Die Kerygmatische Theologie kerygmatisch zur Verkündigung gehörend verkündigend predigend auch Verkündigungstheologie le
Verkündigungstheologie

Die Kerygmatische Theologie (kerygmatisch ‚zur Verkündigung gehörend‘, ‚verkündigend‘, ‚predigend‘), auch Verkündigungstheologie, legt den Gehalt der christlichen Botschaft, d. h. des Evangeliums, dar.
Merkmale
Die Kerygmatische Theologie betont die unveränderliche Wahrheit des Kerygmas (der Verkündigung, der Botschaft) gegenüber zeitgenössischen Forderungen, die aus einer bestimmten Situation bzw. Umständen entstehen, oder Forderungen, die der jeweilige Zeitgeist formuliert. Damit stellt sich die Kerygmatische Theologie oft gegen eine Anpassung an den Zeitgeist – im Gegensatz beispielsweise zum religiösen Nationalismus der „Deutschen Christen“.
Die Kerygmatische Theologie unterstellt alles theologische und auch orthodoxe Denken dem Kriterium der Verkündigung. Die Verkündigung ist in der Bibel enthalten, jedoch nicht mit der Bibel identisch, da die Verkündigung ein Ausdruck der klassischen Überlieferung der christlichen Theologie ist.
Joseph Jungmann zufolge muss durch Verkündigung das Christentum von einem „Gewohnheitschristentum“ hin zum eigentlichen Kern des Glaubens erst wieder zurückgebracht werden. Diese Forderung betont eine Heilsdimension des christlichen Glaubens. In der Theologie muss in diesem Sinne zwischen Wissenschaft und Verkündigung unterschieden werden. Dabei handelt es sich um zwei Bereiche, die aber aufeinander bezogen sein sollen.
Kerygmatische Theologie in der protestantischen Kirche
Ursprung
Der Anfang der kerygmatischen Theologie kann 1892 bei einem Vortrag von Martin Kähler vor der Wuppertaler Pastoralkonferenz gesehen werden. In diesem Vortrag mit dem Titel „Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche, biblische Christus“ wandte sich Kähler gegen historischen Skeptizismus und wechselnde Moden der Leben-Jesu-Forschung. Als Fehler identifiziert Kähler hierin den Versuch der historischen Jesusforschung, mit einer Biographie das Werden Christi zu beschreiben:
„Nun, versenkt man sich in sein Thun und Lassen; man sucht es zu verstehen; man verfolgt es in seine Voraussetzungen; man versenkt sich in sein Bewußtsein; in sein Werden, ehe er hervortrat – man geleitet den jugendlichen Jesus durch die Klüfte und Felder, an der Mutter Schoß, in des Vaters Werkstatt und in die Synagoge – und man ist eben auf dem Holzwege.“
Dem gegenüber verweist Kähler nun auf einen kerygmatischen Charakter der Evangelien, die ihm zufolge an der protokollarischen Tradierung vergangenen Geschehens nicht interessiert seien. Nach dem 1. Weltkrieg entwickelte sich eine formgeschichtliche Methode. Deren Relevanz konnte durch die Kerygmatheologie erschlossen werden, die einen tragfähigen theologischen Ansatz bot, der mit der kritischen Haltung der Theologen dieser Zeit vereinbar war. Als besonders einflussreicher Theologe dieser Zeit gilt Rudolf Bultmann. Während Kähler aber noch Bezug auf die Geschichte Jesu genommen hat, war für Bultmann in dessen konsequenter Kerygmatheologie in diesem Zusammenhang nur noch entscheidend, dass der irdische Jesus überhaupt historisch gewesen ist. So sah er auch eine radikale Diskontinuität zwischen den Worten und Taten Jesu einerseits und der nachösterlichen Verkündigung Christi andererseits.
