Übersicht UrgeschichteHolozän Frühgeschichte Eisenzeit späte Bronzezeit mittlere Bronzezeit frühe BronzezeitBronzezeit K
Jungpaläolithikum

Übersicht Urgeschichte | |||
---|---|---|---|
Holozän | (➚ Frühgeschichte) | ||
Eisenzeit | |||
späte Bronzezeit | |||
mittlere Bronzezeit | |||
frühe Bronzezeit | |||
Bronzezeit | |||
Kupfersteinzeit | |||
Jungsteinzeit | |||
Mittelsteinzeit | |||
Pleistozän | Jungpaläolithikum | ||
Mittelpaläolithikum | |||
Altpaläolithikum | |||
Altsteinzeit | |||
Steinzeit |
Das Jungpaläolithikum – von griech. παλαιός (palaios) „alt“ und λίθος (lithos) „Stein“ – bezeichnet den jüngeren Abschnitt der eurasischen Altsteinzeit beginnend vor rund 45.000 Jahren bis zum Ende der letzten Kaltzeit, das heißt bis zum Beginn des Holozäns vor 11.700 Jahren. Der Beginn des Jungpaläolithikums wird durch die Einwanderung des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) nach Europa definiert. Gelegentlich begegnet man in populärwissenschaftlichen Schriften auch der Bezeichnung jüngere Altsteinzeit für diesen Zeitabschnitt.
Früheste Belege für die Anwesenheit des anatomisch modernen Menschen in Europa
Die frühesten fossilen Belege für die Anwesenheit des anatomisch modernen Menschen in Europa sind bis zu 45.000 Jahre alt und stammen aus Bulgarien (Batscho-Kiro-Höhle), aus Italien (Grotta del Cavallo), aus England (Kents Cavern) und aus Rumänien (Peștera cu Oase). Damals lebten in Europa bereits seit Jahrzehntausenden die Neandertaler, denen die Kulturen des Szeletiens und des Châtelperronien zugeschrieben werden. Definitionsgemäß werden Kulturen des späten Neandertalers noch der vorangegangenen Periode des Mittelpaläolithikum zugerechnet. Die jüngsten, zweifelsfrei datierten Fossilfunde von Neandertalern stammen aus der Mesmaiskaja-Höhle in Russland und wurden auf ein Alter von 39.700 ± 1.100 Jahren (cal BP) datiert.
Archäologische Kulturen des Jungpaläolithikums
Mit dem Jungpaläolithikum ist bei den Werkzeugen aus Feuerstein ein neuartiges Klingenkonzept unter Anlage eines „Leitgrates“ verbunden. Das bedeutet, dass auf dem Kern ein senkrechter Dorsal-Grat angelegt wird, der ein geradliniges Abfließen des Sprödbruchs entlang der Abbaufläche (und damit das Abtrennen langschmaler Abschläge=Klingen) ermöglicht. Dieses Konzept unterscheidet sich von der auf Levalloistechnik basierenden Klingenherstellung im Mittelpaläolithikum. Trotz einer graduellen Adaption des jungpaläolithischen Klingenkonzeptes bereits in Übergangsindustrien, die noch wesentliche Elemente der Levalloistechnik zeigen (Bohunicien in Mähren, Uluzzien in Italien), kann erst das Aurignacien als echtes Jungpaläolithikum bezeichnet werden.
Daneben gibt es außer Feuerstein-Spitzen nun verstärkt solche aus Knochen, Geweih und Elfenbein. Knochenspitzen mit „gespaltener Basis“ bilden eine Leitform des älteren Aurignaciens. Ein neues Werkzeug des Jungpaläolithikums ist der Stichel. Außerdem gibt es – verbunden mit der Einwanderung des modernen Menschen – nun erstmals Höhlenmalerei und Kleinkunst: Schmuck, Musikinstrumente und Elfenbeinfiguren (siehe jungpaläolithische Kleinkunst und Venusfigurinen).
Das mittlere Jungpaläolithikum wird mit dem Auftreten rückengestumpfter Klingen und Spitzen (Gravettien, 28.000 bis 22.000 BP) sowie mit dem nur in Frankreich und Kantabrien auftretenden Solutréen (22.000 bis 18.000 BP) definiert. Als spätes bzw. oberes Jungpaläolithikum werden das Magdalénien (inklusive Badegoulien) in Westeuropa sowie das im östlichen Mitteleuropa und Osteuropa bezeichnet.
