Die Catilinarische Verschwörung war ein misslungener Umsturzversuch des Senators Lucius Sergius Catilina im Jahr 63 v Ch
Catilinarische Verschwörung

Die Catilinarische Verschwörung war ein misslungener Umsturzversuch des Senators Lucius Sergius Catilina im Jahr 63 v. Chr., mit dem dieser die Macht in der römischen Republik an sich reißen wollte. Bekannt ist die Verschwörung besonders durch Ciceros Reden gegen Catilina sowie durch Sallusts historische Monographie De coniuratione Catilinae.
Die Verschwörer
Die bekanntesten an der Verschwörung beteiligten Personen waren:
- Senatoren:
- Lucius Sergius Catilina
- Publius Autronius Paetus
- Gaius Cornelius Cethegus
- Publius Cornelius Lentulus Sura
- Publius Cornelius Sulla
- Mitglieder des Ritterstandes:
- Lucius Statilius
- Gaius Cornelius
- Publius Gabinius Capito
- Titus Volturcius
- Offiziere:
- Gaius Manlius
Der Verlauf der Verschwörung
Die Vorgeschichte
Die Vorgeschichte der Verschwörung begann dem römischen Geschichtsschreiber Sallust zufolge im Jahr 66 v. Chr., als Catilina wegen eines anstehenden Repetundenprozesses (Verfahren wegen Amtsmissbrauchs) nicht als Bewerber für das Konsulat des nächsten Jahres zugelassen wurde. Stattdessen wurden für 65 v. Chr. Publius Autronius Paetus und Publius Cornelius Sulla gewählt, die jedoch kurze Zeit später wegen ambitus, Bestechung, angeklagt und verurteilt wurden, sodass sie durch zwei neue Konsuln, Lucius Aurelius Cotta und Lucius Manlius Torquatus, ersetzt werden mussten. Diese Nachfolger im Amt waren gleichzeitig die Ankläger der abgesetzten Konsuln. Zum Ende des Jahres 66 v. Chr. habe sich daraufhin eine Verschwörung gebildet mit dem Ziel, die Annullierung der Wahl rückgängig zu machen. Daran sollen die beiden abgesetzten Konsuln Autronius Paetus und Cornelius Sulla beteiligt gewesen sein sowie Gnaeus Calpurnius Piso, Gaius Cornelius Cethegus, und auch Catilina. In der Forschung wird die Existenz dieser so genannten ersten Catilinarischen Verschwörung seit Längerem allgemein bezweifelt.
Der erfolglose Kampf um das Konsulat
Wegen des immer noch schwebenden Verfahrens des Repetundenprozesses, der gegen ihn angestrengt worden war, konnte Catilina auch für das Jahr 64 v. Chr. nicht für das Konsulat kandidieren; dies war erst für 63 v. Chr. wieder möglich, wo er aber nach heftiger Agitation durch Marcus Tullius Cicero diesem und Gaius Antonius Hybrida unterlag. Vor den Wahlen für das Jahr 63 v. Chr. soll Catilina seine Anhänger zum Abschluss eines Blutsbündnisses gewonnen haben, ein Detail, das Sallust mitteilt und dem schon der antike Historiograph selbst sein Misstrauen ausspricht.
Catilina hatte die Hoffnung jedoch noch nicht aufgegeben und bewarb sich für das nächste Jahr erneut. Dass er jedoch in seinem Wahlkampf mit Reduktion der Zinsen auf geliehenes Geld und Rückzahlungserleichterungen für die Schuldner warb (tabulae novae), verletzte die Interessen der Gläubiger. Diesen Umstand nutzte Cicero dazu, Catilina sozialrevolutionärer Umtriebe zu bezichtigen. Negativ wirkte sich wohl auch Catilinas Drohung im Senat aus, dass, wenn man seine Existenz in Brand stecken wolle, er nicht mit Wasser, sondern mit dem Einreißen des ganzen Baues das Feuer löschen werde. Als der Wahltag gekommen war, erschien Cicero, da er ein Attentat auf sich und den Ausbruch von Unruhen befürchtete, für alle sichtbar im Panzer und mit einer Schutztruppe aus Freunden und Klienten. Es geschah jedoch nichts; Catilina fiel, wie zu erwarten gewesen war, durch, und Lucius Licinius Murena und Decimus Iunius Silanus wurden für das nächste Jahr gewählt. Inwieweit Catilina bis zu diesem Zeitpunkt bereits an die Anwendung von Gewalt dachte, ist nicht mehr zu eruieren. Mit der verlorenen Wahl aber lief ihm die Zeit davon, was in ihm wohl den Entschluss zu einem Staatsstreich reifen ließ. Dabei konnte er das latente Unruhepotential ausnutzen, das von den vielen sullanischen Veteranen, die größtenteils verschuldet waren, und den ehemaligen Landbesitzern ausging, die von Sulla enteignet worden waren. Erst ab diesem Zeitpunkt konnte wirklich von einer Verschwörung gesprochen werden.
Der Beginn der Verschwörung
Gaius Manlius, der unter Sulla als Centurio gedient hatte, begann bald in Etrurien und Gallia citerior mit der Aushebung von Truppen. Gleichzeitig sollte dasselbe in Picenum durch , in Apulien durch und in Kampanien durch Publius Sulla geschehen. Der Plan sah dann wohl vor, in Rom nach dem Zusammenziehen des Heeres Brände zu legen, um Verwirrung zu stiften, und die strategisch wichtigen Punkte in der Stadt zu besetzen. Da die Vorbereitungen jedoch noch einige Zeit in Anspruch nahmen, setzte man den Zeitpunkt der Erhebung auf den 27. Oktober fest; am 28. Oktober sollten in Rom schließlich alle missliebigen Optimaten ermordet werden.
Die Aufdeckung der Putschvorbereitungen
Cicero war jedoch unterdessen von Fulvia, der Geliebten des Verschwörers , von den Vorgängen einigermaßen in Kenntnis gesetzt worden, sodass er am 22. September den Senat bat, diesbezüglich einen Beschluss herbeizuführen. Der Senat beschied Ciceros Anliegen jedoch negativ mit der Begründung, die Nachrichten über die angeblichen Ereignisse seien zweifelhaft.
Erst in der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 63 v. Chr. gelangte Cicero in den Besitz von durchschlagenden Beweisen in Bezug auf Unruhen in Form von anonymen Briefen, die ihm von Marcus Crassus, Marcus Claudius Marcellus und Metellus Scipio übergeben worden waren und die eine Warnung vor Mordanschlägen auf einige hochrangige Politiker durch Catilina enthielten.
