Karl Ferdinand Lütgendorf geboren Karl Ferdinand Freiherr von Lütgendorf 15 Oktober 1914 in Brünn Mähren 9 Oktober 1981
Karl Lütgendorf

Karl Ferdinand Lütgendorf, geboren Karl Ferdinand Freiherr von Lütgendorf (* 15. Oktober 1914 in Brünn, Mähren; † 9. Oktober 1981 in Schwarzau im Gebirge, Niederösterreich), war ein österreichischer Berufsoffizier (letzter Dienstgrad ab 1977 General) und Politiker.
Leben
Lütgendorf stammte aus einer altadeligen Familie, der auch der deutsche Luftfahrtpionier Joseph Maximilian Freiherr von Lütgendorf (1750–1829) sowie der deutsche Maler und Kunsthistoriker Willibald Leo Freiherr von Lütgendorff-Leinburg (1856–1937) angehörten. In der Republik Österreich verloren die Mitglieder der Familie 1919 mit dem Adelsaufhebungsgesetz ihre Namensprivilegien.
Geboren wurde Lütgendorf als einziges Kind des damaligen k.u.k. Militärkommandanten von Brünn, Generalmajor (1879–1974) und Anna-Maria Eugenia von Lütgendorf, geborene (1892–1974). Lütgendorf besuchte Volksschule und Gymnasium in Graz, wo sein Vater, der nach dem Ersten Weltkrieg in das neugegründete Bundesheer der Ersten Republik übernommen worden war, zunächst die Heeresverwaltungsstelle leitete und später stellvertretender Brigadier der 5. Brigade „Steiermark“ war.
Militärische Karriere
Er trat im November 1933 in die Armee ein. Nach dem Einjährig-Freiwilligen-Jahr beim Leichten Artillerie-Regiment 2 im Bundesheer in Kaiserebersdorf absolvierte Lütgendorf von 1934 bis 1937 die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Am 1. April 1937 erfolgte die Beförderung zum Leutnant. Er wurde dem Leichten Artillerie-Regiment 7 zugeteilt. Nach der Annexion Österreichs wurde er in die deutsche Wehrmacht übernommen. Er diente zunächst im Gebirgs-Artillerie-Rgt. 112 und später im Gebirgs-Artillerie-Rgt. 79. Er besuchte die Kriegsakademie und wurde nach Abschluss aller Prüfungen zum Offizier des Generalstabs. Als Offizier im Generalstab der Gebirgstruppen nahm er am Zweiten Weltkrieg teil. In Norwegen war er 2. Generalstabsoffizier (Ib) der 2. Gebirgs-Division. Beim dortigen Einsatz wurde er verschüttet und schwer verletzt. Er diente anschließend in der Organisations-Abteilung des Oberkommandos des Heeres. Zu Kriegsende war er als Major Feindnachrichtenoffizier (Ic) der 8. Armee. Mit der Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Im Juli 1946 wurde er entlassen.
Ab 1948 beteiligte er sich während der Besatzungszeit durch die Alliierten am Aufbau der sogenannten B-Gendarmerie, der Vorläuferin des österreichischen Bundesheeres. Im August 1956 wurde er in Klagenfurt als Oberstleutnant des höheren militärischen Dienstes (Generalstab) in das neu gegründete Bundesheer aufgenommen, wo er als erster Chef des Stabes der Kärntner 7. Brigade diente. Das damalige vorgesetzte Kommando war das Gruppenkommando II in Graz.
Ab 1958 war er Abteilungsleiter für militärische Ausbildung im Bundesministerium für Landesverteidigung. Ab 1961 diskutierte er den „Kleinkrieg“ als denkbares Verfahren für das Bundesheer der 2. Republik. Der nunmehrige Oberst des Generalstabs entsandte Offiziere auf den Ranger-Kurs der U.S. Army oder Fallschirmspringerübungen nach Frankreich. Im Jahr 1963 ließ er den ersten Kurs für „Sonderausbildung“ durchführen und auch an der Militärakademie dieses Verfahren bei Planspielen und Jahresabschlussübungen (1963 und 1964) einbeziehen. Außerdem gilt Lütgendorf als Mitbegründer des Jagdkommandos.
