Die Scheinselbständigkeit erweckt auf dem Arbeitsmarkt den Rechtsschein der Selbständigkeit obwohl tatsächlich ein Arbei
Scheinselbständigkeit

Die Scheinselbständigkeit erweckt auf dem Arbeitsmarkt den Rechtsschein der Selbständigkeit, obwohl tatsächlich ein Arbeitsverhältnis besteht.
Allgemeines
Ob jemand Arbeitnehmer, arbeitnehmerähnliche Person, Freiberufler, freier Mitarbeiter, Selbständiger, Scheinselbständiger oder Unternehmer ist, hat für ihn und seinen Auftraggeber/Arbeitgeber erhebliche Rechtsfolgen. Diese betreffen das Arbeitsrecht, Sozialrecht, Sozialversicherungsrecht und Steuerrecht.
Neue Arbeitsformen ermöglichen die Wahrnehmung von rechtlichen Gestaltungsmöglichkeiten wie etwa die Entwicklung der plattformbasierten Arbeit beispielsweise in der Gig Economy, in der kleine Aufträge kurzfristig an Freelancer vergeben werden, so beispielsweise beim Lieferdienst (Takeaway.com und deren Tochtergesellschaft Lieferando in Deutschland) oder bei Fahrdiensten wie Uber und MyTaxi. Sie können ebenfalls zur Scheinselbständigkeit beitragen.
Da aus der Feststellung einer abhängigen Beschäftigung, unter anderem zusätzliche Abgaben, insbesondere die Arbeitgeberbeiträge folgen, gilt heute die Scheinselbständigkeit dem deutschen Gesetzgeber als eine Form der Schwarzarbeit. Da die zugrundeliegenden Rechtsbegriffe sehr unscharf sind und von Seiten der Sozialversicherungsträger und Gerichte unterschiedlich ausgelegt werden, kann der sozialversicherungsrechtliche Status bei Beginn des Vertragsverhältnisses in einem Statusfeststellungsverfahren geklärt werden.
Während der Begriff der Scheinselbständigkeit aus der politischen Debatte (abseits der Betroffenen) zunehmend verschwindet, ist er durch einen anderen Begriff ersetzt worden. Seit etwa 2012 findet der Begriff Werkvertrag bzw. „Missbrauch von Werkverträgen“ in Deutschland zunehmend Verwendung in der politischen Debatte und war auch Bestandteil des Koalitionsvertrages 2013 zwischen CDU/CSU und SPD. Im Fokus steht dabei primär die Verlagerung ehemaliger Kerntätigkeiten eines Betriebes zu anderen Betrieben, einschließlich massenweiser Verlagerung ehemaliger Arbeitnehmer in diese Werkvertragsbetriebe.
Öffentliche Meinung
Die öffentliche Wahrnehmung der Scheinselbständigkeit, auch in der Politik, unterscheidet sich deutlich von der Rechtslage. In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es vor allem folgende Kriterien, die zur Scheinselbständigkeit genannt werden:
- nur ein Auftraggeber über einen längeren Zeitraum,
- kein Angestellter (Solo-Selbständig bzw. Solo-Entrepreneur),
- arbeitet primär in den Räumen des Auftraggebers und
- zahlt keine gesetzlichen Sozialbeiträge, sondern in private Sicherungssysteme ein.
Bis heute ist es rechtlich allerdings, zumindest im Prinzip, irrelevant, ob der Selbständige einen Tag oder drei Jahrzehnte für einen Auftraggeber tätig ist. Sind die ersten beiden Kriterien dauerhaft erfüllt, wird der Selbständige in Deutschland lediglich rentenversicherungspflichtig, kann aber nach Gesetz legal selbständig sein. Ob er hingegen scheinselbständig ist, entscheidet sich davon weitgehend unabhängig an weiteren Kriterien, z. B. der Prüfung der Weisungsunabhängigkeit oder freier Orts- und Zeiteinteilung. Die Arbeit in den Räumen des Auftraggebers wird dabei berücksichtigt, jedoch nur geringfügig. Dies führt dazu, dass auch vermeintlich Selbständige, auf die obige Kriterien nicht zutreffen, als scheinselbständig eingeordnet werden können.
So wird von der Deutschen Rentenversicherung Bund die Anzahl der Auftraggeber quasi als irrelevant erachtet, und jedes einzelne Auftragsverhältnis unabhängig geprüft, wiewohl dies sowohl dem allgemeinen Rechtsverständnis wie auch früheren Gesetzesfestlegungen widerspricht. Begründet wird dies damit, dass auch Arbeitnehmer mehrere Anstellungsverhältnisse haben können.
Im Unterschied zur öffentlichen Annahme ist die Feststellung einer abhängigen Beschäftigung keine Eigenschaft des Selbständigen, sondern eine Eigenschaft der Umstände, die der Auftraggeber in der konkreten Beauftragung schafft. Der Wunsch an einen zu beauftragenden Selbständigen, er möge bitte Nachweise erbringen, dass er nicht scheinselbständig sei, entbehrt damit jeder Grundlage. Im Unterschied zur Rechtslage etwa in den Niederlanden gibt es im spezifisch deutschen Recht keine allgemeine Zertifizierung oder Prüfung. Da jeder Auftrag für sich betrachtet wird, bestimmt der Auftraggeber im Wesentlichen selbst das Vorliegen der Bedingungen mit, etwa, ob er versucht, Vorschriften zu machen, die der freien Zeiteinteilung zuwiderlaufen. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass das Vorliegen einer Scheinselbständigkeit in einem Fall keineswegs die Selbständigkeit des Betreffenden komplett negiert.
Rechtsfragen
Durch den Arbeitsvertrag wird der Arbeitnehmer im Dienste eines anderen gemäß § 611a BGB zur Arbeitsleistung weisungsgebundener, fremdbestimmter Arbeit in persönlicher Abhängigkeit verpflichtet. Das Weisungsrecht kann Inhalt, Durchführung, Zeit und Ort der Tätigkeit betreffen. Weisungsgebunden ist, wer nicht im Wesentlichen frei seine Tätigkeit gestalten und seine Arbeitszeit bestimmen kann. Der Grad der persönlichen Abhängigkeit hängt dabei auch von der Eigenart der jeweiligen Tätigkeit ab. Für die Feststellung, ob ein Arbeitsvertrag vorliegt, ist eine Gesamtbetrachtung aller Umstände vorzunehmen. Zeigt die tatsächliche Durchführung des Vertragsverhältnisses, dass es sich um ein Arbeitsverhältnis handelt, kommt es auf die Bezeichnung im Vertrag nicht an.
Betroffen sind drei weitgehend unabhängige Rechtsgebiete: das Sozialversicherungsrecht, das Arbeitsrecht und das Steuerrecht. Die größte Rolle, insbesondere im Zusammenhang mit Statusfeststellungsverfahren oder Prüfungen zur Sozialversicherung, spielt dabei das Sozialrecht. Insbesondere folgt aus der Feststellung der Scheinselbständigkeit im Sozialrecht, also der Verpflichtung zu Sozialversicherungszahlungen (für beide Parteien), etwa nicht direkt ein Arbeitsverhältnis im Sinne des Arbeitsrechts.
Sozialversicherungsrecht
§ 7 Abs. 1 SGB IV definiert Beschäftigung als die nichtselbständige Arbeit, insbesondere in einem Arbeitsverhältnis. Anhaltspunkte für eine Beschäftigung sind eine Tätigkeit nach Weisungen und eine Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Weisungsgebers. Eine Beschäftigung im sozialversicherungsrechtlichen Sinne ist gemäß § 7 Abs. 1 SGB IV definiert als nichtselbständige Arbeit, insbesondere in einem Arbeitsverhältnis. Aus dem Hinweis „insbesondere in einem Arbeitsverhältnis“ kann geschlossen werden, dass es sich immer dann um ein Beschäftigungsverhältnis handelt, wenn ein wirksames Arbeitsverhältnis begründet worden ist. Entscheidendes Merkmal, das die Arbeit zur Beschäftigung im Sinne der Sozialversicherung macht, ist die Nichtselbständigkeit. Dieses Merkmal ist allerdings nicht näher definiert, sondern durch die umfangreiche Rechtsprechung des BSG zur Frage des Vorliegens einer Beschäftigung durch andere Merkmale konkretisiert.
