Der Düsseldorfer Geschichtsverein DGV ist ein als gemeinnützig anerkannter Verein dessen rund 500 Mitglieder sich ehrena
Düsseldorfer Geschichtsverein

Der Düsseldorfer Geschichtsverein (DGV) ist ein als gemeinnützig anerkannter Verein, dessen rund 500 Mitglieder sich ehrenamtlich der Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Stadt Düsseldorf sowie der Region widmen. Der 1880 ins Leben gerufene Geschichtsverein versteht sich als wissenschaftliche Gesellschaft.
Gründungsgeschichte
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schlossen sich in Deutschland historisch Interessierte (sowohl Wissenschaftler als auch Laien) in zahlreichen historischen Vereinigungen und bürgerlichen Gesellschaften zusammen, die sich der örtlichen Geschichte, der Denkmal- und Mundartpflege widmeten sowie eigene Archive, Sammlungen und Fachbibliotheken zusammentrugen. In den preußischen Provinzen Rheinland und Westfalen waren dies beispielsweise folgende Vereine, die allesamt heute noch bestehen: Historischer Verein für den Niederrhein (gegründet 1854), Bergischer Geschichtsverein mit Schwerpunkt im Bergischen Land (1863), Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark (1872), Historischer Verein für Stadt und Stift Essen (1880), die in Köln ansässige Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde (1881) oder der Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark (1886). In Düsseldorf gab es bereits in der zweiten Hälfte der 1870er Jahre Bestrebungen, einen solchen Verein zu gründen, zumal mit dem 600. Jubiläum der Stadtgründung (1888) ein für die städtische Identität zentraler Anlass bevorstand. Dieses nahende Ereignis, aber auch die immer weiter wachsende und durch die Dynamik der Industrialisierung als besonders hektisch wahrgenommene Veränderung der Stadt und ihrer Bevölkerung trugen dazu bei, dass sich bildungsbürgerliche Kreise (Lehrer, Archivare, Pfarrer) bemüßigt sahen, eine lokale Geschichtsschreibung zu initiieren und in einem neuen Verein zu bündeln.
Vor diesem Hintergrund wurde der DGV am 13. Mai 1880 in einer Wirtschaft in der Düsseldorfer Altstadt auf Initiative des Rektors und Stadtverordneten Wilhelm Herchenbach gegründet. Bei seiner Gründung hieß der DGV ursprünglich Verein für Geschichte und Alterthumskunde von Düsseldorf und Umgegend, er wurde aber bereits 1882 umbenannt in Düsseldorfer Geschichtsverein. In dieser Phase hatte er sich programmatisch deutlich weiter entwickelt von einem Kreis von Amateur-Archäologen und Sammlern hin zu einem Zusammenschluss von hauptamtlichen Historikern und Archivaren. Der Verein begriff sich zeitweise auch als katholisches „Gegengewicht“ zum (protestantisch dominierten) Bergischen Geschichtsverein in Elberfeld.
Profil, Aufgaben und Ziele
Der Düsseldorfer Geschichtsverein hat sich laut Satzung „die Förderung und Vermittlung neuer Erkenntnisse zur Geschichte des Düsseldorfer Raumes und des Niederrheins als Aufgabe gestellt; er dient damit gemeinnützigen (wissenschaftlichen) Zwecken. Diesen Zwecken dienen die Herausgabe des Düsseldorfer Jahrbuches und anderer Veröffentlichungen sowie die Durchführung von Vorträgen und Studienfahrten. Der Verein ist selbstlos tätig; er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke.“
Der Verein fördert die historische Forschung zur nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf und der Umgebung. Im weitesten Sinne zählen zur Region, mit deren Geschichte man sich beschäftigt, der gesamte Niederrhein, die historischen Länder Jülich und Berg, Kleve und Mark und Kurköln sowie das Verhältnis Düsseldorfs zu anderen historischen Regionen im Reich oder in Europa. Ferner werden behandelt das napoleonisch dominierte Großherzogtum Berg, die preußische Rheinprovinz sowie die Geschichte des Bundeslandes Nordrhein-Westfalens. Die Themen von Publikationen, Vorträgen oder Bildungsveranstaltungen reichen von der Vor- und Frühgeschichte des Niederrheins über das Mittelalter (Landesgeschichte, Grafen von Berg, Stadterweiterungen, Schlossbau, Stadtbefestigung, Zölle und Rheinschifffahrt) und Frühe Neuzeit (Düsseldorf als Haupt- und fürstliche Residenzstadt mit Gemäldegalerie und Hofoper, internationale Bündnispolitik und Konfessionalisierung) bis hin zum 19. und 20. Jahrhundert mit Fragestellungen der neueren und neuesten Zeitgeschichte (Revolutions- und bürgerliches Zeitalter, Industrialisierung, Sozialgeschichte, Weltkriege, NS-Zeit, Wiederaufbau, neuere Landesgeschichte). Neben kunst-, kultur-, literatur- und architekturgeschichtlichen, religionshistorischen und biografischen Aspekten werden auch die Ortsgeschichten von historisch bedeutenden Stadtteilen (Reichsstadt Kaiserswerth, Stift und Stadt Gerresheim oder Freiheit Angermund) behandelt.
