Johann Heinrich Dietrich Schäfer 16 Mai 1845 in Bremen 12 Januar 1929 in Steglitz war ein deutscher Historiker Dietrich
Dietrich Schäfer

Johann Heinrich Dietrich Schäfer (* 16. Mai 1845 in Bremen; † 12. Januar 1929 in Steglitz) war ein deutscher Historiker.
Leben
Ausbildung
Dietrich Schäfer war der Sohn eines Hafenarbeiters in Bremen und wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. In seinem Buch Mein Leben von 1926 berichtet er eindrucksvoll über seine Jugendzeit. Er absolvierte die Volksschule, besuchte dann das Bremer Lehrerseminar und bestand 1865 die 2. Lehrerprüfung mit Auszeichnung. Mit finanzieller Förderung durch den Gründer des Norddeutschen Lloyd, den Reeder H. H. Meier, studierte er seit 1868 vorwiegend Geschichte an den Universitäten Jena, Heidelberg und Göttingen. 1870/71 nahm er am Deutsch-Französischen Krieg als Soldat teil. 1872 wurde er in Göttingen zum Dr. phil. promoviert.
Beruf und Berufung
Von 1872 bis 1876 unterrichtete Schäfer an der Hauptschule in Bremen. Seit 1876 gab er für den Hansischen Geschichtsverein die Hanserezesse heraus, von denen bis 1913 neun Bände erschienen.
1877 wurde Schäfer Honorarprofessor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Jena. 1885 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Breslau, 1888 an der Universität Tübingen und 1896 an der Universität Heidelberg. Von 1899 bis 1902 nahm er das Mandat der Universität Heidelberg als deren Vertreter in der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung wahr. Schäfer wurde 1903 als Nachfolger von Paul Scheffer-Boichorst an die Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin berufen, wo er bis 1921 lehrte.
1894 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt. 1903 wurde er zudem ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und 1908 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Schäfers Hauptwerk ist die Deutsche Geschichte in zwei Bänden, die ab 1904 erschien und, oft nachgedruckt bis in die 1920er Jahre, in deutschnational eingestellten bürgerlichen Haushalten häufig gelesen wurde.
Schäfer war seit 1894 korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands. Von 1900 bis 1902 war er Vorsitzender des Historikerverbandes.
Politische Einstellung
Schäfer war ein Schüler von Heinrich von Treitschke, teilte mit diesem antisemitische Auffassungen und verstand sich als Erzieher des deutschen Volkes. 1908 verhinderte er mit einem antisemitischen Gutachten die Berufung Georg Simmels an die Heidelberger Universität. Er war seit Gründung Mitglied des Alldeutschen Verbandes, in der wilhelminischen Flottenpolitik sowie der Kolonial- und Ostpolitik. Von seinen Gegnern wurde er wegen seines publizistischen Engagements für die deutsche Flottenpolitik auch „Flottenschäfer“ genannt. Während des Ersten Weltkrieges unterstützte er den uneingeschränkten U-Boot-Krieg publizistisch; für ihn kam nur ein Siegfrieden in Betracht. 1914 gehörte er zu den Unterzeichnern der Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches. Er war seit Sommer 1915 der Leiter des Unabhängigen Ausschusses für einen deutschen Frieden, der sich auch viele Unterzeichner der Seeberg-Adresse (um Reinhold Seeberg) anschlossen und die in deren Sinn gegen die Politik eines Ausgleichsfriedens von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg war. Der Gruppe gehörten unter anderem Eduard Meyer, Wolfgang Kapp und Max von Gruber an. Sie veröffentlichten 1916/17 in unregelmäßigen Abständen Mitteilungen des Unabhängigen Ausschusses, ab April 1917 die einflussreichere Zeitschrift Deutschlands Erneuerung mit 3.500 Abonnenten im Sommer 1917 (Herausgeber von Gruber, Schäfer, Seeberg, Georg von Below und Houston Stewart Chamberlain, Kapp und der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes Heinrich Claß) und am 23. August 1916 einen Aufruf an das Deutsche Volk, den 25 Professoren unterschrieben (neben Schäfer, Seeberg, von Gruber und Meyer unter anderem Otto von Gierke und Wilhelm Wundt) und in dem Eroberungsziele genannt wurden. Der Unabhängige Ausschuss hatte lokale Ausschüsse unter anderem in Düsseldorf, Kassel und München und bestand bis 1918. Schäfer gehörte mit den Professoren von Below, Eduard Meyer und von Gruber auch im August 1917 zu den Gründern der Deutschen Vaterlandspartei (DVLP).