Der Notstandsbeschluss
Cicero ließ daraufhin am nächsten Morgen den Senat zusammentreten und referierte über den Inhalt der Briefe und die weiteren ihm bekannten Details, zudem berichtete der Prätorier Quintus Arrius über Truppenbewegungen des Manlius in Etrurien. Der Senat beschloss daraufhin den Notstand (senatus consultum ultimum) und setzte kurz darauf das in Kraft, das die Bekämpfung entstehender Unruhen ermöglichte. Es wurden sofort Aushebungen angeordnet, die zuständigen Beamten und Promagistrate wurden angewiesen, ihre Truppen zu übernehmen, und alle italischen Landstädte wurden beauftragt, ihre Territorien zu sichern. Die für den 28. Oktober geplanten Mordanschläge durch die Catilinarier und die Besetzung von Praeneste am 1. November konnten in der Folge nicht stattfinden, die Erhebung des Manlius in Etrurien war jedoch am 27. Oktober planmäßig erfolgt.
Catilinas Umtriebe in Rom
Catilina, der sich in Rom immer noch sicher glaubte, sah sich unterdessen, wahrscheinlich zusammen mit Cornelius Cethegus, mit einer Anklage wegen politischer Gewaltverbrechen (lex Plautia de vi) konfrontiert, die von Aemilius Paullus angestrengt worden war. Catilina bot daraufhin, da er wohl glaubte, nichts befürchten zu müssen, dem Konsular Manius Aemilius Lepidus, dem Prätor Quintus Caecilius Metellus Celer und sogar Cicero an, sie möchten ihn in freiwillige Privathaft nehmen. Nachdem diese alle abgelehnt hatten, fand sich schließlich ein gewisser , der jedoch seiner Bewachungsaufgabe anscheinend nur unzureichend nachkam, sodass er später von Cicero ebenfalls der Teilnahme an den verschwörerischen Umtrieben bezichtigt wurde. Catilina gelang es nämlich, trotz dieser „Bewachung“, im Hause des in der Nacht vom 5. auf den 6. November eine Versammlung der Mitverschwörer abzuhalten, in der das weitere Vorgehen besprochen wurde. und Gaius Cornelius, ein Senator und ein Ritter, sollten sich am 7. November bei Cicero zum Morgenbesuch anmelden und diesen ermorden, um die Stadt in die Gewalt der Verschwörer zu bringen. Catilina selbst beabsichtigte, gleich nach Ciceros Ermordung zu Manlius aufzubrechen. Der Mordversuch schlug jedoch fehl, da Fulvia Cicero abermals eine Nachricht bezüglich der Pläne zukommen ließ.
Catilina muss die Stadt verlassen
Cicero berief am Morgen des 7. November den Senat unter starker Bewachung im Tempel des Iupiter Stator zu einer Sitzung ein, um die neue Sachlage darzulegen und den Senatoren endlich entschiedenere Beschlüsse abzuringen. Auch Catilina erschien zu der Sitzung, wahrscheinlich, um seine angebliche Unschuld demonstrativ zur Schau zu stellen und zu zeigen, dass er von dem von Aemilius Paullus angestrengten Prozess nichts zu befürchten habe. Catilina fühlte sich als Angehöriger des alten patrizischen Adels sicher und konnte zu diesem Zeitpunkt wohl immer noch auf die Stimmen vieler popularer Senatoren zählen, sodass er alle gegen ihn gerichteten Vorwürfe abstritt und sogar eine Entscheidung des Senats bezüglich seiner Person forderte; bei negativem Bescheid bot er an, ins Exil zu gehen. Obwohl Cicero Catilina mit dem senatus consultum ultimum drohte, hatte er keine unwiderlegbaren Beweise gegen ihn in der Hand und damit keine wirkungsvolle Handhabe, da das senatus consultum ultimum sich in erster Linie gegen den offenen Aufstand des Manlius richtete. Cicero versuchte daher, Catilina durch die scharfen Angriffe in seiner „ersten Rede gegen Catilina“ sozusagen aus der Reserve zu locken und zu einem freiwilligen Verlassen der Stadt zu bewegen, was schließlich noch am selben Tage geschah.
Die Problematik des Senatus Consultum Ultimum
Joseph Vogt schreibt zu dieser Problematik Folgendes: „Diese Rede ist eine glänzende rhetorische Leistung, ein hervorragender taktischer Zug und zugleich ein einzigartiges Armutszeugnis der Regierung, die hier, ohne es zu wissen und zu wollen, die Ohnmacht der res publica kundgetan hat. [...] So musste der Konsul in der allgemeinen Angst um Zuständigkeit und Befugnis es darauf anlegen, Catilina zum offenen Aufruhr zu treiben und dem schwankenden Senat für eine spätere Stellungnahme vollendete Tatsachen zu schaffen.“ Vogt spricht hier schon die Problematik der rechtlichen Auslegung des senatus consultum ultimum an, die an späterer Stelle, nämlich bei der Debatte über die Hinrichtung der Catilinarier, weit stärker zum Tragen kommen sollte. Catilina verließ jedenfalls noch vor dem Ende der Sitzung die Versammlung und brach in Richtung Faesulae auf, um zu Manlius zu stoßen, streute jedoch das Gerücht, er werde ins Exil nach Massilia gehen. Am nächsten Morgen sprach Cicero vor dem Volk („Zweite Rede gegen Catilina“), um über den Stand der Dinge zu referieren und die Massen zu beruhigen.
Catilina wird zum Staatsfeind erklärt
Catilina, der Mitte November zusammen mit Manlius zum Staatsfeind (hostis) erklärt worden war, war zwar selbst nicht mehr in Rom, doch die Verschwörer, die er zurückgelassen hatte, befanden sich noch immer in der Stadt. Da gegen sie außer einem bloßen Verdacht nichts vorlag, stellten sie weiterhin eine latente Gefahr dar.
Im Weiteren sahen die Maßnahmen der Regierung vor, dass Antonius Hybrida den Oberbefehl über das Heer übernehmen sollte, um gegen die Aufständischen außerhalb Roms vorzugehen, wohingegen Cicero in der Stadt für Ruhe sorgen sollte. Catilinas Anhänger schürten unterdessen die Unruhen in Gallien, Picenum, Bruttium und Apulien; diese konnten jedoch durch die Regierungstruppen schnell eingedämmt werden. Catilina konnte zwar weiterhin großen Zulauf verzeichnen, lehnte aber die Aufnahme entflohener Sklaven ab. Da sein Heer zu großen Teilen nur unzureichend bewaffnet war, wich er einem offenen Kampf zunächst aus, um die Revolution in der Stadt selbst abzuwarten.