Das charakteristische Hauptmerkmal der Nichtselbständigkeit ist die persönliche Abhängigkeit. Das BSG geht bei der Begründung des Status eines Beschäftigten vom Hauptmerkmal der persönlichen Abhängigkeit des Arbeitnehmers gegenüber dem Arbeitgeber aus, wobei praktisch die persönliche Abhängigkeit synonym mit der Nichtselbständigkeit verwendet wird. Dabei sind nach Auffassung des BSG alle Umstände des Einzelfalles zu berücksichtigen. Maßgebend ist stets das Gesamtbild der jeweiligen Arbeitsleistung unter Berücksichtigung der Verkehrsanschauung. Fehlende Selbständigkeit ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass es keine Verfügungsmöglichkeit über die eigene Arbeitskraft gibt oder die Fremdbestimmtheit der Tätigkeit das Beschäftigungsverhältnis kennzeichnet. Es gibt keine eigene Betriebsstätte und keine im Wesentlichen frei gestaltete Arbeitstätigkeit. Jemand trägt kein Unternehmerrisiko oder ist in einen Betrieb eingegliedert. Unter einem Betrieb ist jede – und nicht nur eine gewerbliche – Arbeitsorganisation zu verstehen, z. B. das Vorhandensein eines Vorgesetzten, der das Arbeitsverfahren regelt. Liegt eine Bindung des Auftragnehmers an nur eine Vertragspartei (Ausschließlichkeitsbindung) vor oder die Arbeitsleistungen werden ausschließlich im Namen und auf Rechnung des Auftraggebers erbracht, liegen eher arbeitnehmerähnliche Verhältnisse vor. Das gilt auch, wenn sich der Auftragnehmer einem umfangreichen Vertragswerk des Auftraggebers ohne eigenen Gestaltungsspielraum unterwerfen muss oder Auftrags- und Überwachungssysteme so ausgestaltet sind, dass eine laufende Kontrolle (z. B. über ein Betriebs-Funksystem) für den Auftraggeber jederzeit möglich ist.
Rechtsentwicklung
Ab 1999 bis zur Gesetzesnovelle des Sozialgesetzbuches 2003 wurde Scheinselbständigkeit nach § 7 Abs. 4 SGB IV vermutet, wenn mindestens drei der folgenden fünf Kriterien erfüllt waren:
- im Wesentlichen und auf Dauer – rund fünf Sechstel des Umsatzes – wird für einen Auftraggeber gehandelt
- der Selbständige beschäftigt keine sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiter
- der Auftraggeber lässt entsprechende Tätigkeiten regelmäßig durch seine nichtselbständigen Arbeitnehmer verrichten
- der Selbständige lässt keine unternehmertypischen Merkmale erkennen
- die Tätigkeit entspricht ihrem äußeren Erscheinungsbild nach der Tätigkeit, die vorher für denselben Auftraggeber in einem Beschäftigungsverhältnis ausgeübt wurde.
Ab 2003 besagte § 7 Absatz 4 SGB IV lediglich, dass Personen, die Gründerzuschuss nach § 421 Abs. 1 SGB III beantragt haben, für die Dauer ihrer Förderung widerlegbar als Selbständige beurteilt werden. Mit Wirkung vom 1. Juli 2009 wurde Absatz 4 ersatzlos gestrichen.
Der 12. Senat des Bundessozialgerichts (BSG) hat im März 2017 die Höhe des Honorars von Selbständigen relativ zum Verdienst von Angestellten als neues Kriterium eingeführt. Die Honorarhöhe sei demnach ein „gewichtiges“ Kriterium / Indiz für eine echte Selbständigkeit (im konkreten Fall waren dies 40 Euro bis 41,50 Euro je Betreuungsstunde). Allerdings handelt es sich auch bei der Honorarhöhe nur um einen bei der Gesamtwürdigung zu berücksichtigenden Anhaltspunkt, weshalb weder an die Vergleichbarkeit der betrachteten Tätigkeiten noch an den Vergleich der hieraus jeweils erzielten Entgelte beziehungsweise Honorare überspannte Anforderungen gestellt werden dürfen.
Das Bundessozialgericht präzisierte auch seine Rechtsprechung zur Weisungsbindung. Hierfür seien Weisungen von erheblichem Gewicht erforderlich. Gelegentliche Weisungen sowie die ohnehin irrelevanten fachbezogenen Weisungen können die Selbständigkeit nicht gefährden.
Auch die Vereinbarung eines festen Stundenhonorars spräche nicht zwingend für eine abhängige Beschäftigung, wenn es um reine Dienstleistungen geht und aufgrund der Eigenheiten der zu erbringenden Leistung ein erfolgsabhängiges Entgelt regelmäßig ausscheide.
Abgrenzungen
Selbständigkeit setzt voraus, dass es sich weder um „arbeitnehmerähnliche Personen“ (etwa § 92a HGB; Einfirmen-Handelsvertreter) oder des § 12a TVG (freie Mitarbeiter für Rundfunk- und Fernsehanstalten, die wirtschaftlich abhängig und vergleichbar einem Arbeitnehmer sozial schutzbedürftig sind) noch um Heimarbeiter oder Hausgewerbetreibende (§ 2 HAG) handelt. Bei freien Mitarbeitern handelt es sich um beruflich selbständige Personen mit einem Dienstvertrag im Sinne des § 611 BGB. Auf sie finden die Regeln des Arbeitsrechts keine Anwendung. Freiberufler üben selbständig eine wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische, unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit aus, wozu beispielsweise die selbständige Berufstätigkeit der Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Rechtsanwälte, Notare, Patentanwälte, Vermessungsingenieure, Ingenieure, Architekten, Handelschemiker, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, beratenden Volks- und Betriebswirte, vereidigten Buchprüfer, Steuerbevollmächtigten, Heilpraktiker, Dentisten, Krankengymnasten, Journalisten, Bildberichterstatter, Dolmetscher, Übersetzer, Lotsen und ähnlicher Berufe gehören (§ 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG).
Unternehmer kann auch sein, wer keine Arbeitnehmer hat (etwa ein Handelsvertreter); Arbeitgeber kann jemand sein, ohne Unternehmer zu sein (ein Rentner beschäftigt Hauspersonal). Der niedergelassene Arzt ist zwar selbständig, aber kein Unternehmer, weil die Ausübung der Heilkunde nicht als Gewerbe gilt (§ 6 GewO), wohl aber Arbeitgeber von Arzthelferinnen. Im Normalfall ist der Arbeitgeber jedoch zugleich der Unternehmensträger und ist das Arbeitsrecht gleichsam Innenrecht des Unternehmens.
Die Abgrenzung zum Arbeitnehmer hat seit jeher den Gesetzgeber, die Fachliteratur und die Rechtsprechung befasst. Diese beschäftigen sich unter anderem mit der Rechtsfrage, ob jemand durch das Direktionsrecht den Weisungen eines anderen unterliegt oder nicht (Arbeitsrecht) oder ob er Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit oder Einkünfte aus selbständiger Arbeit erzielt (Steuerrecht).
Arbeitnehmer ist, wer aufgrund eines privatrechtlichen Arbeitsvertrages im Dienste eines anderen zur Leistung weisungsgebundener, fremd bestimmter Arbeit in persönlicher Abhängigkeit verpflichtet ist und in eine fremde Arbeitsorganisation eingegliedert ist. Ob ein Werkvertrag, ein Dienst- oder ein Arbeitsverhältnis besteht, zeigt der wirkliche Geschäftsinhalt. Zwingende gesetzliche Regelungen für Arbeitsverhältnisse können nicht dadurch abbedungen werden, dass Vertragsparteien ihrem Arbeitsverhältnis eine andere Bezeichnung geben; ein abhängig beschäftigter Arbeitnehmer wird nicht durch Auferlegung einer Erfolgsgarantie zum Werkunternehmer. Widersprechen sich Vereinbarung und tatsächliche Durchführung, ist letztere maßgebend.
Kriterien
Die Bundesgerichte, vor allem das Bundesarbeitsgericht (BAG) und das Bundessozialgericht (BSG) haben Kriterien erarbeitet, anhand derer die Scheinselbständigkeit beurteilt werden kann. Indizien für selbständige Tätigkeit sind:
- Erbringung von Leistungen im eigenen Namen und auf eigene Rechnung.
- Erbringung von vorher definierten Werkleistungen zum Festpreis und Bezahlung nach Abnahme des mangelfreien Werkes gegen Rechnung.
