Dieser Artikel beschreibt den Psychologen Zum Künstler siehe Peter Udo Brückner Peter Brückner 13 Mai 1922 in Dresden 10
Peter Brückner

Peter Brückner (* 13. Mai 1922 in Dresden; † 10. April 1982 in Nizza) war ein deutscher Kritischer Sozialpsychologe und Hochschullehrer. Wegen seines politischen Engagements wurde er in den 1970er Jahren zu einer Symbolfigur der Neuen Linken und der Außerparlamentarischen Opposition in der Bundesrepublik Deutschland. Zweimal aus politischen Gründen suspendiert, wurden erst 1981 alle Disziplinarmaßnahmen gegen ihn aufgehoben.
Leben
Peter Brückner wuchs in Dresden auf. Der Vater war Handlungsreisender, der meist außer Hauses war. Seine Mutter war eine englische Jüdin und Konzertsängerin. Unter dem Druck des nationalsozialistischen Regimes emigrierten sie und ihre beiden älteren Söhne aus erster Ehe nach England. Peter Brückner erfuhr erst spät, dass er nach den Nürnberger Rassegesetzen „Halbjude“ war. Es gelang ihm jedoch, diesen Umstand weiter geheim zu halten. Im Herbst 1936 wurde er auf das Internat der Staatlichen Oberschule Zwickau geschickt. 1939 wurde er wegen Verstößen gegen die Schulordnung relegiert. Anschließend besuchte er das Robert-Schumann-Gymnasium in Zwickau, erwarb 1941 das Abitur und schrieb sich an der Universität Leipzig für Rechtswissenschaften ein, wurde aber bereits sechs Wochen nach der Immatrikulation wegen seiner, einer jüdischen Herkunft verdächtigten Mutter relegiert.
In den letzten Schuljahren knüpfte Brückner Kontakte zu Hitler-Gegnern und politisierte sich, er fand Anschluss an kommunistische Gruppen. Ob eine NSDAP-Mitgliedschaft hilfreich oder schädlich sein würde, besprach er mit seinen Freunden. Schließlich beantragte er am 11. April 1940 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. September desselben Jahres in die Partei aufgenommen (Mitgliedsnummer 7.725.289).
Nach Schulabschluss wurde er zu einem in Wien stationierten Landesschützen-Bataillon eingezogen. Von dort aus unterstützte er auch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gemeinsam mit österreichischen Kommunisten Kriegsgefangene und Deserteure.
Er studierte in Münster Psychologie u. a. bei dem Gestalt- und Individualpsychologen Wolfgang Metzger und wurde 1957 über das Rorschach-Verfahren promoviert. Zunächst arbeitete er im sozialpädagogischen Bereich.
Mit seiner zweiten Ehefrau Erika Brückner (1927–2002) gründete er die erste Erziehungsberatungsstelle der Bundesrepublik. Sie hatten vier Kinder. Später betrieben sie von 1965 bis 1974 mit Hermann Lehmann und Edith Lehmann die Arbeitsgemeinschaft für Sozial und Wirtschaftsforschung (ASW), ein Institut für Marktforschung in Heidelberg mit dem Schwerpunkt auf qualitative Produkt- und Imageanalysen. In Heidelberg kam Peter Brückner in Kontakt mit Alexander Mitscherlich. Daraufhin machte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker. Schließlich nahm er Kontakt zum Berliner und Frankfurter SDS auf.
1967 bekam er einen Lehrstuhl für Psychologie in Hannover. Durch sein Engagement für die Belange der Studentenbewegung wurde er – neben Klaus Holzkamp in West-Berlin – zum populärsten radikal linksorientierten Psychologie-Hochschullehrer. 1968 wurde Brückner zu einem Mitbegründer des Club Voltaire in Hannover. 1967 veröffentlichte er mit Johannes Agnoli einen der Basistexte der Studentenbewegung und Außerparlamentarischen Opposition: Die Transformation der Demokratie. Brückners Beitrag in dem Buch hatte den Titel Die Transformation des demokratischen Bewusstseins; er untersuchte darin die psychische Disposition von Bürgern und Machthabern und die Motivationen der Außerparlamentarischen Opposition.
