Die Thermostabilität bezeichnet in der Chemie und insbesondere Organik und Biochemie die Eigenschaft einer Verbindung re
Temperaturstabilität

Die Thermostabilität bezeichnet in der Chemie und insbesondere Organik und Biochemie die Eigenschaft einer Verbindung, relativ hohe Temperaturen zu überstehen (molekulare Hitzebeständigkeit). Das Gegenteil der Thermostabilität ist die Thermolabilität. Diese Thermostabilität bezieht sich dabei vor allem auf die Struktur des Moleküls, wird jedoch auch anwendungsspezifisch über die Fähigkeit zur Ausübung einer bestimmten Funktion definiert.
Thermostabilität von Kunststoffen
Thermoplastische Kunststoffe werden zur Verarbeitung erhitzt. Damit sie sich dabei nicht zersetzen werden Additive zugesetzt, die dies verhindern.
Beispielsweise werden Polyvinylchlorid eigene Stabilisatoren zugesetzt, um die Thermostabilität während der Verarbeitung zu erhöhen und die Witterungs- und Alterungsbeständigkeit zu verbessern. Dazu werden Verbindungen, beispielsweise Stearate oder Carboxylate auf Basis von Schwermetallen wie Blei, Cadmium, Zinn, Barium/Zink, Calcium/Zink und Calcium/Aluminium/Zink wie Cadmiumstearat oder Bleistearat, eingesetzt. Im Aufschmelzprozess freiwerdendes Chlor, welches den Kunststoff zerstören würde (siehe dazu auch Chlor#Chemische Eigenschaften), zerstört die leicht spaltbaren Metallverbindungen, die dabei als „Säurefänger“ wirken. Das freiwerdende Chlor wird also abgefangen und es bilden sich Metallchloride. Cadmiumverbindungen als Stabilisator wurden 2001 von der EU verboten, bis 2015 sollen (laut einer Quelle aus 2010) auch Blei-Stabilisatoren ersetzt sein (freiwilliges Minderungsziel). Derartige metallhältige Thermostabilisatoren können durch Hydrotalcit (ein Magnesium-Aluminium-Hydroxycarbonat) ersetzt werden.
Thermostabilität von Proteinen
Der Begriff wird vor allem auf Biomoleküle und besonders Proteinstrukturen angewandt, da Proteine ihre Funktionsfähigkeit aufgrund der Denaturierung oft schon bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen verlieren. Da in der Verfahrenstechnik jedoch höhere Temperaturen einen höheren Stoffumsatz ermöglichen (RGT-Regel) bzw. diese aus anderweitigen Gründen notwendig sind, um ein gewünschtes Reaktionsprodukt zu erhalten, kommt den thermostabilen Biomolekülen hier eine hohe Bedeutung zu. Ein Beispiel hierfür ist die Polymerase-Kettenreaktion, in der thermostabile DNA-Polymerasen von thermophilen Organismen wie Thermus aquaticus genutzt werden. Organismen, die in heißen Umgebungen leben, werden als thermophil bezeichnet. Thermostabile Proteine besitzen zur zusätzlichen Stabilisierung ihrer Proteinfaltung oftmals eine kompakte Struktur und vermehrt Wasserstoffbrückenbindungen, Salzbrücken, Hydrolyse-unempfindlichere Aminosäuren und vergleichsweise hohe Affinitäten der Monomere eines Proteinkomplexes zueinander. Bei rekombinanten thermostabilen Proteinen aus nichtthermophilen Organismen wird oftmals bei der Proteinreinigung eine Hitzefällung verwendet, um alle anderen (nicht thermostabilen) Proteine aus der Lösung auszufällen.
Da insbesondere Protein-basierte Toxine oftmals hitzelabil sind, können Toxine in thermostabile und thermolabile Toxine eingeteilt werden. Während thermolabile Toxine wie einige Lektine durch Erhitzen inaktiviert werden, überstehen thermostabile Toxine wie Amatoxine diese Behandlung ohne größere Verluste. Dies hat besondere Bedeutung für den Effekt des Garens von im Rohzustand toxischen Nahrungsmitteln (z. B. Kartoffeln, Bohnen, Linsen und manche Pilze).
