Altäthiopisch dessen Eigenname Ge ez ግዕዝ Gəʿəz ist war die Sprache des spätantiken Reiches von Aksum und darüber hinaus
Altäthiopische Sprache

Altäthiopisch, dessen Eigenname Ge’ez (ግዕዝ Gəʿəz) ist, war die Sprache des spätantiken Reiches von Aksum und darüber hinaus auch lange bis ins 19. Jahrhundert die Hauptschriftsprache in Eritrea und Äthiopien. Bis heute ist sie die Liturgiesprache der äthiopisch-orthodoxen und der eritreisch-orthodoxen Kirche sowie der äthiopischen Juden.
Altäthiopische Sprache (ግዕዝ Gəʿəz) | ||
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Gesprochen in | Äthiopien, Eritrea | |
Sprecher | unbekannt | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | (ausgestorben) | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 | – | |
ISO 639-2 | gez | |
ISO 639-3 | gez |
Name
Im 19. Jahrhundert wurde die Sprache oft einfach Äthiopisch genannt, beispielsweise von August Dillmann, dem besten Kenner der altäthiopischen Sprache seiner Zeit. So nannte er beispielsweise sein grammatisches Werk zum Altäthiopischen schlicht Grammatik der äthiopischen Sprache. In neuerer Zeit wird meist die Bezeichnung Altäthiopisch verwendet. Die Eigenbezeichnung Ge’ez ist lediglich in engeren Fachkreisen geläufig. Josef Tropper nennt so seine Grammatik aus dem Jahr 2002 Altäthiopisch: Grammatik des Geʻez mit Übungstexten und Glossar. Stephan Procházka nennt seine Grammatik aus dem Jahre 2004 Altäthiopische Studiengrammatik, Stefan Weninger sein Werk aus dem Jahre 2001 Das Verbalsystem des Altäthiopischen. Ein Problem der Bezeichnung Ge’ez besteht auch darin, dass es dazu im Deutschen kein Adjektiv gibt. Zum Namensgebrauch im Deutschen siehe auch das Literaturverzeichnis unten. Selten gebraucht wird auch die Bezeichnung Aksumitisch, die sich aber mehr auf die frühesten Zeiten der Altäthiopischen Sprache bezieht.
Linguistische Einordnung
Altäthiopisch gehört gemeinsam mit den Sprachen Tigre und Tigrinya zur nördlichen Gruppe der äthiosemitischen Sprachen, einem in Äthiopien und Eritrea beheimateten Zweig der . Typologisch steht das Altäthiopisch zwischen den klassischen semitischen Sprachen und den modernen eritreischen und nord-äthiopischen Sprachen, indem es einerseits in Phonologie und Morphologie wesentliche Innovationen aufweist, andererseits jedoch vielfach wesentlich altertümlicher als beispielsweise das Amharische ist. Durch den Kontakt mit Sprechern kuschitischer Sprachen drang wohl schon in prähistorischer Zeit zusätzlich nichtsemitisches Vokabular in das Altäthiopische ein.
Erforschung
Zwar entstanden bereits im mittelalterlichen Äthiopien erste lexikalische und grammatikalische Texte, eine eigentliche wissenschaftliche Erforschung begann jedoch erst, nachdem in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts erste Texte auf Altäthiopisch in Europa bekannt geworden waren. Zu den ersten, die sich damit befassten, gehörte Anna Maria von Schürmann, die um 1645 eine erste Grammatik verfasste. Besonderes Verdienst erwarb sich in dieser Pionierzeit Hiob Ludolf, der 1661 eine Grammatik und 1699 ein Lexikon des Altäthiopischen publizierte. Obwohl das Altäthiopische bereits so früh in Europa bekannt wurde, hat es in Forschung und Lehre innerhalb der Semitistik keinen dem Hebräischen oder Arabischen vergleichbaren Status.
Der Erforschung der äthiopischen Sprachen widmete sich im 19. und 20. Jahrhundert der Hebraist und Semitist Franz Praetorius (1847–1927), der ab 1880 Orientalistik an der Universität Breslau, von 1893 bis 1909 in Halle und dann wieder in Breslau lehrte.
Geschichte und Überlieferung
Die ältesten altäthiopischen Inschriften sind einige aksumitische Inschriften, teilweise noch aus der Zeit vor Ezanas Übertritt zum Christentum im vierten Jahrhundert. Unter ihnen befinden sich etwa ein Dutzend königliche und mehrere hundert private, in der Regel sehr kurze, Texte. Aus den ersten Jahrhunderten nach der Einführung des Christentums stammt eine umfangreiche, jedoch erst in wesentlich späteren Abschriften erhaltene christliche Literatur, darunter die beiden Evangelienbücher von Garima (ca. 400–650), die zu einem großen Teil aus dem Griechischen, später auch dem Koptischen und Arabischen, übersetzt wurde. Nach dem Untergang des aksumitischen Reiches um 600 n. Chr. nahm die literarische Tätigkeit in Äthiopien stark ab, sodass aus einigen Jahrhunderten fast keine schriftliche Überlieferung des Altäthiopischen erhalten ist.
Gegen Ende des 1. nachchristlichen Jahrtausends dürfte das Altäthiopische als gesprochene Sprache vom Amharischen und dem Tigrinya verdrängt worden sein, doch wurde in den folgenden Jahrhunderten wieder eine größere Menge an sakraler, darunter die Confessio des Claudius, und profaner Literatur produziert, worunter historische Werke, das äthiopische Nationalepos Kebra Nagast sowie einzelne naturwissenschaftliche Schriften zu nennen sind.
Als Hauptschriftsprache Äthiopiens wurde das Altäthiopische dann in der Neuzeit vom Amharischen abgelöst, das zwar schon seit dem 13. Jahrhundert die Sprache des Königshofes war, aber nur in geringem Umfang schriftlich verwendet worden war. Bis heute dient die äthiopische Sprache als Sakralsprache der äthiopisch-orthodoxen Kirche und der Äthiopisch-Katholischen Kirche.
