Das quadratische Reziprozitätsgesetz gelegentlich auch Gaußsches Reziprozitätsgesetz ist ein grundlegendes Gesetz aus de
Quadratisches Reziprozitätsgesetz

Das quadratische Reziprozitätsgesetz, gelegentlich auch Gaußsches Reziprozitätsgesetz, ist ein grundlegendes Gesetz aus der Zahlentheorie, einem Teilgebiet der Mathematik. Es beschäftigt sich mit der Frage, ob es zu einer ungeraden Primzahl und einer durch diese nicht teilbaren ganzen Zahl eine Quadratzahl gibt, sodass die Differenz durch teilbar ist. Genau genommen gibt es, zusammen mit den beiden unten genannten Ergänzungssätzen, ein Verfahren an, um zu entscheiden, ob eine Zahl quadratischer Rest oder Nichtrest einer Primzahl ist. Die Entdeckung des quadratischen Reziprozitätsgesetzes durch Leonhard Euler und der Beweis durch Gauß (Disquisitiones Arithmeticae 1801, er hatte aber bereits 1796 einen Beweis) waren die Ausgangspunkte der Entwicklung der modernen algebraischen Zahlentheorie.
Um die genaue Aussage des quadratischen Reziprozitätsgesetzes zu verstehen, sind lediglich die Konzepte der Quadratzahlen, der Primzahlen und der Teilbarkeit ganzer Zahlen mit Rest vonnöten. Seine Formulierung beginnt mit der Auswahl zweier ungerader, ungleicher Primzahlen und , etwa und . Im Zentrum steht die folgende Fragestellung:
- Existiert eine Quadratzahl , sodass die Differenz teilt? (Mit den oberen Beispielwerten: Ist die Zahl für eine Quadratzahl durch teilbar?).
Innerhalb dieser Fragestellung haben die beiden Primzahlen und eine unterschiedliche Stellung ( ist „Teiler“ und ist „Subtrahend“). Das Wort „Reziprozität“ (von „reziprok“, also wechselseitig) deutet nun an, dass dieselbe Frage ebenfalls unter Vertauschung der Rollen beider Primzahlen gefragt werden kann: Gibt es also eine (zweite) Quadratzahl , sodass wiederum die Differenz teilt? Das quadratische Reziprozitätsgesetz formuliert eine einfache Regel, die die Lösbarkeit der zwei Aufgaben, die durch Vertauschen der Rollen beider Primzahlen entstehen, miteinander in Beziehung setzt. Es unterscheidet:
- Hat mindestens eine der beiden Primzahlen und bei Teilung durch den Rest , so ist die eine Frage genau dann mit „Ja“ zu beantworten, wenn es auch die andere ist. Zum Beispiel hat bei Teilung durch den Rest . Mit den Wahlen , und erhält man und , wobei Ersteres durch und Letzteres durch teilbar ist (es ist ). Also lässt sich die Frage im Falle von und wechselseitig mit „Ja“ beantworten, wie es das Reziprozitätsgesetz vorhersagt. Im Gegensatz dazu existieren keine Quadratzahlen und , sodass durch und durch teilbar ist.
- Haben hingegen beide Primzahlen und bei Teilung durch den Rest , so ist stets genau eine der Fragen mit „Ja“ zu beantworten. Beispiel und : Es ist durch teilbar, es gibt aber keine Quadratzahl , sodass durch teilbar ist. Es haben sowohl als auch bei Division mit den Rest .
In Termen des Legendre-Symbols drückt sich dieser Sachverhalt für ungerade Primzahlen aus durch
Das quadratische Reziprozitätsgesetz ist aus mathematischer Sicht unter anderem von Interesse, da es einen Zusammenhang zwischen scheinbar verschiedenen Fragestellungen herstellt. Das führt dazu, dass die Lösung einer mitunter sehr schweren Aufgabe auf das Lösen einer leichten Aufgabe zurückgeführt werden kann, weshalb es für konkrete Berechnungen von Nutzen ist. Zahlreiche Anwendungen findet es in der Zahlentheorie, der Theorie diophantischer Gleichungen, aber auch in praktischen Gebieten wie der Kryptographie.
Gauß selbst hat acht methodisch verschiedene Beweise für das quadratische Reziprozitätsgesetz vorgelegt. Da er die Bedeutung des Resultats bereits als außerordentlich hoch erkannte, bezeichnete er sein Resultat als „Fundamentaltheorem“ bzw. „Theorema aureum“ (deutsch: „Goldener Satz“) der Zahlentheorie. Die Bezeichnung „Reziprozitätsgesetz“ geht indes auf Adrien-Marie Legendre zurück, der im Jahr 1785 einen unvollständigen Beweis lieferte. Spätere (vollständige) Beweise stammen unter anderem von Gotthold Eisenstein, Peter Gustav Lejeune Dirichlet, Richard Dedekind und Jegor Iwanowitsch Solotarjow. Bis heute sind mehr als 300 verschiedene Beweise publiziert worden. Trotz elementarer Beweise liegt das Wesen der „Reziprozität“, wie schon Gauß vermutete, relativ tief, nämlich in der Primfaktorzerlegung in den Kreisteilungskörpern.
Das quadratische Reziprozitätsgesetz macht Aussagen über die Lösbarkeit quadratischer Gleichungen in der modularen Arithmetik. Die Frage nach der Lösbarkeit von Gleichungen höheren Grades führt auf die höheren Reziprozitätsgesetze, was eine der treibenden Kräfte der algebraischen Zahlentheorie seit Gauß war. Den Fall dritten Grades, das kubische Reziprozitätsgesetz, behandelte Gotthold Eisenstein, den Fall vierten Grades Gauß, wobei jedoch Carl Gustav Jacobi den ersten vollständigen Beweis vorlegte. Eine moderne, sehr viel tiefer liegende, Verallgemeinerung findet sich in den Grundlagen der Klassenkörpertheorie.
Fragestellung und Grundlagen
Das quadratische Reziprozitätsgesetz motiviert sich aus der Aufgabe, schnell über die Lösbarkeit quadratischer Kongruenzen entscheiden zu können. Im Falle von Primzahlen entspricht dies einer quadratischen Gleichung über einem endlichen Körper. Für ein genaues Verständnis seiner Aussage werden die folgenden Grundlagen zusammengefasst.
Endliche Körper
In der Mathematik bezeichnet ein Körper eine Menge, innerhalb der, einfach gesprochen, mit den vier Grundrechenarten gerechnet werden kann. Dabei sollen die aus der Schulmathematik bekannten Regeln des Kommutativgesetzes (Vertauschbarkeit bei „Plus“ und „Mal“), Assoziativgesetzes (Vertauschbarkeit von Klammern bei „nur Plus“ oder „nur Mal“) und Distributivgesetzes („Ausklammern“ und „Ausmultiplizieren“) gelten. Außerdem muss stets das Element (neutrales Element der Addition) und (neutrales Element der Multiplikation) Teil eines Körpers sein. Insbesondere soll durch jede Zahl ungleich der dividiert werden können. Wichtige Beispiele sind der Körper der reellen Zahlen (Bezeichnung: ) oder der Körper der rationalen Zahlen (Bezeichnung: ).
Eine wichtige Forderung ist, dass keine der erlaubten Rechenoperationen dazu führt, dass man die den Körper definierende Zahlenmenge verlässt. So ist es etwa in Körpern im Allgemeinen nicht erlaubt, Quadratwurzeln zu ziehen. Es ist ein Element von , kurz , aber ist eine irrationale Zahl, also . Ähnlich besitzt keine Quadratwurzel in den reellen Zahlen. Grundsätzlich ist das Konzept einer Quadratwurzel in einem Körper aber indirekt erklärt, da die umgekehrte Operation, nämlich die Multiplikation einer Zahl mit sich selbst, in Körpern definiert ist, wobei die Existenz eine andere Frage ist.
Eine Fragestellung aus der Algebra ist, wie Körper aussehen können, also in welchen Typen von Mengen ein „abgeschlossenes Rechnen“ möglich ist. So kann man weitere nichtrationale Zahlen zu hinzunehmen, um größere Körper zu konstruieren. Ein Beispiel ist der Körper , der aus allen Zahlen mit besteht (siehe auch: Zahlkörper, und zum Beispiel Quadratischer Zahlkörper). Rechnungen wie
sind Prototypen für die Abgeschlossenheit der vier Grundrechenarten in . Es ist , zusammen mit und , ein weiteres Beispiel für einen Körper mit unendlich vielen Elementen. Bemerkenswert ist es aber, dass auch Körper mit nur endlich vielen Elementen existieren. Das Rechnen in diesen Bereichen weicht, obwohl die Gesetze letztlich die gleichen sind, von der „klassischen Anschauung“ ab. Das beginnt damit, dass die Elemente
nicht alle verschieden sein können, da nur endlich viele Elemente hat. Da man stets hat (sonst wäre , und diesen trivialen Fall schließt man aus), gibt es damit eine kleinste natürliche Zahl , sodass
in erstmals erfüllt ist. Diese Kennzahl wird Charakteristik des Körpers genannt, also . Sie ist stets eine Primzahl, denn wäre zum Beispiel zusammengesetzt, so müsste sein, und es wäre bereits oder , also , was der Annahme wegen der Minimalität der Charakteristik direkt widerspräche.
Um das Rechnen in endlichen Körpern genau zu verstehen, ist der Umgang mit Resten bei Divisionsaufgaben notwendig. Nichttriviale Reste entstehen bei Divisionen, die nicht aufgehen. Etwa ist geteilt durch gleich mit Rest . In den einfachsten Beispielen endlicher Körper wird mit genau diesen Resten gerechnet. Dies kann anhand eines Beispiels demonstriert werden: Es gibt genau fünf mögliche Reste bei der Division durch , und diese korrespondieren zu
mit Menge der ganzen Zahlen, und (d. h. alle ganzen Vielfache der Zahl ). Dabei bedeuten die Über-Striche, dass alle Zahlen, die bei Division mit den entsprechenden Rest haben, gemeinsam bzw. gebündelt betrachtet werden. Etwa besteht
aus genau jenen Zahlen, die bei Division mit den Rest haben. Die Zahlen von bis sind ferner lediglich Repräsentanten einer ganzen Restklasse, zum Beispiel gelten die Gleichheiten
Die jeweiligen Repräsentanten ergeben bei Division durch alle denselben Rest und gehören so zur selben Restklasse. Man sieht damit, dass additive Vielfache von in diesem Beispiel für die Zugehörigkeit zur gleichen Restklasse stets keine Rolle spielen. Mit anderen Worten: Während eine ganze Zahl stets erst durch ihre Zählgröße vollständig bestimmt ist, handelt es sich bei Restklassen um reduzierte Zahlen. Nur noch der Rest ist entscheidend, nicht mehr die Größe.
