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Der Vicus Mülfort war eine zivile römische Siedlung lat vicus im nördlichen Bereich des heutigen Mönchengladbacher Stadt

Vicus Mülfort

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Vicus Mülfort
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Der Vicus Mülfort war eine zivile römische Siedlung (lat. vicus) im nördlichen Bereich des heutigen Mönchengladbacher Stadtteils Odenkirchen. Sie entstand in der Mitte des 1. Jahrhunderts und wurde 274 n. Chr. von den Franken vollständig zerstört. Mülfort gilt als erste größere Siedlung im heutigen Stadtgebiet von Mönchengladbach.

Das römische Dorf Mülfort

Das Gebiet bei Mülfort wurde schon in der Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhundert durch die Römer erkundet. Dies belegen die Gräber eines römischen Kriegers und einer Frau. In den Gräbern wurden ein zweischneidiges eisernes Schwert und ein hölzerner Schild mit eisernen Beschlägen entdeckt. Der Mann mit dem Schwert kann ein einheimischer Kundschafter vom germanischen Stamm der Ubier gewesen sein, die durch die mit ihnen befreundeten Römer vom rechten Rheinufer auf das linke umgesiedelt wurden. Das Motiv für die Gründung Mülforts war der Bau einer wichtigen Straßenverbindung von der Maas, südlich von Roermond, nach Neuss (Novaesium), einem der ersten Römerlager am Rhein. Die Straße entstand 20 v. Chr. Später kamen vermutlich wichtige Römerstraßen aus Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) und über Umwege Xanten (Colonia Ulpia Traiana) dazu, die dieses strategisch wichtige Nadelöhr über die Niers und das sumpfige undurchdringbare Gelände abseits vom Rhein und Maas nutzten.

Die genaue Stelle der Furt (Überquerung), über die Niers, ist unbekannt. Nach neuesten Funden geht man von einem Standort in unmittelbarer Nähe der heutigen Brücke aus. Dort hat man römische Uferbefestigungen gefunden, die darauf zurückzuführen sind.

Keltisches Siedlungsgebiet an der Niers zwischen Wanlo und Schloss Rheydt

Wichtig ist festzuhalten, dass schon vor dem Bau der römischen Straße und der Gründung des römischen Vicus hier eine große Anzahl von Kelten gelebt haben. Anscheinend war die Engstelle der Niers und das etwas hügelige, recht fruchtbare Land östlich des Flusses ein idealer Siedlungspunkt für die Kelten. Im direkten Umfeld des Vicus, etwas südlich liegend, ist im Jahr 2008 eine große Anzahl keltischer Siedlungsspuren, aus dem Zeitraum 350 bis 150 v. Chr. gefunden wurden. Ein weiterer, sehr bedeutender Fund, wurde 2013, zwei Kilometer nördlich an der Niers, bei Schloss Rheydt gemacht. Dort wurden bis zu 13.000 Jahre alte Siedlungsspuren, aus der Altsteinzeit und neueren Epochen bis hin zur Römerzeit, gemacht. Zusammen mit weiteren Funden in Wanlo, Wickrathberg, Sasserath, , Giesenkirchen und Schloss Rheydt kann man hier von einem sehr dichten Siedlungsgebiet der Kelten, östlich der Niers, sprechen.

Man kann davon ausgehen, dass bis 19/18 v. Chr. im Umfeld des Vicus die keltischen Eburonen lebten. Einige Funde im Umfeld des Vicus sowie im benachbarten Giesenkirchen zwei Siedlungsstellen der Kelten, deuten darauf hin. Dagegen werden die keltischen Funde, einige Kilometer nordwestlich, im Hardterwald, dem keltischen Stamm der Usipeter zuzurechnen. Ob die Eburonen schon immer hier lebten ist aber unbekannt.

Vicus Mülfort (≈50 n. Chr. bis 352 n. Chr.)

Der lateinische Name für diesen Vicus ist nicht überliefert. In der Regel hatte ein kleiner Vicus keinen bedeutenden Namen.

