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Paul Oskar Röhrbein 27 November 1890 in Charlottenburg 1 Juli 1934 im KZ Dachau war ein deutscher paramilitärischer Akti

Paul Röhrbein

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Paul Oskar Röhrbein (* 27. November 1890 in Charlottenburg; † 1. Juli 1934 im KZ Dachau) war ein deutscher paramilitärischer Aktivist. Er wurde vor allem bekannt durch seine Tätigkeit in der rechtsradikalen Organisation Frontbann in den 1920er Jahren sowie durch sein Wirken in der Umgebung von Ernst Röhm.

Leben und Wirken

Jugend und Erster Weltkrieg

Röhrbein wurde als Sohn des Eisenbahnbetriebsleiter a. D. Carl Oscar Adalbert August Röhrbein und dessen Frau Marie Luise Heyde geboren. Nach dem Schulbesuch schlug er eine Karriere in der preußischen Armee ein, in der er es bis zum Hauptmann brachte. Nach dem Ersten Weltkrieg schied er aus dem Militärdienst aus. Über seinen Werdegang in den folgenden Jahren ist so gut wie nichts bekannt.

Weimarer Republik

Mitte der 1920er Jahre übernahm Röhrbein Führungsaufgaben in der von Ernst Röhm gegründeten rechtsradikalen Kampforganisation Frontbann. Namentlich wurde ihm von Röhm – zu dem er auch homosexuelle Beziehungen unterhalten haben soll – die Leitung des sogenannten „Frontbann-Nord“, der Berliner Sektion der Organisation, übertragen. Gleichzeitig stand Röhrbein in dem Ruf, der „offizielle Vertreter Ludendorffs in Berlin“ zu sein. Die Mitglieder des Frontbann Nord gewann Röhrbein aus der deutschen Turnerschaft, dem Bund Wiking, der Schwarzen Reichswehr und dem Grenzschutz. Als seinen Adjutanten wählte er den jungen Karl Ernst, den späteren Chef der SA in Berlin-Brandenburg aus. Ernst, dem ebenfalls homosexuelle Beziehungen zu Röhrbein nachgesagt wurden, brachte dies den Spitznamen „Frau Röhrbein“ bzw. „Frau von Röhrbein“ ein.

In der ersten Auflage seiner Lebenserinnerungen Geschichte eines Hochverräters von 1928 rühmte Röhm Röhrbein als „das Muster eines deutschen Offiziers und treuen Kameraden“. Des Weiteren erklärte Röhm, Röhrbein sei „einer der besten und unerschrockensten Kämpfer für Hitler genannt worden“ und dass es „ohne die Energie Röhrbeins“ der SA „niemals gelungen [wäre,] Berlin zu erobern.“ In der zweiten Auflage des Buches von 1933 fehlen die Ausführungen bei Röhm.

Über Röhrbeins Beziehungen zu Hitler ist wenig bekannt: Eine linke Publikation berichtete zwar, dass in Berliner Homosexuellenlokalen wie dem Kleist-Kasino, der Internationalen Diele und der Silhouette, in denen Röhrbein damals Stammgast war, „jeder Strichjunge“ von den (angeblichen) „lebhaften Beziehungen des Freundes Röhrbein über Röhm zu Hitler“ spreche. Hierbei handelt es sich allerdings nur um Hörensagen, das auf übertriebenen Angaben Röhrbeins beruht haben kann.

In die SA wurde Röhrbein Waldemar Geyer zufolge nicht mehr (oder allenfalls in einen niederen Rang) aufgenommen, da Hitler ihn zwar als „Mensch und Soldat“ anerkannt, ihn zugleich aber für die NS-Bewegung als nicht tragbar erachtet habe. Nachdem Ernst Röhm Anfang 1931 das Amt des Stabschefs der SA übernommen hatte, gehörte Röhrbein dennoch zeitweise zum engeren Kreis um seinen alten Freund: Zusammen mit Karl Ernst und Edmund Heines galt er als Keimzelle der sogenannten „Homosexuellenriege“ in der SA-Führung. Röhrbeins Ende 1930 gehegte Hoffnung, nach Ernennung seines Freundes Röhm zum Stabschef zum Obersten SA-Führer im Bereich um Berlin (Osaf Ost) ernannt zu werden, erfüllte sich dagegen ebenso wenig wie Ambitionen auf den Posten des Leiters der Münchener SA-Führerschule oder des Verbindungsmanns Röhms nach Österreich.