1966 wurde Lütgendorf zum Brigadier befördert. Nachdem Johann Freihsler aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten war, wurde Lütgendorf am 10. Februar 1971 in die SPÖ-Alleinregierung von Bundeskanzler Bruno Kreisky als parteiloser Verteidigungsminister berufen.
Trivia
Als Karl Lütgendorfs Vater die Mitteilung über die Ernennung seines Sohnes zum Verteidigungsminister erhielt, soll er zu seinem Sohn am Telefon gesagt haben: „Ich schäme mich. Denn du dienst keinem Kaiser, sondern einer Republik.“
Bundesminister für Landesverteidigung 1971–1977
Trotz aller Vorbehalte realisierte Lütgendorf Anfang 1971 die Verkürzung der Wehrdienstzeit. Der Bundesminister verstärkte durch eine weitgehend im Alleingang ausgearbeitete Heeresgliederung die Diskrepanzen im konzeptiven Bereich, und Generalmajor Spannocchi, ein herausragender Militärstratege, wurde mehr und mehr zum Träger der progressiven Ideen einer Abhaltestrategie auf der Grundlage einer raumgebundenen Kampfführung. Die wesentlichen Verfahren der „Raumverteidigung“ bildeten der Kampf in Schlüsselzonen und der Kampf in Raumsicherungszonen. Diese mussten allerdings um die Verfahren des „Sicherungseinsatzes“ und eines „räumlich begrenzten Abwehrkampfes“ erweitert werden, die jedoch beide nicht den Prinzipien zur Erreichung der Abhaltung folgen konnten. Es hatte sich die Auffassung durchgesetzt, dass die Abhaltung – also die Aussparung Österreichs aus einem Konflikt – Vorrang vor der operativen Umsetzung und damit vor dem Kräfteeinsatz im Hauptbedrohungsraum haben müsse.
Unter Lütgendorf als Verteidigungsminister beteiligte sich das österreichische Bundesheer an mehreren Auslandseinsätzen und UN-Missionen:
- 1972: Entsendung eines österreichischen UN-Bataillons nach Zypern (United Nations Peacekeeping Force in Cyprus, UNAB/UNFICYP); ein Sanitäts- und Polizeikontingent war dort bereits seit 1964 vor Ort; Einsatzende 2001.
- 1973: Verlegung von Teilen des österreichischen Zypern-Bataillons an den Suezkanal als Teil der United Nations Emergency Force (UNEF). Die komplette Auffüllung der Bataillone in Zypern und Ägypten erfolgte bis 16. November. Das Zypern-Bataillon wurde seit 3. Dezember im Distrikt Larnaka (Südostteil) eingesetzt.
- 1974: Verlegung des österreichischen UN-Bataillons (Austrian Battalion/United Nations Emergency Force – AUSBATT/UNEF) vom Suezkanal nach Syrien auf die Golanhöhen als Teil der United Nations Disengagement Observer Force (United Nations Disengagement Observer Force Austrian Battalion – UNDOF/AUSBATT); bis 2013 bestehende Mission.
In seiner sechsjährigen Amtszeit hat der altgediente General, geboren in einer kaisertreuen Familie der k.u.k. Monarchie, die Wehrpolitik der 2. Republik nachhaltig beeinflusst. Zum Beispiel wäre die Spannocchi-Doktrin, nach der das Bundesheer von 1973 bis 1986 umorganisiert wurde, ohne ihn wahrscheinlich nicht umgesetzt worden. 1974 wurde er während der öffentlichen Erregung um die Veröffentlichung des sowjetischen Polarka-Plans zum Rücktritt aufgefordert.
Wegen des Verdachts, in illegale Waffengeschäfte verwickelt zu sein, bot der Minister am 31. Mai 1977 dem damaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger seinen Rücktritt an.
Im Juli 1977 wurde Lütgendorf nachträglich zum General befördert.
Bis zu seinem Tod hielt er mehrere Aufsichtsratsposten und lebte auf seinem Jagdgut in Niederösterreich.
