Die Estländische Ritterschaft war von der zweiten Hälfte des 16 Jahrhunderts bis 1920 der politische und rechtliche Zusa
Estländische Ritterschaft

Die Estländische Ritterschaft war von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis 1920 der politische und rechtliche Zusammenschluss des vornehmlich deutschbaltischen Adels im Norden des heutigen Estlands. Diese war davor in der Harrisch-Wierischen Ritterschaft zusammengeschlossen. Durch die vom jeweiligen Souverän garantierten Standesprivilegien, den politischen Einfluss und den agrarischen Großgrundbesitz war die Ritterschaft außerhalb der Städte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die herrschende Schicht des Landes. Die Estländische Ritterschaft hatte ihren Sitz auf dem Domberg zu Reval.
Sie ist Mitglied im Verband der Baltischen Ritterschaften.
Zugehörigkeit
Ursprünglich zählte in Estland jeder, der mit einem Rittergut belehnt worden war, zur Estländischen Ritterschaft. Als jedoch schwedische Könige damit begannen, nichtadeligen Söldnerführern Güter in Estland zu übergeben, und als auch Bürger von Reval und Narva ihr Vermögen in Rittergütern anlegten, erwuchs der Ritterschaft die Notwendigkeit, sich von diesen abzugrenzen und eine Matrikel zu schaffen. In Kurland bestand eine solche seit 1620 und in Schweden seit 1625. Die 1648 erwirkte Erlaubnis der Königin Christina zur Anlegung einer Matrikel der Estländischen Ritterschaft wurde jedoch nicht umgesetzt, nachdem die Königin und ihre Nachfolger die meisten jener Söldnerführer und Bürger in den Adelsstand erhoben. Die Vorarbeiten für die Adelsmatrikel begannen im Januar 1729, die Eintragungen erfolgten ab 1745. Die Adelsmatrikel der Estländischen Ritterschaft besteht erst seit 1756. Insgesamt wurden 308 Geschlechter bei der Estländischen Ritterschaft immatrikuliert, von denen heute noch 179 bestehen.
Geschichte
Schwedische Zeit
Während des Livländischen Kriegs (1558–1583) wurde immer mehr die militärische Überlegenheit Schwedens im Ostseeraum deutlich. Zwischen dem 4. und 6. Juni 1561 leistete der deutschbaltische Adel Estlands freiwillig einen Treueeid auf den schwedischen König Erik XIV. Damit fand die Herrschaft des Deutschen Ordens in Estland ein Ende.
1584 bildete der Adel aus den estnischen Landkreisen Harju (deutsch Harrien), Järva (Jerwen) und Viru (Wierland) die Estländische Ritterschaft. Im selben Jahr schloss sich der Adel von Lääne (Wiek) einschließlich der Insel Hiiumaa (Dagö) der Ritterschaft an. Die estländische Ritterschaft ist damit die älteste der vier deutschbaltischen Ritterschaften.
Das Gebiet der Ritterschaft umfasste den Nordteil des heutigen Estlands. Die Insel Saaremaa (Ösel) behielt ihre eigene Ritterschaft. Hauptinitiator der Estländischen Ritterschaft war neben dem deutschbaltischen Adel der einflussreiche schwedische Befehlshaber und Politiker Pontus de la Gardie.
Bei der Ritterschaft lag (außerhalb der Städte mit ihrer kommunalen Selbstverwaltung) die eigentliche Macht in Estland. Die althergebrachten Landesprivilegien der Ritterschaft wurden bei Thronbesteigung vom jeweiligen Monarchen über Estland bestätigt und erneuert. Die Privilegien der Ritterschaft sahen eine weitreichende Autonomie sowohl bei der Verwaltung des Landes als auch in der Rechtsprechung über die deutsche und estnische Bevölkerung vor. Sie garantierten die Ausübung der evangelisch-lutherischen Religion Augsburger Konfession. Deutsch war Behördensprache.