Aufsehen erregte ein Vorfall vom 27. Juni 1931, als Anhänger der Stennes-Gruppe in der SA – die sich gegen Röhm, Röhrbein und den Rest der „Homosexuellen-Clique“ richteten – Karl Ernst und Röhrbein in dem Lokal Halenseer Hütte am Kronprinzendamm überraschten: Sie umstellten das Lokal, sodass Ernst den Sturm 12 telefonisch alarmieren musste, um ihn und Röhrbein, die von den Belagerern als „schwule Säue“ bezeichnet wurden, zu retten. Die Beziehungen zu Ernst scheinen weiter angedauert zu haben: Ende 1932 wurde Karl Ernst von einem ehemaligen SA-Führer namens Fischer bei Hitler wegen seiner homosexuellen Beziehungen zu Röhrbein denunziert.

Zeit des Nationalsozialismus und Tod (1933–1934)

Am 5. Juli 1933 wurde Röhrbein während eines Aufenthaltes in München in Schutzhaft genommen. Die Gründe für seine Inhaftierung sind nicht mit Gewissheit geklärt.

In der Literatur taucht in diesem Zusammenhang häufig die unbelegte Behauptung auf, Röhrbein habe mit dem Reichstagsbrand vom Februar 1933 zu tun gehabt, sei womöglich sogar Mitglied eines Trupps gewesen, der durch einen unterirdischen Tunnel in das Reichstagsgebäude eingedrungen sei und diesen angesteckt habe. Daneben wurde auch der Verdacht geäußert, Röhrbein habe am 7. Mai 1933 als Anführer eines SA-Rollkommandos den DNVP-Politiker Ernst Oberfohren ermordet, der über die Nationalsozialisten belastendes Material zum Reichstagsbrand gesammelt haben soll, und die Tat anschließend als Selbstmord getarnt. Diese Behauptung geht auf den ehemaligen Chefredakteur der Süddeutschen Sonntagspost, Walter Tschuppik, zurück, der 1934 im Exil in der österreichischen (oder tschechischen) Zeitung Der Morgen erklärte, Röhrbein 1933 im Polizeigefängnis Löwengrube als Mitgefangenen getroffen zu haben. Dabei habe Röhrbein ihm gestanden, Oberfohren im Auftrag Görings umgebracht zu haben.

Soweit rekonstruierbar wurde Röhrbein nach seiner Festnahme zunächst als „Schutzhäftling“ im Berliner Gefängnis Moabit untergebracht und dann in den Arrestbereich der Münchener Polizeidirektion überführt. Von dort wurde er Tschuppik zufolge eine Zeit lang ins KZ Dachau gebracht, nachdem er versucht hatte, Briefe aus der Haft zu schmuggeln, mit denen er Hitler und Karl Ernst über sein Schicksal benachrichtigen wollte. Diese Briefe sollen abgefangen und an Röhm übermittelt worden sein, der sofort die strafweise Überführung Röhrbeins nach Dachau verfügt habe.

Röhrbeins Einlieferung im KZ Dachau ist offiziell im Registraturbuch „Überstellung von Schutzhäftlingen nach KL Dachau, 03.06.–19.08.1933“ (S. 91 und 92) als am 10. August 1933 erfolgt verzeichnet. Sowohl Tschuppik als auch Erwein von Aretin, der 1933 Röhrbeins Zellennachbar im vierten Stock der Münchener Polizeidirektion gewesen sein will, gaben später an, dass Röhrbein in Dachau Tag und Nacht im Dunkelarrest gehalten und am Boden festgekettet wurde. Tschuppik knüpft hieran die Vermutung an, dass Röhm diese Art der Haft in der Hoffnung veranlasst habe, Röhrbein werde die Folter im Dunkelarrest nicht überstehen und Selbstmord verüben, wie es die meisten Häftlinge getan hatten, die ähnlich behandelt worden waren.