Mit Restklassen modulo kann nun in den vier Grundrechenarten gerechnet werden. Dabei gelten im Grunde dieselben Regeln wie beim Rechnen in den ganzen Zahlen : Zum Beispiel ist
- (Bedeutung: Die Summe zweier beliebiger Zahlen mit Rest bei Division durch hat stets Rest bei Division durch , etwa oder .)
- (Bedeutung: Die Differenz zweier beliebiger Zahlen mit dem selben Rest, etwa , bei Division durch , ist stets durch teilbar, hat also Rest .)
- (Bedeutung: Das Produkt zweier beliebiger Zahlen mit Rest bzw. bei Division durch hat stets Rest bei Division durch , etwa oder )
Wichtig ist an dieser Stelle, zu zeigen, dass dies wohldefiniert ist, dass also bei der Auswahl anderer Repräsentanten stets das gleiche Ergebnis herauskommt. Da die Differenz zweier Repräsentanten aber stets durch teilbar ist, liegt dies auf der Hand: Zum Beispiel ist (vgl. oberes Beispiel)
aber auch
Ganz ähnliche Überlegungen gelten bei der Wohldefiniertheit der Multiplikation.
Auch die Division ist innerhalb von möglich (schließt man aus), denn um allgemein dividieren zu können, ist für jedes lediglich die Existenz eines Inversen mit
vonnöten (wie etwa und im Fall der rationalen Zahlen). Für den Nachweis, dass es stets ein Inverses gibt, ist entscheidend, dass eine Primzahl ist: Teilt eine Primzahl ein Produkt zweier ganzer Zahlen, muss bereits mindestens einer der Faktoren durch diese teilbar sein. Hat man dies zur Hand, ist die Argumentation die folgende: Für ein Element , das man invertieren möchte, betrachtet man alle möglichen Vielfachen (ungleich Null):
Die Restklasse taucht in dieser Liste nicht auf, denn keine der Zahlen ist durch teilbar. Ferner sind alle Einträge der Liste paarweise verschieden, denn es ist gleichbedeutend damit, dass , ergo . Da nicht durch teilbar ist, muss durch teilbar sein. Die Differenz liegt nach Wahl der obigen Repräsentanten im Intervall , und nur die ist dort durch teilbar. Also ist . Es muss also die Restklasse irgendwo in der obigen Liste auftauchen und ein Inverses ist gefunden. Zum Beispiel ist ein Inverses zu modulo , da . Da im Wesentlichen „weiterhin in den ganzen Zahlen gerechnet wird“, bleiben Kommutativgesetz, Assoziativgesetz und Distributivgesetz erhalten, womit die Restklassenmenge in der Tat einen Körper bildet.
Diese ganze Argumentation beschränkt sich nicht auf die Primzahl , sondern es kann zu jeder Primzahl ein entsprechender endlicher Körper angegeben werden:
usw. Dabei müssen die durch die Über-Striche angedeuteten Restklassen natürlich stets auf die betroffene Primzahl angewendet werden.
Modulare Arithmetik
Die modulare Arithmetik bezeichnet im Wesentlichen das Rechnen mit Restklassen, und damit verbundene Themenfelder, wie etwa Gleichungen. Für eine natürliche Zahl , den „Modul“, bezeichnet man zwei ganze Zahlen und als kongruent modulo , falls deren Differenz teilt, also in Zeichen
Man schreibt in diesem Falle die Kongruenz auch als
gelesen als: „ kongruent modulo “. Zum Beispiel gilt
denn es teilt die Differenz . Sind zwei ganze Zahlen kongruent modulo , gehören sie zur selben Restklasse bei der Division durch (und umgekehrt). Man schreibt dann , und mit Restklassen kann wie gewohnt gerechnet werden (siehe vorheriger Abschnitt in Bezug auf endliche Körper). Ist eine Primzahl, so bildet die Menge der Restklassen modulo einen Körper . Ist hingegen zusammengesetzt, handelt es sich lediglich um einen kommutativen Ring. Kommutative Ringe ähneln in ihren Eigenschaften den Körpern (algebraische Strukturen mit Addition und Multiplikation), jedoch ist nicht immer eine Division möglich. Ein Beispiel ist , also die Menge der Restklassen modulo (es ist keine Primzahl!). Es ist hier keine Division durch möglich, denn . Aus einer „Division“ beider Seiten durch folgte dann , was nicht sein kann, da nicht durch teilbar ist. Elemente eines Rings, durch die trotzdem dividiert werden kann (dazu zählt immer die Eins), heißen auch Einheiten (des Rings). Die Einheiten des Rings der ganzen Zahlen sind , und des Rings gleich (wie gesehen, ist neben auch modulo keine Einheit, denn durch beide Elemente kann nicht dividiert werden).
Quadratische Gleichungen
Eine quadratische Gleichung ist eine Gleichung der Form
mit einer Unbekannten . Es handelt sich also um einen Spezialfall einer algebraischen Gleichung, bei der die Unbekannte einfach mit sich selbst multipliziert werden kann. Grundsätzlich können algebraische Gleichungen, die sich auf der Anwendung der vier Grundrechenarten zusammensetzen, über Körpern studiert werden, wo all diese Rechenoperationen einen Sinn ergeben. In der Schulmathematik wird beispielsweise der Körper zugrunde gelegt. Es ist also , und man ist an Lösungen von in den reellen Zahlen interessiert. Allerdings kann die obere Gleichung, falls auch lediglich nur über den rationalen Zahlen betrachtet werden. Zum Beispiel hat die Gleichung über den reellen Zahlen die Lösungen , aber über den rationalen Zahlen keine Lösung. In Algebra und Zahlentheorie ist man vor allen Dingen an einem schnellen Verfahren interessiert, zu entscheiden, ob eine algebraische Gleichung über ihrem Körper überhaupt lösbar ist. Es bietet sich an, hier über „Kennzahlen“ zu arbeiten. Der obigen quadratischen Gleichung kann die Zahl
zugeordnet werden, die sich aus den Koeffizienten und schnell berechnen lässt. Diese wird auch als Diskriminante (lateinisch discriminare = unterscheiden) der Gleichung bezeichnet. Über die Mitternachtsformel, die potenzielle Lösungen als
identifiziert, erkennt man, dass die Gleichung genau dann Lösungen im betreffenden Körper hat, falls es Sinn macht, die Quadratwurzel aus der Diskriminante zu ziehen. Genauer gilt: Es hat
- genau dann zwei verschiedene Lösungen, falls und ein Quadrat im zugrunde liegenden Körper ist (also der Term im Körper enthalten ist und nicht gleich 0 ist),
- genau dann eine („doppelte“) Lösung, falls (denn es gilt stets , und ist immer Teil des Körpers),
- genau dann keine Lösung, falls kein Quadrat im zugrunde liegenden Körper ist.
Im Fall des Körpers sind also lediglich die Fälle , und zu unterscheiden, da eine reelle Zahl ungleich genau dann eine Quadratwurzel in hat, wenn sie positiv ist. Bei den rationalen Zahlen hingegen ist die Unterscheidung subtiler. Wie bereits oben gesehen, hat die Gleichung keine rationalen Lösungen, und in der Tat ist ihre Diskriminante zwar positiv, aber kein Quadrat einer rationalen Zahl. Dies ist ein erster Hinweis darauf, dass die Arithmetik in den reellen Zahlen einfacher ist als jene in den rationalen Zahlen.
Neben den reellen oder rationalen Zahlen, können quadratische Gleichungen des Typs
über dem Körper (mit ) studiert werden. Das quadratische Reziprozitätsgesetz kann dabei helfen, schnell zu entscheiden, ob Lösbarkeit vorliegt, oder nicht. Dabei muss der Fall Charakteristik 2 (insbesondere ) gesondert betrachtet werden, da in der Mitternachtsformel durch , also in solchen Körpern durch dividiert wird, was nicht erlaubt ist. Daher ist die Theorie quadratischer Gleichungen in solchen Körpern anders.
Quadratische Reste und das Legendre-Symbol
Um zu entscheiden, ob eine quadratische Gleichung mit über mit einer Primzahl lösbar ist, reicht es aus, zu entscheiden, ob die Diskriminante ein Quadrat in ist. Der Fall spielt eine Sonderrolle, da in der Mitternachtsformel durch geteilt wird, womit man im Fall aber durch Null teilen würde, was nicht zulässig ist. Dies motiviert den Begriff des quadratischen Rests. Damit sind jene Elemente des endlichen Körpers gemeint, die ungleich Null sind und durch Quadrieren eines (anderen) Elements aus entstehen. Mit anderen Worten, eine zu teilerfremde Zahl ist genau dann quadratischer Rest modulo , falls eine Quadratzahl existiert, sodass durch teilbar ist. Aus quadratischen Resten kann im betroffenen Körper eine Quadratwurzel gezogen werden, was bei der Auflösung quadratischer Gleichungen von Bedeutung ist. Elemente aus , die nicht Null und keine quadratischen Reste sind, bezeichnet man auch als quadratische Nichtreste.
Ist zum Beispiel , so bekommt man durch Quadrieren der Restklassen modulo :
Es sind also die Elemente und die quadratischen Reste modulo . Somit ist zum Beispiel die Gleichung
nicht in lösbar, denn
ist quadratischer Nichtrest modulo , und folglich kann in der Mitternachtsformel über keine Quadratwurzel aus der Diskriminante gezogen werden. Im Gegensatz dazu ist
in lösbar, denn es ist
quadratischer Rest modulo . In der Tat ist etwa eine Lösung, denn modulo .