Im engeren Sinne endet das Jungpaläolithikum (bei Unterteilung in älteres, mittleres und spätes Jungpaläolithikum) um 12.700 v. Chr., im weiteren Sinne (in der Dreifachgliederung Alt-, Mittel- und Jungpaläolithikum) schließt es das Spätpaläolithikum mit ein und endet an der Pleistozän-Holozän-Grenze etwa 9700 v. Chr.
Spätpaläolithikum
Im südwesteuropäischen Kerngebiet des Magdaléniens gibt es um 12.500 v. Chr. einen Übergang zum Azilien, das dem Epipaläolithikum zugerechnet wird. Für ein einheitliches Verständnis des späten Jungpaläolithikums werden die Kulturen am Ende der Weichselkaltzeit im nördlichen Mitteleuropa daher als „Spätpaläolithikum“ bezeichnet.
Das Spätpaläolithikum beginnt mit der deutlichen Klimaerwärmung des Grönland-Interstadials 1e um 12.700 v. Chr., was dem Beginn des Meiendorf-Interstadials entspricht. Die Grenzziehung zwischen Jung- und Spätpaläolithikum erfolgt im deutschen Sprachraum nicht einheitlich. 14C-Daten der Hamburger Kultur entsprechen dem Meiendorf-Interstadial, so dass bei einer klimatischen Definition die Hamburger Kultur ebenfalls dem Spätpaläolithikum zugerechnet werden sollte. Dem steht entgegen, dass die Hamburger Kultur gleichzeitig mit dem jüngeren Magdalénien in Frankreich, Süddeutschland und Mähren war, so dass archäologische und klimageschichtliche Kategorien im Widerspruch zueinander stehen. In der Praxis wird der Konflikt meist umgangen, indem das „Spätpaläolithikum“ dem Jungpaläolithikum untergeordnet und nur im Sinne archäologischer Kulturen des nördlichen Mitteleuropa verwendet wird. In Norddeutschland und angrenzenden Gebieten werden die archäologischen Kulturen des Spätpaläolithikums nach typischen Werkzeugformen in die Federmesser-Gruppen und die Ahrensburger Kultur untergliedert.
Aufgrund fließender archäologischer Grenzen wird das Ende des Paläolithikums klimageschichtlich mit dem Ende der Jüngeren Dryas (9700 v. Chr.) und damit dem Wechsel der Erdzeitalter Pleistozän/Holozän definiert. Mikrolithen als typische Form des Mesolithikums gab es bereits im Spätpaläolithikum, so dass hier archäologisch keine scharfe Grenze besteht.
Klima und Umwelt
Erdgeschichtlich liegt das Jungpaläolithikum in der Periode des Jungpleistozäns. Klimatisch fällt das Jungpaläolithikum in den oberen Abschnitt der letzten Kaltzeit, deren zweites Kältemaximum um 20.000 bis 18.000 BP liegt. Nach teilweise interstadialen Bedingungen während des Aurignaciens mit feucht-gemäßigtem Klima herrscht während des Gravettiens kaltes und trockenes Klima vor. Das frühe Magdalénien ist in Südwesteuropa durch ein Interstadial gekennzeichnet (Lascaux-Interstadial), bei ansonsten überwiegend kaltem Klima. Nach dem Abschmelzen der letzten großen Inlandvereisung gibt es im Mitteleuropas eine erste Wiederbewaldung im Allerød-Interstadial, die von einer letzten Kaltphase (Jüngere Dryas) abgelöst wird.
Während und vor allem am Ende der Weichsel/Würm-Kaltzeit kommt es zum Aussterben vieler pleistozäner Säugetierarten. Das kann entweder mit Umweltveränderungen, Überjagung durch den Menschen („Overkill-Hypothese“) oder einer Kombination beider Ursachen erklärt werden.
Während der Höhlenbär bereits um 25.000 BP ausgestorben bzw. vom Cro-Magnon-Mensch ausgerottet worden ist, sind andere Großsäuger erst nach dem letzten Kältemaximum der Würm- bzw. Weichsel-Kaltzeit verschwunden. Dazu gehören Höhlenlöwe, Wollnashorn, Riesenhirsch und Steppenwisent. Das Mammut wurde aus Europa vollständig verdrängt und starb im Nordosten Sibiriens um 3000 v. Chr. aus.