Die Verhaftung der Verschwörer in Rom
Die Pläne Catilinas wurden durchkreuzt, als sich eine Gesandtschaft der gallischen Allobroger mit der Information an den Konsul wandte, dass die Verschwörer sie um Mithilfe gebeten hätten. Cicero wandte daraufhin eine List an, um in den Besitz von unwiderlegbaren Beweisen zu kommen. Die Allobroger sollten von den Verschwörern eine schriftliche Bestätigung der Belohnungen erbitten, die sie für eine Teilnahme erhalten sollten. Die entsprechenden Schriftstücke wurden daraufhin tatsächlich ausgestellt und von den beiden Praetoren Lucius Valerius Flaccus und in der Nacht zum 3. Dezember auf der Milvischen Brücke abgefangen. Kurz darauf erfolgte die Verhaftung der Verschworenen Publius Gabinius Capito, Statilius, Cethegus, Lentulus und Marcus Caeparius. Cicero ließ am Morgen des 3. Dezember den Senat schnellstmöglich im Tempel der Concordia zusammentreten, um den Senatoren die Beweise vorzulegen. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, wurden die abgefangenen Briefe, in welchen die Verschwörer namentlich genannt wurden, erst im Senat und vor den Augen der Anwesenden geöffnet; gleichzeitig wurden die Sitzung und die Aussagen der Verhafteten von mehreren Senatoren protokolliert. Am Abend desselben Tages gab Cicero die Ergebnisse der Sitzung im Zuge seiner dritten Catilinarischen Rede in der Volksversammlung bekannt. Am nächsten Tag, dem 4. Dezember, fuhr der Senat mit den Beratungen fort. Während dieser Sitzung kamen schließlich Gerüchte auf, Crassus oder Caesar seien Hintermänner der Verschwörung; dies erwies sich jedoch als offenbar haltlos.
Die Debatte über die Hinrichtung der inhaftierten Verschwörer
Während der Sitzung wurde bekannt, dass Klienten des Lentulus und des Cethegus versuchten, das Volk auf die eigene Seite zu bringen und die Inhaftierten zu befreien, woraufhin stärkere Sicherheitsmaßnahmen beschlossen wurden. Am 5. Dezember tagte der Senat erneut im Tempel der Concordia, um darüber zu beraten, was mit den Verschwörern zu geschehen habe. Cicero hatte zwar das senatus consultum ultimum in Händen; da er aber selbst aufgrund der Gefahr eines Aufruhrs in der Stadt, der bei einer Befreiung der Anführer drohte, die Todesstrafe als einzig wirksames Mittel erachtete, wollte er sich zuvor der Senatsmehrheit versichern, um später nicht wegen der unrechtmäßigen Hinrichtung römischer Bürger zur Verantwortung gezogen zu werden. Die Unsicherheit Ciceros zeigt sich auch darin, dass er die Reden dieser Sitzung mitschreiben ließ, um später alles dokumentieren zu können.
Zwar verfügte Cicero als Konsul im Rahmen des Notstandsbeschlusses über diktatorische Sondervollmachten zur Bekämpfung des Aufstands, die jedoch mit der lex Sempronia de provocatione kollidierten. Dieses Gesetz ermöglichte jedem römischen Bürger bei drohender Todesstrafe die Ansprache (provocatio) an das Volk und regelte die Verfolgung zuwiderhandelnder Magistrate. Die Forschung ist sich bis heute uneins, wie weit die Vollmachten der Konsuln in diesem Fall gingen. Diese Uneinigkeit bezüglich der Auslegung des senatus consultum ultimum, bei dem es sich nicht um ein kodifiziertes Staatsrecht, sondern um überkommenes Recht (einen mos maiorum) handelte, scheint auch in der Antike zwischen Popularen und Optimaten bestanden zu haben.
Aus diesem Umstand ergeben sich auch die verschiedenen Standpunkte Caesars und Catos in den uns überlieferten Senatsreden. Caesar forderte den Einzug des Vermögens der Verschwörer und eine lebenslange Gefängnisstrafe. Cicero hingegen argumentierte, dass ein Staatsfeind seine Bürgerrechte eingebüßt habe und damit einer sofortigen Hinrichtung nichts im Wege stehe. Cato forderte eine Hinrichtung der Verschwörer als Schwerverbrecher nach der Sitte der Vorfahren. Dass Cicero und Cato, die nicht daran interessiert waren, den Verschwörern eine Ansprache (provocatio) an das Volk zu ermöglichen, die lex Sempronia de provocatione nicht ansprachen, leuchtet ein. Dass Caesar sich aber nicht auf sie beruft, deutet darauf hin, dass er die Position der Popularen in diesem Fall nicht völlig vertrat. Überdies bleibt zu bemerken, dass zwar durch Caesars Forderung einer Inhaftierung der Verschwörer später genügend Zeit geblieben wäre, um einen ordentlichen Prozess abzuhalten. Doch gegen genau diesen ordentlichen Prozess spricht auch Caesar sich aus. Wie Jürgen von Ungern-Sternberg feststellt, „ging es am 5. Dezember also nicht um ein Urteil und auch nicht um vorgesehene Strafen, sondern um möglichst strenge Maßnahmen.“ Catos Rede gab jedenfalls den Ausschlag, und die Hinrichtung der gefangenen Catilinarier wurde beschlossen und noch am selben Abend vollzogen.
Der letzte Kampf
Aufgrund der Entwicklung in Rom verlor Catilina immer mehr Anhänger in der Stadt. Er versuchte daher, sich mit seinem Heer nach Gallien zurückzuziehen, um von dort aus weiter zu agieren. In der Schlacht bei Pistoria wurden seine Truppen jedoch von zwei konsularischen Heeren gestellt. Trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit seines Heeres entschloss er sich zum Angriff, wurde aber nach zähem Widerstand und unter hohen Verlusten für beide Seiten besiegt. Auch Catilina selbst kam in der Schlacht ums Leben.
Verarbeitung in der Kunst
Ben Jonson veröffentlichte 1611 sein Drama Catiline, His Conspiracy.