Ungeklärte Todesumstände
Lütgendorf starb am 9. Oktober 1981 in Schwarzau im Gebirge unter ungeklärten Umständen: „Er saß noch in seinem Wagen, der Motor war abgestellt, beide Türen verschlossen. Vornübergebeugt, aus Mund, Nase und Ohren blutend (...) In seiner linken Hand hielt Lütgendorf einen Smith-&-Wesson-Revolver. Der Gemeindearzt stellte Tod durch Selbstmord fest.“ Lütgendorf ist im Gemeindefriedhof von Schwarzau im Gebirge begraben.
Obwohl die Behörden bei seinem Tod von einem Suizid ausgehen, verstummen Gerüchte nicht, dass er bei seinem Jagdausflug getötet wurde. Als Indizien werden dabei unter anderem fehlende Abschiedsbriefe angegeben. Laut ORF sollen sich allerdings angeblich zwei Abschiedsbriefe bei der Staatsanwaltschaft unter Verschluss befinden. Aber sowohl Anhänger der Suizidmeinung als auch jene, die von Fremdverschulden ausgehen, vermuten den Grund im Wissen bzw. Verwicklungen in den Fall Lucona. Andere Recherchen führten zur Vermutung, dass Lütgendorf von einer Zelle des damaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR ermordet wurde. Fest steht, dass Lütgendorf international über Jahrzehnte höchste militärische und politische Kontakte pflegte, unter anderen auch zum damaligen ägyptischen Staatspräsidenten Muhammad Anwar as-Sadat. Als dieser bei einer Militärparade am 6. Oktober 1981 von seiner eigenen Leibgarde vor laufenden Kameras ermordet wurde, befand sich Lütgendorf bei einer Jagdgesellschaft. Laut seinem Sohn Philipp Lütgendorf sei sein Vater auf die Nachricht von Sadats Tod kreidebleich geworden, habe gemeint, er sei der Nächste, und bat den Gastgeber um ein Büro, von dem aus er telefonieren könne.
Was den Zweiflern an der Suizidversion Lütgendorfs verdächtig vorkommt, ist zum einen, dass er mit einem Revolver fest in seiner linken Hand gefunden wurde, der erstens nicht auf ihn registriert war und zweitens keinerlei Fingerabdrücke aufwies – zusätzlich war Lütgendorf Rechtshänder. Zum anderen trat das Projektil durch den geschlossenen Mund, also durch die geschlossenen Zähne, ein, was für viele Offiziere ein Indiz für Fremdverschulden darstellt. Weiter verdächtig ist bis heute, dass Lütgendorf in seinem Geländefahrzeug tot aufgefunden wurde. Verwunderlich ist auch, dass aus staatssicherheitspolitischen Gründen die Obduktion trotz eines gewaltsamen Todes erst 10 Jahre später per Gerichtsbeschluss veranlasst wurde. In dem Buch von Hans Pretterebner, „Der Fall Lucona“, wird darauf hingewiesen, dass Proksch Sprengmittel vom Militär bezog, wobei ein hochrangiger Minister entsprechende Weisungen gegeben haben soll. Dies führte bei Nachforschungen zum Einsturz der Reichsbrücke zu weiteren Spekulationen.
Die ungeklärten Todesumstände wurden von Autor und Regisseur Thomas Roth in der Tatort-Folge Wahre Lügen (2019) verarbeitet.
Literatur
- Manfried Rauchensteiner: Lütgendorf, Karl Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 477 f. (Digitalisat).
- Stefan Bader, An höchster Stelle. Die Generale des Österreichischen Bundesheeres der Zweiten Republik. Wien 2004 (online)
Siehe auch
- Ranghöchste Offiziere des Bundesheeres seit 1956
Weblinks
- Die Presse: Karl Lütgendorf: Sein Geheimnis nahm "Lü" ins Grab
- Literatur von und über Karl Lütgendorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag zu Karl Lütgendorf im Austria-Forum (im AEIOU-Österreich-Lexikon)
- Karl Lütgendorf auf der Website des österreichischen Parlaments
- Karl Lütgendorf im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Einzelnachweise
- Kurt Tozzer, Günther Kallinger; Todesfalle Politik; (c) 1999, Niederösterreichischer Presse Verlag; ISBN 3-85326-119-1.
- Manfried Rauchensteiner: Lütgendorf, Karl Ferdinand. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, ISBN 3-428-00196-6, S. 477 f. (Digitalisat).