- Auftragsbezogenes Angebot in Textform (welche Leistung in welchem Zeitrahmen zu welchem Preis) und Annahme des Angebots (etwa auf der Grundlage eines schriftlichen Rahmenvertrages).
- Eigenes Haftungsrisiko für die erbrachte Dienstleistung oder das erstellte Werk und zur Absicherung dieses Risikos abgeschlossene Versicherungen. Das Risiko der Schlechtleistung trägt grundsätzlich der Arbeitgeber.
- Eigenständige Preiskalkulation über Einkaufs- und Verkaufspreise und Wareneinkauf.
- Einstellung von eigenem Personal.
- Ein relativ hohes Honorar ermöglicht einer Honorarkraft die Eigenvorsorge.
- Eigene Geschäftsräume.
- Einsatz von Eigenkapital und eigener Arbeitsmittel.
- Freie Gestaltung von Arbeitsorganisation, Arbeitsablauf und Arbeitszeit.
- Keine Abstimmung und Bezahlung von Urlaub und keine Krankmeldung und Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall.
- Eigene Kundenakquisition.
- Eigene Werbung und Auftreten als Selbständiger in der Geschäftswelt (eigener Geschäftsbrief, Annoncen, Gewerbeanmeldung).
Je mehr jemand selbständig und unabhängig von Dritten arbeitet, umso eher liegt Selbständigkeit vor.
Die in Deutschland geltenden gesetzlichen Regelungen wurden mehrfach überarbeitet. Nachdem 1999 zunächst anhand einzelner konkreter Umstände eine Einstufung vorgenommen wurde, ist nunmehr lediglich in § 7 Abs. 1 Satz 2 SGB IV geregelt: „Anhaltspunkte für eine Beschäftigung sind eine Tätigkeit nach Weisungen und eine Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Weisungsgebers.“ Wichtig zum Verständnis ist der Begriff Anhaltspunkte. Der Selbständige wird in einer umfassenden Gesamtschau bzw. Gesamtabwägung beurteilt, für die laut Bundessozialgericht folgendes nötig ist: „Eine rechtmäßige Gesamtabwägung setzt nämlich voraus, dass alle nach Lage des Einzelfalls wesentlichen Indizien festgestellt, in ihrer Tragweite zutreffend erkannt und gewichtet, in die Gesamtschau mit diesem Gewicht eingestellt und dann nachvollziehbar gegeneinander abgewogen werden.“ Zu diesen Kriterien zählen daher nach wie vor auch die Arbeitszeitgestaltung, die Möglichkeit, die vereinbarte Leistung auch durch Dritte erbringen zu lassen, und der gesamtunternehmerische Auftritt. Damit ist auch die Zahl der Auftraggeber relevant, auch wenn diese kein direktes Kriterium (mehr) ist. Das Gleiche gilt für Akquiseverhalten, Marktauftritt sowie unternehmerisches Risiko.
Rentenversicherungspflichtige Selbständige
Auch wenn ein Beschäftigter nicht scheinselbständig ist, kann er gleichwohl rentenversicherungspflichtig sein. Dies ist in § 2 Satz 1 Nr. 9 SGB VI geregelt. Neben einer Aufzählung von rentenversicherungspflichtigen (weil als besonders schutzwürdig eingeordneten) Berufen wie etwa Lehrer, Künstler und Pflegepersonen wird dort unter 9. der umgangssprachlich so bezeichnete arbeitnehmerähnliche Selbständige definiert, aber nicht wörtlich so genannt.
Kontrollen und Strafbarkeit
Der Gesetzgeber ist seit langer Zeit bemüht, Scheinselbständigkeit zu bekämpfen. Im Zuge dessen hat er im Jahre 2004 mit § 1 Abs. 2 Nr. 1 Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz (SchwarzArbG) die Scheinselbständigkeit als einen Fall der Schwarzarbeit definiert. Zuständig für die Aufdeckung unrechtmäßiger Arbeitsverhältnisse ist die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) der Hauptzollämter.
In aller Regel liegt auch ein Verstoß gegen § 266a Abs. 1 StGB vor, weil die Arbeitnehmeranteile vorenthalten wurden.
Rechtsfolgen
Ein Scheinselbständiger wird als Arbeitnehmer eingestuft. Für diesen gilt das Arbeitsrecht (Kündigungsschutz, Urlaub, Arbeitgeberanteile), Steuerrecht (Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit) oder Sozialrecht.
Sozialversicherungsrechtlich gelten Scheinselbständige als Beschäftigte, so dass für sie Beiträge zur Sozialversicherung (Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung) zu entrichten sind. Bei der Berechnung der Beiträge des Unternehmers zur Gesetzlichen Unfallversicherung ist der Aufwand für Scheinselbständige bei der Lohnsumme einzustellen. Hierbei kann der Arbeitgeber (mit Ausnahme der zurückliegenden drei Monate) rückwirkend für bis zu 30 Jahre (bei vorsätzlicher Hinterziehung) zur Zahlung des Arbeitgeber- und Arbeitnehmeranteils verpflichtet werden. Der Arbeitnehmer haftet maximal drei Monate. Überwiegend wird deshalb auch ein Rückgriffsanspruch des Arbeitgebers gegen den Arbeitnehmer für weiter zurückliegende Zeiträume verneint, selbst wenn feststeht, dass beide vorsätzlich handelten.
Vor der Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung Bund können die Beteiligten eine Klärung der Statusfrage erreichen (Statusfeststellungsverfahren: Optionales Anfrageverfahren nach § 7a Abs. 1 Satz 1 SGB IV). Das Anfrageverfahren ist jedoch nur möglich, wenn die Deutsche Rentenversicherung im Zeitpunkt der Antragstellung selbst noch kein Verfahren eingeleitet hat. Auch beim Statusverfahren wird auf die Gesamtsituation abgestellt.
Um die steuerliche Situation vorab klären zu lassen, kann beim zuständigen Finanzamt eine Lohnsteuer-Anrufungsauskunft nach § 42e EStG beantragt werden.
Wenn der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer gemeinsam zusammenwirken, um ein Arbeitsverhältnis in einen Werkvertrag umzuformulieren, kann der Arbeitgeber die Umsatzsteuer, die der Arbeitnehmer zu Unrecht in seinen Ausgangsrechnungen ausgewiesen hat, nicht als Vorsteuer abziehen. Es wird gemeinschaftlich Lohnsteuer hinterzogen, wenn das Arbeitsverhältnis nur auf dem Papier zum Werkvertrag umgestaltet wird.
Wer sich selbst erfolgreich in einen Arbeitsvertrag klagt, erreicht, dass der Arbeitgeber künftig die Hälfte der Beiträge zur Sozialversicherung tragen muss und für die Vergangenheit Pflichtversicherung in der Sozialversicherung rückwirkend entsteht. Die Beiträge hierfür muss der Arbeitgeber in voller Höhe allein aufbringen, also einschließlich des Arbeitnehmeranteils (§ 28e, § 28g SGB IV). War der Arbeitnehmer freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert, so werden ihm diese Beiträge erstattet.
Die verschiedenen Interpretationen im Arbeits- und Sozialrecht können zu der schwer erklärbaren Rechtssituation in Deutschland führen, dass ein Einklagen in Arbeitsverhältnisse für diejenigen, die dies wünschen, mit hohem Rechtsrisiko verbunden ist (zum Beispiel auch bei öffentlichen Auftraggebern) während umgekehrt Selbständige zur Aufgabe ihrer frei gewählten Existenz gezwungen werden. Inwieweit hier, insbesondere bei Grenzfällen wie arbeitnehmerähnlichen Selbständigen, Grundrechte wie die Vertragsautonomie ausreichend gewürdigt werden, kann im Einzelfall hinterfragt werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Schutzbedürftigkeit der Betroffenen sowie geleistete Einzahlungen in vorhandene Sozialversicherungssysteme nicht ausreichend vor einer Einschränkung der Vertragsfreiheit geprüft werden.
Große Aufmerksamkeit erhielt das sogenannte „“ des Bundessozialgerichts vom 28. Juni 2022 (AZ: B 12 R 3/20 R), wonach typischerweise die in „freiberuflicher Unterrichtstätigkeit“ beschäftigten Honorarkräfte an Musikschulen als scheinselbständig einzustufen sind und deshalb fest angestellt werden müssen.
