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Albert Oskar Wilhelm Südekum 25 Januar 1871 in Wolfenbüttel 18 Februar 1944 in Berlin war ein deutscher Journalist und P

Albert Südekum

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Albert Oskar Wilhelm Südekum (* 25. Januar 1871 in Wolfenbüttel; † 18. Februar 1944 in Berlin) war ein deutscher Journalist und Politiker (SPD). Er exponierte sich in der Partei als Vertreter des Reformismus und befürwortete Bündnisse mit reformbereiten Kreisen des Bürgertums.

Leben und Beruf

Albert Südekum besuchte zunächst die Dorfschule in Weißenhasel (Hessen-Nassau), anschließend die Bürgerschule und das herzoglich-braunschweigische Gymnasium in Wolfenbüttel. Nach dem Abitur 1891 nahm er ein Studium der Nationalökonomie und Staatswissenschaften in Genf, München, Berlin und Kiel auf, das er 1893 mit der Promotion zum Dr. phil. beendete. Von 1893 bis 1894 leistete er seinen Militärdienst im Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1. Nachdem er sich während des Studiums unter dem Einfluss Georg von Vollmars und Ferdinand Tönnies’ der SPD angeschlossen hatte, trat er 1895 als Volontär in die Redaktion des Vorwärts ein, bevor er 1896/97 die stellvertretende Leitung der Leipziger Volkszeitung übernahm. Weitere Stationen seiner Karriere waren die Chefredaktion der Fränkischen Tagespost (Nürnberg) (1898 bis 1900) und der Sächsischen Arbeiterzeitung (Dresden) (1900 bis 1903). 1900 gründete er die SPD-Zeitschrift ; 1908 bis 1930 war er neben Hugo Preuß, Otto Most und Rudolf Schwander Mitherausgeber des und profilierte sich so als einer der führenden Kommunalexperten seiner Partei. Besondere Aufmerksamkeit widmete Albert Südekum – zuerst als Kommunalpolitiker, dann als Reichstagsabgeordneter – der Wohnungspolitik. Sein 1908 erschienenes Buch Großstädtisches Wohnungselend eröffnete er mit dem Vorspruch „Man kann einen Menschen mit einer Wohnung geradeso gut töten wie mit einer Axt.“ Dieser Satz wurde häufig zitiert, u. a. von Heinrich Zille, sodass gelegentlich diesem das Zitat irrtümlich zugeschrieben wird.

1904 heiratete er Anneliese Zuelzer (1872–1948), eine Nichte des „Kohlenbarons“ Fritz von Friedlaender-Fuld, mit der er drei Kinder hatte: Irmgard (1905–2002), Rosemarie (1906–2002) und Lothar (1908–2002).

Seit Mai 1900 Mitglied des Reichstags, profilierte er sich rasch als einer der aktivsten Parlamentarier der SPD und einer der markantesten Vertreter der Fraktionsrechten. Der stellvertretende Vorsitz der Budgetkommission des Reichstags, eines der wichtigsten politischen Ämter, das die SPD-Reichstagsfraktion zu vergeben hatte, spiegelte diese Bedeutung ebenso wider wie das Lob, das seiner Fachkompetenz seitens der Regierung und der politischen Gegner immer wieder gespendet wurde. Als Haushalts- und Kommunalpolitiker bemühte sich Südekum um eine reformorientierte Bündnisstrategie mit den Liberalen, durch die das Hauptziel, die Demokratisierung des Reiches, erreicht werden sollte.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellte er sich kompromisslos in den „Dienst des Vaterlandes“. Die am 4. August 1914 von dem widerstrebenden Parteivorsitzenden Hugo Haase verlesene Erklärung zur Kriegskreditbewilligung war von ihm maßgeblich inspiriert. Durch seine Regierungsnähe wirkte er als eine Art informelles Bindeglied zwischen sozialdemokratischem Parteivorstand und Reichsleitung und gehörte neben Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Eduard David dem Führungszirkel der Mehrheitssozialdemokratie an. Als „Agent“ des Auswärtigen Amtes unternahm er politische Missionen in Italien, Schweden und Rumänien, um die neutralistischen Flügel der sozialistischen Bruderparteien zu stärken. Der Begriff der „Südekumerei“ avancierte daraufhin zu einem international gebräuchlichen Schlagwort und trug ihm die unversöhnliche Feindschaft der revolutionären Linken ein. Südekum war Mitglied der Deutschen Gesellschaft 1914, der und des .