Die schwedische Staatsmacht war zwar durch einen Generalgouverneur vertreten. Ihm waren aber zwei aus dem estländischen Adel gewählte Berater als Regierungsräte beigegeben. Die Interessen der Ritterschaft wurden vor allem von einem Landtag vertreten, der regelmäßig zusammentrat. Vorsitzender der Ritterschaft war der Ritterschaftshauptmann, der in der Regel vom Landtag für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt wurde.
Russische Zeit
1710 wurde Estland vom russischen Zaren Peter I. erobert. Im Frieden von Nystad 1721 erkannte Schweden den Gebietsverlust völkerrechtlich an. Zar Peter und seine Nachfolger garantierten der Estländischen Ritterschaft auch weiterhin ihre Privilegien. Das Verwaltungssystem, die Eigentumsverhältnisse und die Selbstverwaltung der Adligen blieben erhalten. Das Land behielt die evangelisch-lutherische Religion und Deutsch als Verwaltungssprache bei. Umgekehrt gelobten die deutschbaltischen Adligen dem Zaren Loyalität. Es wurde das Gouvernement Estland gebildet, die zaristische Staatsmacht wurde durch einen Generalgouverneur in Tallinn (Reval) vertreten.
Mit der Thronbesteigung des russischen Zaren Alexanders II. 1855 erkannte dieser erstmals die hergebrachten Privilegien der Estländischen Ritterschaft nicht mehr an. Aber erst Zar Alexander III. versuchte aktiv, die Sonderrechte der Ritterschaft aufzuheben. Ziel war die Schaffung eines russifizierten Einheitsstaates, was in Estland aber nur teilweise gelang.
Republik Estland
Im Zuge der Oktoberrevolution in Russland 1917 und der Wirren des Ersten Weltkriegs erklärte Estland am 24. Februar 1918 als Republik seine staatliche Unabhängigkeit von Russland. Versuche des deutschen Kaiserreichs, das Baltikum mit der Schaffung des Vereinigten Baltischen Herzogtums politisch unter deutsche Oberhoheit zu bringen, scheiterten im November 1918. Im Estnischen Freiheitskrieg gegen Sowjetrussland und gegen die vornehmlich deutschbaltische Landeswehr konnte Estland seine staatliche Unabhängigkeit militärisch behaupten. Die Estländische Ritterschaft wurde daraufhin als Körperschaft des öffentlichen Rechts aufgelöst.
Die Estnische Verfassung von 1920 hob endgültig alle Standes- und Adelsprivilegien auf, wodurch der politische Einfluss der Ritterschaft endete. Eine Enteignung des deutschbaltischen Großgrundbesitzes (Rittergüter) bildete den Kern des neuen estnischen Agrarstaates, entzog aber den meisten Adligen auf dem Lande die wirtschaftliche Existenzgrundlage. Viele Deutschbalten siedelten nach Deutschland über.
Zweiter Weltkrieg und danach
Als 1939 aufgrund des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts auf Geheiß Hitlers die in Estland verbliebenen Deutschbalten ihre angestammte Heimat verließen, waren davon auch alle ritterschaftlichen Familien betroffen, die im Lande geblieben waren.
1949 schlossen sich die Überlebenden des Zweiten Weltkriegs in Deutschland zum Verband der Baltischen Ritterschaften e. V. zusammen, in den auch die Familien der ehemaligen Estländischen Ritterschaft integriert sind. Ziel des Verbandes ist es, „gemeinsame Traditionen zu bewahren, das Bewusstsein einer gemeinsamen Vergangenheit mit den Baltischen Staaten aufrechtzuerhalten und das Verständnis für das Baltikum in den westlichen Ländern zu vertiefen“.
Wappen der Ritterschaft
Drei schreitende, vertikal angeordnete blaue Leoparden zieren seit 1918 das Wappen der Republik Estland. Es ist dasselbe Wappen, das die Estländische Ritterschaft seit der dänischen Zeit im 13. Jahrhundert führt. Es ist abgeleitet vom Wappen Dänemarks.
