Die Künstlerkolonie Dachau bildete sich ab der zweiten Hälfte des 19 Jahrhunderts Vor allem ab 1875 drängten bedeutende
Künstlerkolonie Dachau

Die Künstlerkolonie Dachau bildete sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Vor allem ab 1875 drängten bedeutende deutsche Maler in die bayerische Stadt bei München, um sich dort von Menschen und Landschaft im Dachauer Moos inspirieren zu lassen und sich vor Ort mehrere Monate oder Jahre niederzulassen. Neben Worpswede stellt Dachau die bedeutendste Künstlerkolonie in Deutschland dar. Bis heute ist der Ort der Kunst verbunden geblieben. So werden zum Beispiel in der Dachauer Gemäldegalerie viele Exponate von Vertretern der Künstlerkolonie gezeigt. Dachau ist Mitglied in der Vereinigung der europäischen Künstlerkolonien Euroart.
Stil
Eine eigenständige, einheitliche Kunstform, eine „Dachauer Schule“, hat es nicht gegeben, zu prägend war die stilistische Nähe zur „Münchner Schule“. Neben der impressionistischen Landschaftsmalerei bot Dachau auch andere Motive: Altstadtgassen, Dachauer Tracht, Bauern, Viehherden, Bierbänke und anderes – romantisiertes Landleben eben.
Aufkommen der Landschaftsmalerei
Als Ausdruck einer neuen Sichtweise in der Malerei, die – ausgehend von Barbizon bei Paris, das zwischen 1830 und ca. 1870 einen Anziehungspunkt und Beispiel bildete (Schule von Barbizon) – in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die europäische Kunstwelt prägte, wurde unter freiem Himmel gemalt: Die Freilichtmalerei, auch en-plein-air-Malerei genannt, ließ Scharen von Künstlern und Kunststudenten in die Umgebung der Städte strömen, immer auf der Suche nach landschaftlichen Motiven. Auch die deutschen Maler ließen sich von dieser Mode anleiten. Klassische Vorbilder waren die niederländische Landschaftsmalerei, dabei unter den Vorzeichen des sich ankündigenden Impressionismus.
Ursprünge der Künstlerkolonie (ca. 1800 bis 1874)
Bereits ab 1805 kamen vereinzelt Künstler in den Ort, so um 1803 Simon Warnberger, 1825 Wilhelm von Kobell, 1834 Johann Georg von Dillis (Galeriedirektor und Professor für Landschaftsmalerei an der Münchner Akademie), ca. 1840 Eduard Schleich der Ältere, Dietrich Langko und 1850 Carl Spitzweg, der für mehrere Jahre in Dachau weilte. Spitzweg malte sein berühmtes Bild Der Bücherwurm im Schloss Dachau. Der zu dieser Zeit noch wenig bekannte Spitzweg, der mit Vorliebe das kleinbürgerlich-beschauliche Leben alter Märkte und Städte schilderte, erhielt in Dachau viele Anregungen für seine Arbeit.
Des Weiteren kamen 1870 Heinrich von Zügel und 1873 Wilhelm Leibl; Leibl, ein Piloty-Schüler, war einer der eigenwilligsten und bedeutendsten Künstler seiner Zeit. Er lebte nur wenige Kilometer südwestlich von Dachau, in Graßlfing an der Amper (heute Olching), zurückgezogen und weltabgeschieden, um möglichst nahe an der Natur zu sein. Belege für ein gesteigertes Interesse der Münchner Künstlerszene an der Mooslandschaft des Dachauer Umlands und den wechselnden atmosphärischen Stimmungen der Landschaft in Bezug auf Wetter und Licht. Dachau stellte für zunehmend mehr Maler ein ideales Motiv für die immer populärer werdende Landschaftsmalerei (auch Freilichtmalerei) dar.
Waren es in den Jahren zwischen 1840 und 1875 in erster Linie Landschafter, die der stimmungsvollen Motive wegen immer wieder das Dachauer Land besuchten, so änderte sich das in den 1880er Jahren. Nun fanden auch Bildhauer und Grafiker den Weg nach Dachau sein Umland.