Die Catilinarische Verschwörung ist Sujet eines zweiaktigen Dramma tragicomico von Antonio Salieri mit einem Text von Giovanni Battista Casti. Das zwischen 1790 und 1792 geschriebene Werk wurde wegen seiner zahlreichen politischen Anspielungen zu Salieris Lebzeiten nie gespielt; die Uraufführung fand erst im Jahre 1994 im Hessischen Staatstheater Darmstadt in stark gekürzter Fassung und in deutscher Übersetzung von Josef Heinzelmann statt. Salieri und Casti zeigen in ihrem parabelhaften Musiktheater den römischen Staat als selbstherrliche Machtmaschinerie, der große Redner Cicero erscheint satirisch verzerrt als stotterndes Nervenbündel. Catilina verschläft seinen selbst angezettelten Aufstand, während Cato kindisch den Verfall der Sitten beklagt. Am Ende feiern sich Cicero und Cato als Sieger über die Revolutionäre, von litaneiartigen Lobpreisungen eines Doppelchors überhäuft.
Henrik Ibsen veröffentlichte 1850 unter dem Pseudonym „Brynjolf Bjarme“ sein erstes, dreiaktiges Drama Catilina, das er während der Vorbereitungen aufs Abitur verfasst hatte. Im 20. Jahrhundert verarbeitete der österreichisch-schwedische Schriftsteller (1899–1977) den Stoff in seinem fünfaktigen Drama Catilina oder Ahasvers Zwischenspiel.
Der italienische Maler Cesare Maccari schuf 1888 das Fresco Ciceros Rede gegen Catilina, welches die Szene im Senat zeigt, in der Cicero in seiner ersten Rede Catilina darauf hinweist, wie isoliert er im Senat sei.
Die Verschwörung wird in zahlreichen historischen Romanen dargestellt. Sie spielt eine zentrale Rolle in Bertolt Brechts Romanfragment Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar, in Robert Harris’ Titan, in der SPQR-Reihe von John Maddox Roberts (Band 2 Die Catilina-Verschwörung) und auch in Valerij Nikolaevskijs Страшный патриций (Strašnyj patricij).
Literatur
Quellen und Kommentare
- Cassius Dio: Römische Geschichte, hrsg. von Carl Andresen, Zürich, 1985
- Gaius Sallustius Crispus: Catilina. Iugurtha. Historiarum Fragmenta Selecta. Appendix Sallustiana, hg. von L. D. Reynolds, Oxford 1991
- Gaius Sallustius Crispus: Die Verschwörung des Catilina, hg. von Karl Büchner, Stuttgart 1967
- Gaius Suetonius Tranquillus: De vita Caesarum libri VIII, hg. von Maximilian Ihm, Leipzig 1908
- Marcus Tullius Cicero: Orationes. Bd. I, hg. von Albert Curtis Clark, Oxford 1905
- Marcus Tullius Cicero: In L. Catilinam orationes – Vier Reden gegen Catilina. Lateinisch/Deutsch. Übers. und hrsg. von Michael von Albrecht. Reclam, Stuttgart 2016.
- Marcus Tullius Cicero: Pro Murena, hg. von Joachim Adamietz, Darmstadt 1989
- P. McGushin: Gaius Sallustius Crispus, Bellum Catilinae. A commentary, Leiden 1977
- Plutarch: Cicero. Griechisch und deutsch, hg. von Friedhelm L. Müller, Aachen 1998
- Karl Vretska: G. Sallustius Crispus, De Catilinae Coniuratione, 2 Bde., Heidelberg 1976
Forschungsliteratur
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- Karl Büchner, Sallust, Heidelberg 1982²
- Hans Drexler, Die Catilinarische Verschwörung. Ein Quellenheft, Darmstadt 1976
- Herbert Engemann, Catilina spricht zu den Verschwörern. Bericht über eine Interpretation zu Sallust, Coniuratio Catilinae 20,2–17, unter besonderer Berücksichtigung des Politischen als Unterrichtsprinzip, AU 5/5 (1962), S. 27–33
- Gino Funaioli, C. Sallustius Crispus [10], in: RE II Hbd. 1, Stuttgart 1920, Sp. 1913–1955
- Thomas Gelzer, L. Sergius Catilina [23], in: RE II Hbd. 4, Stuttgart 1923, Sp. 1693–1711
- Hugh Last, Sallust und Caesar im Bellum Catilinae, in: Sallust, hg. von Viktor Pöschl, Darmstadt 1970, S. 206–223
- Kurt Latte, Sallust, Darmstadt 1962²
- , Historiographische Widersprüche in der Monographie Sallusts zur Catilinarischen Verschwörung. Studien zur klassischen Philologie 89, hg. von Michael von Albrecht, Frankfurt am Main 1994
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- Eduard Schwartz, Die Berichte ueber die Catilinarische Verschwoerung, In: Hermes 32 (1897), S. 554–608
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- Otto Seel, Catilina, AU 1/1 (1951), S. 5–35
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- Ronald Syme, Sallust, Darmstadt 1975
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- Jürgen von Ungern-Sternberg, Catilina, in: DNP, Bd. 2, Stuttgart 1997, Sp. 1029–1031
- Gianpaolo Urso, Catilina: Le faux populiste, Bordeaux 2019
- Joseph Vogt, Cicero und Sallust über die Catilinarische Verschwörung, Darmstadt 1966 (ND, zuerst Frankfurt/M. 1938)
- Karl Vretska, Der Aufbau des Bellum Catilinae, Hermes 72 (1937), S. 202–222
- , Cicero, Sallust and Catiline, in: Historia 19 (1970), S. 195–215
- Walter Wimmel, Die zeitlichen Vorwegnahmen in Sallusts Catilina, in: Hermes 95 (1967), S. 192–221
Weblinks
- Übersetzung der Verschwörung des Catilina (Sallust) bei gottwein.de
- Übersetzung der ersten Rede gegen Catilina bei gottwein.de
Einzelnachweise
- Mary Beard sieht etliche Ungenauigkeiten in der fiktiven, künstlerischen Darstellung, die sich an faktuale überlieferte Ereignisse der Catilinarischen Verschwörung anlehnen. So fand etwa die erste Rede Ciceros (Ciceros 1. Rede vor dem Senat) im Tempel des Jupiter Stator statt. Cicero wird als weißhaariger älterer Staatsmann dargestellt, obgleich Catalina nur zwei Jahre älter als Cicero war. Der dargestellte Raum ist für diese Zeit sehr pompös, die Marmorverkleidung entspricht nicht den historischen Gegebenheiten des ursprünglichen Versammlungsorts. Siehe Mary Beard: SPQR. Die tausendjährige Geschichte Roms. Fischer, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-596-03134-4, S. 28–38.
- Sall. Catil. 18.
- R. Seager, The First Catilinarian Conspiracy, in: Historia 13 (1964), S. 338–347
- Ronald Syme, Sallust, University of California Press, Berkeley und Los Angeles 1964, S. 88 ff.