Thermische Desinfektionsverfahren basieren auf der Überwindung der Thermostabilität der Proteine von Pathogenen.
Die Thermostabilität von Proteinen kann durch Protein-Engineering, durch Quervernetzung oder durch Kopplung an Polymere erhöht werden.
Literatur
- Jeremy M. Berg, John L. Tymoczko, Lubert Stryer: Stryer Biochemie. 7. Auflage, Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2013, ISBN 978-3-8274-2988-9.
- Michael T. Madigan, John M. Martinko: Brock Mikrobiologie 11. Auflage, Pearson Studium, München 2006, ISBN 3-8273-7187-2.
Einzelnachweise
- Zusatz (sic!) und Füllstoffe bei Kunststoffen, Website über Kunststoff-Technik, zuletzt abgerufen im Februar 2020
- Gesamtbericht Behandlungs- und Verwertungswege für PVC-Abfälle; Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Wien, Dezember, 2002 (PDF-Datei), zuletzt abgerufen im Februar 2020
- Hans Jürgen Wernicke und Joachim Großmann: „Umweltfreundliche Stabilisierung von PVC durch synthetische Hydrotalcite“ ( vom 19. Februar 2020 im Internet Archive); Aktuelle Wochenschau der GDCh; 2008, zuletzt abgerufen im Februar 2020
- Vinyl 2010. Freiwillige Selbstverpflichtung der PVC-Industrie. The European Council of Vinyl Manufacturers (Industrieverband) Vinyl 2010. (PDF-Datei) Abgerufen am 17. Februar 2023. , zuletzt abgerufen im Februar 2020
- E. P. DeBenedictis, E. Hamed, S. Keten: Mechanical Reinforcement of Proteins with Polymer Conjugation. In: ACS Nano. Band 10, Nummer 2, Februar 2016, S. 2259–2267, doi:10.1021/acsnano.5b06917, PMID 26687555.
Autor: www.NiNa.Az
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Die Thermostabilitat bezeichnet in der Chemie und insbesondere Organik und Biochemie die Eigenschaft einer Verbindung relativ hohe Temperaturen zu uberstehen molekulare Hitzebestandigkeit Das Gegenteil der Thermostabilitat ist die Thermolabilitat Diese Thermostabilitat bezieht sich dabei vor allem auf die Struktur des Molekuls wird jedoch auch anwendungsspezifisch uber die Fahigkeit zur Ausubung einer bestimmten Funktion definiert Thermostabilitat von KunststoffenThermoplastische Kunststoffe werden zur Verarbeitung erhitzt Damit sie sich dabei nicht zersetzen werden Additive zugesetzt die dies verhindern Beispielsweise werden Polyvinylchlorid eigene Stabilisatoren zugesetzt um die Thermostabilitat wahrend der Verarbeitung zu erhohen und die Witterungs und Alterungsbestandigkeit zu verbessern Dazu werden Verbindungen beispielsweise Stearate oder Carboxylate auf Basis von Schwermetallen wie Blei Cadmium Zinn Barium Zink Calcium Zink und Calcium Aluminium Zink wie Cadmiumstearat oder Bleistearat eingesetzt Im Aufschmelzprozess freiwerdendes Chlor welches den Kunststoff zerstoren wurde siehe dazu auch Chlor Chemische Eigenschaften zerstort die leicht spaltbaren Metallverbindungen die dabei als Saurefanger wirken Das freiwerdende Chlor wird also abgefangen und es bilden sich Metallchloride Cadmiumverbindungen als Stabilisator wurden 2001 von der EU verboten bis 2015 sollen laut einer Quelle aus 2010 auch Blei Stabilisatoren ersetzt sein freiwilliges Minderungsziel Derartige metallhaltige Thermostabilisatoren konnen durch Hydrotalcit ein Magnesium Aluminium Hydroxycarbonat ersetzt werden Thermostabilitat von ProteinenEnzymaktivitat