Die Künstlerkolonie (1875 bis 1914)
Die ersten Künstler wurden sesshaft, allmählich entstand die Kolonie. In dieser Zeit stieg die Zahl der nach Dachau kommenden Künstler sprunghaft an. Teilweise stellte die Stadt günstige Wohnungen und Arbeitsräume zur Verfügung. Nach langer Aufbauphase begann um 1880 die Glanzzeit der Künstlerkolonie Dachau. Einige Dutzend Atelierhäuser und Künstlervillen zeugen heute noch von dieser Phase.
Eine erste Gruppe von Künstlern um Ludwig Dill, Adolf Hölzel und Arthur Langhammer schlossen sich ab 1897 (der genaue Zeitpunkt ist umstritten) zur Kunstrichtung bzw. Malschule „Neu-Dachau“ zusammen. Auch in den umliegenden Orten wie Etzenhausen oder Haimhausen wurden Künstler sesshaft. Etzenhausen ist noch heute bekannt für die lange Gasse, einen Feldweg von Etzenhausen auf einen Hügel hinauf, der einen guten Überblick über die Landschaft und Dachau erschloss. In Haimhausen entwickelte sich eine separate Künstlerkolonie Haimhausen, die von 1895 bis 1972 existierte.
Außerdem folgten Schriftsteller ihren Malerfreunden nach: Ludwig Thoma, Heimito von Doderer oder Theodor Heuss.
Hölzel eröffnete eine viel beachtete erste private Malschule, die vornehmlich von Frauen, den sog. „Malweibern“, besucht wurde, darunter Ida Kerkovius, Else Freytag-Loringhoven und Paula Wimmer. Unter seinen Schülern befanden sich aber auch so bekannte Maler wie Emil Nolde. Der Vater der Kolonie, Adolf Hölzel, zog standesgemäß mit Staffelei, Hut und jungem Assistenten durch die Landschaft.
Dill hingegen rief um 1897 eine erste örtliche Künstlervereinigung ins Leben. Dachau wurde nun deutschlandweit als Malerkolonie bekannt. Es folgten nun viele weitere Künstler, die nach Dachau kamen, darunter Max Liebermann, Lovis Corinth, Max Slevogt, Ludwig von Herterich, Hermann Linde, Anton von Stadler, Paul Baum, oder Heinrich von Zügel.
In einer zweiten „Welle“ von interessierten Künstlern kamen des Weiteren ab 1900 Franz Marc, August von Brandis, Hermann Stockmann, Ignatius Taschner, Hans von Hayek, Carl Thiemann, August Pfaltz, Paula Wimmer und Walther Klemm. Einige Künstlerkollegen wie Franz Marc und Lovis Corinth, die kurzzeitig in Dachau arbeiteten, störten sich am Gewimmel im Moos und suchten Ruhe, weiter weg in Murnau.
„Zu Beginn des Jahrhunderts leuchtet während der Sommerzeit alle fünfzig Meter der Malschirm eines Malers oder Malerin in der Dachauer Landschaft. An besonders beliebten Stellen stand man sogar tagelang Polonäse, bis jeder an die Reihe kam. Viele Motive wurden derart oft abgemalt, um nicht zu sagen, abgefieselt, dass die Bauern oder sonstige Eigentümer auf Schadenersatz klagten. Ja, es kam selbst vor, dass die Herren Professoren vor Überdruss an dem ständig wiederkehrenden Bild die Korrektur verweigerten.“
Mit dem Schaffen Hölzels deuteten sich Höhepunkt und Ende der großen Zeit der Landschaftsmaler, der Freilichtmalerei und des Landschaftsimpressionismus in Dachau an. Hölzel folgte 1905 einem Ruf an die Akademie nach Stuttgart. In Theorie und Praxis nach neuen Ausdrucksformen suchend, ging er erste, experimentelle Schritte hin zur abstrakten Malerei – mehrere Jahre vor Wassilij Kandinsky. Deren Kunst entstand in Ateliers, obwohl selbst Kandinsky sich in Murnau künstlerisch mit der Natur beschäftigte.
Die traditionellen Dachauer Künstler gründeten 1905 das Bezirksmuseum Dachau und 1908 die Gemäldegalerie im Schloss Dachau. Anders als in Worpswede, Pont Aven oder Skagen stellten die Maler der Dachauer Künstlerkolonie ihre Gemälde zunächst hauptsächlich vor Ort aus. Wie auch heute noch bestand ein reger Austausch zwischen den europäischen Künstlerkolonien. Man besuchte sich, nahm Anregungen und neue Maltechniken auf.