International
In Österreich wird Scheinselbständigkeit unterstellt, wenn jemand im erwerbsfähigen Alter als selbständig tätiger Unternehmer auftritt, obwohl er eine Arbeit verrichtet, die der eines abhängig beschäftigten Arbeitnehmers gleich kommt. Dabei wird stets die Art der verrichteten Tätigkeit als Kriterium zur Einschätzung herangezogen, insbesondere das Weisungsrecht. Die Behörden unterstellen mit dem Vorwurf einer Scheinselbständigkeit, dass ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis umgangen werden soll, um steuerliche Abgaben und Sozialversicherungsbeiträge zu sparen. Auch ein Umgehen beispielsweise des Kündigungsschutzes auf Seiten der Auftraggeber wird hier automatisch unterstellt. Scheinselbständigkeit liegt vor, wenn jemand nach Vertrag zwar selbständige Dienst- oder Werksleistungen für ein fremdes Unternehmen erbringt, tatsächlich aber wie in einem Arbeitsverhältnis arbeitet. Der Unterschied zu einem angestellten Arbeitnehmer liegt vor allem darin, dass keine Sozialversicherungsbeiträge und Lohnsteuer bezahlt werden und die Rechte wie Kündigungsschutz und Urlaubsanspruch entfallen. Der Unterschied zu einem Selbständigen ergeben sich durch das Wegfallen typischen unternehmerischen Handelns wie die Erbringung von Leistungen im eigenen Namen und auf eigene Rechnung, Kundenakquise, Marketingmaßnahmen, freie Zeiteinteilung, Einsatz von Kapital und Mitarbeitern.
Jedenfalls bedeute das „Zwischenparken“ beim AMS Kosten auf die Allgemeinheit „abzuwälzen“ und sei aus Sicht der Arbeiterkammer 2024 kein saisonales Phänomen. Erforderlich sei hingegen in der Arbeitslosenversicherung.
Das Schweizer Recht unterscheidet zwischen selbständiger und unselbständiger Tätigkeit. Bei der selbständigen Tätigkeit führt die arbeitende Person einen eigenen Betrieb, trägt das Unternehmerrisiko vollumfänglich und kümmert sich insbesondere selber um die Sozialversicherungen. Für ihre Tätigkeit erhält sie keinen Lohn, sondern den Gewinn aus ihrer Tätigkeit. Aus Sicht der Alters- und Hinterlassenenversicherung treten Selbständigerwerbende am Markt unter eigenem Namen auf, arbeiten auf eigene Rechnung und tragen somit das wirtschaftliche Risiko selber. Zudem organisieren sie ihre Arbeit frei und unabhängig, sodass sie die Art und Weise der Arbeitsbedingungen, insbesondere die Arbeitszeiten, frei bestimmen können. Sie sind nicht weisungsgebunden wie es ein regulärer Arbeitnehmer wäre.
Eine Volksabstimmung in Kalifornien 2020 bestätigte die Grundlage von Uber und Lyft, wonach deren Angestellte weiterhin nicht als Angestellte gelten, sondern als selbständige Einzelunternehmer. (Der Abstimmung vorausgegangen war eine 205 Millionen US$ schwere Kampagne mit 19 PR-Firmen.)
Siehe auch
- Tarifflucht
Literatur
- Horst Henrici: Der rechtliche Schutz für Scheinselbständige. Verlag Dr. H. H. Driesen, Taunusstein 2002, ISBN 3-936328-02-1 (zugl.: Bremen, Universität, Dissertation, 2001).
- Gregor Thüsing (Hrsg.): Scheinselbständigkeit im internationalen Vergleich. Peter-Lang-Verlag, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-631-60796-1.
- Simon Gerber: Die Scheinselbständigkeit im Rahmen des Einzelarbeitsvertrages. Motive – Abgrenzung – Erscheinungsformen – Rechtsfolgen. Haupt, Bern 2002, ISBN 3-258-06619-1.
- Ulrike Exner: Konsequenzen der Verkennung des arbeitsrechtlichen Status – Die Behandlung der Rechtsformverfehlung in arbeitsrechtlicher und sozialrechtlicher Sicht. Dissertation. Universität Hannover, 2005, ISBN 3-8325-1112-1.
- Wolfgang Heidl: Scheinselbständigkeit. In: NWB. 17/2013, S. 1323 ff.
- Denis Lanzinner: Scheinselbständigkeit als Straftat. Duncker & Humblot, Berlin 2014, ISBN 978-3428143771.
Weblinks
- IHK Frankfurt am Main zum Thema Scheinselbständigkeit
- Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz
- Faire Arbeit e. V. tabellarische Aufstellung von Gerichtsentscheidungen zur Scheinselbstständigkeit (am Ende des Textes), 2020
- Andread Kössel, Scheinselbständigkeit erkennen und vermeiden, Deutscher Anwaltsspiegel vom 19. Februar 2025
Einzelnachweise
- Tina Groll: Junge Arbeitnehmer: Der prekäre Jobeinstieg wird Normalität. In: Zeit Online. 5. Juli 2012, abgerufen am 14. März 2016.
- DGB, Die Rechtsfrage 5/2015, Werkverträge: Welche Rechte haben die Beschäftigten?
- BSG, Urteil vom 1. Dezember 1977, Az.: 12/3/12 RK 39/74
- BSG, Urteil vom 31. Mai 1978, Az.: 12 RK 25/77
- BSG, Urteil vom 30. November 1978, Az.: 12 RK 33/76
- BSG, Urteil vom 29. März 1962, Az.: 3 RK 74/57
- Gesetz zur Förderung der Selbständigkeit vom 20. Dezember 1999 (BGBl. 2000 I S. 2), durch das auch Abs. 1, S. 2 eingefügt wurde. Abs. 4 ursprünglich eingefügt durch das Gesetz zu Korrekturen in der Sozialversicherung und zur Sicherung der Arbeitnehmerrechte vom 19. Dezember 1998 (BGBl. I S. 3843)
- Zweites Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt vom 23. Dezember 2002 (BGBl. I S. 4621)
- Gesetz zur Änderung des Vierten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze vom 19. Dezember 2007 (BGBl. I S. 3024)
- BSG, Urteil vom 31. März 2017, Az.: B 12 R 7/15 R
- Scheinselbständigkeit: Bundessozialgericht bewertet Honorarhöhe als Kriteriums für Selbständigkeit in Informatik Aktuell, ISIN 2511-7564. Abgerufen am 25. April 2017.
- BAG, Urteil vom 11. August 2015, Az.: 9 AZR 98/14
- Hermann Reichold, Arbeitsrecht, 2. Auflage, Beck, München 2006, § 2 Rn. 5, ISBN 3-406-53869-X
- BAG, Urteil vom 25. September 2013, Az.: 10 AZR 282/12 = BAG NZA 2013, 1348
- BAG, Urteil vom 25. September 2013, Az.: 10 AZR 282/12
- BAG, Urteil vom 29. August 2012, Az.: 10 AZR 499/11 = BAGE 143, 77
- BAGE 141, 299
- BAG, Urteil vom 15. März 1960, Az.: 1 AZR 301/57
- BSG, Urteil vom 31. März 2017, Az.: B 12 R 7/15 R
- BSG, Urteil vom 25. April 2012, Az.: B 12 KR 14/10 R
- Scheinselbständigkeit.de über arbeitnehmerähnliche Selbständige
- vgl. BGH, Urteil des 1. Strafsenats vom 8. März 2023 - 1 StR 188/22
- Wolf J. Reuter, Auf der Geisterbahn der Scheinselbständigkeit: Jetzt hat es die Rechtsanwälte erwischt, Deutscher AnwaltSpiegel vom 21. Juni 2023
- Statusfeststellungsverfahren. Deutsche Rentenversicherung, abgerufen am 24. Juli 2019.
- Anrufungsauskunft nach § 42e EStG. In: BMF-Schreiben. Bundesministerium der Finanzen, 12. Dezember 2017, abgerufen am 24. Juli 2019.
- Bundestag soll 1,45 Millionen Euro nachzahlen. In: sueddeutsche.de. 7. Oktober 2014, abgerufen am 21. April 2018.
- Herrenberg-Urteil: Was bedeutet es für die Musikschulen?, ndr.de vom 24. Oktober 2024.
