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Hans Blüher

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Hans Erich Karl Albert Hermann Blüher (* 17. Februar 1888 in Freiburg in Schlesien; † 4. Februar 1955 in Berlin) war ein deutscher antisemitischer und antifeministischer Schriftsteller und Philosoph. Als frühes Mitglied und „erster Historiker“ der Wandervogelbewegung erlangte er in jungen Jahren große Bekanntheit. Teils interessiert aufgenommen, teils als skandalös empfunden und bekämpft wurden seine Ausführungen zu homosexuellen Aspekten im Wandervogelbetrieb, die Blüher bald darauf zu einer Theorie der männerbündischen Gesellschaft ausbaute.

In der Übergangsphase vom Kaiserreich zur Weimarer Demokratie atheistisch und zeitweise sozialistisch orientiert, entwickelte Blüher sich in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zum Protestanten, Antisemiten, Antifeministen und Monarchieanhänger. Er gilt als Vertreter der Konservativen Revolution. Vom Nationalsozialismus wandte Blüher sich nach eigenen Angaben ab, nachdem 1934 der SA-Führer Ernst Röhm auf Befehl Hitlers ermordet worden war.

Seit 1924 lebte Hans Blüher als freier Schriftsteller und Laienanalytiker in Berlin-Hermsdorf. Hier arbeitete er nach seinem Rückzug aus dem öffentlichen Leben in der NS-Zeit an seinem 1949 erschienenen philosophischen Hauptwerk Die Achse der Natur.

Schüler des humanistischen Gymnasiums Steglitz

1896 verließen Blühers Vater, der Apotheker Hermann Blüher, und seine Frau Helene mit dem achtjährigen Hans das schlesische Freiburg und verlegten ihren Wohnsitz zunächst nach Halle und 1898 nach Steglitz, wo der nun Zehnjährige auf das örtliche Gymnasium geschickt wurde. In seiner 1912 vorgelegten ersten Abrechnung mit dieser Schulzeit schrieb Blüher:

„Die geistigen Freuden sind die reinsten und vollendetsten, sie bleiben das ganze Leben über ungeschwächt erhalten und lösen dauernd neue Glücksgefühle aus. Man sollte nun erwarten, daß ein Institut wie die Schule, das sich nur mit geistigen Dingen abgibt, und in der frischesten Zeit des Lebens, geradezu einen Freudentaumel des Entdeckens und Begreifens erzeugen müßte: – Und sie erzeugt gerade das Gegenteil! Sie arbeitet nicht nur mit gelegentlichen Überanstrengungen und Schwierigkeiten, die natürlich auch bei der freiesten geistigen Arbeit nicht zu vermeiden sind, sondern mit einem ganz immensen Unlustüberschuß. Und dieser wird noch dazu einem Lebensalter zugemutet, das wegen seiner Zartheit und Freudebedürftigkeit hierzu am allerwenigsten geeignet ist. Auf diesen jungen Schultern liegt in der Tat eine Last, an die der Mann nur noch mit Grausen zurückdenkt und die ihm noch unaufhörlich in seinen Träumen lebendig wird. […]
Die in der Schule gelehrte ‚Wissenschaft‘ und die gesamte Kulturauffassung, die dort vertreten wird, ist ja keine freie, sondern eine restlos angewandte. Sie steht im Dienste aller möglichen Ideale und sonstiger Vorurteile; der Patriotismus und die Religion erfordern, um in den Schülerherzen festen Boden zu finden, eine ganz beträchtliche Färbung und Fälschung der Wirklichkeit. […] Woher soll da geistige Freude kommen, wenn dem Schüler das Instrument verstimmt ist, auf dem er sie hervorspielen könnte …?“

Später urteilte Blüher teilweise deutlich milder und dankbarer. Schuldirektor Robert Lück, den Blüher noch 1912 als einen etwas engstirnigen christlichen Pädagogen geschildert hatte, erfuhr in der Zweitfassung von Blühers autobiographischer Darstellung Werke und Tage eine Aufwertung. Blüher würdigte Lücks Lebenswerk und bezeichnete die Auswahl des Lehrerkollegiums als meisterhaft: „Wie er das eigentlich fertiggebracht hat, ist jedermann ein Rätsel geblieben. Er hatte hier ein offenbares Charisma. Fast glich das Kollegium einem Orden.“

In seinem Lebensrückblick stellte Blüher seine frühere Schule in die Reihe jener Gymnasien, denen er eine herausragende Rolle im deutschen Kulturleben zuerkannte. Nirgends sonst in Deutschland sei der Boden für den Streit der humanistischen Bildungsmacht und der romantischen Gegenbewegung so fruchtbar gewesen; der Wandervogel und die Jugendbewegung hätten nur hier entstehen können.

Wandervogel

In den Wandervogel aufgenommen wurde Hans Blüher 1902 als 33. Mitglied. Dabei handelte es sich um eine feierliche Prozedur, die Karl Fischer für jeden der neu einrückenden „Füchse“ abhielt. Nach einer Belehrung über Ziele und Gedanken der Wandervogelbewegung wurde der Aspirant darauf eingeschworen, dem Oberbachanten Fischer sowie seinen Bachanten und Burschen die Treue zu halten und wo nötig zu gehorchen. Versprach er dies in Gegenwart mindestens zweier weiterer Zeugen, die das Versprechen beglaubigten, so trug Fischer den Namen in das Scholarenbuch ein.

Hans Blüher begriff diese Gemeinschaft als eine Protestbewegung gegen die „verwitterten Ideale“ der „alten Generation“, denen man durch eigene Anschauungen und Erfahrungen energisch widerstehen müsse. Gegenüber allen pädagogisierenden und auf einen bequemen Wanderbetrieb gerichteten Tendenzen nahm Blüher eine strikt ablehnende Haltung ein. Vorgaben, wonach aus Rücksicht auf jüngere Teilnehmer die Quartiersuche frühzeitig stattzufinden habe, zeigten für ihn nur „mangelndes Verständnis für das große Erlebnis des Grauens, das der Wald und die Nacht in den Gemütern auch der Älteren erzeugt.“ Es liege eine weichliche Vernachlässigung der jungen Persönlichkeit darin, „die Kraft solcher wertvollen Stunden zu brechen“. Auch von Empfehlungen, bei anhaltendem Regen die Wanderung vor Erreichen des Ziels abzubrechen, um Kleidung und Stimmung nicht nachhaltig zu beeinträchtigen, hielt Blüher wenig: „Das alles empfiehlt sich in der Tat für schwache Gemüter, die sich von vornherein sagen müssen, daß sie nicht die Kraft haben, die Unbilden der Witterung mit dem Überschwang ihrer Jugendlichkeit zu übertönen, und wer die alte Wandervogelbachantik kennt und kein Degenerat ist, der kennt auch die unvergeßliche Pracht solcher verzweifelten Regenwettermärsche.“

Zusammen mit Walter Benjamin, , Fritz Klatt, den Brüdern Hans und Walter Koch, Hans Kollwitz, Erich Krems, Alfred Kurella und Alexander Rüstow gehörte er dem so genannten an, der den linken Flügel der bürgerlichen Jugendbewegung zusammenführte. Klatt war wahrscheinlich der geistige und publizistische Motor dieses Bundes.

In hymnischen Worten blickte Blüher noch in seinem sechsten Lebensjahrzehnt auf jene märkischen Landstriche zurück, in denen die Steglitzer Wandervögel ihre wochenendlichen Naturerlebnisse suchten und fanden. Diese etwa im Vergleich zu Süddeutschland unscheinbare Landschaft wollte entdeckt sein „mit der ganzen Glut und Geschmeidigkeit unseres Herzens: diese Landschaft mußte bezwungen werden, ihr Götterwort mußte uns zukommen, sonst wären wir Jugend zugrunde gegangen am unreinen Atem der Väterkultur. […] Das Nuthetal, auf dem die ersten Feuer der Jugendbewegung brannten, hatte uns getränkt mit der geschichtlichen Kraft, die seit Jahrhunderten in ihm stak, und uns zu sich genommen. Wir stiegen von seinen Hügeln ab und waren ein Stand.“

In der Steglitzer Gesellschaft bildeten diese ungewohnten Formationen von Jugendlichen einen sehr eigentümlichen Kontrast zur sonstigen Bürgerschaft, wenn sie nach ausgiebiger Wanderung heimkehrten:

„In Steglitz war nun alles lebendig geworden. Die sauberen Knaben der wohlgenährten Bürger gingen in neuen Anzügen auf der Albrechtstraße spazieren, kleinen Mädchen folgend. Die Fichteberg-Aristokratie und der Halbadel hatten eben die Kirche hinter sich und man stolzierte mit verglasten gottnahen Augen nach Hause. Wenn ihre Söhne die bunten Schülermützen zogen, so faßten sie den Schirm stets nur mit zwei Fingern an, denn die drei andern mußten das schmucke Handschuhpaar halten. Man grüßte und ehrte viel. – Und dazwischen nun diese wildfrohen Gestalten, dieses bunte Gemengsel toller Pennäler! Sie traten mit ihren klobigen Stiefeln auf das zarte Pflaster; der Eine von ihnen hielt sich hinterwärts fest, denn Wolf hatte ihn den sandigen Abhang des Havelberges hinuntergeworfen, und da waren ihm die Hosen klaftertief geplatzt. […] ‚Der verrückte Fischer!‘ sagte man nur und ging weiter.“

Hans Blüher, dem sein markant-hageres Äußeres den Fahrtennamen „Gestalt“ eintrug, entwickelte sich zu einem der treuesten Anhänger Fischers, hatte seinerseits an Fischer aber auch entscheidenden Rückhalt in seinem Wandervogel-Dasein. Von einer Sommerfahrt an den Rhein 1903 wurde Blüher vom Fahrtleiter Siegfried Copalle wegen mangelnder Einordnung nach Hause geschickt, was Fischers Billigung nicht fand. Dieser stellte sich auch in der Folge schützend vor ihn.

Einen ebenfalls äußerst nachhaltigen Eindruck auf Hans Blüher machte der vermögende Rittergutsbesitzer Wilhelm (Willie) Jansen, den Blüher, nun selbst Fahrtleiter, bei einer Sommerreise 1905 von der Rhön bis an den Bodensee mit seiner Gruppe kennengelernt und für die Wandervogelbewegung gewonnen hatte. Über Jansens Wirkung schrieb er:

„Jansen bezaubert die Jugend durch sein Wesen, im Nu hat er die westdeutschen Schulen für den Wandervogel erschlossen, und die jungen Menschen hängen wie die Kletten an ihm. Es war natürlich nichts Anderes, als das damals mit Fischer: Heroenliebe. Aber hier zweifellos in gesteigerter Form. […] Man mag es glauben oder nicht, aber ich habe es in zahlreichen Briefen gelesen und von zahlreichen jungen Leuten selbst gehört; es war wirkliche Erotik, die hier ausbrach.“

Wie zuvor Karl Fischer wurde nun Wilhelm Jansen der idealisierte Jugendführer, der durch Charisma und Begabung zu seiner Autorität kam und nicht durch Paragraphen oder Macht – wie es den Lehrern vorgeworfen wurde. Durch das Element der Freiwilligkeit erhielt das Modell des Jugendführers eine ungeahnte Dynamik, die zumeist als romantisch-schwärmerisch bis faszinierend-unheimlich beschrieben wurde. Die Selbsterziehung der Jugend machte es überdies möglich, sich von den als überkommen erlebten Traditionen der Elterngeneration loszusagen und eigene Wege des Erwachsenwerdens zu erproben. Zumindest für Blüher wurde Jansen zur stilbildenden Persönlichkeit der Jugendbewegung:

„Jansen gehörte zu den Ersten, die anstelle des barbarischen und vielfach geschmacklosen deutschen Turnens die antike Gymnastik einsetzen wollten, denn diese natürlichste Art der Körperkultur war ja nur durch die christliche Kultur beseitigt worden und das Turnen war ein höchst unvollkommener Ersatz dafür. Die erste deutsche Palästra in Charlottenburg bei Berlin war von Jansen erbaut worden, auf seinem Gute stand eines der ersten Licht- und Luftbäder, und sein Kapital arbeitete überall da mit, wo es galt, die Prüderie und Verheimlichung zu überwinden und an ihrer Stelle die edle Offenheit des Nackten wieder aufleben zu lassen. Die Körperkultur-Bewegung, die heute immer weiter und deutlicher fortschreitet, verdankt Jansen mit ihre ersten Erfolge.“

Das Motiv des als ursprünglich und wahrhaftig wahrgenommenen nackten Körpers findet sich nicht nur in der Jugendbewegung, sondern auch in anderen Formen lebensreformerischer Gruppierungen und Ideengebäude. Hier wie da wurde vorwiegend der Bezug zu der als edel und wahr idealisierten Nacktheit antiker Kulturen hergestellt.

Historiker des Wandervogels

Sieben Jahre verbrachte Hans Blüher, der 1907 sein Abitur ablegte, in der Wandervogelbewegung, bevor er 1909 ausschied. Doch auch danach riss die Verbindung nicht ab, zumal Blüher auch während des Aufspaltungsprozesses der Organisation zu seinen frühen Freundschaften stand und Deutungshoheit über die Entwicklung der Bewegung reklamierte, nach eigenem Bekunden dabei angespornt und unterstützt von Willie Jansen, der ihn auch gedrängt haben soll, einer Darstellung der Wandervogel-Entwicklung von anderer Seite durch ein eigenes Werk zuvorzukommen.

Mit Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung gestaltete der im Erscheinungsjahr 1912 Vierundzwanzigjährige, wie Armin Mohler anmerkt, wirkungsmächtig die „klassische Darstellung“ und gleichzeitig die „Legende“ der Geschichte dieser Bewegung. Bereits im Titel erhob er den Anspruch, ihren Aufstieg, Blüte und Niedergang zu erfassen und verständlich zu machen. Dabei kam es ihm darauf an, schrieb er im Vorwort, das scheinbar Unverknüpfte zusammenzubinden und das Bewegende an den Bewegungen zu finden. Im Gegensatz zum bloßen Chronisten müsse jeder Geschichtsschreiber sich dieser subjektiven Seite seines Schaffens stellen.

„Dabei können ihm große bedeutende Irrtümer unterlaufen, entscheidende vielleicht, während der Chronist sich im besten Falle zu einem Schreibfehler aufschwingt […]. Ich habe die Geschichte der Jugendbewegung zu beschreiben, deren innerstes Wesen, soweit ich es verstanden habe, eine solche Fülle interessanter Tatsachen birgt, daß es sich wohl lohnt, über sie nachzudenken; eine Bewegung, die ganz uns gar aus der Jugend selber geboren wohl die merkwürdigste ist, die je über deutschen Boden gegangen. Aber eben nur das Innere ist merkwürdig, das Nichtgesagte, Verschwiegene. […] Es war eine Jugend, die zu Wochentagen an sauberen Tischen aß und der man nichts ansehen konnte, die dann an nebligen Festen durch braune Heiden und sandige Landschaften strich in wilder Kleidung, bepackt und zerzaust, nicht wiederzuerkennen, die zu nächtigen Zeiten an Feuern lag und zu einander redete von niegesagten Dingen voller Zorn, Verdrossenheit, Ueber- und Schwermut.“

Den institutionellen Beginn der Wandervogelbewegung deutete Blüher als „genialen Streich“ Karl Fischers gegen Schulgesetze und staatliche Behörden, die den Schülern eigene Vereinigungen untersagten. Indem er eine Reihe angesehener Steglitzer Bürger als Vorstand des „Ausschusses für Schülerfahrten“ gewann, konnte er seine Gründung auf ein dauerhaftes Fundament stellen und schuf zugleich das Muster für weitere Initiativen: „Dieser Ausschuß war der eigentliche Verein, er wurde der Schule präsentiert, und die Namen der Männer bürgten dafür, daß alles mit rechten Dingen zuging. Ganz getrennt davon bestand die eigentliche Jugendbewegung mit ihren Führern; es wurde dafür gesorgt, daß der Ausschuß möglichst wenig damit zu tun hatte, nur Geld und Namen hergab und, wie gesagt, der Oeffentlichkeit gegenüber ‚bürgte‘. Die Schüler selbst wurden in das „Scholarenbuch“ eingetragen, waren aber nicht Mitglieder des Vereins, sondern standen nur in einer Liste, wo man ihre Adressen finden konnte.“

Zur Gründungssitzung erschien Fischer mit einigen seiner Getreuen, darunter der Mechanikerlehrling Wolf Meyen, dem bei der allgemeinen Suche nach einem Vereinstitel als Jüngstem die zündende Idee kam, wie Blüher berichtet:

„‚Wenn das Kind nun einmal einen Namen haben muß, meinte Wolf Meyen, warum soll man’s da nicht ‚Wandervogel‘ nennen!‘ Damit war’s geschehen: d a s Wort war indiskutabel! Zehntausende junger Menschen sollten sich an ihm begeistern und darin den Sinn ihrer Jugend finden.“

Meyen hatte auf dem Berlin-Dahlemer Friedhof das Grab von Kaethe Branco geb. Helmholtz (1850–1877) und dessen Inschrift gesehen: „Wer hat euch Wandervögeln die Wissenschaft geschenkt […]“.

Die Vereinsgründung fand Anfang November 1901 statt; die nachfolgenden Wintermonate nutzte Fischer zur Rekrutierung weiterer geeigneter Mitstreiter, die er in der nächsten Wandersaison für Führungsaufgaben einsetzen konnte.

„Als es dann aber Frühling zu werden begann, da setzte er sich mit einigen Schuldirektoren in Verbindung, die ihm ihre Aula zur Verfügung stellten, und hier trat er dann offen vor die versammelte Jugend und redete zu ihr vom Wandern und von der Herrlichkeit des Zigeunerlebens; aber er sprach in vorsichtigen Worten. Und es dauerte denn auch nicht lange, da kamen an die hundert Berliner Schüler zusammen aus allen Vororten, gelockt durch den romantischen Zauber, den Fischer und noch mehr seine Bachanten um sich her verbreiteten.“

Gegenüber Ideen, die dem Wandervogel im Zuge einer „Pädagogisierung“ angetragen wurden, nahm Blüher zunächst eine süffisant-ablehnende Haltung ein. So polemisierte er gegen die „landläufigen patriotischen und gutbürgerlichen“ Ideale der Väter, „wie man sie in der Zeitung zu lesen bekommt und womit man sich als Kandidat eines staatlichen Amtes nur recht reichlich zu versehen hat, um einer guten Karriere gewiß zu sein.“ Als Vertreter dieses Einbruchs der Erwachsenen in die autonome Welt der Jugend, die der Wandervogel konstituiert hatte, stellte er die Freideutsche Jugend dar, die sich 1913 gebildet hatte. Schließlich dämmerte für Blüher in der Geschichte des Wandervogels „eine Zeit auf, die den Stempel der Moderne trug“:

„Die große Abstinenzbewegung ist da vor allen Dingen zu nennen, dieser entscheidende Plan der zivilisierten Menschheit, der mit jeder Alterskultur zu brechen den Mut hat; ferner als Gegensatz zu der verlogenen Geschlechtertrennung, wie sie die Eltern übten, eine größere Annäherung der Geschlechter in der Jugend: das Mädchenwandern. Hinzu kam die Pflege des Volksliedes und vieles andere. […] Diese Teile der Bewegung standen geistig höher und brachten es auch zu einer lesbaren Zeitungsliteratur, während die Nur-Romantiker hierin nie weit gekommen sind.“

Die Aufnahme von Mädchen in den Wandervogel war allerdings unter Karl Fischer strengstens verboten, da dadurch eine Aufweichung der als polar vorgestellten Geschlechterbilder befürchtet wurde: eine Verweiblichung der Jungen und eine ‚Verbubung’ der Mädchen. Geist und Natur der Jungen wurden exklusiv mit klassischen männlichen Attributen wie Härte, Abenteuerlust, Disziplin, Kühnheit, Entschlossenheit und körperlicher Stärke belegt. In der Bindung an einen männlichen Führer galt es, die eigene Männlichkeit zu entwickeln und das nicht nur in Abhebung von Frauen und Mädchen, sondern auch von den als brauchbaren Vorbildern ausgefallenen leiblichen Vätern. Damit bestätigte der Wandervogel die damals vorherrschenden sozialen Geschlechterrollen und -praktiken, die ein Zusammensein von Jungen und Mädchen ohne die Aufsicht von Erwachsenen ausschlossen.

Homosexualität

Weder die vaterländischen Impulse noch ein bloßer Erholungszweck – weg vom „Bücherstaub“ zur Wiederherstellung der Lernbereitschaft – waren für Blüher ausschlaggebende Motive der Wandervogelbewegung, sondern ein geradezu triebhafter Wunsch beim Großteil der Bewegung, sich in der romantischen Rückkehr zur Natur von der Kultur der Väter abzuwenden.

Blüher verteidigte die Wandervogelbewegung gegen den im Zuge der Eulenburg-Affäre verbreiteten Vorwurf, sie sei ein „Päderastenclub“, indem er diese Kritik in einen Vorzug verkehrte und sich ausdrücklich zur männlichen Homoerotik und zu ihrem Einfluss auf die Wandervogelbewegung bekannte. Laut Armin Mohler glaubte Blüher, dass der „mannmännliche Eros“ nur in einer kleinen Zahl von Fällen tatsächlich zu homosexuellen Handlungen führe.Christian Füller dagegen sieht in Blüher einen Verteidiger der Päderastie.

Blühers Meinung nach bildet nicht die Familie die Grundlage der Gesellschaften, sondern diese werde im Gegenteil durch Männerbünde, durch homoerotische und homosexuelle Verbindungen zusammengehalten. Daher schätzte Blüher die männliche Homosexualität hoch ein und trat 1913 offen für die Aufhebung des § 175 StGB ein. Dies ging gleichzeitig mit einem entschiedenen Antifeminismus und Antisemitismus einher. Frauen und Juden waren für ihn, wie die Erziehungswissenschaftlerin Meike Sophia Baader formuliert, „das Andere des Männerbundes“.

Über das Phänomen Päderastie war Blüher im altsprachlichen Schulunterricht aufgeklärt worden. Da wurde Ion von Chios mit einer Stelle behandelt, in der Sophokles einen ihn beim Gastmahl bedienenden Knaben küsst und sich in ihn verliebt: „Diese Stelle nun mußten die Schüler übersetzen und bekamen so eine Seite des antiken Lebens zu erfahren, die ihnen sonst geflissentlich verheimlicht wurde. Sie schüttelten die Köpfe und wußten nun gar manches mehr. Sie fanden sich wohl auch in ihrem eigenen Leben besser zurecht.“ In seinen Lebenserinnerungen schildert Blüher das Steglitzer Gymnasium seiner Schülerzeit als einen Ort, wo homoerotische Beziehungen unter den Jungen sehr verbreitet waren:

„Es ist mir aber nicht ein einziger Fall bekannt, wo eine solche Knabenliebe zu lüsternen Attacken geführt hätte. Es gehörte bei uns einfach zum guten Ton, Knaben vor der Reife nicht zu berühren. […] Unter Gleichaltrigen dagegen waren die erotischen Beziehungen entschieden lebhafter; hier packte uns der vollentflammte Eros und riß uns durch alle Dunkelheiten mit sich fort.“

Blüher selbst soll nach Hergemöller in diesen Jahren durch eine Reihe homoerotischer Affären aufgefallen sein. Ein unglücklich in ihn verliebter Schlossergeselle brachte sich, wie Blüher bezeugt, auch seinetwegen um. Ulfried Geuter, der auch den privaten Nachlass Blühers für seine Studie ausgewertet hat, bestätigt hingegen dessen heterosexuelle Orientierung und zitiert aus einem Brief Blühers an seine Eltern, „daß es nur eine Macht- und Zufallsfrage war, die das Zünglein nach dieser Seite ausschlagen ließ“, weil er jahrelang „Pech in der invertierten Richtung“ gehabt habe, was zu deren Einschlafen geführt habe. Louise dagegen, seine Geliebte, übe nun bereits dreieinhalb Jahre lang eine zwar kaum leidenschaftliche, aber doch gleichmäßige und starke Wirkung auf ihn aus.

Allgemeine Bedeutung für die Wandervogelbewegung nahm das Thema Homosexualität an, als Willie Jansen, unterdessen Bundesvorsitzender des Wandervogels in Berlin, in einer Vorstandssitzung zwar die gegen ihn selbst gerichteten Vorwürfe diesbezüglicher unerlaubter Handlungen dementierte, seinen Vorstandskollegen aber Naivität und Ahnungslosigkeit hinsichtlich der homoerotischen Aspekte des Wandervogellebens bescheinigte und ergänzte, man würde in dieser Sache wohl vorsichtiger vorgehen, wären sich die Herren dessen bewusst, was sie selbst an der Wandervogel-Jugend interessierte. „Das war“, kommentiert Blüher, „eine ungeheure Sprache, die umso mehr wirken mußte, als in der Tat keiner der alten und jungen Herren eine wirkliche Kenntnis der erotischen Dinge besaß.“ In seiner Autobiographie idealisierte Blüher Jansen als „echten Vertreter antiker Paederastie“. Geuter bescheinigt Blüher in diesem Zusammenhang „durch und durch eine Tendenzgeschichte, deren zweiter Band offensichtlich dazu diente, Jansen zu huldigen“.

Als grundlegend für sein eigenes geistiges Leben bewertete Blüher eine Äußerung Jansens im persönlichen Gespräch: „Wo käme denn die Kraft her, die imstande ist, solche Bewegung unter der männlichen Jugend hervorzurufen, wenn nicht von Männern, die, statt das Weib zu lieben und Familienvater zu werden, den Jüngling liebten und die Männerbünde gründeten?“ Durch Jansen lernte Blüher auch den Philosophen und Zoologen Benedict Friedlaender kennen und wurde eingeführt in die von ihnen und Adolf Brand gegründete „Gemeinschaft der Eigenen“, eine Vereinigung homosexueller Literaten, Wissenschaftler und Künstler. Brand gab 1896 bis 1932 die Zeitschrift Der Eigene heraus, in der er sich für die Emanzipation der Homosexuellen einsetzte sowie für „Kunst und männliche Kultur“. Brunotte weist Blüher 1912 als Mitglied sowohl der Gemeinschaft der Eigenen als auch des Wissenschaftlichen-humanitären Komitees von Magnus Hirschfeld aus und sieht Blühers Frühwerk an der Schnittstelle bzw. in einer Brückenfunktion zwischen den unterschiedlichen Konzepten von Homosexualität und Männlichkeit einerseits sowie der Freudschen Psychoanalyse andererseits.

Den beiden ersten Bänden seiner Wandervogel-Darstellung, die „Aufgang“, „Blüte“ und „Niedergang“ behandelten, fügte Blüher einen dritten unter dem Titel „Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen“ hinzu. Widerstände gegen die Verbreitung seiner Schriften hatte er bereits im Vorfeld des Erscheinens richtig vorausgenommen – Schuldirektor Lück kümmerte sich in Steglitzer Buchläden persönlich darum, dass Blühers Bände aus den Auslagen entfernt wurden (was der Nachfrage aber nicht merklich schadete) – und hatte das Erscheinen aller drei Bände vertraglich abgesichert. Es kam ihm darauf an, „die öffentliche Meinung plötzlich zu überfallen, auf einmal, völlig unvorhergesehen da zu sein, und so dazusein, daß man aus dieser Position nicht mehr vertrieben werden konnte.“

„Als der Druck der Aushängbögen sich nun seinem Ende näherte, tat ich folgendes: ich schnitt mit der Schere die harmlosesten Stellen heraus, Landschaftsschilderungen, Fahrtenereignisse, Zeichnungen von Charakteren, was alles in geschicktem fontaneschen Stil verfaßt war, und versandte sie an einige der bedeutendsten Wandervogelzeitschriften, mit dem Begleitschreiben, daß demnächst meine Geschichte des Wandervogels bei Bernhard Weise erschiene und ich sie bäte, den beiliegenden Auszug abzudrucken. Kaum waren die Briefe abgeschickt, so regnete es eilige Anfragen: Was denn das sei …? Man habe ja nicht das Geringste davon erfahren, man bäte sofort um genauere Angaben, besonders aber bäte man darum, doch möglichst einmal das ganze Werk in Fahnenabzügen zu übersenden, damit man einen Überblick bekommen könne; das freilich war es, was ich unbedingt verhindern mußte.“

Blüher schrieb den Interessierten, er habe alle Probeexemplare zerschnitten und weiträumig an Redaktionen versendet, könne daher das Ganze zur Ansicht nicht liefern. Wer einen größeren Posten ordere, erhielte aber innerhalb einer angemessenen Sperrfrist das Alleinvertriebsrecht. So gelang es ihm, auf einen Schlag 1500 Exemplare des ersten Bandes abzusetzen. Für das Erscheinen des zweiten und dritten Bandes ein halbes Jahr später schloss er mit zahlreichen Zeitungen Vorverträge für Anzeigen und Vertrieb ab, die dann unabhängig vom gewagten Inhalt des Werkes zu erfüllen waren:

„Entsetzliche Lage! Es muß ein Gefühl gewesen sein, wie es jemand hat, der ein Gift geschluckt hat und nun mit voller Gewißheit weiß: in wenigen Minuten wird der furchtbare Krampf in den Gedärmen beginnen, der dich vernichtet. Das gefürchtete Buch kam mit unheimlicher Gewißheit über sie; sie waren von allen Seiten umstellt, und es gab kein Entrinnen. Und nun kam gar das von mir bekräftigte Gerücht auf, daß ein ‚dritter Band‘ erscheinen würde. Was mag wohl in diesem gar drinstehen …? Ich bekam Briefe über Briefe aus Wandervogelkreisen, die mich warnten, doch mit dem ‚Lebensinteresse‘ der Jugend nicht zu spielen und es nicht gar zu weit zu treiben. Ich würde doch nicht etwas zerstören wollen, was ich selbst mit aufgebaut hätte. Aber ich blieb unerschüttert in meinem einmal gefaßten Entschluß, und mein Kriegsplan funktionierte, nachdem er einmal angelaufen war, wie eine allgemeine Mobilmachung, mit eigenmächtiger Mechanität. […] Damit war der große Schlag getan. Die Wandervogelbourgeoisie war in eine unerhörte Aufregung versetzt, die Schulbehörden waren es gleichfalls, die Eltern, verwirrt und ratlos, wußten nicht, was sie sagen sollten, kurzum, es gab einen großen Tumult.“

Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse

In der Endphase seiner Arbeit an der Wandervogel-Geschichte, so berichtet Blüher in seinen Lebenserinnerungen, sei ihm von dem daheim in Lichterfelde-Ost einen Gesprächskreis zur Lehre Sigmund Freuds unterhaltenden Psychotherapeuten Heinrich Koerber die Lösung eines theoretischen Problems eröffnet worden, das Blühers homoerotischen Deutungsansatz der Wandervogelbewegung betraf. Bis dahin ungeklärt war für ihn, „daß mindestens die gleiche Anzahl von Jugendführern, die genau so ihre ganze Zeit dem Wandervogel widmeten, statt zum Weibe zu gehen, keinerlei erotisch zu deutende Handlungen begingen, ja sogar – und das schien mir das Unverständliche zu sein – diese Handlungen leidenschaftlich bekämpften, und, wo andere sie begingen, ebenso leidenschaftlich verfolgten.“ Koerber verwies ihn auf die Lektüre des seinerzeit nur in Fachkreisen bereits bekannten Freud. Bei den Ausführungen zum Ödipus-Komplex fiel es Blüher „wie Schuppen von den Augen“:

„Ich lernte den grundlegenden Begriff der Verdrängung kennen. Dieser hat im Bereiche der empirischen Psychologie durchaus die gleiche Wirkung wie etwa der Begriff der Gravitation in der Mechanik. Kennt man solche – nur vom Genie entdeckbaren – Grundbegriffe nicht, so kann man die zugehörige Wissenschaft überhaupt nicht betreiben; es sei denn man begnügt sich mit bloßen Wahrnehmungsurteilen. Der Begriff der Verdrängung hat das Gesetz der Unzerstörbarkeit der psychischen Energie zur Voraussetzung und bestätigt es genau in derselben Weise, wie durch die Entdeckung des mechanischen Wärmeäquivalentes die Erhaltung zunächst der nichtpsychischen Energie bestätigt wird. […] Freuds Begriff der Verdrängung besagt, daß ein sexueller Trieb, wenn er dem Bewußtsein nicht tragbar erscheint, durch einen unbewußten psychischen Mechanismus – eben den der Verdrängung – ins Unbewußte gestoßen wird, dort aber keineswegs der Vernichtung unterliegt – was wegen der a priori gewissen Energieerhaltung unmöglich ist –, sondern mit einem ‚negativen Vorzeichen‘ versehen, als Angst, Ekel, Scham usw. wiederkehrt, wenn er durch ein erweckendes Motiv ins Bewußtsein zurückgeholt wird. Nachdem ich diesen durch seine Großartigkeit und Einfachheit imponierenden Gedanken erfaßt hatte, wurde mir blitzartig die ganze Situation zwischen den Männerhelden und ihren Verfolgern klar. Sie waren beide aus demselben Holz geschnitzt; beide waren dem jugendlichen männlichen Menschen mit Haut und Haar verfallen […] Der Männerheld aber sagte zu seiner eigenen Natur ja, kannte sie und lebte nach ihr; der Verfolger aber verdrängte diese Verfallenheit samt ihrer äußersten wollüstigen Ausdrucksform. So vollzog sich die Umwandlung in Angst. […] Der Verfolger also kämpft – und zwar vergeblich – gegen die Einsicht, er könnte Knabenliebhaber sein, an, und um ganz sicher zu gehen, verlegt er seinen inneren Kriegsschauplatz nach außen; er verfolgt die vollendeten selbstbejahenden Männerhelden. Mit dieser Theorie vom ‚nach außen verlegten Kriegsschauplatz’ war für mich das Rätsel gelöst und das Spiel gewonnen. Meine Theorie war aus der Sphäre der Wahrnehmungsurteile herausgetreten und zum Erfahrungsurteil geworden, also zur echten Wissenschaft, und die Veröffentlichung wurde damit zulässig.“

In dem Skandal machenden Band „Der deutsche Wandervogel als erotisches Phänomen“ strich Blüher sein und seiner Weggefährten damaliges Desinteresse am anderen Geschlecht breit heraus:

„Schon die ersten alten Wandervögel, die sich in jenem Berliner Vorort zusammentaten, standen in dem Rufe, ‚Weiberfeinde‘ zu sein. Das heißt, man sah sie niemals auf der Hauptstraße gegen Abend mit Mädchen in artige Liebeskonflikte verwickelt. Die Wandervögel ‚poussierten‘ nicht. Sie gingen auch nicht in die Tanzstunde; tat es aber Einer auf das Drängen der Verwandten doch, so konnte er der ausgesuchtesten Hänseleien sicher sein. Ein Wandervogel mit einem Mädchen zusammen, wäre als Stilverfall empfunden worden, der die ganze Vagantenstimmung auf einen Schlag verdorben hätte. Es war, als ob für diese Jugend das weibliche Geschlecht nicht existierte; man sprach nicht einmal davon.“

Um die öffentliche Aufnahme seiner Wandervogel-Deutungen zu begünstigen, hatte es Blüher nicht bei vertraglichen Vorkehrungen belassen, sondern hatte als unbekannter Jungautor fachliche Rückendeckung für seine Anschauungen gesucht: „Ich wandte mich daher zweckmäßig an zwei besonders ausgezeichnete Instanzen der Sexualwissenschaft: an den größten Materialkenner des vorliegenden Spezialgebietes Dr. Magnus Hirschfeld – Berlin und den größten Sexualtheoretiker Prof. Dr. Sigmund Freud – Wien.“ Von beiden und noch weiteren um Prüfung Gebetenen wurde sein Ansatz „anerkannt und für gut befunden“; Hirschfeld fand sich sogar bereit zu einem Geleitwort für Blühers dritten Wandervogel-Band. Damit wurde er zu einem wichtigen Gewährsmann auch für Blühers Forderung nach homosexueller Freizügigkeit:

„Magnus Hirschfeld macht in einem seiner Aufsätze einmal die sehr feine Bemerkung, daß die Homosexuellen dadurch, daß sie oft einfache Lieblinge haben, mit ihrer Liebe zu den nützlichsten Förderern der Ausgleichung der Klassengegensätze werden. […] Das wäre die positive Seite, der Gewinneintrag fürs Volksleben. Die negative ist nicht minder wichtig: die Verlustergänzung. Da nach den Forschungen Freuds sich bei den Neurotikern auf psychoanalytischem Wege stets ein mehr oder minder starker invertierter Einschlag aufzeigen läßt, der bei mißglückter Verdrängung die Krankheit mit hat produzieren helfen, so wird die Freigabe des invertierten Liebeskomplexes zu einer psycho-sanitären Forderung im Interesse des Volktumes.“

Der Kontakt zu Hirschfeld scheiterte, weil Blüher sich im Konflikt zwischen Freud und Wilhelm Stekel nicht auf dessen Seite stellen wollte und sein Antisemitismus offen zutage trat. Blühers Bekenntnis zu den Lehren Sigmund Freuds war für ihn grundlegend und weitreichend. In ihnen sah er „den unbezweifelbaren Höhepunkt der bisherigen Psychiatrie […] und wir wollen uns daran gewöhnen den Beifall vorfreudischer Gelehrter, die mit uns übereinstimmen, geringer zu veranschlagen als die Gegnerschaft orthodoxer Freudianer. Denn heute noch in der Psychologie vorfreudisch zu denken, ist ungefähr so komisch, als in der Erkenntnistheorie vorkantisch zu metaphysizieren.“ Anders als Freud verstand Blüher die homosexuelle Neigung jedoch nicht als durch psychologische Prozesse bedingt, sondern als angeboren, und setzte sich damit seinerseits von ihm ab:

„Welches Geschlecht ich zu lieben gezwungen bin, das hat sich in einem Bereich entschieden, der jenseits des Psychologischen liegt. […] Wie ich mich aber dem geliebten Geschlechte gegenüber während meines Lebens verhalte, das unterliegt psychologischen Gesetzen, die nachweisbar sind. Es war ein Fehler in Freuds Denken, daß er den mannmännlichen Eros als ein Ergebnis psychischer Vorgänge auffassen wollte, also letzten Endes doch als eine Abirrung von der mannweiblichen Norm. Er wollte trotz des ausgiebigen Briefwechsels, den ich damals mit ihm führte, die autonome Herkunft nicht anerkennen. Hier schieden sich also unsere Wege.“

Der Unterschied zu Freud lag darin, dass Blüher bei seinen „Männerhelden“ keinerlei neurotische Fehlentwicklung aufgrund der ödipalen Problematik vorliegen sah. Als pathologisch betrachtete Blüher nur die latente und weibliche Homosexualität, nicht jedoch die sexuelle Inversion bei Männern. Er habe, so Geuter, mit seiner Kritik an der Psychoanalyse, die den „gesunden Vollinvertierten“ nicht erklären könne, „durchaus einen richtigen Punkt getroffen“. So wie sich Blüher aber späterhin mit Freud durch antisemitische Äußerungen persönlich überwarf, verkehrte sich auch das Verhältnis zu seinem anderen Förderer Magnus Hirschfeld, dem er die willkürliche Kürzung eines eigenen Beitrags im Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen vorhielt und den er als Repräsentanten einer „jüdisch-liberalen Kulturanschauung“ bezeichnete. In diffamierender Absicht stellte er Hirschfeld in ein Umfeld aus „deformierten Männern“, „deren Rassenentartung durch eine überstarke Begabung an weiblicher Substanz gekennzeichnet ist.“ In seinen Lebenserinnerungen behauptete Blüher zudem tatsachenwidrig, das besagte Jahrbuch habe, um es schmackhaft zu machen, Illustrationen enthalten. Obwohl er nie eine Lehranalyse durchlaufen hatte, praktizierte Blüher als Psychotherapeut.