- Petra Stuiber, Karl Lütgendorf: Ein mysteriöser Tod, Der Standard, 9. Oktober 2016 (online)
- Sendung Tat-Sachen vom 22. September 2006.
- diepresse.com: Politischer Austro-"Tatort": "Wahre Lügen" kratzt an der Million. Artikel vom 14. Jänner 2019, abgerufen am 15. Jänner 2019.
- diepresse.com: Karl Lütgendorf: Sein Geheimnis nahm "Lü" ins Grab. Artikel vom 14. Jänner 2019, abgerufen am 15. Jänner 2019.
Personendaten | |
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NAME | Lütgendorf, Karl |
ALTERNATIVNAMEN | Lütgendorf, Karl Ferdinand von |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Offizier und Politiker |
GEBURTSDATUM | 15. Oktober 1914 |
GEBURTSORT | Brünn, Mähren |
STERBEDATUM | 9. Oktober 1981 |
STERBEORT | Schwarzau im Gebirge, Niederösterreich |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Karl Ferdinand Lutgendorf geboren Karl Ferdinand Freiherr von Lutgendorf 15 Oktober 1914 in Brunn Mahren 9 Oktober 1981 in Schwarzau im Gebirge Niederosterreich war ein osterreichischer Berufsoffizier letzter Dienstgrad ab 1977 General und Politiker Karl Lutgendorf osterr Verteidigungsminister 1971 77LebenLutgendorf stammte aus einer altadeligen Familie der auch der deutsche Luftfahrtpionier Joseph Maximilian Freiherr von Lutgendorf 1750 1829 sowie der deutsche Maler und Kunsthistoriker Willibald Leo Freiherr von Lutgendorff Leinburg 1856 1937 angehorten In der Republik Osterreich verloren die Mitglieder der Familie 1919 mit dem Adelsaufhebungsgesetz ihre Namensprivilegien Geboren wurde Lutgendorf als einziges Kind des damaligen k u k Militarkommandanten von Brunn Generalmajor 1879 1974 und Anna Maria Eugenia von Lutgendorf geborene 1892 1974 Lutgendorf besuchte Volksschule und Gymnasium in Graz wo sein Vater der nach dem Ersten Weltkrieg in das neugegrundete Bundesheer der Ersten Republik ubernommen worden war zunachst die Heeresverwaltungsstelle leitete und spater stellvertretender Brigadier der 5 Brigade Steiermark war Militarische Karriere Er trat im November 1933 in die Armee ein Nach dem Einjahrig Freiwilligen Jahr beim Leichten Artillerie Regiment 2 im Bundesheer in Kaiserebersdorf absolvierte Lutgendorf von 1934 bis 1937 die Theresianische Militarakademie in Wiener Neustadt Am 1 April 1937 erfolgte die Beforderung zum Leutnant Er wurde dem Leichten Artillerie Regiment 7 zugeteilt Nach der Annexion Osterreichs wurde er in die deutsche Wehrmacht ubernommen Er diente zunachst im Gebirgs Artillerie Rgt 112 und spater im Gebirgs Artillerie Rgt 79 Er besuchte die Kriegsakademie und wurde nach Abschluss aller Prufungen zum Offizier des Generalstabs Als Offizier im Generalstab der Gebirgstruppen nahm er am Zweiten Weltkrieg teil In Norwegen war er 2 Generalstabsoffizier Ib der 2 Gebirgs Division Beim dortigen Einsatz wurde er verschuttet und schwer verletzt Er diente anschliessend in der Organisations Abteilung des Oberkommandos des Heeres Zu Kriegsende war er als Major Feindnachrichtenoffizier Ic der 8 Armee Mit der Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft Im Juli 1946 wurde er entlassen Ab 1948 beteiligte er sich wahrend der Besatzungszeit durch die Alliierten am Aufbau der sogenannten B Gendarmerie der Vorlauferin des osterreichischen Bundesheeres Im August 1956 wurde er in Klagenfurt als Oberstleutnant des hoheren militarischen Dienstes Generalstab in das neu gegrundete Bundesheer aufgenommen wo er als erster Chef des Stabes der Karntner 7 Brigade diente Das damalige vorgesetzte Kommando war das Gruppenkommando II in Graz Ab 1958 war er Abteilungsleiter fur militarische Ausbildung im Bundesministerium fur