Vermutlich war Mülfort eine verkehrstechnisch bedeutende Raststation und Pferdewechselstation. Hier lebten Händler und vor allem Handwerker. So wurden Töpfereien, befestigte Getreidespeicher sowie drei Weihedenkmäler für den römischen Gott Jupiter (Jupitergigantensäulen) in Mülfort gefunden. Im Umfeld von Mülfort existierten einige Bauernhöfe (Villa rustica), die aber mit dem sandigen Boden der Gegend schwer zu kämpfen hatten. Dies alles diente der Versorgung sowohl der Bevölkerung als auch der römischen Soldaten am Rhein. Töpfereierzeugnisse aus Mülfort wurden in Funden in Heinsberg, Erkelenz und Wachtendonk entdeckt.

Im Gebiet des Vicus Mülfort lebte seit der Vernichtung der Kelten, die hauptsächlich auf der linken Rheinseite bis nach Belgien und in der Eifel lebten, der um 19/18 v. Chr. von den Römern unter Agrippa angesiedelte germanische Stamm der Ubier. Diese hatten mit Caesar einen Friedensvertrag abgeschlossen und wurden aus ihrem eigentlichen Siedlungsgebiet auf der rechten Rheinseite (Germania magna), das von der Sieg über die Lahn bis zum unteren Main reichte, in das linksrheinische Gebiet (Germania inferior) um Gelduba (heute Krefeld-Gellep-Stratum) und Tolbiacum (heute Zülpich) umgesiedelt.

Im 2. Jahrhundert n. Chr. war das Straßendorf etwa einen Kilometer lang und es lebten mehrere hundert Menschen dort.

In der direkten Umgebung vom Vicus existierten zahlreiche Höfe. Im 2. Jahrhundert spricht man von 50 Hofstellen. So wurden im heutigen Rheydt im Umfeld der Oberhydener Straße, Keplerstraße, Wilhelm-Strauß-Straße und Geneickener Straße sowie in Genhülsen, Giesenkirchen und Beckrath Reste von römischen Bauernhöfe gefunden. Dort wurde Spelzweizen wie Emmer, Einkorn und Dinkel sowie Saatweizen angebaut. Dazu kamen auch Roggen und Gerste sowie Hülsenfrüchte wie Erbse, Linse und Feldbohne. Auf den Weiden war vor allem das Rind, die Nahrungsquelle der Menschen in der Gegend. Hinzu kam, nur im Herbst, das Schwein auf den Teller der Römer. Schafe wurden wegen ihrer Wolle und für die Milch- und Käseproduktion gehalten.

Am Ende des 2. Jahrhunderts litt das gesamte Römische Reich unter einer Wirtschaftskrise, auch Germania inferior und der Vicus Mülfort. Er wurde kleiner und hatte nur noch eine Länge von 400 Metern. Das Klima am Niederrhein verschlechterte sich und die sandigen Böden am Niederrhein wurden immer unfruchtbarer.

Mülfort wurde 274 n. Chr. von den Franken überfallen. Alle Siedlungsstellen und alle Bauernhöfe, nicht nur im Umfeld von Mülfort, sondern fast überall am Niederrhein, wurden von den Franken überrannt, ausgeplündert und zerstört.

Man versuchte in den Jahren danach trotzdem noch im Umland von Mülfort einzelne Bauernhöfe aufzubauen, aber spätestens 352 n. Chr. wurden die Römer durch den zweiten Frankeneinfall endgültig aus Mülfort und dem gesamten Gebiet Germania inferior vertrieben.

Das Gebiet war danach wohl für mehrere Jahrhunderte nicht mehr bewohnt. Erst um 800 n. Chr. entstand eine Sachsenkolonie unter Karl dem Großen einige Kilometer südlich von Mülfort bei Odenkirchen-Sasserrath sowie das heutige Mönchengladbach im Umfeld des Abteiberges am Fluss Gladbach.

Römische Straßenverbindungen

Durch Mülfort verliefen im Laufe der Zeit einige wichtige Straßenverbindungen. So konnten die Römer von hier aus unbeschadet von Neuss (Novaesium) in Richtung Melick an der Roer (Mederiacum) und weiter an der westlichen Seite der Maas nach Maastricht und Tongern. So konnten relativ sicher Truppen und Waren schnell vom römischen Galien zu den Römerlagern am Rhein gelangen. Die Straßenverbindung war 6 bis 7,5 Meter breit, mit Sand befestigt und besaß auf beiden Seiten einen Wassergraben. Es sind Reste des römischen Straßenbaus in Geistenbeck, Hockstein, Rheindahlen, Beeck und Arsbeck gefunden worden.

