Aberlin Jörg auch Auberlen Albrecht oder Eberlin Jörg bzw Jerg um 1420 um 1492 gilt als bedeutendster Architekt und Baum
Aberlin Jörg

Aberlin Jörg (auch: Auberlen, Albrecht oder Eberlin Jörg bzw. Jerg; * um 1420; † um 1492) gilt als bedeutendster Architekt und Baumeister des spätgotischen Kirchenbaus in Württemberg und in angrenzenden südwestdeutschen Freien Reichsstädten.
Herkunft und Werk
Aberlin Jörg wurde um 1420 als Sohn des zur Ehrbarkeit zählenden Baumeisters aus Esslingen und einer Tochter des Stuttgarter Vogts Albrecht Tegen (Degen) vermutlich in Stuttgart geboren und hatte einen Bruder Hänslin Jörg junior, der ebenfalls Baumeister war, als solcher jedoch nur in Calw (1456) und Weil der Stadt namentlich in Erscheinung trat.
Grüningen
In den Steuerlisten von 1448 und 1471 ist Aberlin Jörg als wohlhabender steuerpflichtiger Bürger der damaligen Residenz- und Amtsstadt Grüningen (heute Markgröningen) verzeichnet. Er besaß unter anderem ein stattliches Anwesen in der Ostergasse und eine „Sondergült“ im benachbarten Amtsort Tamm. Sein bereits 1448 ansehnlicher Besitz in Grüningen könnte großteils aus seiner Ehe stammen: Aberlin Jörg heiratete die in Grüningen wohnende Vogtstochter Adelheid von Magstatt, die Verwandtschaft in den besten Kreisen hatte und mit ihm auch am Apostel-Portal der Stiftskirche dargestellt ist. Als Bürger der damals reichsten Stadt Württembergs konnte Aberlin Jörg um 1459 die Volland-Kapelle und bis 1472 den großen Chor, die Sakristei und die neue Marienkapelle der Grüninger Bartholomäuskirche erstellen, obwohl im Uracher Landesteil unter Graf Eberhard im Bart damals fast ausschließlich die Konkurrenz der Uracher Bauhütte zum Zuge kam.
Stuttgart
In Stuttgart bezog Aberlin Jörg um 1455 das Hauflersche Haus am Marktplatz 5, um an der Stiftskirche zu arbeiten. Die von seinem Vater († um 1450) begonnene Stuttgarter Stiftskirche gilt als Hauptwerk des eigentlichen Hausarchitekten von Graf Ulrich V., der dem Stuttgarter Landesteil vorstand. An der Stiftskirche hat er bis zu seinem Lebensende um 1492 gearbeitet. In Stuttgart baute er auch an den beiden damaligen Vorstadtgotteshäusern, der St. Leonhardskirche (vermutlich zwischen 1463 und 1468) sowie an der Hospitalkirche (1473–1493), die ebenfalls von seinem Vater begonnen worden waren. Die Cannstatter Stadtkirche (1471–1506) hat er noch begonnen.
Großer Aktionsradius und reiches Werk
Andere wichtige Arbeiten des unglaublich produktiven Jörgs sind das Chorgewölbe der Heilbronner Kilianskirche (1485–1487), die Aidlinger Pfarrkirche (1470), die Balinger Stadtkirche (1443 begonnen), der Um- und Ausbau der Alexanderkirche in Marbach und die Stadtkirche Schorndorf (ab 1477) sowie das Kreuzrippengewölbe des Gmünder Münsters (ab 1491), an denen er bis zu seinem Lebensende mitwirkte.
Die 1456 genehmigte, ab 1461 gebaute und spätestens 1481 fertiggestellte Brücke über das Bietigheimer Wehr am Zusammenfluss von Metter und Enz war sein größtes profanes Bauwerk. Die steinerne Brücke umfasste acht Joche, kostete mit 8000 Pfund Heller doppelt so viel wie veranschlagt und belastete den städtischen Haushalt noch jahrzehntelang. Jörgs stattliches Honorar von weiteren 4000 Pfund Heller wurde teils durch ein Fachwerkhaus abgegolten, das er in Bietigheim abtragen und bei der Stuttgarter Stiftskirche wieder aufbauen ließ. Die Brücke wurde 1945 gesprengt, um die anrückenden französischen Truppen aufzuhalten.