Homoerotische Männerbünde

Dem zweibändigen Werk Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft, erschienen 1917, gab Blüher den Untertitel: „Eine Theorie der menschlichen Staatsbildung nach Wesen und Wert“. Darin sah er sich einer von keinem neuzeitlichen Denker erfassten Naturgesetzlichkeit auf der Spur.

Aus der universellen Gültigkeit des Verdrängungsmechanismus folgerte Blüher, dass gleichgeschlechtliche Regungen die Gesellschaft in weit höherem Maße prägen, als es einer sexualitätsverneinenden und -verdrängenden Wahrnehmung auch nur möglich erscheine. In eine ganz falsche Richtung führe dabei die Verwechslung zwischen Androgynie und Bisexualität: die sexuelle Orientierung folge nicht daraus, wie weit jemand ein maskuliner oder femininer Typ ist. Aber sie sei angeboren und damit Schicksal. Diese Orientierung nannte er „Inversion“, um zu betonen, dass sie eine Naturschöpfung ersten Ranges sei, während der „von Psychiatern erfundene oder vielmehr aus der Luft gegriffene Begriff Homosexualität“ bloß klassifiziere und pathologisiere. So gesehen sei „der sogenannte Homosexuelle kein abgesprengtes Stück in der Menschheit, vielmehr ist er der Sonderfall einer weit größeren übergeordneten Gattung Mann, den ich den Typus inversus genannt habe“, oder auch, analog zu Frauenheld, den „Männerhelden“.

Diese Neigung zum eigenen Geschlecht sei – auch ohne Verdrängung, mit ihr erst recht – keine symmetrische Spiegelung der Neigung zum anderen Geschlecht, und die aus dieser entspringende Dynamik grundverschieden von jener:

„Während nun die Natur die Liebe des Mannes zum Weibe freigegeben hat und sie, die gewöhnlichen Hemmungen der Scham abgerechnet, offen ausströmen läßt, hat sie die des Mannes zum Manne gebunden […]; der mann-männliche Eros verbindet sich ständig mit geistigen Gütern und hat heroischen Lebensstil. Der mannweibliche ist idyllisch. Während die soziologische Linie der mannweiblichen Liebe die Familie ist, heißt die entsprechende bei der mannmännlichen ‚männliche Gesellschaft’. Diese wird von der Natur über die Männerbünde hinweg zur Staatsgründung verwandt. Es kann also keine Rede davon sein, daß die Familie die ‚Keimzelle des Staates‘ ist.“

Dass der Mensch ein staatenbildendes Wesen sei, verdanke er somit nicht etwa einer ökonomischen Vernunft, sondern der Natur selber, die ihn, wie einige andere Arten, dazu geschaffen habe.

„Der Natur ist es – teleologisch gesprochen – beim Menschen gelungen, eine Gattung fest zu sozialisieren, ohne Zwangsverkümmerungen an großen Teilen der Gattungsindividuen vorzunehmen. Sie kommt beim Menschen ohne sogenanntes drittes Geschlecht aus. Die einzigen bekannten drei Tierarten, die außer dem Menschen wirkliche Staaten bilden, müssen einen verkrüppelten Typus unter sich ertragen, der sogar die Herrschaft ausübt, und kommen daher nicht dazu, den Staat als Mittel zum Geist zu benutzen. Der Staat bekommt absoluten Wert. Nur dem Menschen gelingt der große Sprung, denn seine Sozialität wird nicht durch Formungen erzwungen, die die volle Entfaltung der persönlichen Wucht, der ethischen Seele, brechen. Die Natur schuf zwei Männerarten – die eine, die dem Weibe verfallen, die andere, die dem Manne verfallen ist, den Typus inversus. Wie dieses Verfallensein zum Ausdruck kommt, ob mit frei hervorbrechender Sexualität oder mit verdrängter und transformierter, ist eine zweite Frage, die nur durch die analytische Psychologie nach der Methode des Professors Sigmund Freud gelöst werden kann. Während die den Frauen verfallene Männerart berufen ist, die Familie, ist es Aufgabe des Typus inversus, die Männliche Gesellschaft zu bilden. Zwischen Familie und Männlicher Gesellschaft schwingt ein ununterbrochener Rhythmus, der in der ganzen Menschheit fühlbar ist, und diese beiden Pole, die von der Sexualität geschaffen werden, sind die letzte erkennbare Struktur des menschlichen Sozialisierungsprozesses.“

In der „Rolle der Erotik …“ sowie in der kurz vor seinem Tod verfassten „Rede des Aristophanes“, in der Blüher bekennt, dass er sich zwar anderen Themen zugewandt, seine früheren Überzeugungen jedoch keineswegs gewechselt habe, dient ein breit gefächertes Spektrum an Beispielen aus Geschichte, Literatur und Zeitgeschichte der Erläuterung seiner Thesen. An erster Stelle steht die klassische Antike, daneben Stammeskulturen mit ihren Männerhäusern, Normannen, Räuberbanden, Ritterorden, Templer, Freimaurer, Studentenverbindungen, außerdem SA und SS. Letztere als extreme Bestätigungen der Relation: Verdrängungsdruck nach innen = Verfolgungsdruck nach außen. Es sind Beispiele dafür, wie sich unter dem Druck brutalster Verdrängung sowohl Eros als auch Geist in ihr Gegenteil verkehren können.

Der Begriff des Eros ist für Blüher zentral. Eros ist die „lenkende Form“, die die Sexualität beim Menschen annimmt. Deren Wirkung ist die bedingungslose „Bejahung eines Menschen abgesehen von seinem Wert … nicht, weil man es ‚will‘, sondern weil man es wollen muß.“ Dieser autonomen Macht, die wie keine andere den Menschen als Schicksal trifft, stellt Blüher polar, also Spannung erzeugend, den Geist, der überpersönliche Werte schafft, gegenüber. Diese Spannung erhielte in mannmännlichen Verbindungen eine besondere, oft tragische Dynamik, was tief mit der Natur des Mannes zusammenhänge. Denn Geist sei der Gipfel der Männlichkeit so wie Eros der der Weiblichkeit:

„Vom Weibe kommen keine Kulturwerte letzter Begründung, und Geist ist – eben in letzter, produktiver Auffassung, nicht in reflektierter – sekundäres männliches Geschlechtsmerkmal. Das Höchste, wohin die Frau gelangen kann, ist die Liebe, und es ist ein Akt vollendetster Ritterlichkeit gegen sie, wenn man sie überall, wo sie liebt, als sakrosankt ansieht und im Zustande ihrer höchsten und einzigen Würde.“

Blüher unterschied drei Arten von Homosexualität: zum einen die virile, die er für „normal“ und kulturschaffend hielt und die er in die Tradition des antiken Griechenland stellte, zum anderen die latente und drittens die feminine im Sinne in Hirschfelds „drittem Geschlecht“. Letztere beiden hielt er für pathologisch. 1913 behauptete er, sie gingen aus „schlechter Rassenmischung“ hervor, und bezeichnete sie als Indiz für „Großstadt-Dekadence“. Die Tendenz, „effeminierte“ Homosexuelle als entartet abzuqualifizieren und zu rassifizieren, verstärkte sich 1913 noch, als ihm von völkischer Seite unterstellt wurde, Jude zu sein. Er betonte, er sei ein „echter Germane“, und bemühte sich, die Trennlinie zwischen heldisch-virilen und angeblich degenerierten, als weiblich identifizierten Homosexuellen möglichst scharf zu ziehen: „Die Ansprüche der Entarteten“ gelte es „auf ihr Maß zurück“ zu zwingen.

Fundamentalkritik am Bildungswesen

Blühers Stellung zum Bildungswesen war ambivalent. Einerseits bekannte er sich zur Idee des humanistischen Gymnasiums ebenso wie zu derjenigen der Universität, andererseits übte er schärfste Kritik an den bestehenden Bildungseinrichtungen, denen er Verrat an ihrem ursprünglichen Ideal vorwarf. Diese Kritik bezog sich nicht nur auf die Praxis der Wissensvermittlung, die er als Schüler und später als Student erlebt hatte, sondern auf das Bildungskonzept in seiner Gesamtheit. Ihren Kern bildete der Vorwurf, im Mittelpunkt stehe nicht die Beschäftigung mit geistigen Inhalten um ihrer selbst willen, sondern der Wissenserwerb diene vorrangig oder ausschließlich der „Ausbildung für den Lebenskampf“. Daher sei die Zielsetzung der modernen Schule in jeder Hinsicht dieselbe wie diejenige der antiken Sophistik, die dem Schüler Methoden zur Erzielung von Erfolgen in der Politik oder vor Gericht unabhängig von den jeweils vertretenen Inhalten vermittelte. Dadurch werde die Jugend vorgeblich gebildet, in Wahrheit aber entseelt. Aus Blühers Sicht ist die Erlangung technischer Fertigkeiten aller Art sowie überhaupt alles „gewöhnliche Tun, das immer im unmittelbaren Dienste der Zweckmäßigkeit und des Nützlichen steht“, den wahrhaft geistigen Bestrebungen absolut untergeordnet. Er meint, der fundamentale Rangunterschied zwischen „Banausentum“, also allen Beschäftigungen, die primär der Sicherung des Einkommens dienen oder auf ein bequemeres Leben abzielen, und der geistig schöpferischen Tätigkeit etwa eines Philosophen oder Mathematikers sei den antiken Griechen selbstverständlich gewesen. Im modernen Schul- und Hochschulwesen hingegen werde diese Rangordnung verwischt, etwa durch die Gleichstellung des Abiturs der Realschulen mit dem des humanistischen Gymnasiums, das „die einzige echte Bildungsanstalt“ sei.

Das vernichtende Urteil, das Blüher über den Hochschulbetrieb fällte, stützte er auf seine Erfahrung als Student. Sein nach dem Abitur 1907 in Basel begonnenes und in Berlin fortgesetztes sechzehnsemestriges Universitätsstudium in den Bereichen klassische Philologie, Philosophie, Germanistik, Biologie und Theologie betrachtete er im Rückblick wie ein Geschäftsverhältnis zwischen einem Kunden und einem Verkäufer. Die modernen Hochschulen seien „nichts weiter […] als reelle geistige Warenhäuser, in denen man für gutes Geld eine entsprechend gute Ware kauft“; darüber hinaus komme ihnen keine Autorität zu, und dazu sollten sie sich ehrlich bekennen. Den Abbruch seiner Doktorarbeit zu Schopenhauer (über die „Vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde“) kommentierte er so:

„Doch in der Sache selber kann ich nur Betrübliches vermelden. Kaum nämlich hatte ich mit der mühevollen Arbeit begonnen, als mir auch deren wahrhaft erdrückende Überflüssigkeit klar wurde. Es stellte sich heraus, daß ich zu jeder Arbeit unfähig bin, die ebenso gut auch ein anderer machen konnte. Und um so klarer wurde mir, daß ich überhaupt nur Dinge treiben dürfte, die nur ich allein bewältigen konnte. Und dabei ist es geblieben.“

Den Ausgangspunkt von Blühers Überlegungen zum Bildungswesen bildet die Frage nach dem Sinn und Ziel der Beschäftigung mit der Antike, die einen zentralen Teil des gymnasialen Unterrichts bildete. Der einzige Sinn einer Begegnung der modernen Jugend mit dem antiken Griechentum besteht nach seiner Überzeugung darin, dass die Griechen das „Zeugungsmittel“ seien, das dem auf sie Stoßenden dazu verhelfe, die schöpferische Kraft seines eigenen Gemüts freizusetzen. Nur als solcher „Entzündungsstoff“ sei die antike Literatur weiterhin wertvoll. Die Pädagogen seien aber in der Regel außerstande, den Schülern eine solche Begegnung zu ermöglichen. Sie seien nämlich als klassische Philologen auf eine völlig andere Herangehensweise, die Methode der Altertumswissenschaft, festgelegt. Diese erschöpfe sich darin, mittels historisch-philologischer Forschung (insbesondere Textkritik) objektive Tatsachen über Äußerlichkeiten zum Leben und Werk der antiken Autoren zu ermitteln. Mit diesem auf eigentlich Belangloses gerichteten „Willen zur Wahrheit“ könne man sich „die aufregenden Mächte vom Leibe halten“, mit denen man es zu tun bekäme, wenn man sich tatsächlich auf den Inhalt der Texte einließe, statt nur oberflächlich deren Form zu untersuchen:

„Es kann kein Zweifel bestehen, daß Winckelmann, Schiller und Goethe, die den Deutschen vor Nietzsche als Interpreten der Griechen galten, sich über deren empirische Realität ebenso geirrt haben, wie dies Nietzsche tat. Der schöpferische Mann hat die Wahrheit nicht nötig. […] Altertumswissenschaft ist nichts anderes als Rückgängigmachung der Irrtümer großer Männer; denn gäbe es keine großen Männer, die sich an den Griechen entzündeten, so kümmerte sich kein Mensch im Volk um sie. […] Klassische Philologen […] sollten als Erzieher überhaupt ignoriert werden. […] Es kommt auf die geheiligten Irrtümer der Großen an, nicht auf die Wahrheiten der kleinen Leute. […] Wissenschaft ist ein Mittel gegen die Wahrheit. Wer Wissenschaft betreibt und nicht von ihr los kann, von dem kann man immer sagen, daß er sich vor einer anderen Erkenntnis wehrt.“

Den konkreten Anlass zu Blühers Polemik gegen die klassische Philologie bot der publizistische Angriff des klassischen Philologen Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff auf Nietzsche, der damals großes Aufsehen erregte. Blüher betrachtete Wilamowitz als Repräsentanten des „bürgerlichen Typus“ in der Rolle des Gelehrten. Die Haupteigenschaft dieses Typus sah er darin, „sich alle aufregenden Dinge sowohl des Menschen, als der Natur fernzuhalten und nicht an sich herankommen zu lassen. […] Er hält sich das wilde Tier in den zoologischen Gärten und er hält sich den Philosophen in den Universitäten.“ Nietzsche hingegen habe „das große Schicksal erlitten: er war auf die Griechen gestoßen, und auf einmal wurde sein Wesen aufgerührt.“ Dadurch sei „eine neue Lebenshaltung entstanden; unter fortwährender Todesgefahr für den, der sie zum ersten Mal verkündete.“ Dieser Art Herausforderung habe sich Wilamowitz nicht stellen wollen, sondern „die Anpassung des Griechentums an die bürgerliche Wohnstube und das protestantische Pfarrhaus“ vollzogen.

Nach dem Erscheinen einer Kampfschrift, die Blüher gegen Wilamowitz richtete, wurde er – offiziell wegen einer anderen Veröffentlichung – vor das philosophische Dekanat geladen. Trotz angedrohter polizeilicher Vorführung verweigerte er – etwas indigniert wegen seiner offenbar unberücksichtigten Bekanntheit als Schriftsteller – das Erscheinen. Danach nahm er das in Abwesenheit ergangene und von Wilamowitz unterzeichnete „consilium abeundi“ an, beendete das Studium also ohne formalen Abschluss.

Politisch-weltanschauliche Bekenntnisse

Die zeitkritisch-polemische Auseinandersetzung, die Blüher mit Kirche, Staat und vorherrschendem Wertehorizont der wilhelminischen Gesellschaft aus seiner Wandervogel-Perspektive bis zum Ersten Weltkrieg geführt hatte, wurde zu Zeiten der Weimarer Republik von entschieden antidemokratischen Bekundungen abgelöst. Blüher gilt als Vertreter der Konservativen Revolution, einem Terminus, unter dem verschiedene rechtsgerichtete antiliberale, antidemokratische und antiegalitäre Autoren zusammengefasst werden. Als einer der ersten rückte er die beiden Begriffe in einen Zusammenhang, als er in einem Vortrag über Deutsches Reich, Judentum und Sozialismus erklärte, dass der „Geist […] immer zugleich konservativ und revolutionär“ sei, weshalb Konservative revolutionär werden müssten und Revolutionäre – Blüher meinte: die Jugend – konservativ. Armin Mohler zählt Blüher zu den „überragenden Gestalten“ der Konservativen Revolution. Blühers antidemokratische Haltung mündete in ein klares Bekenntnis zur Monarchie, das verbunden war mit dem Modell einer spezifisch männerbündischen Adelsaristokratie. Diese Grundkoordinaten seines weltanschaulichen Werdegangs hat Blüher wie folgt bestimmt:

„Der Adel ist nicht durch Satzung da, sondern von Natur. Daß es auch Adel von Satzung gibt, den Nominaladel, diese Tatsache ist nur die Kreuzung einer natürlichen und einer gesellschaftlichen Gegebenheit. Diese Kreuzung ist nicht selten von korruptivem Charakter, aber sie ist, dies möge man nicht aus den Augen verlieren, verhältnismäßig weniger korrumpiert als die bürgerlichen Stände. […] Die Natur hat ein merkwürdiges und zweifellos ihr tiefstes und ergreifendstes Spiel getrieben, indem sie in der Menschengattung bestimmte Einzelne, durch einen Überschwang und Überschuß ihres Wesens auszeichnete, und dies auf Kosten ihrer Familiensubstanz. Sie läßt die Familien gewissermaßen anschwellen bis zu einem oder mehreren Gipfelpunkten: dann tritt in der Folgegeneration wieder die Annäherung an die Gattungsnorm ein. Diese überschwänglichen Einzelnen sind der Adel.“

Dieser Adel, schreibt Blüher 1917, sei der Schöpfer der menschlichen Geistigkeit und Sprache. Dies mache ihn zum Führer des Volkes und begründe einen Herrschaftsanspruch. Aus Stefan Georges „Stern des Bundes“ zitierend („Neuen Adel, den ihr suchet, / führt nicht her von Schild und Krone!“), unterscheidet er vom bisher über das Volk nur herrschenden „Nominaladel“ einen „Geburtsadel“, der auch dienen solle. Gleiches habe für die „Herrenvölker“ zu gelten, die die von ihnen unterjochten Völker immer nur beherrscht hätten. „Herrschend aber soll dasjenige Volk sein, das am meisten vom Wesen des Adels durchdrungen ist. Dann wird es den kleinen Völkern dienen.“

Preußischer Monarchist und Wilhelminist

Wegen Farbenblindheit und eines Leberleidens lebenslang vom Militärdienst befreit, nahm Blüher im Ersten Weltkrieg anders als viele seiner an der Front Kriegsdienst leistenden Wandervogelkameraden karitative Aufgaben wahr. In der revolutionären Umbruchphase 1918/19 bezog er in München mit einem Vortrag über „Deutsches Reich, Judentum und Sozialismus“ Stellung gegen seinen früheren Korrespondenzpartner Gustav Landauer, der ebenso wie der von Blüher verächtlich gemachte Erich Mühsam als politisch engagierter jüdischer Intellektueller die Münchner Räterepublik unterstützte. In seinen Lebenserinnerungen bescheinigte Blüher sich selbst:

„Ich hätte es in meinem Leben als Autor leichter gehabt, wenn ich mich vom linken Volke, das von Anfang an zu mir stand, hätte engagieren lassen; aber ich revanchierte mich nicht, nahm ihre Hilfeleistungen an, stellte mich aber politisch dorthin, wo zu stehen ich durch die jahrhundertealte Tradition meiner Familie zu stehen gebunden war. Ich habe mich daher stets als Untertan des Königs von Preußen gefühlt, und nur dieses politische Verhältnis hat für mich Sinn und Würde, während ich darauf, ein ‚freier‘ Bürger zu sein, nicht den geringsten Wert lege.“

„Ich war von früh an in monarchischer Atmosphäre groß geworden. Als ich den ersten Atemzug tat, rang Kaiser Wilhelm I. mit dem Tode, hundert Tage nach diesem aber sein Sohn Friedrich III., und gleich darauf drängte sein Enkel hastig auf den Thron. Es war das sogenannte Dreikaiserjahr 1888. Daß ich in ihm geboren bin, und zwar noch zu Lebzeiten dieser drei Kaiser, hat, da ich es bewußt pflegte, seine Wirkung getan.“

Als Vierzigjähriger erhielt Blüher 1928 eine Einladung des im holländischen Exil weilenden abgedankten Kaisers Wilhelms II., ihn in Doorn zu besuchen. Bis 1934 folgten dem weitere Besuche und gelegentliche Briefwechsel. In seinem Lebensrückblick schrieb Blüher: „Wenn mich aber jemand fragen würde, wer von den Sterblichen auf mich den tiefsten Eindruck gemacht hat, so würde ich ohne Zögern sagen: Wilhelm von Hohenzollern.“

Blühers Bindung an Wilhelm II. war andererseits auch von kritischer Wahrnehmung begleitet, wie die Schilderung eines gemeinsamen Ausflugs in eine Kiefernschonung zum Holzfällen zeigt. Als der diesbezüglich geübte und von keinem der Mittuenden zu überbietende Kaiser sein vorgesehenes Zeitquantum abgearbeitet hatte, erscholl der Jubelruf: „Zweihundertfünfzig Bäume! Seine Majestät haben zweihundertfünfzig Bäume gefällt!“ Die Zahl war nach Blühers Eindruck „ungeheuerlich und unter allen Umständen falsch.“ Dazu bemerkte Wilhelms Leibarzt, der ebenfalls an der Holzaktion beteiligt war: „Es wird ihm eingeblasen, daß er zweihundertfünfzig Bäume gefällt hat – und er glaubt das! Ist das nicht entsetzlich? Aber so ist es immer gewesen seit 88, und daran sind wir zugrunde gegangen.“

Eine bei ihrer ersten persönlichen Begegnung rund zwei Jahrzehnte zurückliegende und für beider Lebenserfahrung einschneidende Begebenheit wird von Nicolaus Sombart als ein Blüher und Wilhelm II. verbindendes Element verdeutlicht: die Eulenburg-Affäre. Ausgelöst wurde sie durch eine Zeitungskampagne des Journalisten Maximilian Harden, der den langjährigen engen Berater und Freund Wilhelms II., Philipp zu Eulenburg, bezichtigte, daheim einen homosexuellen Bekanntenkreis zu pflegen, der dann als „Liebenberger Tafelrunde“ in der Presse kursierte. Die Eulenburg-Affäre nahm laut Sombart die Qualität eines modernen Medienspektakels an. „In Hunderten von Presseberichten, Zeitungskommentaren, Zeitschriftenartikeln und auch Karikaturen war sie omnipräsent, gewann Kontur und Momentum und entfaltete so ihre außerordentliche Tiefen- und Breitenwirkung.“

Mit entsprechender Wucht und Durchschlagskraft erreichte die Woge der öffentlichen Erregung auch den Wandervogel, traf sie Blüher und seine Weggefährten. Auch hier wurden ähnliche Verdächtigungen und Vorwürfe laut verbreitet, wie sie der Staatsspitze gegenüber erhoben wurden: homosexuelle Verseuchtheit: „Der Kaiser, heißt es, ist in den Händen von Schwulen und seine Politik deswegen falsch und für das Deutsche Reich verhängnisvoll, weil es Schwulenpolitik ist.“ Blüher setzte mit seiner Theorie, so Geuter, auch diesem Freundeskreis des Kaisers ein Denkmal.

Berührungspunkte und Sympathien zwischen Wilhelm II. und Blüher ergaben sich wesentlich aus der Wertschätzung Wilhelms II. für Schriften Blühers, die der Kaiser gründlich kannte. Bereits in den zweiten Band seiner Wandervogel-Geschichte hatte Blüher ein recht freundliches Bild der kaiserzeitlichen Berliner Gesellschaft eingeflochten.

„Berlin ist eine Stadt, so großzügig, wie es nur selten noch eine gibt. In Berlin herrscht am allerwenigsten das plumpe Ungetüm der Gesellschaft. […] In Berlin gibt es wohl Berliner, aber sie herrschen nicht; auch ihre Sprache bleibt bei den Kutschern. Die Menschheit ist hier auf ein freieres Niveau gestellt; man kann jeder Neigung, jeder Gesinnung, jedem Fanatismus leben und jedem aus dem Wege gehen. […] Der geistig dürftige Mittelstand kleinerer Städte hat es sich nicht versagen können, sein Emporkommen durch eine Übersiedlung nach der deutschen Residenz zu bekräftigen. […] Da entstand der ‚Berliner’.“

Besonders herausgestellt wurde von Blüher im Rückblick auf die Begegnungen mit Wilhelm II. dessen eingehende Kenntnis der „Secessio Judaica“, einer eigens für die Jugendbewegung verfassten programmatischen Schrift, die nach Blühers Darstellung hinsichtlich der Form an Theodor Herzls Manifest zum „Judenstaat“ angeglichen war. Von einem Spaziergang mit Wilhelm II. in Doorn berichtete Blüher, der Kaiser habe in einem lebhaften Gespräch über Freimaurerei, Judentum und Dritte Internationale auf einmal etwas in Prosa zitiert, das ihm bekannt vorkam. „Da ich noch keine Erlaubnis erhalten hatte, den Kaiser von mir aus anzureden und zu fragen, was das sei, so drückte ich mein Erstaunen über sein gehaltvolles Gedächtnis in einer fragenden Miene aus. Er aber lachte laut auf: ‚Da sieh mal einer an, diese Herren Philosophen! Kennen ihre eigenen Schriften nicht!‘ Ich fragte: ‚Secessio judaica?‘ ‚Na, natürlich‘, sagte der Kaiser, ‚Sie hören: ich kenne die wichtigen Partien auswendig!‘“

Antisemitismus

Blüher war Antisemit. In seiner Schrift Der bürgerliche und der geistige Antifeminismus (1916) stellt Blüher, ähnlich wie Otto Weininger in Geschlecht und Charakter, eine Verbindung zwischen Judentum und Weiblichkeit her. Das Judentum sei minderwertig, weil es angeblich „weibliche“ anstelle von „männlichen“ Werten vertrete. Juden leiden laut Blüher an einer „Männerbundschwäche“ und an einer „Familienhypertrophie“. Sie seien zu wenig auf den Nationalstaat und den Männerbund konzentriert und zu sehr in die Familie eingebunden.

1919 erklärte er in einem Vortrag, die „jüdische Rasse“ bringe kontinuierlich und in großer Zahl „minderwertige und haltlose Ausschußgeschöpfe“ hervor. In seiner Schrift Secessio judaica. Philosophische Grundlegung der historischen Situation des Judentums und der antisemitischen Bewegung von 1922 erklärte er: „Der associative Zusammenhang von männlicher Art mit dem deutschen Wesen und von femininer und serviler Art mit dem jüdischen ist eine unmittelbare Intuition des deutschen Volkes, die von Tag zu Tag sicherer wird.“ Blüher geht davon aus, dass der historische Sinn des Judentums als auserwähltem Volk einzig die Geburt Jesu Christi gewesen sei. Nach seiner Verwerfung sei das gesamte jüdische Volk und damit auch jeder einzelne Jude „in seiner Substanz krank“. Durch die dem Judentum angeblich eigene „Mimikry des Blutes, des Namens und der Gestalt“ sei dies bislang verborgen geblieben, doch in seiner Gegenwart glaubte Blüher im Zionismus Indizien für ein Ende dieser jüdischen Verstellung zu sehen. Nun werde das Wesen des Judentums offenbar: „Jehuda patet“. Als Konsequenz prognostizierte er eine weltweite Verfolgung aller Juden: „Das drohende Weltpogrom hängt über ihren Köpfen“, wobei er vermutete, Deutschland werde das einzige Land sein, das auf Morde verzichten werde. Antisemitismus bedeute, diesen Ablösungsprozess, der er durch die angebliche Unvereinbarkeit der „Idee Juda und der Idee des Deutschen Reiches“ unvermeidlich sei, zu erkennen und zu bejahen: „Antisemit ist, wer sagt, dass der Jude Jude ist“. In diesem Zusammenhang bekräftigte er auch die Dolchstoßlegende, wonach Deutschlands Niederlage im Weltkrieg nicht auf militärische Ursachen, sondern auf jüdische Machenschaften zurückzuführen sei. Dafür brauche man keine Beweise, das bezeuge „die unmittelbare Intuition des deutschen Volkes, die von tag zu Tag sicherer wird“. 1931 verschärfte er den Ton gegen die Juden: In seiner Schrift Erhebung Israels gegen die christlichen Güter identifizierte er das Judentum mit einer „Aufhebung der geschichtlichen Staaten […] durch eine anonyme Weltdemokratie“. Wenn man dagegen für konservative Werte wie einen starken Staat, eine bodenständige Oberschicht und eine christliche Monarchie eintrete, „so muss man Antisemit sein“.

Verhältnis zu Demokratie und Nationalsozialismus

Nach allen politischen Umbrüchen, die Blüher mit dem Ersten Weltkrieg, dem Ende des Kaiserreichs, den turbulenten Jahren der Weimarer Republik, der NS-Zeit, dem Zweiten Weltkrieg und den Verhältnissen im geteilten Deutschland erlebt hatte, nahm er in seiner autobiographischen Rückschau mit dem Untertitel „Geschichte eines Denkers“ eine ablehnende Haltung sowohl gegenüber demokratischen Systemen als auch gegen das NS-Regime ein. Bezeichnend für sein politisches Denken war insbesondere die Einstellung zum Wahlrecht. Blüher sah das preußische Dreiklassenwahlrecht noch immer als „Ausdruck der natürlichen Staatsordnung“:

„Denn es ist doch klar, daß jemand, der für Vermögen verantwortlich ist, per analogiam vom Staate mehr versteht als der Arbeiter, der Konsument ist und für nichts garantiert. Dabei versteht es sich von selbst, daß das alte, wesentlich agrarisch bedingte Dreiklassenwahlrecht in hohem Grade reformbedürftig war; aber es war doch wenigstens natürlich und positiv, während das demokratische die permanente Auflösung des Staates zur Folge haben mußte. Und das ist denn ja auch geschehen.“

Verantwortlich für die vermeintliche Fehlentwicklung machte Blüher das säkularisierte Judentum, dem er wiederholt einerseits grundlegende Verdienste um das geistige Leben in Deutschland zusprach, das aber andererseits angeblich scharf gegen das preußisch-deutsche Staatsgebilde gerichtet war und dessen Untergang herbeigeführt hat.

Wenn in Wandervogel und Jugendbewegung zuweilen protofaschistische Tendenzen ausgemacht wurden und werden, so liegt der Bezug zu den jeweiligen Führungsstrukturen der damaligen Jugendbünde nahe. Blüher hat dazu 1918 eine spezielle Betrachtung unter dem Titel Führer und Volk in der Jugendbewegung veröffentlicht, in der es gleich eingangs hieß:

„Führer und Volk sind in dem Einen und Wichtigen unterschieden: daß der Führer des Volkes nicht bedarf, um Führer zu sein, daß aber das Volk nur durch den Führer Volk wird.
In jedem andern Fall ist es eine zufällige Menge. Es ist eine beliebige Vielheit von Eigenköpfen, die nicht selten eigensinnige Köpfe sind, es hat so viele Überzeugungen und Interessen, wie es Zugehörige zählt, und nicht selten noch einige mehr. In diesem Zustand ist das Volk niemals der Träger eines Wertes, und kein noch so hoher Grad gutgelernter Bildung vermag ihm einen anderen Charakter zu geben. Die Menge wird erst Volk, wenn sie folgt; von diesem Augenblick an bekommt sie Seele und gleicht dem Adam Michelangelos, der den halbschlaffen Arm Gottvater entgegenstreckt, um den göttlichen Funken zu empfangen. Welche Menge von Menschen also immer den Drang fühlt, Volk zu werden und den Adel solcher Gemeinschaft zu verspüren, bedarf hierzu des führenden Mannes.“

Wie Blüher im Rückblick unter Verweis auf den Schlussabschnitt der Schrift versicherte, stand ihm dabei speziell Gustav Wyneken vor Augen. „Daß die Schlagworte ‚Führer und Volk‘ mit gänzlich anderem, ja entgegengesetztem Inhalt später von unbefugten Mächten beschlagnahmt und zur politischen Floskel gemacht worden sind, das ist nicht meine Schuld.“

Politisch und persönlich suchte Blüher zur Zeit der Weimarer Republik Anschluss im Deutschen Herrenklub, in dem bedeutende Persönlichkeiten des Adels und der Industrie, Mitgliedern des Hauses Hohenzollern und Repräsentanten beider christlicher Konfessionen sowie Franz von Papen verkehrten. „Alle meine Gesinnungen stimmten mit denen dieses höchststehenden deutschen Gesellschaftsgebildes, das einen konservativen Standpunkt vertrat, überein.“ Dennoch konnte Blüher sich nach Auskunft des ihm persönlich gewogenen Kluborganisators Heinrich von Gleichen-Rußwurm wegen seiner Publikation Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft keine Chancen ausrechnen, in geheimer Abstimmung zum Mitglied gewählt zu werden. Dass einige seiner Freunde und Schüler als Mitglieder aufgenommen wurden, er selbst aber nicht, empfand er bitter.

Während der Zeit des Nationalsozialismus veröffentlichte Blüher nichts. Als ausschlaggebendes Datum für seine fernere Haltung zum Nationalsozialismus gibt Blüher den 30. Juni 1934 an, an dem der sogenannte Röhm-Putsch stattfand. Bis dahin habe er Mitarbeit und eigene korrigierende Einflussnahme erwogen:

„Ich deutete die Hitlerbewegung noch als eine konservative Revolution, denn es waren ja in der Tat anfangs viele konservative Momente in ihr enthalten. Meine im übrigen revolutionäre Natur hätte sich – immer unter dieser Voraussetzung – eingefügt. Seit dem 30. Juni aber war alles klar, und es gab keinen Zweifel mehr.“

Seine Theorie der männlichen Gesellschaft sah Blüher auch auf die Hitlerbewegung anwendbar: „Die beiden typischen Vertreter nun waren auf der einen Seite Hitler selbst, als Verdränger und späterer Verfolger, auf der anderen Seite der Stabschef Röhm als freier, sehr freier Männerheld. Auch sie lebten erst in Frieden miteinander. Hitler, der die ‚Rolle der Erotik‘ gelesen hatte, erkannte auch an, daß es so etwas geben müsse, und drückte sogar für Ausschreitungen ein Auge zu. Während nun das äußere Reizereignis, das die Verfolgung im Wandervogel auslöste, der Eulenburgprozeß war, übernahm diese Rolle im ‚Dritten Reich‘ der von Himmler und Göring erfundene drohende ‚Abfall‘ Röhms von seinem Führer. […] Als Hitler glaubte, in Röhm einen politischen Rivalen entdeckt zu haben, da brach in ihm ein ungeheurer und keine Grenzen kennender Verfolgungswahn gegen die ‚Homosexuellen‘ aus.“

Hitler selbst wird von Blüher als „erotischer Krüppel“ in jeder Beziehung bezeichnet, der sich in seiner Leibgarde wohl mit schönen Jünglingen umgab, aber nicht einen einzigen Freund hatte. „Er verdrängte sofort und verwies die jungen Leute in unerwünschte Ehen, um Frauen unglücklich, aber zu Müttern zu machen!“ Allerdings, so relativierte Blüher den eigenen Befund, könne eine Natur wie diejenige Hitlers auch durch die Gesetze der Rolle der Erotik nicht gänzlich erfasst werden. Was aber für Hitler selbst fraglich erscheine, gelte jedenfalls für seine nachgeordnete Umgebung. Dass die von Blüher als Aufklärungslektüre vorgesehene „Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft“ in der NS-Zeit unterdrückt wurde, nahm er Hitler besonders übel:

„Hitler jedoch verbot die ‚Rolle der Erotik‘ und ließ sie einstampfen. Die wohltätige Wirkung, die von diesem Buche fast zwanzig Jahre ausgegangen war, indem es Ordnung schaffte in den Gemütern der Bedrängten und unzählige Erkrankte, auch Verfolger, geheilt hat, diese Wirkung durften seine Opfer nicht erleben. Auch das ist ein Sabotageakt an der Wahrheit, der am 30. Juni 1934 vollzogen wurde; an jenem verhängnisvollen Tage, an dem Hitler sich gegen den deutschen Adel und die Oberschicht und für den Neandertaler und seine Provokateure entschied.“

Blüher unterschlägt hier freilich, dass seine Thesen für die Nationalsozialisten und ihre Verfolgungspolitik gegenüber Homosexuellen von entscheidender Bedeutung waren. So setzte sich der spätere Reichsführer SS und Gestapo-Chef Heinrich Himmler schon in jungen Jahren mit Blühers Theorien über die Bedeutung der Homosexualität für Männerbund und Staatenbildung auseinander. 1922 las Himmler Blühers Buch über die „Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft“, das ihn sehr beschäftigte. So notiert er am 4. März 1922 in seinem Tagebuch: „In dem Buch gelesen, es packt und rüttelt einen im Tiefsten, man möchte zur Frage kommen, was hat das Leben für einen Zweck, es hat aber einen. – Tee. Studiert. Abendessen. Wieder gelesen. […] Übungen. ½ 11 Uhr Bett, unruhig geschlafen.“ Blühers These über den konstitutiven Charakter der Homosexualität für Männerbund und Staat beeindruckte Himmler zutiefst. Doch Himmler zog daraus ganz andere Schlüsse, als es Blüher recht sein konnte: „Dass es eine männliche Gesellschaft geben muss, ist klar. Ob man es als Erotik bezeichnen kann, bezweifle ich. Auf jeden Fall ist die reine Päderastie eine Verirrung eines degenerierten Individuums, da sie naturwidrig ist.“ Himmler entwickelte schließlich eine eigene Theorie, die zur Grundlage der Verfolgungspolitik gegenüber Homosexuellen wurde. Ihm erschien die Homosexualität als eine Bedrohung des Staates, den er im Sinne Blühers als eine Domäne des Mannes betrachtete. Homosexuelle Männer strebten in seinen Augen danach, staatliche Strukturen zu unterwandern, was diese aber nicht, wie Blüher meinte, stärke, sondern im Gegenteil zur „Zerstörung des Staates“ führe.