Ritterschaftshauptmänner der Estländischen Ritterschaft
- 1593–1598:
- 1598–1600:
- 1600–1605:
- 1605–1612:
- 1612–1617:
- 1617–1624:
- 1624–1629:
- 1629–1632:
- 1632–1635: Otto von Uexküll
- 1635–1640:
- 1640–1643:
- 1643–1644:
- 1644–1647: Johann von Brackel
- 1647–1650:
- 1650–1653:
- 1653–1659:
- 1659–1663:
- 1663–1667:
- 1667–1671: Reinhold von Ungern-Sternberg
- 1671–1676:
- 1676–1680:
- 1680–1687:
- 1687–1690:
- 1690–1691:
- 1691–1694:
- 1694–1696: Johann Adolf Clodt von Jürgensburg
- 1696 :
- 1696–1697: Reinhold von Ungern-Sternberg
- 1697–1701: Otto Fabian von Wrangell
- 1701–1702: Heinrich von Bistram
- 1702–1705:
- 1705–1706:
- 1706–1709: Berend Reinhold von Wrangell
- 1709–1710:
- 1710–1711:
- 1711–1713: Berend Johann von Wrangell
- 1713–1715:
- 1715–1720: Erich Dietrich von Rosen
- 1720–1723: Hans Heinrich von Fersen
- 1723–1724:
- 1724–1725:
- 1725–1728:
- 1728–1731:
- 1731–1734:
- 1734–1737:
- 1737–1740: Christopher Engelbrecht von Kursell
- 1740–1741:
- 1741–1744: Berend Heinrich von Tiesenhausen
- 1744–1747: Magnus Wilhelm von Nieroth
- 1747–1753:
- 1753–1770:
- 1770–1771:
- 1771–1772:
- 1772–1774: Berend Heinrich von Tiesenhausen
- 1774–1777:
- 1777–1780:
- 1780–1783: Gustav Friedrich von Engelhardt
- 1783–1783: Moritz Engelbrecht von Kursell
- 1783–1786: Moritz Engelbrecht von Kursell
- 1786–1789: Heinrich Johann von Brevern
- 1789–1792: Hermann Ludwig von Löwenstern
- 1792–1795: Johann Jakob von Patkul
- 1795–1796:
- 1796–1800:
- 1800–1803:
- 1803–1806:
- 1806–1809: Berend Johann von Uexküll II
- 1809–1811:
- 1811–1815:
- 1815 : Paul von Tiesenhausen
- 1815–1818: Magnus Johann von Baer
- 1818–1824: Otto von Rosen
- 1824–1827: Paul Friedrich von Benckendorff
- 1827–1830: Georg Woldemar von Lilienfeld
- 1830–1836: Johann Engelbrecht Christoph von Grünewaldt
- 1836–1842: Rudolph von Patkul
- 1842–1845: Otto Gustav von Lilienfeld
- 1845–1848:
- 1848–1851:
- 1851–1854: Gustav Hermann Christoph von Benckendorff
- 1854–1857:
- 1857–1862: Alexander Friedrich von Keyserling
- 1862–1868:
- 1868–1869: Nikolai von Dellingshausen
- 1869–1871:
- 1871–1878: Eduard von Maydell
- 1878–1881: Reinhold von Rehbinder
- 1881–1884: Wilhelm von Wrangell
- 1884–1886: Woldemar von Tiesenhausen
- 1886–1889:
- 1889–1892: Eduard von Maydell
- 1892–1893: Johann Georg Ernst von Grünewaldt
- 1893–1902: Otto Bernhard von Budberg-Bönninghausen
- 1902–1918: Eduard von Dellingshausen
- 1918–1920: Otto von Lilienfeld
Siehe auch
- Livländische Ritterschaft
- Kurländische Ritterschaft
- Oeselsche Ritterschaft
Literatur
- Paul Eduard Damier: Wappen-Buch sämmtlicher zur ehstländischen Adelsmatrikel gehöriger Familien. Reval 1837, (Onlinefassung).
- Gustav von Ewers: Ritter- und Landrechte des Estländischen Ritterschaft. 1822.