Nach dem Tode des Stuttgarter Grafen Ulrich V. im Jahr 1480 hielt dessen bislang nur im Uracher Landesteil residierender Nachfolger Eberhard im Bart an den Meistern der Uracher Bauhütte fest. Daraufhin war Jörg weniger im wiedervereinigten Württemberg und mehr in den Reichsstädten Heilbronn, Rottweil und Schwäbisch Gmünd tätig. Weit über Württemberg hinaus wurde Aberlin Jörg durch die Turmgestaltung der Rottweiler Kapellenkirche bekannt. Durch den Aufsatz der achteckigen Obergeschosse (ab 1473) geriet der Kapellenturm zu einem der bedeutendsten Kirchtürme Deutschlands.
Das umfangreiche Werkverzeichnis mit weit auseinander liegenden Baustellen lässt einerseits darauf schließen, dass Aberlin Jörg einer sehr leistungsfähigen Bauhütte vorstand und eher als weitgereister Supervisor tätig war. Andererseits könnte das sicher auch von seinem Bruder oder möglicherweise von einem gleichnamigen Sohn verwendete Wappen dazu geführt haben, dass ihm einige Werke fälschlicherweise zugeschrieben wurden. Von möglichen Nachfolgern ist aber nur bekannt, dass „Oberlin Jergen Soene“ den Grafensohn Heinrich von Württemberg 1468 nach Italien begleiteten und vor ihrem Vater gestorben sein sollen. 1474 wird im Lagerbuch des Esslinger Katharinenhospitals allerdings sein Sohn Johannes Jörg als Besitzer des Hauses in Markgröningen genannt.
Das wie in der Stuttgarter Stiftskirche von zwei Personen gehaltene Jörg'sche Wappen in der Marbacher Alexanderkirche legt eine Gemeinschaftsproduktion der Gebrüder Aberlin und Hänslin oder von Aberlin und einem seiner Söhne nahe. Zumal das Jörg'sche Wappen im Schlussstein der Markgröninger Bartholomäuskirche nur von einer Person gehalten wird.
In Schwieberdingen gestorben?
Ein eingemauerter Gedenkstein an der Schwieberdinger Georgskirche und ein hiesiger Hof in Jörg’schem Besitz legen nahe, dass Aberlin oder sein Bruder auch hier gewirkt haben. Der Stein an der Innenseite der Außenwand zeigt wie bei einem Epitaph die Wappen ihrer Eltern (Degen und Jörg) mit der Jahreszahl 1492. Die hin und wieder geäußerte Vermutung, dass es sich dabei um Aberlins Grabstein handle, erscheint jedoch nicht nur wegen des kleinen nüchternen Formats im Gegensatz zur sonstigen Selbstdarstellung unschlüssig, sondern auch deshalb, weil Aberlin in Stuttgart bestattet sein soll. Willi Müller interpretierte den kleinen Stein wegen seines Wasserschlags und der passenden Maße als Sockelteil einer einst in einer Nische der Außenwand angebrachten Ölberggruppe, die Jörg gestiftet haben könnte. Die Jörgsche Nachfolge trat in Schwieberdingen jedenfalls der Uracher Baumeister Peter von Koblenz an, der den spätgotischen Chor bis 1498 fertigstellte.
Zu Jörgs Schülern zählt Bernhard Sporer, der zum Beispiel in Münchingen baute, sich später eher den Uracher Meistern anschloss und schließlich vor allem im Raum Wimpfen, Heilbronn, Öhringen baute.