- Sall. Catil. 22.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Catilinarische Verschworung war ein misslungener Umsturzversuch des Senators Lucius Sergius Catilina im Jahr 63 v Chr mit dem dieser die Macht in der romischen Republik an sich reissen wollte Bekannt ist die Verschworung besonders durch Ciceros Reden gegen Catilina sowie durch Sallusts historische Monographie De coniuratione Catilinae Cicero klagt Catilina an das Fresko von Cesare Maccari zeigt wie sich ein Historienmaler im 19 Jahrhundert Ciceros erste catilinarische Rede bildlich vorstellte Die VerschworerDie bekanntesten an der Verschworung beteiligten Personen waren Senatoren Lucius Sergius Catilina Publius Autronius Paetus Gaius Cornelius Cethegus Publius Cornelius Lentulus Sura Publius Cornelius Sulla Mitglieder des Ritterstandes Lucius Statilius Gaius Cornelius Publius Gabinius Capito Titus Volturcius Offiziere Gaius ManliusDer Verlauf der VerschworungDie Vorgeschichte Die Vorgeschichte der Verschworung begann dem romischen Geschichtsschreiber Sallust zufolge im Jahr 66 v Chr als Catilina wegen eines anstehenden Repetundenprozesses Verfahren wegen Amtsmissbrauchs nicht als Bewerber fur das Konsulat des nachsten Jahres zugelassen wurde Stattdessen wurden fur 65 v Chr Publius Autronius Paetus und Publius Cornelius Sulla gewahlt die jedoch kurze Zeit spater wegen ambitus Bestechung angeklagt und verurteilt wurden sodass sie durch zwei neue Konsuln Lucius Aurelius Cotta und Lucius Manlius Torquatus ersetzt werden mussten Diese Nachfolger im Amt waren gleichzeitig die Anklager der abgesetzten Konsuln Zum Ende des Jahres 66 v Chr habe sich daraufhin eine Verschworung gebildet mit dem Ziel die Annullierung der Wahl ruckgangig zu machen Daran sollen die beiden abgesetzten Konsuln Autronius Paetus und Cornelius Sulla beteiligt gewesen sein sowie Gnaeus Calpurnius Piso Gaius Cornelius Cethegus und auch Catilina In der Forschung wird die Existenz dieser so genannten ersten Catilinarischen Verschworung seit Langerem allgemein bezweifelt Der erfolglose Kampf um das Konsulat Wegen des immer noch schwebenden Verfahrens des Repetundenprozesses der gegen ihn angestrengt worden war konnte Catilina auch fur das Jahr 64 v Chr nicht fur das Konsulat kandidieren dies war erst fur 63 v Chr wieder moglich wo er aber nach heftiger Agitation durch Marcus Tullius Cicero diesem und Gaius Antonius Hybrida unterlag Vor den Wahlen fur das Jahr 63 v Chr soll Catilina seine Anhanger zum Abschluss eines Blutsbundnisses gewonnen haben ein Detail das Sallust mitteilt und dem schon der antike Historiograph selbst sein Misstrauen ausspricht Catilina hatte die Hoffnung jedoch noch nicht aufgegeben und bewarb sich fur das nachste Jahr erneut Dass er jedoch in seinem Wahlkampf mit Reduktion der Zinsen auf geliehenes Geld und Ruckzahlungserleichterungen fur die Schuldner warb tabulae novae verletzte die Interessen der Glaubiger Diesen Umstand nutzte Cicero dazu Catilina sozialrevolutionarer Umtriebe zu bezichtigen Negativ wirkte sich wohl auch Catilinas Drohung im Senat aus dass wenn man seine Existenz in Brand stecken wolle er nicht mit Wasser sondern mit dem Einreissen des ganzen Baues das Feuer loschen werde Als der Wahltag gekommen war erschien Cicero da er ein Attentat auf sich und den Ausbruch von Unruhen befurchtete fur alle sichtbar im Panzer und mit einer Schutztruppe aus Freunden und Klienten Es geschah jedoch nichts Catilina fiel wie zu erwarten gewesen war durch und Lucius Licinius Murena und Decimus Iunius Silanus wurden fur das nachste Jahr gewahlt Inwieweit Catilina bis zu diesem Zeitpunkt bereits an die Anwendung von Gewalt dachte ist nicht mehr zu eruieren Mit der verlorenen Wahl aber lief ihm die Zeit davon was in ihm wohl den Entschluss zu einem Staatsstreich reifen liess Dabei konnte er das latente Unruhepotential ausnutzen das von den vielen sullanischen Veteranen die grosstenteils verschuldet waren und den ehemaligen Landbesitzern ausging die von Sulla enteignet worden waren Erst ab diesem Zeitpunkt konnte wirklich von einer Verschworung gesprochen werden Der Beginn der Verschworung Gaius Manlius der unter Sulla als Centurio gedient hatte begann bald in Etrurien und Gallia citerior mit der Aushebung von Truppen Gleichzeitig sollte dasselbe in Picenum durch in Apulien durch und in Kampanien durch Publius Sulla geschehen Der Plan sah dann wohl vor in Rom nach dem Zusammenziehen des Heeres Brande zu legen um Verwirrung zu stiften und die strategisch wichtigen Punkte in der Stadt zu besetzen Da die Vorbereitungen jedoch noch einige Zeit in Anspruch nahmen setzte man den Zeitpunkt der Erhebung auf den 27 Oktober fest am 28 Oktober sollten in Rom schliesslich alle missliebigen Optimaten ermordet werden Die Aufdeckung der Putschvorbereitungen Cicero war jedoch unterdessen von Fulvia der Geliebten des Verschworers von den Vorgangen einigermassen in Kenntnis gesetzt worden sodass er am 22 September den Senat bat diesbezuglich einen Beschluss herbeizufuhren Der Senat beschied Ciceros Anliegen jedoch negativ mit der Begrundung die Nachrichten uber die angeblichen Ereignisse seien zweifelhaft Erst in der Nacht vom 20 auf den 21 Oktober 63 v Chr gelangte Cicero in den Besitz von durchschlagenden Beweisen in Bezug auf Unruhen in Form von anonymen Briefen die ihm von Marcus Crassus Marcus Claudius Marcellus und Metellus Scipio ubergeben worden waren und die eine Warnung vor Mordanschlagen auf einige hochrangige Politiker durch Catilina enthielten Der Notstandsbeschluss Cicero liess daraufhin am nachsten Morgen den Senat zusammentreten und referierte uber