Des Weiteren vermutet man weitere Straßenverbindungen:

  • Nach Nijmegen: Über Dülken (Villa rustica), Breyell, Venlo (Sablones) über die Maas nach Blerick (Blariacum) und dann auf der Römerstraße von Maastricht nach Nijmegen (Ulpia Noviomagus Batavorum)
  • Nach Xanten: Über Viersen (Villa rustica), Wankum, Pont (Vicus, bei Geldern), Sonsbeck nach Xanten (Colonia Ulpia Traiana) und dem benachbarten Römerlager Vetera II oder (eher vermutlich) über Rheindahlen-Broich bzw. Rickelrath, Leloh, Dülken (Villa rustica)
  • Nach Köln: Über Jüchen (Mehrere Villa rustica), Grevenbroich (Elfgen), Stommeln, Pulheim nach Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium). Eine Furt oder gar eine Brücke bei Grevenbroich wird aber wissenschaftlich nur vermutet.
  • Nach Jülich: Über Hochneukirch (Villa rustica), Titz nach Jülich (Iuliacum)

Spuren der Römerzeit

Einheimischen fällt bei dem Begriff „Römer in Mönchengladbach“ sofort die Hochhaussiedlung Römerbrunnen ein, die aber in Wirklichkeit nur am östlichen Rand des Vicus Mülfort lag und bis auf eine Nachahmung eines Römerbrunnens, der vor einem der Hochhäuser steht, nichts mit den historischen Gegebenheiten zu tun hat. Anders sieht es in Mülfort, im Umfeld der Dorfstraße und Altmülfort, aus. Hier deutet der Straßennamen „Am Römerlager“ auf ein Militärlager der Römer hin, was der Vicus aber nie war. Im Umfeld dieser Straßen haben Archäologen zahlreiche römische Funde gemacht. Auch die Straße „Grüner Weg“ etwas südlich von Mülfort, der heute wie eine Landwehr aussieht, dürfte ein Teil der wichtigen Römerstraße nach Neuss gewesen sein. Der kleine asphaltierte Feldweg „Beller Feld“ oder „Eickeshecker Weg“ dürfte die römische Straße in Richtung Köln sein. Wie exakt die römischen Straßen aber genau verliefen, ist bis auf ein paar Stellen in Mülfort sowie Einzelfunde in Giesenkirchen, Rheindahlen und Hockstein leider nicht eindeutig nachvollziehbar. Sichtbare Funde und Hinweise sind in Mülfort nicht zu erkennen.

Historische Bedeutung des Vicus Mülfort

Das Bodendenkmal „Römischer Vicus Mülfort“ ist bedeutend für die Geschichte von Mönchengladbach sowie für die Region Niederrhein. Der Vicus repräsentiert einen herausragenden und im Rheinland seltenen Typ einer römischen, dorfähnlichen Siedlung.

Siehe auch

  • Liste der römischen vici in Niedergermanien

Literatur

  • Clive Bridger: Klein und dennoch auffindbar. Fünf Gemmen vom Niederrhein. In: Archäologie im Rheinland 2006. Köln 2007, S. 124–126.
  • Christina Erkelenz: Die römischen Nekropolen des vicus Mönchengladbach Rheydt-Mülfort. VML Verlag Marie Leidorf, Rhaden/Westfalen 2012.
  • Dieter Hupka: Die römischen Siedlungsfunde, gewerblichen Reste und Straßenbefunde in Mönchengladbach-Mülfort. Dissertation, Universität zu Köln, Köln 2015. (Digitalisat)
  • Wolfgang Löhr (Hrsg.): Loca Desiderata, Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Band 1. Rheinland-Verlag- und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland, Abtei Brauweiler, Pulheim 1994, ISBN 3-7927-1375-6. 
  • Wolfgang Löhr (Hrsg.): Kleine Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Pustet, Regensburg, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2226-9. 
  • Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Bodendenkmalblatt MG 057, Ortsarchiv-Nr. 1895 195. 2007. 
  • Claus Weber: Römische Töpferöfen in Mönchengladbach-Mülfort. In: Archäologie im Rheinland 1992. Köln 1993, S. 63–65.
  • Ursula Maier-Weber, Claus Weber: Ausgrabung im Museum. Neues vom römischen Gräberfeld in Mülfort. In: Archäologie im Rheinland 1994. Köln 1995, S. 80–83.