Der DGV bietet seinen Mitgliedern regelmäßig Tagesexkursionen, Vortragsreihen, Bildungsveranstaltungen und Stadtführungen an. Der Verein hat derzeit 493 Mitglieder (Stand: Juni 2016).
Düsseldorfer Jahrbuch
Das eigene Periodikum Düsseldorfer Jahrbuch erscheint regelmäßig jährlich seit 1886 (nur kriegsbedingt unterbrochen 1941 bis 1946). Die Bände 1 bis 25 (bis 1912) trugen noch den Namen Beiträge zur Geschichte des Niederrheins. Jahrbuch des Düsseldorfer Geschichtsvereins der Jahrgänge 1886–1999 (bzw. Bände 1–15). Dieser Titel wurde dann geändert in den noch heute bestehenden Namen Düsseldorfer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte des Niederrheins (ab Band 26/1913). Wie der Untertitel andeutet, behandelt die Jahresschrift nicht nur die Düsseldorfer Stadtgeschichte, sondern zugleich regional- und landesgeschichtliche Themen. Zu den ersten regelmäßigen Autoren zählten die Ratinger Brüder Heinrich und Peter Eschbach, der Historiker Heinrich Ferber und der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Abraham Wedell. Schon zwei Jahre nach Begründung des Jahrbuches erschien anlässlich des Stadtjubiläums eine umfangreiche Sonderausgabe (Band 3/1888), die sich als erste zusammenhängende Stadtgeschichte Düsseldorfs verstand. Die Aufsätze beschäftigten sich vor allem mit der mittelalterlichen Geschichte, mit geistlichen Stiftungen oder einzelnen Adelssitzen und Höfen der Umgebung sowie mit der jülich-bergischen Landesgeschichte. Daneben wurden bedeutende Urkunden oder Inschriften ediert.
Seit den 1980er Jahren haben kultur- und sozialgeschichtliche Themen sowie Beiträge zur Zeitgeschichte deutlich zugenommen, so etwa zu Zwangsarbeit und KZ-Außenlagern (1988), zu jüdischen Themen (2000), zur Migrationsgeschichte (1986), zur Industrialisierung und Arbeiterschaft (1988), zur modernen Sozial- und Medizingeschichte (1998) oder zu einzelnen Opfern des Nationalsozialismus (1993).
Daneben finden sich ein umfangreicher Besprechungsteil (Rezensionen historischer und heimatkundlicher Neuerscheinungen), der Vereins- und Vorstandsbericht sowie der Denkmalschutzbericht und die Düsseldorfer Jahreschronik mit bemerkenswerten Ereignissen des abgelaufenen Jahres (seit 1992). Das jeweils aktuelle Jahrbuch ist kostenlos für die Mitglieder des Geschichtsvereins. Die Inhaltsverzeichnisse sind digitalisiert abrufbar.