Schäfers chauvinistische Auffassungen führten dazu, dass die Nationalsozialisten den 1929 verstorbenen Historiker als einen ihrer Vorkämpfer betrachteten. Beispielsweise benannten sie die Friedrichstraße in Berlin-Steglitz 1934 in Dietrich-Schäfer-Weg um, was in den 1980er Jahren zu einem jahrelangen (Wieder-)Umbenennungsstreit führte. Der Streit endete erst 1992 mit der Umbenennung in Carl-Heinrich-Becker-Weg.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in der Sowjetischen Besatzungszone der Aufsatzband Preußen, Deutschlands Vergangenheit und Deutschlands Zukunft (vier Aufsätze von Schäfer u. a.; Hobbing, Berlin 1916) sowie Schäfers Schriften Staat und Welt (Elsner, Berlin 1923) und Osteuropa und wir Deutschen (Elsner, Berlin 1924) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.
Familie
Schäfers Tochter Anne (1878–1957) arbeitete bis zu ihrer Heirat mit dem Physiker Alfred Kalähne als seine Privatsekretärin und wurde später Abgeordnete im Danziger Volkstag.
Schriften (Auswahl)
- Dänische Annalen und Chroniken von der Mitte des 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Mit Berücksichtigung ihres Verhältnisses zu schwedischen und deutschen Geschichtswerken. Kritisch untersucht. Hahn’sche Hofbuchhandlung, Hannover 1872 (Universität Göttingen, Dissertation, 1872). BSB München.
- Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark Hansische Geschichte bis 1376. Gustav Fischer, Jena 1879. Google.
- Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark hansische Geschichte bis 1376. Gekrönte Preisschrift. Gustav Fischer, Jena 1879. BSB München.
- Deutsches Nationalbewußtsein im Licht der Geschichte. Akademische Anbtrittsrede. Gustav Fischer, Jena 1884. SLUB.
- Das eigentliche Arbeitsgebiet der Geschichte. Akademische Antrittsrede gehalten den 25. Oktober 1888. Gustav Fischer, Jena 1888. Google.
- Geschichte und Kulturgeschichte. Eine Erwiderung. Gustav Fischer, Jena 1891. Archive.org.
- Festrede gehalten zur Bismarckfeier in Tübingen am 1. April 1895. Armbruster & Riecker, Tübingen 1895.
- Festreden zu der von der Stadt Heidelberg veranstalteten hundertjährigen Gedenkfeier des Geburtstags Kaiser Wilhelms I. am 22. März 1897. Hörning, Heidelberg 1897.
- Deutschland zur See. Eine historisch-politische Betrachtung. Gustav Fischer, Jena 1897.
- Was lehrt uns die Geschichte über die Bedeutung der Seemacht für Deutschlands Gegenwart? Vortrag gehalten im Auftrage der Freien Vereinigung für Flottenvorträge. Lehmann, München 1900. Polona.
- Die Hanse. Velhagen & Klasing, Bielefeld 1903. Historische Drucke Münster.
- Weltgeschichte der Neuzeit. E. S. Mittler, Berlin 1907 (11. Aufl. 1922).
- Weltgeschichte der Neuzeit. Band 1: Von der Reformations- und der Entdeckungszeit bis zum Siebenjährigen Kriege.
- Weltgeschichte der Neuzeit. Band 2: Vom Ende des Siebenjährigen Krieges bis zur Gegenwart.
- Deutsche Geschichte. 2 Bände. Gustav Fischer, Jena 1910. Archive.org. Band 1; Archive.org. Band 2.
- Kolonialgeschichte, 3., rev. und bis auf die Gegenwart fortgeführte Aufl. Göschen, Leipzig 1910 (= Sammlung Göschen, Band 156). Universität Bremen.
- Was bedeutet dem Deutschen sein Reich? Deutsche Kanzlei, Berlin 1912 (= Deutsch-akademische Schriften, Band 2).
- Aufsätze, Vorträge und Reden. 2 Bände. Gustav Fischer, Jena 1913.
- Die deutsche Hanse. Velhagen & Klasing, Bielefeld 1914. Polona.