Weblinks

  • Mülfort - eine Fundgrube für die Archäologen. Rheinische Post Online

Einzelnachweise

  1. Michael Gechter: Mönchengladbach in römischer Zeit. In: Wolfgang Löhr (Hrsg.): Loca Desiderata, Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Band 1. Rheinland-Verlag- und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland, Abtei Brauweiler, Pulheim 1994, ISBN 3-7927-1375-6, S. 257–258. 
  2. Wolfgang Löhr (Hrsg.): Kleine Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2226-9, S. 14. 
  3. Wolfgang Löhr (Hrsg.): Kleine Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Pustet, Regensburg 2009, ISBN 978-3-7917-2226-9, S. 15. 
  4. Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Bodendenkmalblatt MG 057, Ortsarchiv-Nr. 1895 195. 2007. 
  5. Spektakuläre Funde an Schloß Rheydt. Rheinische Post
  6. Michael Gechter: Mönchengladbach in römischer Zeit. In: Wolfgang Löhr (Hrsg.): Loca Desiderata, Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Band 1. Rheinland-Verlag- und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland, Abtei Brauweiler, Pulheim 1994, ISBN 3-7927-1375-6, S. 236. 
  7. Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Bodendenkmalblatt MG 057, Ortsarchiv-Nr. 1895 195. 2007. 
  8. Michael Gechter: Mönchengladbach in römischer Zeit. In: Wolfgang Löhr (Hrsg.): Loca Desiderata, Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Band 1. Rheinland-Verlag- und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland, Abtei Brauweiler, Pulheim 1994, ISBN 3-7927-1375-6, S. 254. 
  9. Michael Gechter: Mönchengladbach in römischer Zeit. In: Wolfgang Löhr (Hrsg.): Loca Desiderata, Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Band 1. Rheinland-Verlag- und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland, Abtei Brauweiler, Pulheim 1994, ISBN 3-7927-1375-6, S. 248–249. 
  10. Michael Gechter: Mönchengladbach in römischer Zeit. In: Wolfgang Löhr (Hrsg.): Loca Desiderata, Mönchengladbacher Stadtgeschichte. Band 1. Rheinland-Verlag- und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland, Abtei Brauweiler, Pulheim 1994, ISBN 3-7927-1375-6, S. 247. 