Nach Niederlage und Revolution wurde er im November 1918 – zunächst noch gemeinsam mit dem Unabhängigen Sozialdemokraten Hugo Simon, seit Januar 1919 selbständig – mit der Leitung des preußischen Finanzressorts betraut. Im Zuge der Umbesetzung der preußischen Staatsregierung nach dem Kapp-Putsch 1920 musste er seinen Posten als preußischer Finanzminister räumen und wechselte – nach einem kurzen Intermezzo als 1921/1922 – in die Wirtschaft. Seit 1926 gehörte er dem Vorstand der , seit 1930 des deutschen Zündwarenmonopols an. Er bekleidete zahlreiche Aufsichtsratsposten und war Vorstandsmitglied des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus.

Nach 1933 sämtlicher Posten enthoben, verfolgte er die politische Entwicklung mit wachsender Resignation und engagierte sich im Widerstandskreis um Wilhelm Leuschner, Ernst von Harnack, Carl Friedrich Goerdeler und Jakob Kaiser.

Am 31. März 1935 bat er in einem Brief an den Bankier Emil Georg von Stauß diesen darum, Geldgeber zu finden für einen Kreis von Exilukrainern unter Führung des ehemaligen Präsidenten der Ukraine, für „eine in der Zukunft vielleicht sehr bedeutungsvolle politische Konstellation“.

Die Bewertung Südekums durch Zeitgenossen und Forschung ist kontrovers: Während das Wort „Südekum“ für Lenin den „Typus des selbstzufriedenen, gewissenlosen Opportunisten und Sozialchauvinisten“ kennzeichnete, schrieb Ernst von Harnack – ein Jahr vor seiner Hinrichtung – in seinem Kondolenzbrief an Südekums Witwe: „Wie werde ich ihn vermissen, den sanguinischen, bei allem Leid immer wieder positiven und hoffenden väterlichen Freund! Mit ihm ist einer der letzten Politiker dahingegangen, zu denen ich aufblickte. Die volle Verantwortung für die Zukunft unseres heißgeliebten Vaterlandes liegt nun auf uns Jüngeren. Und wie bitter schwer wird es sein, ihr gerecht zu werden.“

Von 1926 bis 1928 übernahm die Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel die ca. 1220 Werke umfassende Privatbibliothek Südekums.

Albert Südekum wurde auf dem Friedhof Zehlendorf beigesetzt. Die Grabstätte im Feld 007 ist inzwischen verwaist.

