  7. José Lopez-Rey: Velázquez - Sämtliche Werke. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1997, S. 208–218.
  8. José Lopez-Rey: Velázquez - Sämtliche Werke. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1997, S. 129–136, auch S. 144
  9. José Lopez-Rey: Velázquez - Sämtliche Werke. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1997, S. 184 und 191.
  10. José Lopez-Rey: Velázquez - Sämtliche Werke. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1997, S. 170–183, auch 190–191.
  11. Francis Haskell: Maler und Auftraggeber. Kunst und Gesellschaft im italienischen Barock. Köln 1996; Martin Warnke: Der Hofkünstler. Zur Frühgeschichte des modernen Künstlers. 2. überarbeitete Auflage. DuMont, Köln 1996.
  12. Barbara Basting: Schicksalsgöttin mit Falten Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 29. April 2024
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4145426-1 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS) | LCCN: sh85105118 | NDL: 00572339

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 21 Jun 2025 / 06:05

wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer

Als Portratmalerei zu franzosisch portrait Bildnis bezeichnet man ein Genre der Malerei dessen Gegenstand die Abbildung eines Menschen in einem Gemalde ist Selbstbildnis mit Hermann Matthai Dieses Gemalde von Theobald von Oer aus dem Jahr 1831 schildert die Entstehung eines Portrats in einem Privatatelier der Biedermeierzeit DifferenzierungsbereicheJe nach der Grosse des Bildausschnittes unterscheidet man in der Malerei Kopfstuck Brustbild Huftbild halbe Figur Halbfigur Kniestuck Portrat vom Kopf bis zum Knie Ganzfigur nach der Haltung oder Wendung der Figur besonders des Kopfes bezeichnet man das Bildnis als von vorn en face oder von der Seite genommen en profil als Halb oder Dreiviertelprofil Eine Ubersicht daruber gibt der Artikel Portrat Studienkopf nennt man ein skizzenhaft mehr zur Ubung oder als Studie ausgefuhrtes Bildnis Tronies sind vollstandig ausgefuhrte portratahnliche Kopf und Charakterstudien die keine individuelle Person darstellen und von Malern oft als Vorstudien fur Gemalde oder fur einen Typus geschaffen wurden Portrat der sogenannten Sappho Fresco aus Pompeji 1 Jahrhundert Archaologisches Nationalmuseum Neapel GeschichteDie Portratmalerei war bereits in der Antike gemass schriftlichen Quellen gut ausgebildet erhalten sind allerdings nur ausserordentlich wenige Exemplare Geruhmt werden in den Schriften die Maler Apollodoros 5 Jh v Chr Apelles Zeuxis und Pamphilos 4 Jh v Chr deren Namen auch in der Neuzeit noch einen mystischen Klang behielten und z T selber Gegenstand der Historienmalerei wurden Als bedeutendste Bildnismalerin trat Jaia von Kysikos 1 Jh v Chr hervor die in Rom und Neapel gewirkt haben soll In grosser Zahl erhalten sind romische Mumienportrats aus agyptisch hellenistischer Zeit Ihr Anfang wird ins letzte vorchristliche Jahrhundert das Ende ihrer Produktion in der neueren Forschung mehrheitlich Mitte des 3 Jahrhunderts angesetzt Sie wurden in der Technik der Enkaustik gemalt das heisst die Farben wurden mit Wachs gebunden Nach dem Untergang des Romischen Reiches etwa vom 4 bis zum 14 Jahrhundert spielte eine individuelle Bildniskunst so gut wie keine Rolle Portrats aus dem Mittelalter sind haufig in der Form von Dedikationsbildern uberliefert Auf Altaren seit dem spaten Mittelalter finden sich oft Stifterbildnisse normalerweise streng im Profil und in Gebetshaltung z B Giottos Bildnis des Enrico Scrovegni in der Arenakapelle Padua Als eins der ersten autonomen Tafelbilder auf denen ein Einzelner portratiert