Richard Paul Wülker bis 1884 Wülcker 29 Juli 1845 in Frankfurt am Main 8 August 1910 in Leipzig war ein deutscher Anglis
Richard Wülcker

Richard Paul Wülker, bis 1884 Wülcker, (* 29. Juli 1845 in Frankfurt am Main; † 8. August 1910 in Leipzig) war ein deutscher Anglist und Professor für Englische Sprache und Literatur an der Universität Leipzig. Seit 1888 war er Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und ab 1900 königlich sächsischer Geheimer Hofrat.
Leben
Familie
Richard Paul Wülker wurde als Sohn eines wohlhabenden Silberhändlers geboren. Sein Großvater Friedrich Ernst Wülker war Silberwarenfabrikant und wurde Senator der Freien Stadt Frankfurt. Seinem Vater Philipp Heinrich Friedrich Wülker (* 13. Juli 1807 in Frankfurt am Main; † 18. Juni 1880 ebenda) gehörte als Inhaber die Silberwarenhandlung J. H. P. Schott Söhne in Frankfurt am Main. Seine Mutter Anna Margarethe (* 5. November 1816; † 5. Mai 1894), war die Tochter von Johann Martin Schott. Richard, einen von drei Söhnen des Paares, und seinen älteren Bruder, den späteren Germanisten und Archivar Ernst Wülcker, konnte der Vater schon früh für Literatur und Wissenschaft begeistern. Im Elternhaus befand sich auch eine umfangreiche Bibliothek.
Beruflicher Werdegang
Wülker besuchte von 1852 bis 1860 die Musterschule in seiner Heimatstadt und später, von 1860 bis 1865 das Städtische Gymnasium. Nach bestandenem Abitur begann er ein Studium der Anglistik, Germanistik und Romanistik an den Universitäten in Berlin, Leipzig und Marburg. Das Studium musste er wegen der Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870 bis 1871 kurzzeitig unterbrechen. Hier erwarb er das Eiserne Kreuz 2. Klasse und publizierte später eine Sammlung von 50 seiner alten Feldpostbriefe. Auf dem Anmarsch war Wülker fußkrank in Grünstadt im Quartier. Die darauf sich beziehenden Briefstellen wurden, zusammen mit einem Militärfoto, in dem Buch „Die Pfalz im Jahre 1870“ (Grünstadt, 1906), abgedruckt. An der Leipziger Universität promovierte er 1872 mit der Dissertation über Das Evangelium Nicodemi in der abendländischen Literatur zum Dr. phil. Bereits ein Jahr später habilitierte er sich an der Universität Leipzig mit der Habilitationsschrift zum Thema Übersicht über die neuangelsächsischen Sprachdenkmäler nebst einer Abhandlung über die Sprache und den Verfasser der Nonnenregel Ancrene Riwle und der Homilie Holi Meidenhad. Seit 1873 war er Privatdozent an der Philosophischen Fakultät der Leipziger Universität.
In der Folge hatte er als Autor und Herausgeber große Verdienste um die Anglistik. Das von ihm verfasste Altenglische Lesebuch erschien 1874 und 1879 in zwei Teilen. 1875/76 erhielt Wülker eine außerordentliche Professur, seit 1880 war er ordentlicher Professor für englische Sprache und Literatur an der Universität Leipzig. 1877 begründete er zusammen mit Moritz Trautmann die Zeitschrift für englische Philologie Anglia, die er bis 1890 selbst herausgab. Wülker und Trautmann gehörten 1878 zu den Mitbegründern der als Akademischer Verein für neuere Philologie gegründeten und 1924 in den ADB aufgenommenen Burschenschaft Plessavia in Leipzig. Unter seiner Herausgeberschaft erschien auch 1882 Kleinere angelsächsische Dichtungen. Sein Werk Grundriss zur Geschichte der angelsächsischen Litteratur. Mit einer Übersicht der angelsächsischen Sprachwissenschaft erschien 1885. Außerdem war Wülker Herausgeber der Reihe Bibliothek der angelsächsischen Poesie, veröffentlicht 1883 bis 1898 in drei Bänden, und der Bibliothek der angelsächsischen Prosa, die Christian Wilhelm Michael Grein begründete. 1888 wurde er Ordentliches Mitglied der Königlich-Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Im Jahre 1900 erhielt er für seine Verdienste den Titel eines königlich sächsischen Geheimen Hofrates.
Ehe und Nachkommen
Richard Wülker starb am 8. August 1910, im Alter von 65 Jahren, in Leipzig. Er war seit 1880 mit Gertrud Amalie Luise Lange (* 17. März 1860; † 19. Juni 1945) verheiratet, der Tochter des Leipziger Professors für Klassische Philologie Ludwig Lange. Das Paar hatte drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter. Ludwig Philipp Wülker (* 3. Februar 1881 in Leipzig; † 23. August 1953 in Hannover), Margarethe Adelheid Wülker (* 10. August 1883 in Leipzig; † 17. August 1948 in Königstein im Taunus) und Gerhard Wülker, der Zoologe wurde.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Autor
- Charles Dickens und seine Werke. Seele, Leipzig 1898.