51.149986.4580512Koordinaten: 51° 8′ 59,93″ N, 6° 27′ 28,98″ O

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 21 Jul 2025 / 07:42

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Der Vicus Mulfort war eine zivile romische Siedlung lat vicus im nordlichen Bereich des heutigen Monchengladbacher Stadtteils Odenkirchen Sie entstand in der Mitte des 1 Jahrhunderts und wurde 274 n Chr von den Franken vollstandig zerstort Mulfort gilt als erste grossere Siedlung im heutigen Stadtgebiet von Monchengladbach Das romische Dorf MulfortUbersichtskarte vom Vicus Mulfort 1 3 Jhr n Chr Umfeld des Vicus Mulfort 1 3 Jhr n Chr Das Gebiet bei Mulfort wurde schon in der Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhundert durch die Romer erkundet Dies belegen die Graber eines romischen Kriegers und einer Frau In den Grabern wurden ein zweischneidiges eisernes Schwert und ein holzerner Schild mit eisernen Beschlagen entdeckt Der Mann mit dem Schwert kann ein einheimischer Kundschafter vom germanischen Stamm der Ubier gewesen sein die durch die mit ihnen befreundeten Romer vom rechten Rheinufer auf das linke umgesiedelt wurden Das Motiv fur die Grundung Mulforts war der Bau einer wichtigen Strassenverbindung von der Maas sudlich von Roermond nach Neuss Novaesium einem der ersten Romerlager am Rhein Die Strasse entstand 20 v Chr Spater kamen vermutlich wichtige Romerstrassen aus Koln Colonia Claudia Ara Agrippinensium und uber Umwege Xanten Colonia Ulpia Traiana dazu die dieses strategisch wichtige Nadelohr uber die Niers und das sumpfige undurchdringbare Gelande abseits vom Rhein und Maas nutzten Die genaue Stelle der Furt Uberquerung uber die Niers ist unbekannt Nach neuesten Funden geht man von einem Standort in unmittelbarer Nahe der heutigen Brucke aus Dort hat man romische Uferbefestigungen gefunden die darauf zuruckzufuhren sind Keltisches Siedlungsgebiet an der Niers zwischen Wanlo und Schloss RheydtWichtig ist festzuhalten dass schon vor dem Bau der romischen Strasse und der Grundung des romischen Vicus hier eine grosse Anzahl von Kelten gelebt haben Anscheinend war die Engstelle der Niers und das etwas hugelige recht fruchtbare Land ostlich des Flusses ein 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lebten ist aber unbekannt Vicus Mulfort 50 n Chr bis 352 n Chr Der lateinische Name fur diesen Vicus ist nicht uberliefert In der Regel hatte ein kleiner Vicus keinen bedeutenden Namen Einer von drei erhaltenen romischen Ziegelstempeln aus Mulfort Vermutlich war Mulfort eine verkehrstechnisch bedeutende Raststation und Pferdewechselstation Hier lebten Handler und vor allem Handwerker So wurden Topfereien befestigte Getreidespeicher sowie drei Weihedenkmaler fur den romischen Gott Jupiter Jupitergigantensaulen in Mulfort gefunden Im Umfeld von Mulfort existierten einige Bauernhofe Villa rustica die aber mit dem sandigen Boden der Gegend schwer zu kampfen hatten Dies alles diente der Versorgung sowohl der Bevolkerung als auch der romischen Soldaten am Rhein Topfereierzeugnisse aus Mulfort wurden in Funden in Heinsberg Erkelenz und Wachtendonk entdeckt Im Gebiet des Vicus Mulfort lebte seit der Vernichtung der Kelten die hauptsachlich auf der linken Rheinseite bis nach Belgien und in der Eifel lebten der um 19 18 v Chr von den Romern unter Agrippa angesiedelte germanische Stamm der Ubier Diese hatten mit Caesar einen Friedensvertrag abgeschlossen und wurden aus ihrem eigentlichen Siedlungsgebiet auf der rechten Rheinseite Germania magna das von der Sieg uber die Lahn bis zum unteren Main reichte in das linksrheinische Gebiet Germania inferior um Gelduba heute Krefeld Gellep Stratum und Tolbiacum heute Zulpich umgesiedelt Im 2 Jahrhundert n Chr war das Strassendorf etwa einen Kilometer lang und es lebten mehrere hundert Menschen dort In der direkten