Weitere Publikationen des Vereins
Neben dem Düsseldorfer Jahrbuch gibt der Verein mehrere aktiv laufende Schriftenreihen heraus:
- Urkundenbücher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins (seit 1904)
- Quellen und Forschungen zur Geschichte des Niederrheins (seit 1940)
- Studien zur Düsseldorfer Wirtschaftsgeschichte (seit 1964)
- Kleine Schriftenreihe des Düsseldorfer Geschichtsvereins (seit 2014)
Bibliothek
Die umfangreiche, durch Stiftungen sowie vor allem Tausch mit zahlreichen in- und ausländischen wissenschaftlichen Instituten, Vereinen und Gesellschaften in den letzten knapp 130 Jahren entstandene stadt- und landesgeschichtliche Bibliothek des Vereins ist inzwischen Bestandteil der Universitätsbibliothek Düsseldorf und steht dort zur allgemeinen Benutzung zur Verfügung.
Vorstand und Kooperationen
Dem Vorstand des Düsseldorfer Geschichtsvereins gehören derzeit an: Volker Ackermann (1. Vorsitzender), Benedikt Mauer (Stellv. Vorsitzender und Schriftleiter) und Kerstin Früh (Schatzmeisterin) sowie als Beisitzer Felix Droste, Bastian Fleermann, Peter Henkel, Julia Lederle-Wintgens und der ehemalige Leiter des Düsseldorfer Stadtarchivs Clemens Graf von Looz-Corswarem.
Verein und Vorstand kooperieren mit Institutionen, darunter mit dem Stadtarchiv Düsseldorf und dem Landesarchiv NRW/Abteilung Rheinland (Duisburg), mit den geschichtswissenschaftlichen Lehrstühlen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, mit dem Stadtmuseum Düsseldorf, der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und dem Heinrich-Heine-Institut sowie mit Geschichtsvereinen, Archiven oder Museen in der Region.
Vorsitzende seit 1880
- Wilhelm Herchenbach, Lehrer (13. Mai 1880–1885)
- Paul Tönnies, Oberlehrer (1885–1887)
- Carl Bone, Gymnasialprofessor (1888–1897)
- Robert Hassencamp (1897–1898)
- Otto Redlich (Historiker), Staatsarchivdirektor (1898–1906)
- Christian Nörrenberg, Bibliotheksdirektor (1906–1928)
- Paul Wentzcke, Stadtarchivdirektor (1928–1935)
- Bernhard Vollmer, Staatsarchivdirektor (1935–1958)
- Otto Fuhrmann, Regierungsdirektor (1958–1989)
- Dieter Weber, Staatsarchivdirektor (1989–1999)
- Ingeborg Schnelling, Oberstaatsarchivrätin (1999–2001)
- Horst A. Wessel, Leiter des Mannesmann-Archivs (2001–2011)
- Susanne Schwabach-Albrecht, Vorsitzende Literaturbüro NRW (2011–2016)
- Volker Ackermann, Hochschullehrer an der Heinrich-Heine-Universität und Lehrer (seit April 2016)
Ehrungen: Lacomblet-Plakette und Verdienstmedaille
Der Düsseldorfer Geschichtsverein ehrt verdiente Mitglieder mit der Lacomblet-Plakette. Diese Auszeichnung stiftete der DGV 1947. Sie soll für „hohe Verdienste um die Förderung geschichtlichen Denkens am Niederrhein in besonderen Fällen verliehen werden“. Sie wurde gestaltet von den Künstlern Carl Moritz Schreiner aus Düsseldorf und Gretel Gemmert. Die Auszeichnung trägt den Namen des ersten Leiters des preußischen Provinzialarchivs in Düsseldorf, des heutigen Landesarchivs Nordrhein-Westfalen Abteilung Rheinland, Theodor Joseph Lacomblet. Seit 1947 wurde die Auszeichnung vierzehnmal verliehen, nämlich an:
- Rektor i. R. Georg Spickhoff (Düsseldorf) 1947
- Julius Heyderhoff (Düsseldorf) 1949
- Wolfgang Pagenstecher 1950
- Hans Mosler (Düsseldorf) 1959
- Paul Wentzcke (Frankfurt am Main) 1959