- August Wilhelm Hupel: Materialien zu einer estländischen Adelsgeschichte. In: Nordische Miscellaneen. Band 18–19, Riga 1789, S. 12–546.
- Carl Arvid von Klingspor: Baltisches Wappenbuch. Wappen sämmtlicher, den Ritterschaften von Livland, Estland, Kurland und Oesel zugehöriger Adelsgeschlechter. Stockholm 1882, (Onlinefassung).
- Otto Magnus von Stackelberg (Bearb.): Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften Teil 2, 1.2: Estland, Görlitz 1930 (Digitalisat)
- Otto Magnus von Stackelberg (Bearb.): Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften Teil 2, 3: Estland, Görlitz 1930 (Digitalisat)
- Axel Freiherr von Ungern-Sternberg: Die Estländische Ritterschaft. In: Carmen von Samson-Himmelstjerna (Red.): Verband der Baltischen Ritterschaften. 1949–1999. Starke, Limburg (Lahn) 1999, ISBN 3-7980-0539-7, S. 165–192.
- Walther von Ungern-Sternberg: Geschichte der Baltischen Ritterschaften. Starke, Limburg (Lahn) 1960.
- Hasso von Wedel: Die estländische Ritterschaft vornehmlich zwischen 1710 und 1783: das erste Jahrhundert russischer Herrschaft. Berlin 1935.
- Wilhelm von Wrangell, Georg von Krusenstjern: Die Estländische Ritterschaft, ihre Ritterschaftshauptmänner und Landräte. Geschichtlicher Teil. Starke, Limburg (Lahn) 1967.
Weblinks
- Die Estländische Ritterschaft beim Verband der Baltischen Ritterschaften e. V.
Anmerkungen
- Kiriku plats 1; heute ist das Gebäude Teil des estnischen Kunstmuseums.
- Vorläufer war während der dänischen Zeit Estlands die Vereinigung der Vasallen von Harju und Viru, die Universitas vasallorum in Estonia constituta. Die ersten Dokumente der Universitas vasallorum sind bereits für 1252 belegt.
- Eine Klage der Deutschbalten beim Völkerbund gegen das estnische Agrargesetz hatte keinen Erfolg. Erst später wurde den Deutschbalten eine Entschädigung für enteignetes Land gezahlt, was zu einer Normalisierung des Verhältnisses zwischen der deutschen Minderheit und dem estnischen Staat betrug.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Estländische Ritterschaft, Was ist Estländische Ritterschaft? Was bedeutet Estländische Ritterschaft?
Die Estlandische Ritterschaft war von der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts bis 1920 der politische und rechtliche Zusammenschluss des vornehmlich deutschbaltischen Adels im Norden des heutigen Estlands Diese war davor in der Harrisch Wierischen Ritterschaft zusammengeschlossen Durch die vom jeweiligen Souveran garantierten Standesprivilegien den politischen Einfluss und den agrarischen Grossgrundbesitz war die Ritterschaft ausserhalb der Stadte bis zum Ende des 19 Jahrhunderts die herrschende Schicht des Landes Die Estlandische Ritterschaft hatte ihren Sitz auf dem Domberg zu Reval Wappen der Estlandischen Ritterschaft Sie ist Mitglied im Verband der Baltischen Ritterschaften ZugehorigkeitUrsprunglich zahlte in Estland jeder der mit einem Rittergut belehnt worden war zur Estlandischen Ritterschaft Als jedoch schwedische Konige damit begannen nichtadeligen Soldnerfuhrern Guter in Estland zu ubergeben und als auch Burger von Reval und Narva ihr Vermogen in Rittergutern anlegten erwuchs der Ritterschaft die Notwendigkeit sich von diesen abzugrenzen und eine Matrikel zu schaffen In Kurland bestand eine solche seit 1620 und in Schweden seit 1625 Die 1648 erwirkte Erlaubnis der