- Sein oder Nichtsein? Des Deutschen Reiches Schicksalsstunde. 5. Aufl. Verlag Kameradschaft, Berlin 1914.
- Das deutsche Volk und der Osten. Vortrag gehalten in der Gehe-Stiftung zu Dresden am 6. Februar 1915. Teubner, Leipzig 1915. Polona.
- Unser Volk inmitten der Mächte. Ansprache von Professor Dr. Dietrich Schäfer in einer Versammlung deutscher Vertrauensmänner am 20. Juni 1915 in Berlin. Alldeutscher Verband, Berlin 1915. Staatsbibliothek zu Berlin.
- Das Gebot der Stunde. An die Mitglieder des Deutschen Reichstages. Brückmann, Berlin 1916.
- Durch Deutschen Sieg zum Deutschen Frieden. Fünf Reden zur Lage gehalten am 19. Januar 1917 in der Versammlung des „Unabhängigen Ausschusses für einen Deutschen Frieden“ im Sitzungssaale des Abgeordnetenhauses zu Berlin. Curtius, Berlin 1917.
- Bismarck. Ein Bild seines Lebens und Wirkens. 2 Bände. Hobbing, Berlin 1917. Band 1, Archive.org; Band 2, Archive.org;
- Bismarck. Ein Bild seines Lebens und Wirkens. Mit sechs Bildnistafeln in Lichtdruck und Textzeichnungen von Arthur Kampf. 13.–16. Tsd. Hobbing, Berlin 1922.
- Das Reich als Republik. Deutschland und Preußen. Vossische Buchhandlung, Berlin 1919.
- Staat und Welt. Eine geschichtliche Betrachtung. Otto Elsner, Berlin 1922. Archive.org.
- Osteuropa und wir Deutschen. Otto Elsner, Berlin 1924 (= Nationale Bücherei, Band 3). Polona.
- Mein Leben. Mit Bild des Verfassers. Koehler, Berlin & Leipzig 1926. HathiTrust
- Deutschtum und Ausland. K. F. Koehler, Berlin und Leipzig 1926. Polona.
Literatur
- Forschungen und Versuche zur Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit. Festschrift, Dietrich Schäfer zum siebzigsten Geburtstag, dargebracht von seinen Schülern. Gustav Fischer, Jena 1915. Archive.org.
- Gustav Wolf: Dietrich Schäfer und Hans Delbrück. Nationale Ziele der deutschen Geschichtsschreibung seit der Französischen Revolution. F. A. Perthes, Gotha 1918.
- Kurt Jagow: Dietrich Schäfer und sein Werk. Elsner, Berlin 1925.
- Dietrich Schäfer und sein Werk. Darstellungen von Rudolf Häpke, Adolf Hofmeister, [u. a.]. Hrsg. von Kurt Jagow. Elsner, Berlin 1925.
- Dietrich Schäfer zum Gedächtnis. o. O. (1929).
- Willibald Gutsche: Schäfer, Dietrich. In: Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1967, S. 412–413.
- Ernst Pitz: Dietrich Schäfer als Hanseforscher. In: Hansische Geschichtsblätter. Band 114, 1996, S. 141–166.
- Karl-Ludwig Ay: Schäfer, Dietrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 504 f. (Digitalisat).
- Manfred Gailus: Schäfer, Dietrich. In: Handbuch des Antisemitismus, Band 2/2, Berlin 2009, S. 723 f.
- Hans Kloft: Dietrich Schäfer – ein Historiker aus Bremen. In: Bremisches Jahrbuch. Band 100, 2021, S. 120–137.
Weblinks
- Literatur von und über Dietrich Schäfer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Dietrich Schäfer in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Redebeiträge von Dietrich Schäfer im Badischen Landtag in den Digitalen Sammlungen der Badischen Landesbibliothek
Einzelnachweise
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003, ISBN 3-86108-693-X.
- Ludwig Bauer, Bernhard Gißler: Die Mitglieder der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung von 1819–1912. Fidelitas, Karlsruhe 1913, 5. Auflage, S. 86.
- Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 210.
- Sitzungsberichte der Gesellschaft für Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands aus dem Jahr 1905, W. F. Häcker, Riga 1906, S. 129 (Digitalisat auf Internet Archive).
- Jürgen Kaube: Je größer die Party, desto tiefer das Dekolleté. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 9. März 2008, S. 33.
- Willibald Gutsche, S. 412.