Am 13. September 1933 wurde Röhrbein schließlich – angeblich auf Betreiben von Karl Ernst und anderen Berliner Freunden – von Dachau in das Gefängnis Löwengrube und von dort zum Jahresende hin ins Gefängnis Stadelheim gebracht. Aretin erlebte ihn dort als eine „dem Alkohol schwer verfallene Desperado-Natur widerwärtigster Prägung“. Anschließend sei Röhrbein nach Stadelheim gekommen, wo er, Aretin, ihn Anfang 1934 wiedergesehen habe. Als Röhrbein Anfang 1934 erneut nach Dachau gebracht werden sollte, schnitt er sich, im Wissen, was Dachau war, und um seine Überführung zu verhindern, die Pulsadern auf. Nachdem er geheilt werden konnte, wurde er dennoch nach Dachau gebracht. Seine zweite Einlieferung in Dachau ist unter dem 27. Februar 1934 registriert (Nr. 5278). In Dachau wurde Röhrbein im sogenannten „Bunker“ des Lagers, getrennt von den übrigen Häftlingen des Lagers, in Isolationshaft gehalten.

Am 22. März 1934 wurde Röhrbein erneut ins Gefängnis Stadelheim gebracht, wo er bis zum 30. Juni 1934 verblieb.

Ermordung

Am Abend des 30. Juni 1934 wurde Röhrbein von Beamten der Bayerischen Politischen Polizei aufgrund eines aus Berlin kommenden Befehls im Gefängnis Stadelheim abgeholt. Anschließend fuhr der Wagen, in den man ihn verfrachtete, zum Polizeigefängnis in der Münchener Ettstraße. Dort wurde der dort als Gefangener einsitzende Journalist Fritz Gerlich abgeholt. Die Beamten transportierten Röhrbein und Gerlich anschließend ins KZ Dachau. Dort wurden sie zum Schießplatz des Lagers geführt, nebeneinander vor einem Kieshaufen aufgestellt und – bestrahlt von Scheinwerferlicht – in Anwesenheit des Lagerkommandanten Theodor Eicke und zahlreicher SS-Leute von einem SS-Peloton, das von dem Sturmführer Wilhelm Breimaier oder dem SS-Sturmführer Alois Obermeier kommandiert wurde, erschossen. Der Wachmann beobachtete, dass während Gerlich sich in völliger Ruhe an den Erschießungsplatz stellte, Röhrbein "noch ziemlich aufgeregt" mit dem Lagerkommandanten Eicke zu verhandeln versucht habe.

Die Exekution der beiden wurde von einer Anzahl stark angetrunkener SS-Leute, die ihr beiwohnten, mit Johlen begleitet.

Die offizielle Sterbeurkunde des Standesamtes Prittlbach gab als Todeszeitpunkt 3.00 Uhr morgens an. Es bleibt unklar, ob seine Erschießung aufgrund eines aus Berlin kommenden Befehls erfolgte oder ob es sich dabei um eine eigenmächtige Handlung der Lagerleitung um Theodor Eicke handelte.

In seinem Testament vom 20. Januar 1934 setzte Röhrbein den Studenten Herbert Schade und das Berliner Schillergymnasium als seine Erben ein. Nachdem das Gymnasium den Antritt des Erbes ausgeschlagen hatte, ging Röhrbeins Nachlass 1937 alleine auf Schade über. Zuvor kam es zu einem langwierigen Rechtsstreit, in dem Röhrbeins Testament von dritter Seite als sittenwidrig angefochten wurde. Röhrbein habe Schade auf Grund homosexueller Beziehungen, die damals gemäß Paragraph 175 des StGB illegal waren, als Erbe eingesetzt. Das Landgericht Berlin wies dieses Argument schließlich zurück.