Bemerkenswerterweise spaltet sich die Menge der quadratischen Reste und Nichtreste in genau zwei gleich große Mengen mit der Anzahl der Elemente , wenn die Primzahl ungerade ist. Wie oben gesehen im Fall , sind es die Mengen und mit je fünf Elementen. Allgemein lassen sich die quadratischen Reste modulo , wie oben, durch Betrachtung der Elemente
vollständig bestimmen. Weitere Reste lassen sich folgender Tabelle entnehmen, die für alle Primzahlen bis vollständig ist:
n | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
n2 | 1 | 4 | 9 | 16 | 25 | 36 | 49 | 64 | 81 | 100 | 121 | 144 | 169 | 196 | 225 | 256 | 289 | 324 | 361 | 400 | 441 | 484 | 529 | 576 | 625 |
mod 3 | 1 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 | 1 | 0 | 1 |
mod 5 | 1 | 4 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 4 | 1 | 0 |
mod 7 | 1 | 4 | 2 | 2 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 2 | 2 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 2 | 2 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 2 | 2 |
mod 11 | 1 | 4 | 9 | 5 | 3 | 3 | 5 | 9 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 9 | 5 | 3 | 3 | 5 | 9 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 9 |
mod 13 | 1 | 4 | 9 | 3 | 12 | 10 | 10 | 12 | 3 | 9 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 9 | 3 | 12 | 10 | 10 | 12 | 3 | 9 | 4 | 1 |
mod 17 | 1 | 4 | 9 | 16 | 8 | 2 | 15 | 13 | 13 | 15 | 2 | 8 | 16 | 9 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 9 | 16 | 8 | 2 | 15 | 13 |
mod 19 | 1 | 4 | 9 | 16 | 6 | 17 | 11 | 7 | 5 | 5 | 7 | 11 | 17 | 6 | 16 | 9 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 | 9 | 16 | 6 | 17 |
mod 23 | 1 | 4 | 9 | 16 | 2 | 13 | 3 | 18 | 12 | 8 | 6 | 6 | 8 | 12 | 18 | 3 | 13 | 2 | 16 | 9 | 4 | 1 | 0 | 1 | 4 |
mod 29 | 1 | 4 | 9 | 16 | 25 | 7 | 20 | 6 | 23 | 13 | 5 | 28 | 24 | 22 | 22 | 24 | 28 | 5 | 13 | 23 | 6 | 20 | 7 | 25 | 16 |
mod 31 | 1 | 4 | 9 | 16 | 25 | 5 | 18 | 2 | 19 | 7 | 28 | 20 | 14 | 10 | 8 | 8 | 10 | 14 | 20 | 28 | 7 | 19 | 2 | 18 | 5 |
mod 37 | 1 | 4 | 9 | 16 | 25 | 36 | 12 | 27 | 7 | 26 | 10 | 33 | 21 | 11 | 3 | 34 | 30 | 28 | 28 | 30 | 34 | 3 | 11 | 21 | 33 |
mod 41 | 1 | 4 | 9 | 16 | 25 | 36 | 8 | 23 | 40 | 18 | 39 | 21 | 5 | 32 | 20 | 10 | 2 | 37 | 33 | 31 | 31 | 33 | 37 | 2 | 10 |
mod 43 | 1 | 4 | 9 | 16 | 25 | 36 | 6 | 21 | 38 | 14 | 35 | 15 | 40 | 24 | 10 | 41 | 31 | 23 | 17 | 13 | 11 | 11 | 13 | 17 | 23 |
mod 47 | 1 | 4 | 9 | 16 | 25 | 36 | 2 | 17 | 34 | 6 | 27 | 3 | 28 | 8 | 37 | 21 | 7 | 42 | 32 | 24 | 18 | 14 | 12 | 12 | 14 |
Verlässt man die modulare Arithmetik und geht wieder zu den ganzen Zahlen über, so ist genau dann quadratischer Rest modulo einer Primzahl , falls eine Quadratzahl existiert, sodass durch teilbar ist.
Aus mathematischer Sicht ist es sinnvoll, die quadratischen Reste von den Nichtresten zu „trennen“. Dabei wird der eine besondere Rolle zugeordnet. Zu diesem Zweck definiert man das Legendre-Symbol, benannt nach Adrien-Marie Legendre. Dieses ist eine mathematische Funktion mit Definitionsbereich und Zielmenge , die einem quadratischen Rest den Wert („positiv“), einem Nichtrest („negativ“) und der den Wert zuordnet. In Symbolen setzt man:
Hierbei bedeutet den größten gemeinsamen Teiler. Es ist nicht als Bruch zu verstehen. In der Literatur wird deshalb gelegentlich auch die Notation genutzt, um Verwechslungen zu vermeiden. Auf natürliche Weise kann das Legendre-Symbol auch als Funktion auf den ganzen Zahlen aufgefasst werden, die dann, wegen ihrer ursprünglichen Definition auf Restklassen, -periodisch ist. Es ist dann und letzterer Ausdruck wird am häufigsten verwendet.
Es gelten die folgenden sehr wichtigen Regeln:
- Das Produkt zweier quadratischer Reste ist wieder ein quadratischer Rest.
- Das Produkt eines quadratischen Rests und eines quadratischen Nichtrests ist ein quadratischer Nichtrest.
- Das Produkt zweier quadratischer Nichtreste ist ein quadratischer Rest.
Anstatt in Resten und Nichtresten zu denken, kann durch diese Regeln auch zu und übergegangen werden. Analog werden in dieser Sichtweise die Regeln , und respektiert. Das Legendre-Symbol dient nun als ein „Übersetzer“ zum Beispiel der Regel „Nichtrest mal Nichtrest gleich Rest“ in „negativ mal negativ gleich positiv“. Insbesondere folgt, dass das Legendre-Symbol vollständig multiplikativ ist, es gilt also für alle die Rechenregel
Beispiele |
Es wird das Beispiel betrachtet. Etwa ist ein quadratischer Rest modulo , denn es ist die Zahl durch teilbar. Die Kurzform über Restklassen lautet oder . In der Notation des Legendre-Symbols bedeutet dies Im Gegensatz dazu ist quadratischer Nichtrest modulo . Für keine Quadratzahl ist durch teilbar. Dies überprüft man zum Beispiel durch Bilden aller Reste modulo , bei denen niemals herauskommt, also keine Division durch möglich ist. Über das Legendre-Symbol ausgedrückt ist also Das Produkt aus einem Rest und einem Nichtrest ist nun wieder ein Nichtrest. Es ist , also gilt Damit ist ein quadratischer Nichtrest modulo . Im letzten Schritt wurde verwendet, dass das Legendre-Symbol auf Restklassen modulo definiert, und damit -periodisch ist. |
Aussage des quadratischen Reziprozitätsgesetzes
Im Folgenden bezeichnet mit einer ganzen Zahl und einer Primzahl das Legendre-Symbol. Das quadratische Reziprozitätsgesetz gibt für zwei verschiedene ungerade Primzahlen und eine einfache Formel, die beiden Größen und ineinander umzurechnen. Damit kann die Frage, ob ein quadratischer Rest modulo ist, durch Beantwortung der „reziproken“ Frage, ob ein quadratischer Rest modulo ist, ggf. schnell beantwortet werden.
Das quadratische Reziprozitätsgesetz besagt, dass für zwei verschiedene ungerade Primzahlen und gilt: Erklärung zu : Der Faktor ist genau dann eine gerade Zahl, wenn die ungerade Zahl bei Division durch den Rest hat. Zum Beispiel ist (gerade), aber (ungerade), und es hat den Rest bzw. den Rest bei Division durch . Ein Produkt aus ganzen Zahlen ist schließlich genau dann gerade, wenn mindestens ein Faktor gerade ist, und ist demnach genau dann positiv, wenn mindestens einer der Faktoren oder gerade ist.
Zudem existieren zwei sog. Ergänzungssätze, die eine direkte Berechnung der Werte bzw. für ungerade Primzahlen ermöglichen.
1. Ergänzungssatz: Für jede ungerade Primzahl gilt:
2. Ergänzungssatz: Für jede ungerade Primzahl gilt: Erklärung zu : Es gilt nach der dritten binomischen Formel . Da ungerade ist, ist einer der Faktoren durch teilbar, und der andere durch . Somit ist stets eine ganze Zahl. Mit kann aber erreicht werden, dass der Faktor sogar durch teilbar ist, womit eine gerade Zahl ist. In den Fällen kann dies nicht erreicht werden, und ist ungerade.
Sind und zwei verschiedene ungerade Primzahlen, so gilt folglich:
Denn aus folgt bereits .
Geschichte
Die ersten Andeutungen des quadratischen Reziprozitätsgesetzes finden sich in den Arbeiten von Pierre de Fermat. Fermats Ergebnisse über die Darstellung ganzer Zahlen als Summe zweier Quadrate führten direkt zu dem Problem der Bestimmung des quadratischen Charakters von , also dem Auffinden von Fermat konnte diejenigen ungeraden Primzahlen charakterisieren, die sich als Summe gewisser Kombinationen aus Quadratzahlen schreiben lassen. So zeigte er
Zum Beispiel zeigen die Gleichungen
die ersten ungeraden Primzahlen, die als Summe zweier Quadrate geschrieben werden können. Es handelt sich dabei genau um die Primzahlen, die bei Division durch den Rest besitzen. Fermat untersuchte allgemeiner auch die Darstellung von Primzahlen durch quadratische Formen der Form , wobei . Er behauptete etwa, dass
- oder
deutete mögliche Beweise allerdings nur an. Wenn , kann also gezeigt werden, dass eine Primzahl , die teilt, dabei aber weder noch teilt, selbst die Form für ein Paar von ganzen Zahlen und hat. Aus dieser Tatsache kann gefolgert werden, dass genau dann durch die quadratischen Formen oder dargestellt werden kann, wenn bzw. ein quadratischer Rest von ist. Zum Beispiel ist die Primzahl von der Form , denn
In der Tat ist ein quadratischer Rest modulo , denn es teilt die Zahl . Aus diesem Grund waren auch die expliziten Ausdrücke und schon bei Fermat von Bedeutung.