Konigin Christina zur Anlegung einer Matrikel der Estlandischen Ritterschaft wurde jedoch nicht umgesetzt nachdem die Konigin und ihre Nachfolger die meisten jener Soldnerfuhrer und Burger in den Adelsstand erhoben Die Vorarbeiten fur die Adelsmatrikel begannen im Januar 1729 die Eintragungen erfolgten ab 1745 Die Adelsmatrikel der Estlandischen Ritterschaft besteht erst seit 1756 Insgesamt wurden 308 Geschlechter bei der Estlandischen Ritterschaft immatrikuliert von denen heute noch 179 bestehen GeschichteSchwedische Zeit Wahrend des Livlandischen Kriegs 1558 1583 wurde immer mehr die militarische Uberlegenheit Schwedens im Ostseeraum deutlich Zwischen dem 4 und 6 Juni 1561 leistete der deutschbaltische Adel Estlands freiwillig einen Treueeid auf den schwedischen Konig Erik XIV Damit fand die Herrschaft des Deutschen Ordens in Estland ein Ende 1584 bildete der Adel aus den estnischen Landkreisen Harju deutsch Harrien Jarva Jerwen und Viru Wierland die Estlandische Ritterschaft Im selben Jahr schloss sich der Adel von Laane Wiek einschliesslich der Insel Hiiumaa Dago der Ritterschaft an Die estlandische Ritterschaft ist damit die alteste der vier deutschbaltischen Ritterschaften Das Gebiet der Ritterschaft umfasste den Nordteil des heutigen Estlands Die Insel Saaremaa Osel behielt ihre eigene Ritterschaft Hauptinitiator der Estlandischen Ritterschaft war neben dem deutschbaltischen Adel der einflussreiche schwedische Befehlshaber und Politiker Pontus de la Gardie Bei der Ritterschaft lag ausserhalb der Stadte mit ihrer kommunalen Selbstverwaltung die eigentliche Macht in Estland Die althergebrachten Landesprivilegien der Ritterschaft wurden bei Thronbesteigung vom jeweiligen Monarchen uber Estland bestatigt und erneuert Die Privilegien der Ritterschaft sahen eine weitreichende Autonomie sowohl bei der Verwaltung des Landes als auch in der Rechtsprechung uber die deutsche und estnische Bevolkerung vor Sie garantierten die Ausubung der evangelisch lutherischen Religion Augsburger Konfession Deutsch war Behordensprache Die schwedische Staatsmacht war zwar durch einen Generalgouverneur vertreten Ihm waren aber zwei aus dem estlandischen Adel gewahlte Berater als Regierungsrate beigegeben Die Interessen der Ritterschaft wurden vor allem von einem Landtag vertreten der regelmassig zusammentrat Vorsitzender der Ritterschaft war der Ritterschaftshauptmann der in der Regel vom Landtag fur eine Amtszeit von drei Jahren gewahlt wurde Russische Zeit 1710 wurde Estland vom russischen Zaren Peter I erobert Im Frieden von Nystad 1721 erkannte Schweden den Gebietsverlust volkerrechtlich an Zar Peter und seine Nachfolger garantierten der Estlandischen Ritterschaft auch weiterhin ihre Privilegien Das Verwaltungssystem die Eigentumsverhaltnisse und die Selbstverwaltung der Adligen blieben erhalten Das Land behielt die evangelisch lutherische Religion und Deutsch als Verwaltungssprache bei Umgekehrt gelobten die deutschbaltischen Adligen dem Zaren Loyalitat Es wurde das Gouvernement Estland gebildet die zaristische Staatsmacht wurde durch einen Generalgouverneur in Tallinn Reval vertreten Mit der Thronbesteigung des russischen Zaren Alexanders II 1855 erkannte dieser erstmals die hergebrachten Privilegien der Estlandischen Ritterschaft nicht mehr an Aber erst Zar Alexander III versuchte aktiv die