Philosophische und Kerygmatische Theologie bei Paul Tillich
Paul Tillich (1886–1965) unterscheidet zwischen der Philosophischen Theologie und der Kerygmatischen Theologie. Wichtig ist, dass in diesem Zusammenhang der Begriff „philosophische Theologie“ nicht gleichzusetzen ist mit „natürlicher Theologie“ oder „philosophischer Gotteslehre“. Philosophische Theologie bei Tillich bezeichnet eine Theologie, die zwar auf dem Kerygma (der Botschaft) basiert, die jedoch den Gehalt des Kerygmas im engen Wechselverhältnis zur Philosophie begründet. Hingegen unternimmt eine Kerygmatische Theologie nach Tillich den Versuch, in systematischer und geordneter Form den Gehalt der christlichen Botschaft darzulegen, ohne dabei die Philosophie mit einzubeziehen.
Laut Tillich bedürfen die philosophische Theologie und die Kerygmatische Theologie einander, da etwa die Kerygmatische Theologie philosophische Methoden und Begriffe verwenden muss, weil sie ohne ontologische Begrifflichkeit nicht auskommt. Ansonsten wäre die Kerygmatische Theologie keine „Theo-logie“, da der Begriff „Theo-logie“ in seinem ersten Wortteil bereits auf das Kerygma hinweist, in dem sich Gott offenbart. Der zweite Wortteil bezeichnet die Möglichkeit der menschlichen Vernunft, diese Botschaft zu empfangen und auszulegen.
Kerygmatische Theologen: Martin Luther und Karl Barth
Bedeutende Beispiele Kerygmatischer Theologie sind die Reformatorische Theologie (Martin Luther (1483–1546), Johannes Calvin (1509–1564)) und die sogenannte Neureformatorische Theologie von Karl Barth (1886–1968) und dessen Schule. In ihrer Zeit wurden sowohl Luther und Calvin wie auch Barth von Orthodoxen massiv angegriffen. Daher ist Paul Tillich der Auffassung, „dass es nicht ganz zutreffend ist, Luther ‚orthodox‘ und Barth ‚neuorthodox‘ zu nennen. Luther war in Gefahr, orthodox zu werden, und das Gleiche gilt für Barth, aber sie wollten es beide nicht. Beiden geht es ernsthaft darum, die ewige Botschaft in Bibel und Tradition wieder zu entdecken und einer entstellten Tradition und einem mechanischen Missbrauch der Bibel entgegenzusetzen.“
Luther kritisierte seinerzeit die Haltung des Vatikans, dessen Vorstellung von Heilsstufen und der Vermittlung von Glaubensinhalten. Dieser Haltung der römisch-katholischen Kirche setzte er die unveränderliche Wahrheit des Kerygmas (Verkündigung, Botschaft) entgegen: So betonte Luther die biblischen Kategorien „Gnade“ und „Gericht“, er entdeckte die paulinische Botschaft neu und wies auf die ungleichen „Werte“ der biblischen Bücher hin – dies gilt als Kerygmatische Theologie.
Barth kritisierte hingegen die neuprotestantisch-bürgerliche Verbindung aus modernem Denken jener Zeit mit der christlichen Botschaft (dem Kerygma). Dem stellte er das christliche Paradox entgegen – zusammen mit seiner Interpretation des Römerbriefs und seiner radikalen Distanzierung von der liberalen Theologie und der historisch-kritischen Methode. Auch dies gilt als Kerygmatische Theologie.