den Inhalt der Briefe und die weiteren ihm bekannten Details zudem berichtete der Pratorier Quintus Arrius uber Truppenbewegungen des Manlius in Etrurien Der Senat beschloss daraufhin den Notstand senatus consultum ultimum und setzte kurz darauf das in Kraft das die Bekampfung entstehender Unruhen ermoglichte Es wurden sofort Aushebungen angeordnet die zustandigen Beamten und Promagistrate wurden angewiesen ihre Truppen zu ubernehmen und alle italischen Landstadte wurden beauftragt ihre Territorien zu sichern Die fur den 28 Oktober geplanten Mordanschlage durch die Catilinarier und die Besetzung von Praeneste am 1 November konnten in der Folge nicht stattfinden die Erhebung des Manlius in Etrurien war jedoch am 27 Oktober planmassig erfolgt Catilinas Umtriebe in Rom Catilina der sich in Rom immer noch sicher glaubte sah sich unterdessen wahrscheinlich zusammen mit Cornelius Cethegus mit einer Anklage wegen politischer Gewaltverbrechen lex Plautia de vi konfrontiert die von Aemilius Paullus angestrengt worden war Catilina bot daraufhin da er wohl glaubte nichts befurchten zu mussen dem Konsular Manius Aemilius Lepidus dem Prator Quintus Caecilius Metellus Celer und sogar Cicero an sie mochten ihn in freiwillige Privathaft nehmen Nachdem diese alle abgelehnt hatten fand sich schliesslich ein gewisser der jedoch seiner Bewachungsaufgabe anscheinend nur unzureichend nachkam sodass er spater von Cicero ebenfalls der Teilnahme an den verschworerischen Umtrieben bezichtigt wurde Catilina gelang es namlich trotz dieser Bewachung im Hause des in der Nacht vom 5 auf den 6 November eine Versammlung der Mitverschworer abzuhalten in der das weitere Vorgehen besprochen wurde und Gaius Cornelius ein Senator und ein Ritter sollten sich am 7 November bei Cicero zum Morgenbesuch anmelden und diesen ermorden um die Stadt in die Gewalt der Verschworer zu bringen Catilina selbst beabsichtigte gleich nach Ciceros Ermordung zu Manlius aufzubrechen Der Mordversuch schlug jedoch fehl da Fulvia Cicero abermals eine Nachricht bezuglich der Plane zukommen liess Catilina muss die Stadt verlassen Cicero berief am Morgen des 7 November den Senat unter starker Bewachung im Tempel des Iupiter Stator zu einer Sitzung ein um die neue Sachlage darzulegen und den Senatoren endlich entschiedenere Beschlusse abzuringen Auch Catilina erschien zu der Sitzung wahrscheinlich um seine angebliche Unschuld demonstrativ zur Schau zu stellen und zu zeigen dass er von dem von Aemilius Paullus angestrengten Prozess nichts zu befurchten habe Catilina fuhlte sich als Angehoriger des alten patrizischen Adels sicher und konnte zu diesem Zeitpunkt wohl immer noch auf die Stimmen vieler popularer Senatoren zahlen sodass er alle gegen ihn gerichteten Vorwurfe abstritt und sogar eine Entscheidung des Senats bezuglich seiner Person forderte bei negativem Bescheid bot er an ins Exil zu gehen Obwohl Cicero Catilina mit dem senatus consultum ultimum drohte hatte er keine unwiderlegbaren Beweise gegen ihn in der Hand und damit keine wirkungsvolle Handhabe da das senatus consultum ultimum sich in erster Linie gegen den offenen Aufstand des Manlius richtete Cicero versuchte daher Catilina durch die scharfen Angriffe in seiner ersten Rede gegen Catilina sozusagen aus der Reserve zu locken und zu einem freiwilligen Verlassen der Stadt zu bewegen was schliesslich noch am selben Tage geschah Die Problematik des Senatus Consultum Ultimum Joseph Vogt schreibt zu dieser Problematik Folgendes Diese Rede ist eine glanzende rhetorische Leistung ein hervorragender taktischer Zug und zugleich ein einzigartiges Armutszeugnis der Regierung die hier ohne es zu wissen und zu wollen die Ohnmacht der res publica kundgetan hat So musste der Konsul in der allgemeinen Angst um Zustandigkeit und Befugnis es darauf anlegen Catilina zum offenen Aufruhr zu treiben und dem schwankenden Senat fur eine spatere Stellungnahme vollendete Tatsachen zu schaffen Vogt spricht hier schon die Problematik der rechtlichen Auslegung des senatus consultum ultimum an die an spaterer Stelle namlich bei der Debatte uber die Hinrichtung der Catilinarier weit starker zum Tragen kommen sollte Catilina verliess jedenfalls noch vor dem Ende der Sitzung die Versammlung und brach in Richtung Faesulae auf um zu Manlius zu stossen streute jedoch das Gerucht er werde ins Exil nach Massilia gehen Am nachsten Morgen sprach Cicero vor dem Volk Zweite Rede gegen Catilina um uber den Stand der Dinge zu referieren und die Massen zu beruhigen Catilina wird zum Staatsfeind erklart Catilina der Mitte November zusammen mit Manlius zum Staatsfeind hostis erklart worden war war zwar selbst nicht mehr in Rom doch die Verschworer die er zuruckgelassen hatte befanden sich noch immer in der Stadt Da gegen sie ausser einem blossen Verdacht nichts vorlag stellten sie weiterhin eine latente Gefahr dar Im Weiteren sahen die Massnahmen der Regierung vor dass Antonius Hybrida den Oberbefehl uber das Heer ubernehmen sollte um gegen die Aufstandischen ausserhalb Roms vorzugehen wohingegen Cicero in der Stadt fur Ruhe sorgen sollte Catilinas Anhanger schurten unterdessen die Unruhen in Gallien Picenum Bruttium und Apulien diese konnten jedoch durch die Regierungstruppen schnell eingedammt werden Catilina konnte zwar weiterhin grossen Zulauf verzeichnen lehnte aber die Aufnahme entflohener Sklaven ab Da sein Heer zu grossen Teilen nur unzureichend bewaffnet war wich er einem offenen Kampf zunachst aus um die Revolution in der Stadt selbst abzuwarten Die Verhaftung der Verschworer in Rom Die Plane Catilinas wurden durchkreuzt als sich