Suspendierungen
Nachdem er als Gutachter den Erhalt des von Wolfgang Huber gegründeten Sozialistischen Patientenkollektivs befürwortet hatte, wurde ihm 1972 die Unterstützung der RAF vorgeworfen. Er hatte dabei Ulrike Meinhof Unterschlupf gewährt. Brückner wurde dafür wegen angeblicher Unterstützung einer kriminellen Vereinigung zunächst für zwei Semester vom Dienst suspendiert. In Cafés und an anderen außeruniversitären Veranstaltungsorten hielt er trotzdem weiter Vorlesungen für seine Studenten; er veröffentlichte u. a. Originalbeiträge in der politisch-satirischen Zeitschrift Der Metzger. Die Suspendierung wurde aufgehoben, nachdem der Verstoß auf Begünstigung herabgestuft worden war. Brückner erhielt 1975 dafür eine Geldstrafe.
1977 wurde er Teil der sogenannten „Mescalero-Affäre“: Wegen der Mitherausgabe und Dokumentation des „Buback-Nachrufs“, den er im Sinn einer entwickelten Pressefreiheit gelesen sehen wollte, wurde er erneut suspendiert. Es folgte eine Reihe von Gerichtsverfahren. 1978 reiste Michel Foucault nach Hannover, um gegen Berufsverbote und für seine Rehabilitierung zu demonstrieren. Der Bundesgerichtshof entschied 1980, dass die Herausgabe nicht strafbar gewesen sei. Seine Suspendierung und eine Kürzung der Dienstbezüge bestanden fort. 1981 wurden alle Disziplinarmaßnahmen aufgehoben.
In dritter Ehe war er mit der Publizistin und Schriftstellerin Barbara Sichtermann verheiratet, sie hatten einen Sohn, den Filmemacher Simon Brückner (* 1978).
1982 starb Peter Brückner in Nizza an Herzversagen.
Nachrufe
In der Todesanzeige schrieben Johannes Agnoli, Ekkehart Krippendorff, Klaus Meschkat, Oskar Negt und Wolfgang Nitsch: „Nach jahrelangem Widerstand ist Peter Brückner der Niedertracht seiner Gegner physisch erlegen. Zornig betrauern wir ein weiteres Opfer der deutschen Verhältnisse, den Genossen aus fast zwei Jahrzehnten gemeinsamer Arbeit für eine sozialistische, menschenwürdige Gesellschaft.“
Mediale Darstellungen
Im Dezember 2015 kam der Dokumentarfilm Aus dem Abseits in die Kinos, in dem Simon Brückner die Biographie seines Vaters nachzeichnet.
Arbeiten
In seinen Arbeiten beschäftigte sich Brückner mit Existenzialontologie, der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule, der Psychoanalyse, der politischen Situation der Bundesrepublik Deutschland der 1960er Jahre und dem Verhältnis von Individuum, Staat und Geschichte. In seinem Buch Ulrike Marie Meinhof und die deutschen Verhältnisse versuchte er, das Phänomen der linken Stadtguerilla aus der historischen Situation der Bundesrepublik zu erklären, und wies damit individual- und kriminalpsychologische Ansätze zurück. Für diese Publikation wurde er sowohl von Seiten der Konservativen angegriffen als auch von der RAF, die sich bemühte, das Erscheinen des Buches zu verhindern.
Peter-Brückner Archiv
Das Peter-Brückner-Archiv befindet sich am Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover. Dazu gehört sein Nachlass, der unter anderem aus unveröffentlichten Manuskripten, Typoskripten, Fragmenten, Notizen, Reden und Rundfunksendungen sowie weiteren Dokumenten aus den Jahren 1953 bis 1982 besteht. Das Archiv wurde von Axel-R. Oestmann (1947–2019) begründet. Oestmann, ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter Peter Brückners, ist zugleich Herausgeber seiner Schriften im Wagenbach-Verlag. Theo Becker baute den Bestand erheblich aus.