Was verbindet Luther und Barth? Beide stellten die ewige Wahrheit des Kerygmas der jeweiligen menschlichen Situation und ihren Forderungen gegenüber. Dies erzeugte in ihrer Zeit eine „prophetische, im Tiefsten erschütternde und umwandelnde Gewalt.“
Kerygmatische Theologie in der Katholischen Kirche
In den 1930er Jahren wurde in Teilen der katholischen Kirche eine Erfahrungsarmut der Theologie bemängelt, da ihr Bezug zur Praxis kirchlicher Verkündigung kaum mehr erkennbar sei. Dies war die Grundlage für das Entstehen der „Kerygmatischen Theologie“ oder „Verkündigungstheologie“ in der katholischen Kirche im deutschsprachigen Raum. Dabei entwarfen verschiedene Geistliche ab den 1930er Jahren eine Theologie, „... die sich ganz dem pastoral-praktischen Anliegen der Vermittlung zwischen dem Kerygma des Christentums und den Bedürfnissen des Menschen der Gegenwart, unter Ausschaltung der scholastischen Theologie, widmet.“
Den Grundstein für diese Kerygmatische Theologie legte Josef Andreas Jungmann (1889–1975) mit seinem 1936 erschienenen Buch Die Frohbotschaft und unsere Glaubensverkündigung. Er gilt damit als Vater der und wollte mit dieser Schrift auf die damalige Situation des Christentums reagieren, das er als „Gewohnheitschristentum“ empfand und das durch eine erneute Verkündigung wieder zum wesentlichen Kern des Glaubens hingeführt werden sollte.
Darüber hinaus bemühte sich in der katholischen Kirche Hugo Rahner (1900–1968) mit anderen Theologen seiner Zeit, darunter sein Bruder Karl Rahner (1904–1984), um eine Theologie, welche sich vollkommen in den Dienst der Verkündigung stellt. Seine Vorstellungen und Grundgedanken hierzu veröffentlichte er in seinem Buch Eine Theologie der Verkündigung, das 1939 erschien. Weitere Vertreter der Kerygmatik waren unter anderen Romano Guardini (1885–1968) und Franz Xaver Arnold (1898–1969), welche die Katechetik in ihrer ursprünglichen Form stärken wollten.
Karl Rahner ging so weit, dass er seine gesamte Theologie in den Dienst der Verkündigung stellte, so dass bei Rahner die klare Trennung zwischen Schul- und Verkündigungstheologie aufgehoben wurde. Damit legte Rahner den Grundstein für eine neue anthropozentrische Theologie – sozusagen „von unten“. Dieser Subjektivismus und Anthropozentrismus waren die Ausgangspunkte für alle weiteren Thesen Karl Rahners, die von Papst Pius XII. (1876–1958) und dem Heiligen Offizium, der Kongregation für die Glaubenslehre, deutlich kritisiert wurden.
Diese Ausprägung der Kerygmatischen Theologie wird seither einerseits positiv beurteilt, da sie versuchte die Neuscholastik zu überwinden. Andererseits steht sie in der Kritik, da sie die zwei theologischen Bereiche trennen wollte.
Kerygma-Theorie
In der kritischen Auseinandersetzung mit der kerygmatischen Theologie wird gelegentlich auch der Begriff Kerygma-Theorie verwendet. Dabei geht es darum, vom Kerygma als Kern der Theologie auf dazu notwendig erfüllte Bedingungen zu schließen. Dazu gehört beispielsweise eine auf «alle kerygmatischen Formulierungen» gestützte Annahme, Predigten über die Passion Christi hätten die Existenz einer geschlossenen Leidensgeschichte bereits vor der Niederschrift der Evangelien vorausgesetzt. Ebenfalls hierzu gerechnet werden kann eine Annahme, Theologiegeschichte ließe sich „Mittels des Ausgangspunktes bei Bekenntnisformeln (nach Art des Credo)“ rekonstruieren.
Literatur
- Barwasser 2010 – Carsten Barwasser: Theologie der Kultur und Hermeneutik der Glaubenserfahrung: zur Gottesfrage und Glaubensverantwortung bei Edward Schillebeeckx. In: Religion – Geschichte – Gesellschaft. Lit Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-8258-1564-6.