Erstmals entdeckt wurde das quadratische Reziprozitätsgesetz von Leonhard Euler, der es durch empirische Nachforschungen als richtig befand, jedoch keinen Beweis vorlegen konnte. Leopold Kronecker hat darauf verwiesen, dass es unter anderem schnell aus einer Vermutung Eulers aus dessen Schrift Theoremata circa divisores numerorum in hac forma contentorum (1744–1746) folgt. Anschließend widmete Euler sich über zwei Jahrzehnte anderen Themen. Erst die Forschungen von Joseph-Louis Lagrange in den Jahren 1773 bis 1775, insbesondere seine Arbeiten zu einer allgemeinen Theorie der binären quadratischen Formen, bewegten Euler schließlich dazu, sich wieder mit dem Studium der quadratischen Reste detailliert zu befassen. Lagrange wollte die Forschung zu den von Fermat und Euler angestoßenen mathematischen Ideen weiter vorantreiben. Durch explizite Bestimmung von , und für ungerade Primzahlen , konnte er die Primzahlen mit Darstellung sowie charakterisieren. Zum Schluss seiner Ausführungen fasste Lagrange dann alles zusammen, was er über quadratische Reziprozität sagen konnte. Er formulierte seine Resultate stets in Termen des sog. Euler-Kriteriums
das eine Verallgemeinerung des kleinen Satzes von Fermat darstellt. Er hielt fest, dass für eine Primzahl von der Form der Wert bereits durch teilbar und für solche der Form entsprechend durch teilbar ist. Lagrange gilt damit als Entdecker des 2. Ergänzungssatzes. In seinem Paper Observationes circa divisionem quadratorum per numeros primos, das 1783 posthum veröffentlicht wurde, gab Euler schließlich eine Formulierung des quadratischen Reziprozitätsgesetzes, die der heute am häufigsten verwendeten sehr nahe kommt. In moderner Notation lautete sie:
- Es sei
Autor: www.NiNa.Az
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Das quadratische Reziprozitatsgesetz gelegentlich auch Gausssches Reziprozitatsgesetz ist ein grundlegendes Gesetz aus der Zahlentheorie einem Teilgebiet der Mathematik Es beschaftigt sich mit der Frage ob es zu einer ungeraden Primzahl p displaystyle p und einer durch diese nicht teilbaren ganzen Zahl a displaystyle a eine Quadratzahl m2 displaystyle m 2 gibt sodass die Differenz m2 a displaystyle m 2 a durch p displaystyle p teilbar ist Genau genommen gibt es zusammen mit den beiden unten genannten Erganzungssatzen ein Verfahren an um zu entscheiden ob eine Zahl quadratischer Rest oder Nichtrest einer Primzahl ist Die Entdeckung des quadratischen Reziprozitatsgesetzes durch Leonhard Euler und der Beweis durch Gauss Disquisitiones Arithmeticae 1801 er hatte aber bereits 1796 einen Beweis waren die Ausgangspunkte der Entwicklung der modernen algebraischen Zahlentheorie Um die genaue Aussage des quadratischen Reziprozitatsgesetzes zu verstehen sind lediglich die Konzepte der Quadratzahlen der Primzahlen und der Teilbarkeit ganzer Zahlen mit Rest vonnoten Seine Formulierung beginnt mit der Auswahl zweier ungerader ungleicher Primzahlen p displaystyle p und q displaystyle q etwa p 5 displaystyle p 5 und q 19 displaystyle q 19 Im Zentrum steht die folgende Fragestellung Existiert eine Quadratzahl m2 displaystyle m 2 sodass p displaystyle p die Differenz m2 q displaystyle m 2 q teilt Mit den oberen Beispielwerten Ist die Zahl m2 19 displaystyle m 2 19 fur eine Quadratzahl m2 displaystyle m 2 durch 5 displaystyle 5 teilbar Innerhalb dieser Fragestellung haben die beiden Primzahlen p displaystyle p und q displaystyle q eine unterschiedliche Stellung p displaystyle p ist Teiler und q displaystyle q ist Subtrahend Das Wort Reziprozitat von reziprok also wechselseitig deutet nun an dass dieselbe Frage ebenfalls unter Vertauschung der Rollen beider Primzahlen gefragt werden kann Gibt es also eine zweite Quadratzahl n2 displaystyle n 2 sodass q displaystyle q wiederum die Differenz n2 p displaystyle n 2 p teilt Das quadratische Reziprozitatsgesetz formuliert eine einfache Regel die die Losbarkeit der zwei Aufgaben die durch Vertauschen der Rollen beider Primzahlen entstehen miteinander in Beziehung setzt Es unterscheidet Hat mindestens eine der beiden Primzahlen p displaystyle p und q displaystyle q bei Teilung durch 4 displaystyle 4 den Rest 1 displaystyle 1 so ist die eine Frage genau dann mit Ja zu beantworten wenn es auch die andere ist Zum Beispiel hat p 5 displaystyle p 5 bei Teilung durch 4 displaystyle 4 den Rest 1 displaystyle 1 Mit den Wahlen q 19 displaystyle q 19 m2 22 4 displaystyle m 2 2 2 4 und n2 92 81 displaystyle n 2 9 2 81 erhalt man 4 19 15 displaystyle 4 19 15 und 81 5 76 displaystyle 81 5 76 wobei Ersteres durch 5 displaystyle 5 und Letzteres durch 19 displaystyle 19 teilbar ist es ist 76 4 19 displaystyle 76 4 cdot 19 Also lasst sich die Frage im Falle von p 5 displaystyle p 5 und q 19 displaystyle q 19 wechselseitig mit Ja beantworten wie es das Reziprozitatsgesetz vorhersagt Im Gegensatz dazu existieren keine Quadratzahlen m2 displaystyle m 2 und n2 displaystyle n 2 sodass m2 3 displaystyle m 2 3 durch 5 displaystyle 5 und n2 5 displaystyle n 2 5 durch 3 displaystyle 3 teilbar ist Haben hingegen beide Primzahlen p displaystyle p und q displaystyle q bei Teilung durch 4 displaystyle 4 den Rest 3 displaystyle 3 so ist stets genau eine der Fragen mit Ja zu beantworten Beispiel p 3 displaystyle p 3 und q 7 displaystyle q 7 Es ist 12 7 6 displaystyle 1 2 7 6 durch 3 displaystyle 3 teilbar es gibt aber keine Quadratzahl n2 displaystyle n 2 sodass n2 3 displaystyle n 2 3 durch 7 displaystyle 7 teilbar ist Es haben sowohl 3 displaystyle 3 als auch 7 displaystyle 7 bei Division mit 4 displaystyle 4 den Rest 3 displaystyle 3 In Termen des Legendre Symbols druckt sich dieser Sachverhalt fur ungerade Primzahlen p q displaystyle p not q aus durch pq 1 p 12q 12 qp displaystyle left frac p q right 1 frac p 1 2 frac q 1 2 left frac q p right Das quadratische Reziprozitatsgesetz ist aus mathematischer Sicht unter anderem von Interesse da es einen Zusammenhang zwischen scheinbar verschiedenen Fragestellungen herstellt Das fuhrt dazu dass die Losung einer mitunter sehr schweren Aufgabe auf das Losen einer leichten Aufgabe zuruckgefuhrt werden kann weshalb es fur konkrete Berechnungen von Nutzen ist Zahlreiche Anwendungen findet es in der Zahlentheorie der Theorie diophantischer Gleichungen aber auch in praktischen Gebieten wie der Kryptographie Gauss selbst hat acht methodisch verschiedene Beweise fur das quadratische Reziprozitatsgesetz vorgelegt Da er die Bedeutung des Resultats bereits als ausserordentlich hoch erkannte bezeichnete er sein Resultat als Fundamentaltheorem bzw Theorema aureum deutsch Goldener Satz der Zahlentheorie Die Bezeichnung Reziprozitatsgesetz geht indes auf Adrien Marie Legendre zuruck der im Jahr 1785 einen unvollstandigen Beweis lieferte Spatere vollstandige Beweise stammen unter anderem von Gotthold Eisenstein Peter Gustav Lejeune Dirichlet Richard Dedekind und Jegor Iwanowitsch Solotarjow Bis heute sind mehr als 300 verschiedene Beweise publiziert worden Trotz elementarer Beweise liegt das Wesen der Reziprozitat wie schon Gauss vermutete relativ tief namlich in der Primfaktorzerlegung in den Kreisteilungskorpern Das quadratische Reziprozitatsgesetz macht Aussagen uber die Losbarkeit quadratischer Gleichungen in der modularen Arithmetik Die Frage nach der Losbarkeit von Gleichungen hoheren Grades fuhrt auf die hoheren Reziprozitatsgesetze was eine der treibenden Krafte der algebraischen Zahlentheorie seit Gauss war Den Fall dritten Grades das kubische Reziprozitatsgesetz behandelte Gotthold Eisenstein den Fall vierten Grades Gauss wobei jedoch Carl Gustav Jacobi den ersten vollstandigen Beweis vorlegte Eine moderne sehr viel tiefer liegende Verallgemeinerung findet sich in den Grundlagen der Klassenkorpertheorie Fragestellung und Grundlagen Das quadratische Reziprozitatsgesetz motiviert sich aus der Aufgabe schnell uber die Losbarkeit quadratischer Kongruenzen entscheiden zu konnen Im Falle von Primzahlen entspricht dies einer quadratischen Gleichung uber einem endlichen Korper Fur ein genaues Verstandnis seiner Aussage werden die folgenden Grundlagen zusammengefasst Endliche Korper Hauptartikel Endlicher Korper In der Mathematik bezeichnet ein Korper eine Menge innerhalb der einfach gesprochen mit den vier Grundrechenarten gerechnet werden kann Dabei sollen die aus der Schulmathematik bekannten Regeln des Kommutativgesetzes Vertauschbarkeit bei Plus und Mal Assoziativgesetzes Vertauschbarkeit von Klammern bei nur Plus oder nur Mal und Distributivgesetzes Ausklammern und Ausmultiplizieren gelten Ausserdem muss stets das Element 0 displaystyle 0 neutrales Element der Addition und 1 displaystyle 1 neutrales Element der Multiplikation Teil eines Korpers sein Insbesondere soll durch jede Zahl ungleich der 0 displaystyle 0 dividiert werden konnen Wichtige Beispiele sind der Korper der reellen Zahlen Bezeichnung R displaystyle