Landesverteidigung Ab 1961 diskutierte er den Kleinkrieg als denkbares Verfahren fur das Bundesheer der 2 Republik Der nunmehrige Oberst des Generalstabs entsandte Offiziere auf den Ranger Kurs der U S Army oder Fallschirmspringerubungen nach Frankreich Im Jahr 1963 liess er den ersten Kurs fur Sonderausbildung durchfuhren und auch an der Militarakademie dieses Verfahren bei Planspielen und Jahresabschlussubungen 1963 und 1964 einbeziehen Ausserdem gilt Lutgendorf als Mitbegrunder des Jagdkommandos 1966 wurde Lutgendorf zum Brigadier befordert Nachdem Johann Freihsler aus gesundheitlichen Grunden zuruckgetreten war wurde Lutgendorf am 10 Februar 1971 in die SPO Alleinregierung von Bundeskanzler Bruno Kreisky als parteiloser Verteidigungsminister berufen Trivia Als Karl Lutgendorfs Vater die Mitteilung uber die Ernennung seines Sohnes zum Verteidigungsminister erhielt soll er zu seinem Sohn am Telefon gesagt haben Ich schame mich Denn du dienst keinem Kaiser sondern einer Republik Bundesminister fur Landesverteidigung 1971 1977 Trotz aller Vorbehalte realisierte Lutgendorf Anfang 1971 die Verkurzung der Wehrdienstzeit Der Bundesminister verstarkte durch eine weitgehend im Alleingang ausgearbeitete Heeresgliederung die Diskrepanzen im konzeptiven Bereich und Generalmajor Spannocchi ein herausragender Militarstratege wurde mehr und mehr zum Trager der progressiven Ideen einer Abhaltestrategie auf der Grundlage einer raumgebundenen Kampffuhrung Die wesentlichen Verfahren der Raumverteidigung bildeten der Kampf in Schlusselzonen und der Kampf in Raumsicherungszonen Diese mussten allerdings um die Verfahren des Sicherungseinsatzes und eines raumlich begrenzten Abwehrkampfes erweitert werden die jedoch beide nicht den Prinzipien zur Erreichung der Abhaltung folgen konnten Es hatte sich die Auffassung durchgesetzt dass die Abhaltung also die Aussparung Osterreichs aus einem Konflikt Vorrang vor der operativen Umsetzung und damit vor dem Krafteeinsatz im Hauptbedrohungsraum haben musse Unter Lutgendorf als Verteidigungsminister beteiligte sich das osterreichische Bundesheer an mehreren Auslandseinsatzen und UN Missionen 1972 Entsendung eines osterreichischen UN Bataillons nach Zypern United Nations Peacekeeping Force in Cyprus UNAB UNFICYP ein Sanitats und Polizeikontingent war dort bereits seit 1964 vor Ort Einsatzende 2001 1973 Verlegung von Teilen des osterreichischen Zypern Bataillons an den Suezkanal als Teil der United Nations Emergency Force UNEF Die komplette Auffullung der Bataillone in Zypern und Agypten erfolgte bis 16 November Das Zypern Bataillon wurde seit 3 Dezember im Distrikt Larnaka Sudostteil eingesetzt 1974 Verlegung des osterreichischen UN Bataillons Austrian Battalion United Nations Emergency Force AUSBATT UNEF vom Suezkanal nach Syrien auf die Golanhohen als Teil der United Nations Disengagement Observer Force United Nations Disengagement Observer Force Austrian Battalion UNDOF AUSBATT bis 2013 bestehende Mission In seiner sechsjahrigen Amtszeit hat der altgediente General geboren in einer kaisertreuen Familie der k u k Monarchie die Wehrpolitik der 2 Republik nachhaltig beeinflusst Zum Beispiel ware die Spannocchi Doktrin nach der das Bundesheer von 1973 bis 1986 umorganisiert wurde ohne ihn wahrscheinlich nicht umgesetzt worden 1974 wurde er wahrend der offentlichen Erregung um die Veroffentlichung des sowjetischen Polarka Plans zum Rucktritt aufgefordert Wegen des Verdachts in illegale Waffengeschafte verwickelt zu sein bot der Minister am 31 Mai 1977 dem damaligen Bundesprasidenten Rudolf Kirchschlager seinen Rucktritt an