Sonderrechte der Ritterschaft aufzuheben Ziel war die Schaffung eines russifizierten Einheitsstaates was in Estland aber nur teilweise gelang Republik Estland Im Zuge der Oktoberrevolution in Russland 1917 und der Wirren des Ersten Weltkriegs erklarte Estland am 24 Februar 1918 als Republik seine staatliche Unabhangigkeit von Russland Versuche des deutschen Kaiserreichs das Baltikum mit der Schaffung des Vereinigten Baltischen Herzogtums politisch unter deutsche Oberhoheit zu bringen scheiterten im November 1918 Im Estnischen Freiheitskrieg gegen Sowjetrussland und gegen die vornehmlich deutschbaltische Landeswehr konnte Estland seine staatliche Unabhangigkeit militarisch behaupten Die Estlandische Ritterschaft wurde daraufhin als Korperschaft des offentlichen Rechts aufgelost Die Estnische Verfassung von 1920 hob endgultig alle Standes und Adelsprivilegien auf wodurch der politische Einfluss der Ritterschaft endete Eine Enteignung des deutschbaltischen Grossgrundbesitzes Ritterguter bildete den Kern des neuen estnischen Agrarstaates entzog aber den meisten Adligen auf dem Lande die wirtschaftliche Existenzgrundlage Viele Deutschbalten siedelten nach Deutschland uber Zweiter Weltkrieg und danach Als 1939 aufgrund des Deutsch sowjetischen Nichtangriffspakts auf Geheiss Hitlers die in Estland verbliebenen Deutschbalten ihre angestammte Heimat verliessen waren davon auch alle ritterschaftlichen Familien betroffen die im Lande geblieben waren 1949 schlossen sich die Uberlebenden des Zweiten Weltkriegs in Deutschland zum Verband der Baltischen Ritterschaften e V zusammen in den auch die Familien der ehemaligen Estlandischen Ritterschaft integriert sind Ziel des Verbandes ist es gemeinsame Traditionen zu bewahren das Bewusstsein einer gemeinsamen Vergangenheit mit den Baltischen Staaten aufrechtzuerhalten und das Verstandnis fur das Baltikum in den westlichen Landern zu vertiefen Wappen der RitterschaftDrei schreitende vertikal angeordnete blaue Leoparden zieren seit 1918 das Wappen der Republik Estland Es ist dasselbe Wappen das die Estlandische Ritterschaft seit der danischen Zeit im 13 Jahrhundert fuhrt Es ist abgeleitet vom Wappen Danemarks Ritterschaftshauptmanner der Estlandischen Ritterschaft1593 1598 1598 1600 1600 1605 1605 1612 1612 1617 1617 1624 1624 1629 1629 1632 1632 1635 Otto von Uexkull 1635 1640 1640 1643 1643 1644 1644 1647 Johann von Brackel 1647 1650 1650 1653 1653 1659 1659 1663 1663 1667 1667 1671 Reinhold von Ungern Sternberg 1671 1676 1676 1680 1680 1687 1687 1690 1690 1691 1691 1694 1694 1696 Johann Adolf Clodt von Jurgensburg 1696 9999 1696 1697 Reinhold von Ungern Sternberg 1697 1701 Otto Fabian von Wrangell 1701 1702 Heinrich von Bistram 1702 1705 1705 1706 1706 1709 Berend Reinhold von Wrangell 1709 1710 1710 1711 1711 1713 Berend Johann von Wrangell 1713 1715 1715 1720 Erich Dietrich von Rosen 1720 1723 Hans Heinrich von Fersen 1723 1724 1724 1725 1725 1728 1728 1731 1731 1734 1734 1737 1737 1740 Christopher Engelbrecht von Kursell 1740 1741 1741 1744 Berend Heinrich von Tiesenhausen 1744 1747 Magnus Wilhelm von Nieroth 1747 1753 1753 1770 1770 1771 1771 1772 1772 1774 Berend Heinrich von Tiesenhausen 1774 1777 1777 1780 1780 1783 Gustav Friedrich von Engelhardt 1783 1783 Moritz Engelbrecht von Kursell 1783 1786 Moritz Engelbrecht von Kursell 1786 1789 