Antifeminismus

Familie und Staat waren für Blüher die beiden wesentlichen Pole menschlichen Soziallebens. Frauen sah er einseitig ausgerichtet auf die Familie, während er Männern ein doppeltes Streben nach Familie und nach der männlichen Gesellschaft nachsagte und allein das letztere als ursächlich für die Staatsbildung ansah. Im Anschluss an Heinrich Schurtz behauptete Blüher, dass dem Mann „die dauernde Gesellschaft der Frau unerträglich und herabmindernd ist“ und dass er deshalb darüber hinaus zu Männern strebe. Blühers Frauenbild weist radikal-antiemanzipatorische Züge auf:

„Der mannmännliche Eros nämlich beruht auf der Gleichberechtigung, der mannweibliche auf Unterwerfung. […] Hörigkeit ist die Form a priori des weiblichen Eros. ‚Vergewaltigung‘ ist demnach nur ein extremer Ausdruck für Hörigkeit. Diese tiefste Intimität des Weibes – ich meine das Verlangen, vergewaltigt zu werden – wird natürlich von der Ethik verdrängt, aber dadurch wird der Tatbestand nicht aufgehoben. Er wirft vielmehr ein Licht auf Dinge wie Frauenstimmrecht, Frauenbewegung, Mutterrecht, Frauenstaaten, die so, wie sie gewöhnlich gesehen werden, unhaltbar sind.“

Auch im Hinblick auf die eheliche Treue unterschied Blüher drastisch:

„Die keusche Gemahlin ist eine ethische Selbstverständlichkeit, der keusche Mann fast eine Kuriosität. Und wenn man fragt, warum der Mann von jeher das Weib verehrt (verecundia), so ist es im letzten Grunde immer dies. Es gibt daher keinen männlichen Ehebruch, weil der Mann mit diesem Mittel die Ehe gar nicht brechen kann. Zwei Ausnahmen gibt es hier: wenn die Enthaltung beider beim Eheschluß versprochen wurde: dann heißt es ‚pacta sunt servanda‘ . Der zweite Fall ist der sakramentale: wenn eine Ehe geglaubterweise vor dem Altar geschlossen wurde; denn dann sind sie immer zu Dritt. Diese Ehe gibt es. In der Freiheit aber bricht nur das Weib die Ehe mit diesem Mittel. Denn das Weib kehrt nicht zurück.“

Die Frage, wie Blüher mit seiner Mischung von frauenverachtenden und männertümelnden Äußerungen unter Zeitgenossen eine so weitreichende Resonanz erzeugen konnte, beantwortet sich für Geuter mit einer angesichts der beginnenden Frauenemanzipation in übermäßiger Souveränität sich maskierenden Angst der Männer, in einem Ruf, „der Stärke zeigen soll und doch Schwäche verrät“:

„Wehe dem Manne, der einer Frau verfiel! Wehe der Kultur, die sich den Frauen auslieferte! – Es ist eine gerechte und der Natur angemessene Sache, dass die Frau sich hingibt, aber der Mann der sich hingibt, ist verloren … Die Frauen trachten ewig danach, einen Mann ganz zu besitzen. Jene Falltür ins Nichts … verlangt nach einem Opfer. So gehen die meisten Männer an ihren Frauen zugrunde … Aber wer im Bunde ist, kann nicht sinken, denn er hat ein bestes Wesen dem Manne verpfändet.“

Mit Achtung hingegen begegnete Blüher den Mädchenbünden und Frauengemeinschaften der Jugendbewegung, in denen „die lesbische Liebesgöttin heimlich das Szepter führte. Da ging es um Atemkultur, um Gymnastik und Musik, auch yogaähnliche Motive mischten sich ein, dies alles kreisend um das Thema der Erneuerung des Menschen. Und was das besonders Weibliche daran war: es ging immer um das Problem der „Insel“ der Frau, dieses für den Mann unbetretbaren Eilandes...eine Zone im weiblichen Wesen, die der Mann nicht bekommt, und das nicht mit in die Ehe eingebracht wird. So ist das bürgerliche Mannesprivileg von den Tribaden der Jugendbewegung und ihren Geheimbünden in der Tat gebrochen worden“; nur habe „die Natur, um den Menschen zum staatenbildenden Wesen zu machen, eben nicht diese Beziehung ausgenutzt, sondern die mannmännliche. Und in diesem soziologischen Sinne nur gilt der Satz: Es gibt keine weibliche Gesellschaft.“

Haltung zu Kirche und Christentum

In seinen jungen Jahren bis zum Ersten Weltkrieg, die er später als „geistige Flegeljahre“ bezeichnete, zeichnete Blüher ein höchst unvorteilhaftes Bild von den Bemühungen der örtlichen Kirchenvertreter, die Heranwachsenden im Konfirmandenunterricht auf den christlichen Glauben und die Gemeinschaft der Gläubigen einzustellen. Gegenläufige Weltanschauungen wie Materialismus und Spiritualismus wurden da nach seinen Angaben jeweils binnen einer halben Stunde ad absurdum geführt, da sie ja weder die Materie des Geistes noch die der Erinnerung erklären könnten. Skepsis wurde auch gegenüber der Vernunft gelehrt, mit der zwar mathematische Lehrsätze bewiesen und mancherlei Lebenspraktisches bewerkstelligt werden könnte, „aber zu Höherem sei sie nicht berufen, und sie sei überhaupt ein niederes Organ des Geistes.“ Einer der Kirchenmänner lehrte, dass die Deutschen eine ganz besondere Neigung zum Religiösen hätten und dass am deutschen Wesen die Welt schließlich genesen werde.

„Das war schon ein deutlicher Übergang zum Patriotismus, den dann die Schule des Weiteren in die Hände nahm, und dann waren bald die Kanonen an der Reihe, Kaisers Geburtstag und das begeisterte dreifache Hurra.
Das ging so ein Jahr lang; dann kam Palmarum und mit ihm der entscheidende Tag. Noch einmal wurde ihnen vorgehalten, daß sie alles aus völlig freier Überzeugung tun müßten, sonst hätte es nämlich gar keinen Wert, und sie sollten lieber zurücktreten […] die Orgel rauschte und brauste immerzu, ein halbes Dutzend schwarzvermummter Tanten, Vater, Mutter, Schwester, Brüder stand hinter jedem von ihnen, und wieder merkwürdig: sie gaben alle ihr Ehrenwort aus vollster Mannesüberzeugung. – Als dann später einige zu denken begannen, haben sie’s gebrochen.“

Nach dem Abitur 1907, als er in Basel das Studium der klassischen Philologie aufnahm und sich im Säbelfechten übte, stand Blüher nach eigenem späterem Bekunden stark unter dem Einfluss seines engsten Freundes Rudi (Rudolf Schwandt), der eine konsequent atheistische Haltung angenommen hatte. In dem Bestreben, den Freund auf diesem Wege noch zu überbieten – Blüher: „ich kam mir ungeheuer gescheit und überlegen vor, gab das auch im äußeren Gestus zu erkennen, damit man es nur ja merkte“ –, negierte er nicht nur Gottes Dasein, sondern jede kosmische Ordnung überhaupt: „So kam ich zu einem konsequenten Nihilismus, der sich nun aufmachte, die Welt neu zu ordnen – mit einem ordnungslosen Grundgedanken im Herzen. Ich nannte so etwas dann ‚intellektuelle Sauberkeit‘ und hielt alle Menschen, die an Gott oder an eine höhere Ordnung der Dinge glaubten, entweder für Dummköpfe oder für Heuchler.“

Den theoretischen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung, als Blüher 1912 in seiner Abhandlung einer Preisfrage der theologischen Fakultät der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität zum Thema: „Die Theorie der Religionen und ihres Untergangs“ das Fazit zog:

„Unser Leben hat keinen objektiven für alle Ewigkeit begründeten Sinn, sondern nur den, welchen der Ton und die Neigung unseres Gemütes samt seiner geistigen Leitung ihm abgewinnt. Alle religiösen Ereignisse sind demnach rein psychologisch zu deuten, und jede Verbindung mit dem Dogmatischen ist unerlaubt. Damit sind alle Religionen gerichtet.“

Sehr lange, schrieb Blüher im Rückblick, habe diese Phase der atheistischen Orientierung angehalten und ihr Ende sei nicht als dramatische Wende, Erleuchtung oder Bekehrung gekommen, „sondern es war irgendwie so, als ob jemand – ich weiß nicht, wer – im Menschengedränge die Hand auf meine Schulter legte.“ Als Blüher dann 1921 unter dem Titel Die Aristie des Jesus von Nazareth. Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi seine Position neu bestimmte, war der Kontrast zu seinen früheren Äußerungen markant:

„Von den Mächten aber, die heute bestehen, ist es einzig und allein das deutsche Wesen, welches berufen ist, die Erscheinung Christi aufzufangen und fortzuzeugen anhand der Erscheinungen, die ihm gleichen.“

Blüher unterschied in dieser Schrift zwischen einem primären und einem sekundären Rassetypus, die nicht zuletzt erkenntnistheoretisch und religiös unterscheidbar seien. „Unter den Religionen spiegelt sich die primäre Rassenphilosophie im Brahmanismus und im Christentum wider, die sekundäre im Judentum. […] Im Christentum, d. h. in der Religion, in welcher die volle Wahrheit eingehüllt ist, prägt sich die Lehre von der natürlichen Auserwähltheit aus in der Gnadenwahl, die unmittelbar auf Christus zurückgeht. Das Judentum dagegen ist ganz befangen im Fortschritts- und Tüchtigkeitsgedanken. Es predigt die Rechtfertigung durch die gute, vom Gesetz vorgeschriebene Tat: es ist eine typische Lehre von der Homogenität der Menschheit.“

„Eine üble und gemeine Gesinnung, die durchweg von der sekundären Rasse stammt“, heißt es an anderer Stelle, habe aus der Lehre Christi eine soziale Lehre gemacht „und aus Christus einen Gekommenen für die Armen“. Dem hielt Blüher das Jesus-Wort entgegen: „Ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habet ihr nicht allezeit.“

Die Auseinandersetzung mit dem Judentum wird von Blüher auch in der „Aristie des Jesus von Nazareth“ wiederkehrend geführt. Gegen Ende des Werkes äußert er Bewunderung für die Fähigkeit zur Selbsterhaltung dieses „von so schweren Schicksalsschlägen“ getroffenen Volkes. Es gehe immer noch etwas vor in dem zertrümmerten Volkskörper: „Und in der Tat sammelt sich heute bereits das zerstörte Judentum zum Rückzuge, das heißt zu einer neuen Geburt des Volkes; diese Tendenz drückt sich im Zionismus aus.“ In einer Fußnote platzierte Blüher die Behauptung:

„Der Antisemitismus ist zum Teil ein beabsichtigtes Produkt der jüdischen Propaganda. Der Jude reizt die Gastvölker zum Pogrom, damit sie Judenblut vergießen. Sie wollen die Völker schuldig machen. Wer aber Judenblut vergießt, der dient dem Juden. Wehe dem Volk, das in diese gefährlichste Schlinge tritt!“

Als „erste Rechtshandlung“ hatte Blüher mit 21 Jahren den Kirchenaustritt vollzogen und damit „sowieso alle Brücken zu einem ordentlichen Beruf abgebrochen“; den Wiedereintritt in die Evangelische Kirche vollzog er nach eigenem Bekunden erst in der NS-Zeit. Neben gelegentlicher Betätigung als Psychotherapeut in seinem Hermsdorfer Domizil widmete sich Blüher von da an vornehmlich der Erarbeitung seines philosophischen Hauptwerks.

Philosoph

Blühers schriftstellerisches und philosophisches Schaffen lässt Parallelen erkennen zu der Art, wie er seine Universitätsstudien beschrieb. Er habe nie Bibliotheken benutzt, sondern die Bücher, die er brauchte, gekauft oder geliehen.

„Mir waren nur meine Zwecke maßgebend, nicht die der Gelehrsamkeit. Ich mußte daher darauf vertrauen, daß mir stets das richtige Buch in die Hände fiel, und das ist in erstaunlichem Maße eingetroffen. Nie ist mir etwas nicht begegnet, was ich unbedingt brauchte; die heimlichen Wege, die hier das Schicksal läuft, grenzen fast ans Okkulte. Ich könnte viele Fälle von Bibliomagie anführen, bei denen stets ein hilfreicher Geist Dienste zu leisten schien. Versagt sich einem Menschen, der so gebaut ist, das Glück, so sollte er aufhören zu schreiben.“

In jahrelangen Studien der Veröffentlichungen anderer zunächst eine gründliche Bestandsaufnahme durchzuführen, war Blühers Ansatz nicht, auch nicht in philosophischer Hinsicht: „denn Philosophie strömt nicht von Buch zu Buch, sondern wird inkarniert.“ Er griff die sich ihm mehr oder minder durch Zufall aufdrängenden Themen auf und versuchte sie – angeblich ohne große Rücksicht auf andere – zu meistern:

„Daß dieser naturunmittelbare Weg der gefährlichere ist, liegt auf der Hand; er ist zugleich das Schlachtfeld der zerbrochenen Genies. Daß einer ihn zu gehen hat, wird ihm bezeugt durch jene okkulten bibliomagischen Ereignisse, von denen ich oben schon sprach. Der Weg der Gelehrsamkeit ist dagegen gefahrlos, wenn man nur fleißig ist. In dieser Zweiheit der Wege liegt der ganze Streit zwischen Akademikertum und Laienwissen, zwischen Zunft und Außenseiter, zwischen Klüngel und Genie beschlossen. Unüberbrückbar indes erscheint der Gegensatz nur in den Karikaturen der extremen Fälle: der vertrocknete Gelehrte und das verkommene Genie.“

Motive und Zugang

Ein brennendes Interesse an Philosophie stellte sich bei Blüher seinen Erinnerungen nach ein, als zu Beginn seiner Studienzeit in Basel der engste Freund eine ausgeprägt atheistische Einstellung annahm und Blüher ein Mittel suchte, ihn davon wieder abzubringen. Den eigenen Durchbruch zu dauerhafter intensiver Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen erlebte er im Zusammenhang mit einer Aussage in seinem Werk: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft, die besagt, der Eros sei Organ, „und zwar ein transzendentales. Mit dieser Formel beginnt der steile Aufstieg in die Philosophie. Als ich sie niederschrieb, habe ich sie selber noch nicht verstanden. Fest aber steht, daß ich von da an die psychologische und soziologische Betrachtung des Eros verließ und nur noch die philosophische verfolgte.“

Den Durchbruch zur Grundfigur des eigenen Philosophierens erzielte Blüher, wie er mehrfach betont hat, im Gespräch mit Konrad Wilutzky, der dem Eros bzw. der Liebe als subjektivem Organ die Güte als Objekt zuordnete:

„Wenn die Liebe Organ ist, wie das Auge, so genügt es nicht zu sagen, daß sie die Dinge nur ‚betaste‘, denn das Auge betastet nicht, sondern wird getroffen von etwas, das an sich nicht leuchtet (Lichtäther), wodurch aber Licht wird; nur das heißt mit Fug und Recht Organsein. Getroffen aber wird die Liebe von der Güte; diese aber kommt in der empirischen Ordnung der Dinge nicht vor; also liegt der Ort der Güte in der Raumtiefe der Natur perspektivisch hinter den Dingen. Die Güte wird also wirksam durch die Tätigkeit der Liebe als Organ, und zwar in der Ethik […] Und dies ist auch der Grund, weshalb man die Ethik sowenig aus der empirischen Natur der Dinge ableiten kann, wie das Denken aus der Materie, vielmehr sie ständig mit der Metaphysik verknüpft findet.“

Die Stellung des Menschen zur „Achse der Natur“

Die polare Einheit von Auge und Licht dient als Beispiel für Blühers Denkfigur einer transzendentalen „Achse der Natur“, deren Pole Subjekt und Objekt seien. Ihre Entdeckung stehe im Dienst „eines höheren Menschentums. Denn wie die Lage der Länder zueinander bestimmt ist durch die Erdachse, so ist die Lage der großen Gemütsmächte des Menschen bestimmt durch die Achse der Natur.“ „Natur“ wird definiert als „transzendentales Kontinuum“. Kriterium der Wirklichkeit sei „die Stromrichtung vom Objekt zum Subjekt“. Das Objekt werde nicht gemacht, sondern gegeben.

Blüher kontrastiert seine Gedanken mit zentralen Aussagen einiger der größten Denker der Vergangenheit aus Philosophie und Wissenschaft (kaum Zeitgenossen!), mit deutlicher Vorliebe für Sokrates, Platon, Kant, Schopenhauer und Nietzsche. Daraus ergeben sich lebendig beschriebene lange und kurvenreiche Gedankenwanderungen. Bei Sokrates und Platon fand Blüher die klarste Unterscheidung zwischen Ideen und Begriffen, die er auf seine Weise in Beziehung setzte:

„Die Ideen sind Urbilder der Dinge, die Begriffe sind Taten des Intellektes zur Erkenntnis der Dinge. So also beschrieben und definiert haben sie nichts miteinander zu schaffen; auf dem Papier sind sie sich Fremdlinge. Das ändert sich aber, wenn man sie in Tätigkeit setzt und ihre Lage in der Natur betrachtet. Dann kommt heraus, daß sie einander genau gegenüber liegen. Sie sind durch eine Achse verbunden, gleich wie zwei Räder eines Wagens, der erst dann fahren kann, wenn man ihre Naben fest miteinander verbindet; oder, wie Nordpol und Südpol der Erde. Um die Achse aber, die Idee und Begriff miteinander verbindet, dreht sich alles; es ist die Achse der Natur.“

Die platonischen Ideen nannte Blüher auch „Archetypen der Natur“, die sich im „Welthintergrunde“ befänden.

Bei Schopenhauer schätzt Blüher besonders dessen Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft, dieser auch dem Tier zugänglich, jene Alleinstellungsmerkmal des Menschen und Beleg, dass die Abstammung des Menschen vom Tier ausscheide. Denn die Vernunft sei nachweislich keine „Weiterentwicklung“ des Verstandes, sondern eine vom Grunde her völlig andere Qualität.

„Daher ist es nicht etwa Glaubenssache, wenn wir zu dem Ergebnis kamen: der biblische Bericht mit der selbstständigen Schöpfung des Menschen befindet sich im Recht gegenüber den darwinistischen Behauptungen, sondern das kann man beweisen. Dadurch wird man gewiß nicht etwa religiöser, aber man irrt sich doch immerhin in einer lebenswichtigen Frage nicht.“

Die Herleitung der Menschwerdung aus der Werkzeugherstellung bzw. darwinistischen Kategorien verurteilt Blüher als „naiven Naturalismus“:

„...etwa seit der französischen Revolution (aber nicht durch sie)...hebt es an, daß der Inhalt des Menschentums wesentlich in der Erfindung neuer Werkzeuge gesucht wird, wobei man annimmt, daß diese dann mit der Verbesserung der Lebenslage auch eine solche des Menschentums selber herbeiführen werden. Mit diesem Gedanken hat soeben diese selbe Menschheit ahnungslos ihren Untergang besiegelt, und man könnte sagen: ein falsches Denken über die Vernunft, vorausgesetzt, daß es Massenwahn wird, kann Völker und Erdteile ins Verderben stürzen.“

Unter dem Aspekt der vergleichenden Anatomie schließt Blüher eine Abstammung des Menschen vom Affen gleichfalls aus und hält allenfalls ein umgekehrtes Abstammungsverhältnis für möglich. Das Menschengeschlecht aber sieht er, „abgesehen davon, in wie viel ethnologische Rassen sie noch im übrigen eingeteilt ist“, in zwei Grundrassen vorliegen, „von denen die eine das Ordinäre, die andere das Edle darstellt“. Die nicht vorhandene Zeugungsschranke zwischen diesen beiden angeblichen Menschenrassen bewirke den Verlust der adligen Substanz „und hat mit transzendentaler Notwendigkeit den Niedergang des Menschentums zur Folge.“

Natürliche Religiosität und Urteilskraft des Glaubens

In den Religion und Christentum gewidmeten beiden letzten Großkapiteln seines mit dem Untertitel „System der Philosophie als Lehre von den reinen Ereignissen der Natur“ versehenen Werkes bestimmt Blüher den natürlichen Ursprung aller Religionen in ihrer helfenden Funktion. Das Bedürfnis bzw. der Wille zu beten und zu hoffen eine die Menschen über alle Verschiedenheit der Theologie sowie der Art und Anzahl der Götter hinweg: „daß sie helfen können und es tun, wenn man ihnen dient und sie anbetet – dies haben sie alle gemein; weil es der Punkt ist, darauf es ankommt.“

Die im Sinne Blühers verstandene christliche Religion wirkt analog dem Heilungsvorgang in einem Organismus. Dabei gehe es um einen auf Äonen angelegten kosmologischen Heilungsvorgang des Eros, des verletzlichsten und am tiefsten verletzten (Erkenntnis-)Organs des Menschen, das ausschlaggebend sei für die Einzigartigkeit und Unersetzlichkeit der Person. Der Eros sei erkrankt, und zwar nicht vordergründig, sodass die Ursachen psychologisch, soziologisch, biologisch benannt werden könnten, sondern metaphysisch. Die verletzte Liebe sei zunächst jener objektiven Macht schutzlos preisgegeben, durch die sie selber zu einer Quelle des Bösen werde: Tragik in antiker Begrifflichkeit, Erbsünde in christlicher. Auch die konsequente Einhaltung religiöser Gebote mache niemanden davon frei. Darum hält Blüher eine Gesetzesreligion wie das Judentum nicht für einen Weg, der zur echten Heilung führen kann.

Aber gibt es Liebe, weil man lieben soll? Blüher meint, das Ernstnehmen dieses ethischen Imperatives könne ob seiner Unerfüllbarkeit nur Verzweiflung bewirken oder auch den Abfall von der Religion. Diese Situation aber sei durch die Erscheinung Christi eine andere geworden, und zwar nicht wegen seiner Lehre, sondern durch sein Opfer. Dieses habe in der Achse der Natur eine solche Erschütterung bewirkt, dass sich der Eros, das bisherige Organ für die Person außerdem für die überpersönliche Güte geöffnet habe. Damit sei die endgültige Heilung der Menschheit und sogar der ganzen Natur von ihrer tiefsten Wunde zumindest eingeleitet.

Glauben versteht Blüher als „religiöse Urteilskraft“; und damit sei der Streit zwischen Glauben und Wissen beendet. Alle religiösen Behauptungen seien nur durch den Glauben wahr; den als geminderte Erkenntnis anzusehen, ein grobes Missverständnis sei. Wie jede Urteilskraft im Allgemeinen entspreche der Glaube im Besonderen der Achse der Natur: „Von der objektiven Seite her strömt etwas herauf, das, aus dem Grunde der Natur kommend, den Menschen anruft, ihm zu vertrauen; das ist die Glaubenskraft, die aus Freiheit geschenkt wird. Der Intellekt aber fängt sie auf und bildet, um auch für ruhige Zeiten gesichert zu sein, das Dogma. Das aber ist keineswegs ein willkürliches Gebilde der Vernunft, sondern ein notwendiges des Glaubens, und stellt sich fast automatisch ein. […] Daher sind alle Sätze des Dogmas nur im Glauben wahr – wobei das ‚nur’ aber eine Erhöhung bedeutet.“

Gegenüber dem Christentum sieht Blüher sich selbst in dringlich wichtiger helfender Funktion:

„Die Philosophie hat in der Tat an dieser Stelle zum ersten Mal in ihrer nachchristlichen Geschichte die Mittel in der Hand, um jeden, der über das Christentum spricht, sei es als dessen Priester, sei es als Laie, zu stellen und ihn zu zwingen, Farbe zu bekennen. Entweder – spricht die Philosophie – ist der Kern des Christentums, also die Liebe, ein Abkömmling der gebotenen Nächstenliebe und hängt mit ihr, und nur mit ihr, genuin zusammen: dann tritt die unentrinnbare und zerstörende Konsequenz ein, daß es auf etwas beruht, das, nach eigener Lehre, in seinem Vollzuge der Sünde unterliegt; und dann wird eines Tages niemand mehr daran glauben. Oder: sein Kern ist die Liebe des Hohenliedes Salomonis, also die natürliche: dann gibt es nichts, was es jemals stürzen kann, und alle anderen Religionen verschwinden eines Tages wie wesenlose Schatten. Denn dann steht das Christentum allein da als einziger Träger der von der Natur unaufhörlich gestützten Religion. Der Zeitpunkt ist da, an welchem die Philosophie zum ersten Mal in ihrer Geschichte aus Freiheit dem Christentum – das unglaubwürdig geworden ist – Hilfe leistet.“

Liebe und Güte dienen Blüher auch in diesem Zusammenhang als wichtige Bausteine des Beweisgangs, wobei er auf der Unteilbarkeit des Eros besteht: „So wie man nicht wissen kann, an welcher Stelle der Blitz einschlägt, so kann man auch nicht wissen, wohin die Güte trifft, ob in die feineren Bezirke oder in die Wollust. Beide sind ja auch bloß Vorlagerungen, und erst hinter ihnen, tiefer im Subjekt, liegt der transzendentale Ort, an dem die Organtätigkeit lebendig wird. […] Es ist ein schwerer Verlust, den das Christentum gleich in den ersten schrecklichen Jahrhunderten seines Bestehens erlitten hat, daß es in die Hände von Asketen fiel; es erfuhr dadurch eine Ablenkung von seiner Bahn, in der es sich heute noch befindet und durch die es sich ungerechterweise in den Ruf einer weltverneinenden Religion nach Art der indischen gebracht hat. Wenn es aber so ist – und es ist unwiderleglich so –, daß das Kernereignis des Christentums die Organverlagerung der natürlichen Liebe in Richtung auf die Güte ist, so schließt dieser Vorgang die Askese im mortifizierenden Sinne aus, verbannt sie sogar als eine seelische Ungezogenheit.“

Als ein „großes Ärgernis“ im Leben Jesu bezeichnet Blüher den Umstand, dass das ankündigte Reich Gottes weder kurzfristig noch überhaupt eingetreten ist und auch nicht erkennbar in Aussicht stehe. Dennoch handle es sich bei Jesus nicht um einen falschen Propheten: „Die Natur als ein Ganzes in ihrer Lückenlosigkeit reagiert nicht auf falsche Propheten. Der Kern des Lebens Jesu lag aber im Bereich ihrer Achse, und sein Leben selbst ist die empirische Kundgebung eines reinen Ereignisses der Natur.“ Ausschlaggebende Bedeutung hat für Blüher das mit Jesu Tod am Kreuz verbundene sakrale Opfer:

„In der Tat weiß er noch bei den ersten Nagelungen nicht, was das alles für einen Sinn haben soll; aber er lehnt betäubende Getränke ab. Völlig ratlos sind natürlich die Jünger, einfach weil sie das immer waren. Aber mitten zwischen den verzweifelten Worten am Kreuz: ‚Mein Gott! Mein Gott! Warum hast du mich verlassen?’ und dem letzten: ‚Es ist vollbracht!‘ muß der Durchbruch in voller Gedankenklarheit erfolgt sein. Dies ist der Augenblick, in dem die Natur in die Welt einbricht und sie in den Stand der Heilsgeschichte versetzt.“

Für Blüher war das der Moment, in dem die Güte ihr Organ in der Liebe fand. Während es in der Ethik des Altertums nur Handlungen aus Edelmut (bei den Hellenen) oder ‚gute Handlungen‘ im Gesetzessinn (bei den Juden) gegeben habe, seien nun Handlungen aus Güte als drittes Element hinzugekommen: „Diese sind naturunmittelbar und unterscheiden sich von denen aus dem Gesetz, aber sie unterscheiden sich auch von denen aus Edelmut. Handlungen aus Güte sind daher christliches Privileg.“ Zur Beschaffenheit von Liebe und Eros im christlichen Sinne gibt Blüher abschließend folgende Deutung:

„Aus alledem geht hervor, daß die Liebe, von der im Christentum die Rede ist, unmöglich die ‚Nächstenliebe‘ sein kann, sondern nur die wirkliche des Hohen Liedes Salomonis – das keinerlei allegorische Deutung zuläßt – und der heidnische Eros. Denn ‚Nächstenliebe‘ gibt es nicht; sie ist nirgends in der Natur gegründet. Sondern Nächstenliebe soll es geben. Was aber nicht ist, sondern nur sein soll, das kann nicht Organ sein. Hier gibt es gar kein Entweichen: entweder so ist es richtig, oder die Religion steht im Christentum auf Flugsand.
Wohl aber enthält der christliche Charakter, den es seit dem Kreuzestode gibt, die caritas als seinen wesentlichen Bestandteil. Erst der Christ kann seinen Nächsten lieben und das Gesetz erfüllen, gerade weil diese Erfüllung ‚getrennt vom Gesetz‘ stattfindet. Es gibt im christlichen Menschen eine letzte Hemmung der Humanität, die es ihm unter allen Umständen verbietet, das Leben des Mitmenschen bedenkenlos zu zerstören. Diese Hemmung kannte das Altertum nicht. Die caritas ist demnach ein Produkt des christlichen Weltprozesses.“

Rezeption

Der Historiker Bernd-Ulrich Hergemöller, der eine Blüher-Bibliographie erstellt hat, sieht in Hans Blüher „einen der produktivsten, meistgelesenen und umstrittensten kultur- und sexualwissenschaftlichen Autoren des 20. Jahrhunderts“. Die bisher weitgehend ausgebliebene wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Blüher liege vor allem an einem „unausgesprochenen Tabuisierungsverdikt“ wegen Blühers aggressivem Antisemitismus und seiner Polemik gegen die Frauenemanzipation.

Walter Laqueur, Autor unter anderem eines Standardwerks zur Jugendbewegung, hält Blüher teils für aufrichtig, teils für einen „Poseur und Scharlatan“, der oft auf theatralische und schockierende Effekte gesetzt habe. „Einige seiner Theorien enthielten mehr als nur ein Körnchen Wahrheit, andere sind zu töricht, als daß man sie ernsthaft diskutieren könnte.“ Die Klarheit seines Stils sei leider nicht Ausdruck der Klarheit seines Denkens.

Hans-Joachim Schoeps, bis 1933 führendes Mitglied der jüdischen Jugendbewegung und Blüher über dessen Tod hinaus freundschaftlich verbunden, betonte dagegen seine Hochachtung gegenüber Blüher. Noch 1933 war in Buchform ein Disput zwischen dem jungen jüdischen Religionswissenschaftler Schoeps und Blüher erschienen, „Streit um Israel“, der von den neuen Machthabern aber bald aus dem Verkehr gezogen wurde. Schoeps sah Blühers eigentliche Bedeutung darin, dass er das Erosproblem „aus dem medizinischen Niveau unter Anknüpfung an die alte platonische Erosidee“ in die philosophische Betrachtungsebene erhoben habe.

Wirkungsradius zu Lebzeiten

„Berühmt oder berüchtigt?“ fragt Bernd Nitzschke mit Blick darauf, dass das Publikum den Autor Hans Blüher im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in einem heute kaum mehr nachvollziehbaren Maß diskutiert habe. Schon die Aufnahme der Wandervogel-Trilogie vor dem Ersten Weltkrieg war zwiespältig. Während etwa der Reformpädagoge Gustav Wyneken, der beim Jugendtreffen auf dem Hohen Meißner 1913 eine zentrale Rolle spielte, von Blühers Wandervogel-Darstellung nachhaltig beeindruckt war und ihr „ein tiefes Verständnis für das Problem der Jugendkultur“ attestierte, sprach z. B. der Kritiker Karl Wilke von einem kranken Buch, das die Ehre der germanischen Jugendbünde befleckt habe.

Sigmund Freud, zu dem Blüher 1912 zwecks Expertise-Einholung zum dritten Band seiner Wandervogel-Geschichte Kontakt aufgenommen hatte, bescheinigte ihm: „Kein Zweifel, Sie sind eine starke Intelligenz, ein trefflicher Beobachter und ein Kerl von Mut und ohne viel Hemmungen. Was ich bei Ihnen gelesen habe, ist viel gescheiter als das Allermeiste der homosexuellen Literatur und richtiger als das Meiste der medizinischen.“ Die theoretische Differenz zwischen ihnen beiden sei nicht mehr groß; Blüher habe nur mehr auch das Verhältnis „der Inversion zur Impotenz gegen das Weib“ zu berücksichtigen, die Freud als nicht ganz normal ansah, sondern als Entwicklungshemmung auffasste. Anders fiel Freuds Urteil allerdings aus, nachdem Blüher sich politisch-weltanschaulich zum bekennenden Konservativen gewandelt hatte, der Freud als jüdischem Gelehrten 1922 zwar noch immer eine bedeutende Entdeckung bescheinigte, aber zugleich einschränkte: „Diese Gedanken werden erst fruchtbar, wenn sie durch ein deutsches Gehirn gehen, das imstande ist, ihrem tückischen Untergrunde Widerstand zu leisten.“ Fortan war Blüher für Freud „einer der Propheten dieser aus den Fugen geratenen Zeit“, der mit analytischer Wissenschaft nichts zu tun habe.

Eine ganze Reihe bekannter und weniger bekannter Dichter und Literaten reagierte auf Blühers frühe Schriften. Aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs erhielt Blüher 1915 Feldpost von Franz Werfel, der im Zustand nervlicher Erschöpfung Trost in der Blüher-Lektüre fand, wie er schrieb.Rainer Maria Rilke meldete sich 1919 in mehreren Briefen bei Blüher und teilte unter anderem mit, er habe die „Rolle der Erotik“ stellenweise mit „überraschtester und freudigster Bewunderung“ gelesen und weitere Exemplare an andere Interessierte geschickt.Harry Graf Kessler lernte ihn im Januar 1919 kennen und bezeichnete ihn als „wohl den originellsten Kopf unter den jüngeren Denkern“.Gottfried Benn widmete Blüher die Schrift Das moderne Ich als „Zeichen meiner schrankenlosen Verehrung seines Werkes“. Mit gänzlich anderer Stoßrichtung erschien 1920 ein Buch von Johann Plenge unter dem Titel: Antiblüher. Affenbund oder Männerbund? Kurt Tucholsky äußerte sich in seinem Essay Der Darmstädter Armleuchter, der sich mit Hermann Graf Keyserling befasst, abwertend.

Auf die „besseren Vertreter der Jugendbewegung“ berief sich 1922 der zur Führung der Neupfadfinder gehörige Karl Sonntag in seinem Urteil über Blühers Schriften: „Wir geben gerne zu, daß vieles richtig ist, was Blüher sagt. Aber wir werden nie ein peinliches Gefühl und ein unmutiges Empörtsein darüber los, was er gesagt hat und wie er es gesagt hat. […] Und es ist ungemein traurig, daß dieser ‚Philosoph‘ einen Hauptlesestoff der Jugend bildet und den Weg zur wahren Literatur versperrt. In heiligen und feierlichen Stunden zu Blühers Büchern zu greifen ist unmöglich. Man kann sie nur nach Tisch lesen, wie Zeitungen …“

Thomas Mann war im Februar 1919 Zuhörer eines Blüher-Vortrags zum Thema Deutsches Reich, Judentum und Sozialismus, für den er Blüher anschließend persönlich dankte und zu dem er in seinem Tagebuch festhielt: „Ein ausgezeichneter Vortrag, mir fast Wort für Wort aus der Seele geredet.“ Noch 1922 äußerte Thomas Mann sich in einer Rede partiell zustimmend zu Blühers männerbündischem Erosbegriff („Eros als Staatsmann, als Staatsschöpfer sogar ist eine seit alters her vertraute Vorstellung, die noch in unseren Tagen aufs geistreichste propagiert [wird]“), lehnte aber dessen Gebrauch zu Zwecken der monarchischen Restauration als Unfug ab. Blühers 1926 erschienenes Traktat über die Heilkunde beeinflusste laut Hergemöller „zahlreiche Alternativmediziner, Homöopathen und Psychotherapeuten“.