- Grundriss zur Geschichte der angelsächsischen Litteratur. Mit einer Übersicht der angelsächsischen Sprachwissenschaft. Veit, Leipzig 1885.
- Altenglisches Lesebuch. Niemeyer, Halle 1874/79.
- Geschichte der englischen Literatur von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart. 2. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig/Wien 1911, 2 Bände.
- Fünfzig Briefe aus den Jahren 1870 und 1871. Privatdruck 1871 bzw. 2. Auflage, Niemeyer, Halle 1876.
Herausgeber
- Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit / Wolfgang von Goethe. Seemann, Berlin um 1912.
- Codex Vercellensis. Die angelsächsische Handschrift zu Vercelli in getreuer Nachbildung. Veit, Leipzig 1894.
- Das Beowulfslied nebst den kleineren epischen, lyrischen, didaktischen und geschichtlichen Stücken. Wiegand, Kassel 1881–1883.
- Mess-Memorial des Frankfurter Buchhändlers Michel Harder. Fastenmesse 1569. Joseph Baer, Frankfurt/Paris 1873.
- Anglo-Saxon and Old English Vocabularies by Thomas Wright. Second Edition. 2 Volumes. Trübner & Co, Ludgate Hill, London 1884
Literatur
- Adolf Birch-Hirschfeld: Zum Gedächtnis an Richard Wülker. In: Berichte über die Verhandlungen der Königlich Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig. Teubner, Leipzig 1910. S. 491–500.
- Ulf Morgenstern: Anglistik an der Universität Leipzig. Das Englische Seminar in Kaiserreich, Weimarer Republik und Drittem Reich 1891–1945. (Magisterarbeit), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2006; ISBN 3-374-02356-8.
- Birgit Weyel, Sabine Hock: Wülcker, Richard. In: Wolfgang Klötzer (Hrsg.): Frankfurter Biographie. Personengeschichtliches Lexikon. 2. Band. Waldemar Kramer, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-7829-0459-1. S. 576 (Onlinefassung)
- Wülker, Richard Paul in Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 764.
- Henning Roet de Rouet: Richard Paul Wülker - Von der freien Stadt Frankfurt am Main zur Musenstadt Leipzig. In: Henning Roet de Rouet: Hoffen wir das Beste. In den Jahren 1870/1871 geschriebene Kriegsbriefe des Freiwilligen Richard Paul Wülker aus Frankfurt am Main. Frankfurt 2020.
Weblinks
- Richard Wülker. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
- Werke von und über Richard Wülker in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Richard Wülker im Professorenkatalog der Universität Leipzig
- Eintrag zu Richard Wülker in Kalliope
- Eintrag über Richard Paul Wülker, Prof. Dr. Phil. habil. in Sächsische Akademie der Wissenschaften
- Richard Wülker (1845−1910). In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
Einzelnachweise
- Burschenschaft Plessavia Leipzig. Abgerufen am 16. Mai 2022.
Personendaten | |
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NAME | Wülker, Richard |
ALTERNATIVNAMEN | Wülker, E. Richard Paul; Wülcker, Richard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Anglist und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 29. Juli 1845 |
GEBURTSORT | Frankfurt am Main |
STERBEDATUM | 8. August 1910 |
STERBEORT | Leipzig |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Richard Paul Wulker bis 1884 Wulcker 29 Juli 1845 in Frankfurt am Main 8 August 1910 in Leipzig war ein deutscher Anglist und Professor fur Englische Sprache und Literatur an der Universitat Leipzig Seit 1888 war er Mitglied der Sachsischen Akademie der Wissenschaften und ab 1900 koniglich sachsischer Geheimer Hofrat Professor Richard WulkerLebenFamilie Richard Paul Wulker wurde als Sohn eines wohlhabenden Silberhandlers geboren Sein Grossvater Friedrich Ernst Wulker war Silberwarenfabrikant und wurde Senator der Freien Stadt Frankfurt Seinem Vater Philipp Heinrich Friedrich Wulker 13 Juli 1807 in Frankfurt am Main 18 Juni 1880 ebenda gehorte als Inhaber die Silberwarenhandlung J H P Schott Sohne in Frankfurt am Main Seine Mutter Anna Margarethe 5 November 1816 5 Mai 1894 war die Tochter von Johann Martin Schott Richard einen von drei Sohnen des Paares und seinen alteren Bruder den spateren Germanisten und Archivar Ernst Wulcker konnte der Vater schon fruh fur Literatur und Wissenschaft