Hans Rudolf Wahl charakterisiert Röhrbein als Exponenten einer Gruppe „rechtsradikaler Führer“, die „heute im Dunkel der Geschichte fast schon verschwunden“ seien, die aber durch ihr Wirken in den 1920er Jahren in maßgeblicher Weise die Voraussetzung für den Aufstieg der Nationalsozialisten zur Herrschaft geschaffen hätten.

Nachlass

Einige Nachlassakten zu Röhrbein werden im Landesarchiv Berlin verwahrt (Landesarchiv Berlin: A Rep. 342, Nr. 17757, 18910 und 20243), zur Haft in der Strafanstalt Moabit siehe LAB A Rep. 366.

Literatur

  • „Ein geheimnisvoller Gefangener in der Löwengrube“, in: Der Morgen v. 15. Januar 1934.

Einzelnachweise

  1. Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde: eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik, 2004, S. 43.
  2. Werner Boldt (Hrsg.): Carl von Ossietzky. Sämtliche Schriften. Oldenburger Ausgabe, 1994, S. 496.
  3. Wolfgang Ribbe: Berlin-Forschungen, 1988, Bd. 3, S. 200.
  4. Wissenschaftlich-Humanitäres Komitee: Mitteilungen des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees, S. 359.
  5. Ernst Röhm: Geschichte eines Hochverräters, 1928.
  6. Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde: eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik, 2004, S. 44.
  7. Andreas Dornheim: Röhms Mann fürs Ausland, S. 77.
  8. Alexander Zinn: Die soziale Konstruktion des homosexuellen Nationalsozialisten, 1997, S. 45.
  9. Bernhard Sauer: Schwarze Reichswehr und Fememorde. Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus, 2004, S. 295.
  10. Bundesarchiv Lichterfelde, Personalakte Graf Helldorf, Schreiben vom 1. November 1932.
  11. Reiner Orth: Martin Lennings und das Rätsel des Reichstagsbrandes. 2021, S. 55f.
  12. Lothar Gruchmann: Justiz im Dritten Reich 1933–1940. Anpassung und Unterwerfung in der Ära Gürtner, S. 440.
  13. So bei Julius Heydecker/Johannes Leeb: Der Nürnberger Prozess. Bilanz der tausend Jahre, 1958, S. 132. Röhrbeins Mithäftling Erwein von Aretin: Fritz Gerlich. Ein Märtyrer unserer Zeit, 1949, S. 127, gibt an, dieser habe im Gefängnis seinen Mithäftlingen gegenüber damit geprahlt, den Reichstag angezündet und Fememorde begangen zu haben.
  14. Julius Zerfass: Dachau, 1936, S. 97.; Alexander Bahar: Der Reichstagsbrand: wie Geschichte gemacht wird, 2001, S. 634.
  15. „Der Mord an Oberfohren. Ein geheimnisvoller Gefangener in der Löwengrube“, in: Der Morgen vom 15. Januar 1934.
  16. Erwein von Aretin: Fritz Michael Gerlich : Ein Märtyrer unserer Tage. Schnell & Steiner, München 1949, S. 127.
  17. Augustin Niedermeier: Ein Kämpfer für Wahrheit und Recht. Fritz Gerlich, 1995. Der KZ-Aufseher Johann Steinbrenner, der Zeuge der Exekution gewesen war, sagte am 25. Mai 1949 aus, dass Gerlich und Röhrbein nebeneinander auf dem Schießplatz aufgestellt und erschossen wurden. Zuvor hatte er in einer Aussage vom 24. Mai 1949 bereits berichtet, dass die Exekution von einem etwa 8 Mann starken Kommando mit Gewehren durchgeführt wurde und dass der Kommanodführer nach seiner Ansicht entweder der SS-Führer Breimaier oder der SS-Führer Obermeier war, "weil diese auch alle anderen standrechtlichen Erschießungen geleitet" hätten (in einer Aussage vom 1. Juni 1953 erklärte er übereinstimmend, dass das Kommando bei der Erschießung "entweder von Breimeier oder Obermeier geführt" wurde). Die Todeskandidaten hätten ihre Brust entblößen oder ihre Oberkleidung ablegen müssen.
  18. Aussage des Johann Steinbrenner vom 1. Juni 1953.
  19. Hans Rudolf Wahl: Nationale Päderasten? Zur Geschichte der Berliner SA-Führung 1925–1934, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 56 (2008) Heft 5, 2008, S. 442–459.
Personendaten
NAME Röhrbein, Paul
ALTERNATIVNAMEN Röhrbein, Paul Oskar (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Kampfbundführer
GEBURTSDATUM 27. November 1890
GEBURTSORT Charlottenburg
STERBEDATUM 1. Juli 1934
STERBEORT KZ Dachau