Schriften

  • Darwin. Sein Leben, seine Lehre und seine Bedeutung. Nach Alphonse de Candolles. Siegbert Schnurpfeil, Leipzig 1893.
  • Über das Malthus'sche Gesetz und das Bevölkerungsproblem der kommunistischen Gesellschaft. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der hohen philosophischen Fakultät der Königl. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. L. Hansdorff, Kiel 1894. Digitalisat
  • Nieder mit dem Brodwucher! Nach einer Rede im Sächsischen Hofe zu Nürnberg am 25. Februar 1901. Fränkische Tagespost, Nürnberg 1901.
  • Führer durch die Gesetze über die Pensionierung der Offiziere und über die Versorgung der Unterklassen des Reichsheeres, der Marine und der Schutztruppen. Vorwärts, Berlin 1906.
  • Großstädtisches Wohnungselend. Hermann Seemann Nachfolger, Berlin 1908.
  • Die Finanzreform von 1909 und die Parteien des Reichstags. Vorwärts, Berlin 1910.
  • Die Wertzuwachssteuer. Reichsgesetz vom 14. Februar 1911. Vorwärts, Berlin 1911.
  • Ja oder Nein? Sozialdemokratie und direkte Reichssteuern. Erweiterte Ausgabe des Referats auf dem Parteitag zu Jena. Volksstimme, Frankfurt am Main 1913.
  • Menschen und Einrichtungen. Auszug aus dem Vortrag des Reichstagsabgeordneten Dr. Südekum. Gehalten im Studentersamfund zu Kristiania am 13. April 1918. Kirste & Sieberth, Kristiania 1918.
  • Kapital- und Gewinnbeteiligung als Grundlage planmäßiger Wirtschaftsführung. Julius Springer, Berlin 1921.
  • Als Mitherausgeber: Handwörterbuch der Kommunalwissenschaften. 4 Bände. Fischer, Jena 1918–1924.
  • Als Mitherausgeber: Kommunales Jahrbuch. 22 Bände. Fischer, Jena 1908–1930.
  • Als Mitherausgeber: Für Groß-Berlin. Vita, Berlin 1912.
  • Als Herausgeber: Kommunale Praxis. Zeitschrift für Kommunalpolitik und Gemeindesozialismus. Kaden & Comp., Dresden 1 (1901)-6 (1906).
  • Als Herausgeber: Kommunale Praxis. Wochenschrift für Kommunalpolitik und Gemeindesozialismus. Vorwärts, Berlin 7 (1901)-21 (1921).

Übersetzungen

  • Renard, Georges: Ist der Mensch frei? Philipp Reclam, Leipzig 1893.
  • Leroy-Beaulieu, Pierre: Die chinesische Frage. Wigand, Leipzig 1900.
  • Jaurès, Jean/Jules Guesde: Zum Bruderzwist in Frankreich. Zwei Reden über die Taktik der Sozialdemokratie gehalten zu Lille am 27. November 1900. Sächsische Arbeiterzeitung, Dresden 1901.
  • Jaurès, Jean: Sozialistische Studien. Aus Theorie und Praxis. Sozialistische Monatshefte, Berlin 1902.
  • Vandervelde, Emile: Die Entwickelung zum Sozialismus. Sozialistische Monatshefte, Berlin 1902.
  • Jaurès, Jean: Frankreich und Deutschland. Eine Rede für den Frieden. Freudenberger, Würzburg 1903.
  • Hunter, Robert: Das Elend der neuen Welt. Concordia, Berlin 1908.
  • Sanders, William: Englische lokale Selbstverwaltung und ihre Erfolge. Vorwärts, Berlin 1908.

Literatur

  • Südekum, Albert. In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Band I: Verstorbene Persönlichkeiten. J. H. W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 306.
  • Herbert Gottwald: Südekum, Albert. In: Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte. Von den Anfängen bis 1917. Hrsg. von Karl Obermann u. a. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1967, S. 457–458.
  • Dieter Fricke, Herbert Gottwald: Südekum, Albert Oskar Wilhelm. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 449–450.
  • Willibald Gutsche: Südekum und die anderen. Ergänzende Materialien zur Rolle rechter Führer der deutschen Sozialdemokratie im ersten Weltkrieg. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. 18. Jg., Berlin 1970, 1173–1188. ISSN 0044-2828
  • Georg Ruppelt: Südekum, Albert. In: ders. / Sabine Solf (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte und Gegenwart der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Harrassowitz, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03233-2, S. 151.
  • Max Bloch: Albert Südekum (1871–1944). Ein deutscher Sozialdemokrat zwischen Kaiserreich und Diktatur. Eine politische Biographie. Droste, Düsseldorf 2009, ISBN 978-3-7700-5293-6.
  • Max Bloch: Albert Südekums Rolle in den territorialen Auseinandersetzungen zwischen Hamburg und Preußen 1921/22. In: Hamburger Arbeitskreis für Regionalgeschichte (HAR) (Hrsg.): Mitteilungen, Nr. 49, 2009, S. 77–87 (PDF; 1,1 MB).
  • Max Bloch: Neue Dokumente zur Entstehung der Friedensresolution des Reichstags. Albert Südekums Briefe aus der Julikrise 1917. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Jg. 62 (2014), S. 329–353.
  • Max Bloch (Hg.): Albert Südekum. Genosse, Bürger, Patriarch. Briefe an seine Familie 1909–1932. Mit einem Vorwort von Michael Wolffsohn. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2017, ISBN 978-3-412-50627-8.
  • Max Bloch: Südekum, Albert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 25, Duncker & Humblot, Berlin 2013, ISBN 978-3-428-11206-7, S. 672 (Digitalisat).
  • Max Bloch: Besatzung als soziale Mission. Albert Südekum in Brüssel (1915). In: Sebastian Bischoff u. a. (Hrsg.): „Mit Belgien ist das so eine Sache ...“. Resultate und Perspektiven der Historischen Belgienforschung. Waxmann, Münster 2021 (Historische Belgienforschung; 9), ISBN 978-3-8309-4317-4, S. 63–74.