Schrift
Die frühesten äthiopischen Inschriften wurden in altsüdarabischer Schrift niedergeschrieben. Bald darauf bildete sich eine leicht modifizierte Form der altsüdarabischen Schrift heraus, die wie diese zunächst eine reine Konsonantenschrift war. Durch Anfügung kleiner Striche und Kreise an Konsonantenzeichen wurde hieraus eine Silbenschrift gebildet, die Silben der Form Konsonant-Vokal (CV) und einzelne Konsonanten wiedergeben konnte. Auf diese Weise wurde das 30 Zeichen umfassende unvokalisierte Altäthiopisch zu einer 202 Zeichen umfassenden Silbenschrift erweitert.
Phonologie
Obwohl das Altäthiopische über Jahrhunderte hinweg tradiert wurde, ist die Phonologie des antiken Altäthiopischen nur unzureichend bekannt, da die traditionelle Aussprache stark vom Amharischen beeinflusst ist. Die Schrift gibt 26 konsonantische Phoneme sowie vier Labiovelare wieder. Wie die meisten afroasiatischen Sprachen besaß das Altäthiopische neben stimmlosen und stimmhaften Konsonanten auch emphatische Konsonanten, die vermutlich wie in allen modernen südsemitischen Sprachen durch Glottalisierung realisiert wurden. Einzigartig unter allen semitischen Sprachen ist die Existenz dreier nicht-stimmhafter Bilabiale: Alle anderen semitischen Sprachen haben entweder f oder p, das Altäthiopische besitzt dagegen p, f und eine emphatische Variante ṗ, deren Etymologie noch nicht vollständig geklärt ist. Ebenfalls ungewöhnlich sind vier Labiovelare. Insgesamt kann folgende Rekonstruktion des altäthiopischen Konsonantensystems wenigstens eine gewisse Wahrscheinlichkeit beanspruchen (äthiopistische Umschrift, in eckigen Klammern IPA):
Bilabial | Alveolar | Lateral | Postalveolar/ Palatal | Velar | Labiovelar | Uvular | Pharyngal | Glottal | ||
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Plosive | stimmlos | p | t | k | kʷ | ʾ [ʔ] | ||||
stimmhaft | b | d | g [ɡ] | gʷ [ɡʷ] | ||||||
emphatisch | ṗ [pʼ] | ṭ [tʼ] | q [q], [kʼ] | qʷ [qʷ], [kʷʼ] | ||||||
Affrikaten | stimmlos | |||||||||
stimmhaft | ||||||||||
emphatisch | ṣ [ʦʼ] | |||||||||
Frikative | stimmlos | f | s | ś [ɬ] | ḫ [χ] | ḫʷ [χʷ] | ḥ [ħ] | h | ||
stimmhaft | z | ʿ [ʕ] | ||||||||
emphatisch | ḍ [ɬʼ] | |||||||||
Nasale | m | n | ||||||||
Approximanten | l | y [j] | w | |||||||
Vibranten | r |
Einfacher ist die Rekonstruktion des Vokalsystems. In der Schrift werden (in der traditionellen äthiopischen Reihenfolge) die sieben Vokale a, u, i, ā, e, ə und o unterschieden. Bei a handelt es sich um einen halboffenen, zentralen Vokal, ā wird ähnlich wie ein deutsches a, jedoch weiter hinten realisiert. Vokalquantitäten werden nicht unterschieden, da diese durch eine Reihe von Lautverschiebungen im Altäthiopischen nicht mehr bedeutungsentscheidend sind. Dabei gehen ə und a auf alte Kurzvokale, ā, i und u auf Langvokale und e und o auf die Diphthonge *ai bzw. *au zurück. Die Transkriptionszeichen a und ā sind historisierend, daneben werden auch die Zeichen ä bzw. a benutzt, die den tatsächlichen Lautwerten näherkommen.
Wo der Wortakzent in der Antike lag, ist unbekannt; in der traditionellen Aussprache liegt er bei Verben zumeist auf der vorletzten, bei Substantiven und den meisten Pronomina dagegen auf der letzten Silbe.
Einige lautliche Vorgänge sind für die Verbalmorphologie von Bedeutung: die Vokale a und ə sind in der Nachbarschaft der „Laryngale“ ʾ, ʿ, ḫ, ḥ und h einigen Veränderungen ausgesetzt, vgl. z. B. samāʿ-ku ‚ich hörte‘ mit śarab-ku ‚Ich trank‘.
Morphologie
Nominalmorphologie
Substantiv
Substantive unterscheiden im Altäthiopischen die beiden Genera Maskulinum und Femininum, welches bei bestimmten Wörtern mit einem Suffix -t markiert wird. Der Numerus Singular ist unmarkiert, der Plural kann sowohl durch das Suffix -āt („äußerer Plural“) als auch durch Änderung der Vokalstruktur („innerer/gebrochener Plural“) gebildet werden:
- Äußerer Plural: ʿāmat – ʿāmatāt ‚Jahr(e)‘, māy – māyāt ‚Wasser‘ (N.B.: Im Gegensatz zu den Adjektiven und anderen semitischen Sprachen können beide Genera ihren Plural mit -āt bilden)
- Innerer Plural: Die Bildung der inneren Plurale ist sehr vielfältig, Beispiele für besonders häufige Bildungsformen sind: bet – ʾābyāt ‚Haus, Häuser‘; qərnəb – qarānəbt ‚Augenlid(er)‘.
Das Substantiv unterscheidet zudem die beiden Kasus Nominativ und Akkusativ. Der Nominativ ist unmarkiert, der Akkusativ hat die Endung -a: bet – bet-a ‚Haus‘. Der Akkusativ markiert hauptsächlich das direkte Objekt eines Verbs und vertritt den im Wesentlichen ein Besitzverhältnis ausdrückenden Status constructus anderer semitischer Sprachen: sarḥa nəguś bet-a ‚der/ein König baute ein/das Haus‘; bet-a nəguś ‚Haus des/eines Königs‘. Das Akkusativobjekt und possessive Konstruktionen können daneben auch paraphrasiert werden. Die Determination wird im Allgemeinen nicht markiert, jedoch können hierfür die Personalpronomina der dritten Person benutzt werden: dabr-u ‚der Berg‘, wörtlich ‚sein Berg‘.