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 18 Jul 2025 / 09:56

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Paul Oskar Rohrbein 27 November 1890 in Charlottenburg 1 Juli 1934 im KZ Dachau war ein deutscher paramilitarischer Aktivist Er wurde vor allem bekannt durch seine Tatigkeit in der rechtsradikalen Organisation Frontbann in den 1920er Jahren sowie durch sein Wirken in der Umgebung von Ernst Rohm Leben und WirkenJugend und Erster Weltkrieg Rohrbein wurde als Sohn des Eisenbahnbetriebsleiter a D Carl Oscar Adalbert August Rohrbein und dessen Frau Marie Luise Heyde geboren Nach dem Schulbesuch schlug er eine Karriere in der preussischen Armee ein in der er es bis zum Hauptmann brachte Nach dem Ersten Weltkrieg schied er aus dem Militardienst aus Uber seinen Werdegang in den folgenden Jahren ist so gut wie nichts bekannt Weimarer Republik Mitte der 1920er Jahre ubernahm Rohrbein Fuhrungsaufgaben in der von Ernst Rohm gegrundeten rechtsradikalen Kampforganisation Frontbann Namentlich wurde ihm von Rohm zu dem er auch homosexuelle Beziehungen unterhalten haben soll die Leitung des sogenannten Frontbann Nord der Berliner Sektion der Organisation ubertragen Gleichzeitig stand Rohrbein in dem Ruf der offizielle Vertreter Ludendorffs in Berlin zu sein Die Mitglieder des Frontbann Nord gewann Rohrbein aus der deutschen Turnerschaft dem Bund Wiking der Schwarzen Reichswehr und dem Grenzschutz Als seinen Adjutanten wahlte er den jungen Karl Ernst den spateren Chef der SA in Berlin Brandenburg aus Ernst dem ebenfalls homosexuelle Beziehungen zu Rohrbein nachgesagt wurden brachte dies den Spitznamen Frau Rohrbein bzw Frau von Rohrbein ein In der ersten Auflage seiner Lebenserinnerungen Geschichte eines Hochverraters von 1928 ruhmte Rohm Rohrbein als das Muster eines deutschen Offiziers und treuen Kameraden Des Weiteren erklarte Rohm Rohrbein sei einer der besten und unerschrockensten Kampfer fur Hitler genannt worden und dass es ohne die Energie Rohrbeins der SA niemals gelungen ware Berlin zu erobern In der zweiten Auflage des Buches von 1933 fehlen die Ausfuhrungen bei Rohm Uber Rohrbeins Beziehungen zu Hitler ist wenig bekannt Eine linke Publikation berichtete zwar dass in Berliner Homosexuellenlokalen wie dem Kleist Kasino der Internationalen Diele und der Silhouette in denen Rohrbein damals Stammgast war jeder Strichjunge von den angeblichen lebhaften Beziehungen des Freundes Rohrbein uber Rohm zu Hitler spreche Hierbei handelt es sich allerdings nur um Horensagen das auf ubertriebenen Angaben Rohrbeins beruht haben kann In die SA wurde Rohrbein Waldemar Geyer zufolge nicht mehr oder allenfalls in einen niederen Rang aufgenommen da Hitler ihn zwar als Mensch und Soldat anerkannt ihn zugleich aber fur die NS Bewegung als nicht tragbar erachtet habe Nachdem Ernst Rohm Anfang 1931 das Amt des Stabschefs der SA ubernommen hatte gehorte Rohrbein dennoch zeitweise zum engeren Kreis um seinen alten Freund Zusammen mit Karl Ernst und Edmund Heines galt er als