Weblinks

  • Literatur von und über Albert Südekum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Albert Südekum in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Commons: Albert Südekum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Nachlass Bundesarchiv N 1190

Einzelnachweise

  1. Herbert Gottwald, S. 457.
  2. Franz Osterroth, S. 306.
  3. Reichstagshandbuch.
  4. Hans Jürgen Teuteberg, Clemens Wischermann: Wohnalltag in Deutschland 1850–1914. Bilder – Daten – Dokumente. Coppenrath, Münster 1985, ISBN 3-88547-277-5, S. 369 und S. 409–410 (Antrag Südekums zur Wohnungsfrage auf dem SPD-Parteitag in Lübeck 1901).
  5. Albert Norden: Fälscher. Berlin 1959, S. 202 f.
  6. Max Bloch: Albert Südekum (1871–1944). Ein deutscher Sozialdemokrat zwischen Kaiserreich und Diktatur. Eine politische Biographie. Droste, Düsseldorf 2009, S. 134 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 154)
  7. Max Bloch: Albert Südekum (1871–1944). Ein deutscher Sozialdemokrat zwischen Kaiserreich und Diktatur. Eine politische Biographie. Droste, Düsseldorf 2009, S. 361 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 154)
  8. Georg Ruppelt: Südekum, Albert. In: ders. / Sabine Solf (Hrsg.): Lexikon zur Geschichte und Gegenwart der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel. Harrassowitz, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03233-2, S. 151.
Preußische Finanzminister

Hans von Bülow | Wilhelm Anton von Klewiz | Friedrich von Motz | Karl Georg Maaßen | Albrecht von Alvensleben | Ernst von Bodelschwingh der Ältere | Eduard von Flottwell | Franz von Duesberg | David Hansemann | Gustav von Bonin | Rudolf von Rabe | Carl von Bodelschwingh | Robert von Patow | August von der Heydt | Carl von Bodelschwingh | August von der Heydt | Otto von Camphausen | Arthur Hobrecht | Karl Hermann Bitter | Adolf von Scholz | Johannes von Miquel | Georg von Rheinbaben | August Lentze | Oskar Hergt | Albert Südekum | Hugo Simon | Albert Südekum | Hermann Lüdemann | Moritz Saemisch | Ernst von Richter | Otto Braun | Hermann Höpker-Aschoff | Walther Schreiber | Otto Klepper | Franz Schleusener (Reichskommissar) | Johannes Popitz (Reichskommissar)

Siehe auch: Liste der preußischen Finanzminister
Normdaten (Person): GND: 119212919 (lobid, GND Explorer, OGND, AKS) | LCCN: no88005709 | VIAF: 114548390 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Südekum, Albert
ALTERNATIVNAMEN Südekum, Albert Oskar Wilhelm (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und Politiker (SPD), MdR, preußischer Staatsminister
GEBURTSDATUM 25. Januar 1871
GEBURTSORT Wolfenbüttel
STERBEDATUM 18. Februar 1944
STERBEORT Berlin