- : Kündigung auf Zeit: Debatte über „Zwischenparken“ beim AMS. orf.at, 11. März 2024, abgerufen am 3. Mai 2024.
- Zwischenparken von Beschäftigten kostet Millionen. Abgerufen am 3. Mai 2024.
- https://jacobinmag.com/2020/11/proposition-22-california-uber-lyft-gig-employee/
Autor: www.NiNa.Az
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Die Scheinselbstandigkeit erweckt auf dem Arbeitsmarkt den Rechtsschein der Selbstandigkeit obwohl tatsachlich ein Arbeitsverhaltnis besteht AllgemeinesOb jemand Arbeitnehmer arbeitnehmerahnliche Person Freiberufler freier Mitarbeiter Selbstandiger Scheinselbstandiger oder Unternehmer ist hat fur ihn und seinen Auftraggeber Arbeitgeber erhebliche Rechtsfolgen Diese betreffen das Arbeitsrecht Sozialrecht Sozialversicherungsrecht und Steuerrecht Neue Arbeitsformen ermoglichen die Wahrnehmung von rechtlichen Gestaltungsmoglichkeiten wie etwa die Entwicklung der plattformbasierten Arbeit beispielsweise in der Gig Economy in der kleine Auftrage kurzfristig an Freelancer vergeben werden so beispielsweise beim Lieferdienst Takeaway com und deren Tochtergesellschaft Lieferando in Deutschland oder bei Fahrdiensten wie Uber und MyTaxi Sie konnen ebenfalls zur Scheinselbstandigkeit beitragen Da aus der Feststellung einer abhangigen Beschaftigung unter anderem zusatzliche Abgaben insbesondere die Arbeitgeberbeitrage folgen gilt heute die Scheinselbstandigkeit dem deutschen Gesetzgeber als eine Form der Schwarzarbeit Da die zugrundeliegenden Rechtsbegriffe sehr unscharf sind und von Seiten der Sozialversicherungstrager und Gerichte unterschiedlich ausgelegt werden kann der sozialversicherungsrechtliche Status bei Beginn des Vertragsverhaltnisses in einem Statusfeststellungsverfahren geklart werden Wahrend der Begriff der Scheinselbstandigkeit aus der politischen Debatte abseits der Betroffenen zunehmend verschwindet ist er durch einen anderen Begriff ersetzt worden Seit etwa 2012 findet der Begriff Werkvertrag bzw Missbrauch von Werkvertragen in Deutschland zunehmend Verwendung in der politischen Debatte und war auch Bestandteil des Koalitionsvertrages 2013 zwischen CDU CSU und SPD Im Fokus steht dabei primar die Verlagerung ehemaliger Kerntatigkeiten eines Betriebes zu anderen Betrieben einschliesslich massenweiser Verlagerung ehemaliger Arbeitnehmer in diese Werkvertragsbetriebe Offentliche MeinungDie offentliche Wahrnehmung der Scheinselbstandigkeit auch in der Politik unterscheidet sich deutlich von der Rechtslage In der offentlichen Wahrnehmung gibt es vor allem folgende Kriterien die zur Scheinselbstandigkeit genannt werden nur ein Auftraggeber uber einen langeren Zeitraum kein Angestellter Solo Selbstandig bzw Solo Entrepreneur arbeitet primar in den Raumen des Auftraggebers und zahlt keine gesetzlichen Sozialbeitrage sondern in private Sicherungssysteme ein Bis heute ist es rechtlich allerdings zumindest im Prinzip irrelevant ob der Selbstandige einen Tag oder drei Jahrzehnte fur einen Auftraggeber tatig ist Sind die ersten beiden Kriterien dauerhaft erfullt wird der Selbstandige in Deutschland lediglich rentenversicherungspflichtig kann aber nach Gesetz legal selbstandig sein Ob er hingegen scheinselbstandig ist entscheidet sich davon weitgehend unabhangig an weiteren Kriterien z B der Prufung der Weisungsunabhangigkeit oder freier Orts und Zeiteinteilung Die Arbeit in den Raumen des Auftraggebers wird dabei berucksichtigt jedoch nur geringfugig Dies fuhrt dazu dass auch vermeintlich Selbstandige auf die obige Kriterien nicht zutreffen als scheinselbstandig eingeordnet werden konnen So wird von der Deutschen Rentenversicherung Bund die Anzahl der Auftraggeber quasi als irrelevant erachtet und jedes einzelne Auftragsverhaltnis unabhangig gepruft wiewohl dies sowohl dem allgemeinen Rechtsverstandnis wie auch fruheren Gesetzesfestlegungen widerspricht Begrundet wird dies damit dass auch Arbeitnehmer mehrere Anstellungsverhaltnisse haben konnen Im Unterschied zur offentlichen Annahme ist die Feststellung einer abhangigen Beschaftigung keine Eigenschaft des Selbstandigen sondern eine Eigenschaft der Umstande die der Auftraggeber in der konkreten Beauftragung schafft Der Wunsch an einen zu beauftragenden Selbstandigen er moge bitte Nachweise erbringen dass er nicht scheinselbstandig sei entbehrt damit jeder Grundlage Im Unterschied zur Rechtslage etwa in den Niederlanden gibt es im spezifisch deutschen Recht keine allgemeine Zertifizierung oder Prufung Da jeder Auftrag fur sich betrachtet wird bestimmt der Auftraggeber im Wesentlichen selbst das Vorliegen der Bedingungen mit etwa ob er versucht Vorschriften zu machen die der freien Zeiteinteilung zuwiderlaufen Dies bedeutet im Umkehrschluss dass das Vorliegen einer Scheinselbstandigkeit in einem Fall keineswegs die Selbstandigkeit des Betreffenden komplett negiert RechtsfragenDieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar Bitte hilf uns dabei die Situation in anderen Staaten zu schildern Durch den Arbeitsvertrag wird der Arbeitnehmer im Dienste eines anderen gemass 611a BGB zur Arbeitsleistung weisungsgebundener fremdbestimmter Arbeit in personlicher Abhangigkeit verpflichtet Das Weisungsrecht kann Inhalt Durchfuhrung Zeit und Ort der Tatigkeit betreffen Weisungsgebunden ist wer nicht im Wesentlichen frei seine Tatigkeit gestalten und seine Arbeitszeit bestimmen kann Der Grad der personlichen Abhangigkeit hangt dabei auch von der Eigenart der jeweiligen Tatigkeit ab Fur die Feststellung ob ein Arbeitsvertrag vorliegt ist eine Gesamtbetrachtung aller Umstande vorzunehmen Zeigt die tatsachliche Durchfuhrung des Vertragsverhaltnisses dass es sich um ein Arbeitsverhaltnis handelt kommt es auf die Bezeichnung im Vertrag nicht an Betroffen sind drei weitgehend unabhangige Rechtsgebiete das Sozialversicherungsrecht das Arbeitsrecht und das Steuerrecht Die grosste Rolle insbesondere im Zusammenhang mit Statusfeststellungsverfahren oder Prufungen zur Sozialversicherung spielt dabei das Sozialrecht Insbesondere folgt aus der Feststellung der Scheinselbstandigkeit im Sozialrecht also der Verpflichtung zu Sozialversicherungszahlungen fur beide Parteien etwa nicht direkt ein Arbeitsverhaltnis im Sinne des Arbeitsrechts Sozialversicherungsrecht 7 Abs 1 SGB IV definiert Beschaftigung als die nichtselbstandige Arbeit insbesondere in einem Arbeitsverhaltnis Anhaltspunkte fur eine Beschaftigung sind eine Tatigkeit nach Weisungen und eine Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Weisungsgebers Eine Beschaftigung im sozialversicherungsrechtlichen Sinne ist gemass 7 Abs 1 SGB IV definiert als nichtselbstandige Arbeit insbesondere in einem Arbeitsverhaltnis Aus dem Hinweis insbesondere in einem Arbeitsverhaltnis kann geschlossen werden dass es sich immer dann um ein Beschaftigungsverhaltnis handelt wenn ein wirksames Arbeitsverhaltnis begrundet worden ist