in Abhangigkeit von der Temperatur Bei der Denaturierungstemperatur verliert das Enzym seine Aktivitat Der Begriff wird vor allem auf Biomolekule und besonders Proteinstrukturen angewandt da Proteine ihre Funktionsfahigkeit aufgrund der Denaturierung oft schon bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen verlieren Da in der Verfahrenstechnik jedoch hohere Temperaturen einen hoheren Stoffumsatz ermoglichen RGT Regel bzw diese aus anderweitigen Grunden notwendig sind um ein gewunschtes Reaktionsprodukt zu erhalten kommt den thermostabilen Biomolekulen hier eine hohe Bedeutung zu Ein Beispiel hierfur ist die Polymerase Kettenreaktion in der thermostabile DNA Polymerasen von thermophilen Organismen wie Thermus aquaticus genutzt werden Organismen die in heissen Umgebungen leben werden als thermophil bezeichnet Thermostabile Proteine besitzen zur zusatzlichen Stabilisierung ihrer Proteinfaltung oftmals eine kompakte Struktur und vermehrt Wasserstoffbruckenbindungen Salzbrucken Hydrolyse unempfindlichere Aminosauren und vergleichsweise hohe Affinitaten der Monomere eines Proteinkomplexes zueinander Bei rekombinanten thermostabilen Proteinen aus nichtthermophilen Organismen wird oftmals bei der Proteinreinigung eine Hitzefallung verwendet um alle anderen nicht thermostabilen Proteine aus der Losung auszufallen Da insbesondere Protein basierte Toxine oftmals hitzelabil sind konnen Toxine in thermostabile und thermolabile Toxine eingeteilt werden Wahrend thermolabile Toxine wie einige Lektine durch Erhitzen inaktiviert werden uberstehen thermostabile Toxine wie Amatoxine diese Behandlung ohne grossere Verluste Dies hat besondere Bedeutung fur den Effekt des Garens von im Rohzustand toxischen Nahrungsmitteln z B Kartoffeln Bohnen Linsen und manche Pilze Thermische Desinfektionsverfahren basieren auf der Uberwindung der Thermostabilitat der Proteine von Pathogenen Die Thermostabilitat von Proteinen kann durch Protein Engineering durch Quervernetzung oder durch Kopplung an Polymere erhoht werden LiteraturJeremy M Berg John L Tymoczko Lubert Stryer Stryer Biochemie 7 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 8274 2988 9 Michael T Madigan John M Martinko Brock Mikrobiologie 11 Auflage Pearson Studium Munchen 2006 ISBN 3 8273 7187 2 EinzelnachweiseZusatz sic und Fullstoffe bei Kunststoffen Website uber Kunststoff Technik zuletzt abgerufen im Februar 2020 Gesamtbericht Behandlungs und Verwertungswege fur PVC Abfalle Bundesministerium fur Land und Forstwirtschaft Umwelt und Wasserwirtschaft Wien Dezember 2002 PDF Datei zuletzt abgerufen im Februar 2020 Hans Jurgen Wernicke und Joachim Grossmann Umweltfreundliche Stabilisierung von PVC durch synthetische Hydrotalcite Memento vom 19 Februar 2020 im Internet Archive Aktuelle Wochenschau der GDCh 2008 zuletzt abgerufen im Februar 2020 Vinyl 2010 Freiwillige Selbstverpflichtung der PVC Industrie The European Council of Vinyl Manufacturers Industrieverband Vinyl 2010 PDF Datei Abgerufen am 17 Februar 2023 zuletzt abgerufen im Februar 2020 E P DeBenedictis E Hamed S Keten Mechanical Reinforcement of Proteins with Polymer Conjugation In ACS Nano Band 10 Nummer 2 Februar 2016 S 2259 2267 doi 10 1021 acsnano 5b06917 PMID 26687555