Türme von Aberlin Jörg (Galerie)
Die zwischen 60 und 70 Meter hohen steinsichtigen, achteckigen Türme mit ein bis drei umlaufenden Brüstungen, vier bis sechzehn gotischen Turmfenstern, acht bis sechzehn Wasserspeiern, Sonnenuhren und mechanischen Räderuhren samt farbigen Ziffernblättern in römischer Zahlschrift sind Wahrzeichen in den Städten Balingen, Rottweil, Schorndorf und Stuttgart. Dass an all diesen Kirchen der spätgotische Baumeister Aberlin Jörg im 15. Jahrhundert tätig war, ist überliefert. Alle vier Kirchen bilden mit ihren Türmen und dem Maßwerk an Fenstern und Brüstungen einen dominanten Blickfang mit ihren oktogonalen Aufsätzen.
- Turm der Katholischen Kapellenkirche Rottweil, 70 Meter Höhe; dieser Turm gehört zu den wichtigsten Baudenkmälern der Spätgotik in Baden-Württemberg. Er erhielt 1983 das Prädikat Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung.
- Turm der Evangelischen Stadtkirche Schorndorf, 66 Meter Höhe mit langgezogenem, achteckigem Pyramidendach, gedeckt durch grün lasierte Ziegel, welches in einer Turmkugel, einem Metallkreuz und einem Wetterhahn seinen Abschluss findet.
- Westturm der Evangelischen Stiftskirche Stuttgart, 61 Meter Höhe
- Chorturm der Evangelischen Stadtkirche Balingen, 62 Meter Höhe
Literatur
- Allgemeines Künstlerlexikon Bd. 1, 1992. S. 135
- Fendrich, Peter: Die Stadt und ihre Bürger im ausgehenden Mittelalter. Zur Sozialstruktur der württembergischen Amtsstadt Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte. In: Band 3 der Reihe „Durch die Stadtbrille“, hrsg. v. Arbeitskreis Geschichtsforschung und Denkmalpflege Markgröningen, S. 94–119, Markgröningen 1987
- Gerstenberg, Kurt: Die deutschen Baumeisterbildnisse des Mittelalters. Berlin: Deutscher Verlag f. Kunstwissenschaft, 1966. S. 70, 190, 195
- Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Baden-Württemberg. München: Deutscher Kunstverlag, 1964 (unter Jörg, Aberlin)
- Hans Koepf: Neuentdeckte Bauwerke des Meisters Anton Pilgram. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte Bd. 15, 1953, S. 119–135
- Koepf, Hans: Die Stuttgarter Baumeisterfamilie Joerg. In: Schwäbische Lebensbilder, Band 6, 1956. Hrsg. von der Kommission für Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 1957. S. 41–48
- Koepf, Hans: Joerg (Georg), Aberlin (Albrecht). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 460 (Digitalisat).
- Neue Beiträge zur Archäologie und Kunstgeschichte Schwabens: Julius Baum zum 70. Geburtstag am 9. April 1952 gewidmet. Hrsg. von der Gesellschaft zur Förderung des Württ. Landesmuseums.Gesellschaft zur Förderung des Württembergischen Landesmuseums. Kohlhammer, Stuttgart 1952.
- Römer, Hermann: Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte I. Urgeschichte und Mittelalter. Markgröningen 1933
- Wais, Gustav: Stuttgarts Kunst- und Kulturdenkmale. Stuttgart: Kohlhammer, 1954
- Wais, Gustav (Hrsg.): Die Stuttgarter Stiftskirche. Mit einer Baugeschichte von Adolf Diehl. Stuttgart: Kohlhammer, 1952
Anmerkungen
- Links: Wappen von Adelheid von Magstatt, rechts das von Aberlin Jörg.
- Hänslin Jörg ist vermutlich identisch mit dem in Straßburg genannten Hans von Esslingen.
- Peter Fendrich: Die Stadt und ihre Bürger im ausgehenden Mittelalter. Zur Sozialstruktur der württembergischen Amtsstadt Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte. In: Band 3 der Reihe Durch die Stadtbrille, hrsg. v. Arbeitskreis Geschichtsforschung, Heimat- und Denkmalpflege Markgröningen, Markgröningen 1987, S. 94–119.
- Koepfs Quelle für eine vermutete Ehe Hänslins mit Adelheid von Magstatt ist unbekannt; als Bürger war Hänslin in Grüningen nicht registriert; zudem verzeichnet der Schlussstein in der Bartholomäuskirche im Gegensatz zur Marbacher Alexanderkirche nur einen Jörg’schen Schildhalter, was gegen Hänslins Präsenz in dieser Bauphase spricht.