Keimzelle der sogenannten Homosexuellenriege in der SA Fuhrung Rohrbeins Ende 1930 gehegte Hoffnung nach Ernennung seines Freundes Rohm zum Stabschef zum Obersten SA Fuhrer im Bereich um Berlin Osaf Ost ernannt zu werden erfullte sich dagegen ebenso wenig wie Ambitionen auf den Posten des Leiters der Munchener SA Fuhrerschule oder des Verbindungsmanns Rohms nach Osterreich Aufsehen erregte ein Vorfall vom 27 Juni 1931 als Anhanger der Stennes Gruppe in der SA die sich gegen Rohm Rohrbein und den Rest der Homosexuellen Clique richteten Karl Ernst und Rohrbein in dem Lokal Halenseer Hutte am Kronprinzendamm uberraschten Sie umstellten das Lokal sodass Ernst den Sturm 12 telefonisch alarmieren musste um ihn und Rohrbein die von den Belagerern als schwule Saue bezeichnet wurden zu retten Die Beziehungen zu Ernst scheinen weiter angedauert zu haben Ende 1932 wurde Karl Ernst von einem ehemaligen SA Fuhrer namens Fischer bei Hitler wegen seiner homosexuellen Beziehungen zu Rohrbein denunziert Zeit des Nationalsozialismus und Tod 1933 1934 Am 5 Juli 1933 wurde Rohrbein wahrend eines Aufenthaltes in Munchen in Schutzhaft genommen Die Grunde fur seine Inhaftierung sind nicht mit Gewissheit geklart In der Literatur taucht in diesem Zusammenhang haufig die unbelegte Behauptung auf Rohrbein habe mit dem Reichstagsbrand vom Februar 1933 zu tun gehabt sei womoglich sogar Mitglied eines Trupps gewesen der durch einen unterirdischen Tunnel in das Reichstagsgebaude eingedrungen sei und diesen angesteckt habe Daneben wurde auch der Verdacht geaussert Rohrbein habe am 7 Mai 1933 als Anfuhrer eines SA Rollkommandos den DNVP Politiker Ernst Oberfohren ermordet der uber die Nationalsozialisten belastendes Material zum Reichstagsbrand gesammelt haben soll und die Tat anschliessend als Selbstmord getarnt Diese Behauptung geht auf den ehemaligen Chefredakteur der Suddeutschen Sonntagspost Walter Tschuppik zuruck der 1934 im Exil in der osterreichischen oder tschechischen Zeitung Der Morgen erklarte Rohrbein 1933 im Polizeigefangnis Lowengrube als Mitgefangenen getroffen zu haben Dabei habe 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Tag und Nacht im Dunkelarrest gehalten und am Boden festgekettet wurde Tschuppik knupft hieran die Vermutung an dass Rohm diese Art der Haft in der Hoffnung veranlasst habe Rohrbein werde die Folter im Dunkelarrest nicht uberstehen und Selbstmord veruben wie es die meisten Haftlinge getan hatten die ahnlich behandelt worden waren Am 13 September 1933 wurde Rohrbein schliesslich angeblich auf Betreiben von Karl Ernst und anderen Berliner Freunden von Dachau in das Gefangnis Lowengrube und von dort zum Jahresende hin ins Gefangnis Stadelheim gebracht Aretin erlebte ihn dort als eine dem Alkohol schwer verfallene Desperado Natur widerwartigster Pragung Anschliessend sei Rohrbein nach Stadelheim gekommen wo er Aretin ihn Anfang 1934 wiedergesehen habe Als Rohrbein Anfang 1934 erneut nach Dachau gebracht werden sollte schnitt er sich im Wissen was Dachau war und