Entscheidendes Merkmal das die Arbeit zur Beschaftigung im Sinne der Sozialversicherung macht ist die Nichtselbstandigkeit Dieses Merkmal ist allerdings nicht naher definiert sondern durch die umfangreiche Rechtsprechung des BSG zur Frage des Vorliegens einer Beschaftigung durch andere Merkmale konkretisiert Das charakteristische Hauptmerkmal der Nichtselbstandigkeit ist die personliche Abhangigkeit Das BSG geht bei der Begrundung des Status eines Beschaftigten vom Hauptmerkmal der personlichen Abhangigkeit des Arbeitnehmers gegenuber dem Arbeitgeber aus wobei praktisch die personliche Abhangigkeit synonym mit der Nichtselbstandigkeit verwendet wird Dabei sind nach Auffassung des BSG alle Umstande des Einzelfalles zu berucksichtigen Massgebend ist stets das Gesamtbild der jeweiligen Arbeitsleistung unter Berucksichtigung der Verkehrsanschauung Fehlende Selbstandigkeit ist vor allem dadurch gekennzeichnet dass es keine Verfugungsmoglichkeit uber die eigene Arbeitskraft gibt oder die Fremdbestimmtheit der Tatigkeit das Beschaftigungsverhaltnis kennzeichnet Es gibt keine eigene Betriebsstatte und keine im Wesentlichen frei gestaltete Arbeitstatigkeit Jemand tragt kein Unternehmerrisiko oder ist in einen Betrieb eingegliedert Unter einem Betrieb ist jede und nicht nur eine gewerbliche Arbeitsorganisation zu verstehen z B das Vorhandensein eines Vorgesetzten der das Arbeitsverfahren regelt Liegt eine Bindung des Auftragnehmers an nur eine Vertragspartei Ausschliesslichkeitsbindung vor oder die Arbeitsleistungen werden ausschliesslich im Namen und auf Rechnung des Auftraggebers erbracht liegen eher arbeitnehmerahnliche Verhaltnisse vor Das gilt auch wenn sich der Auftragnehmer einem umfangreichen Vertragswerk des Auftraggebers ohne eigenen Gestaltungsspielraum unterwerfen muss oder Auftrags und Uberwachungssysteme so ausgestaltet sind dass eine laufende Kontrolle z B uber ein Betriebs Funksystem fur den Auftraggeber jederzeit moglich ist Rechtsentwicklung Ab 1999 bis zur Gesetzesnovelle des Sozialgesetzbuches 2003 wurde Scheinselbstandigkeit nach 7 Abs 4 SGB IV vermutet wenn mindestens drei der folgenden funf Kriterien erfullt waren im Wesentlichen und auf Dauer rund funf Sechstel des Umsatzes wird fur einen Auftraggeber gehandelt der Selbstandige beschaftigt keine sozialversicherungspflichtigen Mitarbeiter der Auftraggeber lasst entsprechende Tatigkeiten regelmassig durch seine nichtselbstandigen Arbeitnehmer verrichten der Selbstandige lasst keine unternehmertypischen Merkmale erkennen die Tatigkeit entspricht ihrem ausseren Erscheinungsbild nach der Tatigkeit die vorher fur denselben Auftraggeber in einem Beschaftigungsverhaltnis ausgeubt wurde Ab 2003 besagte 7 Absatz 4 SGB IV lediglich dass Personen die Grunderzuschuss nach 421 Abs 1 SGB III beantragt haben fur die Dauer ihrer Forderung widerlegbar als Selbstandige beurteilt werden Mit Wirkung vom 1 Juli 2009 wurde Absatz 4 ersatzlos gestrichen Der 12 Senat des Bundessozialgerichts BSG hat im Marz 2017 die Hohe des Honorars von Selbstandigen relativ zum Verdienst von Angestellten als neues Kriterium eingefuhrt Die Honorarhohe sei demnach ein gewichtiges Kriterium Indiz fur eine echte Selbstandigkeit im konkreten Fall waren dies 40 Euro bis 41 50 Euro je Betreuungsstunde Allerdings handelt es sich auch bei der Honorarhohe nur um einen bei der Gesamtwurdigung zu berucksichtigenden Anhaltspunkt weshalb weder an die Vergleichbarkeit der betrachteten Tatigkeiten noch an den Vergleich der hieraus jeweils erzielten Entgelte beziehungsweise Honorare uberspannte Anforderungen gestellt werden durfen Das Bundessozialgericht prazisierte auch seine Rechtsprechung zur Weisungsbindung Hierfur seien Weisungen von erheblichem Gewicht erforderlich Gelegentliche Weisungen sowie die ohnehin irrelevanten fachbezogenen Weisungen konnen die Selbstandigkeit nicht gefahrden Auch die Vereinbarung eines festen Stundenhonorars sprache nicht zwingend fur eine abhangige Beschaftigung wenn es um reine Dienstleistungen geht und aufgrund der Eigenheiten der zu erbringenden Leistung ein erfolgsabhangiges Entgelt regelmassig ausscheide Abgrenzungen Selbstandigkeit setzt voraus dass es sich weder um arbeitnehmerahnliche Personen etwa 92a HGB Einfirmen Handelsvertreter oder des 12a TVG freie Mitarbeiter fur Rundfunk und Fernsehanstalten die wirtschaftlich abhangig und vergleichbar einem Arbeitnehmer sozial schutzbedurftig sind noch um Heimarbeiter oder Hausgewerbetreibende 2 HAG handelt Bei freien Mitarbeitern handelt es sich um beruflich selbstandige Personen mit einem Dienstvertrag im Sinne des 611 BGB Auf sie finden die Regeln des Arbeitsrechts keine Anwendung Freiberufler uben selbstandig eine wissenschaftliche kunstlerische schriftstellerische unterrichtende oder erzieherische Tatigkeit aus wozu beispielsweise die selbstandige Berufstatigkeit der Arzte Zahnarzte Tierarzte Rechtsanwalte Notare Patentanwalte Vermessungsingenieure Ingenieure Architekten Handelschemiker Wirtschaftsprufer Steuerberater beratenden Volks und Betriebswirte vereidigten Buchprufer Steuerbevollmachtigten Heilpraktiker Dentisten Krankengymnasten Journalisten Bildberichterstatter Dolmetscher Ubersetzer Lotsen und ahnlicher Berufe gehoren 18 Abs 1 Nr 1 EStG Unternehmer kann auch sein wer keine Arbeitnehmer hat etwa ein Handelsvertreter Arbeitgeber kann jemand sein ohne Unternehmer zu sein ein Rentner beschaftigt Hauspersonal Der niedergelassene Arzt ist zwar selbstandig aber kein Unternehmer weil die Ausubung der Heilkunde nicht als Gewerbe gilt 6 GewO wohl aber Arbeitgeber von Arzthelferinnen Im Normalfall ist der Arbeitgeber jedoch zugleich der Unternehmenstrager und ist das Arbeitsrecht gleichsam Innenrecht des Unternehmens Die Abgrenzung zum Arbeitnehmer hat seit jeher den Gesetzgeber die Fachliteratur und die Rechtsprechung befasst Diese beschaftigen sich unter anderem mit der Rechtsfrage ob jemand durch das Direktionsrecht den Weisungen eines anderen unterliegt oder nicht Arbeitsrecht oder ob er Einkunfte aus nichtselbstandiger Arbeit oder Einkunfte aus selbstandiger Arbeit erzielt Steuerrecht Arbeitnehmer ist wer aufgrund eines privatrechtlichen Arbeitsvertrages im Dienste eines anderen zur Leistung weisungsgebundener fremd bestimmter Arbeit in personlicher Abhangigkeit verpflichtet ist und in eine fremde Arbeitsorganisation eingegliedert ist Ob ein Werkvertrag ein Dienst oder ein Arbeitsverhaltnis besteht zeigt der wirkliche Geschaftsinhalt Zwingende gesetzliche Regelungen fur Arbeitsverhaltnisse konnen nicht dadurch abbedungen werden dass Vertragsparteien ihrem Arbeitsverhaltnis eine andere Bezeichnung geben ein abhangig beschaftigter Arbeitnehmer wird nicht durch Auferlegung einer Erfolgsgarantie zum Werkunternehmer Widersprechen sich Vereinbarung und tatsachliche Durchfuhrung ist letztere massgebend Kriterien Die Bundesgerichte vor allem das