- Peter Fendrich: Die Stadt und ihre Bürger im ausgehenden Mittelalter. Zur Sozialstruktur der württembergischen Amtsstadt Markgröningen im Rahmen der Landesgeschichte. In: Band 3 der Reihe Durch die Stadtbrille, Markgröningen 1987, S. 96 ff.
- Bietigheim 789–1989. Stadt Bietigheim-Bissingen (Hrsg.), 1989, S. 195, 204 f. und 225.
- Hans Koepf (1974), NDB, S. 460. Onlinefassung
- Einkünfte aus Grüningen im Lagerbuch des Katharinenhospitals Esslingen 1473/74 (Nr. 28, fol 46r)
- Nachdem die Westwand herausgefallen war, wurde das Haus Ostergasse 16 in Markgröningen in den 1960er Jahren fast restlos abgerissen und als Fachwerkhaus, jedoch ohne die weite Auskragung, wieder aufgebaut. Ein vom Jörg’schen Haus stammender Neidkopf wurde wieder angebracht (Haus-Standort: ⊙ ).
- Willi Müller: Schwieberdingen. Das Dorf an der Straße, Ungeheuer & Ulmer, Ludwigsburg 1961, S. 54.
Weblinks
- Aberlin Jörg bei kirchkunst.de ( vom 14. Januar 2010 im Internet Archive)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Jörg, Aberlin |
ALTERNATIVNAMEN | Jörg, Aberlen; Jörg, Albrecht; Jörg, Eberlin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und Baumeister in Württemberg |
GEBURTSDATUM | um 1420 |
STERBEDATUM | um 1493 |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Aberlin Jorg auch Auberlen Albrecht oder Eberlin Jorg bzw Jerg um 1420 um 1492 gilt als bedeutendster Architekt und Baumeister des spatgotischen Kirchenbaus in Wurttemberg und in angrenzenden sudwestdeutschen Freien Reichsstadten Schlussstein von Aberlin Jorg im Chorgewolbe der Bartholomauskirche mit einem SchildhalterBlick in den von Jorg erbauten Chor der Stadtkirche in MarkgroningenDas Jorg sche Wappen als Schlussstein in der Marbacher Alexanderkirche Da es von zwei Personen gehalten wird konnte es auf Vater Aberlin und Sohn oder auf die Bruder Aberlin und Hanslin hinweisenDie Alexanderkirche in Marbach hat Jorgs Bauhutte erneuert und durch einen Chor erweitertStuttgarter Stiftskirche um 1900Wappen am Apostelchor der Stuttgarter StiftskircheNetzgewolbe des Munsters in GmundHerkunft und WerkAberlin Jorg wurde um 1420 als Sohn des zur Ehrbarkeit zahlenden Baumeisters aus Esslingen und einer Tochter des Stuttgarter Vogts Albrecht Tegen Degen vermutlich in Stuttgart geboren und hatte einen Bruder Hanslin Jorg junior der ebenfalls Baumeister war als solcher jedoch nur in Calw 1456 und Weil der Stadt namentlich in Erscheinung trat Gruningen In den Steuerlisten von 1448 und 1471 ist Aberlin Jorg als wohlhabender steuerpflichtiger Burger der damaligen Residenz und Amtsstadt Gruningen heute Markgroningen verzeichnet Er besass unter anderem ein stattliches Anwesen in der Ostergasse und eine Sondergult im benachbarten Amtsort Tamm Sein bereits 1448 ansehnlicher Besitz in Gruningen konnte grossteils aus seiner Ehe stammen Aberlin Jorg heiratete die in Gruningen wohnende Vogtstochter Adelheid von Magstatt die Verwandtschaft in den besten Kreisen hatte und mit ihm auch am Apostel Portal der Stiftskirche dargestellt ist Als Burger der damals reichsten Stadt Wurttembergs konnte Aberlin Jorg um 1459 die Volland Kapelle und bis 1472 den grossen Chor die Sakristei und die neue Marienkapelle der Gruninger Bartholomauskirche erstellen obwohl im Uracher Landesteil unter Graf Eberhard im Bart damals fast ausschliesslich die Konkurrenz der Uracher