mathbb R oder der Korper der rationalen Zahlen Bezeichnung Q displaystyle mathbb Q Eine wichtige Forderung ist dass keine der erlaubten Rechenoperationen dazu fuhrt dass man die den Korper definierende Zahlenmenge verlasst So ist es etwa in Korpern im Allgemeinen nicht erlaubt Quadratwurzeln zu ziehen Es ist 2 displaystyle 2 ein Element von Q displaystyle mathbb Q kurz 2 Q displaystyle 2 in mathbb Q aber 2 displaystyle sqrt 2 ist eine irrationale Zahl also 2 Q displaystyle sqrt 2 notin mathbb Q Ahnlich besitzt 1 displaystyle 1 keine Quadratwurzel in den reellen Zahlen Grundsatzlich ist das Konzept einer Quadratwurzel in einem Korper aber indirekt erklart da die umgekehrte Operation namlich die Multiplikation einer Zahl mit sich selbst in Korpern definiert ist wobei die Existenz eine andere Frage ist Eine Fragestellung aus der Algebra ist wie Korper aussehen konnen also in welchen Typen von Mengen ein abgeschlossenes Rechnen moglich ist So kann man weitere nichtrationale Zahlen zu Q displaystyle mathbb Q hinzunehmen um grossere Korper zu konstruieren Ein Beispiel ist der Korper Q 2 displaystyle mathbb Q sqrt 2 der aus allen Zahlen x 2y displaystyle x sqrt 2 y mit x y Q displaystyle x y in mathbb Q besteht siehe auch Zahlkorper und zum Beispiel Quadratischer Zahlkorper Rechnungen wie 2 32 3 2 1 22 1 2 2 372 87 1172 3 24 22 2 542 displaystyle 2 3 sqrt 2 3 sqrt 2 1 2 sqrt 2 quad 1 sqrt 2 cdot 2 tfrac 3 7 sqrt 2 tfrac 8 7 tfrac 11 7 sqrt 2 quad tfrac 3 sqrt 2 4 2 sqrt 2 2 tfrac 5 4 sqrt 2 sind Prototypen fur die Abgeschlossenheit der vier Grundrechenarten in Q 2 displaystyle mathbb Q sqrt 2 Es ist Q 2 displaystyle mathbb Q sqrt 2 zusammen mit Q displaystyle mathbb Q und R displaystyle mathbb R ein weiteres Beispiel fur einen Korper mit unendlich vielen Elementen Bemerkenswert ist es aber dass auch Korper K displaystyle mathbb K mit nur endlich vielen Elementen existieren Das Rechnen in diesen Bereichen weicht obwohl die Gesetze letztlich die gleichen sind von der klassischen Anschauung ab Das beginnt damit dass die Elemente 1 1 1 1 2 1 1 1 3 1 1 1 1 4 displaystyle 1 1 qquad 1 1 2 qquad 1 1 1 3 qquad 1 1 1 1 4 qquad cdots nicht alle verschieden sein konnen da K displaystyle mathbb K nur endlich viele Elemente hat Da man stets 0 1 displaystyle 0 not 1 hat sonst ware K 0 displaystyle mathbb K 0 und diesen trivialen Fall schliesst man aus gibt es damit eine kleinste naturliche Zahl p gt 1 displaystyle p gt 1 sodass 1 1 1 p mal 0 displaystyle underbrace 1 1 dotsb 1 p text mal 0 in K displaystyle mathbb K erstmals erfullt ist Diese Kennzahl wird Charakteristik des Korpers K displaystyle mathbb K genannt also char K p displaystyle mathrm char mathbb K p Sie ist stets eine Primzahl denn ware zum Beispiel char K 2 3 displaystyle mathrm char mathbb K 2 cdot 3 zusammengesetzt so musste 2 3 0 displaystyle 2 cdot 3 0 sein und es ware bereits 2 1 1 0 displaystyle 2 1 1 0 oder 3 1 1 1 0 displaystyle 3 1 1 1 0 also char K 3 displaystyle mathrm char mathbb K leq 3 was der Annahme char K 6 displaystyle mathrm char mathbb K 6 wegen der Minimalitat der Charakteristik direkt widersprache Um das Rechnen in endlichen Korpern genau zu verstehen ist der Umgang mit Resten bei Divisionsaufgaben notwendig Nichttriviale Reste entstehen bei Divisionen die nicht aufgehen Etwa ist 19 displaystyle 19 geteilt durch 5 displaystyle 5 gleich 3 displaystyle 3 mit Rest 4 displaystyle 4 In den einfachsten Beispielen endlicher Korper wird mit genau diesen Resten gerechnet Dies kann anhand eines Beispiels demonstriert werden Es gibt genau funf mogliche Reste bei der Division durch 5 displaystyle 5 und diese korrespondieren zu 0 1 2 3 4 0 5Z 1 5Z 2 5Z 3 5Z 4 5Z displaystyle left overline 0 overline 1 overline 2 overline 3 overline 4 right 0 5 mathbb Z 1 5 mathbb Z 2 5 mathbb Z 3 5 mathbb Z 4 5 mathbb Z mit Z displaystyle mathbb Z Menge der ganzen Zahlen und 5Z 10 5 0 5 10 displaystyle 5 mathbb Z ldots 10 5 0 5 10 ldots d h alle ganzen Vielfache der Zahl 5 displaystyle 5 Dabei bedeuten die Uber Striche dass alle Zahlen die bei Division mit 5 displaystyle 5 den entsprechenden Rest haben gemeinsam bzw gebundelt betrachtet werden Etwa besteht 4 4 5Z 6 1 4 9 14 19 displaystyle overline 4 4 5 mathbb Z ldots 6 1 4 9 14 19 ldots aus genau jenen Zahlen die bei Division mit 5 displaystyle 5 den Rest 4 displaystyle 4 haben Die Zahlen von 0 displaystyle 0 bis 4 displaystyle 4 sind ferner lediglich Reprasentanten einer ganzen Restklasse zum Beispiel gelten die Gleichheiten 6 1 4 9 14 19 displaystyle cdots overline 6 overline 1 overline 4 overline 9 overline 14 overline 19 cdots Die jeweiligen Reprasentanten ergeben bei Division durch 5 displaystyle 5 alle denselben Rest 4 displaystyle 4 und gehoren so zur selben Restklasse Man sieht damit dass additive Vielfache von 5 displaystyle 5 in diesem Beispiel fur die Zugehorigkeit zur gleichen Restklasse stets keine Rolle spielen Mit anderen Worten Wahrend eine ganze Zahl stets erst durch ihre Zahlgrosse vollstandig bestimmt ist handelt es sich bei Restklassen um reduzierte Zahlen Nur noch der Rest ist entscheidend nicht mehr die Grosse Mit Restklassen modulo 5 displaystyle 5 kann nun in den vier Grundrechenarten gerechnet werden Dabei gelten im Grunde dieselben Regeln wie beim Rechnen in den ganzen Zahlen Z displaystyle mathbb Z Zum Beispiel ist 4 4 8 3 displaystyle overline 4 overline 4 overline 8 overline 3 quad Bedeutung Die Summe zweier beliebiger Zahlen mit Rest 4 displaystyle 4 bei Division durch 5 displaystyle 5 hat stets Rest 3 displaystyle 3 bei Division durch 5 displaystyle 5 etwa 14 34 48 displaystyle 14 34 48 oder 29 4 33 displaystyle 29 4 33 4 39 35 0 displaystyle overline 4 overline 39 overline 35 overline 0 quad Bedeutung Die Differenz zweier beliebiger Zahlen mit dem selben Rest etwa 4 displaystyle 4 bei Division durch 5 displaystyle 5 ist stets durch 5 displaystyle 5 teilbar hat also Rest 0 displaystyle 0 2 3 6 1 displaystyle overline 2 cdot overline 3 overline 6 overline 1 quad Bedeutung Das Produkt zweier beliebiger Zahlen mit Rest 2 displaystyle 2 bzw 3 displaystyle 3 bei Division durch 5 displaystyle 5 hat stets Rest 1 displaystyle 1 bei Division durch 5 displaystyle 5 etwa 12 13 156 displaystyle 12 cdot 13 156 oder 2 33 66 displaystyle 2 cdot 33 66 Wichtig ist an dieser Stelle zu zeigen dass dies wohldefiniert ist dass also bei der Auswahl anderer Reprasentanten stets das gleiche Ergebnis herauskommt Da die Differenz zweier Reprasentanten aber stets durch 5 displaystyle 5 teilbar ist liegt dies auf der Hand Zum Beispiel ist vgl oberes Beispiel 14 34 48 3 displaystyle overline 14 overline 34 overline 48 overline 3 aber auch 29 4 33 3 displaystyle overline 29 overline 4 overline 33 overline 3 Ganz ahnliche Uberlegungen gelten bei der Wohldefiniertheit der Multiplikation Auch die Division ist innerhalb von 0 1 2 3 4 displaystyle left overline 0 overline 1 overline 2 overline 3 overline 4 right moglich schliesst man 0 displaystyle overline 0 aus denn um allgemein dividieren zu konnen ist fur jedes a displaystyle a lediglich die Existenz eines Inversen b displaystyle b mit ab 1 displaystyle ab 1 vonnoten wie etwa 3 displaystyle 3 und 13 displaystyle tfrac 1 3 im Fall der rationalen Zahlen Fur den Nachweis dass es stets ein Inverses gibt ist entscheidend dass 5 displaystyle 5 eine Primzahl ist Teilt eine Primzahl ein Produkt mn displaystyle mn zweier ganzer Zahlen muss bereits mindestens einer der Faktoren durch diese teilbar sein Hat man dies zur Hand ist die Argumentation die folgende Fur ein Element a 1 2 3 4 displaystyle overline a in left overline 1 overline 2 overline 3 overline 4 right das man invertieren mochte betrachtet man alle moglichen Vielfachen ungleich Null 1 a 2 a 3 a 4 a displaystyle overline 1 cdot overline a quad overline 2 cdot overline a quad overline 3 cdot overline a quad overline 4 cdot overline a Die Restklasse 0 displaystyle overline 0 taucht in dieser Liste nicht auf denn keine der Zahlen 1a 2a 3a 4a displaystyle 1a 2a 3a 4a ist durch 5 displaystyle 5 teilbar Ferner sind alle Eintrage der Liste paarweise verschieden denn es ist m a n a displaystyle overline m cdot overline a overline n cdot overline a gleichbedeutend damit dass m n a 0 displaystyle overline m overline n cdot overline a overline 0 ergo 5 m n a displaystyle 5 m n a Da a displaystyle a nicht durch 5 displaystyle 5 teilbar ist muss m n displaystyle m n durch 5 displaystyle 5 teilbar sein Die Differenz m n displaystyle m n liegt nach Wahl der obigen Reprasentanten 1 m n 4 displaystyle 1 leq m n leq 4 im Intervall 3 m n 3 displaystyle 3 leq m n leq 3 und nur die 0 displaystyle 0 ist dort durch 5 displaystyle 5 teilbar Also ist m n displaystyle m n Es muss also die Restklasse 1 displaystyle overline 1 irgendwo in der obigen Liste auftauchen und ein Inverses ist gefunden Zum Beispiel ist 2 displaystyle overline 