Narziß Kaspar Ach 29 Oktober 1871 in Ermershausen Unterfranken 25 Juli 1946 in München war ein deutscher Arzt und Psycho
Narziß Ach

Narziß Kaspar Ach (* 29. Oktober 1871 in Ermershausen, Unterfranken; † 25. Juli 1946 in München) war ein deutscher Arzt und Psychologe. Als Hochschullehrer wirkte er in Königsberg i. Pr. und Göttingen.
Leben
Narziß Ach wurde als Kind von Margarete Burger, Frau des praktischen Arztes Josef Michael Ach, geboren. Von 1890 bis 1895 und 1898/99 studierte er Medizin und Philosophie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Als dritter seiner Familie wurde er 1891 Mitglied des Corps Moenania Würzburg. Im Juli 1895 wurde er zum Dr. med. promoviert.
Nachdem er 1895/96 als Schiffsarzt zur See gefahren war, ging er an die psychiatrische Klinik der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Er arbeitete im psychologischen Laboratorium bei Emil Kraepelin. 1897 unternahm er eine Reise nach Nordamerika zur Untersuchung der Seekrankheit. Darauf folgte eine Tätigkeit am pharmakologischen Institut der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg. Am 22. November 1899 promovierte er bei Oswald Külpe am Psychologischen Institut in Würzburg auch zum Dr. phil. Dort blieb er bis 1901.
Zunächst als Assistent am Philosophischen Seminar der Georg-August-Universität Göttingen angestellt, habilitierte er sich am 31. Juli 1902 für Philosophie. Im November 1904 wechselte er noch als Privatdozent an die Philipps-Universität Marburg. Am 6. September 1906 wurde er als Titularprofessor an die Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin berufen. Am 13. Oktober desselben Jahres verzichtete er auf die venia legendi und wurde Assistent am Psychologischen Institut. Die Albertus-Universität Königsberg berief ihn 1907 als o. Professor für Philosophie und Direktor des Philosophischen Seminars. 1922 kehrte er als o. Professor für Philosophie und Psychologie und Direktor des Philosophischen Seminars nach Göttingen zurück. Ach wurde am 1. April 1937 emeritiert.
Ach heiratete 1911 Marie Mez, die Enkeltochter des Schriftstellers Wilhelm Jensen. Gemeinsam hatten sie 6 Kinder. Er starb im 75. Lebensjahr.
Von 1929 bis 1936 saß Ach im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychologie. 1938 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt.
Seit 1930 war er Mitglied im Vorstand des Verbandes der Deutschen Praktischen Psychologen. Er unterzeichnete das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler im November 1933. Eine pathetische Huldigung Adolf Hitlers und seiner Ideen war sein Vortrag Die Determination und ihre Bedeutung für das Führerproblem, den er 1933 auf dem 13. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Leipzig hielt.
Forschung
Ach war ein Schüler von Oswald Külpe. Er entstammte der Würzburger Schule der Denkpsychologie und entwickelte die Methode der Selbstbeobachtung weiter zur „Systematischen experimentellen Selbstbeobachtung“, da er in den damals durchgeführten Versuchen über Willen und Denken zwei Probleme sah:
(1) Aus einzelnen Reaktionen und Selbstbeobachtungen ergibt sich nie ein vollständiges, zuverlässiges und unbefangenes Bild der wirklich vorhandenen Bewusstseinsinhalte.
(2) Das Richten der Aufmerksamkeit auf bestimmte Denkvorgänge ist mit der Darstellung der Erlebnisse konfundiert.