- Herbert Schwarzwälder: Das Große Bremen-Lexikon. 2., aktualisierte, überarbeitete und erweiterte Auflage. Edition Temmen, Bremen 2003.
- Folker Reichert: Gelehrtes Leben. Karl Hampe, das Mittelalter und die Geschichte der Deutschen. Göttingen 2009, S. 77.
- . Wikisource: Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches – Quellen und Volltexte
- Steffen Bruendel: Volksgemeinschaft oder Volksstaat. Die „Ideen von 1914“ und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg. Akademie Verlag, Berlin 2003, S. 148–149.
- Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur Berlin Buchstabe S, S. 347–414. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur Buchstabe P, S. 216–227. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone, Liste der auszusondernden Literatur Zweiter Nachtrag, Buchstabe S, S. 245–290.
- Sylvia Paletschek: Historiographie und Geschlecht. In: R. Johanna Regnath (Hrsg.): Eroberung der Geschichte. Frauen und Tradition. Lit, Hamburg 2007, S. 105–127, hier S. 110 (online, PDF).
- Widmung „Herrn Professor Motz in Bremen“.
- Widmung „Herrn Konsul H. H. Meier, dem verdienten Förderer deutschen Handels und deutscher Schiffahrt“.
- Widmung „Herrn Konsul H. H. Meier, dem verdienten Förderer deutschen Handels und deutscher Schiffahrt zugeeignet“.
- Widmung: „Dem verehrten Kollegen Richard Roepell in Erinnerung an dreijährige gemeinsame Wirksamkeit und freundschaftlichen Verkehr zum 80. Geburtstage gewidmet am 4. November 1888“.
- Widmung: „Den Freunden Benno Erdmann, Eduard Meyer in Erinnerung an Breslauer Stunden zugeeignet.“
- Widmung: „Dem Andenken an Georg Waitz und Heinrich von Treitschke“.
- Vgl. hierzu die Besprechung von Martin Spahn unter dem Titel Nationalgefühl und vaterländische Geschichtsschreibung. In: Der Tag, Nr. 46, 26. Januar 1908, S. 1 f.
- Widmung: „Dem Freunde Eduard Meyer“.
- Widmung: „Dem Andenken an Georg Waitz und Heinrich von Treitschke“.
- Widmung „Dem Schirmer deutschen Bodens Herrn Generalfeldmarscall von Hindenburg ehrerbietig zugeeignet“.
Personendaten | |
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NAME | Schäfer, Dietrich |
ALTERNATIVNAMEN | Schäfer, Johann Heinrich Dietrich (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker |
GEBURTSDATUM | 16. Mai 1845 |
GEBURTSORT | Bremen |
STERBEDATUM | 12. Januar 1929 |
STERBEORT | Steglitz |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Johann Heinrich Dietrich Schafer 16 Mai 1845 in Bremen 12 Januar 1929 in Steglitz war ein deutscher Historiker Dietrich Schafer signierte Heliogravure nach einer Fotografie von Rudolf DuhrkoopDietrich Schafers Grab auf dem St Annen Kirchhof in Berlin DahlemLebenAusbildung Dietrich Schafer war der Sohn eines Hafenarbeiters in Bremen und wuchs in armlichen Verhaltnissen auf In seinem Buch Mein Leben von 1926 berichtet er eindrucksvoll uber seine Jugendzeit Er absolvierte die Volksschule besuchte dann das Bremer Lehrerseminar und bestand 1865 die 2 Lehrerprufung mit Auszeichnung Mit finanzieller Forderung durch den Grunder des Norddeutschen Lloyd den Reeder H H Meier studierte er seit 1868 vorwiegend Geschichte an den Universitaten Jena Heidelberg und Gottingen 1870 71 nahm er am Deutsch Franzosischen Krieg als Soldat teil 1872 wurde er in Gottingen zum Dr phil promoviert Beruf und Berufung Von 1872 bis 1876 unterrichtete Schafer an der Hauptschule in Bremen Seit 1876 gab er fur den Hansischen Geschichtsverein die Hanserezesse heraus von denen bis 1913 neun Bande erschienen 1877 wurde Schafer Honorarprofessor fur mittelalterliche Geschichte an der Universitat Jena 1885 wurde er ordentlicher Professor an der Universitat Breslau 1888 an der Universitat Tubingen und 1896 an der Universitat Heidelberg Von 1899 bis 1902 nahm er das Mandat der Universitat Heidelberg als deren