2 ein Inverses zu 3 displaystyle overline 3 modulo 5 displaystyle 5 da 2 3 6 1 displaystyle overline 2 cdot overline 3 overline 6 overline 1 Da im Wesentlichen weiterhin in den ganzen Zahlen gerechnet wird bleiben Kommutativgesetz Assoziativgesetz und Distributivgesetz erhalten womit die Restklassenmenge F5 0 1 2 3 4 displaystyle mathbb F 5 left overline 0 overline 1 overline 2 overline 3 overline 4 right in der Tat einen Korper bildet Diese ganze Argumentation beschrankt sich nicht auf die Primzahl 5 displaystyle 5 sondern es kann zu jeder Primzahl p displaystyle p ein entsprechender endlicher Korper angegeben werden F2 0 1 F3 0 1 2 F5 0 1 2 3 4 F7 0 1 2 3 4 5 6 F11 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 displaystyle mathbb F 2 left overline 0 overline 1 right qquad mathbb F 3 left overline 0 overline 1 overline 2 right qquad mathbb F 5 left overline 0 overline 1 overline 2 overline 3 overline 4 right qquad mathbb F 7 left overline 0 overline 1 overline 2 overline 3 overline 4 overline 5 overline 6 right qquad mathbb F 11 left overline 0 overline 1 overline 2 overline 3 overline 4 overline 5 overline 6 overline 7 overline 8 overline 9 overline 10 right qquad ldots usw Dabei mussen die durch die Uber Striche angedeuteten Restklassen naturlich stets auf die betroffene Primzahl angewendet werden Modulare Arithmetik Hauptartikel Modulare Arithmetik Die modulare Arithmetik bezeichnet im Wesentlichen das Rechnen mit Restklassen und damit verbundene Themenfelder wie etwa Gleichungen Fur eine naturliche Zahl N displaystyle N den Modul bezeichnet man zwei ganze Zahlen a displaystyle a und b displaystyle b als kongruent modulo N displaystyle N falls N displaystyle N deren Differenz teilt also in Zeichen N a b displaystyle N a b Man schreibt in diesem Falle die Kongruenz auch als a b modN displaystyle a equiv b pmod N gelesen als a displaystyle a kongruent b displaystyle b modulo N displaystyle N Zum Beispiel gilt 3 8 mod5 displaystyle 3 equiv 8 pmod 5 denn es teilt 5 displaystyle 5 die Differenz 3 8 5 displaystyle 3 8 5 Sind zwei ganze Zahlen kongruent modulo N displaystyle N gehoren sie zur selben Restklasse bei der Division durch N displaystyle N und umgekehrt Man schreibt dann a b displaystyle overline a overline b und mit Restklassen kann wie gewohnt gerechnet werden siehe vorheriger Abschnitt in Bezug auf endliche Korper Ist N displaystyle N eine Primzahl so bildet die Menge der Restklassen modulo N displaystyle N einen Korper FN displaystyle mathbb F N Ist N gt 1 displaystyle N gt 1 hingegen zusammengesetzt handelt es sich lediglich um einen kommutativen Ring Kommutative Ringe ahneln in ihren Eigenschaften den Korpern algebraische Strukturen mit Addition und Multiplikation jedoch ist nicht immer eine Division moglich Ein Beispiel ist Z 4Z 0 1 2 3 displaystyle mathbb Z 4 mathbb Z left overline 0 overline 1 overline 2 overline 3 right also die Menge der Restklassen modulo 4 displaystyle 4 es ist 4 displaystyle 4 keine Primzahl Es ist hier keine Division durch 2 displaystyle overline 2 moglich denn 2 2 4 0 displaystyle overline 2 cdot overline 2 overline 4 overline 0 Aus einer Division beider Seiten durch 2 displaystyle overline 2 folgte dann 2 0 displaystyle overline 2 overline 0 was nicht sein kann da 2 displaystyle 2 nicht durch 4 displaystyle 4 teilbar ist Elemente eines Rings durch die trotzdem dividiert werden kann dazu zahlt immer die Eins heissen auch Einheiten des Rings Die Einheiten des Rings der ganzen Zahlen Z displaystyle mathbb Z sind 1 displaystyle pm 1 und des Rings Z 4Z displaystyle mathbb Z 4 mathbb Z gleich 1 3 displaystyle left overline 1 overline 3 right wie gesehen ist neben 0 displaystyle overline 0 auch 2 displaystyle overline 2 modulo 4 displaystyle 4 keine Einheit denn durch beide Elemente kann nicht dividiert werden Quadratische Gleichungen Eine quadratische Gleichung ist eine Gleichung der Form Q ax2 bx c 0 a 0 displaystyle Q colon quad ax 2 bx c 0 qquad a not 0 mit einer Unbekannten x displaystyle x Es handelt sich also um einen Spezialfall einer algebraischen Gleichung bei der die Unbekannte x displaystyle x einfach mit sich selbst multipliziert werden kann Grundsatzlich konnen algebraische Gleichungen die sich auf der Anwendung der vier Grundrechenarten zusammensetzen uber Korpern studiert werden wo all diese Rechenoperationen einen Sinn ergeben In der Schulmathematik wird beispielsweise der Korper R displaystyle mathbb R zugrunde gelegt Es ist also a b c R displaystyle a b c in mathbb R und man ist an Losungen x displaystyle x von ax2 bx c 0 displaystyle ax 2 bx c 0 in den reellen Zahlen interessiert Allerdings kann die obere Gleichung falls a b c Q displaystyle a b c in mathbb Q auch lediglich nur uber den rationalen Zahlen betrachtet werden Zum Beispiel hat die Gleichung x2 2 0 displaystyle x 2 2 0 uber den reellen Zahlen die Losungen x 2 displaystyle x pm sqrt 2 aber uber den rationalen Zahlen keine Losung In Algebra und Zahlentheorie ist man vor allen Dingen an einem schnellen Verfahren interessiert zu entscheiden ob eine algebraische Gleichung uber ihrem Korper uberhaupt losbar ist Es bietet sich an hier uber Kennzahlen zu arbeiten Der obigen quadratischen Gleichung kann die Zahl DQ b2 4ac displaystyle D Q b 2 4ac zugeordnet werden die sich aus den Koeffizienten a b displaystyle a b und c displaystyle c schnell berechnen lasst Diese wird auch als Diskriminante lateinisch discriminare unterscheiden der Gleichung Q displaystyle Q bezeichnet Uber die Mitternachtsformel die potenzielle Losungen als x1 2 b b2 4ac2a displaystyle x 1 2 frac b pm sqrt b 2 4ac 2a identifiziert erkennt man dass die Gleichung Q displaystyle Q genau dann Losungen im betreffenden Korper hat falls es Sinn macht die Quadratwurzel aus der Diskriminante zu ziehen Genauer gilt Es hat Q displaystyle Q Schaubilder dreier quadratischer Funktionen uber den reellen Zahlen Grun hat Diskriminante 0 displaystyle 0 eine reelle Nullstelle Blau negative keine reelle Nullstelle und Orange positive zwei reelle Nullstellen Diskriminantegenau dann zwei verschiedene Losungen falls b2 4ac 0 displaystyle b 2 4ac not 0 und ein Quadrat im zugrunde liegenden Korper ist also der Term b2 4ac displaystyle sqrt b 2 4ac im Korper enthalten ist und nicht gleich 0 ist genau dann eine doppelte Losung falls b2 4ac 0 displaystyle b 2 4ac 0 denn es gilt stets 0 0 0 displaystyle pm sqrt 0 pm 0 0 und 0 displaystyle 0 ist immer Teil des Korpers genau dann keine Losung falls b2 4ac displaystyle b 2 4ac kein Quadrat im zugrunde liegenden Korper ist Im Fall des Korpers R displaystyle mathbb R sind also lediglich die Falle DQ gt 0 displaystyle D Q gt 0 DQ 0 displaystyle D Q 0 und DQ lt 0 displaystyle D Q lt 0 zu unterscheiden da eine reelle Zahl ungleich 0 displaystyle 0 genau dann eine Quadratwurzel in R displaystyle mathbb R hat wenn sie positiv ist Bei den rationalen Zahlen hingegen ist die Unterscheidung subtiler Wie bereits oben gesehen hat die Gleichung x2 2 0 displaystyle x 2 2 0 keine rationalen Losungen und in der Tat ist ihre Diskriminante D 02 4 1 2 8 displaystyle D 0 2 4 cdot 1 cdot 2 8 zwar positiv aber kein Quadrat einer rationalen Zahl Dies ist ein erster Hinweis darauf dass die Arithmetik in den reellen Zahlen einfacher ist als jene in den rationalen Zahlen Neben den reellen oder rationalen Zahlen konnen quadratische Gleichungen des Typs a x2 b x c 0 a b c Fp a 0 displaystyle overline a x 2 overline b x overline c overline 0 qquad overline a overline b overline c in mathbb F p overline a not overline 0 uber dem Korper Fp displaystyle mathbb F p mit p gt 2 displaystyle p gt 2 studiert werden Das quadratische Reziprozitatsgesetz kann dabei helfen schnell zu entscheiden ob Losbarkeit vorliegt oder nicht Dabei muss der Fall Charakteristik 2 insbesondere F2 displaystyle mathbb F 2 gesondert betrachtet werden da in der Mitternachtsformel durch 2a displaystyle 2a also in solchen Korpern durch 0 displaystyle 0 dividiert wird was nicht erlaubt ist Daher ist die Theorie quadratischer Gleichungen in solchen Korpern anders Quadratische Reste und das Legendre Symbol Hauptartikel Quadratischer Rest Hauptartikel Legendre Symbol Um zu entscheiden ob eine quadratische Gleichung ax2 bx c 0 displaystyle ax 2 bx c 0 mit a b c Fp displaystyle a b c in mathbb F p uber Fp displaystyle mathbb F p mit einer Primzahl p gt 2 displaystyle p gt 2 losbar ist reicht es aus zu entscheiden ob die Diskriminante b2 4ac displaystyle b 2 4ac ein Quadrat in Fp displaystyle mathbb F p ist Der Fall p 2 displaystyle p 2 spielt eine Sonderrolle da in der Mitternachtsformel durch 2a displaystyle 2a geteilt wird womit man im Fall p 2 displaystyle p 2 aber durch Null teilen wurde was nicht zulassig ist Dies motiviert den Begriff des quadratischen Rests Damit sind jene Elemente des endlichen Korpers Fp displaystyle mathbb F p gemeint die ungleich Null sind