- Berger 2000 – David Berger (Hrsg.): Der Theologiegeschichtliche Kontext der Enzyklika Humani Generis. In: Die Enzyklika Humani Generis Papst Pius’ XII.: 1950–2000. Geschichte, Doktrin und Aktualität eines prophetischen Lehrschreibens. Mit einem Vorwort von Leo Scheffczyk. Editiones Una Voce, Köln 2000, ISBN 3-926377-24-0. (online unter stjosef.at).
- Rosino Gibellini: Handbuch der Theologie im 20. Jahrhundert. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1995, ISBN 3-7917-1465-1.
- Josef Andreas Jungmann: Die Frohbotschaft und unsere Glaubensverkündigung. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 1936.
- Hugo Rahner: Eine Theologie der Verkündigung. Verlag Herder, Freiburg 1939.
- Werner Schüssler: „Was uns unbedingt angeht“: Studien zur Theologie und Philosophie Paul Tillichs. 3. Auflage. Lit Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-8258-4167-6.
- Paul Tillich: Systematische Theologie. Bd. 1/2, Vernunft und Offenbarung; Sein und Gott; Die Existenz und der Christus. Bd. I/II. De Gruyter, Berlin 1987, ISBN 3-11-011460-7.
Einzelnachweise
- Paul Tillich: Systematische Theologie. Bd. 1/2, Vernunft und Offenbarung; Sein und Gott; Die Existenz und der Christus, Bd. I/II (Gebundene Ausgabe), De Gruyter, Berlin 1987.
- Barwasser 2010, S. 58.
- Martin Kähler: Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche, biblische Christus. A. Deichert'sche Verlagsbuchh. Nachf. (G. Böhme), 1892 (evangelischer-glaube.de [PDF]).
- Roloff 1973 – Jürgen Roloff: Das Rerygma und der irdische Jesus. Historische Motive in den Jesus-Erzählungen der Evangelien, 2. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1973, ISBN 3-525-53532-5. S. 9 f.
- Roloff 1973, S. 11.
- Roloff 1973, S. 18 f.
- Roloff 1973, S. 12.
- Roloff 1973, S. 20 f.
- Werner Schüssler: „Was uns unbedingt angeht“: Studien zur Theologie und Philosophie Paul Tillichs. Lit Verlag, Münster 2004.
- ebenfalls in Barwasser 2010.
- Berger 2000, 2. Kapitel: Die erste Modernismuskrise des 20. Jahrhunderts.
- Berger 2000, Kapitel 3.1: Die zweite Modernismuskrise in Deutschland.
- Gerhard Schneider: Der Weg zum Kreuz. In: A. J. Malherbe, D. P. Moessner (Hrsg.): Jesusüberlieferung und Christologie. Neutestamentliche Aufsätze 1970–1990 (= Supplements to Novum Testamentum. Band LXVII). Brill, Leiden / New York / Kopenhagen / Köln 1992, ISBN 90-04-09555-1, S. 220 f.
- Klaus Berger: Theologiegeschichte des Urchristentums. 2. Auflage. Franke, Tübingen / Basel 1995, S. 4.