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 16 Jul 2025 / 22:20

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Albert Oskar Wilhelm Sudekum 25 Januar 1871 in Wolfenbuttel 18 Februar 1944 in Berlin war ein deutscher Journalist und Politiker SPD Er exponierte sich in der Partei als Vertreter des Reformismus und befurwortete Bundnisse mit reformbereiten Kreisen des Burgertums Oktober 1918 Die Reichstagsabgeordneten Matthias Erzberger Albert Sudekum und Otto Arendt beim Verlassen des Reichstagsgebaudes in BerlinLeben und BerufGrabstatte auf dem Friedhof Zehlendorf Albert Sudekum besuchte zunachst die Dorfschule in Weissenhasel Hessen Nassau anschliessend die Burgerschule und das herzoglich braunschweigische Gymnasium in Wolfenbuttel Nach dem Abitur 1891 nahm er ein Studium der Nationalokonomie und Staatswissenschaften in Genf Munchen Berlin und Kiel auf das er 1893 mit der Promotion zum Dr phil beendete Von 1893 bis 1894 leistete er seinen Militardienst im Kaiser Alexander Garde Grenadier Regiment Nr 1 Nachdem er sich wahrend des Studiums unter dem Einfluss Georg von Vollmars und Ferdinand Tonnies der SPD angeschlossen hatte trat er 1895 als Volontar in die Redaktion des Vorwarts ein bevor er 1896 97 die stellvertretende Leitung der Leipziger Volkszeitung ubernahm Weitere Stationen seiner Karriere waren die Chefredaktion der Frankischen Tagespost Nurnberg 1898 bis 1900 und der Sachsischen Arbeiterzeitung Dresden 1900 bis 1903 1900 grundete er die SPD Zeitschrift 1908 bis 1930 war er neben Hugo Preuss Otto Most und Rudolf Schwander Mitherausgeber des und profilierte sich so als einer der fuhrenden Kommunalexperten seiner Partei Besondere Aufmerksamkeit widmete Albert Sudekum zuerst als Kommunalpolitiker dann als Reichstagsabgeordneter der Wohnungspolitik Sein 1908 erschienenes Buch Grossstadtisches Wohnungselend eroffnete er mit dem Vorspruch Man kann einen Menschen mit einer Wohnung geradeso gut toten wie mit einer Axt Dieser Satz wurde haufig zitiert u a von Heinrich Zille sodass gelegentlich diesem das Zitat irrtumlich zugeschrieben wird 1904 heiratete er Anneliese Zuelzer 1872 1948 eine Nichte des Kohlenbarons Fritz von Friedlaender Fuld mit der er drei Kinder hatte Irmgard 1905 2002 Rosemarie 1906 2002 und Lothar 1908 2002 Seit Mai 1900 Mitglied des Reichstags profilierte er sich rasch als einer der aktivsten Parlamentarier der SPD und einer der markantesten Vertreter der Fraktionsrechten Der stellvertretende Vorsitz der Budgetkommission des Reichstags eines der wichtigsten politischen Amter das die SPD Reichstagsfraktion zu vergeben hatte spiegelte diese Bedeutung ebenso wider wie das Lob das seiner Fachkompetenz seitens der Regierung und der politischen Gegner immer wieder gespendet wurde Als Haushalts und Kommunalpolitiker bemuhte sich Sudekum um eine reformorientierte Bundnisstrategie mit den Liberalen durch die das Hauptziel die Demokratisierung des Reiches erreicht werden sollte Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs stellte er sich kompromisslos in den Dienst des Vaterlandes Die am 4 August 1914 von dem widerstrebenden Parteivorsitzenden Hugo Haase verlesene Erklarung zur Kriegskreditbewilligung war von ihm massgeblich inspiriert Durch seine Regierungsnahe wirkte er als eine Art informelles Bindeglied zwischen