Spärliche Beachtung und Auseinandersetzung im Nachgang

Über bestimmte homophile, pädophile und rechtsextreme Kreise hinaus, die sich zu eigenen Zwecken einzelner Bestandteile von Blühers Veröffentlichungen bedienten, hat Blüher nach seinem Tode in der Forschung lange Zeit kaum Beachtung gefunden. Hergemöller konstatiert eine strikte Tabuisierung seines Namens. Entgegengesetzte Impulse diesbezüglich haben insbesondere Hans Joachim Schoeps, Nicolaus Sombart, Ulfried Geuter und zuletzt Claudia Bruns und Ulrike Brunotte gesetzt, die vor allem auf Blühers homoerotische und männerbündische Theorien zielen. Schoeps bemängelte an Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft in wissenschaftlicher Hinsicht zwar unter anderem eine uneinheitliche Methodik, das Fehlen einer sicheren psychologischen Grundlegung und eine nicht hinreichend differenzierte Trieblehre; mit solcher Kritik würde aber der intuitive Charakter des Werkes verkannt: „Die Fülle genialer Einfälle, die man in ihm findet, ist gewiß unkontrollierbar; aber Reiz und Wesen dieses Buches hängen gerade daran.“ Blüher habe viel dazu beigetragen, „den Typus des Sexualneurotikers zu enthüllen, der seinen Verdrängungszwängen unterliegt und in der Rolle des Verfolgers so gefährlich wird.“

Sombart vertritt die Ansicht, im Wilhelminischen Deutschland habe im Unterschied zu anderen europäischen Gesellschaften eine patriarchalische Gesellschaftsordnung mit einem starken männerbündlerischen Element geherrscht. Gegenwärtige Theorien, die das Phänomen der Homosexualität nicht nur als anthropologisches, sondern als soziales zu deuten versuchten, bewegten sich zwischen einem apologetischen und einem diskreditorischen Pol. Namentlich bezieht sich Sombart dabei einerseits auf die Theorie von Hans Blüher, „in der die mann-männlichen Beziehungen der Heterosexualität gegenüber als eine superiore Form zwischenmenschlicher Beziehungen angesehen werden, Homosexualität mit Polis und Staat in Beziehung gesetzt wird, die «reine Männersache» sind“, aber auch auf die geistige Betätigung schlechthin bezogen wird, zu der allein Männer befähigt seien; den anderen Pol stellt für Sombart die Theorie Alfred Adlers dar, in der Homosexualität als ein „spezifischer Fall männlicher Lebensuntüchtigkeit“ erscheine und auf einen männlichen Minderwertigkeitskomplex der Frau gegenüber zurückzuführen sei. Die Eulenburg-Affäre gilt Sombart als „ein typischer Fall also von Homosexuellen-Haß des latent Homosexuellen. Harden verfolgte das, was er in sich unterdrückte. […] Die Negation der eigenen homosexuellen Komponente machte ihn zum Typ des homosexuellen Verfolgers. Hans Blüher hat diesen Verfolgertypus und die für ihn charakteristische Verfolgungsneurose genau beschrieben – und zwar im Anschluß an die Kalamität der Eulenburg-Prozesse -; als die Geschichte «des Mannes, der den ungeheuerlichsten Abscheu und Widerwillen vor der Berührung mit dem eigenen Geschlecht hat, aber ihm doch leidenschaftlich verfallen ist».“

Blühers Rolle bei den ersten heftigen Auseinandersetzungen um homosexuelle Tendenzen innerhalb der Wandervogelbewegung gründlich erforscht hat Geuter, der aus Publikationen und Nachlässen eine ausgedehnte Lagerbildung von Blüher-Freunden und Blüher-Gegnern rekonstruiert. Diese stellt er in den Zusammenhang mit einer Unsicherheit und Desorientierung im Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen um die Jahrhundertwende und mit den öffentlich aufbereiteten Homosexualitätsaffären am und im Umfeld des kaiserlichen Hofes. Auch den zweiten Höhepunkt der Diskussionen um die „mann-männliche Liebe“ unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg in der Jugendbewegung sieht Geuter im Zusammenhang mit Blühers Publikationen, insbesondere mit dem Werk Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Zu einer „grundlegenden Konzeption der Befreiung der Sexualität“ sei Blüher in seinem Widerspruch gegen die heterosexuelle Normierung nicht gelangt, weil am Ende seiner Theorie nicht der lustvolle Mann gestanden habe, sondern „das Mitglied eines wohlgeordneten Männerbundes, das, wie in der ritterlichen Ordnung, in einem Treueverhältnis zu einer Führungsperson stand.“

Brunotte, die in einem weiten kulturhistorischen Bogen den Zusammenhang von „kriegerischer Politik und technologisch aufgerüsteter Männlichkeit“ bis in die Gegenwart des begonnenen 21. Jahrhunderts spannt, sieht Blühers Theorie der männlichen Gesellschaft notwendig auch in der Perspektive zu den „männerbündisch organisierten Kampfverbänden und Banden der Freikorps, der SA und der SS“, hält die alleinige Deutung des Blüherschen Männerbundmodells als Vorbereitung auf den Nationalsozialismus jedoch für verfehlt. „Es bedarf nur einer kleinen Perspektivverschiebung, um im Männerbundmodell – als eines durch rauschhafte Gefühlserlebnisse um den ‘charismatischen Männerhelden’ bewirkten Zusammenschlusses von brüderlichen Freunden – den dämonischen Doppelgänger republikanischer Brüderlichkeitsideale seit 1789 zu erkennen.“ Ungeachtet der Ambivalenz von Person und Schriften Blühers, von denen ein Großteil in den Giftschrank gehöre, bleibe sein Beitrag „zur Analyse mann-männlicher Soziabilität und zur sexual politics des frühen 20. Jahrhunderts.“

Nitzschke zielt in seinem Urteil wesentlich auf Blühers politische Orientierung und sieht in dessen Haltung, „das Hohe und Höchste in die Vergangenheit zu projizieren und es in der Zukunft wiedergewinnen zu wollen“ eine „gefährliche Geringschätzung des Gegenwärtigen, des Realen, des Nicht-Idealen.“ Das philosophische Hauptwerk, Die Achse der Natur, nennt Hergemöller „eine antimodernistische Geschichtsmetaphysik“, die nur von einigen schweizerischen und französischen Wissenschaftlern positiv rezipiert worden sei. Die eigenen bibliographischen Bemühungen um Hans Blüher begründet Hergemöller mit der für das Verständnis der Vergangenheit „mit all ihren Exzessen und Katastrophen“ selbstverständlichen akribischen wissenschaftlichen Forschung auch bezüglich solcher Personen und Gedanken, „die zur Destruktion des Humanum beigetragen haben und die keinerlei Identifikationspotential besitzen“.

In den 1960er knüpften Autoren der Schwulenbewegung und der Sexualwissenschaft in ihrem Bestreben, pädosexuelle Handlungen zu entkriminalisieren, an Blühers Ideen eines „pädagogischen Eros“ an.

Ehen

In erster Ehe war er seit 1917 mit der Beamtentochter Johanna Lappe (* 1890) verheiratet. Die Ehe wurde 1921 geschieden. 1922 heiratete er die Ärztin Elsa Hebner, mit der er zwei Kinder hatte.

Literatur

Werke

(in Auswahl)

  • Die Rede des Aristophanes. Prolegomena zu einer Soziologie des Menschengeschlechtes. Hamburg 1966. Kompilation postumer Schriften. Veröffentlicht aus dem Nachlass Blühers
  • Die Achse der Natur. System der Philosophie als Lehre von den reinen Ergebnissen der Natur: Hamburg 1949 (EA), Stuttgart 1952
  • Die Erhebung Israels gegen die christlichen Güter. Hanseatische Verlagsanstalt 1931
  • Der Standort des Christentums in der lebendigen Welt. Hamburg 1931
  • Streit um Israel. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1933. Ein jüdisch-christliches Gespräch mit Hans-Joachim Schoeps
  • Die humanistische Bildungsmacht. Leipzig 1928
Postume Neufassung: Heidenheim an der Brenz 1976
  • Philosophie auf Posten. Gesammelte Schriften 1916–1921. Heidelberg 1928
  • Die Elemente der deutschen Position. Offener Brief an den Grafen Keyserling in deutscher und christlicher Sache. Berlin 1927
  • Traktat über die Heilkunde insbesondere die Neurosenlehre. Jena 1926, 1928
    • veränd. Fassung, Stuttgart 1950
  • Die deutsche Renaissance. Von einem Deutschen. Kampmann & Schnabel, Prien 1924 (Anonym erschienen)
  • Der Judas wider sich selbst. Aus den nachgelassenen Papieren von Artur Zelvenkamp. Berlin 1922. (Unter Pseudonym erschienen)
  • Secessio Judaica. Philosophische Grundlegung der historischen Situation des Judentums und der antisemitischen Bewegung. Der Weisse Ritter, Berlin 1922
    • Veränderte 3. Ausgabe, Voggenreiter, Berlin 1933
      • Volltext Ausg. 1922
  • Die Aristie des Jesus von Nazareth. Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi. Prien, 1921
  • Deutsches Reich, Judentum und Sozialismus. Prien 1920
  • Die Wiedergeburt der platonischen Akademie. Diederichs, Jena 1920
  • Werke und Tage (Geschichte eines Denkers). Autobiographie. Jena 1920
    • wesentlich erw. Aufl. München 1953
  • Mehrehe und Mutterschaft. Ein Briefwechsel mit Milla von Brosch. Jena 1919.
  • Empedokles. Oder das Sakrament des freien Todes. o. O. 1918. Als Handschrift gedruckt, nicht im Buchhandel erschienen.
  • Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. (2 Bde.) Jena 1917/19.
  • Merkworte für den freideutschen Stand. Hamburg 1919
  • In medias res. Grundbemerkungen zum Menschen. Jena 1919
  • Führer und Volk in der Jugendbewegung. Jena 1917
  • Einer der Homere und anderes in Prosa. Leipzig 1914
  • Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. (2 Bde.) I.: Heimat und Aufgang, II.: Blüte und Niedergang. 1. Auflage. Berlin-Tempelhof 1912
  • Die Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen. Berlin-Tempelhof 1912

Sekundärliteratur

  • Ulrike Brunotte: Zwischen Eros und Krieg. Männerbund und Ritual in der Moderne (= Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek, Bd. 70). Wagenbach, Berlin 2004, ISBN 3-8031-5170-8.
  • Claudia Bruns: Zur Konstruktion des Männerbunds bei Hans Blüher. In: Susanne zur Nieden: Homosexualität und Staatsräson. Männlichkeit, Homophobie und Politik in Deutschland 1900–1945 (= Geschichte und Geschlechter, Bd. 46). Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2005, ISBN 3-593-37749-7, S. 100–117.
  • Claudia Bruns: Politik des Eros. Der Männerbund in Wissenschaft, Politik und Jugendkultur (1880–1934). Böhlau, Köln u. a. 2008, ISBN 978-3-412-14806-5 (zugleich: Hamburg, Univ., Diss., 2004).
  • Ulfried Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. Jugendfreundschaft und Sexualität im Diskurs von Jugendbewegung, Psychoanalyse und Jugendpsychologie am Beginn des 20. Jahrhunderts (= Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft. 1113). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1994, ISBN 3-518-28713-3.
  • Bernd-Ulrich Hergemöller: Hans Blüher 1888–1955. Annotierte und kommentierte Biobibliographie (1905–2004) (= Hergemöllers historiographische Hilfsmittel 1). HHL-Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-936152-04-7 (Teil C zur Rezeption. Inhaltsübersicht (Memento vom 11. November 2009 im Internet Archive)).
  • Susanne zur Nieden, Claudia Bruns: „Und unsere germanische Art beruht bekanntlich zentnerschwer auf unserem Triebleben …“. Der „arische Körper“ als Schauplatz von Deutungskämpfen bei Blüher, Heimsoth und Röhm. In: Paula Diehl (Hrsg.): Körper im Nationalsozialismus. Bilder und Praxen. Fink u. a., München u. a. 2006, ISBN 3-7705-4256-8, S. 111–128.
  • Jürgen Plashues: Hans Blüher – Ein Leben zwischen Schwarz und Weiß. In: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung. 19, 1999/2004, ISSN 0587-5277, S. 146–185.
  • Christopher Treiblmayr: Männerbünde und Schwulenbewegung im 20. Jahrhundert. In: Europäische Geschichte Online. 2011, abgerufen am 29. Dezember 2011.
  • Alexander Zinn: „Aus dem Volkskörper entfernt“? Homosexuelle Männer im Nationalsozialismus. Campus, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-593-50863-4.

Weblinks

  • Literatur von und über Hans Blüher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Nachlass Hans Blüher in der Universitätsbibliothek Basel
Originaltexte von Hans Blüher im Netz
  • Die Theorie der Religionen und ihres Untergangs (1912)
  • „Niels Lyhne“ und das Problem der Bisexualität, „Imago“, I 1912, S. 386–400. (PDF; 43 kB)
  • Die drei Grundformen der sexuellen Inversion. Eine sexuologische Studie, Leipzig: Max Spohr, 1913.
  • Einer der Homere und anderes in Prosa (1914)
  • Der bürgerliche und der geistige Antifeminismus (1915)
  • Ulrich von Wilamowitz und der deutsche Geist 1871/1915 (1915)
  • Die Intellektuellen und die Geistigen (1916)
  • Die Wiedergeburt der platonischen Akademie (1920)
  • Die Aristie des Jesus von Nazareth (1921)
  • Traktat über die Heilkunde (1926)
  • Die Achse der Natur (1949) (PDF; 2,05 MB)
  • Parerga zur Achse der Natur I (1952)
  • Parerga zur Achse der Natur II (1952)

Anmerkungen

  1. Sterberegister StA Reinickendorf von Berlin Nr. 285/1955
  2. Claudia Bruns: Kontroversen zwischen Freud, Blüher und Hirschfeld. Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen. In: dieselbe, Ulrike Auga et al. (Hrsg.): Dämonen, Vamps und Hysterikerinnen. Geschlechter- und Rassenfigurationen in Wissen, Medien und Alltag um 1900. Festschrift für Christina von Braun. transcript, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1572-2, S. 161–183, hier S. 162.
  3. Hans Blüher (biographische Hinweise). In: Werner Kindt (Hrsg.): Dokumentation der Jugendbewegung. Band I: Grundschriften der deutschen Jugendbewegung. Diederichs, Düsseldorf 1963, S. 558 f.
  4. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Zweiter Teil: Blüte und Niedergang. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 152 ff.
  5. „Dabei gehörte er aber nicht zu den üblichen Pastorennaturen, die nichts anderes kennen. Seine Liebe war bei den Griechen; das klassische Altertum galt ihm als Vorstufe zur christlichen Wahrheit, und insofern liebte er es, insofern verzieh er ihm.“ (Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 27)
  6. Hans Blüher: Werke und Tage (Geschichte eines Denkers). Autobiographie. München 1953, S. 25.
  7. Hans Blüher: Werke und Tage (Geschichte eines Denkers). Autobiographie. München 1953, S. 16.
  8. Zu Fischers Wandervogel-Nomenklatur siehe: „Oberbachant“ Karl Fischer
  9. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 133.
  10. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Zweiter Teil: Blüte und Niedergang. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 189/191.
  11. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Zweiter Teil: Blüte und Niedergang. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 167 f.
  12. Ulrike Koch: „Ich erfuhr es von Fritz Klatt“ – Käthe Kollwitz und Fritz Klatt. In: Käthe Kollwitz und ihre Freunde: Katalog zur Sonderausstellung anlässlich des 150. Geburtstages von Käthe Kollwitz. Hrsg. vom Käthe-Kollwitz-Museum Berlin, Lukas Verlag, Berlin 2017, ISBN 978-3-86732-282-9, S. 65.
  13. Anna M. Lazzarino Del Grosso: Armut und Reichtum im Denken Gerhohs von Reichersberg. C. H. Beck, München 1973, S. 83.
  14. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 206 f.
  15. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 54 f.
  16. Hans Blüher (biographische Hinweise); in: Werner Kindt (Hrsg.): Dokumentation der Jugendbewegung. Band I: Grundschriften der deutschen Jugendbewegung. Diederichs, Düsseldorf 1963, S. 558.
  17. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Zweiter Teil: Blüte und Niedergang. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 57 f
  18. Vgl.: Claudia Bruns: Politik des Eros. 2008, S. 211.
  19. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Zweiter Teil: Blüte und Niedergang. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 49 f.
  20. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 323.
  21. Armin Mohler: Die konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch. 3. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, S. 31.
  22. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. VI, ff.
  23. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 59.
  24. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 127.
  25. Packt euern Rucksack leicht! In: Die Zeit. Nr. 45, 31. Oktober 2001, S. 96.
  26. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 131.
  27. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 95 f.
  28. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 96 f.
  29. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 80.
  30. Claudia Bruns: Kontroversen zwischen Freud, Blüher und Hirschfeld. Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen. In: dieselbe, Ulrike Auga et al. (Hrsg.): Dämonen, Vamps und Hysterikerinnen. Geschlechter- und Rassenfigurationen in Wissen, Medien und Alltag um 1900. Festschrift für Christina von Braun. transcript, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1572-2, S. 161–183, hier S. 166.
  31. Armin Mohler: Die konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch. 3. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, ISBN 3-534-03955-6, S. 67.
  32. Christian Füller: Die Revolution missbraucht ihre Kinder. Sexuelle Gewalt in deutschen Protestbewegungen. Hanser, München 2015.
  33. Claudia Bruns: Kontroversen zwischen Freud, Blüher und Hirschfeld. Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen. In: dieselbe, Ulrike Auga et al. (Hrsg.): Dämonen, Vamps und Hysterikerinnen. Geschlechter- und Rassenfigurationen in Wissen, Medien und Alltag um 1900. Festschrift für Christina von Braun. transcript, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1572-2, S. 161–183, hier S. 177.
  34. Meike Sophia Baader: Geschlechterverhältnisse, Sexualität und Erotik in der bürgerlichen Jugendbewegung. In: Barbara Stambolis (Hrsg.): Aufbruch der Jugend. Deutsche Jugendbewegung zwischen Selbstbestimmung und Verführung. Verlag des Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg 2013, ISBN 978-3-936688-77-1, S. 58–66, hier S. 60.
  35. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 46 f.
  36. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 219.
  37. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 220f.
  38. Den Begriff der Inversion bevorzugte Blüher gegenüber dem der Homosexualität mit der Begründung, Inversion verdeutliche, dass nur die Richtung der Trieborientierung verändert und das Liebesobjekt ein anderes sei, nicht aber das Liebesverhalten. (U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 83)
  39. U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 76.
  40. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Zweiter Teil: Blüte und Niedergang. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 120 f.
  41. Sven Reiß: Päderastie in der deutschen Jugendbewegung. Eine kulturwissenschaftliche Annäherung. In: Zeitschrift für Pädagogik. Band 62, Heft 5, 2016, S. 670–683, hier S. 676.
  42. U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 69.
  43. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 231.
  44. U. Brunotte: Zwischen Eros und Krieg. Männerbund und Ritual in der Moderne. 2004, S. 72 f.
  45. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 33.
  46. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 337.
  47. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 338.
  48. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 339 f.
  49. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 251.
  50. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 252 f.
  51. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 255 f.
  52. Hans Blüher: Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 27.
  53. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Zweiter Teil: Blüte und Niedergang. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 114 f.
  54. Hans Blüher: Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 110.
  55. Claudia Bruns: Kontroversen zwischen Freud, Blüher und Hirschfeld. Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen. In: dieselbe, Ulrike Auga et al. (Hrsg.): Dämonen, Vamps und Hysterikerinnen. Geschlechter- und Rassenfigurationen in Wissen, Medien und Alltag um 1900. Festschrift für Christina von Braun. transcript, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1572-2, S. 161–183, hier S. 168.
  56. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 122.
  57. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 20.
  58. Jay Geller: Freud, Blüher, and the Secessio Inversa: Männerbünde, homosexuality, and Freud’s theory of cultural formation. In: Daniel Boyarin, Daniel Itzkovitz, Ann Pellegrini (Hrsg.): Queer theory and the Jewish question. Columbia University Press, New York 2003, ISBN 0-231-11374-9, S. 90–120.
  59. U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 16, 308.
  60. Florian Mildenberger: Der Diskurs über männliche Homosexualität in der deutschen Medizin von 1880 bis heute. In: Dominik Groß, Sabine Müller, Jan Steinmetzer (Hrsg.): Normal - anders - krank?: Akzeptanz, Stigmatisierung und Pathologisierung im Kontext der Medizin. Medizinisch-wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin 2008, ISBN 978-3-939069-28-7, S. 90.
  61. Ulrike Brunotte: Masculinities as Battleground of German Identity Politics. Colonial Transfers, Homophobia and Anti-Semitism around 1900. In: Waltraud Ernst (Hrsg.): Grenzregime: Geschlechterkonstellationen zwischen Kulturen und Räumen der Globalisierung. Lit-Verlag, Münster 2010, ISBN 978-3-643-10713-8, S. 178.
  62. U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 112 f. An Hirschfelds Zwischenstufentheorie kritisierte Blüher, dass Inversion darin als weibliche Eigenschaft des Mannes erscheine. Sie verkenne damit den Männerhelden. (S. 113 f.)
  63. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 50 f.
  64. Hans Blüher: Die Rede des Aristophanes. Hamburg 1966, S. 165.
  65. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 18.
  66. Hans Blüher: Die Rede des Aristophanes. Hamburg 1966, S. 165. Die „zwei Männerarten“ wären nur als Idealtypen zu denken. An vielen Stellen spricht Blüher von jener „Kategorie von Bisexuellen, die ihre Liebe dem Manne geben und beim Weibe Wollust suchen und sie ihm geben. Eine scheinbar außergewöhnliche Aufspaltung des Eros, der ich aber in hundert Varianten immer und immer wieder in meinen Sprechstunden begegnet bin.“ S. 94 f.
  67. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 199.
  68. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 201.
  69. Hans Blüher: Die Rede des Aristophanes. Hamburg 1966, S. 165.
  70. Claudia Bruns: Kontroversen zwischen Freud, Blüher und Hirschfeld. Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen. In: dieselbe, Ulrike Auga et al. (Hrsg.): Dämonen, Vamps und Hysterikerinnen. Geschlechter- und Rassenfigurationen in Wissen, Medien und Alltag um 1900. Festschrift für Christina von Braun. transcript, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-8376-1572-2, S. 161–183, hier S. 173 f. und 177–180.
  71. Hans Blüher: Die Untaten des bürgerlichen Typus. In: Blüher: Gesammelte Aufsätze. Jena 1919, S. 41.
  72. Hans Blüher: Die Wiedergeburt der platonischen Akademie. Jena 1920, S. 10.
  73. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 39.
  74. Hans Blüher: Die Wiedergeburt der platonischen Akademie. Jena 1920, S. 22.
  75. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 299.
  76. Hans Blüher: Ulrich von Wilamowitz und der deutsche Geist 1871–1915. In: Blüher: Philosophie auf Posten. Gesammelte Schriften 1916–1921. Heidelberg 1928, S. 48–51.
  77. Hans Blüher: Die Wiedergeburt der platonischen Akademie. Jena 1920, S. 5.
  78. Hans Blüher: Ulrich von Wilamowitz und der deutsche Geist 1871–1915. In: Blüher: Philosophie auf Posten. Gesammelte Schriften 1916–1921. Heidelberg 1928, S. 46, 52
  79. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 300.
  80. Patrick Keßler: Die „Neue Rechte“ in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus? Protagonisten, Programmatik und Positionierungsbewegungen. LIT Verlag, Münster 2018, ISBN 978-3-643-13844-6, S. 45.
  81. Armin Mohler: Die konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch. 3. Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, S. 67.
  82. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 322 f
  83. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 324.
  84. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 399 f.
  85. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 176.
  86. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 148.
  87. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 170.
  88. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 144 f.
  89. Nicolaus Sombart: Wilhelm II. Sündenbock und Herr der Mitte. Berlin 1996, S. 178. Mit dieser durchschlagenden zeitgenössischen Breitenwirkung kontrastiert Sombart deren geringe Beachtung in der heutigen Historiographie: „Die Angelegenheit wird bagatellisiert […] Es gibt in Deutschland kein Buch, keine Monographie über diesen Vorfall.“ (Nicolaus Sombart: Wilhelm II. Sündenbock und Herr der Mitte, Berlin 1996, S. 159)
  90. Nicolaus Sombart: Wilhelm II. Sündenbock und Herr der Mitte. Berlin 1996, S. 181.
  91. U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 305. „Es überrascht daher nicht, daß der Kaiser nach dem Ersten Weltkrieg in seinem holländischen Exil Blühers Bücher las und Blüher persönlich empfing.“
  92. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Zweiter Teil: Blüte und Niedergang. Zweite Auflage. Berlin-Tempelhof 1912, S. 96 f.
  93. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 164.
  94. Benjamin Benno Adler: Esra. Die Geschichte eines orthodox-jüdischen Jugendbundes zur Zeit der Weimarer Republik. Harrassowitz, Wiesbaden 2001, S. 159; Claudia Bruns: Politik des Eros. Der Männerbund in Wissenschaft, Politik und Jugendkultur (1880–1934). Böhlau, Köln u. a. 2008, S. 442 u.ö.; Uwe Puschner: Völkische Bewegung und Jugendbewegung Eine Problemskizze. In: Gideon Botsch, Josef Haverkamp (Hrsg.): Jugendbewegung, Antisemitismus und rechtsradikale Politik. Vom „Freideutschen Jugendtag“ bis zur Gegenwart. De Gruyter, Berlin, New York 2014, ISBN 978-3-11-030642-2, S. 21.
  95. Maria Irod: Antisemitism, Antifeminism and the Crisis of German Culture in Early 20th Century. In: Studia Hebraica. Band 9–10, 2009–2010, S. 330–339.
  96. Claudia Bruns: The Politics of Masculinity in the (Homo-)Sexual Discourse (1880 to 1920). In: German History. Band 23, Nr. 3, S. 306–320. (claudiabruns.de; PDF; 2,9 MB). doi:10.1191/0266355405gh342oa.
  97. Peter Longerich: Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte. Von der Aufklärung bis heute. Siedler, München 2021, ISBN 978-3-8275-0067-0, S. 216.
  98. Claudia Bruns: Politik des Eros: der Männerbund in Wissenschaft, Politik und Jugendkultur (1880–1934). Böhlau, Köln 2008, ISBN 978-3-412-14806-5, S. 443. (books.google.ca)
  99. lat. für „Juda liegt offen zutage“.
  100. Alexander Bein: „Der jüdische Parasit“. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Band 13, Heft 2, 1965, S. 151 (ifz-muenchen.de, abgerufen am 30. Januar 2016).
  101. Peter Longerich: Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte. Von der Aufklärung bis heute. Siedler, München 2021, S. 215 f.
  102. Richard J. Evans: Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien. Wer sie in die Welt gesetzt hat und wem sie nutzen. DVA, München 2021, S. 109.
  103. Peter Longerich: Antisemitismus: Eine deutsche Geschichte. Von der Aufklärung bis heute. Siedler, München 2021, S. 276.
  104. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 152.
  105. von Hergemöller beispielsweise
  106. Hans Blüher: Führer und Volk in der Jugendbewegung. Jena 1918, S. 3.
  107. Hans Blüher: Führer und Volk in der Jugendbewegung. Jena 1918, S. 32: „Daß in jeder jungen Generation die Menschheit durchbruchartig zu dem vorstößt, was Wyneken ‚Geist‘ nennt, und daß Jugendbewegung demnach geistige Bewegung sein muß, das war seine Erkenntnis und aus ihr heraus kam all sein Handeln. […] Sein Durchdringen hängt ab von einem Akte der Wahl. Wyneken lebt unter der Jugend weder einsam noch im Besitze der Majorität; er lebt als Kraft unter ihr. Langsam tritt eine Abwanderung ein vom Lager der Vielen und Trivialen zu den Wenigen und Gelungenen. Das Volk wird größer und reicher, und es wird immer mehr zu spüren bekommen, daß es unwürdig ist, dem Freiheitsgeschrei der Volkstribunen Beachtung zu schenken, wenn man einen Führer in seiner Nähe weiß, der zwar strenge zu sein und zu herrschen gewohnt ist, der aber dafür die Eigenschaft hat, die Dinge mit den Augen der Götter zu sehen.“
  108. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 245.
  109. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 328 f. Auch zum Kreis um Stefan George soll sich Blüher mehrfach vergeblich um Zugang bemüht haben. Hier hätte er seine schriftstellerische Vision von der „Wiedergeburt der platonischen Akademie“ (Hans Blüher: Die Wiedergeburt der platonischen Akademie. Jena 1920) möglicherweise verwirklichen wollen (U. Brunotte: Zwischen Eros und Krieg. Männerbund und Ritual in der Moderne. 2004, S. 75).
  110. Armin Mohler: Die konservative Revolution in Deutschland 1918–1932. Ein Handbuch. 3. Auflage. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, S. 6.
  111. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 169.
  112. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 28.
  113. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 26, 28.
  114. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 30.
  115. Alexander Zinn: Aus dem Volkskörper entfernt? 2018, S. 243–250.
  116. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 238.
  117. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 444.
  118. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Zit. n. U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 171 f.
  119. Hans Blüher: Werke und Tage (Geschichte eines Denkers). Autobiographie. München 1953, S. 424 f.
  120. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 265.
  121. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 300 f.
  122. Hans Blüher: Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung. Erster Teil: Heimat und Aufgang. Dritte Auflage. Berlin-Tempelhof 1913, S. 34 f.
  123. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 210.
  124. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 301.
  125. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 216.
  126. Hans Blüher: Die Aristie des Jesus von Nazareth. Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi. Prien 1921, S. 36.
  127. Hans Blüher: Die Aristie des Jesus von Nazareth. Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi. Prien 1921, S. 78. Dagegen hatte Blüher in der Theorie der Religionen und ihres Untergangs noch folgende Anschauung vertreten: „Das Christentum stellt eine Bastardierung zwischen indischem und jüdischem Religionswesen dar. Wir hatten schon oben gesehen, daß es wesentlich ein Nebenprodukt der abendländischen Geschichte ist und daß sein Ja und Nein dem Leben gegenüber schwankt. Eine dem ganz entsprechende Unsicherheit findet sich bei der Bedeutung des Handelns. Der Christ wird nicht gerechtfertigt durch die eigene Sittlichkeit wie der Jude, sondern im Glauben an die Erlösungstat Jesu, der die ‚Schuld‘ der Menschheit auf sich genommen hat.“
  128. Hans Blüher: Die Aristie des Jesus von Nazareth. Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi. Prien 1921, S. 185.
  129. Hans Blüher: Die Aristie des Jesus von Nazareth. Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi. Prien 1921, S. 311.
  130. Hans Blüher: Die Aristie des Jesus von Nazareth. Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi. Prien 1921, S. 313. Blüher setzte noch hinzu: „Aber es darf nicht aus Gründen der Humanität nicht vergossen werden, sondern aus dem Wissen um den verruchten Zauber des Rituals. Und wer es nicht weiß, der soll der Autorität glauben, die es sagt. Mehr darf nicht gesagt werden. Diesem Werke aber bleibe fern, wer nicht hören will.“ (ebda.)
  131. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 217.
  132. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 350.
  133. Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Neuausgabe. Stuttgart 1962 (der 1917/19 in Jena erschienenen zweibändigen Erstausgabe), S. 31.
  134. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 119.
  135. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 116.
  136. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 200.
  137. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 16.
  138. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 50.
  139. Vgl. Hans Blüher: Die Achse der Natur. S. 85 „Über das archetypische Potential der Natur“
  140. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 311 ff., 352 ff.
  141. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 313.
  142. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 83f.
  143. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 332.
  144. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 338. Diese teils an Nietzsche angelehnten Vorstellungen lassen Blüher in Bezug auf „das Volk Israel“ zu dem Schluss kommen: „Die Natur hat beim Volke Israel in der sekundären Rasse besonders tief hinunter und in der primären Rasse besonders hoch hinauf gegriffen, und diese eigentümliche Anlage sichert ihm einen außerordentlichen Bestand für den Lauf der Weltgeschichte.“ (Ebenda, S. 346)
  145. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 369.
  146. Vgl. das Kapitel über Paracelsus und Samuel Hahnemann, die Blüher für dieselbe Person hält: der eine, seiner Zeit gemäß polternd verkündigend wie Luther, der andere seiner Zeit gemäß enzyklopädisch aufklärend, beide aber besessen von demselben Gesetz, dessen klare Erkenntnis Medizin als Wissenschaft überhaupt erst begründe, nämlich: die Natur ist der Mensch nach außen gewendet – die Krankheit ist die Arzeney nach innen gewendet – das umbewenden gibt der Arzt (Paracelsus). Dadurch erst sei es möglich, die Krankheiten bei ihren richtigen, vom Objekt her stammenden Namen zu nennen, und damit wäre die Erkenntnis genau so ein reines Ereignis der Natur wie die Heilung. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 276 ff., vgl. auch Traktat über die Heilkunde, insbesondere die Neurosenlehre. Jena 1926.
  147. Vgl. Hans Blüher: Die Achse der Natur. S. 125ff „Der Eros als Organ für die Person“
  148. Vgl. Hans Blüher: Die Achse der Natur. S. 132ff „Eros und Erbsünde“, S. 135f „Medea und die Quelle des Bösen“. Vgl. auch Hans Blüher: „Parerga zur Achse der Natur“, Stuttgart 1952, S. 95: „Exakte Mythologie des Sündenfalles erläutert am hebräischen Text“. Eine Fuge über das hebräische Schlüsselwort jada in Genesis 3, zu dessen Bedeutungsumfang sowohl Erkennen, Wissen als auch Begehren, Lust gehören. Blüher kommt zu dem Schluss, der „Apfelbiß“ sei nur unvermeidlicher Auslöser des Verhängnisses, der tiefere Grund liege im Charakter der Schöpfung.
  149. Vgl. Hans Blüher: Die Achse der Natur. S. 387 „Das Gesetz und die Antinomie des Gesetzes“
  150. Vgl. Hans Blüher: Die Achse der Natur. S. 422ff „Gesetz und Evangelium“
  151. Vgl. Hans Blüher: Die Achse der Natur. S. 568 ff. „Der Durchbruch von Golgatha und die Weltgeschichte“
  152. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 383.
  153. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 384.
  154. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 418.
  155. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 419 f.; an anderer Stelle heißt es bekräftigend: „Niemand aber hat Zugang zur Religion, der nicht, ob glücklich oder nicht, die irdische Liebe kennt.“ (Ebda., S. 572)
  156. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 432.
  157. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 436.
  158. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 569.
  159. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 571.
  160. Hans Blüher: Die Achse der Natur. Stuttgart 1952, S. 572 f.
  161. hergemoeller.de (Memento vom 11. November 2009 im Internet Archive)
  162. Walter Laqueur: Die deutsche Jugendbewegung. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1978, S. 63, 66.
  163. Hans-Joachim Schoeps (Herausgeber) im Vorwort zur Neuausgabe von Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Stuttgart 1962, S. 6, 10
  164. Bernd Nitzschke: Ein Privatgelehrter in des Kaisers Kutsche – über Hans Blühers Buch „Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft“ (1917/19). (werkblatt.at)
  165. Gustav Wyneken: Wandervogel und freie Schulgemeinde. In: Die freie Schulgemeinde. Heft 2, Januar 1913. Zit. n. Werner Kindt (Hrsg.): Dokumentation der Jugendbewegung. Band I: Grundschriften der deutschen Jugendbewegung. Diederichs, Düsseldorf 1963, S. 84.
  166. Zit. n. Bernd Nitzschke: Ein Privatgelehrter in des Kaisers Kutsche – über Hans Blühers Buch „Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft“ (1917/19). (werkblatt.at)
  167. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 35.
  168. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 348.
  169. Harry Graf Kessler: Tagebuch. 3. Januar 1919.
  170. Hans Blüher: Werke und Tage. München 1953, S. 353.
  171. Kurt Tucholsky: Der Darmstädter Armleuchter: „Aber sage mir, wen du zu Gegnern hast, und ich will dir sagen, was du für ein Kerl bist. Dieser zum Beispiel hat Blühern.“ „Das ist der Philosoph der Berliner westlichen Vororte, in denen die Kleinbürger wohnen, ein ewiger Steglitzer. Er hat sich bis ins Mannesalter etwas durchaus Infantiles bewahrt – nicht etwa Jungenhaftes, sondern eine stehengebliebene Pennälerphantasie: alles, was er schreibt, trägt heute noch die Pickel einer mühevollen Zeit. Der also hat einen ‚offenen Brief‘ an Hermann Keyserling gerichtet: ‚in deutscher und christlicher Sache‘: ein Buchhalter, der auf einen Maskenball als Martin Luther geht. ‚Die Elemente der deutschen Position‘ heißt das Ding.“ „Was die beiden voneinander wollen, weiß ich nicht. Keyserling hat den andern für einen großen Magier erklärt, und Blüher buckelt vor jenem herum, ein ziemlich scheußlicher Anblick, S. 41: ‚Deutschland weist von allen Ländern am markantesten und unfehlbarsten zwei solcher verpflichtenden Gestalten auf, die durch ihr Alter schon in die mythische Sphäre gerückt sind, und denen deshalb, ja nur deshalb, eine wahre historische Macht innewohnt.‘ Wer? – ‚Hindenburg und Stefan George.‘ Dies ist das schönste ‚und‘, das je in deutscher Sprache geschrieben worden ist.“ „In Blüher tobt durchaus und durchum der Kampf der Tertia. ‚Von George noch zu reden erübrigt sich; aber es ist Ihnen vielleicht neu, zu erfahren, daß Hindenburg der angesehenste Mann der Welt ist.‘ Fragen Sie den Vorsteher des Weltpostamts in Steglitz, und er wird Ihnen das bestätigen.“
  172. Karl Sonntag: Hans Blüher. Zit. n.: Werner Kindt (Hrsg.): Dokumentation der Jugendbewegung. Band I: Grundschriften der deutschen Jugendbewegung. Diederichs, Düsseldorf 1963, S. 322, 325.
  173. U. Brunotte: Zwischen Eros und Krieg. Männerbund und Ritual in der Moderne. 2004, S. 88.
  174. Thomas Mann: Von deutscher Republik. Gerhart Hauptmann zum sechzigsten Geburtstag. In: Ders: Essays, Bd. 2. Frankfurt am Main 1993, S. 153 f. Zitiert nach: U. Brunotte: Zwischen Eros und Krieg. Männerbund und Ritual in der Moderne. 2004, S. 88. Auch rechtsradikale Fememorde brachte Thomas Mann mit dem Männerbund in Zusammenhang: „Die politische Einstellung seiner Gläubigen pflegt nationalistisch und kriegerisch zu sein und man sagt, daß Beziehungen solcher Art den geheimen Kitt monarchistischer Bünde bilden, ja, daß ein erotisch-politisches Pathos nach dem Muster gewisser antiker Freund-Liebschaften einzelnen terroristischen Taten dieser Tage zugrunde gelegen habe.“ (Zitiert nach U. Brunotte: Zwischen Eros und Krieg. Männerbund und Ritual in der Moderne. 2004, S. 102)
  175. http://www.hergemoeller.de/hans-blueher.htm (Memento vom 11. November 2009 im Internet Archive)
  176. Hans-Joachim Schoeps (Herausgeber) im Vorwort zur Neuausgabe von Hans Blüher: Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Stuttgart 1962, S. 6 f.
  177. Nicolaus Sombart: Wilhelm II. Sündenbock und Herr der Mitte. Berlin 1996, S. 72 f.
  178. Nicolaus Sombart: Wilhelm II. Sündenbock und Herr der Mitte. Berlin 1996, S. 201.
  179. U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 98–103.
  180. U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 14 f. Mit Blick auf die gesellschaftliche Gegenwart greift Geuter die „zweite große Welle der Frauenemanzipation“ in den 1970er Jahren auf, „wie damals“ begleitet „von einem Coming out der Homosexuellen“, und reflektiert eine Intensivierung des Geschlechterkampfes sowie irrationale männliche Reaktionen auf das Auftauchen der befreiten Frau: „Das erinnert an die Jugendbewegung. Die Männer von heute suchen zwar nicht den Ausweg in Wandervogelgruppen, doch wie damals finden sich auch heute sensible Teile von ihnen in eigenen Gruppen zusammen: in Männergruppen, in denen die Wanderfahrt nach innen geht und dabei der zarte und verletzliche und neuerdings auch wieder wilde Mann entdeckt wird. Die Schwierigkeit, zu einer erwachsenen geschlechtlichen Identität zu kommen, hat sich ausgeweitet. Statt einer gestreckten Pubertät kennen wir mittlerweile die Postadoleszenz, die beliebig dehnbar ist. Wie jene damals, ist diese heute vor allem ein Phänomen der gebildeten Schichten. Lebenslanges Unfertigsein als ewige Bereitschaft zur Veränderung geriet dort zu einem neuen Ideal.“ (ebda, S. 309 f.)
  181. U. Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. 1994, S. 169. „Vielleicht ist das der Grund dafür, daß Blüher in seinem Werk auch nicht für das sexuelle Ausleben der Homosexualität eintrat, sondern die Staat- und Bund-bildende Macht der homosexuellen Gefühle in der Vordergrund stellte.“ (ebda.)
  182. U. Brunotte: Zwischen Eros und Krieg. Männerbund und Ritual in der Moderne. 2004, S. 7 f., S. 14, S. 73. Das Blühersche Frühwerk hat für Brunotte die Qualität einer „seismographischen Zeitdiagnose“, die es als eine „bedeutende mentalitätsgeschichtliche Zeit-Quelle“ zu rekonstruieren gelte. (Ebda, S. 72, 78)
  183. Tobias Neef: Das „Stärkste Tabu“. Zum Tabu der Pädosexualität und seiner Infragestellung. In: INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, 2014, Heft 2: Tabus, S. 81–90, hier S. 82.
  184. Heiratsregister StA Niederschönhausen Nr. 81/1917
Normdaten (Person): GND: 118664034 (lobid, GND Explorer, OGND, AKS) | LCCN: nr89014067 | VIAF: 805975 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Blüher, Hans
ALTERNATIVNAMEN Blüher, Hans Erich Karl Albert Hermann (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und Philosoph
GEBURTSDATUM 17. Februar 1888
GEBURTSORT Freiburg in Schlesien
STERBEDATUM 4. Februar 1955
STERBEORT Berlin