und durch Quadrieren eines anderen Elements aus Fp displaystyle mathbb F p entstehen Mit anderen Worten eine zu p displaystyle p teilerfremde Zahl n displaystyle n ist genau dann quadratischer Rest modulo p displaystyle p falls eine Quadratzahl m2 displaystyle m 2 existiert sodass n m2 displaystyle n m 2 durch p displaystyle p teilbar ist Aus quadratischen Resten kann im betroffenen Korper eine Quadratwurzel gezogen werden was bei der Auflosung quadratischer Gleichungen von Bedeutung ist Elemente aus Fp displaystyle mathbb F p die nicht Null und keine quadratischen Reste sind bezeichnet man auch als quadratische Nichtreste Ist zum Beispiel p 11 displaystyle p 11 so bekommt man durch Quadrieren der Restklassen 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 displaystyle left overline 1 overline 2 overline 3 overline 4 overline 5 overline 6 overline 7 overline 8 overline 9 overline 10 right modulo 11 displaystyle 11 12 1 22 4 32 9 42 16 5 52 25 3 62 36 3 72 49 5 82 64 9 92 81 4 102 100 1 displaystyle overline 1 2 overline 1 quad overline 2 2 overline 4 quad overline 3 2 overline 9 quad overline 4 2 overline 16 overline 5 quad overline 5 2 overline 25 overline 3 quad overline 6 2 overline 36 overline 3 quad overline 7 2 overline 49 overline 5 quad overline 8 2 overline 64 overline 9 quad overline 9 2 overline 81 overline 4 quad overline 10 2 overline 100 overline 1 Es sind also die Elemente 1 3 4 5 displaystyle overline 1 overline 3 overline 4 overline 5 und 9 displaystyle overline 9 die quadratischen Reste modulo 11 displaystyle 11 Somit ist zum Beispiel die Gleichung Q1 x2 4 x 5 0 displaystyle Q 1 colon qquad x 2 overline 4 x overline 5 overline 0 nicht in F11 displaystyle mathbb F 11 losbar denn DQ1 4 2 4 5 4 7 displaystyle D Q 1 overline 4 2 overline 4 cdot overline 5 overline 4 overline 7 Schaubild der quadratischen Funktion y x2 x 2 displaystyle y x 2 x overline 2 uber dem endlichen Korper F11 displaystyle mathbb F 11 Zu erkennen sind die Nullstellen x1 5 displaystyle x 1 overline 5 und x2 7 displaystyle x 2 overline 7 und es gilt die Faktorisierung y x 5 x 7 displaystyle y x overline 5 x overline 7 Es wurden stets Reprasentanten im Intervall 0 10 displaystyle 0 10 gewahlt ist quadratischer Nichtrest modulo 11 displaystyle 11 und folglich kann in der Mitternachtsformel uber F11 displaystyle mathbb F 11 keine Quadratwurzel aus der Diskriminante gezogen werden Im Gegensatz dazu ist Q2 x2 x 2 0 displaystyle Q 2 colon qquad x 2 x overline 2 0 in F11 displaystyle mathbb F 11 losbar denn es ist DQ2 1 2 4 2 7 4 displaystyle D Q 2 overline 1 2 overline 4 cdot overline 2 overline 7 overline 4 quadratischer Rest modulo 11 displaystyle 11 In der Tat ist etwa x 5 displaystyle x overline 5 eine Losung denn 5 2 5 2 22 0 displaystyle overline 5 2 overline 5 overline 2 overline 22 overline 0 modulo 11 displaystyle 11 Bemerkenswerterweise spaltet sich die Menge der quadratischen Reste und Nichtreste in genau zwei gleich grosse Mengen mit der Anzahl der Elemente p 12 displaystyle tfrac p 1 2 wenn die Primzahl p displaystyle p ungerade ist Wie oben gesehen im Fall p 11 displaystyle p 11 sind es die Mengen 1 3 4 5 9 displaystyle overline 1 overline 3 overline 4 overline 5 overline 9 und 2 6 7 8 10 displaystyle overline 2 overline 6 overline 7 overline 8 overline 10 mit je funf Elementen Allgemein lassen sich die quadratischen Reste modulo p gt 2 displaystyle p gt 2 wie oben durch Betrachtung der Elemente 12 22 32 p 12 2 displaystyle overline 1 2 quad overline 2 2 quad overline 3 2 quad cdots quad overline left frac p 1 2 right 2 vollstandig bestimmen Weitere Reste lassen sich folgender Tabelle entnehmen die fur alle Primzahlen bis 50 displaystyle 50 vollstandig ist Quadrate modulo Primzahlen n 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25n2 1 4 9 16 25 36 49 64 81 100 121 144 169 196 225 256 289 324 361 400 441 484 529 576 625mod 3 1 1 0 1 1 0 1 1 0 1 1 0 1 1 0 1 1 0 1 1 0 1 1 0 1mod 5 1 4 4 1 0 1 4 4 1 0 1 4 4 1 0 1 4 4 1 0 1 4 4 1 0mod 7 1 4 2 2 4 1 0 1 4 2 2 4 1 0 1 4 2 2 4 1 0 1 4 2 2mod 11 1 4 9 5 3 3 5 9 4 1 0 1 4 9 5 3 3 5 9 4 1 0 1 4 9mod 13 1 4 9 3 12 10 10 12 3 9 4 1 0 1 4 9 3 12 10 10 12 3 9 4 1mod 17 1 4 9 16 8 2 15 13 13 15 2 8 16 9 4 1 0 1 4 9 16 8 2 15 13mod 19 1 4 9 16 6 17 11 7 5 5 7 11 17 6 16 9 4 1 0 1 4 9 16 6 17mod 23 1 4 9 16 2 13 3 18 12 8 6 6 8 12 18 3 13 2 16 9 4 1 0 1 4mod 29 1 4 9 16 25 7 20 6 23 13 5 28 24 22 22 24 28 5 13 23 6 20 7 25 16mod 31 1 4 9 16 25 5 18 2 19 7 28 20 14 10 8 8 10 14 20 28 7 19 2 18 5mod 37 1 4 9 16 25 36 12 27 7 26 10 33 21 11 3 34 30 28 28 30 34 3 11 21 33mod 41 1 4 9 16 25 36 8 23 40 18 39 21 5 32 20 10 2 37 33 31 31 33 37 2 10mod 43 1 4 9 16 25 36 6 21 38 14 35 15 40 24 10 41 31 23 17 13 11 11 13 17 23mod 47 1 4 9 16 25 36 2 17 34 6 27 3 28 8 37 21 7 42 32 24 18 14 12 12 14 Verlasst man die modulare Arithmetik und geht wieder zu den ganzen Zahlen uber so ist a Z displaystyle a in mathbb Z genau dann quadratischer Rest modulo einer Primzahl p displaystyle p falls eine Quadratzahl m2 displaystyle m 2 existiert sodass m2 a displaystyle m 2 a durch p displaystyle p teilbar ist Adrien Marie Legendre Aus mathematischer Sicht ist es sinnvoll die quadratischen Reste von den Nichtresten zu trennen Dabei wird der 0 displaystyle overline 0 eine besondere Rolle zugeordnet Zu diesem Zweck definiert man das Legendre Symbol benannt nach Adrien Marie Legendre Dieses ist eine mathematische Funktion Fp 1 0 1 displaystyle mathbb F p to 1 0 1 mit Definitionsbereich Fp displaystyle mathbb F p und Zielmenge 1 0 1 displaystyle 1 0 1 die einem quadratischen Rest den Wert 1 displaystyle 1 positiv einem Nichtrest 1 displaystyle 1 negativ und der 0 displaystyle overline 0 den Wert 0 displaystyle 0 zuordnet In Symbolen setzt man n p np 1fur ggT p n 1 und n m2modp fur ein m Z 1fur ggT p n 1 und n m2modp fur alle m Z 0fur p n displaystyle left frac overline n p right left frac n p right begin cases 1 amp qquad text fur mathrm ggT p n 1 text und n equiv m 2 bmod p text fur ein m in mathbb Z 1 amp qquad text fur mathrm ggT p n 1 text und n not equiv m 2 bmod p text fur alle m in mathbb Z 0 amp qquad text fur p n end cases Hierbei bedeutet ggT displaystyle mathrm ggT den grossten gemeinsamen Teiler Es ist np displaystyle tfrac n p nicht als Bruch zu verstehen In der Literatur wird deshalb gelegentlich auch die Notation n p displaystyle n p genutzt um Verwechslungen zu vermeiden Auf naturliche Weise kann das Legendre Symbol auch als Funktion auf den ganzen Zahlen aufgefasst werden die dann wegen ihrer ursprunglichen Definition auf Restklassen p displaystyle p periodisch ist Es ist dann n p np displaystyle tfrac overline n p tfrac n p und letzterer Ausdruck wird am haufigsten verwendet Es gelten die folgenden sehr wichtigen Regeln Das Produkt zweier quadratischer Reste ist wieder ein quadratischer Rest Das Produkt eines quadratischen Rests und eines quadratischen Nichtrests ist ein quadratischer Nichtrest Das Produkt zweier quadratischer Nichtreste ist ein quadratischer Rest Anstatt in Resten und Nichtresten zu denken kann durch diese Regeln auch zu 1 displaystyle 1 und 1 displaystyle 1 ubergegangen werden Analog werden in dieser Sichtweise die Regeln 1 1 1 displaystyle 1 cdot 1 1 1 1 1 1 1 displaystyle 1 cdot 1 1 cdot 1 1 und 1 1 1 displaystyle 1 cdot 1 1 respektiert Das Legendre Symbol dient nun als ein Ubersetzer zum Beispiel der Regel Nichtrest mal Nichtrest gleich Rest in negativ mal negativ gleich positiv Insbesondere folgt dass das Legendre Symbol vollstandig multiplikativ ist es gilt also fur alle a b Z displaystyle a b in mathbb Z die Rechenregel abp ap bp displaystyle left frac ab p right left frac a p right left frac b p right Beispiele Es wird das Beispiel p 17 displaystyle p 17 betrachtet Etwa ist 13 displaystyle 13 ein quadratischer Rest modulo 17 displaystyle 17 denn es ist die Zahl 82 13 64 13 51 3 17 displaystyle 8 2 13 64 13 51 3 cdot 17 durch 17 displaystyle 17 teilbar Die Kurzform uber Restklassen lautet 82 13 mod17 displaystyle 8 2 equiv 13 pmod 17 oder 82 13 displaystyle overline 8 2 overline 13 In der Notation des Legendre Symbols bedeutet dies 1317 1 displaystyle left frac 13 17 right 1 Im Gegensatz dazu ist 5 displaystyle 5 quadratischer Nichtrest modulo 17 displaystyle 17 Fur keine Quadratzahl m2 displaystyle m 2 ist m2 5 displaystyle m 2 5 durch 17 displaystyle 17 teilbar Dies uberpruft man zum Beispiel durch Bilden aller Reste 1 5 4 5 9 5 64 5 displaystyle overline 1 5 overline 4 5 overline 9 5 overline 64 5 modulo 17 displaystyle 17 bei denen niemals 0 displaystyle overline 0 herauskommt also keine Division durch 17 displaystyle 17 moglich ist Uber das Legendre Symbol ausgedruckt ist also 517 1 displaystyle left frac 5 17 right 1 Das Produkt aus einem Rest und einem Nichtrest ist nun wieder ein Nichtrest Es ist 5 17 85 14 mod17 displaystyle 5 cdot 17 