ist gilt das Bildnis Johanns des Guten im Louvre Ein weiteres fruhes bedeutendes Beispiel der Portratmalerei jedoch aus dem bohmischen Wirkungsfeld ist das Portrat Erzherzog Rudolfs IV von Habsburg das nicht im Profil sondern in Dreiviertelansicht gemalt ist Rogier van der Weyden Diptychon des Rekonstruktion ca 1460 Links Madonna mit Kind Madonna Huntington rechts Stifterportrat in Gebetshaltung Die beiden Halften des Diptychons werden heute getrennt als Einzelwerke in zwei verschiedenen Museen aufbewahrt dass es sich bei der fehlenden Madonna zum Portrat tatsachlich um diese sogenannte Madonna Huntington handelt ist eine nicht eindeutig bewiesene Theorie aber die Dimensionen der Bilder stimmen uberein Schon im 14 Jahrhundert wurden nicht mehr nur Herrscher portratiert sondern auch Feldherren Universitatsprofessoren z B im Wiener Stephansdom Kunstler z B Petrarca ab dem 15 Jahrhundert sind auch Bildnisse von oft reichen Kaufleuten Burgern Gelehrten oder Beamten erhalten und auch von Frauen Bedeutende Zeugnisse spatmittelalterlicher Bildniskunst wurden von niederlandischen Malern wie Jan van Eyck Rogier van der Weyden u a geschaffen wobei die noch vollig neue Technik der Olmalerei im Gegensatz zu der in Italien weiterhin gebrauchlichen Temperatechnik einer moglichst naturlichen und lebensechten Darstellung sehr entgegenkam Van Eyck wird die Entwicklung des erweiterten Brustbildnisses zugeschrieben das auch die Arme bis zum Ellenbogen miteinbezieht Dabei wurden in dieser Epoche nicht selten Arme und Hande im Vergleich zum Gesicht verkleinert dargestellt Viele heute als Einzelportrats uberlieferte Gemalde der niederlandischen Schule des 15 Jahrhunderts waren ursprunglich eigentlich Stifterportrats im Zusammenhang eines Diptychons oder Triptychons z B mit einem Madonnenbild zu erkennen an der Gebetshaltung Van Eycks Hochzeit des Giovanni Arnolfini mit Giovanna Cenami 1434 London National Gallery gilt ausserdem als erstes bedeutendes Beispiel fur ein Doppelbildnis Bedeutende fruhe Portratmaler in Frankreich waren Jean Fouquet und Nicolas Froment Gleichzeitig wurde in der italienischen Fruhrenaissance die Portratkunst durch Maler wie Antonello da Messina Piero della Francesca Pisanello Botticelli und Giovanni Bellini entwickelt Hier verwendete man noch bis Ende des 15 Jahrhunderts Temperafarben auf Holz die ein farblich ganz anderes Ergebnis erzielen als die im Norden bereits ubliche Olmalerei Auch schatzte man in Italien das emblemhafte Bildnis im Profil das allerdings immer auch etwas artifiziell wirkt Sandro Botticelli Idealportrat einer Dame Simonetta Vespucci als Nymphe 1480 Tempera auf Holz Stadel Frankfurt a M Domenico Ghirlandaio Doppelportrat eines Alten Mannes mit seinem Enkel 1488 Tempera auf Holz Louvre Paris Tizian La Bella Die Schone 1536 Palazzo Pitti Florenz In der Hochrenaissance kam es zu einer ersten grossen Hochblute des Portrats Die bis dahin noch oft hieratisch starren Bildnisse wichen nun vollends einem naturnahen Ideal Nach der Ubernahme der Oltechnik auch durch italienische Kunstler gelang es um und nach 1500 endgultig dem Portrat die Bedeutung eines Charakterbildes zu geben in welchem das ganze Wesen des Dargestellten lebensnah zum Ausdruck gelangt In technischer Hinsicht trug auch die Erfindung des sogenannten sfumato durch Leonardo da Vinci zur Lebensechtheit des dargestellten Modells bei z B Portrats der Mona Lisa oder der Belle Ferroniere im Louvre Paris wodurch Weichheit und Warme der Haut in der Malerei als Inkarnat bezeichnet besonders gut dargestellt werden konnten Auch Giorgione Raffael und insbesondere Tizian gehoren zu den bedeutendsten