Schriften
- Konflikt und Konfliktschicksal. Eine Einführung in die Verlaufsanalyse von Rorschach-Protokollen. Huber, Bern / Stuttgart 1963, DNB 450647250.
- Freiheit, Gleichheit, Sicherheit. Von den Widersprüchen des Wohlstands. 1966.
- Die Transformation des demokratischen Bewusstseins In: Johannes Agnoli und Peter Brückner: Die Transformation der Demokratie. Voltaire-Verlag, Berlin 1967.
- Schülerliebe. Fakten und Analysen. Konkret Buchverlag, Hamburg 1974.
- mit Barbara Sichtermann: Gewalt und Solidarität. Zur Ermordung Ulrich Schmückers durch Genossen. Dokumente und Analysen. Wagenbach, Berlin 1974.
- Sigmund Freuds Privatlektüre. 1975.
- Ulrike Marie Meinhof und die deutschen Verhältnisse. 1976.
- Die Mescalero-Affäre: ein Lehrstück für Aufklärung und politische Kultur. Internationalismus Buchladen und Verlagsgesellschaft, Hannover 1977, mehrfach neu aufgelegt, zuletzt Anares, Gießen 2002, ISBN 978-3-935716-64-2.
- Versuch, uns und anderen die Bundesrepublik zu erklären. Wagenbach, Berlin 1978.
- Über die Gewalt: Sechs Aufsätze zur Rolle der Gewalt in der Entstehung und Zerstörung sozialer Systeme. 1979, ISBN 978-3-8031-3502-5.
- Das Abseits als sicherer Ort. 1980.
- Zerstörung des Gehorsams. Aufsätze zur politischen Psychologie. 1983, ISBN 3-8031-3516-8.
- Vom unversöhnlichen Frieden. 1984, ISBN 978-3-8031-3522-3.
- mit Alfred Krovoza: Staatsfeinde. Innerstaatliche Feinderklärung in der BRD. Vorwort von Michel Foucault. Rotbuch 1972; Wagenbach, Berlin 1984, ISBN 3-8031-1040-8.
- Psychologie und Geschichte. Vorlesungen im Club Voltaire 1980/81. 1989, ISBN 978-3-8031-2407-4.
- Sozialpsychologie des Kapitalismus 1974. Psychosozial-Verlag, Gießen / Argument, Hamburg 2004, ISBN 3-89806-260-0 (Psychosozial) / ISBN 3-88619-328-4 (Argument).
- Ungehorsam als Tugend. Zivilcourage, Vorurteil, Mitläufer. Wagenbach, Berlin 2008, ISBN 978-3-8031-2585-9.
Literatur
- Alfred Krovoza, Axel R. Oestmann, Klaus Ottomeyer (Hrsg.): Zum Beispiel Peter Brückner. Treue zum Staat und kritische Wissenschaft. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-434-00430-0.
- Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch, Benjamin Lemke (Hrsg.): Sozialpsychologie des Kapitalismus – heute. Zur Aktualität Peter Brückners. Psychosozial-Verlag, Gießen 2013, ISBN 978-3-8379-2226-4, Klappentext, Vorwort von Klaus-Jürgen Bruder.
- Almuth Bruder-Bezzel, Klaus-Jürgen Bruder: Peter Brückner. In: Journal für Psychologie 3, 2, 1995. Online
- Gernot Böhme: Über Peter Brückners politische Psychologie. In: Böhme, Alternativen der Wissenschaft, Suhrkamp, Frankfurt 1980 (stw 334), S. 198–214.
Film
- Aus dem Abseits. Dokumentarfilm, Deutschland, 2015, 112 Min., Buch: Simon Brückner, Sebastian Winkels, Regie: Simon Brückner, Produktion: credo:film, Kinostart: 3. Dezember 2015, Erstsendung: 29. August 2016 bei 3sat.