- Edmund Strutz (Wermelskirchen) 1963
- Heinrich Strangmeier (Hilden) 1964
- Friedrich Wilhelm Oediger (Düsseldorf) 1967
- Max Braubach (Bonn) 1969
- Walter Bader (Xanten) 1976
- Hugo Weidenhaupt (Düsseldorf) 1980
- Günter von Roden (Duisburg) 1980
- Helmut Dahm (Düsseldorf) 1983
- Gisela Vollmer (Düsseldorf) 1993
- Klaus E. Müller (Düsseldorf) 2005
Der Verein ehrt Mitglieder, die sich in besonderer Weise um den Verein verdient gemacht haben, mit der „Verdienstmedaille“ des DGV. Inhaber dieser im Jahre 2006 erstmals verliehenen Auszeichnung:
- Dieter Scriverius (2006)
- Eckhard Berke (2012)
- Hanns-Michael Crass (2012)
- Rolf Nagel (2016)
Ehrenmitglieder
Der DGV ernannte folgende Personen zu Ehrenmitgliedern:
- Prinz Georg von Preußen (†)
- Wilhelm Herchenbach (†)
- Constantin Nörrenberg (†)
- Helmut Dahm (†)
- Paul Kreuter (†)
- Hugo Weidenhaupt (†)
- Gisela Vollmer (†)
- Dieter Scriverius
- Horst A. Wessel
- Friedrich Lau (†)
Literatur über den Verein
- Helmut Dahm: Ein Geschichtsverein heute. Allgemeines und Besonderes zum hundertjährigen Jubiläum des Düsseldorfer Geschichtsvereins. In: Düsseldorfer Jahrbuch (DJb), 57/58, 1980, S. IX–XLI
- Horst A. Wessel: 125 Jahre Düsseldorfer Geschichtsverein. Kontinuitäten im Wandel politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen. In: DJb 75, 2004/2005, S. 13–44
- Stephan Laux: Der Düsseldorfer Geschichtsverein im Widerstand? Wilhelm Haberlings „Geschichte der Düsseldorfer Ärzte“ (1932/1936) und der Hintergrund ihrer Publikation in der Zeit des Nationalsozialismus. In: DJb 77, 2007, S. 227–262
- Stephan Laux: Zwischen Traditionalismus und „Konjunkturwissenschaft“: Der Düsseldorfer Geschichtsverein und die rheinischen Geschichtsvereine im Nationalsozialismus. In: Blätter für deutsche Landesgeschichte, 141/141 (2005/2006), erschienen 2008, S. 108–157 (PDF)
Weblinks
- www.duesseldorfer-geschichtsverein.de
Einzelnachweise
- Torsten Thissen: Düsseldorf: Gedächtnis der Metropole – 135 Jahre Düsseldorfer Geschichtsverein. In: rp-online.de. 22. Dezember 2015, abgerufen am 8. Februar 2024.
- Digitalisate
- Elisabeth Scheeben: Heinrich Ferber (1832–1895). Gedenken zum 100. Todestag. In: DJb 66. 1995, S. 303–304.
- Andreas Kussmann: KZ-Außenkommandos und Gefangenenlager in Düsseldorf während des Zweiten Weltkriegs. Ein Forschungsbericht. In: DJb 61. Band 61, 1988, S. 175–193.
- Frank Sparing: Ostjuden in Düsseldorf. Vom Beginn der Immigration bis zur „Polenaktion“ 1938. In: DJb 71. 2000, S. 187–234.
- Klaus Stelling: Zur Herkunft der Gerresheimer Glasmacher nach ihren Geburtsorten im 19. Jahrhundert. In: DJb 60. 1986, S. 97–132.
- Horst A. Wessel: Mannesmann in Düsseldorf. Das Werk Rath und seine Beschäftigten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. In: DJb 61. 1988, S. 119–155.
- Jörg Vögele: „Düsseldorf – Eine gesunde Stadt?“ Zur Entwicklung der Sterblichkeit in Düsseldorf im 19. und frühen 20. Jahrhundert. In: DJb 69. 1998, S. 193–209.
- Gisela Vollmer: Franz Vaaßen (1881–1944), engagierter Pfarrer in Wittlaer und Verfechter der modernen Kunst im kirchlichen Raum. In: DJb 64. 1993, S. 125–144.
- Helmut Moll: In den Fängen des Nationalsozialismus. Widerstand und Selbstbehauptung des Düsseldorfer Fabrikanten Leo Statz. In: DJb 68. 1997, S. 203–214.