Autor: www.NiNa.Az
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Die Kerygmatische Theologie kerygmatisch zur Verkundigung gehorend verkundigend predigend auch Verkundigungstheologie legt den Gehalt der christlichen Botschaft d h des Evangeliums dar MerkmaleDie Kerygmatische Theologie betont die unveranderliche Wahrheit des Kerygmas der Verkundigung der Botschaft gegenuber zeitgenossischen Forderungen die aus einer bestimmten Situation bzw Umstanden entstehen oder Forderungen die der jeweilige Zeitgeist formuliert Damit stellt sich die Kerygmatische Theologie oft gegen eine Anpassung an den Zeitgeist im Gegensatz beispielsweise zum religiosen Nationalismus der Deutschen Christen Die Kerygmatische Theologie unterstellt alles theologische und auch orthodoxe Denken dem Kriterium der Verkundigung Die Verkundigung ist in der Bibel enthalten jedoch nicht mit der Bibel identisch da die Verkundigung ein Ausdruck der klassischen Uberlieferung der christlichen Theologie ist Joseph Jungmann zufolge muss durch Verkundigung das Christentum von einem Gewohnheitschristentum hin zum eigentlichen Kern des Glaubens erst wieder zuruckgebracht werden Diese Forderung betont eine Heilsdimension des christlichen Glaubens In der Theologie muss in diesem Sinne zwischen Wissenschaft und Verkundigung unterschieden werden Dabei handelt es sich um zwei Bereiche die aber aufeinander bezogen sein sollen Kerygmatische Theologie in der protestantischen KircheUrsprung Der Anfang der kerygmatischen Theologie kann 1892 bei einem Vortrag von Martin Kahler vor der Wuppertaler Pastoralkonferenz gesehen werden In diesem Vortrag mit dem Titel Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche biblische Christus wandte sich Kahler gegen historischen Skeptizismus und wechselnde Moden der Leben Jesu Forschung Als Fehler identifiziert Kahler hierin den Versuch der historischen Jesusforschung mit einer Biographie das Werden Christi zu beschreiben Nun versenkt man sich in sein Thun und Lassen man sucht es zu verstehen man verfolgt es in seine Voraussetzungen man versenkt sich in sein Bewusstsein in sein Werden ehe er hervortrat man geleitet den jugendlichen Jesus durch die Klufte und Felder an der Mutter Schoss in des Vaters Werkstatt und in die Synagoge und man ist eben auf dem Holzwege Martin Kahler Dem gegenuber verweist Kahler nun auf einen kerygmatischen Charakter der Evangelien die ihm zufolge an der protokollarischen Tradierung vergangenen Geschehens nicht interessiert seien Nach dem 1 Weltkrieg entwickelte sich eine formgeschichtliche Methode Deren Relevanz konnte durch die Kerygmatheologie erschlossen werden die einen tragfahigen theologischen Ansatz bot der mit der kritischen Haltung der Theologen dieser Zeit vereinbar war Als besonders einflussreicher Theologe dieser Zeit gilt Rudolf Bultmann Wahrend Kahler aber noch Bezug auf die Geschichte Jesu genommen hat war fur Bultmann in dessen konsequenter Kerygmatheologie in diesem Zusammenhang nur noch entscheidend dass der irdische Jesus uberhaupt historisch gewesen ist So sah er auch eine radikale Diskontinuitat zwischen den Worten und Taten Jesu einerseits und der nachosterlichen Verkundigung Christi andererseits Philosophische und Kerygmatische Theologie bei Paul Tillich Paul Tillich Buste Paul Tillich 1886 1965 unterscheidet zwischen der Philosophischen Theologie und der Kerygmatischen Theologie Wichtig ist dass in diesem Zusammenhang der Begriff philosophische Theologie nicht gleichzusetzen ist mit naturlicher Theologie oder philosophischer Gotteslehre Philosophische Theologie bei Tillich bezeichnet eine Theologie die zwar auf dem Kerygma der Botschaft basiert die jedoch den Gehalt des Kerygmas im engen