Bundesarbeitsgericht BAG und das Bundessozialgericht BSG haben Kriterien erarbeitet anhand derer die Scheinselbstandigkeit beurteilt werden kann Indizien fur selbstandige Tatigkeit sind Erbringung von Leistungen im eigenen Namen und auf eigene Rechnung Erbringung von vorher definierten Werkleistungen zum Festpreis und Bezahlung nach Abnahme des mangelfreien Werkes gegen Rechnung Auftragsbezogenes Angebot in Textform welche Leistung in welchem Zeitrahmen zu welchem Preis und Annahme des Angebots etwa auf der Grundlage eines schriftlichen Rahmenvertrages Eigenes Haftungsrisiko fur die erbrachte Dienstleistung oder das erstellte Werk und zur Absicherung dieses Risikos abgeschlossene Versicherungen Das Risiko der Schlechtleistung tragt grundsatzlich der Arbeitgeber Eigenstandige Preiskalkulation uber Einkaufs und Verkaufspreise und Wareneinkauf Einstellung von eigenem Personal Ein relativ hohes Honorar ermoglicht einer Honorarkraft die Eigenvorsorge Eigene Geschaftsraume Einsatz von Eigenkapital und eigener Arbeitsmittel Freie Gestaltung von Arbeitsorganisation Arbeitsablauf und Arbeitszeit Keine Abstimmung und Bezahlung von Urlaub und keine Krankmeldung und Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall Eigene Kundenakquisition Eigene Werbung und Auftreten als Selbstandiger in der Geschaftswelt eigener Geschaftsbrief Annoncen Gewerbeanmeldung Je mehr jemand selbstandig und unabhangig von Dritten arbeitet umso eher liegt Selbstandigkeit vor Die in Deutschland geltenden gesetzlichen Regelungen wurden mehrfach uberarbeitet Nachdem 1999 zunachst anhand einzelner konkreter Umstande eine Einstufung vorgenommen wurde ist nunmehr lediglich in 7 Abs 1 Satz 2 SGB IV geregelt Anhaltspunkte fur eine Beschaftigung sind eine Tatigkeit nach Weisungen und eine Eingliederung in die Arbeitsorganisation des Weisungsgebers Wichtig zum Verstandnis ist der Begriff Anhaltspunkte Der Selbstandige wird in einer umfassenden Gesamtschau bzw Gesamtabwagung beurteilt fur die laut Bundessozialgericht folgendes notig ist Eine rechtmassige Gesamtabwagung setzt namlich voraus dass alle nach Lage des Einzelfalls wesentlichen Indizien festgestellt in ihrer Tragweite zutreffend erkannt und gewichtet in die Gesamtschau mit diesem Gewicht eingestellt und dann nachvollziehbar gegeneinander abgewogen werden Zu diesen Kriterien zahlen daher nach wie vor auch die Arbeitszeitgestaltung die Moglichkeit die vereinbarte Leistung auch durch Dritte erbringen zu lassen und der gesamtunternehmerische Auftritt Damit ist auch die Zahl der Auftraggeber relevant auch wenn diese kein direktes Kriterium mehr ist Das Gleiche gilt fur Akquiseverhalten Marktauftritt sowie unternehmerisches Risiko Rentenversicherungspflichtige Selbstandige Hauptartikel Arbeitnehmerahnliche Person Auch wenn ein Beschaftigter nicht scheinselbstandig ist kann er gleichwohl rentenversicherungspflichtig sein Dies ist in 2 Satz 1 Nr 9 SGB VI geregelt Neben einer Aufzahlung von rentenversicherungspflichtigen weil als besonders schutzwurdig eingeordneten Berufen wie etwa Lehrer Kunstler und Pflegepersonen wird dort unter 9 der umgangssprachlich so bezeichnete arbeitnehmerahnliche Selbstandige definiert aber nicht wortlich so genannt Kontrollen und Strafbarkeit Der Gesetzgeber ist seit langer Zeit bemuht Scheinselbstandigkeit zu bekampfen Im Zuge dessen hat er im Jahre 2004 mit 1 Abs 2 Nr 1 Schwarzarbeitsbekampfungsgesetz SchwarzArbG die Scheinselbstandigkeit als einen Fall der Schwarzarbeit definiert Zustandig fur die Aufdeckung unrechtmassiger Arbeitsverhaltnisse ist die Finanzkontrolle Schwarzarbeit FKS der Hauptzollamter In aller Regel liegt auch ein Verstoss gegen 266a Abs 1 StGB vor weil die Arbeitnehmeranteile vorenthalten wurden RechtsfolgenEin Scheinselbstandiger wird als Arbeitnehmer eingestuft Fur diesen gilt das Arbeitsrecht Kundigungsschutz Urlaub Arbeitgeberanteile Steuerrecht Einkunfte aus nichtselbstandiger Arbeit oder Sozialrecht Sozialversicherungsrechtlich gelten Scheinselbstandige als Beschaftigte so dass fur sie Beitrage zur Sozialversicherung Kranken Renten Pflege und Arbeitslosenversicherung zu entrichten sind Bei der Berechnung der Beitrage des Unternehmers zur Gesetzlichen Unfallversicherung ist der Aufwand fur Scheinselbstandige bei der Lohnsumme einzustellen Hierbei kann der Arbeitgeber mit Ausnahme der zuruckliegenden drei Monate ruckwirkend fur bis zu 30 Jahre bei vorsatzlicher Hinterziehung zur Zahlung des Arbeitgeber und Arbeitnehmeranteils verpflichtet werden Der Arbeitnehmer haftet maximal drei Monate Uberwiegend wird deshalb auch ein Ruckgriffsanspruch des Arbeitgebers gegen den Arbeitnehmer fur weiter zuruckliegende Zeitraume verneint selbst wenn feststeht dass beide vorsatzlich handelten Vor der Clearingstelle der Deutschen Rentenversicherung Bund konnen die Beteiligten eine Klarung der Statusfrage erreichen Statusfeststellungsverfahren Optionales Anfrageverfahren nach 7a Abs 1 Satz 1 SGB IV Das Anfrageverfahren ist jedoch nur moglich wenn die Deutsche Rentenversicherung im Zeitpunkt der Antragstellung selbst noch kein Verfahren eingeleitet hat Auch beim Statusverfahren wird auf die Gesamtsituation abgestellt Um die steuerliche Situation vorab klaren zu lassen kann beim zustandigen Finanzamt eine Lohnsteuer Anrufungsauskunft nach 42e EStG beantragt werden Wenn der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer gemeinsam zusammenwirken um ein Arbeitsverhaltnis in einen Werkvertrag umzuformulieren kann der Arbeitgeber die Umsatzsteuer die der Arbeitnehmer zu Unrecht in seinen Ausgangsrechnungen ausgewiesen hat nicht als Vorsteuer abziehen Es wird gemeinschaftlich Lohnsteuer hinterzogen wenn das Arbeitsverhaltnis nur auf dem Papier zum Werkvertrag umgestaltet wird Wer sich selbst erfolgreich in einen Arbeitsvertrag klagt erreicht dass der Arbeitgeber kunftig die Halfte der Beitrage zur Sozialversicherung tragen muss und fur die Vergangenheit Pflichtversicherung in der Sozialversicherung ruckwirkend entsteht Die Beitrage hierfur muss der Arbeitgeber in voller Hohe allein aufbringen also einschliesslich des Arbeitnehmeranteils 28e 28g SGB IV War der Arbeitnehmer freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert so werden ihm diese Beitrage erstattet Die verschiedenen Interpretationen im Arbeits und Sozialrecht konnen zu der schwer erklarbaren Rechtssituation in Deutschland fuhren dass ein Einklagen in Arbeitsverhaltnisse fur diejenigen die dies wunschen mit hohem Rechtsrisiko verbunden ist zum Beispiel auch bei offentlichen Auftraggebern wahrend umgekehrt Selbstandige zur Aufgabe ihrer frei gewahlten Existenz gezwungen werden Inwieweit hier insbesondere bei Grenzfallen wie arbeitnehmerahnlichen Selbstandigen Grundrechte wie die Vertragsautonomie ausreichend gewurdigt werden kann im Einzelfall hinterfragt werden Dies gilt insbesondere dann wenn die Schutzbedurftigkeit der Betroffenen