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 18 Jul 2025 / 17:50

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In der Ubergangsphase vom Kaiserreich zur Weimarer Demokratie atheistisch und zeitweise sozialistisch orientiert entwickelte Bluher sich in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg zum Protestanten Antisemiten Antifeministen und Monarchieanhanger Er gilt als Vertreter der Konservativen Revolution Vom Nationalsozialismus wandte Bluher sich nach eigenen Angaben ab nachdem 1934 der SA Fuhrer Ernst Rohm auf Befehl Hitlers ermordet worden war Seit 1924 lebte Hans Bluher als freier Schriftsteller und Laienanalytiker in Berlin Hermsdorf Hier arbeitete er nach seinem Ruckzug aus dem offentlichen Leben in der NS Zeit an seinem 1949 erschienenen philosophischen Hauptwerk Die Achse der Natur Schuler des humanistischen Gymnasiums Steglitz1896 verliessen Bluhers Vater der Apotheker Hermann Bluher und seine Frau Helene mit dem achtjahrigen Hans das schlesische Freiburg und verlegten ihren Wohnsitz zunachst nach Halle und 1898 nach Steglitz wo der nun Zehnjahrige auf das ortliche Gymnasium geschickt wurde In seiner 1912 vorgelegten ersten Abrechnung mit dieser Schulzeit schrieb Bluher Die geistigen Freuden sind die reinsten und vollendetsten sie bleiben das ganze Leben uber ungeschwacht erhalten und losen dauernd neue Glucksgefuhle aus Man sollte nun erwarten dass ein Institut wie die Schule das sich nur mit geistigen Dingen abgibt und in der frischesten Zeit des Lebens geradezu einen Freudentaumel des Entdeckens und Begreifens erzeugen musste Und sie erzeugt gerade das Gegenteil Sie arbeitet nicht nur mit gelegentlichen Uberanstrengungen und Schwierigkeiten die naturlich auch bei der freiesten geistigen Arbeit nicht zu vermeiden sind sondern mit einem ganz immensen Unlustuberschuss Und dieser wird noch dazu einem Lebensalter zugemutet das wegen seiner Zartheit und Freudebedurftigkeit hierzu am allerwenigsten geeignet ist Auf diesen jungen Schultern liegt in der Tat eine Last an die der Mann nur noch mit Grausen zuruckdenkt und die ihm noch unaufhorlich in seinen Traumen lebendig wird Die in der Schule gelehrte Wissenschaft und die gesamte Kulturauffassung die dort vertreten wird ist ja keine freie sondern eine restlos angewandte Sie steht im Dienste aller moglichen Ideale und sonstiger Vorurteile der Patriotismus und die Religion erfordern um in den Schulerherzen festen Boden zu finden eine ganz betrachtliche Farbung und Falschung der Wirklichkeit Woher soll da geistige Freude kommen wenn dem Schuler das Instrument verstimmt ist auf dem er sie hervorspielen konnte Spater urteilte Bluher teilweise deutlich milder und dankbarer Schuldirektor Robert Luck den Bluher noch 1912 als einen etwas engstirnigen christlichen Padagogen geschildert hatte erfuhr in der Zweitfassung von Bluhers autobiographischer Darstellung Werke und Tage eine Aufwertung Bluher wurdigte Lucks Lebenswerk und bezeichnete die Auswahl des Lehrerkollegiums als meisterhaft Wie er das eigentlich fertiggebracht hat ist jedermann ein Ratsel geblieben Er hatte hier ein offenbares Charisma Fast glich das Kollegium einem Orden In seinem Lebensruckblick stellte Bluher seine fruhere Schule in die Reihe jener Gymnasien denen er eine herausragende Rolle im deutschen Kulturleben zuerkannte Nirgends sonst in Deutschland sei der Boden fur den Streit der humanistischen Bildungsmacht und der romantischen Gegenbewegung so fruchtbar gewesen der Wandervogel und die Jugendbewegung hatten nur hier entstehen konnen WandervogelIn den Wandervogel aufgenommen wurde Hans Bluher 1902 als 33 Mitglied Dabei handelte es sich um eine feierliche Prozedur die Karl Fischer fur jeden der neu einruckenden Fuchse abhielt Nach einer Belehrung uber Ziele und Gedanken der Wandervogelbewegung wurde der Aspirant darauf eingeschworen dem Oberbachanten Fischer sowie seinen Bachanten und Burschen die Treue zu halten und wo notig zu gehorchen Versprach er dies in Gegenwart mindestens zweier weiterer Zeugen die das Versprechen beglaubigten so trug Fischer den Namen in das Scholarenbuch ein Hans Bluher begriff diese Gemeinschaft als eine Protestbewegung gegen die verwitterten Ideale der alten Generation denen man durch eigene Anschauungen und Erfahrungen energisch widerstehen musse Gegenuber allen padagogisierenden und auf einen bequemen Wanderbetrieb gerichteten Tendenzen nahm Bluher eine strikt ablehnende Haltung ein Vorgaben wonach aus Rucksicht auf jungere Teilnehmer die Quartiersuche fruhzeitig stattzufinden habe zeigten fur ihn nur mangelndes Verstandnis fur das grosse Erlebnis des Grauens das der Wald und die Nacht in den Gemutern auch der Alteren erzeugt Es liege eine weichliche Vernachlassigung der jungen Personlichkeit darin die Kraft solcher wertvollen Stunden zu brechen Auch von Empfehlungen bei anhaltendem Regen die Wanderung vor Erreichen des Ziels abzubrechen um Kleidung und Stimmung nicht nachhaltig zu beeintrachtigen hielt Bluher wenig Das alles empfiehlt sich in der Tat fur schwache Gemuter die sich von vornherein sagen mussen dass sie nicht die Kraft haben die Unbilden der Witterung mit dem Uberschwang ihrer Jugendlichkeit zu ubertonen und wer die alte Wandervogelbachantik kennt und kein Degenerat ist der kennt auch die unvergessliche Pracht solcher verzweifelten Regenwettermarsche Zusammen mit Walter Benjamin Fritz Klatt den Brudern Hans und Walter Koch Hans Kollwitz Erich Krems Alfred Kurella und Alexander Rustow gehorte er dem so genannten an der den linken Flugel der burgerlichen Jugendbewegung zusammenfuhrte Klatt war wahrscheinlich der geistige und publizistische Motor dieses Bundes In hymnischen Worten blickte Bluher noch in seinem sechsten Lebensjahrzehnt auf jene markischen Landstriche zuruck in denen die Steglitzer Wandervogel ihre wochenendlichen Naturerlebnisse suchten und fanden Diese etwa im Vergleich zu Suddeutschland unscheinbare Landschaft wollte entdeckt sein mit der ganzen Glut und Geschmeidigkeit unseres Herzens diese Landschaft musste bezwungen werden ihr Gotterwort musste uns zukommen sonst waren wir Jugend zugrunde gegangen am unreinen Atem der Vaterkultur Das Nuthetal auf dem die ersten Feuer der Jugendbewegung brannten hatte uns getrankt mit der geschichtlichen Kraft die seit Jahrhunderten in ihm stak und uns zu sich genommen Wir stiegen von seinen Hugeln ab und waren ein Stand In der Steglitzer Gesellschaft bildeten diese ungewohnten Formationen von Jugendlichen einen sehr eigentumlichen Kontrast zur sonstigen Burgerschaft wenn sie nach ausgiebiger Wanderung heimkehrten In Steglitz war nun alles lebendig geworden Die sauberen Knaben der wohlgenahrten Burger gingen in neuen Anzugen auf der Albrechtstrasse spazieren kleinen Madchen folgend Die Fichteberg Aristokratie und der Halbadel hatten eben die Kirche hinter sich und man stolzierte mit verglasten gottnahen Augen nach Hause Wenn ihre Sohne die bunten Schulermutzen zogen so fassten sie den Schirm stets nur mit zwei Fingern an denn die drei andern mussten das schmucke Handschuhpaar halten Man grusste und ehrte viel Und dazwischen nun diese wildfrohen Gestalten dieses bunte Gemengsel toller Pennaler Sie traten mit ihren klobigen Stiefeln auf das zarte Pflaster der Eine von ihnen hielt sich hinterwarts fest denn Wolf hatte ihn den sandigen Abhang des Havelberges hinuntergeworfen und da waren ihm die Hosen klaftertief geplatzt Der verruckte Fischer sagte man nur und ging weiter Hans Bluher dem sein markant hageres Ausseres den Fahrtennamen Gestalt eintrug entwickelte sich zu einem der treuesten Anhanger Fischers hatte seinerseits an Fischer aber auch entscheidenden Ruckhalt in seinem Wandervogel Dasein Von einer Sommerfahrt an den Rhein 1903 wurde Bluher vom Fahrtleiter Siegfried Copalle wegen mangelnder Einordnung nach Hause geschickt was Fischers Billigung nicht fand Dieser stellte sich auch in der Folge schutzend vor ihn Einen ebenfalls ausserst nachhaltigen Eindruck auf Hans Bluher machte der vermogende Rittergutsbesitzer Wilhelm Willie Jansen den Bluher nun selbst Fahrtleiter bei einer Sommerreise 1905 von der Rhon bis an den Bodensee mit seiner Gruppe kennengelernt und fur die Wandervogelbewegung gewonnen hatte Uber Jansens Wirkung schrieb er Jansen bezaubert die Jugend durch sein Wesen im Nu hat er die westdeutschen Schulen fur den Wandervogel erschlossen und die jungen Menschen hangen wie die Kletten an ihm Es war naturlich nichts Anderes als das damals mit Fischer Heroenliebe Aber hier zweifellos in gesteigerter Form Man mag es glauben oder nicht aber ich habe es in zahlreichen Briefen gelesen und von zahlreichen jungen Leuten selbst gehort es war wirkliche Erotik die hier ausbrach Wie zuvor Karl Fischer wurde nun Wilhelm Jansen der idealisierte Jugendfuhrer der durch Charisma und Begabung zu seiner Autoritat kam und nicht durch Paragraphen oder Macht wie es den Lehrern vorgeworfen wurde Durch das Element der Freiwilligkeit erhielt das Modell des Jugendfuhrers eine ungeahnte Dynamik die zumeist als romantisch schwarmerisch bis faszinierend unheimlich beschrieben wurde Die Selbsterziehung der Jugend machte es uberdies moglich sich von den als uberkommen erlebten Traditionen der Elterngeneration loszusagen und eigene Wege des Erwachsenwerdens zu erproben Zumindest fur Bluher wurde Jansen zur stilbildenden Personlichkeit der Jugendbewegung Jansen gehorte zu den Ersten die anstelle des barbarischen und vielfach geschmacklosen deutschen Turnens die antike Gymnastik einsetzen wollten denn diese naturlichste Art der Korperkultur war ja nur durch die christliche Kultur beseitigt worden und das Turnen war ein hochst unvollkommener Ersatz dafur Die erste deutsche Palastra in Charlottenburg bei Berlin war von Jansen erbaut worden auf seinem Gute stand eines der ersten Licht und Luftbader und sein Kapital arbeitete uberall da mit wo es galt die Pruderie und Verheimlichung zu uberwinden und an ihrer Stelle die edle Offenheit des Nackten wieder aufleben zu lassen Die Korperkultur Bewegung die heute immer weiter und deutlicher fortschreitet verdankt Jansen mit ihre ersten Erfolge Das Motiv des als ursprunglich und wahrhaftig wahrgenommenen nackten Korpers findet sich nicht nur in der Jugendbewegung sondern auch in anderen Formen lebensreformerischer Gruppierungen und Ideengebaude Hier wie da wurde vorwiegend der Bezug zu der als edel und wahr idealisierten Nacktheit antiker Kulturen hergestellt Historiker des Wandervogels Sieben Jahre verbrachte Hans Bluher der 1907 sein Abitur ablegte in der Wandervogelbewegung bevor er 1909 ausschied Doch auch danach riss die Verbindung nicht ab zumal Bluher auch wahrend des Aufspaltungsprozesses der Organisation zu seinen fruhen Freundschaften stand und Deutungshoheit uber die Entwicklung der Bewegung reklamierte nach eigenem Bekunden dabei angespornt und unterstutzt von Willie Jansen der ihn auch gedrangt haben soll einer Darstellung der Wandervogel Entwicklung von anderer Seite durch ein eigenes Werk zuvorzukommen Mit Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung gestaltete der im Erscheinungsjahr 1912 Vierundzwanzigjahrige wie Armin Mohler anmerkt wirkungsmachtig die klassische Darstellung und gleichzeitig die Legende der Geschichte dieser Bewegung Bereits im Titel erhob er den Anspruch ihren Aufstieg Blute und Niedergang zu erfassen und verstandlich zu machen Dabei kam es ihm darauf an schrieb er im Vorwort das scheinbar Unverknupfte zusammenzubinden und das Bewegende an den Bewegungen zu finden Im Gegensatz zum blossen Chronisten musse jeder Geschichtsschreiber sich dieser subjektiven Seite seines Schaffens stellen Dabei konnen ihm grosse bedeutende Irrtumer unterlaufen entscheidende vielleicht wahrend der Chronist sich im besten Falle zu einem Schreibfehler aufschwingt Ich habe die Geschichte der Jugendbewegung zu beschreiben deren innerstes Wesen soweit ich es verstanden habe eine solche Fulle interessanter Tatsachen birgt dass es sich wohl lohnt uber sie nachzudenken eine Bewegung die ganz uns gar aus der Jugend selber geboren wohl die merkwurdigste ist die je uber deutschen Boden gegangen Aber eben nur das Innere ist merkwurdig das Nichtgesagte Verschwiegene Es war eine Jugend die zu Wochentagen an sauberen Tischen ass und der man nichts ansehen konnte die dann an nebligen Festen durch braune Heiden und sandige Landschaften strich in wilder Kleidung bepackt und zerzaust nicht wiederzuerkennen die zu nachtigen Zeiten an Feuern lag und zu einander redete von niegesagten Dingen voller Zorn Verdrossenheit Ueber und Schwermut Den institutionellen Beginn der Wandervogelbewegung deutete Bluher als genialen Streich Karl Fischers gegen Schulgesetze und staatliche Behorden die den Schulern eigene Vereinigungen untersagten Indem er eine Reihe angesehener Steglitzer Burger als Vorstand des Ausschusses fur Schulerfahrten gewann konnte er seine Grundung auf ein dauerhaftes Fundament stellen und schuf zugleich das Muster fur weitere Initiativen Dieser Ausschuss war der eigentliche Verein er wurde der Schule prasentiert und die Namen der Manner burgten dafur dass alles mit rechten Dingen zuging Ganz getrennt davon bestand die eigentliche Jugendbewegung mit ihren Fuhrern es wurde dafur gesorgt dass der Ausschuss moglichst wenig damit zu tun hatte nur Geld und Namen hergab und wie gesagt der Oeffentlichkeit gegenuber burgte Die Schuler selbst wurden in das Scholarenbuch eingetragen waren aber nicht Mitglieder des Vereins sondern standen nur in einer Liste wo man ihre Adressen finden konnte Zur Grundungssitzung erschien Fischer mit einigen seiner Getreuen darunter der Mechanikerlehrling Wolf Meyen dem bei der allgemeinen Suche nach einem Vereinstitel als Jungstem die zundende Idee kam wie Bluher berichtet Wenn das Kind nun einmal einen Namen haben muss meinte Wolf Meyen warum soll man s da nicht Wandervogel nennen Damit war s geschehen d a s Wort war indiskutabel Zehntausende junger Menschen sollten sich an ihm begeistern und darin den Sinn ihrer Jugend finden Meyen hatte auf dem Berlin Dahlemer Friedhof das Grab von Kaethe Branco geb Helmholtz 1850 1877 und dessen Inschrift gesehen Wer hat euch Wandervogeln die Wissenschaft geschenkt Die Vereinsgrundung fand Anfang November 1901 statt die nachfolgenden Wintermonate nutzte Fischer zur Rekrutierung weiterer geeigneter Mitstreiter die er in der nachsten Wandersaison fur Fuhrungsaufgaben einsetzen konnte Als es dann aber Fruhling zu werden begann da setzte er sich mit einigen Schuldirektoren in Verbindung die ihm ihre Aula zur Verfugung stellten und hier trat er dann offen vor die versammelte Jugend und redete zu ihr vom Wandern und von der Herrlichkeit des Zigeunerlebens aber er sprach in vorsichtigen Worten Und es dauerte denn auch nicht lange da kamen an die hundert Berliner Schuler zusammen aus allen Vororten gelockt durch den romantischen Zauber den Fischer und noch mehr seine Bachanten um sich her verbreiteten Gegenuber Ideen die dem Wandervogel im Zuge einer Padagogisierung angetragen wurden nahm Bluher zunachst eine suffisant ablehnende Haltung ein So polemisierte er gegen die landlaufigen patriotischen und gutburgerlichen Ideale der Vater wie man sie in der Zeitung zu lesen bekommt und womit man sich als Kandidat eines staatlichen Amtes nur recht reichlich zu versehen hat um einer guten Karriere gewiss zu sein Als Vertreter dieses Einbruchs der Erwachsenen in die autonome Welt der Jugend die der Wandervogel konstituiert hatte stellte er die Freideutsche Jugend dar die sich 1913 gebildet hatte Schliesslich dammerte fur Bluher in der Geschichte des Wandervogels eine Zeit auf die den Stempel der Moderne trug Die grosse Abstinenzbewegung ist da vor allen Dingen zu nennen dieser entscheidende Plan der zivilisierten Menschheit der mit jeder Alterskultur zu brechen den Mut hat ferner als Gegensatz zu der verlogenen Geschlechtertrennung wie sie die Eltern ubten eine grossere Annaherung der Geschlechter in der Jugend das Madchenwandern Hinzu kam die Pflege des Volksliedes und vieles andere Diese Teile der Bewegung standen geistig hoher und brachten es auch zu einer lesbaren Zeitungsliteratur wahrend die Nur Romantiker hierin nie weit gekommen sind Die Aufnahme von Madchen in den Wandervogel war allerdings unter Karl Fischer strengstens verboten da dadurch eine Aufweichung der als polar vorgestellten Geschlechterbilder befurchtet wurde eine Verweiblichung der Jungen und eine Verbubung der Madchen Geist und Natur der Jungen wurden exklusiv mit klassischen mannlichen Attributen wie Harte Abenteuerlust Disziplin Kuhnheit Entschlossenheit und korperlicher Starke belegt In der Bindung an einen mannlichen Fuhrer galt es die eigene Mannlichkeit zu entwickeln und das nicht nur in Abhebung von Frauen und Madchen sondern auch von den als brauchbaren Vorbildern ausgefallenen leiblichen Vatern Damit bestatigte der Wandervogel die damals vorherrschenden sozialen Geschlechterrollen und praktiken die ein Zusammensein von Jungen und Madchen ohne die Aufsicht von Erwachsenen ausschlossen Homosexualitat Weder die vaterlandischen Impulse noch ein blosser Erholungszweck weg vom Bucherstaub zur Wiederherstellung der Lernbereitschaft waren fur Bluher ausschlaggebende Motive der Wandervogelbewegung sondern ein geradezu triebhafter Wunsch beim Grossteil der Bewegung sich in der romantischen Ruckkehr zur Natur von der Kultur der Vater abzuwenden Bluher verteidigte die Wandervogelbewegung gegen den im Zuge der Eulenburg Affare verbreiteten Vorwurf sie sei ein Paderastenclub indem er diese Kritik in einen Vorzug verkehrte und sich ausdrucklich zur mannlichen Homoerotik und zu ihrem Einfluss auf die Wandervogelbewegung bekannte Laut Armin Mohler glaubte Bluher dass der mannmannliche Eros nur in einer kleinen Zahl von Fallen tatsachlich zu homosexuellen Handlungen fuhre Christian Fuller dagegen sieht in Bluher einen Verteidiger der Paderastie Bluhers Meinung nach bildet nicht die Familie die Grundlage der Gesellschaften sondern diese werde im Gegenteil durch Mannerbunde durch homoerotische und homosexuelle Verbindungen zusammengehalten Daher schatzte Bluher die mannliche Homosexualitat hoch ein und trat 1913 offen fur die Aufhebung des 175 StGB ein Dies ging gleichzeitig mit einem entschiedenen Antifeminismus und Antisemitismus einher Frauen und Juden waren fur ihn wie die Erziehungswissenschaftlerin Meike Sophia Baader formuliert das Andere des Mannerbundes Uber das Phanomen Paderastie war Bluher im altsprachlichen Schulunterricht aufgeklart worden Da wurde Ion von Chios mit einer Stelle behandelt in der Sophokles einen ihn beim Gastmahl bedienenden Knaben kusst und sich in ihn verliebt Diese Stelle nun mussten die Schuler ubersetzen und bekamen so eine Seite des antiken Lebens zu erfahren die ihnen sonst geflissentlich verheimlicht wurde Sie schuttelten die Kopfe und wussten nun gar manches mehr Sie fanden sich wohl auch in ihrem eigenen Leben besser zurecht In seinen Lebenserinnerungen schildert Bluher das Steglitzer Gymnasium seiner Schulerzeit als einen Ort wo homoerotische Beziehungen unter den Jungen sehr verbreitet waren Es ist mir aber nicht ein einziger Fall bekannt wo eine solche Knabenliebe zu lusternen Attacken gefuhrt hatte Es gehorte bei uns einfach zum guten Ton Knaben vor der Reife nicht zu beruhren Unter Gleichaltrigen dagegen waren die erotischen Beziehungen entschieden lebhafter hier packte uns der vollentflammte Eros und riss uns durch alle Dunkelheiten mit sich fort Bluher selbst soll nach Hergemoller in diesen Jahren durch eine Reihe homoerotischer Affaren aufgefallen sein Ein unglucklich in ihn verliebter Schlossergeselle brachte sich wie Bluher bezeugt auch seinetwegen um Ulfried Geuter der auch den privaten Nachlass Bluhers fur seine Studie ausgewertet hat bestatigt hingegen dessen heterosexuelle Orientierung und zitiert aus einem Brief Bluhers an seine Eltern dass es nur eine Macht und Zufallsfrage war die das Zunglein nach dieser Seite ausschlagen liess weil er jahrelang Pech in der invertierten Richtung gehabt habe was zu deren Einschlafen gefuhrt habe Louise dagegen seine Geliebte ube nun bereits dreieinhalb Jahre lang eine zwar kaum leidenschaftliche aber doch gleichmassige und starke Wirkung auf ihn aus Allgemeine Bedeutung fur die Wandervogelbewegung nahm das Thema Homosexualitat an als Willie Jansen unterdessen Bundesvorsitzender des Wandervogels in Berlin in einer Vorstandssitzung zwar die gegen ihn selbst gerichteten Vorwurfe diesbezuglicher unerlaubter Handlungen dementierte seinen Vorstandskollegen aber Naivitat und Ahnungslosigkeit hinsichtlich der homoerotischen Aspekte des Wandervogellebens bescheinigte und erganzte man wurde in dieser Sache wohl vorsichtiger vorgehen waren sich die Herren dessen bewusst was sie selbst an der Wandervogel Jugend interessierte Das war kommentiert Bluher eine ungeheure Sprache die umso mehr wirken musste als in der Tat keiner der alten und jungen Herren eine wirkliche Kenntnis der erotischen Dinge besass In seiner Autobiographie idealisierte Bluher Jansen als echten Vertreter antiker Paederastie Geuter bescheinigt Bluher in diesem Zusammenhang durch und durch eine Tendenzgeschichte deren zweiter Band offensichtlich dazu diente Jansen zu huldigen Als grundlegend fur sein eigenes geistiges Leben bewertete Bluher eine Ausserung Jansens im personlichen Gesprach Wo kame denn die Kraft her die imstande ist solche Bewegung unter der mannlichen Jugend hervorzurufen wenn nicht von Mannern die statt das Weib zu lieben und Familienvater zu werden den Jungling liebten und die Mannerbunde grundeten Durch Jansen lernte Bluher auch den Philosophen und Zoologen Benedict Friedlaender kennen und wurde eingefuhrt in die von ihnen und Adolf Brand gegrundete Gemeinschaft der Eigenen eine Vereinigung homosexueller Literaten Wissenschaftler und Kunstler Brand gab 1896 bis 1932 die Zeitschrift Der Eigene heraus in der er sich fur die Emanzipation der Homosexuellen einsetzte sowie fur Kunst und mannliche Kultur Brunotte weist Bluher 1912 als Mitglied sowohl der Gemeinschaft der Eigenen als auch des Wissenschaftlichen humanitaren Komitees von Magnus Hirschfeld aus und sieht Bluhers Fruhwerk an der Schnittstelle bzw in einer Bruckenfunktion zwischen den unterschiedlichen Konzepten von Homosexualitat und Mannlichkeit einerseits sowie der Freudschen Psychoanalyse andererseits Den beiden ersten Banden seiner Wandervogel Darstellung die Aufgang Blute und Niedergang behandelten fugte Bluher einen dritten unter dem Titel Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phanomen hinzu Widerstande gegen die Verbreitung seiner Schriften hatte er bereits im Vorfeld des Erscheinens richtig vorausgenommen Schuldirektor Luck kummerte sich in Steglitzer Buchladen personlich darum dass Bluhers Bande aus den Auslagen entfernt wurden was der Nachfrage aber nicht merklich schadete und hatte das Erscheinen aller drei Bande vertraglich abgesichert Es kam ihm darauf an die offentliche Meinung plotzlich zu uberfallen auf einmal vollig unvorhergesehen da zu sein und so dazusein dass man aus dieser Position nicht mehr vertrieben werden konnte Als der Druck der Aushangbogen sich nun seinem Ende naherte tat ich folgendes ich schnitt mit der Schere die harmlosesten Stellen heraus Landschaftsschilderungen Fahrtenereignisse Zeichnungen von Charakteren was alles in geschicktem fontaneschen Stil verfasst war und versandte sie an einige der bedeutendsten Wandervogelzeitschriften mit dem Begleitschreiben dass demnachst meine Geschichte des Wandervogels bei Bernhard Weise erschiene und ich sie bate den beiliegenden Auszug abzudrucken Kaum waren die Briefe abgeschickt so regnete es eilige Anfragen Was denn das sei Man habe ja nicht das Geringste davon erfahren man bate sofort um genauere Angaben besonders aber bate man darum doch moglichst einmal das ganze Werk in Fahnenabzugen zu ubersenden damit man einen Uberblick bekommen konne das freilich war es was ich unbedingt verhindern musste Bluher schrieb den Interessierten er habe alle Probeexemplare zerschnitten und weitraumig an Redaktionen versendet konne daher das Ganze zur Ansicht nicht liefern Wer einen grosseren Posten ordere erhielte aber innerhalb einer angemessenen Sperrfrist das Alleinvertriebsrecht So gelang es ihm auf einen Schlag 1500 Exemplare des ersten Bandes abzusetzen Fur das Erscheinen des zweiten und dritten Bandes ein halbes Jahr spater schloss er mit zahlreichen Zeitungen Vorvertrage fur Anzeigen und Vertrieb ab die dann unabhangig vom gewagten Inhalt des Werkes zu erfullen waren Entsetzliche Lage Es muss ein Gefuhl gewesen sein wie es jemand hat der ein Gift geschluckt hat und nun mit voller Gewissheit weiss in wenigen Minuten wird der furchtbare Krampf in den Gedarmen beginnen der dich vernichtet Das gefurchtete Buch kam mit unheimlicher Gewissheit uber sie sie waren von allen Seiten umstellt und es gab kein Entrinnen Und nun kam gar das von mir bekraftigte Gerucht auf dass ein dritter Band erscheinen wurde Was mag wohl in diesem gar drinstehen Ich bekam Briefe uber Briefe aus Wandervogelkreisen die mich warnten doch mit dem Lebensinteresse der Jugend nicht zu spielen und es nicht gar zu weit zu treiben Ich wurde doch nicht etwas zerstoren wollen was ich selbst mit aufgebaut hatte Aber ich blieb unerschuttert in meinem einmal gefassten Entschluss und mein Kriegsplan funktionierte nachdem er einmal angelaufen war wie eine allgemeine Mobilmachung mit eigenmachtiger Mechanitat Damit war der grosse Schlag getan Die Wandervogelbourgeoisie war in eine unerhorte Aufregung versetzt die Schulbehorden waren es gleichfalls die Eltern verwirrt und ratlos wussten nicht was sie sagen sollten kurzum es gab einen grossen Tumult Auseinandersetzung mit der PsychoanalyseIn der Endphase seiner Arbeit an der Wandervogel Geschichte so berichtet Bluher in seinen Lebenserinnerungen sei ihm von dem daheim in Lichterfelde Ost einen Gesprachskreis zur Lehre Sigmund Freuds unterhaltenden Psychotherapeuten Heinrich Koerber die Losung eines theoretischen Problems eroffnet worden das Bluhers homoerotischen Deutungsansatz der Wandervogelbewegung betraf Bis dahin ungeklart war fur ihn dass mindestens die gleiche Anzahl von Jugendfuhrern die genau so ihre ganze Zeit dem Wandervogel widmeten statt zum Weibe zu gehen keinerlei erotisch zu deutende Handlungen begingen ja sogar und das schien mir das Unverstandliche zu sein diese Handlungen leidenschaftlich bekampften und wo andere sie begingen ebenso leidenschaftlich verfolgten Koerber verwies ihn auf die Lekture des seinerzeit nur in Fachkreisen bereits bekannten Freud Bei den Ausfuhrungen zum Odipus Komplex fiel es Bluher wie Schuppen von den Augen Ich lernte den grundlegenden Begriff der Verdrangung kennen Dieser hat im Bereiche der empirischen Psychologie durchaus die gleiche Wirkung wie etwa der Begriff der Gravitation in der Mechanik Kennt man solche nur vom Genie entdeckbaren Grundbegriffe nicht so kann man die zugehorige Wissenschaft uberhaupt nicht betreiben es sei denn man begnugt sich mit blossen Wahrnehmungsurteilen Der Begriff der Verdrangung hat das Gesetz der Unzerstorbarkeit der psychischen Energie zur Voraussetzung und bestatigt es genau in derselben Weise wie durch die Entdeckung des mechanischen Warmeaquivalentes die Erhaltung zunachst der nichtpsychischen Energie bestatigt wird Freuds Begriff der Verdrangung besagt dass ein sexueller Trieb wenn er dem Bewusstsein nicht tragbar erscheint durch einen unbewussten psychischen Mechanismus eben den der Verdrangung ins Unbewusste gestossen wird dort aber keineswegs der Vernichtung unterliegt was wegen der a priori gewissen Energieerhaltung unmoglich ist sondern mit einem negativen Vorzeichen versehen als Angst Ekel Scham usw wiederkehrt wenn er durch ein erweckendes Motiv ins Bewusstsein zuruckgeholt wird Nachdem ich diesen durch seine Grossartigkeit und Einfachheit imponierenden Gedanken erfasst hatte wurde mir blitzartig die ganze Situation zwischen den Mannerhelden und ihren Verfolgern klar Sie waren beide aus demselben Holz geschnitzt beide waren dem jugendlichen mannlichen Menschen mit Haut und Haar verfallen Der Mannerheld aber sagte zu seiner eigenen Natur ja kannte sie und lebte nach ihr der Verfolger aber verdrangte diese Verfallenheit samt ihrer aussersten wollustigen Ausdrucksform So vollzog sich die Umwandlung in Angst Der Verfolger also kampft und zwar vergeblich gegen die Einsicht er konnte Knabenliebhaber sein an und um ganz sicher zu gehen verlegt er seinen inneren Kriegsschauplatz nach aussen er verfolgt die vollendeten selbstbejahenden Mannerhelden Mit dieser Theorie vom nach aussen verlegten Kriegsschauplatz war fur mich das Ratsel gelost und das Spiel gewonnen Meine Theorie war aus der Sphare der Wahrnehmungsurteile herausgetreten und zum Erfahrungsurteil geworden also zur echten Wissenschaft und die Veroffentlichung wurde damit zulassig In dem Skandal machenden Band Der deutsche Wandervogel als erotisches Phanomen strich Bluher sein und seiner Weggefahrten damaliges Desinteresse am anderen Geschlecht breit heraus Schon die ersten alten Wandervogel die sich in jenem Berliner Vorort zusammentaten standen in dem Rufe Weiberfeinde zu sein Das heisst man sah sie niemals auf der Hauptstrasse gegen Abend mit Madchen in artige Liebeskonflikte verwickelt Die Wandervogel poussierten nicht Sie gingen auch nicht in die Tanzstunde tat es aber Einer auf das Drangen der Verwandten doch so konnte er der ausgesuchtesten Hanseleien sicher sein Ein Wandervogel mit einem Madchen zusammen ware als Stilverfall empfunden worden der die ganze Vagantenstimmung auf einen Schlag verdorben hatte Es war als ob fur diese Jugend das weibliche Geschlecht nicht existierte man sprach nicht einmal davon Um die offentliche Aufnahme seiner Wandervogel Deutungen zu begunstigen hatte es Bluher nicht bei vertraglichen Vorkehrungen belassen sondern hatte als unbekannter Jungautor fachliche Ruckendeckung fur seine Anschauungen gesucht Ich wandte mich daher zweckmassig an zwei besonders ausgezeichnete Instanzen der Sexualwissenschaft an den grossten Materialkenner des vorliegenden Spezialgebietes Dr Magnus Hirschfeld Berlin und den grossten Sexualtheoretiker Prof Dr Sigmund Freud Wien Von beiden und noch weiteren um Prufung Gebetenen wurde sein Ansatz anerkannt und fur gut befunden Hirschfeld fand sich sogar bereit zu einem Geleitwort fur Bluhers dritten Wandervogel Band Damit wurde er zu einem wichtigen Gewahrsmann auch fur Bluhers Forderung nach homosexueller Freizugigkeit Magnus Hirschfeld macht in einem seiner Aufsatze einmal die sehr feine Bemerkung dass die Homosexuellen dadurch dass sie oft einfache Lieblinge haben mit ihrer Liebe zu den nutzlichsten Forderern der Ausgleichung der Klassengegensatze werden Das ware die positive Seite der Gewinneintrag furs Volksleben Die negative ist nicht minder wichtig die Verlusterganzung Da nach den Forschungen Freuds sich bei den Neurotikern auf psychoanalytischem Wege stets ein mehr oder minder starker invertierter Einschlag aufzeigen lasst der bei missgluckter Verdrangung die Krankheit mit hat produzieren helfen so wird die Freigabe des invertierten Liebeskomplexes zu einer psycho sanitaren Forderung im Interesse des Volktumes Der Kontakt zu Hirschfeld scheiterte weil Bluher sich im Konflikt zwischen Freud und Wilhelm Stekel nicht auf dessen Seite stellen wollte und sein Antisemitismus offen zutage trat Bluhers Bekenntnis zu den Lehren Sigmund Freuds war fur ihn grundlegend und weitreichend In ihnen sah er den unbezweifelbaren Hohepunkt der bisherigen Psychiatrie und wir wollen uns daran gewohnen den Beifall vorfreudischer Gelehrter die mit uns ubereinstimmen geringer zu veranschlagen als die Gegnerschaft orthodoxer Freudianer Denn heute noch in der Psychologie vorfreudisch zu denken ist ungefahr so komisch als in der Erkenntnistheorie vorkantisch zu metaphysizieren Anders als Freud verstand Bluher die homosexuelle Neigung jedoch nicht als durch psychologische Prozesse bedingt sondern als angeboren und setzte sich damit seinerseits von ihm ab Welches Geschlecht ich zu lieben gezwungen bin das hat sich in einem Bereich entschieden der jenseits des Psychologischen liegt Wie ich mich aber dem geliebten Geschlechte gegenuber wahrend meines Lebens verhalte das unterliegt psychologischen Gesetzen die nachweisbar sind Es war ein Fehler in Freuds Denken dass er den mannmannlichen Eros als ein Ergebnis psychischer Vorgange auffassen wollte also letzten Endes doch als eine Abirrung von der mannweiblichen Norm Er wollte trotz des ausgiebigen Briefwechsels den ich damals mit ihm fuhrte die autonome Herkunft nicht anerkennen Hier schieden sich also unsere Wege Der Unterschied zu Freud lag darin dass Bluher bei seinen Mannerhelden keinerlei neurotische Fehlentwicklung aufgrund der odipalen Problematik vorliegen sah Als pathologisch betrachtete Bluher nur die latente und weibliche Homosexualitat nicht jedoch die sexuelle Inversion bei Mannern Er habe so Geuter mit seiner Kritik an der Psychoanalyse die den gesunden Vollinvertierten nicht erklaren konne durchaus einen richtigen Punkt getroffen So wie sich Bluher aber spaterhin mit Freud durch antisemitische Ausserungen personlich uberwarf verkehrte sich auch das Verhaltnis zu seinem anderen Forderer Magnus Hirschfeld dem er die willkurliche Kurzung eines eigenen Beitrags im Jahrbuch fur sexuelle Zwischenstufen vorhielt und den er als Reprasentanten einer judisch liberalen Kulturanschauung bezeichnete In diffamierender Absicht stellte er Hirschfeld in ein Umfeld aus deformierten Mannern deren Rassenentartung durch eine uberstarke Begabung an weiblicher Substanz gekennzeichnet ist In seinen Lebenserinnerungen behauptete Bluher zudem tatsachenwidrig das besagte Jahrbuch habe um es schmackhaft zu machen Illustrationen enthalten Obwohl er nie eine Lehranalyse durchlaufen hatte praktizierte Bluher als Psychotherapeut Homoerotische MannerbundeDem zweibandigen Werk Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft erschienen 1917 gab Bluher den Untertitel Eine Theorie der menschlichen Staatsbildung nach Wesen und Wert Darin sah er sich einer von keinem neuzeitlichen Denker erfassten Naturgesetzlichkeit auf der Spur Aus der universellen Gultigkeit des Verdrangungsmechanismus folgerte Bluher