Bauhutte zum Zuge kam Stuttgart In Stuttgart bezog Aberlin Jorg um 1455 das Hauflersche Haus am Marktplatz 5 um an der Stiftskirche zu arbeiten Die von seinem Vater um 1450 begonnene Stuttgarter Stiftskirche gilt als Hauptwerk des eigentlichen Hausarchitekten von Graf Ulrich V der dem Stuttgarter Landesteil vorstand An der Stiftskirche hat er bis zu seinem Lebensende um 1492 gearbeitet In Stuttgart baute er auch an den beiden damaligen Vorstadtgotteshausern der St Leonhardskirche vermutlich zwischen 1463 und 1468 sowie an der Hospitalkirche 1473 1493 die ebenfalls von seinem Vater begonnen worden waren Die Cannstatter Stadtkirche 1471 1506 hat er noch begonnen Grosser Aktionsradius und reiches Werk Andere wichtige Arbeiten des unglaublich produktiven Jorgs sind das Chorgewolbe der Heilbronner Kilianskirche 1485 1487 die Aidlinger Pfarrkirche 1470 die Balinger Stadtkirche 1443 begonnen der Um und Ausbau der Alexanderkirche in Marbach und die Stadtkirche Schorndorf ab 1477 sowie das Kreuzrippengewolbe des Gmunder Munsters ab 1491 an denen er bis zu seinem Lebensende mitwirkte Die 1456 genehmigte ab 1461 gebaute und spatestens 1481 fertiggestellte Brucke uber das Bietigheimer Wehr am Zusammenfluss von Metter und Enz war sein grosstes profanes Bauwerk Die steinerne Brucke umfasste acht Joche kostete mit 8000 Pfund Heller doppelt so viel wie veranschlagt und belastete den stadtischen Haushalt noch jahrzehntelang Jorgs stattliches Honorar von weiteren 4000 Pfund Heller wurde teils durch ein Fachwerkhaus abgegolten das er in Bietigheim abtragen und bei der Stuttgarter Stiftskirche wieder aufbauen liess Die Brucke wurde 1945 gesprengt um die anruckenden franzosischen Truppen aufzuhalten Nach dem Tode des Stuttgarter Grafen Ulrich V im Jahr 1480 hielt dessen bislang nur im Uracher Landesteil residierender Nachfolger Eberhard im Bart an den Meistern der Uracher Bauhutte fest Daraufhin war Jorg weniger im wiedervereinigten Wurttemberg und mehr in den Reichsstadten Heilbronn Rottweil und Schwabisch Gmund tatig Weit uber Wurttemberg hinaus wurde Aberlin Jorg durch die Turmgestaltung der Rottweiler Kapellenkirche bekannt Durch den Aufsatz der achteckigen Obergeschosse ab 1473 geriet der Kapellenturm zu einem der bedeutendsten Kirchturme Deutschlands Das umfangreiche Werkverzeichnis mit weit auseinander liegenden Baustellen lasst einerseits darauf schliessen dass Aberlin Jorg einer sehr leistungsfahigen Bauhutte vorstand und eher als weitgereister Supervisor tatig war Andererseits konnte das sicher auch von seinem Bruder oder moglicherweise von einem gleichnamigen Sohn verwendete Wappen dazu gefuhrt haben dass ihm einige Werke falschlicherweise zugeschrieben wurden Von moglichen Nachfolgern ist aber nur bekannt dass Oberlin Jergen Soene den Grafensohn Heinrich von Wurttemberg 1468 nach Italien begleiteten und vor ihrem Vater gestorben sein sollen 1474 wird im Lagerbuch des Esslinger Katharinenhospitals allerdings sein Sohn Johannes Jorg als Besitzer des Hauses in Markgroningen genannt Erst Aberlins dann Johannes Jorgs Haus in der Markgroninger OstergasseNeidkopf am Jorg schen Haus in Markgroningen Das wie in der Stuttgarter Stiftskirche von zwei Personen gehaltene Jorg sche Wappen in der Marbacher Alexanderkirche legt eine Gemeinschaftsproduktion der Gebruder Aberlin und Hanslin oder von Aberlin und