Nach der Blütezeit
Während des Ersten Weltkrieges reduzierte sich kriegsbedingt, viele Künstler mussten zum Militärdienst einrücken, die Zahl der Künstler am Ort. Kurz nach Kriegsende, bereits 1919, entstand eine Künstlervereinigung mit 44 Mitgliedern, die bis heute Bestand hat. Im Jahre 1927 wurde auf Initiative von Walter von Ruckteschell eine Künstlervereinigung gegründet.
In der Zeit zwischen den Kriegen lebten und wirkten in Dachau unter anderen Emmi Walther, Ella Iranyi, Carl Olof Petersen und Karl Staudinger. Der Zweite Weltkrieg führte zu einem starken Rückgang der Künstlertätigkeit.
Die Landschaft, wie sie die Künstler malten und sahen, ist heute weitgehend verschwunden, das Villenviertel der Malerprofessoren im Süden der Stadt wurde verändert, das Dachauer Moos teilweise trockengelegt und bebaut.
Als Reminiszenz an die Kolonie wird in jedem Jahr im September in Dachau eine Lange Nacht der offenen Türe von Ateliers, Galerien und Künstlerwerkstätten veranstaltet.
Künstlerweg in Dachau
Die Stadt Dachau versteht sich jedoch bis zum heutigen Tag den Künsten in besonderer Weise verbunden und ist Wohnort zahlreicher Maler, Grafiker und Bildhauer. Die Stadt Dachau hat einen Künstlerweg geschaffen, um Besucher der Stadt auf den Spuren der Maler der Künstlerkolonie wandern zu lassen. An 18 Stationen wurden Stelen aufgestellt mit den Bildern von Künstlern, die von dieser ungefähren Position aus ihre Bilder en plein air gemalt haben. Ein Faltblatt mit Wegbeschreibung hierzu ist in der Tourist-Information der Stadt Dachau erhältlich. Viele der Gemälde können im Original in der Gemäldegalerie Dachau angesehen werden.
Maler der Kolonie (Auswahl)
- Paul Baum
- Giulio Beda
- Franz Joachim Beich
- August von Brandis
- Bernhard Buttersack
- Lovis Corinth
- Robert Franz Curry
- Ludwig Dill
- Johann Georg von Dillis
- Max Feldbauer
- Eugenie Fuchs
- Richard Graef
- Robert von Haug
- Hans von Hayek
- Thomas Theodor Heine
- Ludwig von Herterich
- Adolf Hölzel
- Ella Iranyi
- Georg Jauss
- Leopold von Kalckreuth
- August Kallert
- Ida Kerkovius
- Hermann Keuth
- Anna Klein
- Walther Klemm
- Arthur Langhammer
- Dietrich Langko
- Jean Lehmann (genannt ILLS)
- Wilhelm Leibl
- Max Liebermann
- Adolf Heinrich Lier
- Hermann Linde
- Franz Marc
- Christian Morgenstern
- Emil Nolde
- Carl Olof Petersen
- August Pfaltz
- Sophie von Pühn
- Philipp Röth
- Eduard Schleich d. Ä.
- Karl Schröder-Tapiau
- Max Slevogt
- Carl Spitzweg
- Anton von Stadler
- Karl Staudinger
- Hermann Stockmann
- Otto Strützel
- Karl Stuhlmüller
- Ignatius Taschner
- Paul Thiem
- Carl Thiemann
- Fritz von Uhde
- Emmi Walther
- Otto Weil
- Paula Wimmer
- Alfons Zeileis
- Heinrich von Zügel
Literatur
- Künstlerkolonie Dachau. Blütezeit von 1880 bis 1920. Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2013, ISBN 978-3-88132-394-9, S. 59–68.
- Norbert Göttler: Buidlmaler, Malweiber und Staffeleibuben. Eine kleine Geschichte der Dachauer Künstlerkolonie. In: Dachauer Impressionen: literarischer Spaziergang im Dachauer Land. Dachau 2003.
- Wolfgang Till: Künstlerkolonie vor den Toren der Stadt: die Dachauer Malschule. In: München, die Kunststadt. München 2002.