Adjektiv
Die Morphologie der Adjektive unterscheidet sich nicht wesentlich von der der Substantive, jedoch wird das Genus konsequenter markiert; der äußere Plural maskuliner Adjektive wird nicht mit -āt, sondern mit -ān gebildet. Im attributiven Gebrauch steht das Adjektiv nach dem Substantiv, auf das es sich bezieht: nobā qayḥ ‚rote Nubier‘.
Pronominalmorphologie
Das Altäthiopische unterscheidet zwei Reihen von Personalpronomina (Anmerkung: Bei den Pronominalsuffixen treten je nach vorausgehendem Laut gewisse Varianten auf.). Die grundlegende Aufteilung in zwei Reihen entsprechen den anderen semitischen Sprachen, bei den 3. Personen der absoluten Pronomina fallen dagegen auch starke Abweichungen von verwandten Sprachen auf:
Numerus | Person | Freie Personalpronomina | Pronominalsuffixe | |
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Nach Substantiven | Nach Verben | |||
Singular | 1. | ʾāna | -ya | -ni |
2. maskulin | ʾānta | -ka | ||
2. feminin | ʾānti | -ki | ||
3. maskulin | wəʾətu | -(h)u | ||
3. feminin | yəʾəti | -(h)a | ||
Plural | 1. | nəḥna | -na | |
2. maskulin | ʾāntəmu | -kəmu | ||
2. feminin | ʾāntən | -kən | ||
3. maskulin | wəʾətomu / əmuntu | -(h)omu | ||
3. feminin | wəʾəton / əmāntu | -(h)on |
Die unabhängigen Personalpronomina markieren gewöhnlich das Subjekt: wəʾətu ṣaḥafa ‚er schrieb‘, nəguś ʾāna ‚Ich bin König‘. Daneben können sie in der 3. Person auch als Kopula auftreten. Die Pronominalsuffixe dagegen markieren an Substantive angehängt ein Besitzverhältnis: bet-ya ‚mein Haus‘, hinter einem Verben und Präpositionen deren Objekt: qatala-ni ‚er tötete mich‘, la-ka ‚zu dir‘.
Zum Ausdruck besonderer Emphase können auch einige mithilfe der Pronominalsuffixe zusammengesetzte Formen benutzt werden, wie im Nominativ lalli-ka ‚du (selbst)‘ und im Akkusativ kiyā-hu ‚ihn; ebendieser‘.
Verbalmorphologie
Stammbildung
Die Grundlage der Wortbildung im Altäthiopischen ist die gewöhnlich drei Wurzelkonsonanten umfassende Wurzel. Von jeder Wurzel können (theoretisch) zwölf verschiedene Stämme abgeleitet werden. Durch Affixe können zunächst vier verschiedene Klassen gebildet werden, die Tropper 2002 mit den Buchstaben 0, A, T und Ast bezeichnet, es finden sich jedoch auch abweichende Bezeichnungen. Ohne weitere Zufügungen lassen sich von der Wurzel QTL ‚töten‘ also die Formen (im Perfekt) qat(a)la, ʾaqtala, taqat(a)la, ʾastaqtala bilden. Der Grundstamm 0 hat die unmodifizierte Bedeutung der Wurzel; der Stamm A bildet faktitive oder kausative Verben: satya ‚er trank‘ – ʾa-staya ‚er tränkte‘. Der T-Stamm ist dagegen intransitiv-passiv und ist somit als Mittel zur Unterscheidung der Diathese in Verwendung; der Ast-Stamm verknüpft den Kausativstamm mit dem Passivstamm: t-agabʾa ‚er ergab sich‘ – ʾast-agbʾa ‚er eroberte‘.
Von diesen vier Stämmen lassen sich durch die Infigierung des Stammvokals ā bzw. Gemination eines Stammkonsonanten zwei erweiterte Stämme ableiten. Jeder dieser Stämme bildet ein eigenständiges Lexem, dessen Bedeutung sich jedoch im Allgemeinen von der Bedeutung der Wurzel ableiten lässt.
Konjugation
Als westsemitische Sprache unterscheidet das Altäthiopische grundsätzlich zwei verschiedene Arten der Konjugation: das Imperfekt, das hauptsächlich mit Präfixen konjugiert wird, und das mit Suffixen konjugierte Perfekt. Das Imperfekt unterscheidet durch Veränderungen der Vokalisierung die beiden Modi Indikativ und Imperativ/Jussiv. Die Konjugation von qatala ‚töten‘ lautet:
Person | Perfekt qatal- | Imperfekt | ||
---|---|---|---|---|
Indikativ -qattəl | Jussiv -qtəl | |||
Singular | 1. | qatal-ku | ʾə-qattəl | ʾə-qtəl |
2. m. | qatal-ka | tə-qattəl | tə-qtəl | |
2. f. | qatal-ki | tə-qattəl-i | tə-qtəl-i | |
3. m. | qatal-a | yə-qattəl | yə-qtəl | |
3. f. | qatal-at | tə-qattəl | tə-qtəl | |
Plural | 1. | qatal-na | nə-qattəl | nə-qtəl |
2. m. | qatal-kəmmu | tə-qattəl-u | tə-qtəl-u | |
2. f. | qatal-kən | tə-qattəl-ā | tə-qtəl-ā | |
3. m. | qatal-u | yə-qattəl-u | yə-qtəl-u | |
3. f. | qatal-ā | yə-qattəl-ā | yə-qtəl-ā |
Das Perfekt wird hauptsächlich für aus Sicht des Sprechers vollendete, der Indikativ dagegen für nichtvollendete Handlungen benutzt. Der Jussiv dient zum Ausdruck von Wünschen sowie in finalen und konsekutiven Nebensätzen sowie in Objektsätzen nach Verben des Befehlens u. ä.; der Imperativ, der formal einem Jussiv ohne Personalaffixe gleicht, ist auf die 2. Person beschränkt.