dass gleichgeschlechtliche Regungen die Gesellschaft in weit hoherem Masse pragen als es einer sexualitatsverneinenden und verdrangenden Wahrnehmung auch nur moglich erscheine In eine ganz falsche Richtung fuhre dabei die Verwechslung zwischen Androgynie und Bisexualitat die sexuelle Orientierung folge nicht daraus wie weit jemand ein maskuliner oder femininer Typ ist Aber sie sei angeboren und damit Schicksal Diese Orientierung nannte er Inversion um zu betonen dass sie eine Naturschopfung ersten Ranges sei wahrend der von Psychiatern erfundene oder vielmehr aus der Luft gegriffene Begriff Homosexualitat bloss klassifiziere und pathologisiere So gesehen sei der sogenannte Homosexuelle kein abgesprengtes Stuck in der Menschheit vielmehr ist er der Sonderfall einer weit grosseren ubergeordneten Gattung Mann den ich den Typus inversus genannt habe oder auch analog zu Frauenheld den Mannerhelden Diese Neigung zum eigenen Geschlecht sei auch ohne Verdrangung mit ihr erst recht keine symmetrische Spiegelung der Neigung zum anderen Geschlecht und die aus dieser entspringende Dynamik grundverschieden von jener Wahrend nun die Natur die Liebe des Mannes zum Weibe freigegeben hat und sie die gewohnlichen Hemmungen der Scham abgerechnet offen ausstromen lasst hat sie die des Mannes zum Manne gebunden der mann mannliche Eros verbindet sich standig mit geistigen Gutern und hat heroischen Lebensstil Der mannweibliche ist idyllisch Wahrend die soziologische Linie der mannweiblichen Liebe die Familie ist heisst die entsprechende bei der mannmannlichen mannliche Gesellschaft Diese wird von der Natur uber die Mannerbunde hinweg zur Staatsgrundung verwandt Es kann also keine Rede davon sein dass die Familie die Keimzelle des Staates ist Dass der Mensch ein staatenbildendes Wesen sei verdanke er somit nicht etwa einer okonomischen Vernunft sondern der Natur selber die ihn wie einige andere Arten dazu geschaffen habe Der Natur ist es teleologisch gesprochen beim Menschen gelungen eine Gattung fest zu sozialisieren ohne Zwangsverkummerungen an grossen Teilen der Gattungsindividuen vorzunehmen Sie kommt beim Menschen ohne sogenanntes drittes Geschlecht aus Die einzigen bekannten drei Tierarten die ausser dem Menschen wirkliche Staaten bilden mussen einen verkruppelten Typus unter sich ertragen der sogar die Herrschaft ausubt und kommen daher nicht dazu den Staat als Mittel zum Geist zu benutzen Der Staat bekommt absoluten Wert Nur dem Menschen gelingt der grosse Sprung denn seine Sozialitat wird nicht durch Formungen erzwungen die die volle Entfaltung der personlichen Wucht der ethischen Seele brechen Die Natur schuf zwei Mannerarten die eine die dem Weibe verfallen die andere die dem Manne verfallen ist den Typus inversus Wie dieses Verfallensein zum Ausdruck kommt ob mit frei hervorbrechender Sexualitat oder mit verdrangter und transformierter ist eine zweite Frage die nur durch die analytische Psychologie nach der Methode des Professors Sigmund Freud gelost werden kann Wahrend die den Frauen verfallene Mannerart berufen ist die Familie ist es Aufgabe des Typus inversus die Mannliche Gesellschaft zu bilden Zwischen Familie und Mannlicher Gesellschaft schwingt ein ununterbrochener Rhythmus der in der ganzen Menschheit fuhlbar ist und diese beiden Pole die von der Sexualitat geschaffen werden sind die letzte erkennbare Struktur des menschlichen Sozialisierungsprozesses In der Rolle der Erotik sowie in der kurz vor seinem Tod verfassten Rede des Aristophanes in der Bluher bekennt dass er sich zwar anderen Themen zugewandt seine fruheren Uberzeugungen jedoch keineswegs gewechselt habe dient ein breit gefachertes Spektrum an Beispielen aus Geschichte Literatur und Zeitgeschichte der Erlauterung seiner Thesen An erster Stelle steht die klassische Antike daneben Stammeskulturen mit ihren Mannerhausern Normannen Rauberbanden Ritterorden Templer Freimaurer Studentenverbindungen ausserdem SA und SS Letztere als extreme Bestatigungen der Relation Verdrangungsdruck nach innen Verfolgungsdruck nach aussen Es sind Beispiele dafur wie sich unter dem Druck brutalster Verdrangung sowohl Eros als auch Geist in ihr Gegenteil verkehren konnen Der Begriff des Eros ist fur Bluher zentral Eros ist die lenkende Form die die Sexualitat beim Menschen annimmt Deren Wirkung ist die bedingungslose Bejahung eines Menschen abgesehen von seinem Wert nicht weil man es will sondern weil man es wollen muss Dieser autonomen Macht die wie keine andere den Menschen als Schicksal trifft stellt Bluher polar also Spannung erzeugend den Geist der uberpersonliche Werte schafft gegenuber Diese Spannung erhielte in mannmannlichen Verbindungen eine besondere oft tragische Dynamik was tief mit der Natur des Mannes zusammenhange Denn Geist sei der Gipfel der Mannlichkeit so wie Eros der der Weiblichkeit Vom Weibe kommen keine Kulturwerte letzter Begrundung und Geist ist eben in letzter produktiver Auffassung nicht in reflektierter sekundares mannliches Geschlechtsmerkmal Das Hochste wohin die Frau gelangen kann ist die Liebe und es ist ein Akt vollendetster Ritterlichkeit gegen sie wenn man sie uberall wo sie liebt als sakrosankt ansieht und im Zustande ihrer hochsten und einzigen Wurde Bluher unterschied drei Arten von Homosexualitat zum einen die virile die er fur normal und kulturschaffend hielt und die er in die Tradition des antiken Griechenland stellte zum anderen die latente und drittens die feminine im Sinne in Hirschfelds drittem Geschlecht Letztere beiden hielt er fur pathologisch 1913 behauptete er sie gingen aus schlechter Rassenmischung hervor und bezeichnete sie als Indiz fur Grossstadt Dekadence Die Tendenz effeminierte Homosexuelle als entartet abzuqualifizieren und zu rassifizieren verstarkte sich 1913 noch als ihm von volkischer Seite unterstellt wurde Jude zu sein Er betonte er sei ein echter Germane und bemuhte sich die Trennlinie zwischen heldisch virilen und angeblich degenerierten als weiblich identifizierten Homosexuellen moglichst scharf zu ziehen Die Anspruche der Entarteten gelte es auf ihr Mass zuruck zu zwingen Fundamentalkritik am BildungswesenBluhers Stellung zum Bildungswesen war ambivalent Einerseits bekannte er sich zur Idee des humanistischen Gymnasiums ebenso wie zu derjenigen der Universitat andererseits ubte er scharfste Kritik an den bestehenden Bildungseinrichtungen denen er Verrat an ihrem ursprunglichen Ideal vorwarf Diese Kritik bezog sich nicht nur auf die Praxis der Wissensvermittlung die er als Schuler und spater als Student erlebt hatte sondern auf das Bildungskonzept in seiner Gesamtheit Ihren Kern bildete der Vorwurf im Mittelpunkt stehe nicht die Beschaftigung mit geistigen Inhalten um ihrer selbst willen sondern der Wissenserwerb diene vorrangig oder ausschliesslich der Ausbildung fur den Lebenskampf Daher sei die Zielsetzung der modernen Schule in jeder Hinsicht dieselbe wie diejenige der antiken Sophistik die dem Schuler Methoden zur Erzielung von Erfolgen in der Politik oder vor Gericht unabhangig von den jeweils vertretenen Inhalten vermittelte Dadurch werde die Jugend vorgeblich gebildet in Wahrheit aber entseelt Aus Bluhers Sicht ist die Erlangung technischer Fertigkeiten aller Art sowie uberhaupt alles gewohnliche Tun das immer im unmittelbaren Dienste der Zweckmassigkeit und des Nutzlichen steht den wahrhaft geistigen Bestrebungen absolut untergeordnet Er meint der fundamentale Rangunterschied zwischen Banausentum also allen Beschaftigungen die primar der Sicherung des Einkommens dienen oder auf ein bequemeres Leben abzielen und der geistig schopferischen Tatigkeit etwa eines Philosophen oder Mathematikers sei den antiken Griechen selbstverstandlich gewesen Im modernen Schul und Hochschulwesen hingegen werde diese Rangordnung verwischt etwa durch die Gleichstellung des Abiturs der Realschulen mit dem des humanistischen Gymnasiums das die einzige echte Bildungsanstalt sei Das vernichtende Urteil das Bluher uber den Hochschulbetrieb fallte stutzte er auf seine Erfahrung als Student Sein nach dem Abitur 1907 in Basel begonnenes und in Berlin fortgesetztes sechzehnsemestriges Universitatsstudium in den Bereichen klassische Philologie Philosophie Germanistik Biologie und Theologie betrachtete er im Ruckblick wie ein Geschaftsverhaltnis zwischen einem Kunden und einem Verkaufer Die modernen Hochschulen seien nichts weiter als reelle geistige Warenhauser in denen man fur gutes Geld eine entsprechend gute Ware kauft daruber hinaus komme ihnen keine Autoritat zu und dazu sollten sie sich ehrlich bekennen Den Abbruch seiner Doktorarbeit zu Schopenhauer uber die Vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde kommentierte er so Doch in der Sache selber kann ich nur Betrubliches vermelden Kaum namlich hatte ich mit der muhevollen Arbeit begonnen als mir auch deren wahrhaft erdruckende Uberflussigkeit klar wurde Es stellte sich heraus dass ich zu jeder Arbeit unfahig bin die ebenso gut auch ein anderer machen konnte Und um so klarer wurde mir dass ich uberhaupt nur Dinge treiben durfte die nur ich allein bewaltigen konnte Und dabei ist es geblieben Den Ausgangspunkt von Bluhers Uberlegungen zum Bildungswesen bildet die Frage nach dem Sinn und Ziel der Beschaftigung mit der Antike die einen zentralen Teil des gymnasialen Unterrichts bildete Der einzige Sinn einer Begegnung der modernen Jugend mit dem antiken Griechentum besteht nach seiner Uberzeugung darin dass die Griechen das Zeugungsmittel seien das dem auf sie Stossenden dazu verhelfe die schopferische Kraft seines eigenen Gemuts freizusetzen Nur als solcher Entzundungsstoff sei die antike Literatur weiterhin wertvoll Die Padagogen seien aber in der Regel ausserstande den Schulern eine solche Begegnung zu ermoglichen Sie seien namlich als klassische Philologen auf eine vollig andere Herangehensweise die Methode der Altertumswissenschaft festgelegt Diese erschopfe sich darin mittels historisch philologischer Forschung insbesondere Textkritik objektive Tatsachen uber Ausserlichkeiten zum Leben und Werk der antiken Autoren zu ermitteln Mit diesem auf eigentlich Belangloses gerichteten Willen zur Wahrheit konne man sich die aufregenden Machte vom Leibe halten mit denen man es zu tun bekame wenn man sich tatsachlich auf den Inhalt der Texte einliesse statt nur oberflachlich deren Form zu untersuchen Es kann kein Zweifel bestehen dass Winckelmann Schiller und Goethe die den Deutschen vor Nietzsche als Interpreten der Griechen galten sich uber deren empirische Realitat ebenso geirrt haben wie dies Nietzsche tat Der schopferische Mann hat die Wahrheit nicht notig Altertumswissenschaft ist nichts anderes als Ruckgangigmachung der Irrtumer grosser Manner denn gabe es keine grossen Manner die sich an den Griechen entzundeten so kummerte sich kein Mensch im Volk um sie Klassische Philologen sollten als Erzieher uberhaupt ignoriert werden Es kommt auf die geheiligten Irrtumer der Grossen an nicht auf die Wahrheiten der kleinen Leute Wissenschaft ist ein Mittel gegen die Wahrheit Wer Wissenschaft betreibt und nicht von ihr los kann von dem kann man immer sagen dass er sich vor einer anderen Erkenntnis wehrt Den konkreten Anlass zu Bluhers Polemik gegen die klassische Philologie bot der publizistische Angriff des klassischen Philologen Ulrich von Wilamowitz Moellendorff auf Nietzsche der damals grosses Aufsehen erregte Bluher betrachtete Wilamowitz als Reprasentanten des burgerlichen Typus in der Rolle des Gelehrten Die Haupteigenschaft dieses Typus sah er darin sich alle aufregenden Dinge sowohl des Menschen als der Natur fernzuhalten und nicht an sich herankommen zu lassen Er halt sich das wilde Tier in den zoologischen Garten und er halt sich den Philosophen in den Universitaten Nietzsche hingegen habe das grosse Schicksal erlitten er war auf die Griechen gestossen und auf einmal wurde sein Wesen aufgeruhrt Dadurch sei eine neue Lebenshaltung entstanden unter fortwahrender Todesgefahr fur den der sie zum ersten Mal verkundete Dieser Art Herausforderung habe sich Wilamowitz nicht stellen wollen sondern die Anpassung des Griechentums an die burgerliche Wohnstube und das protestantische Pfarrhaus vollzogen Nach dem Erscheinen einer Kampfschrift die Bluher gegen Wilamowitz richtete wurde er offiziell wegen einer anderen Veroffentlichung vor das philosophische Dekanat geladen Trotz angedrohter polizeilicher Vorfuhrung verweigerte er etwas indigniert wegen seiner offenbar unberucksichtigten Bekanntheit als Schriftsteller das Erscheinen Danach nahm er das in Abwesenheit ergangene und von Wilamowitz unterzeichnete consilium abeundi an beendete das Studium also ohne formalen Abschluss Politisch weltanschauliche BekenntnisseDie zeitkritisch polemische Auseinandersetzung die Bluher mit Kirche Staat und vorherrschendem Wertehorizont der wilhelminischen Gesellschaft aus seiner Wandervogel Perspektive bis zum Ersten Weltkrieg gefuhrt hatte wurde zu Zeiten der Weimarer Republik von entschieden antidemokratischen Bekundungen abgelost Bluher gilt als Vertreter der Konservativen Revolution einem Terminus unter dem verschiedene rechtsgerichtete antiliberale antidemokratische und antiegalitare Autoren zusammengefasst werden Als einer der ersten ruckte er die beiden Begriffe in einen Zusammenhang als er in einem Vortrag uber Deutsches Reich Judentum und Sozialismus erklarte dass der Geist immer zugleich konservativ und revolutionar sei weshalb Konservative revolutionar werden mussten und Revolutionare Bluher meinte die Jugend konservativ Armin Mohler zahlt Bluher zu den uberragenden Gestalten der Konservativen Revolution Bluhers antidemokratische Haltung mundete in ein klares Bekenntnis zur Monarchie das verbunden war mit dem Modell einer spezifisch mannerbundischen Adelsaristokratie Diese Grundkoordinaten seines weltanschaulichen Werdegangs hat Bluher wie folgt bestimmt Der Adel ist nicht durch Satzung da sondern von Natur Dass es auch Adel von Satzung gibt den Nominaladel diese Tatsache ist nur die Kreuzung einer naturlichen und einer gesellschaftlichen Gegebenheit Diese Kreuzung ist nicht selten von korruptivem Charakter aber sie ist dies moge man nicht aus den Augen verlieren verhaltnismassig weniger korrumpiert als die burgerlichen Stande Die Natur hat ein merkwurdiges und zweifellos ihr tiefstes und ergreifendstes Spiel getrieben indem sie in der Menschengattung bestimmte Einzelne durch einen Uberschwang und Uberschuss ihres Wesens auszeichnete und dies auf Kosten ihrer Familiensubstanz Sie lasst die Familien gewissermassen anschwellen bis zu einem oder mehreren Gipfelpunkten dann tritt in der Folgegeneration wieder die Annaherung an die Gattungsnorm ein Diese uberschwanglichen Einzelnen sind der Adel Dieser Adel schreibt Bluher 1917 sei der Schopfer der menschlichen Geistigkeit und Sprache Dies mache ihn zum Fuhrer des Volkes und begrunde einen Herrschaftsanspruch Aus Stefan Georges Stern des Bundes zitierend Neuen Adel den ihr suchet fuhrt nicht her von Schild und Krone unterscheidet er vom bisher uber das Volk nur herrschenden Nominaladel einen Geburtsadel der auch dienen solle Gleiches habe fur die Herrenvolker zu gelten die die von ihnen unterjochten Volker immer nur beherrscht hatten Herrschend aber soll dasjenige Volk sein das am meisten vom Wesen des Adels durchdrungen ist Dann wird es den kleinen Volkern dienen Preussischer Monarchist und Wilhelminist Wegen Farbenblindheit und eines Leberleidens lebenslang vom Militardienst befreit nahm Bluher im Ersten Weltkrieg anders als viele seiner an der Front Kriegsdienst leistenden Wandervogelkameraden karitative Aufgaben wahr In der revolutionaren Umbruchphase 1918 19 bezog er in Munchen mit einem Vortrag uber Deutsches Reich Judentum und Sozialismus Stellung gegen seinen fruheren Korrespondenzpartner Gustav Landauer der ebenso wie der von Bluher verachtlich gemachte Erich Muhsam als politisch engagierter judischer Intellektueller die Munchner Raterepublik unterstutzte In seinen Lebenserinnerungen bescheinigte Bluher sich selbst Ich hatte es in meinem Leben als Autor leichter gehabt wenn ich mich vom linken Volke das von Anfang an zu mir stand hatte engagieren lassen aber ich revanchierte mich nicht nahm ihre Hilfeleistungen an stellte mich aber politisch dorthin wo zu stehen ich durch die jahrhundertealte Tradition meiner Familie zu stehen gebunden war Ich habe mich daher stets als Untertan des Konigs von Preussen gefuhlt und nur dieses politische Verhaltnis hat fur mich Sinn und Wurde wahrend ich darauf ein freier Burger zu sein nicht den geringsten Wert lege Ich war von fruh an in monarchischer Atmosphare gross geworden Als ich den ersten Atemzug tat rang Kaiser Wilhelm I mit dem Tode hundert Tage nach diesem aber sein Sohn Friedrich III und gleich darauf drangte sein Enkel hastig auf den Thron Es war das sogenannte Dreikaiserjahr 1888 Dass ich in ihm geboren bin und zwar noch zu Lebzeiten dieser drei Kaiser hat da ich es bewusst pflegte seine Wirkung getan Als Vierzigjahriger erhielt Bluher 1928 eine Einladung des im hollandischen Exil weilenden abgedankten Kaisers Wilhelms II ihn in Doorn zu besuchen Bis 1934 folgten dem weitere Besuche und gelegentliche Briefwechsel In seinem Lebensruckblick schrieb Bluher Wenn mich aber jemand fragen wurde wer von den Sterblichen auf mich den tiefsten Eindruck gemacht hat so wurde ich ohne Zogern sagen Wilhelm von Hohenzollern Bluhers Bindung an Wilhelm II war andererseits auch von kritischer Wahrnehmung begleitet wie die Schilderung eines gemeinsamen Ausflugs in eine Kiefernschonung zum Holzfallen zeigt Als der diesbezuglich geubte und von keinem der Mittuenden zu uberbietende Kaiser sein vorgesehenes Zeitquantum abgearbeitet hatte erscholl der Jubelruf Zweihundertfunfzig Baume Seine Majestat haben zweihundertfunfzig Baume gefallt Die Zahl war nach Bluhers Eindruck ungeheuerlich und unter allen Umstanden falsch Dazu bemerkte Wilhelms Leibarzt der ebenfalls an der Holzaktion beteiligt war Es wird ihm eingeblasen dass er zweihundertfunfzig Baume gefallt hat und er glaubt das Ist das nicht entsetzlich Aber so ist es immer gewesen seit 88 und daran sind wir zugrunde gegangen Eine bei ihrer ersten personlichen Begegnung rund zwei Jahrzehnte zuruckliegende und fur beider Lebenserfahrung einschneidende Begebenheit wird von Nicolaus Sombart als ein Bluher und Wilhelm II verbindendes Element verdeutlicht die Eulenburg Affare Ausgelost wurde sie durch eine Zeitungskampagne des Journalisten Maximilian Harden der den langjahrigen engen Berater und Freund Wilhelms II Philipp zu Eulenburg bezichtigte daheim einen homosexuellen Bekanntenkreis zu pflegen der dann als Liebenberger Tafelrunde in der Presse kursierte Die Eulenburg Affare nahm laut Sombart die Qualitat eines modernen Medienspektakels an In Hunderten von Presseberichten Zeitungskommentaren Zeitschriftenartikeln und auch Karikaturen war sie omniprasent gewann Kontur und Momentum und entfaltete so ihre ausserordentliche Tiefen und Breitenwirkung Mit entsprechender Wucht und Durchschlagskraft erreichte die Woge der offentlichen Erregung auch den Wandervogel traf sie Bluher und seine Weggefahrten Auch hier wurden ahnliche Verdachtigungen und Vorwurfe laut verbreitet wie sie der Staatsspitze gegenuber erhoben wurden homosexuelle Verseuchtheit Der Kaiser heisst es ist in den Handen von Schwulen und seine Politik deswegen falsch und fur das Deutsche Reich verhangnisvoll weil es Schwulenpolitik ist Bluher setzte mit seiner Theorie so Geuter auch diesem Freundeskreis des Kaisers ein Denkmal Beruhrungspunkte und Sympathien zwischen Wilhelm II und Bluher ergaben sich wesentlich aus der Wertschatzung Wilhelms II fur Schriften Bluhers die der Kaiser grundlich kannte Bereits in den zweiten Band seiner Wandervogel Geschichte hatte Bluher ein recht freundliches Bild der kaiserzeitlichen Berliner Gesellschaft eingeflochten Berlin ist eine Stadt so grosszugig wie es nur selten noch eine gibt In Berlin herrscht am allerwenigsten das plumpe Ungetum der Gesellschaft In Berlin gibt es wohl Berliner aber sie herrschen nicht auch ihre Sprache bleibt bei den Kutschern Die Menschheit ist hier auf ein freieres Niveau gestellt man kann jeder Neigung jeder Gesinnung jedem Fanatismus leben und jedem aus dem Wege gehen Der geistig durftige Mittelstand kleinerer Stadte hat es sich nicht versagen konnen sein Emporkommen durch eine Ubersiedlung nach der deutschen Residenz zu bekraftigen Da entstand der Berliner Besonders herausgestellt wurde von Bluher im Ruckblick auf die Begegnungen mit Wilhelm II dessen eingehende Kenntnis der Secessio Judaica einer eigens fur die Jugendbewegung verfassten programmatischen Schrift die nach Bluhers Darstellung hinsichtlich der Form an Theodor Herzls Manifest zum Judenstaat angeglichen war Von einem Spaziergang mit Wilhelm II in Doorn berichtete Bluher der Kaiser habe in einem lebhaften Gesprach uber Freimaurerei Judentum und Dritte Internationale auf einmal etwas in Prosa zitiert das ihm bekannt vorkam Da ich noch keine Erlaubnis erhalten hatte den Kaiser von mir aus anzureden und zu fragen was das sei so druckte ich mein Erstaunen uber sein gehaltvolles Gedachtnis in einer fragenden Miene aus Er aber lachte laut auf Da sieh mal einer an diese Herren Philosophen Kennen ihre eigenen Schriften nicht Ich fragte Secessio judaica Na naturlich sagte der Kaiser Sie horen ich kenne die wichtigen Partien auswendig Antisemitismus Bluher war Antisemit In seiner Schrift Der burgerliche und der geistige Antifeminismus 1916 stellt Bluher ahnlich wie Otto Weininger in Geschlecht und Charakter eine Verbindung zwischen Judentum und Weiblichkeit her Das Judentum sei minderwertig weil es angeblich weibliche anstelle von mannlichen Werten vertrete Juden leiden laut Bluher an einer Mannerbundschwache und an einer Familienhypertrophie Sie seien zu wenig auf den Nationalstaat und den Mannerbund konzentriert und zu sehr in die Familie eingebunden 1919 erklarte er in einem Vortrag die judische Rasse bringe kontinuierlich und in grosser Zahl minderwertige und haltlose Ausschussgeschopfe hervor In seiner Schrift Secessio judaica Philosophische Grundlegung der historischen Situation des Judentums und der antisemitischen Bewegung von 1922 erklarte er Der associative Zusammenhang von mannlicher Art mit dem deutschen Wesen und von femininer und serviler Art mit dem judischen ist eine unmittelbare Intuition des deutschen Volkes die von Tag zu Tag sicherer wird Bluher geht davon aus dass der historische Sinn des Judentums als auserwahltem Volk einzig die Geburt Jesu Christi gewesen sei Nach seiner Verwerfung sei das gesamte judische Volk und damit auch jeder einzelne Jude in seiner Substanz krank Durch die dem Judentum angeblich eigene Mimikry des Blutes des Namens und der Gestalt sei dies bislang verborgen geblieben doch in seiner Gegenwart glaubte Bluher im Zionismus Indizien fur ein Ende dieser judischen Verstellung zu sehen Nun werde das Wesen des Judentums offenbar Jehuda patet Als Konsequenz prognostizierte er eine weltweite Verfolgung aller Juden Das drohende Weltpogrom hangt uber ihren Kopfen wobei er vermutete Deutschland werde das einzige Land sein das auf Morde verzichten werde Antisemitismus bedeute diesen Ablosungsprozess der er durch die angebliche Unvereinbarkeit der Idee Juda und der Idee des Deutschen Reiches unvermeidlich sei zu erkennen und zu bejahen Antisemit ist wer sagt dass der Jude Jude ist In diesem Zusammenhang bekraftigte er auch die Dolchstosslegende wonach Deutschlands Niederlage im Weltkrieg nicht auf militarische Ursachen sondern auf judische Machenschaften zuruckzufuhren sei Dafur brauche man keine Beweise das bezeuge die unmittelbare Intuition des deutschen Volkes die von tag zu Tag sicherer wird 1931 verscharfte er den Ton gegen die Juden In seiner Schrift Erhebung Israels gegen die christlichen Guter identifizierte er das Judentum mit einer Aufhebung der geschichtlichen Staaten durch eine anonyme Weltdemokratie Wenn man dagegen fur konservative Werte wie einen starken Staat eine bodenstandige Oberschicht und eine christliche Monarchie eintrete so muss man Antisemit sein Verhaltnis zu Demokratie und Nationalsozialismus Nach allen politischen Umbruchen die Bluher mit dem Ersten Weltkrieg dem Ende des Kaiserreichs den turbulenten Jahren der Weimarer Republik der NS Zeit dem Zweiten Weltkrieg und den Verhaltnissen im geteilten Deutschland erlebt hatte nahm er in seiner autobiographischen Ruckschau mit dem Untertitel Geschichte eines Denkers eine ablehnende Haltung sowohl gegenuber demokratischen Systemen als auch gegen das NS Regime ein Bezeichnend fur sein politisches Denken war insbesondere die Einstellung zum Wahlrecht Bluher sah das preussische Dreiklassenwahlrecht noch immer als Ausdruck der naturlichen Staatsordnung Denn es ist doch klar dass jemand der fur Vermogen verantwortlich ist per analogiam vom Staate mehr versteht als der Arbeiter der Konsument ist und fur nichts garantiert Dabei versteht es sich von selbst dass das alte wesentlich agrarisch bedingte Dreiklassenwahlrecht in hohem Grade reformbedurftig war aber es war doch wenigstens naturlich und positiv wahrend das demokratische die permanente Auflosung des Staates zur Folge haben musste Und das ist denn ja auch geschehen Verantwortlich fur die vermeintliche Fehlentwicklung machte Bluher das sakularisierte Judentum dem er wiederholt einerseits grundlegende Verdienste um das geistige Leben in Deutschland zusprach das aber andererseits angeblich scharf gegen das preussisch deutsche Staatsgebilde gerichtet war und dessen Untergang herbeigefuhrt hat Wenn in Wandervogel und Jugendbewegung zuweilen protofaschistische Tendenzen ausgemacht wurden und werden so liegt der Bezug zu den jeweiligen Fuhrungsstrukturen der damaligen Jugendbunde nahe Bluher hat dazu 1918 eine spezielle Betrachtung unter dem Titel Fuhrer und Volk in der Jugendbewegung veroffentlicht in der es gleich eingangs hiess Fuhrer und Volk sind in dem Einen und Wichtigen unterschieden dass der Fuhrer des Volkes nicht bedarf um Fuhrer zu sein dass aber das Volk nur durch den Fuhrer Volk wird In jedem andern Fall ist es eine zufallige Menge Es ist eine beliebige Vielheit von Eigenkopfen die nicht selten eigensinnige Kopfe sind es hat so viele Uberzeugungen und Interessen wie es Zugehorige zahlt und nicht selten noch einige mehr In diesem Zustand ist das Volk niemals der Trager eines Wertes und kein noch so hoher Grad gutgelernter Bildung vermag ihm einen anderen Charakter zu geben Die Menge wird erst Volk wenn sie folgt von diesem Augenblick an bekommt sie Seele und gleicht dem Adam Michelangelos der den halbschlaffen Arm Gottvater entgegenstreckt um den gottlichen Funken zu empfangen Welche Menge von Menschen also immer den Drang fuhlt Volk zu werden und den Adel solcher Gemeinschaft zu verspuren bedarf hierzu des fuhrenden Mannes Wie Bluher im Ruckblick unter Verweis auf den Schlussabschnitt der Schrift versicherte stand ihm dabei speziell Gustav Wyneken vor Augen Dass die Schlagworte Fuhrer und Volk mit ganzlich anderem ja entgegengesetztem Inhalt spater von unbefugten Machten beschlagnahmt und zur politischen Floskel gemacht worden sind das ist nicht meine Schuld Politisch und personlich suchte Bluher zur Zeit der Weimarer Republik Anschluss im Deutschen Herrenklub in dem bedeutende Personlichkeiten des Adels und der Industrie Mitgliedern des Hauses Hohenzollern und Reprasentanten beider christlicher Konfessionen sowie Franz von Papen verkehrten Alle meine Gesinnungen stimmten mit denen dieses hochststehenden deutschen Gesellschaftsgebildes das einen konservativen Standpunkt vertrat uberein Dennoch konnte Bluher sich nach Auskunft des ihm personlich gewogenen Kluborganisators Heinrich von Gleichen Russwurm wegen seiner Publikation Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft keine Chancen ausrechnen in geheimer Abstimmung zum Mitglied gewahlt zu werden Dass einige seiner Freunde und Schuler als Mitglieder aufgenommen wurden er selbst aber nicht empfand er bitter Wahrend der Zeit des Nationalsozialismus veroffentlichte Bluher nichts Als ausschlaggebendes Datum fur seine fernere Haltung zum Nationalsozialismus gibt Bluher den 30 Juni 1934 an an dem der sogenannte Rohm Putsch stattfand Bis dahin habe er Mitarbeit und eigene korrigierende Einflussnahme erwogen Ich deutete die Hitlerbewegung noch als eine konservative Revolution denn es waren ja in der Tat anfangs viele konservative Momente in ihr enthalten Meine im ubrigen revolutionare Natur hatte sich immer unter dieser Voraussetzung eingefugt Seit dem 30 Juni aber war alles klar und es gab keinen Zweifel mehr Seine Theorie der mannlichen Gesellschaft sah Bluher auch auf die Hitlerbewegung anwendbar Die beiden typischen Vertreter nun waren auf der einen Seite Hitler selbst als Verdranger und spaterer Verfolger auf der anderen Seite der Stabschef Rohm als freier sehr freier Mannerheld Auch sie lebten erst in Frieden miteinander Hitler der die Rolle der Erotik gelesen hatte erkannte auch an dass es so etwas geben musse und druckte sogar fur Ausschreitungen ein Auge zu Wahrend nun das aussere Reizereignis das die Verfolgung im Wandervogel ausloste der Eulenburgprozess war ubernahm diese Rolle im Dritten Reich der von Himmler und Goring erfundene drohende Abfall Rohms von seinem Fuhrer Als Hitler glaubte in Rohm einen politischen Rivalen entdeckt zu haben da brach in ihm ein ungeheurer und keine Grenzen kennender Verfolgungswahn gegen die Homosexuellen aus Hitler selbst wird von Bluher als erotischer Kruppel in jeder Beziehung bezeichnet der sich in seiner Leibgarde wohl mit schonen Junglingen umgab aber nicht einen einzigen Freund hatte Er verdrangte sofort und verwies die jungen Leute in unerwunschte Ehen um Frauen unglucklich aber zu Muttern zu machen Allerdings so relativierte Bluher den eigenen Befund konne eine Natur wie diejenige Hitlers auch durch die Gesetze der Rolle der Erotik nicht ganzlich erfasst werden Was aber fur Hitler selbst fraglich erscheine gelte jedenfalls fur seine nachgeordnete Umgebung Dass die von Bluher als Aufklarungslekture vorgesehene Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft in der NS Zeit unterdruckt wurde nahm er Hitler besonders ubel Hitler jedoch verbot die Rolle der Erotik und liess sie einstampfen Die wohltatige Wirkung die von diesem Buche fast zwanzig Jahre ausgegangen war indem es Ordnung schaffte in den Gemutern der Bedrangten und unzahlige Erkrankte auch Verfolger geheilt hat diese Wirkung durften seine Opfer nicht erleben Auch das ist ein Sabotageakt an der Wahrheit der am 30 Juni 1934 vollzogen wurde an jenem verhangnisvollen Tage an dem Hitler sich gegen den deutschen Adel und die Oberschicht und fur den Neandertaler und seine Provokateure entschied Bluher unterschlagt hier freilich dass seine Thesen fur die Nationalsozialisten und ihre Verfolgungspolitik gegenuber Homosexuellen von entscheidender Bedeutung waren So setzte sich der spatere Reichsfuhrer SS und Gestapo Chef Heinrich Himmler schon in jungen Jahren mit Bluhers Theorien uber die Bedeutung der Homosexualitat fur Mannerbund und Staatenbildung auseinander 1922 las Himmler Bluhers Buch uber die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft das ihn sehr beschaftigte So notiert er am 4 Marz 1922 in seinem Tagebuch In dem Buch gelesen es packt und ruttelt einen im Tiefsten man mochte zur Frage kommen was hat das Leben fur einen Zweck es hat aber einen Tee Studiert Abendessen Wieder gelesen Ubungen 11 Uhr Bett unruhig geschlafen Bluhers These uber den konstitutiven Charakter der Homosexualitat fur Mannerbund und Staat beeindruckte Himmler zutiefst Doch Himmler zog daraus ganz andere Schlusse als es Bluher recht sein konnte Dass es eine mannliche Gesellschaft geben muss ist klar Ob man es als Erotik bezeichnen kann bezweifle ich Auf jeden Fall ist die reine Paderastie eine Verirrung eines degenerierten Individuums da sie naturwidrig ist Himmler entwickelte schliesslich eine eigene Theorie die zur Grundlage der Verfolgungspolitik gegenuber Homosexuellen wurde Ihm erschien die Homosexualitat als eine Bedrohung des Staates den er im Sinne Bluhers als eine Domane des Mannes betrachtete Homosexuelle Manner strebten in seinen Augen danach staatliche Strukturen zu unterwandern was diese aber nicht wie Bluher meinte starke sondern im Gegenteil zur Zerstorung des Staates fuhre Antifeminismus Familie und Staat waren fur Bluher die beiden wesentlichen Pole menschlichen Soziallebens Frauen sah er einseitig ausgerichtet auf die Familie wahrend er Mannern ein doppeltes Streben nach Familie und nach der mannlichen Gesellschaft nachsagte und allein das letztere als ursachlich fur die Staatsbildung ansah Im Anschluss an Heinrich Schurtz behauptete Bluher dass dem Mann die dauernde Gesellschaft der Frau unertraglich und herabmindernd ist und dass er deshalb daruber hinaus zu Mannern strebe Bluhers Frauenbild weist radikal antiemanzipatorische Zuge auf Der mannmannliche Eros namlich beruht auf der Gleichberechtigung der mannweibliche auf Unterwerfung Horigkeit ist die Form a priori des weiblichen Eros Vergewaltigung ist demnach nur ein extremer Ausdruck fur Horigkeit Diese tiefste Intimitat des Weibes ich meine das Verlangen vergewaltigt zu werden wird naturlich von der Ethik verdrangt aber dadurch wird der Tatbestand nicht aufgehoben Er wirft vielmehr ein Licht auf Dinge wie Frauenstimmrecht Frauenbewegung Mutterrecht Frauenstaaten die so wie sie gewohnlich gesehen werden unhaltbar sind Auch im Hinblick auf die eheliche Treue unterschied Bluher drastisch Die keusche Gemahlin ist eine ethische Selbstverstandlichkeit der keusche Mann fast eine Kuriositat Und wenn man fragt warum der Mann von jeher das Weib verehrt verecundia so ist es im letzten Grunde immer dies Es gibt daher keinen mannlichen Ehebruch weil der Mann mit diesem Mittel die Ehe gar nicht brechen kann Zwei Ausnahmen gibt es hier wenn die Enthaltung beider beim Eheschluss versprochen wurde dann heisst es pacta sunt servanda Der zweite Fall ist der sakramentale wenn eine Ehe geglaubterweise vor dem Altar geschlossen wurde denn dann sind sie immer zu Dritt Diese Ehe gibt es In der Freiheit aber bricht nur das Weib die Ehe mit diesem Mittel Denn das Weib kehrt nicht zuruck Die Frage wie Bluher mit