um seine Uberfuhrung zu verhindern die Pulsadern auf Nachdem er geheilt werden konnte wurde er dennoch nach Dachau gebracht Seine zweite Einlieferung in Dachau ist unter dem 27 Februar 1934 registriert Nr 5278 In Dachau wurde Rohrbein im sogenannten Bunker des Lagers getrennt von den ubrigen Haftlingen des Lagers in Isolationshaft gehalten Am 22 Marz 1934 wurde Rohrbein erneut ins Gefangnis Stadelheim gebracht wo er bis zum 30 Juni 1934 verblieb Ermordung Am Abend des 30 Juni 1934 wurde Rohrbein von Beamten der Bayerischen Politischen Polizei aufgrund eines aus Berlin kommenden Befehls im Gefangnis Stadelheim abgeholt Anschliessend fuhr der Wagen in den man ihn verfrachtete zum Polizeigefangnis in der Munchener Ettstrasse Dort wurde der dort als Gefangener einsitzende Journalist Fritz Gerlich abgeholt Die Beamten transportierten Rohrbein und Gerlich anschliessend ins KZ Dachau Dort wurden sie zum Schiessplatz des Lagers gefuhrt nebeneinander vor einem Kieshaufen aufgestellt und bestrahlt von Scheinwerferlicht in Anwesenheit des Lagerkommandanten Theodor Eicke und zahlreicher SS Leute von einem SS Peloton das von dem Sturmfuhrer Wilhelm Breimaier oder dem SS Sturmfuhrer Alois Obermeier kommandiert wurde erschossen Der Wachmann beobachtete dass wahrend Gerlich sich in volliger Ruhe an den Erschiessungsplatz stellte Rohrbein noch ziemlich aufgeregt mit dem Lagerkommandanten Eicke zu verhandeln versucht habe Die Exekution der beiden wurde von einer Anzahl stark angetrunkener SS Leute die ihr beiwohnten mit Johlen begleitet Die offizielle Sterbeurkunde des Standesamtes Prittlbach gab als Todeszeitpunkt 3 00 Uhr morgens an Es bleibt unklar ob seine Erschiessung aufgrund eines aus Berlin kommenden Befehls erfolgte oder ob es sich dabei um eine eigenmachtige Handlung der Lagerleitung um Theodor Eicke handelte In seinem Testament vom 20 Januar 1934 setzte Rohrbein den Studenten Herbert Schade und das Berliner Schillergymnasium als seine Erben ein Nachdem das Gymnasium den Antritt des Erbes ausgeschlagen hatte ging Rohrbeins Nachlass 1937 alleine auf Schade uber Zuvor kam es zu einem langwierigen Rechtsstreit in dem Rohrbeins Testament von dritter Seite als sittenwidrig angefochten wurde Rohrbein habe Schade auf Grund homosexueller Beziehungen die damals gemass Paragraph 175 des StGB illegal waren als Erbe eingesetzt Das Landgericht Berlin wies dieses Argument schliesslich zuruck Hans Rudolf Wahl charakterisiert Rohrbein als Exponenten einer Gruppe rechtsradikaler Fuhrer die heute im Dunkel der Geschichte fast schon verschwunden seien die aber durch ihr Wirken in den 1920er Jahren in massgeblicher Weise die Voraussetzung fur den Aufstieg der Nationalsozialisten zur Herrschaft geschaffen hatten NachlassEinige Nachlassakten zu Rohrbein werden im Landesarchiv Berlin verwahrt Landesarchiv Berlin A Rep 342 Nr 17757 18910 und 20243 zur Haft in der Strafanstalt Moabit siehe LAB A Rep 366 Literatur Ein geheimnisvoller Gefangener in der Lowengrube in Der Morgen v 15 Januar 1934 