Heinrich Johann von Brevern 1789 1792 Hermann Ludwig von Lowenstern 1792 1795 Johann Jakob von Patkul 1795 1796 1796 1800 1800 1803 1803 1806 1806 1809 Berend Johann von Uexkull II 1809 1811 1811 1815 1815 9999 Paul von Tiesenhausen 1815 1818 Magnus Johann von Baer 1818 1824 Otto von Rosen 1824 1827 Paul Friedrich von Benckendorff 1827 1830 Georg Woldemar von Lilienfeld 1830 1836 Johann Engelbrecht Christoph von Grunewaldt 1836 1842 Rudolph von Patkul 1842 1845 Otto Gustav von Lilienfeld 1845 1848 1848 1851 1851 1854 Gustav Hermann Christoph von Benckendorff 1854 1857 1857 1862 Alexander Friedrich von Keyserling 1862 1868 1868 1869 Nikolai von Dellingshausen 1869 1871 1871 1878 Eduard von Maydell 1878 1881 Reinhold von Rehbinder 1881 1884 Wilhelm von Wrangell 1884 1886 Woldemar von Tiesenhausen 1886 1889 1889 1892 Eduard von Maydell 1892 1893 Johann Georg Ernst von Grunewaldt 1893 1902 Otto Bernhard von Budberg Bonninghausen 1902 1918 Eduard von Dellingshausen 1918 1920 Otto von LilienfeldSiehe auchLivlandische Ritterschaft Kurlandische Ritterschaft Oeselsche RitterschaftLiteraturPaul Eduard Damier Wappen Buch sammtlicher zur ehstlandischen Adelsmatrikel gehoriger Familien Reval 1837 Onlinefassung Gustav von Ewers Ritter und Landrechte des Estlandischen Ritterschaft 1822 August Wilhelm Hupel Materialien zu einer estlandischen Adelsgeschichte In Nordische Miscellaneen Band 18 19 Riga 1789 S 12 546 Carl Arvid von Klingspor Baltisches Wappenbuch Wappen sammtlicher den Ritterschaften von Livland Estland Kurland und Oesel zugehoriger Adelsgeschlechter Stockholm 1882 Onlinefassung Otto Magnus von Stackelberg Bearb Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften Teil 2 1 2 Estland Gorlitz 1930 Digitalisat Otto Magnus von Stackelberg Bearb Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften Teil 2 3 Estland Gorlitz 1930 Digitalisat Axel Freiherr von Ungern Sternberg Die Estlandische Ritterschaft In Carmen von Samson Himmelstjerna Red Verband der Baltischen Ritterschaften 1949 1999 Starke Limburg Lahn 1999 ISBN 3 7980 0539 7 S 165 192 Walther von Ungern Sternberg Geschichte der Baltischen Ritterschaften Starke Limburg Lahn 1960 Hasso von Wedel Die estlandische Ritterschaft vornehmlich zwischen 1710 und 1783 das erste Jahrhundert russischer Herrschaft Berlin 1935 Wilhelm von Wrangell Georg von Krusenstjern Die Estlandische Ritterschaft ihre Ritterschaftshauptmanner und Landrate Geschichtlicher Teil Starke Limburg Lahn 1967 WeblinksDie Estlandische Ritterschaft beim Verband der Baltischen Ritterschaften e V AnmerkungenKiriku plats 1 heute ist das Gebaude Teil des estnischen Kunstmuseums Vorlaufer war wahrend der danischen Zeit Estlands die Vereinigung der Vasallen von Harju und Viru die Universitas vasallorum in Estonia constituta Die ersten Dokumente der Universitas vasallorum sind bereits fur 1252 belegt Eine Klage der Deutschbalten beim Volkerbund gegen das estnische Agrargesetz hatte keinen Erfolg Erst spater wurde den Deutschbalten eine Entschadigung fur enteignetes Land gezahlt was zu einer Normalisierung des Verhaltnisses zwischen der deutschen Minderheit und dem estnischen Staat betrug Parlamente von Estland Estlandische Ritterschaft Maapaev Asutav Kogu Riigikogu 1919 1934 Rahvuskogu Riigikogu Normdaten Korperschaft GND 1038516 2 GND Explorer lobid OGND AKS VIAF 123793215