Rechtsarchäologie ist ein Forschungsgebiet im Schnittbereich zwischen Archäologie und Rechtsgeschichte Als Begründer des
Rechtsarchäologie

Rechtsarchäologie ist ein Forschungsgebiet im Schnittbereich zwischen Archäologie und Rechtsgeschichte. Als Begründer des Fachs gilt der Münchener Rechtshistoriker Karl von Amira (1848–1930).
Gegenstand
Karl von Amira ging vom Oberbegriff der „Rechtsdenkmäler“ aus, die er in drei Gruppen einteilte. Er unterschied gegenständliche, mündliche und schriftliche Denkmäler. Die zumeist literarisch überlieferten, mündlichen Denkmäler fasste er unter den Begriff der Rechtssprache, die schriftlichen Denkmäler waren die Rechtsquellen. Die Rechtsarchäologie wiederum handelte von den gegenständlichen Rechtsdenkmälern.
Insoweit befasst sich Rechtsarchäologie mit Bauwerken und Denkmälern, die vornehmlich der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rechtsgeschichte entstammen. Während die in diesem Bereich tätigen Archäologen – etwa im Wege von Ausgrabungen – Informationen über nicht mehr existierende Gebäude und Anlagen zu sammeln suchen, etwa verschwundene Gerichtsplätze oder Richtstätten, setzen sich rechtsarchäologisch arbeitende Rechtshistoriker primär mit noch bestehenden Objekten auseinander und suchen diese hinsichtlich ihrer spezifisch rechtlichen Bedeutung zu erforschen. Hierbei sind die Grenzen zur Rechtsikonographie und Rechtlichen Volkskunde fließend.
Typische Untersuchungsgegenstände der Rechtsarchäologie sind Kleindenkmale zur Grenzmarkierung sowie Verkündungs- und Richtplätze, ferner namentlich:
- historische Gerichtsorte, wie Femegerichte, Schreigerichte oder Zentgerichte
- Anger-, Bauern-, Braut-, Kauf- und Verkündungssteine
- Kirchenportale als Rechtsstätten wie Brautportale an mittelalterlichen Kirchen
- Flursteine, Grenzsteine
- Marktkreuze
- Narrenhäuser, Betzekämmerchen
- Pranger
- Ratsstuben
- Richtplätze, Galgen
- Rolande
- Rote Türme bzw. Türen
- Sühnekreuze
- Ties
- Thingplätze und Gerichtssteine
- Siegel, Wappen, Münzen, Medaillen und Abzeichen (Gebrauchsgegenstände des Rechtslebens).
Siehe auch
- Roter Turm (Crimmitschau)
- Gogericht
Literatur
- Hermann Baltl: Rechtliche Volkskunde und Rechtsarchäologie. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde. Band 48, 1952, S. 65–82.
- Paul De Win (Hrsg.): Rechtsarcheologie en rechtsiconografie/Rechtsarchäologie und Rechtsikonographie. Een kennismaking; handelingen van het colloquium gehouden te Brussel op 27 april 1990, Brüssel 1992.
- Adalbert Erler: Percy Ernst Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (Germanistische Abteilung). Band 72, Heft 1, 1955. S. 290–293.
- W. Fieber & R. Schmitt: Erfassung und Schutz von Rechtsdenkmälern – erste Ergebnisse rechtsarchäologischer Forschung. In: Archäologie und Heimatgeschichte Band 4, S. 66–69. (1989).
- Gerhard Köbler: Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, C.H. Beck München, 1988. ISBN 978-3-406-32880-0.
- : Rechtsarchäologie Europas, 1992, ISBN 3-205-05364-8.
- Witold Maisel: Die Abgrenzung der Rechtsarchäologie und der Rechtlichen Volkskunde. In: Forschungen zur Rechtsarchäologie und Rechtlichen Volkskunde, Band 2 (1979), S. 93–104.
Zeitschriften und Reihen zur Rechtsarchäologie
- Signa Iuris – Beiträge zur Rechtsikonographie, Rechtsarchäologie und Rechtlichen Volkskunde (Verlagsseite, Inhaltsverzeichnis der gesamten Reihe).
- Forschungen zur Rechtsarchäologie und zur Rechtlichen Volkskunde (Verlagsseite, Inhaltsverzeichnis der gesamten Reihe).
Weblinks
- Stephan Altensleben: Die vergessene Botschaft der Rechtsdenkmäler in: Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.): Museum heute 32, Fakten–Tendenzen–Hilfen, München 2007, S. 67–73
- Rechtsarchäologische Bildersammlung von Karl von Amira.
- Arbeitskreis Rechtsikonographie
Einzelnachweise
- Mathias Schmoeckel: Karl von Amira und die Anfänge der Rechtsärchäologie. Die rechtsarchäologische Sammlung Karl von Amiras am Leopold-Wenger-Institut. In: Forschungen zur Rechtsarchäologie und Rechtlichen Volkskunde. Band 17, 1997, S. 67–81.
- Karl von Amira: Germanisches Recht. (Band 1: Rechtsdenkmäler), in: Grundriss der germanischen Philologie. De Gruyter, Berlin 1960. S. 7 ff.
- Heiner Lück: Was ist und was kann Rechtsarchäologie? In: Denkströme. Journal der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Nr. 8, 2012, S. 35–55, 40 f. (denkstroeme.de).