Weblinks
- Literatur von und über Peter Brückner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zur Erinnerung an Peter Brückner. In: SoZ – Sozialistische Zeitung, April 2002, von Christoph Jünke
- Peter-Brückner-Archiv. In: Technische Informationsbibliothek (TIB), Sozialwissenschaften, Hannover
- Christof Meueler/Alexander Reich: Familie? Es gibt jetzt Wichtigeres. In: junge welt. 24. Dezember 2015, abgerufen am 27. Januar 2023.
- Lütjen, Andreas / Becker, Theo, „Brückner, Peter“ in: NDB-online, veröffentlicht am 1. Januar 2024.
Einzelnachweise
- Lütjen, Andreas / Becker, Theo: „Brückner, Peter“. In: NDB-online. 1. Januar 2024, abgerufen am 24. Oktober 2024.
- Hans Mayer: Selbstbefreiung in der normalisierten Welt. In: Die Zeit. 23. November 1984, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 29. April 2024]). ; Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/4691423
- Karl Ulrich Mayer: In memoriam Erika Brückner (09.09.1927 – 07.07.2002). ( vom 3. Januar 2013 im Internet Archive). In: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS), 2002 (54), 615–617.
- Klaus Mlynek: Studentenproteste. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 611f.
- Markus Brunner über Peter Brückner: Die Transformation des demokratischen Bewusstseins. In: theoriekritik.ch. 18. Februar 2022, abgerufen am 11. Februar 2025 (deutsch).
- Stephan Lohr: Brückner im Recht: Freispruch zweiter Klasse? In: Die Zeit, 17. Oktober 1975.
- Barbara Sichtermann: Ich erinnere mich... Der Löffel unter der Treppe. ( vom 10. Oktober 2017 im Webarchiv archive.today). In: Die Zeit, 1. April 1999.
- Hannoversche Allgemeine Zeitung: Hannover im Jahr 1968: Peter Brückner war die Ikone der 68er. 21. November 2018, abgerufen am 29. April 2024.
- Frankfurter Rundschau, 16.4.1982 Zitiert nach: Christoph Jünke: Der Staat gegen Peter Brückner. Wie ein linker Hochschullehrer ausgegrenzt wird.https://www.rosalux.de/news/id/45677/der-staat-gegen-peter-brueckner
- Rudolf Worschech: Kritik zu Aus dem Abseits. In: epd Film, 26. November 2015.
- Redaktion nd-aktuell.de: Mein Vater, die Ikone. Im Kino: Der Dokumentarfilm »Aus dem Abseits« porträtiert den linken Denker Peter Brückner. Abgerufen am 7. April 2024.
- missingFILMs - Filmverleih & Weltvertrieb - Aus dem Abseits. Abgerufen am 29. April 2024.
- Andreas Lütjen: „Ein Mensch mit vielen widersprüchlichen Gesichtern und mehreren Leben“ – zum 100. Geburtstag Peter Brückners. In: TIB-Blog. 13. Mai 2022, abgerufen am 29. April 2024 (deutsch).
- Das Buch Die Transformation der Demokratie enthält jeweils ein großes Essay der beiden Autoren, Brückners Beitrag hat den Titel „Die Transformation des demokratischen Bewußtseins“.