- Sven-André Dreyer: Düsseldorf: Ein Kessel Buntes aus der Stadtgeschichte. In: RP Online. Abgerufen am 9. Juli 2016.
- Inhaltsverzeichnis. (PDF) Abgerufen am 11. Juli 2016.
- Antjekathrin Graßmann: Lau, Friedrich. in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982–2011. Bd. 12 – 2006. ISBN 3-529-02560-7, Seite 280.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Der Dusseldorfer Geschichtsverein DGV ist ein als gemeinnutzig anerkannter Verein dessen rund 500 Mitglieder sich ehrenamtlich der Erforschung und Vermittlung der Geschichte der Stadt Dusseldorf sowie der Region widmen Der 1880 ins Leben gerufene Geschichtsverein versteht sich als wissenschaftliche Gesellschaft GrundungsgeschichteWilhelm Herchenbach In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts schlossen sich in Deutschland historisch Interessierte sowohl Wissenschaftler als auch Laien in zahlreichen historischen Vereinigungen und burgerlichen Gesellschaften zusammen die sich der ortlichen Geschichte der Denkmal und Mundartpflege widmeten sowie eigene Archive Sammlungen und Fachbibliotheken zusammentrugen In den preussischen Provinzen Rheinland und Westfalen waren dies beispielsweise folgende Vereine die allesamt heute noch bestehen Historischer Verein fur den Niederrhein gegrundet 1854 Bergischer Geschichtsverein mit Schwerpunkt im Bergischen Land 1863 Historischer Verein fur Dortmund und die Grafschaft Mark 1872 Historischer Verein fur Stadt und Stift Essen 1880 die in Koln ansassige Gesellschaft fur Rheinische Geschichtskunde 1881 oder der Verein fur Orts und Heimatkunde in der Grafschaft Mark 1886 In Dusseldorf gab es bereits in der zweiten Halfte der 1870er Jahre Bestrebungen einen solchen Verein zu grunden zumal mit dem 600 Jubilaum der Stadtgrundung 1888 ein fur die stadtische Identitat zentraler Anlass bevorstand Dieses nahende Ereignis aber auch die immer weiter wachsende und durch die Dynamik der Industrialisierung als besonders hektisch wahrgenommene Veranderung der Stadt und ihrer Bevolkerung trugen dazu bei dass sich bildungsburgerliche Kreise Lehrer Archivare Pfarrer bemussigt sahen eine lokale Geschichtsschreibung zu initiieren und in einem neuen Verein zu bundeln Vor diesem Hintergrund wurde der DGV am 13 Mai 1880 in einer Wirtschaft in der Dusseldorfer Altstadt auf Initiative des Rektors und Stadtverordneten Wilhelm Herchenbach gegrundet Bei seiner Grundung hiess der DGV ursprunglich Verein fur Geschichte und Alterthumskunde von Dusseldorf und Umgegend er wurde aber bereits 1882 umbenannt in Dusseldorfer Geschichtsverein In dieser Phase hatte er sich programmatisch deutlich weiter entwickelt von einem Kreis von Amateur Archaologen und Sammlern hin zu einem Zusammenschluss von hauptamtlichen Historikern und Archivaren Der Verein begriff sich zeitweise auch als katholisches Gegengewicht zum protestantisch dominierten Bergischen Geschichtsverein in Elberfeld Profil Aufgaben und ZieleDer Dusseldorfer Geschichtsverein hat sich laut Satzung die Forderung und Vermittlung neuer Erkenntnisse zur Geschichte des Dusseldorfer Raumes und des Niederrheins als Aufgabe gestellt er dient damit gemeinnutzigen wissenschaftlichen Zwecken Diesen Zwecken dienen die Herausgabe des Dusseldorfer Jahrbuches und anderer Veroffentlichungen sowie die Durchfuhrung von Vortragen und Studienfahrten Der Verein ist selbstlos tatig er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke Der Verein fordert die historische Forschung zur nordrhein westfalischen Landeshauptstadt Dusseldorf und der Umgebung Im weitesten Sinne zahlen zur Region mit deren Geschichte man sich beschaftigt der gesamte Niederrhein die historischen Lander Julich und Berg Kleve und Mark und Kurkoln sowie das Verhaltnis Dusseldorfs zu anderen historischen Regionen im Reich oder in Europa Ferner werden behandelt das napoleonisch dominierte Grossherzogtum Berg die preussische Rheinprovinz sowie die Geschichte des Bundeslandes Nordrhein Westfalens Die Themen von Publikationen Vortragen oder Bildungsveranstaltungen reichen von der Vor und Fruhgeschichte des Niederrheins uber das Mittelalter Landesgeschichte Grafen von Berg Stadterweiterungen Schlossbau Stadtbefestigung Zolle und Rheinschifffahrt und Fruhe Neuzeit Dusseldorf als Haupt und furstliche Residenzstadt mit Gemaldegalerie und Hofoper internationale Bundnispolitik und Konfessionalisierung bis hin zum 19 und 20 Jahrhundert mit Fragestellungen der neueren und neuesten Zeitgeschichte Revolutions und burgerliches Zeitalter Industrialisierung Sozialgeschichte Weltkriege NS Zeit Wiederaufbau neuere Landesgeschichte Neben kunst kultur literatur und architekturgeschichtlichen religionshistorischen und biografischen Aspekten werden auch die Ortsgeschichten von historisch bedeutenden Stadtteilen Reichsstadt Kaiserswerth Stift und Stadt Gerresheim oder Freiheit Angermund behandelt Der DGV bietet seinen Mitgliedern regelmassig Tagesexkursionen Vortragsreihen Bildungsveranstaltungen und Stadtfuhrungen an Der Verein hat derzeit 493 Mitglieder Stand Juni 2016 Dusseldorfer JahrbuchDas eigene Periodikum Dusseldorfer Jahrbuch erscheint regelmassig jahrlich seit 1886 nur kriegsbedingt unterbrochen 1941 bis 1946 Die Bande 1 bis 25 bis 1912 trugen noch den Namen Beitrage zur Geschichte des Niederrheins Jahrbuch des Dusseldorfer Geschichtsvereins der Jahrgange 1886 1999 bzw Bande 1 15 Dieser Titel wurde dann geandert in den noch heute bestehenden Namen Dusseldorfer Jahrbuch Beitrage zur Geschichte des Niederrheins ab Band 26 1913 Wie der Untertitel andeutet behandelt die Jahresschrift nicht nur die Dusseldorfer Stadtgeschichte sondern zugleich regional und landesgeschichtliche Themen Zu den ersten regelmassigen Autoren zahlten die Ratinger Bruder Heinrich und Peter Eschbach der Historiker Heinrich Ferber und der Rabbiner der Judischen Gemeinde Abraham Wedell Schon zwei Jahre nach Begrundung des Jahrbuches erschien anlasslich des Stadtjubilaums eine umfangreiche Sonderausgabe Band 3 1888 die sich als erste zusammenhangende Stadtgeschichte Dusseldorfs verstand Die Aufsatze beschaftigten sich vor allem mit der mittelalterlichen Geschichte mit geistlichen Stiftungen oder einzelnen Adelssitzen und Hofen der Umgebung sowie mit der julich bergischen Landesgeschichte Daneben wurden bedeutende Urkunden oder Inschriften ediert Seit den 1980er Jahren haben kultur und sozialgeschichtliche Themen sowie Beitrage zur Zeitgeschichte deutlich zugenommen so etwa zu Zwangsarbeit und KZ Aussenlagern 1988 zu judischen Themen 2000 zur Migrationsgeschichte 1986 zur Industrialisierung und Arbeiterschaft 1988 zur modernen Sozial und Medizingeschichte 1998 oder zu einzelnen Opfern des Nationalsozialismus 1993 Daneben finden sich ein umfangreicher Besprechungsteil Rezensionen historischer und heimatkundlicher Neuerscheinungen