Bildnismalern uberhaupt Tizian schuf neben seinen geradezu klassischen halbfigurigen Portrats oder Brustbildern auch mehrere Portrats Karls V die sowohl fur das hofische Portrat Karl V mit Hund 1533 Prado Madrid zum Vorbild avancieren sollten als auch in dem Spezialfall des Reiterportrats Karl V in der Schlacht bei Muhlberg 1547 Prado Madrid Anthonis Mor Kardinal Granvelles Zwerg mit einer Dogge 1549 1560 Louvre Paris Der grosse Hund dient hier vermutlich vor allem dazu die Kleinheit des Zwergs hervorzuheben und umgekehrt Zeitgleich war der wohl bedeutendste Portratmaler nordlich der Alpen Hans Holbein d J der in der nordischen Tradition und neben grossen Kunstlern wie Albrecht Durer und Anthonis Mor einen beinahe mikroskopisch exakten Stil von erbarmungslosem Realismus entwickelte zahlreiche Bildnisse vom englischen Hof u a von Heinrich VIII und Jane Seymour Holbeins Stil steht auf der malerischen Ebene in einem deutlichen Gegensatz zu dem weichen venezianischen Kolorismus Tizians zwei Pole zwischen denen sich die Kunst des Portrats in der Folgezeit bewegen sollte Ab etwa 1500 kam es auch zu einer zunehmenden Spezialisierung Zahlreiche Kunstler beschrankten sich fast ausnahmslos auf die Bildnismalerei Entgegen einer eher negativen Einstufung des Portrats als einer minderen Bildgattung durch Kunsttheoretiker wie z B Giorgio Vasari finden sich unter den Portrat Spezialisten von Anfang an grosse Kunstler wie die schon genannten Hans Holbein d J Anthonis Mor Jean und Francois Clouet Corneille de Lyon oder Giovanni Battista Moroni Die Portratkunst war im 16 Jahrhundert bereits vollstandig ausgereift Hans Holbein d J Sir Richard Southwell 1536 Uffizien Florenz Parmigianino Ein junger Mann 1520er Jahre Louvre Paris Corneille de Lyon Portrat eines Mannes vermutlich Clement Marot 1536 Louvre Paris Das Portrat erfullte ausserdem eine bedeutende soziale Funktion besonders als Gedenk oder Herrscherportrat Abbilder des herrschenden Konigs waren sehr gefragt und wurden oft von einer Vielzahl von Einzelkunstlern und Werkstatten kopiert oft nur mittelmassig oder sogar schlecht Auch in der Heiratspolitik der Konigshauser und des Adels wurden vor einer politischen Heirat Portrats ausgetauscht und nicht selten wurde ein Maler an einen fremden Hof gesandt um eine in Frage stehende Braut zu malen Dabei war der Empfanger des Portrats durchaus an einer moglichst naturnahen Darstellung interessiert keineswegs an einer allzu sehr geschonten oder geschmeichelten Idealisierung die allerdings auch vorkam beabsichtigt und unbeabsichtigt Das sogenannte Armada Portrait von Elizabeth I Englische Schule ca 1590 Beispiel fur ein reprasentatives Herrscherportrat mit Darstellung des englischen Sieges uber die spanische Armada im Hintergrund Nicholas Hilliard Portrait of a Woman 1597 Vellum 47 39 mm Beim reprasentativen Herrscher oder Adelsportrat trat neben die moglichst lebensechte menschliche Darstellung der Person auch eine Stromung die gewollt distanziert und kuhl das Modell sozusagen dem normal Menschlichen entruckt wie dies in extremer Form die Portrats des in Florenz wirkenden Manieristen Agnolo Bronzino zeigen Zum offiziellen Herrscherportrat gehorten auch wichtige Insignien wie Krone Szepter Kronungsmantel oder Rustung wenn das Portrat Gewicht auf die Leistung als Feldherr legte und ein feierliches Ambiente nicht selten mit Saule oder Draperien aus rotem Samt ahnliches gilt fur andere Formen des Reprasentationsportrats bei weiblichen Modellen wurde oft minutios und detailliert Schmuck und reichbestickte Kleider dargestellt Uberhaupt sollte im reprasentativen Standesportrat nicht nur die