- Petra Belli (Hrsg.): Freilichtmalerei. Der Künstlerort Dachau. (Katalog). Zweckverband Dachauer Galerien und Museen, Dachau 2002, ISBN 3-930941-26-0.
- Stadt Dachau (Hrsg.), Hans-Günther Richardi: Dachauer Zeitgeschichtsführer. Dachau 1998.
- Stadt Dachau (Hrsg.), Lorenz Josef Reitmeier: Dachau. Ein Künstlerbuch. Dachau 1995.
- Lorenz Josef Reitmeier: Dachau – der berühmte Malerort, Süddeutscher Verlag, München 1990, ISBN 3-7991-6444-8.
- Ottilie Thiemann-Stoedtner, Gerhard Hanke: Dachauer Maler. Die Kunstlandschaft von 1801–1946. 2. Auflage. Verlagsanstalt Bayerland, Dachau 1989, ISBN 3-89251-054-7.
- Horst Heres (Hrsg.): Dachauer Gemäldegalerie. Museumsverein Dachau, 1985, DNB 880307285.
- Wolfgang Venzmer: Dachau bei München. In Gerhard Wietek: Deutsche Künstlerkolonien und Künstlerorte. Verlag Karl Thiemig, München 1976, ISBN 3-521-04061-5, S. 46–57.
Bildergalerie
- Ludwig Dill, Der Morgen
- Adolf Hölzel, Dachauer Moor
- Johann Georg von Dillis, Amper bei Dachau
- Heinrich von Zügel, Schafe im Dachauer Moos
- Franz Joachim Beich, Dachau
- Philipp Röth, Dachauer Moos
- Carl Spitzweg, Dachauer Hofgarten
- Christian Morgenstern, Dachau Etzenhausen
- Eduard Schleich der Ältere, Blick vom Schloßberg
- Lovis Corinth, Waldstück
- , Im Dachauer Moos
- Georg Jauss, Dachauer Moos
- Hugo Darnaut, Abendlandschaft Etzenhausen bei Dachau
- Karl Stuhlmüller, Gastwirtschaft Mayer in Etzenhausen
- Karl Stuhlmüller, Winterlicher Viehmarkt in Etzenhausen
- Georg Jauss, Abendstimmung im Dachauer Moor (mit den typischen Moorschuppen)
- Dietrich Langko, Blick von Dachau auf das Gebirge (1895)
- Adolf Heinrich Lier, Landschaft bei Dachau (ca. 1870)
- Otto Strützel, Dachau (1887)
- Carl Spitzweg, Dachauerin auf einer Bank sitzend (ca. 1856)
- Thomas Theodor Heine, Wirtsgarten in Dachau (1890)
- Hermann Linde, Dachauer Bäuerin beim Kirchgang (vor 1923)
- Fritz von Uhde, Hirtin im Dachauer Moos (1890)
- Anna Klein, Dachauer Moos II
- Anna Klein, Dachauer Moos – Schafherde mit Hirte
- Paul Baum, Moorlandschaft bei Dachau
- Franz Frankl, Moorlandschaft bei Dachau
- Paul Eduard Crodel, Dachauer Moos
- Wilhelm Leibl, Dachauerin mit Kind (1873)
- Alfons Zeileis, Kanal bei Dachau (1912)
Weblinks
- Norbert Göttler: Dachauer Künstlerkolonie. In: Historisches Lexikon Bayerns
- Künstlerweg Dachau - Website der Stadt Dachau
Einzelnachweise
- Norbert Göttler: Dachauer Künstlerkolonie – Historisches Lexikon Bayerns. 2003, abgerufen am 1. Februar 2020 (deutsch (Sie-Anrede)).
- deutschlandfunkkultur.de
- Susanne Lettenbauer: Künstlerkolonie Dachau - Malen im Akkord. Abgerufen am 1. Februar 2020 (deutsch).
- Künstlerweg. Abgerufen am 16. Februar 2022.