Vertreter in der Ersten Kammer der Badischen Standeversammlung wahr Schafer wurde 1903 als Nachfolger von Paul Scheffer Boichorst an die Friedrich Wilhelms Universitat in Berlin berufen wo er bis 1921 lehrte 1894 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt 1903 wurde er zudem ordentliches Mitglied der Preussischen Akademie der Wissenschaften und 1908 korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Schafers Hauptwerk ist die Deutsche Geschichte in zwei Banden die ab 1904 erschien und oft nachgedruckt bis in die 1920er Jahre in deutschnational eingestellten burgerlichen Haushalten haufig gelesen wurde Schafer war seit 1894 korrespondierendes Mitglied der Gesellschaft fur Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands Von 1900 bis 1902 war er Vorsitzender des Historikerverbandes Politische Einstellung Schafer war ein Schuler von Heinrich von Treitschke teilte mit diesem antisemitische Auffassungen und verstand sich als Erzieher des deutschen Volkes 1908 verhinderte er mit einem antisemitischen Gutachten die Berufung Georg Simmels an die Heidelberger Universitat Er war seit Grundung Mitglied des Alldeutschen Verbandes in der wilhelminischen Flottenpolitik sowie der Kolonial und Ostpolitik Von seinen Gegnern wurde er wegen seines publizistischen Engagements fur die deutsche Flottenpolitik auch Flottenschafer genannt Wahrend des Ersten Weltkrieges unterstutzte er den uneingeschrankten U Boot Krieg publizistisch fur ihn kam nur ein Siegfrieden in Betracht 1914 gehorte er zu den Unterzeichnern der Erklarung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches Er war seit Sommer 1915 der Leiter des Unabhangigen Ausschusses fur einen deutschen Frieden der sich auch viele Unterzeichner der Seeberg Adresse um Reinhold Seeberg anschlossen und die in deren Sinn gegen die Politik eines Ausgleichsfriedens von Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg war Der Gruppe gehorten unter anderem Eduard Meyer Wolfgang Kapp und Max von Gruber an Sie veroffentlichten 1916 17 in unregelmassigen Abstanden Mitteilungen des Unabhangigen Ausschusses ab April 1917 die einflussreichere Zeitschrift Deutschlands Erneuerung mit 3 500 Abonnenten im Sommer 1917 Herausgeber von Gruber Schafer Seeberg Georg von Below und Houston Stewart Chamberlain Kapp und der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes Heinrich Class und am 23 August 1916 einen Aufruf an das Deutsche Volk den 25 Professoren unterschrieben neben Schafer Seeberg von Gruber und Meyer unter anderem Otto von Gierke und Wilhelm Wundt und in dem Eroberungsziele genannt wurden Der Unabhangige Ausschuss hatte lokale Ausschusse unter anderem in Dusseldorf Kassel und Munchen und bestand bis 1918 Schafer gehorte mit den Professoren von Below Eduard Meyer und von Gruber auch im August 1917 zu den Grundern der Deutschen Vaterlandspartei DVLP Schafers chauvinistische Auffassungen fuhrten dazu dass die Nationalsozialisten den 1929 verstorbenen Historiker als einen ihrer Vorkampfer betrachteten Beispielsweise benannten sie die Friedrichstrasse in Berlin Steglitz 1934 in Dietrich Schafer Weg um was in den 1980er Jahren zu einem jahrelangen Wieder Umbenennungsstreit fuhrte Der Streit endete erst 1992 mit der Umbenennung in Carl Heinrich Becker Weg Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in der Sowjetischen Besatzungszone der Aufsatzband Preussen Deutschlands Vergangenheit und Deutschlands Zukunft vier Aufsatze von Schafer u a Hobbing Berlin 1916 sowie Schafers Schriften Staat und Welt Elsner Berlin 1923 und Osteuropa und wir Deutschen Elsner Berlin 1924 auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt FamilieSchafers Tochter Anne 1878 1957 arbeitete bis zu ihrer Heirat mit dem Physiker Alfred Kalahne als seine Privatsekretarin und wurde