Personendaten | |
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NAME | Brückner, Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Sozialpsychologe, Hochschullehrer und Autor |
GEBURTSDATUM | 13. Mai 1922 |
GEBURTSORT | Dresden |
STERBEDATUM | 10. April 1982 |
STERBEORT | Nizza |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Dieser Artikel beschreibt den Psychologen Zum Kunstler siehe Peter Udo Bruckner Peter Bruckner 13 Mai 1922 in Dresden 10 April 1982 in Nizza war ein deutscher Kritischer Sozialpsychologe und Hochschullehrer Wegen seines politischen Engagements wurde er in den 1970er Jahren zu einer Symbolfigur der Neuen Linken und der Ausserparlamentarischen Opposition in der Bundesrepublik Deutschland Zweimal aus politischen Grunden suspendiert wurden erst 1981 alle Disziplinarmassnahmen gegen ihn aufgehoben LebenPeter Bruckner wuchs in Dresden auf Der Vater war Handlungsreisender der meist ausser Hauses war Seine Mutter war eine englische Judin und Konzertsangerin Unter dem Druck des nationalsozialistischen Regimes emigrierten sie und ihre beiden alteren Sohne aus erster Ehe nach England Peter Bruckner erfuhr erst spat dass er nach den Nurnberger Rassegesetzen Halbjude war Es gelang ihm jedoch diesen Umstand weiter geheim zu halten Im Herbst 1936 wurde er auf das Internat der Staatlichen Oberschule Zwickau geschickt 1939 wurde er wegen Verstossen gegen die Schulordnung relegiert Anschliessend besuchte er das Robert Schumann Gymnasium in Zwickau erwarb 1941 das Abitur und schrieb sich an der Universitat Leipzig fur Rechtswissenschaften ein wurde aber bereits sechs Wochen nach der Immatrikulation wegen seiner einer judischen Herkunft verdachtigten Mutter relegiert In den letzten Schuljahren knupfte Bruckner Kontakte zu Hitler Gegnern und politisierte sich er fand Anschluss an kommunistische Gruppen Ob eine NSDAP Mitgliedschaft hilfreich oder schadlich sein wurde besprach er mit seinen Freunden Schliesslich beantragte er am 11 April 1940 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1 September desselben Jahres in die Partei aufgenommen Mitgliedsnummer 7 725 289 Nach Schulabschluss wurde er zu einem in Wien stationierten Landesschutzen Bataillon eingezogen Von dort aus unterstutzte er auch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gemeinsam mit osterreichischen Kommunisten Kriegsgefangene und Deserteure Er studierte in Munster Psychologie u a bei dem Gestalt und Individualpsychologen Wolfgang Metzger und wurde 1957 uber das Rorschach Verfahren promoviert Zunachst arbeitete er im sozialpadagogischen Bereich Mit seiner zweiten Ehefrau Erika Bruckner 1927 2002 grundete er die erste Erziehungsberatungsstelle der Bundesrepublik Sie hatten vier Kinder Spater betrieben sie von 1965 bis 1974 mit Hermann Lehmann und Edith Lehmann die Arbeitsgemeinschaft fur Sozial und Wirtschaftsforschung ASW ein Institut fur Marktforschung in Heidelberg mit dem Schwerpunkt auf qualitative Produkt und Imageanalysen In Heidelberg kam Peter Bruckner in Kontakt mit Alexander Mitscherlich Daraufhin machte er eine Ausbildung zum Psychoanalytiker Schliesslich nahm er Kontakt zum Berliner und Frankfurter SDS auf 1967 bekam er einen Lehrstuhl fur Psychologie in Hannover Durch sein Engagement fur die Belange der Studentenbewegung wurde er neben Klaus Holzkamp in West Berlin zum popularsten radikal linksorientierten Psychologie Hochschullehrer 1968 wurde Bruckner zu einem Mitbegrunder des Club Voltaire in Hannover 1967 veroffentlichte er mit Johannes Agnoli einen der Basistexte der Studentenbewegung und Ausserparlamentarischen Opposition