Verbalnomina
Aus dem Proto-Semitischen hat das Altäthiopische verschiedene Bildungsarten für Partizipien geerbt, beispielsweise die Präfigierung von ma-: makwannən ‚Richter‘ zu kwannana ‚er herrschte, richtete‘. Jedoch sind diese Bildungen nur noch von lexikalischer Bedeutung, da sie in historischer Zeit nicht mehr frei bildbar waren. Weit verbreitet sind dagegen zwei Nomina actionis: das Gerundium, das die Form qatila- hat. Sein Subjekt (im Gegensatz zu den anderen Verbalformen nicht sein Objekt) wird mit den Personalsuffixen ausgedrückt: qatila-ka (2. Person Singular maskulinum) usw. Es wird zur Bildung von Temporalsätzen benutzt, śarab-a qatila-ka kann somit entweder ‚er trank, nachdem du tötetest‘ oder ‚er trank, als du tötetest‘ bedeuten. Daneben findet sich noch der eigentliche Infinitiv, der im Grundstamm die Form qatil hat, in allen anderen Stämmen dagegen durch Suffigierung von -o bzw. vor Personalsuffixen -ot gebildet wird.
Syntax
Satzbau
Im Altäthiopischen steht das verbale Prädikat gewöhnlich vor Subjekt und Objekt: sarḥ-a bet-a ‚er baute ein Haus‘, jedoch sind auch andere Stellungen möglich. Im Gegensatz zu europäischen Sprachen kann das Prädikat eines Satzes auch von einem Nomen bzw. Pronomen gebildet werden, wobei die absoluten Personalpronomina als Kopula auftreten können: N. N. wəʾətu nəguś ‚N. N. ist König‘.
Subordination
Nebensätze werden durch verschiedenartige Partikeln eingeleitet und folgen der gewöhnlichen Satzstellung:
Hauptsatz | Konditionalsatz | Temporalsatz | ||||||||||
wa-yəkʷ ennənəwomu | kʷ əllo | gize | la-ʾəmma | ʾi-taʿaraqa | məsla | biṣu | ba-ʾənta | ḫāṭiʾatu | ʾəmqədma | təḍāʾ | nafsu | ʾəm-śəgāhu |
und-sie peinigen-ihn | die ganze | Zeit | wenn | nicht-er hat sich versöhnt | mit | Nächster-sein | wegen | Sünde-seine | bevor | herausgehen | Seele-seine | aus-Körper-sein |
und sie peinigten ihn die ganze Zeit | wenn er sich nicht wegen seiner Sünde mit seinem Nächsten versöhnt hat | bevor seine Seele aus seinem Körper hinausgegangen ist |
Relativsätze sind im Altäthiopischen besonders häufige Nebensätze, da Partizipien in historischer Zeit nicht mehr frei bildbar waren. Das Relativpronomen hat die Formen za- (maskulinum Singular), ʾənta- (femininum Singular) und ʾəlla (Plural): bəʾəsi za-yaḥawər ‚der/ein Mann, welcher geht‘.
Negation
Das häufigste Mittel zur Negation ist das Präfix ʾi-, das in Sätzen mit verbalem Prädikat diesem präfigiert wird:
nəḥna | ʾi-nəkl | ḥawira |
wir | nicht-wir können | gehen |
wir können nicht gehen |
Literatur
Grammatik
- August Dillmann: Carl Bezold: Grammatik der äthiopischen Sprache. 2. Auflage. Tauchnitz, Leipzig 1899
- Thomas O. Lambdin: Introduction to Classical Ethiopic. (Harvard Semitic Studies, No. 24) Missoula 1978. ISBN 0-89130-263-8.
- Enno Littmann: Die Äthiopische Sprache. In: Bertold Spuler (Hrsg.): Handbuch der Orientalistik. Bd. I.3, Brill. Leiden 1954, S. 350–374
- Josef Tropper: Altäthiopisch. Grammatik des Ge’ez mit Übungstexten und Glossar. Ugarit-Verlag, Münster 2002, ISBN 3-934628-29-X. Zweite, korrigierte und erweiterte Auflage mit Rebecca Hasselbach-Andee (englisch):
- Josef Tropper & Rebecca Hasselbach-Andee: Classical Ethiopic. A Grammar of Gəˁəz. [Languages of the Ancient Near East, vol. 10] University Park, Pennsylvania: Eisenbrauns / Penn State University Press 2021. DOI: 10.1515/9781646021260
- Stefan Weninger: Das Verbalsystem des Altäthiopischen. Harrassowitz, Wiesbaden 2001
Lehrbücher
- August Dillmann: Chrestomathia Aethiopica, Leipzig 1866
- Stephan Procházka: Altäthiopische Studiengrammatik. (Orbis Biblicus et Orientalis. Subsidia linguistica, Band 2) Academic Press, Fribourg / Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2004, ISBN 3-7278-1521-3; ISBN 3-525-26409-7
Lexika
- August Dillmann: Lexicon linguæ Æthiopicæ cum indice Latino, Lipsiae 1865. (monumentales Wörterbuch mit Angabe der Belegstellen)
- Wolf Leslau: Comparative Dictionary of Ge’ez (Classical Ethiopic): Ge’ez-English, English-Ge’ez, with an Index of the Semitic Roots. Harrassowitz, Wiesbaden 1987, ISBN 3-447-02592-1.
- Wolf Leslau: Concise Dictionary of Ge’ez (Classical Ethiopic). Harrassowitz, Wiesbaden 1989, ISBN 3-447-02873-4.
Epigraphik und Paläographie
- , , : Recueil des inscriptions de l’Ethiopie des périodes pré-axoumite et axoumite. Boccard, Paris:
- Tome I. Les documents. 1991.