Personlichkeit des Modells eingefangen werden sondern auch in immer perfekterem Masse Stoffe wie Samt und Seide oder die vom Ende des 16 Jahrhunderts etwa zweihundert Jahre lang hochmodernen Spitzen Auch Anspielungen an bedeutende Leistungen wurden manchmal im Hintergrund dargestellt beispielsweise sieht man in Portrats von Feldherren oft eine Schlacht aus der sie siegreich hervorgingen z B Gruppenportrat der Sieger der Schlacht von Lepanto 1571 KHM Wien siehe auch das Armadaportrat Elisabeths I Zu den bekanntesten Portratspezialisten im 16 und fruhen 17 Jahrhundert die auch als Hofmaler wirkten gehoren Francois Clouet Alonso Sanchez Coello Juan Pantoja de la Cruz Frans Pourbus d J und Daniel Mytens Auch das intime Miniaturbildnis das man immer bei sich tragen konnte erlebte um 1600 eine erste Blute besonders im elisabethanischen und jakobinischen England mit dem uberragenden Nicholas Hilliard und Isaac Oliver Eine gewisse Sonderrolle spielte das Selbstbildnis das einige Maler auch zu humorvollen oder experimentellen Kreationen anregte wie z B Hans von Aachen oder Rembrandt der uberhaupt ungewohnlich viele Selbstportrats auch in Verkleidung hinterliess Allerdings stellte sich erst spat heraus dass z B die Buste eines jungen Mannes kein Selbstportrat Rembrandts ist Doch tragen die meisten Selbstportrats eher die Zuge eines wurdigen Reprasentationsbildnisses und mindestens ebenso haufig stellte ein Maler sich beim Malen selber dar Zuweilen portratierte ein Kunstler sich auch zusammen mit seiner Frau oder im Kreise seiner Familie Hans von Aachen Doppel Selbstportrat als lachender Mann vor 1574 Selbstportrat von Rembrandt 1660 English Heritage Kenwood House London Anthonis van Dyck Dreifachportrat von Karl I 1635 1636 Windsor Castle Im 17 Jahrhundert taten sich unter den Niederlandern Rubens und Rembrandt unter anderem auch durch bedeutende Portrats hervor Dabei gehoren zu den bedeutendsten Bildnissen von Rubens vor allem intime Portrats seiner beiden Frauen und seiner Kinder sowie sein beruhmtes Selbstportrat mit seiner ersten Frau Isabella Brand 1609 Zu den Portratspezialisten des Fruhbarock gehorte u a Frans Hals der erstaunlich lebensnahe Bildnisse schuf und der es zum ersten Mal abgesehen von Selbstportrats wagte Momentaufnahmen lachender Menschen zu kreieren z B Der lachende Kavalier 1624 Wallace Collection London Von allergrosstem Einfluss war die Bildniskunst des Anthonis van Dyck der mit seinen reprasentativen Bildnissen adliger Personen zu einem unubertrefflichen Vorbild an edler aber lassiger Eleganz fur die kommenden Generationen von Portratmalern wurde Zu seinen besten Epigonen im 17 Jahrhundert gehoren Peter Lely Jan Mytens Godfrey Kneller und sein Einfluss reicht noch bis weit ins 18 Jahrhundert bis zu Thomas Gainsborough und Joshua Reynolds Diego Velazquez Las Meninas 1656 1657 Prado Madrid Dieses beruhmte Bild ist eigentlich eine Kombination aus Selbst und Gruppenportrat und gleichzeitig eine besondere Art von Genreszene Alle dargestellten Personen lassen sich identifizieren angefangen von der 5 jahrigen Infantin Margarita uber ihre Hofdamen Zwerge und Erzieher im Hintergrund bis hin zu dem Konigspaar Philipp IV und Maria Anna deren Antlitze vom Spiegel im Hintergrund reflektiert werden Der uberragende Portratist aus der spanischen Schule des 17 Jahrhunderts war Diego Velazquez Alle genannten Kunstler standen bis zu einem gewissen Grade unter dem Einfluss Tizians und wussten auch durch koloristische Stimmung die Schilderung zu vertiefen Velasquez nahm dabei teilweise schon impressionistische Maltechniken vorweg Aus der heutigen Sicht sind insbesondere