- Rechtsikonographie - Was ist das? Abgerufen am 27. Februar 2019.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Rechtsarchaologie ist ein Forschungsgebiet im Schnittbereich zwischen Archaologie und Rechtsgeschichte Als Begrunder des Fachs gilt der Munchener Rechtshistoriker Karl von Amira 1848 1930 GegenstandKarl von Amira ging vom Oberbegriff der Rechtsdenkmaler aus die er in drei Gruppen einteilte Er unterschied gegenstandliche mundliche und schriftliche Denkmaler Die zumeist literarisch uberlieferten mundlichen Denkmaler fasste er unter den Begriff der Rechtssprache die schriftlichen Denkmaler waren die Rechtsquellen Die Rechtsarchaologie wiederum handelte von den gegenstandlichen Rechtsdenkmalern Insoweit befasst sich Rechtsarchaologie mit Bauwerken und Denkmalern die vornehmlich der mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Rechtsgeschichte entstammen Wahrend die in diesem Bereich tatigen Archaologen etwa im Wege von Ausgrabungen Informationen uber nicht mehr existierende Gebaude und Anlagen zu sammeln suchen etwa verschwundene Gerichtsplatze oder Richtstatten setzen sich rechtsarchaologisch arbeitende Rechtshistoriker primar mit noch bestehenden Objekten auseinander und suchen diese hinsichtlich ihrer spezifisch rechtlichen Bedeutung zu erforschen Hierbei sind die Grenzen zur Rechtsikonographie und Rechtlichen Volkskunde fliessend Typische Untersuchungsgegenstande der Rechtsarchaologie sind Kleindenkmale zur Grenzmarkierung sowie Verkundungs und Richtplatze ferner namentlich Steintisch Gerichtsstein unter der Linde am Gerichtsplatz von Vollmarshausenhistorische Gerichtsorte wie Femegerichte Schreigerichte oder Zentgerichte Anger Bauern Braut Kauf und Verkundungssteine Kirchenportale als Rechtsstatten wie Brautportale an mittelalterlichen Kirchen Flursteine Grenzsteine Marktkreuze Narrenhauser Betzekammerchen Pranger Ratsstuben Richtplatze Galgen Rolande Rote Turme bzw Turen Suhnekreuze Ties Thingplatze und Gerichtssteine Siegel Wappen Munzen Medaillen und Abzeichen Gebrauchsgegenstande des Rechtslebens Siehe auchRoter Turm Crimmitschau GogerichtLiteraturHermann Baltl Rechtliche Volkskunde und Rechtsarchaologie In Schweizerisches Archiv fur Volkskunde Band 48 1952 S 65 82 Paul De Win Hrsg Rechtsarcheologie en rechtsiconografie Rechtsarchaologie und Rechtsikonographie Een kennismaking handelingen van het colloquium gehouden te Brussel op 27 april 1990 Brussel 1992 Adalbert Erler Percy Ernst Schramm Herrschaftszeichen und Staatssymbolik in Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung Band 72 Heft 1 1955 S 290 293 W Fieber amp R Schmitt Erfassung und Schutz von Rechtsdenkmalern erste Ergebnisse rechtsarchaologischer Forschung In Archaologie und Heimatgeschichte Band 4 S 66 69 1989 Gerhard Kobler Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte C H Beck Munchen 1988 ISBN 978 3 406 32880 0 Rechtsarchaologie Europas 1992 ISBN 3 205 05364 8 Witold Maisel Die Abgrenzung der Rechtsarchaologie und der Rechtlichen Volkskunde In Forschungen zur Rechtsarchaologie und Rechtlichen Volkskunde Band 2 1979 S 93 104 Zeitschriften und Reihen zur Rechtsarchaologie Signa Iuris Beitrage zur Rechtsikonographie Rechtsarchaologie und Rechtlichen Volkskunde Verlagsseite Inhaltsverzeichnis der gesamten Reihe Forschungen zur Rechtsarchaologie und zur Rechtlichen Volkskunde Verlagsseite Inhaltsverzeichnis der gesamten Reihe WeblinksStephan Altensleben Die vergessene Botschaft der Rechtsdenkmaler in Landesstelle fur die nichtstaatlichen Museen beim Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Hrsg Museum heute 32 Fakten Tendenzen Hilfen Munchen 2007 S 67 73 Rechtsarchaologische Bildersammlung von Karl von Amira Arbeitskreis RechtsikonographieEinzelnachweiseMathias Schmoeckel Karl von Amira und die Anfange der Rechtsarchaologie Die rechtsarchaologische Sammlung Karl von Amiras am Leopold Wenger Institut In Forschungen zur Rechtsarchaologie und Rechtlichen Volkskunde Band 17 1997 S 67 81 Karl von Amira Germanisches Recht Band 1 Rechtsdenkmaler in Grundriss der germanischen Philologie De Gruyter Berlin 1960 S 7 ff Heiner Luck Was ist und was kann Rechtsarchaologie In Denkstrome Journal der Sachsischen Akademie der Wissenschaften Nr 8 2012 S 35 55 40 f denkstroeme de Rechtsikonographie Was ist das Abgerufen am 27 Februar 2019 Normdaten Sachbegriff GND 4134616 6 GND Explorer lobid OGND AKS