Die Transformation der Demokratie Bruckners Beitrag in dem Buch hatte den Titel Die Transformation des demokratischen Bewusstseins er untersuchte darin die psychische Disposition von Burgern und Machthabern und die Motivationen der Ausserparlamentarischen Opposition SuspendierungenNachdem er als Gutachter den Erhalt des von Wolfgang Huber gegrundeten Sozialistischen Patientenkollektivs befurwortet hatte wurde ihm 1972 die Unterstutzung der RAF vorgeworfen Er hatte dabei Ulrike Meinhof Unterschlupf gewahrt Bruckner wurde dafur wegen angeblicher Unterstutzung einer kriminellen Vereinigung zunachst fur zwei Semester vom Dienst suspendiert In Cafes und an anderen ausseruniversitaren Veranstaltungsorten hielt er trotzdem weiter Vorlesungen fur seine Studenten er veroffentlichte u a Originalbeitrage in der politisch satirischen Zeitschrift Der Metzger Die Suspendierung wurde aufgehoben nachdem der Verstoss auf Begunstigung herabgestuft worden war Bruckner erhielt 1975 dafur eine Geldstrafe 1977 wurde er Teil der sogenannten Mescalero Affare Wegen der Mitherausgabe und Dokumentation des Buback Nachrufs den er im Sinn einer entwickelten Pressefreiheit gelesen sehen wollte wurde er erneut suspendiert Es folgte eine Reihe von Gerichtsverfahren 1978 reiste Michel Foucault nach Hannover um gegen Berufsverbote und fur seine Rehabilitierung zu demonstrieren Der Bundesgerichtshof entschied 1980 dass die Herausgabe nicht strafbar gewesen sei Seine Suspendierung und eine Kurzung der Dienstbezuge bestanden fort 1981 wurden alle Disziplinarmassnahmen aufgehoben In dritter Ehe war er mit der Publizistin und Schriftstellerin Barbara Sichtermann verheiratet sie hatten einen Sohn den Filmemacher Simon Bruckner 1978 1982 starb Peter Bruckner in Nizza an Herzversagen NachrufeIn der Todesanzeige schrieben Johannes Agnoli Ekkehart Krippendorff Klaus Meschkat Oskar Negt und Wolfgang Nitsch Nach jahrelangem Widerstand ist Peter Bruckner der Niedertracht seiner Gegner physisch erlegen Zornig betrauern wir ein weiteres Opfer der deutschen Verhaltnisse den Genossen aus fast zwei Jahrzehnten gemeinsamer Arbeit fur eine sozialistische menschenwurdige Gesellschaft Mediale DarstellungenIm Dezember 2015 kam der Dokumentarfilm Aus dem Abseits in die Kinos in dem Simon Bruckner die Biographie seines Vaters nachzeichnet ArbeitenIn seinen Arbeiten beschaftigte sich Bruckner mit Existenzialontologie der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule der Psychoanalyse der politischen Situation der Bundesrepublik Deutschland der 1960er Jahre und dem Verhaltnis von Individuum Staat und Geschichte In seinem Buch Ulrike Marie Meinhof und die deutschen Verhaltnisse versuchte er das Phanomen der linken Stadtguerilla aus der historischen Situation der Bundesrepublik zu erklaren und wies damit individual und kriminalpsychologische Ansatze zuruck Fur diese Publikation wurde er sowohl von Seiten der Konservativen angegriffen als auch von der RAF die sich bemuhte das Erscheinen des Buches zu verhindern Peter Bruckner ArchivDas Peter Bruckner Archiv befindet sich am Leibniz Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover Dazu gehort sein Nachlass der unter anderem aus unveroffentlichten Manuskripten Typoskripten Fragmenten Notizen Reden und Rundfunksendungen sowie weiteren Dokumenten aus den Jahren 1953 bis 1982 besteht Das Archiv wurde von Axel R Oestmann 1947 2019 begrundet Oestmann ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter Peter Bruckners ist zugleich Herausgeber seiner Schriften im Wagenbach Verlag Theo Becker baute den Bestand erheblich aus