auch seine Bildnisse von Hofzwergen und narren bedeutend zumal sie sich fast ausschliesslich auf das Wesen der Dargestellten konzentrieren ohne z B zu karikieren Ein besonders genialer Sonderfall eines Selbstbildnisses und zugleich ein Gruppenportrat ist Velazquez wohl beruhmtestes Gemalde Las Meninas siehe Abbildung Er hatte grossen Einfluss auf kommende spanische Maler wie insbesondere Juan Bautista Martinez del Mazo und Juan Carreno de Miranda aber auch auf in Rom tatige Maler wie beispielsweise Giovanni Battista Gaulli genannt Baciccia oder Jacob Ferdinand Voet denn Velazquez schuf bei seinem zweiten Romaufenthalt 1649 bis 1651 mehrere Portrats die in Rom sehr bewundert wurden und auch dort verblieben wie insbesondere sein Portrat von Papst Innozenz X Galleria Doria Pamphilj Rom von dem mindestens 13 Kopien bekannt sind Noch an der Wende vom 18 zum 19 Jahrhundert schopfte Francisco de Goya in seinen Portrats aus dem technisch stilistischen Fundus seines grossen Vorgangers Velazquez Entstanden sind Portrats seit der Renaissance in der Regel im Auftrag von Herrschern die sich der Dienste ihrer Hofmaler bedienten oder im Auftrag von Mitgliedern des Adels und von Vertretern des Burgertums wie Bankiers Handler Zunften oder reichen Kunst und Antiquitatensammler Die niederlandische Malerei brachte die so genannten Konversationsstucke und die Doelen Schutzen und Regentenstucke auf in denen die Portratierten zu freien Gruppen bedeutungsvoll verbunden wurden Beruhmtestes Beispiel fur ein solches Gruppenportrat ist Rembrandts Nachtwache 1642 Rijksmuseum Amsterdam Hyacinthe Rigaud Ludwig XV im Kronungsornat 1730 Schloss Versailles Ein solch pomposes Staatsportrat dient fast ausschliesslich der offiziellen Reprasentation die eigentliche Personlichkeit des Menschen in diesem Fall war der Konig ein eher zuruckhaltender schuchterner Mann verschwindet hinter dem Prunk und der demonstrativen Haltung des Monarchen Doch gab es daneben auch im Barock das privatere Bildnis Im Zuge der zunehmenden Bedeutung der Auftragsmalerei ist die Portratbildnerei seit dem 17 Jahrhundert so sehr in den Vordergrund getreten dass kein Maler von Bedeutung sich derselben entzogen hat Die Portratmalerei wurde im Barock von Adel Klerus und Kaufleuten fur die Standesreprasentation funktionalisiert Dies kann und darf nicht daruber hinwegtauschen dass es sich bei den oft hochbarock schwungvollen und dramatisch reprasentativen Werken von Kunstlern wie z B den beiden Franzosen Hyacinthe Rigaud oder Nicolas de Largilliere um grosse Kunstwerke handelt Im 18 Jahrhundert schufen neben dem Reprasentationsbildnis zahlreiche Portratisten auch wesentlich intimere Bildnisse darunter Johann Kupetzky Louis Tocque Martin van Meytens Pompeo Batoni Anton Raphael Mengs Joseph Siffred Duplessis Jean Etienne Liotard Jean Baptiste Greuze u a Es verdient hervorgehoben zu werden dass die Bildniskunst zu den ganz wenigen Gattungen der Malerei gehort in der sich auch die wenigen Frauen hervortun konnten die in historischen Zeiten uberhaupt die Chance zu einer Malerausbildung hatten Dazu gehorten in der Nachfolge der bereits genannten antiken Malerin Jaia von Kysikos 1 Jh im 16 Jahrhundert Catharina van Hemessen Sofonisba Anguissola Lavinia Fontana und die Miniaturistin Levina Teerlinc im 17 Jahrhundert Artemisia Gentileschi und Mary Beale Eine Erscheinung von besonderem internationalem Einfluss war Rosalba Carriera mit ihren poetischen und duftigen Pastellbildnissen die ganz und gar nach dem Geschmack des ausgehenden Barock und des Rokoko waren und auch andere Maler beeinflussten wie insbesondere Maurice Quentin de La Tour