seiner Mischung von frauenverachtenden und mannertumelnden Ausserungen unter Zeitgenossen eine so weitreichende Resonanz erzeugen konnte beantwortet sich fur Geuter mit einer angesichts der beginnenden Frauenemanzipation in ubermassiger Souveranitat sich maskierenden Angst der Manner in einem Ruf der Starke zeigen soll und doch Schwache verrat Wehe dem Manne der einer Frau verfiel Wehe der Kultur die sich den Frauen auslieferte Es ist eine gerechte und der Natur angemessene Sache dass die Frau sich hingibt aber der Mann der sich hingibt ist verloren Die Frauen trachten ewig danach einen Mann ganz zu besitzen Jene Falltur ins Nichts verlangt nach einem Opfer So gehen die meisten Manner an ihren Frauen zugrunde Aber wer im Bunde ist kann nicht sinken denn er hat ein bestes Wesen dem Manne verpfandet Mit Achtung hingegen begegnete Bluher den Madchenbunden und Frauengemeinschaften der Jugendbewegung in denen die lesbische Liebesgottin heimlich das Szepter fuhrte Da ging es um Atemkultur um Gymnastik und Musik auch yogaahnliche Motive mischten sich ein dies alles kreisend um das Thema der Erneuerung des Menschen Und was das besonders Weibliche daran war es ging immer um das Problem der Insel der Frau dieses fur den Mann unbetretbaren Eilandes eine Zone im weiblichen Wesen die der Mann nicht bekommt und das nicht mit in die Ehe eingebracht wird So ist das burgerliche Mannesprivileg von den Tribaden der Jugendbewegung und ihren Geheimbunden in der Tat gebrochen worden nur habe die Natur um den Menschen zum staatenbildenden Wesen zu machen eben nicht diese Beziehung ausgenutzt sondern die mannmannliche Und in diesem soziologischen Sinne nur gilt der Satz Es gibt keine weibliche Gesellschaft Haltung zu Kirche und Christentum In seinen jungen Jahren bis zum Ersten Weltkrieg die er spater als geistige Flegeljahre bezeichnete zeichnete Bluher ein hochst unvorteilhaftes Bild von den Bemuhungen der ortlichen Kirchenvertreter die Heranwachsenden im Konfirmandenunterricht auf den christlichen Glauben und die Gemeinschaft der Glaubigen einzustellen Gegenlaufige Weltanschauungen wie Materialismus und Spiritualismus wurden da nach seinen Angaben jeweils binnen einer halben Stunde ad absurdum gefuhrt da sie ja weder die Materie des Geistes noch die der Erinnerung erklaren konnten Skepsis wurde auch gegenuber der Vernunft gelehrt mit der zwar mathematische Lehrsatze bewiesen und mancherlei Lebenspraktisches bewerkstelligt werden konnte aber zu Hoherem sei sie nicht berufen und sie sei uberhaupt ein niederes Organ des Geistes Einer der Kirchenmanner lehrte dass die Deutschen eine ganz besondere Neigung zum Religiosen hatten und dass am deutschen Wesen die Welt schliesslich genesen werde Das war schon ein deutlicher Ubergang zum Patriotismus den dann die Schule des Weiteren in die Hande nahm und dann waren bald die Kanonen an der Reihe Kaisers Geburtstag und das begeisterte dreifache Hurra Das ging so ein Jahr lang dann kam Palmarum und mit ihm der entscheidende Tag Noch einmal wurde ihnen vorgehalten dass sie alles aus vollig freier Uberzeugung tun mussten sonst hatte es namlich gar keinen Wert und sie sollten lieber zurucktreten die Orgel rauschte und brauste immerzu ein halbes Dutzend schwarzvermummter Tanten Vater Mutter Schwester Bruder stand hinter jedem von ihnen und wieder merkwurdig sie gaben alle ihr Ehrenwort aus vollster Mannesuberzeugung Als dann spater einige zu denken begannen haben sie s gebrochen Nach dem Abitur 1907 als er in Basel das Studium der klassischen Philologie aufnahm und sich im Sabelfechten ubte stand Bluher nach eigenem spaterem Bekunden stark unter dem Einfluss seines engsten Freundes Rudi Rudolf Schwandt der eine konsequent atheistische Haltung angenommen hatte In dem Bestreben den Freund auf diesem Wege noch zu uberbieten Bluher ich kam mir ungeheuer gescheit und uberlegen vor gab das auch im ausseren Gestus zu erkennen damit man es nur ja merkte negierte er nicht nur Gottes Dasein sondern jede kosmische Ordnung uberhaupt So kam ich zu einem konsequenten Nihilismus der sich nun aufmachte die Welt neu zu ordnen mit einem ordnungslosen Grundgedanken im Herzen Ich nannte so etwas dann intellektuelle Sauberkeit und hielt alle Menschen die an Gott oder an eine hohere Ordnung der Dinge glaubten entweder fur Dummkopfe oder fur Heuchler Den theoretischen Hohepunkt erreichte diese Entwicklung als Bluher 1912 in seiner Abhandlung einer Preisfrage der theologischen Fakultat der Berliner Friedrich Wilhelms Universitat zum Thema Die Theorie der Religionen und ihres Untergangs das Fazit zog Unser Leben hat keinen objektiven fur alle Ewigkeit begrundeten Sinn sondern nur den welchen der Ton und die Neigung unseres Gemutes samt seiner geistigen Leitung ihm abgewinnt Alle religiosen Ereignisse sind demnach rein psychologisch zu deuten und jede Verbindung mit dem Dogmatischen ist unerlaubt Damit sind alle Religionen gerichtet Sehr lange schrieb Bluher im Ruckblick habe diese Phase der atheistischen Orientierung angehalten und ihr Ende sei nicht als dramatische Wende Erleuchtung oder Bekehrung gekommen sondern es war irgendwie so als ob jemand ich weiss nicht wer im Menschengedrange die Hand auf meine Schulter legte Als Bluher dann 1921 unter dem Titel Die Aristie des Jesus von Nazareth Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi seine Position neu bestimmte war der Kontrast zu seinen fruheren Ausserungen markant Von den Machten aber die heute bestehen ist es einzig und allein das deutsche Wesen welches berufen ist die Erscheinung Christi aufzufangen und fortzuzeugen anhand der Erscheinungen die ihm gleichen Bluher unterschied in dieser Schrift zwischen einem primaren und einem sekundaren Rassetypus die nicht zuletzt erkenntnistheoretisch und religios unterscheidbar seien Unter den Religionen spiegelt sich die primare Rassenphilosophie im Brahmanismus und im Christentum wider die sekundare im Judentum Im Christentum d h in der Religion in welcher die volle Wahrheit eingehullt ist pragt sich die Lehre von der naturlichen Auserwahltheit aus in der Gnadenwahl die unmittelbar auf Christus zuruckgeht Das Judentum dagegen ist ganz befangen im Fortschritts und Tuchtigkeitsgedanken Es predigt die Rechtfertigung durch die gute vom Gesetz vorgeschriebene Tat es ist eine typische Lehre von der Homogenitat der Menschheit Eine uble und gemeine Gesinnung die durchweg von der sekundaren Rasse stammt heisst es an anderer Stelle habe aus der Lehre Christi eine soziale Lehre gemacht und aus Christus einen Gekommenen fur die Armen Dem hielt Bluher das Jesus Wort entgegen Ihr habt allezeit Arme bei euch und wenn ihr wollt konnt ihr ihnen Gutes tun mich aber habet ihr nicht allezeit Die Auseinandersetzung mit dem Judentum wird von Bluher auch in der Aristie des Jesus von Nazareth wiederkehrend gefuhrt Gegen Ende des Werkes aussert er Bewunderung fur die Fahigkeit zur Selbsterhaltung dieses von so schweren Schicksalsschlagen getroffenen Volkes Es gehe immer noch etwas vor in dem zertrummerten Volkskorper Und in der Tat sammelt sich heute bereits das zerstorte Judentum zum Ruckzuge das heisst zu einer neuen Geburt des Volkes diese Tendenz druckt sich im Zionismus aus In einer Fussnote platzierte Bluher die Behauptung Der Antisemitismus ist zum Teil ein beabsichtigtes Produkt der judischen Propaganda Der Jude reizt die Gastvolker zum Pogrom damit sie Judenblut vergiessen Sie wollen die Volker schuldig machen Wer aber Judenblut vergiesst der dient dem Juden Wehe dem Volk das in diese gefahrlichste Schlinge tritt Als erste Rechtshandlung hatte Bluher mit 21 Jahren den Kirchenaustritt vollzogen und damit sowieso alle Brucken zu einem ordentlichen Beruf abgebrochen den Wiedereintritt in die Evangelische Kirche vollzog er nach eigenem Bekunden erst in der NS Zeit Neben gelegentlicher Betatigung als Psychotherapeut in seinem Hermsdorfer Domizil widmete sich Bluher von da an vornehmlich der Erarbeitung seines philosophischen Hauptwerks PhilosophBluhers schriftstellerisches und philosophisches Schaffen lasst Parallelen erkennen zu der Art wie er seine Universitatsstudien beschrieb Er habe nie Bibliotheken benutzt sondern die Bucher die er brauchte gekauft oder geliehen Mir waren nur meine Zwecke massgebend nicht die der Gelehrsamkeit Ich musste daher darauf vertrauen dass mir stets das richtige Buch in die Hande fiel und das ist in erstaunlichem Masse eingetroffen Nie ist mir etwas nicht begegnet was ich unbedingt brauchte die heimlichen Wege die hier das Schicksal lauft grenzen fast ans Okkulte Ich konnte viele Falle von Bibliomagie anfuhren bei denen stets ein hilfreicher Geist Dienste zu leisten schien Versagt sich einem Menschen der so gebaut ist das Gluck so sollte er aufhoren zu schreiben In jahrelangen Studien der Veroffentlichungen anderer zunachst eine grundliche Bestandsaufnahme durchzufuhren war Bluhers Ansatz nicht auch nicht in philosophischer Hinsicht denn Philosophie stromt nicht von Buch zu Buch sondern wird inkarniert Er griff die sich ihm mehr oder minder durch Zufall aufdrangenden Themen auf und versuchte sie angeblich ohne grosse Rucksicht auf andere zu meistern Dass dieser naturunmittelbare Weg der gefahrlichere ist liegt auf der Hand er ist zugleich das Schlachtfeld der zerbrochenen Genies Dass einer ihn zu gehen hat wird ihm bezeugt durch jene okkulten bibliomagischen Ereignisse von denen ich oben schon sprach Der Weg der Gelehrsamkeit ist dagegen gefahrlos wenn man nur fleissig ist In dieser Zweiheit der Wege liegt der ganze Streit zwischen Akademikertum und Laienwissen zwischen Zunft und Aussenseiter zwischen Klungel und Genie beschlossen Unuberbruckbar indes erscheint der Gegensatz nur in den Karikaturen der extremen Falle der vertrocknete Gelehrte und das verkommene Genie Motive und Zugang Ein brennendes Interesse an Philosophie stellte sich bei Bluher seinen Erinnerungen nach ein als zu Beginn seiner Studienzeit in Basel der engste Freund eine ausgepragt atheistische Einstellung annahm und Bluher ein Mittel suchte ihn davon wieder abzubringen Den eigenen Durchbruch zu dauerhafter intensiver Auseinandersetzung mit philosophischen Fragen erlebte er im Zusammenhang mit einer Aussage in seinem Werk Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft die besagt der Eros sei Organ und zwar ein transzendentales Mit dieser Formel beginnt der steile Aufstieg in die Philosophie Als ich sie niederschrieb habe ich sie selber noch nicht verstanden Fest aber steht dass ich von da an die psychologische und soziologische Betrachtung des Eros verliess und nur noch die philosophische verfolgte Den Durchbruch zur Grundfigur des eigenen Philosophierens erzielte Bluher wie er mehrfach betont hat im Gesprach mit Konrad Wilutzky der dem Eros bzw der Liebe als subjektivem Organ die Gute als Objekt zuordnete Wenn die Liebe Organ ist wie das Auge so genugt es nicht zu sagen dass sie die Dinge nur betaste denn das Auge betastet nicht sondern wird getroffen von etwas das an sich nicht leuchtet Lichtather wodurch aber Licht wird nur das heisst mit Fug und Recht Organsein Getroffen aber wird die Liebe von der Gute diese aber kommt in der empirischen Ordnung der Dinge nicht vor also liegt der Ort der Gute in der Raumtiefe der Natur perspektivisch hinter den Dingen Die Gute wird also wirksam durch die Tatigkeit der Liebe als Organ und zwar in der Ethik Und dies ist auch der Grund weshalb man die Ethik sowenig aus der empirischen Natur der Dinge ableiten kann wie das Denken aus der Materie vielmehr sie standig mit der Metaphysik verknupft findet Die Stellung des Menschen zur Achse der Natur Die polare Einheit von Auge und Licht dient als Beispiel fur Bluhers Denkfigur einer transzendentalen Achse der Natur deren Pole Subjekt und Objekt seien Ihre Entdeckung stehe im Dienst eines hoheren Menschentums Denn wie die Lage der Lander zueinander bestimmt ist durch die Erdachse so ist die Lage der grossen Gemutsmachte des Menschen bestimmt durch die Achse der Natur Natur wird definiert als transzendentales Kontinuum Kriterium der Wirklichkeit sei die Stromrichtung vom Objekt zum Subjekt Das Objekt werde nicht gemacht sondern gegeben Bluher kontrastiert seine Gedanken mit zentralen Aussagen einiger der grossten Denker der Vergangenheit aus Philosophie und Wissenschaft kaum Zeitgenossen mit deutlicher Vorliebe fur Sokrates Platon Kant Schopenhauer und Nietzsche Daraus ergeben sich lebendig beschriebene lange und kurvenreiche Gedankenwanderungen Bei Sokrates und Platon fand Bluher die klarste Unterscheidung zwischen Ideen und Begriffen die er auf seine Weise in Beziehung setzte Die Ideen sind Urbilder der Dinge die Begriffe sind Taten des Intellektes zur Erkenntnis der Dinge So also beschrieben und definiert haben sie nichts miteinander zu schaffen auf dem Papier sind sie sich Fremdlinge Das andert sich aber wenn man sie in Tatigkeit setzt und ihre Lage in der Natur betrachtet Dann kommt heraus dass sie einander genau gegenuber liegen Sie sind durch eine Achse verbunden gleich wie zwei Rader eines Wagens der erst dann fahren kann wenn man ihre Naben fest miteinander verbindet oder wie Nordpol und Sudpol der Erde Um die Achse aber die Idee und Begriff miteinander verbindet dreht sich alles es ist die Achse der Natur Die platonischen Ideen nannte Bluher auch Archetypen der Natur die sich im Welthintergrunde befanden Bei Schopenhauer schatzt Bluher besonders dessen Unterscheidung zwischen Verstand und Vernunft dieser auch dem Tier zuganglich jene Alleinstellungsmerkmal des Menschen und Beleg dass die Abstammung des Menschen vom Tier ausscheide Denn die Vernunft sei nachweislich keine Weiterentwicklung des Verstandes sondern eine vom Grunde her vollig andere Qualitat Daher ist es nicht etwa Glaubenssache wenn wir zu dem Ergebnis kamen der biblische Bericht mit der selbststandigen Schopfung des Menschen befindet sich im Recht gegenuber den darwinistischen Behauptungen sondern das kann man beweisen Dadurch wird man gewiss nicht etwa religioser aber man irrt sich doch immerhin in einer lebenswichtigen Frage nicht Die Herleitung der Menschwerdung aus der Werkzeugherstellung bzw darwinistischen Kategorien verurteilt Bluher als naiven Naturalismus etwa seit der franzosischen Revolution aber nicht durch sie hebt es an dass der Inhalt des Menschentums wesentlich in der Erfindung neuer Werkzeuge gesucht wird wobei man annimmt dass diese dann mit der Verbesserung der Lebenslage auch eine solche des Menschentums selber herbeifuhren werden Mit diesem Gedanken hat soeben diese selbe Menschheit ahnungslos ihren Untergang besiegelt und man konnte sagen ein falsches Denken uber die Vernunft vorausgesetzt dass es Massenwahn wird kann Volker und Erdteile ins Verderben sturzen Unter dem Aspekt der vergleichenden Anatomie schliesst Bluher eine Abstammung des Menschen vom Affen gleichfalls aus und halt allenfalls ein umgekehrtes Abstammungsverhaltnis fur moglich Das Menschengeschlecht aber sieht er abgesehen davon in wie viel ethnologische Rassen sie noch im ubrigen eingeteilt ist in zwei Grundrassen vorliegen von denen die eine das Ordinare die andere das Edle darstellt Die nicht vorhandene Zeugungsschranke zwischen diesen beiden angeblichen Menschenrassen bewirke den Verlust der adligen Substanz und hat mit transzendentaler Notwendigkeit den Niedergang des Menschentums zur Folge Naturliche Religiositat und Urteilskraft des Glaubens In den Religion und Christentum gewidmeten beiden letzten Grosskapiteln seines mit dem Untertitel System der Philosophie als Lehre von den reinen Ereignissen der Natur versehenen Werkes bestimmt Bluher den naturlichen Ursprung aller Religionen in ihrer helfenden Funktion Das Bedurfnis bzw der Wille zu beten und zu hoffen eine die Menschen uber alle Verschiedenheit der Theologie sowie der Art und Anzahl der Gotter hinweg dass sie helfen konnen und es tun wenn man ihnen dient und sie anbetet dies haben sie alle gemein weil es der Punkt ist darauf es ankommt Die im Sinne Bluhers verstandene christliche Religion wirkt analog dem Heilungsvorgang in einem Organismus Dabei gehe es um einen auf Aonen angelegten kosmologischen Heilungsvorgang des Eros des verletzlichsten und am tiefsten verletzten Erkenntnis Organs des Menschen das ausschlaggebend sei fur die Einzigartigkeit und Unersetzlichkeit der Person Der Eros sei erkrankt und zwar nicht vordergrundig sodass die Ursachen psychologisch soziologisch biologisch benannt werden konnten sondern metaphysisch Die verletzte Liebe sei zunachst jener objektiven Macht schutzlos preisgegeben durch die sie selber zu einer Quelle des Bosen werde Tragik in antiker Begrifflichkeit Erbsunde in christlicher Auch die konsequente Einhaltung religioser Gebote mache niemanden davon frei Darum halt Bluher eine Gesetzesreligion wie das Judentum nicht fur einen Weg der zur echten Heilung fuhren kann Aber gibt es Liebe weil man lieben soll Bluher meint das Ernstnehmen dieses ethischen Imperatives konne ob seiner Unerfullbarkeit nur Verzweiflung bewirken oder auch den Abfall von der Religion Diese Situation aber sei durch die Erscheinung Christi eine andere geworden und zwar nicht wegen seiner Lehre sondern durch sein Opfer Dieses habe in der Achse der Natur eine solche Erschutterung bewirkt dass sich der Eros das bisherige Organ fur die Person ausserdem fur die uberpersonliche Gute geoffnet habe Damit sei die endgultige Heilung der Menschheit und sogar der ganzen Natur von ihrer tiefsten Wunde zumindest eingeleitet Glauben versteht Bluher als religiose Urteilskraft und damit sei der Streit zwischen Glauben und Wissen beendet Alle religiosen Behauptungen seien nur durch den Glauben wahr den als geminderte Erkenntnis anzusehen ein grobes Missverstandnis sei Wie jede Urteilskraft im Allgemeinen entspreche der Glaube im Besonderen der Achse der Natur Von der objektiven Seite her stromt etwas herauf das aus dem Grunde der Natur kommend den Menschen anruft ihm zu vertrauen das ist die Glaubenskraft die aus Freiheit geschenkt wird Der Intellekt aber fangt sie auf und bildet um auch fur ruhige Zeiten gesichert zu sein das Dogma Das aber ist keineswegs ein willkurliches Gebilde der Vernunft sondern ein notwendiges des Glaubens und stellt sich fast automatisch ein Daher sind alle Satze des Dogmas nur im Glauben wahr wobei das nur aber eine Erhohung bedeutet Gegenuber dem Christentum sieht Bluher sich selbst in dringlich wichtiger helfender Funktion Die Philosophie hat in der Tat an dieser Stelle zum ersten Mal in ihrer nachchristlichen Geschichte die Mittel in der Hand um jeden der uber das Christentum spricht sei es als dessen Priester sei es als Laie zu stellen und ihn zu zwingen Farbe zu bekennen Entweder spricht die Philosophie ist der Kern des Christentums also die Liebe ein Abkommling der gebotenen Nachstenliebe und hangt mit ihr und nur mit ihr genuin zusammen dann tritt die unentrinnbare und zerstorende Konsequenz ein dass es auf etwas beruht das nach eigener Lehre in seinem Vollzuge der Sunde unterliegt und dann wird eines Tages niemand mehr daran glauben Oder sein Kern ist die Liebe des Hohenliedes Salomonis also die naturliche dann gibt es nichts was es jemals sturzen kann und alle anderen Religionen verschwinden eines Tages wie wesenlose Schatten Denn dann steht das Christentum allein da als einziger Trager der von der Natur unaufhorlich gestutzten Religion Der Zeitpunkt ist da an welchem die Philosophie zum ersten Mal in ihrer Geschichte aus Freiheit dem Christentum das unglaubwurdig geworden ist Hilfe leistet Liebe und Gute dienen Bluher auch in diesem Zusammenhang als wichtige Bausteine des Beweisgangs wobei er auf der Unteilbarkeit des Eros besteht So wie man nicht wissen kann an welcher Stelle der Blitz einschlagt so kann man auch nicht wissen wohin die Gute trifft ob in die feineren Bezirke oder in die Wollust Beide sind ja auch bloss Vorlagerungen und erst hinter ihnen tiefer im Subjekt liegt der transzendentale Ort an dem die Organtatigkeit lebendig wird Es ist ein schwerer Verlust den das Christentum gleich in den ersten schrecklichen Jahrhunderten seines Bestehens erlitten hat dass es in die Hande von Asketen fiel es erfuhr dadurch eine Ablenkung von seiner Bahn in der es sich heute noch befindet und durch die es sich ungerechterweise in den Ruf einer weltverneinenden Religion nach Art der indischen gebracht hat Wenn es aber so ist und es ist unwiderleglich so dass das Kernereignis des Christentums die Organverlagerung der naturlichen Liebe in Richtung auf die Gute ist so schliesst dieser Vorgang die Askese im mortifizierenden Sinne aus verbannt sie sogar als eine seelische Ungezogenheit Als ein grosses Argernis im Leben Jesu bezeichnet Bluher den Umstand dass das ankundigte Reich Gottes weder kurzfristig noch uberhaupt eingetreten ist und auch nicht erkennbar in Aussicht stehe Dennoch handle es sich bei Jesus nicht um einen falschen Propheten Die Natur als ein Ganzes in ihrer Luckenlosigkeit reagiert nicht auf falsche Propheten Der Kern des Lebens Jesu lag aber im Bereich ihrer Achse und sein Leben selbst ist die empirische Kundgebung eines reinen Ereignisses der Natur Ausschlaggebende Bedeutung hat fur Bluher das mit Jesu Tod am Kreuz verbundene sakrale Opfer In der Tat weiss er noch bei den ersten Nagelungen nicht was das alles fur einen Sinn haben soll aber er lehnt betaubende Getranke ab Vollig ratlos sind naturlich die Junger einfach weil sie das immer waren Aber mitten zwischen den verzweifelten Worten am Kreuz Mein Gott Mein Gott Warum hast du mich verlassen und dem letzten Es ist vollbracht muss der Durchbruch in voller Gedankenklarheit erfolgt sein Dies ist der Augenblick in dem die Natur in die Welt einbricht und sie in den Stand der Heilsgeschichte versetzt Fur Bluher war das der Moment in dem die Gute ihr Organ in der Liebe fand Wahrend es in der Ethik des Altertums nur Handlungen aus Edelmut bei den Hellenen oder gute Handlungen im Gesetzessinn bei den Juden gegeben habe seien nun Handlungen aus Gute als drittes Element hinzugekommen Diese sind naturunmittelbar und unterscheiden sich von denen aus dem Gesetz aber sie unterscheiden sich auch von denen aus Edelmut Handlungen aus Gute sind daher christliches Privileg Zur Beschaffenheit von Liebe und Eros im christlichen Sinne gibt Bluher abschliessend folgende Deutung Aus alledem geht hervor dass die Liebe von der im Christentum die Rede ist unmoglich die Nachstenliebe sein kann sondern nur die wirkliche des Hohen Liedes Salomonis das keinerlei allegorische Deutung zulasst und der heidnische Eros Denn Nachstenliebe gibt es nicht sie ist nirgends in der Natur gegrundet Sondern Nachstenliebe soll es geben Was aber nicht ist sondern nur sein soll das kann nicht Organ sein Hier gibt es gar kein Entweichen entweder so ist es richtig oder die Religion steht im Christentum auf Flugsand Wohl aber enthalt der christliche Charakter den es seit dem Kreuzestode gibt die caritas als seinen wesentlichen Bestandteil Erst der Christ kann seinen Nachsten lieben und das Gesetz erfullen gerade weil diese Erfullung getrennt vom Gesetz stattfindet Es gibt im christlichen Menschen eine letzte Hemmung der Humanitat die es ihm unter allen Umstanden verbietet das Leben des Mitmenschen bedenkenlos zu zerstoren Diese Hemmung kannte das Altertum nicht Die caritas ist demnach ein Produkt des christlichen Weltprozesses RezeptionDer Historiker Bernd Ulrich Hergemoller der eine Bluher Bibliographie erstellt hat sieht in Hans Bluher einen der produktivsten meistgelesenen und umstrittensten kultur und sexualwissenschaftlichen Autoren des 20 Jahrhunderts Die bisher weitgehend ausgebliebene wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Bluher liege vor allem an einem unausgesprochenen Tabuisierungsverdikt wegen Bluhers aggressivem Antisemitismus und seiner Polemik gegen die Frauenemanzipation Walter Laqueur Autor unter anderem eines Standardwerks zur Jugendbewegung halt Bluher teils fur aufrichtig teils fur einen Poseur und Scharlatan der oft auf theatralische und schockierende Effekte gesetzt habe Einige seiner Theorien enthielten mehr als nur ein Kornchen Wahrheit andere sind zu toricht als dass man sie ernsthaft diskutieren konnte Die Klarheit seines Stils sei leider nicht Ausdruck der Klarheit seines Denkens Hans Joachim Schoeps bis 1933 fuhrendes Mitglied der judischen Jugendbewegung und Bluher uber dessen Tod hinaus freundschaftlich verbunden betonte dagegen seine Hochachtung gegenuber Bluher Noch 1933 war in Buchform ein Disput zwischen dem jungen judischen Religionswissenschaftler Schoeps und Bluher erschienen Streit um Israel der von den neuen Machthabern aber bald aus dem Verkehr gezogen wurde Schoeps sah Bluhers eigentliche Bedeutung darin dass er das Erosproblem aus dem medizinischen Niveau unter Anknupfung an die alte platonische Erosidee in die philosophische Betrachtungsebene erhoben habe Wirkungsradius zu Lebzeiten Beruhmt oder beruchtigt fragt Bernd Nitzschke mit Blick darauf dass das Publikum den Autor Hans Bluher im zweiten Jahrzehnt des 20 Jahrhunderts in einem heute kaum mehr nachvollziehbaren Mass diskutiert habe Schon die Aufnahme der Wandervogel Trilogie vor dem Ersten Weltkrieg war zwiespaltig Wahrend etwa der Reformpadagoge Gustav Wyneken der beim Jugendtreffen auf dem Hohen Meissner 1913 eine zentrale Rolle spielte von Bluhers Wandervogel Darstellung nachhaltig beeindruckt war und ihr ein tiefes Verstandnis fur das Problem der Jugendkultur attestierte sprach z B der Kritiker Karl Wilke von einem kranken Buch das die Ehre der germanischen Jugendbunde befleckt habe Sigmund Freud zu dem Bluher 1912 zwecks Expertise Einholung zum dritten Band seiner Wandervogel Geschichte Kontakt aufgenommen hatte bescheinigte ihm Kein Zweifel Sie sind eine starke Intelligenz ein trefflicher Beobachter und ein Kerl von Mut und ohne viel Hemmungen Was ich bei Ihnen gelesen habe ist viel gescheiter als das Allermeiste der homosexuellen Literatur und richtiger als das Meiste der medizinischen Die theoretische Differenz zwischen ihnen beiden sei nicht mehr gross Bluher habe nur mehr auch das Verhaltnis der Inversion zur Impotenz gegen das Weib zu berucksichtigen die Freud als nicht ganz normal ansah sondern als Entwicklungshemmung auffasste Anders fiel Freuds Urteil allerdings aus nachdem Bluher sich politisch weltanschaulich zum bekennenden Konservativen gewandelt hatte der Freud als judischem Gelehrten 1922 zwar noch immer eine bedeutende Entdeckung bescheinigte aber zugleich einschrankte Diese Gedanken werden erst fruchtbar wenn sie durch ein deutsches Gehirn gehen das imstande ist ihrem tuckischen Untergrunde Widerstand zu leisten Fortan war Bluher fur Freud einer der Propheten dieser aus den Fugen geratenen Zeit der mit analytischer Wissenschaft nichts zu tun habe Eine ganze Reihe bekannter und weniger bekannter Dichter und Literaten reagierte auf Bluhers fruhe Schriften Aus den Schutzengraben des Ersten Weltkriegs erhielt Bluher 1915 Feldpost von Franz Werfel der im Zustand nervlicher Erschopfung Trost in der Bluher Lekture fand wie er schrieb Rainer Maria Rilke meldete sich 1919 in mehreren Briefen bei Bluher und teilte unter anderem mit er habe die Rolle der Erotik stellenweise mit uberraschtester und freudigster Bewunderung gelesen und weitere Exemplare an andere Interessierte geschickt Harry Graf Kessler lernte ihn im Januar 1919 kennen und bezeichnete ihn als wohl den originellsten Kopf unter den jungeren Denkern Gottfried Benn widmete Bluher die Schrift Das moderne Ich als Zeichen meiner schrankenlosen Verehrung seines Werkes Mit ganzlich anderer Stossrichtung erschien 1920 ein Buch von Johann Plenge unter dem Titel Antibluher Affenbund oder Mannerbund Kurt Tucholsky ausserte sich in seinem Essay Der Darmstadter Armleuchter der sich mit Hermann Graf Keyserling befasst abwertend Auf die besseren Vertreter der Jugendbewegung berief sich 1922 der zur Fuhrung der Neupfadfinder gehorige Karl Sonntag in seinem Urteil uber Bluhers Schriften Wir geben gerne zu dass vieles richtig ist was Bluher sagt Aber wir werden nie ein peinliches Gefuhl und ein unmutiges Emportsein daruber los was er gesagt hat und wie er es gesagt hat Und es ist ungemein traurig dass dieser Philosoph einen Hauptlesestoff der Jugend bildet und den Weg zur wahren Literatur versperrt In heiligen und feierlichen Stunden zu Bluhers Buchern zu greifen ist unmoglich Man kann sie nur nach Tisch lesen wie Zeitungen Thomas Mann war im Februar 1919 Zuhorer eines Bluher Vortrags zum Thema Deutsches Reich Judentum und Sozialismus fur den er Bluher anschliessend personlich dankte und zu dem er in seinem Tagebuch festhielt Ein ausgezeichneter Vortrag mir fast Wort fur Wort aus der Seele geredet Noch 1922 ausserte Thomas Mann sich in einer Rede partiell zustimmend zu Bluhers mannerbundischem Erosbegriff Eros als Staatsmann als Staatsschopfer sogar ist eine seit alters her vertraute Vorstellung die noch in unseren Tagen aufs geistreichste propagiert wird lehnte aber dessen Gebrauch zu Zwecken der monarchischen Restauration als Unfug ab Bluhers 1926 erschienenes Traktat uber die Heilkunde beeinflusste laut Hergemoller zahlreiche Alternativmediziner Homoopathen und Psychotherapeuten Sparliche Beachtung und Auseinandersetzung im Nachgang Uber bestimmte homophile padophile und rechtsextreme Kreise hinaus die sich zu eigenen Zwecken einzelner Bestandteile von Bluhers Veroffentlichungen bedienten hat Bluher nach seinem Tode in der Forschung lange Zeit kaum Beachtung gefunden Hergemoller konstatiert eine strikte Tabuisierung seines Namens Entgegengesetzte Impulse diesbezuglich haben insbesondere Hans Joachim Schoeps Nicolaus Sombart Ulfried Geuter und zuletzt Claudia Bruns und Ulrike Brunotte gesetzt die vor allem auf Bluhers homoerotische und mannerbundische Theorien zielen Schoeps bemangelte an Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft in wissenschaftlicher Hinsicht zwar unter anderem eine uneinheitliche Methodik das Fehlen einer sicheren psychologischen Grundlegung und eine nicht hinreichend differenzierte Trieblehre mit solcher Kritik wurde aber der intuitive Charakter des Werkes verkannt Die Fulle genialer Einfalle die man in ihm findet ist gewiss unkontrollierbar aber Reiz und Wesen dieses Buches hangen gerade daran Bluher habe viel dazu beigetragen den Typus des Sexualneurotikers zu enthullen der seinen Verdrangungszwangen unterliegt und in der Rolle des Verfolgers so gefahrlich wird Sombart vertritt die Ansicht im Wilhelminischen Deutschland habe im Unterschied zu anderen europaischen Gesellschaften eine patriarchalische Gesellschaftsordnung mit einem starken mannerbundlerischen Element geherrscht Gegenwartige Theorien die das Phanomen der Homosexualitat nicht nur als anthropologisches sondern als soziales zu deuten versuchten bewegten sich zwischen einem apologetischen und einem diskreditorischen Pol Namentlich bezieht sich Sombart dabei einerseits auf die Theorie von Hans Bluher in der die mann mannlichen Beziehungen der Heterosexualitat gegenuber als eine superiore Form zwischenmenschlicher Beziehungen angesehen werden Homosexualitat mit Polis und Staat in Beziehung gesetzt wird die reine Mannersache sind aber auch auf die geistige Betatigung schlechthin bezogen wird zu der allein Manner befahigt seien den anderen Pol stellt fur Sombart die Theorie Alfred Adlers dar in der Homosexualitat als ein spezifischer Fall mannlicher Lebensuntuchtigkeit erscheine und auf einen mannlichen Minderwertigkeitskomplex der Frau gegenuber zuruckzufuhren sei Die Eulenburg Affare gilt Sombart als ein typischer Fall also von Homosexuellen Hass des latent Homosexuellen Harden verfolgte das was er in sich unterdruckte Die Negation der eigenen homosexuellen Komponente machte ihn zum Typ des homosexuellen Verfolgers Hans Bluher hat diesen Verfolgertypus und die fur ihn charakteristische Verfolgungsneurose genau beschrieben und zwar im Anschluss an die Kalamitat der Eulenburg Prozesse als die Geschichte des Mannes der den ungeheuerlichsten Abscheu und Widerwillen vor der Beruhrung mit dem eigenen Geschlecht hat aber ihm doch leidenschaftlich verfallen ist Bluhers Rolle bei den ersten heftigen Auseinandersetzungen um homosexuelle Tendenzen innerhalb der Wandervogelbewegung grundlich erforscht hat Geuter der aus Publikationen und Nachlassen eine ausgedehnte Lagerbildung von Bluher Freunden und Bluher Gegnern rekonstruiert Diese stellt er in den Zusammenhang mit einer Unsicherheit und Desorientierung im Verhaltnis zwischen Jungen und Madchen um die Jahrhundertwende und mit den offentlich aufbereiteten Homosexualitatsaffaren am und im Umfeld des kaiserlichen Hofes Auch den zweiten Hohepunkt der Diskussionen um die mann mannliche Liebe unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg in der Jugendbewegung sieht Geuter im Zusammenhang mit Bluhers Publikationen insbesondere mit dem Werk Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Zu einer grundlegenden Konzeption der Befreiung der Sexualitat sei Bluher in seinem Widerspruch gegen die heterosexuelle Normierung nicht gelangt weil am Ende seiner Theorie nicht der lustvolle Mann gestanden habe sondern das Mitglied eines wohlgeordneten Mannerbundes das wie in der ritterlichen Ordnung in einem Treueverhaltnis zu einer Fuhrungsperson stand Brunotte die in einem weiten kulturhistorischen Bogen den Zusammenhang von kriegerischer Politik und technologisch aufgerusteter Mannlichkeit bis in die Gegenwart des begonnenen 21 Jahrhunderts spannt sieht Bluhers Theorie der mannlichen Gesellschaft notwendig auch in der Perspektive zu den mannerbundisch organisierten Kampfverbanden und Banden der Freikorps der SA und der SS halt die alleinige Deutung des Bluherschen Mannerbundmodells als Vorbereitung auf den Nationalsozialismus jedoch fur verfehlt Es bedarf nur einer kleinen Perspektivverschiebung um im Mannerbundmodell als eines durch rauschhafte Gefuhlserlebnisse um den charismatischen Mannerhelden bewirkten Zusammenschlusses von bruderlichen Freunden den damonischen Doppelganger republikanischer Bruderlichkeitsideale seit 1789 zu erkennen Ungeachtet der Ambivalenz von Person und Schriften Bluhers von denen ein Grossteil in den Giftschrank gehore bleibe sein Beitrag zur Analyse mann mannlicher Soziabilitat und zur sexual politics des fruhen 20 Jahrhunderts Nitzschke