Achs Methode der „Systematischen experimentellen Selbstbeobachtung“ sollte einen Ausweg aus diesen Problemen bieten. Mit der Methode sollten durch äußere experimentelle Hilfsmittel veranlasste Erlebnisse der Versuchsperson in der unmittelbar folgenden Zeit einer vollständigen Beschreibung und Analyse unterworfen werden. Damit sollte die subjektive Methode der Selbstbeobachtung objektiviert werden. Die Versuchsanordnung bestand in einer Vorgabe sinnloser Silben mit einer aufwendigen technischen Apparatur. Die Versuchsdurchführung gliederte sich in drei Phasen: Vorperiode (Signal), Hauptperiode (experimentell zu untersuchendes Erlebnis) und die Nachperiode (Befragung durch den Versuchsleiter). Für die Analyse wurden die Beobachtungen verwertet, welche bei verschiedenen Versuchspersonen übereinstimmend gefunden wurden. Die Einführung eines Versuchsleiters bei der Introspektion ist neu und charakteristisch für die Würzburger Schule.
Wirkung
Ach wird heute als grundlegend für die moderne experimentelle Willensforschung anerkannt. Er entwickelte ein „kombiniertes Verfahren“ zur Untersuchung der Willenskraft. Als Widerstände dienen bei dieser Willensmethode künstlich gestiftete Assoziationen zwischen sinnlosen Silben. Die Stärke der Assoziationen war von der Zahl der Wiederholungen abhängig. Sie konnte deswegen beliebig variiert werden, so dass die Forscher in der Lage waren, beliebig starke Widerstände zu setzen. Je stärker die Widerstände sind, desto stärker muss auch die Willenskonzentration zur Überwindung dieser Widerstände sein. So konnte Ach auf indirekte Weise den Willensakt in jeder beliebigen Abstufung hervorrufen.
Ende der 1980er Jahre wurden Achs Arbeiten zitiert in Julius Kuhls Motivation, Konflikt und Handlungskontrolle und in Heckhausens und Gollwitzers Rubikonmodell der Handlungsphasen (Heckhausen & Gollwitzer, 1987; Gollwitzer, 1993). Die Differenzierung zwischen Handlungsphasen war eine zentrale Idee in Achs Monographie Über den Willensakt und das Temperament. Ach formulierte weiter das Gesetz der speziellen Determination, das besagt, dass Gewolltes rascher und sicherer umgesetzt wird, wenn der Vorsatz spezieller ist. Dieses Gesetz ist bestätigt in modernen Forschungen an „Implementations-Vorsätzen“ (Gollwitzer & Sheeran, 2006).
Ach formulierte weiter das „Gesetz der Schwierigkeit“, das besagt, dass Willensprozesse wichtiger werden, wenn die Handlung schwieriger wird. Dieses Gesetz wird heutzutage erforscht als die Konfliktmonitoring-Hypothese (Botvinick, Braver, Barch, Carter & Cohen, 2001) in der Kognitionspsychologie.
Schriften
- Über die Willenstätigkeit und das Denken. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1905.
- Über den Willensakt und das Experiment. Quelle & Meyer, Leipzig 1910.
- Über die Begriffsbildung. Buchner, Bamberg 1921 (Nachdruck: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1971, ISBN 3-534-05623-X).
- (mit Ernst Kühle u. Ernst Passarge): Beiträge zur Lehre von der Perseveration (= Zeitschrift für Psychologie, Ergänzungsband 12). Barth, Leipzig 1926.
- Analyse des Willens (= Handbuch der biologischen Arbeitsmethoden, Abt. 6, Teil E). Urban & Schwarzenberg, Berlin 1935.
Literatur
- Josef Dolch: Ach, Narziß Kasper. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 27 (Digitalisat).
- Motivation, Konflikt und Handlungskontrolle. J Kuhl – 1983 – Springer-Verlag, Berlin; New York.
- Implementation intentions and goal achievement: A meta-analysis of effects and processes. PM Gollwitzer, P Sheeran – Advances in experimental social psychology, 2006 – Elsevier.