sozialdemokratischem Parteivorstand und Reichsleitung und gehorte neben Friedrich Ebert Philipp Scheidemann und Eduard David dem Fuhrungszirkel der Mehrheitssozialdemokratie an Als Agent des Auswartigen Amtes unternahm er politische Missionen in Italien Schweden und Rumanien um die neutralistischen Flugel der sozialistischen Bruderparteien zu starken Der Begriff der Sudekumerei avancierte daraufhin zu einem international gebrauchlichen Schlagwort und trug ihm die unversohnliche Feindschaft der revolutionaren Linken ein Sudekum war Mitglied der Deutschen Gesellschaft 1914 der und des Albert Sudekum als preussischer Finanzminister in Sakrow bei Berlin 1919 Nach Niederlage und Revolution wurde er im November 1918 zunachst noch gemeinsam mit dem Unabhangigen Sozialdemokraten Hugo Simon seit Januar 1919 selbstandig mit der Leitung des preussischen Finanzressorts betraut Im Zuge der Umbesetzung der preussischen Staatsregierung nach dem Kapp Putsch 1920 musste er seinen Posten als preussischer Finanzminister raumen und wechselte nach einem kurzen Intermezzo als 1921 1922 in die Wirtschaft Seit 1926 gehorte er dem Vorstand der seit 1930 des deutschen Zundwarenmonopols an Er bekleidete zahlreiche Aufsichtsratsposten und war Vorstandsmitglied des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus Nach 1933 samtlicher Posten enthoben verfolgte er die politische Entwicklung mit wachsender Resignation und engagierte sich im Widerstandskreis um Wilhelm Leuschner Ernst von Harnack Carl Friedrich Goerdeler und Jakob Kaiser Am 31 Marz 1935 bat er in einem Brief an den Bankier Emil Georg von Stauss diesen darum Geldgeber zu finden fur einen Kreis von Exilukrainern unter Fuhrung des ehemaligen Prasidenten der Ukraine fur eine in der Zukunft vielleicht sehr bedeutungsvolle politische Konstellation Die Bewertung Sudekums durch Zeitgenossen und Forschung ist kontrovers Wahrend das Wort Sudekum fur Lenin den Typus des selbstzufriedenen gewissenlosen Opportunisten und Sozialchauvinisten kennzeichnete schrieb Ernst von Harnack ein Jahr vor seiner Hinrichtung in seinem Kondolenzbrief an Sudekums Witwe Wie werde ich ihn vermissen den sanguinischen bei allem Leid immer wieder positiven und hoffenden vaterlichen Freund Mit ihm ist einer der letzten Politiker dahingegangen zu denen ich aufblickte Die volle Verantwortung fur die Zukunft unseres heissgeliebten Vaterlandes liegt nun auf uns Jungeren Und wie bitter schwer wird es sein ihr gerecht zu werden Von 1926 bis 1928 ubernahm die Herzog August Bibliothek in Wolfenbuttel die ca 1220 Werke umfassende Privatbibliothek Sudekums Albert Sudekum wurde auf dem Friedhof Zehlendorf beigesetzt Die Grabstatte im Feld 007 ist inzwischen verwaist SchriftenDarwin Sein Leben seine Lehre und seine Bedeutung Nach Alphonse de Candolles Siegbert Schnurpfeil Leipzig 1893 Uber das Malthus sche Gesetz und das Bevolkerungsproblem der kommunistischen Gesellschaft Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde der hohen philosophischen Fakultat der Konigl Christian Albrechts Universitat zu Kiel L Hansdorff Kiel 1894 Digitalisat Nieder mit dem Brodwucher Nach einer Rede im Sachsischen Hofe zu Nurnberg am 25 Februar 1901 Frankische Tagespost Nurnberg 1901 Fuhrer durch die Gesetze uber die Pensionierung der Offiziere und uber die Versorgung