Ca. 42.000 BP ereignete sich das Laschamp-Ereignis – eine kurzzeitige Umkehrung des Erdmagnetfeldes in Kombination mit Perioden geringer Sonnenaktivität. Laut einer Studie verursachte sie große Aussterbeereignisse und Umweltveränderungen und könnte zum Aussterben der Neandertaler und zum Auftreten von Höhlenmalerei zu dieser Zeit beigetragen haben. Für ~700 Jahre waren Polarlichter weltweit – nicht nur an den Polen – sichtbar und schädliche Strahlung erhöht.
Siehe auch
- Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas
- Urgeschichte Bayerns
- Urgeschichte Baden-Württembergs
- Urgeschichte Österreichs
Literatur
- Gerhard Bosinski: Die große Zeit der Eiszeitjäger. Europa zwischen 40.000 und 10.000 v. Chr. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, Band 34, Mainz 1987, S. 13–139.
- Michael Baales: Der spätpaläolithische Fundplatz Kettig. Untersuchungen zur Siedlungsarchäologie der Federmesser-Gruppen am Mittelrhein. Monographie des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, Band 51, Mainz 2002.
- Frank Gelhausen: Siedlungsmuster allerødzeitlicher Federmesser-Gruppen in Niederbieber, Stadt Neuwied. Monographie des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, Band 90, Mainz 2011.
- Denis de Sonneville-Bordes und Jean Perrot: Lexique typologique de Paleolithique superieure. In: Bulletin de la Société préhistorique de France, Band 51, 1954, S. 327–335; Band 52, 1955, S. 76–79; Band 53, 1956, S. 408–412.
- Leif Steguweit (Hrsg.): Menschen der Eiszeit: Jäger – Handwerker – Künstler. Praehistorika, Fürth 2008, ISBN 978-3-937852-01-0, (PDF-Download).
Weblinks
- Wolfgang Weißmüller: Périgord and Austria-Moravia from 43000 to 18200 bp ( vom 11. November 2011 im Internet Archive)
Anmerkungen
- In der Fachliteratur wird der Beginn der Besiedelung Europas durch Homo sapiens und des damit verbundenen Jungpaläolithikums häufig noch mit (gerundet) 40.000 Jahren angegeben. Spätestens seit der Neudatierung der Funde aus der Batscho-Kiro-Höhle (2020) und der Grotta del Cavallo (2011) kann diese Rundung jedoch als um annähernd 5000 Jahre zu niedrig angesetzt gelten.
Belege
- Jüngere Altsteinzeit, steinzeitung.ch
- Jörg Orschiedt, Gerd-Christian Weniger (Hrsg.): Neanderthals and Modern Humans – Discussing the Transition. Central and Eastern Europe from 50.000–30.000 B.P. Kolloquium Neanderthal Museum 1999. Wissenschaftliche Schriften des Neanderthal Museums. Mettmann 2000.
- Joachim Hahn: Erkennen und Bestimmen von Stein- und Knochenartefakten: Einführung in die Artefaktmorphologie. Archaeologica Venatoria 10. 2. Auflage. Tübingen 1993. S. 109–115
- João Zilhão, Francesco d’Errico: The chronology and taphonomy of the Earliest Aurignacian and its implications for the understanding of Neandertal extinction. In: Journal of World Prehistory. Band 13, 1999, S. 1–68.
- João Zilhão, Francesco d’Errico (Hrsg.): The Chronology of the Aurignacian and of the Transitional Technocomplexes. Dating, Stratigraphies, Cultural Implications. 14. UISPP-Kongress Lüttich 2001, Lissabon 2003.
- Joachim Hahn: Kraft und Aggression. Die Botschaft der Eiszeitkunst im Aurignacien Süddeutschlands? In: Archaeologica Venatoria. Band 7, Tübingen 1986.
- Gerhard Bosinski: Die Anfänge der Kunst – Das Jungpaläolithikum in Deutschland. In: Menschen – Zeiten – Räume. Archäologie in Deutschland. Theiss, Stuttgart 2002, S. 113–120.
- Thomas Litt, Karl-Ernst Behre, Klaus-Dieter Meyer, Hans-Jürgen Stephan und Stefan Wansa: Stratigraphische Begriffe für das Quartär des norddeutschen Vereisungsgebietes. In: Eiszeitalter und Gegenwart (Quaternary Science Journal). Band 56, Nr. 1/2, 2007, S. 7–65 (speziell S. 59) ISSN 0424-7116 doi:10.3285/eg.56.1-2.02.
- Alanna Mitchell: A Hitchhiker’s Guide to an Ancient Geomagnetic Disruption In: The New York Times, 18. Februar 2021. Abgerufen am 5. März 2021
- Alan Cooper et al.: A global environmental crisis 42,000 years ago. In: Science. 371. Jahrgang, Nr. 6531, 19. Februar 2021, ISSN 0036-8075, S. 811–818, doi:10.1126/science.abb8677 (englisch, sciencemag.org).