- Goal achievement: The role of intentions. PM Gollwitzer – European review of social psychology, 1993
Weblinks
- Literatur von und über Narziß Ach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- http://www.introspektion.net/html/verbesserungkleining.html (wesentliche Teile der Darstellung seines wissenschaftlichen Vorgehens sind dieser URL entnommen)
- WorldCat
- Ach, Narziß. Hessische Biografie. (Stand: 12. Januar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Kösener Corpslisten 1960, 141, 558
Personendaten | |
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NAME | Ach, Narziß |
ALTERNATIVNAMEN | Kaspar Ach, Narziß |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Psychologe und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 29. Oktober 1871 |
GEBURTSORT | Ermershausen |
STERBEDATUM | 25. Juli 1946 |
STERBEORT | München |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Narziss Kaspar Ach 29 Oktober 1871 in Ermershausen Unterfranken 25 Juli 1946 in Munchen war ein deutscher Arzt und Psychologe Als Hochschullehrer wirkte er in Konigsberg i Pr und Gottingen Narziss Ach 1892 LebenNarziss Ach wurde als Kind von Margarete Burger Frau des praktischen Arztes Josef Michael Ach geboren Von 1890 bis 1895 und 1898 99 studierte er Medizin und Philosophie an der Julius Maximilians Universitat Wurzburg Als dritter seiner Familie wurde er 1891 Mitglied des Corps Moenania Wurzburg Im Juli 1895 wurde er zum Dr med promoviert Nachdem er 1895 96 als Schiffsarzt zur See gefahren war ging er an die psychiatrische Klinik der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg Er arbeitete im psychologischen Laboratorium bei Emil Kraepelin 1897 unternahm er eine Reise nach Nordamerika zur Untersuchung der Seekrankheit Darauf folgte eine Tatigkeit am pharmakologischen Institut der Kaiser Wilhelms Universitat Strassburg Am 22 November 1899 promovierte er bei Oswald Kulpe am Psychologischen Institut in Wurzburg auch zum Dr phil Dort blieb er bis 1901 Zunachst als Assistent am Philosophischen Seminar der Georg August Universitat Gottingen angestellt habilitierte er sich am 31 Juli 1902 fur Philosophie Im November 1904 wechselte er noch als Privatdozent an die Philipps Universitat Marburg Am 6 September 1906 wurde er als Titularprofessor an die Friedrich Wilhelms Universitat Berlin berufen Am 13 Oktober desselben Jahres verzichtete er auf die venia legendi und wurde Assistent am Psychologischen Institut Die Albertus Universitat Konigsberg berief ihn 1907 als o Professor fur Philosophie und Direktor des Philosophischen Seminars 1922 kehrte er als o Professor fur Philosophie und Psychologie und Direktor des Philosophischen Seminars nach Gottingen zuruck Ach wurde am 1 April 1937 emeritiert Ach heiratete 1911 Marie Mez die Enkeltochter des Schriftstellers Wilhelm Jensen Gemeinsam hatten sie 6 Kinder Er starb im 75 Lebensjahr Von 1929 bis 1936 sass Ach im Vorstand der Deutschen Gesellschaft fur Psychologie 1938 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewahlt Seit 1930 war er Mitglied im Vorstand des Verbandes der Deutschen Praktischen Psychologen Er unterzeichnete das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitaten und Hochschulen zu Adolf Hitler im November 1933 Eine pathetische Huldigung Adolf Hitlers und seiner Ideen war sein Vortrag Die Determination und ihre Bedeutung fur das Fuhrerproblem den er 1933 auf dem 13 Kongress der Deutschen Gesellschaft fur Psychologie in Leipzig hielt ForschungAch war ein Schuler von Oswald Kulpe Er entstammte der Wurzburger Schule der Denkpsychologie und entwickelte die Methode der Selbstbeobachtung weiter zur Systematischen experimentellen Selbstbeobachtung da er in den damals durchgefuhrten Versuchen