Umgebung vom Vicus existierten zahlreiche Hofe Im 2 Jahrhundert spricht man von 50 Hofstellen So wurden im heutigen Rheydt im Umfeld der Oberhydener Strasse Keplerstrasse Wilhelm Strauss Strasse und Geneickener Strasse sowie in Genhulsen Giesenkirchen und Beckrath Reste von romischen Bauernhofe gefunden Dort wurde Spelzweizen wie Emmer Einkorn und Dinkel sowie Saatweizen angebaut Dazu kamen auch Roggen und Gerste sowie Hulsenfruchte wie Erbse Linse und Feldbohne Auf den Weiden war vor allem das Rind die Nahrungsquelle der Menschen in der Gegend Hinzu kam nur im Herbst das Schwein auf den Teller der Romer Schafe wurden wegen ihrer Wolle und fur die Milch und Kaseproduktion gehalten Am Ende des 2 Jahrhunderts litt das gesamte Romische Reich unter einer Wirtschaftskrise auch Germania inferior und der Vicus Mulfort Er wurde kleiner und hatte nur noch eine Lange von 400 Metern Das Klima am Niederrhein verschlechterte sich und die sandigen Boden am Niederrhein wurden immer unfruchtbarer Mulfort wurde 274 n Chr von den Franken uberfallen Alle Siedlungsstellen und alle Bauernhofe nicht nur im Umfeld von Mulfort sondern fast uberall am Niederrhein wurden von den Franken uberrannt ausgeplundert und zerstort Man versuchte in den Jahren danach trotzdem noch im Umland von Mulfort einzelne Bauernhofe aufzubauen aber spatestens 352 n Chr wurden die Romer durch den zweiten Frankeneinfall endgultig aus Mulfort und dem gesamten Gebiet Germania inferior vertrieben Das Gebiet war danach wohl fur mehrere Jahrhunderte nicht mehr bewohnt Erst um 800 n Chr entstand eine Sachsenkolonie unter Karl dem Grossen einige Kilometer sudlich von Mulfort bei Odenkirchen Sasserrath sowie das heutige Monchengladbach im Umfeld des Abteiberges am Fluss Gladbach Romische StrassenverbindungenDurch Mulfort verliefen im Laufe der Zeit einige wichtige Strassenverbindungen So konnten die Romer von hier aus unbeschadet von Neuss Novaesium in Richtung Melick an der Roer Mederiacum und weiter an der westlichen Seite der Maas nach Maastricht und Tongern So konnten relativ sicher Truppen und Waren schnell vom romischen Galien zu den Romerlagern am Rhein gelangen Die Strassenverbindung war 6 bis 7 5 Meter breit mit Sand befestigt und besass auf beiden Seiten einen Wassergraben Es sind Reste des romischen Strassenbaus in Geistenbeck Hockstein Rheindahlen Beeck und Arsbeck gefunden worden Des Weiteren vermutet man weitere Strassenverbindungen Nach Nijmegen Uber Dulken Villa rustica Breyell Venlo Sablones uber die Maas nach Blerick Blariacum und dann auf der Romerstrasse von Maastricht nach Nijmegen Ulpia Noviomagus Batavorum Nach Xanten Uber Viersen Villa rustica Wankum Pont Vicus bei Geldern Sonsbeck nach Xanten Colonia Ulpia Traiana und dem benachbarten Romerlager Vetera II oder eher vermutlich uber Rheindahlen Broich bzw Rickelrath Leloh Dulken Villa rustica Nach Koln Uber Juchen Mehrere Villa rustica Grevenbroich Elfgen Stommeln Pulheim nach Koln Colonia Claudia Ara Agrippinensium Eine Furt oder gar eine Brucke bei Grevenbroich wird aber wissenschaftlich nur vermutet Nach Julich Uber Hochneukirch Villa rustica Titz nach Julich Iuliacum Spuren der RomerzeitEinheimischen fallt bei dem Begriff Romer in Monchengladbach sofort die Hochhaussiedlung Romerbrunnen ein die aber in Wirklichkeit nur am ostlichen Rand des Vicus Mulfort lag und bis auf eine Nachahmung eines Romerbrunnens der vor einem der Hochhauser steht nichts mit den historischen Gegebenheiten zu tun hat Anders sieht es in Mulfort im Umfeld der Dorfstrasse und Altmulfort aus Hier deutet der Strassennamen Am Romerlager auf ein Militarlager der Romer hin was der Vicus aber nie war Im Umfeld dieser Strassen haben Archaologen zahlreiche romische Funde gemacht Auch die Strasse Gruner Weg etwas sudlich von Mulfort der heute wie eine Landwehr aussieht