zielt in seinem Urteil wesentlich auf Bluhers politische Orientierung und sieht in dessen Haltung das Hohe und Hochste in die Vergangenheit zu projizieren und es in der Zukunft wiedergewinnen zu wollen eine gefahrliche Geringschatzung des Gegenwartigen des Realen des Nicht Idealen Das philosophische Hauptwerk Die Achse der Natur nennt Hergemoller eine antimodernistische Geschichtsmetaphysik die nur von einigen schweizerischen und franzosischen Wissenschaftlern positiv rezipiert worden sei Die eigenen bibliographischen Bemuhungen um Hans Bluher begrundet Hergemoller mit der fur das Verstandnis der Vergangenheit mit all ihren Exzessen und Katastrophen selbstverstandlichen akribischen wissenschaftlichen Forschung auch bezuglich solcher Personen und Gedanken die zur Destruktion des Humanum beigetragen haben und die keinerlei Identifikationspotential besitzen In den 1960er knupften Autoren der Schwulenbewegung und der Sexualwissenschaft in ihrem Bestreben padosexuelle Handlungen zu entkriminalisieren an Bluhers Ideen eines padagogischen Eros an EhenIn erster Ehe war er seit 1917 mit der Beamtentochter Johanna Lappe 1890 verheiratet Die Ehe wurde 1921 geschieden 1922 heiratete er die Arztin Elsa Hebner mit der er zwei Kinder hatte LiteraturWerke in Auswahl Die Rede des Aristophanes Prolegomena zu einer Soziologie des Menschengeschlechtes Hamburg 1966 Kompilation postumer Schriften Veroffentlicht aus dem Nachlass Bluhers Die Achse der Natur System der Philosophie als Lehre von den reinen Ergebnissen der Natur Hamburg 1949 EA Stuttgart 1952 Die Erhebung Israels gegen die christlichen Guter Hanseatische Verlagsanstalt 1931 Der Standort des Christentums in der lebendigen Welt Hamburg 1931 Streit um Israel Hanseatische Verlagsanstalt Hamburg 1933 Ein judisch christliches Gesprach mit Hans Joachim Schoeps Die humanistische Bildungsmacht Leipzig 1928Postume Neufassung Heidenheim an der Brenz 1976 dd Philosophie auf Posten Gesammelte Schriften 1916 1921 Heidelberg 1928 Die Elemente der deutschen Position Offener Brief an den Grafen Keyserling in deutscher und christlicher Sache Berlin 1927 Traktat uber die Heilkunde insbesondere die Neurosenlehre Jena 1926 1928 verand Fassung Stuttgart 1950 Die deutsche Renaissance Von einem Deutschen Kampmann amp Schnabel Prien 1924 Anonym erschienen Der Judas wider sich selbst Aus den nachgelassenen Papieren von Artur Zelvenkamp Berlin 1922 Unter Pseudonym erschienen Secessio Judaica Philosophische Grundlegung der historischen Situation des Judentums und der antisemitischen Bewegung Der Weisse Ritter Berlin 1922 Veranderte 3 Ausgabe Voggenreiter Berlin 1933 Volltext Ausg 1922 Die Aristie des Jesus von Nazareth Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi Prien 1921 Deutsches Reich Judentum und Sozialismus Prien 1920 Die Wiedergeburt der platonischen Akademie Diederichs Jena 1920 Werke und Tage Geschichte eines Denkers Autobiographie Jena 1920 wesentlich erw Aufl Munchen 1953 Mehrehe und Mutterschaft Ein Briefwechsel mit Milla von Brosch Jena 1919 Empedokles Oder das Sakrament des freien Todes o O 1918 Als Handschrift gedruckt nicht im Buchhandel erschienen Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft 2 Bde Jena 1917 19 Merkworte fur den freideutschen Stand Hamburg 1919 In medias res Grundbemerkungen zum Menschen Jena 1919 Fuhrer und Volk in der Jugendbewegung Jena 1917 Einer der Homere und anderes in Prosa Leipzig 1914 Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung 2 Bde I Heimat und Aufgang II Blute und Niedergang 1 Auflage Berlin Tempelhof 1912 Die Wandervogelbewegung als erotisches Phanomen Berlin Tempelhof 1912Sekundarliteratur Ulrike Brunotte Zwischen Eros und Krieg Mannerbund und Ritual in der Moderne Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek Bd 70 Wagenbach Berlin 2004 ISBN 3 8031 5170 8 Claudia Bruns Zur Konstruktion des Mannerbunds bei Hans Bluher In Susanne zur Nieden Homosexualitat und Staatsrason Mannlichkeit Homophobie und Politik in Deutschland 1900 1945 Geschichte und Geschlechter Bd 46 Campus Verlag Frankfurt am Main u a 2005 ISBN 3 593 37749 7 S 100 117 Claudia Bruns Politik des Eros Der Mannerbund in Wissenschaft Politik und Jugendkultur 1880 1934 Bohlau Koln u a 2008 ISBN 978 3 412 14806 5 zugleich Hamburg Univ Diss 2004 Ulfried Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung Jugendfreundschaft und Sexualitat im Diskurs von Jugendbewegung Psychoanalyse und Jugendpsychologie am Beginn des 20 Jahrhunderts Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1113 Suhrkamp Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 518 28713 3 Bernd Ulrich Hergemoller Hans Bluher 1888 1955 Annotierte und kommentierte Biobibliographie 1905 2004 Hergemollers historiographische Hilfsmittel 1 HHL Verlag Hamburg 2004 ISBN 3 936152 04 7 Teil C zur Rezeption Inhaltsubersicht Memento vom 11 November 2009 im Internet Archive Susanne zur Nieden Claudia Bruns Und unsere germanische Art beruht bekanntlich zentnerschwer auf unserem Triebleben Der arische Korper als Schauplatz von Deutungskampfen bei Bluher Heimsoth und Rohm In Paula Diehl Hrsg Korper im Nationalsozialismus Bilder und Praxen Fink u a Munchen u a 2006 ISBN 3 7705 4256 8 S 111 128 Jurgen Plashues Hans Bluher Ein Leben zwischen Schwarz und Weiss In Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung 19 1999 2004 ISSN 0587 5277 S 146 185 Christopher Treiblmayr Mannerbunde und Schwulenbewegung im 20 Jahrhundert In Europaische Geschichte Online 2011 abgerufen am 29 Dezember 2011 Alexander Zinn Aus dem Volkskorper entfernt Homosexuelle Manner im Nationalsozialismus Campus Frankfurt am Main 2018 ISBN 978 3 593 50863 4 WeblinksLiteratur von und uber Hans Bluher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Nachlass Hans Bluher in der Universitatsbibliothek BaselOriginaltexte von Hans Bluher im NetzDie Theorie der Religionen und ihres Untergangs 1912 Niels Lyhne und das Problem der Bisexualitat Imago I 1912 S 386 400 PDF 43 kB Die drei Grundformen der sexuellen Inversion Eine sexuologische Studie Leipzig Max Spohr 1913 Einer der Homere und anderes in Prosa 1914 Der burgerliche und der geistige Antifeminismus 1915 Ulrich von Wilamowitz und der deutsche Geist 1871 1915 1915 Die Intellektuellen und die Geistigen 1916 Die Wiedergeburt der platonischen Akademie 1920 Die Aristie des Jesus von Nazareth 1921 Traktat uber die Heilkunde 1926 Die Achse der Natur 1949 PDF 2 05 MB Parerga zur Achse der Natur I 1952 Parerga zur Achse der Natur II 1952 AnmerkungenSterberegister StA Reinickendorf von Berlin Nr 285 1955 Claudia Bruns Kontroversen zwischen Freud Bluher und Hirschfeld Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen In dieselbe Ulrike Auga et al Hrsg Damonen Vamps und Hysterikerinnen Geschlechter und Rassenfigurationen in Wissen Medien und Alltag um 1900 Festschrift fur Christina von Braun transcript Bielefeld 2011 ISBN 978 3 8376 1572 2 S 161 183 hier S 162 Hans Bluher biographische Hinweise In Werner Kindt Hrsg Dokumentation der Jugendbewegung Band I Grundschriften der deutschen Jugendbewegung Diederichs Dusseldorf 1963 S 558 f Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Zweiter Teil Blute und Niedergang Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 152 ff Dabei gehorte er aber nicht zu den ublichen Pastorennaturen die nichts anderes kennen Seine Liebe war bei den Griechen das klassische Altertum galt ihm als Vorstufe zur christlichen Wahrheit und insofern liebte er es insofern verzieh er ihm Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 27 Hans Bluher Werke und Tage Geschichte eines Denkers Autobiographie Munchen 1953 S 25 Hans Bluher Werke und Tage Geschichte eines Denkers Autobiographie Munchen 1953 S 16 Zu Fischers Wandervogel Nomenklatur siehe Oberbachant Karl Fischer Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 133 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Zweiter Teil Blute und Niedergang Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 189 191 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Zweiter Teil Blute und Niedergang Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 167 f Ulrike Koch Ich erfuhr es von Fritz Klatt Kathe Kollwitz und Fritz Klatt In Kathe Kollwitz und ihre Freunde Katalog zur Sonderausstellung anlasslich des 150 Geburtstages von Kathe Kollwitz Hrsg vom Kathe Kollwitz Museum Berlin Lukas Verlag Berlin 2017 ISBN 978 3 86732 282 9 S 65 Anna M Lazzarino Del Grosso Armut und Reichtum im Denken Gerhohs von Reichersberg C H Beck Munchen 1973 S 83 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 206 f Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 54 f Hans Bluher biographische Hinweise in Werner Kindt Hrsg Dokumentation der Jugendbewegung Band I Grundschriften der deutschen Jugendbewegung Diederichs Dusseldorf 1963 S 558 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Zweiter Teil Blute und Niedergang Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 57 f Vgl Claudia Bruns Politik des Eros 2008 S 211 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Zweiter Teil Blute und Niedergang Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 49 f Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 323 Armin Mohler Die konservative Revolution in Deutschland 1918 1932 Ein Handbuch 3 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt S 31 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S VI ff Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 59 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 127 Packt euern Rucksack leicht In Die Zeit Nr 45 31 Oktober 2001 S 96 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 131 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 95 f Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 96 f Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 80 Claudia Bruns Kontroversen zwischen Freud Bluher und Hirschfeld Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen In dieselbe Ulrike Auga et al Hrsg Damonen Vamps und Hysterikerinnen Geschlechter und Rassenfigurationen in Wissen Medien und Alltag um 1900 Festschrift fur Christina von Braun transcript Bielefeld 2011 ISBN 978 3 8376 1572 2 S 161 183 hier S 166 Armin Mohler Die konservative Revolution in Deutschland 1918 1932 Ein Handbuch 3 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt ISBN 3 534 03955 6 S 67 Christian Fuller Die Revolution missbraucht ihre Kinder Sexuelle Gewalt in deutschen Protestbewegungen Hanser Munchen 2015 Claudia Bruns Kontroversen zwischen Freud Bluher und Hirschfeld Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen In dieselbe Ulrike Auga et al Hrsg Damonen Vamps und Hysterikerinnen Geschlechter und Rassenfigurationen in Wissen Medien und Alltag um 1900 Festschrift fur Christina von Braun transcript Bielefeld 2011 ISBN 978 3 8376 1572 2 S 161 183 hier S 177 Meike Sophia Baader Geschlechterverhaltnisse Sexualitat und Erotik in der burgerlichen Jugendbewegung In Barbara Stambolis Hrsg Aufbruch der Jugend Deutsche Jugendbewegung zwischen Selbstbestimmung und Verfuhrung Verlag des Germanisches Nationalmuseum Nurnberg 2013 ISBN 978 3 936688 77 1 S 58 66 hier S 60 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 46 f Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 219 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 220f Den Begriff der Inversion bevorzugte Bluher gegenuber dem der Homosexualitat mit der Begrundung Inversion verdeutliche dass nur die Richtung der Trieborientierung verandert und das Liebesobjekt ein anderes sei nicht aber das Liebesverhalten U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 83 U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 76 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Zweiter Teil Blute und Niedergang Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 120 f Sven Reiss Paderastie in der deutschen Jugendbewegung Eine kulturwissenschaftliche Annaherung In Zeitschrift fur Padagogik Band 62 Heft 5 2016 S 670 683 hier S 676 U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 69 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 231 U Brunotte Zwischen Eros und Krieg Mannerbund und Ritual in der Moderne 2004 S 72 f Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 33 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 337 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 338 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 339 f Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 251 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 252 f Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 255 f Hans Bluher Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phanomen Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 27 Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Zweiter Teil Blute und Niedergang Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 114 f Hans Bluher Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phanomen Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 110 Claudia Bruns Kontroversen zwischen Freud Bluher und Hirschfeld Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen In dieselbe Ulrike Auga et al Hrsg Damonen Vamps und Hysterikerinnen Geschlechter und Rassenfigurationen in Wissen Medien und Alltag um 1900 Festschrift fur Christina von Braun transcript Bielefeld 2011 ISBN 978 3 8376 1572 2 S 161 183 hier S 168 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 122 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 20 Jay Geller Freud Bluher and the Secessio Inversa Mannerbunde homosexuality and Freud s theory of cultural formation In Daniel Boyarin Daniel Itzkovitz Ann Pellegrini Hrsg Queer theory and the Jewish question Columbia University Press New York 2003 ISBN 0 231 11374 9 S 90 120 U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 16 308 Florian Mildenberger Der Diskurs uber mannliche Homosexualitat in der deutschen Medizin von 1880 bis heute In Dominik Gross Sabine Muller Jan Steinmetzer Hrsg Normal anders krank Akzeptanz Stigmatisierung und Pathologisierung im Kontext der Medizin Medizinisch wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Berlin 2008 ISBN 978 3 939069 28 7 S 90 Ulrike Brunotte Masculinities as Battleground of German Identity Politics Colonial Transfers Homophobia and Anti Semitism around 1900 In Waltraud Ernst Hrsg Grenzregime Geschlechterkonstellationen zwischen Kulturen und Raumen der Globalisierung Lit Verlag Munster 2010 ISBN 978 3 643 10713 8 S 178 U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 112 f An Hirschfelds Zwischenstufentheorie kritisierte Bluher dass Inversion darin als weibliche Eigenschaft des Mannes erscheine Sie verkenne damit den Mannerhelden S 113 f Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 50 f Hans Bluher Die Rede des Aristophanes Hamburg 1966 S 165 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 18 Hans Bluher Die Rede des Aristophanes Hamburg 1966 S 165 Die zwei Mannerarten waren nur als Idealtypen zu denken An vielen Stellen spricht Bluher von jener Kategorie von Bisexuellen die ihre Liebe dem Manne geben und beim Weibe Wollust suchen und sie ihm geben Eine scheinbar aussergewohnliche Aufspaltung des Eros der ich aber in hundert Varianten immer und immer wieder in meinen Sprechstunden begegnet bin S 94 f Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 199 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 201 Hans Bluher Die Rede des Aristophanes Hamburg 1966 S 165 Claudia Bruns Kontroversen zwischen Freud Bluher und Hirschfeld Zur Pathologisierung und Rassisierung des effeminierten Homosexuellen In dieselbe Ulrike Auga et al Hrsg Damonen Vamps und Hysterikerinnen Geschlechter und Rassenfigurationen in Wissen Medien und Alltag um 1900 Festschrift fur Christina von Braun transcript Bielefeld 2011 ISBN 978 3 8376 1572 2 S 161 183 hier S 173 f und 177 180 Hans Bluher Die Untaten des burgerlichen Typus In Bluher Gesammelte Aufsatze Jena 1919 S 41 Hans Bluher Die Wiedergeburt der platonischen Akademie Jena 1920 S 10 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 39 Hans Bluher Die Wiedergeburt der platonischen Akademie Jena 1920 S 22 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 299 Hans Bluher Ulrich von Wilamowitz und der deutsche Geist 1871 1915 In Bluher Philosophie auf Posten Gesammelte Schriften 1916 1921 Heidelberg 1928 S 48 51 Hans Bluher Die Wiedergeburt der platonischen Akademie Jena 1920 S 5 Hans Bluher Ulrich von Wilamowitz und der deutsche Geist 1871 1915 In Bluher Philosophie auf Posten Gesammelte Schriften 1916 1921 Heidelberg 1928 S 46 52 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 300 Patrick Kessler Die Neue Rechte in der Grauzone zwischen Rechtsextremismus und Konservatismus Protagonisten Programmatik und Positionierungsbewegungen LIT Verlag Munster 2018 ISBN 978 3 643 13844 6 S 45 Armin Mohler Die konservative Revolution in Deutschland 1918 1932 Ein Handbuch 3 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt S 67 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 322 f Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 324 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 399 f Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 176 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 148 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 170 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 144 f Nicolaus Sombart Wilhelm II Sundenbock und Herr der Mitte Berlin 1996 S 178 Mit dieser durchschlagenden zeitgenossischen Breitenwirkung kontrastiert Sombart deren geringe Beachtung in der heutigen Historiographie Die Angelegenheit wird bagatellisiert Es gibt in Deutschland kein Buch keine Monographie uber diesen Vorfall Nicolaus Sombart Wilhelm II Sundenbock und Herr der Mitte Berlin 1996 S 159 Nicolaus Sombart Wilhelm II Sundenbock und Herr der Mitte Berlin 1996 S 181 U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 305 Es uberrascht daher nicht dass der Kaiser nach dem Ersten Weltkrieg in seinem hollandischen Exil Bluhers Bucher las und Bluher personlich empfing Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Zweiter Teil Blute und Niedergang Zweite Auflage Berlin Tempelhof 1912 S 96 f Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 164 Benjamin Benno Adler Esra Die Geschichte eines orthodox judischen Jugendbundes zur Zeit der Weimarer Republik Harrassowitz Wiesbaden 2001 S 159 Claudia Bruns Politik des Eros Der Mannerbund in Wissenschaft Politik und Jugendkultur 1880 1934 Bohlau Koln u a 2008 S 442 u o Uwe Puschner Volkische Bewegung und Jugendbewegung Eine Problemskizze In Gideon Botsch Josef Haverkamp Hrsg Jugendbewegung Antisemitismus und rechtsradikale Politik Vom Freideutschen Jugendtag bis zur Gegenwart De Gruyter Berlin New York 2014 ISBN 978 3 11 030642 2 S 21 Maria Irod Antisemitism Antifeminism and the Crisis of German Culture in Early 20th Century In Studia Hebraica Band 9 10 2009 2010 S 330 339 Claudia Bruns The Politics of Masculinity in the Homo Sexual Discourse 1880 to 1920 In German History Band 23 Nr 3 S 306 320 claudiabruns de PDF 2 9 MB doi 10 1191 0266355405gh342oa Peter Longerich Antisemitismus Eine deutsche Geschichte Von der Aufklarung bis heute Siedler Munchen 2021 ISBN 978 3 8275 0067 0 S 216 Claudia Bruns Politik des Eros der Mannerbund in Wissenschaft Politik und Jugendkultur 1880 1934 Bohlau Koln 2008 ISBN 978 3 412 14806 5 S 443 books google ca lat fur Juda liegt offen zutage Alexander Bein Der judische Parasit In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Band 13 Heft 2 1965 S 151 ifz muenchen de abgerufen am 30 Januar 2016 Peter Longerich Antisemitismus Eine deutsche Geschichte Von der Aufklarung bis heute Siedler Munchen 2021 S 215 f Richard J Evans Das Dritte Reich und seine Verschworungstheorien Wer sie in die Welt gesetzt hat und wem sie nutzen DVA Munchen 2021 S 109 Peter Longerich Antisemitismus Eine deutsche Geschichte Von der Aufklarung bis heute Siedler Munchen 2021 S 276 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 152 von Hergemoller beispielsweise Hans Bluher Fuhrer und Volk in der Jugendbewegung Jena 1918 S 3 Hans Bluher Fuhrer und Volk in der Jugendbewegung Jena 1918 S 32 Dass in jeder jungen Generation die Menschheit durchbruchartig zu dem vorstosst was Wyneken Geist nennt und dass Jugendbewegung demnach geistige Bewegung sein muss das war seine Erkenntnis und aus ihr heraus kam all sein Handeln Sein Durchdringen hangt ab von einem Akte der Wahl Wyneken lebt unter der Jugend weder einsam noch im Besitze der Majoritat er lebt als Kraft unter ihr Langsam tritt eine Abwanderung ein vom Lager der Vielen und Trivialen zu den Wenigen und Gelungenen Das Volk wird grosser und reicher und es wird immer mehr zu spuren bekommen dass es unwurdig ist dem Freiheitsgeschrei der Volkstribunen Beachtung zu schenken wenn man einen Fuhrer in seiner Nahe weiss der zwar strenge zu sein und zu herrschen gewohnt ist der aber dafur die Eigenschaft hat die Dinge mit den Augen der Gotter zu sehen Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 245 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 328 f Auch zum Kreis um Stefan George soll sich Bluher mehrfach vergeblich um Zugang bemuht haben Hier hatte er seine schriftstellerische Vision von der Wiedergeburt der platonischen Akademie Hans Bluher Die Wiedergeburt der platonischen Akademie Jena 1920 moglicherweise verwirklichen wollen U Brunotte Zwischen Eros und Krieg Mannerbund und Ritual in der Moderne 2004 S 75 Armin Mohler Die konservative Revolution in Deutschland 1918 1932 Ein Handbuch 3 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt S 6 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 169 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 28 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 26 28 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 30 Alexander Zinn Aus dem Volkskorper entfernt 2018 S 243 250 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 238 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 444 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Zit n U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 171 f Hans Bluher Werke und Tage Geschichte eines Denkers Autobiographie Munchen 1953 S 424 f Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 265 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 300 f Hans Bluher Wandervogel Geschichte einer Jugendbewegung Erster Teil Heimat und Aufgang Dritte Auflage Berlin Tempelhof 1913 S 34 f Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 210 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 301 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 216 Hans Bluher Die Aristie des Jesus von Nazareth Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi Prien 1921 S 36 Hans Bluher Die Aristie des Jesus von Nazareth Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi Prien 1921 S 78 Dagegen hatte Bluher in der Theorie der Religionen und ihres Untergangs noch folgende Anschauung vertreten Das Christentum stellt eine Bastardierung zwischen indischem und judischem Religionswesen dar Wir hatten schon oben gesehen dass es wesentlich ein Nebenprodukt der abendlandischen Geschichte ist und dass sein Ja und Nein dem Leben gegenuber schwankt Eine dem ganz entsprechende Unsicherheit findet sich bei der Bedeutung des Handelns Der Christ wird nicht gerechtfertigt durch die eigene Sittlichkeit wie der Jude sondern im Glauben an die Erlosungstat Jesu der die Schuld der Menschheit auf sich genommen hat Hans Bluher Die Aristie des Jesus von Nazareth Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi Prien 1921 S 185 Hans Bluher Die Aristie des Jesus von Nazareth Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi Prien 1921 S 311 Hans Bluher Die Aristie des Jesus von Nazareth Philosophische Grundlegung der Lehre und der Erscheinung Christi Prien 1921 S 313 Bluher setzte noch hinzu Aber es darf nicht aus Grunden der Humanitat nicht vergossen werden sondern aus dem Wissen um den verruchten Zauber des Rituals Und wer es nicht weiss der soll der Autoritat glauben die es sagt Mehr darf nicht gesagt werden Diesem Werke aber bleibe fern wer nicht horen will ebda Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 217 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 350 Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Neuausgabe Stuttgart 1962 der 1917 19 in Jena erschienenen zweibandigen Erstausgabe S 31 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 119 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 116 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 200 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 16 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 50 Vgl Hans Bluher Die Achse der Natur S 85 Uber das archetypische Potential der Natur Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 311 ff 352 ff Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 313 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 83f Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 332 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 338 Diese teils an Nietzsche angelehnten Vorstellungen lassen Bluher in Bezug auf das Volk Israel zu dem Schluss kommen Die Natur hat beim Volke Israel in der sekundaren Rasse besonders tief hinunter und in der primaren Rasse besonders hoch hinauf gegriffen und diese eigentumliche Anlage sichert ihm einen ausserordentlichen Bestand fur den Lauf der Weltgeschichte Ebenda S 346 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 369 Vgl das Kapitel uber Paracelsus und Samuel Hahnemann die Bluher fur dieselbe Person halt der eine seiner Zeit gemass polternd verkundigend wie Luther der andere seiner Zeit gemass enzyklopadisch aufklarend beide aber besessen von demselben Gesetz dessen klare Erkenntnis Medizin als Wissenschaft uberhaupt erst begrunde namlich die Natur ist der Mensch nach aussen gewendet die Krankheit ist die Arzeney nach innen gewendet das umbewenden gibt der Arzt Paracelsus Dadurch erst sei es moglich die Krankheiten bei ihren richtigen vom Objekt her stammenden Namen zu nennen und damit ware die Erkenntnis genau so ein reines Ereignis der Natur wie die Heilung Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 276 ff vgl auch Traktat uber die Heilkunde insbesondere die Neurosenlehre Jena 1926 Vgl Hans Bluher Die Achse der Natur S 125ff Der Eros als Organ fur die Person Vgl Hans Bluher Die Achse der Natur S 132ff Eros und Erbsunde S 135f Medea und die Quelle des Bosen Vgl auch Hans Bluher Parerga zur Achse der Natur Stuttgart 1952 S 95 Exakte Mythologie des Sundenfalles erlautert am hebraischen Text Eine Fuge uber das hebraische Schlusselwort jada in Genesis 3 zu dessen Bedeutungsumfang sowohl Erkennen Wissen als auch Begehren Lust gehoren Bluher kommt zu dem Schluss der Apfelbiss sei nur unvermeidlicher Ausloser des Verhangnisses der tiefere Grund liege im Charakter der Schopfung Vgl Hans Bluher Die Achse der Natur S 387 Das Gesetz und die Antinomie des Gesetzes Vgl Hans Bluher Die Achse der Natur S 422ff Gesetz und Evangelium Vgl Hans Bluher Die Achse der Natur S 568 ff Der Durchbruch von Golgatha und die Weltgeschichte Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 383 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 384 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 418 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 419 f an anderer Stelle heisst es bekraftigend Niemand aber hat Zugang zur Religion der nicht ob glucklich oder nicht die irdische Liebe kennt Ebda S 572 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 432 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 436 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 569 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 571 Hans Bluher Die Achse der Natur Stuttgart 1952 S 572 f hergemoeller de Memento vom 11 November 2009 im Internet Archive Walter Laqueur Die deutsche Jugendbewegung Verlag Wissenschaft und Politik Koln 1978 S 63 66 Hans Joachim Schoeps Herausgeber im Vorwort zur Neuausgabe von Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Stuttgart 1962 S 6 10 Bernd Nitzschke Ein Privatgelehrter in des Kaisers Kutsche uber Hans Bluhers Buch Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft 1917 19 werkblatt at Gustav Wyneken Wandervogel und freie Schulgemeinde In Die freie Schulgemeinde Heft 2 Januar 1913 Zit n Werner Kindt Hrsg Dokumentation der Jugendbewegung Band I Grundschriften der deutschen Jugendbewegung Diederichs Dusseldorf 1963 S 84 Zit n Bernd Nitzschke Ein Privatgelehrter in des Kaisers Kutsche uber Hans Bluhers Buch Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft 1917 19 werkblatt at Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 35 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 348 Harry Graf Kessler Tagebuch 3 Januar 1919 Hans Bluher Werke und Tage Munchen 1953 S 353 Kurt Tucholsky Der Darmstadter Armleuchter Aber sage mir wen du zu Gegnern hast und ich will dir sagen was du fur ein Kerl bist Dieser zum Beispiel hat Bluhern Das ist der Philosoph der Berliner westlichen Vororte in denen die Kleinburger wohnen ein ewiger Steglitzer Er hat sich bis ins Mannesalter etwas durchaus Infantiles bewahrt nicht etwa Jungenhaftes sondern eine stehengebliebene Pennalerphantasie alles was er schreibt tragt heute noch die Pickel einer muhevollen Zeit Der also hat einen offenen Brief an Hermann Keyserling gerichtet in deutscher und christlicher Sache ein Buchhalter der auf einen Maskenball als Martin Luther geht Die Elemente der deutschen Position heisst das Ding Was die beiden voneinander wollen weiss ich nicht Keyserling hat den andern fur einen grossen Magier erklart und Bluher buckelt vor jenem herum ein ziemlich scheusslicher Anblick S 41 Deutschland weist von allen Landern am markantesten und unfehlbarsten zwei solcher verpflichtenden Gestalten auf die durch ihr Alter schon in die mythische Sphare geruckt sind und denen deshalb ja nur deshalb eine wahre historische Macht innewohnt Wer Hindenburg und Stefan George Dies ist das schonste und das je in deutscher Sprache geschrieben worden ist In Bluher tobt durchaus und durchum der Kampf der Tertia Von George noch zu reden erubrigt sich aber es ist Ihnen vielleicht neu zu erfahren dass Hindenburg der angesehenste Mann der Welt ist Fragen Sie den Vorsteher des Weltpostamts in Steglitz und er wird Ihnen das bestatigen Karl Sonntag Hans Bluher Zit n Werner Kindt Hrsg Dokumentation der Jugendbewegung Band I Grundschriften der deutschen Jugendbewegung Diederichs Dusseldorf 1963 S 322 325 U Brunotte Zwischen Eros und Krieg Mannerbund und Ritual in der Moderne 2004 S 88 Thomas Mann Von deutscher Republik Gerhart Hauptmann zum sechzigsten Geburtstag In Ders Essays Bd 2 Frankfurt am Main 1993 S 153 f Zitiert nach U Brunotte Zwischen Eros und Krieg Mannerbund und Ritual in der Moderne 2004 S 88 Auch rechtsradikale Fememorde brachte Thomas Mann mit dem Mannerbund in Zusammenhang Die politische Einstellung seiner Glaubigen pflegt nationalistisch und kriegerisch zu sein und man sagt dass Beziehungen solcher Art den geheimen Kitt monarchistischer Bunde bilden ja dass ein erotisch politisches Pathos nach dem Muster gewisser antiker Freund Liebschaften einzelnen terroristischen Taten dieser Tage zugrunde gelegen habe Zitiert nach U Brunotte Zwischen Eros und Krieg Mannerbund und Ritual in der Moderne 2004 S 102 http www hergemoeller de hans blueher htm Memento vom 11 November 2009 im Internet Archive Hans Joachim Schoeps Herausgeber im Vorwort zur Neuausgabe von Hans Bluher Die Rolle der Erotik in der mannlichen Gesellschaft Stuttgart 1962 S 6 f Nicolaus Sombart Wilhelm II Sundenbock und Herr der Mitte Berlin 1996 S 72 f Nicolaus Sombart Wilhelm II Sundenbock und Herr der Mitte Berlin 1996 S 201 U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 98 103 U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 14 f Mit Blick auf die gesellschaftliche Gegenwart greift Geuter die zweite grosse Welle der Frauenemanzipation in den 1970er Jahren auf wie damals begleitet von einem Coming out der Homosexuellen und reflektiert eine Intensivierung des Geschlechterkampfes sowie irrationale mannliche Reaktionen auf das Auftauchen der befreiten Frau Das erinnert an die Jugendbewegung Die Manner von heute suchen zwar nicht den Ausweg in Wandervogelgruppen doch wie damals finden sich auch heute sensible Teile von ihnen in eigenen Gruppen zusammen in Mannergruppen in denen die Wanderfahrt nach innen geht und dabei der zarte und verletzliche und neuerdings auch wieder wilde Mann entdeckt wird Die Schwierigkeit zu einer erwachsenen geschlechtlichen Identitat zu kommen hat sich ausgeweitet Statt einer gestreckten Pubertat kennen wir mittlerweile die Postadoleszenz die beliebig dehnbar ist Wie jene damals ist diese heute vor allem ein Phanomen der gebildeten Schichten Lebenslanges Unfertigsein als ewige Bereitschaft zur Veranderung geriet dort zu einem neuen Ideal ebda S 309 f U Geuter Homosexualitat in der deutschen Jugendbewegung 1994 S 169 Vielleicht ist das der Grund dafur dass Bluher in seinem Werk auch nicht fur das sexuelle Ausleben der Homosexualitat eintrat sondern die Staat und Bund bildende Macht der homosexuellen Gefuhle in der Vordergrund stellte ebda U Brunotte Zwischen Eros und Krieg Mannerbund und Ritual in der Moderne 2004 S 7 f S 14 S 73 Das Bluhersche Fruhwerk hat fur Brunotte die Qualitat einer seismographischen Zeitdiagnose die es als eine bedeutende mentalitatsgeschichtliche Zeit Quelle zu rekonstruieren gelte Ebda S 72 78 Tobias Neef Das Starkste Tabu Zum Tabu der Padosexualitat und seiner Infragestellung In INDES Zeitschrift fur Politik und Gesellschaft 2014 Heft 2 Tabus S 81 90 hier S 82 Heiratsregister StA Niederschonhausen Nr 81 1917Normdaten Person GND 118664034 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN nr89014067 VIAF 805975 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bluher HansALTERNATIVNAMEN Bluher Hans Erich Karl Albert Hermann vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller und PhilosophGEBURTSDATUM 17 Februar 1888GEBURTSORT Freiburg in SchlesienSTERBEDATUM 4 Februar 1955STERBEORT Berlin

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