- Künstlerweg, Broschüre der Touristen-Information der Stadt Dachau
Koordinaten: 48° 15′ 35″ N, 11° 26′ 6,4″ O
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Kunstlerkolonie Dachau bildete sich ab der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Vor allem ab 1875 drangten bedeutende deutsche Maler in die bayerische Stadt bei Munchen um sich dort von Menschen und Landschaft im Dachauer Moos inspirieren zu lassen und sich vor Ort mehrere Monate oder Jahre niederzulassen Neben Worpswede stellt Dachau die bedeutendste Kunstlerkolonie in Deutschland dar Bis heute ist der Ort der Kunst verbunden geblieben So werden zum Beispiel in der Dachauer Gemaldegalerie viele Exponate von Vertretern der Kunstlerkolonie gezeigt Dachau ist Mitglied in der Vereinigung der europaischen Kunstlerkolonien Euroart Franz Marc Moorhutten im Dachauer Moos 1902 StilEine eigenstandige einheitliche Kunstform eine Dachauer Schule hat es nicht gegeben zu pragend war die stilistische Nahe zur Munchner Schule Neben der impressionistischen Landschaftsmalerei bot Dachau auch andere Motive Altstadtgassen Dachauer Tracht Bauern Viehherden Bierbanke und anderes romantisiertes Landleben eben Aufkommen der LandschaftsmalereiAls Ausdruck einer neuen Sichtweise in der Malerei die ausgehend von Barbizon bei Paris das zwischen 1830 und ca 1870 einen Anziehungspunkt und Beispiel bildete Schule von Barbizon in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts die europaische Kunstwelt pragte wurde unter freiem Himmel gemalt Die Freilichtmalerei auch en plein air Malerei genannt liess Scharen von Kunstlern und Kunststudenten in die Umgebung der Stadte stromen immer auf der Suche nach landschaftlichen Motiven Auch die deutschen Maler liessen sich von dieser Mode anleiten Klassische Vorbilder waren die niederlandische Landschaftsmalerei dabei unter den Vorzeichen des sich ankundigenden Impressionismus Ursprunge der Kunstlerkolonie ca 1800 bis 1874 Carl Spitzweg Der Bucherwurm ca 1850 Bereits ab 1805 kamen vereinzelt Kunstler in den Ort so um 1803 Simon Warnberger 1825 Wilhelm von Kobell 1834 Johann Georg von Dillis Galeriedirektor und Professor fur Landschaftsmalerei an der Munchner Akademie ca 1840 Eduard Schleich der Altere Dietrich Langko und 1850 Carl Spitzweg der fur mehrere Jahre in Dachau weilte Spitzweg malte sein beruhmtes Bild Der Bucherwurm im Schloss Dachau Der zu dieser Zeit noch wenig bekannte Spitzweg der mit Vorliebe das kleinburgerlich beschauliche Leben alter Markte und Stadte schilderte erhielt in Dachau viele Anregungen fur seine Arbeit Des Weiteren kamen 1870 Heinrich von Zugel und 1873 Wilhelm Leibl Leibl ein Piloty Schuler war einer der eigenwilligsten und bedeutendsten Kunstler seiner Zeit Er lebte nur wenige Kilometer sudwestlich von Dachau in Grasslfing an der Amper heute Olching zuruckgezogen und weltabgeschieden um moglichst nahe an der Natur zu sein Belege fur ein gesteigertes Interesse der Munchner Kunstlerszene an der Mooslandschaft des Dachauer Umlands und den wechselnden atmospharischen Stimmungen der Landschaft in Bezug auf Wetter und Licht Dachau stellte fur zunehmend mehr Maler ein ideales Motiv fur die immer popularer werdende Landschaftsmalerei auch Freilichtmalerei dar Waren es in den Jahren zwischen 1840 und 1875 in erster Linie Landschafter die der stimmungsvollen Motive wegen immer wieder das Dachauer Land besuchten so anderte sich das in den 1880er Jahren Nun fanden auch Bildhauer und Grafiker den Weg nach Dachau sein Umland Die Kunstlerkolonie 1875 bis 1914 Robert Raudner Kunstmaler in Dachau 1890 humoristische Darstellung der zahlreichen Plein Air Maler Die ersten