EinzelnachweiseBernhard Sauer Schwarze Reichswehr und Fememorde eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik 2004 S 43 Werner Boldt Hrsg Carl von Ossietzky Samtliche Schriften Oldenburger Ausgabe 1994 S 496 Wolfgang Ribbe Berlin Forschungen 1988 Bd 3 S 200 Wissenschaftlich Humanitares Komitee Mitteilungen des Wissenschaftlich Humanitaren Komitees S 359 Ernst Rohm Geschichte eines Hochverraters 1928 Bernhard Sauer Schwarze Reichswehr und Fememorde eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik 2004 S 44 Andreas Dornheim Rohms Mann furs Ausland S 77 Alexander Zinn Die soziale Konstruktion des homosexuellen Nationalsozialisten 1997 S 45 Bernhard Sauer Schwarze Reichswehr und Fememorde Eine Milieustudie zum Rechtsradikalismus 2004 S 295 Bundesarchiv Lichterfelde Personalakte Graf Helldorf Schreiben vom 1 November 1932 Reiner Orth Martin Lennings und das Ratsel des Reichstagsbrandes 2021 S 55f Lothar Gruchmann Justiz im Dritten Reich 1933 1940 Anpassung und Unterwerfung in der Ara Gurtner S 440 So bei Julius Heydecker Johannes Leeb Der Nurnberger Prozess Bilanz der tausend Jahre 1958 S 132 Rohrbeins Mithaftling Erwein von Aretin Fritz Gerlich Ein Martyrer unserer Zeit 1949 S 127 gibt an dieser habe im Gefangnis seinen Mithaftlingen gegenuber damit geprahlt den Reichstag angezundet und Fememorde begangen zu haben Julius Zerfass Dachau 1936 S 97 Alexander Bahar Der Reichstagsbrand wie Geschichte gemacht wird 2001 S 634 Der Mord an Oberfohren Ein geheimnisvoller Gefangener in der Lowengrube in Der Morgen vom 15 Januar 1934 Erwein von Aretin Fritz Michael Gerlich Ein Martyrer unserer Tage Schnell amp Steiner Munchen 1949 S 127 Augustin Niedermeier Ein Kampfer fur Wahrheit und Recht Fritz Gerlich 1995 Der KZ Aufseher Johann Steinbrenner der Zeuge der Exekution gewesen war sagte am 25 Mai 1949 aus dass Gerlich und Rohrbein nebeneinander auf dem Schiessplatz aufgestellt und erschossen wurden Zuvor hatte er in einer Aussage vom 24 Mai 1949 bereits berichtet dass die Exekution von einem etwa 8 Mann starken Kommando mit Gewehren durchgefuhrt wurde und dass der Kommanodfuhrer nach seiner Ansicht entweder der SS Fuhrer Breimaier oder der SS Fuhrer Obermeier war weil diese auch alle anderen standrechtlichen Erschiessungen geleitet hatten in einer Aussage vom 1 Juni 1953 erklarte er ubereinstimmend dass das Kommando bei der Erschiessung entweder von Breimeier oder Obermeier gefuhrt wurde Die Todeskandidaten hatten ihre Brust entblossen oder ihre Oberkleidung ablegen mussen Aussage des Johann Steinbrenner vom 1 Juni 1953 Hans Rudolf Wahl Nationale Paderasten Zur Geschichte der Berliner SA Fuhrung 1925 1934 in Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 56 2008 Heft 5 2008 S 442 459 PersonendatenNAME Rohrbein PaulALTERNATIVNAMEN Rohrbein Paul Oskar vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher KampfbundfuhrerGEBURTSDATUM 27 November 1890GEBURTSORT CharlottenburgSTERBEDATUM 1 Juli 1934STERBEORT KZ Dachau

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