durfte ein Teil der wichtigen Romerstrasse nach Neuss gewesen sein Der kleine asphaltierte Feldweg Beller Feld oder Eickeshecker Weg durfte die romische Strasse in Richtung Koln sein Wie exakt die romischen Strassen aber genau verliefen ist bis auf ein paar Stellen in Mulfort sowie Einzelfunde in Giesenkirchen Rheindahlen und Hockstein leider nicht eindeutig nachvollziehbar Sichtbare Funde und Hinweise sind in Mulfort nicht zu erkennen Historische Bedeutung des Vicus MulfortDas Bodendenkmal Romischer Vicus Mulfort ist bedeutend fur die Geschichte von Monchengladbach sowie fur die Region Niederrhein Der Vicus reprasentiert einen herausragenden und im Rheinland seltenen Typ einer romischen dorfahnlichen Siedlung Siehe auchListe der romischen vici in NiedergermanienLiteraturClive Bridger Klein und dennoch auffindbar Funf Gemmen vom Niederrhein In Archaologie im Rheinland 2006 Koln 2007 S 124 126 Christina Erkelenz Die romischen Nekropolen des vicus Monchengladbach Rheydt Mulfort VML Verlag Marie Leidorf Rhaden Westfalen 2012 Dieter Hupka Die romischen Siedlungsfunde gewerblichen Reste und Strassenbefunde in Monchengladbach Mulfort Dissertation Universitat zu Koln Koln 2015 Digitalisat Wolfgang Lohr Hrsg Loca Desiderata Monchengladbacher Stadtgeschichte Band 1 Rheinland Verlag und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland Abtei Brauweiler Pulheim 1994 ISBN 3 7927 1375 6 Wolfgang Lohr Hrsg Kleine Monchengladbacher Stadtgeschichte Pustet Regensburg Regensburg 2009 ISBN 978 3 7917 2226 9 Landschaftsverband Rheinland Hrsg Bodendenkmalblatt MG 057 Ortsarchiv Nr 1895 195 2007 Claus Weber Romische Topferofen in Monchengladbach Mulfort In Archaologie im Rheinland 1992 Koln 1993 S 63 65 Ursula Maier Weber Claus Weber Ausgrabung im Museum Neues vom romischen Graberfeld in Mulfort In Archaologie im Rheinland 1994 Koln 1995 S 80 83 WeblinksMulfort eine Fundgrube fur die Archaologen Rheinische Post OnlineEinzelnachweiseMichael Gechter Monchengladbach in romischer Zeit In Wolfgang Lohr Hrsg Loca Desiderata Monchengladbacher Stadtgeschichte Band 1 Rheinland Verlag und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland Abtei Brauweiler Pulheim 1994 ISBN 3 7927 1375 6 S 257 258 Wolfgang Lohr Hrsg Kleine Monchengladbacher Stadtgeschichte Pustet Regensburg 2009 ISBN 978 3 7917 2226 9 S 14 Wolfgang Lohr Hrsg Kleine Monchengladbacher Stadtgeschichte Pustet Regensburg 2009 ISBN 978 3 7917 2226 9 S 15 Landschaftsverband Rheinland Hrsg Bodendenkmalblatt MG 057 Ortsarchiv Nr 1895 195 2007 Spektakulare Funde an Schloss Rheydt Rheinische Post Michael Gechter Monchengladbach in romischer Zeit In Wolfgang Lohr Hrsg Loca Desiderata Monchengladbacher Stadtgeschichte Band 1 Rheinland Verlag und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland Abtei Brauweiler Pulheim 1994 ISBN 3 7927 1375 6 S 236 Landschaftsverband Rheinland Hrsg Bodendenkmalblatt MG 057 Ortsarchiv Nr 1895 195 2007 Michael Gechter Monchengladbach in romischer Zeit In Wolfgang Lohr Hrsg Loca Desiderata Monchengladbacher Stadtgeschichte Band 1 Rheinland Verlag und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland Abtei Brauweiler Pulheim 1994 ISBN 3 7927 1375 6 S 254 Michael Gechter Monchengladbach in romischer Zeit In Wolfgang Lohr Hrsg Loca Desiderata Monchengladbacher Stadtgeschichte Band 1 Rheinland Verlag und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland Abtei Brauweiler Pulheim 1994 ISBN 3 7927 1375 6 S 248 249 Michael Gechter Monchengladbach in romischer Zeit In Wolfgang Lohr Hrsg Loca Desiderata Monchengladbacher Stadtgeschichte Band 1 Rheinland Verlag und Betriebsgesellschaft des Landschaftsverbandes Rheinland Abtei Brauweiler Pulheim 1994 ISBN 3 7927 1375 6 S 247 51 14998 6 4580512 Koordinaten 51 8 59 93 N 6 27 28 98 O

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