der Vereins und Vorstandsbericht sowie der Denkmalschutzbericht und die Dusseldorfer Jahreschronik mit bemerkenswerten Ereignissen des abgelaufenen Jahres seit 1992 Das jeweils aktuelle Jahrbuch ist kostenlos fur die Mitglieder des Geschichtsvereins Die Inhaltsverzeichnisse sind digitalisiert abrufbar Weitere Publikationen des VereinsNeben dem Dusseldorfer Jahrbuch gibt der Verein mehrere aktiv laufende Schriftenreihen heraus Urkundenbucher der geistlichen Stiftungen des Niederrheins seit 1904 Quellen und Forschungen zur Geschichte des Niederrheins seit 1940 Studien zur Dusseldorfer Wirtschaftsgeschichte seit 1964 Kleine Schriftenreihe des Dusseldorfer Geschichtsvereins seit 2014 BibliothekDie umfangreiche durch Stiftungen sowie vor allem Tausch mit zahlreichen in und auslandischen wissenschaftlichen Instituten Vereinen und Gesellschaften in den letzten knapp 130 Jahren entstandene stadt und landesgeschichtliche Bibliothek des Vereins ist inzwischen Bestandteil der Universitatsbibliothek Dusseldorf und steht dort zur allgemeinen Benutzung zur Verfugung Vorstand und KooperationenDem Vorstand des Dusseldorfer Geschichtsvereins gehoren derzeit an Volker Ackermann 1 Vorsitzender Benedikt Mauer Stellv Vorsitzender und Schriftleiter und Kerstin Fruh Schatzmeisterin sowie als Beisitzer Felix Droste Bastian Fleermann Peter Henkel Julia Lederle Wintgens und der ehemalige Leiter des Dusseldorfer Stadtarchivs Clemens Graf von Looz Corswarem Verein und Vorstand kooperieren mit Institutionen darunter mit dem Stadtarchiv Dusseldorf und dem Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland Duisburg mit den geschichtswissenschaftlichen Lehrstuhlen der Heinrich Heine Universitat Dusseldorf mit dem Stadtmuseum Dusseldorf der Mahn und Gedenkstatte Dusseldorf und dem Heinrich Heine Institut sowie mit Geschichtsvereinen Archiven oder Museen in der Region Vorsitzende seit 1880Wilhelm Herchenbach Lehrer 13 Mai 1880 1885 Paul Tonnies Oberlehrer 1885 1887 Carl Bone Gymnasialprofessor 1888 1897 Robert Hassencamp 1897 1898 Otto Redlich Historiker Staatsarchivdirektor 1898 1906 Christian Norrenberg Bibliotheksdirektor 1906 1928 Paul Wentzcke Stadtarchivdirektor 1928 1935 Bernhard Vollmer Staatsarchivdirektor 1935 1958 Otto Fuhrmann Regierungsdirektor 1958 1989 Dieter Weber Staatsarchivdirektor 1989 1999 Ingeborg Schnelling Oberstaatsarchivratin 1999 2001 Horst A Wessel Leiter des Mannesmann Archivs 2001 2011 Susanne Schwabach Albrecht Vorsitzende Literaturburo NRW 2011 2016 Volker Ackermann Hochschullehrer an der Heinrich Heine Universitat und Lehrer seit April 2016 Ehrungen Lacomblet Plakette und VerdienstmedailleDer Dusseldorfer Geschichtsverein ehrt verdiente Mitglieder mit der Lacomblet Plakette Diese Auszeichnung stiftete der DGV 1947 Sie soll fur hohe Verdienste um die Forderung geschichtlichen Denkens am Niederrhein in besonderen Fallen verliehen werden Sie wurde gestaltet von den Kunstlern Carl Moritz Schreiner aus Dusseldorf und Gretel Gemmert Die Auszeichnung tragt den Namen des ersten Leiters des preussischen Provinzialarchivs in Dusseldorf des heutigen Landesarchivs Nordrhein Westfalen Abteilung Rheinland Theodor Joseph Lacomblet Seit 1947 wurde die Auszeichnung vierzehnmal verliehen namlich an Rektor i R Georg Spickhoff Dusseldorf 1947 Julius Heyderhoff Dusseldorf 1949 Wolfgang Pagenstecher 1950 Hans Mosler Dusseldorf 1959 Paul Wentzcke