Kunstler wurden sesshaft allmahlich entstand die Kolonie In dieser Zeit stieg die Zahl der nach Dachau kommenden Kunstler sprunghaft an Teilweise stellte die Stadt gunstige Wohnungen und Arbeitsraume zur Verfugung Nach langer Aufbauphase begann um 1880 die Glanzzeit der Kunstlerkolonie Dachau Einige Dutzend Atelierhauser und Kunstlervillen zeugen heute noch von dieser Phase Eine erste Gruppe von Kunstlern um Ludwig Dill Adolf Holzel und Arthur Langhammer schlossen sich ab 1897 der genaue Zeitpunkt ist umstritten zur Kunstrichtung bzw Malschule Neu Dachau zusammen Auch in den umliegenden Orten wie Etzenhausen oder Haimhausen wurden Kunstler sesshaft Etzenhausen ist noch heute bekannt fur die lange Gasse einen Feldweg von Etzenhausen auf einen Hugel hinauf der einen guten Uberblick uber die Landschaft und Dachau erschloss In Haimhausen entwickelte sich eine separate Kunstlerkolonie Haimhausen die von 1895 bis 1972 existierte Ausserdem folgten Schriftsteller ihren Malerfreunden nach Ludwig Thoma Heimito von Doderer oder Theodor Heuss Holzel eroffnete eine viel beachtete erste private Malschule die vornehmlich von Frauen den sog Malweibern besucht wurde darunter Ida Kerkovius Else Freytag Loringhoven und Paula Wimmer Unter seinen Schulern befanden sich aber auch so bekannte Maler wie Emil Nolde Der Vater der Kolonie Adolf Holzel zog standesgemass mit Staffelei Hut und jungem Assistenten durch die Landschaft Dill hingegen rief um 1897 eine erste ortliche Kunstlervereinigung ins Leben Dachau wurde nun deutschlandweit als Malerkolonie bekannt Es folgten nun viele weitere Kunstler die nach Dachau kamen darunter Max Liebermann Lovis Corinth Max Slevogt Ludwig von Herterich Hermann Linde Anton von Stadler Paul Baum oder Heinrich von Zugel In einer zweiten Welle von interessierten Kunstlern kamen des Weiteren ab 1900 Franz Marc August von Brandis Hermann Stockmann Ignatius Taschner Hans von Hayek Carl Thiemann August Pfaltz Paula Wimmer und Walther Klemm Einige Kunstlerkollegen wie Franz Marc und Lovis Corinth die kurzzeitig in Dachau arbeiteten storten sich am Gewimmel im Moos und suchten Ruhe weiter weg in Murnau Zu Beginn des Jahrhunderts leuchtet wahrend der Sommerzeit alle funfzig Meter der Malschirm eines Malers oder Malerin in der Dachauer Landschaft An besonders beliebten Stellen stand man sogar tagelang Polonase bis jeder an die Reihe kam Viele Motive wurden derart oft abgemalt um nicht zu sagen abgefieselt dass die Bauern oder sonstige Eigentumer auf Schadenersatz klagten Ja es kam selbst vor dass die Herren Professoren vor Uberdruss an dem standig wiederkehrenden Bild die Korrektur verweigerten Carl Olof Petersen 1903 Mit dem Schaffen Holzels deuteten sich Hohepunkt und Ende der grossen Zeit der Landschaftsmaler der Freilichtmalerei und des Landschaftsimpressionismus in Dachau an Holzel folgte 1905 einem Ruf an die Akademie nach Stuttgart In Theorie und Praxis nach neuen Ausdrucksformen suchend ging er erste experimentelle Schritte hin zur abstrakten Malerei mehrere Jahre vor Wassilij Kandinsky Deren Kunst entstand in Ateliers obwohl selbst Kandinsky sich in Murnau kunstlerisch mit der Natur beschaftigte Die traditionellen Dachauer Kunstler grundeten 1905 das Bezirksmuseum Dachau und 1908 die Gemaldegalerie im Schloss Dachau Anders als in Worpswede Pont Aven oder Skagen stellten die Maler der Dachauer Kunstlerkolonie ihre Gemalde zunachst hauptsachlich vor Ort aus Wie auch heute noch bestand ein reger Austausch zwischen den europaischen Kunstlerkolonien Man besuchte sich nahm Anregungen und neue Maltechniken auf Nach der BlutezeitWahrend des Ersten Weltkrieges reduzierte sich