der Unterklassen des Reichsheeres der Marine und der Schutztruppen Vorwarts Berlin 1906 Grossstadtisches Wohnungselend Hermann Seemann Nachfolger Berlin 1908 Die Finanzreform von 1909 und die Parteien des Reichstags Vorwarts Berlin 1910 Die Wertzuwachssteuer Reichsgesetz vom 14 Februar 1911 Vorwarts Berlin 1911 Ja oder Nein Sozialdemokratie und direkte Reichssteuern Erweiterte Ausgabe des Referats auf dem Parteitag zu Jena Volksstimme Frankfurt am Main 1913 Menschen und Einrichtungen Auszug aus dem Vortrag des Reichstagsabgeordneten Dr Sudekum Gehalten im Studentersamfund zu Kristiania am 13 April 1918 Kirste amp Sieberth Kristiania 1918 Kapital und Gewinnbeteiligung als Grundlage planmassiger Wirtschaftsfuhrung Julius Springer Berlin 1921 Als Mitherausgeber Handworterbuch der Kommunalwissenschaften 4 Bande Fischer Jena 1918 1924 Als Mitherausgeber Kommunales Jahrbuch 22 Bande Fischer Jena 1908 1930 Als Mitherausgeber Fur Gross Berlin Vita Berlin 1912 Als Herausgeber Kommunale Praxis Zeitschrift fur Kommunalpolitik und Gemeindesozialismus Kaden amp Comp Dresden 1 1901 6 1906 Als Herausgeber Kommunale Praxis Wochenschrift fur Kommunalpolitik und Gemeindesozialismus Vorwarts Berlin 7 1901 21 1921 UbersetzungenRenard Georges Ist der Mensch frei Philipp Reclam Leipzig 1893 Leroy Beaulieu Pierre Die chinesische Frage Wigand Leipzig 1900 Jaures Jean Jules Guesde Zum Bruderzwist in Frankreich Zwei Reden uber die Taktik der Sozialdemokratie gehalten zu Lille am 27 November 1900 Sachsische Arbeiterzeitung Dresden 1901 Jaures Jean Sozialistische Studien Aus Theorie und Praxis Sozialistische Monatshefte Berlin 1902 Vandervelde Emile Die Entwickelung zum Sozialismus Sozialistische Monatshefte Berlin 1902 Jaures Jean Frankreich und Deutschland Eine Rede fur den Frieden Freudenberger Wurzburg 1903 Hunter Robert Das Elend der neuen Welt Concordia Berlin 1908 Sanders William Englische lokale Selbstverwaltung und ihre Erfolge Vorwarts Berlin 1908 LiteraturSudekum Albert In Franz Osterroth Biographisches Lexikon des Sozialismus Band I Verstorbene Personlichkeiten J H W Dietz Nachf Hannover 1960 S 306 Herbert Gottwald Sudekum Albert In Biographisches Lexikon zur deutschen Geschichte Von den Anfangen bis 1917 Hrsg von Karl Obermann u a Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1967 S 457 458 Dieter Fricke Herbert Gottwald Sudekum Albert Oskar Wilhelm In Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Biographisches Lexikon Dietz Verlag Berlin 1970 S 449 450 Willibald Gutsche Sudekum und die anderen Erganzende Materialien zur Rolle rechter Fuhrer der deutschen Sozialdemokratie im ersten Weltkrieg In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 18 Jg Berlin 1970 1173 1188 ISSN 0044 2828 Georg Ruppelt Sudekum Albert In ders Sabine Solf Hrsg Lexikon zur Geschichte und Gegenwart der Herzog August Bibliothek Wolfenbuttel Harrassowitz Wiesbaden 1992 ISBN 3 447 03233 2 S 151 Max Bloch Albert Sudekum 1871 1944 Ein deutscher Sozialdemokrat zwischen Kaiserreich und Diktatur Eine politische Biographie Droste Dusseldorf 2009 ISBN 978 3 7700 5293 6 Max Bloch Albert Sudekums Rolle in den territorialen Auseinandersetzungen zwischen Hamburg und Preussen 1921 22 In Hamburger Arbeitskreis fur Regionalgeschichte HAR Hrsg Mitteilungen Nr 49 2009 S 77 87 PDF 1 1 MB