begeistern Im Elternhaus befand sich auch eine umfangreiche Bibliothek Beruflicher Werdegang Richard Wulker als Soldat 1871 Wulker besuchte von 1852 bis 1860 die Musterschule in seiner Heimatstadt und spater von 1860 bis 1865 das Stadtische Gymnasium Nach bestandenem Abitur begann er ein Studium der Anglistik Germanistik und Romanistik an den Universitaten in Berlin Leipzig und Marburg Das Studium musste er wegen der Teilnahme am Deutsch Franzosischen Krieg 1870 bis 1871 kurzzeitig unterbrechen Hier erwarb er das Eiserne Kreuz 2 Klasse und publizierte spater eine Sammlung von 50 seiner alten Feldpostbriefe Auf dem Anmarsch war Wulker fusskrank in Grunstadt im Quartier Die darauf sich beziehenden Briefstellen wurden zusammen mit einem Militarfoto in dem Buch Die Pfalz im Jahre 1870 Grunstadt 1906 abgedruckt An der Leipziger Universitat promovierte er 1872 mit der Dissertation uber Das Evangelium Nicodemi in der abendlandischen Literatur zum Dr phil Bereits ein Jahr spater habilitierte er sich an der Universitat Leipzig mit der Habilitationsschrift zum Thema Ubersicht uber die neuangelsachsischen Sprachdenkmaler nebst einer Abhandlung uber die Sprache und den Verfasser der Nonnenregel Ancrene Riwle und der Homilie Holi Meidenhad Seit 1873 war er Privatdozent an der Philosophischen Fakultat der Leipziger Universitat In der Folge hatte er als Autor und Herausgeber grosse Verdienste um die Anglistik Das von ihm verfasste Altenglische Lesebuch erschien 1874 und 1879 in zwei Teilen 1875 76 erhielt Wulker eine ausserordentliche Professur seit 1880 war er ordentlicher Professor fur englische Sprache und Literatur an der Universitat Leipzig 1877 begrundete er zusammen mit Moritz Trautmann die Zeitschrift fur englische Philologie Anglia die er bis 1890 selbst herausgab Wulker und Trautmann gehorten 1878 zu den Mitbegrundern der als Akademischer Verein fur neuere Philologie gegrundeten und 1924 in den ADB aufgenommenen Burschenschaft Plessavia in Leipzig Unter seiner Herausgeberschaft erschien auch 1882 Kleinere angelsachsische Dichtungen Sein Werk Grundriss zur Geschichte der angelsachsischen Litteratur Mit einer Ubersicht der angelsachsischen Sprachwissenschaft erschien 1885 Ausserdem war Wulker Herausgeber der Reihe Bibliothek der angelsachsischen Poesie veroffentlicht 1883 bis 1898 in drei Banden und der Bibliothek der angelsachsischen Prosa die Christian Wilhelm Michael Grein begrundete 1888 wurde er Ordentliches Mitglied der Koniglich Sachsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig Im Jahre 1900 erhielt er fur seine Verdienste den Titel eines koniglich sachsischen Geheimen Hofrates Ehe und Nachkommen Richard Wulker starb am 8 August 1910 im Alter von 65 Jahren in Leipzig Er war seit 1880 mit Gertrud Amalie Luise Lange 17 Marz 1860 19 Juni 1945 verheiratet der Tochter des Leipziger Professors fur Klassische Philologie Ludwig Lange Das Paar hatte drei Kinder zwei Sohne und eine Tochter Ludwig Philipp Wulker 3 Februar 1881 in Leipzig 23 August 1953 in Hannover Margarethe Adelheid Wulker 10 August 1883 in Leipzig 17 August 1948 in Konigstein im Taunus und Gerhard Wulker der Zoologe wurde Veroffentlichungen Auswahl Autor Charles Dickens und seine Werke Seele Leipzig 1898 Grundriss zur Geschichte der angelsachsischen Litteratur Mit einer Ubersicht der angelsachsischen Sprachwissenschaft Veit Leipzig 1885 Altenglisches Lesebuch Niemeyer Halle 1874 79 Geschichte der englischen Literatur von den altesten Zeiten bis zur Gegenwart 2 Auflage Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1911 2 Bande Funfzig Briefe aus den Jahren 1870 und 1871 Privatdruck 1871 bzw 2 Auflage Niemeyer Halle 1876 Herausgeber Aus meinem Leben Dichtung und Wahrheit Wolfgang von Goethe Seemann Berlin um 1912 Codex Vercellensis Die angelsachsische Handschrift zu Vercelli in getreuer Nachbildung Veit Leipzig 1894 Das Beowulfslied nebst den kleineren epischen lyrischen didaktischen und geschichtlichen Stucken Wiegand Kassel 1881 1883 Mess Memorial 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MainSTERBEDATUM 8 August 1910STERBEORT Leipzig