In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts hochangesehen war auch die klassizistische Malerin Angelika Kauffmann und ihre beiden franzosischen Kolleginnen Adelaide Labille Guiard und Vigee Lebrun die letztere ist bis heute besonders als Hofmalerin von Konigin Marie Antoinette bekannt Es verwundert kaum dass die meisten der genannten Kunstlerinnen allein aufgrund der strengen Moralvorstellungen ihrer Zeit vor allem auf Frauenbildnisse spezialisiert waren Rosalba Carriera Anna Karolina Orzelska 1730er Jahre Pastell oder Louis Michel van Loo Ludwig XV Ende 1730er Jahre Pastell Schloss Versailles Joseph Siffred Duplessis Christoph Willibald Gluck 1775 KHM Wien Der Komponist erscheint hier im Zustand der Inspiration und zugleich mit pockennarbigem Gesicht Ferdinand Georg Waldmuller Junge Bauerin mit drei Kindern am Fenster 1840 Auch im 19 Jahrhundert spielte die Portratmalerei eine anhaltend bedeutende Rolle bezuglich einer moglichst naturgetreuen und psychologisch stimmigen Menschendarstellung waren stilistisch oder technisch keine bedeutenden Fortschritte oder Neuerungen mehr moglich doch sind zahlreiche grosse Kunstwerke und malerisch virtuose Leistungen erhalten Auch neigen die Kunstler vor allem in nicht offiziellen Bildnissen zu einer gewissen Romantisierung oder Beschaulichkeit und wagen auch ungewohnliche Darstellungen wie z B Waldmullers Portrats von Bauerskindern am Fenster siehe Abb Von bevorzugten Portratmalern seit etwa 1800 sind die Franzosen Jacques Louis David Gerard Ingres Cabanel Bonnat Carolus Duran Robert Lefevre zu nennen Der Osterreicher Ferdinand Georg Waldmuller und der Deutsche Franz Xaver Winterhalter gehorten zu den technisch virtuosesten und international best angesehenen Portratisten des 19 Jahrhunderts die auch viele Personen des europaischen Adels malten Beruhmt sind u a Winterhalters drei Portrats der Kaiserin Elisabeth gen Sisi wie er uberhaupt besonders im Frauenbildnis reussierte wo es immer schon uber Naturtreue hinaus auch um die Fahigkeit zur Darstellung von Anmut und Schonheit ging Bedeutende Portrats schufen ausserdem die Deutschen Eduard Magnus Heinrich von Angeli der Russe Orest Adamowitsch Kiprenski die Englander John Everett Millais und Hubert von Herkomer oder der US Amerikaner James McNeill Whistler Franz von Lenbach zeigte in seinen Bildnissen eine zuweilen ins Abgrundige tendierende bizarr verruckte Ironie vor allem in seinen Portrats von Schauspielerinnen in exaltierter Haltung und in privaten sowie Selbstbildnissen Jean Auguste Dominique Ingres Die Comtesse de Tournon 1812 Orest Kiprenski Alexander Puschkin 1827 Franz Xaver Winterhalter Sophie Troubetskoi Duchesse de Morny 1863 Musee du Second Empire Compiegne Franz von Lenbach Sarah Bernhardt als Lady Macbeth 1892 Privatsammlung Auch nach der Erfindung der Fotografie Mitte des 19 Jahrhunderts blieb der Stellenwert der Portratmalerei zunachst hoch Selbst die Revolution des Impressionismus nach der sich die Kunst immer mehr von einer moglichst naturnahen Darstellung entfernte liess dem Bildnis immer noch genugend Raum Davon zeugen viele grossartige Portrats von Malern wie Auguste Renoir oder Berthe Morisot Auch Vincent van Gogh hinterliess interessante Portrats insbesondere auch eine grosse Menge Selbstportrats die allerdings auch belegen dass das Gewicht nun auf einer sehr personlichen Wahrnehmung des Kunstlers selber liegt die in diesem speziellen Falle den tragischen seelischen Verfall dieses Malers abbilden Aus einer ganz anderen kunstlerischen Stromung um 1900 ware auch noch Gustav Klimt als wichtiger Portratmaler zu nennen Pierre Auguste Renoir Der Maler