- Tome II. Les planches. 1991.
- Tome III. Traductions et commentaires. Fasc. A. Les inscriptions grecques 2000.
- Siegbert Uhlig: Äthiopische Paläographie. Steiner-Verlag, Stuttgart 1987, ISBN 3-515-04562-7
Literatur
- Enno Littmann: Die Äthiopische Literatur. In: Bertold Spuler (Hrsg.): Handbuch der Orientalistik. Bd. I.3 Brill, Leiden 1954, S. 375–385.
Einzelnachweise
- Jürgen W. Schmidt: Kein Fall von „Ritueller Blutabzapfung“ – die Strafprozesse gegen den Rabbinatskandidaten Max Bernstein in Brelau 1889/90 und deren sexualpsychologischer Hintergrund. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013 (2014), S. 483–516, hier: S. 496.
- Rochus Zuurmond, Curt Niccum: The Ethiopic Version of the New Testament, in: Barth D. Ehrman, Michael W. Holmes: The Text of the New Testament in Contemporary Research. 2. Auflage Brill, 2013, S. 231–252.
- Rekonstruktionen versucht unter den Standard-Grammatiken: Dillmann, Grammatik § 59
Weblinks
- Artikel auf ethiopianhistory.com ( vom 15. Juni 2006 im Internet Archive) (englisch)
- Die Bibel auf Altäthiopisch
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Altathiopisch dessen Eigenname Ge ez ግዕዝ Geʿez ist war die Sprache des spatantiken Reiches von Aksum und daruber hinaus auch lange bis ins 19 Jahrhundert die Hauptschriftsprache in Eritrea und Athiopien Bis heute ist sie die Liturgiesprache der athiopisch orthodoxen und der eritreisch orthodoxen Kirche sowie der athiopischen Juden Altathiopische Sprache ግዕዝ Geʿez Gesprochen in Athiopien EritreaSprecher unbekanntLinguistische Klassifikation Afroasiatische Sprachen Semitische SprachenWestsemitische SprachenAthiosemitische SprachenNordathiosemitische Sprachen dd dd Altathiopische Sprache dd dd Offizieller StatusAmtssprache in ausgestorben SprachcodesISO 639 1 ISO 639 2 gezISO 639 3 gezNameEin erhaltenes Bibelmanuskript in Altathiopischer Sprache hier der Beginn des Johannesevangeliums Im 19 Jahrhundert wurde die Sprache oft einfach Athiopisch genannt beispielsweise von August Dillmann dem besten Kenner der altathiopischen Sprache seiner Zeit So nannte er beispielsweise sein grammatisches Werk zum Altathiopischen schlicht Grammatik der athiopischen Sprache In neuerer Zeit wird meist die Bezeichnung Altathiopisch verwendet Die Eigenbezeichnung Ge ez ist lediglich in engeren Fachkreisen gelaufig Josef Tropper nennt so seine Grammatik aus dem Jahr 2002 Altathiopisch Grammatik des Geʻez mit Ubungstexten und Glossar Stephan Prochazka nennt seine Grammatik aus dem Jahre 2004 Altathiopische Studiengrammatik Stefan Weninger sein Werk aus dem Jahre 2001 Das Verbalsystem des Altathiopischen Ein Problem der Bezeichnung Ge ez besteht auch darin dass es dazu im Deutschen kein Adjektiv gibt Zum Namensgebrauch im Deutschen siehe auch das Literaturverzeichnis unten Selten gebraucht wird auch die Bezeichnung Aksumitisch die sich aber mehr auf die fruhesten Zeiten der Altathiopischen Sprache bezieht Linguistische EinordnungAltathiopisch gehort gemeinsam mit den Sprachen Tigre und Tigrinya zur nordlichen Gruppe der athiosemitischen Sprachen einem in Athiopien und Eritrea beheimateten Zweig der Typologisch steht das Altathiopisch zwischen den klassischen semitischen Sprachen und den modernen eritreischen und nord athiopischen Sprachen indem es einerseits in Phonologie und Morphologie wesentliche Innovationen aufweist andererseits jedoch vielfach wesentlich altertumlicher als beispielsweise das Amharische ist Durch den Kontakt mit Sprechern kuschitischer Sprachen drang wohl schon in prahistorischer Zeit zusatzlich nichtsemitisches Vokabular in das Altathiopische ein ErforschungZwar entstanden bereits im mittelalterlichen Athiopien erste lexikalische und grammatikalische Texte eine eigentliche wissenschaftliche Erforschung begann jedoch erst nachdem in der 1 Halfte des 16 Jahrhunderts erste Texte auf Altathiopisch in Europa bekannt geworden waren Zu den ersten die sich damit befassten gehorte Anna Maria von Schurmann die um 1645 eine erste Grammatik verfasste Besonderes Verdienst erwarb sich in dieser Pionierzeit Hiob Ludolf der 1661 eine Grammatik und 1699 ein Lexikon des Altathiopischen publizierte Obwohl das Altathiopische bereits so fruh in Europa bekannt wurde hat es in Forschung und Lehre innerhalb der Semitistik keinen dem Hebraischen oder Arabischen vergleichbaren Status Der Erforschung der athiopischen Sprachen widmete sich im 19 und 20 Jahrhundert der Hebraist und Semitist Franz Praetorius 1847 1927 der ab 1880 Orientalistik an der Universitat Breslau von 1893 bis 1909 in Halle und dann wieder in Breslau lehrte Geschichte und UberlieferungDie altesten altathiopischen Inschriften sind einige aksumitische Inschriften teilweise noch aus der Zeit vor Ezanas Ubertritt zum Christentum im vierten Jahrhundert Unter ihnen befinden sich etwa ein Dutzend konigliche und mehrere hundert private in der Regel sehr kurze Texte Aus den ersten Jahrhunderten nach der Einfuhrung des Christentums stammt eine umfangreiche jedoch erst