Weblinks
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer
Ubersicht UrgeschichteHolozan Fruhgeschichte Eisenzeit spate Bronzezeit mittlere Bronzezeit fruhe BronzezeitBronzezeit Kupfersteinzeit JungsteinzeitMittelsteinzeitPleistozan Jungpalaolithikum Mittelpalaolithikum Altpalaolithikum AltsteinzeitSteinzeit Das Jungpalaolithikum von griech palaios palaios alt und li8os lithos Stein bezeichnet den jungeren Abschnitt der eurasischen Altsteinzeit beginnend vor rund 45 000 Jahren bis zum Ende der letzten Kaltzeit das heisst bis zum Beginn des Holozans vor 11 700 Jahren Der Beginn des Jungpalaolithikums wird durch die Einwanderung des anatomisch modernen Menschen Homo sapiens nach Europa definiert Gelegentlich begegnet man in popularwissenschaftlichen Schriften auch der Bezeichnung jungere Altsteinzeit fur diesen Zeitabschnitt Fruheste Belege fur die Anwesenheit des anatomisch modernen Menschen in Europa Hauptartikel Cro Magnon Mensch und Europaer Epoche der Cro Magnon Menschen Die fruhesten fossilen Belege fur die Anwesenheit des anatomisch modernen Menschen in Europa sind bis zu 45 000 Jahre alt und stammen aus Bulgarien Batscho Kiro Hohle aus Italien Grotta del Cavallo aus England Kents Cavern und aus Rumanien Peștera cu Oase Damals lebten in Europa bereits seit Jahrzehntausenden die Neandertaler denen die Kulturen des Szeletiens und des Chatelperronien zugeschrieben werden Definitionsgemass werden Kulturen des spaten Neandertalers noch der vorangegangenen Periode des Mittelpalaolithikum zugerechnet Die jungsten zweifelsfrei datierten Fossilfunde von Neandertalern stammen aus der Mesmaiskaja Hohle in Russland und wurden auf ein Alter von 39 700 1 100 Jahren cal BP datiert Archaologische Kulturen des JungpalaolithikumsFunde des Jungpalaolithikums in Europa rote Punkte Felsmalereien grune Punkte bewegliche Kunst Plastiken Hauptartikel Aurignacien Gravettien und Pavlovien Hauptartikel Solutreen Magdalenien und Hamburger Kultur Mit dem Jungpalaolithikum ist bei den Werkzeugen aus Feuerstein ein neuartiges Klingenkonzept unter Anlage eines Leitgrates verbunden Das bedeutet dass auf dem Kern ein senkrechter Dorsal Grat angelegt wird der ein geradliniges Abfliessen des Sprodbruchs entlang der Abbauflache und damit das Abtrennen langschmaler Abschlage Klingen ermoglicht Dieses Konzept unterscheidet sich von der auf Levalloistechnik basierenden Klingenherstellung im Mittelpalaolithikum Trotz einer graduellen Adaption des jungpalaolithischen Klingenkonzeptes bereits in Ubergangsindustrien die noch wesentliche Elemente der Levalloistechnik zeigen Bohunicien in Mahren Uluzzien in Italien kann erst das Aurignacien als echtes Jungpalaolithikum bezeichnet werden Daneben gibt es ausser Feuerstein Spitzen nun verstarkt solche aus Knochen Geweih und Elfenbein Knochenspitzen mit gespaltener Basis bilden eine Leitform des alteren Aurignaciens Ein neues Werkzeug des Jungpalaolithikums ist der Stichel Ausserdem gibt es verbunden mit der Einwanderung des modernen Menschen nun erstmals Hohlenmalerei und Kleinkunst Schmuck Musikinstrumente und Elfenbeinfiguren siehe jungpalaolithische Kleinkunst und Venusfigurinen Das mittlere Jungpalaolithikum wird mit dem Auftreten ruckengestumpfter Klingen und Spitzen Gravettien 28 000 bis 22 000 BP sowie mit dem nur in Frankreich und Kantabrien auftretenden Solutreen 22 000 bis 18 000 BP definiert Als spates bzw oberes Jungpalaolithikum werden das Magdalenien inklusive Badegoulien in Westeuropa sowie das im ostlichen Mitteleuropa und Osteuropa bezeichnet Im engeren Sinne endet das Jungpalaolithikum bei Unterteilung in alteres mittleres und spates Jungpalaolithikum um 12 700 v Chr im weiteren Sinne in der