spater Abgeordnete im Danziger Volkstag Schriften Auswahl Danische Annalen und Chroniken von der Mitte des 13 bis zum Ende des 15 Jahrhunderts Mit Berucksichtigung ihres Verhaltnisses zu schwedischen und deutschen Geschichtswerken Kritisch untersucht Hahn sche Hofbuchhandlung Hannover 1872 Universitat Gottingen Dissertation 1872 BSB Munchen Die Hansestadte und Konig Waldemar von Danemark Hansische Geschichte bis 1376 Gustav Fischer Jena 1879 Google Die Hansestadte und Konig Waldemar von Danemark hansische Geschichte bis 1376 Gekronte Preisschrift Gustav Fischer Jena 1879 BSB Munchen Deutsches Nationalbewusstsein im Licht der Geschichte Akademische Anbtrittsrede Gustav Fischer Jena 1884 SLUB Das eigentliche Arbeitsgebiet der Geschichte Akademische Antrittsrede gehalten den 25 Oktober 1888 Gustav Fischer Jena 1888 Google Geschichte und Kulturgeschichte Eine Erwiderung Gustav Fischer Jena 1891 Archive org Festrede gehalten zur Bismarckfeier in Tubingen am 1 April 1895 Armbruster amp Riecker Tubingen 1895 Festreden zu der von der Stadt Heidelberg veranstalteten hundertjahrigen Gedenkfeier des Geburtstags Kaiser Wilhelms I am 22 Marz 1897 Horning Heidelberg 1897 Deutschland zur See Eine historisch politische Betrachtung Gustav Fischer Jena 1897 Was lehrt uns die Geschichte uber die Bedeutung der Seemacht fur Deutschlands Gegenwart Vortrag gehalten im Auftrage der Freien Vereinigung fur Flottenvortrage Lehmann Munchen 1900 Polona Die Hanse Velhagen amp Klasing Bielefeld 1903 Historische Drucke Munster Weltgeschichte der Neuzeit E S Mittler Berlin 1907 11 Aufl 1922 Weltgeschichte der Neuzeit Band 1 Von der Reformations und der Entdeckungszeit bis zum Siebenjahrigen Kriege Weltgeschichte der Neuzeit Band 2 Vom Ende des Siebenjahrigen Krieges bis zur Gegenwart Deutsche Geschichte 2 Bande Gustav Fischer Jena 1910 Archive org Band 1 Archive org Band 2 Kolonialgeschichte 3 rev und bis auf die Gegenwart fortgefuhrte Aufl Goschen Leipzig 1910 Sammlung Goschen Band 156 Universitat Bremen Was bedeutet dem Deutschen sein Reich Deutsche Kanzlei Berlin 1912 Deutsch akademische Schriften Band 2 Aufsatze Vortrage und Reden 2 Bande Gustav Fischer Jena 1913 Die deutsche Hanse Velhagen amp Klasing Bielefeld 1914 Polona Sein oder Nichtsein Des Deutschen Reiches Schicksalsstunde 5 Aufl Verlag Kameradschaft Berlin 1914 Das deutsche Volk und der Osten Vortrag gehalten in der Gehe Stiftung zu Dresden am 6 Februar 1915 Teubner Leipzig 1915 Polona Unser Volk inmitten der Machte Ansprache von Professor Dr Dietrich Schafer in einer Versammlung deutscher Vertrauensmanner am 20 Juni 1915 in Berlin Alldeutscher Verband Berlin 1915 Staatsbibliothek zu Berlin Das Gebot der Stunde An die Mitglieder des Deutschen Reichstages Bruckmann Berlin 1916 Durch Deutschen Sieg zum Deutschen Frieden Funf Reden zur Lage gehalten am 19 Januar 1917 in der Versammlung des Unabhangigen Ausschusses fur einen Deutschen Frieden im Sitzungssaale des Abgeordnetenhauses zu Berlin Curtius Berlin 1917 Bismarck Ein Bild seines Lebens und Wirkens 2 Bande Hobbing Berlin 1917 Band 1 Archive org Band 2 Archive org Bismarck Ein Bild seines Lebens und Wirkens Mit sechs Bildnistafeln in Lichtdruck und Textzeichnungen von Arthur Kampf 13 16 Tsd Hobbing Berlin 1922 Das Reich als Republik Deutschland und Preussen Vossische Buchhandlung Berlin 1919 Staat und Welt Eine geschichtliche Betrachtung Otto Elsner Berlin 1922 Archive org Osteuropa und wir Deutschen Otto Elsner Berlin 1924 Nationale Bucherei Band 3 Polona Mein Leben Mit Bild des Verfassers Koehler Berlin amp Leipzig 1926 HathiTrust Deutschtum und Ausland K F Koehler Berlin und Leipzig 1926 Polona LiteraturForschungen und Versuche zur Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit Festschrift Dietrich Schafer zum siebzigsten Geburtstag