in wesentlich spateren Abschriften erhaltene christliche Literatur darunter die beiden Evangelienbucher von Garima ca 400 650 die zu einem grossen Teil aus dem Griechischen spater auch dem Koptischen und Arabischen ubersetzt wurde Nach dem Untergang des aksumitischen Reiches um 600 n Chr nahm die literarische Tatigkeit in Athiopien stark ab sodass aus einigen Jahrhunderten fast keine schriftliche Uberlieferung des Altathiopischen erhalten ist Gegen Ende des 1 nachchristlichen Jahrtausends durfte das Altathiopische als gesprochene Sprache vom Amharischen und dem Tigrinya verdrangt worden sein doch wurde in den folgenden Jahrhunderten wieder eine grossere Menge an sakraler darunter die Confessio des Claudius und profaner Literatur produziert worunter historische Werke das athiopische Nationalepos Kebra Nagast sowie einzelne naturwissenschaftliche Schriften zu nennen sind Als Hauptschriftsprache Athiopiens wurde das Altathiopische dann in der Neuzeit vom Amharischen abgelost das zwar schon seit dem 13 Jahrhundert die Sprache des Konigshofes war aber nur in geringem Umfang schriftlich verwendet worden war Bis heute dient die athiopische Sprache als Sakralsprache der athiopisch orthodoxen Kirche und der Athiopisch Katholischen Kirche SchriftGen 29 11 16 EU auf Altathiopisch Hauptartikel Athiopische Schrift Die fruhesten athiopischen Inschriften wurden in altsudarabischer Schrift niedergeschrieben Bald darauf bildete sich eine leicht modifizierte Form der altsudarabischen Schrift heraus die wie diese zunachst eine reine Konsonantenschrift war Durch Anfugung kleiner Striche und Kreise an Konsonantenzeichen wurde hieraus eine Silbenschrift gebildet die Silben der Form Konsonant Vokal CV und einzelne Konsonanten wiedergeben konnte Auf diese Weise wurde das 30 Zeichen umfassende unvokalisierte Altathiopisch zu einer 202 Zeichen umfassenden Silbenschrift erweitert PhonologieObwohl das Altathiopische uber Jahrhunderte hinweg tradiert wurde ist die Phonologie des antiken Altathiopischen nur unzureichend bekannt da die traditionelle Aussprache stark vom Amharischen beeinflusst ist Die Schrift gibt 26 konsonantische Phoneme sowie vier Labiovelare wieder Wie die meisten afroasiatischen Sprachen besass das Altathiopische neben stimmlosen und stimmhaften Konsonanten auch emphatische Konsonanten die vermutlich wie in allen modernen sudsemitischen Sprachen durch Glottalisierung realisiert wurden Einzigartig unter allen semitischen Sprachen ist die Existenz dreier nicht stimmhafter Bilabiale Alle anderen semitischen Sprachen haben entweder f oder p das Altathiopische besitzt dagegen p f und eine emphatische Variante ṗ deren Etymologie noch nicht vollstandig geklart ist Ebenfalls ungewohnlich sind vier Labiovelare Insgesamt kann folgende Rekonstruktion des altathiopischen Konsonantensystems wenigstens eine gewisse Wahrscheinlichkeit beanspruchen athiopistische Umschrift in eckigen Klammern IPA Konsonanten Bilabial Alveolar Lateral Postalveolar Palatal Velar Labiovelar Uvular Pharyngal GlottalPlosive stimmlos p t k kʷ ʾ ʔ stimmhaft b d g ɡ gʷ ɡʷ emphatisch ṗ pʼ ṭ tʼ q q kʼ qʷ qʷ kʷʼ Affrikaten stimmlosstimmhaftemphatisch ṣ ʦʼ Frikative stimmlos f s s ɬ ḫ x ḫʷ xʷ ḥ ħ hstimmhaft z ʿ ʕ emphatisch ḍ ɬʼ Nasale m nApproximanten l y j wVibranten r Einfacher ist die Rekonstruktion des Vokalsystems In der Schrift werden in der traditionellen athiopischen Reihenfolge die sieben Vokale a u i a e e und o unterschieden Bei a handelt es sich um einen halboffenen zentralen Vokal a wird ahnlich wie ein deutsches a jedoch weiter hinten realisiert Vokalquantitaten werden nicht unterschieden da diese durch eine Reihe von Lautverschiebungen im Altathiopischen nicht mehr bedeutungsentscheidend sind Dabei gehen e und a auf alte Kurzvokale a i und u auf Langvokale und e und o auf die Diphthonge ai bzw au zuruck Die Transkriptionszeichen a und a sind historisierend daneben werden auch die Zeichen a bzw a benutzt die den tatsachlichen Lautwerten naherkommen Wo der Wortakzent in der Antike lag ist unbekannt in der traditionellen Aussprache liegt er bei Verben zumeist auf der vorletzten bei Substantiven und den meisten Pronomina dagegen auf der letzten Silbe Einige lautliche Vorgange sind fur die Verbalmorphologie von Bedeutung die Vokale a und e sind in der Nachbarschaft der Laryngale ʾ ʿ ḫ ḥ und h einigen Veranderungen ausgesetzt vgl z B samaʿ ku ich horte mit sarab ku Ich trank MorphologieNominalmorphologie Substantiv Substantive unterscheiden im Altathiopischen die beiden Genera Maskulinum und Femininum welches bei bestimmten Wortern mit einem Suffix t markiert wird Der Numerus Singular ist unmarkiert der Plural kann sowohl durch das Suffix at ausserer Plural als auch durch Anderung der Vokalstruktur innerer gebrochener Plural gebildet werden Ausserer Plural ʿamat ʿamatat Jahr e may mayat Wasser N B Im Gegensatz zu den Adjektiven und anderen semitischen Sprachen konnen beide Genera ihren Plural mit at bilden Innerer Plural Die Bildung der