Dreifachgliederung Alt Mittel und Jungpalaolithikum schliesst es das Spatpalaolithikum mit ein und endet an der Pleistozan Holozan Grenze etwa 9700 v Chr Spatpalaolithikum Hauptartikel Federmesser Gruppen und Ahrensburger Kultur Im sudwesteuropaischen Kerngebiet des Magdaleniens gibt es um 12 500 v Chr einen Ubergang zum Azilien das dem Epipalaolithikum zugerechnet wird Fur ein einheitliches Verstandnis des spaten Jungpalaolithikums werden die Kulturen am Ende der Weichselkaltzeit im nordlichen Mitteleuropa daher als Spatpalaolithikum bezeichnet Das Spatpalaolithikum beginnt mit der deutlichen Klimaerwarmung des Gronland Interstadials 1e um 12 700 v Chr was dem Beginn des Meiendorf Interstadials entspricht Die Grenzziehung zwischen Jung und Spatpalaolithikum erfolgt im deutschen Sprachraum nicht einheitlich 14C Daten der Hamburger Kultur entsprechen dem Meiendorf Interstadial so dass bei einer klimatischen Definition die Hamburger Kultur ebenfalls dem Spatpalaolithikum zugerechnet werden sollte Dem steht entgegen dass die Hamburger Kultur gleichzeitig mit dem jungeren Magdalenien in Frankreich Suddeutschland und Mahren war so dass archaologische und klimageschichtliche Kategorien im Widerspruch zueinander stehen In der Praxis wird der Konflikt meist umgangen indem das Spatpalaolithikum dem Jungpalaolithikum untergeordnet und nur im Sinne archaologischer Kulturen des nordlichen Mitteleuropa verwendet wird In Norddeutschland und angrenzenden Gebieten werden die archaologischen Kulturen des Spatpalaolithikums nach typischen Werkzeugformen in die Federmesser Gruppen und die Ahrensburger Kultur untergliedert Aufgrund fliessender archaologischer Grenzen wird das Ende des Palaolithikums klimageschichtlich mit dem Ende der Jungeren Dryas 9700 v Chr und damit dem Wechsel der Erdzeitalter Pleistozan Holozan definiert Mikrolithen als typische Form des Mesolithikums gab es bereits im Spatpalaolithikum so dass hier archaologisch keine scharfe Grenze besteht Klima und UmweltEndglazial Eiskerndaten mit Kulturen Mitteleuropas Erdgeschichtlich liegt das Jungpalaolithikum in der Periode des Jungpleistozans Klimatisch fallt das Jungpalaolithikum in den oberen Abschnitt der letzten Kaltzeit deren zweites Kaltemaximum um 20 000 bis 18 000 BP liegt Nach teilweise interstadialen Bedingungen wahrend des Aurignaciens mit feucht gemassigtem Klima herrscht wahrend des Gravettiens kaltes und trockenes Klima vor Das fruhe Magdalenien ist in Sudwesteuropa durch ein Interstadial gekennzeichnet Lascaux Interstadial bei ansonsten uberwiegend kaltem Klima Nach dem Abschmelzen der letzten grossen Inlandvereisung gibt es im Mitteleuropas eine erste Wiederbewaldung im Allerod Interstadial die von einer letzten Kaltphase Jungere Dryas abgelost wird Wahrend und vor allem am Ende der Weichsel Wurm Kaltzeit kommt es zum Aussterben vieler pleistozaner Saugetierarten Das kann entweder mit Umweltveranderungen Uberjagung durch den Menschen Overkill Hypothese oder einer Kombination beider Ursachen erklart werden Siehe auch Quartare Aussterbewelle Wahrend der Hohlenbar bereits um 25 000 BP ausgestorben bzw vom Cro Magnon Mensch ausgerottet worden ist sind andere Grosssauger erst nach dem letzten Kaltemaximum der Wurm bzw Weichsel Kaltzeit verschwunden Dazu gehoren Hohlenlowe Wollnashorn Riesenhirsch und Steppenwisent Das Mammut wurde aus Europa vollstandig verdrangt und starb im Nordosten Sibiriens um 3000 v Chr aus Ca 42 000 BP ereignete sich das Laschamp Ereignis eine kurzzeitige Umkehrung des Erdmagnetfeldes in Kombination mit Perioden geringer Sonnenaktivitat Laut einer Studie verursachte sie grosse Aussterbeereignisse und Umweltveranderungen und konnte zum Aussterben