dargebracht von seinen Schulern Gustav Fischer Jena 1915 Archive org Gustav Wolf Dietrich Schafer und Hans Delbruck Nationale Ziele der deutschen Geschichtsschreibung seit der Franzosischen Revolution F A Perthes Gotha 1918 Kurt Jagow Dietrich Schafer und sein Werk Elsner Berlin 1925 Dietrich Schafer und sein Werk Darstellungen von Rudolf Hapke Adolf Hofmeister u a Hrsg von Kurt Jagow Elsner Berlin 1925 Dietrich Schafer zum Gedachtnis o O 1929 Willibald Gutsche Schafer Dietrich In Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1967 S 412 413 Ernst Pitz Dietrich Schafer als Hanseforscher In Hansische Geschichtsblatter Band 114 1996 S 141 166 Karl Ludwig Ay Schafer Dietrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 504 f Digitalisat Manfred Gailus Schafer Dietrich In Handbuch des Antisemitismus Band 2 2 Berlin 2009 S 723 f Hans Kloft Dietrich Schafer ein Historiker aus Bremen In Bremisches Jahrbuch Band 100 2021 S 120 137 WeblinksCommons Dietrich Schafer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wikisource Dietrich Schafer Quellen und Volltexte Literatur von und uber Dietrich Schafer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Dietrich Schafer in den Historischen Pressearchiven der ZBW Redebeitrage von Dietrich Schafer im Badischen Landtag in den Digitalen Sammlungen der Badischen LandesbibliothekEinzelnachweiseHerbert Schwarzwalder Das Grosse Bremen Lexikon 2 aktualisierte uberarbeitete und erweiterte Auflage Edition Temmen Bremen 2003 ISBN 3 86108 693 X Ludwig Bauer Bernhard Gissler Die Mitglieder der Ersten Kammer der Badischen Standeversammlung von 1819 1912 Fidelitas Karlsruhe 1913 5 Auflage S 86 Holger Krahnke Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751 2001 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Philologisch Historische Klasse Folge 3 Bd 246 Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Mathematisch Physikalische Klasse Folge 3 Bd 50 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2001 ISBN 3 525 82516 1 S 210 Sitzungsberichte der Gesellschaft fur Geschichte und Altertumskunde der Ostseeprovinzen Russlands aus dem Jahr 1905 W F Hacker Riga 1906 S 129 Digitalisat auf Internet Archive Jurgen Kaube Je grosser die Party desto tiefer das Dekollete In Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 9 Marz 2008 S 33 Willibald Gutsche S 412 Herbert Schwarzwalder Das Grosse Bremen Lexikon 2 aktualisierte uberarbeitete und erweiterte Auflage Edition Temmen Bremen 2003 Folker Reichert Gelehrtes Leben Karl Hampe das Mittelalter und die Geschichte der Deutschen Gottingen 2009 S 77 Wikisource Erklarung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches Quellen und Volltexte Steffen Bruendel Volksgemeinschaft oder Volksstaat Die Ideen von 1914 und die Neuordnung Deutschlands im Ersten Weltkrieg Akademie Verlag Berlin 2003 S 148 149 Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der 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Stunden zugeeignet Widmung Dem Andenken an Georg Waitz und Heinrich von Treitschke Vgl hierzu die Besprechung von Martin Spahn unter dem Titel Nationalgefuhl und vaterlandische Geschichtsschreibung In Der Tag Nr 46 26 Januar 1908 S 1 f Widmung Dem Freunde Eduard Meyer Widmung Dem Andenken an Georg Waitz und Heinrich von Treitschke Widmung Dem Schirmer deutschen Bodens Herrn Generalfeldmarscall von Hindenburg ehrerbietig zugeeignet Normdaten Person GND 118794841 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN no98127018 NDL 00550744 VIAF 44388738 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schafer DietrichALTERNATIVNAMEN Schafer Johann Heinrich Dietrich vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher HistorikerGEBURTSDATUM 16 Mai 1845GEBURTSORT BremenSTERBEDATUM 12 Januar 1929STERBEORT Steglitz