Max Bloch Neue Dokumente zur Entstehung der Friedensresolution des Reichstags Albert Sudekums Briefe aus der Julikrise 1917 In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft Jg 62 2014 S 329 353 Max Bloch Hg Albert Sudekum Genosse Burger Patriarch Briefe an seine Familie 1909 1932 Mit einem Vorwort von Michael Wolffsohn Bohlau Koln Weimar Wien 2017 ISBN 978 3 412 50627 8 Max Bloch Sudekum Albert In Neue Deutsche Biographie NDB Band 25 Duncker amp Humblot Berlin 2013 ISBN 978 3 428 11206 7 S 672 Digitalisat Max Bloch Besatzung als soziale Mission Albert Sudekum in Brussel 1915 In Sebastian Bischoff u a Hrsg Mit Belgien ist das so eine Sache Resultate und Perspektiven der Historischen Belgienforschung Waxmann Munster 2021 Historische Belgienforschung 9 ISBN 978 3 8309 4317 4 S 63 74 WeblinksLiteratur von und uber Albert Sudekum im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Albert Sudekum in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenCommons Albert Sudekum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Nachlass Bundesarchiv N 1190EinzelnachweiseHerbert Gottwald S 457 Franz Osterroth S 306 Reichstagshandbuch Hans Jurgen Teuteberg Clemens Wischermann Wohnalltag in Deutschland 1850 1914 Bilder Daten Dokumente Coppenrath Munster 1985 ISBN 3 88547 277 5 S 369 und S 409 410 Antrag Sudekums zur Wohnungsfrage auf dem SPD Parteitag in Lubeck 1901 Albert Norden Falscher Berlin 1959 S 202 f Max Bloch Albert Sudekum 1871 1944 Ein deutscher Sozialdemokrat zwischen Kaiserreich und Diktatur Eine politische Biographie Droste Dusseldorf 2009 S 134 Beitrage zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 154 Max Bloch Albert Sudekum 1871 1944 Ein deutscher Sozialdemokrat zwischen Kaiserreich und Diktatur Eine politische Biographie Droste Dusseldorf 2009 S 361 Beitrage zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Band 154 Georg Ruppelt Sudekum Albert In ders Sabine Solf Hrsg Lexikon zur Geschichte und Gegenwart der Herzog August Bibliothek Wolfenbuttel Harrassowitz Wiesbaden 1992 ISBN 3 447 03233 2 S 151 Preussische Finanzminister Hans von Bulow Wilhelm Anton von Klewiz Friedrich von Motz Karl Georg Maassen Albrecht von Alvensleben Ernst von Bodelschwingh der Altere Eduard von Flottwell Franz von Duesberg David Hansemann Gustav von Bonin Rudolf von Rabe Carl von Bodelschwingh Robert von Patow August von der Heydt Carl von Bodelschwingh August von der Heydt Otto von Camphausen Arthur Hobrecht Karl Hermann Bitter Adolf von Scholz Johannes von Miquel Georg von Rheinbaben August Lentze Oskar Hergt Albert Sudekum Hugo Simon Albert Sudekum Hermann Ludemann Moritz Saemisch Ernst von Richter Otto Braun Hermann Hopker Aschoff Walther Schreiber Otto Klepper Franz Schleusener Reichskommissar Johannes Popitz Reichskommissar Siehe auch Liste der preussischen Finanzminister Normdaten Person GND 119212919 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN no88005709 VIAF 114548390 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Sudekum AlbertALTERNATIVNAMEN Sudekum Albert Oskar Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist und Politiker SPD MdR preussischer StaatsministerGEBURTSDATUM 25 Januar 1871GEBURTSORT WolfenbuttelSTERBEDATUM 18 Februar 1944STERBEORT Berlin

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