sowie geleistete Einzahlungen in vorhandene Sozialversicherungssysteme nicht ausreichend vor einer Einschrankung der Vertragsfreiheit gepruft werden Grosse Aufmerksamkeit erhielt das sogenannte des Bundessozialgerichts vom 28 Juni 2022 AZ B 12 R 3 20 R wonach typischerweise die in freiberuflicher Unterrichtstatigkeit beschaftigten Honorarkrafte an Musikschulen als scheinselbstandig einzustufen sind und deshalb fest angestellt werden mussen InternationalIn Osterreich wird Scheinselbstandigkeit unterstellt wenn jemand im erwerbsfahigen Alter als selbstandig tatiger Unternehmer auftritt obwohl er eine Arbeit verrichtet die der eines abhangig beschaftigten Arbeitnehmers gleich kommt Dabei wird stets die Art der verrichteten Tatigkeit als Kriterium zur Einschatzung herangezogen insbesondere das Weisungsrecht Die Behorden unterstellen mit dem Vorwurf einer Scheinselbstandigkeit dass ein abhangiges Beschaftigungsverhaltnis umgangen werden soll um steuerliche Abgaben und Sozialversicherungsbeitrage zu sparen Auch ein Umgehen beispielsweise des Kundigungsschutzes auf Seiten der Auftraggeber wird hier automatisch unterstellt Scheinselbstandigkeit liegt vor wenn jemand nach Vertrag zwar selbstandige Dienst oder Werksleistungen fur ein fremdes Unternehmen erbringt tatsachlich aber wie in einem Arbeitsverhaltnis arbeitet Der Unterschied zu einem angestellten Arbeitnehmer liegt vor allem darin dass keine Sozialversicherungsbeitrage und Lohnsteuer bezahlt werden und die Rechte wie Kundigungsschutz und Urlaubsanspruch entfallen Der Unterschied zu einem Selbstandigen ergeben sich durch das Wegfallen typischen unternehmerischen Handelns wie die Erbringung von Leistungen im eigenen Namen und auf eigene Rechnung Kundenakquise Marketingmassnahmen freie Zeiteinteilung Einsatz von Kapital und Mitarbeitern Jedenfalls bedeute das Zwischenparken beim AMS Kosten auf die Allgemeinheit abzuwalzen und sei aus Sicht der Arbeiterkammer 2024 kein saisonales Phanomen Erforderlich sei hingegen in der Arbeitslosenversicherung Das Schweizer Recht unterscheidet zwischen selbstandiger und unselbstandiger Tatigkeit Bei der selbstandigen Tatigkeit fuhrt die arbeitende Person einen eigenen Betrieb tragt das Unternehmerrisiko vollumfanglich und kummert sich insbesondere selber um die Sozialversicherungen Fur ihre Tatigkeit erhalt sie keinen Lohn sondern den Gewinn aus ihrer Tatigkeit Aus Sicht der Alters und Hinterlassenenversicherung treten Selbstandigerwerbende am Markt unter eigenem Namen auf arbeiten auf eigene Rechnung und tragen somit das wirtschaftliche Risiko selber Zudem organisieren sie ihre Arbeit frei und unabhangig sodass sie die Art und Weise der Arbeitsbedingungen insbesondere die Arbeitszeiten frei bestimmen konnen Sie sind nicht weisungsgebunden wie es ein regularer Arbeitnehmer ware Eine Volksabstimmung in Kalifornien 2020 bestatigte die Grundlage von Uber und Lyft wonach deren Angestellte weiterhin nicht als Angestellte gelten sondern als selbstandige Einzelunternehmer Der Abstimmung vorausgegangen war eine 205 Millionen US schwere Kampagne mit 19 PR Firmen Siehe auchTariffluchtLiteraturHorst Henrici Der rechtliche Schutz fur Scheinselbstandige Verlag Dr H H Driesen Taunusstein 2002 ISBN 3 936328 02 1 zugl Bremen Universitat Dissertation 2001 Gregor Thusing Hrsg Scheinselbstandigkeit im internationalen Vergleich Peter Lang Verlag Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 631 60796 1 Simon Gerber Die Scheinselbstandigkeit im Rahmen des Einzelarbeitsvertrages Motive Abgrenzung Erscheinungsformen Rechtsfolgen Haupt Bern 2002 ISBN 3 258 06619 1 Ulrike Exner Konsequenzen der Verkennung des arbeitsrechtlichen Status Die Behandlung der Rechtsformverfehlung in arbeitsrechtlicher und sozialrechtlicher Sicht Dissertation Universitat Hannover 2005 ISBN 3 8325 1112 1 Wolfgang Heidl Scheinselbstandigkeit In NWB 17 2013 S 1323 ff Denis Lanzinner Scheinselbstandigkeit als Straftat Duncker amp Humblot Berlin 2014 ISBN 978 3428143771 WeblinksIHK Frankfurt am Main zum Thema Scheinselbstandigkeit Schwarzarbeitsbekampfungsgesetz Faire Arbeit e V tabellarische Aufstellung von Gerichtsentscheidungen zur Scheinselbststandigkeit am Ende des Textes 2020 Andread Kossel Scheinselbstandigkeit erkennen und vermeiden Deutscher Anwaltsspiegel vom 19 Februar 2025EinzelnachweiseTina Groll Junge Arbeitnehmer Der prekare Jobeinstieg wird Normalitat In Zeit Online 5 Juli 2012 abgerufen am 14 Marz 2016 DGB Die Rechtsfrage 5 2015 Werkvertrage Welche Rechte haben die Beschaftigten BSG Urteil vom 1 Dezember 1977 Az 12 3 12 RK 39 74 BSG Urteil vom 31 Mai 1978 Az 12 RK 25 77 BSG Urteil vom 30 November 1978 Az 12 RK 33 76 BSG Urteil vom 29 Marz 1962 Az 3 RK 74 57 Gesetz zur Forderung der Selbstandigkeit vom 20 Dezember 1999 BGBl 2000 I S 2 durch das auch Abs 1 S 2 eingefugt wurde Abs 4 ursprunglich eingefugt durch das Gesetz zu Korrekturen in der Sozialversicherung und zur Sicherung der Arbeitnehmerrechte vom 19 Dezember 1998 BGBl I S 3843 Zweites Gesetz fur moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt vom 23 Dezember 2002 BGBl I S 4621 Gesetz zur Anderung des Vierten Buches Sozialgesetzbuch und anderer Gesetze vom 19 Dezember 2007 BGBl I S 3024 BSG Urteil vom 31 Marz 2017 Az B 12 R 7 15 R Scheinselbstandigkeit Bundessozialgericht bewertet Honorarhohe als Kriteriums fur Selbstandigkeit in Informatik Aktuell ISIN 2511 7564 Abgerufen am 25 April 2017 BAG Urteil vom 11 August 2015 Az 9 AZR 98 14 Hermann Reichold Arbeitsrecht 2 Auflage Beck Munchen 2006 2 Rn 5 ISBN 3 406 53869 X BAG Urteil vom 25 September 2013 Az 10 AZR 282 12 BAG NZA 2013 1348 BAG Urteil vom 25 September 2013 Az 10 AZR 282 12 BAG Urteil vom 29 August 2012 Az 10 AZR 499 11 BAGE 143 77 BAGE 141 299 BAG Urteil vom 15 Marz 1960 Az 1 AZR 301 57 BSG Urteil vom 31 Marz 2017 Az B 12 R 7 15 R BSG Urteil vom 25 April 2012 Az B 12 KR 14 10 R Scheinselbstandigkeit de uber arbeitnehmerahnliche Selbstandige vgl BGH Urteil des 1 Strafsenats vom 8 Marz 2023 1 StR 188 22 Wolf J Reuter Auf der Geisterbahn der Scheinselbstandigkeit Jetzt hat es die Rechtsanwalte erwischt Deutscher AnwaltSpiegel vom 21 Juni 2023 Statusfeststellungsverfahren Deutsche Rentenversicherung abgerufen am 24 Juli 2019 Anrufungsauskunft nach 42e EStG In BMF Schreiben Bundesministerium der Finanzen 12 Dezember 2017 abgerufen am 24 Juli 2019 Bundestag soll 1 45 Millionen Euro nachzahlen In sueddeutsche de 7 Oktober 2014 abgerufen am 21 April 2018 Herrenberg Urteil Was bedeutet es fur die Musikschulen ndr de vom 24 Oktober 2024 Kundigung auf Zeit Debatte uber Zwischenparken beim AMS orf at 11 Marz 2024 abgerufen am 3 Mai 2024 Zwischenparken von Beschaftigten kostet Millionen Abgerufen am 3 Mai 2024 https jacobinmag com 2020 11 proposition 22 california uber lyft gig employee Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 1302601407 GND Explorer lobid OGND AKS