Wechselverhaltnis zur Philosophie begrundet Hingegen unternimmt eine Kerygmatische Theologie nach Tillich den Versuch in systematischer und geordneter Form den Gehalt der christlichen Botschaft darzulegen ohne dabei die Philosophie mit einzubeziehen Laut Tillich bedurfen die philosophische Theologie und die Kerygmatische Theologie einander da etwa die Kerygmatische Theologie philosophische Methoden und Begriffe verwenden muss weil sie ohne ontologische Begrifflichkeit nicht auskommt Ansonsten ware die Kerygmatische Theologie keine Theo logie da der Begriff Theo logie in seinem ersten Wortteil bereits auf das Kerygma hinweist in dem sich Gott offenbart Der zweite Wortteil bezeichnet die Moglichkeit der menschlichen Vernunft diese Botschaft zu empfangen und auszulegen Kerygmatische Theologen Martin Luther und Karl Barth Martin Luther 1529 Bedeutende Beispiele Kerygmatischer Theologie sind die Reformatorische Theologie Martin Luther 1483 1546 Johannes Calvin 1509 1564 und die sogenannte Neureformatorische Theologie von Karl Barth 1886 1968 und dessen Schule In ihrer Zeit wurden sowohl Luther und Calvin wie auch Barth von Orthodoxen massiv angegriffen Daher ist Paul Tillich der Auffassung dass es nicht ganz zutreffend ist Luther orthodox und Barth neuorthodox zu nennen Luther war in Gefahr orthodox zu werden und das Gleiche gilt fur Barth aber sie wollten es beide nicht Beiden geht es ernsthaft darum die ewige Botschaft in Bibel und Tradition wieder zu entdecken und einer entstellten Tradition und einem mechanischen Missbrauch der Bibel entgegenzusetzen Luther kritisierte seinerzeit die Haltung des Vatikans dessen Vorstellung von Heilsstufen und der Vermittlung von Glaubensinhalten Dieser Haltung der romisch katholischen Kirche setzte er die unveranderliche Wahrheit des Kerygmas Verkundigung Botschaft entgegen So betonte Luther die biblischen Kategorien Gnade und Gericht er entdeckte die paulinische Botschaft neu und wies auf die ungleichen Werte der biblischen Bucher hin dies gilt als Kerygmatische Theologie Barth kritisierte hingegen die neuprotestantisch burgerliche Verbindung aus modernem Denken jener Zeit mit der christlichen Botschaft dem Kerygma Dem stellte er das christliche Paradox entgegen zusammen mit seiner Interpretation des Romerbriefs und seiner radikalen Distanzierung von der liberalen Theologie und der historisch kritischen Methode Auch dies gilt als Kerygmatische Theologie Was verbindet Luther und Barth Beide stellten die ewige Wahrheit des Kerygmas der jeweiligen menschlichen Situation und ihren Forderungen gegenuber Dies erzeugte in ihrer Zeit eine prophetische im Tiefsten erschutternde und umwandelnde Gewalt Kerygmatische Theologie in der Katholischen KircheIn den 1930er Jahren wurde in Teilen der katholischen Kirche eine Erfahrungsarmut der Theologie bemangelt da ihr Bezug zur Praxis kirchlicher Verkundigung kaum mehr erkennbar sei Dies war die Grundlage fur das Entstehen der Kerygmatischen Theologie oder Verkundigungstheologie in der katholischen Kirche im deutschsprachigen Raum Dabei entwarfen verschiedene Geistliche ab den 1930er Jahren eine Theologie die sich ganz dem pastoral praktischen Anliegen der Vermittlung zwischen dem Kerygma des Christentums und den Bedurfnissen des Menschen der Gegenwart unter Ausschaltung der scholastischen Theologie widmet Den Grundstein fur diese Kerygmatische Theologie legte Josef Andreas Jungmann 1889 1975 mit seinem 1936 erschienenen Buch Die Frohbotschaft und unsere Glaubensverkundigung Er gilt damit als Vater der und wollte mit dieser Schrift auf die damalige Situation des Christentums reagieren das er als Gewohnheitschristentum empfand und das durch eine erneute Verkundigung wieder zum