SchriftenKonflikt und Konfliktschicksal Eine Einfuhrung in die Verlaufsanalyse von Rorschach Protokollen Huber Bern Stuttgart 1963 DNB 450647250 Freiheit Gleichheit Sicherheit Von den Widerspruchen des Wohlstands 1966 Die Transformation des demokratischen Bewusstseins In Johannes Agnoli und Peter Bruckner Die Transformation der Demokratie Voltaire Verlag Berlin 1967 Schulerliebe Fakten und Analysen Konkret Buchverlag Hamburg 1974 mit Barbara Sichtermann Gewalt und Solidaritat Zur Ermordung Ulrich Schmuckers durch Genossen Dokumente und Analysen Wagenbach Berlin 1974 Sigmund Freuds Privatlekture 1975 Ulrike Marie Meinhof und die deutschen Verhaltnisse 1976 Die Mescalero Affare ein Lehrstuck fur Aufklarung und politische Kultur Internationalismus Buchladen und Verlagsgesellschaft Hannover 1977 mehrfach neu aufgelegt zuletzt Anares Giessen 2002 ISBN 978 3 935716 64 2 Versuch uns und anderen die Bundesrepublik zu erklaren Wagenbach Berlin 1978 Uber die Gewalt Sechs Aufsatze zur Rolle der Gewalt in der Entstehung und Zerstorung sozialer Systeme 1979 ISBN 978 3 8031 3502 5 Das Abseits als sicherer Ort 1980 Zerstorung des Gehorsams Aufsatze zur politischen Psychologie 1983 ISBN 3 8031 3516 8 Vom unversohnlichen Frieden 1984 ISBN 978 3 8031 3522 3 mit Alfred Krovoza Staatsfeinde Innerstaatliche Feinderklarung in der BRD Vorwort von Michel Foucault Rotbuch 1972 Wagenbach Berlin 1984 ISBN 3 8031 1040 8 Psychologie und Geschichte Vorlesungen im Club Voltaire 1980 81 1989 ISBN 978 3 8031 2407 4 Sozialpsychologie des Kapitalismus 1974 Psychosozial Verlag Giessen Argument Hamburg 2004 ISBN 3 89806 260 0 Psychosozial ISBN 3 88619 328 4 Argument Ungehorsam als Tugend Zivilcourage Vorurteil Mitlaufer Wagenbach Berlin 2008 ISBN 978 3 8031 2585 9 LiteraturAlfred Krovoza Axel R Oestmann Klaus Ottomeyer Hrsg Zum Beispiel Peter Bruckner Treue zum Staat und kritische Wissenschaft Europaische Verlagsanstalt Frankfurt am Main 1981 ISBN 3 434 00430 0 Klaus Jurgen Bruder Christoph Bialluch Benjamin Lemke Hrsg Sozialpsychologie des Kapitalismus heute Zur Aktualitat Peter Bruckners Psychosozial Verlag Giessen 2013 ISBN 978 3 8379 2226 4 Klappentext Vorwort von Klaus 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April 1999 Hannoversche Allgemeine Zeitung Hannover im Jahr 1968 Peter Bruckner war die Ikone der 68er 21 November 2018 abgerufen am 29 April 2024 Frankfurter Rundschau 16 4 1982 Zitiert nach Christoph Junke Der Staat gegen Peter Bruckner Wie ein linker Hochschullehrer ausgegrenzt wird https www rosalux de news id 45677 der staat gegen peter brueckner Rudolf Worschech Kritik zu Aus dem Abseits In epd Film 26 November 2015 Redaktion nd aktuell de Mein Vater die Ikone Im Kino Der Dokumentarfilm Aus dem Abseits portratiert den linken Denker Peter Bruckner Abgerufen am 7 April 2024 missingFILMs Filmverleih amp Weltvertrieb Aus dem Abseits Abgerufen am 29 April 2024 Andreas Lutjen Ein Mensch mit vielen widerspruchlichen Gesichtern und mehreren Leben zum 100 Geburtstag Peter Bruckners In TIB Blog 13 Mai 2022 abgerufen am 29 April 2024 deutsch Das Buch Die Transformation der Demokratie enthalt jeweils ein grosses Essay der beiden Autoren Bruckners Beitrag hat den Titel Die Transformation des demokratischen Bewusstseins Normdaten Person GND 118515888 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n50041052 VIAF 41959806 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bruckner PeterKURZBESCHREIBUNG deutscher Sozialpsychologe Hochschullehrer und AutorGEBURTSDATUM 13 Mai 1922GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 10 April 1982STERBEORT Nizza