einem seiner Sohne nahe Zumal das Jorg sche Wappen im Schlussstein der Markgroninger Bartholomauskirche nur von einer Person gehalten wird In Schwieberdingen gestorben Ein eingemauerter Gedenkstein an der Schwieberdinger Georgskirche und ein hiesiger Hof in Jorg schem Besitz legen nahe dass Aberlin oder sein Bruder auch hier gewirkt haben Der Stein an der Innenseite der Aussenwand zeigt wie bei einem Epitaph die Wappen ihrer Eltern Degen und Jorg mit der Jahreszahl 1492 Die hin und wieder geausserte Vermutung dass es sich dabei um Aberlins Grabstein handle erscheint jedoch nicht nur wegen des kleinen nuchternen Formats im Gegensatz zur sonstigen Selbstdarstellung unschlussig sondern auch deshalb weil Aberlin in Stuttgart bestattet sein soll Willi Muller interpretierte den kleinen Stein wegen seines Wasserschlags und der passenden Masse als Sockelteil einer einst in einer Nische der Aussenwand angebrachten Olberggruppe die Jorg gestiftet haben konnte Die Jorgsche Nachfolge trat in Schwieberdingen jedenfalls der Uracher Baumeister Peter von Koblenz an der den spatgotischen Chor bis 1498 fertigstellte Zu Jorgs Schulern zahlt Bernhard Sporer der zum Beispiel in Munchingen baute sich spater eher den Uracher Meistern anschloss und schliesslich vor allem im Raum Wimpfen Heilbronn Ohringen baute Turme von Aberlin Jorg Galerie Die zwischen 60 und 70 Meter hohen steinsichtigen achteckigen Turme mit ein bis drei umlaufenden Brustungen vier bis sechzehn gotischen Turmfenstern acht bis sechzehn Wasserspeiern Sonnenuhren und mechanischen Raderuhren samt farbigen Ziffernblattern in romischer Zahlschrift sind Wahrzeichen in den Stadten Balingen Rottweil Schorndorf und Stuttgart Dass an all diesen Kirchen der spatgotische Baumeister Aberlin Jorg im 15 Jahrhundert tatig war ist uberliefert Alle vier Kirchen bilden mit ihren Turmen und dem Masswerk an Fenstern und Brustungen einen dominanten Blickfang mit ihren oktogonalen Aufsatzen Turm der Katholischen Kapellenkirche Rottweil 70 Meter Hohe dieser Turm gehort zu den wichtigsten Baudenkmalern der Spatgotik in Baden Wurttemberg Er erhielt 1983 das Pradikat Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung Turm der Evangelischen Stadtkirche Schorndorf 66 Meter Hohe mit langgezogenem achteckigem Pyramidendach gedeckt durch grun lasierte Ziegel welches in einer Turmkugel einem Metallkreuz und einem Wetterhahn seinen Abschluss findet Westturm der Evangelischen Stiftskirche Stuttgart 61 Meter Hohe Chorturm der Evangelischen Stadtkirche Balingen 62 Meter HoheLiteraturAllgemeines Kunstlerlexikon Bd 1 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ohne die weite Auskragung wieder aufgebaut Ein vom Jorg schen Haus stammender Neidkopf wurde wieder angebracht Haus Standort 48 90519 9 081981 Willi Muller Schwieberdingen Das Dorf an der Strasse Ungeheuer amp Ulmer Ludwigsburg 1961 S 54 WeblinksCommons Aberlin Jorg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Aberlin Jorg bei kirchkunst de Memento vom 14 Januar 2010 im Internet Archive Normdaten Person GND 132394855 lobid GND Explorer OGND AKS VIAF 62707654 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jorg AberlinALTERNATIVNAMEN Jorg Aberlen Jorg Albrecht Jorg EberlinKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt und Baumeister in WurttembergGEBURTSDATUM um 1420STERBEDATUM um 1493