inneren Plurale ist sehr vielfaltig Beispiele fur besonders haufige Bildungsformen sind bet ʾabyat Haus Hauser qerneb qaranebt Augenlid er Das Substantiv unterscheidet zudem die beiden Kasus Nominativ und Akkusativ Der Nominativ ist unmarkiert der Akkusativ hat die Endung a bet bet a Haus Der Akkusativ markiert hauptsachlich das direkte Objekt eines Verbs und vertritt den im Wesentlichen ein Besitzverhaltnis ausdruckenden Status constructus anderer semitischer Sprachen sarḥa negus bet a der ein Konig baute ein das Haus bet a negus Haus des eines Konigs Das Akkusativobjekt und possessive Konstruktionen konnen daneben auch paraphrasiert werden Die Determination wird im Allgemeinen nicht markiert jedoch konnen hierfur die Personalpronomina der dritten Person benutzt werden dabr u der Berg wortlich sein Berg Adjektiv Die Morphologie der Adjektive unterscheidet sich nicht wesentlich von der der Substantive jedoch wird das Genus konsequenter markiert der aussere Plural maskuliner Adjektive wird nicht mit at sondern mit an gebildet Im attributiven Gebrauch steht das Adjektiv nach dem Substantiv auf das es sich bezieht noba qayḥ rote Nubier Pronominalmorphologie Das Altathiopische unterscheidet zwei Reihen von Personalpronomina Anmerkung Bei den Pronominalsuffixen treten je nach vorausgehendem Laut gewisse Varianten auf Die grundlegende Aufteilung in zwei Reihen entsprechen den anderen semitischen Sprachen bei den 3 Personen der absoluten Pronomina fallen dagegen auch starke Abweichungen von verwandten Sprachen auf Numerus Person Freie Personalpronomina PronominalsuffixeNach Substantiven Nach VerbenSingular 1 ʾana ya ni2 maskulin ʾanta ka2 feminin ʾanti ki3 maskulin weʾetu h u3 feminin yeʾeti h aPlural 1 neḥna na2 maskulin ʾantemu kemu2 feminin ʾanten ken3 maskulin weʾetomu emuntu h omu3 feminin weʾeton emantu h on Die unabhangigen Personalpronomina markieren gewohnlich das Subjekt weʾetu ṣaḥafa er schrieb negus ʾana Ich bin Konig Daneben konnen sie in der 3 Person auch als Kopula auftreten Die Pronominalsuffixe dagegen markieren an Substantive angehangt ein Besitzverhaltnis bet ya mein Haus hinter einem Verben und Prapositionen deren Objekt qatala ni er totete mich la ka zu dir Zum Ausdruck besonderer Emphase konnen auch einige mithilfe der Pronominalsuffixe zusammengesetzte Formen benutzt werden wie im Nominativ lalli ka du selbst und im Akkusativ kiya hu ihn ebendieser Verbalmorphologie Stammbildung Die Grundlage der Wortbildung im Altathiopischen ist die gewohnlich drei Wurzelkonsonanten umfassende Wurzel Von jeder Wurzel konnen theoretisch zwolf verschiedene Stamme abgeleitet werden Durch Affixe konnen zunachst vier verschiedene Klassen gebildet werden die Tropper 2002 mit den Buchstaben 0 A T und Ast bezeichnet es finden sich jedoch auch abweichende Bezeichnungen Ohne weitere Zufugungen lassen sich von der Wurzel QTL toten also die Formen im Perfekt qat a la ʾaqtala taqat a la ʾastaqtala bilden Der Grundstamm 0 hat die unmodifizierte Bedeutung der Wurzel der Stamm A bildet faktitive oder kausative Verben satya er trank ʾa staya er trankte Der T Stamm ist dagegen intransitiv passiv und ist somit als Mittel zur Unterscheidung der Diathese in Verwendung der Ast Stamm verknupft den Kausativstamm mit dem Passivstamm t agabʾa er ergab sich ʾast agbʾa er eroberte Von diesen vier Stammen lassen sich durch die Infigierung des Stammvokals a bzw Gemination eines Stammkonsonanten zwei erweiterte Stamme ableiten Jeder dieser Stamme bildet ein eigenstandiges Lexem dessen Bedeutung sich jedoch im Allgemeinen von der Bedeutung der Wurzel ableiten lasst Konjugation Als westsemitische Sprache unterscheidet das Altathiopische grundsatzlich zwei verschiedene Arten der Konjugation das Imperfekt das hauptsachlich mit Prafixen konjugiert wird und das mit Suffixen konjugierte Perfekt Das Imperfekt unterscheidet durch Veranderungen der Vokalisierung die beiden Modi Indikativ und Imperativ Jussiv Die Konjugation von qatala toten lautet Person Perfekt qatal ImperfektIndikativ qattel Jussiv qtelSingular 1 qatal ku ʾe qattel ʾe qtel2 m qatal ka te qattel te qtel2 f qatal ki te qattel i te qtel i3 m qatal a ye qattel ye qtel3 f qatal at te qattel te qtelPlural 1 qatal na ne qattel ne qtel2 m qatal kemmu te qattel u te qtel u2 f qatal ken te qattel a te qtel a3 m qatal u ye qattel u ye qtel u3 f qatal a ye qattel a ye qtel a Das Perfekt wird hauptsachlich fur aus Sicht des Sprechers vollendete der Indikativ dagegen fur nichtvollendete Handlungen benutzt Der Jussiv dient zum Ausdruck von Wunschen sowie in finalen und konsekutiven Nebensatzen sowie in Objektsatzen nach Verben des Befehlens u a der Imperativ der formal einem Jussiv ohne Personalaffixe gleicht ist auf die 2 Person beschrankt Verbalnomina Aus dem Proto Semitischen hat das Altathiopische verschiedene Bildungsarten fur Partizipien geerbt beispielsweise die Prafigierung von ma makwannen Richter zu kwannana er herrschte richtete Jedoch sind diese Bildungen nur noch von