der Neandertaler und zum Auftreten von Hohlenmalerei zu dieser Zeit beigetragen haben Fur 700 Jahre waren Polarlichter weltweit nicht nur an den Polen sichtbar und schadliche Strahlung erhoht Siehe auchUr und Fruhgeschichte Mitteleuropas Urgeschichte Bayerns Urgeschichte Baden Wurttembergs Urgeschichte OsterreichsLiteraturGerhard Bosinski Die grosse Zeit der Eiszeitjager Europa zwischen 40 000 und 10 000 v Chr Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz Band 34 Mainz 1987 S 13 139 Michael Baales Der spatpalaolithische Fundplatz Kettig Untersuchungen zur Siedlungsarchaologie der Federmesser Gruppen am Mittelrhein Monographie des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz Band 51 Mainz 2002 Frank Gelhausen Siedlungsmuster allerodzeitlicher Federmesser Gruppen in Niederbieber Stadt Neuwied Monographie des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz Band 90 Mainz 2011 Denis de Sonneville Bordes und Jean Perrot Lexique typologique de Paleolithique superieure In Bulletin de la Societe prehistorique de France Band 51 1954 S 327 335 Band 52 1955 S 76 79 Band 53 1956 S 408 412 Leif Steguweit Hrsg Menschen der Eiszeit Jager Handwerker Kunstler Praehistorika Furth 2008 ISBN 978 3 937852 01 0 PDF Download WeblinksWolfgang Weissmuller Perigord and Austria Moravia from 43000 to 18200 bp Memento vom 11 November 2011 im Internet Archive AnmerkungenIn der Fachliteratur wird der Beginn der Besiedelung Europas durch Homo sapiens und des damit verbundenen Jungpalaolithikums haufig noch mit gerundet 40 000 Jahren angegeben Spatestens seit der Neudatierung der Funde aus der Batscho Kiro Hohle 2020 und der Grotta del Cavallo 2011 kann diese Rundung jedoch als um annahernd 5000 Jahre zu niedrig angesetzt gelten BelegeJungere Altsteinzeit steinzeitung ch Jorg Orschiedt Gerd Christian Weniger Hrsg Neanderthals and Modern Humans Discussing the Transition Central and Eastern Europe from 50 000 30 000 B P Kolloquium Neanderthal Museum 1999 Wissenschaftliche Schriften des Neanderthal Museums Mettmann 2000 Joachim Hahn Erkennen und Bestimmen von Stein und Knochenartefakten Einfuhrung in die Artefaktmorphologie Archaeologica Venatoria 10 2 Auflage Tubingen 1993 S 109 115 Joao Zilhao Francesco d Errico The chronology and taphonomy of the Earliest Aurignacian and its implications for the understanding of Neandertal extinction In Journal of World Prehistory Band 13 1999 S 1 68 Joao Zilhao Francesco d Errico Hrsg The Chronology of the Aurignacian and of the Transitional Technocomplexes Dating Stratigraphies Cultural Implications 14 UISPP Kongress Luttich 2001 Lissabon 2003 Joachim Hahn Kraft und Aggression Die Botschaft der Eiszeitkunst im Aurignacien Suddeutschlands In Archaeologica Venatoria Band 7 Tubingen 1986 Gerhard Bosinski Die Anfange der Kunst Das Jungpalaolithikum in Deutschland In Menschen Zeiten Raume Archaologie in Deutschland Theiss Stuttgart 2002 S 113 120 Thomas Litt Karl Ernst Behre Klaus Dieter Meyer Hans Jurgen Stephan und Stefan Wansa Stratigraphische Begriffe fur das Quartar des norddeutschen Vereisungsgebietes In Eiszeitalter und Gegenwart Quaternary Science Journal Band 56 Nr 1 2 2007 S 7 65 speziell S 59 ISSN 0424 7116 doi 10 3285 eg 56 1 2 02 Alanna Mitchell A Hitchhiker s Guide to an Ancient Geomagnetic Disruption In The New York Times 18 Februar 2021 Abgerufen am 5 Marz 2021 Alan Cooper et al A global environmental crisis 42 000 years ago In Science 371 Jahrgang Nr 6531 19 Februar 2021 ISSN 0036 8075 S 811 818 doi 10 1126 science abb8677 englisch sciencemag org WeblinksCommons Jungpalaolithikum Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Sachbegriff GND 4140116 5 GND Explorer lobid OGND AKS