wesentlichen Kern des Glaubens hingefuhrt werden sollte Daruber hinaus bemuhte sich in der katholischen Kirche Hugo Rahner 1900 1968 mit anderen Theologen seiner Zeit darunter sein Bruder Karl Rahner 1904 1984 um eine Theologie welche sich vollkommen in den Dienst der Verkundigung stellt Seine Vorstellungen und Grundgedanken hierzu veroffentlichte er in seinem Buch Eine Theologie der Verkundigung das 1939 erschien Weitere Vertreter der Kerygmatik waren unter anderen Romano Guardini 1885 1968 und Franz Xaver Arnold 1898 1969 welche die Katechetik in ihrer ursprunglichen Form starken wollten Karl Rahner ging so weit dass er seine gesamte Theologie in den Dienst der Verkundigung stellte so dass bei Rahner die klare Trennung zwischen Schul und Verkundigungstheologie aufgehoben wurde Damit legte Rahner den Grundstein fur eine neue anthropozentrische Theologie sozusagen von unten Dieser Subjektivismus und Anthropozentrismus waren die Ausgangspunkte fur alle weiteren Thesen Karl Rahners die von Papst Pius XII 1876 1958 und dem Heiligen Offizium der Kongregation fur die Glaubenslehre deutlich kritisiert wurden Diese Auspragung der Kerygmatischen Theologie wird seither einerseits positiv beurteilt da sie versuchte die Neuscholastik zu uberwinden Andererseits steht sie in der Kritik da sie die zwei theologischen Bereiche trennen wollte Kerygma TheorieIn der kritischen Auseinandersetzung mit der kerygmatischen Theologie wird gelegentlich auch der Begriff Kerygma Theorie verwendet Dabei geht es darum vom Kerygma als Kern der Theologie auf dazu notwendig erfullte Bedingungen zu schliessen Dazu gehort beispielsweise eine auf alle kerygmatischen Formulierungen gestutzte Annahme Predigten uber die Passion Christi hatten die Existenz einer geschlossenen Leidensgeschichte bereits vor der Niederschrift der Evangelien vorausgesetzt Ebenfalls hierzu gerechnet werden kann eine Annahme Theologiegeschichte liesse sich Mittels des Ausgangspunktes bei Bekenntnisformeln nach Art des Credo rekonstruieren LiteraturBarwasser 2010 Carsten Barwasser Theologie der Kultur und Hermeneutik der Glaubenserfahrung zur Gottesfrage und Glaubensverantwortung bei Edward Schillebeeckx In Religion Geschichte Gesellschaft Lit Verlag Munster 2010 ISBN 978 3 8258 1564 6 Berger 2000 David Berger Hrsg Der Theologiegeschichtliche Kontext der Enzyklika Humani Generis In Die Enzyklika Humani Generis Papst Pius XII 1950 2000 Geschichte Doktrin und Aktualitat eines prophetischen Lehrschreibens Mit einem Vorwort von Leo Scheffczyk Editiones Una Voce Koln 2000 ISBN 3 926377 24 0 online unter stjosef at Rosino Gibellini Handbuch der Theologie im 20 Jahrhundert Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1995 ISBN 3 7917 1465 1 Josef Andreas Jungmann Die Frohbotschaft und unsere Glaubensverkundigung Verlag Friedrich Pustet Regensburg 1936 Hugo Rahner Eine Theologie der Verkundigung Verlag Herder Freiburg 1939 Werner Schussler Was uns unbedingt angeht Studien zur Theologie und Philosophie Paul Tillichs 3 Auflage Lit Verlag Munster 2009 ISBN 978 3 8258 4167 6 Paul Tillich Systematische Theologie Bd 1 2 Vernunft und Offenbarung Sein und Gott Die Existenz und der Christus Bd I II De Gruyter Berlin 1987 ISBN 3 11 011460 7 EinzelnachweisePaul Tillich Systematische Theologie Bd 1 2 Vernunft und Offenbarung Sein und Gott Die Existenz und der Christus Bd I II Gebundene Ausgabe De Gruyter Berlin 1987 Barwasser 2010 S 58 Martin Kahler Der sogenannte historische Jesus und der geschichtliche biblische Christus A Deichert sche Verlagsbuchh Nachf G Bohme 1892 evangelischer glaube de PDF Roloff 1973 Jurgen Roloff Das Rerygma und der irdische Jesus 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