lexikalischer Bedeutung da sie in historischer Zeit nicht mehr frei bildbar waren Weit verbreitet sind dagegen zwei Nomina actionis das Gerundium das die Form qatila hat Sein Subjekt im Gegensatz zu den anderen Verbalformen nicht sein Objekt wird mit den Personalsuffixen ausgedruckt qatila ka 2 Person Singular maskulinum usw Es wird zur Bildung von Temporalsatzen benutzt sarab a qatila ka kann somit entweder er trank nachdem du totetest oder er trank als du totetest bedeuten Daneben findet sich noch der eigentliche Infinitiv der im Grundstamm die Form qatil hat in allen anderen Stammen dagegen durch Suffigierung von o bzw vor Personalsuffixen ot gebildet wird SyntaxSatzbau Im Altathiopischen steht das verbale Pradikat gewohnlich vor Subjekt und Objekt sarḥ a bet a er baute ein Haus jedoch sind auch andere Stellungen moglich Im Gegensatz zu europaischen Sprachen kann das Pradikat eines Satzes auch von einem Nomen bzw Pronomen gebildet werden wobei die absoluten Personalpronomina als Kopula auftreten konnen N N weʾetu negus N N ist Konig Subordination Nebensatze werden durch verschiedenartige Partikeln eingeleitet und folgen der gewohnlichen Satzstellung Hauptsatz Konditionalsatz Temporalsatz Hauptsatz Konditionalsatz Temporalsatzwa yekʷ ennenewomu kʷ ello gize la ʾemma ʾi taʿaraqa mesla biṣu ba ʾenta ḫaṭiʾatu ʾemqedma teḍaʾ nafsu ʾem segahuund sie peinigen ihn die ganze Zeit wenn nicht er hat sich versohnt mit Nachster sein wegen Sunde seine bevor herausgehen Seele seine aus Korper seinund sie peinigten ihn die ganze Zeit wenn er sich nicht wegen seiner Sunde mit seinem Nachsten versohnt hat bevor seine Seele aus seinem Korper hinausgegangen ist Relativsatze sind im Altathiopischen besonders haufige Nebensatze da Partizipien in historischer Zeit nicht mehr frei bildbar waren Das Relativpronomen hat die Formen za maskulinum Singular ʾenta femininum Singular und ʾella Plural beʾesi za yaḥawer der ein Mann welcher geht Negation Das haufigste Mittel zur Negation ist das Prafix ʾi das in Satzen mit verbalem Pradikat diesem prafigiert wird neḥna ʾi nekl ḥawirawir nicht wir konnen gehenwir konnen nicht gehenLiteraturGrammatik August Dillmann Carl Bezold Grammatik der athiopischen Sprache 2 Auflage Tauchnitz Leipzig 1899 Thomas O Lambdin Introduction to Classical Ethiopic Harvard Semitic Studies No 24 Missoula 1978 ISBN 0 89130 263 8 Enno Littmann Die Athiopische Sprache In Bertold Spuler Hrsg Handbuch der Orientalistik Bd I 3 Brill Leiden 1954 S 350 374 Josef Tropper Altathiopisch Grammatik des Ge ez mit Ubungstexten und Glossar Ugarit Verlag Munster 2002 ISBN 3 934628 29 X Zweite korrigierte und erweiterte Auflage mit Rebecca Hasselbach Andee englisch Josef Tropper amp Rebecca Hasselbach Andee Classical Ethiopic A Grammar of Geˁez Languages of the Ancient Near East vol 10 University Park Pennsylvania Eisenbrauns Penn State University Press 2021 DOI 10 1515 9781646021260 Stefan Weninger Das Verbalsystem des Altathiopischen Harrassowitz Wiesbaden 2001 Lehrbucher August Dillmann Chrestomathia Aethiopica Leipzig 1866 Stephan Prochazka Altathiopische Studiengrammatik Orbis Biblicus et Orientalis Subsidia linguistica Band 2 Academic Press Fribourg Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2004 ISBN 3 7278 1521 3 ISBN 3 525 26409 7 Lexika August Dillmann Lexicon linguae AEthiopicae cum indice Latino Lipsiae 1865 monumentales Worterbuch mit Angabe der Belegstellen Wolf Leslau Comparative Dictionary of Ge ez Classical Ethiopic Ge ez English English Ge ez with an Index of the Semitic Roots Harrassowitz Wiesbaden 1987 ISBN 3 447 02592 1 Wolf Leslau Concise Dictionary of Ge ez Classical Ethiopic Harrassowitz Wiesbaden 1989 ISBN 3 447 02873 4 Epigraphik und Palaographie Recueil des inscriptions de l Ethiopie des periodes pre axoumite et axoumite Boccard Paris Tome I Les documents 1991 Tome II Les planches 1991 Tome III Traductions et commentaires Fasc A Les inscriptions grecques 2000 Siegbert Uhlig Athiopische Palaographie Steiner Verlag Stuttgart 1987 ISBN 3 515 04562 7 Literatur Enno Littmann Die Athiopische Literatur In Bertold Spuler Hrsg Handbuch der Orientalistik Bd I 3 Brill Leiden 1954 S 375 385 EinzelnachweiseJurgen W Schmidt Kein Fall von Ritueller Blutabzapfung die Strafprozesse gegen den Rabbinatskandidaten Max Bernstein in Brelau 1889 90 und deren sexualpsychologischer Hintergrund In Fachprosaforschung Grenzuberschreitungen Band 8 9 2012 2013 2014 S 483 516 hier S 496 Rochus Zuurmond Curt Niccum The Ethiopic Version of the New Testament in Barth D Ehrman Michael W Holmes The Text of the New Testament in Contemporary Research 2 Auflage Brill 2013 S 231 252 Rekonstruktionen versucht unter den Standard Grammatiken Dillmann Grammatik 59WeblinksCommons Altathiopische Sprache Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Artikel auf ethiopianhistory com Memento vom 15 Juni 2006 im Internet Archive englisch Die Bibel auf AltathiopischNormdaten Sachbegriff GND 4133283 0 GND Explorer lobid OGND AKS