85 equiv 14 pmod 17 also gilt 1 1 1 517 1317 8517 1417 displaystyle 1 1 cdot 1 left frac 5 17 right left frac 13 17 right left frac 85 17 right left frac 14 17 right Damit ist 14 displaystyle 14 ein quadratischer Nichtrest modulo 17 displaystyle 17 Im letzten Schritt wurde verwendet dass das Legendre Symbol 17 displaystyle left tfrac cdot 17 right auf Restklassen modulo 17 displaystyle 17 definiert und damit 17 displaystyle 17 periodisch ist Aussage des quadratischen Reziprozitatsgesetzes Im Folgenden bezeichnet ap displaystyle left tfrac a p right mit einer ganzen Zahl a displaystyle a und einer Primzahl p displaystyle p das Legendre Symbol Das quadratische Reziprozitatsgesetz gibt fur zwei verschiedene ungerade Primzahlen p displaystyle p und q displaystyle q eine einfache Formel die beiden Grossen pq displaystyle tfrac p q und qp displaystyle tfrac q p ineinander umzurechnen Damit kann die Frage ob p displaystyle p ein quadratischer Rest modulo q displaystyle q ist durch Beantwortung der reziproken Frage ob q displaystyle q ein quadratischer Rest modulo p displaystyle p ist ggf schnell beantwortet werden Das quadratische Reziprozitatsgesetz besagt dass fur zwei verschiedene ungerade Primzahlen p displaystyle p und q displaystyle q gilt pq qp 1 p 12q 12 1p 1 mod4 oder q 1 mod4 1p 3 mod4 und q 3 mod4 displaystyle left frac p q right left frac q p right 1 frac p 1 2 frac q 1 2 quad overset quad begin cases 1 amp qquad p equiv 1 pmod 4 text oder q equiv 1 pmod 4 1 amp qquad p equiv 3 pmod 4 text und q equiv 3 pmod 4 end cases Erklarung zu displaystyle Der Faktor p 12 displaystyle tfrac p 1 2 ist genau dann eine gerade Zahl wenn die ungerade Zahl p displaystyle p bei Division durch 4 displaystyle 4 den Rest 1 displaystyle 1 hat Zum Beispiel ist 5 12 2 displaystyle tfrac 5 1 2 2 gerade aber 7 12 3 displaystyle tfrac 7 1 2 3 ungerade und es hat 5 displaystyle 5 den Rest 1 displaystyle 1 bzw 7 displaystyle 7 den Rest 3 displaystyle 3 bei Division durch 4 displaystyle 4 Ein Produkt mn displaystyle mn aus ganzen Zahlen ist schliesslich genau dann gerade wenn mindestens ein Faktor gerade ist und 1 mn displaystyle 1 mn ist demnach genau dann positiv wenn mindestens einer der Faktoren m displaystyle m oder n displaystyle n gerade ist Zudem existieren zwei sog Erganzungssatze die eine direkte Berechnung der Werte 1p displaystyle left tfrac 1 p right bzw 2p displaystyle left tfrac 2 p right fur ungerade Primzahlen p displaystyle p ermoglichen 1 Erganzungssatz Fur jede ungerade Primzahl p displaystyle p gilt 1p 1 p 12 1p 1 mod4 1p 3 mod4 displaystyle left frac 1 p right 1 frac p 1 2 begin cases 1 amp qquad p equiv 1 pmod 4 1 amp qquad p equiv 3 pmod 4 end cases 2 Erganzungssatz Fur jede ungerade Primzahl p displaystyle p gilt 2p 1 p2 18 1p 1 mod8 1p 3 mod8 displaystyle left frac 2 p right 1 frac p 2 1 8 quad overset quad begin cases 1 amp qquad p equiv pm 1 pmod 8 1 amp qquad p equiv pm 3 pmod 8 end cases Erklarung zu displaystyle Es gilt nach der dritten binomischen Formel p2 1 p 1 p 1 displaystyle p 2 1 p 1 p 1 Da p displaystyle p ungerade ist ist einer der Faktoren p 1 displaystyle p pm 1 durch 4 displaystyle 4 teilbar und der andere durch 2 displaystyle 2 Somit ist p2 18 displaystyle tfrac p 2 1 8 stets eine ganze Zahl Mit p 1 mod8 displaystyle p equiv pm 1 pmod 8 kann aber erreicht werden dass der Faktor p 1 displaystyle p mp 1 sogar durch 8 displaystyle 8 teilbar ist womit p2 18 displaystyle tfrac p 2 1 8 eine gerade Zahl ist In den Fallen p 3 mod8 displaystyle p equiv pm 3 pmod 8 kann dies nicht erreicht werden und p2 18 displaystyle tfrac p 2 1 8 ist ungerade Sind p displaystyle p und q displaystyle q zwei verschiedene ungerade Primzahlen so gilt folglich pq qp fu r p q 3 mod4 qp sonst displaystyle left frac p q right begin cases left frac q p right amp mathrm f ddot u r p equiv q equiv 3 pmod 4 0 5em left frac q p right amp text sonst end cases Denn aus pq 1 1 displaystyle left tfrac p q right in 1 1 folgt bereits pq 1 pq displaystyle left tfrac p q right 1 left tfrac p q right Geschichte Pierre de Fermat Die ersten Andeutungen des quadratischen Reziprozitatsgesetzes finden sich in den Arbeiten von Pierre de Fermat Fermats Ergebnisse uber die Darstellung ganzer Zahlen als Summe zweier Quadrate fuhrten direkt zu dem Problem der Bestimmung des quadratischen Charakters von 1 displaystyle 1 also dem Auffinden von 1p displaystyle left tfrac 1 p right Fermat konnte diejenigen ungeraden Primzahlen charakterisieren die sich als Summe gewisser Kombinationen aus Quadratzahlen schreiben lassen So zeigte er p x2 y2 x y Z p 1 mod4 displaystyle p x 2 y 2 quad x y in mathbb Z iff p equiv 1 pmod 4 Zum Beispiel zeigen die Gleichungen 5 1 4 13 4 9 17 1 16 29 4 25 37 1 36 displaystyle 5 1 4 quad 13 4 9 quad 17 1 16 quad 29 4 25 quad 37 1 36 quad ldots die ersten ungeraden Primzahlen die als Summe zweier Quadrate geschrieben werden konnen Es handelt sich dabei genau um die Primzahlen die bei Division durch 4 displaystyle 4 den Rest 1 displaystyle 1 besitzen Fermat untersuchte allgemeiner auch die Darstellung von Primzahlen durch quadratische Formen der Form q x y x2 ny2 displaystyle q x y x 2 ny 2 wobei n 2 3 5 displaystyle n in pm 2 pm 3 5 Er behauptete etwa dass p x2 2y2 x y Z p 1 3 mod8 displaystyle p x 2 2y 2 quad x y in mathbb Z iff p equiv 1 3 pmod 8 p x2 3y2 x y Z p 3 displaystyle p x 2 3y 2 quad x y in mathbb Z iff p 3 oder p 1 mod3 displaystyle p equiv 1 pmod 3 deutete mogliche Beweise allerdings nur an Wenn n 2 3 displaystyle n in 2 3 kann also gezeigt werden dass eine Primzahl p displaystyle p die x2 ny2 displaystyle x 2 ny 2 teilt dabei aber weder x displaystyle x noch y displaystyle y teilt selbst die Form p a2 nb2 displaystyle p a 2 nb 2 fur ein Paar von ganzen Zahlen a displaystyle a und b displaystyle b hat Aus dieser Tatsache kann gefolgert werden dass p displaystyle p genau dann durch die quadratischen Formen x2 2y2 displaystyle x 2 2y 2 oder x2 3y2 displaystyle x 2 3y 2 dargestellt werden kann wenn 2 displaystyle 2 bzw 3 displaystyle 3 ein quadratischer Rest von p displaystyle p ist Zum Beispiel ist die Primzahl p 79 displaystyle p 79 von der Form x2 3y2 displaystyle x 2 3y 2 denn 79 4 75 4 3 25 22 3 52 displaystyle 79 4 75 4 3 cdot 25 2 2 3 cdot 5 2 In der Tat ist 3 displaystyle 3 ein quadratischer Rest modulo 79 displaystyle 79 denn es teilt 79 displaystyle 79 die Zahl 322 3 1027 13 79 displaystyle 32 2 3 1 027 13 cdot 79 Aus diesem Grund waren auch die expliziten Ausdrucke 2p displaystyle left tfrac 2 p right und 3p displaystyle left tfrac 3 p right schon bei Fermat von Bedeutung Joseph Louis LagrangeLeonhard Euler Erstmals entdeckt wurde das quadratische Reziprozitatsgesetz von Leonhard Euler der es durch empirische Nachforschungen als richtig befand jedoch keinen Beweis vorlegen konnte Leopold Kronecker hat darauf verwiesen dass es unter anderem schnell aus einer Vermutung Eulers aus dessen Schrift Theoremata circa divisores numerorum in hac forma pa2 qb2 displaystyle pa 2 pm qb 2 contentorum 1744 1746 folgt Anschliessend widmete Euler sich uber zwei Jahrzehnte anderen Themen Erst die Forschungen von Joseph Louis Lagrange in den Jahren 1773 bis 1775 insbesondere seine Arbeiten zu einer allgemeinen Theorie der binaren quadratischen Formen bewegten Euler schliesslich dazu sich wieder mit dem Studium der quadratischen Reste detailliert zu befassen Lagrange wollte die Forschung zu den von Fermat und Euler angestossenen mathematischen Ideen weiter vorantreiben Durch explizite Bestimmung von 2p displaystyle left tfrac pm 2 p right 3p displaystyle left tfrac pm 3 p right und 5p displaystyle left tfrac pm 5 p right fur ungerade Primzahlen p displaystyle p konnte er die Primzahlen mit Darstellung x2 5y2 displaystyle x 2 5y 2 sowie 2x2 2xy 3y2 displaystyle 2x 2 2xy 3y 2 charakterisieren Zum Schluss seiner Ausfuhrungen fasste Lagrange dann alles zusammen was er uber quadratische Reziprozitat sagen konnte Er formulierte seine Resultate stets in Termen des sog Euler Kriteriums ap 12 ap modp ggT a p 1 displaystyle a frac p 1 2 equiv left frac a p right pmod p qquad mathrm ggT a p 1 das eine Verallgemeinerung des kleinen Satzes von Fermat darstellt Er hielt fest dass fur eine Primzahl p displaystyle p von der Form 8n 1 displaystyle 8n pm 1 der Wert 2p 12 1 displaystyle 2 frac p 1 2 1 bereits durch p displaystyle p teilbar und fur solche der Form 8n 3 displaystyle 8n pm 3 entsprechend 2p 12 1 displaystyle 2 frac p 1 2 1 durch p displaystyle p teilbar ist Lagrange gilt damit als Entdecker des 2 Erganzungssatzes In seinem Paper Observationes circa divisionem quadratorum per numeros primos das 1783 posthum veroffentlicht wurde gab Euler schliesslich eine Formulierung des quadratischen Reziprozitatsgesetzes die der heute am haufigsten verwendeten sehr nahe kommt In moderner Notation lautete sie Es sei p displaystyle p