Frankfurt am Main 1959 Edmund Strutz Wermelskirchen 1963 Heinrich Strangmeier Hilden 1964 Friedrich Wilhelm Oediger Dusseldorf 1967 Max Braubach Bonn 1969 Walter Bader Xanten 1976 Hugo Weidenhaupt Dusseldorf 1980 Gunter von Roden Duisburg 1980 Helmut Dahm Dusseldorf 1983 Gisela Vollmer Dusseldorf 1993 Klaus E Muller Dusseldorf 2005 Der Verein ehrt Mitglieder die sich in besonderer Weise um den Verein verdient gemacht haben mit der Verdienstmedaille des DGV Inhaber dieser im Jahre 2006 erstmals verliehenen Auszeichnung Dieter Scriverius 2006 Eckhard Berke 2012 Hanns Michael Crass 2012 Rolf Nagel 2016 EhrenmitgliederDer DGV ernannte folgende Personen zu Ehrenmitgliedern Prinz Georg von Preussen Wilhelm Herchenbach Constantin Norrenberg Helmut Dahm Paul Kreuter Hugo Weidenhaupt Gisela Vollmer Dieter Scriverius Horst A Wessel Friedrich Lau Literatur uber den VereinHelmut Dahm Ein Geschichtsverein heute Allgemeines und Besonderes zum hundertjahrigen Jubilaum des Dusseldorfer Geschichtsvereins In Dusseldorfer Jahrbuch DJb 57 58 1980 S IX XLI Horst A Wessel 125 Jahre Dusseldorfer Geschichtsverein Kontinuitaten im Wandel politischer und gesellschaftlicher Rahmenbedingungen In DJb 75 2004 2005 S 13 44 Stephan Laux Der Dusseldorfer Geschichtsverein im Widerstand Wilhelm Haberlings Geschichte der Dusseldorfer Arzte 1932 1936 und der Hintergrund ihrer Publikation in der Zeit des Nationalsozialismus In DJb 77 2007 S 227 262 Stephan Laux Zwischen Traditionalismus und Konjunkturwissenschaft Der Dusseldorfer Geschichtsverein und die rheinischen Geschichtsvereine im Nationalsozialismus In Blatter fur deutsche Landesgeschichte 141 141 2005 2006 erschienen 2008 S 108 157 PDF Weblinkswww duesseldorfer geschichtsverein deEinzelnachweiseTorsten Thissen Dusseldorf Gedachtnis der Metropole 135 Jahre Dusseldorfer Geschichtsverein In rp online de 22 Dezember 2015 abgerufen am 8 Februar 2024 Digitalisate Elisabeth Scheeben Heinrich Ferber 1832 1895 Gedenken zum 100 Todestag In DJb 66 1995 S 303 304 Andreas Kussmann KZ Aussenkommandos und Gefangenenlager in Dusseldorf wahrend des Zweiten Weltkriegs Ein Forschungsbericht In DJb 61 Band 61 1988 S 175 193 Frank Sparing Ostjuden in Dusseldorf Vom Beginn der Immigration bis zur Polenaktion 1938 In DJb 71 2000 S 187 234 Klaus Stelling Zur Herkunft der Gerresheimer Glasmacher nach ihren Geburtsorten im 19 Jahrhundert In DJb 60 1986 S 97 132 Horst A Wessel Mannesmann in Dusseldorf Das Werk Rath und seine Beschaftigten bis zum Ende des Ersten Weltkrieges In DJb 61 1988 S 119 155 Jorg Vogele Dusseldorf Eine gesunde Stadt Zur Entwicklung der Sterblichkeit in Dusseldorf im 19 und fruhen 20 Jahrhundert In DJb 69 1998 S 193 209 Gisela Vollmer Franz Vaassen 1881 1944 engagierter Pfarrer in Wittlaer und Verfechter der modernen Kunst im kirchlichen Raum In DJb 64 1993 S 125 144 Helmut Moll In den Fangen des Nationalsozialismus Widerstand und Selbstbehauptung des Dusseldorfer Fabrikanten Leo Statz In DJb 68 1997 S 203 214 Sven Andre Dreyer Dusseldorf Ein Kessel Buntes aus der Stadtgeschichte In RP Online Abgerufen am 9 Juli 2016 Inhaltsverzeichnis PDF Abgerufen am 11 Juli 2016 Antjekathrin Grassmann Lau Friedrich in Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Wachholtz Neumunster 1982 2011 Bd 12 2006 ISBN 3 529 02560 7 Seite 280 Normdaten Korperschaft GND 2009299 4 GND Explorer lobid OGND AKS LCCN n88677635 VIAF 138088030