Claude Monet 1875 Musee d Orsay Paris Berthe Morisot Junges Madchen im Park 1893 Mit zunehmender Perfektionierung der Fotografie und einer fortschreitenden Abstraktion der Kunst seit dem Ende des 19 Jahrhunderts hat die Portratmalerei ihre ursprungliche Funktion und Bedeutung verloren In der Kunst der Gegenwart spielt sie keine besonders grosse Rolle mehr Portrats werden heute in grossem Stil von Fotografen angefertigt Trotzdem gibt es zeitgenossische herausragende Portratisten wie Alice Neel Francis Bacon Lucian Freud oder Luc Tuymans Gustav Klimt Alter Mann auf dem Totenbett 1900 Belvedere Wien LandschaftenDie Wiedergabe einer spezifischen Landschaft wird auch als Landschaftsportrat bezeichnet den gleichen Begriff wendet man auch in der Fotografie und der Literatur an Digitalisierte WerksammlungenMeisterwerke der Portratmalerei Directmedia Publishing Berlin 2007 Digitale Bibliothek Band KDB 26 CD ROM ISBN 978 3 89853 326 3 Siehe auchHerrscherbild Portrat BusteLiteraturBildnis In Lexikon der Kunst Karl Muller Verlag 1994 S 172 177 Torsten Kramer Portratmalerei Werkbetrachtung von der Antike bis zur Gegenwart Klett Verlag Stuttgart Leipzig 2010 ISBN 978 3 12 205121 1 Schulbuch fur die Oberstufe Petra Kathke Portrat und Accessoire Eine Bildnisform im 16 Jahrhundert Berlin 1977 Renate Klein Portrat Englisch Verlag Wiesbaden 2005 ISBN 978 3 8241 1289 0 Jose Lopez Rey Velazquez Samtliche Werke Benedikt Taschen Verlag Koln 1997 Andreas Beyer Das Portrat in der Malerei Hirmer Verlag Munchen 2002 ISBN 3 7774 9490 9 Irene Daum Hg Lars Kaker Menschenbilder aus drei Jahrzehnten Solivagus Praeteritum Kiel 2022 ISBN 978 3 947064 18 2 WeblinksCommons Portratgemalde Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Portratmalerei im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Murielle Schlup Von Angesicht zu Angesicht die Portratmalerei Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 31 Oktober 2023Einzelnachweise Bildnis in Lexikon der Kunst Karl Muller Verlag 1994 S 173 Bildnis in Lexikon der Kunst Karl Muller Verlag 1994 S 174 Alexander Duckers amp Marcello Toffanello Rogier van der Weyden RCS Libri S p A 2004 S 156 und 160 Bildnis in Lexikon der Kunst Karl Muller Verlag 1994 S 175 Bildnis in Lexikon der Kunst Karl Muller Verlag 1994 S 172 Jose Lopez Rey Velazquez Samtliche Werke Benedikt Taschen Verlag Koln 1997 S 187 Jose Lopez Rey Velazquez Samtliche Werke Benedikt Taschen Verlag Koln 1997 S 208 218 Jose Lopez Rey Velazquez Samtliche Werke Benedikt Taschen Verlag Koln 1997 S 129 136 auch S 144 Jose Lopez Rey Velazquez Samtliche Werke Benedikt Taschen Verlag Koln 1997 S 184 und 191 Jose Lopez Rey Velazquez Samtliche Werke Benedikt Taschen Verlag Koln 1997 S 170 183 auch 190 191 Francis Haskell Maler und Auftraggeber Kunst und Gesellschaft im italienischen Barock Koln 1996 Martin Warnke Der Hofkunstler Zur Fruhgeschichte des modernen Kunstlers 2 uberarbeitete Auflage DuMont Koln 1996 Barbara Basting Schicksalsgottin mit Falten Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 29 April 2024Normdaten Sachbegriff GND 4145426 1 GND Explorer lobid OGND AKS LCCN sh85105118 NDL 00572339

Neueste Artikel
  • Juni 20, 2025

    Desoxyribonukleinsäure

  • Juni 21, 2025

    Dezimalwährung

  • Juni 21, 2025

    Göttingen

  • Juni 20, 2025

    Gökçeada

  • Juni 21, 2025

    Gynäkologie

www.NiNa.Az - Studio

    Kontaktieren Sie uns
    Sprachen
    Kontaktieren Sie uns
    DMCA Sitemap
    © 2019 nina.az - Alle Rechte vorbehalten.
    Copyright: Dadash Mammadov
    Eine kostenlose Website, die Daten- und Dateiaustausch aus der ganzen Welt ermöglicht.
    Spi.