kriegsbedingt viele Kunstler mussten zum Militardienst einrucken die Zahl der Kunstler am Ort Kurz nach Kriegsende bereits 1919 entstand eine Kunstlervereinigung mit 44 Mitgliedern die bis heute Bestand hat Im Jahre 1927 wurde auf Initiative von Walter von Ruckteschell eine Kunstlervereinigung gegrundet In der Zeit zwischen den Kriegen lebten und wirkten in Dachau unter anderen Emmi Walther Ella Iranyi Carl Olof Petersen und Karl Staudinger Der Zweite Weltkrieg fuhrte zu einem starken Ruckgang der Kunstlertatigkeit Die Landschaft wie sie die Kunstler malten und sahen ist heute weitgehend verschwunden das Villenviertel der Malerprofessoren im Suden der Stadt wurde verandert das Dachauer Moos teilweise trockengelegt und bebaut Als Reminiszenz an die Kolonie wird in jedem Jahr im September in Dachau eine Lange Nacht der offenen Ture von Ateliers Galerien und Kunstlerwerkstatten veranstaltet Kunstlerweg Dachau Ludwig Dill Das weisse Moos Georg Andorfer Weg AmperKunstlerweg in DachauKunstlerweg Dachau Paula Wimmer Volksfest Ludwig Thoma Wiese Die Stadt Dachau versteht sich jedoch bis zum heutigen Tag den Kunsten in besonderer Weise verbunden und ist Wohnort zahlreicher Maler Grafiker und Bildhauer Die Stadt Dachau hat einen Kunstlerweg geschaffen um Besucher der Stadt auf den Spuren der Maler der Kunstlerkolonie wandern zu lassen An 18 Stationen wurden Stelen aufgestellt mit den Bildern von Kunstlern die von dieser ungefahren Position aus ihre Bilder en plein air gemalt haben Ein Faltblatt mit Wegbeschreibung hierzu ist in der Tourist Information der Stadt Dachau erhaltlich Viele der Gemalde konnen im Original in der Gemaldegalerie Dachau angesehen werden Maler der Kolonie Auswahl Paul Baum Giulio Beda Franz Joachim Beich August von Brandis Bernhard Buttersack Lovis Corinth Robert Franz Curry Ludwig Dill Johann Georg von Dillis Max Feldbauer Eugenie Fuchs Richard Graef Robert von Haug Hans von Hayek Thomas Theodor Heine Ludwig von Herterich Adolf Holzel Ella Iranyi Georg Jauss Leopold von Kalckreuth August Kallert Ida Kerkovius Hermann Keuth Anna Klein Walther Klemm Arthur Langhammer Dietrich Langko Jean Lehmann genannt ILLS Wilhelm Leibl Max Liebermann Adolf Heinrich Lier Hermann Linde Franz Marc Christian Morgenstern Emil Nolde Carl Olof Petersen August Pfaltz Sophie von Puhn Philipp Roth Eduard Schleich d A Karl Schroder Tapiau Max Slevogt Carl Spitzweg Anton von Stadler Karl Staudinger Hermann Stockmann Otto Strutzel Karl Stuhlmuller Ignatius Taschner Paul Thiem Carl Thiemann Fritz von Uhde Emmi Walther Otto Weil Paula Wimmer Alfons Zeileis Heinrich von ZugelLiteraturKunstlerkolonie Dachau Blutezeit von 1880 bis 1920 Atelier im Bauernhaus Fischerhude 2013 ISBN 978 3 88132 394 9 S 59 68 Norbert Gottler Buidlmaler Malweiber und Staffeleibuben Eine kleine Geschichte der Dachauer Kunstlerkolonie In Dachauer Impressionen literarischer 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Moorlandschaft bei Dachau Franz Frankl Moorlandschaft bei Dachau Paul Eduard Crodel Dachauer Moos Wilhelm Leibl Dachauerin mit Kind 1873 Alfons Zeileis Kanal bei Dachau 1912 WeblinksNorbert Gottler Dachauer Kunstlerkolonie In Historisches Lexikon Bayerns Kunstlerweg Dachau Website der Stadt DachauEinzelnachweiseNorbert Gottler Dachauer Kunstlerkolonie Historisches Lexikon Bayerns 2003 abgerufen am 1 Februar 2020 deutsch Sie Anrede deutschlandfunkkultur de Susanne Lettenbauer Kunstlerkolonie Dachau Malen im Akkord Abgerufen am 1 Februar 2020 deutsch Kunstlerweg Abgerufen am 16 Februar 2022 Kunstlerweg Broschure der Touristen Information der Stadt Dachau 48 25973 11 4351 Koordinaten 48 15 35 N 11 26 6 4 O