eine Gesandtschaft der gallischen Allobroger mit der Information an den Konsul wandte dass die Verschworer sie um Mithilfe gebeten hatten Cicero wandte daraufhin eine List an um in den Besitz von unwiderlegbaren Beweisen zu kommen Die Allobroger sollten von den Verschworern eine schriftliche Bestatigung der Belohnungen erbitten die sie fur eine Teilnahme erhalten sollten Die entsprechenden Schriftstucke wurden daraufhin tatsachlich ausgestellt und von den beiden Praetoren Lucius Valerius Flaccus und in der Nacht zum 3 Dezember auf der Milvischen Brucke abgefangen Kurz darauf erfolgte die Verhaftung der Verschworenen Publius Gabinius Capito Statilius Cethegus Lentulus und Marcus Caeparius Cicero liess am Morgen des 3 Dezember den Senat schnellstmoglich im Tempel der Concordia zusammentreten um den Senatoren die Beweise vorzulegen Um keine Zweifel aufkommen zu lassen wurden die abgefangenen Briefe in welchen die Verschworer namentlich genannt wurden erst im Senat und vor den Augen der Anwesenden geoffnet gleichzeitig wurden die Sitzung und die Aussagen der Verhafteten von mehreren Senatoren protokolliert Am Abend desselben Tages gab Cicero die Ergebnisse der Sitzung im Zuge seiner dritten Catilinarischen Rede in der Volksversammlung bekannt Am nachsten Tag dem 4 Dezember fuhr der Senat mit den Beratungen fort Wahrend dieser Sitzung kamen schliesslich Geruchte auf Crassus oder Caesar seien Hintermanner der Verschworung dies erwies sich jedoch als offenbar haltlos Die Debatte uber die Hinrichtung der inhaftierten Verschworer Wahrend der Sitzung wurde bekannt dass Klienten des Lentulus und des Cethegus versuchten das Volk auf die eigene Seite zu bringen und die Inhaftierten zu befreien woraufhin starkere Sicherheitsmassnahmen beschlossen wurden Am 5 Dezember tagte der Senat erneut im Tempel der Concordia um daruber zu beraten was mit den Verschworern zu geschehen habe Cicero hatte zwar das senatus consultum ultimum in Handen da er aber selbst aufgrund der Gefahr eines Aufruhrs in der Stadt der bei einer Befreiung der Anfuhrer drohte die Todesstrafe als einzig wirksames Mittel erachtete wollte er sich zuvor der Senatsmehrheit versichern um spater nicht wegen der unrechtmassigen Hinrichtung romischer Burger zur Verantwortung gezogen zu werden Die Unsicherheit Ciceros zeigt sich auch darin dass er die Reden dieser Sitzung mitschreiben liess um spater alles dokumentieren zu konnen Zwar verfugte Cicero als Konsul im Rahmen des Notstandsbeschlusses uber diktatorische Sondervollmachten zur Bekampfung des Aufstands die jedoch mit der lex Sempronia de provocatione kollidierten Dieses Gesetz ermoglichte jedem romischen Burger bei drohender Todesstrafe die Ansprache provocatio an das Volk und regelte die Verfolgung zuwiderhandelnder Magistrate Die Forschung ist sich bis heute uneins wie weit die Vollmachten der Konsuln in diesem Fall gingen Diese Uneinigkeit bezuglich der Auslegung des senatus consultum ultimum bei dem es sich nicht um ein kodifiziertes Staatsrecht sondern um uberkommenes Recht einen mos maiorum handelte scheint auch in der Antike zwischen Popularen und Optimaten bestanden zu haben Aus diesem Umstand ergeben sich auch die verschiedenen Standpunkte Caesars und Catos in den uns uberlieferten Senatsreden Caesar forderte den Einzug des Vermogens der Verschworer und eine lebenslange Gefangnisstrafe Cicero hingegen argumentierte dass ein Staatsfeind seine Burgerrechte eingebusst habe und damit einer sofortigen Hinrichtung nichts im Wege stehe Cato forderte eine Hinrichtung der Verschworer als Schwerverbrecher nach der Sitte der Vorfahren Dass Cicero und Cato die nicht daran interessiert waren den Verschworern eine Ansprache provocatio an das Volk zu ermoglichen die lex Sempronia de provocatione nicht ansprachen leuchtet ein Dass Caesar sich aber nicht auf sie beruft deutet darauf hin dass er die Position der Popularen in diesem Fall nicht vollig vertrat Uberdies bleibt zu bemerken dass zwar durch Caesars Forderung einer Inhaftierung der Verschworer spater genugend Zeit geblieben ware um einen ordentlichen Prozess abzuhalten Doch gegen genau diesen ordentlichen Prozess spricht auch Caesar sich aus Wie Jurgen von Ungern Sternberg feststellt ging es am 5 Dezember also nicht um ein Urteil und auch nicht um vorgesehene Strafen sondern um moglichst strenge Massnahmen Catos Rede gab jedenfalls den Ausschlag und die Hinrichtung der gefangenen Catilinarier wurde beschlossen und noch am selben Abend vollzogen Der letzte Kampf Aufgrund der Entwicklung in Rom verlor Catilina immer mehr Anhanger in der Stadt Er versuchte daher sich mit seinem Heer nach Gallien zuruckzuziehen um von dort aus weiter zu agieren In der Schlacht bei Pistoria wurden seine Truppen jedoch von zwei konsularischen Heeren gestellt Trotz der zahlenmassigen Unterlegenheit seines Heeres entschloss er sich zum Angriff wurde aber nach zahem Widerstand und unter hohen Verlusten fur beide Seiten besiegt Auch Catilina selbst kam in der Schlacht ums Leben Verarbeitung in der KunstBen Jonson veroffentlichte 1611 sein Drama Catiline His Conspiracy Die Catilinarische Verschworung ist Sujet eines zweiaktigen Dramma tragicomico von Antonio Salieri mit einem Text von Giovanni Battista Casti Das zwischen 1790 und 1792 geschriebene Werk wurde wegen seiner zahlreichen politischen Anspielungen zu Salieris Lebzeiten nie gespielt die Urauffuhrung fand erst im Jahre 1994 im Hessischen Staatstheater Darmstadt in stark gekurzter Fassung und in deutscher Ubersetzung von Josef Heinzelmann statt Salieri und Casti zeigen in ihrem parabelhaften Musiktheater den romischen