uber Willen und Denken zwei Probleme sah 1 Aus einzelnen Reaktionen und Selbstbeobachtungen ergibt sich nie ein vollstandiges zuverlassiges und unbefangenes Bild der wirklich vorhandenen Bewusstseinsinhalte 2 Das Richten der Aufmerksamkeit auf bestimmte Denkvorgange ist mit der Darstellung der Erlebnisse konfundiert Achs Methode der Systematischen experimentellen Selbstbeobachtung sollte einen Ausweg aus diesen Problemen bieten Mit der Methode sollten durch aussere experimentelle Hilfsmittel veranlasste Erlebnisse der Versuchsperson in der unmittelbar folgenden Zeit einer vollstandigen Beschreibung und Analyse unterworfen werden Damit sollte die subjektive Methode der Selbstbeobachtung objektiviert werden Die Versuchsanordnung bestand in einer Vorgabe sinnloser Silben mit einer aufwendigen technischen Apparatur Die Versuchsdurchfuhrung gliederte sich in drei Phasen Vorperiode Signal Hauptperiode experimentell zu untersuchendes Erlebnis und die Nachperiode Befragung durch den Versuchsleiter Fur die Analyse wurden die Beobachtungen verwertet welche bei verschiedenen Versuchspersonen ubereinstimmend gefunden wurden Die Einfuhrung eines Versuchsleiters bei der Introspektion ist neu und charakteristisch fur die Wurzburger Schule WirkungAch wird heute als grundlegend fur die moderne experimentelle Willensforschung anerkannt Er entwickelte ein kombiniertes Verfahren zur Untersuchung der Willenskraft Als Widerstande dienen bei dieser Willensmethode kunstlich gestiftete Assoziationen zwischen sinnlosen Silben Die Starke der Assoziationen war von der Zahl der Wiederholungen abhangig Sie konnte deswegen beliebig variiert werden so dass die Forscher in der Lage waren beliebig starke Widerstande zu setzen Je starker die Widerstande sind desto starker muss auch die Willenskonzentration zur Uberwindung dieser Widerstande sein So konnte Ach auf indirekte Weise den Willensakt in jeder beliebigen Abstufung hervorrufen Ende der 1980er Jahre wurden Achs Arbeiten zitiert in Julius Kuhls Motivation Konflikt und Handlungskontrolle und in Heckhausens und Gollwitzers Rubikonmodell der Handlungsphasen Heckhausen amp Gollwitzer 1987 Gollwitzer 1993 Die Differenzierung zwischen Handlungsphasen war eine zentrale Idee in Achs Monographie Uber den Willensakt und das Temperament Ach formulierte weiter das Gesetz der speziellen Determination das besagt dass Gewolltes rascher und sicherer umgesetzt wird wenn der Vorsatz spezieller ist Dieses Gesetz ist bestatigt in modernen Forschungen an Implementations Vorsatzen Gollwitzer amp Sheeran 2006 Ach formulierte weiter das Gesetz der Schwierigkeit das besagt dass Willensprozesse wichtiger werden wenn die Handlung schwieriger wird Dieses Gesetz wird heutzutage erforscht als die Konfliktmonitoring Hypothese Botvinick Braver Barch Carter amp Cohen 2001 in der Kognitionspsychologie SchriftenUber die Willenstatigkeit und das Denken Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1905 Uber den Willensakt und das Experiment Quelle amp Meyer Leipzig 1910 Uber die Begriffsbildung Buchner Bamberg 1921 Nachdruck Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1971 ISBN 3 534 05623 X mit Ernst Kuhle u Ernst Passarge 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Stand 12 Januar 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS EinzelnachweiseKosener Corpslisten 1960 141 558Normdaten Person GND 116004924 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n93033620 VIAF 72133704 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ach NarzissALTERNATIVNAMEN Kaspar Ach NarzissKURZBESCHREIBUNG deutscher Psychologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 29 Oktober 1871GEBURTSORT ErmershausenSTERBEDATUM 25 Juli 1946STERBEORT Munchen