Im Juli 1977 wurde Lutgendorf nachtraglich zum General befordert Bis zu seinem Tod hielt er mehrere Aufsichtsratsposten und lebte auf seinem Jagdgut in Niederosterreich Ungeklarte Todesumstande Lutgendorf starb am 9 Oktober 1981 in Schwarzau im Gebirge unter ungeklarten Umstanden Er sass noch in seinem Wagen der Motor war abgestellt beide Turen verschlossen Vornubergebeugt aus Mund Nase und Ohren blutend In seiner linken Hand hielt Lutgendorf einen Smith amp Wesson Revolver Der Gemeindearzt stellte Tod durch Selbstmord fest Lutgendorf ist im Gemeindefriedhof von Schwarzau im Gebirge begraben Obwohl die Behorden bei seinem Tod von einem Suizid ausgehen verstummen Geruchte nicht dass er bei seinem Jagdausflug getotet wurde Als Indizien werden dabei unter anderem fehlende Abschiedsbriefe angegeben Laut ORF sollen sich allerdings angeblich zwei Abschiedsbriefe bei der Staatsanwaltschaft unter Verschluss befinden Aber sowohl Anhanger der Suizidmeinung als auch jene die von Fremdverschulden ausgehen vermuten den Grund im Wissen bzw Verwicklungen in den Fall Lucona Andere Recherchen fuhrten zur Vermutung dass Lutgendorf von einer Zelle des damaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR ermordet wurde Fest steht dass Lutgendorf international uber Jahrzehnte hochste militarische und politische Kontakte pflegte unter anderen auch zum damaligen agyptischen Staatsprasidenten Muhammad Anwar as Sadat Als dieser bei einer Militarparade am 6 Oktober 1981 von seiner eigenen Leibgarde vor laufenden Kameras ermordet wurde befand sich Lutgendorf bei einer Jagdgesellschaft Laut seinem Sohn Philipp Lutgendorf sei sein Vater auf die Nachricht von Sadats Tod kreidebleich geworden habe gemeint er sei der Nachste und bat den Gastgeber um ein Buro von dem aus er telefonieren konne Was den Zweiflern an der Suizidversion Lutgendorfs verdachtig vorkommt ist zum einen dass er mit einem Revolver fest in seiner linken Hand gefunden wurde der erstens nicht auf ihn registriert war und zweitens keinerlei Fingerabdrucke aufwies zusatzlich war Lutgendorf Rechtshander Zum anderen trat das Projektil durch den geschlossenen Mund also durch die geschlossenen Zahne ein was fur viele Offiziere ein Indiz fur Fremdverschulden darstellt Weiter verdachtig ist bis heute dass Lutgendorf in seinem Gelandefahrzeug tot aufgefunden wurde Verwunderlich ist auch dass aus staatssicherheitspolitischen Grunden die Obduktion trotz eines gewaltsamen Todes erst 10 Jahre spater per Gerichtsbeschluss veranlasst wurde In dem Buch von Hans Pretterebner Der Fall Lucona wird darauf hingewiesen dass Proksch Sprengmittel vom Militar bezog wobei ein hochrangiger Minister entsprechende Weisungen gegeben haben soll Dies fuhrte bei Nachforschungen zum Einsturz der Reichsbrucke zu weiteren Spekulationen Die ungeklarten Todesumstande wurden von Autor und Regisseur Thomas Roth in der Tatort Folge Wahre Lugen 2019 verarbeitet LiteraturManfried Rauchensteiner Lutgendorf Karl Ferdinand In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 477 f Digitalisat Stefan Bader An hochster Stelle Die Generale des Osterreichischen Bundesheeres der Zweiten Republik Wien 2004 online Siehe auchRanghochste Offiziere des Bundesheeres seit 1956WeblinksDie Presse Karl Lutgendorf Sein Geheimnis nahm Lu ins Grab Literatur von und uber Karl Lutgendorf im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Karl Lutgendorf im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Karl Lutgendorf auf der Website des osterreichischen Parlaments Karl Lutgendorf im Munzinger Archiv 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