Staat als selbstherrliche Machtmaschinerie der grosse Redner Cicero erscheint satirisch verzerrt als stotterndes Nervenbundel Catilina verschlaft seinen selbst angezettelten Aufstand wahrend Cato kindisch den Verfall der Sitten beklagt Am Ende feiern sich Cicero und Cato als Sieger uber die Revolutionare von litaneiartigen Lobpreisungen eines Doppelchors uberhauft Henrik Ibsen veroffentlichte 1850 unter dem Pseudonym Brynjolf Bjarme sein erstes dreiaktiges Drama Catilina das er wahrend der Vorbereitungen aufs Abitur verfasst hatte Im 20 Jahrhundert verarbeitete der osterreichisch schwedische Schriftsteller 1899 1977 den Stoff in seinem funfaktigen Drama Catilina oder Ahasvers Zwischenspiel Der italienische Maler Cesare Maccari schuf 1888 das Fresco Ciceros Rede gegen Catilina welches die Szene im Senat zeigt in der Cicero in seiner ersten Rede Catilina darauf hinweist wie isoliert er im Senat sei Die Verschworung wird in zahlreichen historischen Romanen dargestellt Sie spielt eine zentrale Rolle in Bertolt Brechts Romanfragment Die Geschafte des Herrn Julius Caesar in Robert Harris Titan in der SPQR Reihe von John Maddox Roberts Band 2 Die Catilina Verschworung und auch in Valerij Nikolaevskijs Strashnyj patricij Strasnyj patricij LiteraturQuellen und Kommentare Cassius Dio Romische Geschichte hrsg von Carl Andresen Zurich 1985 Gaius Sallustius Crispus Catilina Iugurtha Historiarum Fragmenta Selecta Appendix Sallustiana hg von L D Reynolds Oxford 1991 Gaius Sallustius Crispus Die Verschworung des Catilina hg von Karl Buchner Stuttgart 1967 Gaius Suetonius Tranquillus De vita Caesarum libri VIII hg von Maximilian Ihm Leipzig 1908 Marcus Tullius Cicero Orationes Bd I hg von Albert Curtis Clark Oxford 1905 Marcus Tullius Cicero In L Catilinam orationes Vier Reden gegen Catilina Lateinisch Deutsch Ubers und hrsg von Michael von Albrecht Reclam Stuttgart 2016 Marcus Tullius Cicero Pro Murena hg von Joachim Adamietz Darmstadt 1989 P McGushin Gaius Sallustius Crispus Bellum Catilinae A commentary Leiden 1977 Plutarch Cicero Griechisch und deutsch hg von Friedhelm L Muller Aachen 1998 Karl Vretska G Sallustius Crispus De Catilinae Coniuratione 2 Bde Heidelberg 1976Forschungsliteratur Klaus Bringmann Sallusts Umgang mit der historischen Wahrheit in seiner Darstellung der Catilinarischen Verschworung in Philologus 116 1972 S 38 113 Karl Buchner Sallust Heidelberg 1982 Hans Drexler Die Catilinarische Verschworung Ein Quellenheft Darmstadt 1976 Herbert Engemann Catilina spricht zu den Verschworern Bericht uber eine Interpretation zu Sallust Coniuratio Catilinae 20 2 17 unter besonderer Berucksichtigung des Politischen als Unterrichtsprinzip AU 5 5 1962 S 27 33 Gino Funaioli C Sallustius Crispus 10 in RE II Hbd 1 Stuttgart 1920 Sp 1913 1955 Thomas Gelzer L Sergius Catilina 23 in RE II Hbd 4 Stuttgart 1923 Sp 1693 1711 Hugh Last Sallust und Caesar im Bellum Catilinae in Sallust hg von Viktor Poschl Darmstadt 1970 S 206 223 Kurt Latte Sallust Darmstadt 1962 Historiographische Widerspruche in der Monographie Sallusts zur Catilinarischen Verschworung Studien zur klassischen Philologie 89 hg von Michael von Albrecht Frankfurt am Main 1994 Cicero and the Gang of Five in Classical World Bd 82 Nr 4 1989 S 225 234 Videant Consules in Philologus 110 1966 S 258 267 Viktor Poschl Die Reden Caesars und Catos in Sallusts Catilina in Sallust hg von Viktor Poschl Darmstadt 1970 S 368 397 Sallust Darmstadt 2001 Das Bild Caesars in Sallusts Verschworung des Catilina AU 5 5 1962 S 43 51 Eduard Schwartz Die Berichte ueber die Catilinarische Verschwoerung In Hermes 32 1897 S 554 608 Otto Seel Sallust Von den Briefen ad Caesarem zur Coniuratio Catilinae Erlangen 1929 Otto Seel Catilina AU 1 1 1951 S 5 35 Wolf Steidle Sallusts historische Monographien Themenwahl und Geschichtsbild Wiesbaden 1958 Ronald Syme Sallust Darmstadt 1975 Jurgen von Ungern Sternberg Das Verfahren gegen die Catilinarier oder Der vermiedene Prozess in Grosse Prozesse der romischen Antike hg von Ulrich Manthe und Jurgen von Ungern Sternberg Munchen 1997 S 85 99 Jurgen von Ungern Sternberg Catilina in DNP Bd 2 Stuttgart 1997 Sp 1029 1031 Gianpaolo Urso Catilina Le faux populiste Bordeaux 2019 Joseph Vogt Cicero und Sallust uber die Catilinarische Verschworung Darmstadt 1966 ND zuerst Frankfurt M 1938 Karl Vretska Der Aufbau des Bellum Catilinae Hermes 72 1937 S 202 222 Cicero Sallust and Catiline in Historia 19 1970 S 195 215 Walter Wimmel Die zeitlichen Vorwegnahmen in Sallusts Catilina in Hermes 95 1967 S 192 221WeblinksUbersetzung der Verschworung des Catilina Sallust bei gottwein de Ubersetzung der ersten Rede gegen Catilina bei gottwein deEinzelnachweiseMary Beard sieht etliche Ungenauigkeiten in der fiktiven kunstlerischen Darstellung die sich an faktuale uberlieferte Ereignisse der Catilinarischen Verschworung anlehnen So fand etwa die erste Rede Ciceros Ciceros 1 Rede vor dem Senat im Tempel des Jupiter Stator statt Cicero wird als weisshaariger alterer Staatsmann dargestellt obgleich Catalina nur zwei Jahre alter als Cicero war Der dargestellte Raum ist fur diese Zeit sehr pompos die Marmorverkleidung entspricht nicht den historischen Gegebenheiten des ursprunglichen Versammlungsorts Siehe Mary Beard SPQR Die tausendjahrige Geschichte Roms Fischer Frankfurt am Main 2018 ISBN 978 3 596 03134 4 S 28 38 Sall Catil 18 R Seager The First Catilinarian Conspiracy in Historia 13 1964 S 338 347 Ronald Syme Sallust University of California Press Berkeley und Los Angeles 1964 S 88 ff Sall Catil 22 Normdaten Sachbegriff GND 4208438 6 GND Explorer lobid OGND AKS